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Erzherzog Johann – Visionär und Revoluzzer: In einer Zeit voll Veränderungen ist es notwendig, das eigene Schicksal selbstbestimmt in die Hand zu nehmen. ich habe mich in den vergangenen Monaten aus gege- benen Anlässen besonders intensiv mit der Situation unserer Gemeinde auseinandergesetzt und mir die Frage gestellt, wie unsere Zukunft aussehen kann. In Vordernberg – wie auch in unserer gesamten Re- gion – kämpfen wir seit Jahrzehnten mit denselben Problemen: Abwanderung, eine überalterte Bevölke- rungsstruktur und die stetige Ausdünnung unserer In- frastruktur. Wenn wir auf die letzten Jahre zurückbli- cken, haben wir viel versucht und die Lösungen, die wir gefunden haben, haben auch Erfolge gebracht. Aber es ist uns damit nicht gelungen, die Abwanderung zu stop- pen und unsere Strukturen zu erhalten. Und wenn wir uns ehrlich sind, würde das nicht einmal reichen, denn um als Gemeinde langfristig zu überleben, müssen wir wieder Zuzug schaffen. Liebe Vordernbergerinnen und Vordernberger, Vision Zukunft Vordernberg Information für Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Mit der Entscheidung, Standort eines Schubhaftzent- rums zu werden, stellt sich für uns nun auch die Fra- ge, wie wir mit dieser zusätzlichen Herausforderung umgehen. Denn mit dem Bau des Schubhaftzentrums kommt auch die Verantwortung gegenüber jenen Men- schen in unsere Gemeinde, die hier in Schubhaft sitzen werden – und damit auch gegenüber dem gesamten Thema Migration an sich, das derzeit in ganz Europa sehr brisant ist. Es muss uns bewusst sein, dass die- se Thematik künftig auch in der Gemeindearbeit eine Rolle spielen wird. Wir stehen also insgesamt vor einer herausfordernden, aber zugleich chancenreichen Situation für Vordern- berg, in der wir uns überlegen müssen, wie wir unserer Gemeinde eine langfristige Perspektive geben können. Langfristig bedeutet dabei für mich nicht zwei oder drei Jahre, sondern 25 Jahre und mehr – denn die Ge- meinde hat die Verantwortung gegenüber ihren Bür- gern, den Ort auf lange Sicht zukunftsfähig zu machen. Im Zuge dieser Überlegungen habe ich mich mit dem Team von radwerk15 zusammengesetzt, das sich mit Zukunftsszenarien für Unternehmen, Gemeinden und Regionen beschäftigt, um gemeinsam eine solche lang- fristige Perspektive für Vordernberg zu entwickeln. Dieser Prozess ist nun bereits seit mehreren Monaten in Gang. Wir haben in dieser Zeit viel nachgedacht, konzipiert und viele Gespräche geführt, und heute möchte ich Ihnen die Ergebnisse unserer Überlegun- gen vorstellen. Eines ist dabei ganz zentral für mich: Wir brauchen wieder eine Vision für Vordernberg – etwas, das den Menschen draußen einen echten Grund gibt, Vordern- berg als Wohn- und Arbeitsort in Erwägung zu ziehen. Im Grunde geht es für uns darum, das „neue Eisenerz“ für die Gegenwart und Zukunft zu finden. Etwas, das wie das Eisenerz damals von der Gesellschaft heute gebraucht wird und das den gesamten Ort prägt und ihm eine ganzheitliche Ausrichtung gibt. Etwas, an dem wir unser Handeln ausrichten und unsere Anstrengun- gen bündeln können. Natürlich ist mir bewusst, dass es dafür umfassender Veränderungen bedarf. Aber wir können großen Herausforderungen nur mit großen Ideen begegnen. Walter Hubner Zugestellt durch Post AG Amtliche Mitteilung deen begegnen. Walter Hubner

VisionZukunftBeschluss des Gemeinderats · Olivia Mitterer-Mugabe Projektkoordinatorin in Uganda

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Page 1: VisionZukunftBeschluss des Gemeinderats · Olivia Mitterer-Mugabe Projektkoordinatorin in Uganda

Erzherzog Johann – Visionär undRevoluzzer: In einer Zeit voll

Veränderungen ist es notwendig, das eigene Schicksal selbstbestimmt in

die Hand zu nehmen.

ich habe mich in den vergangenen Monaten aus gege-benen Anlässen besonders intensiv mit der Situation unserer Gemeinde auseinandergesetzt und mir die Frage gestellt, wie unsere Zukunft aussehen kann.

