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Aus der Klinik und Poliklinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie
der Universität Würzburg
Direktorin: Professor Dr. med. Eva-Bettina Bröcker
Vorgehen bei Skabiesausbrüchen in Gemeinschafts-einrichtungen am Beispiel einer großen Behindertenwerkstatt
INAUGURAL - DISSERTATION
zur Erlangung der Doktorwürde der
Medizinischen Fakultät
der
Julius-Maximilians-Universität Würzburg
vorgelegt von
Lydia-Maria Theresia Carlé
aus Stadtsteinach
Würzburg, Oktober 2009
Referent: Prof. Dr. med. Henning Hamm
Koreferent: Prof. Dr. med. Hans-Michael Straßburg
Dekan: Prof. Dr. med. Matthias Frosch
Tag der mündlichen Prüfung: 19. Januar 2010
Die Promovendin ist Ärztin.
I
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung 1
1.1 Definition 1
1.2 Epidemiologie 1
1.3 Milbenzyklus 2
1.4 Pathogenese 3
1.5 Übertragung 3
1.6 Klinisches Bild 4
1.6.1 Klassische Skabies 4
1.6.2 Sonderformen 5
1.7 Diagnose 6
1.8 Differentialdiagnosen 7
1.9 Therapie 8
1.9.1 Medikamentöse Therapie 8
1.9.2 Allgemeine Hygienemaßnahmen 12
1.10 Gesetzliche Bestimmungen 12
2 Fragestellung 14
3 Material und Methoden 15
4 Darstellung des Skabiesausbruches in einer Werkstatt für
Menschen mit Behinderung und den angegliederten
Wohnheimen im Raum Würzburg 17
4.1 Profil der Werkstatt für Menschen mit Behinderung 17
II
4.2 Wohnsituation der behinderten Mitarbeiter 18
4.3 Chronologische Darstellung des Skabiesausbruches 19
4.4 Weitere Erläuterungen 36
5 Folgende Skabiesausbrüche im Raum Würzburg 42
6 Publizierte Skabiesausbrüche in Gemeinschaftseinrichtungen 45
7 Diskussion 90
7.1 Begriffserörterung 90
7.2 Kurzzusammenfassung des Skabiesausbruches 2003/04 in
Würzburg 91
7.3 Bewertung des Skabiesausbruches 2003/04 in Würzburg 92
7.4 Skabiesausbrüche in Gemeinschaftseinrichtungen 100
7.5 Empfehlungen zur Eindämmung von Skabiesausbrüchen in
Gemeinschaftseinrichtungen 106
8 Zusammenfassung 120
9 Anhang 123
10 Literaturverzeichnis 129
11 Abbildungsverzeichnis 137
12 Tabellenverzeichnis 138
Danksagung 139
Lebenslauf 140
1
1 Einleitung
1.1 Definition
Die Skabies [deutsch: Krätze, englisch: scabies, französisch: gale] ist eine In-
festation der Haut, die durch die Krätzemilbe Sarcoptes scabiei varietas hominis
hervorgerufen wird. Sie geht mit einem Hautausschlag unterschiedlicher Mor-
phologie und Schwere einher und ist durch heftigen Juckreiz gekennzeichnet
[1].
1.2 Epidemiologie
Die Skabies ist eine global auftretende Erkrankung, die alle Altersgruppen, so-
ziökonomischen Schichten, ethnischen Gruppierungen und beide Geschlechter
betrifft [2]. Die Infestationsprävalenz hängt wesentlich von der Bevölkerungs-
dichte, der medizinischen Versorgung, der Häufigkeit an Körperkontakten sowie
dem individuellen Hygiene- und Immunstatus der Menschen ab [1]. Weltweit
sollen 300 Millionen Personen pro Jahr an Skabies erkranken [2].
Im europäischen Raum nördlich der Alpen besteht im Herbst und Winter eine
größere Ausbreitungsgefahr der Skabies [3]. Die Prävalenz beträgt in unseren
Breiten meist unter 1% [1]. In den USA wurde bei Afroamerikanern eine niedri-
gere Prävalenz festgestellt als bei weißhäutigen Einwohnern [4]. Außerdem
besteht eine erhöhte Prävalenz in städtischen Regionen sowie bei Kindern und
Frauen [2]. Die Skabies kommt in Entwicklungsländern endemisch vor und neigt
zu epidemieartiger Ausbreitung in Kriegszeiten und bei Überbevölkerung. In
industrialisierten Ländern werden Epidemie-Zyklen von 20 bis 30 Jahren ange-
nommen [4].
Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW)
mit Sitz in Hamburg, bei der Pflegekräfte gegen Berufskrankheiten gesetzlich
versichert werden, gibt für das Jahr 2004 eine Steigerungsrate von parasitären
Erkrankungen von Pflegefachkräften um mehr als das fünffache im Vergleich
zum Vorjahr an (siehe Abb. 1) [5]. Darin enthalten sind Skabieserkrankungen.
In den darauf folgenden Jahren ist die Zahl der bei der BGW gemeldeten para-
2
sitären Erkrankungen wieder deutlich rückläufig.
Abb. 1: Bei der BGW registrierte meldepflichtige parasitäre Erkrankungen (in Klammern: davon Skabies)
(Quelle: BGW Presse Info Dezember 2003 [6] und Oktober 2005 [5] BGW Öffentlichkeitsarbeit / Pressestelle, Juli 2008)
1.3 Milbenzyklus
Die Skabiesmilbe Sarcoptes scabies varietas hominis verbringt ihren gesamten
Lebenszyklus in und auf der menschlichen Haut [2]. Die Milben ernähren sich
durch Zellflüssigkeit, Lymphe und Epidermiszellen [3]. Ihr Sauerstoffbedarf wird
mittels Diffusion gedeckt, weshalb der Parasit nicht tiefer als in das Stratum cor-
neum eindringt [1].
Nach der Begattung in Bohrtaschen auf der Hautoberfläche graben die Weib-
chen mit ihren Mundwerkzeugen (Gnathosom) tunnelförmige Gänge parallel zur
Hautoberfläche in das Stratum corneum, während die Männchen versterben.
Die weibliche Milbe bleibt ca. 30 bis 60 Tage lebensfähig. Täglich legt sie 2 bis
3 Eier in den Gängen ab und hinterlässt regelmäßig Kotballen (Skybala) [1].
Nach 2 bis 3 Tagen schlüpfen sechsbeinige Larven. Sie durchbohren die Gän-
ge und wandern zur Hautoberfläche, wo sie sich zu achtbeinigen Nymphen [3]
und dann zu geschlechtsreifen Milben entwickeln [1]. Die Gesamtentwicklungs-
zeit beträgt für Männchen 9 bis 14, für Weibchen 12 bis 21 Tage [3].
655
1234
232
169
399
301
193
243
86
727 (701)
439 (355)2007
2006
2005
2004
2003
2002
2001
2000
1999
1998
1997
3
1.4 Pathogenese
Die Veränderungen der Haut resultieren aus Gewebszerstörung [3] und einer
adaptiven Immunantwort, die nach der Sensibilisierung auftritt, weshalb bei ei-
ner primären Infektion die Symptome der Skabies erst nach 2 bis 5 Wochen
auftreten [7]. Die entstehende Immunreaktion vom Spättyp gegen Milbenpro-
dukte äußert sich klinisch in einer Ekzemreaktion [1]. Das oder die spezifischen
Antigene, welche die Immunantwort hervorrufen, sind bislang noch nicht identi-
fiziert [4]. Für eine vollständige Immunität gegen eine erneute Infektion reicht
die zellvermittelte Immunantwort nicht aus. Bei Reinfektionen zeigt sich aller-
dings eine geringer ausgeprägte Symptomatik [1].
Histopathologische Untersuchungen zeigen eine allen Arthropodenreaktionen
entsprechende Entzündungsreaktion. Es liegt ein superfizielles und tiefes, peri-
vaskuläres sowie interstitielles Infiltrat aus Lymphozyten und eosinophilen
Granulozyten vor [8].
Die Immunantwort und die Entfernung von Milben durch Waschen und Kratzen
sind Gründe dafür, dass sich bei immunkompetenten Patienten trotz der regel-
mäßigen Eiablage auf Dauer nur ca. 10 bis 15 Milbenweibchen auf der Haut
aufhalten [1]. Bei immunsupprimierten Patienten vermehren sich die Milben da-
gegen ungehemmt, und es kommt zur Scabies norvegica sive crustosa
(Borkenkrätze). Wegen der reduzierten Immunantwort kann der ansonsten typi-
sche, quälende Juckreiz bei dieser Skabiesform fehlen [1].
1.5 Übertragung
Die Übertragung der Skabiesmilbe erfolgt in der Regel von Mensch zu Mensch.
Zur Infestation genügt die Übertragung einer einzigen begatteten weiblichen
Milbe oder mehrerer, geschlechtlich unterschiedlich determinierter Larven [1].
Die Transmission der Milben erfolgt bei intensivem, lang andauerndem, engem
Hautkontakt wie Stillen, Geschlechtsverkehr oder Pflege. Verschiedenen Litera-
turangaben zufolge muss der Kontakt bei gewöhnlicher Skabies 15 bis 20
Minuten betragen. Begünstigende Faktoren für eine Infestation sind mangelnde
Reinigungshygiene und v. a. eine hohe Anzahl von Milben [1].
4
Eine Übertragung durch kontaminierte Bettwäsche, Kleidung, Matratzen, Blut-
druckmanschetten und andere Utensilien kommt vor allem bei Scabies
norvegica sive crustosa vor, bei der Tausende bis Millionen von Milben die Haut
besiedeln [1].
