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IX. Aus dem Pharmakologischen Institut der Universiti~t Jena. Untersuchungen fiber Alkohol. V.~Iitteilung: Die Ausscheidung des Alkohols durch die Nieren. Von H. Kionka und ~I. Haufe. (Mit 2 Abbildungen.) (Eingegangen am 5. VIII. 1927.) Die Frage, ob nach Alkoholgenu8 Alkohol im Harn nachzuweisen ist und in welchem Verhi~ltnis dieser durch die ~ieren ausgeschiedene Anteil zu dem aufgenommenen Alkohol steht, ist schon vielfach disku- tiert worden. Bereits 1846 berichtet Frerichs (1) fiber Untersuchungen yon Bourehadat und Sanders (2), die einen erwachsenen, an Spiri- tuosen gewShnten Mann 200 g Alkohol und 100 g Wasser trinken liel]en und bei diesem Manne in der ausgeatmeten Luft nur Spuren yon Alkohol nachweisen konnten, im gelassenen Ham aber gar keinen. Diesem gegenfiber schlossen Lallemand, Perrin und Duroy (3) aus ihren Untersuchungen, da$ der Alkohol ,)en totalit6 et en nature(( dutch die Lungen, Haut und hauptsi~chlich dutch die 5Tieren ausge- schieden und im Organismus weder umgewandelt noch zerstSrt werde. Ihrer Ansicht schlossen sich alsdann die deutschen Forscher Her- mann (4), Brticke (5) und Wolffberg (6) an. Die genannten franzSsischen Autoren wiesen titrimetrisch den Alko- hol durch eine LSsung yon Kaliumbichromat in Schwefelsaure naeh, welches Reagens aber auch mit vielen anderen organischen Substanzen reagiert, wodurch sich die viel zu hohen Werte erklaren, welche diese Forscher fanden. Auch die yon Subbotin (7), an Kaninehen erhobenen Befunde, haben fiir uns keinen Weft. Erst die Arbeiten yon Binz (8) und seinen

Untersuchungen über Alkohol

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IX.

Aus dem Pharmakologischen Institut der Universiti~t Jena.

Untersuchungen fiber Alkohol.

V.~I i t t e i lung : Die A u s s c h e i d u n g des Alkohols durch die Nieren.

Von

H. Kionka und ~I. Haufe. (Mit 2 Abbildungen.)

(Eingegangen am 5. VIII. 1927.)

Die Frage, ob nach Alkoholgenu8 Alkohol im Harn nachzuweisen ist und in welchem Verhi~ltnis dieser durch die ~ieren ausgeschiedene Anteil zu dem aufgenommenen Alkohol steht, ist schon vielfach disku- tiert worden. Bereits 1846 berichtet F re r i chs (1) fiber Untersuchungen yon B o u r e h a d a t und Sanders (2), die einen erwachsenen, an Spiri- tuosen gewShnten Mann 200 g Alkohol und 100 g Wasser trinken liel]en und bei diesem Manne in der ausgeatmeten Luft nur Spuren yon Alkohol nachweisen konnten, im gelassenen Ham aber gar keinen.

Diesem gegenfiber schlossen La l l emand , Pe r r in und D u r o y (3) aus ihren Untersuchungen, da$ der Alkohol ,)en totalit6 et en nature(( dutch die Lungen, Haut und hauptsi~chlich dutch die 5Tieren ausge- schieden und im Organismus weder umgewandelt noch zerstSrt werde. Ihrer Ansicht schlossen sich alsdann die deutschen Forscher Her - mann (4), Brt icke (5) und W o l f f b e r g (6) an.

Die genannten franzSsischen Autoren wiesen titrimetrisch den Alko- hol durch eine LSsung yon Kaliumbichromat in Schwefelsaure naeh, welches Reagens aber auch mit vielen anderen organischen Substanzen reagiert, wodurch sich die viel zu hohen Werte erklaren, welche diese Forscher fanden.

Auch die yon S u b b o t i n (7), an Kaninehen erhobenen Befunde, haben fiir uns keinen Weft. Erst die Arbeiten yon Binz (8) und seinen

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Untersuchungen fiber Alkohol. 151

Schtilern Heubaeh (9) und Sehmied t (10), kommen in ihren Feststel- lungen den wirtdiehen Verhifltnissen sehr nahe.

Sichere Angaben haben wir eigenflich erst dureh VSltz und Diet : r ich (11) erhalten. Indessen war die Frage, wie hoeh der dureh den Harn ausgesehiedene Anteil des gesamten in den KSrper aufgenommenen Alkohols ist, durchaus noeh nicht vollkommen gekliirt.

Wenn wit Alkohol nach seiner Aufnahme per os im Harn naeh- weisen kSnnen, so kann er vom Magen und Darmkanal aus nur auf dem Blutwege zu den Nieren gelangt sein. Es mul~ also die im Harn zur Ausscheidung kommende Menge in einer bestimmten Abhangigkeit sein yon dem Alkoholspiegel des Blutes. Uber diese Beziehungen sollten unsere Untersuchungen Klarheit sehaffen. Wir benutzten dazu die Ge- legenheir an denselben Versuchspersonen, an welehen Pfeifer(12) und Handwerck(13) ihre Untersuchungen fiber den Alkoholgehalt des Blutes maehten, fiber die Kionka(14) berichtet hat, den Harn wiihrend der Versuche quantitativ auf Alkohol zu untersuehen. Wit ver~vandten dazu dasselbe Destillationsverfahren und die interferometri- sche Methode der Alkoholbestimmung, wie sic im hiesigen Institut bei den Untersuehungen yon Blur auf Alkohol angewandt wird. Das Destil- lationsverfahren zur Bestimmung des Alkoholes im Harn gestaltete sich aber nicht so einfach. Hirs ch (15) hat daffir die im vorstehenden verSffentliehte Methode ausgearbeitet, nach welcher wir unsere Ver- suehe anstellten.