In Vordernberg – wie auch in unserer gesamten Re-gion – kämpfen wir seit Jahrzehnten mit denselben Problemen: Abwanderung, eine überalterte Bevölke-rungsstruktur und die stetige Ausdünnung unserer In-frastruktur. Wenn wir auf die letzten Jahre zurückbli-cken, haben wir viel versucht und die Lösungen, die wir gefunden haben, haben auch Erfolge gebracht. Aber es ist uns damit nicht gelungen, die Abwanderung zu stop-pen und unsere Strukturen zu erhalten. Und wenn wir uns ehrlich sind, würde das nicht einmal reichen, denn um als Gemeinde langfristig zu überleben, müssen wir wieder Zuzug schaffen.

LiebeVordernbergerinnen und Vordernberger,

VisionZukunftVordernbergInformation für Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde

Mit der Entscheidung, Standort eines Schubhaftzent-rums zu werden, stellt sich für uns nun auch die Fra-ge, wie wir mit dieser zusätzlichen Herausforderung umgehen. Denn mit dem Bau des Schubhaftzentrums kommt auch die Verantwortung gegenüber jenen Men-schen in unsere Gemeinde, die hier in Schubhaft sitzen werden – und damit auch gegenüber dem gesamten Thema Migration an sich, das derzeit in ganz Europa sehr brisant ist. Es muss uns bewusst sein, dass die-se Thematik künftig auch in der Gemeindearbeit eine Rolle spielen wird.

Wir stehen also insgesamt vor einer herausfordernden, aber zugleich chancenreichen Situation für Vordern-berg, in der wir uns überlegen müssen, wie wir unserer Gemeinde eine langfristige Perspektive geben können. Langfristig bedeutet dabei für mich nicht zwei oder drei Jahre, sondern 25 Jahre und mehr – denn die Ge-meinde hat die Verantwortung gegenüber ihren Bür-gern, den Ort auf lange Sicht zukunftsfähig zu machen.

Im Zuge dieser Überlegungen habe ich mich mit dem Team von radwerk15 zusammengesetzt, das sich mit Zukunftsszenarien für Unternehmen, Gemeinden und Regionen beschäftigt, um gemeinsam eine solche lang-fristige Perspektive für Vordernberg zu entwickeln.

Dieser Prozess ist nun bereits seit mehreren Monaten in Gang. Wir haben in dieser Zeit viel nachgedacht, konzipiert und viele Gespräche geführt, und heute möchte ich Ihnen die Ergebnisse unserer Überlegun-gen vorstellen.

Eines ist dabei ganz zentral für mich: Wir brauchen wieder eine Vision für Vordernberg – etwas, das den Menschen draußen einen echten Grund gibt, Vordern-berg als Wohn- und Arbeitsort in Erwägung zu ziehen. Im Grunde geht es für uns darum, das „neue Eisenerz“ für die Gegenwart und Zukunft zu fi nden. Etwas, das wie das Eisenerz damals von der Gesellschaft heutegebraucht wird und das den gesamten Ort prägt und ihm eine ganzheitliche Ausrichtung gibt. Etwas, an dem wir unser Handeln ausrichten und unsere Anstrengun-gen bündeln können. Natürlich ist mir bewusst, dass es dafür umfassender Veränderungen bedarf. Aber wir können großen Herausforderungen nur mit großen Ideen begegnen.

Walter Hubner

Beschluss des GemeinderatsDer Gemeinderat der Marktgemeinde Vordernberg beschließt in der Sitzung vom 26.09.2011, das Projekt „Vision Zukunft Vordernberg“ künftig zielgerichtet zu verfolgen und die Aktivitäten der Gemeinde Schritt für Schritt auf diese Vision hin auszurichten.

Zugestellt durch Post AGAmtliche Mitteilung

Info-Stammtische:Da es nicht möglich ist, das Vorhaben in all seinen Facetten auf drei Seiten darzulegen, stehen Bürger-meister Walter Hubner und das Team von radwerk15 für weitere Fragen und Informationen im Rahmen mehrerer Info-Stammtische zur Verfügung.Wir freuen uns auf Ihr Kommen.

