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V18 Versuche mit Waschmittelenzymen Fach Klasse Überthema Feinthema Zeit Chemie Q4 Grenzflächenaktive Substanzen Waschmittel 3 h Zusammenfassung Bei dem Versuch wird die Wirkung von Biozym SE, Biozym F, sowie von Fleckensalz und Feinwaschmittel untersucht. Anschließend wird überprüft, welche Verschmutzungsarten mit welchen Waschsubstanzen gereinigt werden und was für Enzyme im Feinwaschmittel enthalten sind. Einordnung in den Unterricht 1,2 Der Versuch ist nach dem hessischen Lehrplan G8 der Qualifikationsphase 4 dem Wahlthema angewandte Chemie zuzuordnen. Dort kann er zum Unterrichtsinhalt Grenzflächenaktive Substanzen durchgeführt werden. Unter diesem Aspekt des Lehrplans sollen unter anderem Waschmittel, deren Inhaltsstoffe und Eigenschaften bearbeitet werden. In dem Versuch werden einige Aspekte bezüglich der Zusammensetzung von Waschmitteln und die an sie gestellten Anforderungen durch die Verbraucher thematisiert. Vor allem die Funktion von Enzymen und ihre Wirksamkeit in Waschmitteln werden dabei behandelt. Um die chemischen Hintergründe der einzelnen Versuchsteile zu verstehen, können die SuS auf ihr Wissen aus Q2 zurückgreifen, wo sie bereits gelernt haben, wie Stärke, Cellulose und Fette aufgebaut sind und wie sie gespalten werden können. Auch über die Wirkung von Enzymen wurde bereits im Fach Chemie in Q2 unter dem Aspekt Aminosäuren, Peptide, Polypeptide und im Fach Biologie in EC Enzymbegriff, Q1A Raumstruktur von Enzymen und Q1B Versuche zur Enzymwirkung gesprochen. Im Prinzip besitzen die SuS daher schon das benötigte Grundwissen und Konzepte, um sich die chemischen Vorgänge selbst zu erschließen, sie 1 Vgl. Hirt, A.: Lehrplan Chemie (2010). 2 Vgl. Hirt, A.: Lehrplan Biologie (2010).

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V18 Versuche mit Waschmittelenzymen

Fach Klasse Überthema Feinthema Zeit

Chemie Q4 Grenzflächenaktive

Substanzen

Waschmittel 3 h

Zusammenfassung

Bei dem Versuch wird die Wirkung von Biozym SE, Biozym F, sowie von Fleckensalz und

Feinwaschmittel untersucht. Anschließend wird überprüft, welche

Verschmutzungsarten mit welchen Waschsubstanzen gereinigt werden und was für

Enzyme im Feinwaschmittel enthalten sind.

Einordnung in den Unterricht1,2

Der Versuch ist nach dem hessischen Lehrplan G8 der Qualifikationsphase 4 dem

Wahlthema angewandte Chemie zuzuordnen. Dort kann er zum Unterrichtsinhalt

Grenzflächenaktive Substanzen durchgeführt werden. Unter diesem Aspekt des

Lehrplans sollen unter anderem Waschmittel, deren Inhaltsstoffe und Eigenschaften

bearbeitet werden. In dem Versuch werden einige Aspekte bezüglich der

Zusammensetzung von Waschmitteln und die an sie gestellten Anforderungen durch die

Verbraucher thematisiert. Vor allem die Funktion von Enzymen und ihre Wirksamkeit in

Waschmitteln werden dabei behandelt. Um die chemischen Hintergründe der einzelnen

Versuchsteile zu verstehen, können die SuS auf ihr Wissen aus Q2 zurückgreifen, wo sie

bereits gelernt haben, wie Stärke, Cellulose und Fette aufgebaut sind und wie sie

gespalten werden können. Auch über die Wirkung von Enzymen wurde bereits im Fach

Chemie in Q2 unter dem Aspekt Aminosäuren, Peptide, Polypeptide und im Fach

Biologie in EC Enzymbegriff, Q1A Raumstruktur von Enzymen und Q1B Versuche zur

Enzymwirkung gesprochen. Im Prinzip besitzen die SuS daher schon das benötigte

Grundwissen und Konzepte, um sich die chemischen Vorgänge selbst zu erschließen, sie

