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Sucht man Syno- nyme zu Vielfalt, findet man unter anderem: Ab- wechslung, Bunt- heit, Fülle, Reich- tum, Vielgestaltig- keit, Verschieden- heit. Antonyme (Gegenteile) sind zum Beispiel: Einheit, Einerlei, Eintönigkeit oder Monotonie. Keine Frage, da hören sich die Be- griffe von Vielfalt lebendiger, fröhli- cher und nach vielen Anreizen an. Sicherlich bietet ein vielgestaltiges Lebensumfeld den Kindern auch mehr Möglichkeiten sich mit der Welt auseinanderzusetzen, Erleb- nisse zu sammeln, Menschen zu erleben und sich daraus die eigene Welt zu konstruieren. Vielfalt kann auch anstrengend sein oder überfordern: Zu viel Abwechs- lung verwirrt, zu viel Buntheit blen- det, zu viel Vielgestaltigkeit verun- sichert. Wann dieser Punkt erreicht ist, das ist individuell unterschied- lich und hängt auch mit äußeren Gegebenheiten zusammen. Men- schen, die in ihrem Umfeld nur sehr wenige oder gar keine Menschen von anderen Kontinenten erlebt hatten, waren durch die unter- schiedlichen Menschen, die durch die Flüchtlingskrise nach Deutsch- land kamen, stär- ker verunsichert als solche, die verschiedene Kul- turen gewohnt waren. Das zeigt sich zum Bei- spiel auch in den Ergebnissen der letzten Wahlen. Vielfalt begegnet uns auch im Klei- nen in vielen All- tagsthemen und auch dort stellt sich die Frage, wie wir damit umge- hen: grüne Haar- strähnen, vegane Ernährung, Bau- sparvertrag, Power-Yoga, Punker, Schlagermusik, Patchwork-Familie, Ausbildung zur Erzieherin … Sicherlich braucht auch alles ei- nen „Rahmen“ und damit Gren- zen. Ein einheitliches Verständnis über wichtige Themen, das uns Sicherheit, Verlässlichkeit und auch Geborgenheit gibt. Wie eng oder weit dieser Rahmen ist, hängt offensichtlich auch mit der Lebensgeschichte und den Erleb- nissen der Menschen zusammen. Dann lassen Sie uns gemein- sam alles tun, damit Kinder sich selbstwirksam erleben und Vielfalt als Bereicherung in ihrem Leben und für ihre Entwicklung erfahren. (mw) in form Nr. 2/2017 Nr. 2/2017 h 2,00 zzgl. Porto Caritasverband für die Erzdiözese Freiburg e.V. · Referat Tageseinrichtungen für Kinder Inhalt Vielfalt ist Kindern recht! Chance, Bereicherung und Herausforderung Vielgestaltigkeit statt Eintönigkeit. Das Thema 3 Dimensionen von Vielfalt 3 Vielfalt von Familien 5 Religiöser Aspekt von Vielfalt 6 Vielfalt in Räumen 7 Vielfalt in Teams 8 Büchermarkt zum Thema Aktuelles 9 Aktuelle Politik 10 Neue Arbeitshilfe Beobachtung 11 Gedruckte Arbeitshilfen 11 Fazit der Wahl-Aktion 24 Ergänzungslieferung Rahmenhandbuch Job fürs Leben 14 Erfahrungsbericht Projekte 15 Projekt: Sprach-Kitas 16 Was wurde aus …? KTK 18 Delegiertenversammlung Medien 19 Büchermarkt und Medien 22 Religionspädagogische Materialien Personalien 22 Verabschiedung Frau Schwab 23 Verabschiedung Frau Striebel 23 Begrüßung Frau Schröter

Vielfalt ist Kindern recht! Inhalt · ggggggg ggggggggggg Ich war ja noch nie dafür, dass das Elterncafé im Foyer einge-richtet wird, von dem man einen so guten Überblick über

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Page 1: Vielfalt ist Kindern recht! Inhalt · ggggggg ggggggggggg Ich war ja noch nie dafür, dass das Elterncafé im Foyer einge-richtet wird, von dem man einen so guten Überblick über

Sucht man Syno-nyme zu Vielfalt, findet man unter anderem: Ab-wechslung, Bunt-heit, Fülle, Reich-tum, Vielgestaltig-keit, Verschieden-heit. Antonyme (Gegenteile) sind zum Beispiel: Einheit, Einerlei, Eintönigkeit oder Monotonie.

Keine Frage, da hören sich die Be-griffe von Vielfalt lebendiger, fröhli-cher und nach vielen Anreizen an. Sicherlich bietet ein vielgestaltiges Lebensumfeld den Kindern auch mehr Möglichkeiten sich mit der Welt auseinanderzusetzen, Erleb-nisse zu sammeln, Menschen zu erleben und sich daraus die eigene Welt zu konstruieren.

Vielfalt kann auch anstrengend sein oder überfordern: Zu viel Abwechs-lung verwirrt, zu viel Buntheit blen-det, zu viel Vielgestaltigkeit verun-sichert. Wann dieser Punkt erreicht ist, das ist individuell unterschied-lich und hängt auch mit äußeren Gegebenheiten zusammen. Men-schen, die in ihrem Umfeld nur sehr wenige oder gar keine Menschen von anderen Kontinenten erlebt hatten, waren durch die unter-schiedlichen Menschen, die durch die Flüchtlingskrise nach Deutsch-

land kamen, stär-ker verunsichert als solche, die verschiedene Kul-turen gewohnt waren. Das zeigt sich zum Bei-spiel auch in den Ergebnissen der letzten Wahlen.

Vielfalt begegnet uns auch im Klei-nen in vielen All-tagsthemen und auch dort stellt sich die Frage, wie wir damit umge-hen: grüne Haar-

strähnen, vegane Ernährung, Bau-sparvertrag, Power-Yoga, Punker, Schlagermusik, Patchwork-Familie, Ausbildung zur Erzieherin …

Sicherlich braucht auch alles ei-nen „Rahmen“ und damit Gren-zen. Ein einheitliches Verständnis über wichtige Themen, das uns Sicherheit, Verlässlichkeit und auch Geborgenheit gibt. Wie eng oder weit dieser Rahmen ist, hängt offensichtlich auch mit der Lebensgeschichte und den Erleb-nissen der Menschen zusammen.

Dann lassen Sie uns gemein-sam alles tun, damit Kinder sich selbstwirksam erleben und Vielfalt als Bereicherung in ihrem Leben und für ihre Entwicklung erfahren.

(mw)

in form Nr. 2/2017

Nr. 2/2017

h 2

,00

zzgl

. Por

to

Caritasverband für die Erzdiözese Freiburg e.V. · Referat Tageseinrichtungen für Kinder

InhaltVielfalt ist Kindern recht!Chance, Bereicherung und Herausforderung

Vielgestaltigkeit statt Eintönigkeit.

Das Thema 3 Dimensionen von Vielfalt3 Vielfalt von Familien 5 Religiöser Aspekt von Vielfalt6 Vielfalt in Räumen7 Vielfalt in Teams 8 Büchermarkt zum Thema

Aktuelles9 Aktuelle Politik10 Neue Arbeitshilfe Beobachtung11 Gedruckte Arbeitshilfen11 Fazit der Wahl-Aktion24 Ergänzungslieferung Rahmenhandbuch

Job fürs Leben 14 Erfahrungsbericht

Projekte15 Projekt: Sprach-Kitas16 Was wurde aus …?

KTK18 Delegiertenversammlung

Medien19 Büchermarkt und Medien22 Religionspädagogische Materialien

Personalien22 Verabschiedung Frau Schwab23 Verabschiedung Frau Striebel23 Begrüßung Frau Schröter

Page 2: Vielfalt ist Kindern recht! Inhalt · ggggggg ggggggggggg Ich war ja noch nie dafür, dass das Elterncafé im Foyer einge-richtet wird, von dem man einen so guten Überblick über

gggggggggggggggggg

Ich war ja noch nie dafür, dass das Elterncafé im Foyer einge-richtet wird, von dem man einen so guten Überblick über den Ein-gangsbereich und die Flure un-seres Kindergartens hat. Und ich kann meiner Kollegin Frau Schlei-cher nur zustimmen: man kommt sich vor wie auf dem Laufsteg, wenn da vorne die Eltern zusam-mensitzen und uns den halben Vormittag be-obachten. Gele-gentlich stecken sie die Köpfe zu-sammen und ich ahne, dass sie mal wieder über uns herziehen.Ich bin eigentlich kein misstraui-scher Mensch, aber seit ich neu-lich diese vielsa-genden Blicke gesehen und dieses halblau-te „wie kommt denn die daher?“ gehört habe, bin ich einfach nicht mehr so entspannt.

So oder ähnlich könnte sich die Szene im Kindergarten abgespielt haben und wahrscheinlich haben die Mütter nicht nur die pädago-gischen Fachkräfte unter die Lu-pe genommen, sondern auch hin und wieder einen Vater oder eine andere Mutter.

Nun gut – seien wir mal ehrlich – in manchem Kindergartenteam haben wir einen bunten Quer-schnitt durch alle Seelenzustän-de, Körperformate, Altersgruppen und Outfits:

Da arbeitet die Kollegin Frau B. mit der leicht geneigten Kopfhal-

tung und dem etwas schüchter-nen Blick mit der zusammen, die morgens etwas länger vor dem Schminkspiegel braucht und im Unterschied zur Ökofrau Frau G. aus der blauen Gruppe eher et-was mehr Geld beim Shoppen ausgibt.

Da schallt das Lachen der Kolle-gin Frau S. durch die Flure, ob-

wohl sie bereits dreißig Jahre als Erzieherin auf dem Buckel hat, während die andere Kollegin Frau T. mit allen Fasern des Körpers und einem griesgrämigen Gesicht signalisiert, dass sie im Moment genervt und haushoch überfor-dert ist.

Da läuft der einzige männliche Kol-lege Herr H. in seinem Schlabber- pulli und einer Ruine von Jeans durch den Hof und seine grünen Haare heben sich kaum vom Laub der Bäume ab, während sich mancher fragt, warum die junge Erzieherin Frau L. ihr eigentlich hübsches Gesicht mit Piercings an Lippen, Lidern und Nase „ent-stellen“ muss?!?

In den Teams sitzen Große neben Kleinen, arbeiten Korpulente mit Spindeldürren zusammen und die Anerkennungspraktikantin genießt es gelegentlich, dass sie mit einer „alten“, pardon „erfah-reneren“ Kollegin gemeinsam ein Angebot machen kann, weil die in ihrer hilfsbereiten Art ihr schon mal etwas vorgearbeitet hat.

Da geht der eine in ausgetretenen Birkenstocksan-dalen, die andere in Turnschuhen und die Dritte geht den ganzen Sommer barfuß.

Und die Kinder? Sie lieben in der Regel ihre Erzie-herin oder ihren Erzieher unab-hängig von ihrem Outfit, ihrem Kör-pergewicht, ihrer Hautfarbe oder ihrer Frisur.Denn sie lieben

die Vielfalt der Personen im Team und nehmen sich ein Beispiel an denen, die etwas können, was ihnen gerade gefällt und sie be-geistert.

Für sie ist nicht in erster Linie das Aussehen wichtig, sondern die Beziehung. Und trotzdem freuen sie sich, wenn Frau T. zwischen-durch auch einmal lächelt …

(cs)

inform Nr. 2/2017

Zusammen sind wir HeimatVielfalt ist Kindern recht

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inform Nr. 2/2017

Ein bunter Strauß von MöglichkeitenDimensionen von Vielfalt erlebbar machen

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Eine sehr schöne Möglichkeit verschiedene und zahlreiche As-pekte von Vielfalt sichtbar und erlebbar zu machen, ist eine Me-thode, die mit Kindern, aber auch Kolleginnen und Kollegen oder gemeinsam mit Eltern durchge-führt werden kann. Für die Darstellung hilft ein Fä-cher, der als Plakat gestaltet wird. Beispiel: Haare und ihre unter-schiedlichen Erscheinungsfor-men.In der Mitte unten wird eine Ge-meinsamkeit eingetragen, von der aus Unterschiede, auf den unter-schiedlichen Fächerabschnitten gesammelt und eingetragen wer-den. Gemeinsamkeiten können sein: wie im Beispiel Haare, oder Schlafen, Essen, Augenfarbe,

Gefühle, etc. Je vielfältiger sich eine dieser Ge-meinsamkeiten aufgliedern lässt, je mehr Fächer ausgefüllt wer-den, umso vielfäl-tiger und bunter zeigt sich dieser Aspekt.

Die Methode kann dabei helfen, ein Thema vielfältig aufzufächern und dabei die Toleranz gegen-über Anderem zu erweitern, Kre-ativität anzuregen und auch das gegenseitige Kennenlernen zu unterstützen.

