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Universität Trier Fachbereich IV S-Seminar im Hauptstudium im Sommersemester 2008 Veranstaltungsnummer: 4100 „Verbraucherpreisindex“ Veranstalter: Prof. Dr. Peter Hecheltjen Thema 3: - Die Bestimmung und Verkettung von Preismessziffern - vorgelegt am: 11.07.2008

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Universität TrierFachbereich IV

S-Seminar im Hauptstudium im Sommersemester 2008Veranstaltungsnummer: 4100

„Verbraucherpreisindex“

Veranstalter: Prof. Dr. Peter Hecheltjen

Thema 3:- Die Bestimmung und Verkettung von Preismessziffern -

vorgelegt am: 11.07.2008

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Inhaltsverzeichnis II

Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis .....................................................................................................III

Tabellenverzeichnis ........................................................................................................ IV

Abkürzungsverzeichnis ..................................................................................................... V

Symbolverzeichnis .......................................................................................................... VI

1 Hinführung zum Thema ............................................................................................. 1

2 Verbraucherpreisindex und Einordnung der Preismessziffer ....................................... 2

2.1 Verbraucherpreisindex ........................................................................................ 2

2.2 Preismessziffer .................................................................................................... 3

3 Durchführung der Preiserhebung ................................................................................ 5

3.1 Allgemeine Angaben zur Verbraucherpreisindexstatistik..................................... 5

3.2 Geschäftstypengewichtungen .............................................................................. 5

3.3 Dezentrale/ Zentrale Preiserhebung ..................................................................... 6

3.4 Meldebögen ........................................................................................................ 7

4 Qualitätsbereinigung .................................................................................................11

4.1 Allgemeine Angaben zur Qualitätsbereinigung ..................................................11

4.2 Qualitätsbereinigungsverfahren ..........................................................................12

5 Verkettung ................................................................................................................14

6 Fazit ..........................................................................................................................16

Literaturverzeichnis .........................................................................................................17

Anhang ............................................................................................................................19

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Abbildungsverzeichnis III

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Meldebogen A zur monatlichen Statistik der Verbraucherpreise .................. 8

Abbildung 2: Memo für die Preiserhebung von Farbfernsehern ......................................... 9

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Tabellenverzeichnis IV

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Beispiel anhand des Brotpreises ........................................................................ 4

Tabelle 2: Preismessziffern der Brotpreise ........................................................................ 4

Tabelle 3: Angabe für die Auswahl der neuen Modelle ....................................................10

Tabelle 4: Rechenbeispiel direkter Preisvergleich.............................................................13

Tabelle 5: Rechenbeispiel Verkettungsmethode ...............................................................14

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Abkürzungsverzeichnis V

Abkürzungsverzeichnis

HVPI Harmonisierter Verbraucherpreisindex

VPI Verbraucherpreisindex

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Symbolverzeichnis VI

Symbolverzeichnis

i Gut

M Preismesszahl

p Preis

q Menge

t Periode, Zeit

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1 Hinführung zum Thema 1

1 Hinführung zum Thema

Der Begriff „Preis“ ist definiert als der Wert für ein Produkt oder eine Dienstleistung.1

Diese Definition klingt nach einem sehr statischen Objekt, welches sich nur selten verän-dert. Doch die Realität zeigt, dass der Preis in der heutigen Wirtschaftswelt eine wichtigeund flexible Rolle eingenommen hat, vor allem wenn es um dessen Steigerung geht. Aus-sagen wie „steigende Rohölpreise“, „hohe Energiepreise“ oder „ein hohes Preisniveau beiLebensmitteln“ zeigen, dass Preiszuwächse an der Tagesordnung liegen und viele Ver-braucher damit zu kämpfen haben. Aktuell wurde im Juni 2008 eine Steigerung der Ver-braucherpreise um 3,3 Prozent im Vergleich zum Juni 2007 festgestellt, wie das Statisti-sche Bundesamt am 27. Juni 2008 mitteilte. Zurückzuführen sei dieser Anstieg auf diesteigenden Benzin- und Heizölpreise, die höheren Preise für Energie, sowie die Preiserhö-hungen von Lebensmitteln im Juni.2

Doch wie wird dieser Verbraucherpreisindex durch das Statische Bundesamt berechnet undwie kann es sein, dass die „Teuerungsrate“ für Juni bereits vor Ende des Monats vorliegt?In den folgenden Kapiteln werden diese Fragen beantwortet und das Thema „Bestimmungund Verkettung von Preismessziffern“ näher erläutert. Neben der Quantität an Daten, diefür eine repräsentative Aussage benötigt werden, spielt auch die qualitative Seite eine gro-ße Rolle, denn: „Leicht ist es nicht, Preisbewegungen in einer einzigen Zahl, einem Indexauszudrücken.“ 3

Zu Anfang der Arbeit wird kurz auf den Verbraucherpreisindex eingegangen, vor allem umden Zusammenhang zwischen ihm und den Preismessziffern zu verdeutlichen. Daraufhinwird das Thema Preiserhebung, in Kapitel 3, ausgiebig erläutert, wobei folgende Fragen imMittelpunkt stehen: „In welchen Regionen und in welchen Verkaufsstellen sollen die Prei-se erhoben werden? Welche Produkte sollen ausgewählt werden? Wer führt die Preiserhe-bungen durch?“4 Ist die Preiserhebung erfolgt, muss die Qualität der Massendaten betrach-tet werden. „Das Hauptproblem der Preismessung ist die Behandlung der Vergleichbarkeitder Qualität der Produkte.“5 Um aufzuzeigen wie der wahre Preis eines Gutes wiedergege-ben werden kann, auch wenn das Produkt gewissen Schwankungen unterliegt, wird in Ka-pitel 4 die Qualitätsbereinigung behandelt. Im darauffolgenden Kapitel geht es um ein spe-zielles Verfahren der Qualitätsbereinigung, die Verkettung. Abschließend fasst ein Fazitdie Inhalte der vorherigen Kapitel zusammen und reflektiert noch einmal die zentrale Fra-gestellung: Wie funktioniert die Bestimmung und Verkettung von Preismessziffern?

