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Untervazer Burgenverein Untervaz Texte zur Dorfgeschichte von Untervaz 806 Rätien und die Karolinger Email: [email protected]. Weitere Texte zur Dorfgeschichte sind im Internet unter http://www.burgenverein-untervaz.ch/dorfgeschichte erhältlich. Beilagen der Jahresberichte „Anno Domini“ unter http://www.burgenverein-untervaz.ch/annodomini.

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Untervazer Burgenverein Untervaz

Texte zur Dorfgeschichte

von Untervaz

806

Rätien und die Karolinger

Email: [email protected]. Weitere Texte zur Dorfgeschichte sind im Internet unter http://www.burgenverein-untervaz.ch/dorfgeschichte erhältlich. Beilagen der Jahresberichte „Anno Domini“ unter http://www.burgenverein-untervaz.ch/annodomini.

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806 Rätien und die Karolinger Reinhold Kaiser Kaiser Reinhold: Churrätien im frühen Mittelalter. Ende S. bis Mitte 10.

Jahrhundert. Herausgegeben vom Institut für Kulturforschung Graubünden, Chur, in Verbindung mit dem Südtiroler Kulturinstitut, Bozen 2., überarbeitete und ergänzte Auflage Schwabe Verlag Basel 2008

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S. 55:

3. Die Raetia Curiensis als karolingischer Reichsteil

und als Teil des Herzogtums Schwaben

bis zur Mitte des 10. Jahrhunderts

a) Die Raetia Curiensis in den karolingischen Teilungen und

Teilungsplänen (806-890/91)

Die divisio vel ordinatio, d. h. die Aussonderung des gräflichen Amtsgutes aus

dem Kirchengut und die Einführung der Grafschaftsverfassung in Rätien,140

wird wegen des ersten Auftretens von Hunfrid als Reciarum comis auf einer

Gerichtssitzung in Rankweil am 7. Februar 806-808 zumeist auf das Jahr 806

datiert,141 und mit dem mutmasslichen Tod des Bischofs Remedius und der

darauffolgenden Sedisvakanz erklärt.142 Nun ist keineswegs erwiesen, dass

Remedius 806 starb, im Gegenteil: es ist wahrscheinlich, dass er um 815 noch

lebte.143 Dann muss es einen anderen Grund gegeben haben, das Rektorat in

Rätien aufzuheben und die Grafschaftsverfassung einzuführen. Dieser Grund

scheint im Reichsteilungsplan von 806, der divisio regnorum, zu suchen zu

sein. Karl der Grosse teilte sein Reich (Karte 8) unter seine drei Söhne in der

Weise, dass Ludwig Aquitanien, Karl den fränkischen Kernraum und Pippin

Italien, Bayern, Alamannien südlich der Donau mitsamt dem Thurgau und dem

Dukat Chur (cum ducatu Curiensi),

S. 56: dazu die norischen Pässe und die rätischen erhalten sollte (exitum et ingressum

[Italiam] per Alpes Noricas atque Curiam).144 In das Unterkönigreich Italien

liess sich ein Bischofsstaat bzw. Rektorat als quasi-selbständige Herrschaft

nicht einfügen, deswegen wurde 806 die divisio in Chur vollzogen und die

Grafschaftsverfassung eingeführt und wohl nicht zufällig der istrische

Markgraf Hunfrid als erster Graf eingesetzt.145

Auch das südliche Alamannien zeigte zur gleichen Zeit intensive Beziehungen

zu Italien.146 Der Dukat von Chur (ducatus Curiensis), der 806 als Teil des

Unterkönigreiches Italien

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Karte 8. Rätien in den Reichsteilungen von 806 und 843.

S. 57: erwähnt wird, war nicht mehr der Militärsprengel des «gotischen» dux

(Servatus), sondern Herrschaftsgebiet des praeses/rector von Chur, sein

territorium oder seine patria‚147 das jetzt als integraler Bestandteil des

Frankenreiches dem Unterkönigreich Pippins zugeteilt und zu diesem Zweck

der Verwaltungsstruktur des Reiches angeglichen wurde. Zeugnisse für eine

effektiv gewordene Teilreichherrschaft Pippins gibt es nur für Alamannien,

nicht hingegen für Rätien. Doch lässt sich aus dem Wortlaut der divisio

regnorum von 806 auf ähnliche Verhältnisse schliessen.148

Bei den folgenden Teilungen und Teilungsplänen wurde Churrätien entweder

(wieder) mit Italien verknüpft, so 817 anlässlich der ordinatio imperii und der

Zugehörigkeit zum Reichsteil des ältesten Sohnes Lothar,149 und wiederum

839 bei der Teilung des Reiches zwischen Lothar 1. und Karl dem Kahlen,

wobei Ludwig der Deutsche auf Bayern beschränkt blieb150 oder 829

zusammen mit Alamannien und dem Elsass zum Dukat (bzw. Unterkönig

reich) für Karl den Kahlen151 und 865 zusammen mit Alamannien und einem

Teil Burgunds zum Unterkönigreich (regnum) von Ludwig des Deutschen

jüngstem Sohn Karl III.