An dieser Stelle miissen wir abet noch auf etwas aufmerksam machen. Bei dem Zusatz yon CaO hat man w~hrend des 2sttindigen Stehenlassens genau darauf zu aehten, da6 ix dem Kolben keine Wiirmeentwicklung ein- tritt. Uns ist dies bei zwei Versuchen passiert, die deshalb viel geringere Alkoholwerte ergaben, als wir nach den tibrigen Versuchen erwarten konnten. Dutch die W~rmeentwicklung ist wahrscheinlich ein gro~er Tell Alkohol verloren gegangen.

Weiter mSehten wir empfehlen zu beobachten, dal] sich bei der Destillation der Energiektihler nieht besehlagt, da~ also nicht zu stark gesaugt wird. Ist dies der Fall, so sieht man, dal] der kondensierte Alkohol-Wasserdampf nicht in sehOner roller Tropfenform in die Vorlage f~llt, dann fangen auch die Ventil- kugeln an zu tanzen,

Kionka und Hirsch (16) berichten von ihren Vorversuehen, da~ schon bei etwas veriinderter Vorlage der in dem Energiekiihler abgesaugte Alkohol- Wasserdampf dort nut zum Teil kondensiert, zum anderen Teil aber abgesaugt wird, was zu Verlusten fiihrt.

Unsere Versuchspersonen batten folgende Bedingungen einzuhalten. 12--15 Stunden vor Beginn des Versuehs durlten sic weder Speisen

lO*

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noeh Getri~nke und 3 Tage vorher keinen Mkohol mehr zu sieh neh- men. Sie wurden ferner dazu angehalten, d a die Versuehe vormittags gemacht wurden, des 5Iaehts den Harn in der Blase zuriiekzuhalten und diese erst be i Versuchsbeginn zu entleeren;

Die Versuche selbst begannen damit, da$ die 51tichternwerte im Ham und im Blut festgestellt wurden. Dazu mul~ten die Versuchspersonen die Blase vSllig entleeren, darauf folgte ansehheilend die erste Blutentnahme. Naeh jeder weiteren Blutentnahme wurden sie aufgefordert Earn zu lassen. Jede erhaltene Harnmenge wurde gemessen und ftir sich untersueht. GewShn- lieh sollte der Harn bis ztu" niiehsten Blutentnahme zurtickgehalten werden. l~ur bei unertr~gliehem ttarnandrang, wie er zuweilen bei kr~ftiger Diurese auftrat, wurde eine Ausnahme gestattet und von dieser Regel abgewichen. Die vorzeitig erhMtenen Mengen wurden nicht mit den bei der n~chsten Blutentnahme erhaltenen zusammengebraeht, sondern auch jede fiir sieh untersucht. Zuweilen war bei einigen Versuehen der Harndrang so schwach, dal~ naeh der Blutentnahme kein Harn mehr zu bekommen war.

Wir haben yon jeder Harnmenge, wenn sie mehr als 100ccm betrug, nut 100 cem destilliert und die gefundenen Werte auf die Gesamtmenge umgerechnet.

Die auf diese Weise gefundenen interferometrisehen Werte haben nur insofern eine Bedeutung, als aus ihnen die Gesamtmenge an absotutem Alkohol in einer bestimmten Menge ttarn erreehnet werden kann.

Die interferometrischen Blutwerte hingegen drticken gleichzeitig noch die jeweilige Alkoholkonzentration aus, so dal~ man an ihnen die Konzentra- tionsver~nderungen ohne weiteres ablesen kann.

Far unsere Betrachtungsweise erwies sich als sehr zweckdienlieh die gefundenen interferometrischen Harnwerte ebenfalls so umzureehnen. Die Ausgangsmenge bei der Blutdestillation war stets die gleiche: 20 ecru. Infolge- dessen reehneten wit die interferometrisehen Harnwerte so urn, als w~re immer die gleiehe Ausgangsmenge yon 20 ecm Barn destilliert worden. Um aber die Harnwerte und Blutwerte an den interferometrisehen Zahlen (Trommel- teilstriche) vergleichen zu kiinnen, war noch zu bertieksiehtigen, dal~ die Blut- destillate nut auf 50 ccm aufgefiillt worden sind. Wit haben deshalb die ab- gelesenen Trommelteflstriehe der Blutdestillate auf die Hiilfte reduzieren mtissen und erhielten dadurch dieselben Werte, die sieh ergeben haben wiirden, wenn die Blutdestillate ~uch auf t00 ecru aufgefiillt worden wiiren.