1 Vgl. Wirtschaftslexikon Online (Hrsg.) (2008), S.1.2 Vgl. o.V. (2008), S. 1.3 Niemeyer, Ulrich (1986), S. 5.4 Bundesamt für Statistik (Hrsg.) (2006), S. 6.5 Statistik Österreich (Hrsg.) (2006), S. 11.

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2 Verbraucherpreisindex und Einordnung der Preismessziffer 2

2 Verbraucherpreisindex und Einordnung der Preismessziffer

2.1 Verbraucherpreisindex

„Der Verbraucherpreisindex für Deutschland (VPI, früher: Preisindex für die Lebenshal-tung aller privaten Haushalte) misst die durchschnittliche Preisentwicklung aller Warenund Dienstleistungen, die von privaten Haushalten für Konsumzwecke gekauft werden.Mit diesem Index wird die Veränderung der Preise für Güter des täglichen Bedarfs (z. B.Lebensmittel, Bekleidung), für Mieten und langlebige Gebrauchsgüter (z. B. Kraftfahrzeu-ge, Kühlschränke), aber auch für Dienstleistungen (Friseur, Reinigung, Versicherung) um-fassend abgebildet.“6

Bei dem Verbraucherpreisindex (VPI) handelt es sich nicht um die Erfassung und Verän-derung des Preises eines Gutes, sondern Ziel ist die Zusammenfassung der Preisänderun-gen aller Güter, die derzeit von der Gesellschaft nachgefragt werden. Der VPI lässt sichnach drei Verwendungszwecken unterteilen.

Er dient den Ressorts, Zentralbanken und weiteren Interessenten als Inflations-maßstab zur Messung der gesamtwirtschaftlichen Preisstabilität.

Zudem dient er als Kompensationsmaßstab für die Anpassung regelmäßig wieder-kehrender Zahlungen aufgrund entsprechender Wertsicherungsklauseln in privat-rechtlichen Verträgen (interessant für Mieter und Vermieter).

Die letzte Anwendung ist die Deflationierung nominaler wirtschaftsstatistischerGrößen z. B. für die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung.

Vor allem durch die Aktualität des VPI kann dieser seine Funktionen sehr effektiv erfüllen.Die vorläufigen Schätzungen werden etwa zwei bis drei Arbeitstage vor Ablauf des Be-richtsmonats veröffentlicht und die endgültigen Ergebnisse jeweils um die Monatsmitte desFolgemonats. Die zeitliche Vergleichbarkeit ist innerhalb eines Basiszeitraums von fünfJahren gewährleistet. Eine Vergleichbarkeit über mehrere Basiszeiträume ist dahingegennur mit Einschränkung möglich, was in den späteren Kapiteln der Qualitätsbereinigungund Verkettung näher erläutert wird. Für die räumliche Vergleichbarkeit gibt es Angabenfür gesamt Deutschland seit 1991.7

Die Indexzahl des VPI lässt sich als Mittelwert der Preismessziffern interpretieren:8

6 Statistisches Landesamt (Hrsg.) (2008), S. 1.7 Vgl. Statistisches Bundesamt (Hrsg.) (2008)a, S. 4ff.8 Vgl. Schmidt, Bernd (1997), S. 8.

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2 Verbraucherpreisindex und Einordnung der Preismessziffer 3

iii

ii

i i

it

qpqp

pp

00

00

0

Diese Formel beschreibt die Berechnung des VPI nach der Laspeyres-Methode. Sie setztsich zusammen aus der Summe der Messziffern (linker Term) und den Anteilen der Aus-gaben des Gutes i an den Gesamtausgaben in der Basisperiode (rechter Term), worauf sichder Warenkorb und das Wägungsschema beziehen. Dabei enthält der Warenkorb etwa 700Waren und Dienstleistungen, da es nicht möglich ist die Preise aller Waren und Dienstleis-tungen zu erheben. Das Wägungsschema zeigt die Verbrauchsstruktur in Deutschland undwird bei der Berechnung des VPI angewendet. So werden die Waren und Dienstleistungenentsprechend ihrer Verbrauchsbedeutung gewichtet und gehen in die Preisindexberechnungein.9 Wie in der oben gezeigten Formel erkennbar ist, sind die Preismessziffern ein wichti-ger Bestandteil der Berechnung des VPI. Diese Preismessziffern, sowie deren Berechnung,werden nachfolgend näher erläutert.

2.2 Preismessziffer

Die Preismessziffer (= Preismesszahl) besitzt zwei Bedeutungen wenn sie sich auf ein imZeitablauf konstantes Gut bezieht:„Sie misst die Änderung des Geldwertes (der Kaufkraft des Geldes) gegenüber dem Gut i

und sie misst die Änderung der Ausgabe, die man für den Kauf einer Mengeneinheit des

Gutes machen muss.“10

Die allgemeine Formel zur Berechnung der Preismesszahl M auf fester Basis lautet:

1000

)0(i

itit

PPM

für die Periode t und das Gut i

Basisperiode 0

Pit/ Pi0 = Veränderungskoeffizient11

Ein Beispiel in der folgenden Tabelle dient der Erläuterung der Berechnung der Preismess-ziffern. In der Tabelle wird der Brotpreis der Jahre 2000 bis 2003 dargestellt. Das Basisjahrbildet 2000, welches in der Formel die Komponente Pi0 repräsentiert.

