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Pressekontakt für Rückfragen: Stephanie Priester, Heinke Schöffmann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit CRM Centrum für Reisemedizin ein Unternehmen der Thieme Gruppe Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart Fon +49 711 8931-605/-442 Fax +49 711 8931-167 [email protected] [email protected] www.thieme.de, www.crm.de
Vorab-Pressekonferenz des CRM Centrum für Reisemedizin anlässlich des 20. Forums Reisen und Gesundheit
„20 Jahre Forum Reisen und Gesundheit“ Termin: Mittwoch, 13. Februar 2019, 11.30 bis 12.30 Uhr Ort: Tagungszentrum im Haus der Bundespressekonferenz, Schiffbauerdamm 40, 10117 Berlin, Raum 0107
Themen und Referenten 20 Jahre Forum Reisen und Gesundheit – Begrüßung, Rückblick und Ausblick Prof. Dr. med. Tomas Jelinek Wissenschaftlicher Leiter des CRM Centrum für Reisemedizin, Düsseldorf; Medizinischer Leiter BCRT – Berliner Centrum für Reise- und Tropenmedizin Reisen im Alter: Was gilt es vor Reiseantritt und unterwegs zu beachten Prof. Dr. med. Robert Steffen Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention der Universität Zürich; WHO Collaborating Centre for Travellers’ Health Karibik mit Kind und Kegel? Elternzeit-Reisen aus reisemedizinischer Sicht Dr. med. Mathias Wagner Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Berlin Reisen und Psyche: Wie sich Risikofaktoren und Stressoren minimieren oder ganz vermeiden lassen Dr. med. Helmut Müller-Ortstein Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Berlin Weltseuchenlage und Reiseimpfungen: Was gibt es Neues? Prof. Dr. med. Tomas Jelinek Wissenschaftlicher Leiter des CRM Centrum für Reisemedizin, Düsseldorf; Medizinischer Leiter BCRT – Berliner Centrum für Reise- und Tropenmedizin Moderation: Stephanie Priester, Pressestelle CRM, Stuttgart
Über das CRM Centrum für Reisemedizin Das CRM Centrum für Reisemedizin, Düsseldorf, wurde 1988 gegründet und ist seit 2005 ein Unternehmen der Thieme Verlagsgruppe. Als unabhängiges, anerkanntes Fachinstitut trägt es Informationen über Infektions- und andere reiserelevante Gesundheitsrisiken aus aller Welt zusammen und wertet sie aus. Ärzte und Apotheken können auf die daraus entwickelten Fachinformations-dienste für ihre reisemedizinische Gesundheitsberatung zurückgreifen – etwa auf das jährlich erscheinende Standardwerk „CRM Handbuch Reisemedizin“. Das CRM ist darüber hinaus der führende Anbieter von Seminaren zum Thema „Reise- und Tropenmedizin“, die von den Landesärzte- und Apothekerkammern als Fortbildungsmaßnahmen anerkannt und mit Punkten bewertet werden.
Reisen trotz Bluthochdruck
Was müssen Senioren beachten?
Berlin, 13. Februar 2019 – Menschen im Rentenalter sind heute so reisefreudig wie
nie zuvor – sie fahren sogar häufiger in den Urlaub als junge Singles, und viele
scheuen auch vor Fernreisen nicht zurück. Bei aller Rüstigkeit sollten jedoch alters-
spezifische Risiken nicht völlig außer Acht gelassen werden, mahnt Professor Dr.
med. Robert Steffen vom Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention der
Universität Zürich. So haben immerhin zwei Drittel der über 60-Jährigen einen be-
handlungsbedürftigen Bluthochdruck. Was das für Fernreisen bedeutet und wie man
Entgleisungen vorbeugen kann, wird der Experte neben weiteren Aspekten zum
Thema „Reisen im Alter“ auf der Vorab-Pressekonferenz darlegen, die das CRM Cent-
rum für Reisemedizin anlässlich des „20. Forums Reisen und Gesundheit“ heute in
Berlin abhält. Das Forum selbst findet am 8. und 9. März während der Tourismus-
Messe ITB in Berlin statt.
Von Bluthochdruck oder Hypertonie spricht man, wenn die Blutdruckwerte des Patienten
anhaltend über 140/90 mmHg liegen. Um Hochdruckfolgen wie Herzinfarkt, Schlaganfall
oder eine Schädigung der Nieren oder der Augennetzhaut zu vermeiden, muss der Blut-
druck möglichst konsequent unter diesen Grenzwert gesenkt werden. „Besonders vor
Fernreisen sollte der Blutdruck stabil eingestellt sein“, sagt Steffen – umso besser könnten
Schwankungen durch Stress, Anstrengung, Schlafmangel, Zeitverschiebung oder Klima-
veränderung abgefedert werden.
Um die Medikation während der Reise anpassen zu können, gehört ein persönliches
Messgerät ins Gepäck speziell von Hypertonikern auf Rundreisen. Auch bei Patienten, die
zu einem „Weißkittel-Syndrom“ neigen, sind Selbstmessungen vorzuziehen, obgleich auf
Kreuzfahrtschiffen oder in großen Resorts Kontrollen in „Medical Stations“ möglich wä-
ren. Wie Steffen betont, besteht auf Reisen eher die Gefahr einer Über- als einer Unterdo-
sierung der Dauermedikation: Besonders in heißen Klimata wenn die Hautgefäße sich
weiten und der Patient schwitzt, kann der Blutdruck zu stark abfallen. Auch Aufenthalte
in großen Höhen tragen zu einem Absinken des Blutdrucks bei. Durch Hitze oder Höhe in-
klusive Langstreckenflüge steige auch die Gefahr einer Dehydratation. „Unter diesen Be-
dingungen sollte der Blutdruck, vor allem wenn Symptome auftreten, engmaschig kon-
trolliert werden“, sagt Steffen.
Es könnte auch sinnvoll sein, die Einnahme von Blutdrucksenkern aus der Klasse der Di-
uretika wie Hydrochlorothiazid (HCT) vorübergehend auszusetzen. Patienten, die diesen
Wirkstoff einnehmen, sollten sich möglichst nicht der Sonne aussetzen, denn seit Kurzem
ist HCT in Verruf geraten, die die Häufigkeit der Neuerkrankungen, von nicht melanomar-
tigen bösartigen Tumoren der Haut, dem sogenannten weißen Hautkrebs, zu steigern. Ob
diese oder andere Anpassungen der Medikation erforderlich sind, sollte mindestens vier
bis sechs Wochen vor der Abreise mit dem behandelnden Arzt diskutiert werden.
Mit dem Arzt sollte auch abgesprochen werden, was bei auffälligen Messwerten oder
plötzlich auftretenden Symptomen wie Kopfschmerzen beziehungsweise Druck im Kopf,
Schwindel oder Herzrasen zu tun ist. Patienten, die bereits Hypertonie-Folgeschäden wie
etwa eine eingeschränkte Nierenfunktion entwickelt haben oder die wiederholt unter
Herzproblemen oder Hochdruckkrisen leiden, empfiehlt Steffen auf möglichst gute Be-
handlungsmöglichkeiten am Urlaubsort zu achten – im Idealfall lässt sich dank guter Ein-
stellung des Blutdrucks eine intensivmedizinische Behandlung im Ausland bei Herzinfarkt
oder Schlaganfall aber vermeiden.
Wer regelmäßig Medikamente einnehmen muss, sollte diese in ausreichender Menge
mitnehmen und je zur Hälfte im Handgepäck und im Koffer verstauen, um einem Total-
verlust vorzubeugen. Hilfreich kann auch eine Liste der benötigten Mittel sein – wenn
möglich auch in englischer Sprache oder der Sprache des Gastlandes. Damit können bei
möglichen Arztbesuchen aufkommende Fragen leichter geklärt und Ersatz für fehlende
Präparate schneller und sicherer beschafft werden.
Trotz der Fülle der Vorsichtsmaßnahmen gelten Hypertoniker doch als eher unkompli-
zierte Reisende. „Prinzipiell bestehen bei guter Blutdruckeinstellung und der Möglichkeit
zur Kontrolle unterwegs keine Reise-Einschränkungen“, betont Steffen. Von einem Reise-
plan abraten müsse man daher im Rahmen der reisemedizinischen Beratung nur sehr sel-
ten.