1.6 Klinisches Bild
1.6.1 Klassische Skabies
Bei Erstinfestation treten die ersten Hauterscheinungen aus den in Kapitel 1.4
genannten Gründen erst nach 2 bis 5 Wochen auf. Bei Reinfestation ist die „In-
kubationszeit“ bis zum Auftreten des Ekzems wegen der bereits bestehenden
zellvermittelten Immunantwort auf 1 bis 4 Tage verkürzt [1].
Die Milben bevorzugen Areale mit relativ hoher Temperatur und dünner Horn-
schicht [9]. Prädilektionsstellen sind Interdigitalfalten der Hände und Füße,
Beugeseiten der Handgelenke, Streckseiten des Ellenbogens, Axillarregion,
Mamille mit Areola, Nabel, Gürtellinie, Leistenregion, Gesäß, Perianalregion,
Analfalte, Genitalregion, Knöchelregion und innerer Fußrand [1]. Bei Säuglingen
und Kleinkindern finden sich Effloreszenzen auch im Gesicht, am behaarten
Kopf, in postaurikulären Falten, an Palmae und Plantae. Primäreffloreszenzen
bestehen aus oberflächlichen, oft unregelmäßig gewundenen Milbengängen in
einer Länge von wenigen Millimetern bis zu einem Zentimeter. Am blinden Ende
des Ganges kann sich ein Bläschen ausbilden [1]. Hinzu treten erythematöse
Papeln und Papulovesikel als Ausdruck der ekzematösen Immunantwort gegen
Milben und deren Exkremente [1]. Die Immunreaktion verursacht den charakte-
ristischen starken Pruritus, besonders bei Bettwärme [9]. Dies wird in erster
Linie auf die Senkung der Juckreizschwelle durch Wärme und in Ruhe zurück-
geführt [1]. Durch den Pruritus bedingtes Kratzen führt ferner zu Exkoriationen
und krustösen Veränderungen.
Verschiedenartige Morphen, sehr unterschiedliche Ausprägung und Ausdeh-
nung, Unterschiede in der Immunkompetenz und Körperhygiene des Wirts
sowie Anbehandlungen bedingen ein individuell sehr unterschiedliches klini-
sches Bild [1].
5
Abb. 3: Skabies
Abb. 2: Skabies
Abb. 4: Skabies, Detailaufnahme
(Quelle: Universitäts-Hautklinik Würzburg)
1.6.2 Sonderformen
Eine „gepflegte“ Skabies kann bei intensiver Körperhygiene vorkommen. Die
Anzahl der Milben ist noch geringer als bei gewöhnlicher Skabies, ohne dass
sich der Juckreiz verringern muss. Die Effloreszenzen sind oft geringer ausge-
prägt und auf einzelne Regionen beschränkt [1].
Von einer Scabies incognito spricht man, wenn das klinische Bild durch eine
Vorbehandlung mit topischen oder systemischen Kortikosteroiden modifiziert
ist. Die Hautveränderungen sind auch hierbei weniger stark ausgeprägt [1].
Pusteln und gelbliche Verkrustungen weisen auf eine superinfizierte Skabies
6
durch Staphylococcus aureus oder β-hämolysierende Streptokokken hin. Die
Superinfektion kann streptogene Folgekrankheiten, insbesondere eine Post-
streptokokken-Glomerulonephritis und ein rheumatisches Fieber auslösen und
in seltenen Fällen Ausgangspunkt einer Septikämie sein [1].
Derbe, rundliche, rotbraune bis livide Knoten mit Bevorzugung der Genitoingui-
nal-, Perianal- und Axillarregion stellen das morphologische Korrelat der
Scabies nodosa dar [1]. Es handelt sich dabei um eine überschießende immu-
nologische Reaktion auf Zerfalls- und Ausscheidungsprodukte der Milben.
Selbst nach erfolgreicher Behandlung können die Effloreszenzen bis zu Wo-
chen und Monate persistieren [2].
Bei der Scabies bullosa sind vereinzelt Blasen vorhanden oder z. T. auch dis-
seminiert über das Integument verteilt [1]. Pathogenetisch wahrscheinlicher als
eine Induktion durch Staphylococcus aureus ist eine immunologische Entste-
hung der Blasen, da sich die Spaltbildung subepidermal vollzieht und in der
Mehrzahl der Fälle C3- und IgG-Ablagerungen an der Basalmembran nach-
weisbar sind [1].
Die Scabies norvegica sive crustosa ist eine aufgrund ihres Erregerreichtums
hochkontagiöse Sonderform [1]. Sie kommt vor allem bei Patienten vor, bei de-
nen sich die Milben aufgrund einer Immunsuppression, geistiger oder
körperlicher Behinderung ungehemmt vermehren können [1]. Klinisch fallen
diffuse Hyperkeratosen, auch Krusten und Borken auf erythematösem Grund
auf [1]. Typischerweise sind Palmae, Plantae, Nägel, Handgelenke und Ellen-
bogen, gelegentlich auch Kopfhaut, Gesicht und Hals befallen [1]. Der Juckreiz
kann gering sein oder gänzlich fehlen [9].
1.7 Diagnose
Die Diagnose wird gesichert durch den Nachweis von Milben, Eiern oder Sky-
bala [9]. Klassischerweise wird dazu der Milbengang mit einer Kanüle, Lanzette
oder einem feinen Skalpell eröffnet [9]. Anschließend wird der Ganginhalt auf
einen Objektträger gebracht und lichtmikroskopisch untersucht [9]. Milbengänge
können durch Auftupfen von Farbstoff mit einem Filzschreiber und Applikation
7
eines Tropfens Alkohol besser dargestellt werden, da Kapillarkräfte die Farbe in
den Gang ziehen [9].
Stanzbiopsien einer Papulovesikel am Ende eines Milbenganges ermöglichen
den histologischen Nachweis von Skabiesmilben und deren Produkten.
Eine nicht invasive und daher vielfach bevorzugte Methode zum Milbennach-
weis ist die Dermatoskopie. Die Fressorgane sowie 2 der 4 Beinpaare befinden
sich am Vorderleib der Milbe und sind stärker pigmentiert als der rundliche Hin-
terleib [10]. Mit dem Auflichtmikroskop erkennt man am ehesten diese
pigmentierten Anteile, die eine charakteristische Dreieckskontur bilden. Bei ge-
nauerer Betrachtung lässt sich auch die Kontur des pigmentarmen Hinterleibes
ausmachen [10]. Des Weiteren lässt sich ein lufthaltiges intrakorneales Gang-
system erfassen [9]. Im Fall von Skabiesausbrüchen kann mit einem tragbaren
Dermatoskop eine hohe Anzahl an Screeninguntersuchungen durchgeführt
werden [11]. Dupuy et al. zeigten in einer vergleichenden Studie, dass die Auf-
lichtmikroskopie genauso sensitiv wie der mikroskopische Nachweis in einer
Hornhautbiopsie ist, jedoch eine deutlich höhere Patientenakzeptanz aufweist
[11].
Ferner ist die Verwendung der Polymerasekettenreaktion als Nachweismetho-
de in Entwicklung und wird künftig möglicherweise einen höheren Stellenwert in
der Diagnostik erhalten [12].
Vor allem bei Scabies norvegica sive crustosa lässt sich im Blut oft eine Eosi-
nophilie und fast immer eine Erhöhung des Gesamt-IgE-Werts nachweisen [1].
1.8 Differentialdiagnosen
Differentialdiagnostisch ist die Skabies von einer Reihe anderer Erkrankungen
abzugrenzen, die mit Pruritus und den beschriebenen Effloreszenzen einherge-
hen.
Bei den parasitären Hauterkrankungen ist an Tier- oder Trugkrätze, Demodex-
infektion, Herbstmilbendermatitis (Erntekrätze), Körper- oder Filzlausbefall zu
denken [3]. Entzündliche Dermatosen wie das atopische Ekzem, das allergi-
sche oder irritative Kontaktekzem, das postskabiöse Ekzem, Insektenbiss- und
8
-stichreaktionen, Impetigo contagiosa, Pityriasis rosea und Urtikariaformen
müssen ebenso von Skabies differenziert werden wie symptomatischer Juckreiz
bei internistischen Erkrankungen oder Dermatozoenwahn mit Kratzeffekten [3].
In seltenen Fällen können systemischer Lupus erythematosus, ein bullöses
Pemphigoid, eine Langerhanszell-Histiozytose oder eine seborrhoische Derma-
titis imitiert werden [7]. Mauleón-Fernández et al. berichten über die
Verwechslung einer Scabies nodosa mit einer Urticaria pigmentosa [13]. Des
Weiteren kann eine Skabies immunologische Erkrankungen wie eine chronisch-
lymphatische Leukämie oder ein B-Zell-Lymphom imitieren [2]. Die Scabies
crustosa kann einer Psoriasis ähneln [7].
1.9 Therapie
Ziel der Therapie ist die Abtötung der Skabiesmilben, deren Vorstufen und Eier
auf der Hautoberfläche und in der Epidermis. Da der Parasit nicht tiefer als in
das Stratum corneum eindringt [1], lässt sich das Ziel mit einer topischen The-
rapie und geeigneten Antiskabiosa erreichen. Sekundäre Therapieziele
bestehen in der Behandlung von Symptomen, insbesondere des oftmals aus-
geprägten Juckreizes, sowie von entzündlichen Begleiterscheinungen und
Sekundärinfektionen [1].
Um eine Verbreitung, ggf. sogar weit reichende Ausbrüche zu verhindern, ist es
von Bedeutung, weitere allgemeine Maßnahmen zu beachten. Alle engeren
Kontaktpersonen sollten zeitgleich mitbehandelt werden, um die Infektkette zu
unterbrechen, unabhängig davon, ob klinische Symptome einer Skabies beste-
hen oder nicht. Eine Ausbreitung über kontaminierte Gegenstände kann
außerdem über Entwesungsmaßnahmen der Umwelt eingeschränkt werden.
