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35 Vom Hasen und vom Igel – oder warum der Journalismus sein Publikum stets erfolgreich und folgenreich verfehlen darf Alexander Görke W. Loosen, M. Dohle (Hrsg.), Journalismus und (sein) Publikum, DOI 10.1007/978-3-531-19821-7_3, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2014 A. Görke () Berlin, Deutschland E-Mail: [email protected] Zusammenfassung Das Verhältnis vom Journalismus zu seinen Publika gestaltet sich vielschich- tig und zuweilen widersprüchlich. Im Kern beruhen diese Interrelationen auf (wechselseitigen) Erwartungen. Erwartungen sind im Spiel, wenn von genera- lisierten Kommunikationsmedien, journalistischen Rollenselbstbildern, Leis- tungs- und Publikumsrollen oder aber journalistischen Berichterstattungsmus- tern die Rede ist. Erwartungen reduzieren Komplexität, indem sie unbestimmte Ungewissheit, die keinerlei Orientierung ermöglicht, durch eine bestimmte Ungewissheit ersetzen. Der Beitrag führt die Vorteile dieser Unschärfe aus und beschreibt unterschiedliche Erwartungsstile des Publikums. Hierbei wird argu- mentiert, dass gerade die Erwartungsenttäuschung keineswegs per se dysfunk- tional ist, sondern dass sich im Umgang mit enttäuschten Erwartungen zeigt, wie lernfähig Journalismus und Publika sind. 1 Einleitung Was passiert, wenn Hase und Igel um die Wette laufen, ist wenigstens in der Fabel eindeutig geklärt. Der Hase mag sich noch so sehr die Lunge aus dem Leib rennen, den Igel wird er nicht einholen. Jedenfalls so lange nicht, bis der Hase realisiert, dass er es nicht mit einem Igel sondern mit zweien zu tun hat. Sieht man sich die Forschung zum Verhältnis des Journalismus zu seinem Pub- likum an, kann man den Eindruck gewinnen, es mit einem ähnlichen Problem zu

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Journlismustheorie

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Vom Hasen und vom Igel – oder warum der Journalismus sein Publikum stets erfolgreich und folgenreich verfehlen darf

Alexander Görke

W. Loosen, M. Dohle (Hrsg.), Journalismus und (sein) Publikum,DOI 10.1007/978-3-531-19821-7_3, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2014

A. Görke ()Berlin, DeutschlandE-Mail: [email protected]

Zusammenfassung

Das Verhältnis vom Journalismus zu seinen Publika gestaltet sich vielschich-tig und zuweilen widersprüchlich. Im Kern beruhen diese Interrelationen auf (wechselseitigen) Erwartungen. Erwartungen sind im Spiel, wenn von genera-lisierten Kommunikationsmedien, journalistischen Rollenselbstbildern, Leis-tungs- und Publikumsrollen oder aber journalistischen Berichterstattungsmus-tern die Rede ist. Erwartungen reduzieren Komplexität, indem sie unbestimmte Ungewissheit, die keinerlei Orientierung ermöglicht, durch eine bestimmte Ungewissheit ersetzen. Der Beitrag führt die Vorteile dieser Unschärfe aus und beschreibt unterschiedliche Erwartungsstile des Publikums. Hierbei wird argu-mentiert, dass gerade die Erwartungsenttäuschung keineswegs per se dysfunk-tional ist, sondern dass sich im Umgang mit enttäuschten Erwartungen zeigt, wie lernfähig Journalismus und Publika sind.

1 Einleitung

Was passiert, wenn Hase und Igel um die Wette laufen, ist wenigstens in der Fabel eindeutig geklärt. Der Hase mag sich noch so sehr die Lunge aus dem Leib rennen, den Igel wird er nicht einholen. Jedenfalls so lange nicht, bis der Hase realisiert, dass er es nicht mit einem Igel sondern mit zweien zu tun hat.

Sieht man sich die Forschung zum Verhältnis des Journalismus zu seinem Pub-likum an, kann man den Eindruck gewinnen, es mit einem ähnlichen Problem zu

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tun zu haben. Mal scheitert der Journalismus in der Rolle des getriebenen Hasen, der dem Publikum etwas bringt, was dieses nicht mehr oder noch nicht haben will. Und das einzige, was er zu hören bekommt, ist: ein: „Sorry, das reicht nicht!“ Dann ist es wieder das Publikum, das von einem zu anderem rennt und nirgendwo das bekommt, was es eigentlich erwartet oder zu erwarten meint. Für wen also konkret kommuniziert Journalismus? Was für Erwartungen haben diejenigen im Kopf, die journalistische Angebote nutzen oder solche für die öffentliche Kommunikation her- und bereitstellen? Schließlich: Welche gesellschaftlichen, normativen, recht-lichen, ethischen, ökonomischen und organisatorischen Rahmenbedingungen sind bei der (kommunikationswissenschaftlichen) Beobachtung der Beziehung von Journalismus und Publikum zu berücksichtigen?

Bereits mit Hilfe dieser Fragen lässt sich veranschaulichen, dass Antworten auf die Frage nach dem Verhältnis von Journalismus und Publikum kaum anders als vielschichtig, widersprüchlich und kontingent ausfallen können. Die Rede vom missachteten Publikum (Glotz und Langenbucher 1993), dem vom Journalismus vorenthalten wird, was dieses eigentlich will, passt demzufolge genauso ins Bild wie die unlängst erstellte Diagnose einer Diktatur des Publikums, das den Journalismus gleichsam zu Kommunikationsangeboten zwingt, die dieser eigentlich nicht ma-chen will (Meyen und Riesmeyer 2009). Ergänzend kann man – und dies ist gewiss kein uneleganter Weg – versuchen, bestehende Kontingenzen durch Kategorienbil-dung in den Griff zu bekommen. In Anlehnung an Hasebrink (2008, S. 513) kann dann allenfalls von einem „multiplen Publikum“ oder verschiedenen Publika ge-sprochen werden, die sich auf der Basis von unterschiedlichen Konstruktionsprin-zipien generieren lassen. Auf diese Weise können dann normative Publikumskons-truktionen und solche des Struktur- sowie des Funktionskontextes von denjenigen auf der Ebene des Rollenkontextes unterschieden werden. Damit sind die Wider-sprüche zwar nicht ausgeräumt, aber sie sind in einen Ordnungsrahmen gestellt.

