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So wird ein Schuh draus Die Fertigung eines einfachen Massschuhs. Vertiefungsarbeit (VA) AUT4A-GBS St.Gallen Simon Zurmühle, 9052 Niederteufen 22.12.2016

Vertiefungsarbeit (VA) - Buhler+Scherler€¦ · Ich wollte jedoch etwas Spezielles machen. Privat trage ich fast ausschliesslich Turnschuhe von Vans oder Nike. Darum wollte ich dieses

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So wird ein Schuh draus

Die Fertigung eines einfachen Massschuhs.

Vertiefungsarbeit (VA) AUT4A-GBS St.Gallen

Simon Zurmühle, 9052 Niederteufen 22.12.2016

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1 Inhaltsverzeichnis

1 Inhaltsverzeichnis ................................................................................................................................................................... 1

2 Vorwort ..................................................................................................................................................................................... 2

2.1 Mein Bezug zum Thema ............................................................................................................................................ 2

2.2 Zielsetzung .................................................................................................................................................................... 2

3 Aus der Geschichte des Schuhs ........................................................................................................................................... 3

3.1 Erste „Schuhe“ .............................................................................................................................................................. 3

3.2 Ötzi .................................................................................................................................................................................. 3

3.3 Der Absatz ..................................................................................................................................................................... 3

3.4 20. Jahrhundert............................................................................................................................................................. 4

4 Herstellung eines Massschuhs ............................................................................................................................................ 5

4.1 Wie soll der Schuh aussehen?................................................................................................................................... 5

4.2 Masse nehmen .............................................................................................................................................................. 5

4.3 Der Leist muss ganz genau passen ......................................................................................................................... 6

4.4 Die Brandsohle als Abstandhalter ........................................................................................................................... 6

4.5 Die Auswahl des Leders ............................................................................................................................................. 7

4.6 Das Schnittmuster ....................................................................................................................................................... 7

4.7 Schärfen .......................................................................................................................................................................... 8

4.8 Nähen .............................................................................................................................................................................. 9

4.9 Zwischenstand 1........................................................................................................................................................ 10

4.10 Verstärkungen herstellen ....................................................................................................................................... 11

4.11 Verstärkungen einbauen ......................................................................................................................................... 12

4.12 Die Sohle ist noch nicht das Profil ....................................................................................................................... 13

4.13 Zwicken „die Seele einhauchen“ ............................................................................................................................ 14

4.14 Zwischenstand 2........................................................................................................................................................ 15

4.15 Die Vorderkappe ....................................................................................................................................................... 16

4.16 Der Rahmen ............................................................................................................................................................... 17

4.17 Das Profil .................................................................................................................................................................... 18

4.18 Der Absatz .................................................................................................................................................................. 18

4.19 Entleisten .................................................................................................................................................................... 19

4.20 Die Fussbettung ........................................................................................................................................................ 19

5 Das Endresultat .................................................................................................................................................................... 20

6 Werkzeuge/Fachbegriffe ................................................................................................................................................... 21

6.1 Die schuhmacherspezifischen Werkzeuge ......................................................................................................... 21

6.2 Fachbegriffe ................................................................................................................................................................ 22

7 Schlusswort und Reflexion ................................................................................................................................................ 23

7.1 Persönliche Erkenntnisse/Lernerfahrungen ..................................................................................................... 23

8 Danke ...................................................................................................................................................................................... 24

9 Quellenverzeichnis .............................................................................................................................................................. 24

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2 Vorwort

Einen Schuh?! Wieso gerade einen Schuh?!

Diese Fragen hat mir wohl jeder gestellt, dem ich von meinem VA-Thema erzählt habe. Zugegeben, die Idee

kam mir sehr spontan.

Grübelnd und ein wenig gelangweilt sass ich im Unterricht und machte mir Gedanken über meine VA. Ich

starrte mit leeren Blicken auf meine Schuhe. Eine schrille Tonfolge riss mich aus meiner Imagination, doch der

Blick verharrte auf meinen Füssen. Vom ersten Moment an war ich hell begeistert. „Einen Schuh selber

herstellen“, das wird grossartig!

Sogleich machte ich mich daran einen Schuhmacher zu finden der mich wenn möglich kostenlos betreut.

Vielleicht ein pensionierter Schuhmacher mit eigener Werkstatt? Leider ist der Berufsstand des Schuhmachers

in den letzten Jahren und Jahrzehnten stark zurückgegangen. Ich telefonierte mir die Finger wund bis ich auf

eine kleine Schusterei in Rebstein (im St.Galler Rheintal) stiess. Anfänglich erzählte ich einem Mitarbeitenden

von meinem Vorhaben. Dieser rief den Firmeninhaber, Herr Lüchinger, persönlich ans Telefon. Ich

wiederholte meine Idee und zu meiner grossen Überraschung lud er mich gleich eine ganze Woche zu sich in

die Werkstatt ein.

