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Untersuchungen iiber den zwischen dem Gehalt an Flaum- baaren und der Lockengiite bestehenden Zusammenhang beim Karakullamme und im Vliese erwachsener Karakulschafe. Ton Leopold Adametz, Wien. Die Frage, welche Rolle der Flaumhaargehalt in den Fellchen neu- geborener Earakullammer spielt, ist bis zum heutigen Tage eine offene. Allerdings lauten die meisten AuBerungen in der Pachliteratur dahin, da13 besonders ein etwas groBerer Gehalt an Flaumhaaren die Lockengute, speziell die vollkommene Geschlossenheit der Locken, ungunstig beeinflusse. Und weil man einen gewissen Zusammenhang zwischen dem E'laum- haargehalt des Lammes und den des Vlieses vom erwachsenen Individuum annahm, wurde die Regel abgeleitet, dafi jeder hohere E'laumhaargehalt im Vliese auch des erwachsenen Karakuls vom zuchterischen Standpunkte aus gesehen als ungunstiges Zeichen fiir die gehabte und h e zu erwartende Lockengute der Nachkomnien solcher Individuen zu betrachten sei. Bei der Zuchtwahl wurden daher solche Tiere bevorzugt, deren Vlies tunlichst wenig Flaumhaar besag, denn es galt als ausgemachte Tatsache, daB der E'laum im Vliese des Earakuls ,,der Antagonist" guter Locken sei. Diese Ansicht vom schadlichen Einflusse des Plaumhaares fur die Lockengute kam aus RuBland und lafit sich, soviel ich sehe, auf den darnaligen Staatsagronomen P o n i at o w s k i zuriickfuhren, der vor mehr als einem halben Jahrhundert diese Ansicht geauoert hatte. Auf welche Weise er zu dieser Behauptung kam, ist unbekannt, denn es ist kaum anzunehqien, daB er sie von bocharischen Herdenbesitzern oder Hirten erfahren hatte. Als der Professor fur Tierzucht an der Moskauer landwirtschaftlichen Hochschule P r i d o r o g i n im Jahre 1910 Wien besuchte, und ich ihm in der GroS Enzersdorfer Versuchswirtschaft reinbliitige, importierte und nach- geziichtete Earakulindividuen vorfuhrte, welche gute Locken vererbten bezw. als Lamm hatten, erfuhren sie alle zu meinem Erstaunen, wegen grofien E'laumhaargehaltes im Vliese seitens P r i d o r o g in s eine ungiinstige Be- urteilung. Von diesem Augenblick an war ich iiberzeugt, dafi diese Ansicht der meisten russischen Earalrulzuchter unmoglich richtig sein konnte und so verfolgte ich die Rage des Blaunis im Lammvliese der Karakuls weiter. Zunachst will ich mich mit den verschiedenen Ansichten beschaftigen, welche daruber geauSert worden sind, ob es niiiglich sei aus der Vlies- beschaffenheit erwachsener Karakulschafe auf die ge- h a b t e L o eke n q u a l i t a t d e r b e t r e f f en d e n In d i -J i d u e n z u s c h 1i e B e n und ferner, ob sich mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit aus

Untersuchungen über den zwischen dem Gehalt an Flaumhaaren und der Lockengüte bestehenden Zusammenhang beim Karakullamme und im Vliese erwachsener Karakulschafe

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Untersuchungen iiber den zwischen dem Gehalt an Flaum- baaren und der Lockengiite bestehenden Zusammenhang

beim Karakullamme und im Vliese erwachsener Karakulschafe.

Ton

Leopold Adametz, Wien.

Die Frage, welche Rolle der Flaumhaargehalt in den Fellchen neu- geborener Earakullammer spielt, ist bis zum heutigen Tage eine offene. Allerdings lauten die meisten AuBerungen in der Pachliteratur dahin, da13 besonders ein etwas groBerer Gehalt an Flaumhaaren die Lockengute, speziell die vollkommene Geschlossenheit der Locken, ungunstig beeinflusse.

Und weil man einen gewissen Zusammenhang zwischen dem E'laum- haargehalt des Lammes und den des Vlieses vom erwachsenen Individuum annahm, wurde die Regel abgeleitet, dafi jeder hohere E'laumhaargehalt im Vliese auch des erwachsenen Karakuls vom zuchterischen Standpunkte aus gesehen als ungunstiges Zeichen fiir die gehabte und h e zu erwartende Lockengute der Nachkomnien solcher Individuen zu betrachten sei.

Bei der Zuchtwahl wurden daher solche Tiere bevorzugt, deren Vlies tunlichst wenig Flaumhaar besag, denn es galt als ausgemachte Tatsache, daB der E'laum im Vliese des Earakuls ,,der Antagonist" guter Locken sei.

Diese Ansicht vom schadlichen Einflusse des Plaumhaares fur die Lockengute kam aus RuBland und lafit sich, soviel ich sehe, auf den darnaligen Staatsagronomen P o n i a t o w s k i zuriickfuhren, der vor mehr als einem halben Jahrhundert diese Ansicht geauoert hatte. Auf welche Weise er zu dieser Behauptung kam, ist unbekannt, denn es ist kaum anzunehqien, daB er sie von bocharischen Herdenbesitzern oder Hirten erfahren hatte.

Als der Professor fur Tierzucht an der Moskauer landwirtschaftlichen Hochschule P r i d o r o g i n im Jahre 1910 Wien besuchte, und ich ihm in der GroS Enzersdorfer Versuchswirtschaft reinbliitige, importierte und nach- geziichtete Earakulindividuen vorfuhrte, welche gute Locken vererbten bezw. als Lamm hatten, erfuhren sie alle zu meinem Erstaunen, wegen grofien E'laumhaargehaltes im Vliese seitens P r i d o r o g i n s eine ungiinstige Be- urteilung. Von diesem Augenblick an war ich iiberzeugt, dafi diese Ansicht der meisten russischen Earalrulzuchter unmoglich richtig sein konnte und so verfolgte ich die Rage des Blaunis im Lammvliese der Karakuls weiter.

Zunachst will ich mich mit den verschiedenen Ansichten beschaftigen, welche daruber geauSert worden sind, ob es niiiglich sei a u s d e r V l i e s - b e s c h a f f e n h e i t e r w a c h s e n e r K a r a k u l s c h a f e a u f d i e g e - h a b t e L o e k e n q u a l i t a t d e r b e t r e f f e n d e n In d i -J i d u e n z u s c h 1 i e B e n und ferner, ob sich mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit aus

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der Vlieszusammensetzung von Zuchttieren bestimmte Schliisse auf die Locken- beschaffenheit ihrer Nachkommen ziehen lassen.

Ahnlich wie man z. B. beim Rinde niit Kilfe von ,,Milchzeichen" auf die Eignung zu hoher oder geringer Milchleistung eines bestimrnten Indivi- duums zu schlieBen pflegt, wunschen die praktischen Earakulzuchter aus der relativ leicht ZU beurteilenden Vliesbeschaffenheit des Karalmls mehr oder weniger genane Aufschlusse uber die Pahigkeit der untersuchten Tiere zur Produktion von Lknimern n i t bestimmt beschaffenen Locken zu erhdten.

Bus chronologischen Griinden beginiie ich mit den hieriiber in der russischen Literatur niedergelegten Arbeiten.

Vorher ist es aber, um AIiBverstandnisse zu vermeiden, zweckmliiig, mit Schlag aorten das Wesen jener Untersuchungsmethoden zu charalrterisieren, welche zum Studium der Vliese 'von Karakulschafen verwendet wurden.

Das Vlies der zur Gruppe mischwoliiger Schafe gehorenden Earakul- rasse setzt sich aus feineren und groberen Haaren zusammen, die fruher als F 1 a u m - h e z w. G r a n n e n h a a r e bezeichnet wurden. Neuerdings ha,ben T 5 n z e r und S p o t t e 1 auf Grund histologischer Differenzen fur diese beiden Haartypen die Bezeichnung L e i t - u n d G r u Q p e n h a a r e eingefuhrt. Erstere sind im allgemeineiz die groberen, letztere die feineren Haarelemente des Tlieses. Das wirklich Unterscheidende am Leithaar ist die Einmundung von SchiveiBdriisen in den Pollikel. Sonst kijnnen sie im Einzelfalle auaerordentlich variieren. Beispielsweise war nach T a n z e r 1)

das diinnste von ihm gemessene Karakulhaar (4,s 11) ein Leithaar. Und die Gruppenhaare wieder konnen nach obeii bis zu 45,G p, ja ausnahmsweise sogar bis zu 60 ,LL varriieren.

Tom praktischen Standpunkte aus betrachtet, kommt es somit fur die Beurteilung einer Mischmolle auf dasselbe hiiiaus, ob man die groberen Elernente als Grannenhaare oder Leithaare und die feineren als Blauin- oder Gruppenhaare bezeichnet; deslialb benutze ich im folgenden die alte und wohl noch imnier am nieisten verbreitete Bezeichnung.

Bei AusschluB des histologischen Hantpraparates ist die G-renze zmischen beiden Elementen unter allen Umstiinden willkurlich, und zwar liegt dieselbe nach T i i i i xe r bei 25 oder 30 p (1928 1. c. S. 235) , bezw. bei 26,4 p (1. c. S. 247). Bei den ini folgenden wiedergegebenen Zahlen wurde die Grenze fur die Blaum- (Gruppen-) Haare bci 25 ,u angenonimen. Haare, deren Dicke uber 25 [ I betriigt werden als Grannenhaare angesprochen.