Auf der CRM Pressekonferenz am heutigen Mittwoch in Berlin kommen neben dem richti-
gen Umgang mit Bluthochdruck auf Reisen auch noch weitere Themen zur Sprache, die
für ältere Reisende wichtig sind.
Bei Veröffentlichung Beleg erbeten.
Elternzeitreisen – Auszeit mit Augenmaß
Was aus reisemedizinischer Sicht bei Reisen mit Kindern zu beachten ist
Berlin, 13. Februar 2019 – Reisen während der Elternzeit werden immer beliebter. In
der beruflichen Auszeit, die man sich nach der Geburt eines Kindes nehmen kann, er-
füllen sich viele junge Paare den Traum einer längeren Reise, die über den zeitlichen
Rahmen eines normalen Jahresurlaubs hinausgeht. Seit Einführung des Elterngeldes
sind solche Reisen auch finanziell leichter realisierbar. Bei aller Unternehmungslust
sollten die Bedürfnisse des Säuglings oder Kleinkinds aber nicht aus den Augen verlo-
ren werden, betont Dr. med. Mathias Wagner, Facharzt für Kinder- und Jugendmedi-
zin in Berlin. Wichtige Aspekte hierzu stellt Wagner auf der heutigen Pressekonfe-
renz vor, die das CRM Centrum für Reisemedizin im Vorfeld des 20. Forums Reisen
und Gesundheit abhält. Das Forum selbst findet am 8. und 9. März während der Tou-
rismus-Messe ITB statt.
Bis zu 36 Monate beträgt die Elternzeit, die nach der Geburt eines Kindes in Anspruch ge-
nommen werden kann. Obwohl Teile davon bis zum achten Geburtstag des Kindes „ge-
schoben“ werden können (siehe Infokasten), legen die meisten Paare ihre große Familien-
reise in das zweite Lebenshalbjahr des Kindes, wenn noch Elterngeld gezahlt wird. „Um
Frühbucherrabatte auszunutzen, wird die Reise manchmal noch vor der Geburt des Kin-
des fest gebucht“, so Wagners Erfahrung. Der Entwicklungsstand des Kindes, nach dem
sich jede Reise eigentlich richten sollte, sei dann noch völlig unklar. Ganz praktische Fol-
gen kann das zum Beispiel für die Flugbuchung haben: Hier entscheidet das Gewicht des
Kindes darüber, ob es im Flugzeug noch ein Babybettchen belegen darf oder nicht. „Für
die Reiseplanung ist es auch günstig zu wissen, ob das Kind schon krabbeln oder laufen
kann und was es essen wird“, sagt Wagner. Es sei daher ratsam, sich mit der Buchung Zeit
zu lassen, auch wenn es etwas mehr kosten sollte.
Bei der Wahl des Reiseziels gibt es aus medizinischer Sicht nur wenige, dafür aber gravie-
rende Einschränkungen. Gebiete mit Malaria tropica etwa sollten mit Kindern unter fünf
Jahren unbedingt vermieden werden. Dieselbe Altersgrenze gilt für Übernachtungen in
Höhen von über 2 500 Metern. „Kinder können hier unbemerkt eine Höhenkrankheit ent-
wickeln oder im Schlaf Atemaussetzer erleiden“, erläutert Wagner.
Im Gegensatz zu diesen „No-Gos“, die für Reisen mit Kleinkindern tabu sein sollten, lassen
sich andere Risiken mit einer guten Vorbereitung oder einer geeigneten Ausrüstung
durchaus beherrschen. „In diesen Bereich fallen etwa der Insekten- und Sonnenschutz,
Standardimpfungen, spezielle Reiseimpfungen sowie die Reiseapotheke“, sagt Wagner.
Auch sollte auf eine ausreichende medizinische Infrastruktur vor Ort geachtet werden.
Um unangenehme Überraschungen fern der Heimat zu vermeiden, sollten junge Eltern
sich nicht scheuen, eine reisemedizinische Beratung in Anspruch zu nehmen. Hier kann
auch besprochen werden, wie eine altersangepasste Ernährung für das Kind im Gastland
aussehen kann.
Generell rät Wagner von zu ehrgeizigen Reiseplänen ab: Wechsel zwischen Zeit- oder Kli-
mazonen machen auch Kindern zu schaffen, daher sollten stets einige Tage für die Akkli-
matisierung eingeplant werden. Auch häufige Ortswechsel können kleine Kinder in Stress
versetzen. Hier kann es hilfreich sein, eine feste Unterkunft zu wählen und Tagesausflüge
zu unternehmen oder aber das Land mit einem Camper zu erkunden, der als vertraute
Umgebung dient. Tagestouren und Reiseetappen sollten dabei nicht zu lang gewählt und
auch tagsüber Pausen und Ruhezeiten eingeplant werden. „Mit Baby oder Kleinkind dau-
ert alles länger, und selbst kleine Pannen können schnell zu großen Problemen werden“,
sagt Wagner. Wer sich aber auf die Entschleunigung einstellt, Puffer einbaut und weder
sich noch das Kind überfordert – für den wird die große Familienreise sicherlich zu einem
unvergesslichen Erlebnis.
Infokasten Reisen mit Kind
• Reiseberatung zu Insektenschutz, Sonnenschutz, Impfungen, Reiseapo-
theke, Versicherungen, Papieren etc. in Anspruch nehmen
• Reise an den Entwicklungsstand des Kindes anpassen
• Keine häufigen Ortswechsel für Kleinkinder
• Keine zu langen Fahrstrecken planen
• Kinder unter fünf Jahren sollten nicht in Gebiete mit Malaria tropica rei-
sen
• Kinder unter fünf Jahren sollten nicht auf Höhen über 2 500 Meter über-
nachten
• Zeit zum Akklimatisieren einplanen
• Welche Hilfsmittel wie Babyschale, Buggy, Kraxe, Babybett, Moskitonetz
sind notwendig? Können diese im Flugzeug mitgeführt werden?
• Möglichkeiten der ärztlichen Versorgung vor Ort abklären
• Reiserücktrittsversicherung und Auslandskrankenversicherung mit Op-
tion des Krankenrücktransports abschließen
Infokasten Elternzeit und Elterngeld
Elternzeit bezeichnet einen Zeitraum der unbezahlten Freistellung von der Arbeit nach
der Geburt eines Kindes.
• Elternzeit kann für bis zu 36 Monate pro Elternteil beansprucht werden
• Bis zu 24 Monate davon können in den Zeitraum zwischen dem dritten
und achten Geburtstag des Kindes gelegt werden
• Beide Eltern können ganz oder teilweise zusammen in Elternzeit gehen
• Zum Ende der Elternzeit besteht Anspruch auf Wiederaufnahme der Ar-
beit
• Elterngeld wird bis zu 14 Monate nach der Geburt eines Kindes gezahlt
• Elterngeld plus wird für 24 Monate gezahlt, allerdings nur zur Hälfte; dies
kann steuerliche Vorteile haben. Prinzipiell sollten sich Paare zu allen Va-
rianten von Elterngeld beraten lassen.
• Anspruch auf Elterngeld hat nur, wer sein Kind selbst betreut und in die-
ser Zeit nicht in Vollzeit arbeitet
• Die Höhe des Elterngeldes richtet sich nach dem Einkommen vor der Ge-
burt des Kindes und beträgt mindestens 300,–, höchstens 1 800,–
Euro/Monat
• Reduziert nur ein Elternteil seine Arbeitszeit, wird zwölf Monate lang El-
terngeld gezahlt
• Reduziert auch der zweite Elternteil seine Arbeitszeit für mindestens zwei
Monate, werden insgesamt maximal 14 Monate Elterngeld gezahlt
• Die Elterngeldmonate können auch gleichzeitig in Anspruch genommen
werden (maximal je sieben Monate für beide Elternteile ab Geburt oder
sechs Monate, falls die Elternzeit später beginnt)
• Alleinerziehende erhalten 14 Monate lang Elterngeld
Bei Veröffentlichung Beleg erbeten.