1 Vgl. Hirt, A.: Lehrplan Chemie (2010). 2 Vgl. Hirt, A.: Lehrplan Biologie (2010).

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müssen sie nur anzuwenden wissen. Durch den starken Alltagsbezug wird jeder Schüler

und jede Schülerin einen gewissen Bezug zur Thematik finden können. Im

nachfolgenden Unterricht könnte auf Umweltproblematiken beim Einsatz von

Waschmitteln eingegangen werden und noch weitere Inhaltstoffe untersucht werden. Er

eignet sich gut als Einstieg zum Thema Waschmittel und kann sehr gut an den Versuch

V18 Eigenschaften von Tensiden anschließen.

Der Versuch

Die Durchführung3

Abbildung 1: Links: Versuchsmaterialien Versuchsteil a) Fettspaltung. Rechts: Versuchsmaterialien Versuchsteil b) Celluloseabbau.

3 Vgl. Rubner, K., Pfeifer, P.: Voll- oder Feinwaschmittel? Anregung für Schülerversuche mit Waschmittelenzymen. In: Naturwissenschaften im Unterricht Chemie. 17/2006. S. 29-31.

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Abbildung 2: Versuchsmaterialien c) Stärkespaltung.

Abbildung 3: Versuchsaufbau d) Entfernung hartnäckiger Flecken.

Abbildung 4: Versuchsaufbau d) Entfernung hartnäckiger Flecken. Bereits verschmutzte Stoffstückchen mit

den dazugehörigen Reinigungssubstanzen.

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a) Fettspaltung

Zwei Gefäße werden bis zur Hälfte mit heißem Leitungswasser g gefüllt und 4

Tropfen Öl hinzugegeben. Nun wird zu einem der beiden noch ein halber Löffel

Biozym F zugegeben. Die Gläser werden bei niedrigster Stufe für 3 Minuten auf den

Herd gestellt. Danach wird kurz umgerührt und bei Zimmertemperatur stehen

gelassen. Nach 15 Minuten werden die beiden Gläser miteinander verglichen.

b) Celluloseabbau

In 4 Gefäße wird jeweils eine Zwiebelschale von 5 x 3 cm gegeben und mit Wasser

bedeckt. Zu einer Probe wird nun ½ Teelöffel Biozym SE gegeben. In eine weitere

Probe wird ½ Teelöffel Vollwaschmittel gefüllt. In die dritte Probe ½ Teelöffel

Fleckensalz. Die letzte Probe bleibt als Vergleichsprobe unbehandelt. Die so

präparierten Ansätze bleiben über Nacht stehen und können am nächsten Tag

miteinander verglichen werden.

c) Stärkespaltung

250 mL Wasser werden auf dem Herd zum Kochen gebracht. Währenddessen wird in

einem Gefäß mit 5 Esslöffeln kaltem Wasser die Hälfte einer Packung Puddingpulver

eingerührt. Dieses Gemisch wird nun in das kochende Wasser gegeben und unter

Rühren kurz aufgekocht. Nun werden zwei flache Gefäße4 bereitgestellt und mit

einer kleinen Menge von dem gekochten Pudding befüllt. Zu dem Inhalt eines

Gefäßes wird etwas Biozym SE gegeben und umgerührt. Nach 20 Minuten werden

die beiden Gefäße miteinander verglichen.

d) Entfernung hartnäckiger Flecken

8 Leinenstückchen werden folgendermaßen verschmutzt, um dann mit den jeweils

angegebenen Waschmitteln gereinigt zu werden:

4 Sehr gut eignen sich Marmeladenglasdeckel.

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Tabelle Fehler! Kein Text mit angegebener Formatvorlage im Dokument.-1: Experimentierschema, zur Durchführung des Versuchs.