51aeh dieser Umrechnung sind aus den interferometrisehen Harn- und Blutwerten die Prozentzahlen der ]ewefligen Alkoholkonzentration leieht zu ermitteln. Die interferometrischen Zahlen sind nut mit dem konstanten Faktor 0,003 (s. Ktihn) zu multiplizieren und ergeben somit die entspreehende Prozentzahl.

W i r kSnnen unsere Versuche in drei Gruppen einteilen: Gruppe 1 umfal3t Versuche, bei denen in Form von 40%igem A1-

kohol 280 bzw. 285 ccm Alkohol verabreicht wurden. Sie sind mit einer einzigen Ausnahme (Versuch 2) an ein und derselben Versuehs- person angestel l t .

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Untersuehungen tiber Alkohol. 153

Gruppe 2 umfa•tVersuche, bei denen verschiedenenVersuchspersonen ]e 100 ccm 40%igen Alkohols verabreicht waren, und zwar bei jeder Versuchsperson, das eine Mal in dieser konzentrierten Form, das andere ~[al unter Beigabe einer grS~eren Fltissigkeitsmenge und eines spezifi- schen Diuretikums (Theophyllin) zur Steigerung der Diurese.

~05, 1,0 o,95

o,g I

0,85 -

o,8

0,~5

o,7

0,65

o,~

o,55

o,5

o,~5

o , v -

o,3~

o,3

0,25

0,2

oj5 -

o,1

o,o'~

. . - . . . . . . . . . . . . 6

.... a

1

ih 2 ~ 3 h qh 5h

Abb. la. Jeder Versuch der Gruppe 1 ist durch eine Kurve dargestellt, aus der man ersieht, wieviel bis zu einer bestimmten Zeit an abs oluten A lkoho lmengen ausgesehieden worden ist. Auf der Abszisse sind die Stunden eingetragen, auf der Ordinate die Ausscheidungen an absoluten Alkoholmengen in Kubik~enti-

metern.

Gruppe 3 umfaBt nur zwei Versuche ohne Eingabe von Alkohol, abet unter einer wie oben beschriebenen verstiirkten Diurese.

Bei den Alkoholversuchen wurde der Alkohol zwischen der ersten and zweiten Blutentnahme, das Frtihstiick zwischen der zweiten und

dritten eingenommen.

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154 IX. H. K1ONKA und M. HAUFE.

Betrachten wir zun/~ehst die beigef/igten Kurvenbilder. h~ Abb. 1 a

ist yon ]edem Versuch der Gruppe i ]e eine Kurve eingetragen, aus

der man erkennt, wieviel zu einer bestimmten Zeit insgesamt an ab- so lu tem Alkohol , in Tabelle l b insgesamt an H a r n m e n g e n aus- geschieden worden ist. Die Versuche der Gruppe 2 sind in gleicher Weise auf den Abb. 2a und 2b dargestellt. Die Ntiehternwerte sind bei dieser

1900 I

1800

1700~

1600i

1500

fz,~O0

1300

l~O0

1100

i000

gO0

800,

7OO

6OO I

5ooi

qO0

300

6

I

g

200 [ / r -=u

loo

r 2h 3 h ,,xh 5 h

Abb. I b. Jeder Versuch der Gruppe I ist durch eine Kurve dargestellt, aus der man ersieht, wieviel bis zu einer bestimmten Zeit an H a r n m e n g e n ausgeschieden worden ist. Auf der Abszisse sind die Stunden eingetragen, auf der Ordinate

die Ausscheidungen an Harnmengen in Kubikzentimetern.

Art der graphischen Darste]lung weggelassen. Die Kurven beginnen in dem Zeitpunkt der ersten Harnentleerung, nach Beendigung des Trinkens.

Die Versuche der Gruppe i sind, wie gesagt, mit Ausnahme des zweiten, alle an ein und derselben Person gemacht. Vergleichen wir die Abb. 1 a und lb miteinander, so kommt sehr schSn zum Ausdruck,

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Untersuchungen fiber Alkohol. 155

wie nach Beendigung der Versuehe, aber auch zu den entsprechenden Zeiten w/ihrend der Versuchsdauer, mit grSBeren Harnmengen auch grSBere 1~Iengen an absolutem Alkohol ausgeschieden werden. In der Reihenfolge wie im Verlauf der Kurven stimmen beide Abbildungen iiberein. In den Abb. 2a und 2b ist dies nicht so ausgesproehen, ttier sind ja aueh die Versuehe an verschiedenen Personen gemacht, und es ist begreiflich, dab auf die gleichen Bedingungen jede Person etwas anders reagiert.

0,8

0,75

0,7 1 6 0

o,6

0,5

0,~5

" o,35

0,25

0,2

o, t5

oA

o,05

i s ( i f )

zz (zq) 15 (~,~,23)

zl ( e_o)

lh 2h 3 h qh

. . . . . . . . ~(15,z3,1_3)

z (15,n,s

. . . . . --------2_b iz-1) - - l j f l ~ ) 5 h

Abb. 2a. Jeder Versuch der Gruppe 2 ist durch eine Kurve dargestellt, aus der man ersiehti wieviet bis zu einer bestimmten Zeit an abso lu ten Alkoholmengen ausgeschieden worden ist. Auf der Abszisse sind die Stunden eingetragen, auf tier Ordinate die Ausscheidungen an absoluten Alkoholmengen in Kubikzenti-

metern.