Diese Methode wurde bei einer

Fortbildung zum Thema „Vorur-teilsbewusste Bildung und Er-ziehung“ von Petra Wagner vor-gestellt. Weitere Literatur dazu: „Macker, Zicke, Trampeltier…“, Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung in Kindertageseinrich-tungen, Verlag das netz, Weimar, Berlin, 2006

(uw)

Vielfalt von Familien – Alltag in den KitasVerständnis und Wissen für eine bessere Zusammenarbeit

Die Familie ist für ein Kind immer noch der wichtigste Ort des Auf-wachsens. Hier sollte ein Kind all das erfahren und lernen können, was für sein Leben bedeutend ist, wie zum Beispiel Gemeinschaft, Geborgenheit, Liebe, Sicherheit, Identität, Autonomie, Eigenver-antwortung, Selbstwirksamkeit, Konfliktfähigkeit. Die Familie bie-tet Schonraum und Übungsfläche für Kinder, um sich selbst auszu-probieren und die eigene Persön-lichkeit zu entwickeln.

Familien haben sich verändert, in den letzten zehn bis zwanzig Jahren sind sie vielfältiger ge-worden – in ihrer Erscheinungs-form, aber auch in dem was sie leisten können. Kinder wachsen

unter sehr unterschiedlichen Be-dingungen auf. Das Modell Va-ter, Mutter, Kind….ist nur eines neben vielen anderen Modellen. Immer mehr Familienformen wie Lebensgemeinschaften mit Kin-dern und alleinerziehende Eltern-teile, aber auch Patchwork-Fa-milien gewinnen an Bedeutung. „Mehr als ein Viertel aller Kinder haben einen Migrationshinter-grund und wachsen mehrspra-chig auf, 44 Prozent der Mütter mit Kindern im Alter von einem Jahr sind erwerbstätig. Ist das jüngste Kind zwei Jahre alt, geht mit einem Anteil von 58 Prozent bereits mehr als die Hälfte der Mütter (wieder) einer Erwerbsar-beit nach.“1

Soziale Milieus

In der DELTA-Studie des DELTA Instituts für Sozial- und Ökologie-forschung, die sich dem Thema der Vielfalt in der Gesellschaft intensiv widmet, werden diese Unterschiede beschrieben. DEL-TA-Milieus fassen Menschen mit ähnlicher Lebensweise und Le-bensauffassung zusammen: mit ähnlichen Werten, sozialer Lage, Lebensstil, Einkommen, Berufs-position, Zukunftsvisionen, Er-ziehungsstil und Bildungsniveau. Zum Ausdruck kommen die Un-terschiedlichkeiten in Sprache, Kleidung, Wohnsituation, Musik-geschmack, Umgang mit Tieren, Freizeitgestaltung, Mediennut-zung.

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Soziale Milieus haben auch Ein-fluss auf die Zusammenarbeit mit den Familien in den Tageseinrich-tungen. Es ist wichtig zu verste-hen, dass jedes Milieu „anders tickt“, um Verständnis zu fördern und Ab- und Ausgrenzung zu ver-meiden.

Am Beispiel der unterschiedlich wahrgenommenen Mutter- und Vaterrollen lässt sich dies gut darstellen:2 Die vielfach teilzeiter-werbstätigen Mütter der „bürgerli-chen Mitte“ fördern und beschüt-zen ihre Kinder. Sie begleiten sie zu Aktivitäten und sind im Auftrag der Förderung ihrer Kinder viel unterwegs. Die Väter spielen und werkeln gerne mit den Kindern und fühlen sich in ihrer Rolle als aktiver „Feierabendpapa“ wohl.

Die Kita wird vorwiegend als Bildungsort gesehen, individu-elle Förderung spielt dabei eine wichtige Rolle und regelmäßige Entwicklungsgespräche werden gerne angenommen.

Dagegen „managen“ Mütter aus dem Milieu der „Performer“ ihre Rolle oft wie ein Projekt – profes-sionell und lösungsorientiert. Für sie ist berufliche Flexibilität und Mobilität normal, das erwarten sie auch von der Kinderbetreu-ung – flexibel, professionell, pro-jektorientiert, modern. Die Väter sind oft karrierebewusst, deshalb häufig beruflich unterwegs und mit Smartphone oder per Video im Kontakt mit den Kindern. Am Wochenende sind sie ein liebe-voller „Event-Papa“.

Eltern aus dem Milieu der „Be-nachteiligten“ fühlen sich nicht selten „zurückgesetzt“. Den An-schluss an die Mitte der Gesell-schaft versuchen sie teilweise über den Erwerb von Status-symbolen zu erreichen. Die oft recht jungen Mütter haben die Verantwortung für Haushalt und Kindererziehung, die Balance zwi-schen Versorgen und freiem Ge-währenlassen der Kinder ist für sie manchmal eine Gratwande-rung. Für die Väter ist es wichtig, die Rolle des Familienernährers ausfüllen zu können. Mütter und Väter erwarten von der Kinder-betreuung, Verlässlichkeit in den Betreuungszeiten, Unterstützung in alltäglichen Angelegenheiten. Sie kommen meist nicht zu den üblichen Elternabenden, sind aber sehr engagiert, wenn sie mit ihren Ressourcen wahrge-nommen und in den Kita Alltag miteinbezogen werden, wie zum Beispiel Frühstückstreff, Bastel- oder Wohlfühlnachmittage… Die DELTA Studie beschreibt wei-tere Milieus wie Traditionelle, He-donisten, Postmaterielle, Expediti-ve. Vertiefende Informationen da-zu findet man unter der Adresse: www.delta-sozialforschung.de

Konsequenzen für die Kitas

Welche Konsequenzen und Er-kenntnisse ergeben sich daraus für pädagogische Fachkräfte in den Kindertageseinrichtungen? n Das Wissen über Milieuunter-

schiede und Bedürfnisse aus unterschiedlichen Perspekti-ven hilft, gegenseitiges Ver-ständnis zu schaffen.

n Durch das Kennenlernen der unterschiedlichen Mutter- und Vaterrollen werden die unter-schiedlichen Erwartungen an die Kita klarer.

n Regelmäßige Reflexion im Team ist notwendig um einen wertschätzenden Umgang mit allen Familien zu pflegen.

n Mit den Kindern sollte immer respektvoll über ihre Familien gesprochen werden.

n Die Vielfalt im Team erleich-

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Mit dem Plakat zur Jahreskampagne ins Gespräch kommen.

An einem Strang ziehen mit Kindern und für die Kinder.

Page 5: Vielfalt ist Kindern recht! Inhalt · ggggggg ggggggggggg Ich war ja noch nie dafür, dass das Elterncafé im Foyer einge-richtet wird, von dem man einen so guten Überblick über

tert den Zugang für Familien zu Mitarbeiter(inne)n mit ähnli-chem Hintergrund.

n Die Arbeit gelingt leichter, wenn Vielfalt von Familien, Kindern und Teamkolleg(inn)en als Ge-winn und Normalität wahrge-nommen wird.

(uw)

1 Jan Voth, „Familie heute“, Artikel 40 Jahre

Bertelsmann Stiftung, 2016

2 vorgestellt wurden diese Rollenmodelle von

Herrn Prof. Wippermann, Leiter des DELTA-

Instituts u.a. bei der Delegiertenversamm-

lung der KTK 2015 in Rastatt:

in form Nr.2/2017 5

Vorschlag einer Methode:

Die Lebenssituation unserer Fami-lien kennenlernen

Ziel: Kenntnis der Lebenssituation jeder einzelnen Familie, sowie ih-rer Bedürfnisse und Ressourcen. Material: Große Plakate, dicke StifteAblauf: Alle für dieselben Kinder zuständigen Fachkräfte bilden eine Arbeitsgruppe zu folgenden Fragestellungen: 1. Beschreiben Sie eine bestimm-

te Familie, tragen Sie alle Infos zusammen, die Ihnen bekannt sind.

2. Überlegen Sie, was diese Fa-

milie benötigen könnte und notieren Sie Ihre Vermutungen.

3. Halten Sie fest, was diese Fa-milie an Ressourcen besitzt und evtl. einbringen könnte.

4. Überlegen Sie, wer am besten Kontakt zu dieser Familie her-stellen kann, bzw. ob es bereits unter den Eltern Kontakte zu dieser Familie gibt.

Verfahren Sie nach diesem Mus-ter mit allen anderen Familien und stellen Sie sich dann Ihre Wand-zeitungen im Gesamtteam vor. Ergänzen Sie, korrigieren Sie und reflektieren Sie gemeinsam Ihre Eindrücke. Wiederholen Sie diese Methode ein Jahr später.

Ein Leib und viele Glieder Vielfalt: Farbenpracht entsteht durch Unterschiedlichkeit

Was wäre der Regenbogen, wenn es nur eine Farbe gäbe? Die Viel-falt der Farben macht ihn aus und nicht nur Kinder lieben ihn dafür. Vielfalt gehört zum Leben. Unse-re Welt ist vielfältig – von Anfang an. So erzählt die Schöpfungsge-schichte im Buch Genesis 1, wie aus dem Nichts beziehungsweise dem Chaos Vielfalt entsteht und dadurch Leben. Durch Unter-scheidung: Licht von der Finster-nis, Wasser vom Himmel, Meer vom Land … entsteht die Schöp-fung in aller Vielfältigkeit. Und die-se Vielfalt können wir genießen, denn „siehe, es war sehr gut“.

Beim Essen, im Urlaub und in der Natur erleben wir Vielfalt ja auch tatsächlich als Reichtum. Warum wird Vielfalt oder Pluralität in der Gesellschaft, in unseren Kinder-gärten, dann so häufig als Gefahr oder Problem erlebt, anstatt als Gewinn oder einfach als Normali-tät? Ich glaube, das hat damit zu tun, dass Vielfalt tatsächlich nur durch Unterscheidung entsteht.

Nur durch die Aufspaltung des Lichtes entsteht die Farbenpracht des Regenbogens, durch die Un-terscheidung von Meer und Land, von unterschiedlichen Pflanzen und Lebewesen die Welt. Vielfalt in der Gesellschaft bringt es mit sich, dass andere eben anders sind als ich. Vielfalt heißt Unter-

schiedlichkeit, Differenz und kann auch Fremdheit bedeuten. Ein Gefühl, das auch Kinder kennen.

„Gemeinsam sind wir Heimat“ stellt hingegen die Beziehung in den Fokus. Egal, wie unterschied-lich wir sind und wie fremd uns die jeweilige Kultur, Sprache, Religion

Die Buntheit des Regenbogens aus Kinderaugen.

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„Innenräume sind Lebens- und Arbeitsraum. Ihre Art, ihre Ge-staltung, Nutzung und Einrichtung beeinflussen die Entwicklung der Kinder, die pädagogische Arbeit der Fachkräfte und die Begeg-nung von Menschen“.So die Bedeutung von Räumen im Rahmenhandbuch „Quintes-senz“.

Im Hinblick auf eine Pädagogik, die der Vielfalt der Kinder und ih-rer Lebenswirklichkeiten gerecht wird, müsste sich diese Vielfalt auch in den Räumen und deren Ausstattung widerspiegeln …

Ist in den Räumen Ihrer Einrich-tung und in den dort vorhandenen Materialien die Vielfalt der Religi-onen, Kulturen, Hautfarben, Bau-stile, Schriftzeichen, Familienkon-stellationen, Lebenssituationen erkennbar? Vor allem der Kinder und Familien, die Ihre Einrichtung besuchen?

Machen Sie doch einmal die Pro-be aufs Exempel und nehmen Sie sich als pädagogische Fachkräfte die Zeit, Ihre Räume unter diesen Gesichtspunkten zu betrachten.

Die Fachkräfte jeder Gruppe ge-hen durch ihren Raum und prüfen, ob Folgendes zu erkennen ist:

n Die Sprache der Kinder, die die Gruppe besuchen (in Schrift und Ton, in selbstgeschrie-benen Schriftzeichen oder in Büchern).

n Die Länder, in denen die Kinder oder deren Eltern ihre Wurzeln haben (Bilder an der Wand, Bilderbücher, Landkarten).

n Die Baustile und Landschaften der Gegenden, aus denen die Kinder kommen (Stadt, Land, Natur, Hochhäuser, Bauern-hof, Baustile und Landschaften anderer Länder).

n Hautfarbe und Ge-schlecht der Kinder (Bilder im Raum, Bil-derbücher, Puppen, u n t e r s c h i e d l i c h e Teintfarben).

n Familienkonstellati-onen (Fotos, Bilder, Bilderbücher).

n Religionen (Bücher, Bilder, re-ligiöse Symbole unterschiedli-cher Religionen).

n Lebenssituationen (Glück, Un-glück, Armut, Reichtum, Men-schen mit und ohne Behinderung in Bildern und Bilderbüchern).

n …

Anschließend tauschen Sie sich darüber aus, was Ihnen auf der Spurensuche nach Vielfalt in Ih-rem Gruppenraum aufgefallen ist. Was gibt es schon und was wäre ausbaufähig?!

Viel Spaß beim Ausprobieren!

