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Zeitschrift ffir Kinderheilkunde, Bd. 69, S. 341~351 (1951). Aus der Universit~ts-XinderklinikFreiburg i. Br. (Leiter: Prof. Dr. W. Kdler). Vergleiehende Untersuchungen fiber die Wirkung oraler und intraveniiser Fliissigkeitszufuhr. Von Heinz Hungerland. Mi~ 3 Textabbildunge n. (Eingegangen am 21. Oktober 1950.) In der Diskussion des Referates fiber dieWasserverteilung und -bindung im Organismus, das Rominger 1 1928 auf dem Deutschen Kinder- ~rztekongreB hiel~, beton~e Bessau 2, ,,dab zur Reparation der Exsik- kationszust~nde fast ausschlieBlich das per os zugefiihrte Wasser bedeu- tungsvoll" wiire, dab die parenterale Wasserzufuhr wohl die hochgra- digen Zirkulationsst5rungen wirkungsvoll bek~mpfe, der eigentliChe Exsikka~ionsschaden hingegen nur dureh orale Wasserzufuhr beseitig~ werden k6nne. Damals widerspraeh Fin]celstein 8, und 5Toeggerath 4 wies darauf hin, d~B die Differenz .Bessau-Finkelstein darauf beruhen k6nnte, dab oral Tee, parenteral aber Salzl6sungen gegeben wfirden. Auf dem- selben KongreB hat~e Mautner 5 fiber die ,,Wasserbewegung im Organis- mus" berichr und auf die 2 Einfltisse der Leber auf den Wasserhaushalt hingewiesen, auf die rein mechanisch wirksame Lebersperre, die dazu ffihrt, dab Wasser innerhalb des Stromgebietes der Leber das Blub ver- l~Bt und zweitens auf die chemisch-hormonale Wirkung, er sprach yon einem ,,Leberhormon", dessen Angriffspunk~e er im Gewebe glaub~e suehen zu diirfen. SchlieBlich weisen auch neueste Versuche von Benda, L., H. EUegast u. E. Rissel 6 fiber die Wasserretention bei Leberparen- chymerkrankungen auf Zusammenhi~nge zwischen Leberfunktion und Wasserhaushalt hin. -- 1939 haben Bessau u. Uhse 7 in ihrer Arbeit tiber die Plasmatherapie der Exsikkation ihre Gedankeng~nge ausffihrlieher dargelegt. Die teilweise widersprechenden Ausffihrungen besagen, da{~ ,,oral gegebenes Wasser den Leberweg geht, es offenbar in der Leber blut- gerecht wird; parenteral gegebenes Wasser den anhepa~ischen Weg geht und night so leieht blutgereeht in den Kreislauf kommt; under ffigt hinzu : ,,parenCeral gegebenes Wasser im Milieu des Plasmas, wahrschein- lich in Verbindung mit den arteigenen Blu~-EiweiBkSrpern is~ blut- gerecht, ohne die Leberfunktion zu beanspruehen." Die Bessauschen Vorstellungen fiber das ,Blutgereeht"-werden l~l~t uns in diesem Zusammenhang an die Vehikelfunk~ion der EiweiBk6rper

Vergleichende Untersuchungen über die Wirkung oraler und intravenöser Flüssigkeitszufuhr

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Page 1: Vergleichende Untersuchungen über die Wirkung oraler und intravenöser Flüssigkeitszufuhr

Zeitschrift ffir Kinderheilkunde, Bd. 69, S. 341~351 (1951).

Aus der Universit~ts-Xinderklinik Freiburg i. Br. (Leiter: Prof. Dr. W. Kdler).

Vergleiehende Unte r suchungen fiber die Wirkung oraler und intraveniiser Fli iss igkei tszufuhr.

Von

Heinz Hungerland. Mi~ 3 Textabbildunge n.

(Eingegangen am 21. Oktober 1950.)

In der Diskussion des Referates fiber dieWasserverteilung und -bindung im Organismus, das Rominger 1 1928 auf dem Deutschen Kinder- ~rztekongreB hiel~, beton~e Bessau 2, ,,dab zur Reparation der Exsik- kationszust~nde fast ausschlieBlich das per os zugefiihrte Wasser bedeu- tungsvoll" wiire, dab die parenterale Wasserzufuhr wohl die hochgra- digen Zirkulationsst5rungen wirkungsvoll bek~mpfe, der eigentliChe Exsikka~ionsschaden hingegen nur dureh orale Wasserzufuhr beseitig~ werden k6nne. Damals widerspraeh Fin]celstein 8, und 5Toeggerath 4 wies darauf hin, d~B die Differenz .Bessau-Finkelstein darauf beruhen k6nnte, dab oral Tee, parenteral aber Salzl6sungen gegeben wfirden. Auf dem- selben KongreB hat~e Mautner 5 fiber die ,,Wasserbewegung im Organis- mus" berichr und auf die 2 Einfltisse der Leber auf den Wasserhaushalt hingewiesen, auf die rein mechanisch wirksame Lebersperre, die dazu ffihrt, dab Wasser innerhalb des Stromgebietes der Leber das Blub ver- l~Bt und zweitens auf die chemisch-hormonale Wirkung, er sprach yon einem ,,Leberhormon", dessen Angriffspunk~e er im Gewebe glaub~e suehen zu diirfen. SchlieBlich weisen auch neueste Versuche von Benda, L., H . EUegast u. E. Rissel 6 fiber die Wasserretention bei Leberparen- chymerkrankungen auf Zusammenhi~nge zwischen Leberfunktion und Wasserhaushalt hin. - - 1939 haben Bessau u. Uhse 7 in ihrer Arbeit tiber die Plasmatherapie der Exsikkation ihre Gedankeng~nge ausffihrlieher dargelegt. Die teilweise widersprechenden Ausffihrungen besagen, da{~ ,,oral gegebenes Wasser den Leberweg geht, es offenbar in der Leber blut- gerecht wird; parenteral gegebenes Wasser den anhepa~ischen Weg geht und night so leieht blutgereeht in den Kreislauf kommt; u n d e r ffigt hinzu : ,,parenCeral gegebenes Wasser im Milieu des Plasmas, wahrschein- lich in Verbindung mit den arteigenen Blu~-EiweiBkSrpern is~ blut- gerecht, ohne die Leberfunktion zu beanspruehen."