Verschmutzung Reinigung

Probe 1: mit Eiklar Biozym SE

Probe 2: mit Eiklar Feinwaschmittellösung

Probe 3: mit Gras Fleckensalz

Probe 4: mit Gras Feinwaschmittellösung

Probe 5: mit Kakao Biozym SE, Biozym F

Probe 6: mit Kakao Feinwaschmittellösung

Probe 7: mit Lippenstift Biozym F

Probe 8: mit Lippenstift Feinwaschmittellösung

Die Temperatur beim Reinigen sollte zwischen 35-60 °C liegen, da dann die

Wirkungsoptima der Enzyme erreicht sind. Zur Kontrolle wird zu der zweiten Probe

der verschmutzten Leinenstücke Feinwaschmittel gegeben. Die Reinigung erfolgt in

mit etwas Wasser gefüllten Gläsern und den jeweiligen Reinigungssubstanzen, die

auf die Herdplatte bei niedrigster Stufe gestellt werden dürfen. Die Stoffstückchen

werden 30 Minuten eingeweicht und dann verglichen. Nach dem ersten Vergleichen

werden die Stoffstücken kurz gleichstark ausgewaschen und erneut verglichen.

Die Beobachtung

a) Fettspaltung

Im Glas ohne Biozym F fließen die Öltröpchen zuammen und verändern sich nicht

weiter. Im Glas, in dem sich Biozym F befindet, entstehen mit der Zeit viele kleine

Öltröpchen, die in der Lösung gehalten werden und nicht zusammenfließen. Zum

Teil lagern sie sich auch am Rand des Gefäßes an. Nach ungefähr 15 Minuten ist in

der Probe mit Biozym F weniger Öl enthalten als zu Beginn.

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Abbildung 5: Proben zu Beginn nach Zugabe von vier Tropfen Olivenöl. Rechts: Zugabe von Biozym F zur linken Probe in der Abbildung.

Abbildung 6: Links: Bei der linken Probe mit Biozym F bilden sich kleine, fein verteilte Öltröpfchen. Die Vergleichsprobe bleibt unverändert. Rechts: Nach 15 Minuten sind in der mit Biozym versetzten Probe (links

im Bild) nur noch sehr kleine Öltröpfchen zu erkennen. Die Vergleichsprobe ist un-verändert.

Abbildung 7: Links: Die Makroaufnahme zeigt die Oberfläche der mit Biozym F versetzten Probe. Es sind sehr fein verteilte Öltröpfchen zu erkennen. Links: Die Aufnahme zeigt die Vergleichsprobe ohne Biozym F. Zu

erkennen ist, die Ölschicht, die nicht abgebaut wurde.

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b) Celluloseabbau

Tabelle Fehler! Kein Text mit angegebener Formatvorlage im Dokument.-2:Veränderung der einzelnen Proben bei Zugabe der verschiedenen Substanzen.

Substanzen Beobachtung nach 12 Stunden

Biozym SE Die Lösung hat sich braun verfärbt. Die Zwiebelschale ist

etwas dunkler geworden, hat ihre Farbe jedoch beibehalten.

Feinwaschmittel Die Lösung ist intensiv rotbraun gefärbt. Die Zwiebelschale

ist etwas dunkler gefärbt.

Fleckensalz Die Lösung ist gelblich verfärbt. Die Zwiebelschale ist entfärbt

worden. Sie fühlt sich rau an, wirkt stumpf und ist dünner

geworden.

Wasserzugabe Es ist eine sehr leichte Braunfärbung des Wassers zu

erkennen. Die Zwiebelschale hat ihre Farbe beibehalten.

Abbildung 8: Versuchsanordnung nach 1 Minute. Ansatzweise Verfärbungen zu erkennen.

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Abbildung 9: Versuchsanordnung nach 12 Stunden. Die Lösungen haben sich stark verfärbt.

Abbildung 10: Links: Stumpfe, angeraute Zwiebelschale aus der Probe mit Fleckensalz. Rechts. Zum Vergleich Zwiebelschale aus der Probe mit Biozym.

c) Stärkespaltung

Im Deckel ohne Biozym SE wird der Pudding mit der Zeit fest. Nach ungefähr 20

Minuten ist er vollständig ausgehärtet. Im Deckel mit Biozym SE härtet der Pudding

auch mit der Zeit nicht aus. Selbst nach 20 Minuten ist er noch flüssig.

Abbildung 11:Linkes Bild: Kochen des Puddings auf dem Herd mit bereitgestellten Marmeladenglasdeckeln. Rechtes Bild: Links: Pudding kurz nach Einrühren des Biozyms SE. Rechts:

Vergleichsprobe von Pudding ohne Biozym SE.

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Abbildung 12: Links: Konsistenz des Puddings mit Biozym SE nach 10 minütiger Wartezeit. Rechts: Konsistenz des Puddings ohne Biozym SE.