Termine:

Montag, 10. 10., 19:00 Uhr, Gasthof Schwarzer AdlerMittwoch, 12. 10., 19:00 Uhr, Gasthaus Eberhard

Wer ist radwerk15?

radwerk15 ist ein Beratungsunternehmen aus dem Bezirk Leoben, das sich mit Zukunftsszenarien für Unternehmen, Gemeinden und Regionen beschäf-tigt und die Gemeinde Vordernberg in diesem Pro-zess begleitet.Weitere Informationen: www.radwerk15.at .

VISIONZUKUNFTVORDERNBERG

Impressum:Herausgeber: Gemeinde VordernbergKarikatur Titelseite: © Markus SzyszkowitzIrrtümer, Druck- und Satzfehler vorbehalten.

Ideen begegnen.

Walter Hubner

Ing. Michael Arno Kanitsch

Ing. Wolfgang Högler

Wolfgang Dokulil

Andrea Weinberger

Josef Zandl

Monika Kaufmann

Kerstin Plöbst

Helmut Unterweger

Walter Hubner Monika Kriechbaum

Bettina Dunkl

Sonja Stöcklmayr

Dominique Kreutzer

Wilfried Karpf

Waltraut Riedler

Page 2: VisionZukunftBeschluss des Gemeinderats · Olivia Mitterer-Mugabe Projektkoordinatorin in Uganda

wir möchten, dass kommende Generationen nicht mehr an überholten Erfolgsmaximen und Ich-zentrier-ten Werten hängen; wenn wir möchten, dass sich un-sere Kinder nicht wieder neue Probleme schaffen, für die sie dann mühsam neue Lösungen suchen müssen; und wenn wir möchten, dass es ihnen leichter fällt, ins-tinktiv nachhaltig zu handeln, dann müssen wir bei die-sen Feldern ansetzen und ein Lebensumfeld schaffen, in dem ein anderes Aufwachsen, Leben und Arbeiten möglich ist. Ein Lebensumfeld, in dem Menschen auf-wachsen können, die ein neues Denken und Handeln entwickeln und die in der Lage sind, den Problemen unserer Zeit mit neuen Ansätzen und Zugängen zu be-gegnen. Diesem großen Ziel möchte sich Vordernberg in Zukunft widmen, und an diesem Ziel möchte die Ge-meinde ihr Handeln und ihren Ressourceneinsatz aus-richten.

Die wirkliche Rolle einer GemeindeWenn man sich abseits der aktuellen Spardebatten da-mit auseinandersetzt, was die tatsächlichen Aufgaben und Leistungen einer Gemeinde sind, wird man bemer-ken, dass die Gemeinde als lebensbeglei-tende Institution einen erheblichen Bei-trag dazu leistet, in welchem Umfeld ihre Bürger leben. Eine Gemeinde kann zum Beispiel über ihre Ansiedelungspolitik, ihr eigenes Leistungsangebot oder geziel-te Anreizsysteme direkt und unmittelbar mitgestalten, wie das Erfahrungs-, Erzie-hungs- und Bildungsumfeld ihrer Bürger ausgeprägt ist. Wenn man sich dieses Po-tential vor Augen führt, wird die große Verantwortung sichtbar, die eine Gemein-de als aktive Gestalterin des Lebensum-felds ihrer Bürger wahrnehmen kann und auch die Vorreiterrolle, die sie gerade in der aktuellen Bildungs- und Erziehungsde-batte spielen kann.

Mit der Unterstützung durch relevante wissenschaftliche Experten und Organisationen wird die Gemeinde Vordernberg defi nieren, welches Wissen und welche Lebenskompetenzen das neue Lebensum-feld in der Gemeinde vermitteln muss, damit es die Menschen, die hier aufwachsen und leben, in Zukunft leichter haben, regionalen und globalen Herausforde-rungen auf eine neue Art zu begegnen und instinktiv nachhaltig zu handeln. Die dafür notwendigen Inhalte sollen in einem Grundlagenwerk, der Vordernberger Charta, festgehalten werden und zukünftig als Leitlinie für die Aktivitäten der Gemeinde Vordernberg dienen.

