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Vom Überwinden der Entfernung Eine kleine Geschichte der Telekommunikation von Bernhard Koerber und Ingo-Rüdiger Peters Für Digital Natives – für diejenigen also, die in die digitale Welt hineingeboren wurden – ist es selbstver- ständlich, mit Smartphones, Tablets, MP3-Playern und anderen digitalen Geräten und Techniken umzugehen. Ähnlich wie ein Dreijähriger denkt, Geld bekäme man deshalb, weil es im Schlitz eines Bankautomaten ange- boten wird, so ist auch den Digital Natives kaum noch klar, mit welchen Entfernungen und mit welchem tech- nischen Aufwand sie es zu tun haben, wenn sie bei- spielsweise mit Facebook-Freunden kommunizieren oder sich im Internet Informationen besorgen. Ohne seinen Standort zu ändern, kann heutzutage jeder Mensch über das Internet mit Menschen aus aller Welt sofort in Kontakt treten. Insoweit ist die Erde in der Tat ein ,,globales Dorf“ geworden, wie es Marshall McLuhan bereits 1962 in seinem Buch The Gutenberg Galaxy formulierte und in seinem letzten Buch The Global Village, das posthum 1989 erschien, präzisierte. Zwar bezog sich McLuhan 1962 auf eine moderne Welt, die durch elektronische Vernetzungen zu einem ,,Dorf“ zusammenwächst, doch so positiv, wie der Be- griff zunächst scheint, wurde er von McLuhan nicht in- terpretiert. Vielmehr warnte er vor Möglichkeiten des Missbrauchs, vor Totalitarismus und Terrorismus, wenn auf die Gefahren, die von den neu entwickelten Medi- en ausgehen, nicht angemessen reagiert würde. Zum angemessenen Reagieren gehört Wissen. Und zum Wis- sen gehört die Kenntnis über geschichtliche Entwick- lungen, über die Wege, aber auch über die Irrwege. Deshalb soll im Folgenden eine kurze Geschichte der menschlichen, über größere Entfernungen hinweg be- triebenen Kommunikation mit Anknüpfungspunkten für den Unterricht aufgezeigt werden. Der Begriff der Telekommunikation wird dabei nicht nur auf den aus- schließlich technischen, sondern auch auf kultur- und gesellschaftsbezogene Aspekte bezogen. Dabei wird auf einige Beispiele für den Unterricht hingewiesen, die ebenfalls in diesem Heft vorgestellt werden. Vom Donnervogel zum Internet-Protokoll Der Wunsch, Nachrichten, ja sogar Ideen über große Entfernungen hinweg so schnell wie möglich auszutau- schen oder wenigstens nur einem bestimmten Empfän- ger zu übermitteln, ist so alt wie die Menschheit selbst. Was die Schnelligkeit betrifft, so wussten auch schon die ersten Menschen, dass es wohl in der Luft schneller zugeht als auf dem Landweg. Und so sind in nahezu al- len Kulturen die Götterboten mit Flügeln ausgestattet – ein paar Beispiele: Iris – Botin der griechischen Göttin Hera, repräsen- tierte sozusagen die fortschrittliche Frauenquote im Aufsichtsrat der griechischen Götterwelt, Hermes – er verkündete die Botschaften des Zeus und war zugleich unter anderem der Schutzgott der Kaufleute und Diebe, Bild 1: Ist die Welt ein Dorf geworden? Welt ist eine Gemeinde im Kreis Nordfriesland in Schleswig-Holstein und liegt auf der Halbin- sel Eiderstedt südlich von Garding sowie etwa 10 km östlich von Tönning nahe der Eidermün- dung. Foto: LOG-IN-Archiv LOG IN Heft Nr. 172/173 (2011/2012) 23 T H E M A

Vom Überwinden der Entfernung

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Vom Überwindender Entfernung

Eine kleine Geschichte der Telekommunikation

von Bernhard Koerber und Ingo-Rüdiger Peters

Für Digital Natives – für diejenigen also, die in diedigitale Welt hineingeboren wurden – ist es selbstver-ständlich, mit Smartphones, Tablets, MP3-Playern undanderen digitalen Geräten und Techniken umzugehen.Ähnlich wie ein Dreijähriger denkt, Geld bekäme mandeshalb, weil es im Schlitz eines Bankautomaten ange-boten wird, so ist auch den Digital Natives kaum nochklar, mit welchen Entfernungen und mit welchem tech-nischen Aufwand sie es zu tun haben, wenn sie bei-spielsweise mit Facebook-Freunden kommunizierenoder sich im Internet Informationen besorgen. Ohneseinen Standort zu ändern, kann heutzutage jederMensch über das Internet mit Menschen aus aller Weltsofort in Kontakt treten. Insoweit ist die Erde in derTat ein ,,globales Dorf“ geworden, wie es MarshallMcLuhan bereits 1962 in seinem Buch The GutenbergGalaxy formulierte und in seinem letzten Buch TheGlobal Village, das posthum 1989 erschien, präzisierte.

Zwar bezog sich McLuhan 1962 auf eine moderneWelt, die durch elektronische Vernetzungen zu einem

,,Dorf“ zusammenwächst, doch so positiv, wie der Be-griff zunächst scheint, wurde er von McLuhan nicht in-terpretiert. Vielmehr warnte er vor Möglichkeiten desMissbrauchs, vor Totalitarismus und Terrorismus, wennauf die Gefahren, die von den neu entwickelten Medi-en ausgehen, nicht angemessen reagiert würde. Zumangemessenen Reagieren gehört Wissen. Und zum Wis-sen gehört die Kenntnis über geschichtliche Entwick-lungen, über die Wege, aber auch über die Irrwege.Deshalb soll im Folgenden eine kurze Geschichte dermenschlichen, über größere Entfernungen hinweg be-triebenen Kommunikation mit Anknüpfungspunktenfür den Unterricht aufgezeigt werden. Der Begriff derTelekommunikation wird dabei nicht nur auf den aus-schließlich technischen, sondern auch auf kultur- undgesellschaftsbezogene Aspekte bezogen. Dabei wirdauf einige Beispiele für den Unterricht hingewiesen,die ebenfalls in diesem Heft vorgestellt werden.

Vom Donnervogelzum Internet-Protokoll

Der Wunsch, Nachrichten, ja sogar Ideen über großeEntfernungen hinweg so schnell wie möglich auszutau-schen oder wenigstens nur einem bestimmten Empfän-ger zu übermitteln, ist so alt wie die Menschheit selbst.Was die Schnelligkeit betrifft, so wussten auch schondie ersten Menschen, dass es wohl in der Luft schnellerzugeht als auf dem Landweg. Und so sind in nahezu al-len Kulturen die Götterboten mit Flügeln ausgestattet– ein paar Beispiele:

� Iris – Botin der griechischen Göttin Hera, repräsen-tierte sozusagen die fortschrittliche Frauenquote imAufsichtsrat der griechischen Götterwelt,

� Hermes – er verkündete die Botschaften des Zeusund war zugleich unter anderem der Schutzgott derKaufleute und Diebe,

Bild 1: Ist die Welt ein Dorf geworden?

Welt ist eine Gemeinde im Kreis Nordfriesland in Schleswig-Holstein und liegt auf der Halbin-sel Eiderstedt südlich von Garding sowie etwa 10 km östlich von Tönning nahe der Eidermün-dung.

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� Mercurius – der römische Nachfolger des Hermes,� Garuda – er überbringt den Menschen Nachrichten und

Anweisungen indo-asiatischer Götter (siehe Bild 2),� der Donnervogel – er ist praktisch bei allen indiani-

schen Völkern als Götterbote des Großen Geistes zufinden – und heute auf sehr vielen Computern als E-Mail-Programm Thunderbird (siehe Bild 3).

Weshalb die christlichen Engel auch mit Flügeln aus-gestattet sind, lässt sich aus diesen vorchristlichen My-thologien durchaus ableiten: Auch hier sind die EngelBoten ihres Gottes, und ihre deutsche Bezeichnungstammt aus dem Altgriechischen ανγελοσ (ángelos), waswiederum ,,Bote“ oder ,,Abgesandter“ auf Deutsch be-deutet.

Da Götterboten bekanntlich nur göttliche und keineweltlichen Botschaften befördern, wurden dafür bereitsin der Antike Tauben eingesetzt. Erstmals wurde vonPlinius dem Älteren, der etwa 23 bis 79 lebte, darüberausführlich in seinem Werk Naturalis historia berichtet(vgl. auch Schletterer, 2004). So beschrieb Plinius unteranderem, wie Brutus während der Belagerung von Mo-dena im Jahr 44 v. Chr. durch Mark Antonius aufgrundder Nachrichten, die mit Tauben versandt wurden, wei-terhin mit seinen Verbündeten kommunizieren und dieStadt vier Monate lang verteidigen konnte.

Auch in der vorrömischen Zeit, im alten Ägypten undin Griechenland, wurden bereits Tauben zur Nachrich-tenübermittlung eingesetzt. Durch verschiedene Zucht-methoden wurde es allmählich möglich, Tauben für das

Übermitteln von Nachrichten gezielt einzusetzen, bis sieschließlich eine erhebliche Bedeutung in wirtschaftlicher,politischer und militärischer Hinsicht gewannen. Es wur-den sogar Taubenpost-Dienste eingerichtet, mit denenbestimmte Postlinien versorgt wurden.

