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70 CHIP FOTO-VIDEO digital 01/2009 CHIP FOTO-VIDEO digital 01/2009 71 Sind wir doch mal ehrlich, meist sieht die Landschaft in Wirklichkeit brillanter aus als auf vielen unserer Fotos. Und nicht selten zeigt der Blick auf das Helligkeits-Histogramm, dass keine Fehlbelichtung vorliegt. Was also unterscheidet ein gewöhnliches Bild von der Wow!-Aufnahme, die jeden in Erstaunen setzt? Die Witterung, die Jahreszeit, die Lichtver- hältnisse oder die Landschaft selbst – all das sind relevante Faktoren für das Gelingen von herausragenden Landschaftsaufnahmen. Heißt das nun, dass nur an grandiosen Orten und zu bestimmten Zeiten tolle Bilder entstehen? Zum Glück ist es nicht ganz so kompliziert. Die richtige Aufnahmetechnik, ein oder zwei Regeln im Hinterkopf, eine Hand voll Filter im Gepäck und – nicht zu vergessen – ein Stativ schaffen die Grundlage für faszinierende Bilder von Stränden, Gebirgsformationen, Sonnenun- tergängen ... Mit etwas Übung und sorgsamer Suche nach dem idealen Aufnahme-Stand- punkt werden Sie, schneller als Sie denken, zu überzeugenden Ergebnissen kommen. Haupt- sache, Sie fangen an, bewusst zu gestalten. Nur eine einzige Lichtquelle Als Fotograf ein vor Augen liegendes Land- schaftsmotiv perfekt einzufangen heißt, sich auf die Suche nach der optimalen Perspektive und dem idealen Ausschnitt zu machen. Doch wenn das Licht nicht mitspielt, wird selbst eine grandiose Kulisse, wie etwa die des Grand Can- yon, auf den Aufnahmen nicht im Entferntesten dem gleichen, was man aus Bildbänden kennt. Das Sonnenlicht ist der wichtigste Einflussfak- tor für die Landschaftsfotografie und entfaltet je nach Tageszeit und Wetterlage ganz unter- schiedliche Lichtwirkungen. Dies macht aus Landschaftsfotografen „Aktivisten der frühen Morgenstunden“ und lässt sie auf das Durchbre- chen der Sonne an Nebeltagen warten. Unsere Beispiele zeigen ihnen eine breite Auswahl an Möglichkeiten, wie Sie Landschaf- ten bei den unterschiedlichsten Witterungsver- hältnissen gekonnt umsetzen können. Eine großartige Landschaft macht noch kein großartiges Foto. Wenn Sie alles nur dem Zufall überlassen, sind Enttäuschungen programmiert. Mit den nachfolgenden Tipps bekommen Ihre Aufnahmen um einiges mehr Aussagekraft und Brillanz. Von Juliane Weber Faszinierende Landschaften Kaltes Wasser: Schuhe aus und rein ins kalte Wasser. Für die spektakuläre Aufnahmen scheute Teilnehmer Hubert Floh keine Mühe. Hoch hinauf: Die Karwendelbahn brachte die Teilnehmer von Mittenwald aus bis auf eine Höhe von circa 2.000 Meter. Workshop-Leiter: Fotograf Stephan Paul Stuemer gab den Teilnehmern kurz vor dem Aufstieg zur Karwendelspitze noch wertvolle Tipps. 1 Magische Momente 2 Spannende Perspektiven 3 Widriges Wetter 4 Glitzernde Wasserläufe Der Landschafts-Workshop von CHIP FOTO-VIDEO digital In den bayerischen Alpen, unter der Leitung von Profi-Fotograf Stephan Paul Stuemer, lernten die acht Teilnehmern, wie ein- fach es sein kann, auch ohne großen Aufwand ans Ziel zu gelangen. Und gleich zu Anfang wurde aus der Not eine Tugend. Der erste Tag präsentierte sich alles andere als ideal. Ein Auf- enthalt im Spa-Bereich des Fünf-Sterne-Hotels Schloss Elmau schien verlockender als der Ausblick von der Westli- chen Karwendelspitze. Die Teilnehmer jedoch waren nicht zu bremsen. Erst ging es mit der Karwendelbahn auf den wolkenverhangenen Berg und im zweiten Teil des Work- shops sogar ins kalte Wasser. Die Freude an der Fotografie haben die ambitionierten Fotografen aber während des ganzen Tages nicht verloren. In Kooperation mit Fujifilm FinePix S100fs: Mit einem Brennweitenspektrum von 28 bis 400 Millimetern auch perfekt für Landschaftsaufnahmen. PRAXIS Landschaftsfotografie PRAXIS Auf Heft-CD Video: Workshop Landschafts- fotografie auf Schloss Elmau