Eine Beziehung zwischen der t tarnmenge und der darin enthaltenen l~Ienge absoluten Alkohols 1/iBt sich n i c h t feststellen. Eine solche kOnnte ja nur derart sein, dab entweder die absoluten Alkoholmengen den t tarnmengen parallel gehen, oder dab zu verschiedenen Zeiten Ab- weichungen auftreten, die sich in einer gewissen Gesetzm/iBigkeit be- wegen. Ftir die erste Annahme ware Voraussetzung, daB der Alkohol im Ha m stets in derselben Konzentration nachgewiesen wtirde. Eine

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solehe An nahme aber wird bei unseren Bedingunge~ hie zutreffen. Das ergibt sich ja auch sehon aus dem, was vorher tiber die Yeranderlich- keit des Blutalkoholgehaltes gesagt worden ist. Die interferometrischen Harnwerte u|s Ausdruck der jeweiligen Alkoholkonzentr&tionen zeigen gar kein einheitliches Verhalten, so dal~ auch ftir die zweite Annahme

2 000

5'900

1800

1700

"1600

1500

lq00'

;'300

1200

ILz,~l ~5)

Cs

gO0

800

700

600

500

qO0

300

200

"100

~5 (1__2,1_.3, 23),

t- 7h 2h 3h qh 5 h

Abb. 2b. Jeder Versuch der Gruppe 2 ist durch eine Kurve dargestellt, aus der man ersieht, wieviel bis zu einer bestimmtea Zeit an Harnmengen ausgesehieden worden ist. Auf der Abszisse sind die Stunden eingetragen, auf der Ordinate

die Ausscheidungen an Harnmengen in Kubikzentimetern.

jede Vor~ussetzung fehlt. Sie steigen an, fallen d~nn mehr oder weniger steil ab (Protokoll 1--3, 7--10, 12 - -22 , 24). Dabei werdell die hSchsten Werte nieht immer in derselben Zeit erreicht.

Ebenso wie die HShepunkte sich zeitlieh und in ihrer GrSBe gaaz verschieden verhalten, ebenso ist es bei den tiefsten Werten, die innerhalb der Versuche erreieht werden.

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Untersuchungen tiber Alkohol. 157

Dadurch kommt es aueh, was aus den Abbildungen nieht deutlich hervorgeht, dab innerhalb der Vcrsuche mit den grSl~ten Harnmengen nicht immer auch die grSitten Mengen an absolutem Alkohol ausge- sehieden werdea.

Trotz dieser letzten Feststellung abet sind wir berechtigt den Schlul~ zu ziehen, daft der menschliche KSrper nach Aufnahme einer bestimmten Alkoholmenge einen um so grSlteren Prozentsatz davon wieder abgibt, ]e sti~rker die Diurese ist. Wit mtissen dabei nur dem eben erwi~hnten Umstande Rechnung tragen, dai~ die Nieren mit grSl~eren ttarnmengen nicht immer aueh grSl~ere Mengen absoluten Alkohols ausscheiden.

Die ~ieren kSnnen naturgemi~l~ den Alkohol nicht in immer stiir- kerer Konzentration abgeben. Ihnen sind auch in bezug auf diese Kon- zentrationsfahigkeit Grenzen gesetzt.

In Versueh 1 linden wir den hSchsten interferometrischen ltarnwert, 33,8 Trommelteile, der bei den anderen Versuehen hie iiberschritten wurde. Wir mSchten glauben, dal~ dieser Wer t -- 0,1014% die hSchs te K o n z e n t r a t i o n repr i~sent ie r t , bei der Alkoho l im H a m yore mensch l i chen Organ i smus a u s g e s c h i e d e n wird.

Entsprechend dem Verhalten der interferometrischen Werte sind aueh die m i t t l e r e n A l k o h o l k o n z e n t r a t i 0 n e n verschieden. Die mittlere Alkoholkonzentration erreehnet sich ftir einen Versuch aus der Gesamtmenge Ham und der Gesamtmenge an ausgesehiedenem ab- soiuten Alkoho].

Errechnen wit den Durchsehnittswert der mittleren Alkoholkon- zentrationen fiir Gruppe 1, so liegt er bei etwa 19 Trommelteilen, ftir Gruppe 2 bei etwa 12 Trommelteilen. Diese Mittelwerte werden indivi- duell beding~ gewissen Schwankungen unterliegen, so dal~ dem fiir die Gruppe 2 errechneten nicht die Bedeutung zukommt wie dem yon Gruppe 1. Es kommt in diesem Zusammenhang auch gar nieht so sehr auf die absoluten Werte an, sondern es gilt ja nur zu zeigen, wie wir am besten dem Verhalten der interferometrischen Harnwerte fiir unsere spezielle Betraehtungsweise bier Rechnung ~ragen.