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dem Dicken zusammengeschlossen,152 oder 843 im Vertrag von Verdun mit

dem ostfränkischen Reich Ludwigs des Deutschen verbunden.153 Der Versuch

des Sohnes Karls III. des Dicken, Bernhard, das regnum, d.h. Unterkönigreich

seines Vaters, wiederaufleben zu lassen, scheiterte 890/91 in den Anfängen.154

Der Wechsel der Zugehörigkeit Churrätiens zu dem einen oder dem an deren

Reichsteil oder Teilreich zeugt zum einen für die hohe passpolitische

Bedeutung, die in der divisio regnorum von 806 explizit angesprochen

S. 58: ist, zum anderen für den Versuch, die spätantiken Verwaltungsstrukturen

wiederaufleben zu lassen, und zwar 806 durch die Anbindung Rätiens und des

Alpenvorlandes bis zur Donau an Italien, was grosso modo dem Zustand der

Präfektur Italien entsprach, bzw. den neuen innerfränkischen Gegebenheiten

Rechnung zu tragen, so etwa bei der Bildung des Dukats für Karl den Kahlen

829. Die Folgen für Churrätien waren beträchtlich: Im Verlauf des 9.

Jahrhunderts wurde die zu Anfang des Jahrhunderts verstärkte Südorientierung

durch eine Nordorientierung abgelöst, das zeigt sich deutlich in der definitiven

Lösung des Bistums Chur vom Metropolitansprengel Mailand und der

Zuwendung zum Erzbistum Mainz, die bis 1802 währen sollte.155 Hinter den

grossen reichspolitischen Optionen standen je verschiedene politische

Fraktionen, die sich als Adelsgruppen, als adelige Geschlechter im Gefolge der

Teilreichsherrscher zu erkennen geben, die auf und in Rätien einzuwirken

suchten und in gegenseitiger Rivalität standen, so die Hunfridinger,

Udalrichinger oder Welfen.156 Ihr Ziel war es, in einer Provinz Fuss zu fassen,

die als territorium, patria, ducatus Curiensis, pagus Curiensis, pagellus,

provincia oder auch als comitatus bezeichnet oder mit dem alten Provinznamen

R(h)aetia (prima), seit dem Ende des 9. Jahrhunderts auch Rhaetia Curiensis

und von deutschsprachigen Schreibern Churevuala = Churwalchen benannt

wurde und die ihre Eigenständigkeit dank der durch- gängigen Traditionen des

Romanentums bewahrt hatte.157

b) Die karolingischen Amtsträger

Die angedeuteten Rivalitäten der Amtsträger widersprechen den

Vorstellungen, die in der älteren Forschung zu finden sind und die von einer

«bemerkenswerten Konstanz» der Herrschaft der Hunfridinger in Rätien

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ausgehen.158 Der Weg «von Hunfrid zu Burkard», d.h. vom ersten

nachweisbaren Reciarum comis Hunfrid (um 807) bis Burchard (I.), marchio

Curiensis Raetiae (903), war nach den neueren Forschungen kein geradliniger,

sondern im Gegenteil ein von Brüchen gekennzeichneter und anhand der

spärlichen Quellenzeugnisse nur hypothetisch rekonstruierbarer.159

Schon für die Zeit der Zugehörigkeit zum italischen Reichsteil, zwischen 806

und 829, ergeben sich erheblich voneinander abweichende

S. 59: Forschungsmeinungen über die Abfolge der Herrschaftsträger in Rätien. Im

Mittelpunkt der Diskussion stehen die vier Klageschriften Bischof Victors III.,

insbesondere die wichtigste, die zweite.160 «Auf ihrer Interpretation beruht die

ganze Geschichte Rätiens in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts».161 Bischof

Victor wendet sich darin an Kaiser Ludwig den Frommen und klagt über den

Verfall seines Bistums, verursacht durch die nach der von Karl dem Grossen

verfügten divisio inter episcopatum et comitatum von dem Grafen Roderich

und seinem Genossen Herloin vorgenommenen Übergriffe auf Kirchengut, und

bittet um Schutz und eine Untersuchung der Angelegenheit durch einen

Königsboten.162 Umstritten sind in erster Linie Stellung und Herkunft des

Grafen Roderich. Entgegen den Meinungen, Roderich sei der erste Graf

Rätiens, ein Stellvertreter Hunfrids gewesen, habe noch zu Lebzeiten Hunfrids

sein Amt angetreten und in Oberrätien amtiert, während Hunfrid in Unterrätien

waltete, oder sei gar wie auch Herloin selbst Königsbote gewesen, geht 0. P.

Clavadetscher davon aus, Hunfrid habe «von spätestens Anfang 807 bis

mindestens Ende 823 die rätische Grafschaft innegehabt» und Roderich sei der

Nachfolger Hunfrids gewesen. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, entgegen

der bisherigen Datierung der vier Klageschriften auf 822/23-824/27 und des

mit guten Gründen angenommenen Zusammenhangs mit dem Frankfurter

Hoftag vom 4. Juni 823, auf dem Lothar I. den Sohn Ludwigs des Frommen

und der Welfin Judith, Karl den Kahlen, aus der Taufe hob, die Schriften

Victors später zu datieren, und zwar auf 824/25. Roderich hätte darnach seine

Massnahmen gegen das Bistum Chur in den Jahren 824/25 als regulärer Graf

von Rätien, nach dem Tode Hunfrids durchgeführt.163 Ludwig der Fromme

hätte durch einen Wechsel des Grafenhauses - durch Übergehung Adalberts,

des Sohnes Hunfrids - der Erblichwerdung der Grafenwürde vorbeugen

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wollen. Da Adalbert das Amtsgut und die persönlichen Lehen nicht