Die Bessauschen Vorstellungen fiber das ,Blutgereeht"-werden l~l~t uns in diesem Zusammenhang an die Vehikelfunk~ion der EiweiBk6rper

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342 Heinz Hungerland:

des B l u t p l a s m a s im Sinne Bennholds s denken und den neuerdings yon Klingenberg u. Peters ~ en twicke l t en Vors te l lungen folgen, die das W a s s e r des Blu~plasma als e inen Bes t and t e i l des n a t i v e n Eiweil~es ansehen. Diese Au~oren sage n ausdr i ickl ich, da~ , ,Wasser nur oder fas t ausschlie~- lich in Verb indung mi t Eiweil~ t r a n s p o r t i e r t w i rd" . Sie z iehen diesen Schlul~ aus dem k o n s t a n t e n Ve rh i l t n i s , in dem Wasse r an A l b u m i n ge- bunden zu seia schein~ und das 18 : I be t r agen soll.

W e n n die Bessausche Vors te l lung zu R e c h t bes teh t i n~mlich, dab die B indung des Wassers an die Eiweil~kSrper in der Leber erfolgt , und m a n wel ter a n n i m m t , da~ diese Bindung fiir den W a s s e r h a u s h a l t bedeu- tungsvol l ist , so w~re zu e rwar ten , dal~ Unterschiede in der Ausscheidung

der Fli~ssig/ceiten zu beobach ten sind, die jeweils oral und pa ren te ra ] zu- geffihrt werden. Diese F r a g e gewinn t desha lb besondere Bedeutung , weft heute die p a r e n t e r a l e F l i i s s igke i t szufuhr bei der B e h a n d l u n g der I n t o x i k a t i o n in Ges ta l t der in t ravenSsen Daue r t rop f in fus ion h~ufig durchgef i ih r t wird. Aber ein wesent l icher E i n w a n d gegen diese F o r m der Behand lung bes t eh t dar in , dab m a n m i t Bessau behaup te t , da$ die in t ravenSs zugeff ihrte F l a s s igke i t eben , weil sie , ,nicht so le icht b lut - ge rech t " wird , yore Organismus n i c h t r ich t ig verwerte~ werden kSnne.

I n der L i t e r a t u r wi rd diese F rage n ich t e indeu t ig behande l t , es fehlen en t sp rechende vergle ichende Un te r suchungen zwischen ora ler und intra, venSser F l i i ss igkei t szufuhr , insbesondere de r be iden Fl i i ss igkei ten, die uns infolge ihrer Verwendung bei der endovenSsen Dauer t ropf in fus ion in teress ieren, der Ringer-LSsung und der 5 ~oigen Traubenzucker lSsung.

Beispielsweise untersuchte Ohlmann 1~ in 56 Untersuchungen an 34 Siuglingen, wieviel cm s Harn innerhalb der n~ehsten 5 Std nach der Aufnahme yon 200 em 3 aqua dest. ausgeschieden wurden. Er glanbt, far die verschiedenen Quartale des ersten Lebensjahres versehiedene Mengen angeben zu kSnnen, da die Mittelwerte seiner Gruppen versehieden sind. Tatsichlich haben seine Mittelwerte fiir die versehiedenen Gruppen ein sehr versehiedenes Gewicht, da die Anzahl der unter- suchten Siuglinge in jeder Gruppe verschieden war (17, 22, 9 und 8 Siuglinge), ebenso sind die Schwankungen sehr erheblich. Berechnet ma~ naeh seinen Zahlen fiir das gesamte erste Lebensjahr die mittlere Ausscheidung, so ergibt sich, da$ bei oraler Zufuhr yon 200 em 3 aqua dest. ira ersten Lebensjahr 91,12/o dieser Menge im Harn ausgesehieden werden. Gab er Kindern yon 1 bis 10 Jahren 400 cm s aqua dest. oral, so ergab sich aus 32 Versuchen eine mittlere Ausscheidung yon 140,6%.

Verabfo]gte Ohlmann in seinen sogenannten ,,kombinierten Wasserversuehen" 200 cm ~ bzw. 400 cm ~ 0,7% ige KochsalzlSsung, so land sich allgemein eine erheb- lieh geringere ttarnmenge in den naeh der Zufuhr folgenden 5 Std.

