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498 KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. 12. JAHRGANG. Nr. 13 ~. APRIL 1933 lange vor dem Normalwerden des Blutbefundes ein und hi~ngt -- wie aus dem starken Anstieg der Reticulocyten zu ersehen ist -- mit der maximal gesteigerten Knochenmarksfunktion zusammen ~. L. wurde mit normMem Blutbefund und in gutem Kr~fte- und Ern~ihrungszustand entlassen. Themp/e.'3• ~son 3xgoocrlzHeloq/.n_.~/ ~5 Tnc > ~ #S Tm o H~Z K~gZ ' 1 ! t i l \ ~ I n .~. I / _~.o-- 0 s l~ 15. 20. 25. 30 35. qa. qs. 50. aehandlun#s/a 0" Kurve 2. 3: Pat. P. Sch., 39 Jahre all:. Krankengeschichte Rec.- Nr. 194/193o. Sch. leidet seit I Jahre an einer pernizi6sen An~imie. Bei der Aufnahme in die Klinik ergibt sich folgender BlutbeJund: Erythrocyten 1, 5 IViillionen, H~moglobin 43%, Fiirbeindex 1,3, Leukocyten 52oo. Blutausstr$ch: Anisocytose, Poikilocytose, Poly- chromasie, einige iV[egalocyten und Megaloblasten, im weil3en Blut- bild eine relative Lymphocytose. ]~etieulocyten i8~ ., Blut- senkung: 20,60, 147 nach i, 2 und 24 Stunden, Bilirubin im Serum: dir. o, indir. 1,62 rag%, Magenuntersuchung: Achylie. Sch. wird zun~chst mit 2ram 2o ccm Hepatrat und xoo g Frischleber behandelt. Keine Besserung, ebenso nicht nach 3mM 20 ccm Hepatrat und 15o g Frischleber t~glich. Nach etwa 3 Wochen ist der Blutbefund noch unver~ndert, Patient erhielt dann 3mM 2o ccm Arsen-Hepatrat, 3ram 20 Mixt. pepsin., 15 ~ g Frischleber, 3mM io Tropfen HCL. Trotz dieser intensiven ]3ehandlung ist 5 Wochen nach Aufnahme in die Klinik noch keine Besserung festzustellen. Die Erythro- eyten sind yon 1,5 Millionen auf 1,62 Millionen angestiegen. Durch eine aufgetretene Thrombophlebitis beiderseits, eine sehr schwere Thrombose in beiden unteren Extremit~iten bis hinauf in die Vena cava wird die Besserung der Blutkrankheit auBerordentlich verz6gert. 14 Tage lang erh~ilt der Patient auBer der zuletzt angeffihrten Therapie noch t~iglich 3ram I Messerspitze voll Stomopson, wiederum ohne nennenswerten Erfolg. Daraufhin entschlieBen wit uns, dem Patienten an Thempie. Abwechse/nd Hepcdm/, A~ 'enhepcdm/, FPisch- /ebeq ~omopson, *fcr/~sdu/~614/21pepsin. v.sv/ s Text .0 2 ~z 6 8 I0 l~ fz/ ~ Behand/un~'sz~// in ldlooken Kurve 3. 12 aufeinanderfolgenden Tagen je 2 mg Thyroxin zu verordnen. Der Nr- ]olg ist i~berrasehend. Die Reticulocyten steigen auI 870/0o an, Erythro- cytenzahl und H~mo- globin bessern sich schon nach wenigen Tagen (s. Kurve 3). Nach Weiter- behandlung mit 5ram 20 ccm Hepatrat und 3mM I Acidol-Pepsin ist der Blutbefund 8 Wochen nach Ver- abreichung des Thyroxin normal. Ein erneuter leichter Ab- ~M1 der Erythrocyten wird dutch eine Verordnung yon 3 mal 2 mg Thyroxin an 3 aufeinanderfolgenden Tagen erfolgreich behandelt, und kurze Zeit darauf wird der Patient mit nor- malem ]31utbefund und in gutem Kr~fte- und Ern~hrungs- zustand entlassen. Zusammenfassend ist festzustellen, dab in allen von uns mit Thyroxin behandelten F~llen yon An~mie -- gleichgfiltig, ob sekundXr oder primer -- ein gtinstiger EinfiuB auf die Erythropoese ausgetibt werden konnte. Dies geht ffir die letzterei1 aus den oben mitgeteilten F~llen einwandfrei hervor. Auf Grund unserer Erfahrungen haben wir beobachten k6nnen, dab bei der Anaemia perniciosa die Latenzzeit bis zur Wirkung der Leberextrakte dutch Thyroxin weselltlich abgekiirzt wird und gewisse sog. leberrefrakt~ire An~imien nach einer durch Thyroxin hervorgerufenen Reizung des Knoehenmarks mit Erfolg auf die bekannte Behandlung ansprechen. Voraus- setzung ffir die Wirkung des Thyroxins ist selbstverst~indlich ein der Regeneration noch f~higes Knochenmark, die Erythro- poese wird aus diesem Grund bei sekund~ren