herausgeben wollte - Schwer punkte der Hunfridinger waren das Gasterland,

wo Hunfrid das Hauskloster Schänis gründete,164 und Vorarlberg mit Rankweil

= Uenomnia villa Unfredi comitis165 -‚ hätte sich Roderich in und um Chur

eine materielle Machtbasis schaffen müssen und deswegen, wie bei der divisio

von 806 geschehen, auf das Kirchengut zurückgegriffen. Im Kampf der beiden

Rivalen

S. 60: wäre dann Roderich von Adalbert bei Zizers geschlagen und in Lindau

begraben worden.166

In einen ganz anderen Zusammenhang stellt Michael Borgolte die im

Translationsbericht der Heilig-Blut-Reliquie erzählten Auseinandersetzungen

zwischen Adalbert, dem Sohne Hunfrids, und Ruodpert, Ludouuici imperatoris

vasallus.167 Da Hunfrid nur zwischen 806 und 808 und dann zu 823

quellenmässig eindeutig nachzuweisen ist, vermutet Borgolte, es handle sich

um zwei namensgleiche Personen, Vater und Sohn.168 Nach der Translatio

sanguinis Domini folgte Adalbert auf Hunfrid (I.), es müsste sein Streit mit

Ruodpert, den Borgolte mit dem Udalrichinger Ruadbert II., dem Grafen des

Linz- und Argengaues, gleichsetzt, also in der Zwischenzeit ausgetragen

worden sein, am ehesten aus Anlass der Rebellion Bernhards von Italien, der

nach dem Tode seines Vaters Pippin (810) in Südalamannien wie auch in

Rätien die Unterkönigsherrschaft beanspruchte und sich gegen die im Juli 817

erlassene Teilungsordnung (ordinatio imperii), die seine Ansprüche überging,

erhob.169 Ruadbert II. wäre vor Mai 817 - zusammen mit dem Schultheissen

Folkwin, der nach Ausweis zahlreicher Urkunden zwischen Mai 817 und

825/26 in und um Rankweil als fränkischer Amtsträger, wohl vom Kaiserhof

nach Rätien gesandt, waltete170 - nach Rätien gekommen,

S. 61: «um mit Zustimmung Ludwigs des Frommen das Land am Alpenrhein zu

okkupieren». Er hätte den Grafen Adalbert, der nach 808 die Nachfolge seines

Vaters Hunfrid (I.) angetreten hätte, vertrieben. Adalbert sei zu seinem Bruder

Hunfrid (II.) nach Italien geflohen, habe in der zweiten Hälfte des Jahres 817,

als Bernhard von Italien versuchte, seines Vaters Pippin Anteil an Alamannien

und Rätien zu behaupten, einen Kriegszug nach Rätien unternommen und

Ruadbert bei Zizers getötet.

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«Die Herrschaft Rätiens konnte Adalbert aber kaum lange geniessen, nach der

Behandlung der Genossen Bernhards ist zu schliessen, dass er bald den

Comitat verlor.» Doch 823 ist wieder ein Hunfridinger Graf in Rätien und

Gesandter Ludwigs des Frommen in Italien, nach Borgolte Hunfrid (II.), der

zweite Sohn Hunfrids (I.) und Markgraf in Istrien, der seinerseits durch den

seiner Herkunft nach unbekannten Grafen Roderich um 824 verdrängt

wurde.171 Übereinstimmend bezeugen jedenfalls die Translatio sanguinis

Domini und die Klageschriften des Bischofs Victor III. von Chur, dass die

Herrschaft der Hunfridinger in Rätien auf erheblichen Widerstand gestossen

ist, dass andere Adelsgeschlechter sich hier über das Grafenamt festzusetzen

versuchten.

Das ergibt sich auch aus der wiederum erheblich von Borgolte und

Clavadetscher abweichenden Rekonstruktion der Vorgänge durch Karl Schmid

(Abb. 7), der, wie erwähnt, den Tod des Bischofs Remedius erst um 820

datiert, die Einführung der Grafschaftsverfassung um 806 mit der divisio

regnorum in Verbindung bringt und die Hunfrid-Belege wieder auf ein und

dieselbe Person bezieht.172 Den Grafen Roderich stellt Schmid aufgrund der

Nennung eines Ruadroh in einem Welfen-Eintrag im Anschluss an Judith

regina im Reichenauer Verbrüderungsbuch in einen welfischen Zusammen

hang und vermutet, dass Rodrichs-Ruadrohs Tätigkeit in Chur im Vorfeld der

Einsetzung Karls des Kahlen als dux in Rätien zu sehen ist, das wäre also ein

Versuch, die Bindung Rätiens mit dem italischen Teilreich Lothars zu

lockern.173 Die Einführung der Grafschaftsverfassung ist nach Schmid

etappenweise erfolgt: Anlässlich der divisio regnorum von 806 wurde durch

die divisio inter episcopatum et comitatum die Herrschaft des Churer Bischofs

eingeschränkt, wobei der engere Bereich um Chur ausgespart blieb, viel leicht

weil hier Remedius noch eine «grafenähnliche» Funktion innehatte. Beim

Tode des Remedius (um 820) und beim Amtsantritt Victors folgte der zweite

Schritt. Roderichs Massnahmen konzentrierten sich auf die Bischofsstadt,

wogegen Victor Protest einlegte in den beiden ersten Klageschriften.

S. 62: Auf dem Frankfurter Hoftag im Juni 823 wurden die Missetäter, Roderich und

Herloin, abberufen, weil Lothar I., der von Italien kommend über Rankweil (4.

Juni 823) nach Frankfurt gezogen war und die Klagen des Churer Klerus

angehört hatte, zugunsten von Chur eingegriffen hatte.

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Die Königsboten wurden zur Untersuchung der Sache bestellt, der Graf

Hunfrid - bezeichnet als comes Curiensis bzw. dux super Redicam - wurde als

Gesandter Ludwigs und Lothars nach Rom geschickt. Der Erfolg der

bischöflichen Klageschriften war gleichwohl gering, die Restitutionen

zugunsten der Churer Kirche blieben bescheiden. Dass Hunfrid 823 als dux

super Redicam bezeichnet wurde, könnte darauf hindeuten, «dass ihm nunmehr

- nach dem Zwischenfall mit Roderich - die Grafengewalt in ganz Churrätien

übertragen worden war».

