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Untersuchungen uber das Wachstum und die Entwicklung eines weiblichen Hinterwiilder Kalbes von der Geburt bis zum Abschlu6 des Washsturns unter besonders gunstigen Aufzuchtverhiiltnissen. Von C. Kronacher, J. Klieseh und H. Schubert. Mit 24 Abbildungen. Im Jahre 1931 kauften wir bei Einrichtung des Rassen- und Forschungs- stalles des Institutes fiir Tierzuchtung und Haustiergenetik der Universitat Berlin u. a. eine tragende Original-Hinterwalder Kuh von den1 Landwirt 0 13 w a 1 d M u 11 e r in Fallneck, Amt Schopfheim, Baden. Diese Kuh Kathe war eine kennzeichnende Vertreterin der Hinterwalder Rasse mit den diesen Landschlag durchschnittlich auszeichnenden Vorziigeu und Schwachen. Das Tier wirkte im Gesamteindruck sehr edel. Im einzelnen war es klein, hatte einen sehr feinen, ausgepragt weiblichen Kopf mit schmalem Stirn- und langeni Nasenteil und feinen, diinnen, typisch gestellten Hor- nern. Der Hals war lang, verhiiltnismafiig kriiftig und zeigte im unteren Teil sowie am Brustkern eine starker entwickelte Wamme. Die Schulter war etwas muskelarm und lose, der Rumpf lang, tief, mit guter Rippenwd- bung und Flankentiefe. Bei guter Widerrist- bildung hatte das Tier einen leichten Senk- riicken niit verhaltnis- den1 Kreuzbeinkamm und stark entwickclter, hochstehender Schwanzwurzel. Der Schwanz selbst war lang und verhaltnismaflig fein. Das Becken verlief leicht geneigt, war ziemlich breit in den Hiifthockern und schmal in den Sitzbeinen. Die Glied- mafien waren sehr fein. die Stellung vorn normal, hinten kuhhessig. Haut und Haar waren dem Gesamttyp entsprechend fein, aber dabei doch kraftig. Abb. 1. Hinterwalder Kuh KBthe 303. niafiig stark ansteigen- Geboron 5. Jannar 1924, aufgcnommcn 3. August 1931.

Untersuchungen über das Wachstum und die Entwicklung eines weiblichen Hinterwälder Kalbes von der Geburt bis zum Abschluß des Wachstums unter besonders günstigen Aufzuchtverhältnissen

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Untersuchungen uber das Wachstum und die Entwicklung eines weiblichen Hinterwiilder Kalbes von der Geburt bis zum Abschlu6 des Washsturns unter besonders gunstigen

Aufzuchtverhiiltnissen. Von

C. Kronacher, J. Klieseh und H. Schubert. Mit 24 Abbildungen.

Im Jahre 1931 kauften wir bei Einrichtung des Rassen- und Forschungs- stalles des Institutes fiir Tierzuchtung und Haustiergenetik der Universitat Berlin u. a. eine tragende Original-Hinterwalder Kuh von den1 Landwirt 0 13 w a 1 d M u 11 e r in Fallneck, Amt Schopfheim, Baden. Diese Kuh Kathe war eine kennzeichnende Vertreterin der Hinterwalder Rasse mit den diesen Landschlag durchschnittlich auszeichnenden Vorziigeu und Schwachen.

Das Tier wirkte im Gesamteindruck sehr edel. I m einzelnen war es klein, hatte einen sehr feinen, ausgepragt weiblichen Kopf mit schmalem Stirn- und langeni Nasenteil und feinen, diinnen, typisch gestellten Hor- nern. Der Hals war lang, verhiiltnismafiig kriiftig und zeigte im unteren Teil sowie am Brustkern eine starker entwickelte Wamme. Die Schulter war etwas muskelarm und lose, der Rumpf lang, tief, mit guter Rippenwd- bung und Flankentiefe. Bei guter Widerrist- bildung hatte das Tier einen leichten Senk- riicken niit verhaltnis-

den1 Kreuzbeinkamm und stark entwickclter, hochstehender Schwanzwurzel. Der Schwanz selbst war lang und verhaltnismaflig fein. Das Becken verlief leicht geneigt, war ziemlich breit in den Hiifthockern und schmal in den Sitzbeinen. Die Glied- mafien waren sehr fein. die Stellung vorn normal, hinten kuhhessig. Haut und Haar waren dem Gesamttyp entsprechend fein, aber dabei doch kraftig.

Abb. 1. Hinterwalder Kuh KBthe 303. niafiig stark ansteigen- Geboron 5. Jannar 1924, aufgcnommcn 3. August 1931.

40 Kronacher, Kliesch und Schubert:

Das Euter war ein sehr gutes Druseneuter mit feiner, elastischer Haut, gut geformt, geraumig und hatte lange, gut ausgebildete Striche. Das Gewicht des Tieres betrug nach dem Ankauf 285 kg. Dank der guten Piitterung und Haltung stieg dns Gewicht in den nachsten 5 Nonaten auf 380 kg und erreichte kurz vor dem Abkalben 400 kg. Nach deni Kalben sank das Ge- wicht dann auf 340 kg, nm bis zum nachsten Kalben wieder auf 400 kg anzusteigen. Nach dem zweiten Kalben im Dahlemer Stall sank das Gewicht dann wieder auf 350 kg und schwankte in der Polge bis Zuni Ausscheiden des Tieres zwischen 350 und 370 kg.