In der Literatur ist bisher nut die Beobachtung besti~tigt, da6 die Ausscheidung des Alkohols im Harn mit der Sti~rke der Diurese waehst. So haben u.a. Wi lhe lm V61tz, A u g u s t B a u d r e x e l und Wal t e r D i e t r i c h (17, 18) nachgewiesen, dai] yon einer bestimmten Quantiti~t Alkohol ein hSherer Prozentsatz dureh die Nieren sezerniert wurde, wenn der Alkohol in starker Verdtinnung, dagegen ein ~eringerer, wenn er in hSherer Konzentration verabreicht worden war. T h u r m (19)

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verSffentlieht in seiner Arbeit Ergebnisse, die auch diesem Befunde ent- sprechen. Er selbst hat aber der Diurese keine Bedeutnng beigelegt oder sie wenigstens nicht erwahnt. Er schreibt ni~mlieh: >)GrSl~ere ~Iengen Alkohol bewirken eine Ausscheidung, die sich bei steigenden Dosen wesentlich starker vermehrt als dem eingenommenen AlkohoI entspricht.(< Wenn wir nun hSren, da] er den Alkohol immer in gleieher Konzentration gegeben hat, so mul3ten mit steigenden Dosen immer grSl3ere Fliissigkeitsmengen verabreicht werden, die ihrerseits wieder eine st~rkere Diurese zur Folge hatten.

Speehter(20) , Wilhe lm VSltz und Augus t Baudrexel(21) , haben ihre Untersuchungen noeh dahin erweitert, dal~ sie feststellten, inwieweit Arbeit, also Bewegung, die Alkoholausscheidung dutch die Nieren beeinfluSt. Spech t e r erhielt bei Bewegung geringere Alkohol- ausscheidungen im Harn als in der Ruhe und sagt zusammenfassend, da~ >>der Effekt der Verdtinnung des genossenen Alkohols auf seine Ausseheidung im Urin kein sehr deutlicher ist, da~ keinesfalls eine Ver- minderung, eher eine Vermehrung eintritt<,. VSltz und Bandrexe l dagegen fan@n, dal~ bei Arbeit die Alkoholausscheidung dutch die Nieren griil~er ist, als in der Ruhe, stellten aber auch lest, dal~ bei Arbeit im Harn weniger Alkohol ausgeschieden wird, wenn infolge Wasserver- armung durch Arbeit die Harnsekretion recht gering ist.

Unsere Versuchspersonen sind jedenfatls wiihrend tier Dauer der Versuche als in Ruhe befindlich anzusehen.

Wie ferner aus unseren Versuchen hervorgeht, ist die Alkohol- menge, welche dutch die :Nieren ausgesehieden wird, im Vergleich zu dem getrunkenen Alkohol immer r e c h t ger ing. Die geringste Aus- seheidung beobachteten wir im Versuch 8, wo yon 280 ccm 40~/oigem Alkohols (also 142 cem absoluter Alkohol) nur 0,0468 ccm Alkohol im tIarn ausgeschieden wurden, das entspricht nur 0,041% der verabreiehten ~enge. Die gr56te Ausscheidung linden wir ftir Gruppe 1 in Versueh 11, wo yon 114 ccm absoluten Alkohols 1,0624 ecru zur Ausscheidung kamen, also 0,9338% der verabreichten Menge, fiir Gruppe 2 in Ver- such 23, wo von 20 ecru absoluten Alkohols im Vertauf yon 41/2 Stun@, 0,77298 ccm, also 1,9324% der eingefiihrten Menge im Harn entleert wurden.

Diese Zahlen stimmen tiberein mit den wenigen Befunden, welche tiber diese Frage in der Literatur vorhanden sind. So wurden naeh A t w a t e r und B e n e d i k t (22) yon einer Tagesdosis yon 75 ecru Alko- hol nur 1--2 % nnver~ndert dutch die Nieren ausgeschieden. Die Gesamt- alkoholausscheidung des Menschen durch Nieren, Haut und Lungen sell

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Untersuchungen fiber Alkohol. 159

aber nach Viittz und B a u d r e x e l (21) bei kraftiger Diurese und starker ~uskelarbeit bis 15~o der eingefiihrten Menge betragen. Jedenfalls wird der bei weitem grSl~te Tell des getrunkenen Alkohols im KSrper verbrannt.

Worauf aber in der Literatur noch nicht hingewiesen worden ist, was sich abet nach unseren Untersuchungen ohne weiteres ergibt, ist die Tatsache, dal~ man nach Verabreichung geringerer Mengen Alkohol davon prozentual mehr im Ham wieder erhalten kann. Allerdings liegen die DurchschnittSwerte ftir die mittleren Alkoholkonzentrationen in Gruppe 1 unserer Versuche hSher, als in Gruppe 2. Der Unterschied betragt etwa 50 %, Wit miissen aber berticksichtigen, dal~ bei den Ver- suchen der Gruppe I fast dreimal soviel Alkohol verabreicht wurde, wie bei den Versuchen der Gruppe 2. Wenn also auch die Alkoholaus- scheidung bei den ersteren Versuchen erheblich hSher liegt, als bei den Versuchen der zweiten Gruppe, so steht diese VergrS~erung derselben keineswegs in demselben Verhi~ltnis wie der Unterschied in den Mengen gereichten Alkohols. Die Konzentrationszunahme fiir Alkohol im Harn ist also bei grSt3erer Alkoholzufuhr nur sehr gering und hi~lt nicht mit der Steigerung der yerabreichten Alkoholdosen Schritt. Wir haben ja aber oben schon darauf hingewiesen, dal~ nach unseren Versuchen die 5Tieren in ihrer Konzentrationsf~higkeit fiir Alkohol beschrankt sind.