White n untersuehte Studenten, denen er verschiedenartige Flfissigkeiten zu trinken gab:

Aqua desk., 0,3~oige, 0,6~oige nnd 0,9~oige NaC1-LSsung. Es zeigte sich, da~ 1. die Wasserausscheidung fortsehreitend mit dem Salzgehalt der getrunkenen

Fliissigkeit abnahm; 2. der Salzgehalt der ausgesehiedenen Harnmenge in den ersten 4 Std in keinem

Fall gleieh, sondern immer kleiner als der Salzgehalt der getrunkenen Fliissigkeits- menge war;

3. bei isotonischen LSsungen die sttindliche Wasserausscheidung fast konstant w a r ;

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Untersuchungen fiber die Wirkung oraler und intravenSser Flfissigkeitszufuhr. 343

4. im Verlauf der ersten 11~ Std die Harnmenge zunahm; 5. zwischen C1-Zufuhr und C1-Ausseheidung keine feste Beziehung bestand,

am meisten C1 nach Aufnahme einer isotonischen 0,9%igen NaC1-LSsung aus- gesehleden wurde (etwas fiber die I-Iglfte der Einfuhr).

Stranslsy u. Weber 12 gaben 22 Sguglingen im Alter yon 13 Tagen oral 100 bis 200 em 3 H20; die Ausseheidung sehwankte erheblieh. Wurde physiologisehe KoehsalzlSsung verabfolgt, so trat die Diurese sparer ein.

Starkenstein 13 gab ghnlich wie White Aqua dest. und verschieden konzentrierte SalzlSsungen (0,2%, 0,5% und 0,9% NaC1-LSsung). Die Ergebnisse seiner Ver- suehe best~tigen die Befunde Whites.

Sehlie~lieh hat Aschenheim ~ ~hnliche Versuehe wie Ohlmann durehgeffihrt, die sie zu ghnlichen Ergebnissen fiihrte.

Um die Frage zu kl~tren, ob parenterale Fltissigkeitszufuhr weniger bzw. andersartig wirksam ist als ora]e Zufuhr, sind wir in folgender Weise vorgegangen :

Als LSsungen w~hlten wir R i nger - und isotonische Traubenzucker- 16sung (5 %), die einmal oral, das zweite Mal intravenSs gegeben wurden. Die intravenSse Infusion wurde langsam fiber 20 bis 30 rain durehgefiihrt. Die SKugliage wurden vor Beginn urtd nach Beendigung der Unter- suchung gewogen. Gleiehzeitig wurde die Harnmenge, die N H a- und C1-Ausscheidung im Verlauf der 4 Std, gereehnet vom Beginn der Unter- suehung an, bes~immt. Auf diese Weise so]lte festgestellt werden, ob und welehe Unterschiede in der Ausseheidung und damit in der Retention bestehen, wenn einmal die LSsungen oral, das andere Mal parenteral, i.e., intraven6s zugeffihrt werden.

Es lag eine gewisse Sehwierigkei~ darin, fiir dis versehieden sehweren S~uglinge und Kinder eine jeweils entsprechende Fliissigkeitsmenge zu geben, und damit vergleiehbare Bedingungen zu sehaf~n. Eine einfaehe Bezugnahme auf das K6rpergewieht, d. h. die Zufuhr einer best immten Fltissigkeitsmenge pro kg KSrpergewicht, wird den physiologischen Ver- h~ltnissen deshalb nicht gerecht, weft mit zunehmendem Alter der Wasserwechsel geringer wird. Dadurch ist abet aueh die Flfissigkeits- aufnahme und -abgabe pro kg KSrpergewieht im S~ug]ings- und Er- waehsenen-Alter sehr versehieden. Diese Versehiedenheit spiegelt sieh z. B. darin wider, dal~ der S~tugling t~glieh etwa die tI~tlfte, der Erwaeh- sene dagegen nur ein Siebentel seines Bestandes an extraeellul~trer Fliissigkeit ausseheidet, das heist, der normale Saugling seheidet t~tglich mit Harn, Stuhl und Perspiratio insensibilis etwa 700, der Erwaehsene 2000 g Wasser aus. Auffallenderweise, woraufhier besonders hingewiesen werden soil, entspricht das Verh~ltnis der absoluten Gewichte der Neben- nieren, die ja beim S~ugling noch unverhKltlfism~Sig fro8 sind, etwa dem Verh~ltnis der absoluten taglichen Flfissigkeitsausseheidung bei

3 700 S~ugling und Erwachsenen, n~mlich ~ ~'~ 2000"

Urn den eben gesehilderten Untersehieden Rechnung zu tragen, sind wir in folgender Weise vorgegangenlS:

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344 Heinz Hungerland:

Nach Brock 1~ rechnen wir als t/~gliche Fltissigkaitszufuhr:

1. bairn 3 bis 5 kg schweren Brustkind (erster bis drifter Monat) 150 bis 200 g/kg KSrpergawieh~ pro die.

2. beim 70 kg schweran Erwachsenen 35 his 40 g/kg KSrpergewieht pro die.