(cs)

Auf Spurensuche … Vielfalt in Räumen und Ausstattung

der anderen ist: wenn wir in Bezie-hung treten, kann ein Gefühl der Zugehörigkeit, ein gemeinsames Bild entstehen. So ist es auch bei den Farben. Gemeinsam ergeben sie einen Regenbogen. In all sei-ner Farbenpracht ist er übrigens Symbol für die gute Schöpfung und auch Zeichen des Bundes Gottes mit uns Menschen.Der Brief des Apostels Paulus an die frühe Gemeinde in Korinth (1 Kor 12,12-27) greift den Gedan-ken in einem anderen Bild auf: der Körper besteht aus vielen, sehr unterschiedlichen Gliedern, die

„trotz ihrer Vielheit einen einzigen Leib bilden“. Und diese gehören zusammen, mehr noch, sie sind aufeinander angewiesen. „Das Auge kann aber nicht zur Hand sagen: ich brauche dich nicht…“. Die verschiedenen Gemeindemit-glieder („ob wir Juden sind oder Griechen, ob Sklaven oder Freie“) ergeben nicht nur wie die Körper-teile ein Ganzes, gemeinsam sind sie „Leib Christi“ oder „Tempel des Heiligen Geistes“.

Dieser Gedanke hilft mir, wenn ich mich schwer tue mit Menschen,

die mir sehr fremd sind und ich mich erinnere, dass auch sie Ge-schöpfe Gottes sind. Gemeinsam sind wir Ebenbild Gottes. Wir dürfen unterschiedlich sein (und bleiben). Wenn wir miteinander in Beziehung treten, kann daraus etwas richtig Gutes entstehen …

Barbara RemmlingerReferat Kindertageseinrichtungen

und frühkindliche BildungErzbischöfliches Ordinariat

Freiburg

Vielfalt: Chancengleich.

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Unser Team ist „multi“!Wie Teams von einer größeren Vielfalt profitieren können

Längst sind die Zeiten vorbei, in denen ausschließlich in Vollzeit beschäftigte Erzieherinnen oder Kinderpflegerinnen in einem Kita Team arbeiteten.

Sozialpädagog(inn)en, Kindheits- pädagog(inn)en, Jugend- und Heimerzieher(innen), Ergothera- peut(inn)en, Physiotherapeut(inn)en, Gesundheits- und Kinder- krankenpfleger(innen), Heilpä- dagog(inn)en, Sozialarbeiter- (innen), Hebammen, Fachlehr- er(innen), und andere ergänzen das pädagogische Team mit ihren ganz spezifischen Fachkenntnissen.

Zunehmend bereichern auch immer mehr männliche Fach-kräfte die Teams. Weitere Dif-ferenzierungen entstehen durch befristete und unbefristete Ar-beitsverträge, Vollzeit- und Teil-zeitbeschäftigung, aber auch durch die Altersunterschiede der Mitarbeiter(innen). Nicht selten arbeiten drei Generationen in ei-nem Team, vom Berufsanfänger bis zur langjährigen und erfahre-nen Kollegin. Kolleg(inn)en aus unterschiedlichen Herkunftslän-dern, mit unterschiedlichem Mi-grationshintergrund, erweitern ebenfalls ein Team mit ihren Le-bensbiographien. Zusätzlich arbeiten Praktikant(inn)en, Auszubildende, Schüler(innen), Quereinsteiger(innen), Freiwillige und teilweise auch Ehrenamtliche in den Teams einer Kita oder eines Familienzentrums.

Daneben ergänzen Hauswirt-schaftskräfte, Köchinnen, Köche und Hausmeister in den Einrich-tungen das Gesamtteam.

Mit der Vielfalt in einem Team ent-stehen Chancen in der täglichen Arbeit, aber auch einige Heraus-

forderungen die zu meistern sind.„Kinder brauchen für ihre Persön-lichkeitsentwicklung vielfältige Kompetenzen. Mit multiprofes-sionellen Teams und multipro-fessionellem Arbeiten in Kinder-tageseinrichtungen können eine ganzheitliche Erziehung, Bildung und Betreuung umgesetzt und die steigenden Anforderungen an Ki-tas besser erfüllt werden“, erklärt Johannes Fuchs, Präsident des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge e.V.

Es lohnt sich, in einem bunten Team zu arbeiten

Einige Chancen, die durch die Vielfalt ergeben:n Spezifisches Fachwissen, Aus-

bildung und unterschiedliche Vorerfahrungen der Fachkräfte bereichern das ganze Team. Nicht jede(r) Mitarbeiter(in) muss in allen Bereichen kom-petent sein.

n Neue Mitarbeiter(innen) können von der Vielfalt im Team, den Stärken und Schwerpunkten profitieren, um auch eigene Kompetenzen, Stärken und Schwerpunkte zu ergänzen.

n Kinder können mit unterschied-licher professioneller „Brille“ betrachtet und wahrgenommen werden, z.B. pädagogisch, heilpädagogisch, me-dizinisch oder mit Blick auf ihre sprachliche, motorische oder krea-tive Entwicklung.

n Eltern und Familien pro-fitieren ebenfalls von der Vielfalt, z.B. durch ein größeres Angebot an Ansprechpartnern für unterschiedliche Themen und Problem-stellungen.

n Das Team kann ohne

externe Unterstützung Veran-staltungen anbieten, aber auch eigene Kompetenzen einbrin-gen, z.B. kann ein Erzieher ei-nen Vätertreff organisieren oder die Physiotherapeutin bringt ihr Fachwissen zur motorischen Entwicklung der Kinder ein.

n Die Kinder erleben Vielfalt als Selbstverständlichkeit und ler-nen am positiven Modell dieses Miteinanders.

Die größte Herausforderung liegt in der Absprache und kla-ren Regelungen

… und Herausforderungen, die gemeistert werden müssen:

n Damit Vielfalt im Team gelingt, sollte geregelt sein, wie alle Mitarbeiter(innen) in regelmä-ßigem Kontakt und Austausch sind, vor allem dann, wenn sie mit denselben Kindern und Fa-milien arbeiten.

n Kinder benötigen klare Struk-turen, damit sie Regelungen und Zuständigkeiten verstehen und nachvollziehen können. Deshalb sollte immer wieder, auch im Gesamtteam geklärt werden, wie die Kinder von der Vielfalt profitieren können.

Vielfalt: Chancengerecht. Gleich ist nicht gerecht!

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n Mitarbeiter(innen) neuer Be- rufsgruppen, die als Quer- einsteiger(innen) beginnen, benötigen zu Beginn ihrer Tä-tigkeit eine fundierte Einarbei-tungsphase, sie werden jedoch häufig aufgrund von Personal-mangel sofort voll gefordert.

n Stellenbeschreibungen und Arbeitsplatzprofile sind not-wendig, damit Klarheit über

die Anforderungen, aber auch Handlungssicherheit für die einzelnen Fachkräfte und Mitarbeiter(innen) besteht.

n Ein multiprofessionelles und buntes Team kann nur dann ein besonderes Qualitätsmerkmal sein, wenn es sich durch Viel-falt bereichert und nicht zur Be-hebung von Fachkräftemangel als Alternative gewählt wird.

Zur Vertiefung dieses Themas finden Sie in der aktuellen Er-gänzungslieferung (2017) des Rahmenhandbuchs Quintessenz, die Anlage: „Zusammenarbeit im Team“, im Bereich III. Personal, Kapitel 2. Sie enthält Fragen und Leitlinien zur Erarbeitung eines Konzepts unter dem Aspekt der Vielfalt eines Teams.

(uw)

Plötzlich war Lysander da, Moritz Verlag, 2017, 36 S., ISBN 978-3-89565-344-5, 12,95 Euro

Mit der Post kommt der Brief des Bürgermeisters zu den Mäusen und was darin steht ist eine faust-dicke Überraschung: Sie sollen Platz machen für einen Fremden. Das geht doch gar nicht, erstens ist nicht genügend Platz und zweitens reichen die Kartoffeln nicht für alle. Und während sie mit Kartoffelkochen beschäftigt sind, steht er plötzlich da, gibt brav die Hand: „Ich bin ein Lurch, ich heiße Lysander“. Ein Schlaf-platz ist schnell ausgemacht: die Badewanne, die die Mäuse lan-ge nicht benutzt hatten. Als Ly-sander dann die Wanne mit Erde aufzufüllen beginnt und Körnchen in den Matsch streut, platzt den Mäusen der Kragen. „Wartet bis morgen“, bittet Lysander, „dann werdet ihr schon sehen“. Und am nächsten Morgen ist die Über-raschung perfekt! … Mehr wird nicht verraten.

Antje Damm gelingt es, ein hoch-aktuelles Thema unspektakulär und ganz nah an den Gedanken-gängen von Kindern zu erzählen und mit fast räumlichen Bildern überzeugend zu ergänzen.

Yvonne Hergane / Christiane Pieper, Sorum und Anders, Peter Hammer Verlag, 2017, 26 S., ISBN 978-3-7795-0579-2, 14 Euro

Das verstehen schon die Kleins-ten, dass es bei diesem Buch um Unterschiede geht. Sorum ist groß, Anders ist klein. Sie ist aus Watte, er ist aus Stein. Wie prak-tisch, wenn einer Milchreis liebt und der andere Möhren. Was für ein Glück, dass nur einer laut ist und der andere lieber leise. Und wie spaßig, wenn einer aufrecht geht und der andere auf Händen läuft!

In knappen Reimen und plakati-ven, fröhlichen Illustrationen zeigt das Pappbilderbuch, dass es die Unterschiede sind, die das Mitei-nander bunt und lustig machen. Ein ganz einfaches Plädoyer für die Vielfalt!

Isabel Minhos Martins / Bernhar-do P. Carvalho, Hier kommt keiner durch! Klett Kinderbuch Verlag, 2016, 40 S., ISBN 978-3-95470-145-2, 13,95 Euro

Was der Bestimmer sagt muss gemacht werden und der sagt, dass keiner über die Grenze darf und zu Sicherheit stellt er einen Aufpasser mit Gewehr hin, der seinen Befehl durchsetzen soll. So steht er mit langer Nase und grimmigem Gesicht in der Mit-te der Buchseite und die rechte Seite ist leer. Als die ersten Men-schen die Grenze überschreiten wollen, brüllt er noch, dass es nicht gestattet sei, die rechte Sei-te des Buches zu betreten. Aber es werden immer mehr, die über die Grenze wollen und plötzlich verirrt sich ein Fußball aus Ver-sehen über die Grenze. Da wi-dersetzt sich der Aufpasser dem Befehl und lässt die vielen bunten Figuren unter großem Jubel die Grenze passieren.

Das Buch greift ein Thema auf, das viele Menschen beschäftigt und vor den Kindern mit ihren sensiblen Antennen nicht Halt macht. Die Illustrationen sind bunt, die Szenen turbulent und zeigen etwas von der bedrü-ckenden Stimmung, bevor etwas zu eskalieren droht. Es ist ein gut verständliches, grenzüberschrei-tendes Bilderbuch und ein Plädo-yer für Weltoffenheit. Für seinen Blick auf das weltpolitische Ge-schehen und den friedlichen Weg

Bücher und Medien zum Thema

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in form Nr.2/2017 9

Aktuelles im Überblick

Gesetz zur Modernisierung der epidemiologischen Überwa-chung übertragbarer Krank-heiten

Im Rahmen der Verabschiedung des Gesetzes hat der Bundesrat auch der Änderung des Infekti-onsschutzgesetztes (IfSG) zu-gestimmt. Paragraph 34 Absatz 10a IfSG sieht die Meldepflicht bei fehlender Impfberatung durch die Kindertageseinrichtung vor. Danach wird die Leitung einer Einrichtung verpflichtet, dem Ge-sundheitsamt Nachricht zu geben, wenn Eltern den erforderlichen Nachweis über eine ärztliche Impfberatung nicht vorlegen wol-len oder können. Aktuell steht den katholischen Kindertageseinrichtungen in der Erzdiözese Freiburg der Anhang 7 des Aufnahmeheftes zur Ver-fügung. In der Bescheinigung über die ärztliche Untersuchung bescheinigt der entsprechende Arzt auch die Durchführung der gesetzlichen Früherkennungsun-tersuchungen („U-Untersuchun-gen“). Diese beinhalten in der Re-gel eine Beratung über Impfungen im Kindesalter.Im November wird laut Auskunft des Sozialministeriums Baden-

Württemberg die Landes-Richt-linie zur Ausführung dieses Bun-desgesetzes und ein Nachweis-formular „Impfberatung“ veröf-fentlicht. Zwei weitere Neuerungen für den Kita-Bereich sieht das Gesetz vor:n Röteln werden in die Liste der

Infektionskrankheiten aufge-nommen, die zu einem Tätig-keits- bzw. Betretungsverbot der Einrichtungen führen. Die Mitarbeitenden und Sorgebe-rechtigten haben bei Verdacht und/oder Erkrankung Mittei-lungspflicht.

n Ebenfalls zu einem Tätigkeits- und Betretungsverbot sowie zu einer Mitteilungspflicht der Mitarbeitenden und Sorgebe-rechtigten führt auch die Infek-tion mit Windpocken bei einer anderen Person in der Wohn-gemeinschaft zum Beispiel bei einem Geschwisterkind.