Eine weniger umfassende und wohl auch weniger ambitionierte Alternative zur Kategorienbildung besteht in der Auszeichnung eines gemeinsamen Nenners, von dem aus sich dann einige ausgewählte Konstruktionsprinzipien von Publika mitei-nander in Bezug setzen lassen. Der vorliegende Beitrag schlägt einen solchen Alter-nativzugang vor, in dem er zunächst auf Erwartungen und ihre unterschiedlichen Ausprägungen auf Makro-, Meso- und Mikro-Ebene journalistischer Kommunika-tion fokussiert. Erwartungen bilden gleichsam das Bindeglied zwischen Journalis-mus, journalistischer Berichterstattung und journalistischen Publika (siehe auch den Beitrag von Meusel in diesem Band), auch wenn diese Erwartungen jeweils unterschiedlich theoretisch modelliert werden können (Scholl 2004; siehe auch den Beitrag von Scholl et al. in diesem Band): als generalisiertes Kommunikationsme-dium, als Image der Journalisten vom Publikum, als Leistungs- und Publikumsrol-len, als Schemata der journalistischen Berichterstattung oder als Nutzungsmotive und als Interessen der Publika. Hierbei soll auch deutlich werden, dass einige Eng-führungen im Verhältnis von Journalismus und seinen Publika daher rühren, dass

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kommunikationswissenschaftliche Beobachter eine Neigung haben, dort Konkretes, Sicheres und Messbares zu erwarten, wo es bestenfalls reduzierte Ungewissheit zu ernten gibt. Hieraus resultiert auch die These, dass der Erfolg journalistischer Kom-munikation nicht davon abhängt, dass die Erwartungen des Journalismus und die Erwartungen der Publika überall und dauerhaft zueinander passen wie die Faust auf das Auge. Schließlich wird argumentiert, dass Erwartungsenttäuschungen keines-wegs dysfunktional sind, sondern im Gegenteil Strukturaufbaupotenzial besitzen.

2 Erwartungen an das Funktionssystem Öffentlichkeit

Die moderne Gesellschaft lässt sich mit einigem Recht als funktional-differenziert beschreiben. Alternativ ist nicht selten auch von einer arbeitsteiligen Organisa-tionsweise der modernen Gesellschaft die Rede, wobei die Funktionssysteme diese Arbeitsteilung gewissermaßen verkörpern (Luhmann 1990b, 1997). Hierbei gerät nicht selten aus dem Blick, dass das Fundament der modernen Gesellschaft ein ver-gleichsweise schwankendes ist, weil jede noch so scheinbar fest gefügte Struktur auf dem Letztelement der Kommunikation aufsitzt; genauer müsste man formulieren: auf Kommunikation und darauf ausgerichteten Erwartungen. Funktionssysteme sichern den Fortbestand ihrer jeweiligen Kommunikation durch generalisierte Kommunikationsmedien und dazugehörige binäre Codes. So wird im Funktions-system Wissenschaft die Annahme der Kommunikation durch das generalisier-te Kommunikationsmedium Wahrheit motiviert (Luhmann 1990a, S.  167  ff.). Generalisierte Kommunikationsmedien wie zum Beispiel Geld, Wahrheit, Liebe oder Recht haben die Funktion, „reduzierte Komplexität übertragbar zu machen und für Anschlußselektivität auch in hochkontingenten Situationen zu sorgen“ (Luhmann 1986, S. 174), also in diesem Fall – trotz vieler anderer Möglichkeiten – gerade weitere wirtschaftliche, wissenschaftliche oder rechtliche Kommunikation anzuregen.

Entscheidend ist zudem, dass generalisierte Kommunikationsmedien die Ver-weisungsstruktur jeden Sinns zu Erwartungen verdichten, die anzeigen, was eine gegebene Sinnlage in Aussicht stellt. Mit dem Begriff der Sinnverweisungen soll deutlich werden, dass hiermit nicht allein eine bestimmte Anschlussoption gemeint sein kann, sondern ein Horizont möglicher Anschlüsse: „Um operieren zu kön-nen, muss das System Komplexität reduzieren, indem es voraussetzungslos für jede Situation bestimmte Erwartungen vornimmt, also ein Bündel von Möglichkeiten selektiert.“ (Seßler 2012, S. 79)1 Dass Vorstellungen trügen und Erwartungen ent-täuscht werden können, wird hierbei einkalkuliert:

1 Bildlich gesprochen besteht die Cleverness des Systems darin, sich nicht auf eine – und nur eine – Option festzulegen, sondern sich gleichsam mehrere Hintertüren offen zu halten. Aus eben diesem Grund wird später auch von viablen Erwartungen die Rede sein.

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Sofern nur Erwartungen bestimmt sind, kann man unbestimmt lassen, ob sie im Einzelfall bestätigt oder enttäuscht werden. Solange die Bestimmtheit des Erwartens Bezug nimmt auf konkrete Kontexte der Kommunikation, ist es zugleich hochwahr-scheinlich, jedenfalls nicht weithin offen, daß sie sich erfüllen werden (Luhmann 1990a, S. 136 f.).