Neues Aufwachsen in VordernbergDamit Vordernberg ein solcher Ort werden kann, wo ein neues Aufwachsen und die substantielle Auseinan-dersetzung mit den Herausforderungen unserer Zeit möglich sind, soll ein direkt nutzbares Leistungsan-gebot in den Feldern Erziehung, Bildung und Freizeit-Gestaltung geschaffen werden, das die Vordernberger Bürgerinnen und Bürger in Anspruch nehmen können und das auch für die Menschen der gesamten Region interessant ist. Durch Leistungen vom Dorfkino bis hin zur Vordernberger Bildungsakademie, von der Biblio-thek für Zukunftsthemen bis hin zur Förderung von Auslandsaufenthalten, soll auf diese Weise ein dynami-sches, aufgeschlossenes und lernendes Lebensumfeld in Vordernberg entstehen.

In diesem aktiv gestalteten Lebensumfeld soll der be-wusste Umgang mit Umwelt und Natur sowie das Be-wusstsein für Kultur, Tradition und Religion vorgelebt werden und bei allen Bestrebungen der Mensch im Mittelpunkt stehen. Das Verstehen globaler Zusam-menhänge und der Auswirkungen des eigenen Han-delns, sowie der Mut zur Wissensanwendung und zur

eigenständigen Zukunftsgestaltung sind dabei die ersten Entwicklungsziele für kom-mende Generationen.

Dieses einzigartige Lebensumfeld soll für die Vordernberger Bürgerinnen und Bürger eine Bereicherung sein, vor allem aber auch dem wachsenden gesellschaftlichen Bedürf-nis nach einer ehrlichen und substanziellen Auseinandersetzung mit den Problemen un-serer Zeit gerecht werden. Jener zunehmen-den Zahl an Menschen, die ihren Kindern ein zukunftsfähiges Aufwachsen ermögli-chen möchte oder die selbst in einem auf-geschlossenen und lernenden Umfeld leben und arbeiten will, bietet Vorderberg damit einen echten Anreiz, um die Gemeinde als Wohn- und Lebensort auszuwählen.

Verantwortung wahrnehmenDer Weg, den die Gemeinde hier einschlagen will, ist lang und das gesteckte Ziel wird nicht von heute auf morgen zu erreichen sein. Doch mit diesem Vorha-ben schafft sich Vordernberg selbst eine langfristi-ge Perspektive und kann damit wieder einen Beitrag zur gesellschaftlichen Weiterentwicklung leisten. Auf diese Weise nimmt Vordernberg nicht nur die Verant-wortung gegenüber seinen Bürgerinnen und Bürgern wahr, den Ort zukunftsfähig zu machen, sondern möch-te auch der Verantwortung als Standort eines Schub-haftzentrums gerecht werden.

ir leben in einer Zeit, in der das Aufwach-sen unserer Kinder

von Medienhysterie und Marke-tingsprüchen geprägt wird, in der wir es Konzernen überlassen, die Werte unserer Gesellschaft zu de-fi nieren und in der notwendige Bil-dungsreformen zugunsten populis-tischer Ansagen auf der Strecke bleiben. Wir leben in einer Zeit, in der wir auf regionaler wie auf glo-baler Ebene vor großen Herausfor-derungen und Problemen stehen – sei es, wie wir mit der Ausdünnung ländlicher Strukturen und regiona-ler Wirtschaftskreisläufe umgehen, sei es, was wir aus schneller wiederkehrenden Finanz- und Wirtschafts-krisen lernen oder wie wir uns den bereits spürbaren Auswirkungen des Klimawandels stellen. Diese Auf-zählung ließe sich lange fortsetzen, alle Punkte haben aber eines gemeinsam: Mit unseren herkömmlichen Denkmustern und unserem bisherigen Handeln sind wir ganz offensichtlich nicht in der Lage, diese Prob-leme zu lösen. Wir leben also in einer Zeit, in der wir offenbar nichts so sehr brauchen wie Menschen, die anders denken. Menschen, die diesen großen Heraus-forderungen mit neuen Herangehensweisen begegnen können.