Die russischen Zootechniker unterscheiden im niischwolligen Vlies neben dem lilauni- und Grannenhaar noch das sogenannte Ubergangshaar; mie der Name sagt, vermittelt es den Ubergang beider Haartypen, wird aber bei den Messungen meist Zuni Grannenhaar gezkhlt. Als Grenze niinmt I w a n o f f 25 p an. Alle Haare, die dicker als 25 ,LL sind, gelten somit als Grannen- haare (oder Ubergangshaare). Zur Vermeidung von MiBverstandnissen sollen im folgenden die Zahlen der betreffenden Haarelemente nach beiden Vor- schlagen gebracht werden. Die Angaben iiber Plaumhaar- uiid Grannenhaar- gehalt nach I w a n o f f sind auch deshalb notig, weil sonst weder eiu Ver- standnis der russiscbeii Angaben, noch ein Vergleich unserer Ermittlungen niit den rnssischen inoglich wiire.

Der erste, der in RuBland gegeniiber der verbreiteten Ansicht prak- tischer Karakulziichter von der Schldlichkeit der Blaumhaare in] Vliese von Zuchttieren zu einer anderen Einstellung gelangte, diirfte 1916 11. F. Iwanoff gewesen sein. 2) Bei der .Untersuchung der beruhmten Karakulherde des

Hatit und Baar beim Karakul - Kiihu-Archiv Ed. 18. Berlin 1928. a) In der Zeitschrift : Wjestnik zgmotnowoctwa.

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92 Adametz:

Ziichters D u w a n in der Krim stellte er namlich fest, daB gerade jene Lammer, deren Mutter relativ vie1 Flaumhaare in ihrem Vliese hatten, die besten Fellchen (I. Qualitat) und die schonsten Locken besaBen.

In dieser Ansicht wurde I w a n o f f spater, als er in der Nachkriegs- zeit Gelegenheit hatte mit einem Stabe von Mitarbeitern den EinfluB des Flaumhaares der Elterntiere auf die Lockengiite der Nachkommen zu studieren bestarkt. Im Jahre 1932 lautet seine Ansicht uber diese Rage wortlich, wenn auch holperig iibersetztl): ,,Ganz unrichtig ist die Meinung der prak- tischen Schafziichter, die glauben, daB man nach e i n e m Merkmal der Wolle der Mutter (oder nach der Summe der Merkmale) die Giite der Nachkommen beurteilen konne. Auf Grund unserer Untersuchungen sind solche Zusammen- hange nicht vorhanden. Unsere Untersuchungen zeigen, daB weder nach der Menge des Flaums, noch nach der Stiirke der Grannenhaare der Mutter. . . man von einer Beziehung zur Fellqualitat der kiinftigen Nachkommen sprechen kann. Die richtigste Beurteilung der Zuchtqualitat der Karakulmiitter kann nur die Beurteilung der Felle ihrer Nachkommen sein." In sehr eingehender Weise hat in neuerer Zeit speziell L. B. M o i s e e f f z ) auf rein praktisch ziichterischem Wege die Rage nach dem EinfluB vom E'laumhaar im Vlies der Karakuleltern auf deren Nachkommen zu klaren versucht. In Anbetracht der Wichtigkeit dieses Themas, seien im folgenden die wichtigsten Resultate dieser Versuche kurz wiedergegeben.

In A s k a n i a n o w a befand sich his zum Jahre 1926 eine Karakulherde, deren Lanimer eine schlechte, fehlerhafte Lockenbildung aufwiesen. Obschon die Tiere in Askania nowa reinbliitig gewesen sein sollen, hatten ihre Lammer meist nur Ring-, Erbsen- und Korkzieherlocken und Birhrchen kamen nur selten vor. Zur Verbesserung der Lockenqualitat wurden daher im Jahre 1926 aus guten Fellherden Bocharas 42 Mutterschafe und eine Anzahl von Bucken importiert und im Herbste dieses Jahres begannen die Pamngen.

M o i s e e f f untersuchte zuerst 108 Wollproben erwachsener Karakulschafe, und zwar 14 Proben von importierten Bocken, 18 von bocharischen und 76 van den siidrussischen Mutterschafen.

Das unerwartete Resultat lautete : ,,Die Wolle der Originalkarakuls bester Fellzuchten hatte im Mittel 39,75 rt: 1,57 % Flaumhaare (rund 60,25 % Grannen- haare), wahrend die Wolle von den Karakuls von Askania nowa nur 34,14 L- 0,82 % Plaumhaare (65,86 % Grannenhaare) enthielt. Minimum und Maximum des Flaums der Bocharawolle waren 20,O % bezw. 61,O % und von der Askaniawolle 1 2 % bezw. 49%. Das Resultat war somit genau entgegengesetzt zur landlaufigen Meinung russischer Karakulziichter, nach welcher die Wolle der importierten edlen Earakuls armer an Flaumhaaren hatten sein sollen. Und dies um so mehr, als man meinte, die siidrussische Umwelt erzeuge bei den Karakuls eine lockere Haut, und bedinge eine Yer- mehrung ihrer Flaumhaare, als deren Folge dann eben die Lockengiite ab- nehmen musse.

M o i s e e f f gibt nun folgende, durchaus verstandliche Erklarung der Befunde : gemal3 der in RuBland verbreiteten Anschauung, von der Locken- feindlichkeit des Flaums auch im Vliese erwachsener Tiere, haben alle russischen Zuchttiereinkaufer in Bochara nur solche Tiere ausgewahlt und

l) M. F. Iwanoff mit funf Mitarbeitern: Karakulsk i je Smuszky Moskwa 1932. S. 253. Punkt 1.

a) Die Wirhng der einzelnen Faktoren beim Vliesaufbau der Karakulschafe auf die Giite der Eelle bei den Nachkommen (russisch). Bulletin Nr. 6 der zootechnischm Versuchs- station Tschapli (d. i. das ehemalige Askania nowa Anm. d. Ref.) yon M. 3'. Iwanoff . Moskao 1931. S. 155ff.

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gekauft, deren Vlies armer an Flaum gewesen ist. Tatsachlich befanden sich aus diesem Grunde unter den bis zum Weltkriege aus Bochara nach RuB- land importierten und dort reinbliitig weitergeziichteteu Karakuls viele Individuen mit wenig Flaum im Vliese. M. F. I w a n o f f 1) fand z. B. bei der Unter- suchung einer Anzahl von sudrussischen Vollblutkarakuls folgendes dies- beziigliche Verhalten :

T a b e l l e 1. E’1 au rng e h a1 t im TT 1 i e s e siid r u s s i s c h e r Vo 1 lb 1 u t k a r aku 1s D ha f e (na c h M. Tw a n o f f).

Troll blutkarakulschafo Uezeichnung --

Fast kein Flaum . . . . . . . . . 20,O 26,O Wenig . . . . . . . . . . . . 23,3 24,O YittelrnaBig viel Flaum . . . . . . 50,O 44,O Vial Flaum. . . . . . . . . . . 5,O 670 Sehr viel E’lanm . . . . . . . . . 1,7 0

Bei dieser Gelegenheit sei noch erwahnt, daQ M o i s eef f gelegentlich seines Aufenthaltes in Bochara (1928) von den meisten Karakulziichtern er- fuhr, daQ ihrer Ansicht nach jene Bocke die besten Fellchen liefern, welche viel Flaum neben etwas groberen Grannenhaaren hatten. E r erfuhr auch von Fallen, in denen russische Aufkaufer von Zuchttieren Individuen von gutem Exterieur und vortrefflicher Abstammung zuriickwiesen bezw. ihnen abstammungslose und mit Exterienrmiingeln behaftete Tiere vorzogen, einzig aus dem Grunde, weil letztere weniger Flaum im Vliese hatten. M o i s e e f f suchte dann ziichterisch-experimentell die Rage nach dem EinfluB des E’laums im Elternvlies in der Weise zu studieren, daB er bestinimte Paarungen vornahm. Er bildete 14 Gruppen aus je einem Bock und meist mehreren Mutterschafen, welche alle hinsichtlich der Haarbeschaffenheit studiert waren und prufte die aus diesen Paarungen hervorgegangenen Liimmer hinsiclitlich ihrer Bell- und Lockengute. Ton den Resultaten seien einige Stichproben mitgeteilt.

Der Bock Nr. 831 mit v i e l F l a u m h a a r (46,2 %) lieferte z. B. mit der ebenfalls flaumreichen Mutter Nr. 464 (Flaurngehalt = 46,2 %) das beste Lamm der aus 7 Miittern bestehenden Gruppe; es wurde init der Note IV {d. h. vorziigliche Lockenbildung) bonitiert. Ferner der Bock Nr. 339 mit besonders viel Flaumhaar (60,0%) brachte mit der Mutter Nr. 830, die mittelmaflig viel Flaumhaar (33,5 %) hatte, ein ebenfalls vorziiglich (IT.-) bonitiertes Lamm, dessen Rohren- uud Bohnenlocken sehr gut geschlossen waren. Derselbe Bock zeugte dann mi t 2 flaumreichen Miittern Nr. 816 und 832 (Flaum =43,9 und 44,O %) drei Lammer, die alle drei sehr guten Lockenbau hatten (Note 111).