9 Vgl. Statistisches Bundesamt (Hrsg.) (2004) b, S. 2ff.10 Neubauer, Werner (1996), S. 13.11 In Anlehnung an Neubauer, Werner (1996), S. 12.

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2 Verbraucherpreisindex und Einordnung der Preismessziffer 4

Tabelle 1: Beispiel anhand des Brotpreises

Jahr 2000 2001 2002 2003

Brotpreis 2,80 2,90 3,20 3,50

Quelle: Statistisches Bundesamt (Hrsg.) (2004) b, S. 3.

Um die Messziffer zu berechnen dividiert man den Brotpreis eines Jahres (Berichtsjahr)durch den des Basisjahres und multipliziert den Quotienten mit 100 Prozent. Die Preis-messzahl für 2002 wird zum Beispiel wie folgt berechnet:

%3,114%10080,220,3

Berechnet man die Werte für alle aufgeführten Jahre so ergibt sich die hier dargestellte Ta-belle.

Tabelle 2: Preismessziffern der Brotpreise

Messziffer 100 103,6 114,3 125,0

Quelle: Statistisches Bundesamt (Hrsg.) (2004) b, S. 3.

Die Tabelle zeigt, dass z. B. der Brotpreis von 2002 im Vergleich zu 2000 um 14,3 Prozentgestiegen ist.12 Die Preismessziffer können Informationen über die Preisentwicklung ver-schiedener Güter enthalten. „Veränderungen der Preisstruktur können an der Diskrepanzvon Preismesszahlen und Preisindexzahlen abgelesen werden.“13

Die Berechnung und die Bedeutung von Preisindizes und Preismessziffern wurden in die-sem Abschnitt von einer theoretischen Seite erläutert. Das nächste Kapitel fokussiert diepraktische Seite und erklärt, wie die Erhebung des Preises von Gütern durch sogenanntePreiserheber erfolgt und welche Faktoren für die Qualität einer Erhebung von Relevanzsind.

12 Vgl. Statistisches Bundesamt (Hrsg.) (2004) b, S. 3ff.13 Neubauer, Werner (1996), S. 5.

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3 Durchführung der Preiserhebung 5

3 Durchführung der Preiserhebung

3.1 Allgemeine Angaben zur Verbraucherpreisindexstatistik

Die Verbraucherpreisindexstatistik basiert auf einer monatlichen Erhebung in der 1. bis 3.Woche des Berichtsmonats in Deutschland und den Bundesländern. Es handelt sich dabeium eine Repräsentativ-Erhebung bei Anbietern von Waren und Dienstleistungen inDeutschland, wenn deren Angebot einen Part der Verbrauchsausgaben der privaten Haus-halte darstellt. Im Aggregat „privater Verbrauch“ wird eine kaum überschaubare Anzahlvon Gütern konsumiert. Daher werden ein oder mehrere typische Repräsentanten je War-engruppe ausgewählt, die sog. Preisrepräsentanten. Die Preisrepräsentanten spiegeln einebewusste Auswahl der meistverkauftesten Produkte wieder.14

Preiserhebungen erfolgen nicht ausschließlich anhand von konkreten Preisen in Geschäftenund Warenhäusern, sondern auch anhand von Informationen aus allgemein zugänglichenQuellen wie dem Internet und Reiseprospekten. Die Rechtsgrundlagen hierfür bilden dasPreisstatistikgesetz, das Bundesstatistikgesetz und die EG-Verordnung zum Harmonisier-ten Verbraucherpreisindex (HVPI). Die erhobenen Angaben sowie Namen und Adressender Befragten sind grundsätzlich geheim zu halten.

Die Regionen in denen die Preise erhoben werden sind meistens große urbane Zentren miteiner großen Breite an Konsummöglichkeiten. Die Produkte müssen umsatzstark sein undgebräuchlich, sowie möglichst über einen längeren Zeitraum verfügbar.15 Im Folgendenwird der Ablauf der Preiserhebung detailliert erläutert und die einzelnen Schritte zur Erhe-bung beschrieben.

3.2 Geschäftstypengewichtungen

Die Geschäftstypengewichtung definiert, welche Arten von Geschäften bei der Preiserhe-bung in Betracht gezogen werden. Neu ist eine explizite Gewichtung der Geschäftstypendes VPI, differenziert nach den Bundesländern und einzelnen Waren und Dienstleistungs-gruppen. Diese Geschäftstypengewichtung hat die Verbesserung der Stichprobe der Ver-braucherpreisstatistik zum Ziel. „Bisher musste die Repräsentativität der Stichprobe bezüg-lich der Geschäftstypen über die Fallzahl hergestellt werden (implizite Gewichtung). InZukunft können andere Auswahlkriterien für die einzelnen Elemente der Stichprobe heran-

14 Vgl. Szenenstein, Johann (1995), S. 14f.15 Vgl. Bundesamt für Statistik (Hrsg.) (2006), S. 7.

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3 Durchführung der Preiserhebung 6

gezogen werden, zum Beispiel die Streuung in der Preisentwicklung.“16 Durch die „Jahres-erhebung im Handel“ aus der amtlichen Einzelhandelsstatistik werden die wichtigsten Da-ten, die zur Geschäftstypengewichtung dienen, herangezogen, sowie aus Informationenvon Marktforschungsunternehmen, Instituten und Verbänden. In der „Jahreserhebung imHandel“ werden Sortimentsstrukturen für Unternehmen in einer Untergliederung nach derWirtschaftszweigklassifikation erhoben. Die Sortimentsstrukturen ermöglichen ihrerseitseine Zuordnung nach Geschäftstypen. Mit dem Heranziehen der „Monatlichen Erhebungenim Handel und Gastgewerbe“ gibt es zusätzlich die Möglichkeit einer Aufteilung nachBundesländern.