Video: Workshop Landschafts- PRAXIS Landschaftsfotografie€¦ · kommen. Klar, schöne Motive bieten sich auch zu anderen Tageszeiten. Doch morgens und abends herrscht ein weiches,

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Page 1: Video: Workshop Landschafts- PRAXIS Landschaftsfotografie€¦ · kommen. Klar, schöne Motive bieten sich auch zu anderen Tageszeiten. Doch morgens und abends herrscht ein weiches,

70 CHIP FOTO-VIDEO digital 01/2009 CHIP FOTO-VIDEO digital 01/2009 71

Sind wir doch mal ehrlich, meist sieht die Landschaft in Wirklichkeit brillanter aus als auf vielen unserer Fotos. Und nicht selten zeigt der Blick auf das Helligkeits-Histogramm, dass keine Fehlbelichtung vorliegt. Was also unterscheidet ein gewöhnliches Bild von der Wow!-Aufnahme, die jeden in Erstaunen setzt?

Die Witterung, die Jahreszeit, die Lichtver-hältnisse oder die Landschaft selbst – all das sind relevante Faktoren für das Gelingen von herausragenden Landschaftsaufnahmen. Heißt das nun, dass nur an grandiosen Orten und zu bestimmten Zeiten tolle Bilder entstehen?

Zum Glück ist es nicht ganz so kompliziert. Die richtige Aufnahmetechnik, ein oder zwei

Regeln im Hinterkopf, eine Hand voll Filter im Gepäck und – nicht zu vergessen – ein Stativ schaffen die Grundlage für faszinierende Bilder von Stränden, Gebirgsformationen, Sonnenun-tergängen ... Mit etwas Übung und sorgsamer Suche nach dem idealen Aufnahme-Stand-punkt werden Sie, schneller als Sie denken, zu überzeugenden Ergebnissen kommen. Haupt-sache, Sie fangen an, bewusst zu gestalten.

Nur eine einzige Lichtquelle

Als Fotograf ein vor Augen liegendes Land-schaftsmotiv perfekt einzufangen heißt, sich auf die Suche nach der optimalen Perspektive und dem idealen Ausschnitt zu machen. Doch

wenn das Licht nicht mitspielt, wird selbst eine grandiose Kulisse, wie etwa die des Grand Can-yon, auf den Aufnahmen nicht im Entferntesten dem gleichen, was man aus Bildbänden kennt. Das Sonnenlicht ist der wichtigste Einflussfak-tor für die Landschaftsfotografie und entfaltet je nach Tageszeit und Wetterlage ganz unter-schiedliche Lichtwirkungen. Dies macht aus Landschaftsfotografen „Aktivisten der frühen Morgenstunden“ und lässt sie auf das Durchbre-chen der Sonne an Nebeltagen warten.

Unsere Beispiele zeigen ihnen eine breite Auswahl an Möglichkeiten, wie Sie Landschaf-ten bei den unterschiedlichsten Witterungsver-hältnissen gekonnt umsetzen können.

Eine großartige Landschaft macht noch kein großartiges Foto. Wenn Sie alles nur dem Zufall überlassen, sind Enttäuschungen programmiert. Mit den nachfolgenden Tipps bekommen Ihre Aufnahmen um einiges mehr Aussagekraft und Brillanz. Von Juliane Weber

Faszinierende Landschaften

Kaltes Wasser: Schuhe aus und rein ins kalte

Wasser. Für die spektakuläre Aufnahmen scheute

Teilnehmer Hubert Floh keine Mühe.

Hoch hinauf: Die Karwendelbahn brachte die Teilnehmer von Mittenwald aus bis auf eine Höhe von circa 2.000 Meter.

Workshop-Leiter: Fotograf Stephan Paul Stuemer

gab den Teilnehmern kurz vor dem Aufstieg

zur Karwendelspitze noch wertvolle Tipps.