Vorziiglich geschlossene Rohrenlocken (IV) hatte dann das Produkt aus der Mutter Nr. 325 (Flaum = 41,s %) init dem Bock Nr. 332 (Flaum = 50,2 %).

Umgekehrt seien von den Paarungen flaumhaararmer Bijcke mit eben- solchsn Muttern folgende als Stichproben angefuhrt, um zu zeigen, daB die von vielen russischen Zuchtern befolgte Regel keineswegs xuzutreffen braucht, d. h. daB trotz flaumhaararmen Vlieses der Eltern sogar schlechte, fehlerhafte Lockenbeschaflenheit fur ihre Nachkommen charakteristisch sein kann.

Bock Nr. 348 (Flaum = 2‘2,s %) x Mutter Nr. 398 (Plaum = 30,7 %) = ein Lamm mit direkt fehlerhaften Erbsenlocken (Bonitur 11);

und Bock Nr. 307 (Flaum = 34 %) x Mutter Nr. 350 (Flanm = 26,3 %\ = ein Lamni, dessen Fellchen iiberhaupt keinen Karakultypus auf- mics, da es vollkomrnen offene Riuge besaB (Ronitur I).

l) Die Rarahclzucht in Siidruflland. Poltawa 1914 (russisch).

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94 Adametz:

Die Resultate seiner zahlreichen Versuche faljt M o i s e e f f wie folgt zusammen: Wenn man 4 Gruppen von Yaarungen berucksichtigt, welche nach dem Flaumhaargehalt der Eltern mit A (bis zu 30 % Flaumhaare), B (30 bis 40 % Flaumhaare), C (40-50 % Flaum) und D (uber 50 % Flaum) bezeichnet werden mogen, dann ergab sich der groote Prozentsatz guter Lammfelle aus der Paarung d (40- 50 % Blaum) x 9 C (40-50 % Flaum), also gerade aus der Paarung flaumhaarreicher Eltern erzielte er am haufigsten eine gute hockenbildung bei den erhaltenen Lammern. Andererseits erhielt M o i s e e f f eine groBe Anzahl schlechter Lammfelle aus den Paarungen A x C, A x D und B x C .

Diese Paarnngsresultate lieferten somit den praktisch zuchterischen Be- weis, da6 der hohere Flaumhaargehalt der Elterntiere der Earakulrasse im allgemeinen keineswegs als ein ungiinstiges Zeichen f i i r die Lockenbeschaffen- heit ihrer Nachkommen gelten kann, und daS somit der Flaum im Vliese er- wachsener Karakuls dnrchaus nicht als ein Antagonist edler Locken und guter Lammfelle angesehen werden darf. M o i s e e f f faBt seine diesbezugliche zuchterische Erfahrung in den Satz zusammen: es gibt kein Gesetz, nach welcheni der Flaum im Vliese der Elterntiere die Pellqualitat ihrer LBmmer beeinflusse. Wichtig sei nur die Wahl von Individuen, die aus bekannten Zuchten mit anerkannter. Locken- und Fellgiite ihrer Lammer herstammen; ist dies der Fall, dann sei selbst ein hoher Flaumhaargehalt der Tier durch- aus kein Grund, dieselben in bezug auf die Bellbeschaffenheit ihrer Nach- kommen ungungstig zu beurteilen.

Von Ruljland kam die Ansicht von der Schadlichkeit des Flaums der Elterntiere auf die Lockengiite ihrer Nachkommen namentlich durch Bekannt- werden der Schriften von P o n i a t o w s k i und S i n i z i n auch nach Nittel- europa. Wie haufig zu geschehen pflegt, wurde auch diese Ansicht kritik- 10s ubernommen und machte Schule. Beispielsweise durften auch heute noch wohl die meisten Earakulziichter Mitteleuropas von der Schadlichkeit mittleren Mengen Blaums im Vliese der Mutter iiberzeugt sein. Die wissen- schaftllchen Kreise Deutschlands haben allerdings die Unrichtigkeit dieser Ansicht erkannt, wie die Arbeiten der Fr o li c h schen Schule in Halle beweisen. So faBt z. B. E. Tanzer ' ) seine Ansicht uber diesen Punkt in folgende Worte: ,, Wahrend zwischen Lammlocke und Haardickenkurve eine gewisse Parallelitat festgestellt werden konnte, ist nach der ersten Schur diese Parallelitat vollkommen aufgehoben. Es ist daher nicht moglich - schon mit Rucksicht auf die zahlreichen alternierenden BuSeren und inneren Fak- toren -, die Haarkurve des alteren Schafes als Maljstab der Lockenbonitur in der ersten Jugend zu machen."

G. Br o l i c h 2) selbst weist, nachdem er an die BeeinfluBbarkeit des Vlieses erwachsener Karakuls durch Klima und Haltungsweise erinnert hat, auf die groBe Schwierigkeit hin von der Beschaffenheit des Vlieses erwachsener Tiere Ruckschlusse auf die Beschaffenheit des Pelzes im ganz jugendlichen Alter zu ziehen.

,,Im allgemeinen wunscht man beim erwachsenen Tier ein lebhaft. wachsendes, straffes, meist schwach gewelltes Haar, das mit feinen Flaum- haaren durchsetzt ist. Unerwunscht ist, da6 das Untsrhaar einen zu stark wolligen Charakter aufweist, jedoch mu13 man das Alter und die Haltung der Tiere dabei berucksichtigen. Altere Tiere bekommen zuweilen einen Woll- sattel, der nicht ohne weiteres bedenklich zu sein braucht."

l) Haut und Haar beim Karakul im rassenanalvtischen Verdeich. Kiihn - drchiv. - Berlin 1928, Bd. 18, 8. 151-301.

a) Das Karakulschaf und seine Zucht. Munchen 1931, 11. bufl. S. 56.

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Es ist lehrreich zu sehen, welche Unsicherheit und Qerwirrung die Lehre von der Schadlichkeit des Flaums bei den Earakulzuchtern Sudafrikas angerichtet hat. Ich erinnere hier an die Ausfiihrungen von R. Owen W a h l I), weil dieselben auch bei den Earakulziichtern Sudwest-Afrikas Be- achtung gefunden haben. Die alte russische Ansicht iibernehrnend schreibt er (1. c. S. 147): ,,Das Vlies soll aus reinen Haaren bestehen; frei sein von wolligen Bestandteilen nnd sich frei nach der Haut zu t)ffnen.'

,,Das Pehlen der Wolle ist bei Schafen von ungefahr 3 Jahren der wichtigste Punkt. Wolle in Lammpelzchen macht sie wertlos fur die Qer- wendung von Pelzwerk, folglich sind wollige Elterntiere zu vermeiden. Bei dem Alterwerden bekommen die meisten Schafe mehr und mehr Wolle, bis zuletzt nnr noch wenig von den urspriinglichen Haaren iibrig bleibt. Einige jedoch bleiben frei von Wolle fur ihr ganzes Leben und diese Tiere sind von ganz besonderem Wert..

Trotzdem 0 w e n W a h l diejenigen Karakuls, die auch im Alter keinent Flaum besitzen als besonders wertvoll bezeichnet, stellt er von den meisten sudafrikanischen Karakuls fest, daB sie im Alter Wolle erzeugen, und zwar auch dann, wenn neugeborenen Lammer hochsten Glanz und beste Lockung besal3en. Selbst Tiere, die als Lammer erstklassig waren, zeigen schon im Alter von eiuem Jahr die gefurchtete Wollbildung und als charakteristisches Bei- spiel fiihrt er den beruhmten Stammbock ,,Jakob" an, der wunderschone Tdammfelle an seinen Nachkommen erzeugte, trotzdem aber im Alter von 13 Jahren ,,vollig wollig" gewesen ist. Mit Riicksicht auf diese Widerspruche ist es nicht zu verwundern, wenn O w e n W a h l schliel3lich zu dem Urteil kommt, man sei heute noch nicht in der Lage nach der Beschaffenheit des Felles erwachsener Karakuls zu sagen, wie das Lammfell gewesen sei und nmgekehrt.

Einen besonders krassen Fall, der zeigt, daB es unmoglich ist, aus den Haardicken des Vlieses erwachsener Earakuls auf deren Fell- und Locken- beschdenheit im neugeborenen Zustande zu schlieflen, soll folgendes Beispiel beleuchten. Es handelt sich um Haarproben eines iiber 14 Jahre alten Schiras-Mutterschafes nnd eines 20 Monate alten weiblichen Karakulschafes aus meiner Zucht in GroB-Ullersdorf. Als neugeborenes Lamm hatte das Schirasschaf offene Spirallocken, das 20 Monate alte Tier hingegen hatte einen als primissima bezeichneten Lockenbau. Die Rohren- und Bohnenlocken offneten sich erst gegen Ende der zweiten Woche; es war eins der schonsten bei mir uberhaupt geborenen Individuen. Es wurden wie iiblich je 200 Haare gemessen.