Die Freude war riesig. Ich verfasste die Zielsetzung und den Antrag die VA alleine zu schreiben. Beides wurde

von Frau Eugster (Betreuungsperson VA) und mir offiziell unterzeichnet.

Zum Termin bei Herrn Lüchinger wollte ich nicht unvorbereitet erscheinen. Darum lernte ich einige

Fachausdrücke die mir das Verstehen erleichtern sollen. Auch über das Design des Schuhs machte ich mir

Gedanken. Sollen es Turnschuhe, Hausschuhe oder gar High-Heels werden? High-Heels wären nicht wirklich

praktisch für mich. Ich wollte jedoch etwas Spezielles machen. Privat trage ich fast ausschliesslich Turnschuhe

von Vans oder Nike. Darum wollte ich dieses Mal etwas Neues ausprobieren. Im Büro sah ich meinen Chef in

Oxford-Schuhen. Mir gefielen sie sofort. Gerne würde ich solche oder ähnliche Schuhe für mich herstellen.

Es werden berufsspezifische Begriffe verwendet. Nähere Angaben finden Sie in Kapitel 6.

2.1 Mein Bezug zum Thema

Viele Menschen haben ein besonderes Interesse an Schmuck, Autos oder anderen Konsumgütern… Mir

bedeuten Kleider und vor allem Schuhe sehr viel. Dies war schon als Kleinkind so, dies sehr zum Ärger meiner

Eltern. Schuhe kaufen war immer sehr anstrengend für alle Beteiligten.

Da es mir sehr am Herzen liegt einen, in meinen Augen, schönen Schuh zu tragen, machte es mir nichts aus

eine ganze Woche Ferien dafür einzusetzen.

2.2 Zielsetzung

Es ist mein Wunsch, ein Paar Schuhe von Grund auf selber herzustellen, dies mit Hilfe eines gelernten

Schuhmachers.

Mein Ziel ist es bis zum 22.12.2016 ein eigenes Paar Schuhe in den Händen zu halten und eine genaue

Dokumentation zu jedem Schritt der Schuhherstellung mit eigenen Worten und Bildern zu schreiben.

In der Woche vom 10.10.2016 habe ich Ferien organisiert, um eine Woche lang in der Firma Hans Lüchinger

GmbH die Kunst des Schuhmachens zu erleben.

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3 Aus der Geschichte des Schuhs

3.1 Erste „Schuhe“

In den Berner Alpen wurde der älteste Lederschuh-Rest gefunden. Er wird auf 4300 v. Chr. datiert. Die

Geschichte des Schuhs reicht vermutlich bis in die Steinzeit zurück. Leder und andere organische Materialeien

zersetzen sich üblicherweise nach einigen Jahren komplett. Anatomischen Vergleiche von Fuss- und

Beinskeletten konnten mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das Tragen von Schuhen vor 4300 v.

Chr. bestätigen. Zudem tauchten in Grabstätten Elfenbeinperlen auf. Diese lassen auf Schuhverzierungen

schliessen.

Nicht nur Schürfwunden machten den Steinzeitmenschen das Gehen schwierig, auch die Kälte wirkte sich auf

ihre Gesundheit negativ aus. Findige Homosapiens schnitzten schon vor ca. 120‘000 Jahren Knochen zu

spitzen und länglichen Gegenständen. Mit dieser Art Nadel wurde je ein Stück Leder an beiden Enden

zusammen genäht. Diese „Taschen“ dienten als Urzeitschuhe.

Leder schütz vor Schürfwunden. Das Kälteproblem war damit jedoch nicht gelöst. Der „Schuh“ oder eher die

Ledertasche wurde deswegen mit Stroh ausgepolstert. Damit konnten auch Schnee bedeckte Pfade angenehmer

überwunden werden.

3.2 Ötzi

Auch Ötzi, eine bekannte Gletschermumie

trug ca. 3000 v. Chr. Schuhe. Seine waren

für die damaligen Verhältnisse sehr

fortschrittlich und aus zwei verschiedenen

Ledern gefertigt. Für den Schaft wurde

Rindsleder verwendet. Die Fellseite trug

man gegen aussen, um Regen und andere

Witterungseinflüsse abzuwenden. Bärenfell

diente als Sohle. Mit der Fellseite gegen

innen war man von unten gut gegen Kälte

geschützt. Ein Lederband, im Kreuz über

die Sohle gespannt, diente als Profil. Der

Innenschuh (das Futter), aus gedrillten

Grasschnüren geflochten, wurde fest mit

der Sohle verbunden. Zwischen dem

Rindsleder und dem Innenschuh diente Heu als Polsterung und Isolation. Mit einem Lederband am Schaft

wurde der Schuh stabilisiert und am Fuss gehalten.