Quellen:
Ratgeberseiten des Bundesministeriums für Familie, Frauen, Senioren und Jugend
(https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/familie/familienleistungen)
Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin: Empfehlungen zur Malariaprophylaxe, Stand Mai
2018, www.dtg.org
T. Jelinek: Kursbuch Reisemedizin, Thieme Verlag 2019
T. Löscher, G.-D. Burchard, Tropenmedizin in Klinik und Praxis, Thieme Verlag 2010
Pressekonferenz des CRM Centrum für Reisemedizin im Vorfeld des 20. Forums Reisen und Gesundheit
Mittwoch, 13. Februar 2019, 11.30 bis 12.30 Uhr, Berlin
R E D E M A N U S K R I P T 20 Jahre Forum Reisen und Gesundheit – Begrüßung, Rückblick und Ausblick Prof. Dr. med. Tomas Jelinek, Wissenschaftlicher Leiter des CRM Centrum für Reisemedizin, Düsseldorf; Medizinischer Leiter BCRT – Berliner Centrum für Reise- und Tropenmedizin
Ungeachtet aller Wirtschaftskrisen boomt die internationale Reisetätigkeit weltweit. Gerade
in Deutschland genießen Auslandsreisen einen besonderen Stellenwert. Nach Schätzungen
der World Tourism Organization (WTO) verreisen jedes Jahr circa 7,2 Millionen Deutsche
nach Übersee. Hiervon entfällt ein Großteil auf Reisen in nicht tropische Gebiete: die USA,
gefolgt von der Türkei und Tunesien, sind das häufigste Ziel von Interkontinentalreisenden.
Im Gegensatz hierzu sind Ost- und vor allem Westafrika, die von erkrankten
Tropenrückkehrern am häufigsten als Infektionsgebiete genannt werden, bei den Reisezielen
nur zu einem sehr geringen Ausmaß vertreten.
Die ärztliche Beratung zum Auslandsaufenthalt bietet eine Fülle von Ansätzen zur
Krankheitsprävention. Ein besonderer Schwerpunkt sollte auf ausführlichen Informationen
über wesentliche Risiken im Reisegebiet, auf Vorsorgemaßnahmen und Verhaltensregeln in
den Tropen liegen. Hierbei handelt es sich oft um einfache Maßnahmen, die jedoch zu einer
effektiven Vermeidung von Infektionen führen können. Entscheidend für eine gute Beratung
ist die entsprechende Qualifikation des Arztes als Reisemediziner. Hierzu wird eine
strukturierte Fort- und Weiterbildung angeboten.
Einen wichtigen Schwerpunkt der reisemedizinischen Beratung muss die Malariaprophylaxe
bilden, die ebenfalls individuell an den Reisenden und sein Reiseziel angepasst werden sollte.
Allgemeingültige Empfehlungen gibt es nicht, jedes Prophylaxekonzept muss individuell
abgestimmt werden. Einen weiteren wesentlichen Punkt der Beratung bildet die Empfehlung
und Durchführung von Impfungen, die für das betreffende Reiseziel empfehlenswert sind.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass im weltweiten Durchschnitt circa 30
Prozent aller Reisenden an Reisedurchfall erkranken. Durchfälle stellen damit das mit weitem
Abstand häufigste Gesundheitsproblem auf Reisen dar. Malaria führt bei ungeschützten
Westafrika-Reisenden in etwa 2,4 Prozent zur Erkrankung, gefolgt von fieberhaften
Atemwegsinfektionen, die circa 1,6 Prozent aller Reisenden betreffen. Im Vergleich hierzu
nimmt sich das Risiko, an Hepatitis A (circa 0,3 Prozent) oder Typhus (0,4 Prozent in Indien
und Nordafrika, 0,004 Prozent in anderen Ländern) zu erkranken, eher gering aus. Auffällig
ist, dass Tierbisse mit Tollwutrisiko nach Angaben der WHO bei immerhin 0,2 Prozent der
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Reisenden auftreten und somit als Gesundheitsproblem deutlich häufiger als zum Beispiel
Hepatitis B genannt werden.
Werden Tropenreisende nach ihrer Rückkehr über aufgetretene Gesundheitsprobleme
befragt, so geben circa 40 Prozent an, dass sie sich während der Reise krank gefühlt und/oder
Medikamente benutzt hätten. Immerhin sieben Prozent suchen ärztlichen Rat während der
Reise, bei 0,35 Prozent kommt es zu einem Krankenhausaufenthalt. Jedes Jahr müssen elf von
100 000 Tropenreisenden ausgeflogen werden, einer von 100 000 verstirbt während der
Reise.
Impfberatung und Durchführung von Reiseimpfungen sind ein wesentlicher Teil der
reisemedizinischen Beratung. Die Beratung sollte individuell auf den Reisenden, das Reiseziel,
die -art und -dauer abgestimmt sein und mögliche Compliance-Probleme, auch finanzieller
Natur, berücksichtigen. Da Reiseimpfungen in Deutschland häufig selbst bezahlt werden
müssen, stellen Impfprogramme vor allem für junge Rucksackreisende leider einen nicht
unbeträchtlichen Kostenfaktor dar.
(Es gilt das gesprochene Wort!) Berlin, Februar 2019
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R E D E M A N U S K R I P T Reisen im Alter: Was gilt es vor Reiseantritt und unterwegs zu beachten? Prof. Dr. med. Robert Steffen, Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention der Universität Zürich; WHO Collaborating Centre for Travellers’ Health
Nicht nur hat unsere Lebenserwartung in den letzten Jahrzehnten zugenommen, Senioren
sind oftmals auch in hohem Alter noch rüstig. Viele können es sich leisten, in der dritten
Lebensphase nachzuholen, was sie vorher verpasst haben, nämlich das Reisen. Oft buchen sie
dazu Kreuzfahrten oder schließen sich Gruppen an, zahlreiche findet man aber auch auf
abenteuerlicheren Expeditionen oder als Individualreisende.
In dieser Altersgruppe muss vermehrt auf nicht übertragbare Krankheiten und Prävention
von Unfällen fokussiert werden. Beispielsweise gibt es eine hohe Prävalenz von Diabetes und
Hypertonie, diese müssen bestmöglich eingestellt sein. Beim Blutdruck verstehe ich darunter
Werte unter 140/90 mmHg – speziell bei tropischen Destinationen und solchen in großer
Höhe diese Werte nicht allzu tief sein, um nicht eine orthostatische Hypotonie zu riskieren.
Seit Kurzem ist das in zahlreichen Medikamenten enthaltene Hydrochlorothiazid (HCT) in
Verruf geraten, da diese Substanz die Inzidenz von nicht melanomartigen bösartigen
Tumoren der Haut (NMSC) steigert. Falls genügend Zeit vor der Abreise besteht, kann man
eine Umstellung der Medikation erwägen, andernfalls müssen Reisende ermahnt werden,
sich möglichst wenig Sonnenlicht und sonstiger UV-Strahlung auszusetzen, zudem auch
angemessenen Lichtschutz zu verwenden. In der Beratung wird man bei etlichen Kunden ein
hohes Risiko feststellen, auf Langstreckenflügen eine Thrombose zu entwickeln, welche zu
Embolien führen kann. Dagegen reichen Stützstrümpfe nicht mehr aus, eine Blutverdünnung
ist angebracht. Hierzu haben die neuen oralen Antikoagulanzien (NOAK) die früher
empfohlenen Heparin-Injektionen abgelöst. Unter den über 65-Jährigen nehmen 80 Prozent
mindestens ein, oft auch mehrere Medikamente regelmäßig ein. Diese sollen großenteils im
Handgepäck mitgeführt werden; zweckmäßig ist es, eine diesbezügliche Liste in englischer
Sprache oder derjenigen des Ziellandes mitzugeben. Es lohnt sich, gezielt auf mögliche
Interaktionen zu achten.
Mit zunehmendem Alter nimmt die Kontrolle des Gleichgewichts ab. Bereits eine wenig
beleuchtete Unebenheit kann zum Fall führen und bei der im Alter zunehmenden
Osteoporose sind Frakturfolgen nicht selten. Senioren sind entsprechend zu warnen. Speziell
beim Treppensteigen zu Land oder gar bei turbulentem Wetter auf See ist es angebracht, sich
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am Handlauf zu halten, oft empfiehlt es sich, im Hotel und auf Exkursionen Eitelkeiten
abzulegen und einen Gehstock zu benutzen.