Ein Vergleich der Messungsresultate der Vlieselemente dieser beiden in jeder Beziehung grundverschiedenen Karakul-Individuen (nach Alter, Farben- schlag und Lockenbeschdenheit !) zeigt ein geradezu ungewohnlich iihnliches Qerhalten. Beispielsmeise lauten die Prozentzahlen fiir den Elaumgehalt (nach der Methode Tanzers berechnet) 55,50/0 bezw. 55,0°/ , , das heifit s ie sind praktisch betrachtet gleich. Aber auch die einzelnen A-Sortimente der Schulterwolle beider Schafe sind einander sehr ahnlich. Damit ist aber auch bewiesen, da13 ein halbwegs zutreffendes Urteil iiber die gehabte Lammfell- qualitat, soweit sie den Lockenbau betrifft, aus dem Vliese erwachsener Earaknls nicht moglich erscheint.

Im Anschlul3 an die Besprechung des Flaumgehaltes im Qliese er- wachsener Earakuls wareu auch noch einige Worte uber dessen Grannen- beschdenheit zu verlieren.

I) Zeitschrift fur Schafzucht. 1923 und 1924.

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:Y 6 Adametz :

T a b e l l e 2. Vollkommen verschiedener Bau d e r Lammlocken bei nahezu g l e i c h e r

V 1 i e s b e s c h a f f e n h e i t im e rwa c h sene n Z u s t a nd e.

Wollsortimente

.5 A . . . . . . . . . . . . 4 8 . . . . . . . . . . . . 3 8 . . . . . . . . . . . . -2A . . . . . . . . . . . .

A . . . . . . . . . . . . Alle 5 8 zusammen

- 2 B + B . . . . . . . . . . . c . . . . . . . . . . . D . . . . . . . . . . . E . . . . . . . . . . . F . . . . . . . . . . .

F l a w yo nach Iwanoff. . . . . . . Blaum o/o nach Tanzer . . . . . . Grannen n/n nach Iwanoff . . . . . .Gramen n/n nach T&zer . . . . .

14 Jahre altes Schiras

Schultor %

775 13,O 11,5 14,5 9 .o

55,5

7 ,O 775 915 7,5

46,5 55,5 53,5 44,5

13,O

Krouz yo

12,5 13,5 10,5

8.0 10,o

5415

9,5 6,O 575

15,5 970

46,5 54,5 53,5 45,5

~

20 Monnto altos Arabi

(Schultor) %

875 17,5 11,o 11,5 6,5

55,O

6,3 7,5 775

15,5 810

48,5 55,O 5115 45,O ')

Nach Moiseef f sol1 in russischen Ziichterkreisen vielfach die Ansicht verbreitet sein, daB sie nicht diinn sein sollen, sondern da13 sie auch als Grannenhaare dick sein mussen, wenn die Nachkommenschaft gute Lamm- locken haben soll. Auch diese Streitfrage hat Dloiseeff versucht auf rein praktischem Wege zu beantworten. Er paarte z.B. den Bock Nr. 860 mit dem Mutterschaf Nr. 339. Beide hatten eine mittlere Grannendicke von 51 p, das heifit die Grannenhaare waren relativ dunn (uud markfrei). Das resultierende Lamm (Bonitur IT) hatte ein vorzugliches Pell rnit schonen Riihren- und Bohnenlocken.

Umgekehrt wurde dann der Bock Nr. 307 rnit groben und uneinheitlichen Grannenhaaren (Mittel = 71,2 p) rnit zwei Mutterschafen gepaart, welche eine mjttlere Grannenhaardicke von 68,7 und 70,O p hatten, die also auch grobe Grannenhaare hatten. Das Resultat waren drei Lammer mit ganz schlechter .bis geringer Lockenbeschaffenheit, deren Boniturnote I und I1 lauteten.

Das Urteil Moiseeffs lautet: fe ine , re la t iv dunne Grannenhaa re i m Vliese e rwachsener Karakulschafe sind kein ungi inst iges Merk- ma1 fur gu te Fe l lqua l i ta t de r Lammer. Wohl aber sei vor Zuchttieren mit langen, groben, geraden Grannenhaaren zu wamen. Vie1 eher seien Individuen zu bevorzugen mit weicheren, maBig elastischen ,,milden", aber wel l igen Grannen bezw. mit so zusammengesetzten Zotten.

Eigenartige Resultate lieferten die in meinem Institute 1931 und 1932 von Herrn F r o n i u s ausgefuhrten Untersuchungen uber das Vorkommen von Markkanalen im Vliese erwachsener Karakuls der besten Karakulzuchten Rumaniens und in jener' von GroB-Ullersdorf. - Wahrend die meisten In- dividuen meiner GroQ-Ullersdorfer Zucht frei von Markkanale fuhrenden Grannenhaaren waren, hatten namentlich die Zuchten von Cocorozeni und von Pojoreni fast ausnahmslos solche mi t Markkanalen. Bei manchen Tieren gab es unglaublicherweise fast bis zu 100 % Grannenhaare mit Markkanalen. F r o n i u s glaubt die Ursache dieses auffallend hohen Gehaltes an Markkanale

I) Ton den Grannenhaaren hatten hier 015 Yn einen diskontinuierlichen Markkanal. Der Kurvengipfel lag bei 20 p (mit 35 %).

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f iilirenden Haaren, dem Unistande zuschreiben zu kdnnen, daB die Karakul- ziichter Bessarabiens ivalrrend des Weltkrieges und nach clew Umsturze Blut der dortigen Zackelschafe zugefiihrt erhielten. IXese ilnsicht wurde mir vor wenigen Jahren von eineni Xinisterialrat des Ackerbau-A4inisteriuins hi Warschau bestiitigt, der die danialigen Verliiiltnisse Bessnrabiens aus eigener Anschauuiig genau kennt. Das iiierlrwiirdige an diesem vollkoininen gegensiitzliclien Verbalten ist nun, daO trotzdcni die Locl~enbeschnffenheit und die Pellqualitiit sotvohl dcr riiniiinischen, iils auch der Ullcrsdorfer Tkakulindividuen erstltlassig ge- wesen sind. Diesc Tatsactic ist uni so mffallender, als die Mehrzal-il der russisctien uiid deutsclien IG~hlente i n der An\vesenheit r o n llarkkanden i n den Grnnnonlianren nacli crwachsencr I n d i viduen eiii inehr oder weniger loctcnfeindliclies lloniciit erblicken. Untcr der Voraussctzung, dal3 die &!ark- kaniile i n so groflcni IJmfange ftihrendcn riimiinisclien I<arakuls tatsiichlicli Liiinnier crstklassigen Lockenban hatten, bleibt nur die Snnalinie iibrig, daO ahgesehen von An- oder A bwesenheit des Narkkannls iioch andere 34omcnte auf die I~rrimniung des Granncnhaares und soniit auf die Lockenbescllafen- heit EinfluB nehmen, so daB der eventuell durch den Markkana1 veranlaBtc ungiinstige Eiiifliifl wieder gut gemacht mird.

D i e R o l l e d c s F l a u m h a a r e s i n d e n F e l l e n n e u g c b o r e n e r TC a r ii Ir u 1 1 5 m in e I-.

Eine zweite fiir den Karakulzuchter wichtige Stveitfrage ist die: welche iiber die Bedeutung des Flaunihiiargelialtes in den Pellchen neugeborener I\‘amkulliininier Iiandelt. Sie steht insofern mit der ini erstell Teil dieser Arbeit behadelten Prnge nach der 13edeutung des E”la~uiis irii Vliese er- wachsencr I(aid.linls i n einem gewissen %usammenhang als anqenoniinen wird, clali Liimmer mit liotiereni E’l,zumhaargehalt in] Bellchen auch spiiter, als er- waclisene Individucn du id i hohen Fl~iunigehalt cliarakte:,isiert sein werden.

Naclr einer selir vcrbreiteten, ebenfalls aus RuQland stammenden An- siclit vcrtriigt sich selbst ein miil3iger E”laumlianrgeha1t in1 Lnniinfelle niclit mit> edler, gut gesclilossener Loch. Die Frage naeli der Bedeutung des 131aumhaares fiir die Lockengiite der l~araliulfellclien ist daher so wichtig, daB sie einer eingchenden liritischen 13eliaadlung unterzogen werden muB.

Auch hicr will ich atis chronologischen Griinden niit den Arbeiten russischer Zootechnilcer nnd iliren Resultaten beginnen. Von deri iilteren Ansichten abgesehen, siiid vor allcni fiir uns wieder die von Iwanoff und sci nen Mi tarbeitern d i m hgef ii tirten diesbez iigli chen Un tersuch I I ngen wich tig ; sie fiillen einen ganzen ,,l\‘arakulfellcIien“ *) betitelten Band und sind irn Jahre 1932 erschienen.

Die Unsicherheit i n der riclitigen Abschiitzung des Wertes oder Un- wci~tcs des lE;’ln~nm1iaa~gclialtes i n l<aralculfellclien in diesem Werke ergibt sich nus folgcnden zuni Teil einancler \ridei.spreclienden Feststellungen.