Eines der berühmtesten geschichtlichen Ereignissehat beispielsweise der Brieftauben-Informationsdienstdes Bankgründers Nathan Mayer Rothschild (1777–1836) ausgelöst: Dank seiner Brieftauben erfuhrRothschild noch vor dem britischen Premierministervom Ausgang der Schlacht bei Waterloo im Jahr 1815.Er verkaufte seine britischen Staatsanleihen, und dieAnleger glaubten, er sei im Besitz von Informationüber eine britische Niederlage, weshalb sie ihm beimVerkaufen der Papiere folgten. Nachdem die Kurse derWertpapiere auf ihrem Tiefpunkt waren, kaufte er sieheimlich wieder auf. Und als die Nachricht vom briti-schen Sieg für alle eintraf, konnte er mit dem nun fol-genden rasanten Kursanstieg hohe Gewinne erzielenund wurde so zum damals reichten Mann der Welt (vgl.Wikipedia – Stichwort ,,Nathan Mayer Rothschild“).

Auch Paul Julius Reuter (1816–1899) begann seinenPressedienst mir Brieftauben, die ihm nach Aachen vorallem Börsenmeldungen brachten, die er wiederum vonseiner Agentur dann weiterleiten ließ. Als jedoch Tele-grafenverbindungen eingerichtet wurden, stellte Reu-ter diesen ,,Flug-Dienst“ ein.

Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Taubenimmer seltener zum offiziellen Transport von Nachrich-ten eingesetzt. In der Schweiz wurde die Brieftauben-abteilung des Militärs schließlich 1996 aufgelöst (vgl.Bauer, 1996).

Die Kommunikation mit Brieftauben wurde aller-dings auch ins Internet überführt: Für ein Internetpro-tokoll mit der Bezeichnung Internet Protocol overAvian Carriers (IPoAC – deutsch: Internet-Protokollmittels gefiederter Träger) wurde am 1. April 1990 einRequest for Comments als Internet-Standard spezifi-ziert (vgl. RFC 1149) und am 1. April 1999 um eineQoS-Komponente erweitert (vgl. RFC 2549; QoS =Quality of Service, deutsch: Dienstgüte, eine Anzahlvon Qualitätsanforderungen an den Standard). Eigent-lich waren beide RFCs als Aprilscherze gedacht. Docham 28. April 2001 fand schließlich eine Umsetzung die-ser Standards im norwegischen Bergen statt (vgl. Lar-

Bild 2 (links): Garuda, der geflügelteGötterbote, ist unteranderem Bestandteildes thailändischenWappens.

Bild 3 (unten): Ein Donnervogel(engl. thunderbird)auf der Spitze einesTotempfahls.

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Bild 4: Noch bis Endeder 1990er-Jah-re wurdenBrieftaubenzur ,,Telekom-munikation“eingesetzt.

Quelle: LOG-IN-Archiv

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sen/Haldorsen, 2001). Dabei wurden neun Pakete übereine Distanz von fünf Kilometer gesendet. Jedes dieserPakete wurde von einer Taube innerhalb von zweiStunden transportiert (d. h. unter den maximal zulässi-gen 7 200 000 Millisekunden) und stellte eine Daten-übertragung in Form eines Pings dar. Jedoch gingenfünf der neun Antworten auf dem Weg verloren, waseinem Verlust von gut 55 % entspricht.

Heute sind Tauben nur noch beim Brieftaubensportzu finden. Zuchttiere kosten mittlerweile mehrere tau-send Euro. Zum 1884 gegründeten Verband DeutscherBrieftaubenzüchter e. V. – mit Sitz in Essen – gehörenzurzeit ungefähr 64 000 Brieftaubenzüchter in ca. 8000Brieftaubenzuchtvereinen.

Vom Marathonläuferzum Turnschuh-Netzwerk

Auf dem Boden ging es zunächst langsamer zu als inder Luft. Dabei spielten anfangs einzelne Boten, die eineBotschaft auf Veranlassung eines Senders an einen Emp-fänger zu bringen hatten, eine wesentliche Rolle. So be-richtete der Geschichtsschreiber Herodot (490/480 v. Chr.bis ca. 424 v. Chr.) über den griechischen Boten Pheidippi-des (siehe Bild 5), der 490 v. Chr. von Athen in zwei Tagennach Sparta gelaufen war, um Hilfe im Krieg gegen diePerser zu suchen. Daraus formten 500 Jahre danach Plu-tarch und Lukian von Samosata unter Berufung aufHerakleides Pontikos eine Legende, der zufolge ein Läu-fer sich nach dem Sieg der Athener in der Schlacht vonMarathon auf den knapp 40 Kilometer langen Weg nachAthen gemacht habe und dort nach der Verkündung sei-ner Botschaft ,,Wir haben gesiegt“ tot zusammengebro-chen sei. Dieser sagenhafte Lauf über knapp 40 km ist dasVorbild für den modernen Marathonlauf, wobei sich dieheutige Distanz von 42,195 km erst ab den OlympischenSommerspielen 1908 etabliert hat. Diese heutige Distanzhat damit zu tun, dass 1908 der Start des Marathonlaufsan der Ostterrasse des Schlosses Windsor erfolgen und

vor der königlichen Loge im dafür vorgesehenen Olym-piastadion im Londoner Stadtteil Shepherd’s Bush endensollte. Und so wurde auf britisch-königliches Betreibenhin die heute übliche Steckenlänge festgelegt.

Bis ins Mittelalter wurden in Europa Boten einge-setzt, die größtenteils zu Fuß unterwegs waren. Zu-nächst waren es missionierende Mönche und die Botender Herrscherhäuser, die Botschaften transportierten,dann bald auch Metzger (!) und Handelsreisende.

Die Kleidung der Boten war für die Öffentlichkeitbesonders gekennzeichnet, damit ihnen jederzeit z. B.Wegerechte und Unterstützung gewährt werden konn-te. Ein Herold – im Allgemeinen zu Pferd unterwegsund im Grunde sogar ein Vorläufer des heutigen Diplo-matenstandes – trug einen mit dem Wappen seinesDienstherren geschmückten Mantel, den Tappert, undden Heroldsstab. Die Werler Fußboten beispielsweisetrugen auf der Brust ein Schild mit dem Staatswappen.

Eine der frühesten Berufsstände, die sowohl für dieBeförderung von schriftlichen Botschaften als auch zu-gleich für die Zustellung von Päckchen und Paketenzuständig wurden, waren die Metzger. Da sie sowiesozum Ankauf von Vieh umherzogen, konnten sie dieVerteilung der Pakete und Briefe gleich mit überneh-men. Sie erhielten sogar das Recht, ein Posthorn zu be-nutzen, und teilweise mussten ihnen auch Privatleuteihre Pferde zur Verfügung stellen. Erst im 18. Jahrhun-dert wurde diese Metzgerpost durch die KaiserlicheReichspost, die von den Thurn und Taxis betriebenwurde, und der konkurrierenden preußischen Staats-post ersetzt.

Als die Botendienste schließlich insgesamt verstaat-licht wurden, erhielten alle Postboten und BriefträgerUniformen (siehe Bilder 6a–c). Mirko König weist bei-spielsweise in diesem Heft auf die militärische Strukturder Post-Organisation hin (siehe Seite 49).

Informatisch gesehen gleicht ein Bote grundsätzlicheinem Medium, das eine wie auch immer kodierte In-formation an einen Adressaten übermittelt. Da nicht

Bild 5: Statue des Pheidippides bei Marathon.

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Bilder 6a–c: Boten im Wandel derZeit.

Quellen: LOG-IN-Archiv (6a und 6b) /http://de.wikipedia.org/wiki/Briefmarken-Jahrgang_2005_der_Bundesrepublik_Deutschland (6c)

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jede Information von allen Menschen gelesen werdensollte, wurden auch Geheimboten auf die Reise ge-schickt. Von Anbeginn des Austauschs von Botschaftenüber Entfernungen hinweg, waren etliche Absendervon Botschaften um Versteckmethoden und Verschlüs-selungstechniken bemüht. Vor allem im heutigen Inter-net-Zeitalter spielt die Kryptografie wieder eine we-sentliche Rolle, um Unbefugten das ,,Belauschen“ z. B.von E-Mails unmöglich zu machen (vgl auch Witten/Schulz, in diesem Heft S. 59 ff., und Witten u. a., in die-sem Heft Seite 79 ff.).

Je größer die Entfernungen waren, die für Boten-dienste zurückgelegt werden mussten, desto notwendi-ger war es, eine Infrastruktur zu schaffen, die die Botennicht – wie der Legende von Marathon nach – bei An-kunft tot zusammenbrechen lässt. Einerseits wurdenPferde eingesetzt und andererseits Zwischenstationengebaut, bei denen sowohl die Boten als auch die Pferdeausgetauscht und mit der Botschaft sozusagen wiederfrisch auf den Weg geschickt werden konnten. Erstestaatliche Stafetten zur Nachrichtenübermittlung ent-standen schon vor 1400 im Herzogtum Mailand. Dieschließlich von den Thurn und Taxis aufgebauten Post-stationen ließen einen außerordentlich rationellen Rei-ter- und Pferdewechsel zu, sodass täglich im Durch-schnitt 166 Kilometer Postweg bewältigt werden konn-ten – vergleichbar der Strecke von Frankfurt am Mainnach Köln –, und das bereits im Jahr 1516, als Franzvon Taxis vom damaligen spanischen König und späte-ren Kaiser Karl V. das Privileg eines Hauptpostmeistersfür seine niederländischen Provinzen erhielt.