Bezüglich Prophylaxe von Infektionen gelten allgemein die üblichen Regeln, dies
insbesondere bezüglich Malariaprävention. Anlässlich Impfberatung kann man nicht genug
darauf hinweisen, dass Influenza für Senioren zum Desaster führen kann und dass die
Grippeausbrüche besonders während Kreuzfahrten auch außerhalb „unserer“
Epidemieperioden vorkommen. Abgesehen von der Grippeimpfung ist oft auch diejenige
gegen Pneumokokken-Infektionen empfehlenswert. Nicht vernachlässigen darf man den
Schutz gegen die Hepatitis A, wird doch ein Patient unter 25 in der Gruppe der über 65-
Jährigen an dieser Infektion versterben. Bezüglich der Impfung gegen Gelbfieber ist die
Gefährdung der Senioren durch schwere Nebenwirkungen rund verdoppelt, das heißt, 1 :
50 000 statt 1 : 100 000 wird betroffen sein. Das bedeutet keine Kontraindikation, aber die
Indikation muss besonders sorgfältig gestellt werden. Abschließend noch etwas Positives: Mit
zunehmendem Alter nimmt die Inzidenz des Reisedurchfalls ab, allerdings ist es dann
vordringlich, eine Dehydrierung zu verhindern.
Da die reisemedizinische Beratung von Senioren komplex sein kann, sollten diese sich vier bis
sechs Wochen vor der Abreise beraten lassen; nur selten wird man von einem Reiseplan
abraten müssen.
(Es gilt das gesprochene Wort!) Berlin, Februar 2019 Literatur:
• Gautret P et al. Travel-associated illness in older adults (>60 y). J Travel Med.
2012;19(3):169-77.
• Keyes LE et al. Older age, chronic medical conditions and polypharmacy in Himalayan
trekkers in Nepal. J Travel Med. 2016;23(6):taw052.
• Pedersen SA et al. Hydrochlorothiazide use and risk of nonmelanoma skin cancer. J Am
Acad Dermatol. 2018;78(4):673-81.
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R E D E M A N U S K R I P T Karibik mit Kind und Kegel? Elternzeit-Reisen aus reisemedizinischer Sicht Dr. med. Mathias Wagner, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Berlin
Sogenannte Elternzeit-Reisen werden immer populärer, seit es möglich ist, dass beide
Elternteile einen Teil der Elternzeit gemeinsam verbringen können und auch das Elterngeld in
diesem Fall für mehrere Monate parallel gezahlt werden kann. Passend dazu finden sich
immer mehr Angebote im Netz, die man jedoch nicht ungefiltert übernehmen sollte.
Elternzeit ist definiert als eine kündigungsgeschützte Unterbrechung des Arbeitsverhältnisses
für beide Elternteile bis zu jeweils drei Jahren. Dabei sind drei Zeitabschnitte möglich und 24
der insgesamt 36 Monate können flexibel nach dem dritten Geburtstag des Kindes bis zum
achten Lebensjahr genommen werden.
Das schafft die Möglichkeit, dass sich beide Eltern eine Zeitlang gemeinsam um die Betreuung
des Kindes kümmern können und dadurch auch über einen Zeitraum, der länger als der
übliche Jahresurlaub ist, gemeinsam verreisen können. Deshalb sind Elternzeit-Reisen häufig
länger und führen weiter weg als die üblichen Urlaubsreisen. Erfahrungsgemäß werden die
klassischen Elternzeit-Reisen am Ende des ersten Lebensjahres des Kindes unternommen.
Häufig sind die Eltern nicht fernreiseerfahren, sehen in der gemeinsamen Elternzeit die erste
Chance, eine Fernreise zu machen.
Dabei gilt es, einige Besonderheiten zu beachten:
- Oft wird die Reise aus organisatorischen und Kostengründen schon vor der Geburt des
Kindes geplant und manchmal auch gebucht. Dabei sind der Zustand und die
Entwicklung des Kindes eine „Blackbox“, die manche Überraschung parat halten kann.
Abgesehen von Erkrankungen des Kindes spielen die somatische, mentale und
motorische Entwicklung des Kindes eine Rolle. Es macht einen Unterschied, ob das
Kind schon krabbeln beziehungsweise laufen kann oder nicht und wie viel es wiegt
(zum Beispiel wichtig für das Babybettchen im Flugzeug, bis elf Kilogramm, begrenzte
Verfügbarkeit). Und was wird es zum Reisezeitpunkt essen?
- Regeln bei der Auswahl des Reiseziels:
o mit Kindern unter fünf Jahren nicht in Gebiete mit Malaria tropica
o mit Kindern unter fünf Jahren nicht in Schlafhöhen über 2500 Meter
o ausreichende medizinische (und sonstige) Infrastruktur vor Ort
o Klimaverhältnisse zur geplanten Reisezeit vor Ort?
- Auch die Reiseart sollte man sich gründlich überlegen. Die Struktur des Tages und vor
allem auch der Nacht ändert sich für die Familie nach der Geburt eines Babys deutlich.
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Deshalb ist es wichtig, entsprechende Pausen im Tagesverlauf einzuplanen. Kleine
Kinder haben Probleme mit häufigen Ortswechseln. Das bedeutet, man sollte sich
vorher überlegen, ob man eine feste Unterkunft wählt und von dort Ausflüge
unternimmt, einen Camper mietet und mit dem Camper das Land erkundet oder
vielleicht eine Kreuzfahrt macht. Auch Kinder leiden unter Jetlag. Deshalb ist es sicher
günstig, die ersten Tage nach der Ankunft direkt am Ort zu verbringen und sich
langsam zu akklimatisieren.
- Die weit gereisten Eltern hatten früher sicher oft ambitionierte Reiserouten und
Tagestouren. Mit einem Baby oder Kleinkind dauert alles länger, geht langsamer und
kleine Pannen können schnell zu größeren Problemen werden. Deshalb sollte man
kürzere Touren und Fahrstrecken planen – den Kleinkindern ist in der Regel völlig
egal, wo sie sind, Hauptsache, Mama und Papa sind da und es gibt in ihrem
begrenzten Aktionsradius etwas Spannendes zu entdecken und zu erfahren.
- Die weniger reiseerfahrenen Eltern sollten die Reise entspannt angehen und sich
vorher ausführlich und gut beraten lassen. Gegebenenfalls hilft es auch, einen
Ansprechpartner während der Reise zu haben – dies sollte im Zeitalter moderner
Telekommunikation kein Problem sein.
Zur guten Reisevorbereitung gehört natürlich auch eine qualifizierte Reiseberatung. Dabei
sollte über die möglichen Gefahren vor Ort gesprochen werden und wie man sich davor
schützen kann. Mücken- beziehungsweise Insektenschutz, Sonnenschutz, Standard- und
Reiseimpfungen sollten Thema jeder Reiseberatung sein. Auch die Reiseapotheke spielt unter
dem Blickwinkel eines mitreisenden Säuglings oder Kleinkindes eine wichtige Rolle.
Fiebermittel, Nasentropfen, Mittel gegen Durchfall, Pflasterverbände sowie Schere und
Pinzette sollten immer im Gepäck sein.
Der Transport des Kindes zum Reiseziel und vor Ort will gut durchdacht sein. Ist die deutsche
Autobabyschale im Reiseland überhaupt zugelassen? Welches Rückhaltesystem benutzen wir
im Camper? Brauche ich einen Kinderwagen beziehungsweise Buggy? Ist ein Babybett
notwendig, möglichst mit Moskitonetz? Welches Gepäck transportiert die Fluggesellschaft
und zu welchem Preis?
Nicht zuletzt sollte gut über die notwendigen Versicherungen nachgedacht werden, sowohl
über eine Reiserücktritts- als auch über eine Auslandskrankenversicherung mit der Option
eines sinnvollen Krankenrücktransports.
Wenn dann Reiseland und Route feststehen, sollte man sich mit genügend Vorlauf um die
entsprechenden Pass- und Visaunterlagen, die in dem jeweiligen Land erforderlich sind,
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kümmern. Häufig gelten für kleine Kinder andere Bestimmungen als für Erwachsene. Sollte
ein Elternteil – wenn auch nur zeitweise – alleine mit dem Kind reisen, ist es sinnvoll, eine
Vollmacht des zweiten Erziehungsberechtigten mitzuführen.
Ich denke, Elternzeit-Reisen können ein voller Erfolg und eine unglaubliche Bereicherung für
die junge Familie werden, wenn sie gut durchdacht und geplant werden, wenn bestimmte
Sicherheitsvorkehrungen beachtet werden und … wenn die Eltern bereit sind, ihren
Urlaubsrhythmus an den Urlaubsrhythmus des Kindes/der Kinder anzupassen.