An~imien im Verlauf sehr schwerer Leuk/imien oder Carcinome kaum oder nicht zu beeinflussen sein (STocKING~R16). Die Anwendung des Thyroxins als unterst~tzende therapeutische Magnahme ist daher in Mien An~imief~llen zu empfehlen, in denen die be- kannte Latenzzeit bis zur Wirkung der Leberextrakte ver- kfirzt werden soil oder bei alien leber-, arsen- oder eisen- resistenten An~imien, wo der durch das Thyroxin bedingte Reiz auf das Knochenmark eine doch noch eintretende bzw. schnellere Wirkung dieser Mittel hervorrufen solI. Literatur: i BLANK, Dtsch. Arch. klin. Ned. 132, 16 (192o). -- 2 LANDSBERG, Med. Klin. 23, Nr 47, 1817 (1927). - - a 1V[OLDAWSKY, Z. klin. Med. I14, 346 (193o). -- 4 H. ZOI~DEK, Klin. Wschr. 1926, Nr 2o, 876. -- 5 NAEGELI, Folia haematol. Arch. 25, 3 (1919). -- 6MANSFELD, Pflflgers Arch. I52 , 23 (1913). -- 7 ASHER, Klin. XYschr. 1927 , 163. _ s GLITSCH, Z. exper. Med. 73, 692 (193o). -- 9 DAM- BL~, Z. exper. Ned. 86, 595 (1933). -- x0 MORAWITZ, Arch. f. exper. Path, 6o, 298 (19o9). -- 11 DENECKE, Z. exper, ivied. 36, 179 (1923). -- 12 DAMBLs Z. exper. Med. 86, 608 (1933). -- ISTsuKAMOTO, TOHOKt% J.exper.Med.6, 286 (1925). -- x4 STOCI~IN- GER, Z. exper. Nied. 58 (1928); 65 (1929). -- 15 UNVERRICHT, Klin. Wschr. I923, 166. -- 16 SToeI~INGER, Med. Klin. 28, Nr 49, 1697 (1932). IJBER VERANDERUNGEN DES MENSCHLICHEN ELEKTROKARDIOGRAMMS BEI CIRCUMSCRIPTEN HERZMUSKELL~SIONEN. Von ERNST FLAUM. Aus der n. Medizinischen Universit~tsklinikia Wien (Vorstand: Professor N. JAGI~). Die im Tierexperiment nach den verschiedenartigsten L~sionen des Myokards auftretenden Yer~nderungen des Elektrokardiogramms zeigen in gewisser Hinsicht unverkenn- bare Ahnliehkeit mit den nach Coronargef~13unterbindung zu beobachtenden Bildern. Diese wieder sind jenen Elektro- kardiogrammen weitgehend analog,' welehe in der mensch- lichen Pathologie bei F~llen yon Coronarthrombose registriert werden k6nnen. (Eine ausffihrliche Besprechung der ein- schl~gigen Literatur finder sich in unserer Arbeit im Wien. Arch. inn. Med.; im Druck.) Die genannten Beziehungen deuten darauf bin, dab nicht die Affektion des Coronargef~tl3- systems an sich ffir das Auftreten der elektrokardiographischen Zeichen des Coronarverschlusses verantwortlich zu machen ist, sondern dab erst die infarzierte Myokardpartie das Elektrokardiogramm im Sinne der charakteristischen Ver- ~nderungen beeinfiuBt. In den letzten Jahren hat nun die Kenntnis der Coronar- ver~nderungen des Elektrokardiogramms solche Fortschritte gemacht, dab wir heute meist nicht nur ill der Lage sind, die Coronarthrombose mit Sicherheit zu diagnostizieren, sondern auch den Sitz des Coronarinfarktes bis zu einem gewissen Grade zu bestimmen. PARKINSON und BEI)FORD haben, je nachdem, ob die charakteristischen Ver~nderungen des Kammerkomplexes in Ableitung I (und evtl. n) oder in Ab- leitung III (und n) auftreten, einen Typus T 1 und einen Typus T S unterschieden. ]BAI~N~S und WRITTEN setzten nun diese beiden Typen zu der Lokalisation des Myokardinfarktes in t3eziehung und kamen zu dem seither yon einer Reihe VOtl Nachuntersuchern best~tigten Ergebnis, dab bei Infarzierung des rechten Ventrikels und jener Anteile des linken, welche ebenso ,Me der rechte yon der reehten Coronararterie versorgt sind (also seiner basMen hinteren Absehllitte) der Typus Tx, bei Infarzierung jedoch jener Anteile des linken Ventrikels, welche zum Versorgungsgebiet der linken Coronararterie ge- h6ren (also seiner apikalen vorderen Partien) der Typus T 3 beobaehtet wird. Zu der in theoretischer wie in praktischer Hinsicht gleicher- maBen wichfigen Prage, ob die als Coronarver~inderungen be- kannten Abweichungen des menschlichen Elektrokardio-