1.9.1 Medikamentöse Therapie
Therapeutikum der Wahl zur Behandlung einer Skabies ist Permethrin (siehe
Abb. 5 und 6).
Abb. 5: Strukturformel des Wirkstoffes Permethrin
(Quelle: InfectoPharm GmbH)
9
Permethrin – ein synthetisches Pyrethroid – hat durch die Beeinflussung der
Natriumpermeabilität an Nervenzellen eine akarizide Wirkung, jedoch nur eine
geringe Säugertoxizität. Es wird geringgradig perkutan absorbiert, in der Haut
durch Esterasen metabolisert und über den Urin schnell ausgeschieden [14]. In
einer multizentrischen, einarmigen Studie erzielte Permethrin eine Heilungsrate
von 95% [15]. Gegenüber Lindan zeigte Permethrin in 2 von 4 Studien eine
ähnliche, in den beiden anderen eine signifikant bessere Heilungsrate [16, 17,
18, 19] und erwies sich wirksamer als Crotamiton [20]. In einer Studie von Usha
und Gopalakrishnan Nair erzielte eine einmalige topische Anwendung von Per-
methrin eine Heilungsrate von 97,8% im Vergleich zu 70% einer einmaligen
oralen Dosis Ivermectin [21]. Ein weiterer Vorteil von Permethrin besteht in der
guten kosmetischen Akzeptanz durch Geruch- und Farblosigkeit. Zur Therapie
einer Skabies genügt meist eine Einmalapplikation des Antiskabiosums für 8 bis
12 Stunden auf die gesamte Körperoberfläche unter Aussparung des Kopfes
[9]. Nur bei weiterhin bestehender florider Skabies nach etwa 14 Tagen wird
eine zweite Behandlung durchgeführt [9]. Unter engmaschiger ärztlicher Kon-
trolle kann Permethrin entsprechend des Alters sowie der Körperoberfläche
auch bei Kindern, Säuglingen und Neugeborenen angewandt werden [9]. Bei
Säuglingen und Neugeborenen wird die Creme zusätzlich zum gesamten Inte-
gument auf Gesicht und Kopfhaut aufgetragen. Nur Augen- und Mundpartien
bleiben ausgespart [9]. Ferner können Schwangere und Stillende unter strenger
Indikationsstellung mit Permethrin therapiert werden, da es zur Gruppe der Me-
dikamente gehört, die in Tierversuchen keine embryotoxische oder teratogene
Wirkung zeigten [22]. Stillende sollen beim Auftragen der Creme den Brustbe-
reich aussparen [9] und eine 3-tägige Stillpause einlegen, da Pyrethroide in die
Muttermilch übergehen [23]. Zu den häufigen Nebenwirkungen von Permethrin
zählen Pruritus, erythematöse Ausschläge, Hauttrockenheit, Prickeln oder
Brennen der Haut sowie Parästhesien. Selten werden Kopfschmerzen beo-
bachtet. Exkoriationen, verminderte Hautpigmentierung, Follikulitiden,
Kontaktallergien oder Atembeschwerden kommen sehr selten vor [22].
10
Abb. 6: InfectoScab®, 5%ige Permethrin-Creme
(Quelle: InfectoPharm GmbH)
Bis vor einigen Jahren war die Organochlorverbindung Lindan (γ-
Hexachlorcyclohexan) das meistverwendete Antiskabiosum. Es wurde stärker
resorbiert als Permethrin, so dass vor allem bei geschädigter Hautbarriere, bei
unsachgemäßem oder mehrfach wiederholtem Gebrauch die Gefahr zerebraler
Toxizität oder aplastischer Anämie bestand [1]. Bei Erwachsenen und Kindern
über 10 Jahren wurde 0,3%ige Lindan-Emulsion an 3 aufeinander folgenden
Tagen aufgetragen und nach 12 Stunden abgewaschen [1]. Die Zulassung für
dieses Medikament endete 2007.
Benzylbenzoat – ein Ester aus Benzoesäure und Benzylalkohol – weist eben-
falls eine hohe Wirksamkeit gegenüber Skabies auf. Allerdings bewirkt ein
hohes irritatives Potential nicht selten eine Austrocknung der Haut, Brennen
und Stechen oder ekzematöse Läsionen nach der Behandlung [2]. Zur Behand-
lung von Erwachsenen mit Skabies wird empfohlen, die 25%ige Emulsion an 3
aufeinander folgenden Tagen aufzutragen und das Externum am vierten Tag
abzuwaschen. Bei Kindern über 6 Jahren, laut Hersteller auch bei Kindern über
1 Jahr, wenn sie ansonsten hautgesund sind, wird die 10%ige Emulsion an 3
aufeinander folgenden Tagen verwendet [1].
Das organische Säureamid Crotamiton weist eine geringere Wirksamkeit als
andere Antiskabiosa auf [1, 4, 20]. Um eine ausreichende Effektivität zu erzie-
len, sollte es an 3 bis 5 aufeinander folgenden Tagen aufgetragen und
11
zwischenzeitlich nicht abgewaschen werden. Nebenwirkungen bestehen in
Konjunktivitis, Rötung und Wärmegefühl der Haut, Juckreiz, Irritation und aller-
gischem Kontaktekzem [1].
Die Wirkstoffkombination Allethrin – ein synthetisches Pyrethrinoid – und Pipe-
ronylbutoxid – ein Pyrethrinoid-Synergist – ist nur in Form eines Aerosolsprays
erhältlich. Es wird einmalig mit einer Einwirkdauer von 12 Stunden appliziert
[20]. Von einer Anwendung bei Patienten mit bronchopulmonalen Beschwerden
sollte abgesehen werden [1, 2].
Ein kostengünstiges Antiskabiosum ist Präzipitatschwefel (Sulfur praecipita-
tum). Die Anwendung erfolgt an 3 bis 7 Tagen jeweils zweimal täglich [1, 9].
Bedingt durch die Häufigkeit der Anwendung sind Hautreizungen zu erwarten
[1]. Des Weiteren weist Präzipitatschwefel aufgrund der Geruchsbelästigung
und des Abfärbepotentials keine hohe kosmetische Akzeptanz auf [4]. Aufgrund
ihrer geringen Kosten gelten Schwefelpräparate vor allem in Entwicklungslän-
dern als Behandlungsalternative [4].
Zumeist empfiehlt es sich, ein Ganzkörperbad zu nehmen, bevor eine topische
antiskabiöse Therapie durchgeführt wird. Das Antiskabiosum soll erst nach dem
Trocknen der Haut und dem Wiedererreichen der normalen Hauttemperatur
appliziert werden [9]. Gegebenenfalls ist im Vorfeld auch eine keratolytische
Behandlung nötig [3]. Das Antiskabiosum sollte vor dem Zubettgehen auf die
gesamte Haut einschließlich der Retroaurikularfalten, nicht jedoch auf Gesicht
und behaarten Kopf aufgetragen werden [3]. Bei Säuglingen, Kleinkindern und
älteren Patienten werden diese Körperregionen ebenfalls eingecremt [9].
Das oral verfügbare Breitspektrum-Antiparasitikum Ivermectin ist in Deutsch-
land nicht zugelassen und nur über die internationale Apotheke zu beziehen.
Bevorzugt wird es bei therapieresistenten Fällen, bei immunsupprimierten Pati-
enten, bei Scabies crustosa oder wenn bei körperlich oder geistig behinderten
Personen eine ausreichende Einwirkzeit der lokalen Therapie nicht gewährleis-
tet werden kann [9]. Um bei stark erosiv geschädigter Haut die
Resorptionsgefahr zu mindern, wird in diesen Fällen statt einer lokalen auch auf
eine systemische Therapie zurückgegriffen [9]. In verschiedenen Studien er-
12
reichte es eine Heilungsrate zwischen 70% und 97% [20]. Da das makrozykli-
sche Lakton nicht ovizid wirkt, sollte die Einnahme auf nüchternen Magen nach
10 bis 14 Tagen wiederholt werden [9]. Das Robert-Koch-Institut empfiehlt eine
Dosis von 200-250 µg/kg KG [3]. Für Kinder unter 15 kg KG sowie für Schwan-
gere ist Ivermectin kontraindiziert [9]. Heukelbach et al. beobachten während
einer Massenbehandlung bei 904 verabreichten Dosen Ivermectin lediglich mil-
de bzw. moderate Ausprägungen der Nebenwirkungen abdominelle
Beschwerden, Übelkeit, Hautreizungen, Schwindel, Müdigkeit, Kopfschmerzen
und Fieber [24].
1.9.2 Allgemeine Hygienemaßnahmen
Kleidung, Bettwäsche, Handtücher und andere Gegenstände sollten bei 60°C
gewaschen werden [2, 3, 9]. Soweit dies nicht möglich ist, empfiehlt sich ent-
weder eine chemische Reinigung oder eine 4-tägige Lagerung in Plastiksäcken
bei über 20°C [9]. Des Weiteren besteht für Schuhe oder Plüschtiere die Mög-
lichkeit, sie einzufrieren [3]. Polstermöbel, Matratzen und Teppiche können mit
einem starken Staubsauger von Milben befreit werden [3]. Auch wenn die In-
festationsrate über Utensilien sehr gering ist, sollten häufig genutzte
Gegenstände sicherheitshalber desinfiziert werden [9]. Bei der Durchführung
der aufgeführten Maßnahmen sollten Plastikhandschuhe getragen werden.