Unter .Punkt 3, Seite 223 heiBt es z. .I%: nacli %ah1 und Gewicht wird bei Liirnnicrn niit schlechtcn Loclien (Pilz- und liorkzieherlocken) cine Ver- melirong dcs TVollliaares beobnclitet. Bei guten Locken (Iliihren- wid Bohnen- loclien) liingegen sei eine Zunahme der Ubergangsliaare festznstellen. Bine iiidirelite 13estatigung dieser Ansicht bringt d a m S. 21 0, P u n k t 4: ,,Die Ab- wesenheit ciner geiiiigenden %ah1 von liingereu (~rannenhaaren gibt keine Mijgliclikeit Zuni Aufbau von Locken mid f i ihr t i n der Folge zur Striihnclien- bildung (? L. A,), weshalb Pilz entstelit.“

I ) Karakus l i i j e Srnnszky. M o s k w a 1932. %. f . Tiorziio!itg. 11. Ziiclitgsbiol. JM. 41 Heft I . 7

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9s Adnmetz:

45,80 4S,30 50,5S 55,20 53.60

In1 Gegensatz zu dieseai Wortlimt sagt Punkt 1 an€ Seite 216: ,,Eine gleiclic niittlere Dicke i n den Variationsgrenxen wird bei guten und sclilechten Lockeufornien bcobaclitet, daher lrann d i e H a a r d i c k e n i c h t a l s vo l l - w cr t i g e s hI c r lim a1 z nr B e LI T t e i 1 u n g d e r Fe l l cl u a l i t ii t betracli tet werden. obwohl ilirc Uedeutuiig in1 Zusaninieiihang mit anderen Ner1;malen zweifellos ist."

I m Verlanfe dieser Untersnchungen ~vurden aucli dic Pellclien der in Ruliland iiblichen Soi,tinicnte, die von solchen niit p n z edler Lockenbildung bis zu den schlecliten reichen, nnf ihreii Gehalt an Flaunihaareii gepruft

Das Resnltat dieser Untersnclinugen ist in folgenden z\yci Tabellen zu- (1. c. s. 100).

samrnengestellt h e r wiedergegeben. T a b e l l e 3 8 .

vo n I< a I' a k 11 I f e I1 e 11.

11 i t t 1 e r e F I a urn 11 a a r d i c 1; e 11 n cl P 1 au m h a a r 11 r o i! e n t e d e I' c i n z e I n e n S o r t e n

13,08 - 21,24 14,46 - 21,GS 14.0s - 21.58 14,22 - 21,S2 14,23 - 21,91

I"cllsortc

Ki r p d i . . . . . . . Einpaariig . . . . . . Diinnes Schaket . . . . Figorny . . . . . . . Yartionny (Kiirschnerware) . Kanadawarc. . . . . .

10 13 1 7 25 15

G ra n n e n ha a i d i c k e

17,52 It 0.14 15,07 t 0,lO

18.02 & 0,07 17,9s * 0,09

1s,o7 + OJO

10 1 3 17 22 25

T a b e l l e 3B.

Y O n K n r a 1; u 1 f e 11 en. LI n d G r a n n c 11 I1 a a r p r o z elite

41,77 f 0,36 41,90 3 0,27 40,56 + 0.24 45,06 3 0.37 40,75 2 0,21

54.20 51,70 49.42

44.80 43,93

d e r e i n z e l n e n S o r t e n

30,94 - 5 1,43 32,15 - 51.65 30,SG - 50,2G

30,50 - 51,06 31,OO - 59,12

Kirpuk . . . . . . . Einpaarig . . . . . . . Dunnes Scitah-et . . . . Ranadaware . . . . . . Figurn y . . . . . . . l'artionny (tiiirsulinermrej .

Auf Grnnd dieser gemonneneii Zalilen charnkterisiert 11. F. I w n i i o f f das Wesen dieser Pellsorten der Karakulbmmer. und zwar soweit cs durch ihren Plaum- und Crannenhnargetialt bedingt ist, \vie folgt :

1. I i i rpnk hat von allen Pellsorten den ddnnsten Flaum (17,52 p ) ; die Plaumhaarmengc jedoch ist gcringer als bei den aiideren Sorten (45,SO Die Granneuhaarc haben bei der Sorte Kirpuk eiue niittlere Dicke (41,17 p), treten aber in eiiieni hoheren Prozentsatz auf (54,2 Ole).

2 . Die Sorten E i n p a a r i g und D h n n e s Schake t haben eine niittlere Dicke der Flaumhaare (1S.O bezw. 1T19Y ti) in einem niittleren Prozeutsatz (48,3 bezm. 50,55 cbenso ist die Grannenhaardicke eine niittlere (41,90 ,LL bezw. 40,66 [ t ) nnd der Prozentsatz ein mittlerer (51,70 bezw. 49,420/,).

3. Die I i anadaware lint dickeren Plaum (1S,S9 p) in relativ groBeni Prozentsatze (56,07 O/o) ; die Grannenliaardicke ist hier vcrltaltnisniC13ig groB (45,06 p), aber ihre Menge ist gering (43,930/,).

4. Die heideii Sorten P i g n r n y und P a r t ion i iy haben mittclm8Big dicken Flaum (1S,02 bezm. 1S,07 p ) in ~erli~~ltiiisiii~il3ig groBeni Prozentsats

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(53,B bezw. 55,2001,). Dic Crrannenhaardicke ist eine mittlerc (3S,9i bczw. 40,78 p) bei geringeni Prozcntgchalte (4-1,s bczw. 46,40 O/,, \.

Zuni besseren Verstrindnis dieser Peststellungcn diene, daB die Sorten E i n p a a r i g , K i r p u l i und Di innes S c h n l i c t de:: besteu Lockcubau ~ i n d dnher auch dcn grol3ten Wert besitzen. Sie werdcn 1-011 gut geschlossenen l ~ ~ t l z e n - (Rohren-) und Bohncnlockeii gcbildet. Tni Gegensatz hierzu sind die Sortcn E'ignrny uud Partionny yon geringcrcni X'ert. Von Loc1;enfornicn Imninien liauptsitctilich Erbsen- und Mhhnchenlockcn vor neben knrzen \V;tlzcnlocken. Ilic Ihininiung der Haare 1st uii\ olll~oninien uiid dic Locken dnlicr niclit gut geschlossen.

Beriicksichtigt nian den grofien Unterschiecl in] Loclic11bau zwischen tlcii nertvollen Sorten (Eiapaarig, Kirbuk uud Diinnes Scliakct) uncl dcii gc- ringeren iFigurny und l'artionny), dnnn crschcinen bei objektiver Hcurteilung die zwischen ihnen beztehenden Unterscliiede in1 Flaumgehnlt doch oh1 recht gering (45,s - SO,AO/o Elaum bei deli besten und 5'46 - 55,2 fl/" bci den p.cringeren Fellchen). Es ist kauni anzunelimen. tlaB ein Unterschied i n dcr Ncnge des Flaums vou 3,0 bis 4,601, eine so groQe Storung und eiiien so beti;ichtlichen Unterschicd in der Vollkoinmenheit der Lockenbildung ver- ui*sachen soll. Diese Feststellung ist deshdb unerlaDlich, w\rcil in der vor- licgendcn Arbeit $1. F. Iw an off s an verschiedencn Stellen immer wieder bctont wird, daB der Flaumhaargehalt bester Felle geringcr sei als der von niinderen, so daB es den Anschein er\\ cckt, als i\Tiu.de der Veihsser geradc i n der hlenge des Flaumhaars einen wcseiitlichcn Hegulator der Lockengiite bcini TJnniiiifcll der Karakulscbafe sehen

Nachdeni ini vorhergchendeu dic Ansichtcn der russischen IG~raliul- xuchter und Zootechiiikcr tiber die Bedcutuiig des Flaumhaai~es ini B'ellchen der I<nrakulliimnier wiedergegeben worden sind, sollen 1iun jeiie der deut- schen Schule gepriift werden. Hieriiber orieutieren uns niehrere wertvolle Untersuchungcn der Friilicli schen Schule in Hnllc. Zuniichst kani K. J a h 11 1)

1923 auf Crrund seiner Haardickenuntersuc?iungcii zu folgendeni SchluU : ,,Die TAoclrenqualikit steht in gewissen Beziehnngen zur Haarzusnnimensetzung, und zwar zeigen dic Untersuchungen mit wcnigen Ausnahnien, da13 die in der IAockenqualitdt gut bonitierten T,iinimer eine grobere Haarzusanimen- setzung, vor alleni in den 5h- uud 4 d-Feinheitsgraden eineu geringeren I'rozcntgehnlt a n Haarelcmenten aufwciscn als die glcichaltrigen in1 Locken- charakter schlechter bcurteilten Liininier &' Ferner: ?,. . . dab eine griibere Haarzusatiitiicnsetzun~, die durch das Vorhandensein dcs griibeiw Embryonal- haares bei deni neugehorenen Lanini Zuni Teil bcdingt wird, im groWeii und gnnzen der Lockenausbildnng giinstig ist."

Dicsc Jahn schen Untersuchungen wurden unter andercin 1928 von E. Tii nzcrz) eigiiuzt wid vertieft. Er priifte zunichst die Vnriatiousbreite dcr Haardicken dcr Karakulldnmer. 3fan hiitte erwarten kbnnen, da13 groBe \'ni.iationsbrcitcn sich auf die Lockengiite ungiinstig answirken wiirden. Tats;tchlich zeigte ein schlecht bonitiertes Kreuzungsfell (Hallesche Kote minw 11 1) eine ganz besonders groRe Variationsbreite fgr6Bte Haardicke bis 155,4 /() ; allein es fanden sich auch unter den gnnz schlecht benrteilten Pcllchen solche, bei denen die Variatiousbreite sehr klein war, x. B. nnr 36 t f betrug, ndnilich bei eineni sogenannten Xggerfell, also bei eineni g,mz schlecht beschaffenen Fellchen.