Abbildung 13: Links: Der Pudding mit zugegebenem Biozym SE ist auch nach 20 Minuten noch flüssig. Rechts: Die Puddingprobe ohne Biozym ist hingegen ausgehärtet.

d) Entfernung hartnäckiger Flecken

Werden die verschmutzten Stoffstückchen in

die jeweilige Reinigungslösung gegeben und

auf dem Herd erhitzt, färbt sich das

Reinigungswasser mit der Zeit. Nach 30

Minuten erscheinen die Waschlösungen in den

Farben ihrer jeweiligen Verschmutzung.

Abbildung 14: Erhitzen der jeweiligen Stoffstückchen in ihren Reinigungslösungen auf dem Herd.

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Abbildung 15: Verfärbungen der Waschlösungen nach dem 30 minütigen Erhitzen auf dem Herd.

Abbildung 16: Verfärbungen der jeweiligen Waschlösungen nach dem 30 minütigen Erhitzen auf dem Herd.

Werden die Stoffstücke aus den Lösungen herausgeholt, so ist ein eindeutiger

Unterschied zu vohre zu erkennen. Die Verschmutzungen sind nach dem Waschen

deutlich schwächer geworden. Dieser Effekt ist sowohl bei den Proben mit

Feinwaschmittel als auch bei den Proben mit Biozym SE, Biozym F und Fleckensalz zu

erkennen. Einzig bei der Probe von Kakao ist hat das Biozym F stärker die Verschutzung

gelöst, bei den anderen Proben ist dies nicht der Fall. Beim Lippenstift ist anscheinend

der Schmutz besser durch das Feinwaschmittel gelöst worden.

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Abbildung 17: Links: Verschmutzungen vor dem Waschvorgang. Rechts: die Proben nach dem Wachen in der gleichen Reihenfolge, wie in der linken Abbildung. Die mit Feinwaschmittellösung behandelten Proben in der

unteren Reihe dargestellt.

Nach anschließendem auswaschen mit Wasser, wobei versucht wird die einzelnen

Proben gleichstark auszuwaschen, verblassen die Verschmutzungen stark. Beim

Lippenstift hat die Feinwaschmittellösung effektiver gereinigt.

Abbildung 18: Die Proben nach dem auswaschen mit Wasser. Die Reihenfolge der Darstellung wurde beibehalten. Die untere Reihe stellt die mit Feinwaschmittel gereinigten Proben dar.

Entsorgung

Die Lösungen können in den Abfluss entsorgt werden. Die Stoffreste kommen in den

Hausmüll.

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Fachlicher Hintergrund

Als Biozym SE und F werden bestimmte Enzyme bezeichnet. Kannst du anhand

deiner Beobachtungen herausfinden, welche diese sind und wie sie wirken? Was

bewirkt Dr. Beckmanns Fleckensalz? Welches Enzym ist demnach darin

enthalten?

Beim Waschen steht die Wäschepflege im Vordergrund. Nicht nur die Entfernung von

oberflächlichen Verschmutzungen, sondern auch der Erhalt von Qualität und die

Hygiene sind dabei von Interesse. Es zeigt sich, dass die Ansprüche des Verbrauchers

sehr hoch sind und nur dann zufrieden gestellt werden können, wenn alle Faktoren des

Waschvorgangs bestens aufeinander eingestellt sind. Ein paar dieser wesentlichen

Faktoren sind: Verschmutzung, Wasser, Textilien, Waschgeräte und Waschmittel. Im

Versuch wird allerdings der Faktor des Waschmittels gesondert betrachtet und genauer

untersucht.5 Vor allem die Enzymwirkung wird herausgestellt. Oft ist die Wäsche durch

eiweißhaltige Lebensmittel, Blut oder Grasflecken verschmutzt. Solche

Verschmutzungen können nur durch den Einsatz von Enzymen beseitigt werden. Schon

seit 1969 werden 80 % aller Waschmittel mit Enzymen versehen.6

a) Fettspaltung

Biozym F ist ein käufliches Enzympräparat, welches als wirksamen Bestandteil das

Enzym Lipase enthält. Dieses katalysiert die Fettspaltung in Fettsäuren und Glycerin.

Daher kommt auch die Bezeichnung Biozym F, wobei F für Fett steht.