1 Magische Momente 2 Spannende

Perspektiven 3 Widriges Wetter 4 Glitzernde

Wasserläufe

Der Landschafts-Workshop von CHIP FOTO-VIDEO digitalIn den bayerischen Alpen, unter der Leitung von Profi-Fotograf Stephan Paul Stuemer, lernten die acht Teilnehmern, wie ein-fach es sein kann, auch ohne großen Aufwand ans Ziel zu gelangen. Und gleich zu Anfang wurde aus der Not eine Tugend. Der erste Tag präsentierte sich alles andere als ideal. Ein Auf-enthalt im Spa-Bereich des Fünf-Sterne-Hotels Schloss Elmau schien verlockender als der Ausblick von der Westli-chen Karwendelspitze. Die Teilnehmer jedoch waren

nicht zu bremsen. Erst ging es mit der Karwendelbahn auf den wolkenverhangenen Berg und im zweiten Teil des Work-shops sogar ins kalte Wasser. Die Freude an der Fotografie haben die ambitionierten Fotografen aber während des ganzen Tages nicht verloren.

In Kooperation mit

Fujifilm FinePix S100fs: Mit einem Brennweitenspektrum von 28 bis 400 Millimetern auch perfekt für Landschaftsaufnahmen.

Workshop-Leiter:Workshop-Leiter: Fotograf Stephan Paul Stuemer Workshop-Leiter: Fotograf Stephan Paul Stuemer Workshop-Leiter:

gab den Teilnehmern kurz vor dem Aufstieg gab den Teilnehmern kurz vor dem Aufstieg

zur Karwendelspitze noch wertvolle Tipps.wurde aus der Not eine Tugend. Der erste Tag präsentierte sich alles andere als ideal. Ein Auf-

Elmau schien verlockender als

Fotografen aber während des ganzen Tages nicht verloren.

PRAXIS LandschaftsfotografiePRAXIS LandschaftsfotografiePRAXIS

Auf Heft-CDVideo: Workshop Landschafts-fotografie auf Schloss Elmau

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Ein Bild wirkt dann spannend, wenn es eine nicht alltägliche Betrachtungsweise wider-spiegelt. Aufnahmen, die aus einem Blickwin-kel gemacht wurden, die dem unseres Auges entsprechen, sind meist hübsch anzu sehen, aber vermitteln keine Spannung. Ein Wow!-Effekt stellt sich dann ein, wenn das Auge des Betrachters auf etwas trifft, was es nicht jeden Tag zu sehen bekommt.

Tipp 1: Spiel mit der Perspektive

Wald in seiner monokulturellen Ausprägung wird als eine Anhäufung von sich gleichenden Bäumen wahrgenommen. Und oft tut man gut daran, den Waldboden aus dem Spiel zu lassen. Denn allzu häufig gerät nicht tiefgrün schillerndes Moos ins Bild, sondern ein Gewirr aus dürren toten Ästen, das von den Bäumen ablenkt. Besser, Sie führen den Blick entlang der Baumstämme in Richtung Krone. Dies ver-leiht der Aufnahme die nötige Perspektive und vermittelt gleichzeitig die entsprechende Grö-ße der Bäume. Natürlich ist es kein Fehler, den Waldboden mit in das Bild aufzunehmen. Nur sollten Sie dann darauf achten, dass er nicht allzu störend oder zu trist empfunden wird.

Tipp 2: Größendimension erschließen

Unser Auge ist es gewohnt, alles zu verglei-chen. Eine Vorstellung von Größe oder Weite gewinnen wir dadurch, dass es in der Auf-nahme einen entsprechenden Anhaltspunkt gibt. Wie groß der Baum oder wie ausgedehnt ein Strandabschnitt ist, wird erst dann offen-

sichtlich, wenn wir ein Objekt im Bild haben, dem wir eine bestimmte Größe zuzuschreiben gewohnt sind. Ohne ein solches Vergleichsobjekt fehlt der Referenzpunkt, und die Aufnahme transportiert das, was man ursprünglich gese-hen hat, nicht mehr. Menschen oder Gegenstän-de, wie beispielsweise Autos, denen wir eine ungefähre Größe zuschreiben, sind geeignet, ei-nen entsprechenden Referenzpunkt in die Auf-nahme mit einzubauen. Dies funktioniert im Übrigen auch bei sehr kleinen Dingen. Legen Sie diese einfach in die Hand und schon werden die Größenverhältnisse offensichtlich.