Die Milchleistung betrug nach dem ersten Abkalben in Dahlem in 433 Tagen 4169 kg Milch mit 176,s kg Pett bezw. 4,24% Fett, nach dem zmeiten Abkalben in 305 Tagen 4348 kg Nilch mit 205,7 kg Fett bezw. 4,73 %.

Die KorpermaBe der Kuh waren folgende: Widerristhohe . . . . . 111,5 cm Brustbreite . . . . . 33.0 cm Kreuzhohe . . . . . . 113,5 ,, Huftbreite . . . . . 42,5 ., Brusttiefe . . . . . . 61,O .. Beckenbreite. . . . . 38,O ,, Rumpflange . . . . . . 145,O ,, Brustumfang . . . . 151.0 ,, Beckenlange . . . . . . 44,O ,. Rohrbeinumfang . . . 15,O ,,

Nach diesen MaBen ist das Tier als ausgesprochen kleiner Vertreter der Hinterwalder Rasse anznsprechen, denn L .y d t i n und W e r n e r geben in ihrer Arbeit ,,Das deutsche Rind" als Durchschnittsmane fur Kuhe des Hinterwalder Schlages folgende Zahlen an:

Widerristhohe . . . . . 116.5 cm Brustbreite . . . . . 40,5 cm Kreuzhohe . . . . . . 118,5 .. Huftbreite . . . . . 45,O ,, Brwttiefe . . . . . . 61 0 ,, Eeckenbreite . . . . . 39,5 ,, Rumpflange . . . . . . 141,5 ., Brustumfang . . . . . 171,5 ,, Beckenlange. . . . . . 47,O ,, Rohrbeinumfang . . . 17,5 ,,

Vergleicht man diese Zahlen, die ans den Messungen von 46 Kuhen im Alter yon 4-10 Jahren stammen, mit den voratehend angefiihrten MaBen der Kuh Kathe, so ergibt sich, daB diese MaBe fast durchweg und zum Teil nicht unbetrachtlich kleiner sind, als die von L y d t i n und W e r n e r an- gegebenen Durchschnittsmerte fiir Hinterwalder Kuhe. die ja allerdings wohl in der Hauptsache an AnsstelIungstieren gewonnen waren.

Die Kuh Kathe war in ihrer Heimat am 16. April 1931 von den1 Ori- ginal-Hinterwalder Bullen ,,Hans" belegt wordeo, der unter der Nummer 7 61 in das dortige Zuchtbuch eingetragen ist. Bus dieser Paarung fie1 am 5. Pebruar 1932 in unsereni Dahlemer Stall ein reinrassiges Hinterwalder Kalb, das den Namen Kathe I1 erhielt.

Es wurde beschlossen, dieses Kalb u n t e r den f u r s chwarzbun te Kalber normalen Haltungs- und Ernahrungsbedingungen aufznziehen, um zu prufen, w i e w e i t die ererbten Anlagen fur die Korperentwicklung sich in dieseni Falle als m o d i f i k R b e 1 erwiesen. I m b e s o n d e r e n sollte untersucht werden, o b sich der W a c h s t u m s v e r 1 a u f durch die reichlichere Er- nahrung b e s c h 1 e u n i g e n lafit. w i e w e i t die geringe Grofie der Hinter- walder erblich und wieweit sie nur durch die heimatlichen Haltungs- und Aufzuchtverhaltnisse bedingt ist und o b sich durch die reichlichere Er- nahrnng und die bessere Haltung ein gegenuber , den1 Hinterwaldertyp a n d e r e r H a b i t u s erzielen 1a t . SchlieBlich sollte auch gepruft werden, ob sich die reichlichere Jugendernahrung giinstig auf die s p a t e r e L e i s t u n g des Tieres selhst auswirkt, obwohl sich in dieser Hinsicht ja uberhaupt nur sehr bedingt zutreffende und fur den Einzelfall gultige Schliisse ergeben kiinnen.

Wachstiini iind Entwicklung eines weiblichen Hinterwalder Kalbes. 41

Wahrend uber die Entwicklung und den Entwicklungsverlauf der Kalber anderer Rassen, besonders jener der schwarzbunten Niederungsschlage, eine ganze Reihe voti Untersuchungen vorliegen, ist iiber die Entwicklung von Hinterwalder Kalbern nichts veroffentlicht, und es war uns leider auch durch A nfragen bei Ziichtern und Zuchtleitern nicht miiglich, genauere Angaben uber die irn Zuchtgebiet gewohnliche Entwicklung der Jungtiere zu erhalten. Was die Putterung anbelangt, so erhalten die zur Zucht bestimniten Tiere nach Angaben des Rezirkstierarztes Herrn Dr. Bosser t , dem wir fur seine liebens- wiirdige Auskunft auch an dieser Stelle nochmals danken, bis zu 70 Wochen taglich 6 - 8 1 Vollmilch. Nach den ersten 4 Wochen erhalten die Kalber gutes Heu und 50-80 p Leinsamen in Schleimform. Rach der 10. Woche wird die Vollmilch allniahlich duroh Magerniilch ersetzt. Nach 12-15 Wochen hort die Nilchfiitterung auf. Es wird dann in der Hauptsache nur noch Heu verabreicht. Kraftfutter wird nur in wenigen Betrieben mid in lrleiiien Mengen in Form von Hafer- und Gerstenschrot gegeben. Im Alter von

