7
Vergleichende Verhalt,ensitudien an Anuren usw. 395 des Paarungsgeschehens sind hierarchisch geordnet. Unverpaarte Weibchen laichen nicht in typischer Weise ab. Vergleichende Beobachtungen zeigen eine weitgehende Ubereinstimmung im Paarungsgeschehen der Anurenarten. Li tera turverzeichn is BLAIR, A. P. (1942): Isolating mechanisms in a complex of four species of toads. Biol. Symposia 6, S. 235-249. - BRAGG, A. N. (1940): Observations on the ecology and natural history of Anura. I. Habits, habitat and 'breedin'g of Bufo cognatus. Am. Nat. 74, S. 322 bis 349. - EIBL-EIBESFELDT, I. (1951): Nahrungserwerb un,d Beuteschema der Erdkrote (Bufo bufo L.). Bchaviour 4, S. 1-35. - Ders. (1950): Ein Beitrag zur Paarungsbiologie dcr Erdkrote (Bufo bufo L,). Behaviour 2, S. 217-236. - Ders. (1949 a): Verhaltensstudien an Kaulquappen und Jungkroten der Erdkrote. ,,Urnwelt", 2. Biol. Stat. Wilhelminenberg, Wien, 2, S.6-7. - Ders. (1949b): Ober das Vorkommen von Schreckstoffen bei Erd- krotenquappen, Experientia 6, S. 236. - Ders. (1953): Die Bestimmung von Kaulquappen nach iihrem Verhalten. D. Aquarien- und Terrarienzeitung 6, S. 16-18. - HERTER, K. (1941): Bei- trage zur Physiologic und Entwicklungsmechanik der Amphibien. Handbuch der Zoologie 6. - KREH, W. (1938): Hat der Laubfrosch ein Ortsgedachtnis? Aus der Hcimat 51. - MAR- QueiwE, J. G. M. (1950): Dc Balts van de kleine Watersalamander. De levende Natuur 53, 147-155. - MILLER, N. (1909): The american toad (Bufo lentiginosus americanus). Am. Nat. 43. - NOBLE, G. K. and L. R. ARONSON (1942): The sexual be,havior of Anura. I. The normal mating pattern of Rana p>ipiens. Bull. Am. Mus. Nat. Hist. 80, S. 127-142. - PRECHTL, H. (1951): Zur Paarungsbiologie einiger Molchartcn. 2. Tierpsychol. 8, S. 337 bis 348. - WELLMANN, G. B. (1917): Notes on the breeding of the american toad. Copeia 1917, S. 107-108. Aus der Landwirtscha~tlichenVersuchsstation Rostock Direktor: Prof. Dr. K. NCHKING Versuche uber die Futterwahl der Enten fJber die Beliehtheit einiger Grunfutterpflanzen Von CARLHEINRICH ENGELMANN Mit finer Abbildung Elrgegangen am 22. Janidar 1952 Einleitung und Methode Im Anschlut3 an friihere Versuche (ENGELMANN 1951, 1, S. 370/1), aus denen hervorgeht, datl Enten schmeckempfi~~dlicher, aber weniger tastempfind- Iich sind als Huhner, prufte ich die Beliebtheit einiger Grunfutterpflanzen bei Enten. Da man in Lehrbiichern uber Gcfliigelzucht die Enten z. T . als ,,Gartcnpolizci" riihnit, die schidliche Schnecken frlRe, das Geniiise. aber stehen liefie, diirften diesc Grunfuttcr- versuche auch fur die Praxis von gewisser Bedeutung sein. ROEMER wcist bereits darauf hin, dafi hungrige Enten nicht nur iib'er Wiirmer und Schnecken, sondern iiber Kohl, Salat, Kohl- rabi u. a. m. herfallen und allenfalls Tabak verschoncn. Die Methode des Versuchs entspricht dcr in den voraufgcgangenen Priifungen mit Huhnern (ENGELMANN 1952, 2, S. 121). Auch dcn Enten bot ich die Pflanzen 1. im Saatkasten, 2. wurzcllos, Zuni Straufl ge- biindelt, 3. klcin gehackt, 4. als Aufgufi an, und wiederum standcn bei 2-4 je zwei Proben gleichzcitig nebencinan,der zur Aus- wahl. Die Enten kamen zu den Versuchen in v,erdrahtete ,,Stoffwechselkafige". Die Pflanzenstraufic band ich in den Maschen der Kifigwand fest, die Safte rcichtc ich in bereits beschricbenen Glasschalen, die in einem Holzgcstell ruhten (Abb. 1). Abb. 1. Holzgestell mit zwei Glasn2pfen