Über Veränderungen des Menschlichen Elektrokardiogramms bei Circumscripten Herzmuskelläsionen

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498 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 12. J A H R G A N G . Nr . 13 ~. APRIL 1933

lange vor dem Normalwerden des Blutbefundes ein und hi~ngt -- wie aus dem starken Anstieg der Reticulocyten zu ersehen ist - - mit der maximal gesteigerten Knochenmarksfunktion zusammen ~.

L. wurde m i t normMem Blu tbe fund und in gu tem Kr~fte- und Ern~ihrungszustand entlassen.

Themp/e.'3• ~son 3xgoocrlzHeloq/.n_.~/ ~5 Tnc > ~ #S Tm o H~Z K~gZ

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0 s l~ 15. 20. 25. 30 35. qa. qs. 50. aehandlun#s/a 0"

Kurve 2.

�9 3: Pat. P. Sch., 39 Jahre all:. Krankengeschichte Rec.- Nr. 194/193o. Sch. leidet seit I Jahre an einer pernizi6sen An~imie. Bei der Aufnahme in die Klinik ergibt sich folgender BlutbeJund: Erythrocyten 1, 5 IViillionen, H~moglobin 43%, Fiirbeindex 1,3, Leukocyten 52oo. Blutausstr$ch: Anisocytose, Poikilocytose, Poly- chromasie, einige iV[egalocyten und Megaloblasten, im weil3en Blut- bild eine relative Lymphocytose. ]~etieulocyten i8~ ., Blut- senkung: 20,60, 147 nach i, 2 und 24 Stunden, Bi l i rub in im Serum: dir. o, indir. 1,62 rag%, Magenuntersuchung: Achylie.

Sch. wird zun~chst mi t 2ram 2o ccm H e p a t r a t und xoo g Fr ischleber behandel t . Keine Besserung, ebenso n ich t nach 3mM 20 ccm H e p a t r a t und 15o g Fr ischleber t~glich. Nach e twa 3 Wochen ist der B lu tbe fund noch unver~nder t , Pa t i en t erhie l t dann 3mM 2o ccm Arsen-Hepa t ra t , 3 ram 20 Mixt . pepsin., 15 ~ g Frischleber, 3mM io Tropfen HCL. Tro tz dieser in tens iven ]3ehandlung ist 5 Wochen nach Aufnahme in die Kl in ik noch keine Besserung festzustellen. Die E ry th ro - ey ten sind yon 1,5 Mill ionen auf 1,62 Millionen angestiegen. Durch eine aufget re tene Thrombophleb i t i s beiderseits, eine sehr schwere Thrombose in beiden unteren Extremit~i ten bis h inauf in die Vena cava wird die Besserung der B lu tk rankhe i t auBerordent l ich verz6gert . 14 Tage lang erh~ilt der Pa t i en t auBer der zule tz t angeff ihrten Therapie noch t~iglich 3ram I Messerspitze vol l Stomopson, wiederum ohne nennenswer ten Erfolg. Daraufh in entschlieBen wi t uns, dem Pa t i en t en an

Thempie. Abwechse/nd Hepcdm/, A~ 'enhepcdm/, FPisch- /ebeq ~omopson, *fcr/~sdu/~614/21pepsin. v.sv/ s Text

.0 2 ~z 6 8 I0 l~ fz/ ~ Behand/un~'sz~// in ldlooken

Kurve 3.