1.10 Gesetzliche Bestimmungen
Skabies ist nach dem Gesetz zur Verhütung und Bekämpfung von Infektions-
krankheiten beim Menschen (Infektionsschutzgesetz, IfSG) keine
meldepflichtige Erkrankung. Dennoch hat die Leitung einer Gemeinschaftsein-
richtung das zuständige Gesundheitsamt unverzüglich zu benachrichtigen,
wenn Fakten bekannt werden, die das Vorliegen einer Skabies annehmen las-
sen (IfSG § 34 Abs. 6) [25].
Gemeinschaftseinrichtungen im Sinne des Infektionsschutzgesetzes sind Ein-
richtungen, in denen überwiegend Säuglinge, Kinder oder Jugendliche betreut
werden. Dies sind insbesondere Kinderkrippen, Kindergärten, Kindertagesstät-
ten, Kinderhorte, Schulen oder sonstige Ausbildungseinrichtungen, Heime,
13
Ferienlager und ähnliche Einrichtungen (IfSG § 33) [25]. Heime für ältere Men-
schen, pflegebedürftige oder behinderte Volljährige werden im Infektions-
schutzgesetz nicht explizit genannt. Für diese Institutionen gilt u. a. das Heim-
gesetz (HeimG § 1) [26]. Zum Umgang mit Infektionskrankheiten sind im
Heimgesetz keine spezifischen Angaben zu finden.
Personen, bei denen eine Skabies festgestellt wurde, dürfen in Gemeinschafts-
einrichtungen keine Lehr-, Erziehungs-, Pflege-, Aufsichts- oder sonstigen
Tätigkeiten ausüben, bei denen sie Kontakt zu den dort Betreuten haben (IfSG
§ 34 Abs. 1) [25]. Sind betreute Personen betroffen, dürfen diese die dem Be-
trieb der Gemeinschaftseinrichtung dienenden Räume nicht betreten, die
Einrichtungen der Gemeinschaftseinrichtung nicht benutzen und an Veranstal-
tungen der Gemeinschaftseinrichtung nicht teilnehmen (IfSG § 34 Abs. 1) [25].
Diese Verbote werden aufgehoben, sobald nach ärztlichem Urteil eine Weiter-
verbreitung der Krankheit nicht mehr zu befürchten ist (IfSG § 34 Abs. 1) [25].
Die zuständige Behörde kann die notwendigen Schutzmaßnahmen anordnen,
wenn in Gemeinschaftseinrichtungen betreute Personen Krankheitserreger so
in oder an sich tragen, dass die Gefahr einer Weiterverbreitung besteht (IfSG §
34 Abs. 9) [25].
Um Kontaktpersonen, besonders Immunschwache, vor einer Krankheit zu
schützen, sollte die Leitung einer Gemeinschaftseinrichtung die Erkrankung an
einer übertragbaren Krankheit ohne Namensnennung des Erkrankten bekannt
geben. Nach § 34 Abs. 8 des IfSG kann das Gesundheitsamt dies auch gegen-
über der Leitung anordnen (IfSG § 34 Abs. 8) [25].
Gemeinsam mit den Gesundheitsämtern sollen die Gemeinschaftseinrichtungen
die betreuten Personen oder deren Sorgeberechtigte über die Prävention über-
tragbarer Krankheiten aufklären (IfSG § 34 Abs. 10) [25].
Laut der Berufskrankheiten-Verordnung (BKV) können parasitäre Erkrankungen
als Berufskrankheit angezeigt werden, wenn der Versicherte im Gesundheits-
dienst, in der Wohlfahrtspflege oder in einem Laboratorium tätig oder durch eine
andere Tätigkeit der Infektionsgefahr in ähnlichem Maße besonders ausgesetzt
war [27].
14
2 Fragestellung
In Gemeinschaftseinrichtungen wie Krankenhäusern, Alten-, Pflege- und Behin-
dertenheimen stellen Skabieserkrankungen eine besondere Problematik dar.
Sie können weit reichende Ausbrüche verursachen, die eine besondere Be-
kämpfungsstrategie erfordern.
In Würzburg konnte 2003/04 ein Skabiesausbruch in einer Werkstatt für behin-
derte Menschen sowie in den angegliederten Wohnheimen erst eingedämmt
werden, nachdem eine Behandlungsstrategie entworfen und ein gemeinsames
Vorgehen aller beteiligten Institutionen vereinbart wurde.
Die vorliegende Arbeit entstand aus der Aufgabe, diesen weit reichenden Ska-
biesausbruch möglichst genau zu rekonstruieren. Dabei sollten Organisation,
Ablauf, Kooperation verschiedener Institutionen, Diagnostik und Therapiemaß-
nahmen dargestellt und die in diesem Zusammenhang aufgetretenen Probleme
erörtert werden. Des Weiteren sollten ausgewählte publizierte Fallbeschreibun-
gen von Skabiesausbrüchen in verschiedenen Gemeinschaftseinrichtungen
weltweit kurz dargestellt werden.
Anhand der in Würzburg gemachten Erfahrungen und der in der Literatur be-
schriebenen Erkenntnisse sollten Empfehlungen zum generellen Vorgehen bei
Skabiesausbrüchen in Gemeinschaftseinrichtungen erarbeitet werden, um
durch geeignete Maßnahmen eine zügige Eindämmung eines Ausbruches zu
erreichen und anfallende Kosten sowie physische und psychische Belastungen
möglichst gering zu halten.
15
3 Material und Methoden
Eine möglichst genaue Rekonstruktion des Skabiesausbruches 2003/04 in der
Werkstatt für Behinderte und angegliederten Wohnheimen konnte durch die
Einsicht verschiedener Akten erreicht werden. Sowohl in der Werkstatt als auch
in den Wohnheimen und in der Universitäts-Hautklinik wurden Briefwechsel, E-
Mail-Kontakte, Untersuchungs- und Behandlungslisten, Gesprächsnotizen,
Rechnungen, Atteste und Informationsschreiben, die den Skabiesausbruch be-
trafen, gesichtet. Des Weiteren gaben Patientenakten der Universitäts-
Hautklinik Aufschluss über Häufigkeit der Untersuchungen, deren Ergebnisse
sowie Therapiemaßnahmen.
Mündliche und schriftliche Informationen wurden vom verantwortlichen Oberarzt
und weiteren Ärzten der Universitäts-Hautklinik, vom Sozialdienstleiter sowie
vom Betriebsratsvorsitzenden der Werkstatt für Behinderte, von den Wohn-
heimsleitungen der Heime für Geistig- und Mehrfachbehinderte, von Angestell-
ten des Pflegepersonals eines Wohnheims für Körper- und Mehrfachbehinderte,
vom leitenden Medizinaldirektor des Gesundheitsamtes Würzburg, von Inha-
bern und Angestellten zuliefernder Apotheken sowie vom Leiter der medi-
zinisch-wissenschaftlichen Abteilung des Pharmaunternehmens InfectoPharm
GmbH eingeholt. Der Internetauftritt der Werkstatt für Behinderte und des Le-
benshilfe e.V. gaben weitere Auskünfte zur Struktur und den Tätigkeitsfeldern
der jeweiligen Institutionen.
Aus der Gesamtheit dieser Informationen wurde eine chronologische Darstel-
lung des Skabiesausbruches 2003/04 zusammengestellt. Gleichzeitig wurden
Probleme und Mängel in Organisation, Absprachen und Durchführung vermerkt.
Zu den nachfolgenden Skabiesausbrüchen in Würzburg gaben der verantwort-
liche Oberarzt der Universitäts-Hautklinik, der Sozialdienstleiter der Werkstatt
für Behinderte, eine Angestellte eines Wohnheimes für Körper- und Mehrfach-
behinderte sowie der stellvertretende Heimleiter eines Wohnheims für blinde,
erwachsene Werkstattbesucher Auskunft. Untersuchungsergebnisse und The-
rapien wurden ebenfalls den Patientenakten der Universitäts-Hautklinik
entnommen.
16
Zur Literaturrecherche nach publizierten Fällen mit ähnlicher Problematik wurde
in erster Linie das Internet genutzt. Neben der Internetsuchmaschine Google
und der Online-Bibliothek SpringerLink wurde die medizinische Datenbank der
U.S.-amerikanischen National Library of Medicine, PubMed, durchsucht.
Schlüsselwörter waren „scabies“, „scabies outbreak“, „nosocomial scabies“,
„epidemic scabies“, „Skabies“, „Skabiesausbruch“, „epidemische Skabies“, „no-
sokomiale Skabies“. Des Weiteren diente die elektronische Zeitschriften-
bibliothek der Julius-Maximilians-Universität Würzburg als Literaturquelle. Ältere
Artikel, die nicht in elektronischer Form zur Verfügung standen, wurden der Uni-
versitätsbibliothek Würzburg und der medizinischen Teilbibliothek der Universi-
täts-Hautklinik in Würzburg entnommen oder mittels Fernleihe bei der
Bayerischen Staatsbibliothek München bestellt.
Gesetzliche Bestimmungen zur Meldepflicht von Infektionskrankheiten bzw.
Bestimmungen zu nicht meldepflichtigen Erkrankungen sowie zu deren Auftre-
ten in Gemeinschaftseinrichtungen wurden dem Gesetz zur Verhütung und
Bekämpfung von Infektionskrankheiten beim Menschen (Infektionsschutzge-
setz, IfSG) entnommen. Die Berufskrankheiten-Verordnung (BKV) erlaubte
Angaben zu Berufskrankheiten von Angestellten im Gesundheitsdienst, der
Wohlfahrtspflege oder in Laboratorien.
17
4 Darstellung des Skabiesausbruches in einer Werkstatt
für Menschen mit Behinderung und den angegliederten
Wohnheimen im Raum Würzburg
4.1 Profil der Werkstatt für Menschen mit Behinderung
Die Werkstatt für Menschen mit Behinderung ist eine gemeinnützige Einrichtung
unterschiedlicher Vereine der Region Würzburg. Die Gesellschaft hat es sich
zur Aufgabe gemacht, individuell geeignete Arbeits- und Qualifizierungsplätze
für Menschen mit geistiger, körperlicher oder Mehrfachbehinderung anzubieten.