An die Wurzel der Probleme gehenNach Jahren der Symptombekämpfung ist es an der Zeit, den Problemen, vor denen wir regional und global stehen, an der Wurzel zu begegnen und sich substan-ziell und grundlegend mit den anstehenden Herausfor-derungen auseinanderzusetzen. Diesen Weg will Vor-dernberg zukünftig einschlagen.

Wenn wir nun herausfi nden wollen, was die Wurzeln regionaler und globaler Probleme sind, müssen wir un-ser bisheriges Denken und Handeln hinterfragen, das uns an den Punkt gebracht hat, an dem wir heute ste-hen. Es sind die Werte des alten Jahrtausends – vom nicht hinterfragten Wachstumszwang bis zum Wiegen-egoismus – die uns dabei gleichermaßen antreiben

wie blockieren, und die ganz offensichtlich ver-hindern, dass wir für die Herausforderungen unserer Zeit neue Lö-sungen fi nden. Dieses Denken und Handeln kommt jedoch nicht von ungefähr, sondern es ist wesentlich von unse-rem Aufwachsen, von unserer Erziehung und unseren Erfahrungs-werten geprägt; es ist davon geprägt, was uns unser unmittelbares Umfeld an Wissen und Werten vermittelt.

An dieser Stelle sollten wir uns daher fragen, ob wir es wirklich dem Zufall überlassen kön-nen, wie kommende Ge-

nerationen aufwachsen; ob wir es Medien, Werbebot-schaften und einem unzeitgemäßen Bildungssystem überlassen können, unsere Kinder auf die kommenden Herausforderungen vorzubereiten oder ob es nicht an der Zeit ist, selbst die Initiative zu ergreifen, damit es künftige Generationen leichter haben, neue Herange-hensweisen zu den gesellschaftlichen Herausforde-rungen und Zukunftsfragen unserer Zeit zu fi nden und damit nachhaltiges Handeln für unsere Kinder nicht mehr beschwerliche Pfl icht, sondern selbstverständli-che Grundhaltung ist.

Ein neues LebensumfeldIm Wesentlichen sind es drei Felder, die großen Ein-fl uss auf unser Denken und Handeln haben: Erziehung im familiären Umfeld, institutionelle Bildung in der Schule sowie Erfahrung in Alltag und Freizeit. Wenn

Es stehen fundamentaleÄnderungen bevor. So oder so:

Entweder, die Probleme fl iegen uns um die Ohren. Oder, wir versuchen die Dinge zum Guten zu ändern, und zwar nicht als

Opfer, sondern als Akteure.

Fred Luks, Nachhaltigkeitsmanager der Unicredit-Group

Wir denken immer noch in den

Strukturen des 19. Jahrhunderts

und kleben an der Illusion, dass es uns mit List und Tücke gelingen wird, die Welt in den Griff zu

bekommen.

Hans-Peter DürrTräger des Alternativen

Nobelpreises

Weltretten ist so einfach wieMülltrennen.

Man muss nurin der Schule

damit beginnen.

Olivia Mitterer-MugabeProjektkoordinatorin in

Uganda

W

Vordernbergneu denken.

Page 3: VisionZukunftBeschluss des Gemeinderats · Olivia Mitterer-Mugabe Projektkoordinatorin in Uganda

Warum macht das sonst noch keine Gemeinde?

Zwischen Spardruck und drohenden Gemeindezusammenlegungen tritt in der derzeitigen Gemeinde-Debatte die eigentlich viel wichtigere Frage nach der Leistung und Verantwortung einer Gemeinde in den Hintergrund. Vordernberg hat sich aber genau diese Frage gestellt. Für die Herausforderungen, vor denen Vordernberg steht, gibt es keine Standard-Lösungen. Vordernberg hat die strukturellen Voraussetzungen für einen derartigen neuen Weg und vor allem auch Entscheidungsträger, die den Mut haben, diesen neuen Weg zu gehen.

Was habe ich als Vordernberger, als Vordernbergerin davon?

Die Vordernberger Bürgerinnen und Bürger profi tieren unmittelbar von den Veränderungen in der Gemeinde. In Vordernberg wird Schritt für Schritt ein einzigartiges Lebensumfeld mit zahlreichen Leistungen für die Vordernberger entstehen: Vom Dorfkino bis hin zur Bildungsakademie, von Radio Vordernberg bis hin zu Stipendien für Auslandsaufenthalte u.v.m. Zusätzlich verfolgt die Gemeinde damit selbstbestimmt ihren eigenen Weg und gewinnt eine langfristige Perspektive, wie sie ihre Strukturen für die Zukunft erhalten kann.