Auch die Entstehung des Funktionssystems Öffentlichkeit hat etwas mit Erwar-tungen zu tun, allerdings mit solchen Erwartungen, die durch die vorgängige funktionale Differenzierung der Gesellschaft aufgeworfen werden. „Funktionale Differenzierung“, so Willke (1993, S. 55), „zersplittert die Gesellschaft in eine Viel-zahl spezialisierter, partiell autonomer Teile, deren Eigendynamik und zentrifugale Tendenz das Problem der Einheit und Integration von Gesellschaft stellen.“ Dies gereicht der Gesellschaft jedoch nicht, wie man vermuten könnte, zum Nachteil, sondern begründet im Gegenteil ihre besondere Leistungsfähigkeit und Effizienz. Der funktional differenzierten Gesellschaft gelingt es so, ihre Kapazität, je neue und je unterschiedliche Kommunikation entstehen zu lassen und diese auch verarbeiten zu können, entscheidend zu vergrößern. „Durch Systemdifferenzierung wird“, wie Nassehi (1993, S. 257) treffend formuliert, „die Unmöglichkeit, dass Unterschied-liches gleichzeitig geschieht, quasi dadurch unterlaufen, dass die Gleichzeitigkeit verschiedener Systeme die Gleichzeitigkeit von Verschiedenem ermöglicht“ (auch Luhmann 1990a, S. 95 ff.). Gesellschaft ist demnach hochgradig komplex verfasst. Mit der Gleichzeitigkeit von Verschiedenem ist zugleich jenes zentrale Struktur-merkmal der Moderne benannt, das die Zunahme gesellschaftlicher Komplexität für die Gesellschaft selbst zum Problem werden lässt: Funktionale Differenzierung steigert einerseits Interdependenzen und damit die Vernetzung des Gesamtsys-tems, da jedes Funktionssystem voraussetzen muss, dass andere Funktionen an-derswo erfüllt werden. Diese Integration ist jedoch fragil, da sie mit dem Risiko des Redundanzverzichts belastet ist, weil Systemausfälle nicht kompensiert werden können (Luhmann 1990b, S. 341). Das heißt, die funktional differenzierte Gesell-schaft wird in einem Zug leistungsfähiger und störanfälliger.

Auf genau dieses Problem reagiert die Gesellschaft auf die einzig ihr mögliche Weise: durch die Ausdifferenzierung eines weiteren Funktionssystems. Öffentlich-keit als Funktionssystem entsteht demnach als Reaktion auf den durch funktionale Differenzierung aufgeworfenen Synchronisationsbedarf. Öffentlichkeit erfüllt eine Synchronisationsfunktion, indem sie Irritationsroutinen anderer Funktionssyste-me momenthaft unterbricht, deren Grenzziehung fremdbeobachtet und diese wie-derum mit der Kontingenz der eigenen Grenzziehung konfrontiert (Görke 1999, S. 287 ff., 2007). Den von Öffentlichkeit beobachteten Funktionssystemen werden auf diese Weise überraschende und außerplanmäßige Möglichkeiten der system-internen Anschlusskommunikation eröffnet und zugemutet, welche die auf diese Weise beobachten Systeme nicht selbst realisieren könnten. Vor allem stellt die Ausdifferenzierung von Öffentlichkeit sicher, dass Systeme in der Umwelt dieses

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Funktionssystems entsprechende Erwartungen ausprägen und fallweise struktu-rell verfestigen können. Genau auf diesen Umstand machen Kohring und Hug (1997, S. 11) aufmerksam, wenn sie in der Ausbildung von Umwelterwartungen den Ermöglichungsgrund von Öffentlichkeit sehen:

Lösungsbedürftig ist – unter den Bedingungen hoher gesellschaftlicher Interdepen-denz – das Problem der Ausbildung wechselseitiger Umwelterwartungen, die den einzelnen Teilsystemen eine Orientierung in ihrer von verschiedenen Beobachterper-spektiven geprägten (pluralistischen) gesellschaftlichen Umwelt ermöglichen (Koh-ring 1997, S. 245).2

3 Erwartungen an das Leistungssystem Journalismus

Funktionssysteme müssen, um ihre Funktion erfüllen zu können, weitere syste-minterne Strukturierungen vornehmen. Ganz basal müssen Funktionssysteme in der Lage sein, Inklusionsprozesse erfolgreich organisieren zu können. Dies ge-schieht zuvorderst durch die Ausdifferenzierung von organisierten Leistungsrollen (Leistungssystemen) und Publikumsrollen, die viabel auf das jeweilige generalisier-te Kommunikationsmedium zugeschnitten sind. Im Folgenden soll die Verschrän-kung dieser beiden Inklusionsmechanismen aufgezeigt und später dann auf die Binnendifferenzierung des Journalismussystems eingegangen werden.

Im Funktionssystem Öffentlichkeit fungiert Journalismus als dominantes Leis-tungssystem. Anzumerken ist indes, dass sich – bei sonst großer Ähnlichkeit in der Argumentation – die einzelnen Beschreibungen des Funktionssystems Öffent-lichkeit darin unterscheiden, ob sie neben dem Journalismus auch noch andere Leistungssysteme öffentlicher Kommunikation beschreiben.3 Kohring und Hug (1997) begnügen sich mit der Beschreibung von Journalismus als Leistungssystem.4

2 Durchaus ähnlich formuliert Marcinkowski (1993, S. 40): „[D]ie Selektion von Ereignissen aus einer Welt unendlicher Kontingenz in Form von Themen öffentlicher Kommunikation war entwicklungsgeschichtlich genau in dem Augenblick unvermeidlich, als diese Ereignisse nicht mehr irrelevant für das Operieren anderer Sozialsystem waren.“3 Luhmann (1996) zufolge lassen sich zudem auch Public Relations/Werbung sowie Unter-haltung als Programmbereiche öffentlicher Kommunikation bezeichnen. Konkurrierende Modellentwürfe sehen hingegen Public Relations und Werbung als unterscheidbare soziale Kommunikationssysteme, denen teilweise – wenn auch nicht durchgängig – Funktions- bzw. Leistungssystemstatus zugeschrieben wird (hierzu etwa Görke 2008; Hoffjann 2001; Ronne-berger und Rühl 1992; Zurstiege 2002).4 Diese Vereinnahmung des Öffentlichkeitsbegriffs für letztendlich journalistische Kom-munikation ist auch von Malik (2004, S.  40) kritisiert worden: „Die Positionierung von