12 aufe inanderfolgenden Tagen je 2 mg Thyrox in zu verordnen. D e r N r - ]olg i s t i~berrasehend. Die Re t i cu locy ten steigen auI 870/0 o an, E ry th ro - cy tenzahl und H~mo- globin bessern sich schon nach wenigen Tagen (s. K u r v e 3). Nach Wei te r - behandlung m i t 5 ram 20 ccm H e p a t r a t und 3mM I Acidol-Pepsin ist der B lu tbe fund 8 W o c h e n nach Ver-

abre ichung des Thyrox in normal. E in e rneuter le ichter Ab- ~M1 der E r y t h r o c y t e n wird du tch eine Verordnung yon 3 mal 2 mg Thyrox in an 3 aufe inanderfolgenden Tagen erfolgreich behandel t , und kurze Zeit da rauf wird der Pa t i en t mi t nor- ma lem ]31utbefund und in gu t em Kr~f te - und Ern~hrungs- zus tand entlassen.

Z u s a m m e n f a s s e n d is t festzustellen, dab in allen von uns m i t T h y r o x i n behande l ten F~llen yon An~mie - - gleichgfiltig, ob sekundXr oder p r imer - - ein gt inst iger EinfiuB auf die E ry th ropoese ausgetibt werden konnte . Dies geht ffir die letzterei1 aus den oben mi tge te i l t en F~llen einwandfrei hervor . Auf Grund unserer Er fah rungen haben wir beobach ten k6nnen, dab bei der Anaemia perniciosa die La tenzze i t bis zur Wi rkung der Lebe rex t r ak t e du tch Thyrox in wesell t l ich abgeki irzt wird und gewisse sog. leberrefrakt~ire An~imien nach einer durch Thyrox in hervorgerufenen Re izung des Knoehenmarks m i t

Erfolg auf die bekannte Behand lung ansprechen. Voraus- setzung ffir die Wirkung des Thyrox ins ist selbstverst~indlich ein der Regenera t ion noch f~higes Knochenmark , die E r y t h r o - poese wird aus diesem Grund bei sekund~ren An~imien im Verlauf sehr schwerer Leuk/ imien oder Carcinome k a u m oder n icht zu beeinflussen sein (STocKING~R16). Die Anwendung des Thyrox ins als un te r s t~ t zende therapeut i sche Magnahme ist daher in Mien An~imief~llen zu empfehlen, in denen die be- kann te La tenzze i t bis zur Wi rkung der Lebe rex t r ak te ver- kfirzt werden soil oder bei alien leber-, arsen- oder eisen- res is tenten An~imien, wo der durch das Thyrox in bedingte Reiz auf das Knochenmark eine doch noch e in t re tende bzw. schnellere Wi rkung dieser Mit te l hervor rufen solI.

L i t e r a t u r : i BLANK, Dtsch. Arch. klin. Ned. 132, 16 (192o). -- 2 LANDSBERG, Med. Klin. 23, Nr 47, 1817 (1927). - - a 1V[OLDAWSKY, Z. klin. Med. I14, 346 (193o). - - 4 H. ZOI~DEK, Klin. Wschr. 1926, Nr 2o, 876. - - 5 NAEGELI, Folia haematol. Arch. 25, 3 (1919) . - - 6MANSFELD, Pflflgers Arch. I52 , 23 (1913). - - 7 ASHER, Klin. XYschr. 1927 , 163. _ s GLITSCH, Z. exper. Med. 73, 692 (193o). -- 9 DAM- BL~, Z. exper. Ned. 86, 595 (1933). -- x0 MORAWITZ, Arch. f. exper. Path, 6o, 298 (19o9). -- 11 DENECKE, Z. exper, ivied. 36, 179 (1923). -- 12 DAMBLs Z. exper. Med. 86, 608 (1933). -- ISTsuKAMOTO, TOHOKt% J.exper.Med.6, 286 (1925). - - x4 STOCI~IN- GER, Z. exper. Nied. 58 (1928); 65 (1929) . - - 15 UNVERRICHT, Klin. Wschr. I923, 166. -- 16 SToeI~INGER, Med. Klin. 28, Nr 49, 1697 (1932).