Unte~sacliiingen iibcr die Ilanrhescliaff~nlieit heim liarakiilschaf. Dissertation.

*) Flaut iind 1-lnnr heini liardid im rassenanaiStischeil Verglcich. Kiihn- Archiv Ralle 1923. Zitiert nncli Tiinzer 1928.

J h d 18, 5. 151-301. Kcrlin 1925. r * i

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100 Ailametz:

Was die Haardickenznsan~meusetzung bci den nntersuchten Icarakul- fcllen betrict, ist speziell d e r Fall hochst lehrreich, in welchem nach T" anzer die Ahnlichlreit der Haarzusaii~nieiisetzun~ zrvischen eineni hochwcrtigen

Persianer Bell, Nr. -, und eincni miiidcrn ertigen Zackel-Karakul- Krcuzangs-

fell gwadezu an nahezu rolle Ubereinstimmung hcranreictif (1. c. S. 196). Niimlich :

711 24

Edlos l < u A i l f e l l Gciliigcs Krcoznngsfell YO YO

Bczeichnung

5 A + 4 A Wolle . . . . . . . . . . . . 10,O 10,4 Alle 5 verschienenen 8-Sortimente msammeii . . 23,4 19,G Flanmhaare nacli Tanxer (bis 28 p Dicke) . . . 30,8 25,s Ginnnenhaare nacli Tanzer (uber 28 p) . . . . 60,2 74,2

Ja die Ahnlichkeit beider Fellchen geht sogar so weit, dall selbst dic Maxima anf dieselbe Haardickc, n9tulich 33,Ci [ L zu liegcn kommen und 1 1 , O bezw. 10,80/, der Haare ausniachen. T l n z e r s Ansicht itber den Ein- flub des Flannis auf die Lockengiite. ld3t sich ails folgendea AuBerungen erkenncn: ,,Die fiir d i e Lockenqua l i t l i t e r s t c r Giite g i ins t igs tc I-laa r z u s a ni ni en s e t z u n g ni u B v er h 5 1 t 11 i s ni 5i 0 i g a u s g e gl i c h e 11, a b e r m i t f e inc r Wol le n u r spar l ich untermischt seimK ,,Die Hanrdicken- messnngen gebeii einen Hinweis fiir das ziichterisch Erstrebenswerte: niini- lich das Uberwiegen der groberen Haare."

Unter Bet iicksichtigung des eben angefiilirten gleichen Verhaltens z\seiei. in bezug auf Lockenglite sich cntgegengesctzt verhaltendcr E'ellchen sowie einiger anderer Beobachtungen , auf die weiter unten eingegangen werden soil, scliriinkt dann 'I'Bn zer diese cben zitierte Ansicht insofern e t w s ein. als er mini Schlusse (1 c. S. 196) sagt: ,,Andererseits ist es aber nicht moglich, aus der Haardickenkurre a l le in die Giitc des E'elles zu be- nrteilen. . ." Und: ,,Es niiissen bei der Lockengestaltling des Karakuls noch weitere Faktoren wirksani sein. . .[&

Tiinzer untersuchte auch cine Bnzahl zugerichteter gutcr Persiancr Fclle, melclic die Firma Th. Thorer-Leipzig zur Verfiigung gestellt Iiatte tind fanri hei ihnen ~uffallend vie1 Plaunihaare. Allein voni 5 A-Sortinient betrug das Flaumhenr hicr his Z L ~ 26,2"/,, ; dieser feinste Wollgrad machte sotnit ein volles Viertel des ganzen Haarbestandes aus. Und ein ganz bcsonders gutes Fellchen dieser Gruppe, das ,,Beste untcr Tauscnden" hatte 14,2 des 5 A-Sortimentes and voni gnnzen A-Sortinlent 34,6 O/o.

lnteressant ist auch das Resultat dcr Boiiitieriing von 13 Knrakull~iinii~ert~, welche die Note I1 (also gute Lockenqualitiit) erhnlten hatten Bei den Tieren dieser Gruppe sctiwankte clie prozentische Jiengc der Plauniliaare des 5 A- + 4 A-Sortimentes von 3,2 bis zu 40,4 %, wiihrcnd andererscits voni relativ grobcn Grannenhaarsortinient E + P dieser Gnippc mnnchmal ebcn- falls ein hoher Prozentsatz (von 3,4-24.0 %) vorhandcn war.

Tn Anbetracht dieser \\ridersprnchsvolleti Befuiide nnd der sclin'anlumden Ansichten, die nicht nur in der ziichterischcn Prmis, sondern auch in der Pacliwissenschaft iiber die Bedeutung drs Flaunihnares fiir die Lockcnbildnng cler Raraknlliimnier herrschen, fiihrte ich , uni tunlichst I(1arheit uber diesc Brage zu erlialten. im Jahre 1933 folgende Untersuchungen aus. Die be- niitztcn Pellchcn (im folgenden niit Schlagworten bcschrieben) sowie dic aus niciner pri ~ a t c n Karakulzucht in GroS-Ullersdorf (Afiihrenl stammenden Liimmer zeigen teils ganz vorzdglichen, teils sehr guten TJockenbau. 1st ein mittlercr Gchalt an Flaunihaar wirklich lockenfeindlich, dann mitBte sich dics hicr un-

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bedingt ia der Weise iiufiern, dais speziell die beziiglich der T~ockeiibescliatt’eii- heit vorziiglichen Felle ocler Liininicr nur arm an E”1aumhaar sein durften.

1. 1’ e r s i a II e r F e 11 e r s t e r G u t e. Das Fell wurde nach dem Ur- teil des Gescliiiftsinhabers als das beste voni ganzeii groQeii l’ersianer Lager (Wien) um 25 Dollar 1931 gekauft. Es; besteht Zuni grol3ten Il’eil NUS langen, elnstisch-harten und gut geschlossenen Rolrrenlocken, welche i n der Vorder- und Hintei.hand gut ausgegliclien sind. Bolincn und einige $1 iihnenlocken (G tifky der Bnssen) komnien nur an den beiden seitliclien Ilandsti-eifen vor. h i getiauer Priifung erkeiiiit iliati, dafi cine und die andere BBlirenlocke i n der niittlcren Hinterhandgegeiid etwas breiter und flacliei- ist als die iibrigen. 13oi ilineu besclireiben die Haai-e ca. 3/4 der I<riimniung einer Ellipse (statt eines Kreises). Die niittlere Breite der Rohren betriigt (i mni, ihre Hijlic 4-5 nini. Dic erwiihiiten flacheren 1;ocken sind 8 I U ~ I (Nasinium 9 m n i ) breit und 3- 4 nini hocli. Dns Leder ist etwas derb; der Glauz sehr gut. Die Haar~ich tung verliiuf t in Vor- wid Ilin tcrh and v ou riickw Srts nach y orne. Vom ziichterischen Standpunkte nus vorgenoninien wiire die Bonitierung etwas wcniger hoch ausgefallen. Kach der bei uns iibliclhen Behandlung zwecks Bleichmig (H,O, nnd NH,) war kein hl arkkaual erkennbar, vielleiclit infolge dcs Zurichteprozesses, weil die Haare dieses Felles sich vie1 rascher bleichen lienen als die unbehandeltcii Ha;:irc dei. G-roG-Ul!ersdorfei- Liinimer.

2. P r i m a K a r a l i u l f e l l iiii Jahre 1907 voii 31. D n r i : i n .Bochara uni 11 Bubel geliallft. Wicht gcfiirht. Vor- und H.iuterhand ausgegliclien. lni mittlcren Liingsdrittel des Felles gilt geschlossen, elastiscli harte, ziemlicli parallel verlaufende Riihrenloclten von ca. 40 nim Liinge und 3,5-4,0- 5,0 iiini Hreitc. Riilie 3-4 niin. Die Eindrehung der Haltre dieser etwii nntei~mittel brcitcn 1,ocke ist einc vollkoniniencte. Die Drehung der Etanrc verliiuft von liintcn nnch voixc. In del- Hinteihncl betinden sicli gegen den Rand zu einige kiirzere, 6-7 nini breite Niihnenloclten cingestreut Hier i n dcn n’ldincn besclireiben die Haare eine Kriimniung etwa i n E’ortn I / , EWpse und gerade hier ist dcr Gehalt a n E1;iumhaaren deutlich geringcr als in den Riilirenlocken. Der Glanz ist sehr schon.

3. Gutes bis sehr gntes Pellchen roni Jahre 1907 eines 2 “age alten reinbliitigen liaral~ullanimes von Grofi-Enzeisdorf. Nachzucht des 1904 er- folgtcn liar;il~uli~ii~ortes aus dcr Zncht dcs Herren ?- o n L e o n t o m i c z i i i

13alta (Siid rul3land) Das mi ttlere Liingsdrittel besteh t aus gut ei ugedre ti ten langen Riihrcu, wiilireiicl die Kriimniung dei. Locken der beiden Seitenstreifen etwas weuigei. \-ollkoninien ist. Die Loclrcn dcr \70rderliand sind etwas weuiger gut eingedreht als jene der Hinterhand. Die Rreite der Rohrenlocken betriigt 5--6 nini, illre Holie 5 nini. Der Glanz ist sehr gut; der (;riff etwas weniger elastisch hart nls iihlicli.