OH

OH

OH

Glycerin

1,2,3-Propantiol

+

R1

O

OH

R2

O

OH

R3

O

OH

O

O

O O

R1

O

R2

O

R3

3 unterschiedliche Triacylglycerin

Lipase

Fettsäuren

5 Vgl. Wagner, G.: Waschmittel – Chemie, Umwelt, Nachhaltigkeit. 3., vollständig überarbeitete Auflage. Weinheim 2005. S. 1. 6 Vgl. Wagner, G.: Waschmittel – Chemie, Umwelt, Nachhaltigkeit. 3., vollständig überarbeitete Auflage. Weinheim 2005. S. 100.

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Die Fettsäuren bleiben in der Lösung feinstverteilt, während das Glycerin wasserlöslich

ist. Dies erklärt auch warum das Öl nach einiger Zeit nicht mehr sichtbar ist. Lipasen

besitzen schon bei Zimmertemperatur ihre größte Wirkung. Oberhalb dieser wirken

Tenside besser gegen Fettverschmutzungen. Die Kombination aus beidem Lipase und

fettlösendes Tensid erleichtert das Reinigen stark. Die Lipasen lösen den Schmutz an,

der Rest bleibt den Tensiden überlassen.

b) Celluloseabbau

Durch die Einlagerung eines Farbstoffs in die Vakuole der Zwiebelschalenzellen

erscheint diese rotbraun.

Pflanzliche Zellen werden, anders als tierische, von einer Zellwand umgeben, die aus

Cellulose besteht. Enzyme, die sogenannten Cellulasen, sind in der Lage diese Zellwände

aufzulösen, indem sie katalytisch Cellulose spalten, sodass das Zellinnere austritt.

1

1

234 23

4O

O

OH

OHO

OH

O

O

OH

OH

OH

O

OH

OHO

OH

n

Cellulose

Cellobiose-Einheit

Cellulasen123

4OH

O

OH

OHOH

OH

-D-Glucose

Im Versuch wird gezeigt, dass im Fleckensalz solche Cellulasen enthalten sind, die die

Zellwände der Zwiebelschalen abbauen und so den in der Vakuole enthaltenen Farbstoff

freisetzen, der die Waschlösung einfärbt. Auch in manchen Vollwaschmitteln sind

Cellulasen enthalten, jedoch in einer viel geringeren Konzentration als im Fleckensalz.

Folglich werden weniger Zellwände durch die Cellulasen abgebaut, wodurch nicht so

viel Farbstoff in die Lösung gelangt und diese schwächer gefärbt ist. Weiterhin zeigt das

Experiment, dass eine nur aus Wasser bestehende Waschlösung nicht die Zellwände

aufzulösen vermag. Auch das Biozym SE ist dazu nicht in der Lage. Die Waschlösungen

in diesen Ansätzen werden demnach nicht durch die Zwiebelschalen gefärbt. Die

Cellulasen erleichtern die Reinigung von Baumwolltextilien. Sie lösen amorphe

Bestandteile der Cellulose und ebenfalls abstehende Mikrofibrillenbündel ab. Dadurch

können die Tenside besser an verschmutze Stellen gelangen und diese reinigen.

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Ebenfalls erscheint die Oberfläches des Materials durch das Ablösen von Cellulose

wieder schöner und die Farbe des Materials wirkt ebenfalls frischer.

c) Stärkespaltung

Wird Biozym SE zu Puddingpulver gegeben, erstarrt dieser nicht, sondern bleibt flüssig.

Im Biozym ist ebenfalls ein Enzym enthalten, die sogenannte Amylase. Diese katalysiert

den Abbau von Stärke. Oft werden solche Enzyme bei den Inhaltsstoffen von

Waschmitteln als Glycosidase bezeichnet, da sie die glykosidische Bindungen spalten.

Amylose

O

OOH

OHO

OH

O

OOH

OH

OH

O

OOH

OH

OH

1

4

-D-Glucopy ranose

Amylase O

OHOH

OHOH

OH

-D-Glucosen

d) Entfernung hartnäckiger Flecken

Durch den Versuch wird gezeigt, welcher Schmutz sich von welcher Reinigungssubstanz

lösen lässt und ob diese im Feinwaschmittel enthalten sind. Die vorherigen

Versuchsteile haben die spezifische Wirkung der einzelnen Reinigungssubstanzen auf

Basis der jeweiligen Enzyme bewiesen. In diesem Versuchsteil wird das Waschen

verschmutzter Fasern konkretisiert. Es wird auch deutlich, dass Sauberkeit der Wäsche

nur dann erreicht werden kann, wenn das jeweilige Enzym am dazu entsprechenden

Substrat wirkt. Spezialwaschmittel sind daher nur sinnvoll eingesetzt, wenn die

Verschmutzungen als Substrate für die im Mittel enthaltenen Enzyme dienen können.