Je mehr die Menschen in Europa das Schreiben undLesen lernten, desto umfangreicher wurde das Postauf-kommen. Zur Beförderung wurden schließlich Leiter-wagen benutzt, die mit einer Plane überspannt wurden– ein Nachbau ist z. B. im Osterzgebirgsmuseum SchlossLauenstein ausgestellt (http://www.schloss-lauenstein.de/). Auch diese ,,Postkutschen“ wurden in das Netzder Poststationen integriert und bald darüber hinausimmer häufiger zur Personenförderung genutzt (,,Mar-terkasten“, ,,Knochenknacker“ waren noch die freund-lichsten Bezeichnungen für diese Kutschen). Diedurchschnittliche Reisegeschwindigkeit der Postkut-schen wurde durch vermehrten Straßenbau von etwa2 km/h im Jahr 1700 auf etwa 10 km/h im Jahr 1850 ge-steigert (vgl. auch Beyrer, 1992) und war damit schnel-ler als diejenige mit dem Reitpferd.

Um 1800 waren alle mitteleuropäischen Städte durchregelmäßige Postverbindungen miteinander verbunden.Das Zeitalter der Postkutschen ging allerdings mit demAufkommen der Eisenbahn mehr und mehr zu Ende,und ihre Aufgaben wurde auf die Bahnpost verlagert.Doch erst im März 1957 (!) wurde das letzte Mal Pa-ketpost in Kiel mit der Postkutsche ausgeliefert, underst 1961 wurde die letzte Pferdepost auf der LinieAvers—Juf in der Schweiz eingestellt.

Aber auch der Bahnpostbetrieb erfuhr sein Ende be-reits im letzten Jahrhundert: In Deutschland wurde erEnde Mai 1997 eingestellt. Hauptgründe für die Ein-stellung waren die Übernahme der Sortierung durchdie stark automatisierten Briefverteilzentren, die vor-wiegend ohne Gleisanschluss geplant wurden, sowieder Aufbau des deutschen Nachtluftpostnetzes. Geblie-

ben sind glücklicherweise noch die Postboten und an-dere Zusteller von – informatisch gesehen – Botschaf-ten zu den einzelnen Empfängern.

Nichtsdestoweniger war es in den Anfangszeiten desComputereinsatzes ebenfalls notwendig, Boten einzu-setzen, um den Datenaustausch zwischen den Compu-tern zu gewährleisten. Aufgrund fehlender oder inkom-patibler Netzwerkschnittstellen mussten die Daten bei-spielsweise mit Disketten (oder noch bis vor Kurzemmit USB-Speichersticks) zu Fuß zwischen den Compu-tern hin- und hergetragen werden. Diese scherzhaftTurnschuh-Netzwerk (engl.: sneakernet) genannte Ver-bindung war in diesen Zeiten ein durchaus häufig an-gewandtes Verfahren. So schreibt Sascha Kerksen(2004, Abschnitt 12.1.3): ,,Auch zwischen verschiedenenUnternehmen erfreute sich der so genannte Datenträ-geraustausch großer Beliebtheit: Die Datensätze vonGeschäftsvorfällen wurden auf Disketten oder Magnet-bändern zwischen den einzelnen Unternehmen hin-und hergereicht.“ Und der in Amsterdam lehrende US-Informatiker Andrew S. Tanenbaum stellte kurz undbündig fest (Tanenbaum, 1996, S. 83): “Never underesti-mate the bandwidth of a station wagon full of tapeshurtling down the highway” – auf Deutsch etwa: ,,Un-terschätze niemals die Datenübertragungsrate einesKombis voll mit Datenbändern, der die Autobahn he-runter rast.“

Ein spezielles Verfahren dieser Art des Turnschuh-Netzwerks wurde übrigens auch an deutschen Schulenfür den Informatikunterricht eingesetzt: Bicycle onlinewurde es – ebenfalls wieder scherzhaft – genannt, zu-mal die Ideen dazu aus den Niederlanden gekommenwaren, und zwar vom damaligen Instituut voor deOntwikkeling van het Wiskunde Onderwijs (IOWO;deutsch: Institut für die Entwicklung mathematischer

Bild 7: Eine Port-A-Punch-Karte mit Stanz-Unterlage– aus den Anfängen der Schulinformatik, aber auchprofessionell eingesetzt.

Karten dieser Art wurden in den 1970er-Jahren für den Informatikunterricht eingesetzt und,,bicycle online“ von zentralen Rechenzentren ausgewertet.

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Ausbildung; seit 1991: Freudenthal Institute for scienceand mathematics education) der Universität Utrecht.Vom IOWO wurden Unterrichtsbeispiele vorgelegt, diemit ALGOL zu bearbeiten waren (vgl. Haberland,1973). Da aber keine Computer in den Schulen exis-tierten, die mit dieser Programmiersprache ausgestat-tet waren, wurde auf Port-A-Punch-Karten zurückge-griffen (siehe Bild 7, vorige Seite), die manuell mit ei-nem speziellen Stift (das stumpfe Ende einer abgesäg-ten Stricknadel tat’s auch) gelocht werden konnten.Die jeweilige Lehrkraft brachte dann die Arbeiten derSchülerinnen und Schüler, d. h. die perforierten Port-A-Punch-Karten beispielsweise per Fahrrad – bicycle on-line – zum nächstgelegenen zentralen Rechenzentrumbzw. zu einem universitären Großrechenzentrum undkonnte im Allgemeinen nach drei bis fünf Tagen dieprotokollierten Ergebnisse abholen und den daraufschon mit Spannung wartenden Lernenden aushändi-gen.

Die Autoren dieses Beitrags haben selbst Unterrichtmit dieser Art der Datenfernübertragung durchgeführtund konnten damals erleben, mit welcher hohen Moti-vation die sich als Pioniere einer neuen Technologiefühlenden Lernenden bei der Sache waren.

Vom Feuerzeichenzu optischen Bits und Bytes

Neben den luft- und den erdgebundenen Arten derTelekommunikation bzw. der Datenfernübertragungentwickelten sich im Laufe der Zeit auch Formen, diesich auf die visuelle Wahrnehmung des Menschen bezo-gen. Die ersten – noch primitiven – Arten dieser spezi-ellen Fernkommunikation waren mit Feuer verbunde-ne Zeichen, beispielsweise Feuersignale sowie Fackel-und Rauchzeichen.

Insbesondere durch die Verwendung bei Indianer-stämmen Nordamerikas sind Rauchzeichen bekanntgeworden (siehe auch Bild 8). Aber bereits Jäger undSammler in der alten Welt verwendeten Zeichen dieserArt (vgl. Brückner, 2003, S. 11). Dem offenen Feuerwird dabei im Allgemeinen nasses Gras beigegeben,und anschließend wird die Feuerstelle mit dem entste-henden Rauch durch eine Decke überdeckt. Der sichdarunter sammelnde Rauch wird in bestimmten Ab-ständen freigesetzt, sodass eine Folge von ,,Rauch“,,,Nichtrauch“ und ,,Pause“ entsteht – ähnlich den Mor-sezeichen. Andere Unterscheidungsmerkmale für dieKodierung können die unterschiedlichen Größen ein-zelner Wolken und ihre Farbe sein. Noch heute wirddas Ergebnis der Wahlgänge bei der Wahl eines neuenPapstes mit Rauchzeichen signalisiert: Steigt schwarzerRauch auf, so war der letzte Wahlgang ergebnislos, istder Rauch weiß, so wurde gerade ein neuer Papst ge-wählt.

Auch mit sogenannten Lärmfeuern wurde bereits infrüher Zeit gearbeitet, wobei sich das Wort Lärm hieraus dem frühneuhochdeutschen Alarm[a] ableitet. Es

waren also Feuer, mit denen Alarm geschlagen wurde(vgl. Wikipedia – Stichwort ,,Lärmfeuer“). MeterhoheHolzstöße wurden auf Bergspitzen aufgeschichtet, undwenn sie angezündet wurden, konnten sie auf weiterentfernten Bergspitzen gesehen werden, wo sich wie-derum ein Holzstoß befand, der angezündet wurde, so-dass eine Nachrichtenkette entstand. Solche Nachrich-tenketten wurden beispielsweise im DreißigjährigenKrieg angewandt, um vor möglichen feindlichen An-griffen zu warnen. Bekannt ist der Lärmfeuer-Ring umden gesamten Odenwald und um weite Teile des Hessi-schen Rieds. So trägt unter anderem im HöhenzugWegscheidekamm eine 502 Meter hohe Erhebung denNamen Lärmfeuer.

Aber nicht nur mit einzelnen Wolken oder mit riesi-gen Feuern auf Bergen wurde die menschliche visuelleWahrnehmung angesprochen. So sollen Fackeln als Si-gnalmittel bereits im 12. Jahrhundert v. Chr. eingesetztworden sein. Während des Trojanischen Kriegs sollendie Griechen den Fall von Troja mit kodierten Fackelsi-gnalen über eine ,,Fackeltelegrafenstrecke“ gemeldethaben (vgl. Brückner, 2003, S. 11). Dies ist aber nichtbelegt; es hätten auch einfache Feuersignale sein kön-nen, die wie die Lärmfeuer als vereinbarte Nachrichtfunktionierten und als Signal für den Sieg von Stationzu Station angezündet wurden, bis sie von Troja in My-kene ankamen, immerhin eine Strecke von mehr als500 Kilometer. Zumindest beschrieb der griechischeDichter Aischylos (525 v. Chr. bis 456 v. Chr.) in seinemDrama Agamemnon eine solche Feuerzeichenkette, mitder der griechische Sieg über Troja gemeldet wurde.Auch im Peloponnesischen Krieg, der von 431 bis 404 v.Chr. dauerte, sollen einfache Feuersignale eingesetztworden sein, wie vom griechischen Historiker Thukydi-des (454 v. Chr. bis 399 v. Chr.) berichtet wurde.