Dieses Vorhaben soll durch die Möglichkeit, in Werkstätten für behinderte Men-
schen zu arbeiten, Tagesförderstätten zu besuchen oder in Integrations-
unternehmen berufstätig zu sein, erreicht werden. Integrationsunternehmen
beschäftigen mindestens 25%, jedoch nicht mehr als 50% schwer behinderte
Menschen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt (SGB IX, § 132 Abs. 3) [28].
Die Werkstätten sind in den 4 Städten Würzburg, Ochsenfurt, Gemünden und
Kitzingen angesiedelt. Es wird mit 3 Integrationsunternehmen kooperiert, und 4
Tagesförderstätten werden betrieben.
Die größte Hauptwerkstatt wurde 1987 in Würzburg eröffnet. Im September
2003 erfolgte die Abspaltung einer Nebenwerkstatt ebenfalls mit Sitz in Würz-
burg.
In erster Linie waren diese beiden Arbeitsstätten durch den Skabiesausbruch
2003/04 betroffen. Aufgrund von Freundschaften unter den Mitarbeitern, durch
nicht behinderte Angestellte und durch die Teilnahme an Veranstaltungen un-
terschiedlicher integrativer Vereine besteht zwischen den Werkstattarbeitern
reger Kontakt.
In der Hauptwerkstatt sind 30 Arbeitsgruppen mit je 10 bis 12 behinderten Mit-
arbeitern und einem Gruppenleiter (Meister, Facharbeiter) tätig. Die Arbeits-
gruppen werden nach ihren Fähigkeiten zusammengesetzt. In den 4 Arbeitshal-
len der Hauptwerkstatt arbeiten jeweils etwa 8 Gruppen. Pro Halle ist ein
Sozialpädagoge angestellt. Zudem gibt es einen Berufsbildungsbereich, in dem
18
die Mitarbeiter zunächst eine 3-monatige Probezeit absolvieren und insgesamt
2 Jahre lang in die Arbeit eingewiesen werden. Mitunter sind auch Praktikanten
für mehrere Wochen oder Monate vor Ort. Mit etwa 320 Mitarbeitern unter-
schiedlichster Behinderungsgrade und ca. 70 Angestellten (Sozialpädagogen,
Facharbeiter, Zivildienstleistende, Verwaltungspersonal, Reinigungspersonal
etc.) ergibt sich eine große Heterogenität der Beschäftigten. Weiteres Personal,
das intensiven Kontakt zu Mitarbeitern hat, sind Physio- und Ergotherapeuten.
Es handelt sich um etwa 5 Personen, die täglich in den Räumlichkeiten der
Werkstatt ihre Behandlungen durchführen.
In der örtlich getrennten Nebenwerkstatt sind 7 Arbeitsgruppen mit etwa 60 be-
hinderten Mitarbeitern und ca. 10 Angestellten tätig. In der Werkstatt in
Ochsenfurt arbeiten etwa 130 behinderte Menschen sowie ca. 20 Angestellte.
4.2 Wohnsituation der behinderten Mitarbeiter
In Heimen unterschiedlicher Träger wohnen 40% der behinderten Mitarbeiter.
Die restlichen 60% der behinderten Mitarbeiter leben zu Hause bei Angehörigen
(55%), vor allem den Eltern, oder alleine (5%). Die allein wohnenden Mitarbeiter
erhalten Unterstützung durch Sozialdienste.
Bei den Wohnheimen handelt es sich entweder um reine Wohnstätten, in denen
nur Menschen mit geringgradiger Behinderung leben und die alle in den Werk-
stätten arbeiten, oder um Wohn- und Pflegeheime, in denen sowohl Menschen
leben, die die Werkstätten besuchen, als auch Personen, die aufgrund ihrer
Behinderungsgrade eine ganztägige Betreuung benötigen und nicht in Werk-
stätten arbeiten können.
19
4.3 Chronologische Darstellung des Skabiesausbruches
Durch die Bearbeitung der gesichteten Materialien sowie der mündlichen Infor-
mationen ließ sich folgende Chronologie des Skabiesausbruches erstellen.
04. - 24.08.2003 Die Werkstatt für Behinderte bleibt aufgrund eines 3-
wöchigen Betriebsurlaubes geschlossen.
27.08.2003 Bei 5 Bewohnern des Wohnheims 1A, Haus B, wird der Ver-
dacht auf Skabies geäußert.
In einem Schreiben informiert die Heimleitung, welche die
Wohnheime 1A und 1B betreut, Bewohner, Mitarbeiter,
Heimbeirat und Betriebsrat über eine weitere Erkrankung im
Wohnheim 1B, Haus 4.
Nach Rücksprache mit einem niedergelassenen Hautarzt,
dem Gesundheitsamt und den Verantwortlichen der Werk-
statt bleiben die Beschäftigten der Werkstatt, die in den
Wohnheimen 1A und 1B wohnen, der Arbeit an den beiden
folgenden Tagen (Donnerstag und Freitag) fern.
28.08.2003 Eine vorsorgliche Behandlung der 5 Verdachtsfälle wird mit
Lindan-Emulsion durchgeführt.
30.08.2003 Ein weiterer Verdachtsfall tritt im Wohnheim 1B, Haus 4, auf.
03.09.2003
Im Wohnheim 1A, Haus C, wird bei einem Bewohner eine
Skabies diagnostiziert und bei einem weiteren Bewohner der
Verdacht auf Skabies geäußert.
16.09.2003 Bei zwei Angestellten im Wohnheim 1A, Haus B, wird die
Diagnose Skabies gestellt.
22.09.2003 Im Wohnheim 1A, Haus B, werden alle behinderten Bewoh-
ner zur Sicherheit mit Lindan-Emulsion behandelt.
20
07.10.2003 Bei einer Fußpflegerin, die in mehreren Wohnheimen Perso-
nen behandelt, wird eine Skabies diagnostiziert.
19.11.2003 Ein erneuter Verdachtsfall wird durch die zweite Heimleiterin,
welche die Wohnheime 1C, 1D und 1E betreut, gemeldet.
20.11.2003 In den Häusern A, B und C des Wohnheims 1A wird Skabies
bei je einem Bewohner diagnostiziert.
22.11.2003 Bewohner und Angestellte der Häuser B und C, Wohnheim
1A, werden einer Sicherheitsbehandlung mit Lindan-Emul-
sion unterzogen.
25.11.2003 Eine Angestellte der für das Wohnheim 1A zuständigen Tex-
tilreinigung wird als befallen diagnostiziert.
Ende November
2003
Der Prokurist und Sozialdienstleiter der Werkstatt nimmt zu-
nächst Kontakt mit sämtlichen Heimleitungen und
anschließend mit der Klinik und Poliklinik für Dermatologie,
Venerologie und Allergologie der Universität Würzburg auf.
02.12.2003 Eine Skabies-Diagnose wird bei einer Angestellten der
Raumpflege im Wohnheim 1A gestellt.
03.12.2003 In der Universitäts-Hautklinik findet ein erstes Treffen von
Ärzten, Vertretern der Wohnheime und der Werkstatt statt.
05.12.2003 In einem Schreiben des verantwortlichen Oberarztes der Uni-
versitäts-Hautklinik werden Bewohner der Wohnheime, de-
ren gesetzliche Betreuer sowie Angestellte der Wohnstätten
1A und 1B über die Ausbreitung der Skabies und bisher
durchgeführte Behandlungsmaßnahmen informiert.
Aufgrund der Streuung der Skabiesfälle und des Umfangs
des Ausbruches wird eine zeitgleiche Behandlung der Wohn-
heime 1A und 1B mit Permethrin-Creme und evtl. Allethrin-
21
Spray angestrebt. Eine Nachuntersuchung soll 2 bis 3 Wo-
chen später stattfinden.
Für die Untersuchung und die anschließende Behandlung
werden schriftliche Einverständniserklärungen benötigt, um
die seitens der Heimleitung bei den gesetzlichen Betreuern
gebeten wird.
08.12.2003 Im Wohnheim 1A, Haus B, und im Wohnheim 1B, Haus 3
und 4, werden 4 Skabies-Diagnosen gestellt.
11.12.2003 Ein Schüler der Tagesförderungsstätte wird als befallen dia-
gnostiziert. Er wohnte im Oktober für 2 Wochen im Wohn-
heim 1A, Haus B.
12.12.2003 Heimleitung und Vertreter der Universitäts-Hautklinik disku-
tieren über Problemfälle, Mengenangaben für die Bestellung
bei Apotheken und über neue Verdachtsfälle.
Der Betriebsrat stellt einen Antrag auf zusätzliche Unterstüt-
zungsmaßnahmen an die Verantwortlichen der Wohnheims-
träger. Wegen psychischer und physischer Mehrbelastung
werden zusätzliche Arbeitskräfte (z. B. externes Reinigungs-
personal) gefordert.
18 Bewohner und Mitarbeiter des Hauses A I des Wohn-
heims 1A werden durch 2 niedergelassene Hautärzte
untersucht. Eine Person wird als möglicherweise befallen
eingestuft.
Im Wohnheim 1A, Haus B, wird bei 2 Bewohnern eine Ska-
bieserkrankung diagnostiziert. Ein zu Hause wohnender
Mitarbeiter der Werkstatt erkrankt ebenfalls.
15.12.2003 21 Bewohner und Mitarbeiter aus Haus 2 und 13 Mitarbeiter
22
und Bewohner aus Haus 3 des Wohnheimes 1B werden von
4 Ärzten der Universitäts-Hautklinik untersucht. Insgesamt
werden 4 Personen als möglicherweise befallen eingestuft.