Mit Schnürsenkel und Profil waren es wohl die besten Schuhe die man damals tragen konnte.

3.3 Der Absatz

Schuhe ohne Absätze sogen Feuchtigkeit und Schmutz auf. Es wurde nach Lösungen gesucht. Der Ursprung

des Schuh-Absatzes ist nicht eindeutig bestätigt. Zwei naheliegende und bekannte Theorien sind:

1. Das Nichtvorhandensein einer Kanalisation machte sich auf den Strassen bemerkbar. Dreck und

Fäkalien lagen überall. Um dem Schmutz auszuweichen erhöhte man das Schuhwerk.

2. Der Absatz sollte sich im Steigbügel verankern, um bei einem Pferd besser aufzusteigen zu können

oder besseren Halt zu finden.

Eine Alternative zum Absatzschuh (mit einer Erhöhung hinten) bot der Trippen, eine Art „abnehmbare,

erhöhte Sohle“. Anstatt nur die Ferse anzuheben, erhöhte man den Schuh an zwei Stellen oder baute gar die

ganze Sohle dicker. Oft wurde dafür Kork verwendet, um Gewicht zu sparen.

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Die Idee dahinter war, den schmutzigen Trippen vor dem Hauseingang abzuschnallen. Der Rest des Schuhs

diente als Hausschuh und schütze vor den kalten Böden.

3.4 20. Jahrhundert

Die Schuherstellung machte grosse Fortschritte. Neue Gerb- und Klebeverfahren wurden entwickelt. Es gab

Schuhe in verschiedenen Farben und sie waren nicht ausschliesslich aus Leder hergestellt.

Um ein geschichtlich düsteres Thema aufzugreifen, springen wir in die Zeit um 1940. In der Vorkriegszeit und

vor allem während dem Zweiten Weltkrieg wurden ethisch unhaltbare Versuche mit KZ-Insassen gemacht.

Um bessere Materialien für die Herstellung von Schuhen zu finden, liessen Nationalsozialisten KZ-Häftlinge

auf einer Prüfstrecke marschieren. Die Prüfstrecke bestand aus sieben andersartigen Belägen. Die Versetzung

in das Schuhläufer-Kommando galt als Bestrafung. Mit schweren Rucksäcken und bei schlechter Ernährung

waren die knapp 50 km Weg eine Tortur. Berichten zu Folge starben täglich von ca. 100 bis 150 Personen

zwischen 15-20 davon.

So schrecklich die Geschichte ist, diese Versuche führten zu neuen Werkstoffen, wovon einige in

abgewandelter Form heute noch verwendet werden. 1

In den letzten 77 Jahren veränderten sich die Schuhe nochmals stark. Günstigere und neu entwickelte

Werkstoffe wie Baumwolle, Kunststoff oder Gummi bildeten die Grundlage von immer mehr Schuhen.

Heute ist ein Schuh nicht einfach ein Schuh. Für fast jegliche Anwendung (von Berufs- über Freizeits-, Sports-

bis zu Gesundheitsschuhen…) gibt es den perfekten Schuh in grosser Auswahl von verschiedenen Herstellern.

Völlige neue Materialien, ermöglichen weitere Funktionalitäten (atmungsaktiver usw.).

In den letzten Jahren wurde der Schuh, zusätzlich zur Funktionalität, immer mehr auch zum Modeartikel und

dieser Trend scheint anzuhalten.

Im nächsten Kapitel wird die Herstellung eines Massschuhs dokumentiert.

1 Quelle in Kapitel 9

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4 Herstellung eines Massschuhs

Von der Auswahl des Modells bis zum fertigen Schuh…, eine Woche Arbeit…

Von meinem Vorhaben einen eigenen Schuh zu fertigen kam ich leider aus folgenden Gründen bereits am

ersten Tag ab:

Die Herstellung und Dokumentation eines eigenen Massschuhs wäre innerhalb einer Woche

nicht möglich gewesen (siehe u.a. Anmerkungen unter 4.3 Der Leist muss ganz genau passen)

Die Kosten eine Massschuhs nach meinem Geschmack hätten mein Budget gesprengt.

Um Kosten und Zeit zu sparen schlug Herr Lüchinger vor einen Schuh für ihn anzufertigen, weil Leist,

Brandsohle und Schnittmuster bereits vorhanden waren.

4.1 Wie soll der Schuh aussehen?

Zu Beginn durfte ich in Herrn

Lüchinger‘s Laden, der sich unter der

Werkstatt befindet, ein Schuh-Modell

aussuchen. Aus rund 200 verschiedenen

Schuhen entschied ich mich für einen

edlen Herrenschuh.