4. Die iibrigeii Lockeu- hem. Haarp~oben riihren yon 2 Tagc atteil i,einbliitigen Iiariiliulliimmerii nieiner Grofi-Ullersdorfer Zucht her, dic voii mil- honitici-t wordeu sind. Eiir alle Pelle cler Liimmer ist clic niittelgroBe Walnu Idlocke charaliteristisch, d. 11. sie setzen sich :tus gewnndeu uerlaufenden, niit,tellangen bis langen Riihren - (his zu 60 riiin Liinge) und l?ohnenlocke~i zusammen. 3liihnchenlockeii oder Ringe Boninien nicht vor iind nur an der Grcnze voni Seitenriimpf zuni Baucli gibt es, iibrigeiis gut gcschlosseiic, Erbsedocken. Der Glanz ist hei allen vorziiglich und der Gritf clastisch hart.

Die Zalil der von jeder Lockenprobe antersuchten Haare betrug wie, iiblicli 300 Stiicl;. Die Eindrehung dei: Haare, die speziell verfolgt murde ist bis auf wenige A osnahmen von hinten nach vorne gerichtet.

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102 Adametz:

T a b e l l e 4. F l a u m h a a r - u n d G r a n n e n h a a r - D u r c h m e s s e r 06); (11 = 200) b e s t e r uiid g u t e r

K a r a k u 1 f e 1 Ic h e n 11 s'cv.

Fel I bcaeichnrulg

1. 25 Dollar-Fellchen (prima) Schulter 2. 11 Rubel-Fellchen Schulter

Eochara 1907 (prima) { Kreuzgegend 3. Karalii~lfell v. GroR-Xnzers- I , Schulter dorf (gut bis sehr gut)

4. Geboren 17.1. 1933 (prima) Kreuzgegend c Schulter 5. Geboren 19.1.1933 Schulter

6. Geboren 20.2.1933 Schulter (sehr gat bis prima) ( Kreuzgegend

(selir gut) { Krenzgegend ,f Schulter 7. Geboren 23. 2. 1933 (prima) , Kxeuzgegel,d

S. Geboren 9.3.1933 (prima) { ~ ~ ~ ~ & e l l d

!I. Geboren 23.3 . 1033 (prima) { schulter

Id. Januar 1932 Schulter (grit) ( K reuzgegend

- __

JIittel

4636 60,41 50,47

36,75

45,24 47,40 50.00 45,OO 48,59 48,42 45.27 42,22 41,Ol 41,48 46,lS 48.00 42,04 43J8

- ~

tliniiiiun

- 18,O 14,O 16,O

16,O

16,O 18,O 16,O

18,O 18.0

18,O

lS,O

1s,o 16,O 16,O 16,O 16,O 16,O 16,O

- ~

[nximnn

- 120,o 130,O 11 0,o

solo 120,o 120,o 104,O 124,O 130,O 134,O

104,O 100,o

92,O 90,o 86,O

108.0 112,o 130,o

liarvongipfel

-~

26,O 20,o

20,o

26,O 26,O 30:o 24,O 40,O 48,O

IG,O 11.40~0 24,O 24,O 46,O 4G,O 40,o

16,O u. 46,O

-

20,0

~ ~-

6,5 7,o -

12.5

12,o 810 535

12,o

6.5 12,o

13,O 11. 15,O 10,o 11 ,o 9.0

12.5 22,o

16.0 11. l6,O

9,o

Nr. 4 bis Nr. 10 = Karakallammer von GroB-Ullekdorf, Mihen .

Uberblickt man die Resultate der Plaumhaaruntersachung in Tabelle 4 und 5, dann tiudet nian, daB der nach T i i n z e r festgestellte Flaumgehalt voii der Schultergegend des Vlieses bei dcn ineisten prima Laniniern von von GroB-Ullcrsdorf, ebenso wie bei dcm Original-Bocharafcll und deni 25 Dollar-Felle tats#chlich n u r gering bis niaBig hoch jst, nitnilich 10,5 bis 2Y,O % aller Haare ausmacht.

Dieses Verhalten stiiiinit sehr gut mit dcn T iin z e r schen Befunden von den niit T und I1 (das sind die besten Noten) bonitierten Hdlenser Liimmern (10,5 %-%,O%) iiberein. Allein ein Ullersdorfer Lanini (Nr. S der Tabelle) macht mit 35,O % Flaurngehalt insofern eine gewisse Ausnahme, als der Flaumgchalt noch deutlich grofier ist als bei den anderen niit prima be- nrteilten L l m niern.

Andercrseits wieder unterscheiden sich diese mit vorziiglichem Locken- bau versehenen Laniincrfellchen im Plaumgehalt gar nicht von Nr. 10, ob- schon dessen Lockengiite nur als gut beurteilt worden ist.

Eine gewisse Sonderstellung nimnit das von der Nachzucht russischer Karakuls in GroS-Enzersdorf erhaltene (Kr. 3 der Tabelle) Fellchen ein, dessen Plaumgehalt das Nasimuni (38,O %) vorstellt, trotzdem sein Lockenbau nocli ein recht guter war.

Vergleic h t nian mi t dies en im allgeni ein en gut u bereinstininienden Werten den Flaumhaargebalt der drei durch erstklassiscben Lockenbau charakterisierten Pereianer Sorten des ri~ssischen Einteiluiigsschemas (lLi~.puli, Einpaarig uud Dtinnes Schaliet), dann ist es unverstiindlicb, ivvoher die auf- fallend hohen Werte fiir den Plaumgehalt komrnen konnen, niuiilich 45,s bis

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Page 15: Untersuchungen über den zwischen dem Gehalt an Flaumhaaren und der Lockengüte bestehenden Zusammenhang beim Karakullamme und im Vliese erwachsener Karakulschafe

104 Adamelz:

*50,6 %. Weil hier die Orenze zwischen Olaum- und Gi~annenliaar (bis 15. iu Piaumf nach I IV an o f f angenoniinen erscheint, miifiten die Flaum- haarniengen noch griiBer ausfallen, menn 1na11, wie es weiter oben bei den Hallenser uud Ullersdorfer LLmniern gescliehen ist, nach T ii 11 z e r die Grenze bei 2 S p ziehen wollte.

Auf alle PBle bedarf der auffallend hohe Plaumhaargehslt der Persiauer Pelle russischer Sortimente eincr Aufkl~rung.

Was endlich den Plaunihaargehalt der beiden feinsten Wollsortiniente ( 5 8 + 4A) der Schultergegend betrifft, so ist derselbc bei den mit prima be- urteilten Ullersdorfer LBnimern sehr uiedrig, uiimlich nur 3,0-9,4 % ; ebenso bei dem 25 Dollar-Pellchen (7.0%) nud allerdings auch bei den] nur niit gut beurteilteii Lammpelzchen. Hingegen erhielt das Original l3ocliarafell niit 12,5 % den hochsten Prozeiitsatz an feinsten Haarelenienten.

Die Pellchen dei: mit I und I1 (also selir gut bis vorziiglich) boni- tierten 7 Hallenser Liinimer enthielteii von den Sortimenten 5A f 4A = 10,O bis 25,6% (nach T i i n z e r ) Und das von der Firma Th. T h o r e r gelieferte ,,beste Fell uiiter Tausenden" hatte nnch dem Genannteii allein an 5A bereits 14,2%.

Des Vergleiches halber wurde auch yon der in1 allgenieinen lammlockeu- freien Zackelrasse eine Stichpro be genomnien. I)as allerdings sclion 12 Tage alte La.mni (der v. Drascheschen Gutsverwaitnng Ebreiclisdorf) hatte geuan 50% Plaum (nach TLnzei. errechnet), das ist zmar weseutlich niehr als bei den Hallenser aiid Ullersdorfer Karakulliimmern niit guter TJockenbeschafien- heit, aber andereiseits ist hier docli wieder keineswegs mehr Plaunihaar nls bei den Rohrenloclren der guten russischen Hellsortimente JGrpnk, Einpaarig und Diinues Schaket. Die beiden feinsten \Yollhaa;rsortiineiite 5 8 und 4 8 machen hier 25,s % aus ( 10,5 + l5,O %). Und ein 12 a m b o 11 i 1 I e t 1 a m m derselben Gntsverwaltung hatte den groRen Gehalt ron 94,5 % Plaun~haar bei 26% dcs 5A mid 25,5% des 4 8 Sortimentes (das heil6t 5 8 + 41\

d l s Ergebiiis dieser Untersuchung nnd dieser Vergleiche, namentlich in Verbindung niit dein an anderer Gtelle bereits Gesagteni, ergibt sich so- niit dle Pestellang, daB ein wirklich dnrchgreifender, unter allen Unistiindcn bestehender Unterschied im prozentischen Gehalte a n Flaumliaaren bei ~Carakulfellchcn verschiedener Lockengiite, besonders mas die vollkoniinene Eindreliuug dcr Loclienhanre betrifl't, nicht vorhanden ist Daraus folgt aber, dafl die starre, weit mrhreitete Lehre vom Flaumliaar als Antagonisten cler Lockengiite einer Revision unterzogen werdeii mulJ.