Versuche über die Futterwahl der Enten Über die Beliebtheit einiger Grünfutterpflanzen

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Page 1: Versuche über die Futterwahl der Enten Über die Beliebtheit einiger Grünfutterpflanzen

Vergleichende Verhalt,ensitudien an Anuren usw. 395

des Paarungsgeschehens sind hierarchisch geordnet. Unverpaarte Weibchen laichen nicht in typischer Weise ab. Vergleichende Beobachtungen zeigen eine weitgehende Ubereinstimmung im Paarungsgeschehen der Anurenarten.

Li tera turverzeichn is BLAIR, A. P. (1942): Isolating mechanisms in a complex of four species of toads. Biol.

Symposia 6, S. 235-249. - BRAGG, A. N . (1940): Observations on the ecology and natural history of Anura. I. Habits, habitat and 'breedin'g of Bufo cognatus. Am. Nat . 74, S. 322 bis 349. - EIBL-EIBESFELDT, I . (1951): Nahrungserwerb un,d Beuteschema der Erdkrote ( B u f o bufo L.). Bchaviour 4, S. 1-35. - Ders. (1950): Ein Beitrag zur Paarungsbiologie dcr Erdkrote ( B u f o b u f o L,). Behaviour 2, S. 217-236. - Ders. (1949 a) : Verhaltensstudien an Kaulquappen und Jungkroten der Erdkrote. ,,Urnwelt", 2. Biol. Stat. Wilhelminenberg, Wien, 2, S.6-7. - Ders. (1949b): Ober das Vorkommen von Schreckstoffen bei Erd- krotenquappen, Experientia 6, S. 236. - Ders. (1953): Die Bestimmung von Kaulquappen nach iihrem Verhalten. D. Aquarien- und Terrarienzeitung 6, S. 16-18. - HERTER, K. (1941): Bei- trage zur Physiologic und Entwicklungsmechanik der Amphibien. Handbuch der Zoologie 6. - KREH, W. (1938): H a t der Laubfrosch ein Ortsgedachtnis? Aus der Hcimat 51. - MAR- QueiwE, J. G. M. (1950): Dc Balts van de kleine Watersalamander. D e levende Natuur 53, 147-155. - M I L L E R , N . (1909): T h e american toad (Bufo lentiginosus americanus). Am. Nat . 43. - NOBLE, G. K. and L. R. ARONSON (1942): T h e sexual be,havior of Anura. I. T h e normal mating pattern of Rana p>ipiens. Bull. Am. Mus. Nat . Hist. 80, S. 127-142. - PRECHTL, H. (1951): Zur Paarungsbiologie einiger Molchartcn. 2. Tierpsychol. 8, S. 337 bis 348. - WELLMANN, G. B. (1917): Notes on the breeding of the american toad. Copeia 1917, S. 107-108.

Aus der Landwirtscha~tlichen Versuchsstation Rostock Direktor: Prof. Dr. K. NCHKING

Versuche uber die Futterwahl der Enten fJber die Beliehtheit einiger Grunfutterpflanzen

Von CARLHEINRICH ENGELMANN Mit finer Abbildung

Elrgegangen am 22. Janidar 1952

Einleitung und Methode Im Anschlut3 an friihere Versuche (ENGELMANN 1951, 1, S. 370/1), aus

denen hervorgeht, datl Enten schmeckempfi~~dlicher, aber weniger tastempfind- Iich sind als Huhner, prufte ich die Beliebtheit einiger Grunfutterpflanzen bei Enten.

D a man in Lehrbiichern uber Gcfliigelzucht die Enten z. T . als ,,Gartcnpolizci" riihnit, die schidliche Schnecken frlRe, das Geniiise. aber stehen liefie, diirften diesc Grunfuttcr- versuche auch fur die Praxis von gewisser Bedeutung sein. ROEMER wcist bereits darauf hin, dafi hungrige Enten nicht nur iib'er Wiirmer und Schnecken, sondern iiber Kohl, Salat, Kohl- rabi u. a. m. herfallen und allenfalls Tabak verschoncn.