Wie soll dieses Vorhaben umgesetzt werden?

Ein Lebensumfeld, in dem ein neues Aufwachsen möglich ist, kann natürlich nur in vielen Schritten und über einen Zeitraum von mehreren Jahren entwickelt werden. Vordernberg wird in diesem Prozess mit den zahlreichen Organisationen und Experten zusammenarbeiten, die sich bereits lange mit Themen eines nachhaltigen Zusammenlebens sowie regionalen und globalen Zukunftsfragen beschäftigen. Hier gibt es bereits konkrete Unterstützungszusagen von renommierten Wissenschaftlern und Fachorganisationen. Die Gemeinde wird eigene Leistungen anbieten, gezielt Aktivitäten im Sinne der Vordernberger Charta forcieren und sie wird ihr eigenes Handeln im alltäglichen Gemeindeleben danach ausrichten. Zugleich werden Kooperationen mit einschlägigen Organisationen angestrebt, darüber hinaus sollen alle Privatpersonen, aber auch Unternehmen und Vereine unterstützt werden, die mit Eigenengagement zur Entwicklung dieses neuen Lebensumfelds beitragen.

Was ist die Vordernberger Charta?

Die Vordernberger Charta ist das Grundlagenwerk, das defi nieren soll, welches Wissen und welche Lebenskompetenzen das neue Lebensumfeld in der Gemeinde Vordernberg vermitteln soll. Die Charta wird von der Gemeinde gemeinsam mit relevanten Experten und Organisationen erarbeitet und soll auf den Grundprinzipien Naturbewusstsein, Interkulturalität, Menschorientierung, Intergenerationalität und Identitätsbewusstsein aufbauen. Die Erarbeitung dieser Charta ist als offener und transparenter Prozess geplant, an dem interessierte Bürger zur Mitwirkung eingeladen sind.

Wie soll das fi nanziert werden?

Im Vordergrund des gesamten Vorhabens steht die gesellschaftliche Notwendigkeit, nicht die reine wirtschaftliche Verwertbarkeit. Das neue Lebensumfeld soll durch das Zusammenwirken vieler einzelner Projekte geschaffen werden. Die laufenden Kosten können dadurch gering gehalten werden, neue Aktivitäten werden erst gestartet, wenn sie ausfi nanziert sind – wenn man weiß, in welche Richtung man gehen will, führen auch viele kleinere Schritte zum Ziel. Als Unterstützer sollen unter anderem staatliche Förderstellen, themenspezifi sche Organisationen, private Stiftungen und Spender, aber auch Unternehmen gewonnen werden. Zudem kann die Gemeinde auf Basis dieser umfassenden Ausrichtung ihre bestehenden Ressourcen gezielt bündeln und zielgerichtet einsetzen.

Was heißt das für „Vordernberg in Bewegung“?

Gerhard Vötsch und das Team der Agenda21 sind in die Entwicklung des Vorhabens eingebunden. Die Aktivitäten im Rahmen des Bürgerbeteiligungsprozesses „Vordernberg in Bewegung“ werden fortgeführt und in die Zielsetzungen der Vision zur Zukunft Vordernbergs integriert werden. Weiterhin sind alle Bürger herzlich eingeladen, im Rahmen der laufenden Prozesse an der Zukunft der Gemeinde Vordernberg mitzuarbeiten.

Warum ist dieses Vorhaben sinnvoll?