W~Me ich als einmaliga jeweils oral odar intravenSs zuzufiihrenda Fliissigkeitsmenge 1/. 5 der Fltissigkeitsmanga, die physiologischerweise

! i

~5oo

306

} .;oo [ "~100

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7

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o 5 10 20 30x ~0 50 6o 7o 80~:~ Kb~pez:qew/ch/

Abb. 1. Geometrisches Verfahren zur B e s t i m m u ~ g der Tr ink- bzw, Xnfusionsmenge. -- :F 1 und F~ s ind die Ausgangswer te (s, Text) . Gehe ich yon e inem beliebigen Gewicht X senkrech$ nach oben und im Schn i t tpunk t m i t der Geraden F1F e waage = recht nach links, so e rg ib t der Ord ina tenabschn i t t die d iesem

Gewicht entsprechende Tr ink- bzw. Infus ionsmenge.

t/iglich aufganommen wird, so bedeutet das, da6 ein 5 kg schwerar Sttugling 5 . 200 : 5

200 cm a, ein 70 kg schwerer Erwaehsaner 7 0 . 4 0 : 5 = 560 cm a er- h~lt. Wir haben dann auf Koordinatenpapier als Abscisse das K6rper- g~wicht in kg, auf der

Ordinate die Fliissig- keitsmenge in cm 3 abge- tragen. Fiir 5 kg haben wit 200 cm ~, fiir 70kg 560 em a einge~ragen. Die dutch beide auf diesa

Weise erhaltenen Punkte gelegte Gerade gestat~et jedarzeit, aus dem Gewicht des Kindes die Fltissigkaitsmenga bis auf etwa 5 cm s genau zu be- stimmen (s. Abb. 1), die gegeben werden mul~, wenn man beriicksichtigt, dal3 der Fliissigkeitsbedarf sich allm~hlich mit dam Alter ander~.

Es soll nieht behauptet werdan, da6 eine deratige genau-lineara Be- ziehung zwischen KSrpergewieht und Fliissigkeitsaufnahme besteht, abet das Verfahrea erscheint als eine einfaehe und hinreichend genaue LSsung, die der allm/ihlichen Anderung der physiologischen Verhgltnisse Rechnung tr~gt.

Ergebnisse.

15 gesunden S~uglingen wurde jeweils oral und aM einem zweiten Tag unter gleichen /~uf3eren Bedingungen die gleiche Mange Ringer-Lgsung intravenSs verabfolgt. Die zuzuffihrende Flfissigkeitsmenge war@ fiir jeden Siiugling nach dam in Abbl. 1 dargestelltan Varfahren bestimmt. Tabelle 1 zeigt, wieviel Prozent der aufgenommenen Flfissigkeitsmenge und wieviel Prozent der aufgenommenen C1-Menge innerhalb der ersten 4 Std nach der Aufnahme mit dem Harn ausgeschieden werden.

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Untersuchungen fiber die Wirkung oraler und intravenSser Flfissigkeitszufuhr. 345

Aus der Tabelle 1 ist zu ersehen, dab sei sie oral oder intravenSs, innerhalb nahme der Ringer-LSsung nur ein Bruehteil des Wassers (maximal 64 ~o naeh oraler und 72 ~o nach intrave- nSser Zufuhr) und des Chlors (maximal 48 ,6% nach oraler und 62,7 ~o nach intravenSser Zufuhr) im ttarn aus-

Nr. gesehieden wird, aber so, daft ver- hgltnismgBig mehr Wasser als Chlor

1 2 ausgeschieden wird, mit Ausnahme 3

von 5 F/~llen, bei denen die CLAus- 4 scheidung die Wasserausscheidung et- 5 6

7 was iibertrifft (s. unter ,,oraler Zu- s fuhr" Nr. 2 und 6, unter ,,intraven5ser 1~ Z u f u h r " Nr. 1, 10 und 15). Das be- n

12 deutet, da6 die C1-Konzentration der ~a

14 4 Std-Harnportion nur in 5 yon 30 15 F~llen die C1-Konzentration der Ringer-

naeh Zufuhr yon R i n g e r - L S s u n g ,

der ersten 4 Std naeh der Auf-

Tabelle 1.

Ausgeschiedene t I a r n m e n g e in Prozen t der mtgefi ihr ten

Menge Ringer-LSsung:

nach oraler Zufuhr : ,

K20 CI

5 4.3 22 23.7 49 24.4. 19 9.9 32 17.6 32 24.8 34 24.4 37 31.0 47 7.0 35 28.6 38 25.4 64 48.6 37 8.2 45 17.0 44 38.2

naeh in~ravenO- ser Zufuhr :

It20 C1

12 12.4 49 42.0 71 50.5 20 16:3 37 26.5 26 20.4 27 23.7 56 49.5 41 30.8 43 44.2 49 28.5 72 51.6 62 38.6 65 32.0 59 62.7

L5sung tibertraf: 148,154, 145, 148,151 1VIilliaequivaleat gegeniiber 144 Milliaequivalent der C1-Konzentration der R i n g e r - L S s u n g .