Es ist ferner bei dieser l~berlegung zu berticksichtigen, dal~ die Alko- holkonzentration im Blute erst eine gewisse ttiihe haben mul], damit iiberhaupt die ~ieren mel~bare Mengen yon Alkohol abgeben kSnnen.

Wie steht es nun mit dem Einflul3 der Diurese auf den A l k o h o l g e h a l t des Harns?

Wie in einer friiheren Arbeit (12) gezeig~ ist, sinkt Hit der Einlei- tung einer versti~rkten Diurese der Alkoholgehalt des Blutes. Daraus kSnnte man schliel~en, daI~ bei versti~rkter Diurese eine verhliltnismi~ltig grSl~ere ~enge durch den Ham zur Ausscheidung kiime als sonst. Je nachdem nun bei der versti~rkten Dinrese die Fliissigkeitsausscheidung mehr oder weniger erhSht ist, wtirde der ausgeschiedene Alkohol im Ham prozentual bald hSher bald niedriger erscheinen als ohne Versti~r- kung der Diurese. Und so sehen wit denn auch tatsiichlich in unseren Versuchen beide Fi~lle eintreten. Und zwar scheint es, als ob diese Ver- hiiltnisse bei den verschiedenen Personen individuell schwankten. So sehen wir in den Parallelversuchen 22 und 24, und ebenso in 21 und 20 bei den diuretischen Versuchen, den Alkohol nicht blol~ in grSl]erer Menge, sondern auch in hOherer Konzentration yon den Yqieren aus- geschieden. ]3ei den Parallelversuchen 17 und 18 ist hingegen die mitt-

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lere Alkoholkonzentration im Harn beide Male die gleiche, obwohl der Alkoholspiegel im Blut unter dem EinfluB der Diurese deutlich herunter- gegangen ist. Und in den diuretischen Versuchen 15 und 23 ist die Alkoholkonzentration im ttarn sogar niedriger als in den entsprechen- den Parallelversuchen ohne Steigerung der Diurese. �9 : W i d m a r k (29), VSltz und B a u d r e x e l (21) haben gefunden, dab ltir die Ausscheidung des Alkohols durch die l~ieren der F i i l lungs- z u s t a n d des Magens yon Bedeutung sei. Bei Darreichung von Alkohol auf leeren Magen soll beim Mensch und beim Hund nach den beiden letztgenannten Autoren etwa achtmal mehr Alkohol ausgeschieden werden, als wenn der Alkohol den Speisen zugesetzt wird. Wir haben ja in einer friiheren aus dem hiesigen Institut hervorgegangenen Ar= beit (13) den Einflul~ der Nahrungsaufnahme auf den Blutalkohol aus- fiihrlich studiert. Wir konnten aber ebensowenig wie Thurm (19) in unseren Versuchen eine Beeinflussung der Alkoholausscheidung mit dem Harn durch den Fiillungszustand des Magens linden. Wenigstens waren diese Einfliisse nicht klar zu erkennen und unsere Resultate nicht ein. deutig.

Wie aus folgendem hervorgeht, ist die Konzentration des Alkohols im Harn nur zum Tefl yon der im Blute abhiingig. Errechnet man for jedea Versuch den Durchschnittswert der interferometrischen Blut- werte und vergleicht ihn mit tier mittleren Alkoholkonzentration, dem Durchschnittswert der interferometrischen Harnwerte, so liegen die beiden Werte in der Mehrzahl der Fi~lle ziemlich nahe beieinander.

DaB aber der Alkoholgehalt des ttarns nicht lediglich von dem des Blutes abhangig ist, ergibt sich durch Vergleich der interferometrischen Harnwerte mit den entsprechenden Blutwerten. Ambard(23) und dana vor allem Widmark(29) , glaubten testgestellt zu haben, dab ~)man durch Bestimmung des Alkoholgehaltes im Harn eine Auffassung

yon dem Alkoholgehalt des Organismus nach GenuB yon Alkohol er- halten kSnne <,.

Diese Auffassung grtindete sich auf Versuche, welche zeigten, dab der kurz nach der Alkoholzufuhr ausgeschiedene Haxn nahezu dieselbe Alkoholkonzentration wie die des Blutes aufweist, sowie dab diese Kon- zentra~ion durch Veranderung der Diurese nicht geiindert wird. l~il e s (24)

zeigte, dab diese Behauptung nur fiir die erste halbe Stun@ nach Ein- nahme des Alkohols zutrifft, d a b abet nachher von 40 Minuten bis 2 Stunden nach dem Alkoholkonsum der Alkoholgehalt des ttarns 30 bis 50% hSher als der des Blutes sei, und Wi l l i am S o u t h g a t e (25) stellte lest, dab die von Miles gefundenen Werte auch noch for die weiteren

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Untersuchungen tiber Alkohol. 161

4 Stunden ihre Gfiltigkeit haben und zwar noch fiir eine viel gr6fere Dosis und in sthrkerer Konzentration.

Diese Beobachtungen der genannten Autoren kSnnen wir nicht be- sthtigen. Aus unse ren U n t e r s u c h u n g e n l h f t sieh weder zeigen, d a f die A l k o h o l k o n z e n t r a t i o n des Harris mi t der des B lu t e s pa ra l l e l geht , noeh d a f i rgende ine andere Gese tzmhf i igke i t b e s t e h t , wonach man r f ieklhuf ig d u t c h B e s t i m m u n g des A l k o h o l g e h a l t e s im H a r n ein Ur te i l fiber den A l k o h o l g e h a l t des Blu tes gewinnen kSnnte . Man wird also zur Bestimmung des Blutalkohols immer wieder das Blu~ selbst untersuehen m~ssen.