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Durch die Ausdifferenzierung zumindest eines Leistungssystems wird öffentliche Kommunikation zunächst auf Dauer gestellt und somit die Wahrscheinlichkeit entscheidend erhöht, dass die Komplexitätsgewinne, die sich durch öffentliches bzw. journalistisches Beobachten erzielen lassen, auch morgen noch Anschluss-kommunikation motivieren können. Wäre dem nicht so, könnte die Funktion von Öffentlichkeit nur sporadisch bedient werden und alle Chancen und Risiken, die sich aus der mit öffentlicher Kommunikation verbundenen Operation der Öffnung (Baecker 1996) für andere Funktionsbereiche der Gesellschaft (Politik, Recht, Wis-senschaft, Wirtschaft) systematisch ergeben, blieben dem Zufall überlassen. Nicht zuletzt aus diesem Grund kann man der These, Blogs und soziale Medien könnten kurz- oder mittelfristig dem organisierten Journalismus Konkurrenz machen oder diesen sogar verdrängen, mit einiger Skepsis begegnen (Neuberger 2004). Auch dass ein rudimentäres Öffentlichkeitssystem, das etwa ausschließlich durch dyadi-sche und Gruppenkommunikationen konstituiert wird (Merten 1999, S. 118 ff.), in der Lage wäre, etwa Politik zu kontrollieren, über wirtschaftliche Krisen zu infor-mieren und wissenschaftliche Neuerungen publik zu machen, erscheint allenfalls punktuell möglich. Gesamtgesellschaftlich erweist sich ein solches System zudem als prekär personenabhängig und damit hoch störanfällig und auf Dauer unver-lässlich. Ein rudimentäres Öffentlichkeitssystem ist in anderen Worten mit einer funktional differenzierten Gesellschaft überfordert, die längerfristige Handlungs-ketten der Planung und Organisation erforderlich macht und die von Öffentlich-keit mit einer gewissen Verlässlichkeit synchronisierende Irritationsimpulse erwar-ten können muss. Der Hinweis auf die prekäre Notwendigkeit der Generierung von Anschlusskommunikationnicht nur seitens des Funktionssystems Öffentlichkeit – zeigt, dass öffentliche Kommunikation nicht als statisch, sondern als dynamisch und prozesshaft verstanden werden muss. Gleiches gilt für die diese Kommunika-tion befördernden Erwartungen.

Öffentliche Kommunikation gewinnt ihre Identität durch das generalisierte Kommunikationsmedium der Aktualität. Die Codewerte ( ± Aktualität) sind hier bei nicht als absolute Setzungen zu verstehen, sondern als ein von Präferenz- und Reflektionswert begrenztes Kontinuum, dessen Spezifizierung im Einzelnen durch die Programmierung geleistet werden muss. Das Leistungssystem Jour-nalismus fungiert in anderen Worten als Formgeber im Medium der Aktualität.

Journalismus als einzigen Leistungssystem von Öffentlichkeit ist insofern problematisch, als dass öffentliche Kommunikation nicht exklusiv über Journalismus, sondern auch durch an-dere Formen medial vermittelter Kommunikation initiiert werden kann.“ Vergleiche Görke (2008) für einen Versuch, neben Journalismus und Unterhaltung auch Public Relations und Werbung im Funktionssystem Öffentlichkeit zu verorten.

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Der gesellschaftliche Synchronisationsbedarf, der zunächst die Ausdifferenzierung des Funktionssystems Öffentlichkeit ermöglicht hat, findet solchermaßen in der journalistischen Aktualitätskonstruktion seine professionelle Entsprechung (Görke 2007). Indem Journalismus Aktualität konstruiert, synchronisiert er (Welt-) Gesell-schaft: sachlich und sozial, vor allem aber temporal.

Der Umstand, dass sich Systeme (öffentlicher Kommunikation) nur über Kom-munikation voneinander unterscheiden und sich auch nur durch Kommunikation selbsterhalten können, lenkt den Blick auf Prozesse und Strukturen, die die Annah-mewahrscheinlichkeit funktions- und leistungssystemspezifischer Kommunika-tion, ihr Inklusionspotenzial, steigern. Aus Funktionssystemperspektive gilt daher: Genauso wichtig wie die Ausdifferenzierung mindestens einer Leistungsrolle ist die Ausbildung von mindestens einer Publikumsrolle.5 Die Publikumsrolle kann im Vergleich zur Leistungsrolle jedoch als vergleichsweise voraussetzungsarm einge-stuft werden, da sie die allgemeinste Zugangsbedingung zum Funktionssystem dar-stellt. Dies führt uns zunächst zu der eigentümlich anmutenden Einsicht, dass das Leistungssystem Journalismus allein nicht kommunizieren kann und unterstreicht gleichzeitig den Stellenwert des Publikums für das Zustandekommen öffentlicher Kommunikation (Görke 1999, S. 309; Hasebrink 2008, S. 527; Marcinkowski 1993, S. 78; Scholl 2004, S. 528 ff.). In einem weiteren Schritt kann hierbei einkalkuliert werden, dass die jedem Funktionssystem eingeschriebenen Universalitätsansprü-che (Görke 2009b; Nassehi 2003) sich sowohl auf die Leistungs- als auch auf die Publikumsrolle beziehen und sich nur dann – angesichts dynamischer Umwelt-bedingungen – aufrechterhalten lassen, wenn sich Leistungs- und Publikumsrollen wandeln:

Dieses Problem wird umso gravierender, wenn wir beachten, dass die Universalität eines Funktionssystems nicht ein einmal erreichter Zustand ist, sondern als Univer-salisierungsprozess zu verstehen ist – als ständige Ausweitung von Universalitätsstan-dards und als damit verbundene Re-Definition von Inklusionskriterien (Stäheli 2004, S. 172).