Landesprogramm zur Sprach-förderung SPATZ

Das Landesprogramm SPATZ (Sprachförderung für alle Tages-einrichtungen für Kinder mit Zu-satzbedarf) wird im Kindergarten-jahr 2017/2018 auf der Grundlage der SPATZ-Richtlinie vom 21. Juli 2015 weitergeführt.

SPATZ ist ein Zusatzprogramm zur Sprachförderung mit dem Ziel, dass Kinder ihre Sprach- und Kommunikationsfähigkeit der deutschen Sprache verbessern, so dass ihnen von Kin-dergar-tenbeginn an und später in der Schule Bildungsteilhabe und ge-sellschaftliche Teilhabe möglich werden.

Die Anträge können noch bis zum 30. November 2017 bei der L-Bank gestellt werden. Antrags-formulare sind eingestellt unter www.l-bank.de/SPATZ.Weitere Informationen vgl. unter http://www.kindergaerten-bw.de/,Lde/Startseite/SPATZInvestitionsprogramm des Bundes „Kinderbetreuungsfi-nanzierung“ 2017 – 2020

Am 06. Oktober 2017 hat das Kultusministerium Baden-Würt-temberg die Verwaltungsvorschrift (VwV) zur Umsetzung des Inves-titionsprogramms „Kinderbetreu-ungsfinanzierung“ veröffentlicht.Grundlage für das neue Investi-tionsprogramm ist das Gesetz über Finanzhilfen des Bundes zum Ausbau der Tagesbetreu-ung für Kinder (KitaFinHG) vom 10. Dezember 2008.

zur Überwindung von Grenzen wurde das Buch mit dem Gustav-Heinemann-Friedenspreis 2017 ausgezeichnet und ist für den Deutschen Jugend Literaturpreis 2017 – Kategorie Bilderbuch – no-miniert.

Charis Förster / Eva Hammes-Di Bernardo, Leben(s)träume gestalten, Kindertagesbetreuung im inter-kulturellen Dialog, Herder Verlag,

2017, 160 S., ISBN 978-3-451-34869-3, 20 Euro

Je vielfältiger die Situation von Menschen in einer Gesellschaft ist, desto bunter sind die Le-bensträume dieser Menschen. Das gilt auch für die Kinder in den Tageseinrichtungen und wird zu einer An- und Herausforderung für pädagogische Fachkräfte. Im vorliegenden Buch kommen namhafte Fachpersonen zu Wort, die sich mit wissenschaftlichen Untersuchungen, theoretischen

Hintergrundwissen und gelun-genen Beispielen aus der Praxis beschäftigen. Es geht u.a. um multikulturelle Lebensräume, das feinfühlige Antwortverhalten in der Arbeit mit Kleinkindern, Bildungs- und Erziehungspartnerschaft im interkulturellen Kontext, um Viel-falt als Chance für die Gestaltung von Zukunft einer Gesellschaft, Vorurteile und Stereotype, alltags-integrierte Sprachbildung und Le-benswelten von Kindern mit und ohne Fluchterfahrung.

(cs)

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in form Nr. 2/201710

Dem Land Baden-Württemberg stehen Finanzmittel in Höhe von insgesamt 152 Millionen Euro zur Verfügung. Gefördert werden sol-len damit zusätzliche Betreuungs-plätze für Kinder von der Geburt bis zum Schuleintritt. Zusätzliche Betreuungsplätze, für die Gelder beantragt werden können, sind Plätze die entweder neu entste-hen und damit die Gesamtzahl der

Plätze erhöhen oder solche erset-zen, die ohne Erhaltungsmaßnah-men wegfallen würden. Gefördert werden auch Ausstattungsinves-titionen, die als Erhaltungsmaß-nahmen zu verstehen sind, wenn Plätze ohne diese Erhaltungsmaß-nahmen wegfallen würden.Investitionsmittel können über die jeweiligen Regierungsprä-sidien bis zum 30. September

2019 beantragt werden. Antrags-vordrucke stehen unter www.rp.baden-wuerttemberg.de zur Verfügung. Weitere Informatio-nen und der Text der VwV unter www.km-bw.de.

(rk)

Neue Arbeitshilfe „Beobachtung“Beobachtung als Grundlage pädagogischen Handelns

Die Bildungsbeobachtung sowie die Entwicklungsbeobachtung der Kinder sind zentrale Anfor-derungen an die pädagogischen Fachkräfte. Beobachtung und de-ren Auswertung ist der Ausgangs-punkt der pädagogischen Arbeit und der individuellen Förderung der Kinder.

Der bisherige Anhang zu diesem Thema im Rahmenhandbuch Quintessenz wurde nun durch eine Arbeitshilfe ersetzt, die den Entwicklungen und der Komple-xität des Themas Rechnung trägt und die Kindertageseinrichtungen bei der Reflexion der bisherigen Regelungen und Verfahren sowie der Einführung eines einrichtungs-spezifischen Beobachtungskon-zeptes praxisnah unterstützt.

Inhalte der Arbeitshilfe:n Wichtiges zu Beginn n Einführung und Begriffsklärungn Chancen der Beobachtung

Für das Kind/ die pädagogi-sche Fachkraft/ das Team/ die Eltern

n Wahrnehmung und Einflussfak-toren der Beobachtung

n Die Rolle der pädagogischen Fachkraft

n Verfahren für die Bildungs- und Entwicklungsbeobachtung

n Von der Beobachtung zum

pädagogischen Handeln Beschreibung in acht konkre-ten Schritten.

n Voraussetzungen für das Gelin-gen

n Beteiligung von Kindern und El-tern

Zudem werden v e r s c h i e d e n e Verfahren der Bil-dungsbeobach-tung und der Ent-wicklungsbeob-achtung beschrie-ben und Hinweise zur Erstellung ei-nes einrichtungs-spezifischen Be-obachtungskon-zeptes gegeben.

Die Arbeitshilfe wurde mit Unter-stützung von Syl-via Zöller, lang-jährige Dozentin im Bereich Beob-achtung, erarbei-tet. Sie ist, wie alle Arbeitshilfen, in der Infothek zum Download einge-stellt und kann auch als gedruck-tes Heft über die

Druckerei Herbstritt bestellt wer-den (vgl. Artikel S. 11).

(mw)

A r b e i t s h i l f e

Caritasverband für dieErzdiözese Freiburg e. V.

Abteilung Kind-Jugend-FamilieReferat Tageseinrichtungen für KinderAlois-Eckert-Straße 6, 79111 Freiburg

Beobachtungals Grundlage

pädagogischen Handelns

Arbeitshilfe zur Erarbeitung eines Konzeptes

für katholische Tageseinrichtungen für Kinder

in der Erzdiözese Freiburg

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in form Nr. 2/2017 11

Arbeitshilfen als gedruckte HefteNeues Angebot

In der Infothek des Diözesan-Ca-ritasverbandes sind alle Arbeits-hilfen, die die Kindertageseinrich-tungen in ihrer praktischen Arbeit und der Umsetzung der Standards im Rahmenhandbuch Quintessenz unterstützen, zum Download ein-gestellt. Unter dem Ordner „Ar-beitshilfen“ in der Infothek finden Sie auch eine Übersicht, die alle ergänzenden Materialien zu den Bereichen des Rahmenhandbuchs zuordnet mit den jeweiligen Anga-ben, wo die Materialien bezogen werden können.

Neu ist seit Oktober 2017, dass einzelne Arbeitshilfen nun auch als gedruckte Hefte über die Dru-ckerei Herbstritt bestellt werden können. Folgende Arbeitshilfen sind erhältlich:n Beobachtung als Grundlage

pädagogischen Handelns

n Familienzentrumn Leitungswechseln Personalausfalln Religiöse Bildung und Erzie-

hung

Ein Einzelheft kostet wegen des Verwaltungsaufwands 8 Euro (zu-züglich Mehrwertsteuer und Ver-sand), ab zehn Heften können wir den Preis auf 4,20 pro Heft sen-ken. Die zehn Hefte können dabei aus den oben genannten fünf Ar-beitshilfen gemischt werden.

Wir hoffen, Ihnen damit ein Ange-bot zu machen, das Ihre Arbeit in den und für die Kindertagesein-richtungen unterstützt. Gegebe-nenfalls werden weitere Arbeits-hilfen in dieses Angebot aufge-nommen.

(mw)

Bestellen bei der Druckerei Herbstritt:

Auf der Homepage der Drucke-rei Herbstritt (www.herbstritt-druck.de) finden Sie ein Do-kument, das als Fax-Vorlage zur Bestellung genutzt werden kann. Darauf finden Sie auch alle Angaben zu den Bestell-materialien.

Wie bisher, können Sie auch über Email bestellen. Dafür hat die Druckerei Herbstritt nun eine spezielle „Caritas-adresse“ eingerichtet, um Ihre Bestellungen besser bearbeiten zu können: [email protected] (die al-te Adresse: [email protected] bleibt ebenfalls wei-terhin bestehen).

(mw)

„Vielfalt – Heimat: Wählen gehen!“Rückblende zur Aktion im Rahmen der Bundestagswahl

Im letzten Inform haben wir zur Teilnahme an der Aktion: „Viel-falt – Heimat: Wählen gehen!“ aufgerufen und Ihnen das Plakat zur Aktion zugeschickt. Vor den Sommerferien erhielten zudem alle Tageseinrichtungen für Kin-der ein didaktisches Angebot, wie das Thema mit Kindern aufgegrif-fen werden könnte. Wir wissen zwar nicht, wie viele Fachkräfte in den Einrichtungen sich beteiligt haben, aber einige haben uns ei-ne Rückmeldung gegeben. Dan-ke dafür!

Kindergarten St. Anna, Teningen-Heimbach

Wir haben uns mit den „Ganz Gro-ßen“ zum Thema Wahlen im Re-dekreis getroffen. Es war verblüf-fend zu erfahren, was die Kinder bereits darüber wussten und was im Redekreis noch zusammenge-tragen wurde.

Auch war der Aspekt „Bestim-mer“ sein, das heißt auch Ver-antwortung für andere zu tragen, ein sehr wichtiger Punkt im Ge-spräch. Wir haben dann noch die

Parallele zu der aktuell stattfinden-den Elternbeiratswahl gezogen und mit dem Slogan „Wenn ich Bestimmer von Deutschland wä-re…“ eigene Wahlplakate erstellt.

Hier einige Beispiele:

„Wenn ich Bestimmer von Deutsch-land wäre…n sollen alle Menschen und Tiere

genug Essen haben.“ n verteile ich Trinken auf der gan-

zen Welt.“ n baue ich für jeden Mensch ei-

nen Anhänger.“

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in form Nr. 2/201712

n würden alle Menschen gesund bleiben.“

n würde ich alle Kranken gesund machen.“

n gäbe es genug Essen für alle.“ n sollten mehr Babys gemacht

werden.“ n kriegt jeder Mensch mehr

Geld.“ n bekommen alle Menschen viele

Geschenke, wo immer genau das drinnen ist, was sie brauchen.“

Kindergarten St. Franziskus, Friesenheim-Oberschopfheim

Wir haben in der Woche vor der Wahl im Morgenkreis die Plakate in die Mitte gelegt und mit den Kindern darüber gesprochen, dass bald Wahlen sind und der „Bestimmer“ oder die „Bestim-merin“ für Deutschland gewählt wird, ein Kind wusste auch, dass die „Bestimmerin“ zur Zeit Frau Merkel heißt.

Besprochen wurde: Wer darf wählen? Warum nur die Erwach-senen? Wo gewählt wird und wie das geht? Die Kinder wussten, dass es in Deutschland Regeln gibt: Andere nicht schlagen, nicht klauen und nicht bei Rot über die Ampel fahren. Am Ende haben wir gefragt, wer denn wo einmal gerne der „Bestimmer“ sein will und es haben sich mehrere Kinder gemel-det. Aus denen haben die Kinder dann die „Bestimmerin“ für die Puppenecke gewählt und die woll-te bestimmen, wer mit welchen Spielsachen spielen darf und was und wann aufgeräumt wird.Es gab ein gruppenübergreifendes Angebot, bei dem wir die Wahlpla-

kate (Bilder aus dem Internet) an-geschaut haben und die Abstim-mungskellen gebastelt haben. Die haben wir gleich benutzt, um zu klären ob und welche Spiele im Anschluss gespielt werden soll-ten. Mit diesen Kellen – so haben Eltern berichtet – stimmt das Kind mittlerweile auch zuhause ab.

Und einige Kinder waren mit ihren Eltern wählen, denn sie berichte-tet am Montag nach den Wahlen, dass sie mit ins Rathaus durften, dass man dort hinter eine Wand gehen muss, damit niemand sieht, was man wählt und dass man auf den Zettel bei den Namen ein Kreuz machen muss.