Man mu6 sieh aueh vergegenw~rtigen: den Alkoholgehalt des Blutes kann man zu einem bestimmten Zeitpunkt feststellen, den Alko- holgehalt abet des an diesem Zeitpunkt yon den Nieren abgesonderten I-Iarus, wenigs~ens bei unserer Versuehsausfiihrung, nieht. Der Harn wird his zur nhehsten Blutentnahme in der Blase angesammelt, die Alkoholkonzentration, die wir hier ietzt feststellen, ist eine >>Mischkon- zentration<< all' der Harntropfen, die whhrend dieser Zeit dureh den Ureter in die Blase gelang~ sind und den Alkohol in versehiedenen Kon- zen~rationen enthielten.

Whre die Ausscheidung des Alkohols mit dem Harn ein reiner Fil- trationsvorgang, so mfiften die interferometrischen Harnwerte der ein- zelnen Harnportionen, so lange die interferometrisehen Blutwerte steigen, hinter den interferometrisehen Werten der zugehSrigen Blutentnahmen zurfiekbleiben, sobald die Blutwerte aber fallen, mfiften die interfero- metrischen I-Iarnwerte hSher sein. Bei einigen u trifft das zu. Sie wfirden ann~hernd die Widmarksehe Au~fassung stfitzen kSnnen. Die anderen Versuehe aber zeigen in dieser Beziehung ein selbst~ndi- geres Verhalten der interferometrisehen Harnwerte. Wit wollen uns hier nicht in Einzelheiten verlieren: denn fiber die interferometrisehen Harn- werte ist sehon an frfiherer Stelle ausffihrlich gesproehen worden. Nut eines muf noeh Erwhhnung linden. Von den interferometrisehen Blut- werten wissen wit, dal~ sie ansteigen, und wenn sie ihren HShepunkt erreicht haben, abfallen. Dieser Verlauf wird hie dutch Aussehl~ge nach oben und unten, die sieh graphiseh als Zacken darstellen wfirden, un~er- broehen. Wenn nun z. B. ein Harnwert, so lange die Blutwerte steigen, hSher liegt als sein zugehSriger Blutwert, so dfirfen wir annehmen, daft der Alkoholgehalt des Blutes zwischen den beiden bier in Betraeht kommenden Blutentnahmen noch h6her gestiegen ist, also daf der eigentliche ttShepunkt bei der Blutuntersuehung mitunter nicht erfaft worden ist (Versueh 1). Diese Annahme ist aber nur dann berechtigt,

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wean dadureh die Blutkurve in ihrem stetig ansteigenden Verlauf nicht beeintr/ichtigt wird. Es dtirfen also, bildlich gesprochen, keine Zacken auftreten. Fiir den Versueh 17 z. B. wtirde eine solche An- nahme nicht zu Recht bestehen, well dann im absteigenden Teil der Blutkurve Zacken auftreten m[il3ten. Es gentigt uns hier zu zeigen, da/~ die Verh/~ltnisse nicht so einfach liegen, wie es nach den Ar- beiten yon W i d m a r k und den anderen Autoren erseheinen mSchte. Dabei war noeh gar nicht davon die Rede, da~ auch yon der Blasen- schleimhaut Alkohol wieder aufgenommen werden kann, woriiber No- wieka(26) und VSltz, B a u d r e x e l und Die t r i ch (17) beriehten.

Was die Alkoholausscheidungen mit dem Ham betrifft, so wurden namentlich in Versuchen mit st/irkerer Diurese die grSl]ten Mengen innerhalb einer Zeit yon 1~/z--3 Stunden naeh Versuehsbeginn aus- geschieden. Nach 4 Stunden waren die interferometrischen Werte ge- wShnlich stark abgefallen und die Diurese bereits abgeklungen.

In den Versuchen, wo der Alkohol in konzentrierter Form ver- abreicht wurde, wurde im Yerhiiltnis zur eingefiihrten Fliissigkeits- menge eine grOBere Menge Ham ausgeschieden, als bei den Versnchen, wo zur Steigerung der Diurese neben der gleichen Menge Alkohol ab- solnt noch ein grS~eres Fliissigkeitsquantum verabreicht wurde. Zu- weilen war die Harnausscheidung grS~er als die gesamte eingefiihrte Fliissigkeitsmenge. Wit wiirden hierbei an eine Wasserentziehende Wir- kung des Alkohols auf die Gewebe denken, w0durch eine VergrSl~erung der Harnflut sehr wohl zustande kommen kSnnte. Nach J a n u s k i e - wicz (27) ist die Alkoholdiurese auf eine bessere Resorption des Wassers und eine sieh daraus ergebende Hydri~mie zurtiekzufiihren.

Ale letztes ware noeh auf die beiden Versuche der Gruppe 3 ein- zugehen. Da wit wissen, da~i sich normalerweise immer gewisse Mengen yon Alkohol im Blute nachweisen lassen, lag der Gedanke nahe, ein- real festzustellen, was bei kr/iftiger Diurese dana eintritt, wenn man dem Organismus iiberhaupt keinen Alkohol zuftihrt. Wtirde yon den l~ieren immer Alkohol abgegeben, so diirfte man erwarten, dal~ aueh hier die Alkoholausscheidungen mit steigender Diurese zunehmen.