Er ist komplett aus Leder, braun und mit

Lochmustern überzogen. Er passte gut

zum geplanten Oxford-Schuh.

Die Werkstadt von Herr Lüchinger

fertigt fast ausschliesslich Schuhe für

deformierte Füsse, sogenannte

Orthopädische Schuhe, an.

4.2 Masse nehmen

Damit der Schuh später nicht drückt,

müssen die Länge und die Breite des

Fusses gemessen werden. Mit einem

Kugelschreiber wird auf einem

Blattpapier der Fussumfang abge-

zeichnet. Dabei misst man zuerst von

der Ferse bis zum längsten Zehen (meist

der Grosse). Danach von der kleinen

Zehe bis zum Gelenk des grossen Zehs.

Damit kann zuverlässig die Grösse des

ganzen Fusses bestimmt werden.

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Um die genauen Masse der Fusssohle zu

ermitteln, nimmt der geübte

Schuhmacher eine Art Kopierer. Der

Kunde stellt sich mit nackten Füssen und

lockeren Armen (wichtig) auf die

Glasscheibe.

Wie man es von einem Kopierer kennt,

fährt der Scanner vorbei. Dabei werden

alle Unebenheiten und Strukturen der

Fusssohle erkannt und gespeichert.

Damit werden später das Fussbett und

die Brandsohle geschliffen.

4.3 Der Leist muss ganz genau passen

Ein Leist ist die 1:1 Abbildung eines

Fusses. Er besteht aus Holz oder

Kunststoff und ist für die Fertigung des

Schuhs unverzichtbar. Es wird ein

Norm-Leist nach der Schuhgrösse

eingekauft. Dieser wird dann durch

Schleifen in die passende Form gebracht.

Der Leist besteht aus drei

verschraubbaren Teilen.

Die Herstellung eines passgenauen

Leistes ist fachmännisch und zeitlich sehr

anspruchsvoll.

In meinem Fall hätten die exakte Fussvermessung und die passgenaue Herstellung des Leistes mehrere,

zusätzliche Tag in Anspruch genommen.

4.4 Die Brandsohle als Abstandhalter

Zum Leist gehört die sogenannte

Brandsohle. Sie besteht meist aus

Kunststoff oder Kork.

Eine Brandsohle ist ein Abstandshalter

für die Fussbettung und verbleibt nicht

im fertigen Schuh.

Gleich wie der Leist war die Brandsohle

bereits gefertigt.

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4.5 Die Auswahl des Leders

Aus dem Lederlager von Herrn Lüchinger durfte ich mich frei nach

meinem Geschmack bedienen. Ich habe mich für ein schwarzes

Aussenleder und ein weisses Futter entschieden. Beide Leder sind vom

Rind.

Nach Kundenwunsch können auch exotische Leder verwendet werden.

Dies treibt den Preis und den Arbeitsaufwand sehr schnell sehr hoch.

Bei jedem Leder gibt es zwei Seiten. Die

Narbenseite und die Fleischseite.

Leder hat zudem eine Zugrichtung. Dies

muss beim Ausschneiden der Muster

beachtet werden. Nimmt man dies nicht

zur Kenntnis, kann sich der Schuh in der

Länge oder in der Breite stark verziehen.

4.6 Das Schnittmuster

Diese drei Papier-Schnittmuster werden

mit Hilfe der zuvor gemessenen Grössen

des Fusses aus dickem Papier

ausgeschnitten. Das Leder wird mit einer

scharfen Klinge bearbeitet. Dabei sollte

man auch gut auf die Rückseite des

Leders achten. Es kommt immer wieder

vor, dass sich Tiere, Verletzungen

zuziehen, welche Narben hinterlassen.

Vorsicht!

Der linke und rechte Ristteil sind nicht

gleich hoch. Schauen Sie sich Ihren Fuss

an, genauer den Knöchel. Er ist auf der

Innenseite einiges höher. Dies muss bei

der Verarbeitung mit einbezogen werden.

Narbenseite Fleischseite

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4.7 Schärfen

Alle ledrigen Einzelteile müssen

„geschärft“ werden. Bei diesem Schritt

werden alle Kannten die sich im fertigen

Schuh überlappen dünner geschnitten.

An kniffligen Stellen wird dies mit einem

gebogenen Messer auf einer Steinplatte

von Hand gemacht, fast überall jedoch

maschinell.

Ich selber dürfte nur von Hand schärfen.