Wird dem Experiment in der Erweiterung noch ein Vollwaschmittel hinzugefügt, so

kann noch gezeigt werden, dass in Waschmitteln enthaltene Proteasen Feinwäsche, wie

Wolle und Seide, auch schädigen können.

Die jährliche Verbrauchsmenge für Enzyme, die für den Waschvorgang benötigt werden,

beträgt ca. 4000 Tonnen. Um solch eine Menge der Enzyme zu produzieren wird auf

gentechnische Verfahren zurückgegriffen. Da es sich dabei um Verfahren mit genetisch

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veränderten Mikroorganismen handelt, erfolgt die Herstellung unter Befolgen strikter

Sicherheitsaspekte. Die Sterilisierung von Produktionsabfällen ist dabei nur ein Punkt.

In den Endprodukten sind keine gentechnisch veränderten Organismen mehr erhalten.

Dies wird ebenfalls durch anerkannte Methoden nachgewiesen. Da die Enzyme

biologisch gut und vollständig abbaubar sind und nur kleine Mengen an wirksamen

Enzymen in die Umwelt gelangen, zeigt sich keine negative Beeinträchtigung für diese.

Auch dies wird in Zusammenarbeit mit den zugehörigen Ämtern der UBA7, dem BVL8

und der BuA9 eingeschätzt. Überdies werden seit 1996 die eingesetzten Enzymgruppen

auf den Verpackungen angegeben. Ökologisch gesehen, ist die Anwendung von Enzymen

in der Waschmittelindustrie von Vorteil, denn durch sie können Energie- und

Waschmittelmenge eingespart werden.10

Der Verbraucher schenkt dem Produkt Waschmittel beim Einkauf und der

Anwendung nur wenig Aufmerksamkeit. Doch was ist eigentlich darin enthalten?

Verschaffe dir einen kurzen Überblick über die Waschmitteltypen:

Vollwaschmittel, Colorwaschmittel, Feinwaschmittel und Spezialwaschmittel! (Es

reichen für dich verständliche Stichpunkte)

Die Waschmittel können nach ihrer Verwendung in vier große Gruppen eingeteilt

werden: Vollwaschmittel, Colorwaschmittel, Feinwaschmittel, und

Spezialwaschmittel. Ein Waschmittel besteht im Schnitt aus über 20 Inhaltsstoffen und

die genaue Rezeptur ist nur schwer herauszufinden. Dennoch sind die Basisbestandteile

bei allen gleich. Der Unterschied liegt in der Kombination der vier Grundinhaltsstoffe:

Tenside, Gerüststoffe, Bleichmittel und sonstige Inhaltsstoffe.

Die Tenside sind als die eigentlichen waschaktiven Substanzen in jedem Waschmittel zu

finden. Sie allein genügen nicht, um jede Art des Schmutzes zu entfernen. Auch

Gerüststoffe, sogenannte Enthärter, sind in allen Waschmittelformen enthalten. Sie sind

in der Lage, störende Einflüsse von hartem Wasser zu beseitigen und auch sonst in

vielfältiger Form das Waschen positiv zu beeinflussen. Die Bleichmittel lösen Geruchs-

und Farbverschmutzungen von der Wäsche ab. Die sogenannten weiteren Inhaltsstoffe

können zum Beispiel Lösemittel wie Wasser oder Alkohol sein.

7 UBA: Umweltbundesamt. 8 BVL: Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. 9 BuA: Bundesanstalt für Arbeitsschutz. 10 Vgl. Wagner, G.: Waschmittel – Chemie, Umwelt, Nachhaltigkeit. 3., vollständig überarbeitete Auflage. Weinheim 2005. S. 227-228.