IJBER VERANDERUNGEN DES MENSCHLICHEN ELEKTROKARDIOGRAMMS BEI CIRCUMSCRIPTEN

HERZMUSKELL~SIONEN. Von

ERNST FLAUM. Aus der n . Medizinischen Universit~tsklinik ia Wien (Vorstand: Professor N. JAGI~).

Die im T ie rexper imen t nach den versch iedenar t igs ten L~sionen des Myokards auf t r e t enden Yer~nderungen des E lek t roka rd iog ramms zeigen in gewisser Hins ich t unverkenn- bare Ahnl iehkei t mi t den nach Coronargef~13unterbindung zu beobach tenden Bildern. Diese wieder sind jenen Elek t ro- ka rd iog rammen wei tgehend analog, ' welehe in der mensch- l ichen Pathologie bei F~llen yon Coronar thrombose regis t r ier t werden k6nnen. (Eine ausffihrliche Besprechung der ein- schl~gigen L i t e ra tu r f inder sich in unserer Arbe i t im Wien. Arch. inn. Med.; im Druck.) Die genannten Beziehungen deu ten darauf bin, dab nicht die Affekt ion des Coronargef~tl3- sys tems an sich ffir das Auf t re ten der e lekt rokardiographischen Zeichen des Coronarverschlusses ve ran twor t l i ch zu machen ist, sondern dab erst die infarzier te Myokardpar t i e das E l ek t roka rd iog ramm im Sinne der charakter i s t i schen Ver- ~nderungen beeinfiuBt.

I n den l e tz ten J a h r e n h a t nun die Kenntn i s der Coronar- ver~nderungen des E lek t roka rd iog ramms solche For t schr i t t e gemacht , dab wir heute meis t n icht nur ill der Lage sind, die Coronar thrombose mi t Sicherhei t zu diagnostizieren, sondern auch den Sitz des Coronar infarktes bis zu e inem gewissen Grade zu bes t immen. PARKINSON und BEI)FORD haben, je nachdem, ob die charakter is t i schen Ver~nderungen des K a m m e r k o m p l e x e s in Able i tung I (und evtl . n) oder in Ab- le i tung I I I (und n) auf t re ten, e inen Typus T 1 und einen Typus T S unterschieden. ]BAI~N~S und WRITTEN setz ten nun diese beiden Typen zu der Lokal isa t ion des Myokardinfarktes in t3eziehung und kamen zu dem sei ther yon einer Reihe VOtl Nachunte rsuchern bes t~t ig ten Ergebnis , dab bei Infarz ie rung des rechten Ventr ikels und jener Antei le des linken, welche ebenso ,Me der rechte yon der reeh ten Coronarar ter ie versorg t sind (also seiner basMen h in te ren Absehll i t te) der Typus Tx, bei Infarz ie rung jedoch jener Antei le des l inken Ventrikels, welche zum Versorgungsgebie t der l inken Coronarar ter ie ge- h6ren (also seiner apikalen vorderen Part ien) der Typus T 3 beobaeh te t wird.

Zu der in theoret ischer wie in prakt ischer Hins ich t gleicher- maBen wichf igen Prage, ob die als Coronarver~inderungen be- kann ten Abweichungen des menschl ichen Elek t rokard io-

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I. APRIL ~933 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 12. J A H R G A N G . N r . 13 499

g r a m m s t a t s ~ c h l i c h l e t z t e n E n d e s y o n e iner S t 6 r u n g de r C o r o n a r z i r k u l a t i o n abh~Lngig s ind, k o n n t e n wir e inen n i c h t u n i n t e r e s s a n t e n B e i t r a g l iefern, i n d e m wir bet B e a r b e i t u n g des in Rede s t e h e n d e n P r o b l e m s n ich t , wie dies b i she r zu- me i s t geschehen ist , FMle y o n C o r o n a r t h r o m b o s e zu r U n t e r - s u c h u n g he ranzogen , s o n d e r n F~lle y o n H e r z v e r l e t z u n g elek- t r o k a r d i o g r a p h i s c h u n t e r s u c h t e n . I m fo lgenden set f iber e i n e n y o n i h n e n k u r z b e r i c h t e t .