Im Wohnheim 1D wird bei einer Bewohnerin eine Skabies-
Diagnose gestellt. Die betroffene Person wird ebenso wie
deren Lebenspartner mit Permethrin-Creme behandelt. Im
Wohnheim 2A wird die Erkrankung bei 2 Bewohnern dia-
gnostiziert.
16.12.2003 Die Bewohner und Mitarbeiter des Hauses C und einige Per-
sonen des Hauses B des Wohnheims 1A werden von 3
Ärzten der Universitäts-Hautklinik untersucht. Von insgesamt
22 Patienten sind 5 sicher an Skabies erkrankt, 2 möglicher-
weise.
17.12.2003 21 Bewohner und Mitarbeiter des Hauses 4 des Wohnheims
1B werden von einem niedergelassenen Hautarzt untersucht.
Als sicher erkrankt werden 7 Personen eingestuft, als mögli-
cherweise betroffen 4.
Im Wohnheim 1D tritt ein Verdachtsfall auf, der ebenso wie
die Zimmermitbewohnerin mit Allethrin-Spray behandelt wird.
Für die Mitarbeiter der Werkstatt, die in einer dritten Wohn-
anlage wohnen, wird bis zum 23. Dezember 2003
Sonderurlaub ausgesprochen. Behandlungen werden dort
nicht durchgeführt.
Eine Gruppe von 36 Personen wird in der Werkstatt durch
einen niedergelassenen Hautarzt untersucht. Dabei handelt
es sich um Mitarbeiter aus der Werkstatt, der Tagesförder-
stätte und nicht behinderte Angestellte, bei denen ein
Krankheitsverdacht bestand. Als möglicherweise befallen
23
werden 4 Personen eingestuft, eine als sicher befallen.
18.12.2003 Die Bewohner und Mitarbeiter des Hauses A II und die restli-
chen Personen aus Haus B des Wohnheims 1A werden von
3 Ärzten der Universitäts-Hautklinik untersucht. Von den ins-
gesamt 23 Personen sind 6 an Skabies erkrankt, 7 gelten als
möglicherweise befallen.
19.12.2003 Eine Informationsveranstaltung über die Erkrankung, Be-
handlungsmöglichkeiten, allgemeine Reinigungsmaßnahmen
und das geplante Vorgehen findet im Wohnheim 1A für alle
Interessierten statt. Referent ist der verantwortliche Oberarzt
der Universitäts-Hautklinik. Zuvor traf sich dieser mit dem
Leiter des Gesundheitsamtes, der Betriebsärztin, dem Vor-
sitzenden des Betriebsrates und dem Sozialdienstleiter der
Werkstatt für Behinderte sowie den Wohnheimsleiterinnen zu
einer koordinierenden Besprechung.
Im Wohnheim 1E wird bei einer behinderten Person eine
Skabies diagnostiziert. Sie wird mit Lindan-Emulsion behan-
delt.
Von einem niedergelassenen Hautarzt werden 20 Personen
in der Werkstatt untersucht. Es handelt sich dabei um Mitar-
beiter der Werkstatt, der Tagesförderstätte und um nicht
behinderte Angestellte, bei denen Erkrankungsverdacht be-
steht. Dieser bestätigt sich bei 2 Personen mit Sicherheit und
bei 12 mit Wahrscheinlichkeit.
22.12.2003 31 Personen werden im Wohnheim 1B unter Anleitung eines
ambulanten Pflegedienstes mit Permethrin-Creme behandelt,
46 Personen, davon 6 nicht behinderte Mitarbeiter, im
Wohnheim 1A.
Allen in der Werkstatt arbeitenden Bewohnern wird am 22.
24
und 23. Dezember 2003 Sonderurlaub gewährt.
Im Wohnheim 1E behandelt ein ambulanter Pflegedienst 17
Bewohner mit Allethrin-Spray.
Der Sozialdienstleiter der Werkstatt, die Leitung der Wohn-
stätten, der zuständige Betriebsarzt, der Leiter des Gesund-
heitsamtes und der verantwortliche Oberarzt der Universi-
täts-Hautklinik stimmen die Notwendigkeit einer erneuten
Untersuchung und einer zeitgleichen Behandlung aller Per-
sonen, die in Haupt- und Nebenwerkstätten, in 3 Außen-
gruppen und in der Tagesförderstätte arbeiten, in den Wohn-
heimen wohnen und Kontakt zu Betroffenen haben, ab.
Die Untersuchungen aller Personen, die in der Werkstatt für
Behinderte arbeiten, und der Kontaktpersonen mit Erkran-
kungsverdacht sollen am 7. und 8. Januar 2004 stattfinden.
Die zeitgleiche Therapie aller in der Werkstatt für Behinderte
arbeitenden Personen und aller Kontaktpersonen wird für
den 9. Januar 2004, für Urlauber für den 12. Januar 2004
festgelegt. Nach einem Zeitraum von 2 bis 3 Wochen soll
eine Nachuntersuchung zur Erfolgskontrolle stattfinden.
Gesetzliche Vertreter werden sowohl von Werkstattleitung,
Wohnstättenleitung als auch vom verantwortlichen Oberarzt
um die Einwilligung zu diesen Maßnahmen gebeten (siehe
Anhang 1).
Die Bewohner der Wohnheime 1A und 1B sollen bei der ge-
planten großen Behandlungsaktion nur behandelt werden.
Eine erneute Untersuchung wird nicht für nötig erachtet, da
sie im Dezember 2003 bereits untersucht und behandelt wur-
den.
Termine für die Untersuchung der Bewohner der Wohnheime
1C, 1D und 1E werden auf den 7. Januar 2004 gelegt. Be-
25
handlungstermine sind der 8. und 9. Januar 2004. Für diese
Tage gewährt die Werkstatt für Behinderte Sonderurlaub.
23.12.2003 15 Bewohner des Wohnheims 1A werden durch einen ambu-
lanten Pflegedienst ein zweites Mal behandelt, im Wohnheim
1B sind es 12 Personen. 17 dieser Personen wurden als si-
cher befallen eingestuft, wiederum 4 davon werden
zusätzlich mit Ivermectin-Tabletten therapiert.
6 fraglich befallene Mitarbeiter der Wohnheime behandeln
sich eigenständig ein zweites Mal.
Die Heimleitung wendet sich schriftlich an eine Familie, die in
engem Kontakt zum Wohnheim 1E steht und in der einige
Mitarbeiter des Heimes unterstützend tätig sind. Sie soll in
die Untersuchung am 7. Januar 2004 und Behandlung am 8.
Januar 2004 im genannten Wohnheim einbezogen werden.
Als Antwort wird mitgeteilt, dass sich das Ehepaar am 5. und
7. Januar 2004 bei einem niedergelassenen Hautarzt vorge-
stellt habe und kein Skabiesverdacht bestehe.
Die Geschäftsführerin des Wohnheimsträgers und der Sozi-
aldienstleiter der Werkstatt zeigen das Vorliegen einer
Berufskrankheit bei der Berufsgenossenschaft für Gesund-
heitsdienst und Wohlfahrtspflege an und stellen den Antrag
auf Kostenübernahme der Therapiemaßnahmen.
Am Vormittag wird das Wohnheim 1A durch einen Reini-
gungsdienst gesäubert, am Nachmittag das Wohnheim 1B.
02.01.2004 Die Heimleitung berichtet der Universitäts-Hautklinik über
eine schwangere Mitarbeiterin. Sie soll auf fachärztlichen Rat
hin mit 2,5%iger Permethrin-Creme oder Benzylbenzoat be-
handelt werden. Ferner bittet die Heimleitung um eine
26
Einweisung der Pflegedienste durch eine Pflegefachkraft der
Universitäts-Hautklinik.
07.01.2004 In der Hauptwerkstatt werden 51 Personen durch eine Ärztin
der Universitäts-Hautklinik untersucht. Eine Person gilt als
sicher befallen, 4 als möglicherweise befallen.
In den Wohnheimen finden Untersuchungen bei folgenden
Personen durch niedergelassene Hautärzte statt:
Wohnheim 1C: 7 Bewohner, 9 Mitarbeiter; Skabiesverdacht
bei 1 Bewohner und 1 Mitarbeiter
Wohnheim 1D: 20 Bewohner, 9 Mitarbeiter; kein Skabiesver-
dacht
Wohnheim 1E: 20 Bewohner, 11 Mitarbeiter; kein Skabies-
verdacht
Vom 7. bis 9. Januar 2004 bleibt die Werkstatt geschlossen.
08.01.2004 In der Werkstatt werden 264 bislang nicht untersuchte Per-
sonen (Mitarbeiter, Angestellte) durch 4 Ärzte der Universi-
täts-Hautklinik untersucht. Als sicher an Skabies erkrankt
gelten 2 Personen, 20 als möglicherweise betroffen.
Nachmittags findet in den Räumlichkeiten der Werkstatt eine
Informationsveranstaltung zur Erkrankung, Behandlungs-
möglichkeiten, allgemeine Reinigungsmaßnahmen und das
geplante Vorgehen statt. Referent ist wiederum der Oberarzt
der Universitäts-Hautklinik, der die Behandlungsaktion ärzt-
lich leitet.
Im Wohnheim 1C werden durch einen ambulanten Pflege-
dienst 7 Bewohner und ein Mitarbeiter mit Permethrin-Creme
behandelt.
27
09.01.2004 Verschiedene ambulante Pflegedienste werden in den
Räumlichkeiten der Werkstatt durch eine Fachkraft der Uni-
versitäts-Hautklinik in die Behandlung eingewiesen.
Anschließend werden etwa 400 Personen mit 5%iger Per-
methrin-Creme eingecremt bzw. behandeln sich selbst zu
Hause. Die exaktere Anzahl therapierter Personen ist nicht
eruierbar.