(Es gilt das gesprochene Wort!) Berlin, Februar 2019 Literatur:
• Ratgeberseiten des Bundesministeriums für Familie, Frauen, Senioren und Jugend
(https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/familie/familienleistungen)
• Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin: Empfehlungen zur Malariaprophylaxe,
Stand Mai 2018, www.dtg.org
• T. Jelinek: Kursbuch Reisemedizin, Thieme Verlag 2019
• T. Löscher, G.-D. Burchard, Tropenmedizin in Klinik und Praxis, Thieme Verlag 2010
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Reisen und Psyche: Wie sich Risikofaktoren und Stressoren minimieren oder ganz vermeiden lassen
Dr. med. Helmut Müller-Ortstein, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Berlin
Reisen und Leben im Ausland sind auch mit psychischen Risiken verbunden (1). Wenn
Menschen von einer privaten oder beruflichen Reise, einem kurz oder lang dauernden
Auslandsaufenthalt zurückkommen und sie diesen Aufenthalt körperlich oder seelisch
herausfordernd fanden, dann ist das zunächst einmal so zu erwarten. Sie haben sich in eine
andere Welt begeben, die zu verarbeiten und in ihr Leben zu integrieren ist. Das kann
spannend, aber natürlich auch anstrengend sein. Ein Rückkehrergespräch nach einem
Auslandsaufenthalt beziehungsweise nach dem Ende einer Reise kann bei einem solchen
Prozess hilfreich sein. Ein solches Gesprächsangebot, in erster Linie für beruflich Reisende, ob
obligat oder fakultativ, darf nicht mit einem Therapieformat verwechselt werden, da zunächst
nicht explizit unter anderem ein Veränderungsauftrag im Vordergrund steht. Viele Menschen
sind zwar nach einem Auslandsaufenthalt oder einer Reise oft erschöpft, äußern aber
zunächst einmal keinen Leidensdruck und die Thematisierung spezifischer Erlebnisse auf
einer Reise oder während eines Auslandsaufenthaltes zielt zunächst nur auf deren
Bewältigung und einen erfolgreichen Abschluss. Daher sollte primär von einer besonderen
Form der Selbstreflexion ausgegangen werden, in der die Selbstthematisierung und der
Ausdruck von Gefühlen unter anderem wesentliche Elemente bilden. Sollte sich nach einer
Reise oder einem Auslandsaufenthalt im Gespräch schlussendlich doch eine psychische
Störung zeigen oder machen sich möglicherweise negative Auswirkungen bemerkbar, die
anfangen, die Lebensqualität individuell zu beeinträchtigen, und damit vielleicht auch die
Reintegration erschweren, erscheint ein solches niederschwelliges Gesprächsangebot zur
psychischen „Ersten Hilfe“ beziehungsweise zur psychosozialen Akuthilfe auf alle Fälle
sinnvoll (2). Durch eine individuelle Bedürfnis und Bedarfsanalyse sowie Indikationsstellung
muss festgestellt werden, ob ein Gespräch mit beratendem Charakter ausreichend ist oder
eventuell auch eine psycho(trauma)therapeutische Intervention beziehungsweise
längerfristige Unterstützung in irgendeiner Form im psychosozialen Netzwerk angezeigt ist.
Aufgrund der Erfahrungen mit solchen Gesprächsangeboten (PSCU, Debriefing und Ähnliches)
in einer globalisierten und in vielen Bereichen durch die Vernetzung auch anscheinend
komplizierter gewordenen Welt, in der die berufsbedingten Auslandsaufenthalte
beziehungsweise das berufliche Reiseaufkommen genauso deutlich zunehmen wie die
Pressekonferenz des CRM Centrum für Reisemedizin im Vorfeld des 20. Forums Reisen und Gesundheit
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Vielfalt der Angebote in der Wachstumsbranche Tourismus (3), darf dabei nicht nur
zugesehen werden, wie fast ununterbrochen die Wünsche nach Begegnung und Kultur in
irgendeiner Form, sowohl im eigenen Land als auch in fremden Ländern, aktiviert werden. Es
müssen auch Risikofaktoren oder mögliche Stressfaktoren identifiziert werden, die Menschen
nicht nur in ihrer körperlichen, sondern auch psychischen Gesundheit im Hinblick auf das
Reisen gefährden können beziehungsweise sie auch schnell einmal an ihre körperlichen
und/oder psychischen Grenzen bringen.
Inzwischen weiß man sehr viel mehr über reisetypische pathogene Stressoren wie
Zeitverschiebung und beispielsweise Jetlag (4), Klima, teilweise mit extremen klimatischen
Bedingungen (Hitze, Smog, Pollution [5], Tropen), Reizüberflutung , sogenanntes ,,sensation
seeking“ (6), Reizarmut, verbunden mit wenig Technik oder fremder Sprache
(Sprachlosigkeit/fehlende Orientierung), fremde Welt mit Kulturschock und Re- Entry (7),
fehlende oder stark reduzierte Privatsphäre beziehungsweise manchmal auch zu intensives
Gemeinschaftsleben, Gruppendruck (fremde Menschen), Isolation (Hotelzimmer),
Menschenansammlungen, verbunden mit Enge (Entwicklung von Phobien), Konfrontation
mit Not, Hunger, Elend und Gewalt, Krieg, sogenannte ,,Risiko-Locations“ (8)
beziehungsweise bestimmte Kraftorte oder Sehnsuchtsorte und so fort. Allgemeine Ursachen
und Auslöser sind zum Beispiel psychosozialer Stress, hohe Arbeitsbelastung bei gleichzeitig
fehlenden oder eingeschränkten Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten, niedriger
Lebensstandard der Unterkünfte, Engpässe bei der Versorgung mit Nahrungsmitteln und
schlechte Hygieneverhältnisse und eine damit verbundene Möglichkeit von Infektionen,
Impfreaktionen, Exazerbation somatischer Krankheiten oder Medikationsfehler (Absetzen,
Interaktionen). Zu einer guten Beratung gehört auch, eine bestehende
Psychopharmakamedikation (Dosis oder Depotmedikation) eventuell anzupassen und vor
allem auch Interaktionen zu beachten. Diese möglichen Risikofaktoren gilt es, den Menschen
in irgendeiner Form anhand von Präventionsmaßnahmen und Nachsorge, möglichst
rechtzeitig, aufzuzeigen. Da nun für jeden Menschen psychische Belastungen
(Umgebungsfaktoren, Ausstattung, wechselnde Einsatzorte, Rollenkonflikte, Kulturanpassung,
Arbeitsorganisation, Familie beispielsweise) anders aussehen, muss, um zu einer
differenzierteren Sichtweise zu kommen, neben einer persönlichen oder funktionalen immer
auch die professionsspezifische Perspektive Berücksichtigung finden. Deshalb ist es sehr
wichtig, auch über die Zuordnung Klarheit zu haben und zu wissen, zu welchem Typ
Reisenden, also zu welcher Personengruppe, ein Mensch gehört (zum Beispiel
Privatreisender, Geschäftsreisender, Expatriate, ,,Backpacker“, Schiffsreisender, Soldat,
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Journalist, Expeditionsteilnehmer, Mitarbeiter der humanitären Einsatzhilfe,
Katastrophenschutzhelfer, Entwicklungshelfer oder Mitglied eines freiwilligen Dienstes im
Ausland).
Wer sich für das Thema Reisen und Psyche interessiert, muss sich unter anderem immer mit
den Motiven der Reisenden und mit deren Erwartungen (realistisch oder unrealistisch)
beschäftigen und sich auf jeden Fall auch mit den unterschiedlichsten Persönlichkeiten
auseinandersetzen, genauso wie mit Fragen der Stresstoleranz und den Coping-Fähigkeiten
jedes Einzelnen, einer vorhandenen oder nicht vorhandenen guten interkulturellen
Kommunikationsfähigkeit, der Fähigkeit, Beziehungen aufzubauen mit verschiedenster
Ausrichtung auf die Menschen. Beziehungserfahrungen haben auch hier oft eine
Schlüsselfunktion: Auf der einen Seite können sie gegen äußere Stressoren immunisieren, auf
der anderen Seite können sie deren Effekte aber auch im negativen Sinne potenzieren (9).