Unterschieden werden die folgenden Geschäftstypen: Warenhaus/ Kaufhaus (z. B. Kars-tadt, Kaufhaus), SB-Warenhaus und Verbrauchermarkt (z. B. Real, Toom), Supermarkt (z.B Edeka, Rewe), Fachmarkt/ Fachdiscounter (z. B. Aldi, OBI), Fachgeschäft (z. B.Kamps, WMF, regionale/ lokale Fachgeschäfte), Restlicher stationärer Einzelhandel (z. B.Tankstellenshops, Verkaufsstände), und Versandhandel/ Internethandel (z. B. Quelle, Ot-to).

Hinzuzufügen ist, dass sich die Geschäftstypengewichtung für einzelne Gütergruppen un-terscheidet. Zuletzt wurde die Bedeutung der Discounter für die Indexberechnung gestärkt,da insbesondere bei den preisorientierten Geschäftstypen erhebliche Preissteigerungen er-folgt sind.17 Abschließend ist zu sagen, dass die Geschäftstypengewichtung einen großenEinfluss auf die Erhebung und die Berechnungsergebnisse des VPI hat. Die Erhebungselbst wird in zwei verschiedene Arten durchgeführt: zentral und dezentral. Der Unter-schied zwischen zentraler und dezentraler Preiserhebung wird im nächsten Abschnitt nähererläutert.

3.3 Dezentrale/ Zentrale Preiserhebung

In der deutschen amtlichen Statistik wird zwischen dezentraler und zentraler Preiserhebungunterschieden. Das heißt die Preise werden im Statistischen Bundesamt, also zentral, unddezentral in den statistischen Landesämtern (von Preismittlern in den ausgewählten Be-richtsgemeinden) erhoben.

Dezentral sind die Erhebungen der Landesämter in den Geschäften und Verkaufsstellendes Einzelhandels wie Supermärkten, Fachgeschäften, Warenhäusern, Discountern undDienstleistungsbetrieben (wie Restaurants, Friseure, Kinos…). 560 Preiserheber sind bun-desweit eingesetzt, welche die Anschaffungspreise der Güter und Dienstleistungen des

16 Statistisches Bundesamt (Hrsg.) (2008) b, S. 7.17 Vgl. Statistisches Bundesamt (Hrsg.) (2008) b, S. 7f.

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3 Durchführung der Preiserhebung 7

Warenkorbes ermitteln. Die Preisermittler erheben monatlich die Preise bestimmter Güterin ausgewählten Geschäften. Dabei sollen sie die gängigsten Produkte auswählen.18 DiePreise werden von den Preiserhebern auf sogenannten Meldebögen (Siehe Kapitel 3.4)festgehalten und an die Landesämter, zur weiteren Verarbeitung, übermittelt.19

Das Auswahlverfahren ist eine bewusste Auswahl typischer Güter in drei Stufen:

• Auswahl der Berichtsgemeinden: ca. 190 Positionen (118 im Westen, 72 im Osten)

• Auswahl der Berichtsstellen: ca. 40.000 Berichtsstellen

• Auswahl der Waren und Dienstleistungen: ca. 320.000 Preisrepräsentanten

Es handelt sich hierbei um eine Auswahl der gängigsten Preisrepräsentanten innerhalb derDefinition in den Erhebungspapieren. Diese Auswahl wird alle fünf Jahre überarbeitet(Umstellung auf das neue Basisjahr). Die dezentrale Preiserhebung macht ca. 60 Prozentdes Gewichts im Wägungsschema aus. Die Preiserhebung erfolgt um die Monatsmitte,dem 10. bis 15. des Monats. Nach der Erhebung werden die Messzahlen dem StatistischenBundesamt übermittelt. Dieses berechnet daraus den Gesamtindex für die BundesrepublikDeutschland unter Verwendung der Ländergewichte und Wägungsschemas.

Zentral ist die Preiserhebung über Versandhäuser (Katalogpreise), Anbieter von Versor-gungsleistungen (Telefon, Strom…), Internet und Unternehmen. Beispiele für Waren undDienstleistungen deren Preise zentral erhoben werden sind: PCs, Bücher, Pauschalreisenund PKWs. Die zentrale Preiserhebung macht 40 Prozent im Wägungsschema aus. Etwafünfzehn Mitarbeiter des Statistischen Bundesamtes sind für die zentrale Erhebung derPreise zuständig.20

3.4 Meldebögen

Die Erhebung der Preise geschieht mit Hilfe von sogenannten Meldebögen oder auchPreiserhebungsbögen. Sie werden Preisermittlern übergeben, die in den Einzelhandelsbe-trieben die Preise erfragen. Eine genaue Warenbeschreibung (z.B. die Menge) und anderepreisbestimmende Merkmale, wie zum Beispiel die Versandart oder Preisnachlässe, gehö-ren ebenso zur Erhebung wie die Verkaufspreise inklusive der Steuern.21

Folgende Abbildung zeigt einen Ausschnitt eines Meldebogens zur Erhebung von Süßwar-en und Salznüssen. Die Beschreibung der Preisrepräsentanten (Spalte 4 und 5) ist sehr de-

18 Vgl. Statistisches Bundesamt (Hrsg.) (2006) b, S. 9.19 Vgl. Statistisches Bundesamt (Hrsg.) (2008) a, S. 5f.20 Vgl. Statistisches Bundesamt (Hrsg.) (2004) b, S. 22ff.21 Vgl. Statistisches Bundesamt (Hrsg.) (2008) a, 4.