Mit Blick auf die Inklusionsinteressen des Funktionssystems lässt sich die Variabili-tät der Leistungs- und Publikumsrollen als Komplement der symbiotischen Me-chanismen lesen, durch die im Rückgriff auf Körper die Durchsetzungsfähigkeit des Sinnmediums erhöht wird (Görke 1999, S. 318 ff.). Während bei symbiotischen Mechanismen jedoch gleichsam der Zwangscharakter des sozialen Systems auf-scheint, kommen hierbei die auf noch nicht inkludierte Kommunikationsadressen

5 Erst „beide Rollen zusammen bilden die Totalität von funktionssystemspezifischen Inklu-sionsrollen“ (Stäheli 2004, S. 179).

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abzielenden Verführungskünste des Funktionssystems zum Tragen. Für die Bin-nendifferenzierung des Funktionssystems Öffentlichkeit darf somit angenommen werden, dass sich Unterhaltung und Journalismus hinsichtlich ihrer Publikums-rollen unterscheiden.6 Sozialverbindlichkeit, Faktizität, (gesellschaftliche) Relevanz und Neuigkeit (Malik 2004, S.  81  f.; Weischenberg 1994) beschreiben in diesem Sinne Erwartungserwartungen des Publikums, die zwar (noch) für journalistische Anschlusskommunikation entscheidend sind (Scholl 2004), bei deren Nichteinhal-tung eine auf Möglichkeitskonstruktion abzielende Unterhaltungskommunikation aber sehr wohl möglich bleibt (hierzu ausführlicher Görke 2007).

Journalistische Kommunikation erfolgt demnach stets im Medium der Aktuali-tät. Die Unterscheidungen, die für das System ± Aktualität spezifizieren, können und müssen sich jedoch verändern. Allgemein gilt: Je komplexer die Gesellschaft wird, desto komplexer werden die internen Entscheidungs- und Programmstruktu-ren des Journalismus. Journalismus verfügt über ein äußerst komplexes Repertoire an Unterscheidungen, die ± Aktualität spezifizieren können. Dazu zählen nicht nur jene Differenzen, die klassischerweise als Nachrichtenwerte beschrieben werden, sondern im Prinzip jede gesellschaftlich irgendwo und irgendwie vielversprechen-de Differenz, die aus Systemperspektive Aktualität (potenziell) spezifizieren kann.7 Journalistische Aktualitätskonstruktion wird in diesem Sinn befördert durch die Erwartung auf „zuverlässige Überraschung“ (Schönbach 2008, S. 503). Gerade das Publikum des Journalismus muss Neues, Überraschendes erwarten, also Erwartun-gen hinreichend unspezifisch, abstrakt und generell ausbilden, um den Zweck von Informationen nicht zu konterkarieren (Schönbach 2005, 2008).

Das heißt nicht, dass sämtliche zur Verfügung stehenden Differenzen auch im-mer von allen angewendet werden. Wir haben es auch hier mit einem Möglich-keitshorizont zu tun, aus dem Journalismus stets kontingent ausgewählt. Mit der Variabilität der Programmierung von Aktualität reagiert der Journalismus auf der Ebene seiner Organisationen nicht zuletzt auf (irritierende) Veränderungen in sei-ner Umwelt – oder auf das, was er dafür hält. Die Komplexität der Möglichkeiten, Aktualität unterschiedlich zu programmieren, zwingt das System Journalismus dazu auch hierbei selektiv zu verfahren. Daraus resultiert letztlich die Kontingenz

6 Hierzu tragen entscheidend auch die Unterschiede bei, die sich auf der Organisationsebene der beiden Leistungssysteme ergeben.7 Eingedenk der in Leistungs- und Publikumsrolle implementierten Universalisierungsan-sprüche kann man daher auch sagen: Nichts entgeht der journalistischen Aktualitätsproduk-tion und eben darum entgeht ihr manches. Das ist nicht tautologisch gemeint, sondern be-zieht sich auf den aus Komplexität erwachsenden Selektionszwang. Dieser wiederum führt zur Kontingenz. Diese wiederum impliziert Risiken.

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der journalistischen Aktualitätskonstruktion und damit ist schließlich auch das Ri-siko verbunden, dass manche journalistische Informationsofferten auch mitunter keine Anschlusskommunikation generieren. Dies ist gewissermaßen, um auf die eingangs rekurrierte Fabel zurückzukommen, das Risiko des Hasen, den Igel zu verfehlen. Mit Blick auf die Kontingenz journalistischer Aktualitätskonstruktion kann man aber auch sagen, dass es schon recht unwahrscheinlich ist, dass sämtliche Hasen zur gleichen Zeit scheitern. Evolutions- und organisationstheoretisch gese-hen kommen immer ein paar Hasen durch, woraus die Nachfolgenden lernfähig wiederum ihre Schlüsse ziehen können (Görke 2011).

4 Erwartungen an journalistische Organisationen

Die Kontingenz journalistischer Aktualitätskonstruktion lässt sich nicht nur mak-rotheoretisch ableiten, sie lässt sich auch praktisch beobachten: auf der Meso-Ebe-ne journalistischer Organisationen. Die journalistischen Organisationen sind es, die die unterschiedliche Programmierung von ± Aktualität umsetzen, auch um sich auf der Suche nach einem Publikum voneinander abzusetzen. Organisationen las-sen sich allgemein definieren als „autopoietische Systeme auf der operativen Basis der Kommunikation von Entscheidungen“ (Luhmann 1997, S. 830). Organisatio-nen, die sich innerhalb von Funktionssystemen herausbilden, übernehmen deren Funktionsprimate, das heißt, sie übernehmen den binären Code des jeweiligen Funktionssystems:

Ihren Eigenwert gewinnen und organisieren sie […] durch eine weitere Unterschei-dung, nämlich die zwischen Programmen und Entscheidungen. Programme sind Erwartungsstrukturen, die für mehr als nur eine Entscheidung gelten. Sie zwingen zugleich das Verhalten in die Form der Entscheidung, das Programm anzuwenden oder dies nicht zu tun (Luhmann 1997, S. 842).