Die verschiedensten Ursachen und Auslöser können unter bestimmten Umständen zu
psychischen Störungen im Sinne einer Erstauslösung/-erkrankung führen oder auch zu einem
Rezidiv. Als Risiken für eine psychische Dekompensation beziehungsweise um das eigene
Selbst zu verlieren, genügt es nicht, nur exotische Abenteuerlust auszuleben oder psychische
Grenzerfahrungen zu machen, genauso wenig wie die Aufgabe eines bisher gültigen
Rollenverständnisses. Letztendlich verkraften viele Menschen das Eindringen in neue Räume
voller Erwartung und Verheißung nicht mehr und verlieren damit ihre Balance
beziehungsweise ihre Haltepunkte, weil eine psychische Krankheit schon lange latent
vorhanden ist und aufgrund besonderer Belastungen oder Konstellationen getriggert wird.
Reisen beziehungsweise Auslandsaufenthalte können für Menschen mit erhöhter
Vulnerabilität (Verletzlichkeit) deshalb eine besondere Belastung darstellen (10). Latent
vorhandene psychische Krankheiten können aber auch ohne größere Belastungen beim
Reisen oder im Ausland rein zufällig auftreten. Auch bei bisher kerngesunden Menschen
lassen sich solche Phänomene beobachten. Dies sollte man einfach zur Kenntnis nehmen.
Typische Störungsbilder/Krankheitsbilder sind zum Beispiel Angststörungen (unter anderem
Klaustrophobie, Höhenangst, Flugangst [Aviophobie] und viele anderen Phobien mit und ohne
Panikstörung) und affektive Störungen, wie zum Beispiel Depressionen oder bipolare
affektive Störungen. Auch Anpassungs- und Belastungsstörungen und posttraumatische
Belastungsstörung (PTBS/PTSD), Psychosen und Entzugssyndrome zum Beispiel bei
Alkoholabhängigkeit, Drogen- oder Medikamentenmissbrauch lassen sich beobachten.
Daneben gibt es noch spezifische Störungen wie beispielsweise das „Stendhal“Syndrom (11),
das „Jerusalem“- Syndrom (12) oder das „Airport-Wandering“ (13), zudem das „Delirium
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mallorquinum“, den „holiday blues“ und das „Venedig“-Syndrom. Alles feststehende Begriffe,
die bestimmte Phänomene umschreiben.
Die klassischen psychiatrischen Notfälle sind beim Reisen beziehungsweise bei
Auslandsaufenthalten genauso wie im Alltag Delirien, Psychosen, Erregungszustände und
akute Suizidalität. Bei diesen Fällen können Vorerkrankungen wie schizophrene Psychosen,
Alkoholismus und (rezidivierende) schwere Depressionen ein besonderes Risiko bedeuten
und Probleme bereiten (14, 15). Psychiatrische Notfallsituationen auf Reisen oder bei
Auslandsaufenthalten sind nicht unbedingt etwas Alltägliches, aber wiederum auch nichts
Ungewöhnliches. Nur sollte man im Ausland darauf besser vorbereitet sein. Im Hinblick auf
die Versorgungsmöglichkeiten vor Ort ist bei psychiatrischen beziehungsweise
neurologischen Erkrankungen wichtig, die entsprechenden Möglichkeiten der Behandlung in
den einzelnen Ländern zu kennen beziehungsweise über eine eventuell notwendig werdende
Repatriierung (Rückführung) und die Vorschriften dazu von vornherein Bescheid zu wissen.
Ein Betroffener kann in einer solchen Situation meistens selbst dazu gar keine eigene
Entscheidung mehr treffen, weil zum Beispiel krankheitsbedingt seine Urteilsfähigkeit
eingeschränkt ist. Oft können das auch nicht die Angehörigen oder Mitarbeiter vor Ort, weil
sie damit einfach überfordert sind.
Eine eventuell notwendige psychiatrische Notfalltherapie, falls vorhanden, wird immer
verschiedene Kriseninterventionstechniken von der psychopharmakologischen Behandlung
bei Delirien, Psychosen oder Erregungszuständen bis hin zu einem „talk down“ oder
beruhigenden und vertrauensbildenden Gespräch (allgemeinen „Support“) umfassen.
In der Prävention, aber auch bei der Nachsorge sind bei bestimmten Hinweisen auf eine
psychische Gefährdung die Beratungsangebote, aber auch therapeutische Maßnahmen
entsprechend anzupassen. Das gilt vor allem für bestimmte Berufsgruppen in der Nachsorge
nach besonderen Belastungssituationen oder Gewalterfahrung anlässlich beruflicher
Auslandsaufenthalte und Reisen. Vielleicht verlangen das Reisen beziehungsweise die
Auslandsaufenthalte mit kritischen Lebenssituationen in der Zukunft nicht nur am Anfang
und am Ende einer Reise beziehungsweise eines Auslandsaufenthaltes, sondern auch
dazwischen Beratungsangebote, wie sie von verschiedenen Entsendeorganisationen
beziehungsweise großen aussendeaktiven Einrichtungen mit einem eigenen medizinischen
beziehungsweise psychologischen Dienst schon jetzt vorgehalten werden. Solche
Maßnahmen müssen in der Zukunft mehr in der Breite zur Anwendung kommen. Hier ist eine
Weiterentwicklung vor allem der Beratungsangebote anzustreben, eventuell auch unter
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Zuhilfenahme inzwischen verbesserter technischer Möglichkeiten. Damit kann, wenn
notwendig, auch besser zu entsprechenden Therapieangeboten übergeleitet werden.
(Es gilt das gesprochene Wort!) Berlin, Februar 2019
Literatur:
1. Müller-Ortstein H. In Jelinek T (Hrsg.): Kursbuch Reisemedizin, Stuttgart, Thieme,
2012.
2. Berliner Centrum für Reise- und Tropenmedizin; aktuelle BCRT-Broschüre
„Debriefing“ – Psychosoziale Hilfe bei Problemen nach der Rückkehr, 2019, Berlin.
3. Deutscher Reiseverband (DRV), Zahlen und Fakten zum deutschen Reisemarkt 2017.
Die Bilanz 2018 erscheint pünktlich zur ITB im März 2019.
4. Waterhouse J, Reilly T, Atkinson G. Jet lag. Lancet 1997; 350:1611-1617.
5. Prescott-Allen R. The wellbeing of nations: a country-by-country index of quality of
life and the environment. Air. Island Press 2001;80-85.
6. Marcus Roth, Philipp Hammelstein (Hrsg.); Sensation Seeking – Konzeption,
Diagnostik und Anwendung. Göttingen: Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2003.
7. Storti C. The art of coming home. London: Nicholas Brealey Publishing, 2001.
8. Gross C, Piper TM, Bucciarelli A et al. Suicide tourism in Manhattan, New York City,
1990–2004. J Urban Health. 2007;84:755-765.
9. Ludger Haller. Der supervisorische Effekt von Rückkehrergesprächen nach
humanitären Einsätzen bei Ärzte ohne Grenzen. Eine empirische Untersuchung, 2005,
Berlin.
10. Clausen J. Das Selbst und die Fremde. 4. Aufl. Bonn: Psychiatrie Verlag, 2012.
11. Magherini G. Syndrome di Stendhal. Milan: Fettrinelli, 1992.
12. Kalian M, Witztum E. Comments on Jerusalem syndrome. Br J Psychiatry 2000;176
(492).
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13. Shapiro S. A study of psychiatric syndromes manifested at an international airport.
Compr Psychiatry 1976;17(3):453-456.
14. Heltberg J, Steffen R. Psychiatric and psychological problems in travellers. Paper
presented to the First Scandinavian Symposium on Travel Medicine and Health,
Uppsala 21/22 May, 1992.
15. Streltzer J. Psychiatric emergencies in travellers to Hawaii. Compr Psychiatry 1979;
20(5):463-468.