Die Methode des Versuchs entspricht dcr in den voraufgcgangenen Priifungen mit Huhnern (ENGELMANN 1952, 2, S. 121). Auch dcn Enten bot ich die Pflanzen 1. im Saatkasten, 2. wurzcllos, Zuni Straufl ge- biindelt, 3. klcin gehackt, 4. als Aufgufi an, und wiederum standcn bei 2-4 je zwei Proben gleichzcitig nebencinan,der zur Aus- wahl. Die Enten kamen zu den Versuchen in v,erdrahtete ,,Stoffwechselkafige". Die Pflanzenstraufic band ich in den Maschen der Kifigwand fest, die Safte rcichtc ich in bereits beschricbenen Glasschalen, die in einem Holzgcstell ruhten (Abb. 1). Abb. 1 . Holzgestell mit zwei Glasn2pfen

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396 CARLHEINRICH ENGELMANN

Versuchsricre waren drei wildfarbigc weibliche Enten, die ich als Eintagsentcn erworbcn hatte, vom zweiten bis funfteii Lebcnsmonat (Juni bis Oktober 1951). Im ganzen niachtc ich 2315 Zweifach-Wahlvcrsuchc.

1. Darbietimg ganzer Pflanzen A. V e r s u c h e i m S a a t k a s t e n . Im Gegensatz zu den Huhiierii

kannten die Enten schon mehrere Pflanzen, als sie deli Saatkasten vorgesetzt bekamen; sie hatten die Versuche mit Saften bereits ganz und die niit gebun- Tubelle I. Hiirfigkeit, in der Enten die verschiedenen delteI1 Pflanzen 2. T. hinter Pflanzen aufsuchten, m d Keihenfolge der K o s t ~ r o b e n sich. Darauf ist wahrscheiii-

GiinsefuO Vogelmiere Timothee Ackersenf Sa iidi s tel Raps Gurke To 111a te Kreuzkraut Schoterich I) Sauerainpfer

Y

aufgesrrclit an wievielter Stelle lich die ausgepragte Vorliebe Pf lanzena r t 1 1 2 3 4 j 6 7 8 1 fi ir deli Giinsefui3 (Cheno-

podium album) zuruckzufuh- :j 1 2 1 2 1 1 15 ren, der dort als Vergleichs-

pflanze dientc (vgl. S. 399). 1 I 3 5 Jedenfalls frafien die Enten

1 1 2 4 zuerst von dem Gansefufl 1 1 I 1 '* und liehrten besonders haufig

zu ihm zuruck (Tab. I). 1 1 2 Ahnlich beliebt waren die

I 1 Vogelmiere (Stellaria media) und wohl auch der Raps,

1 1 2 2 1 1 2 1

I 1 1 1 1 1

I 1

Page 3: Versuche über die Futterwahl der Enten Über die Beliebtheit einiger Grünfutterpflanzen

Versuchc uber die Futterwahl der Enten 397

Die Vorliebc fur die ,,Melde" unter diesen drei,en laflt sich darin erkenncn, da8 die Enten sie als erste und als lctzte wahlcn, d. h. fur sic i s t das Chenopodium noch reizvoll, wcnn sic von allen anderen StriiuRen bereits gefr.essen haben. An der geringen Bclicbtheit des BcifuR hat wohl in der Hauptsachc die silbrig weiRe Untcrseite die Schuld, dcnn die Tiere schcuten sich, von verdrehten, mit der Unt,erscitc nach oben gekchrten Blattern zu fresscn. Beiin Scnf mag die B l a t t g r o k anziehend gewirkt haben. Im einzelnen crgibt sich aus den Vcrsuchen dicses Bild:

Tahelle 2. Pflanzen als Straufl gebiindelt. Stets aiigenoniniene Vergleiclispflanze ist der GiinsefuO

Rlatt

bchaart, rauh

bchnart, zar t

u nbchaar t , zar t

dcrb, niit Gcscliniack

zart, mit Geschmack

Pflanze

Curkc 13renncsscl SuRlupine Scnf Vog el niic re Klcc Salat Scllcric Liebstdckcl Lauch Ligustcr Saucranipfcr Zuckcrriibe