0rdnen wir die prozen- s =l r i ;i" keit des Vorkommens in s ) ~, i n / r a - ~ �9 r bestimmten aufeinan- 5 op, / x ~e'no's ~ In veno

derfolgenden Interval- ~ __ __~ len, tragendieIntervalle ~ s ~ \ / i V i / ~ / 0 % bis 20%, 20 % bis

eisse, die His des 1 Vorkommens innerhalb o d ieser ln terva l leaufder ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Ordinate ab, so zeig~

[n/'ervzlle get flfozenfualen HzO-AussNe/d~/n.a sieh, dab naeh oraler Zu- Abb. 2. Prozentuale ~20-Aussche idung nach der K~uf igke i t des

f u h r y o n Ringer.LSsung Vorkommens in be s t immte n Tntervallen (0 - -20%, 20- - 40% usw.) geordnet .

am hi~ufigsten 20 % Dis Ringer-LSsung Traubenzucker l5sung (5%)

40 %, nach intravenSser Zufuhr am h~ufigsten 40 % his 60 % ausgeschieden werden (s. Abb. 2). Dieser Unterschied ergibt sieh auch aus den 1Vfittelwerten. Die zwischen 5 und 61% sehwankende Wasserausseheidung nach oraler Zufuhr yon R i n g e r - L S s u n g betr/~gt im 1Vfittel 35,8 ~o. Wird die gleiche Menge R i n g e r -

LSsung intravenSs zugeffihrt, so schwankt die Ausscheidung zwischen

Page 6: Vergleichende Untersuchungen über die Wirkung oraler und intravenöser Flüssigkeitszufuhr

346 Heinz Hungerland:

12 ~o und 72 ~o und betr~gt im Mittel 45 ~o. Bei der auBerordentlich groBen Sehw~nkungsbreite der Werte sind diese Unterschiede nieht signifikant.

Untersuchen wir ffir die Chlor-Ausseheidung die H~ufigkei~sver- teilung in derselben Weise, wie dies ffir die Wasserausscheidung bereits

8

7

~3

0

• / ~~ --

r \: \ 0-20 2g-@ zlO-~O ~0-80

[n/erv~//~ d~f prvzen/u~len C~-Au~scheidun~ Abb. 3. Prozentnale CI-Ausscheidung nach der tt~ufigkeit des Vorkommens in be- stimmten Interva!len ( 0 - 20 %, 20-- 40~

usw.) geordnet.

Tabelle 2.

I Ausgeschiedene ttarnmenge in Prozen~ der zugeffihrten Menge

Nr. TraubenzuckerlSsung (5 %) nach or~ler nach intra-

Zufuhr: venSser Zufuhr:

1 94 2 85 3 84 4 108 5 117 6 92 7 113 S 103 9 105

10 52 11 97 12 47 13 10S 14 56 15 74

geschah, so erhalten wir 2 Kurven, deren Gipfel im gleichen InServall liegen und bei denen nur der Verlauf der auf- bzw. absteigenden Schenkel zeigt, dab nach intraven5ser Zufuhr yon Ringer- L6sung die C1-Ausscheidung im H a r n h~ufiger grSBer ist als nach oraler Zu- fuhr (s. Abb. 3). Aueh diese Unter- schiede sind nicht signifikant.

Die Wasserausscheidung naeh oraler eder intraven6ser Zufuhr yon 5 ~oiger Traubenzuekerlfsung wurde in der glei- chen Weise bei 15 SKuglingen unter- sucht. In Tabelle 2 ist wieder ange- geben, wieviel Prozent der zugeffihrten Flfissigkeitsmenge der Traubenzucker- 16sung als Harn ausgeschieden wird.

Aus den Zahlen der Tabelle 2 ist zu entnehmen~ dab die Wasserausschei- dung n~eh oraler Zufuhr yon 5 ~oiger TraubenzuckerlSsung zwisehen 47 %

98 63 und 117 ~o schw~nkt, im Mittel 89% 56 betr~gt ; naeh intrave~Sser Zufuhr 6s 77 schwankt die Ausseheidung zwisehen Sl

12o 39 ~o und 120 ~o und betr~gt im Mittel 93 90 83,3 %. 39 ~1 Nach Zufuhr isotoniseher Trauben-

104 9s zuckerlSsung, sei sie oral oder intra- 90 venSs, wird prozentual erhebiich mehr 81

Wasser ausgeschieden als n~eh Zufuhr S~ellt man H~uilgkeitsverteilungskurven dar, so der Ringer-L6sung.

wie dies in Abb. 2 fiir die Verh~ltnisse bei Ringer-L~)sung bereits geschah, so zeigt die Abb. 2, dal3 im Gegens~tz zur Ringer-LSsung hier umgekehrt n~ch oraler Zufuhr h~ufiger mehr Wasser ausgeschieden wird als nach intraven5ser Zufuhr. Aber ~uch hier sind die beobaehteten Unterschiede nicht signifikant.

Die Chlorausscheidung (in Milli~equiv~len~/kg/4 Std) im Harn nach oraler und intravenSser Zufuhr yon 5 ~oiger TraubenzuckerlSsung zeigt

Page 7: Vergleichende Untersuchungen über die Wirkung oraler und intravenöser Flüssigkeitszufuhr

Untersuehungen fiber die Wirkung oraler und intravenSser Flfissigkeitszufuhr. 347

groBe Schwankungen und 1/~Bt jede l~egelm~Bigkeit vermissen (schwankt zwischen 0,27 und 1,13 Milliaequivalent/kg/dStd nach oraler und zwischen 0,08 und 1,76 Milliaequivalent/kg/4 Std nach intraven6ser Zu- fuhr der L6sung) (s. Tab. 3).