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3 Durchführung der Preiserhebung 8

tailliert und beinhaltet alle wichtigen Faktoren. So wird zum Beispiel die Erhebungsge-meinde, die Sorte und die Mengeneinheit in Gramm beschrieben.

Abbildung 1: Meldebogen A zur monatlichen Statistik der Verbraucherpreise

Quelle: Statistisches Bundesamt (Hrsg.) (2004) b, S.16.

Für bestimmte Produkte, deren Erfassung nicht eindeutig ist gibt es sogenannte Memos,die den Preiserhebern eine Hilfeleistung sein sollen und genau beschreiben wie diese vor-zugehen haben.

Ein Beispiel dafür wäre die Preiserhebung von Farbfernsehern. Dieses Anschauungsbei-spiel ist aus dem Jahr 2004 und erhebt keinen Anspruch auf Aktualität. Das Memo ist auf-gebaut nach Antworten auf Fragen die sich die Preiserheber stellen könnten. So sollen siein jedem Geschäft 15 Farbfernseher auswählen und dafür die Erhebungsbögen verwenden.Die Auswahl der Farbfernseher ist zweistufig. Erstens sollen die Preise derjenigen Fernse-her erhoben werden, die bereits im Vormonat ausgewählt wurden und sich in gedruckterForm auf dem Erhebungsbogen befinden. Für diese Vormonatsmodelle müssen lediglichdie Preise des aktuellen Monats notiert werden. Ein Ausfüllbeispiel soll dies veranschauli-chen.

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3 Durchführung der Preiserhebung 9

Abbildung 2: Memo für die Preiserhebung von Farbfernsehern

Quelle: Statistisches Bundesamt (Hrsg.) (2004) a, S. 1.

Falls eines der Modelle nicht mehr vorhanden ist, so soll dieses auf dem Bogen gestrichenwerden und der Preiserheber soll dafür ein neues Modell auswählen. Zweitens soll derPreiserheber neue Modelle auswählen. Er hat dabei die freie Wahl, jedoch soll er beachten,dass es sich dabei um gängige Produkte handelt, er unterschiedliche Marken (nicht aus-schließlich Produkte eines Herstellers) auswählt und er eine Auswahl unterschiedlicher Ge-räte trifft (z. B. größere und kleinere Fernseher). Das Memo schreibt genau vor welche Ge-rätetypen einbezogen werden sollen. So sollen die Preiserheber keine Preise für Rückpro-jektionsgeräte erheben. Sie sollen nur Farbfernseher und keine Schwarz- Weiß- Geräteauswählen und es soll pro Geschäft lediglich ein Flachbildschirm ausgewählt werden. Esist zu vermuten, dass sich diese Auswahl der Gerätetypen mittlerweile geändert hat. Au-ßerdem zu beachten ist, dass keine Restposten und keine Mängelexemplare ausgesuchtwerden. Für jedes „neue“ Fernsehgerät sollen die in Tabelle 3 aufgeführten Angaben no-tiert werden.

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3 Durchführung der Preiserhebung 10

Tabelle 3: Angabe für die Auswahl der neuen Modelle

Marke Bitte die Herstellermarke (z.B. Sony, Loewe) oder die Handels-marke (z.B. Durabrand) angeben.

Genaue

Produktbezeichnung

Hier bitte die genaue Produktbezeichnung eintragen(z.B. ACONDA 9281 ZW). Die Produktbezeichnung steht meis-tens auf dem Preisschild oder auf der Vorderseite des Fernsehge-rätes. Bitte schreiben Sie deutlich, um spätere Verwechslungen zuvermeiden (z.B. „S“ mit „5“)!

Bildschirmdiagonale

gesamt/sichtbar

Bitte notieren Sie hier die Angaben zur Bildschirmdiagonale inZentimetern. Die Bildschirmdiagonale ist meistens auf dem Preis-schild mit angegeben. Sie können entweder die gesamte oder diesichtbare Bildschirmdiagonale angeben. Die "gesamte" Bild-schirmdiagonale ist in der Regel größer, als die "sichtbare„ Dia-gonale.

Aktueller Preis

in ganzen Euro

Geben Sie hier den ausgewiesenen Verkaufspreis (inkl. Mehr-wertsteuer) an. Bitte runden Sie auf ganze Euro.

Quelle: Statistisches Bundesamt (Hrsg.) (2004) a, S. 2.

Zuletzt wird darauf hingewiesen, dass die benötigten Angaben meist auf dem Preisschildzu finden sind.22 Mit den auf dem Meldebogen befindlichen Daten hat der Preiserheberausreichend Information, um den Preis des exakten Produktes zu ermitteln. Es wurde aus-giebig erläutert, wie die Preiserheber die Preise der Preisrepräsentanten erheben sollen.Auch wurde deutlich, dass es durchaus zu Schwierigkeiten bei der Preiserhebung kommenkann, wenn z. B. das Gut vom Markt genommen wird oder Güter einer schnellen techni-schen Veränderung unterliegen. In solchen Fällen, muss der Preis um die Veränderung desProduktes bereinigt werden. Wie diese Bereinigung erfolgt wird im folgenden Kapitel de-tailliert erläutert.