Die Notwendigkeit eines neuen, nachhaltigeren Zusammenlebens auf regionaler, aber vor allem auch auf globaler Ebene haben bereits vieleOrganisationen und Initiativen erkannt. Viele davon haben auch erkannt, dass es nicht so leicht ist, unser seit Jahrzehnten eingelerntes Verhalten einfach so zu ändern. Organisationen wie der Club of Rome, das Studienprogramm Global Studies

in Graz oder die UN-Dekade der Bildung für nachhaltige Entwicklung schreiben daher dem Thema Bildung und Erfahrungswissen eine sehr große Bedeutung zu. Auch immer mehr Privatpersonen, gerade junge Familien, sind mit dem herkömmlichen Bildungsangebot und dem Umfeld, in dem ihre Kinder aufwachsen sollen, nicht mehr zufrieden – nicht zuletzt weil sie ahnen, dass es zukünftig auf ganz anderes Wissen und andere Kompetenzen ankommen wird. Wenn sich nun mit Vordernberg erstmalig eine ganze Gemeinde diesem Thema widmet und ein Lebensumfeld schafft, in dem ein neues Aufwachsen, aber auch ein neues Arbeiten und Zusammenleben möglich wird, ist das ein Angebot, das ganz neuen gesellschaftlichen Bedürfnissen gerecht wird und das daher eine echte Zukunftsperspektive für den Ort und die Gesellschaft darstellt.

Wie kann ich mitwirken?

Wenn Sie diesen Vordernberger Weg aktiv mitgestalten wollen und eigene Ideen und Vorschläge zur Gestaltung des neuen Lebensumfelds in der Gemeinde einbringen oder umsetzen möchten, gibt es dazu viele Möglichkeiten. Bei den kommenden Info-Stammtischen können offene Fragen und Anregungen diskutiert werden, danach können Sie sich im Rahmen konkreter Projekte aktiv einbringen. Alle Privatpersonen, Unternehmen oder Vereine, die in weiterer Folge mit eigenen Leistungen oder Gemeinschaftsaktivitäten im Sinne der Vordernberger Charta einen Beitrag zum neuen Lebensumfeld leisten möchten, sind dazu herzlich eingeladen und werden von der Gemeinde unterstützt

Weiterführende Informationen und Links zum Thema:

- Club of Rome, Club of Rome Schulen: http://www.clubofrome.de/schulen

- Masterstudium “Global Studies”: http://www.uni-graz.at/globalstudies/

- Bad Blumauer Manifest: http://www. badblumauermanifest.blogspot.com- UN-Weltdekade der Bildung

für nachhaltige Entwicklung: http://www.bildungsdekade.at

- Robert Jungk Bibliothek für Zukunftsfragen:

http://www.jungk-bibliothek.at- Projekt Gemeinwohl-Ökonomie: http://www.gemeinwohl-

oekonomie.org/- World Future Council: http://www.worldfuturecouncil.org- Buchtipp: Fred Luks: Endlich im

Endlichen, Metropolis-Verlag 2010

Ist jeder der sich nie beschwert am Ende wirklich

unbeschwert?

Wir sind Helden, deutsche Rockband

undFragenAntworten

Vordernbergneu denken.

Page 4: VisionZukunftBeschluss des Gemeinderats · Olivia Mitterer-Mugabe Projektkoordinatorin in Uganda

Erzherzog Johann – Visionär undRevoluzzer: In einer Zeit voll

Veränderungen ist es notwendig, das eigene Schicksal selbstbestimmt in

die Hand zu nehmen.

ich habe mich in den vergangenen Monaten aus gege-benen Anlässen besonders intensiv mit der Situation unserer Gemeinde auseinandergesetzt und mir die Frage gestellt, wie unsere Zukunft aussehen kann.

In Vordernberg – wie auch in unserer gesamten Re-gion – kämpfen wir seit Jahrzehnten mit denselben Problemen: Abwanderung, eine überalterte Bevölke-rungsstruktur und die stetige Ausdünnung unserer In-frastruktur. Wenn wir auf die letzten Jahre zurückbli-cken, haben wir viel versucht und die Lösungen, die wir gefunden haben, haben auch Erfolge gebracht. Aber es ist uns damit nicht gelungen, die Abwanderung zu stop-pen und unsere Strukturen zu erhalten. Und wenn wir uns ehrlich sind, würde das nicht einmal reichen, denn um als Gemeinde langfristig zu überleben, müssen wir wieder Zuzug schaffen.

LiebeVordernbergerinnen und Vordernberger,

VisionZukunftVordernbergInformation für Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde

Mit der Entscheidung, Standort eines Schubhaftzent-rums zu werden, stellt sich für uns nun auch die Fra-ge, wie wir mit dieser zusätzlichen Herausforderung umgehen. Denn mit dem Bau des Schubhaftzentrums kommt auch die Verantwortung gegenüber jenen Men-schen in unsere Gemeinde, die hier in Schubhaft sitzen werden – und damit auch gegenüber dem gesamten Thema Migration an sich, das derzeit in ganz Europa sehr brisant ist. Es muss uns bewusst sein, dass die-se Thematik künftig auch in der Gemeindearbeit eine Rolle spielen wird.