Dutch Zufall war es uns m6glich, den Pat., einen 38 j ahr. Musiker, vor der Werletzung klinisch und elektrokardiographisch zu unter- suchen, als er uns zur internist ischen Begutachtung yon der Nerven- klinik zugewiesen wurde. Damals konn ten wir bei dem Pat., der an ether spastischen Hemiparese lift, ein kombiniertes endokardi- tisches Vit ium - - Mitralstenose und -insuffizienz, Aorteninsuffizienz (und -stenose)? - - feststellen. Das Herz war in toto vergr613ert (insbesonders der linke Ventrikel und der rechte Vorho~) und leicht insuffizient (Hydrothorax rechts). Der Puls war komplet t a r rhyth- misch; elektrokardiographisch wurde Vorhoffl immern mit ver- einzelten ventrikul~reI1 Extrasystolen yore Linkstypus nach- gewiesen. Genau 6 Monate nachdem wir den Pat . untersucht bat ten, nn te rnahm er einen Selbstmordversuch, indem er sich mi t einem Manikfirmesser eine Stichverletzung des Herzens beibrachte. In ohnm~chtigem Zustand wurde der Pat . auf die Unfal ls tat ion der II . Chirurgischen t( l inik gebracht und bier, da bereits Zeichen yon Herz tamponade aufgetreten waren, yon Assistenten Dr. FELSEN- REICH operiert. Das Herz war aul3erordentlich vergr613ert und zeigte eine 5 mal 5 mm groBe Stichwunde in der Mitte der Vorder- wand des rechtetl Ventrikels, die dureh 2 Catgutn~hte verschlossen wurde ; glat ter Heilungsverlauf. Pat . verlieB bereits am 4. Tage nach der Operation das Bett . Am 17. Tage nach der Operation wurde uns der Pat. abermals zur elektrokardiographischen Untersuchung zugewiesen. Nunmehr ha t te sich das Elektrokardiogramm insofern ge~ndert, als bet gleichbleibender Sai tenspannung die Ausschl~ge etwas gr6Ber geworden waren, vor allem aber insofern, als sich die Form der Nachschwankung v611ig ge~ndert ha t t e : W~hrend frfiher das S-T-Stfick in allen 3 Ableitungen isoelektrisch verlaufen, die T-Zacke fiberall positiv gewesen war, ging nun in Ableitung I und I I die S-T-Strecke unterhalb der Nullinie "con der Hauptschwankung ab, verlief in einem mi t der Konvexi t~t nach oben gerichteten Bogen und ging in eine spitze, rein negative T-Zacke fiber. Durch das freundliche Entgegenkommen des Herrn Assistenten Dr. RISAK yon der I I I . Medizinischen IZlinik ha t t en wir Gelegenheit, den Pat. in der Folgezeit noch wiederholt elektrokardiographisch zu untersuchen. Hierbei konnten wir feststellen, daB die Ausschl~ge langsam wieder kleiner wurden, daB die Negat ivi t~t der Nach- schwankung allm~hlich wieder abnahm, dab die S-T-Strecke wieder in die Nullinie rfickte, die T-Zacke in Ablei tung I I wieder positiv wurde, bis schlieBlich nach etwa 8 Monaten das I(urvenbild dem ursprfinglichen, vor der Verletzung registrierten, wieder gleich geworden war.