Nach T ii n z e r ist die 1~iEerenzierung der Leithaare beim Embryo mit deni Fijtalalter 17011 110 Tagen beendet, und zwar sei die Haarbildung dann in dcr vorderen liorperhalfte am weitcsten gediehen. Die am Breitsch\vanz- fellchcn vorhandene Moirhzeichuung gibt es aber in dieser Zeit noch nicht. Auch nacti ITV a n o f f beginut der Haarwuchs beim Embryo im voderen Rumpfdrittel zuerst, daher ist auch die Haarliinge beini Embryo i m allgemeinen im Vorderrumpfdrittel grofier als im Hinterrunipfdrittel; im Mittel betrage der tiigliche Zuwachs beim Potus der Karakulrasse 0,:M mm. (I \v a n o f f 1932 1. c. S. 132).

Das Auftreten der Plauinhaare fiillt noch I w a n o f f niit jeuer I'eriode des Embryonallebens zusainmen, in welcher das Fell vom Handel als ,,Breit- schwauz" bezeichnet wird (8. 180).

Dafi beim neugeborenen Karakullamme tatsiichlich Flaunihaare (d. 11. Haare niit weniger als 25 , ~ t bezw. '2s ,LL Dicke) aiich in gut gebauten Locken in hin- reichender Menge vorhanden sind, habeu alle wo immer durchgefuhrten Un ter-

= 51,5%!).

Page 16: Untersuchungen über den zwischen dem Gehalt an Flaumhaaren und der Lockengüte bestehenden Zusammenhang beim Karakullamme und im Vliese erwachsener Karakulschafe

suchnngen einmandfrci bewiesen. Wenn i i i u i diese Fla.umtiaarc, wic viclc Autoren aiinelniien, wirklicli den Grad der Eindrehung, der Geschlossenheit der Locken ungiinstig beeinflussen, so ist dies nur dann mijglicii, wenn sic cinen ancleren I~riitiiniungs\-erlaiif nls die ueben ihnen befindlichen Cranneii- h a r e haben. Das meint offenbar iiieines Erachtens Tiinzer (1. c. 192S, S. 245), wcnn er sclireibt: ,,. . . daB das postenibryouale Tl'achstuni det Gruppenhaarc iiocli weitcr mir Zeistiining dei: Loclte, deren ~fliiuiig durch Cieradestreckung d er Folli kcl uii d Haarw ach s tnm \-orb ereit E: t w i rd, im Si nn e Anfloclr eru ng beiti-iigt."

Diesc feinercn Haarc gut gebauter Locken beini neugeboitnen l iaral i~l- Innim sind nber keineswegs nnders gekriininit nls dje Grannenhaare. Ilasiert ninu z. R. eiueii '1331 einer guten I<araliolloclre ab und betrachtet nim dic einzehien Haare, danu si nd aucli die feineren uiid etwas kiirzeren (Plaum) Haare in gleicher TVeise regelniiiBig und fast lrreisformig gekriimmt {vie die diclieren Gimuen- oder Leithaai-e; hiichstens felilt ihnen das unterste Stiick- clien, das bei deli etmns liingeren Grannenhaaren von mir friilier eicnial niit einem Siclielstiel verglichen wurde.

Wcnn dem aber so ist, dann ist nicht zu verstehen, waruni, bezw. auf welclie Weise :Flaumhaare deli LockenschluM, die Vollkomnienheit der J J O C ~ C I I - liriinimung stijren sollen. Ini Gegenteile, wenn sic mit derselben Fiihigkeit zum Iiriimnien \vie die Granueuhaare ausgestattet sind, und dns sind sie bei gut, gebauten Locken tatsiiclilich, mie sich jeder lejcht iiberzeugeu Baiin, daiin wird dtucli sie die Locke nur dieliter, fester und ~~fiderstnndsf~~higer uad das Fell als I'elznerl~ danerhnfter. Dio Piage ist nur, ob die Flaumhaare diese Eigen- sell :if t zii ni i~egelni iifligen und v ollkoni ui en en Kr ii m nieii j ew eils besi tze t i , od cr uiiler welchen Umstiinrlen sie ihnen zukomnit. Ganz dasselbe gilt a b e ~ chenso fiir die Grzinuenliaare. Bus welchen Ursaclien aber den Grannen- Iiamwi ebenso wie den Flaunihaaren i n bestimmten Viillcn die Bdhiglceit zii in e 11 r oder \\-en ige I' r ollkoni ni ener ICriini m ung zulio ti1 m t, kana hen te k eine d er vielen liieriiber geiiuflerten dnsichten erkliiren.

\Venn ninii sicli \-or hugen hiilt, daB es sieh beini %ustandeIiomnien guter Locken i n erster Linie nm e i n e b e s t i m n i t e , b e i d e n * i r t e n v o n Ha a r e n zu k o in iii e n d e Fii Ii i g Ire i t h a n d e l t , die entweder vorhatiden scin oclci- fehleu lintin, d a m werdcn die versehiedenen Widerspriichc i n dcii dnsichten der pralitisclien Karaknlziicliter uiid in den Untersucliungsi~esultaten der %ootecliniliei~ erliliirlich. Dann ivird man aher aucli lieit~esmegs utnter Unistiitideti selbst im iiiittleren R;~~unliaargelinlt den Antagonisten zur voll- kommenen J;ockenhescliatfeiilieit der Jiaralrulliinimei* erbliclien.

dufgabe der liiinftigeu Foiw.9iung maB es sein, jcm, wahrscheinlich in erstcr Linie p 11 y s i I< a 1 i s c I1 e 11 U r s a c h e festzustellen, welclie die chamkteristi- sclie 3[iriimniuiigsfilhigkeit soaolil beim Crannen- als auch beini Plaundiaar bedingen.

Zuni Sclilusse sei nocli das Vorlromnien g r 6 b e r e 1' G r a ii n e n h a it r e in vet*scliieden rollkoninien gebauten Locken kurz beriicltsichtigt. Das boclia- rische I<aral~ulziicli ter vielfncli der ilnsiclit sind, dnB nebeu vie1 Pla.unihaareu ciiie gewisse ilnzalil starker Grannenhaare fiir QiiditLitsfiille wichtig wiiren, wurde schon friilier erwabiit. In russischeii Kreisen wiccler wird das Vor- konimen dickerer Graniien als fiir die Lockengute der I<aruliullinimer un- giinstig an~esproclien, nnmentlich dann, wenu dieselben i\farkk:miile entlialtcn. ;\linlich iinfierten sich verschiedeiitlich deutsclie Autoren. Irii Sanimelwerk S c 1 e 1; z i R usw. 19:33 wird behauptet daB bei Riihren- und Bohneuloclren (also bei den erwiinsclitcu, vollltomnicnen Locken) die markfiihrcnden Haare griiher wiireii als die niarltlialtigen der Erbsen- und Ringloclreii (d. 11. also der schlechteren

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106 Adametz: Untersuchungen iiber den Gehalt a n l%umhXaren IISW.

Lockengebilde). Canz besonders dickc Grannenhaarc jcdoch, iianicntlich wcnn sie ejnen Marklianal fiihren, sollen schlechte L O C ~ C ~ I ~ O ~ I I I ~ I I , bis liinunter ztim Pilz bedingen. Anch Tiinz e r (1925) sieht ini Illarlikanal ein lockenfeind- lichcs Element.

Die Ergebnisse unserer Untersuchuiig (Tabclle 4 und 5) zcigen in dieser Beziehung kein einhcitliches Verhalten und geben kcinc eindcntige Antwort. Heispielsweise habeii selbst die niit besten Locken ausgestattetcn Pelle, wie z. 13. das Prima-Originalfell aus Bocliara vcreinzclt recht dicke (bis zu 130 ,u) Granncn haare, auch das 25 Dollar-E'ellchen hat Granncnhaarc vou 120 p Durcli- messer. Sie verhalten sicti soniit so wie das iiur als ,,gilt" bonitierte Fell des IJllersdorfer Larnnies.

In Ubereiustinimnng mit anderen Autoren tritt auch bci den hier uuter- snchtcn Granncn haaren im allgenieinen ein Mnrklianal selten auf (l-S nur cin, trotzdeni niit prima boniticrtes, Lamin liatte ini Masiniuni 12 O//o

niarirkanalfulirende Haare. Irgendwelche deutlicli gcsetzniaQige Beziehungen zwischcn dem Vor-

koninien grobercr Grannenhaare in iniifiiger Menge nnd der Lockeugiite bei den hier untcrsuchten hochst cliaraktcrischen Persianer-Bellchen oder rein- bliitigcn Karakulliimmern, lassen sich aus den crhalteneii Untersochungs- resnltatcn auch iiicht ablciten.

Immer wieder kommt nian zuni Schlusse, daQ an dcr Vollkommenhejt dcr Krummung jener gute T~ockcn bildenden Haare auQer ihrcr Zugehorigkeit zur Grnppc der Flaum- und Ciranncnhaarc, und zwar wohl in erster Linic, andere Eigenschaften derselben betciligt scin niiisseii, iiber die wir aber bis- licr nichts wisseii.