Wir stehen also insgesamt vor einer herausfordernden, aber zugleich chancenreichen Situation für Vordern-berg, in der wir uns überlegen müssen, wie wir unserer Gemeinde eine langfristige Perspektive geben können. Langfristig bedeutet dabei für mich nicht zwei oder drei Jahre, sondern 25 Jahre und mehr – denn die Ge-meinde hat die Verantwortung gegenüber ihren Bür-gern, den Ort auf lange Sicht zukunftsfähig zu machen.

Im Zuge dieser Überlegungen habe ich mich mit dem Team von radwerk15 zusammengesetzt, das sich mit Zukunftsszenarien für Unternehmen, Gemeinden und Regionen beschäftigt, um gemeinsam eine solche lang-fristige Perspektive für Vordernberg zu entwickeln.

Dieser Prozess ist nun bereits seit mehreren Monaten in Gang. Wir haben in dieser Zeit viel nachgedacht, konzipiert und viele Gespräche geführt, und heute möchte ich Ihnen die Ergebnisse unserer Überlegun-gen vorstellen.

Eines ist dabei ganz zentral für mich: Wir brauchen wieder eine Vision für Vordernberg – etwas, das den Menschen draußen einen echten Grund gibt, Vordern-berg als Wohn- und Arbeitsort in Erwägung zu ziehen. Im Grunde geht es für uns darum, das „neue Eisenerz“ für die Gegenwart und Zukunft zu fi nden. Etwas, das wie das Eisenerz damals von der Gesellschaft heutegebraucht wird und das den gesamten Ort prägt und ihm eine ganzheitliche Ausrichtung gibt. Etwas, an dem wir unser Handeln ausrichten und unsere Anstrengun-gen bündeln können. Natürlich ist mir bewusst, dass es dafür umfassender Veränderungen bedarf. Aber wir können großen Herausforderungen nur mit großen Ideen begegnen.

Walter Hubner

Zugestellt durch Post AGAmtliche Mitteilung

Ideen begegnen.

Walter Hubner

Beschluss des GemeinderatsDer Gemeinderat der Marktgemeinde Vordernberg beschließt in der Sitzung vom 26.09.2011, das Projekt „Vision Zukunft Vordernberg“ künftig zielgerichtet zu verfolgen und die Aktivitäten der Gemeinde Schritt für Schritt auf diese Vision hin auszurichten.

Info-Stammtische:Da es nicht möglich ist, das Vorhaben in all seinen Facetten auf drei Seiten darzulegen, stehen Bürger-meister Walter Hubner und das Team von radwerk15 für weitere Fragen und Informationen im Rahmen mehrerer Info-Stammtische zur Verfügung.Wir freuen uns auf Ihr Kommen.

Termine:

Montag, 10. 10., 19:00 Uhr, Gasthof Schwarzer AdlerMittwoch, 12. 10., 19:00 Uhr, Gasthaus Eberhard

Wer ist radwerk15?

radwerk15 ist ein Beratungsunternehmen aus dem Bezirk Leoben, das sich mit Zukunftsszenarien für Unternehmen, Gemeinden und Regionen beschäf-tigt und die Gemeinde Vordernberg in diesem Pro-zess begleitet.Weitere Informationen: www.radwerk15.at .

VISIONZUKUNFTVORDERNBERG

Impressum:Herausgeber: Gemeinde VordernbergKarikatur Titelseite: © Markus SzyszkowitzIrrtümer, Druck- und Satzfehler vorbehalten.

Ing. Michael Arno Kanitsch

Ing. Wolfgang Högler

Wolfgang Dokulil

Andrea Weinberger

Josef Zandl

Monika Kaufmann

Kerstin Plöbst

Helmut Unterweger

Walter Hubner Monika Kriechbaum

Bettina Dunkl

Sonja Stöcklmayr

Dominique Kreutzer

Wilfried Karpf

Waltraut Riedler