Verhalten dc r Enten

abgerissenc Stuckc nicht verzchrr. 1 - h a 1 gekostct, nicht gefressen erst nach liingcrem Vcrzehr u m der Meldc willen verlassen

schr gern gcfrcssen, nieist nacli der zuerst gewahlten Melde anfangs verzehrt, dann gcmieden zuerst davor geschcut, nie gern gefrcssen bclicbter als Ginsefufl, spi ter abgelehnt nach Iiingerem Proben gcinieden von Anbcginn an gemiedcn nach Iangerem Kosten albgelehnt nnch lingerem Kosten asbgelehnt anfangs Scheu vor grogern Ulatt, dann bcliebt

Schon diesc Versuche machcn deutlich, daR den Enten stark,e Behaarung in Verbinduns mit rauher, blasigcr Oberfliichc unangenehm ist (Gurke, Brennessel), weiche Behaarung bei sonst zartcr Blattbeschaff cnheit (Lupine) erheblich weniger als Hilhnern. Ferner ist Derbheit (Reigfcstigkcit) fur Enten kein negatives Merkmad, wie Sellerie und Liguster zcigen, denen sich die Enten of t zucrst zuwandtcn. Man gewinnt ganz den Eindruck, als stieRe sic ein unmgcnchmer Gcschmackscindruck ab und nicht die nicclianische Blattbeschaffenheit. Das glcichc mag fur die zarten und unbehaarten Gewachse wie Klcc, Salat und Sauerampfer zu- treffcn; cincieutig beliebter 31s die Verglcichsyflanzc sind Vogclmicre und Zuckcrrube.

Auffallcnd war es, wie die Enten vom Gurkcnlblatt kostetcn: sie srieflen miL dem ge- schlosscnen Sclina~bcl dagegen, off nctcn ihn dann cin wenig, ,,schmecktcn" ein Blart und lieRcn es wiedcr 10s odcr lienen es fallen, wenn es abgerisscn war.

IT. Darbietung kleingehackter Pflsnzen Wieweit die taktilc Beschaffenheit der Bliitter oder ihr Geschmack das

Verhalten beeinflufit, ergibt sich erst aus den Versuchen mit zerkleinerten Blat- tern un,d Pflanzenaufgiisseii. Dort fallen die Merk.niale der Derbheit und Reifl- festigkeit fort, und der Geschmack wird durch Saftaustritt aus den zerstorten Zclleii verstiirkt; hier wirkt der Geschmaclr durch den Aufgufl zwar ctwas verdunnt, dafur aber allein, ohne Mitwirkung der mechanischeii Besonderheit der Gewebe.

Hier wahltcn die Enten Zuni Teil erheblich aiiders nls zuvor, zuinal in der ersten Versuchsreihe.

Unverzndert unbeliebt bleibcn die Pflanzen mit rauhen, stark behaarten Bliittern (Gurke und Brennessel). Uiiangenehmer denn als ganze Pflaiizen sind jetzt Siifllupine, Liehstockel, Klee, Liguster, Sellerie und Salat. Beliebter als Gansefufl bleiben Vogelmiere und Zuckerriibenbliitter. Der Schnittlaucli wird besser bewertet, steht jedoch nach wie vor hinter der Vergleichspflanze zuruck (Tab. 3 ) .

Viillig abgelehnt (Annahme des Gansefui3 loo%, der danebeii gebotenen Pflanze O %) werden Siifilupine, Liebstockel, Sellerie, Gurke und Brennessel.

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398 CARLHEINRICH ENGELMANN

Bewertung im Ver- gleich init Gansefufl Pflanzenart

Tabelle 3. Prozentuale Annahme einiger zerkleinerter Griinfutter- Die Unter- pflanzen im Vergleich mit gehacktem Gansefufl (Chenopodirtrn nlbrrrrr) &iede der A*,-

im weitereii Verlauf Anzahl Kostproben "

beliebter

Cansefufl Miere usw. Gansefofl Schnittlauch usw. Gaiisefafl Lupine

Gansefufl Zuckerriibe G a m e fun Vogelmiere

2,55 Ir 0,2:) 22 den einzeliien Schal- beliebter ' 2,60+0,63 5 chen. Aus den Zahlen