Selbst für den Fachmann oder die

Fachfrau ist es schwierig die Maschine

zu bedienen, da bei einer falschen

Bewegung das ganze Lederstück

hineingezogen und zerfetzt wird. Das

Schärfen ist wichtig, damit keine

Druckstellen endstehen die beim Tragen

stören können.

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4.8 Nähen

Alle zuvor ausgeschnittenen Lederstücke werden zusammengenäht. Das Oberleder hat im Gegenzug zum

Futter an der Ferse ein extra Lederstück. Dieses hat jedoch keine eigentliche Funktion. Er wird aus

ästhetischen Gründen verbaut. Nach dem Nähen werden alle Nähte mit dem Hammer flach geschlagen.

Wieder aus demselben Grund: es darf nicht stören. Zudem werden die Nähte mit einem Stoffklebeband

versiegelt. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der Nähmaschine, durfte ich mich am zweiten Schuh

versuchen (Unterschiede sind erkennbar).

Das Oberleder und das Futter werden nur am oberen

Rand vernäht. Danach durfte ich mit einer Schere das

Futter so zuschneiden, dass es nicht mehr über den

Rand des Oberleders ragt (Bild unten).

Links und rechts wurden jeweils drei Ösen für die

Schuhbändel angepresst. Das Pressen durfte ich

übernehmen, angezeichnet hat jedoch der Chef.

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4.9 Zwischenstand 1

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4.10 Verstärkungen herstellen

Zwischen Futter und Oberleder kommen

vier Verstärkungen; eine bei der Ferse,

zwei links und rechts an den Risten und

eine bei den Zehen. Auch hier mussten

alle Ränder abgeschärft werden. Die

Verstärkungen an der Ferse und an den

Zehen ist für den Halt und die

Formstabilität. Da in solch edlen Schuhen

eher dünne „Seidensocken“ getragen

werden, wirken die Erweiterungen an

den Risten gegen kalte Füsse. Achtung!

Die Verstärkungen müssen alle mit der

Narbenseite zum Fuss verarbeitet

werden. Bei Nässe rollt sich das Leder

zur Narbenseite.

Die Fersenverstärkung wird aus Hirsch-

Nackenleder gefertigt. Nackenleder hat

den Vorteil, dass es dicker ist und

dadurch auch sehr viel stabiler. Für

einfachere Bearbeitung wird das Leder

zuerst mit Wasser nass gemacht,

anschliessend ausgeschnitten und

geschärft.

Damit sich eine abgerundete Form

ergibt, wird in der unteren

Mitte ein Keil herausgeschnitten und

beide Seiten vernäht.

Die Leistverstärkungen werden aus dem

gleichen Leder gefertigt wie das

Oberleder.

Wie beim Ristteil des Oberleders und

des Futters werden zwei verschieden

grosse Verstärkungen ausgeschnitten

(unterschiedliche Knöchelhöhen).

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Bei der Vorderkappen-Verstärkung wird

seit einigen Jahren Thermoplast

verwendet. Thermoplast ist ein

Werkstoff der sich unter Hitze

verformt. Für diesen Schritt braucht

man keine Vorlage, einfach grosszügig

im Halbkreis abschneiden, an der

geraden Kante schärfen und fertig.

4.11 Verstärkungen einbauen

Zuerst wird das Fersenstück eingepasst. Es wird zwischen Oberleder und Futter so platziert, dass es die Naht

berührt. Es ist sehr wichtig, weil sonst die Fersenspitze einfällt. Damit dies besser gelingt, wird das Lederstück

erneut gewässert und anschliessend mit einem langsam, trocknenden Leim eingepinselt.

Die Riststücke werden ohne Leim hineingelegt. Die Vorderkappen-Verstärkung wird noch nicht eingebaut.

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4.12 Die Sohle ist noch nicht das Profil

Die Sohle wird ebenfalls aus Nackenleder fabriziert. Vier bis fünf Nägel genügen um sie

mit der Brandsohle auf dem Leist zu fixieren.

Anschliessend wird mit viel Leim die Gelenkfeder (Bild oben) auf die Sohle geklebt. Eine Gelenkfeder ist

optional. Sie findet bei Massschuhen jedoch meist Verwendung, um Gelenkschmerzen bei lagen Fussmärschen

und abrupter Kraftkompensationen vorzubeugen. Damit die Gelenkfeder an ihrem Platz bleibt wird sie mit

einem Thermoplast-Belag (Bild unten: grauer Belag) verstärkt. Der Thermoplast wird stark abgeschliffen,

damit keine Druckstellen entstehen.

Vorsicht! Die zuvor angebrachten, seitlichen Nägel (Bild oben: Kreise) zur Befestigung der Sohle müssen

vorher herausgezogen werden und nach dem Verkleben des Thermoplast-Belages erneut angebracht werden,

damit die Sohne am Leist befestigt bleibt. Das Profil wird erst am Schluss darüber geleimt.