Belegt ist dagegen aufgrund der Beschreibungen desgriechischen Geschichtsschreibers Polybios (um 200 v.Chr. bis ca. 120 v. Chr.) die nach ihm benannte Poly-bios-Chiffre, die er für Fackeln vorsah. Im zehntenBand seiner Historien (Kapitel 45) beschreibt er diesesVerfahren und gibt an, es selbst verbessert zu haben:

Bild 8: Bereits im Heft 5/6 ausdem Jahr 1994wurde in LOG IN unter-sucht, welcheMöglichkeitenTelekommuni-kation undauch das WWWfür den Unter-richt bieten kön-nen.

Quelle. LOG-IN-Archiv

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Je fünf Fackeln wurden in Verbindung mit großenSchilden, Mauern oder Türmen benutzt, für jedes Zei-chen in Zweierkombination: Beispielsweise wurdenlinks zwei Fackel und rechts drei gezeigt. Über weitereStationen wurden die Fackelsignale in einer Übertra-gungskette weitergegeben, bis sie den Empfänger er-reichten. Der Empfänger der Nachricht konnte dieseFackelkombination mithilfe des Polybios-Quadrats (imBeispiel links zwei und rechts drei) als Kodierung desBuchstabens Θ entschlüsseln. Selbst im Ersten Welt-krieg wurde das Polybios-Quadrat als Grundlage fürVerschlüsselungsverfahren noch angewandt, nachdemdieses älteste bekannte Verfahren der Kodierung vonSchriftzeichen vom deutschen Nachrichtenoffizier FritzNebel (1891–1977) sozusagen neu erfunden wordenwar. Hier diente es dazu, Nachrichten mittels drahtlo-ser Telegrafie geheim zu übermitteln. Im engeren Sinnist dies im Übrigen eine Verschlüsselung von Einzelzei-chen (Monogrammen) als Zeichenpaare (Bigramme).

Wie bei allen optischen Signalen stellten sich bereitsbei Fackeln die Fragen nach der Sichtbarkeit und Sicher-heit: Wie weit waren sie zu sehen und – vor allem – werkann eventuell ,,mitlesen“ und die Botschaft entschlüs-seln? Zumindest vom Problem der Sichtbarkeit ist be-kannt, dass schon Polybios eine Lösung vorschlug, dennFernrohre gab es zu jener Zeit ja noch nicht: Er ließ dieFackeln durch Röhren beobachten, die in bestimmtenStellungen befestigt wurden, damit die Fackeln schärfergesehen und somit besser auseinandergehalten werdenkonnten. Acht Zeichen pro Minute sollen auf einer Stre-cke von ca. einem Kilometer zwischen den Stationspaa-ren übertragen worden sein.

Von den Römern wurde die Datenfernübertragungmit Fackeln kaum weiter verfolgt und somit vergessen;nur auf Wachtürmen entlang des Limes in Germaniensollen sie gelegentlich noch benutzt worden sein. An-sonsten setzten die Römer vor allem Boten ein, wie esim vorigen Abschnitt beschrieben wurde. Allerdingswurde von ihnen speziell dafür ein weit verzweigtesStraßennetz mit einsprechenden Raststationen für Rei-ter, Pferde und Kutschen angelegt. Der Radabstandheutiger Eisenbahnen stammt übrigens von demjeni-gen der römischen Kutschen ab: In England wurdenvon Römern angelegte Straßen noch bis in die Neuzeitmit Kutschen befahren und hatten deshalb den glei-chen Radabstand, der dann wiederum von dem Eisen-bahnpionier George Stephenson (1781–1848) über-nommen wurde.

Aufgrund der noch bis ins 18. Jahrhundert haupt-sächlich genutzten Botendienste für die Fernkommuni-kation ist es nicht verwunderlich, dass es beispielsweisemehr als vier Monate dauerte, bis in Nürnberg dieNachricht eintraf, Christoph Kolumbus (1451–1506) seivon seiner Entdeckungsreise wieder am 15. März 1493zum spanischen Starthafen Palos de la Frontera zu-rückgekehrt.

Erst der Beginn der französischen Revolution imJahr 1789 ließ erneut die Erkenntnis reifen, dass eineschnellere Nachrichtenübertragung als mit Boten not-wendig sei. Mit der Erfindung des Fernrohrs 1608 undseiner Weiterentwicklung war es nunmehr auch mög-lich, die Reichweite der menschlichen optischen Wahr-nehmung erheblich zu erweitern. Zwar hatte bereits1684 der englische Gelehrte Robert Hooke (1635–1702) – heute noch bekannt durch das nach ihm be-nannte Elastizitätsgesetz – der Royal Society in Lon-don seine Idee zur Übermittlung von ,,Gedanken überweite Entfernungen“ vorgestellt, doch sein System,große Buchstaben über ein Fernrohr zu beobachten,erwies sich als unpraktisch. Nach etlichen, ab 1791 vor-genommenen Versuchen überzeugte schließlich derfranzösische Abbé und Techniker Claude Chappe(1763–1805) die gesetzgebende Nationalversammlung1792 von seiner Idee, eine optische Telegrafenlinie ein-zurichten (vgl. Charbon, 1995, S. 30 ff.). Zunächst ent-stand eine ca. 25 km lange Versuchsstrecke zwischenBelleville über Ecouen nach Saint-Martin-du-Tertre,und aufgrund der positiven Ergebnisse 1794 dann dieerste reguläre Telegrafenlinie zwischen Paris und Lille– nach Lille deshalb, weil vor allem vom Norden Frank-reichs her die noch junge Republik von ihren Feindenzu jener Zeit ständig bedroht wurde. Mit 22 Stationenwurden 270 km in sechs Stunden überbrückt (sieheBild 9). Die Chappe’schen ,,Sender“ bestanden aus ei-ner Art Leiter, an deren Spitze ein großer Arm (Regu-lator) bewegt wurde, der an seinen beiden Enden mitebenfalls beweglichen Flügeln (Indikatoren) ausgerüs-tet war (vgl. auch den Beitrag von Michael Fothe indiesem Heft, Seite 40 ff., und siehe dort auch die Bilder11 und 12, Seite 43 f.). Die gesamte Vorrichtung wurdeSemaphore genannt. Chappe hatte sich vom Winkeral-phabet der Seefahrt anregen lassen. Hierbei bringt dermit zwei Flaggen Hantierende die Winkerflaggen an

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Bild 9: Chappe’sche Flügeltelegrafen (Semaphore).

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beiden ausgestreckten Armen in bestimmte Stellungen,die gemäß dem Winkeralphabet je einen Buchstabender zu übermittelnden Nachricht bedeuten (siehe Ta-belle 1).

Letztlich entstand bis 1845 in Frankreich ein von Pa-ris ausgehendes, nahezu flächendeckendes optischesTelegrafennetz. (Eine instruktive Animation des Chap-pe’schen optischen Telegrafen kann auch aus dem In-ternet abgerufen werden; siehe Internetquellen amEnde des Beitrags.)

Aufgrund seines Erfolgs wurde das optische Telegra-fie-System in ähnlicher Weise von etlichen anderen eu-ropäischen Staaten übernommen. Selbst in den USAentstand u. a. eine Linie von New York nach Philadel-phia, und in Ägypten eine zwischen Alexandria, Kairound Suez.

In Deutschland wurde Preußen – aber erst ab 1833 –mit einer Linie zwischen Berlin und Koblenz führend.Einige der 61 Stationen sind von engagierten Heimat-

Tabelle 1: Internationales Winkeralphabet der See-fahrt. Das einzelne Flaggenzeichen wird ,,Semaphor“genannt.

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Bild 10 (rechts): Erinnerung an die Station 5 derpreußischen optischen Telegrafenlinie auf demFuchsberg in Glindow in Nähe der Plötziner Straße.

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kundlern wieder restauriert worden, oder es wird zu-mindest an sie erinnert (siehe Bilder 10 und 11). Hierbieten sich mit Sicherheit etliche unterrichtliche An-knüpfungspunkte an (vgl. den Beitrag von Michael Fo-the in diesem Heft, Seite 40 ff.). Eine ausführliche Listeder Stationen der preußischen optischen Telegrafenli-nie ist bei Wikipedia zu finden (siehe Internetquellenam Ende des Beitrags).

Die sukzessiven technischen Verbesserungen in derelektromechanischen Morsetelegrafie ab den 1830er-Jahren läuteten jedoch das Ende der Ära des optisch-mechanischen Telegrafen ein. Die Morsetelegrafie warum ein Vielfaches schneller aufgrund ihrer höherenZeichenübertragungsrate, war letztlich einfacher undbilliger zu bauen als der optische Telegraf, weniger stö-rungsanfällig und nicht abhängig von Wetter oder Ta-geszeit. Die Ablösung erfolgte gleitend; die beiden Sys-teme existierten während fast zwei Jahrzehnten bis indie 1850er-Jahre nebeneinander. Am 12. Oktober 1852wurde der letzte Abschnitt der preußischen optischenTelegrafenlinie durch einen elektromechanischen Tele-grafen ersetzt. Und 1853 wurde der Betrieb der letztenoptischen Telegrafenlinie Frankreichs eingestellt.