22 Statistisches Bundesamt (Hrsg.) (2004) a, S. 1f.

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4 Qualitätsbereinigung 11

4 Qualitätsbereinigung

4.1 Allgemeine Angaben zur Qualitätsbereinigung

Die Auswahl der Preisrepräsentanten wird, wie bereits oben beschrieben, alle 5 Jahre über-arbeitet. Innerhalb dieser Periode können jedoch Abweichungen auftreten, da Waren undDienstleistungen häufig weiterentwickelt und dem Markt angepasst werden. Beispielswei-se erfolgen Qualitätsänderungen der Produkte oder Produkte werden vollkommen vomMarkt genommen. In diesem Fall müssen die Preise innerhalb einer Basisperiode, mittelssogenannter Qualitätsbereinigungsverfahren, berichtigt werden, damit die reine Preisent-wicklung ausgewiesen werden kann.23 Betrachtet man beispielweise den Mobilfunkmarktso verändern sich sowohl die Produkte, als auch die Preise innerhalb von fünf Jahren dras-tisch.

„Der Verbraucherpreisindex soll die reinen Preisveränderungen aller Waren und Dienst-leistungen des Erfassungsbereiches messen, und zwar unbeeinflusst von den Änderungenin der Struktur des Erfassungsbereiches und Änderungen der Güterqualität. Mit dieserVorgehensweise ist gewährleistet, dass bei der Preismessung ‚Gleiches mit Gleichem‘ ver-glichen wird.“24

Über das Wägungsschema kann auf einfache Art und Weise die Struktur einer Basisperio-de auf Dauer konstant gehalten werden. Um auf Dauer eine konstante Güterqualität zu be-rücksichtigen muss jedoch wesentlich mehr Aufwand betrieben werden, da sich das Ange-bot ständig verändert. Ziel der Erhebung ist es am Ende eine möglichst repräsentativeStichprobe zu erhalten. Um dieses Ziel zu erreichen sind Güterersetzungen nicht vermeid-bar, da Produkte in einer Periode möglicherweise nicht mehr angeboten werden oder deut-lich an Bedeutung für den allgemeinen Verbraucher verlieren. „So steht die Preisstatistikvor zwei Aufgaben: Ein geeignetes Nachfolgeprodukt muss ausgewählt und der Geldwertdes Qualitätsunterschieds zwischen dem ursprünglich ausgewählten und dem neuen Pro-dukt muss berücksichtigt werden. Monatlich sind davon etwa 5 bis 10% aller Preismeldun-gen betroffen. […] Die Berücksichtigung von Qualitätsunterschieden zwischen ursprüngli-chen und neu ausgewählten Produkten wird in der Preisstatistik als ‚Qualitätsbereinigung‘bezeichnet.“25

Im Hinblick darauf sind Qualitätsbereinigungsverfahren notwendig, damit ein Preisver-gleich überhaupt möglich wird. Vor allem bei Gütern mit technischem Fortschritt werden

23 Vgl. Bundesamt für Statistik (Hrsg.) (2006) b, S. 8.24 Statistisches Bundesamt (Hrsg.) (2006) a, S. 1.25 Statistisches Bundesamt (Hrsg.) (2006) a, S. 1.

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4 Qualitätsbereinigung 12

zusätzlich Verfahren zur Verbesserung der Qualität angewendet, da diese einem schnellenWandel unterliegen. Technischer Fortschritt impliziert dabei beispielsweise Herstellungs-kosten als Qualitätsmerkmal oder Mengenäquivalente Qualitäten. So benötigt ein neuesPkw-Modell mit einer besseren Ausstattung einen Mehrverbrauch an Materialien, was ei-nen Anstieg der Kosten zur Folge hat. Der Preis für Batterien hat sich beispielsweise auf-grund ihrer längeren Lebensdauer erhöht.26 Die dabei angewendeten Verfahren zur Quali-tätsbereinigung werden im Folgenden vorgestellt.

4.2 Qualitätsbereinigungsverfahren

In der deutschen amtlichen Statistik werden verschiedene Qualitätsbereinigungsverfahrenunterschieden. Hierzu zählen die Ausstattungsbereinigung, die Hedonische Technik, derdirekte Preisvergleich und die Verkettung.

Die Ausstattungsbereinigung wird wiederum unterschieden in die Mengenbereinigung (Re-ferenzvariablenmethode), die Verwendung von Optionspreisen, die Berechnung geldwerterVorteile und die Verwendung vergleichbarer Angebote. Bei ihr werden die einzelnen qua-litätsbestimmenden Merkmale herauskristallisiert und deren Bewertung durch die privatenHaushalte geschätzt oder gemessen. Bei der Mengenbereinigung ist das Besondere, dassauch „versteckte“ Preiserhöhungen im Index erfasst werden, da die Menge unmittelbar undproportional den Wert des Erzeugnisses für den Verbraucher bestimmt. Sie findet ihreAnwendung vor allem im Bereich der Verbrauchsgüter. Die Verwendung von Optionsprei-sen gilt für Güter und Dienstleistungen deren frühere Zusatzleistung in dem neuen Modellstandardmäßig enthalten ist. So ist ein Teil des Betrages, der früher für die Zusatzausstat-tung zu zahlen war, jetzt als Geldwert des Qualitätsunterschiedes anzusehen. Die Berech-nung geldwerter Vorteile geht davon aus, dass man den Wert den ein verändertes Modellfür den Konsumenten hat, bestimmen kann. Ein Beispiel dafür wäre der Verbrauchswerttechnischer Produkte, wie zum Beispiel der Energie. Handelt es sich um die Verwendungvergleichbarer Angebote – Produktvarianten –, die sich in einem Merkmal unterscheiden,aber gleichermaßen am Markt erhältlich sind, so kann ein Preisunterschied der Produkteals Schätzwert für den Geldwert des Qualitätsunterschiedes angesehen werden.