2,75*0?5 1 2 (Tab. 4) ergibt sich weniger beliebt 2,80 * O,08 11 4 kein klares Bild.

vollig abgelelint Die Enten pro- 2,25&0,14 3 2

Im Ver o/o Annahme

38.3 + 8.3 87.5 i 5.2 48.41-8.7 73.7 k 7.1

leich init Cansefufl n - 34 40 3 3 38

weniger beliebt

Gacisefufl Sclinittlaocli Cansefufl Liguster Gansefd? Klee Gansefufl Salat G a m e fufl Sauerampfer Gansefufl Minze

Annahme

95.6+ 3.1 31.4+ 7,8 84,Oi 7.3 28.61 9,8 85,O + 10.3 23,5 + 10,2 93.7+ 4.3 8.0t 5.4

88.0 4,6 3,6* 3,2

85.6+ 5,9 3.3-1: 3.4

11 - 4.4 3 5 2 5 2 1 20 17 3 2 25 50 28 3 5 27

nahmewerte der in Tab . 3 ange- fuhrten Arten sind in jedem Falle statistisch gesichert - (E> 3) .

InDiff. A n der ge-

anderten Beurtei- lung konnen SO-

wohl geschmack- liche wie taktile

-

- 1

2

3

die beiden nebeneinander. gebotencn Blatthacksel um so seltener, je widriger der weniger beliebte Futterstoff ist, doch bleiben auch diese Zahlenwerte statistisch unsicher: Die Diff erenz zwischen der Versuchsreihe 2 + 3 betragt mir 0,55 * 0,28 nur das 1,Sfache ihres einfachen mittleren Fehlers.

111. Darbietung von Yflanzensaften Die Enten lieflen sich von den Farbunterschieden, die vom kraftigen Griin (Ginsefufl)

iiber Ollivgriin (Liebstockel) bis zu iiberwiegend braunen Tonen (2 . B. Brenncssel) reichten, nicht mcrklich beeinflussen. Die Neigung, von allem zu kosten, crschwerte auch hier die

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Versuche ubcr die Futterwahl der Enten 399

Bcurteilung; wicdcrum gingcn die Enten zu Beminil der taglichen Versuche zwischen den Ge- fificn hin u n d her, ohne dafi dieses ,,AblehnenS' ihr Bewcrten dcr Saftc richtig ausgedriikt haben durfte. Es sah ganz so aus, als konnten die Enten dem Reiz, der von den Flussigkeitcn ausging, nicht widerstchen. Gcradezu hastig fuhren ihre Schnabel in das Nachbarschalchcn, sobald sic eincn oder zwei Schlucke von der einen Fliissigkcit gcnommen hatten, als furch- tctcn sic, etwas zu vcrpassen. So kommt cs nur dann zu ciner hundertprozentigcn Anna,hme des cineii Aufgusses, wenn beide sich geschmacklich sehr stark unterschciden; in allcn andercn Eillcn licgt dcr Annahmewcrt der lctzten Endes beliebteren Losung zwischen 60 und 80%.

Wie Meldenaufgui3 schmecken den Enten Safte auch von Klee und G'urke, die ihnen im zerkleinerten Zustand und im Straufl unangenehm oder angeneh- mer waren (Zuckerrulbe). N u r bei einigen Pflanzen, z. B. der Gurke, ist zieni- lich sicher anzunehmen, dai3 fu r die bisherige Einstufung die taktilen Kenn- zeichen den Ausschlag gaben. Bei den anderen (Klee usw.) durfte im verdunn-

Tnbelle 5. Von C;ansefuflaufgufl niclit unterscliiedene Pflanzensafte

Tnbelle 6. Pflanzensafte, d ie beliebter als C a m e - fuflaufgufl s ind

+ bedeute t Annahme Pflanzenart 1 + Y, 5 111 1 n

Diff. Pflanzenart 1 + ? 0 k m 1 n I Differenz 1 ~

%iff.

Can se frr fl Klee Gansefufl G u r k e Ginsefuf l Su O l u pine Gansefufl Zuclterriibe

60,6 8,s 69,7 7,8

46,9 8,5 61,6 9,s 64,3 9,O

s7,2 8,3

39,7 5,9 36,8 5,s

33 35 3 5 32 26 28 68 68

ten Aufgui3 der Geschmack un- ter die Ablehnungsschwelle ge- sunken sein (Tab. 5).