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Ein Vollwaschmittel gilt als Universalwaschmittel und kann sowohl als Pulver oder Tab

oder aber als Gel und in flüssiger Form gekauft werden. Dabei spielt das pulverförmige

Waschmittel die wirtschaftlich bedeutendste Variante. In den festen Vollwaschmitteln

sind im Gegensatz zum flüssigen Produkt Bleichmittel, sowie optische Aufheller

enthalten. Genau aus diesem Grund und der enthaltenen Proteasen wegen, sollten

Vollwaschmittel nicht für Wolle, Seide und Feinwäsche verwendet werden.

Colorwaschmittel enthalten weder optische Aufheller noch Bleichmittel. Diese Stoffe

schädigen oft die Textilfarbstoffe und führen zum Verbleichen von Kleidung. Zusätzlich

ist ein Färbungsinhibitor zugesetzt, der vor Verfärbung während des Waschprozesses

schützt. Teilweise kommen in Colorwaschmitteln auch Cellulasen vor, die die

Farbbrillanz erhalten soll. Auch dieses Waschmittel sollte nicht für das Reinigen von

Seide und Wolle eingesetzt werden. Die Zusammensetzung von festen und flüssigen

Colorwaschmitteln ist sehr unterschiedlich.

Abbildung 19: Funktionsbausteine von Voll- und Colorwaschmitteln im Vergleich.

In dem Diagramm ist die Zusammensetzung von Vollwaschmitteln und

Colorwaschmitteln vergleichend dargestellt. Dabei fallen besonders die dargestellten

Unterschiede der Wachmitteltypen in der Pulver- bzw. der Tab-Form ins Augenmerk.

Flüssige Colorwaschmittel und flüssige Vollwaschmittel sind scheinbar ähnlich

zusammengesetzt. In der flüssigen Form wird den Waschmitteln kein Enthärter

0

0,5

1

1,5

2

2,5

3

3,5

Vollwaschmittel (Pulver,Tabs)

Colorwaschmittel (Pulver,Tabs)

Voll- und Colorwaschmittel

(flüssig, gelförmig)

Tenside

Enthärter

Bleichmittel

sonstige Inhaltsstoffe

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zugefügt. Diese Aufgabe wird von den Tensiden übernommen, indem sie sogenannte

Kalkseifen mit den harten Bestandteilen des Wassers bilden. Der Tensidanteil ist daher

meist doppelt so hoch wie in den festen Waschmitteln. Auch die für ein Vollwaschmittel

typischen Bleichmittel können nicht enthalten sein, da sie im Flüssigen nicht stabil sind.

Allerdings sind optische Aufheller, Enzyme und Stabilisatoren vorhanden. Der

Unterschied zwischen den beiden flüssigen Waschmitteln besteht darin, dass die

Colorwaschmittel keine optischen Aufheller und zusätzlich Verfärbungsinhibitoren

enthalten. Insgesamt liegt der Vorteil von flüssigen Waschmitteln in einer bequemeren

Handhabung und ermöglicht das Waschen von synthetischen Fasern unterhalb von 60

°C.

Feinwaschmittel enthalten keine optischen Aufheller und Bleichmittel. Sie wurden

früher auch als „Buntwaschmittel“ bezeichnet und gleichen in ihrer Farbschonung den

Colorwaschmitteln. Sie sind aber nicht so alkalisch und weisen deshalb eine geringere

Reinigungskraft auf, schonen aber gleichzeitig empfindliche Gewebe besser. Auch durch

die Bildung von feinem Schaum werden die Gewebe nicht so stark mechanisch

beansprucht. Sie sind besonders für den Einsatz bei Temperaturen zwischen 30-40 °C

geeignet.

Spezialwaschmittel sind nur auf die Reinigung bestimmter Textilien eingestellt. Ihr

Anwendungsbereich erschließt sich häufig am Produktnamen. Zum Beispiel sind

Wollwaschmittel so konzipiert, dass sie keine Proteasen enthalten. Weiterhin zeichnen

sie sich durch starke Schaumbildung aus, was Reibung und somit

Verfilzungserscheinungen der Kleidung vermindert. Sie besitzen bei 30 °C ihre volle

Reinigungskraft und sind immer pH-Neutral.11

11 Vgl. Wagner, G.: Waschmittel – Chemie, Umwelt, Nachhaltigkeit. 3., vollständig überarbeitete Auflage. Weinheim 2005. S. 65–74.