Wie viel Geld die Konsumenten im Durchschnitt, in Bezug auf bestimmte Qualitätseigen-schaften, zu zahlen bereit sind wird bei der Hedonischen Technik gemessen. Dies geschiehtmittels sogenannter Regressionsanalysen.27

26 Vgl. Neubauer, Werner (1996), S. 15f.27 Vgl. Statistisches Bundesamt (Hrsg.) (2006) a, S. 1.

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4 Qualitätsbereinigung 13

Bei dem direkten Preisvergleich wird ein Preisunterschied zwischen Produkt A und B alsreine Preisänderung betrachtet, da die Produkte entweder als gleichwertig (im Sinne glei-chen Verbrauchernutzens) betrachtet werden, oder die wesentlichen Merkmale des Produk-tes gleich geblieben sind und somit keine Qualitätsänderung stattgefunden hat.28 Es lässtsich also kein Qualitätsunterschied zwischen den zwei Produkten feststellen. Ein möglicherPreisunterschied fließt komplett in die Berechnungen mit ein. Diese Methode findet insbe-sondere bei technischen Produkten ihre Anwendung. Oft handelt es sich um Fragen desDesigns oder anderen modischen Merkmalen. Ein Beispiel hierfür sind Bücher mit gleichplatziertem Titel von Bestsellerlisten. Sie werden als qualitativ gleichwertig betrachtet.29

Anhand eines Rechenbeispiels wird die Methode des direkten Preisvergleichs veranschau-licht.

Tabelle 4: Rechenbeispiel direkter Preisvergleich

Produkt t t+1 t+2

Preis A 50 55 -

Preis B - - 60

Preisindex 100 110 120 1005060

Quelle: In Anlehnung an Statistik Österreich (2006), S. 12.

Das dargestellte Beispiel zeigt zwei Produkte A und B im Zeitablauf t bis t+2. Das ProduktA ist nur in den Perioden t und t+1 verfügbar und wird in der Periode t+2 durch das Pro-dukt B substituiert. Bei der Berechnung des Preisindex muss lediglich der Preis B von t+2auf die Basisperiode angepasst werden, sodass eine durchgängige Messzahlreihe entsteht,da die beiden Produkten keine kenntlichen Qualitätsunterschiede aufweisen. Bei der Be-rechnung wird dann der Preis von Produkt B in t+2 durch die Basisperiode geteilt. Das Er-gebnis ist eine Preissteigerung von 20%.

Bei Produkten deren Grundfunktion gleich ist, wird die sogenannte Verkettungsmethodeverwendet. Voraussetzung dieser Methode ist, dass sich das „alte“ und das „neue“ Produkteine gewisse Zeit gleichzeitig auf dem Markt befinden.30 Wie eine solche Verkettung an-gewendet wird beschreibt das folgende Kapitel ausführlich.

28 Vgl. Statistik Österreich (Hrsg.) (2006), S. 11.29 Vgl. Statistisches Bundesamt (Hrsg.) (2006) a, S. 1.30 Vgl. Bundesamt für Statistik (Hrsg.) (2006), S. 8.

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5 Verkettung 14

5 Verkettung

„Liegen für ein Gut j konstanter Qualität zwei Messzahlreihen (Reihe 1 und Reihe 2) aufverschiedener Basis für zwei Zeitabschnitte vor, die einander in mindestens einer Periodeüberlappen, so können beide Messzahlreihen durch multiplikative Verknüpfung („Verket-tung“) zu einer einzigen Messzahlreihe auf fester Basis zusammengefasst werden.“31 DieVerkettung wird in Deutschland nur im Falle einer unumgänglichen Ersetzung eines Alt-produkts durch ein neuartiges (und qualitativ nicht vergleichbares) Ersatzprodukt durchge-führt.

Damit die Zahl solcher Ersetzungen, Substitutionen, begrenzt bleibt, werden Konsumseg-mente definiert, innerhalb derer eine Ersetzung erfolgen soll. In diesen Konsumsegmentenhaben die Käufer eine freie Produktwahl. Diese Methode ermöglicht einen relativ konstan-ten Warenkorb. Trotzdem erfordert die Verkettung immer eine besondere Sorgfalt, da le-diglich Preise der gleichen Erhebungsperiode verkettet werden sollen. Auch dürfen Sonde-rangebote, z. B. Ausverkaufspreise, erst in die Berechnung mit eingehen, wenn sie auf ihrNormalniveau angehoben worden sind.32 Das Beispiel in Tabelle 5 stellt eine Verkettungs-rechnung dar.

Tabelle 5: Rechenbeispiel Verkettungsmethode

Produkt t t+1 t+2

Preis A 50 55 -

Preis B - 58 60

Preisindex 100 110 114 1005855

5060

Quelle: In Anlehnung an Statistik Österreich (2006), S. 12.