Gegeniiber dieser, besonders was die Verwendung von Kraftfutter und Heu anbelangt, ziemlich knapp erscheinenden Ernahrung, erhielt das Kalb Kathe I1 in den ersten 4 Lebenswochen steigende Vollmilchgaben bis zu einer Menge von taglich 10 kg. Diese Vollmilchgabe wurde bis zum Anfang der 10. Lebenswoche beibehalten. Gleichzeitig wurden von der 5. Woche an kleine Gaben von Haferschrot verabreicht, von den1 das Tier am Ende der 9. Woche taglich 200 g aufnahm. Von der 10. Woche an wurde die Vollmilchgabe allmahlich verringert, so dalj im Alter von 20 Wochen keine Milch mehr gegeben wurde. Magerniilch stand uns bei dem auf den Ver- kauf von Vorzugsmilch eingestellten Retrieb des Stalles leider nicht zur Ver- fiiguug. In dieser Zeit des allmahlichen Milchentzuges erhielt das Tier steigende Gaben von Haferschrot, Leinsamen und gutem Wiesenheu. Im Alter von 20 Wochen nalim das Tier von diesen Futtermitteln taglich auf 1 kg Hafer- schrot, 300 g Leinsanieii und 1,5 kg Wiesenheu. - I m Alter von Jahr wurde die Leinsamengabe eingestellt. Dafiir wurden jetzt Trockensyhnitzel und eine Olkuchen-Kraftfuttermischung verabreicht, aul3erdem neben dem Wiesenheu auch Luzerneheu. Im Winter wurden an Stelle der Trockenschnitzel Putterruben gegeben.

Jahr kommen die Kalber auf die Bergweiden.

Am Ende des e r s t e n Lehensjahres hatte das Tier aufgenoiiinien : 877 kg Tollmilch 29 kg Leinsamen 273 ,, Kraftfuttermischung 332 ., Luzerneheu 90 ., Trockenschnitzel 130 ,, WiPsenhen 80 ,, Haferschrot 1090 1, Fatternlben.

Im zweiten Lebensjahr wurde die Kraftfuttergabe eingeschrankt und fie1 ini Alter von 1 Jahren ganz weg. Die Ernahrung erfolgte dann mangels Weidemiiglichkeit im Sornmer mit Trockenschnitzeln und Heu, im Winter mit Putterruben und Heu, und zwar Wiesenheu und Leguniicosenheu. Die tagliche Putterration bestand aus 5 kg gemischteni Heu und entweder 3 kg Trockenschnitzelii oder 15 lig Putterruben.

Der Gesamtverzelir an Futtermitteln betrug iin z w e i t e n Lebensjahr: 111 kg liraftfuttermischung 464 kg Luzerneheu

61 ,. Haferschrot 1160 ,, Wiesenheu 642 1, Trockenschnitzel 1267 .. Putterruben 154 ,. Kleeheu

Die Putterung war also sehr reichlich und entsprach der von selir gut gehaltenen schwarzbunten Kiilbern und Jungtieren.

42 Kronacher, Kliesch und Schubert:

Es ist nun interessant und in bezug auf die Modifizierbarkeit des Ent- wicklungsverlaufes sehr aufschluBreich, das W a c h s t u m u n d d i e E n t- w i c k l u n g d e s T i e r e s b e i d i e s e r v o n d e r g e w o h n l i c h e n Er- n a h r 11 n g H i n t e r w a1 d e r K a1 b e r s t a r k a b w e i c h e n d e n F u t t e- r u n g zu verfolgen uud m i t d e r v o n s c h w a r z b u n t e n K a l b e r n z u v e r g 1 e i c h e n. Zn letzterem Zweck haben wir die Durchschnittszahlen von auf unserem Versuchs- und Forschungsgut Koppehof aufgezogenen Kalbern herangezogen.

Das Hinterwalder Kalb ,,Kathe 11" war bei seiner Geburt bereits sehr kraftig entwickelt und blieb mit eineni Geburtsgewicht von 32 kg nur wenig hinter dem Durchschnittsgewicht der schwarzbunten Kalber, das 36 kg be- trug, zuruck.

Dies hohe Geburtwewicht ist wohl ohne Zweifel m i t auf die reichliche Ernahrung und gute H a h u g des Muttertieres in den1 Dahlemer Stall zuruck- zufuhren, wo es ja sein Gewicht von 285 kg bis zum Abkalben auf 400 kg vermehrte. Aber auch sonst war das Kalb gut entwickelt, wenn es auch die Ausmafie von schwarzbunten Kdbern nicht ganz erreichte. Im einzelnen

ist folaendes zu bemerken. Der

Abb. 2. KAthe II. Aufgenomrnen B. April 1932.

pisch fur die Hinterwalder Rasse waren weiter die sehr feinen Glied- mallen, die stark gewinkelten Hinter-

beine und ihre etwas kuhhessige Stellung. Em gutes Bild des Tieres gibt die vorstehende Aufnahme.