Kindergarten St. Johannes, Forchheim

Bei uns haben zwölf Kinder ab fünf Jahren an dem Projekt teilgenom-men. Wir haben einen Spazier-gang durchs Dorf gemacht und uns die Wahlplakate der Parteien angeschaut mit den Impulsfra-gen: Hängen die schon immer da? Warum hängen die hier? Kennt ihr die Menschen auf den Plakaten?Wir waren erstaunt, denn einige Kinder brachten ein tolles Wissen und Beobachtungen mit:n „Das ist ein Treffen der Bun-

deskanzler“n „Das ist der Mann von Angela

Merkel“- gemeint war Martin Schulz J

n „Ich habe im Fernsehen Angela Merkel und einen Mann gesehen“

n „Das ist Werbung“n „Ein Mann möchte gegen An-

gela Merkel gewinnen“n „Ein Präsident“

n „Merkel und Schulz wollen Bundeskanzler werden“

n „Zwei müssen Sachen ma-chen“

n „Habe ein Schild gesehen, wo jemand einen Schnurrbart und eine Brille aufgemalt hat“

In einer weiteren pädagogischen Einheit haben wir über das Thema „Bestimmer“ gesprochen: Wer ist Bestimmer („von bei uns zu Hause bis in ganz Deutschland“). Vielen Kindern war nicht bewusst, dass sie eigentlich viel mehr bestimmen könnten, wenn sie wollten. Zum Beispiel: Deine Mama bestimmt, was du am Morgen anziehst- Wa-rum machst du das nicht selbst? Oder bestimmt doch du mal, was die Mama heute anziehen soll…?Gelächter- aber die Kinder haben es verstanden.

Die Frage „Warum braucht es ei-nen Bestimmer?“ haben wir mit einem Experiment geklärt:

Auf dem Tisch standen Schälchen mit nach Farben sortierten Gum-mibärchen. Die Spielregel: Die zwölf Kinder sollten sich für eine Farbe entscheiden, dann dürften sie alle aufessen. Es gab keine Ei-nigung und für uns pädagogische Fachkräfte war die Beobachtung der Diskussion unter den Kindern sehr interessant. Irgendwann ha-ben wir uns dann auf einen „Be-stimmer“ geeinigt, der die Farbe „rot“ nannte und so bekamen nicht alle ihre Lieblingsfarbe, aber alle waren zufrieden. Fazit: zwölf Kinder können sich nicht entschei-den - wie sollen sich dann 80 Mil-lionen Menschen in Deutschland einigen? Es braucht für manche

Die Kinder wissen genau, was sie als „Bestimmer“ tun würden.

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in form Nr.2/2017 13

Dinge einen „Bestimmer“ oder ei-ne “Bestimmerin“!

Wir haben die Kinder aufgefordert, am Sonntag ihre Eltern zur Wahl zu begleiten und am Montag da-nach zu berichten, was sie erlebt haben!

Fazit: Die Kinder bringen sehr viel Wissen mit und haben großes In-teresse am Thema Wahlen. Die Kinder spüren auch instinktiv „ hier geschieht etwas Wichtiges“. Wir bleiben dran!

Auch das gab‘s:

Kindergarten St. Maria, Geisin-gen–Aulfingen

Wir haben mit den Kindern be-sprochen, wer gerade das „Sa-gen“ in Deutschland hat, ihnen ein Bild von Frau Merkel gezeigt und haben mit den Kindern bespro-chen was Wahlen sind. Und dann haben wir die Kinder gefragt, was sie denn von jemanden Erwarten der das „Sagen“ hat.

Eine Mutter meinte dazu: „Es ist furchtbar, dass man mit den Kin-dern über so etwas reden muss, schließlich sind es doch Kinder. Die verstehen das doch gar nicht. Die sollen sich über so etwas noch keine Gedanken machen.“ Die

Rückmeldung der anderen Eltern war positiv.

Kindergarten St. Bartholomäus, Büchig

Auszug von der Homepage der Kraichgau News:Demokratie von Anfang an- Bü-chigs Kindergartenkinder wählenAm Freitag, den 22.09.17 waren die Schulanfänger des Büchiger Kindergartens St. Bartholomäus im Sitzungssaal des Rathauses eingeladen. Brandaktuell sind die Bundestagswahlen nicht nur für uns Erwachsene. Auch unsere Kinder laufen an den Wahlplaka-ten vorbei und stellen viele Fra-gen. Ortsvorsteher Uve Vollers erklärte den Kindern auf sehr kind-gerechte Art und Weise, wie eine Wahl funktioniert. Genau wie die Erwachsenen durften die Kinder hinter die Wahlkabinen stehen, um ihre Stimme abzugeben. Ge-wählt wurde ein „Bestimmer im Tierreich“. Gemeinsam mit den Kindern wurde die Wahlurne ge-leert und die Stimmen ausgezählt. Gespannt wurden die Ergebnisse erwartet. Der von den Kindern ge-wählte „Bestimmer im Tierreich“ ist der Delphin. Vielen Dank auch im Namen der Kinder an die Orts-verwaltung Büchig für die herzli-che Bereitschaft und den freund-lichen Empfang im Rathaus.

Fazit der Aktion:

Die Rückmeldungen aus Einrich-tungen, die das Thema aufgegrif-fen haben, zeigten eindeutig, dass die pädagogischen Fachkräfte überrascht waren, was die Kinder alles bereits mitbekommen und gewusst haben und wie sehr sie das Thema „Bestimmer“ beschäf-tigt hat.

n Was sich im Umfeld der Kinder abspielt, nehmen sie wahr und es beschäftigt sie bewusst oder unbewusst.

n Erwachsene neigen dazu, Kin-der diesbezüglich zu unter-schätzen.

n Für Kinder, die mit ihren Eltern zur Wahl gegangen sind, war dies ein eindrückliches Erleb-nis.

Das Thema „Bestimmer“ und das Basteln einer Abstimmungskelle ist auch nach den Wahlen ein ak-tuelles Thema, weil es eine gute Gelegenheit ist im Team und mit den Kindern das Thema „Partizi-pation“ zu thematisieren.

(cs)

Rückmeldung des Teams: Vielen Dank für den Input und die Idee, das Thema mit den Kindern zu bearbeiten!

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in form Nr. 2/201714

Von Nha Trang nach Kippenheimweiler

Wie Frau Le ihren „Job fürs Leben“ in der Kita fand

Guten Tag Frau Le, ganz herzli-chen Dank, dass Sie sich bereit erklärt haben, uns von Ihrem Weg in die Kindertageseinrich-tung in Kippenheimweiler zu erzählen und einige Fragen zu beantworten.

Von wo aus sind Sie nach Deutschland gekommen und wie lange sind Sie schon hier?Ich bin 1988 aus der Stadt Nha Trang in Südvietnam mit dem Boot nach Singapur geflüchtet und war dort zehn Wochen in einer Flücht-lingsunterkunft. Von dort ging es per Flugzeug nach Stuttgart und weiter in Flüchtlingsunterkünfte in Tübingen und Haltingen. 1989 hei-ratete ich und zog nach Lahr, wo 1989 unsere Tocher Truc Thanh und 1990 unser Sohn Thinh Quoc geboren wurden. 1990 zogen wir nach Kippenheimweiler. Seitdem lebe ich hier und 2005 kam mein dritter Sohn Lewis zur Welt.

Was ist Ihnen von der Flucht noch in Erinnerung?Ich flüchtete mit meinem Bruder. Ich war damals 22 Jahr alt und mein Bruder 16. Wir wollten weg

aus Vietnam, denn wir hatten dort keine guten Zukunftsaussichten. Es herrschte Krieg und es gab kei-ne Arbeit für uns. Mit 18 Erwach-senen – darunter fünf Frauen und zwei Kinder, fuhren wir in einem kleinen Boot über das Meer. Wir hatten nur Wasser und das Es-sen, das wir eingepackt hatten, Toiletten gab es nicht. Ich hatte große Angst: Über mir sah ich nur den Himmel und unter mir und um mich herum unendliche Wasser-massen. Ich konnte nicht schwim-men und wusste nicht, wohin die Reise ging. Niemand wusste es. Nach drei Tagen kam ein deut-sches Schiff und schleppte unser Boot in den Hafen nach Singapur.

Wie kam es zur Anstellung im katholischen Kindergarten? Und wie lange arbeiten Sie schon hier?Als meine Tochter vier und mein Sohn drei Jahre alt waren, wur-den sie im Sophie-Scholl-Kin-dergarten aufgenommen und weil sie kein Deutsch verstan-den, hatten sie zunächst Ein-gewöhnungsprobleme. Aber sie waren nicht die einzigen Kinder

mit Sprachschwierigkeiten, denn es gab noch viele andere (vor-wiegend russlanddeutsche) Kin-der ohne Kenntnisse in Deutsch. Meine Kinder haben mit der Zeit innige Freundschaften geschlos-sen, die teilweise bis heute be-stehen. Da mein damaliger Ehe-mann den Tagesablauf organi-sierte, hatte ich auch wegen der fehlenden Sprachkenntnisse kei-ne sozialen Kontakte außerhalb der Familie. Nachdem mich mein Mann von einem Tag auf den an-deren verlassen hatte, stand ich völlig alleine mit meinen beiden Kindern da. Die Kindergarten-leiterin Beate Jörger-Hoffmann vermittelte den Erstkontakt zum Sozialen Dienst der Stadt Lahr. In den Folgejahren konnte ich über Fördermaßnahmen des Arbeitsamtes im Sophie-Scholl-Kindergarten tätig sein. In dieser Zeit besuchte ich auch Deutsch-sprachkurse und ich lernte Kin-der, Erzieherinnen, Eltern sowie Bürgerinnen und Bürger aus Kip-penheimweiler kennen. Obwohl es zwischendurch auch Unter-brechungen gab, blieb ich durch Projekte der Stadt Lahr und die Unterstützung der katholischen Kirchengemeinde bis heute in der Einrichtung beschäftigt. Seit 2014 habe ich bei der katholi-schen Kirchengemeinde Kippen-heim einen Vertrag als hauswirt-schaftliche Hilfe.

Was macht Ihnen bei der Arbeit im Kindergarten besonderen Spaß?Ich liebe das Zusammensein mit Kindern. Als gelernte Schneiderin mag ich es, kreativ zu sein und Aufgaben zu übernehmen. In der Kita Sophie-Scholl spüre ich, dass ich gebraucht werde. In der Küche Frau Le und Frau Jörger-Hofmann im Gespräch.

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in form Nr.2/2017 15

und bei der Essensausgabe habe ich einen wichtigen Job. Gemein-sam mit den Erzieherinnen sorge ich dafür, dass alle Kinder genü-gend zu essen haben und dass danach das Geschirr wieder sau-ber in die Schränke kommt.

Woran liegt es, dass Deutschland nun Ihre Heimat geworden ist? Seit 1988 konnte ich schon ei-nige Male nach Vietnam reisen. Es gehört zu den schönsten Er-lebnissen der vergangenen Jah-re, meine Eltern wieder zu sehen und Verwandte und alte Freun-de zu besuchen. Trotzdem ist

Deutschland meine Heimat ge-worden. Hier wohne und arbeite ich, hier leben meine Kinder und meine Freunde. Ich gehöre nun schon über 20 Jahren zum Team des Sophie-Scholl-Kindergartens dazu. Das gibt mir Sicherheit und Halt. Die Kindergartenleiterin Be-ate Jörger und ich sind gleich alt. Wir kennen uns schon fast die Hälfte unseres Lebens. Uns ver-bindet nicht nur die gemeinsame Arbeit, sondern auch eine enge Freundschaft.

Wie alt sind mittlerweile Ihre Kin-der und was machen sie beruf-

lich?Meine Tochter Truc (28 Jahre) ist heute Realschullehrerin in Rastatt. Sie unterrichtet Deutsch und Kunst. Mein Sohn Thinh (27 Jahre) arbeitet als Lebensmittel-techniker in einer Getreidemühle in der Umgebung von Lahr, und mein jüngste Sohn Lewis (12 Jah-re) besucht die Werkrealschule in Kippenheim.

Herzlichen Dank, Frau Le, für das Gespräch, weiterhin viel Spaß bei der Arbeit und alles Gute Ihnen und Ihrer Familie.

(cs)

Sprachenvielfalt sichtbar machen und wertschätzen

Aktionswoche der Freiburger Sprach-Kitas zum Tag des Buches am 23. April

Was ist wichtiger: der lange Hals der Giraffe oder die Stacheln des Igels? Grün wie der Frosch zu sein oder groß wie ein Elefant? Was wäre wenn alle Tiere einen langen Hals oder Stacheln hätten, groß und grün wären?