Abb. 7. Übersicht über die drei verschiedenen Rekonstruktionen der rätischen Geschichte der 1. Hälfte des 9. Jahrhunderts.

Der «Zwischenfall mit Roderich» wäre jedenfalls ein Hinweis darauf, «dass

sich offenbar schon sehr früh eine Politik am Hof Ludwigs des Frommen

abzeichnete, die eine starke Italienbindung Rätiens in Frage stellte und über

den Plan eines Dukats Karls des Kahlen im Jahre 829 schliesslich

S. 63: zur Eingliederung des Churer Bistums in den Mainzer Metropolitanverband

führte».174

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829 wurde in der Tat die Italienbindung Rätiens gelöst, Rätien wurde

zusammen mit Alamannien und einem Teil Burgunds auf dem Wormser

Reichstag mit Zustimmung Lothars und Ludwigs (d. Deutschen) zum

Reichsteil Karls, des Sohnes Ludwigs des Frommen, und der Welfin Judith

bestimmt. Karl wurde zum dux in Alsacia, Alemannia et Rixcia erhoben.175

Dass wiederum St. Galler Urkunden nach seinen Regierungsjahren datiert

wurden und Walafrid für ihn ein Adventus-Gedicht verfasste, erweist, dass

Karl in Südalamannien - und vermutlich auch in Rätien - effektiv die

Teilreichsherrschaft als dux innehatte, wie zuvor Pippin von Italien und wohl

auch Lothar I.176

Ob 833, nach dem Sturze Ludwigs des Frommen, auch Rätien zum Reichs- teil

Ludwigs des Deutschen gehörte, lässt sich nicht nachweisen, jedenfalls gebot

nach seiner Wiedereinsetzung Kaiser Ludwig wiederum über Rätien, wo ihm

der Bischof Verendar offensichtlich die Treue bewahrt hatte, dem er nun im

Jahre 836 (Jan. 8.) für seine Unterstützung durch Bestätigung von

Schenkungen im Elsass dankte.177

839, bei der Reichsteilung zwischen Lothar I. und Karl dem Kahlen, wurden

die Dukate Elsass, Alamannien und Chur wiederum mit dem Süden, mit

Lothars Reichsteil verbunden. Churrätien geriet dadurch in den folgenden vier

Jahren in die harte Auseinandersetzung der Ludwigssöhne, die schliesslich in

den Reichsteilungsvertrag von Verdun (843) mündete, der Rätien dem

ostfränkischen Reich Ludwigs des Deutschen zusprach.178 In dieser Phase der

lotharischen Herrschaft (vor 843) scheint der den elsässischen Etichonen

zugehörige Liuthfredus dux wohl im Auftrage Lothars in Rätien geamtet zu

haben.179 Lothar selber hat durch seine Urkunden für Pfäfers, Murbach und

Chur seinen Herrschaftsanspruch auf den ehemaligen Dukat Karls des Kahlen

festgeschrieben. Nach der Schlacht von Fontenay (Juni 841) verschlechterte

S. 64: sich Lothars Position: schon im August 841 wurde Ludwigs des Deutschen

Erzkanzler Grimald Abt von St. Gallen.180 Lothar versuchte an scheinend

durch einen letzten Gunsterweis für den Bischof Verendar seine Stellung im

alamannisch-rätischen Raum zu halten und schenkte der von Verendar

errichteten Zelle St. Maria in Serris (bei Flums, Bezirk Sargans) die Kirchen in

Sufers (bei Zillis) und im Schanfigg, ferner diverse Güter, die zur Zeit

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Ludwigs des Frommen Victor zu Lehen hatte,181 den Bischof war die