Bei Organisationen öffentlicher Kommunikation (z. B. Redaktionen und Agentu-ren) handelt es sich um Entscheidungen über die Selektion und Mitteilung aktu-eller Kommunikationsangebote, die sich beispielsweise aufgrund technischer Ver-breitungsmedien ergeben. Im Fall von Journalismus werden hierbei Entscheidun-gen kommuniziert, die auf die Aktualitätskonstruktion abzielen.

Der Erfolg der Systemform Organisation gründet sich dabei auf die von ihnen vollzogene Operation der Öffnung und damit auf den Umstand, dass sie neben dem Kommunikationsmedium Aktualität auch andere Ansprüche berücksichtigen kann. Der Funktionsprimat der Organisationen kann in anderen Worten mit Zuge-

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ständnissen an andere Funktionen, zum Beispiel mit Wirtschaftlichkeitspostulaten (z.  B. Produktionskosten, Gewinnstreben) oder rechtlichen Überlegungen (z.  B. Wahrung von Persönlichkeitsrechten) kombiniert werden (Görke 2007; Luhmann 1997, S. 841 f.).8 Der Funktionsprimat orientiert gewissermaßen die Organisation der Organisation. Er macht Vorgaben, welche Fremdansprüche an das System als eher (nicht) berechtigt, zweckdienlich und vorteilhaft anzusehen sind und welche organisationsfernen Irritationspotenziale gleichwohl (nicht oder nicht mehr) als integraler Bestandteil einer spezifischen Organisationskultur toleriert werden:

Die Organisation einer Organisation ist die Organisation einer Differenz. Und zwar geht es innerhalb von Organisationen um den Unterschied, der die Entscheidungsver-fahren, Handlungsgewohnheiten, Abstimmungsmöglichkeiten und Konfliktgefahren von dem abgrenzt, was in der Organisation noch so geschieht (Baecker 1999, S. 21).

Darüber hinaus passiert in Organisationen vieles, was man dort – angesichts des klassischen Postulates von vermeintlich klaren Organisationszielen – nicht zwin-gend vermuten würde und was für die Organisationszwecke eher nachrangig ist: Flirts, Freundschaft, Feindschaft, Gleichgültigkeit, Empathie, Ignoranz, Klatsch, Gerüchte, Mobbing, Solidarität etc. (Baecker 1999, S. 21).9 In diesem Sinne entgeht keine Organisation der Flexibilisierung der klaren Innen-Außen-Differenz: „Sie alle sind mit mehr oder weniger überschaubaren Mixes von Ordnung und Unord-nung, Redundanz und Varietät, loser und fester Kopplung konfrontiert.“ (Baecker 1999, S. 25)

Journalistische Organisationen unterscheiden sich demnach auch auf Grund dieser Mischungsverhältnisse und in der Bezugnahme auf die jeweilige Umwelt. Der Umstand, dass der Spagat zwischen Funktionsprimat einerseits und Konzes-sionen an Fremdfunktionen andererseits immer nur kontingent gelöst werden kann, treibt verschiedene Organisationen innerhalb eines Leistungssystems hervor, die erst aufgrund ihrer unterschiedlichen Operationalisierung von Programm- und Erwartungsstrukturen öffentlich überhaupt erst unterscheidbar werden. Die selek-tive Berücksichtigung von Fremdansprüchen (aus der Umwelt des Journalismus) wie auch die unter der Bedingung des Funktionsprimats zu vollziehende Transfor-mation der Fremderwartungen in journalismuseigene Programmstrukturen lässt

8 Mit anderen Worten: Organisation ermöglicht Interdependenzen, die mit der selbstrefe-renziell geschlossenen Operationsweise der Funktionssysteme kompatibel sind (Luhmann 1997, S. 828 f.).9 Baecker (1999, S. 25) macht darauf aufmerksam, dass diese Irritationspotenziale innerhalb der Organisation von der Organisationssoziologie heutzutage viel gelassener eingeschätzt und zudem in der Regel eher positiv als Bestandteil einer spezifischen Organisationskultur angesehen werden.

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sich besonders gut am Beispiel der sogenannten Berichterstattungsmuster veran-schaulichen. Als Berichterstattungsmuster lassen sich in Anlehnung an Weischen-berg (1995, S. 111) „die Gesamtstrategien des Wirklichkeitsbezugs und der Thema-tisierung“ bezeichnen, über die eine Beziehung zwischen Journalismus und Publi-kumserwartungen hergestellt werden. In diesem Sinne begründen unterschiedliche journalistische Berichterstattungsmuster wie Informationsjournalismus (Vermitt-ler), Präzisionsjournalismus (Forscher), interpretativer Journalismus (Erklärer), neuer Journalismus (Unterhalter) und investigativer Journalismus (Anwalt) nicht nur unterschiedliche journalistische Rollenselbstbilder, sondern sie begründen auch (gleichrangige) Publikumserwartungen, die auf diese ausgerichtet sind.10 Als vergleichsweise komplexe Erwartungs- und Programmstrukturen verkoppeln Berichterstattungsmuster darüber hinaus verschiedene weitere Elemente der Pro-grammebene des Journalismus, die etwa verschiedene journalistische Kerntätig-keiten (Recherche, Informationssammlung etc.) organisieren. Weischenberg (1995, S. 112) selbst beschreibt Berichterstattungsmuster als „historisch variante Formen“ in „jeweils vorfindbaren Journalismus-Systemen“, wobei letztere nicht näher spezi-fiziert werden. Im Rahmen der hier vorgetragenen Argumentation handelt es sich bei Journalismus-Systemen nicht um nationale Journalismus- bzw. Mediensyste-me, sondern primär um journalistische Organisationssysteme.