Die Ma B e des Tieres n a c h d e r G e b u r t sowie die entsprschenden MaBe von schwarzbunten Kalbern zu dem gleichen Zeitpunkt waren folgende:

Widerristhohe . . . . . . . . . 69 73 cm Kreuzhohe . . . . . . . . . . 72 78 17

Brusttiefe . . . . . . . . . . 25 29 ,, Brustbreite 1 3 16 71

Brustumfang . . . . . . . . . 75 78 ,, Beckenbreite . . . . . . . . . 17,5 22 ., Hhftbreite 13 17 ,, Beckenl2nge . . . . . . . . . 20 23 ., Rumpflange . . . . . . . . . . . 58 70 19

Rohrbeinumfang . . . . . . . . 11 11,5 Genicht . . . . . . . . . . . 32 36 Cg

Schaarzbunte KBthe I1

. . . . . . . . . .

. . . . . . . . . .

Ein Vergleich der MaBe unterstreicbt das oben bezuglich der Korperform Gesagte. Das Hinterwalder Kalb war trotz seiner an und fiir sich sehr guten Entwicklung und seines hohen Geburtsgewichtes in allen MaBen kleiner als der Durchschnitt der zum Vergleich herangezogenen schwarzbunten Kalber. Besonders deutlich waren die Unterschiede in der Entwicklung des Beckens.

Wachstum und Entwicklung eines weiblichen Hinterwalder Kalbes. 43

Das Hinterwllder Kalb hatte eine erheblich geringere Huft- und Beckenbreite als die schwarzbunten Kalber.

I m V e r l a u f d e a e r s t e n V i e r t e l j a h r e s entwickelte sich das Hinterwalder Kalb sehr gut und nahm in 98 Tagen 82 kg, d. h. j e T a g 8 3 7 g zu. Diese Zunahnie ist fast die gleiche, wie sie durchschnittlich bei den Zuni Vergleich herangezogenen schwarzbunten Kalbern beobachtet wurde. Diese nahmen in der gleichen Zeit 84 kg, d. h. also nur 2 kg niehr zu. Das Hinterwalder Kalb mar mit dem Gewicht von 114 kg in sehr guteni Futterzustand, machte aber keineswegs einen gernasteten Eindruck. - Im Gesamttyp hat sich zu diesem Zeitpunkt gegeniiber der Geburt wenig ge- andert. Das Tier war immer noch stark uberbaut, im Verhiiltnis sogar starker als bei der Geburt. Am Kopf hatte die Aiisbildung der Horner begonnen, die im Alter von Jahr ungefahr 1 cm lang waren.

Den Gesamttyp reranschaulicht die nachstehende Aufnahme: Die im Alter von J a h r

erreich ten folgende :

Widerristhoh Kreiizhohe Bivsttiefe . Brustbreite Brustumfang Beckenbreite Huftbreite . Beclienlinge Rumpflange Rohrbeinumf Gewicht .

D i e

KorpermaBe waren

Kilthe I1 .e . 90 . . 96 . . 41 . . 22 . . 112 . . 26,5 . . 24 . . 31 . . 92

ang. 13 . . 114

Schwarbnntc 92 cm 95 1,

40 :1

24 :, 111 ), 30 11

25 ., 31 1 )

92 .) 13

120 k;

vorstehenden Zahlen hbb. 3. IiRtho 11. Phot. 23. Jiini 1%''. sind sehr interessant. Das Hinter-

walder Kalb, das bei der Geburt trotz des hohen Geburtsgewichtes in allen Jfafien kleiner war als der Durch- schnitt der Zuni Vergleich herangezogenen schwarzbunten Kalber g 1 e i c 11 t diesen jetzt in fast allen MaBen. Eine Ausnahnie machen nnr die Breiten- mafie des Beckens, besonders das der eigentlichen Beckenbreite. Es gelang also anscheinend durch die starke Futterung den Wachstumsverlauf zunachst sehr weitgehend zu beschleunigen, womit aber naturlich noch nichts iiber den endgiiltigen WachstumsabschluB und die dabei erreichbaren EndniaBe gesagt ist.

In dem folgenden E n t w i c k l u n g s a b s c h n i t t v o n l lp -1 /2 J a h r trat der Hohenviehcharakter des Tieres noch starker in Erscheinung als bisher. Er kommt besonders zum Ausdruck in der Ausformung des Beckens, an dem sich der Kreuzbeinkamm und die dicke Schwanzwurzel immer starker abhebt. Infolge der gegeniiber den Schwarzbunten geringeren Breite erscheint das Becken besonders lang, ohne es aber in Wirklichkeit zu sein. Auch im Kopf kommt der Hohenviehcharakter deutlich zum Ausdruck. In der Ge- samterscheinung ist das Tier imrner noch sehr stark iiberbaut. AbgesPhen von den verhaltnismaBig feinen GliedmaBen, der gegenuber der Sitzbeinbreite zienilich stark betonten Huftbreite, den stark gewinkelten Hinterbeinen und der etwas kuhhessigen Stellung erinnert es sehr stark an ein sehr gut ent- wickeltes Fleckviehkalb.