Gründung einer Zelle an der Walensee-Chur-Route von erheblicher

Bedeutung, nachdem er durch die divisio von 806 das Kloster Pfäfers verloren

hatte. Doch es war der Zellengründung keine Zukunft beschieden, denn

Ludwig der Deutsche, dem «841/42 Alemannien mit Rätien tatsächlich, 843

dann durch den Teilungsvertrag endgültig zugefallen war», erkannte an

scheinend die Schenkung nicht an - sie fiel wohl an das Reich zurück - und

entzog damit dem Kloster die wirtschaftliche Grundlage.182 Die Kirche von

Sufers erscheint im rätischen Reichsgutsurbar als Lehen des Vigilius,

vermutlich eines Anhängers Ludwigs des Deutschen, der sich während des

Bruderkonfliktes die Kirche angeeignet hatte.183

Lothar war es nicht gelungen, den breiten Grenzgürtel am Rhein zwischen dem

Elsass (Basel) und den Bündner Pässen als Reichsgrenze zu halten - und damit

die alte Grenze von 806 bzw. die spätantike Reichsgrenze

wiederherzustellen.184

Aufgrund einer descriptio des Reiches, in deren Zusammenhang sehr

wahrscheinlich auch das rätische Reichsgutsurbar verfasst worden ist,185 wurde

die Reichsteilung von 843 in der Weise vollzogen, dass Alamannien und

Rätien nun endgültig an das ostfränkische Reich fielen. Für Rätien bedeutete

dieses Datum eine «Zäsur», sie mag erklären, «dass über die Verwaltung

Rätiens um die Mitte des 9. Jahrhunderts so gut wie nichts gesagt werden

kann», und durch die neueren personengeschichtlichen Forschungen wird «die

Frage, wer in Rätien seit der Eingliederung dieser Provinz in das Reich

Ludwigs des Deutschen im Jahre 843 die Grafengewalt ausgeübt hat, noch

offener, als sie im Grunde genommen bisher schon gewesen ist».186 Von einer

Kontinuität der Hunfridingerherrschaft in Rätien auszugehen verbieten die

zweifelhaften Identifizierungen der Grafen Adalbert (vom

S. 65: Thurgau) und Hunfrid (vom Zürichgau) mit den Enkeln des rätischen Grafen

Hunfrid (I.), auch wenn vermutet werden kann, dass die in Alamannien

einflussreichen Hunfridinger-Grafen «sich auch in Rätien durchzusetzen

suchten, was ja spätestens dem Markgrafen Burkard wiederum gelungen

ist».187 Dagegen spricht auch die Bemerkung Folcwins in seinen Gesta

abbatum Lobiensium, der Welfe Konrad, der Vater des Königs Rudolf von

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Hochburgund, habe als Raeticarum vel Jurensium partium dux 864 gegen

Hugbert von St. Maurice d'Agaune gekämpft.188 Wiederum, wie zur Zeit

Judiths und Ludwig des Frommen, wird hier ein welfischer Einfluss in Rätien

sichtbar. Zur Zeit des Unterkönigtums und der Königsherrschaft Karls III. des

Dicken (865/66-887/88) lassen sich für Rätien keine Grafen oder duces

nennen, vermutlich weil der Karolinger selbst die Herrschaft in Rätien

ausübte.189 Jedenfalls versuchte sein Friedelsohn Bernhard 890 in Rätien und

Südalamannien, gestützt auf den Abt Bernhard von St. Gallen und den Grafen

Udalrich von Linz- und Argengau, das schwäbische Unterkönigtum seines

Vaters zu er neuern. Der als Aufstand gegen die Königsherrschaft Arnulfs

gesehene Versuch scheiterte, Abt Bernhard wurde abgesetzt, und an seiner

Stelle wurde Arnulfs Kaplan Salomon Abt von St. Gallen, Bernhard entwich

nach Rätien, wurde aber 891/92 durch Rudolf, der 890 in einer St. Galler

Urkunde als dux Raetianorum erwähnt wird, getötet.190 In diesem Rudolf sah

die ältere Forschung einen Sohn Adalberts 1. und Enkel Hunfrids, des

istrischen Markgrafen und ersten Grafen in Rätien, also einen Hunfridinger.191

Nach den Gedenkbucheinträgen der Klöster Reichenau, Pfäfers und St. Gallen

gehörte er zu den Welfen.192 Das Pfäferser Gedenkbuch lässt weiterhin

erkennen, dass die Welfen «mit angesehenen und einflussreichen rätischen

Familien versippt gewesen» waren und nicht nur Besitz in Rätien hatten.193

Wie die Herrschaft über Rätien von dem «Welfen» Rudolf auf Burchard (1. ),

der 903 als marchio Curjensis zusammen mit dem Bischof Theodolf von Chur

ein Privileg Ludwigs des Kindes für St. Gallen bezeugte, überging, ist nicht

bekannt.194

S. 66: c) Rätien als Teil des Herzogtums Schwaben

Der Markgraf Burchard war der Stammvater der schwäbischen

Herzogsfamilie. Er war der Sohn Adalberts «des Erlauchten», der dem

Umkreis der Rheinauer Stifterfamilie angehörte und mit den «Udalrichingern»

versippt war. Als Graf ist Adalbert vom Schwarzwälder Alpgau bis zu den

Gauen des Bodenseeraumes und dem Zürichgau nachweisbar. Da seine

verwandtschaftliche Beziehung zum Grafen Hunfrid von Rätien nicht geklärt

ist, ist es nicht möglich, ihn und seine Söhne Burchard, den Markgrafen von

Rätien, und Adalbert, den Grafen des Thurgaus, als Hunfridinger zu

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betrachten.195 «Wie Burchard zu seinem Amt in Rätien gelangen konnte», ist

ungeklärt.196 Anfänglich in guten Beziehungen zu Bischof Salomon von

Konstanz stehend, brachte ihn sein Versuch, das Herzogtum in Schwaben zu

errichten, in Gegensatz zu dem mächtigen Kirchenfürsten. 911 sind Burchard

und sein Bruder Adalbert anlässlich eines schwäbischen Landtages getötet und

Burchards Söhne, Burchard und Udalrich, verbannt worden.197 915 stand

Burchard II. auf der Seite der schwäbischen Aufständischen gegen Konrad I.,

die in Wahlwies Erchanger zum Herzog ausriefen, 917 gelang es ihm nach

dem Scheitern Erchangers selbst die schwäbische Herzogswürde zu erlangen198

und 919 durch seinen Sieg über König Rudolf II. von Burgund den

schwäbischen Vorort Zürich, der in der Hand der Welfen war, zu besetzen.199

König Heinrich I. erkannte Burchards Herzogsstellung an, und mit seinem

Einverständnis beendete ein weittragendes Heiratsbündnis den Streit mit dem

Welfenkönig: Bertha, die Tochter Herzog Burchards, wurde die Gemahlin

König Rudolfs II. von Burgund.200 Burchard hatte in seine schwäbische

Herzogsherrschaft die gräflichen Rechte Rätiens eingebracht und damit die

traditionelle Verbindung Rätiens und Alamanniens, die in den Reichsteilungen

der Karolingerzeit vorgeprägt war, verstärkt. Burchard erneuerte 917 nicht ein

«Stammesherzogtum» - schon die Zugehörigkeit des romanischen Rätien zum

ducatus widerspricht dem -, er erhielt eine Würde im regnum oder ducatus

Alamanniae, die 919 durch seine Unterwerfung

S. 67: unter Heinrich I. nicht nur anerkannt, sondern auch legitimiert wurde als

gleichsam vizekönigliche Stellung, wodurch zwangsläufig der Amtscharakter

seiner Position betont wurde. Die starke Bindung des Amtsherzogtums an das

Königtum trat nach Burchards Tod klar hervor: 926 setzte Heinrich 1. auf

einem Reichstag in Worms den landfremden Konradiner Hermann 1. ein, der

Reginlinde, die Witwe Herzog Burchards II., heiratete. Königliche Vergabung

des Amtes einerseits und verwandtschaftliche Verknüpfung - oder gar

Adoption - mit den Vorgängern erklären den Wechsel der Amtsträger aus den

Familien der Burchardinger, Konradiner, Liudolfinger und Babenberger im 10.