Le ide r fehlei i in uns e r e r Serie die E l e k t r o k a r d i o g r a m m e aus d e n e r s t en T a g e n n a c h de r Ver le tzung . I m m e r h i n g l a u b e n wir n a c h d e n b e s c h r i e b e n e n A b w a n d l u n g e n de r N a c h s c h w a n - k u n g u n d v o r a l l em n a c h i h r e m c h a r a k t e r i s t i s c h e n ze i t l i chen A b l a u f sagen zu dfirfen, d a b die bei u n s e r e m P a t i e n t e n beob - a c h t e t e i i e l e k t r o k a r d i o g r a p h i s c h e n V e r ~ n d e r u n g e n j e n e n glei- chert, welche n a c h Cor ona r a r t e r i enve r s ch l uB ange~roffen werden . Dieser U m s t a n d e r s che in t uns d e s h a l b b e m e r k e n s - wer t , well die V e r l e t z u n g in de r Mi t re de r V o r d e r w a n d des r e c h t e n Ven t r ike l s gelegen war , somi t a n e ther Stelle, a n de r gr6Bere Coronargef~13Xste m e i s t fehlen , f e rne r well s ich de r O p e r a t e u r n i c h t b e w u B t war , e in Coronargef~B u n t e r b u i i d e n zu h a b e n , j a au f unse re A nf r age sogar m i t t e i l e n konn t e , d a b er in d e m O p e r a f i o n s g e b i e t f i b e r h a u p t ke ine Coronargef~Be yon e in ige rmaBen n e n n e n s w e r t e r Gr6Be gesehen babe . W i r e rb l i cken h i e r in eine Stf i tze ffir unse re o b e n a n g e d e u t e t e An- s chauung , d a b die , C o r o n a r v e r ~ n d e r i i n g e n " des E l e k t r o - k a r d i o g r a m m s n i c h t u n m i t t e l b a r m i t e iner Corona ra f f ek f ion in Z u s a m m e n h a n g g e b r a c h t w e r d e n miissen. W i t g l a u b e n v i e l m e h r eine u m s c h r i e b e n e L~sion des H e r z m u s k e l s se lbs t ffir i h r Z u s t a n d e k o m m e i i v e r a n t w o r f l i c h m a c h e n zu sollen. N e b e n d e m h ie r geschi lder te i i Fa l le - - u n d eine ganz ana loge B e o b a c h t u n g f inde r s ich in e iner Mi• y o n REIGN -- s i n d e s vo r a l l em E r w ~ g u n g e n a l lgemeiner N a t u r , au f die wi t a n a n d e r e r Stel le ansf f ihr l ich e ingehen, welche d e m Z u s t a n d des M y o k a r d s die d o m i n i e r e n d e Rol le ffir die F o r m u n g des G l e k t r o k a r d i o g r a m m s z u e r k e n n e n ]assen. A u c h die in de r L i t e r a t u r der l e t z t e n J a h r e i m m e r h~uf iger m i t g e t e i l t e n Beob-

a c h t u n g e n "con V e r ~ n d e r u n g e n des E l e k t r o k a r d i o g r a m m s bet a k u t e m G e l e n k r h e u r n a t i s m u s (AGoSYONI, COliN u n d SWlFFT, PORTE u n d PARDEE ll. a.) g l a u b e n wir i m S inne unse r e r An- s c h a u u n g d e u t e n zu diirfen, da ja a u c h bet d i e sem a n a t o m i s c h e V e r i n d e r u n g e n i m H e r z m u s k e l a n g e t r o f f e n w e r d e n k6nnen .