Der erste Versuch (Protokoll 25) ist an einer Fran gemacht worden, die abstinent ist. Es zeigten sich bier wie im ni~ehsten Versuch (Pro- tokoll 26) nur bei der Bestimmung des l~tichternwertes im Ham naeh- weisbare Alkohohnengen, im tibrigen sind die interferometrischen Werte gleich Null. Im Blur warder Alkohol (Protokoll 25) immer in der Menge nachzuweisen, wie er sieh normalerweise vorfindet. Wir miissen deshalb annehmen, dal] der Alkohoigehalt im Blut erst einen gewissen Sehwellen-

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wert erreichen mug, bevor mit dem tiara Alkohol ausgeschieden wird. Wieviel dieser Schwellenwert betri~gt, kOnnen wir nieht angeben. Aber das eine dtirfte feststehen, dag er, individuell, aber auch bei ein und derselben Person, i~hnliehen Sehwankungen unterliegt, wie normaler- weise der Blutalkoholgehalt.

Seh l i eh t i ng fand auch(28), dag nach Aufnahme yon sehr ge- ringen ~engen Alkohol in den Magen eine Ausseheidung dureh den Ham nieht erfolgt.

Bei der Bestimmung des Ntiehternwertes wurde fast stets Alkohol gefunden, der auf die im intermedii~ren Stoffweehsel der Kohlehydrate gebildeten Alkoholmengen zurtickzuffihren ist. In einigen Versuehen, z.B. Protokoll 2 und Protokoll 6, sind die interferometrischen Werte des nii~htern gelassenen Harris ziemlich hoeh, so dag man nieht gut glauben kann, dag der bei dem Abbau der Kohlehydrate gebildete A1- kohol allein daftir verantwortiich zu maehen sei.

Was fiir diese Fi~lle verantwortlieh zu machen ist, ist sehwer zu sagen. Vielleieht sind in dem die ganze 57aeht hindureh zurtiekge- haltenen Harn in der Blase irgendwelche Veri~nderungen vor sich ge- gangen, die den Alkoholgehalt erhShten.

Z u s a m m e n f a s s u n g .

1. Nit steigender Diurese steigen die Ausseheidungen an absoluten Alkoholmengen. Eine Beziehung zwisehen den Harnmengen und den darin enthaltenen Alkoholmengen ]i~gt sich aber ohne weiteres nieht feststellen.

2. Die Konzentration des Atkohols im Ham geht. fiber eine gewisse Grenze nieht hinaus; 0,1014% sind hie tiberschritten worden.

3. Die im Harn wiedergefundenen Alkoholmengen sind minimal: 0,041--1,93245% der eingeftihrten Mengen.

4. Bei Verabreiehung geringerer Mengen Alkohols kann man pro- zentual davon mehr im Ham wieder gewinnen, als bei Verabreichung grSgerer Mengen. Bei gleicher Diurese wird gewShnlich dort ein hSherer Prozentsatz des verabreiehten Alkohols im Harn ausgesehieden, wo geringere Mengen zugeftihrt worden sind.

5. Ein Einfiug der Diurese auf den Alkoholgehalt des Harnes li~gt sich nicht feststellen. Ein Einflug der Nahrung scheint dagegen zu be- stehen.

6. Der Alkoholgehalt des Harnes ist yon dem des Blutes zwar ab- h~ngig, aber nicht nur allein. Es ergeben sieh somit keine direkten Be- ziehungen zwischen dem Alkoholgehalt des Blutes und des Harnes.

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7. Die gr6~te I-Iarnmenge und dami t auch Alkoholmenge wurde

innerha lb einer Zei t vo~ 11 /2 - -3 S tunden naeh Versuchsbeginn aus-

geschieden, l~ach 4 S tunden waren die in te r fe romet r i sehen Wer te ge-

w6hnlich s t a rk abgefal len und die Diurese berei ts abgeklungen.

8. Bei den Versuehen, in denen der Alkohol in konzen t r i e r t e r F o r m

verabre ich t wurde, wurde im Verhi~ltnis zur eingeft ihrten Fl t iss igkei ts-

menge eine grSl3ere Menge t I a r n ausgeschieden, als bei den Versuchen,

wo zur Ste igerung der Diurese neben der gleichen lgenge Alkohol ab-

solut noch ein grSSeres F l t i s s igke i t squan tum verabre ich t wurde.

9. Wenn yon den l~ieren Alkohol du tch den H a m ausgesehieden

werden soll, mull der B lu ta lkoho lgeha l t erst einen gewissen Sehwellen-

weft erre ieht haben.

10. Die bei der l~ t i ch te rnwer t sbes t immung gefundenen A l k o h o l -

mengen sind auf den im in te rmedi~ren Stoffwechsel der Koh lehydra t e

gebi lde ten Alkohol zurt ickzufi ihren. In einigen Fi~llen wiire viel leieht

an i rgendwelche Veri~nderungen des die ganze Nach t h indurch in der

Blase zur t ickgehal tenen } t ames zu denken, die den Alkoholgehal t er- hShten.

L i t e r a t u r .

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