Das nachstehende Bild zeigt das Tier i r n A l t e r v o n I,'? J a h r :

44 Kronncher, Kliesch und Schubert:

Die K c i r p e r m a n e i r n A l t e r v o n J a h r maren folgende :

Widerristhohe . . 101 102 cm U r h c II Srliwnnbirnto

Kreuzholie . . . 107 1 O i l,

Brusttiefe . . . 48 47 ., Brustbioite . . . 28 28 ., Blutumfang . . 130 130 ., Beckenhreite . . 32 35 .( Huftbreite . . . 31 32 ., lkckenlange . , 36 36 ,, [(~mpflnnge. . . 108 108 ,. Rohrbeinnmfanq . 14 14 ,, bcwicht . . . . 173 180 Lg

Das W a c h s t u m und die Entwicklung des Tieres ist dank

der reichlichen Fiitterung in dem Zeitabschnitt von ',Iz Jahr o h n e H e m m i i n g f o r t g e s c h r i t t e n und die M a Q e d e s H i n t e r w a l d e r K a l b e s h a l t e n m i t d e n a n g e f i i h r t e n D u r c h s c h n i t t s m a I J e n v o n g u t a u f g e z o g e n e n s c h w a r z b u n t e n K a l b e r n g l e i c h e n S c h r i t t . Ein U n t e r s c h i e d besteht auch zu diesem Zeitpunkt n u r i n d e r B e c k e n b r e i t e. - Der Gemichtszuwachs war in beiden Fallen mit 59 bezw. 60 kg praktisch vollkomnien gleich.

Auch in dem folgenden d r i t t e n V i e r t e l j a h r war die Weiter- entwicklung des Tieres sehr gut. Die Zunahnie war mit 7 1 kg sogar noch besser als in dem vorhergehenden Zeitabschnitt. In der Gesamtkijrper- erscheinung hat sich gegeniiber dem zweiten Vierteljahr nicht sehr vie1 ver- andert. Im ganzen sind die Form und gewisse Merkmale des Hohenviehs, besonders im Kopf und Becken, noch ausgepragter geworden. Nach wie vor s e h r g u t i s t d i e R u m p f t i e f e , wie iiberhaupt die Brustentwicklung, sowie der Schulter- und LendenschluQ.

Das Tier ist den MaWen nach imnier noch stark iiberbaut, macht aber im ganzen betrachtet, wie auch aus den1 nachstehenden Bild hervorgeht, schon einen ziemlich fertigen Eindruck.

Abb. 4. Kilthe [I. Jahr alt.

Die K o r p e r m a Q e KBthc II Schwarz-

Widerristholie . 108 110 em Kreuzhohe . . 114 115 ,, Brusttiefe . . 54 53 ,, Brustbreite . . 34 31 ,) Brustumfang . 147 144 ,, Beckenbreite . 36 40 ,. Hiiftbreite . . 36 37 ., Beckenlange. . 41 41 Rumpflange . . 120 119 ,, Rohrbeinumfang 16 16 Gewicht . . . 244 240 gg

Bus den vorstehenden MaBzahlen geht einwandfrei hervor, daB die W a c h s - t u m s g e s c h w i n d i g k e i t d e s H i n t e r m a l d e r Kal- b e s i m n i e r n o c h m i t de r v o n schwarzbun ten

bunto

i m A l t e r v o n 314 J a h r e n waren folgende:

Abb. 6. KSthe 11. S/a Jahr alt.

Wachstum iind Entwicklung eines weiblichen Hinterwalder Kalbes. 45

K i i l b e r n p a r a l l e l g e h t . In einzelnen Mallen, wie z. B. der R r u s t - t i e f e , die bei dem Hinterwalder Kalb auffallend gut entwickelt war, u b e r- r a g t d i e s e s s o g a r d i e S c h w a r z h u n t e n , e b e n s o i n d e r B r u s t - b r e i t e u n d i m B r u s t u ni f a n g. Die beiden letztgenannten MaBe werden ja allerdings ininier auch stark von den1 jeweiligen Futterzustand eines Tieres beeinfluljt, so daS der Vergleich hier zu ungunsten der in dieseni Alter nicht mehr ganz so reichlich gefiitterten Schwarzbunten ausfallen muB.

Verfolgen wir die E n t w i c 1i 1 u n g des Tieres weiter b i s zu ni A1 t e r v o n 1 J a h r , so ist znnachst eine immer noch sehr starlie Gewiehtszunahme festzustellen, die in dem letzten l'ierteljahr 49 kg betrug, was einer durch- schnittlichen taglichen Zunahme von 583 g entspricht. D as T i e r e r r e i c h t d a m i t e i n O e w i c h t v o n 2 9 3 kg u n d i i b e r t r i f f t n i c h t n u r d a s D u r c h s c h n i t t s g e w i c h t d e r z un i V e r g l e i c h h e r a n g e z o g e n e n s c h w a r z b u n t e n K H l b e r , s o n d e r n auch b e r e i t s d a s G e w i c h t , d a s d i e M u t t e r n a c h i h r e r A n k u n f t i m D a h l e m e r R a s s e - s t a l l h a t t e.