Diese wunderbare moderne Fabel lehrt uns, dass jede und jeder indi-viduelle Stärken hat und wir nicht alle gleich sein müssen – eine wertvolle Moral für unsere multi-kulturelle Gesellschaft! Um die Vielfalt der Sprachen sicht-bar zu machen und wert zu schät-zen, veranstalten die Freiburger Sprach-Kitas in der Woche nach dem Welttag des Buches am 23. April unterschiedliche Aktionen rund um das Buch „Das Allerwich-tigste“ von Antonella Abatiello. Dazu fand in der katholischen Kita St. Konrad ein mehrsprachiges Vor-lesen mit Eltern statt, auch in der Kita Wiesengrün und der Kita Immergün stand die alltägliche Beschäftigung mit dem Lesen im Zeichen der Viel-falt. In der Kita Violett gab es unter

anderem ein „textiles Bilderbuch“, Buchstabentanz, Buchstabensuppe und ein Theaterstück der Erzieherin-nen. Im Kinderhaus Unserer Lieben Frau wurde das „Allerwichtigste“-Buch hergestellt, das Kinderhaus Arche Noah nutzte ein Laufbilder-buch und besprach das Thema in der Kinderkonferenz. Bilderbuchki-no – auch hier in den unterschied-

lichen Familiensprachen der Kinder – gabt es im Zachäuskindergarten, in der Kita Alban-Stolz, in der Städ-tischen Kita Landwasser sowie im Interkulturellen Familienzentrum in der Krozingerstraße. Der Evangeli-sche Kindergarten in Tiengen lud zu einer Vernissage von Kunstwerken, die die Kinder zu diesem Thema ge-staltet hatten.

Der Tiger sprach: „ Das Allerwichtigste für mich ist mein großes Maul mit den scharfen Zähnen und meine scharfen Krallen!“

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in form Nr. 2/201716

Situationsorientiert werden sicher-lich noch viele weitere Sprachan-lässe rund um „Das Allerwichtigste“ entstehen. Das Buch, herausgege-ben vom Verlag Bi-libri, liegt bereits in vielen Sprachen vor. Die Texte in den nicht verfügbaren Sprachen werden von Eltern übersetzt. Die wertvolle Ressource der familiären Mehrsprachigkeit findet somit Ein-gang ins Bildungssystem und wird für viele erfahrbar gemacht. Am Bundesprogramm „Sprach-

Kita – weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ – beteiligen sich 12 Kindertagesstätten in Freiburg. Durch die Vernetzung, die dadurch entstanden ist, wird unter anderem die Qualität der pädagogischen Arbeit in den Kitas reflektiert und sichtbar gemacht. Ein Anlass wie der Welttag des Buches kann ein Spotlight auf den vielfältigen Alltag in den Kitas richten, denn hier liegt das größte Potential für gelingende Sprachbildung.

Sprache ist der Schlüssel zu gleichen Bildungschancen für alle Kinder von Anfang an. Wis-senschaftliche Studien belegen, dass sprachliche Bildung beson-ders wirksam ist, wenn sie früh beginnt.

Evelyn Gierth, Fachberatung Sprach-Kitas Verbund Freiburg/Müllheim

Caritasverband für die Erzdiözese Freiburg

Frau Abourabaieh mit ihren Töchtern

Im inform 1/2016 hatte ich Fami-lie Swidan vorgestellt, sie flohen 2014 vor dem Krieg. In Gutenstein, im Landkreis Sigmaringen haben sie eine neue Heimat gefunden. Nachdem nun über ein Jahr seit unserem letzten Gespräch ver-gangen ist, konnte ich nochmal mit Frau Abourabaieh über ihre aktuelle Situation sprechen. Es fällt mir sofort auf, wie gut Frau Abourabaieh inzwischen die deutsche Sprache erlernt hat, wir konnten nun alle Themen prob-lemlos miteinander besprechen.

Ihr Mann hat inzwischen eine Ar-beit gefunden, so dass er an dem Gespräch nicht teilnehmen konn-te. Er hat auch den ersehnten Füh-rerschein nach bestandener Prü-fung erhalten. Dies hat wesentlich zur größeren Unabhängigkeit der Familie beigetragen. Das Einkau-fen oder Arztbesuche sind nun besser zu organisieren.

Auch Frau Abourabaieh ist derzeit in der Vorbereitung zur Fahrprü-fung. Inzwischen wurden die the-oretischen Fragen für die Fahrprü-fung ins Arabische übersetzt, so dass dies für sie eine Erleichte-rung beim Lernen ist.

Die Familie konnte kurz nach unserem letzten Gespräch aus der Wohnung in ein Haus um-

ziehen. Die tägliche Bewältigung der Treppen war für Frau Abou-rabaieh aufgrund einer Hüfter-krankung, ein größeres Problem. Eine notwendige Operation muss allerdings noch für einige Jahre verschoben werden.

Der Kontakt zu den Nachbarn ist gut, die Familie fühlt sich weiter-hin wohl in Gutenstein. Die Fa-milie nimmt regelmäßig an den Gottesdiensten, die der Kinder-garten anbietet, teil. Sie berichtet davon, dass dies für sie in Syrien auch üblich war, man nahm an christlichen Gottesdiensten und muslimischen Gebetszeiten teil. Die Vielfalt wurde damals vor dem Krieg als Bereicherung erlebt und gelebt.

Sali, die dreijährige Tochter be-sucht den Kindergarten, sie ist still und eher schüchtern, sie braucht Zeit, um sich in der Kindergrup-pe zurecht zu finden. Im famili-ären Rahmen zeigt sie, dass sie in beiden Sprachen gut zurecht kommt, sich ausdrücken kann und Anregungen aus dem Kinder-garten mit nach Hause bringt. Die jüngste Tochter Lusin, hat gerade Laufen gelernt, erkundet neugierig die Welt um sie herum und strahlt uns während des Gespräches in-teressiert an.

Eine große Sorge treibt die Familie um, was die Arbeit von Herrn Swi-dan betrifft. Er bewirbt sich derzeit bei vielen Firmen, da die Firma bei der er derzeit angestellt ist, keine Zukunft hat und ihm gekündigt wurde. Er arbeitet teilweise er-gänzend stundenweise in einer Asylunterkunft im Security-Be-reich und übernimmt andere Mi-nijobs. Auf keinen Fall möchte die Familie auf Sozialhilfe oder Hartz IV angewiesen sein. Auch Frau Abourabaieh hofft darauf, wieder eine Arbeit zu finden. Sie arbeitete in Syrien in verantwortungsvoller Stellung in der Verwaltung an ei-ner Universität.

Auf meine Frage, was sie sich für die Familie wünscht, antwortet sie:„Ich hoffe, mein Mann findet wie-

Wir fragen nach …Was wurde aus Familie Swidan aus Syrien?

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in form Nr.2/2017 17

Im Inform 1/ 2016 hat sich der da-mals fünfjährige Abdoulhadi vor-gestellt, der mit seinen Eltern aus Pakistan geflohen ist. Was macht der Siebenjährige heute? Abdoulhadi ist seit September ein stolzes Grundschulkind und be-sucht die Zebra-Klasse der Karl-Tschamber-Schule in Weil (inter-nationale Eingangsklasse). Seine Deutschkenntnisse sind schon so gut, dass er voraussichtlich bald in die erste Klasse wechseln kann. Sein bester Freund ist noch immer Araz, aber auch in der Schule hat er bereits einen Freund gefunden. Er heißt Maxi.

Abdoulhadis Mutter berichtet, dass es ihrer Familie gut geht und

sie vor allem sehr froh ist, dass Abdoulhadis behinderter Zwil-lingsbruder Saad hier in Deutsch-land so gut betreut und versorgt

ist. Saad geht seit September nach Maulburg zur Schule. Der Jüngste der Familie ist seit Juni im Kindergarten in der Zwergengrup-pe und auch gut angekommen.

Wenn man Frau Faisal nach An-schluss oder Kontakten hier in Deutschland fragt, lächelt sie und meint etwas zurückhaltend: „Ja ein bisschen, ist schwierig“. Sie geht einmal wöchentlich vor-mittags in einen Sprachkurs. Die Besorgungen und Außenkontakte übernimmt meistens der Vater.

Es schein so, als ob Familie Faisal zumindest ein bisschen Heimat gefunden hat.

(cs)

Wir fragen nach …Was wurde aus Abdoulhadi und seiner Familie?

Im inform 1/16 haben wir über Abadi Fitsum berichtet, der 2014 aus Eritrea geflohen ist. Inzwi-schen hat er sein FSJ in Konstanz im St. Marienhaus, einem Pflege-heim für ältere und pflegebedürf-tige Menschen erfolgreich abge-schlossen. Schon während seiner FSJ Zeit hatte er sich für einen Ausbil-dungsplatz zur Altenpflege be-worben. Die Aufnahmeprüfung bestand er ohne Probleme. Heute arbeitet er weiterhin im Marien-haus in Konstanz, allerdings nicht mehr als FSJ‘ler, sondern als Aus-zubildender.„Abadi Fitsum ist mein bester

Schüler“, so die Leiterin des Ma-rienhauses, bevor sie mich telefo-nisch an ihn weiterleitet. Er selbst berichtet glücklich, dass er gerade die Zwischenprüfung zum Alten-pfleger bestanden habe. „Alles läuft perfekt“- so seine Auskunft. Er will auf jeden Fall im St. Mari-enhaus in Konstanz weiterarbei-ten und in zwei Jahren die Prüfung zum Altenpfleger machen. Er be-schreibt seine Ziele sehr realis-tisch: „Schritt für Schritt gehe ich weiter, ich möchte meine Ausbil-dung machen und weiter die deut-sche Sprache verbessern.“Die regelmäßigen Kontakte zu sei-nen Verwandten und Freunden in

seine Heimat nach Eritrea sind für ihn auch weiterhin sehr wichtig. Die Möglichkeiten über das Inter-net verbunden zu sein, erleichtert dies und hilft ihm, sich mit ihnen verbunden zu fühlen. In Konstanz fühlt sich Abadi Fitsum sehr wohl, er spielt im Fußballver-ein eines Konstanzer Stadtteils und hat über diesen Verein zahlreiche und gute Kontakte gefunden. Für seine Zukunft und für die Um-setzung seiner Pläne wünsche ich ihm zum Schluss unseres Telefo-nates alles Gute und viel Erfolg auf seinem weiteren Weg.

(uw)

Wir fragen nach …Was wurde aus Abadi Fitsum?

der Arbeit, eine gute Entwicklung unserer Kinder und dass wir hier in Deutschland bleiben können. Wir wollen einen Antrag auf Einbür-gerung stellen, um die deutsche Staatsbürgerschaft zu bekommen“.

Es ist für die Familie keine Option nach Syrien zurück zu kehren, die politische Situation ist zu schwierig und unsicher, um Kindern eine si-chere Zukunft zu bieten. Ich verabschiede mich und wün-

sche alles Gute, mit der Hoffnung, dass sich die größten Wünsche für die Familie erfüllen mögen, damit sie von den Zukunftssorgen ent-lastet werden.

(uw)

Der stolze Grundschüler zu Besuch in der Kita.

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in form Nr. 2/201718

KTK Delegiertenversammlung in Rastatt Faktoren erfolgreicher Personalbindung in katholischen Kindertageseinrichtungen

Die diesjährige KTK-Delegierten-versammlung wurde traditionell am Vormittag mit einem Studien-teil eröffnet. Daran nahmen wie im letzten Jahr nicht nur die De-legierten teil, sondern auch wei-tere Fachinteressierte. In der gut gefüllten Aula des Bildungshaus St. Bernhard in Rastatt stand das Thema Personalbindung in katho-lischen Kindertageseinrichtungen

im Mittelpunkt. Als Fachreferent konnte Herr Prof. Dr. Ralf Hader-lein, Universität Koblenz, gewon-nen werden.

Gekommen um zu bleiben!?

Personalbindung betrachtet die von Mitarbeitenden empfundene (emotionale) Verbundenheit so-wie ihre (vertragliche) Gebunden-heit an das Unternehmen. Eine hohe emotionale Verbundenheit und Identifikation mit den Zielen und Werten der Organisation ist durch viele Faktoren beeinflusst. Die Arbeitsleistung ist deutlich höher und darüber hinaus be-steht ein freiwilliges Engagement der einzelnen Mitarbeitenden sich in unternehmerische Pro-zesse einzubringen. Mitarbei-tende mit einer guten emotio-nalen Bindung haben seltener die Absicht den Arbeitgeber zu wechseln, haben ein höheres Wohlbefinden und eine stabi-lere Gesundheit. Mitarbeitende die nicht nur vom Produkt ihrer Arbeit, sondern auch von ihrem Arbeitgeber überzeugt sind, tra-gen dieses Bild zudem gerne an

alle Beteiligten weiter.

Personalbindungsmanagement umfasst alle vom Unternehmen aktiv und planmäßig betriebenen und organisierten Maßnahmen, die darauf abzielen, die Mitarbeitenden darin zu beeinflussen, im Unter-nehmen zu verbleiben und die Be-ziehung und das Arbeitsverhältnis zu stabilisieren und zu festigen. Die Herausforderung ist dabei, wichti-ge Mitarbeitende zu binden und engagierte zu halten und fördern. Ziel ist es, sich als attraktiven Ar-beitgeber zu positionieren. Gera-de hier sieht Haderlein eine große Chance für kirchliche Kindertages-einrichtungen, da sie in mehreren Systemen fest verankert sind. Ein-mal das System Kindertagesein-richtung und Kirchengemeinde auf der organisatorischen Ebene, das System Trägerverbände auf der fachlichen Ebene und das System Kirche auf der allen übergeordne-ten Ebenen. In dieser kollektiven Kraft steckt eine große Chance: Sie besteht sowohl aus dem Per-sonalmanagement als auch aus der Unternehmenskultur. Beide prägen betriebliche Strukturen wie Vertrauen, Herausforderung, Wirk-samkeit, Wertschätzung und Aner-kennung und beeinflussen letztlich maßgeblich den Unternehmenser-folg (s. Schaubild).