Betrachtet man nun diese möglichen Publikumserwartungen, die von unter-schiedlichen journalistischen Berichterstattungsmustern geweckt werden, so fällt erstens auf, dass diese Publikumserwartungen zunächst höchst unterschied-lich und widersprüchlich erscheinen. In diesem Sinne lässt die Beobachtung von Hasebrink (2008, S.  527), dass es das Publikum journalistischer Angebote nicht gibt, sondern nur von Publika die Rede sein kann, dahingehend verfeinern, dass verschiedene Berichterstattungsmuster jeweils auf differente Publika ausgerichtet sind (Scholl 2004, S. 517). Diese Beobachtung lässt sich durch den Verweis auf die Unterscheidung von Code und Programm flankieren. Genauso wie die Codewerte durch die Programmwerte spezifiziert werden, so spezifizieren die hier genann-ten (intern-kontingenten) Publikumserwartungen gleichsam die allgemeine (wenn man so will: code-orientierte) Erwartung der zuverlässigen Überraschung.

Zweitens ist der Hinweis notwendig, dass diese spezifizierenden Publikums-erwartungen wie auch die ihnen zugeordneten journalistischen Rollenbilder nur auf den ersten Blick konkrete Erwartungen des Journalismus und des Publikums vorstellen. Mindestens auf den zweiten Blick stellen sie gewissermaßen Konkret-

10 Eben darin sehe ich einen Unterschied zu der Typologie von Meyen und Riesmeyer (2009, S. 207 ff.), in der neben vertraut anmutenden Typen wie Detektiv, Lehrer, Wächter, Dienst-leister auch Selbstverständnistypen wie Promoter, Verkäufer und Künstler genannt werden.

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Fiktionen dar. Für sich betrachtet, muss jede einzelne Publikumserwartung Kon-tingenzspielräume zulassen, die auch Journalisten wahrnehmen, wenn sie sich als „Anwalt“ bezeichnen. Auf diese Weise wird gleichsam sowohl auf Seiten der Journalisten als auch Seiten der Publika eine gänzlich unbestimmte Ungewissheit, die keinerlei Orientierung ermöglicht, durch eine bestimmte Ungewissheit ersetzt. Auch Scholl (2004, S. 531; Pörksen 2004) verweist bereits auf die Vorteile, die durch Unschärfe erwachsen:

Da es sich um unscharfe, generalisierte und strukturell komplexe Gesamtbezüge jour-nalistischer Wirklichkeitskonstruktion handelt, sind diese Berichterstattungsmuster empirisch (in der Praxis) nicht trennscharf, aber flexibel und variationsreich. Für die zu ihnen passenden Publikumssegmente gilt das Gleiche.

Die bestimmte Unsicherheit hat den Vorteil, dass sie Unsicherheit reduziert und damit eine gewisse Orientierung verspricht. Das kann in dem Maße gelingen, wie sich Erwartungen systematisch auf Erwartungsenttäuschungen einstellen können. Dieses Erfordernis, in der Modellierung der Beziehung von Journalismen und ihren Publika auch Erwartungsenttäuschungen als konstitutiv und funktional zu modellieren, ist im Kern dem Umstand geschuldet, dass Erwartungen zwar Künfti-ges ins Visier nehmen, sich aber aus Erfahrungen und damit Vergangenem speisen. Ohne Erwartungsenttäuschung gibt es – so gesehen – auch keine Chance auf Über-raschung. Und: Wer will schon einen Journalismus ohne Überraschung?

5 Erwartungsenttäuschungen – ein Ausblick

Wo sind die Grenzen des Journalismus? Was erwartet das Publikum? Beides sind Fragen, an den sich die Journalismusforschung gern erschöpfend und zuweilen auch erschöpft abarbeitet. Beides sind zudem Fragen, die zusammengehören, wenn man der im vorliegenden Beitrag vertretenen Argumentation folgt und journalis-tische Aktualitätsproduktion umfassend auch als Publikumsorientierung versteht. Dies gilt ganz basal schon deshalb, weil ohne Berücksichtigung des Publikums der journalistische Kommunikationsprozess unvollständig bliebe. Weitere Gründe – und auch hier hat der vorliegende Beitrag einige Angebote gemacht – kann man darin sehen, dass auf verschiedenen Ebenen des Journalismussystems mehr oder minder deutliche Bezugnahmen auf das Publikum notwendig sind und sich in die ‚Betriebsstrukturen‘ des Journalismussystems implementiert haben. Der system-theoretischen Journalismusforschung, die bekanntlich in dem flüchtigen Kom-munikationsereignis das Basiselement ihrer Theoriebildung sieht, fällt die Lösung

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mancher Probleme gerade deshalb leicht weil sie gleichsam von Hause aus gewohnt ist, mit Flüchtigem umzugehen. Mit Blick auf die Grenzen des Journalismus habe ich in diesem Sinne unlängst vorgeschlagen, auf ein Konzept oszillierender Gren-zen umzustellen, statt sich von einer strikten Grenzziehung zwischen Journalismus und Nicht-Journalismus blockieren zu lassen: Wenn jede Grenzziehung nur auf Kommunikation basiert, hilft die Vorstellung weiter, dass auch die Grenzen des Journalismus nicht stabil und strikt konturiert sind, sondern im Gegenteil oszillie-rend und meist erst im Nachhinein sichtbar sind (Görke 2009a, S. 87).