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4.13 Zwicken „die Seele einhauchen“

In der Schuhmacher-Werkstatt wurde immer wieder davon gesprochen, dass dem Schuh die „Seele

eingehaucht“ wird. Weniger spektakulär gesagt, wird dem Leder die Form des Leistes gegeben. Das Zwicken

ist die sowohl schönste als auch schwierigste Arbeit des Schumachers. Es bedarf viel Übung und grossem

Geschick. Nach meinen vier Tagen Mithilfe konnte ich keinen geraden und festen Zwick setzten. Im Gegenzug

durfte ich die Nägel und Klammern wieder lösen.

Zuerst ist es wichtig, dass der Schuh

gebunden ist und man das Leder am

Leist befestigt. Dies macht man mit

einem Nagel in den Leist durch das

noch überstehende Futter hinten an der

Fersenspitze. Mit dem eigentlichen

Zwicken wird dann an der Ferse

begonnen. Der Schuhmacher klemmt

den Leist mit dem darüber gezogenen

Leder zwischen die Oberschenkel. Mit

Hilfe einer Zwickzange 2werden das

Futter, die Fersenverstärkung und das

Oberleder über den Leist auf die Sohle

gespannt und anschliessend mit einem

dünnen Nagel fixiert. Dabei darf das

Leder zwischen dem Loslassen der Zange und dem Setzen des Nagels nicht an Spannung verlieren. Dieser

Ablauf wird in immer kleineren Abständen wiederholt. Achtung es darf weder zu viel noch zu wenig Kraft

eingesetzt werden. Beim Verwenden von zu viel Kraft kann das Leder reissen, bei zu sanftem Ziehen passt der

Schuh nicht an den Fuss.

Im ersten Zwickvorgang wird bei der Vorderkappe nur das Futter gezwickt (siehe Bild 1, Zwischenstand 2).

Das Zwicken ist beendet, wenn:

keine Luft zwischen Leist und Leder ist.

die Zwickkante auf Höhe der Sohle gut erkennbar ist.

das Leder gerade auf dem Leist sitzt.

die Schuhhöhe stimmt.

Ist eines dieser Kriterien noch nicht erfüllt, werden die betroffenen Stellen erneut gezwickt.

Für einen fertigen Schuh müssen alle

Nägel herausgezogen werden. Damit

der Schuh auch danach noch hält, wird

er verklebt. Zwischen jede Lage kommt

Kleber. D.h. Zuerst wird das Futter auf

die Sohle geklebt, später die

Verstärkungen, dann das Oberleder.

Die Zwicknägel werden nach dem

Verleimen, zur Festigung, krumm

geschlagen. Um das ganze nochmals zu

verstärken, werden Klammern mit

Druckluft in den Leist geschossen.

2 Erklärungen in Kapitel 6

Zwick-Kante

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4.14 Zwischenstand 2

Erster Zwickvorgang: Bei der Vorderkappe wird vorerst nur das Futter gezwickt.

Rechter Schuh: teilweise gezwickt.

Linker Schuh: vor dem Zwicken.

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4.15 Die Vorderkappe

Die aus Thermoplast bestehende

Vorderkappe wird erhitzt und auf

das Futter gespannt.

Beides wurde zuvor geglast (mit

einer Glasscherbe aufgeraut)und

mit Kleber eingestrichen. Es ist

darauf zu achten, dass die

Ristverstärkungen nicht

dazwischen geraten.

Dann gut mit dem Schuhmacher-

Hammer3 anklopfen und

abschleifen.

Es folgt das Einstreichen der

Ristverstärkungen und der

abgeschliffenen Vorderkappe mit

Leim.

Dann alles mit dem Hammer gut

festigen und ein weiteres Mal

abschleifen.

Beim Zwicken der Vorderkappe ist

nur noch das Oberleder vorhanden.

Es ist aber deswegen nicht weniger

schwierig.

Der schmale Grat zwischen genug

Kraft und zu viel Kraft ist auch hier

sehr schwierig einzuschätzen.

Danach gleich wie zuvor verkleben

und mit Klammern fixieren.

3 Erklärungen in Kapitel 6

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4.16 Der Rahmen

Nach 20 Minuten im Backofen und

einer Nacht Trocknungszeit habe

ich die Nägel und Klammern mit

der Beisszange gezogen.

Achtung: Alle Nägel müssen

gezogen werden, auch jene zur

Sohlen-Befestigung in der

Schuhmitte. Ansonsten zerreisst

der Schuh beim Entleisten. Der

gewellte Rand aus Leder wird mit

dem Schuhmacher-Hammer dünner

geschlagen. Dies schafft Platz für

den Rahmen.