Tipp 3: Umgang mit der Horizontlinie

Platzieren Sie den Horizont nicht immer mit-ten im Motiv. Überlegen Sie sich ausgehend von der Umgebung, was sie hervorheben möchten. Um den Himmel zu betonen, lassen Sie die Horizontlinie im unteren Drittel des Bildes verlaufen. Ist die Landschaftsforma-tion das Highlight, platzieren Sie die Linie im oberen Drittel. Bei beiden Varianten wird die Aufnahme nicht durch die Horizontlinie geteilt. Das Motiv wirkt interessanter und vor allem zaubern Sie Tiefe ins Bild. Achten Sie ebenfalls darauf, dass Ihr Bild nicht nach links oder rechts kippt. Durch einen geraden Ver-

lauf der Horizontlinie wirkt die Aufnahme entsprechend ausbalanciert.

Tipp 4: Schärfebereich

Außer dass eine offene Blende tabu ist, stellt sich in Sachen Schärfe die Frage, auf welchen Punkt scharf-gestellt werden soll? Zieht man die Regel heran, dass vom Fokuspunkt aus gesehen sich der Schärfe bereich im Verhältnis von 1/3 zu 2/3 nach vorn respektive nach hinten „aus-breitet“, sprich 1/3 vor dem Fo-kuspunkt liegt und 2/3 dahinter, so ist die Lösung recht einfach. Fokussieren Sie nicht auf die Mitte Ihres Motivs, sondern auf einen Punkt, der sich in etwa auf dem ersten Drittel der Gesamtstrecke befindet.

Niemals ohne Stativ hinaus in die Natur. Mit einem 3D-Neiger lässt sich der Bildaus-schnitt fein justieren.

Morgenstund hat Gold im Mund, auch und gerade in der Landschaftsfotografie. Wer auf spektakuläre Bilder aus ist, wird nicht umhinkommen, das ein oder andere Mal früh loszuziehen. Stellen Sie also den Wecker und bereiten Sie sich auf einen langen Tag vor.

Tipp 1: Die richtige Tageszeit

Eine goldene Regel der Landschaftsfotografie besagt, dass für professionelle Ergebnisse nur die Morgendämmerung, circa 30 Minuten vor und 60 Minuten nach Sonnenaufgang, oder aber die Abenddämmerung, jeweils 30 Minuten vor und nach dem Sonnenuntergang, in Frage kommen. Klar, schöne Motive bieten sich auch zu anderen Tageszeiten. Doch morgens und abends herrscht ein weiches, warmes Licht vor, auch die Schatten sind entsprechend weich. Su-chen Sie sich Ihre Motiv tagsüber, wobei Sie den alten Merkspruch „Im Osten geht die Sonne auf, im Süden ist ihr Mittagslauf, im Westen wird sie untergehen, im Norden ist sie nie zu sehen“ im Hinterkopf behalten sollten. Hilfreich ist auch ein kleiner Kompass am Schlüsselbund.

Tipp 2: Bildaufbau

Auf drei Dinge sollten Sie achten, damit Ihre Landschaftsaufnahme die nötige Tiefe erhält. Nehmen wir zum Beispiel ein Foto am Meer. Da wäre zunächst der Vordergrund: Das Bild sollte nicht mitten im Wasser beginnen, son-dern wenn möglich davor, an einem Strand oder an einem Steg. Dann der mittlere Bildbe-reich, also das Meer, in dem sich die Sonne bei einem Sonnenuntergang spiegelt. Und schließ-lich der Hintergrund: Da würde sich der Him-mel mit den Wolken ganz gut machen – gerade bei einem Sonnenuntergang, der den Himmel in berückende Farben taucht. Oftmals ist es so, dass Hintergrund und Mitte wunderbar plat-ziert werden, aber leider der Vordergrund fehlt. Achten Sie beim nächsten Mal auf alle drei Ele-ment, um die entsprechende Tiefe zu erreichen.

Tipp 3: Belichtungstricks

Wenn Sie beispielsweise bei Sonnenuntergän-gen in Richtung Sonne fotografieren, passiert es leicht, dass der Belichtungsmesser der Kamera verwirrt ist. Die Aufnahme fällt dann weniger famos aus, der ganze Aufwand war umsonst. Eine simple Methode kann Abhilfe schaffen: Suchen Sie sich einen Punkt über der unterge-henden Sonne und drücken Sie den Auslöser halb durch. Wichtig: Die Sonne darf sich nicht im Sucher befinden. Entweder stellen Sie dann die gefundene Belichtung manuell an Ihrer Kamera ein oder Sie halten den Auslöser halb gedrückt, kehren zu Ihrem ursprünglichen Bild-ausschnitt zurück und lösen dann aus.