Wie v e r h ~ l t s ich n u n u n s e r Fa l l zu d e n o b e n e r w ~ h n t e n A n g a b e n v o n BARN~S u n d WI~ITTEN bezt igl ich de r Lokal i - s a f ion de r Herzmuske l l~Mon u n d de r d u r c h sie b e d i n g t e n e l e k t r o k a r d i o g r a p h i s c h e n V e r ~ n d e r u n g e n ? W ~ h r e n d wir bet e iner Re ihe y o n FMlen y o n C o r o n a r t h r o m b o s e , die wi r in de r l e t z t e n Zei• zu b e o b a c h t e n Ge legenhe i t h a t t e n , ebenso wie be t e in igen we i t e r en F~l len y o n H e r z v e r l e t z u n g die A n g a b e n y o n BARNES u n d WHITTEN d u r c h a u s b e s t ~ t i g e n k o n n t e n , s che in t unse r h ier mi tge t e i l t e r Fa l l eine A u s n a h m e y o n de r Regel de r A u t o r e n d a r z u s t e l l e n ; e n t s p r e c h e n d o c h die be- s c h r i e b e n e n V e r ~ n d e r u n g e n d e m T y p u s T 1 (nach PARKINSON u n d BEDFORD), so l l ten s o m i t e iner Af fek f ion irn A u s b r e i t u n g s - geb ie t de r l i nken Corona ra r t e r i e zukornmen , w ~ h r e n d de r d u r c h V e r l e t z u n g u n d O p e r a t i o n b e d i n g t e I n s u l t des Myo- ka rds a n der Vorder f l~che des r e c h t e n Ven t r ike l s gelegen war . O h n e a n de r a t l geme inen Gfil• de r A n g a b e n y o n ]~ARNES u n d WI~ITTXN r f i t t e ln zu wolten, g l a u b e n wi t s agen zu dfirfen, d a b u n s e r e m Fal le - - wiewohl es s ich u m eine E inze lbeob- a c h t u n g h a n d e l t * -- doch pr inzipie l le B e d e u t u n g z u k o m m t , e i n m a l desha lb , well die Zah l der b i she r p u b l i z i e r t e n F~lle, welche s ich mi% dell A n g a b e n voi i BARZqES u n d WHITTEN decken , noch so n iedr ig isf, d a b a u c h e in e inze lner Tal l ins Gewich t f~llt, vo r a l l em a b e r desha lb , well in de r K l in ik F~lle y o n C o r o n a r t h r o m b o s e m i t I n f a r z i e r u n g des r e c h t e n Venf r ike l s zu den gr6f3ten Se l t enhe i t en geh6ren , somi t eigen• l ich n o c h ke in genf igendes Ma te r i a l vor l iegt , a n H a n d dessen eine diesbezi igl iche A u s n a h m e voI1 de r Rege l de r A u t o r e n hA• a u f g e d e c k t werde i i k 6 n n e n . W i r g l a u b e n uns also be rech t ig t , aus u n s e r e m Fal le zu schlieBen, daft s ich der Typus T 1 der ,,Coronarverdnderungen" nicht nur bet Be/allen- sein der apikalen vorderen Partien des linlcen Ventrilcels (Aus- breitungsffebiet der linken Coronararterie) ausbilden lcann, sondern daft auch gewisse Anteile an der Vorderwand des rechten Ventrikels die NachsehwanIcung im gleichen Sinne *vie die fie- nannten Partien des linken Ventrikels beein]lussen. D a de r r ech te Ven t r i ke l (viel le icht m i t A u s n a h m e de r d e m Sulcus i n t e r v e n t r i c u l a r i s z u n ~ c h s t ge legenen Bezirke) z u m Versor - gungsgeb ie t de r r e c h t e n Corona ra r t e r i e geh6r t , s e h e n wir a u c h iii d i e sem U m s t a n d eine St t i tze fiir unse re a n a n d e r e r Stel le e ingehend begr f inde te A n s c h a u u n g , daft nieht die Coronar- ge]~fla]]ektion als solche, sondern erst die dutch sie bedingte Myokardl~ision Ursache der im Elelctrolcardiogramm erscheinen- den ,,Coronarver4nderungen" sein kann.

L i t e r a t u r : G. AGOSTONI, Pennsylvania reed. J. 2o, Nr 15 (1931), ref. Z. Kreislaufforsch. 24, 431 (1932) . - - A . P~. BARNES 11. W H I T T E N ,

Amer. Hear t J. 5, 14 (I929), t e l Zbl. inn. Med. 55, 7 ol (193 o) ; 5, 142 (I929), ref. Zbl. inn. Med. 55, 387 (193o) �9 - - COHN u. SWI171~T, J. of exper. Med. 39, I (1924), - - J. PARKINSOX U. E. BEDFORD, Hear t x4, 195 (1928) - - Lancet x928, 4. - - D. PORTE U. H. E. ]3. PARDEE, Amer. Hear t J. 4, 548 (1928). - - E. REHN, Med. Welt 6, 449 (1932).

DIE BEDEUTUNG DER HETEROPHILEN ANTI- KORPERREAKTION FOR DIE DIAGNOSE

DER INFEKTIOSEN MONONUCLEOSE**.

N. ROSEXTt~AL u n d G. WENKEBACH. Aus der Medizinischen Abteilung and den Laboratorien Mount Sinai Hospital,

New York N. Y.

Das Pfei f fersche I Drf isenf ieber , die infekf i6se Mono- nucleose (SFRUNT t lnd EVANS2), die L y m p h o c y t e n a n g i n a , die M o n o c y t e n a n g i n a (Sc~tULTZ 3) u n d das H a b e r f e l d s c h e 4 Zecken- f ieber s ind K r a n k h e i t s b i l d e r , die auBero rden t l i ch ~hnl ich ver- l aufen . Die Di f fe ren f i a ld i agnose i s t schwierig, k a n n abe r

* Unserem Falle kann iibrigens der durchaus analoge REHN s an die Seite gestellt werden. ** Diese Arbeit wurde yon W. ausgefiihrt nfit Hilfe eines Sfipendiums von dem E.Libmsn Fellowship Fund, Inc.