Was jedoch unterstützt die Bin-dung der Mitarbeitenden an das Unternehmen Kindertageseinrich-tung? Beratungs- und Unterstüt-zungsangebote als Form der Wert-schätzung wirken sich positiv auf die Mitarbeiterbindung aus. Hierzu zählen unter anderem auch Zielver-einbarungsgespräche, Rückmel-dungen zur Qualität der Einrich-tung oder Mitarbeiterbefragungen. Personalbindung bedeutet auch Maßnahmen zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und

Prof. Dr. Ralf Haderlein ist Vorstandsmit-glied des KTK-Bundesverbandes und des Instituts für Bildung, Erziehung und Be-treuung – Rheinland-Pfalz.

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in form Nr.2/2017 19

Beruf voran zu bringen. Eine flexi-ble Gestaltung des Arbeitsvertra-ges, um eine Anpassung an die persönliche Lebensplanung zu er-möglichen, mit gleichzeitiger Ver-lässlichkeit des Arbeitgebers, ist für die heutige Generationen einer der wichtigsten Faktoren.

Die Gallup Studie 2012 belegte, dass die persönliche Zufriedenheit mit der Arbeit und die Mitarbeiter-bindung zwar weitgehend unab-hängig voneinander zu sehen sind, beide aber Auswirkungen auf den Unternehmenserfolg haben. Ein in-teressanter Arbeitgeber bietet: eine

interessante Tätigkeit, die Möglich-keit zum eigenverantwortlichen Arbeiten und die Einbindung in die Entscheidungsprozesse. Diese Faktoren sollten neben einem Per-sonalbindungsmanagement auch immer Berücksichtigung finden, damit Mitarbeitende zu einem Ar-beitgeber kommen um zu bleiben, bestenfalls bis zum Berufsausstieg.

Vorstand der Arbeitsgemein-schaft neu gewählt

In einem Bericht des bisherigen Vorsitzenden des Vorstandes Er-win Bertsch, wurden die Schwer-

punkte und Projekte, die während der Amtszeit von 2013-2017 be-arbeitet wurden, den Anwesen-den vorgestellt. Dem bisherigen Vorstand wurde anschließend für die geleistete Arbeit gedankt. Anschließend fanden Neuwahlen statt, der neue Vorstand wird für die Dauer von vier Jahren gewählt.

Vom bisherigen Vorstand wurden wiedergewählt: Christa Schulz Kita-Lei-terin Pforzheim, Silvia Fürderer Kita-Lei-terin, Furtwangen; Erwin Bertsch, Pfarrer, Leiter der Seelsorgeeinheit Brühl-Ketsch, Björn Mittmesser Kindergarten-Ge-schäftsführer Obrigheim. Neu gewählt wurde: Magdalena von Schönau, Trägerbeauftragte und Vorsitzende der Seelsorgeeinheit Wehr. Nicht mehr kandidiert hat: Bernhard Metz, Pfarrer Seelsorgeeinheit Krautheim.

Außerdem gehören kraft Am-tes dem Vorstand an: Michael Spielmann, Abteilungsleiter Kind-Jugend-Familie, DiCV Freiburg, Bernd Pantenburg, Fachberater für Tageseinrichtungen für Kin-der, DiCV Freiburg, Wolfgang Heintschel, Geschäftsführer Ca-ritasverband Singen-Hegau e.V. und als Geschäftsführerin Dr. Re-gina Kebekus, Referatsleiterin des Referates Tageseinrichtungen für Kinder des DiCV Freiburg.

Steffen Brade, Fachberater

Der neue Adventskalender „ein-fach.mehr.advent“ (kita Box) des KTK-Bundesver-bandes (Verband Katholischer Tageseinrichtungen für Kinder) in Kooperation mit dem dkv (Deut-scher Katecheten Verein), 26 Bild-karten mit Aufsteller und kleinen Begleitern sowie zusätzlichem religionspädagogisches Begleit-material, 21x21cm, ISBN 978-3-88207-463-5, 16,95 Euro

In diesem Jahr hat der kleine Stern eine Begleiterin gefunden – das Engelmädchen Stella. Die beiden führen durch die Advents-zeit. Gemeinsam entdecken sie dabei Zeichen und Bräuche des Advents. Dazu nutzen sie alle Sinne: Sehen, Hören, Riechen, Tasten und Schmecken. Jede der drei Adventswochen steht unter einem besonderen Thema: Engel, Himmel, die Heilige Fami-lie. Die kindgerechten Bildkar-

ten mit thematischen Motiven, der durchgängigen Geschichte sowie Ideen für die Adventszeit laden ein zur Betrachtung, zum gemeinsamen Spiel, zum Gebet und zur Gemeinschaft.

Sandra Hensel, Entschleunigung, Impulskarten für Bildungsarbeit, Oasentage und Meditation, Don Bosco Verlag, 2017, 30 Fotokar-

Büchermarkt und Medien:

Der neugewählte Vorstand der diözesanen Arbeitsgemeinschaft KTK in der Erzdiözese Freiburg: (v.l.) Dr.Regina Kebekus, Björn Mitmesser, Christa Schulz, Erwin Bertsch, Magdalena von Schönau, Bernd Pantenburg.

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in form Nr. 2/201720

ten, EAN 4-260179-514319, 19,95 Euro

Wir leben in einer Zeit der Digi-talisierung und Schnelllebigkeit, in der das Leben vieler Men-schen durch Projekte und Ter-mine getaktet ist. Wenn Span-nung und Entspannung nicht ins Gleichgewicht kommen, kann das physische und psychische Probleme mit sich bringen, die sich langfristig negativ auf die Lebensfreude der Menschen auswirkt.

Diese Impulskarten mit Fotos und Texten sind ein gutes Handwerks-zeug für die Arbeit mit Einzelnen oder mit Gruppen im Rahmen des Gesundheitsmanagements, der Meditation und der spirituellen Bildungsarbeit.

Gabriele Haug-Schnabel / Joa-chim Bensel, Grundlagen der Entwicklungs-psychologie, Die ersten 10 Lebensjahre, Herder Verlag, 2017, 184 S., ISBN 978-3-451-32960-9, 20 Euro

Die pädagogischen Fachkräfte im Bereich der Elementarpädagogik wissen, dass es zu ihren Aufgaben gehört, regelmäßig zu beobachten und zu erfassen, wo ein Kind in seiner Entwicklung steht, welche seine aktuellen Themen sind und für was es sich gerade interes-siert. Daraus leiten sie ab, wel-che Unterstützung, Ermutigung oder welches Material das Kind gerade braucht, um in die Zone der nächstmöglichen Entwick-lung eintauchen zu können. Dazu braucht es ein echtes Interesse an den Kindern, aber das allein ge-nügt nicht. Hinzukommen muss die Bereitschaft zur Selbstreflexi-on und eine gute Portion solides Grundlagenwissen.

Diese überarbeitete und erwei-terte Ausgabe der „Entwick-lungspsychologie“ bietet dieses Grundwissen und geht ein auf

Entwicklungsförderung, Bildungs-begleitung, Sprache und Kommu-nikation, emotionale Entwicklung, Partizipation und Konfliktfähigkeit und nimmt die Altersspanne von ein bis zehn Jahren in den Blick.Agnes Wuckelt,

Religiöse Bildung in der KiTa, Ziele, Inhalte, Wege – Das Grund-lagenbuch, Schwabenverlag, 2017, 240 S., ISBN 978-3-7966-1737-9, 25 Euro

In vielen Bildungsplänen wird den Bereichen Sinn, Werte, Religion, ethische Erziehung und interkultu-relle oder interreligiöse Erziehung große Bedeutung beigemessen. In diesem Buch steht „in der Mit-te das Kind“ und es hilft pädago-gischen Fachkräften, sich in das religiöse Denken und Handeln von Kindern im Kindergartenalter hin-einzuversetzen. Es geht ein auf re-ligiöse Bildung als Selbstbildung, religiöse Entwicklung junger Kin-der, Professionalisierung der Fach-kräfte und Konzepte frühkindlicher religiöser Bildung. In der Konkreti-sierung geht es um die Begleitung religiöser Lernprozess und die Ver-netzung mit der Eltern- und Famili-enarbeit, im pastoralen Raum und mit der Grundschule. Sehr hilfreich ist das letzte Kapitel mit kurzen Er-klärungen zu religiösen und theolo-gischen Fachbegriffen. Das Buch liefert gut verständliches Hinter-grundwissen und basiert auf einer Längsschnitt-Fallstudie zur religiö-sen Entwicklung junger Kinder.

Heike Helmchen-Menke / Andreas Leinhäupl, KITA als pastoraler Ort, Rahmenbedingungen, Praxisbau-steine, Perspektiven – Ein Hand-buch, Schwabenverlag, 2016, 240 S., ISBN 978-3-7966-1713-3, 24,99 Euro

Als Ergänzung ist im gleichen Verlag ein praktisches Handbuch erschienen. Es geht davon aus,

dass der Kindergarten ein Ort ist, an dem sich Menschen aus allen Gruppen der Gesellschaft, allen sozialen Schichte und Weltan-schauungen treffen. Hier kommen auch alle Fragen und Themen vor, die das Leben dieser Menschen mit sich bringt. Es ordnet das »System Kita« in den Gesamtzu-sammenhang der Pastoral ein. Durch zahlreiche Praxisbeispiele werden die Handlungsfelder in Li-turgie, Verkündigung und Diakonie konkretisiert und daraus zukunfts-orientierte Perspektiven entwickelt

Dorothee Gutknecht / Kariane Höhn, Essen in der Kinderkrippe, Achtsame und konkrete Gestal-tungsmöglichkeiten, Herder Ver-lag, 2017, 112 S., ISBN 978-3-451-32768-1, 14,99 Euro

Essen ist mehr als Kalorienauf-nahme: Es ist ein ganzheitliches Geschehen bei dem Kommuni-kation, ästhetische und religiöse Bildung, Wissens und Sprachbil-dung, sowie Fragen der Gesund-heit und der Hygiene eine Rolle spielen. Je früher Kinder eine Tageseinrichtung besuchen und je mehr Zeit sie dort verbringen, umso wichtiger ist es, dass sich pädagogische Fachkräfte intensiv mit diesem Thema beschäftigen.

In diesem Buch geht es um Im-pulse rund um die Gestaltung von Mahlzeiten in der Kinderkrip-pe und es macht deutlich, wie notwendig und bedeutsam es ist, dass diese achtsam von den Fachkräften begleitet werden. Ein wichtiges Buch das in keiner Kita mit Kinder unter drei Jahren fehlen sollte. Denn was in diesem Alter „falsch“ programmiert wird, ver-folgt die Kinder „lebenslänglich“.

Sarah V. / Claude K. Dubois, Stromer, Moritz Verlag, 2017, 72 S., ISBN 978-3-89565-342-1, 12,95 Euro

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in form Nr.2/2017 21

Wenn andere aufstehen und das warme Bett verlassen, kriecht er aus der nassen Decke. Er friert, hätte gerne einen Kaffee und hat Hunger. Stromer ist einer der Menschen ohne Wohnsitz, ob-dachlos, lebt auf der Straße und ist nirgendwo willkommen. Die Zeiten sind längst vorbei, dass er eine geregelte Arbeit hatte und wenn er in der Wärmestube nach einem warmen Essen ansteht und seinen Namen angeben muss, kann er sich nicht mehr erinnern. Er gehört zu den Namenlosen am Rande der Gesellschaft, an denen das Leben und der Alltag sche-menhaft vorbeiziehen. Er ist ein Niemand, in eine Wolldecke ge-hüllt in der Ecke des Parks. Und dann steht plötzlich das kleine Mädchen vor ihm, lächelt ihn an und bietet ihm seinen Keks an, für ihn den besten Keks der Welt. „Du siehst ja komisch aus. Wie ein Teddy!“, sagt sie noch, ohne sich groß Gedanken zu machen. Aber sie hat ihm einen Namen ge-geben und als er am Abend mit einem Lächeln im Herzen für das Essen ansteht weiß er, wer er ist: Teddy!