Allerdings werden in abgewandelter Form optischeTelegrafen auch heute noch als Flügelsignale bei derEisenbahn verwendet. Auch die oben erwähnten Flag-gensignale werden in der Seefahrt trotz Funkmöglich-keiten immer noch benutzt.

Der Vollständigkeit wegen soll aber noch eine weite-re Art der visuellen Fernkommunikation erwähnt wer-den: der Spiegel- bzw. Heliograf. Mit ihm wird eine re-flektierende Fläche – im Allgemeinen ein Spiegel –dazu benutzt, das Sonnenlicht zu einem entfernten Be-obachter zu lenken. Mit Lichtblitzen können dann ver-einbarte Signale übertragen oder sogar ausgetauschtwerden. Und wieder einmal waren wohl die Griechendie Ersten, die einen Heliografen verwendeten. Deraus Athen stammende Schriftsteller und Feldherr Xe-nophon (um 426 v. Chr. bis ca. 355 v. Chr.) dokumen-tierte dies in seinem Werk Hellenika. Er beschrieb, wiepolierte Schilde benutzt wurden, um Signale inSchlachten zu übertragen. Ein paar weitere Beispiele:

� Der römische Kaiser Tiberius (42 v. Chr. bis 37 n.Chr.) soll von seiner Villa in Capri jeden Tag seine

Befehle an das acht Kilometer entfernte Festlandmit einem Heliografen gesandt haben.

� Carl Friedrich Gauß entwickelte einen speziellenHeliografen für Vermessungszwecke.

� Das US-amerikanische Militär nutzte Heliografen,um mit einem Morsekode Botschaften zu übertragen,so z. B. bei der Jagd nach dem Apachen Geronimo inden 70er- und 80er-Jahren des 19. Jahrhunderts.

� Beim Aufstand der Herero während der Jahre 1904bis 1908 benutzten die deutschen Truppen im damali-gen Deutsch-Südwestafrika (heute: Namibia) Helio-grafen mit einer Übertragungsreichweite von bis zu70 km.

� Da Heliografen als relativ ,,abhörsicher“ galten, ge-hörten sie in Großbritannien bis 1960 zur Stan-dardausrüstung des Militärs.

Vom Jodeln zur IP-Telefonie

Neben der visuellen Wahrnehmung wurde und wirdfür die Fernkommunikation auch von alters her dieakustische angesprochen. Hier spielt die menschlicheStimme natürlich die primäre Rolle. Und so gab undgibt es in allen Regionen der Welt verschiedene Techni-ken, um mit Rufen weite Entfernungen zu über-brücken. Bereits in vorhistorischer Zeit verständigtensich beispielsweise Sammler, Hirten, Waldarbeiter undKöhler mit Jodlern. Jodel-Kommunikationsformen sindheutzutage noch auf allen Kontinenten verbreitet: un-ter anderem bei afrikanischen Pygmäen, bei den Inuit,in China, in Palästina, in den USA.

Trotz der stetigen Entwicklung von Musikinstrumen-ten – z. B. Trommeln – blieb die menschliche Stimmejahrtausendelang die einzige Möglichkeit der Kommu-nikation über größere Entfernungen. Doch nachdem1833 in Göttingen durch Carl Friedrich Gauß (1777–1855) und Wilhelm Eduard Weber (1804–1899) dieÜbertragung von kodierten Signalen über elektrischeLeitungen in der Praxis umgesetzt wurde, war die Ideegeboren, auch die menschliche Stimme über solche Lei-tungen zu übertragen. Dieses anfänglich noch sehr um-ständliche und zeitaufwendige Verfahren wurde nachund nach von anderen weiterentwickelt und führte so-wohl zur elektrischen Telegrafie wie auch zur Telefonie.Wir beschränken uns im Folgenden vorwiegend auf dieTelefonie, da sie bedeutend näher am Alltag der dama-ligen, an ihrer Nutzung interessierten Bürger stand alsdie Telegrafie.

Die Geschichte der Entwicklung der Telefonie (vomAltgriechischen tele = fern und phoné = Stimme) musshier sicherlich nicht im Einzelnen nacherzählt werden(Weiterführendes siehe z. B. bei Vilovic/Schramm,2005). Ein paar besondere Ereignisse sollen jedochhier aufgeführt werden.

In Anlehnung an den Begriff Telegraph wurde dasWort Telephon 1796 von Johann Sigismund GottfriedHuth (1763–1818), Professor für Physik und Mathema-tik in Frankfurt an der Oder, aus den griechischen

Bild 11: Auch Kirch-türme wurdenals Stationenfür optische Telegrafen benutzt.

Briefmarke der DeutschenBundespost Berlin mit derSt.-Annen-Kirche in BerlinDahlem (Station 2) anläss-lich des 150. Jahrestagesder Eröffnung derpreußischen optischen Telegrafenlinie.

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Wörtern für ,,fern“ und ,,Stimme“ geprägt. Huth wolltediesen Begriff für ein rein akustisches Sprachrohrsys-tem verwenden, das jedoch nie in die Praxis umgesetztwurde. Erst 1854 brachte der französische Telegrafen-beamte Charles Bourseul (1829–1912) die Idee vor,Schall auf elektrischem Weg zu übertragen. Wenig spä-ter gelang es Philipp Reis, einem Lehrer für Naturwis-senschaften in der Nähe von Frankfurt am Main, ,,dieTonsprache selbst direkt in die Ferne mitzuteilen“.1859 konnte er Töne über Entfernungen von bis zuhundert Metern übertragen. Um ein rein sinngemäßesVerstehen zu vermeiden, versuchte Reis bei den erstenExperimenten mit seinem Telefon Sätze wie ,,Die Son-ne ist von Kupfer“ und ,,Das Pferd frisst keinen Gur-kensalat“ zu übermitteln. Zwar konnte der Empfängernur einen Teil dieser Botschaften verstehen, aber dieprinzipielle Funktionstüchtigkeit des Apparats war da-mit erwiesen.

Zwei Jahre später, am 26. Oktober 1861, fand vordem Physikalischen Verein in Frankfurt am Main dieerste öffentliche Sprach- und Musikübertragung statt.Reis erklärte den versammelten Experten, es sei ihmgelungen, ,,einen Apparat zu konstruieren, mit wel-chem ich in der Lage bin, Töne verschiedener Instru-mente, ja bis zu einem Grade auch die menschlicheStimme, zu reproduzieren“. Die Resonanz war jedochgering, da Reis’ Erfindung eher als technische Spielereibetrachtet wurde und niemand an eine kommerzielleNutzung dachte, zumal inzwischen mit dem elektri-schen Telegrafen ein mittlerweile bewährtes Kommuni-kationsmedium zur Verfügung stand. Reis resignierteverbittert (zit. nach Gunkel, 2011): ,,Ich habe der Welteine große Erfindung geschenkt, anderen muss ich esüberlassen, sie weiterzuführen, aber ich weiß, dass auchdies zu einem guten Ende kommen wird.“ Er unterließes deshalb auch, einen Patentantrag zu stellen.

Reis sollte recht behalten: Am 14. Februar 1876reichte der in Schottland geborene Amerikaner Ale-xander Graham Bell (1847–1922) das Prinzip eines Te-lefonsystems zum Patent ein, angeblich zwei Stunden,bevor sein Konkurrent, der berufsmäßige ErfinderElisha Gray (1835–1901), ebenfalls ein eigenes Telefon-system vorläufig patentieren lassen wollte. Der wesent-liche Unterschied zwischen beiden Telefonen war, dass

Bells Erfindung im Gegensatz zu der von Gray nichtfunktionierte. Während Bell in seinem Antrag auch nursehr vage blieb, beschrieb Gray sein Telefon in einerins Einzelne gehenden Dokumentation (vgl. Becker,1994, S. 52). Doch die damaligen Vorschriften des Pa-tentamts sahen nicht vor, dass das angemeldete Patentauch funktionieren müsse. Besonders nachdem BellsPatent am 7. März 1876 – also nur drei Wochen nachdem Einreichen – erteilt worden war, wurden die Stim-men lauter, die eine illegale Verbindung zwischen Bellund dem Patentamt sahen. So war beispielsweise derPrüfer von Grays Patent, Zenas Fisk Wilber, ein Alko-holiker und darüber hinaus ein Jugendfreund desBell’schen Anwalts und bei diesem verschuldet. DerBeamte beschuldigte sich selbst der Bestechung, wider-rief aber später (vgl. Borns, 1888, S. 231). Zu alldemstellte sich auch noch heraus, dass bereits 1860 der ita-lo-amerikanische Erfinder Antonio Meucci einen Fern-sprechapparat vorgestellt und dafür 1871 einen Patent-antrag gestellt hatte. Nur konnte er für die endgültigeAnmeldung die Kosten nicht aufbringen, und die Gül-tigkeit der Vormerkung war 1873 erloschen. Die ehe-maligen Werkstätten von Meucci hatte Bell übernom-men, war vermutlich auf dessen Materialien und Un-terlagen gestoßen und konnte sie als Grundlage fürsein Telefon nutzen. Als Meucci 1874 seine Gerätschaf-ten und Unterlagen zurückforderte, wurde ihm mitge-teilt, man habe diese verloren. Meucci starb 1889 völligverarmt. Die von Bell insgesamt geführten Prozesseaufgrund von Patentverletzungen hatten letztlich einähnliches Ausmaß wie diejenigen, die gegenwärtig vonden Firmen Apple und Samsung geführt werden.