Die Situation in dieser Tabelle unterscheidet sich von Tabelle 4 dadurch, dass beide Pro-dukte A und B in der Periode t+1 zeitgleich auf dem Markt sind. Die Produkte A und Bverfügen über unterschiedliche preisbestimmende Merkmale haben aber denselben Ver-wendungszweck und überschneiden sich in einer bestimmten Periode (t+1). In dieser Pe-riode haben die beiden Produkte zudem unterschiedliche Preise. Diese Preisdifferenz mussnun in der Berechnung des Preisindex für t+2 berücksichtigt werden. Durch die Über-schneidung ist es möglich die Messreihen von beiden Produkten zu verketten. Bei der Be-

31 Neubauer, Werner (1996), S. 12.32 Vgl. Statistisches Bundesamt (Hrsg.) (2006) a, S. 1.

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5 Verkettung 15

rechnung wird der Quotient zwischen den Preisen von A und B in die Berechnung desPreisindex für die Periode t+2 aufgenommen. Das Ergebnis der Rechnung ist ein Preisin-dex von 14%. Bei der Rechnung in Tabelle 4 lag der Preisindex hingegen bei 20%.33

Es soll an dieser Stelle noch einmal deutlich werden, dass die Verkettungsrechnung ange-wendet wird, damit keine ungewollte Preiserhöhung im Index wirksam wird und dann an-hand des VPI die „wahre“ Preiserhöhung ausgewiesen werden kann. „In der deutschenamtlichen Statistik wird die Verkettung bei Verbraucherpreisen vorgenommen, wenn nachAuskunft des Händlers oder des Herstellers ein höherer Preis des neuen Modells überwie-gend durch Qualitätsverbesserung zu erklären ist.“34 Wenn der Preisunterschied jedoch aufeiner echten Verteuerung basiert, wird keine Verkettung vorgenommen.

Die Vorteile des Kettenindex liegen darin, dass der Warenkorb „laufend“ überprüft wirdund somit nie als inaktuell gelten kann. Außerdem handelt es sich um ein sehr einfachesVerfahren, um die Qualität des Preisindex zu erhöhen. Zu den Nachteilen zählen der hoheProgrammieraufwand, die Fehleranfälligkeit in der Anlaufphase, sowie die hohen War-tungskosten.35 Ein weiteres Problem liegt vor, wenn es keinen Zeitraum gibt, in dem beideProdukte gleichzeitig auf dem Markt sind. Alles in allem erfüllt die Verkettungs-Methodeihren Zweck, die Bereinigung von Produktunterschieden und die Erhöhung der Qualitätvon Preiserhebungen.

33 Vgl. Statistik Österreich (Hrsg.) (2006), 12.34 Neubauer, Werner (1996), S. 21.35 Vgl. Statistik Österreich (Hrsg.) (2006), S. 5.

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6 Fazit 16

6 Fazit

Die Berechnung von Preisindizes im Allgemeinen und dem Verbraucherpreisindex imSpeziellen ist keine leichte Aufgabe. Nachdem eine sehr große Menge an Preisen durchPreiserheber gesammelt wurde, müssen diese entsprechend aufbereitet werden. Die hoheVielfalt an Produkten und die Schnelligkeit in vielen Branchen (z.B. Telekommunikation)steht der Repräsentativität eines zentralen Preisindex entgegen. Die in dieser Arbeit vor-gestellten Verfahren nehmen diese Herausforderung an. Die verschiedenen Methoden fin-den in bestimmten Situationen ihre Anwendungen und gewährleisten eine Qualitätsverbes-serung der vorhandenen Daten. Eine hundertprozentige Genauigkeit kann es dennoch auf-grund der Unterschiedlichkeit der betrachteten Produkte und des Freiraums der Preiserhe-ber nie geben. Am Ende der Berechnung steht eine einzige Zahl, welche alle Preissteige-rungen eines Landes (in unserem Fall der Verbraucherpreisindex) zusammenfasst. DieserPreisindex wird von verschiedenen Institutionen in Deutschland, z.B. der EuropäischenZentralbank, als Indikator und Steuerungsparameter verwendet. Die Messzahl ist sehr gutdazu geeignet Trends und Richtungen von Preissteigerungen auszudrücken. Daher habenalle Qualitätsbereinigungsverfahren das Ziel, den Preisindex über Jahre hinweg vergleich-bar und repräsentativ zu machen.

In der Zukunft werden sich die Verfahren zur Bestimmung und Verkettung von Preisindi-zes sicherlich weiterentwickeln. Denkbar ist, dass immer mehr Preise zentral im Statisti-schen Bundesamt ermittelt werden und weniger Preise durch Preiserheber vor Ort. Einewichtige Rolle spielt hierbei das Internet, welches zunehmend zu einem Lieferanten vonaktuellen Preis- und Produktinformationen für das Statistische Bundesamt wird. Die Ver-braucher recherchieren ihre Preise vermehrt im Internet und nutzen häufig den Internet-handel zum Einkauf ihrer Waren. Ausschlaggebend ist hierfür, dass die Verbraucher imInternet die Möglichkeit haben, ihre präferierten Güter zu den günstigsten Preisen zu fin-den und zu kaufen. Dabei stellt sich die Frage, ob der Preis der sich über eine Recherche inInternetsuchmaschinen ergibt nicht sogar der Repräsentativste ist und ob das StatistischeBundesamt die meisten der Preise nicht schon längst auf jene Art ermitteln sollte. Immer-hin soll der Verbraucherpreisindex die Verbraucherpreise wiederspiegeln. Die Preise imInternet unterliegen jedoch starken Schwankungen, was eine hohe Anforderung an die Ver-fahren zur Qualitätsbereinigung stellt. In Zukunft müssten an dieser Stelle neue Methodenvorangetrieben werden, die mit einer solchen Ausgangssituation besser umgehen können.Ein möglicher Ansatz könnte die Methode der hedonischen Bereinigung darstellen.

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Literaturverzeichnis 17

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