und 11. Jahrhundert.201

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Für Rätien hatte die Durchsetzung des Amtscharakters des Herzogtums

offensichtlich weitreichende Folgen. An der Stelle der einen Grafschaft, die

seit der divisio von 806/7 bestand und die unter Burchard II. 917-926 in einer

Art Personalunion mit der Herzogsgewalt in Schwaben verbunden war,

erschienen nun drei Grafschaften,202 Oberrätien (pagus Curiensis), das an die

Udalrichinger, im 11. Jahrhundert an die Grafen von Buchhorn fiel,203 der

Vintschgau (pagus Venusta), für den nur zwei Grafen des 10. /11. Jahrhunderts

bekannt sind, bevor 1141 die Grafschaft im erblichen Besitz der Grafen von

Tirol stand204 und schliesslich Unterrätien (pagus Raetiae Curiensis), das bis

982 jeweils in der Hand des schwäbischen Herzogs lag.205

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Anmerkungen: 140 BUB I 49, 5. 42 Z. 17, zur Interpretation: CLAVADETSCHER,

Grafschaftsverfassung, S. 91-93. 141 BUB I 35. Die Datierung ist widersprüchlich und nicht wie in der Vorbemerkung

eindeutig auf 807 zu beziehen. Vgl. Michael BORGOLTE, Chronologische Studien an den alemannischen Urkunden des Stiftsarchivs St. Gallen, in: Archiv für Diplomatik 24 (1978) S. 54-202, bes. S. 162 mit Anm. 464, 806, 807, 808.

142 So z. B. Johann Georg MAYER, Geschichte des Bistums Chur, 1. Bd. Stans 1907, S. 92f., vermutet von MEYER-MARTHALER, Rätien, S. 67, als sicher betrachtet von CLAVADETSCHER, Grafschaftsverfassung, S. 89.

143 Karl SCHMID, Von Hunfrid zu Burkard. Bemerkungen zur rätischen Geschichte aus der Sicht von Gedenkbucheinträgen, in: Geschichte und Kultur Churrätiens. FS für Pater Iso Müller, hg. von Ursus BRUNOLD und Lothar DEPLAZES, Disentis 1986, S. 181-209, bes. S. 201-204 (mit Nachweisen unter anderem aus dem St. Galler Verbrüderungsbuch). Schmid kehrt zu der älteren Ansicht (der rätischen Autoren des 17./18. Jahrhunderts) zurück und nimmt an, Remedius sei erst um 820 gestorben. Schwierigkeiten macht bei einer späten Datierung der Einschub in der zweiten Klageschrift des Bischofs Victor III. (BUB I 46, S. 39, Z. 21): et nos (d.h. Victor) longo tempore ab ipso (d.h. Karl d. Gr.) fuimus vestiti, vgl. dazu MEYER-MARTHALER, Rätien, S. 68.

144 MGH Capit. 1 45 c. 2,3,5. 127, vgl. Johann Friedrich BÖHMER, Regesta Imperii 1. Die Regesten des Kaiserreiches unter den Karolingern 751918, neubearbeitet von Engelbert MÜHLBACHER, vollendet von Johann LECHNER, Innsbruck 1908, mit einem Vorwort, Konkordanztabellen und Ergänzungen von Carlrichard BRÜHL und Hans H. KAMINSKY, Hildesheim 1966 (Zit. BM), Nr. 416.

145 SCHMID, Von Hunfrid zu Burkard, S. 200f, ebenso die ältere Forschung, z. B. Ulrich STUTZ, Karls des Grossen divisio von Bistum und Grafschaft Chur, in: Historische Aufsätze, K. Zeumer zum 60. Geburtstag als Festgabe dargebracht, Weimar 1910, S. 101-152 (auch als Sonderausgabe), bes. S. 124 (26), dagegen: MEYER-MARTHALER, Rätien, S. 68f. und CLAVADETSCHER, Grafschaftsverfassung, S. 89.

146 Dieter GEUENICH, Die politischen Kräfte im Bodenseegebiet in der Zeit zwischen dem älteren und dem jüngeren alemannischen Herzogtum (746-917), in: Geistesleben

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um den Bodensee im frühen Mittelalter, hg. von A. MA5SER und A. WOLF, Freiburg 1989, S. 29-56, bes. S. 42f.

147 So in der Schutzurkunde Karls des Grossen von ca. 773: MGH D KdGr. 78. 148 SCHMID, Von Hunfrid zu Burkard, S. 192. 149 MGH Capit. 1 136, c. 1,2, 17, S. 271, 273, vgl. BM 650, dass Rätien zum Reichsteil

Lothars 1. gehörte, ergibt sich aus seiner Herrschaft Ober Italien und Alamannien, vgl. MEYER-MAR THALER, Rätien, S. 70.