Am 10. März 1876 soll dann der erste deutlich zuverstehende Satz mit einem Bell’schen Telefon übertra-gen worden sein: ,,Watson, come here. I need you“ –Watson komm’ her, ich brauche dich. Bell soll sich ge-rade vorher aus Versehen Säure über die Kleidung ge-schüttet und deshalb nach seinem Assistenten Watsongerufen haben.

Technische Grundlage des Bell’schen Telefons sinddrei wesentliche Teile, die auch heute noch in entspre-chend technisch modernisierter Weise existieren:

� Eine Apparatur, die Schall über ein Mikrofon in –damals – analoge elektrische Signale umsetzt und –beim Eintreffen von elektrischen Signalen – übereine Membran wieder zurück in Schall verwandelt.Mit den Komponenten zur Steuerung bildet diesesSystem den eigentlichen Telefonapparat (siehe auchBilder 12 bis 14, teilweise auf der nächsten Seite),

� eine Fernsprech-Vermittlungsanlage, mit der die Ver-bindung vom Sender zum Empfänger hergestelltwird, und

� einen Übertragungskanal, ursprünglich einen mitGleichstrom gespeisten Doppeldraht.

Bell hatte das Glück, in den Vereinigten Staaten dieinteressierte Öffentlichkeit zu finden, auf die Reis ver-gebens gewartet hatte: Trotz der vielen Prozesse, dieBell zu überstehen hatte, trat sein Telefon den Sieges-zug um die Welt an, und Bell, der u. a. mit seinem An-walt die Bell Telephone Company gegründet hatte, ge-hörte bald zu den reichsten Menschen der USA. Die

Bild 12: Philipp Reiszum 150. Geburtstaggewidmet.

Quelle: LOG-IN-Archiv

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Bell Telephone Company bildete 1885 den Grundstockbei der Gründung der American Telephone and Tele-graph Company (AT&T), die zum größten Telefonan-bieter der USA wurde.

Auch in Deutschland wurde man jetzt auf die Mög-lichkeiten der neuen Kommunikationstechnik auf-merksam. Die ersten Versuche der Reichspost mitBell’schen Telefonen wurden bereits 1877 durchge-führt, und das erste deutsche Telefonnetz wurde am 1.April 1881 in Berlin in Betrieb genommen. Die Zahlder Teilnehmer war allerdings sehr bescheiden: Sie be-trug 48. Im Jahr 1902 betrug – so wurde in MeyersGroßem Konversations-Lexikon (61905, S. 448) festge-stellt – die Gesamtzahl der Teilnehmeranschlüsse aufder ganzen Erde immerhin schon rund 4 Millionen,

Den Wandel der Telefonapparate im 20. Jahrhundertsollen die Bilder 13 und 14 dokumentieren.

Dass Telefone nicht nur zum Telefonieren, also zurFernkommunikation mit einem anderen Menschen, be-nutzt werden können, setzte sich als Erkenntnis bei derdamaligen Deutschen Post, die das Monopol für Telefo-ne und Telefonnetze hatte, in den 1970er-Jahren lang-sam durch. Mit dem Bildschirmtext (kurz: BTX; in derSchweiz als Videotex bekannt) sollten zum Telefon eineArt des Fernsehens als Online-Dienst miteinanderkombiniert werden. Obwohl es bereits das Internet unddamit auch entsprechende Techniken und Protokollegab, sollte im deutschsprachigen Bereich BTX mit spe-ziellen Bildschirmtelefonen durchgesetzt werden (sieheBild 15). Vorbild war ein in Großbritannien schon ent-wickeltes System: PRESTEL. Auch in Frankreich ent-stand ein ähnlicher, aber technisch in einigen Punktenunterschiedlicher Online-Dienst: Minitel.

Die Werbung für BTX war sehr intensiv (siehe z. B.einen damaligen Werbefilm bei YouTube: http://www.youtube.com/watch?v=iBfvIh2K4G0). Als am 1. Septem-

ber 1983 BTX offiziell in der damaligen Bundesrepu-blik Deutschland in Betrieb genommen wurde, rechne-te man damit, dass es nach 1996 mindestens eine Mil-lion Teilnehmer geben würde, tatsächlich waren es aberdann nur rund 60 000. Nach einigen technischen und or-ganisatorischen Änderungen wurde der BTX-Dienstschließlich am 31. Dezember 2001 offiziell abgeschaltet.Auch Minitel und PRESTEL sind mittlerweile einge-stellt. Denn es hatte sich inzwischen ein Standarddurchgesetzt, der nunmehr weltumspannend sein sollte:das Internet.

Was BTX, Minitel und PRESTEL jedoch gemeinsamhatten, war die Digitalisierung dieser Dienste. Die Da-ten wurden nicht mehr in analoger Form über die Lei-tungen versandt, sondern als digitale Impulse. SofernBTX an einem Computerbildschirm dargestellt werdensollte, wurde dafür zu jener Zeit unter anderem einAkustikkoppler bzw. ein Modem benötigt.Nach der – auch im Beitrag von Mirko König (in die-sem Heft, Seite 50) beschriebenen – Liberalisierungder Telekommunikation und der Privatisierung derDeutschen Post einschließlich der Auflösung desPostministeriums schritt die Umwandlung analoger indigitale Technik mit großen Schritten weiter voran,ebenso die Konversion verschiedener Dienste. Mittler-weile sind Telefon und Internet-Standards zur IP-Tele-fonie verschmolzen: das Telefonieren über ein Daten-netz auf der Grundlage der Internetprotokoll-FamilieTCP/IP (Transmission Control Protocol/Internet Pro-tocol). IP-Telefonie verläuft heute in der Regel vom In-ternet zum bestehenden Festnetz oder umgekehrt; denÜbergang zwischen den beiden Netzen stellt der Ver-mittlungsrechner eines Providers her. Auch direkte Te-lefonieverbindungen zwischen Internetnutzern sindmittlerweile möglich (z. B. mit Skype). Die Sprachinfor-mationen werden durch einen Codec (ein Kunstwortaus den englischen Begriffen coder und decoder) zuSprachdaten digitalisiert, komprimiert und in Datenpa-kete aufgeteilt, die genau wie andere Datenpaketeübers Internet transportiert werden. Die Geräte des

Bild 13: Zwei Telefoneaus dem Jahr1908 – links alsTischgehäuseund rechts inPultform.

Quelle: Lueger, 21910, Fig. 40 und 41

Bild 14: Das TelefonW48 wurde1936 eingeführtund bis 1960hergestellt. Esist zu einemProduktklassi-ker geworden.

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Bild 15: Selbst die pessimistischenPrognosen zuBTX-Anschlüs-sen wurden vonder Realitätnoch bei Wei-tem unterboten.

Quelle: LOG-IN-Archiv

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Empfängers wandeln dann mit ihrem Codec dieSprachdaten wieder in hörbare Informationen um. DieSprachqualität hängt vom verwendeten Codec ab sowievon der Bandbreite, die bei der Kodierung benutztwurde. Das Transportverfahren wird auch als integrier-te Sprachübermittlung durch Voice over IP (VoIP) be-zeichnet (siehe auch Bild 16 – an VoIP sollte übrigensder oben erwähnte Aprilscherz IPoAC erinnern). Mitt-lerweile sind rund 5,7 Millionen der insgesamt 38,0Millionen Festnetzanschlüsse in Deutschland auf dieVoIP-Übermittlung umgeschaltet worden (vgl. Bundes-netzagentur, 2012, S. 70).

Die bislang für das Fernkommunizieren mit der eige-nen Stimme beschriebenen Verfahren sind grundsätz-lich leitungsgebunden. Nahezu parallel zur dieser lei-tungsgebundenen Telefonie begannen auch die erstenVersuche, Nachrichten drahtlos auf elektromagneti-scher Basis zu übermitteln.

Im Jahr 1864 wurde vom schottischen Physiker Ja-mes Clerk Maxwell (1831–1871) die Existenz von soge-nannten Radiowellen vorausgesagt, d. h. von elektro-magnetischen Wellen, deren Wellenlänge zwischen 10Zentimeter und 100 Kilometer in einem Frequenzbe-reich von einigen Kilohertz (Längswellen) bis etwa 3Gigahertz liegen kann – wo sich der Radar- und Mikro-wellen-Bereich anschließen. 1888 wurden die Radio-wellen von Heinrich Hertz (1857–1897) experimentellbestätigt. Zwar kommen Radiowellen auch natürlichvor, aber sie können nur mit bestimmten technischenHilfsmitteln empfangen und nachgewiesen werden, dasie außerhalb der menschlichen Wahrnehmung liegen.