Tabelle 3. Chlorausscheidung im Ham in Milliaequivalent/kg/4 Std bei 15 Siiug- lingen nach oraler und intraven6ser Zu/uhr von 5% iger Traubenzueker-L6sung.

~r I 11 2 I 3 I 41 5 I 61 71 8 I 9 ! 1 0 1 1 1 1 1 2 1 1 3 1 1 ~ r 1 5

"a~u~~176 ]113 046 08~ 077 056 002 081 09~ 029 058 027 032 054 028 049 I

I

l~ a ch rinz~r~V~rn 6" I 1.37 0.25 0.51 0.81 0.96 0.08 1.76 0.66 0.57; 0.42 0.33 0.28 0.49 1.08 0.19

Aueh die Ammoniakausscheidung (in Milliaequivalen / kg / 4 Std) schwankt bei den versehiedenen S/iug!ingen naeh oraler und intra- ven6ser Zufuhr der 5 %igen Zucker- und der Ringer-LSsung. Aber diese Schw~nkungen sind wesentlich geringer Ms die der C1-Ausseheidung, wie aus Tabelle 4 zu ersehen ]st:

Tabelle 4. Ammoniak-Mengen in MiUiaequivalent / kg / 4 Std.

,11 1 1 1 1o1 o1 o1 1121 11 1 I o iolo o o o oo:o ooo I I

I i

vnna(hii~gV~rZ"fsUukrg [0.08 0.16 0.31 0.07 0.31 0.18 0.05 0.08 0.09 0.15 0.09 0.08 0.24 0.05 0.06 I

nach oraler Zufuhr a -9~] 0.08 0.12 0.15 0.31 0.08 0.08 0.10 0.18 der 5O/oZuckerlSsung . . . . 0.18 0.27 0.09 0.22 0.11 0.14

nach i. v. Zufuhr de r l~ .] 0.07 0.11 0.08 0.16 0.19 0.33 0.05 0.17 0.161 0.11 0.06 5O/oZuckerl6sung [u.3ol 0.10 0.11 0.28 i

Nach intravenSser Zufuhr yon Ringer-LSsung ist bei 7 yon 15 S/iug- lingen die NHd-Ausscheidung/kg/4 Std grSBer als nach oraler Zufuhr und zwar betrug der Unterschied 0,01 bis 0,15 Milliaequivalent/kg/4 Std. Bei einem Kind war die Ausscheidung nach oraler und intravenSser Zufuhr gleich. Bei 7 S~uglingen war die NHd-Ausscheidung nach intravenSser Zufuhr um 0,01 bis 0,33 Milliaequivalent/kg/4 Std gvringer als nach oraler Zufuhr.

Nach Zufuhr yon 5 %iger Traubenzuckerl5sung sind/ihnliche Unter- schiede zu beobachten. Bei 9 yon 15 S~tuglingen war die NHd-Ausschei- dung nach oraler Zufuhr gr5Ber als nach intravenSser Zufuhr und zwar um 0~01 bis 0,08 MilliaequivalentG/kg/4 Std; bei einem S/~ugling war die Ausscheidung irL beiden F/illen gleich. In 5 der 15 F~lle war die Aus- scheidung nach oraler Zufuhr um 0,02 bis 0,19 Milliaequivalent/kg/4 Std geringer als nach intravenSser Zufuhr.

Page 8: Vergleichende Untersuchungen über die Wirkung oraler und intravenöser Flüssigkeitszufuhr

348 Heinz IIungerland:

Im Mittel betri~g$ die 5~Ha-Ausscheidung/kg/4 Std,

nach oraler Zufuhr yon Ringer-LSsung im Mittel 0,15 Milliaequival. ,, intraven. , . . . . , 0,13 ,, oraler . . . . ZuckerlSsung ,, ,, 0,15 ,, ,, intraven. , . . . . . . . . . 0,15 ,,

Ein Zusammenhang zwischen dem Verhalten der Gewichts- und tier t tarnmenge ]ieB sich nichb feststellen. Von 11 Kindern, die RT;nger- LSsung erhielten, h~tten 6 4 Std spii~er zu-, 5 h a ~ e n zu diesem Zeit- punk~ abgenommen, sowohl nach oraler wie nach intravenSser Zufuhr bes~and das gleiche Verh/iltnis.

Von den 15 Kindern, die ZuckerlSsung erhielSen, nahmen nach oraler Zufuhr 13 ab, 1 S/iugling blieb mit dem Gewich~ stehen, 1 Kind nahm zu. N a c h inSravenSser Zu[uhr nahmen 3 S~iuglinge Zu, i 0 ab und 2 blieben im Gewicht unver/indert.

Tabelle 5. Blutzuckerwerte in mg~ nach Zu/uhr yon 5~ Traubenzuckerl6sun9:

~ r .