150 Annales Bertiniani ad a. 839 (ed. WAITZ, S. 21, cd. F. GRAT, 1. VIELLIARD, S. CLEMENCET S. 32): unter anderem erhielt Lothar 1. ducatum Elisatiae, ducatum Alamanniae, Curiam, vgl. BM 993c, BUB I 58.

151 BM 868a mit den Hinweisen auf die Annales Xantenses (MGH SS 2, S. 225): Tradidit imperator Karolo filio suo regnum Alisacensae et Coriae et partem Burgundiae, Annales Weissenburgenses (MGH SS 1, S. 111): Karolus ordinatus est dux super Alisatiam, Alamanniam et Riciam, Annales Lausannenses (MGH SS 24, S. 779): Karolus filius Ludovici imperatoris ordinatus est dux in Alsacia et Alamannia et Rixcia, vgl. BUB I 52.

152 BM 1459a mit den Hinweisen auf Adonis continuatio prima (MGH SS 2, S. 325): Curwalam id est comitatum cornu Galliae, Breviarium Erchanberti (MGH SS 2, S. 329): Porro man suetissimum Carolum Alemanniae, Rhaetiae maiori et etiam Curiensi rectori dirigeret, vgl. BUB I 71.

153 BM 1103a mit den Hinweisen auf Continuatio Erchanberti (MGH SS 2, S. 329): Rhaetiam, Notkeri Gesta Karoli II, c. 11 (cd. Hans F. HAEFELE, MGH SS rer. Germ. N. S. 12, Berlin 1959, S. 67): Rhetiarumque.

154 Vgl. dazu unten S. 65 mit Anm. 190. 155 Otto P. CLAVADETSCHER, Mainz und Chur im Mittelalter, in: FS Ludwig Petry,

Wiesbaden 1968 (Geschichtliche Landeskunde. Veröffentlichungen des Instituts für geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz 5), S. 78-96, bes. S. 80.

156 Vgl. allgemein: GEUENICH, Politische Kräfte, S. 32ff. 157 Zu den Benennungen Churrätiens vgl. MEYER-MARTHALER, Rätien, S. 15ff., 72. 158 MEYER-MARTHALER, Rätien, S. 79. 159 BUB I 35 (807), UBSG II 726 (903), vgl. BUB I 85. SCHMID, Von Hunfrid zu

Burkard, S. 181. 160 BUB I 45, 46, 47, 49. 161 CLAVADETSCHER, Grafschaftsverfassung, S. 50. 162 BUB I 46, vgl. die Inhaltsanalyse bei CLAVADETSCHER, Grafschaftsverfassung, S.

106, 110. 163 CLAVADETSCHER, Grafschaftsverfassung, S. 54 (Zitat) 61. 164 Zum Kloster Schänis vgl. unten S. 149-151. 165 MGH D Lo 1. 2 (von 823 Juni 4), vgl. BUB I 44. 166 CLAVADETSCHER, Grafschaftsverfassung, S. 97-103, der Darstellung liegt eine

sprachlich nicht zu rechtfertigende Identifizierung Roderichs mit dem in der Translatio sanguinis Domini, c. 17 (aus der Mitte des 10. Jahrhunderts) genannten Ruodpertus zugrunde (ebd., S. 100), ed. Theodor KLÜPPEL, Reichenauer Hagiographie zwischen Walafrid und Berno, Sigmaringen 1980, S. 158.

167 Translatio sanguinis Domini, c. 17 (cd. KLÜPPEL, S. Michael BORGOLTE, Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit, Sigmaringen 1984 (Vorträge und Forschungen, Sonderband 31), S. 219-229 (Exkurs: Zur Einführung der Grafschaftsverfassung in Rätien).

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168 BORCOLTE, Geschichte (Exkurs), S. 221 (zu Hunfrid, mit Quellen und Literatur),

vgl. ders., Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie, Sigmaringen 1986 (Archäologie und Geschichte, 2), S. 15f. (Adalbert I. ), 223 (Ruadbcrt II. ).

169 Zwischen 806 und 809 sind St. Galler Urkunden nach den Regierungsjahren Pippins datiert: UBSG 1191, 197, 199, 201, 202, vgl. zum Hergang des Aufstandes knapp Borgolte, Geschichte (Exkurs), S. 224f. Karl Ferdinand WERNER, Hludowicus Augustus. Gouverner l'empire chrétien - Idées et réalités, in: Charlemagne's Heirs. Ncw Pcrspectives on the Reign of Louis the Pious (814-840), cd. by Peter GODMAN, Roger COLLINS, Oxford 1990, S. 3-123, bes. 31-50, stellt den Aufstand in den grösseren Zusammenhang der Reichspolitik.

170 Die 26 bzw. 27 rätischen Privaturkunden, cartae, über Käufe Folkwins oder Schenkungen an ihn beziehen sich auf Rankweil und Schlins, sie gingen später an St. Gallen über: UBSG I 224, 235, 243, 247f, 250, 253-256, 258-262, 264-267, 270, 289f., 293, II Anh. 4-6, Albert BRUCKNER, Robert MARICHAL, Chartac latinae antiquiorcs 2, Olten/Lausanne 1956, S. 134, Nr. 178 (Fragment einer Folkwin-Urkundc), vgl. BORGOLTE, Geschichte (Exkurs), S. 225f.

171 BORGOLTE, Geschichte (Exkurs), S. 226, vgl. ders., Grafen, S. 222f. 172 SCHMID, Von Hunfrid zu Burkard, S. 200-204. 173 SCHMID, Von Hunfrid zu Burkard, S. 193-197. 174 SCHMID, Von Hunfrid zu Burkard, S. 204-207, Zitat: S. 207. 175 BM 868a, BUB I 52, vgl. oben Anm. 151. 176 UBSG I 330, 337, 343 (von 830 bis 833), Walafrid Strabo, Carm. in adventu Caroli

filii augustorum (MGH Poetae latini aevi Carolini 2, Berlin 1884, S. 406 Nr. LXI V), vgl. SCHMID, Von Hunfrid zu Burkard, S. 192.