Das für die Behandlung notwendige Antiskabiosum wurde im
Vorfeld in großen Mengen anhand eines 25%igen Rezeptur-
konzentrates der Firma InfectoPharm durch verschiedene
ortsansässige Apotheken hergestellt und zu den unterschied-
lichen Behandlungsstätten geliefert.
Zeitgleich werden folgende Behandlungen durch unter-
schiedliche ambulante Pflegedienste durchgeführt:
Wohnheim 1A: 33 Bewohner, 1 Mitarbeiter
Wohnheim 1B: 31 Personen
Wohnheim 1D: 20 Bewohner, 2 Mitarbeiter
Wohnheim 1E: 19 Bewohner, 10 Mitarbeiter
Der Verdachtsfall aus dem Wohnheim 1C (Bewohner) wird
zum zweiten Mal behandelt, seine Lebensgefährtin im
Wohnheim 1A ebenfalls.
Am Vormittag wird das Haus B des Wohnheims 1A von einer
Reinigungsfirma gesäubert.
10.01.2004 In der Werkstatt werden 8 Mitarbeiter behandelt, die am Vor-
tag nicht zur Behandlung erschienen waren.
12.01.2004 Am Werkstatteingang werden 7 Personen, die in der vorher-
gehenden Woche nicht zur Untersuchung erschienen sind,
abgefangen und untersucht. Es besteht kein Skabiesver-
28
dacht. Anschließend werden 9 Personen durch einen ambu-
lanten Pflegedienst in den Werkstatt behandelt.
13.01.2004 In der Werkstatt werden 20 Personen, die nicht zur Untersu-
chung erschienen sind bzw. im Urlaub waren, durch einen
Arzt der Universitäts-Hautklinik untersucht. Bei einer Person
besteht Skabiesverdacht. Sie wurden bereits in der Werkstatt
behandelt oder behandelten sich zu Hause selbst.
16.01.2004 Der geplante Faschingsball der Lebenshilfe wird abgesagt.
27.01.2004 In der Werkstatt werden 71 Personen durch 3 Ärzte der Uni-
versitäts-Hautklinik nachuntersucht. Es werden 11 Personen
als möglicherweise befallen eingestuft, davon leben 5 in
Wohnstätten und 6 extern.
29.01.2004 Diese 11 krankheitsverdächtigen Personen werden in der
Werkstatt durch einen ambulanten Pflegedienst erneut be-
handelt.
09.02.2004 Der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohl-
fahrtspflege wird durch den Betriebsratsvorsitzenden eine
Meldung über das Vorliegen einer Berufskrankheit und über
die Untersuchung und Behandlung von 81 Mitarbeitern der
Wohnheime zugestellt.
13.02.2004 Im Wohnheim 1C (Patient 2) und im Wohnheim 1A, Haus B,
(Patient 3) wird je eine Bewohnerin als möglicherweise befal-
len eingestuft, ebenso ein extern wohnender Mitarbeiter
(Patient 1) der Werkstatt. Patient 2 ist die Lebensgefährtin
von Patient 1.
Die Patienten 1 und 2 werden in der Tagesklinik der Univer-
sitäts-Hautklinik untersucht und als sicher befallen
diagnostiziert. Am 13. und am 14. Februar 2004 werden sie
29
dort ambulant mit Permethrin 5% eingecremt. Bis alle Kon-
taktpersonen behandelt worden sind, sollen Patient 1 und 2
die Werkstatt nicht besuchen.
16.02.2004 In der Werkstatt für Behinderte werden 32 Personen durch
einen ambulanten Pflegedienst erneut behandelt. Dabei
handelt es sich um Angestellte und die Arbeitsgruppen „Krü-
ger“ (Arbeitsgruppe von Patient 1), „Endres“ und „Baumann“
(Arbeitsgruppen von Patient 2).
Im Wohnheim 1C behandelt ein Pflegedienst 5 Bewohner
und einen Mitarbeiter, 6 Mitarbeiter behandeln sich eigen-
ständig.
Im Wohnheim 1A, Haus B, werden 11 Bewohner durch einen
ambulanten Pflegedienst behandelt.
17.02.2004 In der Werkstatt werden 59 Personen durch 2 Ärzte der Uni-
versitäts-Hautklinik nachuntersucht. Bei den 59 Personen
handelt es sich um Kontaktpersonen der Patienten 1 und 2,
die bereits am 16. Februar 2004 behandelt wurden. Aus or-
ganisatorischen Gründen wurden die Patienten erst
behandelt und dann untersucht. Es sollten jedoch alle befal-
lenen Personen ausfindig gemacht werden, damit auch
deren externe Kontaktpersonen behandelt werden.
2 der 59 Personen werden als weiterhin skabiesverdächtig
eingestuft (Patient 4 und 5).
Patient 4 lebt im Wohnheim 1D, Patient 5 in Haus 4 im
Wohnheim 1B.
Die Arbeitsgruppe „Baumann“ des Patienten 4 wurde bereits
am 16. Februar 2004 behandelt.
4 Bewohner und 5 Mitarbeiter des Wohnheims 1C zählen
30
ebenfalls zu den in der Werkstatt untersuchten Personen.
Im Wohnheim 1A, Haus B, wo am 13. Februar eine Diagnose
für Skabies gestellt wurde, werden alle Bewohner und Mitar-
beiter durch 2 Ärzte der Universitäts-Hautklinik nachunter-
sucht. Von diesen 20 Personen zeigt sich eine als krank-
heitsverdächtig und wird mit Ivermectin-Tabletten behandelt.
Patient 1 wird in der Tagesklinik der Universitäts-Hautklinik
untersucht. Das bestehende postskabiöse Ekzem wird mit
einer kortikosteroidhaltigen Salbe behandelt.
18.02.2004 Bewohner und Mitarbeiter des Hauses B, Wohnheim 1A,
bringen den Wunsch auf Sonderurlaub zur Sprache. Sie
wurden beschuldigt, den Skabiesausbruch verursacht zu ha-
ben.
19.02.2004 Im Wohnheim 1B, Haus 4 (Wohnort von Patient 5) werden
11 Bewohner behandelt.
14 Bewohner (inkl. 2 wahrscheinlich extern lebender Partner)
des Wohnheims 1D (Wohnort von Patient 4) werden mit
Permethrin-Creme behandelt. 7 Mitarbeiter behandeln sich
eigenständig.
Die Arbeitsgruppe „Hofmann“ (Kontaktpersonen von Patient
5) wird behandelt. Es handelt sich um 15 Personen, von de-
nen 5 durch einen ambulanten Pflegedienst in der Werkstatt
therapiert werden. Der Rest wird zu Hause oder im Wohn-
heim behandelt oder wurde bereits am 16. Februar 2004
eingecremt.
Die Heimleitung bittet die Werkstatt, für die Wohnheime 1D
und 1B, Haus 4, vom 18. bis 20. Februar 2004 Sonderurlaub
zu gewähren.
31
27.02.2004 In der Werkstatt werden 6 Personen durch einen Arzt der
Universitäts-Hautklinik untersucht. Es besteht kein Anhalt für
eine Skabies. Diese 6 Personen zählen zu den 11 Ver-
dachtsfällen vom 27. Januar 2004. Die anderen 5 Personen
wurden bereits in den Wohnheimen untersucht und thera-
piert.
Eine Patientin wird zur Behandlung ihrer nach den antiskabi-
ösen Therapien stark ekzematösen Haut stationär in die
Universitäts-Hautklinik aufgenommen.
01.03.2004 Patient 1 wird in der Tagesklinik der Universitäts-Hautklinik
untersucht. Da trotz zweimaliger ambulanter Behandlung ein
Skabiesrezidiv gesichert wird, wird die stationäre Aufnahme
des Patienten zur erneuten Therapie für den 3. März 2004
empfohlen.
02.03.2004 In der Tagesklinik der Universitäts-Hautklinik werden Patient
2 und dessen Eltern untersucht. Eine Skabies-Diagnose wird
in keinem Fall gestellt. Patient 2 weist diskrete Hautverän-
derungen am Dekolleté auf.
03.03.2004 Die Patienten 1 und 2 werden bis zum 6. März 2004 zur sta-
tionären Behandlung in die Universitäts-Hautklinik aufgenom-
men.
Beide Patienten werden am 3. und am 4. März 2004 mit Per-
methrin-Creme 5% eingecremt. Am Abend des 4. März 2004
erfolgte eine Behandlung mit 2%iger Triclosan-Creme. Pati-
ent 2 wird am 5. März 2004 erneut mit Triclosan-Creme
behandelt. Zur Bekämpfung des Juckreizes wird das Anti-
histaminikum Clemastin angesetzt.
In der Tagesklinik der Universitäts-Hautklinik werden 2 Per-
32
sonen untersucht, die keine Skabiesanzeichen aufweisen. Es
handelt sich um Kontaktpersonen der Patienten 1 und 2.
04.03.2004 Auf Wunsch des Hauses B, Wohnheim 1A, werden die 9
Bewohner bis zum 17. März 2004 krankgeschrieben, um wei-
tere Kontakte in der Werkstatt zu vermeiden. Eine Kontroll-
untersuchung soll am 16. März 2004 stattfinden.
Die dadurch anfallenden zusätzlichen Betreuungsstunden
werden durch die Werkstatt finanziert und von einer Prakti-
kantin übernommen.
05.03.2004 Der Sozialdienstleiter teilt mit, dass die Patienten 1 und 2 für
3 Wochen den Werkstatt fernbleiben werden. Gleiches gilt
für den Vater des Patienten 2, der ebenfalls dort arbeitet. Zur
Sicherheit schlägt er vor, am 15. oder 16. März 2004 Ar-
beitskollegen der Patienten 1 und 2 in den Werkstatt und
Mitbewohner aus Haus B, Wohnheim 1A, einer Nachunter-
suchung zu unterziehen.