Erstmals künstlich erzeugt wurden Radiowellen miteinem Sender, der mit Funkstrecken arbeitete, also miteinem Entladungsraum zwischen zwei Leitern, bei demein Funke überspringt, sobald die Spannung zwischendiesen beiden Leitern auf die Überschlagsspannungansteigt. Durch den Funken findet ein Kurzschluss undsomit eine Entladung statt (,,Knallfunk“), was wiede-rum elektromagnetische Wellen auslöst. Der übersprin-gende Funke hat im Übrigen der gesamten Technik sei-nen Namen gegeben: Funktechnik – und weitere Ablei-tungen, z. B. Rund,,funk“, Hör,,funk“, Amateur,,fun-ker“, Bord,,funker“, ,,Funk“ausstellung, Mobil,,funk“u. v. a. m.

Eine der ersten Funkverbindungen gelang dem ita-lienischen Ingenieur und Physiker Guglielmo Marconi(1874–1937) im Jahr 1896 mit einem Knallfunkensen-der und dem Nachbau eines Empfängers von Alexan-der Stepanowitsch Popow über eine Entfernung vonetwa 3 km vor Vertretern der Armee und Marine (vgl.

Lueger, 21910, S. 465). Auch hier kam es wieder zu Pa-tentstreitigkeiten. Der russische Physiker Popow(1859–1905) hatte im Januar 1896 im Journal der Russi-schen Gesellschaft für Physik und Chemie einen Artikelunter dem Titel ,,Gerät zur Aufspürung und Registrie-rung elektrischer Schwingungen“ veröffentlicht, in demer das Schema und eine detaillierte Beschreibung desweltweit ersten Radioempfängers lieferte. Eine erfolg-reiche praktische Umsetzung des Geräts bewies, dasses tatsächlich elektromagnetische Wellen aus der At-mosphäre auffangen konnte. Am 24. März 1896 demon-strierte der Russe die drahtlose Übertragung von Si-gnalen auf eine Entfernung von 250 Meter. Im Juni1896 patentierte jedoch dann der Italiener GuglielmoMarconi in England eine Erfindung, die das Schemades zuvor in der Publikation Popows veröffentlichtenGeräts wiederholte. Zwar wurde Popow seiner Erfin-dung wegen auf dem Pariser Elektrotechnischen Kon-gress im Jahr 1900 noch geehrt, im öffentlichen Be-wusstsein galt jedoch weiterhin Marconi wegen seinesPatents als Erfinder des Radios, zumal er 1909 zusam-men mit dem deutschen Physiker Ferdinand Braunauch noch den Physik-Nobelpreis ,,für seine Verdiensteum die Entdeckung der drahtlosen Nachrichtenüber-mittlung“ erhielt.

Noch im Jahr 1896 verlegte Marconi sein Labor aufdie Kreideklippen der Isle of Wight und widmete sichals Geschäftsmann vorwiegend der Leitung seines 1897gegründeten Unternehmens Wireless Telegraph & Sig-nal Co. Ltd. (später: Marconi’s Wireless Telegraph Co.Ltd.) in London. Weitere praktische Erprobungen sei-nes Systems nahm Marconi im Mai 1897 in Gegenwartdes Chefingenieurs der Britischen Post, William HenryPreece, und dem Ordinarius für Elektrotechnik an derTH Charlottenburg, Adolf Slaby, zwischen LavernockPoint einerseits sowie Fiat Holm (5,5 km) und BreanDown (14 km) anderseits vor (vgl. Lueger, 21910, S.465). Schließlich gelang Marconi mit seinen Anordnun-gen die drahtlose Überbrückung ständig größerer Ent-fernungen: 1899 über den Ärmelkanal, 1901 über denNordatlantik. Welchen Einfluss die Entwicklung derFunk- sowie der Sende- und Empfangsmöglichkeitenfür die Telekommunikation hatten und immer noch ha-ben, soll hier nicht weiter erörtert werden – sie bildet

Bild 16: Das Cisco IPPhone 8961 mitneuester VoIP-Technologieund vielen sonstigen Mög-lichkeiten, diedas Internetbietet.

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Bild 17: Hundert Jahre Radio – Guglielmo Marconigilt als sein Erfinder.

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mittlerweile das Rückgrat des erdumspannenden Aus-tauschs von Nachrichten zwischen allen Menschen undist ein notwendiger Bestandteil des globalen Dorfs ge-worden.

Allerdings verbindet sich mit dem Funk-PionierGuglielmo Marconi auch noch ein Ereignis, von demman meinen könnte, dass es erst im Zeitalter des Inter-nets auftreten könne: das erste ,,Hacken“ einer Nach-richt (vgl. Patalong, 2012). Zwar war Marconis Funk-technik bereits um die Jahrhundertwende sehr bekannt(siehe Bild 18), aber es hatte sich mittlerweile eine Rei-he von Konkurrenzfirmen auf dem Markt etabliert. Zu-dem begannen Zweifel aufzukommen, ob zwischen ei-nem Sender und nur einem Empfänger die Botschaftdavor sicher sei, nicht eventuell von anderen abgehörtzu werden: Waren seine als ,,Aerogramme“ bezeichne-ten Botschaften wirklich abhörsicher? Zweifel kamenauf, weil ein Bühnenmagier namens Nevil Maskelynemit Protokollen seine ersten, durchaus erfolgreichenAbhörversuche öffentlich gemacht hatte. Schließlichforderte er Marconi auf, das Gegenteil zu beweisen.Bislang hatte Marconi seine Versuche nur von Wissen-schaftlern beobachten lassen, die die Abhörsicherheitbestätigten. Marconi und ein renommierter britischerPhysiker ließen sich auf die Herausforderung Mas-kelynes ein – und wurden bis auf die Knochen bla-miert: Noch ehe der geplante Austausch der Nachrich-ten erfolgte, wurde auf Marconis Station eine Nach-richt gedruckt, die u. a. ein Spottgedicht auf Marconienthielt. Maskelyne hatte in der Nähe der Marco-ni’schen Sende- und Empfangsstation einen eigenenSender postiert. In einem Leserbrief an die Timesrechtfertigte sich der Bühnenmagier wie ein heutigerHacker: Er habe das Sicherheitsproblem des Marconi-Funksystems zum Wohle der Öffentlichkeit offenlegenwollen.

Für den bald nach Marconis Versuchen entstehendenprivaten Funkverkehr gab es zunächst keine Regulie-rungen. Das führte in vielen Ländern zu einem Chaosauf den Frequenzen. Deshalb wurde bereits 1906 inBerlin die Convention Radiotélégraphique Internatio-nale beschlossen. Trotzdem verlief in den einzelnenStaaten die Geschichte des Amateurfunkdienstes indieser Anfangszeit noch sehr unterschiedlich. Viele

Länder, wie die USA, Großbritannien und Frankreichstanden dem Thema sehr liberal gegenüber und förder-ten die Entwicklung. Andere Länder, wie beispielswei-se Deutschland, sahen den Amateurfunk misstrauischund waren eher bestrebt, die staatliche Fernmeldeho-heit und das Postmonopol zu schützen.

Darüber soll hier nicht weiter berichtet werden, Indem Buch von Ernst Fendler und Günther Noack(1986) wird die Geschichte der direkten Fernkommuni-kation über Funk sehr gründlich und anschaulich wie-dergegeben. Beeindruckend ist auch heute noch, mitwelchem Enthusiasmus Amateurfunker in jenen Zeitendaran arbeiteten, mit Menschen am anderen Ende derErde über den Funk kommunizieren zu können, unddann, wenn es klappte, darüber absolut glücklich wa-ren.

Dass Telefon und Funk zu einer Einheit verbundenwerden könnten, ist auch keine neue Idee, sondern er-wuchs folgerichtig aus den gesammelten Erkenntnissender Funktechnik und der drahtgebundenen Telefonieund Telegrafie.

Der Zeichner, Maler und Karikaturist Werner Ar-nold (1883–1953) reagierte 1926 bereits mit einer Kari-katur auf den im selben Jahr kurz vorher eingerichte-ten Service der Deutschen Reichsbahn, einen mobilenTelefondienst auf der Strecke zwischen Berlin undHamburg in der 1. Klasse anzubieten. Er entwarf einvisionäres Bild vom Telefonieren auf offener Straße(siehe Bild 19), wie es heutzutage gang und gäbe ist.Erst 1983 wurde das erste brauchbare Mobiltelefon aufden Markt gebracht (siehe Bild 20, nächste Seite), undes entstand eine neue Evolution technischer Geräte,aber auch völlig neuer Möglichkeiten der Fernkommu-nikation zwischen den Menschen.

Die Dynamik der Entwicklung von Mobiltelefonenist aktuell kaum noch zu überschauen. Klar ist, dass diemit dem Begriff Smartphone gekennzeichneten Mobil-telefone nichts anderes mehr sind, als Minicomputermit Möglichkeiten, die PCs auf (oder unter) dem Tisch

Bild 18: Marconis Funk-versuche warenum die Jahrhun-dertwende Kult– der Herstellervon beliebtenKnallbonbons,Thomas J.Smith, widmete1900/1901 den,,Marconi Mes-sages“ eine ei-gene Edition.

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Bild 19: ,,Hier Kuschke zur Zeit Ecke Friedrich-Beh-renstraße …… gut – bon – gemacht – komme sofort!“ –So stellte man sich bereits 1926 Mobiltelefone vor.

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nicht mehr bieten können. Auch für den Unterricht er-geben sich neue Aspekte, wie sie beispielsweise in vonJürgen Poloczek beschrieben werden (in diesem Heft,Seite 93 ff.).