177 BUB I 5 Otto P. CLAVADETSCHER, Das churrätische Reichsgutsurbar als Quelle zur Geschichte des Vertrags von Verdun, in: ZRG GA 70 (1953) S. 1-63, bes. S. 8f. geht davon aus, dass Ludwig 833 auch Rätien erhielt und nach der Wiedereinsetzung des Vaters 834 auch behielt, ohne dass es dafür ausdrückliche Zeugnisse gäbe.

178 BM 993c, BUB I 58, SCHMID, Von Hunfrid zu Burkard, S. 191: «die Zäsur, die das Jahr des Reichsteilungsvertrages von Verdun für Rätien brachte, kann in ihrer Bedeutung kaum überschätzt werden».

179 Zu diesem Eintrag vgl. SCHMID, Von Hunfrid zu Burkard, S. 189-191. 180 MGH DD Lo 1. 44 (Pfäfers), 45 (Murbach), 55 (Chur), BM 1084i (Schlacht bei

Fontenay), Ernst DÜMMLER, Geschichte des ostfränkischen Reiches, 1. Bd., Leipzig 2 163f.

181 MGH D Lo 1. 63, BUB I 61. 182 CLAVADETSCHER, Reichsgutsurbar, S. 14 (Zitat), zur Urkunde selber: S. 2ff. 183 BUB I, S. 389, Z. 11, CLAVADETSCHER, Reichsgutsurbar, S. 43f. 184 CLAVADETSCHER, Reichsgutsurbar, S. 17f. 185 BUB I Anhang, S. 375-396, vgl. dazu CLAVADETSCHER, Reichsgutsurbar. 186 SCHMID, Von Hunfrid zu Burkard, S. 187 (Zitat), S. 191 («Zäsur»). 187 BOGOLTE, Grafen, S. 27 (Adalbert II. ), 149 (Hunfrid), SCHMID, Von Hunfrid zu

Burkard, S. 187. 188 Folcuini gesta abbatum Lobiensium, ed. G. WAITZ (MGH SS 4, S. 60), vgl. dazu

SCHMID, Von Hunfrid zu Burkard, S. 186, 185f 189 SCHMID, Von Hunfrid zu Burkard, S. 189.

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190 UBSG II 681, BUB II 82, zu Bernhard vgl. Ernst DÜMLER Geschichte des

ostfränkischen Reiches, Bd. 3, Leipzig 1885 S. 341-343, MEYER-MARTHALER, Rätien, S. 83f.

191 z.B. MEYER-MARTHALER, Rätien, S. 76, 78, 80. 192 SCHMID, Von Hunfrid zu Burkard, S. 184 (mit Hinweisen auf Quellen und

Literatur). 193 SCHMID, Von Hunfrid zu Burkard, S. 185. 194 UBSG II 726, vgl. BUB I 85. 195 BORGOLTE, Grafen, S. 21-28 (Adalbert I.). 196 BORGOLTE, Grafen, S. 85-87 (Burchard), Zit S. 86. 197 MEYER-MARTHALER, Rätien, S. 85-88, bes. S. 87 mit Anm. 224 (Quellen),

MAURER, Herzog von Schwaben, S. 36, 38. 198 BM 2101d, BUB I 95 (zur Herzogserhebung Burchards), MEYER-MARTHALER,

Rätien, S. 89f. (mit Anm. 229, zur Herzogserhebung Burchards). MAURER, Herzog von Schwaben, 544ff. (zu Wahlwies und den Folgen), 47 (zur Erhebung Burchards).

199 MAURER, Herzog von Schwaben, S. 57f. 200 Heinrich BÜTTNER, Heinrichs 1. Südwest- und Westpolitik, Konstanz/Stuttgart 1964

(Vorträge und Forschungen, Sonderband 2), S. 21f., MEYER-MARTHALER, Rätien, S. 91f. (mit Anm. 231), MAURER, Herzog von Schwaben, S. 132.

201 MAURER, Herzog von Schwaben, S. 132f. 202 Die Aufteilung Rätiens in drei Grafschaften zu Anfang des 10. Jahrhunderts ist

umstritten. Von einer solchen gehen aus: MEYER-MARTHALER, Rätien, S. 94, Otto P. CLAVADETSCHER, Die Herrschaftsbildung in Rätien, in: Vorträge und Forschungen 10, Konstanz! Stuttgart 1965, S. 141-158, bes. 146, dagegen wendet sich BILGERI, Geschichte Vorarlbergs 1, S. 95f.

203 MGH D H 1. 11, BUB I 99 von 926 Nov. 3 (in pago Curiensi in comitatu Vdalrici comitis), vgl. dazu MEYER-MARTHALER, Rätien, S. 94f.

204 MGH DD H 1. 22, 28, BUB I 100, 101 in valle Eniatina in comitatu Bertholdi comitis nostri bzw. in pago Uenusta in comitatu Bertholdi, SCHMID, Von Hunfrid zu Burkard, S. 185 (dort als Bruder und Nachfolger des Bayernherzogs Arnulf identifiziert), zu 1077 wird Gerungus als Graf erwähnt: BUB I 200 = MGH DD H IV. 297 (vgl. 304), vgl. MEYER MARTHALER, Rätien, S. 95 (zu 930/31).

205 MGH D O 1. 99, vgl. BUB I 104 in comitatu Herimanni ducis Rehzia, vgl. MEYER-MARTHALER, Rätien, S. 95.

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