Beliebter als ,,Meldensaft" sind Aufgusse von Pflanzen (Tab. 6), die den Enten gehackt un,d im Straufl teils wie Ganse- fufl erschienen, teils wegen ihrer Blattform (Lauch) Unbequern- lichkeiten beim Verzehr machten.

Die weniger beliebten Auf- gusse stammen von Pflanzen, die bereits vorher keinen Anklang bei den Versuchstieren gefunden hatten, weder im Straufl noch zerkleinert (Tab. 7).

Gansefufl Schnittlarich GinsefuO Minze Gansefufl Vogel in i ere

3Y,4 6,3 71,7 S,O 39,5 7,9 62,s 6,8 4 3 , l 5,8 60,Y 4,6

Tabelle 7. Pflanzensafte, Gansefullau

Pflanzenart

Gansefufl Salat Gansefufl Liguster Gansefufl Bitterlupine Gansefufl Brennessel Gansefufl Liebstockel Gansefufl Sarieratn fer GinsefuK Sellerie

+ "/" i 111

50,6 5,6

64,4 5,6

60,6 6,:s 22,6 5,7 66,6 9,l

80,O 8,0 17,6 Y,2 7 9 , l 6,2

70,8 9,3

33,s 5 ,4

32,2 6'1

2 i ,7 n,7

11,s 5,s

or0

~

7 1 81 38 40 72

3 2 , 3 + 8,0

23,O-f - 10,s

17,8+ 7,4

ie weniger beliebt als :tin s ind

Differenz

17 ,1+ 7,8

3 2 , 2 1 8,3

38,Ok 8,s

4 4 , 9 i 12,s

62 ,4112,s

67,3j: 8 ,3

70,8+ Y,3

Diff. - "'Diff.

2,lY

3,823

4,SO

3,59

4,98

8,1

7,62

- n - 79 75 7 3 59 61 5 3 27 23 25 1 7 4 3 3 4 2 4 20

Bei einigen Saften ist der Unterschied der Annahmewerte nicht einwandfrei statistisch gesichert -: < 3 . Da hier eine Verlangerung der Versuchsdauer

zu keinen besseren Werten fuhrte, ist zu folgern, dai3 die Enten die verdunnten Safte allein nach dein Geschmack nicht mehr sicher unterscheiden konnten, oder dafl sie sich zuvor auch nach optischen bzw. Tasteindrucken gerichtet haben.

Aus den Trinkproben lafit sich so wenig entnehrnen wie aus den Kost- prcben (S. 398). Wenn die Enten auch in den Versuchsreihen, in denen der Gansefufl weniger beliebt ist, diesen nach weniger Proben verlieflen (M = 2,15 ! O,14) als den jeweils anderen Pflanzensaft ( M = 2 , 4 f 0 , 1 3 ) und damit ein

von den Huhnern her bekanntes Verhalten zeigten, so wurde die Bedeutung dieses Ergebnisses dadurch aufgehoben, dafl die Enten unter gleich haufig an-

L::: 1

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Catisefufl 2,15+0,14 Safte 2,40 0,1:3 Differenz 0,25+0,19

Diff. 1,33 __

te man unter denselben Unistan- denvoll einer BevorzuguIig s ~ r e - chen, bei den Enten da.gegeii nicht, denn sic lehnen selbst den Mel-

1 , 3 7 < 1 densaft fruher ab, weiin er die

2,$81-0,13 2,31 *0,09 % , 2 2 +() ,I4 2 , 3 3 -I- o,o8

0,26+0,19 0 ,02k0,12

Page 7: Versuche über die Futterwahl der Enten Über die Beliebtheit einiger Grünfutterpflanzen

taktil beliebt taktil beliebt taktil unbeliebt geschm. beliebt geschm. unbeliebt gesditn. beliebt

Vogelmiere Salat; Liguster Sclinittlauch Zuckerriibe i Bitterlupine Siifllupine (3) Gatisefnfl Siiiclupine (?)

Liebstockel Sauerampfer Sellerie

F Klee, Minze Kreuzkraut (?)

taktil unbeliebt geschm. unbeliebt

Brennessel Gurke Kaniille (?) Saudistel (?)