In der G e s a m t e r s c h e i n u n g e r i n n e r t d a s T i e r - von Glied- niaflenbau und -stellung sowie Beckenform einmal abgesehen - k a u m n n c h a n e i n T i e r d e r H i n t e r w a1 d e r R a s s e. Der tiefe, breite und tonnige Rumpf und der kriiftige Kopf geben dem Tier vielmehr das Aus- sehen eines nicht allzu wiichsigen, stark gefiitter-. ten Fleckviehjungrindes.

Die 31aRe des Tieres selbst und die DurchschnittsniaBe von Schwarzbunten i ni A l t e r v o n 1 J a h r sind fol- gende. Aunerdem sind auch noch die MaBe der ausgewachsenen Hinter-

Mutter von Kathe IT, an- gegeben, sowie die Durchschnittsmalje von ausgewachsenen Hinterwiilder Kiihen nach L y d t i n und W e r n e r.

walder Kuh Kathe I, der Abb. 6. Iiathc 11. 1 Jahr alt. I'hot. 7. Pebruar 1933.

Ii i i thu 11 Schwwzhuntc Katlic I Hintcr.wiil~ler cm crn cm em

Widerristhohe . . . . . 111 111 111,5 116,5 Kreuzh6he . . . . . . 118 118 113,5 I18,5 Erusttiefe . . . . . . . 58 55 61 61 Brustbreite . . . . . . 38 32 33 40,5 Brustumfang . . . . . . 155 146 151 171,5 Beclienbreite . . . . . . 38,5 41 38 39,5 Hiiftbreite. . . . . . . 40 40 42,5 45 Beckenlange . . . . . . 44 42 44 47 Rumpflange . . . . . . 129 126 145 141,5 Hohrbeinumfang . . . . 16,5 16,5 15 17,5 Gewicht - . . . . . . . 293 kg 285 lig 285 kg

Der Vergleich dieser Zahlen zeigt zunachst einmal, daB das Wachstum des reichlich gefutterten Hinterwalder Kalbes auch im Alter von 1 Jahr noch mit dem der Schwarzbunten Schritt halt, mit Ausnahme der Beck&-

46 Kronacher, Kliesch und Schubert:

breite. Die HohenmaBe sind vollkonimen gleich, in den BrustmaBen ist das Hinterwalder Kalb den Schwarzbnnten iiberlegen, eine Erscheinung, die ohne Zweifel einmal init der von der Mutter ererbten Anlage fur eine sehr gute Brusttiefe zusamnienhangt, weiter aber auch niit der sehr reichlichen Er- nahrung des Hinterwalder Kalbes.

Abb. 7. Iiiithe 11, 1% Jahr alt. Abb. 8.

Sehr interessant ist weiter der V e r g 1 e i c h d e r M a B z a h l e n y o n K a t h e I1 n i i t d e n e n i h r e r T l / , j a h r i g e n M u t t e r u n d d e n e n a n d e r e r a u s g e w a c h s e n e r H i n t e r w a l d e r (nach L y d t i n - W e r n e r ) . K a t h e I1 h a t n i i t 1 J a h r b e r e i t s d i e g l e i c h e O r o B e w i e i h r e M u t t e r e r r e i c h t u n d i n d e r K r e u z - h t i h e a n c h d a s D u r c h s c h n i t t s m a B d e r H i n t e r w a l d e r K a s s e . Auch die Rreiten- und TiefenmaBe erreichen Zuni grol3en Teil die MaBe der ausgewachsenen Tiere oder bleiben nur wenig hinter denselben zurucli. Nine B u s n a h ni e macht nur die H u f t b r e i t e , die sich erfahrungsgernkfl ja erst in fortgeschrittenem Alter stiirker entwickelt, u n d d i e B u m p f l i i n g e . Im ganzen niacht das Tier jedoch schon einen r e c h t f e r t i g e n Eindruck.

Abb. 0. Die Entwicklung ging i ni n a c h s t e n h a1 b e n J a h r in der gleichen Kichtung weiter, wobei die

Wachstnnisgeschwindigkeit allerdings gegeniiber den Schwarzbunten znm Teil nachlieB. Uas gilt basonders fiir die HohenmaBe und die BreitenniaBe des Beckens.

Der (iesanittyp des Tieres wird am besten durch die nachstehenden A u f n a h m e n reranschaulicht, die das Tier im Alter von 11I4 und 1'i2 Jahren zeigen (7 , 8, 9 und 10, 11, 15).

Die M a 8 e cles Hinterwalder Kalbes und die der Schwarzbunten i tn A 1 t e r v o n 11/2 J a hr e n waren folgende:

Waclistum und Enhicklung eines weiblichen Hintemalder Kalbrs. 47

u n d d i e d e r E r e i t e n m a f i e d e s Abb. 10.