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R E D E M A N U S K R I P T Weltseuchenlage und Reiseimpfungen: Was gibt es Neues? Prof. Dr. med. Tomas Jelinek, Wissenschaftlicher Leiter des CRM Centrum für Reisemedizin, Düsseldorf; Medizinischer Leiter BCRT – Berliner Centrum für Reise- und Tropenmedizin
Weltseuchenlage – aktueller Überblick
Die reisemedizinische Beratung bietet ein sehr gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis für den
Reisenden, wenn aktuelle Informationen berücksichtigt und die Vorsorgemaßnahmen
entsprechend angepasst werden. Hierzu ist ein Auge auf die aktuelle Weltseuchenlage
wichtig. Lokale Krankheitsausbrüche können zu Epidemien werden, Einreisebedingungen
können sich ändern.
Aus zahlreichen Ländern der Welt werden Masernausbrüche gemeldet. Diese sehr leicht
übertragbare Infektionskrankheit ist keineswegs harmlos: Etwa jeder 1000. Erkrankte stirbt.
Neben Ausbrüchen in zahlreichen Ländern Südamerikas und Afrikas zeigen sich weiterhin
beschämend hohe Fallzahlen in Europa.
Die seit Längerem unvermindert andauernden Choleraausbrüche im Jemen sowie in Haiti und
der Dominikanischen Republik werden von der Welt wenig beachtet, sind in den betroffenen
Regionen aber von wesentlicher Bedeutung. Ende 2018 ist ein Ausbruch in der DR Kongo
hinzugekommen. Reisende sollten einen guten Impfschutz beachten.
Der Ebola-Ausbruch im Osten Kongos hat sich mittlerweile zum zweitgrößten, der jemals
registriert wurde, entwickelt. Ein wesentlicher Faktor beim fehlenden Erfolg in der
Bekämpfung der Epidemie ist die politische Unsicherheit in der Region, da
Bürgerkriegsparteien immer wieder Kontrollmaßnahmen verhindern.
Dengue-Fieber gehört weiterhin zu den weltweit am häufigsten auftretenden
Infektionskrankheiten. Der erste Impfstoff gegen die Infektion ist nun seit wenigen Jahren in
einigen Ländern verfügbar. Die Ergebnisse sind jedoch enttäuschend: Der Impfschutz ist bei
Weitem nicht ausreichend, um groß angelegte Impfkampagnen zu rechtfertigen. Nun richtet
sich alle Hoffnung auf einen weiteren Dengue-Impfstoff, der sich in der letzten Phase der
klinischen Prüfungen befindet.
Auch wenn die Fallzahlen durch Zika-Virus insgesamt gesunken sind, breitet sich der Erreger
kontinuierlich weiter aus. Mittlerweile sind nicht nur fast ganz Lateinamerika, die Karibik und
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die Südstaaten der USA betroffen. Auch in Asien und Afrika findet Zika schnell Verbreitung:
Hier sind ebenfalls wichtige Reiseziele betroffen.
Nachdem wir uns über Jahre an stetig fallende Malariazahlen in der Welt gewöhnt hatten, ist
2016 eine Kehrtwende eingetreten. Seitdem steigen die Malariafälle in vielen Ländern wieder
an. So war das gesamte südliche Afrika in den letzten beiden Regenzeiten stark betroffen.
Eine gute Vorsorge zum Malariaschutz wird bei Reisen in Risikogebiete wieder wichtiger.
Reiseimpfungen – aktueller Überblick
Impfungen werden zu Recht als eine der effektivsten Maßnahmen bezeichnet, die die
Medizin zur Verfügung hat. Angesichts der weltweiten Erkrankungszahlen an impf-
präventablen Krankheiten ist es unverständlich und auch tragisch, dass die Impfraten in
Deutschland in vielen Fällen immer noch unter dem wünschenswerten Niveau liegen. Dem
kann nur durch innovative Ansätze zur Förderung des Impfgedankens abgeholfen werden. Die
reisemedizinische Beratung bietet hierzu eine hervorragende Gelegenheit.
Bei den Reiseimpfungen kann unterschieden werden zwischen Pflichtimpfungen, die zur
Einreise in einzelnen Ländern vorgeschrieben sind, Standardimpfungen, die generell allen
Reisenden empfohlen werden, und Indikationsimpfungen, die in besonderen Situationen
angezeigt sind. Die Indikation für reisemedizinische Impfungen ist in hohem Maße auch der
epidemiologischen Dynamik einzelner Erkrankungen unterworfen. Mit der globalen Zunahme
an Zahl, Ausbreitung und Inzidenzen von Infektionskrankheiten ist der Bedarf an neuen
Impfstoffen in den letzten Jahren erheblich gestiegen. Zudem sind zahlreiche neu eingeführte
oder vor der Einführung stehende Impfstoffe, die primär nicht für die Reisemedizin
entwickelt worden sind, auch im Rahmen der Beratung vor Auslandsreisen interessant.
Die neuen Konjugat- und Proteinvakzinen gegen Meningokokken-Meningitis durch die
Serotypen ACWY und B stellen einen echten Durchbruch in der Bekämpfung dieser
Erkrankung dar. Sie sollten zukünftig einen erheblichen Stellenwert bei der Immunisierung
von Kindern und Jugendlichen haben. Hierauf sollte bei der reisemedizinischen Beratung
eingegangen werden.
Eine wichtige Änderung für die Beratung älterer und chronisch kranker Reisender hat die
Zulassung der 13-valenten Konjugatimpfung gegen Pneumokokken für alle Altersgruppen
gebracht. Bedauerlicherweise wird seitens der Ständigen Impfkommission (STIKO) immer
noch der Polysaccharidimpfstoff präferiert. Bei der reisemedizinischen Beratung können
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jedoch die Vorteile der Konjugatimpfung herausgestellt werden. Für dieselbe Zielgruppe ist
auch der neue Totimpfstoff gegen Gürtelrose (Herpes zoster) relevant, der seit der ersten
Jahreshälfte 2018 verfügbar ist. Diese ausgesprochen häufige Infektion kann durch die neue
Impfung mit sehr hoher Effektivität verhindert werden. Erfreulicherweise hat sich die STIKO
hier bereits Ende 2018 für eine allgemeine Empfehlung ausgesprochen.
Eine beachtliche Zahl von Impfstoffen befindet sich derzeit in Entwicklung beziehungsweise
bereits in klinischer Prüfung. Jedoch sind die Aussichten auf Marktreife sehr unterschiedlich
zu beurteilen. Die intensive Arbeit an einem Impfstoff gegen Dengue-Viren hat zur Zulassung
eines ersten Produktes in einzelnen Endemieländern geführt (Dengvaxia®), das jedoch
zunehmend enttäuschende Ergebnisse liefert. Hier richtet sich alle Hoffnung auf einen neuen
Impfstoff gegen Dengue, der sich bereits in der letzten Phase der klinischen Prüfung befindet.
Ähnliches gilt für den ersten Impfstoff gegen Malaria (Mosquirix®). Dieser wird zwar in
einzelnen afrikanischen Ländern eingesetzt, aber auch hier bleiben die Erfolge deutlich unter
dem erhofften Effekt. An Impfstoffen gegen Zika, Chikungunya, Ebola, West-Nil-Viren,
Noroviren, Borrelien und andere Erreger wird gearbeitet. Zusätzlich sind einige Krankenhaus-
beziehungsweise nosokomiale Keime im Visier, wie Pseudomonas und Clostridium difficile.
Insgesamt sind in den nächsten Jahren zahlreiche Neuentwicklungen und Zulassungen von
Impfstoffen zu erwarten, die in vielen Fällen überwiegend auch in der reisemedizinischen
Beratung relevant sein werden.
Problematisch ist der seit einigen Jahren immer wieder auftretende Mangel an Impfstoffen,
der zum Teil erhebliche Ausmaße annimmt. So war es 2018 über längere Zeiträume nicht
möglich, Reisende rechtzeitig gegen Tollwut und Hepatitis A zu impfen. Hier empfiehlt sich
eine frühzeitige Vorstellung vor Abreise, um eventuelle Versorgungsengpässe auffangen zu
können.