1

, n a c h o r a l e r Z u f u h r

v o r der [ n a c h n a c h Z u i u h r I' 1 S~d 4 S~d

74 I 106 72 62 [ 100 62 92 168 106 88 132 76 97 124 102 85 134 87 88 1 70 94

nach in t ravenSser Zufuhl

vo r der nach I nach Z u f ~ l r 1 S t d I 4 S t d

82 374 88 102 356 80 78 404 68

103 354 89 88 304 74 79 254 82 72 280 72

Bei 7 S~ugiingen wurde das Verhal~en des Blut- zuckers und die Zucker- ausscheidung im Harn nach o ra !e r uDd intravenSser

Zufuhr tier 5%igen TraubenzuckerlSsung un- tersucht (s. Tabelle 5).

Vor Beginn und 4 Std nach der Aufnahme der

Zuckerl5sung waren die Blutzuckerwerte ann~hernd gleich. Nach intra- venSser Zufuhr der LSsung stieg, wie bekannt, tier Blutzucker wesentlich hSher an (~aximalwer~ 1 S~d nach der Tr~ubenzuckerzufuhr: 40r mg %) als nach oraler Zufuhr (Maxima]weft 1 Std nach der Traubenzucker- zufuhr: 168 mg %). Dementsprechend wurden 5 bis 62 ~ der intravenSs zugeftihrten Zuckermenge mit dem Harn ausgeschieden. Nach oraler Zufuhr wurde in keinem Fall Zucker im H a r n beobachtet.

Besprechung der Untersuchungsergebnisse.

Die Untersuchungen zeigen nicht nur die schon h/tufig beobachtete verminderte Wasserausscheidung nach Zufuhr osmotisch wirksamer SalzISsungen (Aschenheim, Ohlmann, Starkenstein, White), sondern vor allem, dal~ fiir den gesunden S~ugling kein wesen~licher Unterschied darin zu ]iegen scheint, ob er Ringer-LSsung bzw. iso~onische Trauben- zuckerlSsung oral oder in~r~venSs erh/~lt. Jedenfalls bestehen ke ine wesen~lichen oder eindeutigen Unterschiede in der Ausscheidung des Wassers, des Chlors, des Ammoniaks und dem Verhalten des Gewichts. ~Veml Unterschiede in der Wasserausscheidung best.ehen_ (die vorliegen-

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Untersuchungen fiber die Wirkung orMer und in~ravenSser Flfissigkeitszufuhr. 349

den Untersuchungen lassen solche beobachten, sind aber infolge der groBen S~reflung nicht beweisend), dann in dem Sinne, c[aB nach Zufuhr yon Ringer-LSsung mehr Wasser ausgeschieden wird, wenn diese intra- venSs gegeben wird, wahrend nach Zufuhr yon ZuckerlSsung mehr Wasser ausgeschieden wird, werm diese oral verabfolgt wird.

Der SchluB, daB d e r S~ugling die zugeffihrte Ringer- und 5 ~oige Traubenzuckerl5sung sowohl nach orMer wie nach intravenSser Zufuhr jeweils in g]eicher Weise verwertet, gilt zun/~chst nur ffir die hier vor: liegenden Bedingungen (gesunde S/~uglinge, langsame Infusion fiber etwa 20 bis 30 min) u n d e r setzt voraus, dab die Art der Ausscheidung der zugeffihrten L6sungen uns etwas fiber ihr Schieksal im K5rper sagt oder besser ausgedrficktl dab man aus gleichen Ausscheidungsverh~lt- nissen auf gleiche Retentionsbedingungen im Organismus schlieBen darf. Dieser letztere SchluB ist wahrscheinlich berechtigt, wenn auch nicht zwingend. D e r Schlug gilt auch nicht ffir die Verwertung des Zuckers, der mit der 5 ~oigen ZuckerlSsung gegeben wird. I-Iier zeigte sich, dal~ bei intravenSser Zufuhr der LSsung 5 bis 62 ~o des zugefiihrten Zuckers wieder verloren gingen. Damit kommen wir auf die eingangs erw~hnten, yon Bessau erhobenen Bcdenken gegen die parenterale Flfissigkeits- zufuhr zuriick. Ob die zugefilhrten L6sungen nach ihrem Ubertr i t t in das Blur zun/~ehst vollst~ndig die Leber passieren, scheint nur ffir die Zuckerverwertung yon Bedeutung. Erfolgt die Zufuhr der Zucker- 15sung intravenSs, so wird ihre Verwertung im Organismus wesentlieh yon der Infusionsgeschwindigkeit abhingig sein. Ffir diese Auffassung sprechen einmal Versuche, die Forsham u . Thorn i6 durchffihrtcn. Sic gingen davon aus, dab durchschnittlich beim Menschen 0,5 g Glukose/kg K6rpergewicht in 30 min im Darm resorbiert we~den. Dementsprechend. gaben sie als ,,intravenous glucose tolerance test" (Thorn 17) 0,5 g Glu- kose/kg I(Srpergewicht langsam im Verlauf yon 30 rain intravenSs, Sie benutzten hierfiir eine 20 % Glukose-L6sung. Bei diesem Vorgehen er- hielten sie eine B]utzucl~erkurve, die im Mittel nach 30 min auf 240 mg ~ anstieg, naeh 60 rain schon auf 140 und nach 90 rain bereits wieder unter 100 mg ~o lag. in den eigenen Versuchen wurde etwa die 2 bis 4faehe Gluk0semenge in 20 rain intravenSs gegeben, wie sich aus folgendem Bei- spiel leicht ersehen l~Bt.