In unserem Fall haben wir einen

schwarzen Kunststoff-Rahmen

verarbeitet. Diesen kann man mit

Spezialleim ankleben.

Bei einem Leder-Rahmen kommt es

vor, dass er genäht werden muss.

Leder-Rahmen werden heute

ebenfalls meist verklebt.

Man kann den Rahmen nur

montieren, wenn die Zwickkante

stabil ist. Jede Unebenheit bliebe

danach gut sichtbar.

Um die Erhöhungen des Rahmens

auszubessern, setzt man eine

Schaumstoffsohle ein. Sie wird mit

der Schleifmaschine auf die

gewünschte Dicke geschliffen. So

sind keine Unebenheiten mehr zu

spüren.

Achtung: Alle Nägel müssen

gezogen sein. Auch jene zur

Sohlen-Befestigung in der

Schuhmitte.

Auf dem Bild sind noch 3 Nägel. Finden Sie diese?

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4.17 Das Profil

Das Profil wird ohne Schablohne

grosszügig ausgeschnitten,

anschliessend satt mit Kleber

eingestrichen und direkt auf die

vorbereitete Sohle geklebt. Der

überschüssige Rand wird mit einem

Cutter abgeschnitten.

Mit einer Spezialpresse wird der

Schuh an das Profil gedrückt. Nach

zwei Stunden hält beides

bombenfest. Ein Profil kann

problemlos, je nach Verschleiss,

nach einigen Jahren erneuert

werden.

4.18 Der Absatz

Der Absatz beträgt bei einer Frau

¼ der Schuhlänge bei einem Mann

¼ der Schuhlänge + 1cm.

Dort wo der künftige Absatz

platziert wird, muss das Profil mit

einer Schleifmaschine abgetragen

und aufgeraut.

Der Absatzblock wird mit einem

Stück Profil ergänzt und angeklebt.

Der Schuh wird ein weiteres Mal

gepresst.

Absatzblock und Profil werden mit

Farbe dem Leder angepasst.

Gleich wie der Rahmen, kann man

den Absatzblock auch aus Leder

(Nackenleder) machen. Dies ist ein

sehr langwieriger Prozess, jede

Lage muss einzeln verklebt und

getrocknet werden. Es ist ein

erheblich grösserer Zeit- und

Kostenaufwand bis die gewünschte

Dicke erreicht ist.

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4.19 Entleisten

Wäre der Leist aus einem Stück,

müsste der Schuh zerschnitten

werden. Da dies nicht wirklich

erwünscht ist, besteht er aus zwei

bis drei Teilen.

Jeder Teil besitzt ein Loch an

welches der Leistschlüssel4

angebracht wird. Wie auf dem Bild

(unten rechts) zu sehen ist, nützt

man die Kraft des Beines. Nach

einigen, kräftigen Tritten ist der

Leist befreit.

Sollte sich an dieser Stelle noch ein

Nagel im Leist befinden, darf der

ganze Schuh neu gemacht werden!

Nach dem Entfernen der

Brandsohle kommen die

Nagellöcher zum Vorschein. Mit

einer groben Raspel5 werden diese

abgestumpft.

4.20 Die Fussbettung

Die Fussbettung besteht aus

Kombimaterial und ist für den

bequemen Stand verantwortlich.

Kombimaterial besteht aus zwei

verschiedenen Werkstoffen die fest

miteinander verbunden sind. In

unserem Fall ist die weisse Schicht

weich und die hellblaue starr. Auch

die Fussbettung ist thermisch

verformbar und wird unter Druck

dem Leist und auf der unteren Seite

der Brandsohle angepasst. Falls

notwendig, können kleine

Veränderungen beim Anprobieren

vorgenommen werden. Für das

Auge wird am Schluss eine

schwarze Versiegelung aufgeklebt.

4 Erklärungen in Kapitel 6 5 Erklärungen in Kapitel 6

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5 Das Endresultat

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6 Werkzeuge/Fachbegriffe

6.1 Die schuhmacherspezifischen Werkzeuge

Auf dieser Seite sind nicht alle Werkzeuge abgebildet, die wir gebraucht haben. Ich habe mir diejenigen

ausgesucht die in erster Linie zur Schuherstellung gebraucht werden.

Schuhmacher-Hammer:

Die linke Seite wird verwendet,

um Kanten zu schlagen.

Die Rechte, um zu festigen,

komprimieren oder platzieren.

Zwickzange:

Kleine

Hammerflächen

links und rechts

Lederschere:

Mit einseitig

gezackter und

anderweitig glatter

Schnittfläche, ideal

geeignet um Leder zu

schneiden.

Leistschlüssel:

Eine gebogene

Metallwelle mit

einem ca. 1m langen

Lederband.