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Starkes Sonnenlicht: Aufgrund des Einstrahlwinkels der tiefste-henden Sonne empfiehlt es sich, hier etwas unterzubelichten.

Magische Momente

Bildaufbau: Die vom Strand im Vordergrund ins Wasser führende Pfahlreihe verleiht der Aufnahme die nötige Tiefenwirkung.

Abenddämmerung: Weiches Sonnenlicht, wie es frühmorgens und abends vorherrscht, gibt solchen Aufnahmen ihre berückende Wirkung.

Aufnahme-Info 21 mm * f 18 * 1/13 Sek * ISO 100

Horizontlinie: Je nachdem, wo sie im Bild verläuft, betont die Horizontlinie den Himmel oder auch die Landschaftsformation.

Perspektive: Die ungewohnte Blickrichtung sorgt für jene spannende Eindrücklichkeit, die eine Aufnahme zu etwas Besonderem macht.

Einordnung: Die tatsächli chen Größenverhältnisse werden erst durch einen Referenzpunkt in der Aufnahme erkennbar.

2 Spannende Perspektiven

PRAXIS Landschaftsfotografie

Aufnahme-Info 35 mm * f 11 * 1/30 Sek * ISO 100

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Der klassische Trick, das bewegte Was-ser eines munter über die Steine bergab flie-ßenden Bachs fotografisch einzufrieren, ist schnell erlernt. Von den Einstellmöglichkeiten ISO-Wert, Blende und Zeit ist die richtige Wahl der Belichtungszeit der ausschlaggebende Para-meter. Zauberei ist hier nicht mit im Spiel, aller dings kann der gekonnte Einsatz von Fil-tern erforderlich sein, um zu begeisternden Ergeb nissen zu kommen.

Tipp 1: Wasser in Bewegung

Um die Verwendung eines Stativs kommen Sie hier definitiv nicht herum. Damit das Flie-ßen des Wassers entsprechend samtig weich erscheint, benötigen Sie eine lange Belich-tungszeit ab rund einer Sekunde oder länger. Um dies zu erreichen, wird es insbesondere an sonnigen Tagen meist nicht ausreichend sein, einfach nur die Blende so weit wie möglich zu schließen. Hier kommt der Neutraldichte-Fil-ter, auch Graufilter genannt, ins Spiel. Dieser schluckt einige Blenden, ohne die Farben zu verändern: Ein Filter mit einer Neutraldichte von 0,3 schluckt eine Blende, was eine doppelt so lange Belichtungszeit bedingt. Da dies meist zu wenig ist, dürfte ein Filter mit einer Neut-raldichte von 0,9, was drei Blendenstufen ent-spricht, die bessere Wahl sein. Sie können aber auch mehrere Filter kombinieren.

Tipp 2: Wasser durchsichtigmachen Wer sich keinen Graufilter zulegen möchte, kann solche Aufnahmen auch bei bewölktem Himmel umsetzen. Je trüber der Tag, desto länger kann belichtet werden. Dadurch wird zudem das Risiko einer Überbelichtung minimiert. Auch ein Polfilter kann zu Hilfe genommen werden. Dieser schluckt ebenfalls Licht und unter-drückt gleichzeitig Reflexionen. Das Wasser wird sozusagen durchsichtig, die Fische im Wasser und die Kiesel am Bachgrund werden so plötzlich sichtbar.

Tipp 3: Kristallene Momente

Soll die Fließbewegung nicht weichgespült erscheinen, sondern das Sprudeln scharf einge-fangen werden, müssen Sie die Belichtungszeit soweit wie möglich verkürzen. Um einen noch besseren Effekt zu bekommen, verwenden Sie den eingebauten Blitz Ihrer Kamera oder einen Aufsteckblitz. Dabei gilt es, das Licht sozusagen in die richtigen Bahnen lenken, damit es beim Betrachten der Aufnahme später nicht sofort ins Auge springt. Dazu müssen Sie das Licht umlen-ken – beim Verwenden eines Aufsteckblitzes etwa mit einer

Streuscheibe oder alternativ mit pfiffigen und gut transportablen Reflektorlösungen.

Tipp 4: Vorteil Hochformat

Gerade bei Bergbächen ist die Fließbewegung des Wassers vorzugsweise vertikal. Daher bietet es sich an, solche Fließgewässer oder auch Wasserfälle im Hochformat zu fotogra-fieren. Die Aufnahme wirkt dann um einiges spannender. Es entsteht der Eindruck, als würde das Wasser wirk-lich noch in Bewegung sein.