Ein 5 kg schwerer S/~ugling erh/~lt zur Durchffihrung des ,,intra- venous glucose tolerance tes t" nach Thorn innerhalb yon 30 rain 5ram 0,5 g = 2,5 g Glukose. Bei unseren Untersuchungen erhielt ein 5 kg schwerer S/s 200 cm 3 5 ~o TraubenzuckerlSsung = 10 g Glukose innerhMb yon etwa 20 rain.

DaB bei entsprechend langsamer intravenSser Zufuhr yon Glukose kein Zucker ausgesehieden wird, ergibt sich auch aus unseren Beobach- tungen bei der Dauertropf-Infusionsbehandlung der IntoXikationen.

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350 Heinz Hungerland:

Bei einer durchschnittlichen Infusionsgeschwindigkeit von 6 bis l0 Tropfen pro rain eines Gemischos yon gleichen Teilen Ringer-und 5 ~o Glul~oselSsung land sich keine Zuckerausscheidung in de~ ttarn. (Bei einer Tropfgeschwindigkeit yon 10 Tropfon pro rain werden inner- halb yon 30 min etwa 0,8 g Glukose infundiert.)

Ffir das Wasser und das Chlor hut die ,Leberpassage", d.h. die unmittelbare Leberpassage, keinen wesentlichen EinfluB auf die Re- tension.

Es bliebe noch eine Frage zu bean~worten, wieweit diese Aussagen auch fiir den exsikkierten S~ugling gelten, bei dem wir zur intravenfsen Flfissigkeitszufuhr schreiten. Unsere Beobachtungen, die wir im Ver- laus yon Dauertropfinfusionen bei der Behandlung von S~uglingen mit Intoxikationen maehten, weisen darauf hin, dab grunds/itzlich hier ent- sprechende Verhi~ltnisse herrschen. Das Auftretea yon 0demen, das Bessau veranlaBte, an dem Wert der intravenSsen Fliissigkeitszufuhr zu zweffeln, tritt in g!eicher Weise naCh oraler Zufuhr 4er entsprechenden L5sungen auf. Sein Auftreten ist abh~ngig veto Zus~and des Gewebes, nicht yon dem Weg der Fliissigkeitszufuhr, solange die Geschwindigkeit der Zufuhr inrmrhalb physiologischer Grenzea bleibt. (Ausffihrlich wird fiber diese Fragen an anderer Stelle berioh~et.)

Zusammen/assung.

Um die von Bessau ent~vickelten Gedankengiinge, parenteral zu- gefiihrtes Wasser sei zur Beseitigung der Exsikkation bei der Behandlung der Si~uglingsintoxikation ungeeignet, zu fiberpriifen, wurde untersucht, ob ein Unterschied in der Wasser-, Chlor- und Ammoniakausscheidung besteht, wenn man einmal die Fliissigkeit oral, das andere Mal intra- venSs zuffihrt.

Zur Beantwortung dieser Frage wurden insgesamt 60 Untersuehungen an gesunden S~uglingen vorgenommen, denen eine bestimmte Menge 5 %ige TraubenzuckerlSsung, bzw. Ringer-LSsung oral und intravenSs zugef/ihrt wurde, und bei denen dann die innerhalb der folgenden 4 Std ausgeschiedene ttarn-, Chlor- und Ammoniakmenge bestimmt wurde.

Die Untersuehungen ergaben, dab naeh Zufuhr yon Ringer-Lfsung die Wasserausscheidung betr/~ehtlich geringer war als naeh Zufuhr yon 5%iger Traubenzuckerlfsung (Best/Ltigung friiherer Beobaehtungen), dab naeh Zufahr v6n elf /und derselben LSsung in der Wasserausschei- dung kein wesentlicher Untersehied bestand, je naehdem ob man die LSsung oral odor intravenSs zugefiihrt hatte.

Die ausgesehiedenen Chlormengen waren im wesentliehen den aus- geschiedenen Wassermengen proportional, und sie waren naturgem/tB bei Ringer-Lfsung der Zufuhr entspreehend grfBer als bei Trauben- zuekerlfsung. Die naeh Ringer-Lfsung ausgesehiedenen Chlormengen

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Untersuchungen fiber die Wirkung oraler und intravenSser Fliissigkeitszufuhr. 3 5 l

w a r e n i n d e r M e h r z a h l d e r F/~lle b e d e u t e n d k l e i n e r a l s d ie z u g e f / i h r t e n

C h l o r m e n g e n . V e r g l e i c h t m a n die C h l o r a u s s c h e i d u n g m i t d e r W a s s e r -

a u s s c h e i d u n g , so ze ig t s ieh, d a b v e r h a l t n i s m / ~ B i g m e h r W a s s e r als Ch lo r

a u s g e s c h i e d e n w u r d e , d . h . d a b die C h l o r k o n z e n t r a t i o n des a u s g e s c h i e -

d e n e n 4 - S t d - I - I a r n s k l e i n e r w a r als d ie de r z u g e f / i h r t e n R i n g e r - L S s u n g .

Literatur.

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Prof. Dr. Heinz Hungerland, Freiburg i. Br., Universiti~ts-Kinderklinik.