In ähnlicher Weise nutzt auch die hier ausgearbeitete Beobachtung zum Verhält-nis von Journalismus und seinem Publikum vertraute systemtheoretische Denk-zeuge, um mitunter etwas festgefahrene Problembeschreibungen aufzulockern. In diesem Sinne öffnet ein Verständnis für die Funktionsweise von generalisierten Kommunikationsmedien ein Verständnis dafür, warum diese so erfolgreich und gesellschaftlich operieren können. Sie können dies, weil sie (ungleich flüchtigere) Erwartungsstrukturen generieren, die eben nicht nur etwas singulär Bestimmtes als potenziell anschlussfähig ausflaggen, sondern stets Auswahloptionen lassen. Gerade weil uns Erwartungen in der Lage versetzten, schon auf der Basis bestimm-ter Unsicherheit zu kommunizieren, erhöht dies dramatisch die Erfolgsaussichten der Kommunikation. Mit der Kennzeichnung von Erwartungen als variabel, wi-dersprüchlich und unbeständig fällt auch das Junktim, dass Journalismus nur in dem Maß erfolgreich ist, wie er den Erwartungen seiner Publika entspricht. Ge-wiss, kann man wie Arnold (2009, S.  298) die „teilweise bereits älteren, lücken-haften, vereinzelten und manchmal methodisch nicht in ausreichendem Maße do-kumentierten und transparenten Studien“ in der Hoffnung zusammenfassen, auf diese Weise ein Gesamtbild der Publikumserwartungen an Qualitätszeitungen zu generieren (Arnold 2009, S. 298 ff.). Den generellen Einwand, dass diese Erwar-tungen erfahrungsbasiert und damit nolens volens Vergangenheit abbilden, wird man so aber nicht ausräumen. Evolutionstheoretisch bedenklich ist, dass damit letztlich das Ideal eines optimal fit befördert wird, dass der Dynamik des Wechsel-spiels von Leistungs- und Publikumsrollen nicht gerecht wird, sondern dieses still stellt (Aschke 2002; Görke 2011). All dies deutet darauf hin, dass es mit positiver Erwartungsentsprechung allein nicht getan ist, weil diese vor allem strukturstabili-sierendes Potenzial haben.

Erwartungen (auch diejenigen des Publikums) müssen ihre mögliche Enttäu-schung mit einkalkulieren. Entscheidend dürfte sein, wie mit der Erwartungsent-täuschung umgegangen wird. Luhmann (1990b, S.  138) unterscheidet hier zwi-schen einem kognitiven und einem normativen Erwartungsstil, nachdem er vor-ausgeschickt hat, dass jedes „Errechnen von Regelmäßigkeiten […] nur aus Anlass

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von Irritationen geschehen [kann], die sich an bereits regulierten Erwartungen als Störung, Enttäuschung usw. abzeichnen. Ohne Störung also keine Ordnung.“ Vor diesem Hintergrund beschreiben die Erwartungsstile Metaregeln, wie mit Erwar-tungsenttäuschungen umzugehen ist.

Die eine lautet: ändere die Struktur, so dass die Irritation als strukturkonform erschei-nen kann. Die andere lautet: halte die Struktur fest und externalisiere deine Enttäu-schung; rechne sie einem System der Umwelt zu, das sich anders verhalten sollte. Im ersten Fall wird die Erwartung kognitiv modalisiert, im zweiten Fall normativ. Insgesamt panzert sich das System auf diese Weise gegen Änderungsdruck und stellt intern nochmals zur Wahl, wie es auf Irritationen reagieren will (Luhmann 1990b, S. 138 f.).11

Derartige „Rückwärtskorrekturen“ sind laut Luhmann (1990b, S. 137) „der Nor-malbehelf aller Kommunikationsprozesse (einschließlich Lesen!) bei unerwarteten Wendungen.“ Ihre Berücksichtigung bei der Beobachtung des Verhältnisses von Publikumserwartungen zu journalistischen Kommunikationsofferten kann das Gesamtbild differenzierter gestalten. Nicht nur haben wir unterschiedliche Jour-nalismen und darauf bezogen verschiedene Publika und Publikumserwartungen. Mit einzukalkulieren gilt es ferner, dass sich Publika auch hinsichtlich ihres Erwar-tungsstils unterscheiden, und selbstverständlich auch in der Art und Weise, wie sie mit Erwartungsenttäuschungen umgehen. Während Erwartungsentsprechungen prinzipiell systemintern vorregulierte Erwartungen stabilisieren, immunisiert ein normativer Erwartungsstil gegen Änderungsdruck. Der kognitive Erwartungsstil hält das System dagegen lernfähig, indem er Neues zulässt und die Erwartungen entsprechend neu justiert. Gerade den Erwartungsenttäuschungen kommt in die-sem Verständnis ein nicht zu unterschätzendes Strukturaufbaupotenzial zu, weil sie das Journalismussystem evolutionsfähig halten (Görke 2011).

Auch für das Verhältnis von Hase und Igel sind die Folgen bemerkenswert: So lange allein die Punktlandung Erfolg verspricht, hat der Hase keine Chance. Sei-ne Aussichten verbessern sich, wie gesehen, dramatisch, wenn er nicht allein an den Start geht. Noch besser stellen sich die Hasen, wenn sie ihre jeweiligen Igel nicht mehr erreichen, ihnen fallweise nur noch nahekommen müssen, sie sogar glatt verfehlen dürfen und die Igel ihrerseits gegebenenfalls bereit sind, den Ha-sen entgegen zu kommen. Die ursprüngliche Fabel ist damit eingestandenermaßen

11 Eine ähnliche Autonomieschutzfunktion schreibt auch Scholl (2004, S.  530) den Publi-kumsverweisen des Journalismus: „Mit der Referenz auf das Publikum kann sich der Jour-nalismus gegen andere externe Einflüsse zumindest teilweise, ausschnittweise und zeitlich begrenzt abschirmen – aber eben nicht abschotten.“

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ebenso gründlich wie beabsichtigt ruiniert, denn von einem Wettstreit und einem zumindest für eine Seite lebensbedrohlichen Wettlauf kann jetzt keine Rede mehr sein: eher wohl von einer Art Tanz (Krippendorff 1994).

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