Von der Tonscherbezur Digitalisierung

Im letzten Abschnitt dieses Beitrags geht es vor al-lem darum, neben der menschlichen Wahrnehmung imSehen und Hören beim Fernkommunizieren die Ge-schichte der Übermittlung von Dokumenten und somitvon schriftlich fixiertem Wissen kurz darzustellen.

Der vermutlich für die menschliche Entwicklunggrößte Kulturschritt war die Erfindung der Schrift.Musste in den Anfängen der Menschheit das Wissen

mündlich überliefert und von der nächsten Generationim Gedächtnis behalten werden, um es dann wieder andie dritte Generation zu überliefern usw., so konntemit der Schrift dieses Gedächtnis sozusagen ausgela-gert und auch noch im Original den darauf folgendenGenerationen zur Verfügung gestellt werden. Es ent-standen Dokumente zunächst mit Zeichnungen, aberauch mit Zeichen, die als Kodierung der bis dahinsprachlichen Überlieferung des Wissens vereinbartwurden. Eine der ersten schriftlichen Überlieferungenist eine Tonscherbe mit der Keilschrift aus Mesopo-tamien, auf der ein Rezept zum Bierbrauen zu findenist (siehe Bild 21).

Auch in Ägypten entstanden mit den heute noch fas-zinierenden Papyri Dokumente, die über die Jahrtau-sende erhalten blieben. Letztlich wurden Dokumentenur durch Boten (siehe oben) im Original oder in einermit Aufwand zu erstellenden Kopie an entfernte Emp-fänger übergeben.

Erst im ausgehenden Mittelalter wurde dies anders:Mit Johannes Gutenberg (ca. 1400–1468) brach in derTat eine neue Ära an. Nicht ohne Grund wurde er sei-ner Erfindungen wegen im Jahr 2000 zum Mann desJahrtausends gewählt: Die Erfindung des Buchdruckshat – wie es auch Marshall McLuhan 1962 in seinerGutenberg Galaxy formulierte – das Bewusstsein desmenschlichen Lebens seit dieser Zeit bestimmt.

Mit der – wie auch immer ausgeführten – Telegrafieentstand zumindest erst einmal eine Methode, Schrift-zeichen über eine mehr oder weniger weite Entfernungin einer bestimmten Kodierung zu übertragen. Im Ge-gensatz beispielsweise beim Telefonieren funktioniertTelegrafie jedoch nur in einer Richtung. Aber – wieoben schon dargestellt – mussten dabei die Schriftzei-chen kodiert und dekodiert werden, was einen alltägli-chen Gebrauch sehr erschwerte.

Die Idee, eine telegrafische Übertragung von Schrift-zeichen ohne Kodierung – gewissermaßen für den Lai-en – zu entwickeln, hatte 1839 der britische PhysikerCharles Wheatstone (1802–1875). Aber erst die Ideeund Konstruktion des deutschen Erfinder AugustEphraim Kramer (1817–1885) aus dem Jahr 1848 setztesich durch, weil sie von Werner Siemens (1816–1892)und Johann Georg Halske (1814–1890) industriell her-gestellt wurde (siehe Bild 22, nächste Seite). Zugleichbegründete dieser Zeigertelegraf die Unternehmensge-schichte der Firma Siemens. Ab 1846 wurde der Sie-mens Zeigertelegraf auf der damals längsten europä-ischen Telegrafenlinie von Berlin nach Frankfurt amMain eingesetzt.

In der Tat wurde mit dem Zeigertelegrafen die Kom-munikationstechnik revolutioniert; denn im Gegensatzzum Morse-Telegrafen wurde es durch den Zeigertele-grafen erstmals auch einem ungeschulten Laien mög-lich, Textbotschaften zu übermitteln.

Da es aber nicht nur Textdokumente, sondern auchBilddokumente gibt, war das Interesse an bildübertra-gender Fernkommunikation natürlich ebenfalls groß.Der italienische Physiker Giovanni Caselli (1815–1891)ließ 1855 zunächst in England und Frankreich, dann 1858in den USA seine Erfindung namens Pantelegraph paten-tieren (vgl. Jäger/Heilbronner, 22010). Der Pantelegraph(siehe Bild 23, nächste Seite) war eine Art Kopiertele-

Bild 20: Das erste tragbare Mobiltelefon der Welt, dasMotorola DynaTAC 8000X wurde 1983 auf den Marktgebracht – hier mit Michael Douglas als Gordon Gek-ko im Film ,,Wall Street“, der im Jahr 1985 spielt.

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Bild 21: Auf dieser rund5000 Jahre al-ten Tontafelaus Mesopo-tamien werdenmit der Angabeder erforderli-chen Ausgangs-produkte Be-rechnungen zurHerstellungvon Bier doku-mentiert.

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graf, also ein Vorläufer der modernen Faxgeräte. Letzt-lich wurden Pantelegraphen nur ab 1860 in französischenTelegrafenbüros auf den Linien Paris—Amiens (ca. 140km) und Paris—Marseille (ca. 1000 km) bis zum Jahr1871 vor allem für den Unterschriftenvergleich bei Ban-ken eingesetzt.

Als einer der wichtigsten Pioniere des modernenFaxgeräts gilt der deutsche Erfinder Rudolf Hell(1901–2002), der einen Fernkopierer entwickelte, derauch bei Übertragungsstörungen für den Empfängernoch les- und erkennbare Dokumente brachte. Mitdem aus dem Jahr 1929 stammenden sogenannten Hell-Schreiber wurde die Vorlage durch ein Raster in Pixel

aufgelöst (die von Hell selbst noch ,,Quanten“ genanntwurden), um sie dann an das Empfangsgerät zu senden(vgl. Faatz/Müller, 2001).

Die Art und Weise, Dokumente mithilfe eines Ras-ters in einzelne Punkte zu zerlegen nutze Rudolf Hellauch bei seiner Entwicklung des digitalen Fotosatzes,wie er im Grunde heute noch bei der Drucktechnik an-gewandt wird.

Überhaupt war der Schritt von analogen zu digitalenVerfahren der auslösende Grund für die heute überallzu findende und sich rasant weiterentwickelnde Infor-mations- und Kommunikationstechnik, deren Basiswiederum die Erfindung des Computers war. Über dieMütter und Väter der modernen universell program-mierbaren Rechenmaschinen ist in LOG IN bereitsmehrfach berichtet worden; dies soll hier nicht wieder-holt werden. Auch sind in dieser Zeitschrift etlicheAspekte des Themas Internet und seine Geschichte alsmittlerweile zentrales Informations- und Kommunika-tionsmittel dargestellt worden. Die beiden Wikipedia-Stichwörter ,,Chronologie des Internets“ und ,,Ge-schichte des Internets“ geben darüber hinaus nochgute Zusammenfassungen dieser Entwicklung. Dochwie das Beispiel der Hell’schen Erfindungen zeigt,mussten zur Digitalisierung nicht erst Computer erfun-den worden sein, aber mit ihnen und ihren Anwendun-gen gab es einen besonderen Schub für die Weiterent-wicklungen. Die Digitalisierung hat dank der Informa-tik mittlerweile dazu geführt, dass bisher unterschiedli-che Techniken zu einer Einheit zusammenschmelzen.Das Zusammenwachsen der Technologien – und vor al-lem der Märkte – für Telekommunikation, Computer-technik, Mobilkommunikation und Unterhaltungselek-tronik ist unübersehbar beworden. Und dieser Trendwird sich mit Sicherheit auch noch auf andere Bereicheausdehnen.

Auch dies ist ein Grund dafür, dass die Erde zu ei-nem globalen Dorf geworden ist, bei dem die Bedeu-tung der Entfernungen während des Kommunizierens

Bild 22: Ein Zeigertele-graf der FirmaSiemens. Mithilfe derKurbel wird aufden Buchsta-ben auf derScheibe ge-zeigt, der über-tragen werdensoll.

Foto: Siemens AG

Bild 23: Der Pantelegraf bestand aus einem Abtast-und einem Aufzeichnungsgerät. Für das Abtastgerätmussten die Zeichnungen vorher zuerst auf einer elek-trisch leitfähigen Metallfolie mit einer elektrisch nichtleitfähigen Tinte abgebildet werden.

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Bild 24: Die Bedeutung der Entfernungen beim Kom-munizieren mit anderen Menschen ist unwichtig gewor-den.

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mit anderen Menschen und das Sich-selbst-Informierennahezu unwichtig geworden ist. Trotzdem ist es zumVerständnis der in dieser Entwicklung innewohnendenMöglichkeiten und Gefahren wichtig, sich auch mit derHerkunft dieser ,,schönen neuen Welt“ auseinanderzu-setzen. In den Grundsätzen und Standards für die In-formatik in der Schule ist deshalb auch die folgendeAussage zu finden (AKBSI, 2008, S. 10): ,,Deutlich wird,dass informatische Kompetenzen daher für alle Unter-richtsfächer relevant sind. Doch die gemeinsamenGrundlagen dazu werden im Informatikunterricht ge-legt. Das Schulfach Informatik liefert die notwendigenKompetenzen, um die durch Informatiksysteme verän-derte Lebenswelt verstehen, beurteilen und mitgestal-ten zu können.“

Bernhard KoerberIngo-Rüdiger PetersFreie Universität BerlinFachbereich Erziehungswissenschaft und PsychologieRedaktion LOG INHabelschwerdter Allee 4514195 Berlin

E-Mail: [email protected]: [email protected]

Literatur und Internetquellen

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