Dient einzig dazu den

Leist vom Schuh zu

befreien.

Raspel:

Flaches Metallstück mit spitziger

Musterung.

Geeignet um Oberflächen zu bearbeiten.

Nagelheber:

Ideal, um geborgene

Nägeln und

Klammern zu lösen.

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6.2 Fachbegriffe

Rist

Flucht (1)

Ferse

Flucht (2)

Schuhhöhe

Absatzfleck

Leist

Rahmen

Vorderkappe

Profil

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7 Schlusswort und Reflexion

Am Anfang stand die Idee ein eigenes Paar Schuhe herzustellen. Dieses Ziel musste ich aus diversen Gründen

(Kosten, Zeitaufwand usw.) früh im Projekt aufgeben und doch erlebte ich die gesamte Arbeit als gelungen.

Während meinen Herbstferien durfte ich eine Woche lang in der Schusterei von Herrn Lüchinger in Rebstein

arbeiten. Dies waren strenge, aber genauso interessante und lehrreiche Tage. Das Projekt nahm so richtig

Gestalt an.

Insgesamt machte ich mehr als 400 Fotos und einige Seiten handschriftliche Notizen und Skizzen. Nach diesem

praktischen Teil der Arbeit begann die „lange Wanderung“ bis zur fertigen VA.

Angefangen habe ich mit einer groben Auswahl von ca. 100 Fotos. Mein Ziel war eine Art „Fertigungs-

Anleitung“ für die Herstellung eines Schuhes zu erarbeiten. Die Struktur des Hauptteils ergab sich durch den

Herstellungsprozess der Massschuhe. Ich wollte möglichst alle wichtigen Arbeitsschritte und auch die

Werkzeuge bildlich und in Schriftform so dokumentieren, dass sie auch für Laien verständlich sind.

Das Schreiben gehört nicht zu meinen Stärken. Diesen Umstand habe ich bereits bei der Arbeitsplanung

berücksichtigt, speziell in der Grobplanung. Dies bedeutete für mich genügend Zeit vorzusehen und frühzeitig

zu beginnen.

Dies hat sich ausbezahlt. Nach 60 Arbeitsstunden am PC lag der zu korrigierende Entwurf vor. Unterschätzt

habe ich die Detailarbeit zum Schluss. Der Finish bestand darin alle Vorgaben der Vertiefungsarbeit zu

erfüllen, im Speziellen die Einleitung, der Schlussteil, die Darstellung, die Rechtschreibung usw.

7.1 Persönliche Erkenntnisse/Lernerfahrungen

Die Herstellung eines Massschuhes nimmt sehr viel mehr Zeit und Know-how in Anspruch als

ich annahm.

Den 50%igen Selbstanteil zu erfüllen war kein Problem für mich.

Durch das gezielte und intensive Fotografieren mit einer Spiegelreflex-Kamera festigte ich meine

Kenntnisse.

In der Rechtschreibung habe ich grosses Verbesserungspotential. Könnte ich dieses besser

nutzen, würde ich Zeit gewinnen und „vielleicht, sogar unter Umständen“ Freude am Schreiben

entwickeln.

Mit dem Resultat meiner Arbeit bin ich gut zufrieden. Das ganze Projekt hat meine

Erwartungen übertroffen.

Die hergestellten Lederschuhe gefallen mir sehr gut, dies auch wenn sie nicht meinem „Styl“

entsprechen.

Der Preis von 2‘000-3‘000 Franken ist gerechtfertigt. Beachten Sie, jeder oben aufgeführte

Schritt der Schuherstellung, darf für das vervollständigen des Schuhpaares wiederholt werden.

Nach meinem Zeitplan wollte ich die Arbeit am 10. Dezember druckbereit fertiggestellt haben. Dieses Ziel

hatte ich mit einigen Tagen Verspätung am Sonntag 18. Dezember erreicht.

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8 Danke

Mein grosser Dank geht zuerst an Herrn Lüchinger. Ohne seine Zusage, seine fachmännische Unterstützung

und seine Hilfsbereitschaft hätte ich dieses Projekt nicht realisieren können.

Im Weiteren danke ich Frau Eugster für ihre Einführung und Unterstützung während der Vertiefungsarbeit

und ihre unkomplizierten, spontanen Hilfestellungen.

Von meinem Vater bekam ich den Fotoapparat und das Auto. Zudem hat er Korrektur gelesen.

Herzlichen Dank an alle.

9 Quellenverzeichnis

Abgesehen von Kapitel 3 sind alle anderen Informationen und Bilder selbst erarbeitet.

¹ https://de.wikipedia.org/wiki/Schuh (Bild „Ötzis-Schuh“ und der Text.)