B e c k e n s ni i t d e n e n t s p r e c h e n d e n M a B e n d e r S c h w a r z b u n t e n n i c h t m e h r S c h r i t t . l n i iibrigen ist das Hintermiilder Kalb in1 A l t e r v o n 11/, J a h r e n u b e r d i e N u I I e s e i 11 e r A1 u t t e r h i n a u s g e w a c 11 s e n und e r r e i c h t niit ganz geringen Abweichungen nun iiberall die nach L y t i n und W e r n e r fur die Hinter- walder Hasse geltenden

durch die Yerunderte Hal- tungs- nnd Emiihrungsweise das Wachstnm u b e r h a u p t zu modifizieren, zeigt am besten eine Betrachtung des \v e i t e r e 11 E 11 t- w i c k 1 u n g s \ e r 1 a u f e s des Tiereh. Aus dieseni sollen bcsonders z n e i

Z e i t p u n k t e herausge-

-

S ~ I I 11. m i l e r r IU? .IAI 'tit

48 Kronacher, Kliesch und Schubert:

D a s i i u f l e r e des Tieres i n i A l t e r v o n 211, J a h r e n veranschau- licht die nachstehende Abbildung. (Abb. 13):

Das Tier befindet sich in tragendem Zustand; es war am 18. November 1933 gedeckt worden. In der Gesaniterscheinung hat sich gcgenuber den bisherigen Angaben wenig verandert Der Rumpf ist nach wie \-or tief

und gut entwickelt. Der H i n t e r w a1 d e r C h a- r a k t e r i s t n u r i n d e r F o r m u n d S t e l l u n g d e r B e i n e u n d i n d e m im S i t z b e i n t e i l

v e r h a l t n i s m a f i i g s c h m a l e n B e c k e n eu erkennen. Der Kopf ist etwas feiner nnd weib- licher geworden. Un- typisch fiir die Hinter- walder Rasse sind die langen, nach vorn stehen- den Horner. Die Euter- anlage ist s e h r 1r 1 e i n,

Abb. 13. Kithc 11, im Altcr von 2':* Jahrun. weich nnd fein behaart mit kleinen, diinnen und

feinhautigen Zitzen. Haut und Haar des Tieres selbst sind zienilich dick und derb und kraftiger als bei der Mutter.

Die einzelnen K a r p e r m a B e in1 A l t e r v o n 21,,'2 J a h r e n waren folgende :

I<;ilhc I I Sch\wrzbunto

Widerristhohe . . . . . . Krenzhohe . . . . . . .

Clll

. . . . 122

. . . . 126

cm 128 133

Brnsttiefe . . . . . . . . . . . 67 67 Brustbreite . . . . . . . . . . . 43 39 Brustumfang . . . . . . . . . . . 181 179 Beckenbreite . . . . . . . . . . . 45 49 Hufthreite . . . . . . . . . . . 49 53 BeckenlLnge . . . . . . . . . . . 50 52 Rnmpflange . . . . . . . . . . . 149 150 RShrheinumfang . . . . . . . . . 17 17,5

. . . . . . . . . . . . Gewicht 494 kg 510 kg

Das H i i h e n - u n d B r e i t e n m a c h s t u n i d e s H i n t e r m a l d e r K a l b e s b l e i b t j e t z t i n i m e r s t a r k e r h i n t e r d e m d e r S c h w a r z - b u n t e n z u r u c k und a u c h i n d e r G e w i c h t s e n t w i c k l u n g haben die Schmarzbunteu den bisher infolge der im zweiteii Jahre knapperen Er- nahrung bestehenden Unterschied aufgeholt. Noch starker treten die U n t e r- s c h i e d e i m - 4 l t e r v o n 31/2 J a h r e n in Erscheinung.

Kitho 11 Schwanbunto

Widerristhohe . . . . . . . . . . cin

:;6 133 Kreuzhohe . . . . . . . . . . . 129 137 Rrusttiefe. . . . . . . . . . . . 68 6Y15 Brustbreite . . . . . . . . . . . 43 43 Brastumfang. . . . . . . . . . . 185 193 Beclienbreite . . . . . . . . . . . 46 50,5 Hu€tbreite . . . . . . . . . . . 51 55 BeckenlLnge . . . . . . . . . . . 51 53 RnmpflLnge . . . . . . . . . . . 149 156 Rijhrbeinumfang . . . . . . . . . 17,5 18,5

Wachstiim und Entwicklung eines weiblichen Hinterwalder Kalbes. 49

Die U n t e r s h i e d e liegen v o r a l l e n D i n g e n i n d e r H o h e n - e n t w i c k l u n g , i n d e n B e c k e n m a B e n , i n d e r R u m p f l a n g e und in der R i i h r b e i n s t i i r k e .

4us den bisher angefiilirten MaBen des Hinterwalder Kalbes zu den verschiedensten Zeitpunkten und dem Vergleich mit den MalSen von schwarz- bnnten Tieren in1 gleichen Alter geht hervor. daI3 sich die W a c h s t u m s - g e s c h w i n d i g k e i t durch eine reichliche Ernahrung s t a r k b e s c h l e u - n i g e n lieB; besondera gilt das fiir das Hohenwachstum. Bedauerlich ist, daB wir keine Zahlen uher die Entwicklung reinrassiger Hinterwalder im Original-Zuchtgebiet bei der dort iiblichen Aufzuchtweise zum Vergleich zur Verfiigung hatten. Es wiirden sich dann wahischeinlich sehr starke Unter- schiede im Entwicklungsverlauf zeigen.

cm ~

?yo1

730

5‘20

?70

700

90

80

70

60

7w

730

720

770

700

90

80

70

Cm

70

W 50

4e

30

20

70 d b b . 14.