(Es gilt das gesprochene Wort!) Berlin, Februar 2019
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Curriculum Vitae Professor Dr. med. Tomas Jelinek Wissenschaftlicher Leiter des CRM Centrum für Reisemedizin, Düsseldorf; Medizinischer Leiter BCRT – Berliner Centrum für Reise- und Tropenmedizin Beruflicher Werdegang:
Hochschulstudium: 1986–1993 Humanmedizin und Philosophie, Humanmedizin und Philosophie, Johann
Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt/Main
Weiterbildung:
2000 Fachgebietsbezeichnung Internist
2001 Zusatzbezeichnung Tropenmedizin
2006 Zusatzbezeichnung Infektiologie
Promotion 1993: Thema: Virale Hepatitis C: Ergebnisse mit der ersten Generation diagnostischer Tests
Humanmedizin und Philosophie, Johann Wolfgang Goethe-Universität,
Frankfurt/Main
Habilitation 2001: Thema: Medikamentenresistenz bei Malaria tropica: Assoziation zu Punktmutationen
und populationsgenetischen Faktoren bei „Plasmodium falciparum“,
Ludwig-Maximilians-Universität München;
2013 Verleihung der Bezeichnung außerplanmäßiger Professor durch die
Universität zu Köln
Klinische Tätigkeit:
Seit 2007 Wissenschaftlicher Leiter des CRM Centrum für Reisemedizin, Düsseldorf
Seit 2006 Medizinischer Direktor des BCRT – Berliner Centrum für Reise- und
Tropenmedizin
2006–2010 Flughafenarzt Berlin
Seit 2004 Vertragsarzt am Bundeswehrkrankenhaus Berlin (Konsiliarius Tropenmedizin)
2003–2006 Stellvertretender Leiter am Institut für Tropenmedizin, Berlin
2000–2003 Funktionsoberarzt der Ambulanz an der Abteilung für Infektions- und
Tropenmedizin, Medizinische Klinik, Klinikum Innenstadt, Universität München
1995–2000 Assistenzarzt an der Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin, Medizinische
Klinik, Klinikum Innenstadt, Universität München
1993–1995 Arzt im Praktikum an der Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin,
Medizinische Klinik, Klinikum Innenstadt, Universität München
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Preise und Auszeichnungen:
2001 Forschungspreis der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin und
Internationale Gesundheit
2000 Wissenschaftspreis der Deutschen Akademie für Flugmedizin
(Albrecht-Ludwig-Berblinger-Preis)
1999 Preis der Ludwig-Maximilians-Universität für herausragende Leistungen in der
Lehre
Mitgliedschaft in wissenschaftlichen Beiräten und Komitees:
Seit 2015 Mitglied der European Academy of Sciences and Arts
2013–2016 Arbeitsgruppe „Infektiöse Erkrankungen – tropische Krankheiten“,
Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung
Seit 2013 Fachbeirat Checkliste Innere Medizin, Thieme Verlag
Seit 2010 Editorial Board Journal of Travel Medicine & Infectious Diseases
2010–2014 Ausschuss Reisemedizin der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin (DTG)
Seit 2010 Fellow Faculty of Travel Medicine, Royal College of Physicians and Surgeons,
FFTM RCPS Glasgow
Seit 2009 Expert Consultant to WHO
Seit 2009 Ehrenmitglied der FIDSSA – Federation of Infectious Diseases Societies of
Southern Africa
Seit 2009 Stellvertretender Vorsitzender DFR – Deutscher Fachverband für Reisemedizin
Seit 2008 Vorsitz der Akademie für Reisemedizin
2008 Scientific Consulting Group of ECDC – European Centre for Disease Prevention
and Control
2007–2014 Vorsitz der Arbeitsgemeinschaft (AG) Tropen-Reisemedizin und Impfwesen im
Bund Deutscher Internisten
2004–2008 Evaluation Board „Faculty of 1000 Medicines“
2003–2007 Ausschuss Reisemedizin der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin (DTG)
2003–2009 Associate Editor, Journal of Travel Medicine
2002–2014 International Advisory Board des „Centre of Competence for Tropical Medicine,
Parasitology, and International Health“, Gdynia, Polen
2002–2007 Therapieleitlinien-Kommission der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin
und Internationale Gesundheit (DTG)
2001–2014 Sprecher des Arbeitskreises Malaria der Paul-Ehrlich-Gesellschaft
2001–2007 International Editorial Board Malaria Journal
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Publikationen:
• 159 Originalarbeiten
• 68 Übersichtsarbeiten
• 57 Bücher und Buchkapitel
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Curriculum Vitae Prof. Dr. med. Robert Steffen Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention der Universität Zürich; WHO Collaborating Centre for Travellers’ Health
Werdegang:
Robert Steffen ist als Professor für Reisemedizin an der Universität Zürich emeritiert. Dort hat er
die Abteilung für Epidemiologie und Prävention übertragbarer Krankheiten und das WHO
Collaborating Centre for Travellers’ Health geleitet. Weiterhin ist er Adjunct Professor an der
University of Texas School of Public Health in Houston.
Wissenschaftlich konzentrierte er sich auf die epidemiologische Erforschung von Krankheiten und
Unfällen bei Reisenden und die dagegen wirksamen prophylaktischen Optionen. Dank seiner
Erfahrung in der Prävention von Infektionen diente er dem Bundesamt für Gesundheit in Bern als
Präsident der Eidgenössischen Kommission für Influenza-/Pandemieplanung und als Vizepräsident
der Kommissionen für Impffragen und für Bioterrorismus. Gegenwärtig ist er Vorsitzender des
Ebola Emergency Committee bei der WHO in Genf und regelmäßig wird er dort auch als Experte
bezüglich Massenveranstaltungen und Reisemedizin konsultiert.
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Curriculum Vitae Dr. med. Mathias Wagner Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Berlin
Hochschulstudium:
1980–1986 Humanmedizin, Martin-Luther-Universität, Halle-Wittenberg
Weiterbildung:
1996 Fachgebietsbezeichnung Pädiatrie
2000 Zusatzbezeichnung Neonatologie
2010 Fachzertifikat Reise- und Tropenmedizin
Seit 2011 Mitglied der Akademie für Reisemedizin
Promotion & Habilitation:
1986 Diplom, Halle
Thema: Nichtinvasive Funktionsuntersuchungen mit rechnergestützter
Auswertung Doppler-sonografischer Blutflusskurven bei arterieller
Verschlusskrankheit der unteren Extremität
1991 Promotion, Halle
Thema: Varizenchirurgie an einem Kreiskrankenhaus – Durchführung,
Ergebnisse, ökonomische Aspekte
Klinische Tätigkeit:
1989–1991 Kreiskrankenhaus Querfurt, Kinderabteilung
1991–1992 Universitätskinderklinik Bochum
1992–1993 Marienhospital Wesel, Kinderabteilung
1993–2000 Charité an der Humboldt-Universität Berlin, Abteilung für Neonatologie
Seit 2000 Kinderarztpraxis Dres. Karsten, Rugo, Wagner
Publikationen:
1. Wagner MH, Segerer H, Koch H, Scheid A, Obladen M, 1996. Circulatory changes after
surfactant bolus instillation in lung-lavaged adult rabbits. Experiment Lung Res 22(6):667-
676.
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2. Wagner MH, Sonntag J, Strauss E, Obladen M, 1999. Complement and contact activation
related to surfactant response in respiratory distress syndrome. Pediatr Res 45:14-18.
3. Wagner MH, Wiethoff S, Friedrich W, Mollenhauer I, Boenick U, Obladen M, 2000.
Ultrasonic surfactant nebulization with different exciting frequencies. Biophys
Chem;84:35-43.
4. Wagner MH, Amthauer H, Sonntag J, Drenk F, Eichstädt HW, Obladen M, 2000.
Endotracheal surfactant atomization: an alternative to bolus application instillation? Crit
Care Med, 28(7):2540-2544.
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Curriculum Vitae Dr. med. Helmut Müller-Ortstein Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Berlin, Berlin
Zuerst wurde nach dem Abitur ein Pädagogikstudium in Karlsruhe absolviert. Darauf folgte
das Studium der Humanmedizin in Heidelberg. Nach der Ausbildung zum Allgemeinarzt und
Arzt für Arbeitsmedizin und Sozialmedizin erfolgten Tätigkeiten als Schiffsarzt und mehrere
Jahre als Werksarzt bei einem Luftfahrtunternehmen. Eine daran anschließende
nervenärztliche Ausbildung führte sowohl im stationären als auch ambulanten Bereich zu
verschiedensten Aufgaben in der Psychiatrie, Psychotherapie und Sozialpsychiatrie. Als
Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie gilt seit vielen Jahren im Rahmen der
Reisemedizin auch die besondere Aufmerksamkeit nicht nur der körperlichen, sondern auch
der psychischen Gesundheit Reisender.