Dieses Bilderbuch beschreibt den Alltag eines Obdachlosen und lenkt mit Text und Bild den Blick auf die Menschen, deren Anblick uns oft peinlich ist und mit denen viele nichts zu tun haben wollen. Die Bilder verzichten fast ganz auf Farbe, kommen leise, etwas schemenhaft daher und wahren gerade dadurch die Würde des Obdachlosen. Sie beschreiben ein Leben unter schwierigen Be-dingungen, gelegentlich blitzen idyllische Momente auf und sie wirken vor allem nicht ausschließ-lich bedrückend. Das Buch ist für große und kleine Menschen eine Anregung, sich in die Situation von Mensch hineinzuversetzen, die am Rande der Gesellschaft leben oder dorthin gedrängt wer-den. Dass es ein Kind ist, das den Obdachlosen aus seiner Na-menlosigkeit herausholt, verwun-dert nicht, denn sie sind es oft, die Mitleid haben und Vorurteile

überwinden. Mit dem Blick auf die Menschen am Rand und mit dem „Namenlosen einen Namen geben“, hat es zudem einen kari-tativen, ethischen und religiösen Aspekt.

Heike Baum / Volker Abdel Fattah, Wir sind da – 40 Antworten auf ihre Frage zur praktischen Ar-beit mit Flüchtlingskindern, AV 1 Pädagogik-Filme, 2017, DVD 59 Min., 32 Euro, www.AV1-shop.de

Das Thema große und kleine Men-schen mit Fluchterfahrung gehört in vielen Tageseinrichtungen für Kinder bereits zum Alltag. Den-noch gibt es oft Fragen und Unsi-cherheiten: Wie soll ich mich beim Erstkontakt mit der Familie verhal-ten? Auf was muss ich achten? Was erwarten Familien mit Fluch-terfahrung von uns? Wie finde ich Zugang zur Zusammenarbeit mit Flüchtlingsfamilien?

Auf dieser DVD geben zwei in die-ser Materie erfahrene Fachperso-nen fachlich fundierte Antworten auf Fragen, die immer wieder in Kitas auftauchen. Visuell unter-stützt und damit konkretisiert werden die Antworten durch Sze-nen aus dem Kindergartenalltag. Eine wertvolle Hilfe für pädago-gische Fachkräfte, um selbst si-cherer zu werden und gut geeig-net für Teambesprechungen und Fortbildungen, da die einzelnen Fragen gezielt angesteuert wer-den können und ein detailliertes Inhaltsverzeichnis mit Zeitangabe der einzelnen Sequenzen beige-fügt ist.

(cs)

Dokumentarfilm „Pina schaukelt“Was kleine Kinder brauchenDVD, 88 Minuten, www.media-thek-freiburg.de

Dieser Dokumentarfilm beobach-tet Kinder in ihrem Krippenalltag in einer Einrichtung in Berlin im

Alter ab zehn Monaten und be-gleitet sie, bis sie zweieinhalb Jahre alt sind. Eindrucksvoll kommen dabei im Rahmen des gewählten situationsorientierten Ansatzes Lernfähigkeit, Entde-ckerfreude, Gestaltungslust und Entwicklungsschritte, mit der sich kleine Kinder auf ihren Le-bens-Weg begeben, in den Blick. Bis auf wenige kurze Statements von Erzieherinnen, Leiterinnen und Eltern werden die inten-siven filmischen Aufnahmen der Kleinkinder unkommentiert vermittelt. Pina schaukelt zeigt auch Haltung und Verhalten der Erzieherinnen: wie sie die Kinder begleiten, auch herausfordern, niemals gängeln und immer zu-gewandt und aufmerksam sind. So gelingt es ihnen, die Kinder in ihrer Entwicklung zu unterstüt-zen und dabei ein tiefes, stabiles Vertrauen aufzubauen.

Heike Helmchen-Menke, Refe-rentin für Elementarpädagogik im Institut für Religionspäda-gogik in Freiburg, weist bei Pi-na schaukelt auf folgendes hin: „Auch das didaktische Material auf der DVD-ROM-Ebene ist für den Unterricht an Fachschulen für Sozialpädagogik hilfreich, was die Bereiche Aufmerksam-keit, Achtsamkeit, Kindorientie-rung, Geborgenheit usw. betrifft. Für Schüler(innen) an Fachschu-len für Sozialpädagogik ist es al-lerdings sicher herausfordernd, dass der Film auf jegliche Kom-mentierung und Einordung ver-zichtet. Zudem ist auffallend, dass sowohl im Film, wie auch beim didaktischen Begleitmate-rial, der Bereich der religiösen Bildung komplett weggelassen wurde.“

Die DVD kann in der Mediathek für Pastoral und Religionspädagogik ausgeliehen werden und steht im Medienportal als Download zur Verfügung.

Thomas Belke, Mediathek für Pastoral

und Religionspädagogik

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22 in form Nr. 2/2017

Sehr überraschend hat sich Fran-ziska Schwab für eine weitere berufliche Veränderung entschie-den.

Frau Schwab übernahm als Teil-zeitkraft im April 2016 die Fach-beratung der katholischen Kin-dertageseinrichtungen für die Gebiete Kinzigtal sowie die Städ-te Offenburg und Kehl mit Dienst-sitz in Offenburg.

In der Beratung der Tagesein-richtungen und im kollegialen Austausch setzte sie sich ins-besondere auch durch das Ein-bringen ihres psychologisch aus-

gerichteten Fachwissens für die Entwicklungschancen der Kinder in unseren Einrichtungen mit ein und bereicherte sowohl hiermit als auch mit ihrer sehr offenen und freundlichen Art den fachli-chen Diskurs.

Frau Schwab verabschiedet sich Ende November 2017 aus dem Kreis der Fachberaterinnen und Fachberater. Wir wünschen ihr alles Gute für ihre weitere berufli-che als auch ihre private Zukunft!

Gisela Milkau-SchwämmleFachberaterin

Das Leben ist Entwicklung Abschied von Franziska Schwab

„Du, weißt du, was war als noch nix war?“ – Kinder sind neugierig und versuchen ihre Welt zu erfor-schen und das Leben zu verste-hen. Die Fragen, die sie stellen, bringen Erwachsene selbst ins Nachdenken. Diese Erfahrung aus dem Alltag von Erziehenden pri-vat wie beruflich nahm die Katho-lische Fachschule für Sozialpäda-gogik Freiburg in Kooperation mit dem Familienreferat der Erzdiö-zese zum Anlass, die Denk- und Spielwerkstatt „Spurensuche“ für den 100. Katholikentag 2016 in Leipzig zu entwickeln.

Aus diesem Projekt entstand weiterführend eine Materialbox „Denkwerkstatt Spurensuche“. Sie möchte pädagogische Teams

unterstützen, die religiösen Bil-dungsangebote in der Kinderta-geseinrichtung zu reflektieren und weiterzuentwickeln. Die pädago-gischen Fachkräfte sind in dieser Werkstatt eingeladen, sich auf Spurensuche nach den religiösen Themen, die ihnen im alltäglichen Leben in der Kindertageseinrich-tung begegnen, zu begeben. Auf kreative Weise entdecken sie an sechs Stationen selbsttätig den Ansatz der religionssensiblen Bil-dung und entwickeln Ideen zur Umsetzung in der Kita.

Die Materialboxen „Spurensuche“ sind in folgenden beiden Ausfüh-rungen erhältlich:n Sensibel werden für Religiöses

in der Kita

n Sensibel werden für Religiöses in der Familie

Darin sind enthalten: 6 Plakate, 4 Blöcke inkl. Arbeitsblätter, 6 Ku-gelschreiber, 4 Postkarten Sets, 1 Fotobuch, 1 USB Stick

Weitere Informationen und das Bestellformular finden Sie unter http://familienseelsorge-freiburg.de/ oder unter www.ebfr.de/ele-mentarpaedagogik

Barbara RemmlingerLeiterin Referat Kindertages-

einrichtungen und frühkindliche Bildung

Erzbischöfliches Ordinariat

Materialbox „Spurensuche“ – sensibel werden für Religiöses in der Kita

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in form Nr.2/2017 23

Magdalena Striebel - Fachbe-ratung für Sprach-Kitas im Re-gionalbüro Offenburg/Emmen-dingen ist Mitte Juli 2017 in El-ternzeit gegangen. Frau Striebel und ihr Mann freuen sich über die Geburt ihres ersten Kindes. Ihre Tochter Hannah Madita hat am 2. September 2017 gesund und munter das Licht der Welt

erblickt. Wir freuen uns mit den Eltern über den herzigen Fami-lienzuwachs und wünschen der kleinen Familie alles Gute und Gottes Segen.

Das Team der Sprach-Kita Fachberatungen

des Diözesan-Caritasverbandes

Sie ist da! Und Magdalena Striebel geht.

Neue Fachberaterin der Sprach-Kitasfür den Verbund Offenburg / Emmendingen

„Sprache baut Brücken“ – oder wie es in einem Liedtext so schön heißt: „über die Brücke gehn, an-dere Menschen verstehn, andere Lieder, andere Länder der Erde…“ Ja, das ist ein Thema, das mich immer wieder begleitet. Selbst „ein Kind aus zwei Kulturen“ bedeutet mir der Erwerb früher sprachlicher Kompetenzen, der Umgang mit kultureller Vielfalt und das interkulturelle Handeln sehr viel. Deshalb freue ich mich darauf, die Aufgabe als Fachbera-terin in den Sprach-Kitas von Frau Magdalena Striebel während ihrer Elternzeit zu übernehmen.

Als Diplom-Pädagogin mit den Schwerpunkten Erwachsenbil-dung und Kunstpädagogik war ich viele Jahre im Rhein-Main-Gebiet im Bereich der Kreativi-tätsförderung und frühen Bildung

tätig. Mein Fokus lag dabei auf der Sprachförderung durch musisch-gestalterische Impulse. In der Ortenau angekommen, fasziniert mich jetzt die Chance, aktuelle Themen und Bedarfe aus dem Bundesprojekt gemeinsam mit den Sprach-Kitas im Verbund Of-fenburg/Emmendingen umzuset-zen und die Prozesse vor Ort in der Praxis wertschätzend beglei-ten zu können.

So freue ich mich auf eine gute Zusammenarbeit mit allen an die-sem Projekt Beteiligten, auf einen lebendigen Austausch und ganz besonders darauf, an „einer Brü-cke“ in eine positive Zukunft bau-en zu können.“

Maria SchröterFachberaterin Sprach-Kitas Ver-bund Offenburg/Emmendingen

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inform Nr. 2/2017

Herausgeber:Caritasverband für dieErzdiözese Freiburg e.V.Referat Tageseinrichtungen für KinderAlois-Eckert-Straße 679111 Freiburg [email protected].: 06281 96422

Redaktion:

Martina Wießler (mw), (verantw.)Ulrike Wehinger (uw)Regina Kebekus (rk)Thomas Maier (tom)Clemens Schaub (cs)

ImpressumLayout:phase-zwei, Gerd BauerIn den Haseln 24 · 79299 Wittnau

Fotos:Gisela Schütz, Freiburg (S. 1)Helga Echterbruch, Denzlingen (S. 4)Barbara Remmlinger, Freiburg (S. 5)ww.kinderwelten.net (Grafiken S. 6, 7)Clemens Schaub, Freiburg (S. 12, 13)Ulrike Wehinger, Singen (S. 14, 16, 17, 18, 19)Evelyn Gierth, Freiburg (S. 15)Franziska Schwab, Offenburg (S. 22)Magdalena Striebel, Offenburg (S. 23)Maria Schröter, Offenburg (S. 23)

Druck:Druckerei Herbstritt GmbH79350 Sexau

Auflage:2.200

Preis:u 2,- pro Heft, zzgl. Porto;Für Mitgliedseinrichtungen kostenlos

Redaktionsschluss

Für die nächste Ausgabe ist am 27. April 2018

Das Rahmenhandbuch Quint-essenz wurde aktualisiert und fortgeschrieben, neue Standards wurden aufgenommen und beste-hende weiterentwickelt.

Komplett überarbeitet wurde der Bereich „Erläuterungen“, in dem unter anderem die Bedeutung des Qualitätsmanagementsystems

Quintessenz beschrieben ist, die Bearbeitung der Kapitel im Rah-menhandbuch erklärt wird sowie Informationen zu einer externen Evaluation und der Erlangung des KTK-Qualitätsbrief | Quintes-senz gegeben werden. Das hier-für relevante „Qualitätsgespräch“ wurde als Standard und Anlage ergänzt. Ebenfalls wurden die Standards im Personalmanage-ment überarbeitet und neue zum Thema Gesundheitsförderung der Mitarbeiter(innen) ergänzt. Im Bereich Personal wurden die Kapitel 2 und 3 überarbeitet, sowie die Anlagen „Zusammen-arbeit im Team und „Qualifikati-onsmerkmale von Fachkräften (in der Arbeit mit Kindern unter drei Jahren)“ ergänzt.

Die Ergänzungslieferung bestel-len Sie bitte über die Druckerei Herbstritt. Dort erhalten Sie auch das gesamte Rahmenhandbuch, die erste und zweite Ergänzungs-lieferung sowie weitere Print-Pro-dukte. Druckerei Herbstritt: www.herbstritt-druck.de, Email: [email protected]. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Ihre zu-ständige Fachberatung.

(mw)

Auf dem Weg der ständigen VerbesserungDritte Ergänzungslieferung zum Rahmenhandbuch erschienen