Es ist wie beim Joggen. Bei schönem Wetter gehen die meisten vor die Türe. Aber wie sieht es aus, wenn es regnet, Gewitter dro-hen oder Nebel die Landschaft einhüllt? Dann wagt sich nur noch eine Minderheit ins Freie. Schade eigentlich, haben doch auch solche Witterungslagen für Fotografen einige über-wältigende Motive zu bieten – wenn man den „inneren Schweinehund“ überwunden hat.

Tipp 1: Nach dem Regen

Auch bei schlechtem Wetter darf die Kamera angeschaltet werden. Direkt nach einem Regenguss besteht mit die beste Möglichkeit, Blätter und Bäume in Szene zu setzen. Da es meist noch wolkig und damit etwas dunkler ist, wirkt das Grün gesättigter und die Regen-tropfen auf den Pflanzen vermitteln Frische und Leben. Es empfiehlt sich, wie von Makro-aufnahmen gewohnt, nah an das Objekt heran-zugehen oder zu zoomen. Gerade sommerliche Regengüsse zeitigen oft ein Phänomen von besonderem fotografischen Reiz: einen Regen-bogen. Mithilfe eines Polfilters können Sie die Farben wunderbar herausarbeiten. Drehen Sie den Filter so lange, bis die Farben des Regenbo-gens am brillantesten leuchten. Einen weiteren Vorteil bei der Verwendung dieses Filters ist der um einiges blauer wirkende Himmel.

Tipp 2: Nebel als Gestaltungsmittel

Tiefhängende Wolken oder auch Nebel können eine Landschaft in eine atemberaubende Stim-mung tauchen. Und wer geduldig ist, wird oft belohnt: Wenn sich erst einmal die Sonne durch die Nebelwand arbeitet oder durch die Wolken bricht und hierbei Lichtstreifen entstehen, sind Sie genau am richtigen Ort. Führen Sie eine Be-lichtungsmessung durch und erhöhen Sie die Belichtung um eine Blendenstufe. Mit dieser „Überbelichtung“ wird die Aufnahme freund-licher und die graue Wand wird abgesoftet. Im Gebirge gelingt es an manchen Nebeltagen, die zwischen den Felsformationen aufsteigenden Schwaden zu fotografieren – wobei sich der Aufstieg Richtung Gipfel lohnt, weil man sich oberhalb der Nebelschwaden befindet.

Tipp 3: Naturgewalten

Gewitter ist nicht für jeden etwas. Es ist auch nicht zu empfehlen, bei starken Unwettern mit der Kamera auf Motivjagd zu gehen. Doch wenn sich kurz vor dem Losbrechen des Natur-spektakels dunkel drohende Wolkenberge am Himmel zusammenballen und die Sonne doch noch für den einen oder anderen kurzen Augen-blick durchbricht, dann sollte man nicht lange fackeln, sondern zur Kamera greifen.

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Nebel: Er wirkt wie ein Diffusor und macht hartes Sonnenlicht weich. Dadurch entsteht eine mystische Stimmung.

Widriges Wetter

Kurze Belichtungszeit: Dabei wirkt das Wasser kristallklar und die Gischt des Bachs wird in ihrer Bewegung eingefroren.

Lange Belichtungszeit: Hier wirkt das Wasser seidenweich. Ein Stativ ist für diese Aufnahme-situation sehr zu empfehlen.

Spiegelungen: Frühmorgens sind die Chancen für glasklare Spiegelungen am größten. Still liegt dieser See unter dem kristallblauen Himmel.

4 GlitzerndeWasserläufe

Naturspektakel: Momente, in denen trotz den Himmel dominierender Gewitterwolken Licht auf der Landschaft liegt, gilt es zu nutzen.

Nach dem Regen: Tropfen, die eine Regenfront oder der Morgentau auf Blättern hinter lassen, machen solche Makro-Aufnahmen möglich.

ND-Filter: Ermög-licht eine längere Belichtung, um Fließbewegungen weich abzubilden.

Aufnahme-Info: Zur besseren Kontrolle stel-len Sie die Anzeige so ein, dass Sie alle Infos auf einen Blick sehen.

PRAXIS Landschaftsfotografie

Aufnahme-Info 12 mm * f 13 * 1,5 Sek * ISO 100

Aufnahme-Info 20mm * f22 * 1.3 Sek * ISO 100