4 Z. Ziicht. : B Tierziichtg. 11. Zdchtgsbinl. Bd. 36 Heft 1.

50 Kronacher, Kliesch und Schubert:

7% 2 2% 3 3%J.b3re

Abb. 15

Ein v o l l s t a n d i g e s B i l d v o n d e r E n t w i c k l u n g der -.nzelnen MaBe bei dem Hinterwalder Kalb und den zum Vergleich herangezogenen Durchschnittswerten fur Schwarzbunte geben die Knrven Abb. 14-16. Am Endpunkt der Kurven ist jeweils noch durch ein Kreuz das MaB der Mutter von Kathe I1 angegeben , sowie der Dnrchschnittswert fur ausgewachsene Hinterwalder.

Die Kurvenbilder fur die verschiedenen Malje zeigen noch einmal in1 Zusamrnenhang das, was sich bei der Besprechung der einzelnen Entwicklungs- abschnitte ergeben hat. Sie zeigen aber auch, daB sich durch d i e r e i c h I i c h e E r n a h r u n g e i n e gegenuber dem Original-Hinterwalder w e s e n t 1 i c h a n d e r e E n t w i c k 1 u n g erreichen laat, denii a 1 I e MaBe von Kathe II'liegen erheblich u b e r den Durchschnittswerten fur die Hinterwalder bezw. fur ihre Mutter Kathe I. Die MaBe nahern sich Zuni Teil ziemlich stark denen fur die Schmarzbnnten.

Wachstiim iind Entwicklung eines weiblichen Hinterwalder Kalbes. 51

A b g e s e h e n v o n d e r V e r s c h i e b u n g d e r 1 I a I i v e r h a l t n i s s e hat aber auch, sei es nun durch die Fiitterung allein oder auch im Zu- sanimenhang init den anders gearteten klimatischen Verhaltnissen, e i n e s t a r k e B b a n d e r u n g d e s G e s a m t t g p s s t a t t g e f n n d e n . Das wird 1-ielleicht am besteii veranschaulicht durch die nebenstehenden Vergleichs- aufnahmen, die von Kathe I1 und ihrer Nutter Kathe I am 15. Marz 1935 in1 gleichen MaSstab geinacht worden sind :

(Siehe Abb. 17-24 umstehend.) Die H a b i t u s 5 n d e r u n g e n kommen xunachst in der Kopf- und Horn-

bildung zum Ausdrnck, von denen ja natiirlich fraglich ist, wieweit sie auf erb- liche Einflusse und wieweit auf die ganzlich anderen Piitterungs- und Aufzucht- verhaltnisse zuriickzufuhren sind. Sie erinnern bei Kathe I1 stark an das E’leckvieh. Das gleiche gilt fiir den tiefen, massigen Itumpf. An die Hinter- wllder Rasse eriniiert am meisten, ebenso wie in den anderen Entwicklungs- abschnitten, das besonders hinten schniale Becken, die feineren Gliedmafien und die etwas kuhhessjge Stellung der Hin terbeine.

4*

52 Kronacher. Kliesch und Schubert:

Wachstum und Entwicklung eines weiblichen Hinterwalder Kalbes. 53

i

- c

54 Kronacher, Kliesch und Schubert: Waohstum iind Entwicklung usw.

Hand in Hand mit der starken Abanderung des Entwicklungsverlaufes und der Veranderung der morphologischen Rassenmerkmale scheint es, als ob durch die reichliche Ernahrung auch eine s t a r k e B e e i n f 1 u s s u n g d e s M i l c h l e i s t u n g s v e r m s g e n s v o n K i i t h e I1 stattgefunden hatte. Wahrend die Mutter von Kathe I1 eine Jahresleistung von uber 4000 kg Milch mit 4,24 bezw, 4,73 % Fett hatte, betrug die Leistung von Kathe II in der ersten Laktation nur 1059 kg Milch init einem Fettgehalt ron 4,61%. Da in der zweiten Laktation die Milchleistung durchschnittlich je Tag auch nur 5,l kg betrug, wurde das Tier aus wirtscbaftlichen Grunden abgeschafft. Es 1a13t sich naturlich nicht sicher entscheiden, ob die gegeniiber der Mutter sehr schlechte Milchleistung eine rein zufallige (erbliche) Erscheinung war, oder ob, was nicht unwahrscheinlich, das Milchleistungsvermogen des Tieres doch wenigsteus zum Teil weitgehend unter der stark mastigen Jugend- ernahrung gelitten hatte.

Sieht man von diesen ungeklarten physiologischen Verhaltnissen hin- sichtlich der Milchdruse ab, so bleibt zusammenfassend e i n e s e h r s t a r k e X o d i f i k a t i o n d e s W a c h s t u m s v e r l a u f s u n d d e r G e s a m t - e n t w i c k l u n g d u r c h d i e s t a r k v e r a n d e r t e n E r n a h r u n g s - u n d H a l t u n g s b e d i n g u n g e n f e s t z u s t e l l e n. Die hier beobachtete B e e i n f 1 u s s u n g der Gesamteotwicklung durch auQere Einflusse g e h t e r h e b l i c h w e i t e r , a l s m a n i n d e r R e g e l a n n i m n i t und zeigt wieder deutlich, w i e w e n i g wir noch ii b e r d i e CT r e n z e n der erblichen Bedingtheit morphologischer und physiologischer Eigenschaften , im Be- sonderen jener q u a n t i t a t i v e r N a t u r , wissen.