Die Mutter des Patienten 1 wird in der Tagesklinik der Uni-
versitäts-Hautklinik untersucht. Es besteht kein Verdacht auf
eine Skabieserkrankung. Sicherheitshalber wird sie als Kon-
taktperson einmal mit Permethrin-Creme 5% therapiert.
08.03.2004 In der Tagesklinik der Universitäts-Hautklinik werden 2 Kon-
taktpersonen des Patienten 1 untersucht. Es wird keine
Skabies diagnostiziert.
11.03.2004 Patient 1 wird einer nachstationären Behandlung in der Ta-
gesklinik der Universitäts-Hautklinik unterzogen. Bei ihm
besteht eine Exazerbation der Erkrankung, die zu einer Wie-
deraufnahme zur stationären Behandlung führt (siehe Abb. 7
und 8).
33
Abb. 7: Skabies des Patienten 1 (Indexpatient) Abb. 8: Skabies des Patienten 1, Detailaufnahme
(Quelle: Universitäts-Hautklinik Würzburg)
12.03.2004 Patient 1 wird bis zum 19. März 2004 zu einer stationären
Behandlung in die Universitäts-Hautklinik aufgenommen.
Am 12. und 13. März 2004 wird er mit Permethrin-Creme
behandelt. Daraufhin erfolgt eine Behandlung mit Triclosan-
Creme 2% sowie eine intermittierende Anwendung topischer
Steroide. Systemisch werden Antihistaminika gegeben. Des
Weiteren werden 18 mg Ivermectin verabreicht. Für die fol-
genden 6 Wochen werden eine weit reichende Wohnungs-
sanierung, eine Arbeitspause und eine Kontaktsperre zu Pa-
tient 2 vereinbart.
Patient 2 wird in der Tagesklinik der Universitäts-Hautklinik
untersucht (nachstationäre Behandlung). Es besteht ein irri-
tativ-toxisches Axillarekzem aufgrund übermäßigen
Gebrauchs von Kernseife, jedoch kein Skabiesverdacht.
16.03.2004 In der Werkstatt für Behinderte werden 57 Personen, die
Kontakt zu den Patienten 1 und 2 haben, durch einen Arzt
untersucht.
Alle Personen sind erscheingungsfrei, 2 Verdachtsfälle (eine
extern wohnende Person und eine Person aus Haus C,
34
Wohnheim 1A) werden nicht bestätigt.
Die Bewohner des Hauses B, Wohnheim 1A, des Wohn-
heims 1C und je ein Bewohner des Wohnheims 1D und 1B,
Haus 4 werden durch einen Arzt der Universitäts-Hautklinik
untersucht. Bei allen 16 Personen besteht kein Skabiesver-
dacht.
19.03.2004 Patient 2 wird in der Tagesklinik der Universitäts-Hautklinik
untersucht (nachstationäre Behandlung). Es besteht kein
Anhalt für eine Skabies.
25.03.2004 Patient 1 wird in der Tagesklinik der Universitäts-Hautklinik
untersucht. Es besteht ein postskabiöses Ekzem, das mit
einer kortikosteroidhaltigen Creme behandelt wird.
26.03.2004 Patient 2 wird in der Tagesklinik der Universitäts-Hautklinik
untersucht. Eine Skabies besteht nicht.
01.04.2004 Die Werkstattleitung berichtet der Universitäts-Hautklinik von
8 Verdachtsfällen in der Werkstatt der Nachbarstadt Ochsen-
furt. Des Weiteren wird um eine Untersuchung von etwa 120
Mitarbeitern gebeten.
02.04.2004 Die Heimleitung des Wohnheimes in Ochsenfurt teilt den
Verantwortlichen der Werkstatt mit, dass alle Mitarbeiter und
Angestellte der Werkstatt Ochsenfurt und alle Bewohner und
Mitarbeiter des Wohnheims Ochsenfurt behandelt werden
sollen. Werkstattarbeiter und Wohnheimbewohner in Kitzin-
gen sollen nach Rücksprache zunächst nicht untersucht und
behandelt werden.
Patient 1 erhält in der Tagesklinik der Universitäts-Hautklinik
die zweite Dosis Ivermectin (18 mg).
35
05.04.2004 Patient 2 und dessen Eltern werden in der Tagesklinik der
Universitäts-Hautklinik einer erneuten Kontrolluntersuchung
unterzogen. Es besteht kein Skabiesverdacht.
07.04.2004 In der Werkstatt in Ochsenfurt werden 115 Personen durch 4
Ärzte der Universitäts-Hautklinik untersucht. Sicher befallen
sind 3 Personen, 13 gelten als krankheitsverdächtig.
08.04.2004 In der Werkstatt Ochsenfurt werden mit Hilfe ambulanter
Pflegedienste 126 Personen mit Permethrin-Creme behan-
delt. Die etwa 20 nicht behinderten Angestellten behandeln
sich selbst.
Im April 2004 Für das Wohnheim Ochsenfurt wird eine einwöchige Quaran-
täne ausgerufen.
13.04.2004 Eine erneute Kontrolluntersuchung von Patient 1 in der Ta-
gesklinik der Universitäts-Hautklinik ergibt weiterhin ein
postskabiöses Ekzem. Es wird mit einer cortisonhaltigen Sal-
be behandelt.
14.04.2004 In der Werkstatt in Ochsenfurt werden 11 Personen von ei-
nem Arzt der Universitäts-Hautklinik nachuntersucht. Es
besteht kein Skabiesverdacht.
16.04.2004 Patient 2 und dessen Eltern werden in der Tagesklinik der
Universitäts-Hautklinik untersucht. Hinweise für eine Skabies
ergeben sich nicht.
20.04.2004 Bei einer erneuten Kontrolluntersuchung von Patient 1 in der
Tagesklinik der Universitäts-Hautklinik wird eine postinflam-
matorische Hyperpigmentierung diagnostiziert. Eine Therapie
erfolgt nicht mehr.
29.04.2004 Weitere Kontrolluntersuchungen des Patienten 2 und dessen
36
Eltern in der Tagesklinik der Universitäts-Hautklinik ergeben
keinen Skabiesverdacht.
30.04.2004 Patient 1 wird in der Tagesklinik der Universitäts-Hautklinik
untersucht. Die Skabies gilt als abgeheilt.
06.05.2004 31 Personen werden in der Werkstatt in Ochsenfurt von 2
Ärzten der Universitäts-Hautklinik nachuntersucht. Skabies-
erkrankungen werden nicht festgestellt.
04.08.2004 In der Universitäts-Hautklinik findet eine abschließende Be-
sprechung statt, in der rückblickend die Behandlungsaktion
der letzten Monate analysiert und Konsequenzen und Em-
pfehlungen im Falle zukünftiger Erkrankungen diskutiert wer-
den. Teilnehmer sind der verantwortliche Oberarzt, eine
beteiligte Oberärztin und eine beteiligte Assistenzärztin der
Universitäts-Hautklinik, der Sozialdienstleiter und der Werk-
stattleiter der Werkstatt Würzburg, der Leiter der Wohn-
stätten Kitzingen-Ochsenfurt, die Geschäftsführerin des Trä-
gers der Wohnstätten, die Heimleiterin der Wohnheime 1A
und 1B und der Betriebsratsvorsitzende der Wohnstätten.
28.09.2004 In einem Schreiben fasst der Sozialdienstleiter der Werkstatt
die Schlussfolgerungen für die Zukunft zusammen.
4.4 Weitere Erläuterungen
In den ersten Wochen des Ausbruches waren verschiedene niedergelassene
Hautärzte involviert. Es wurden unterschiedliche Behandlungen durchgeführt,
Kontaktpersonen unberücksichtigt gelassen und zum Teil Fehldiagnosen (Ek-
zem) gestellt. Nachdem der Skabiesausbruch unter behinderten Mitarbeitern
der Werkstatt und nicht behinderten Angestellten innerhalb von 3 Monaten ein
hohes und nur schwer einzudämmendes Ausmaß angenommen hatte, wurde
37
die Universitäts-Hautklinik um Unterstützung bei der Koordination einer Be-
handlungsmaßnahme gebeten. Sämtliche Schritte wurden anschließend von
einer „Stabsstelle“ aus, der vor allem der Sozialdienstleiter der Werkstatt und
der verantwortliche Oberarzt der Universitäts-Hautklinik angehörten, koordiniert.
Weitere organisatorische Aufgaben übernahmen die Verantwortlichen der je-
weiligen Wohnheimsbereiche, Geschäftsführer oder Werkstattleiter.
Der Sozialdienstleiter und die Heimleitungen kontaktierten ortsansässige Apo-
theken zur Belieferung großer Mengen des topischen Antiskabiosums sowie
von benötigten Utensilien wie Handschuhen oder Verbandsmaterial. Die Per-
methrin-Creme musste mit Hilfe eines Rezepturkonzentrates angefertigt
werden, da es zum damaligen Zeitpunkt noch kein Fertigarzneimittel mit diesem
Wirkstoff gab. Ebenso wurden ambulante Pflegedienste in Anspruch genom-
men, um alle Voraussetzungen für die gleichzeitigen Behandlungsmaßnahmen
zu schaffen.
Die Verantwortlichen der Wohnheime und der Werkstatt gaben Mitarbeitern,
Angestellten, Betreuern und Eltern Informationen über die vereinbarten Maß-
nahmen weiter und begründeten diese, um bei allen Betroffenen Einsicht für die
Notwendigkeit der Behandlungsaktion zu wecken.
Allgemeine Desinfektionsmaßnahmen und die Reinigung von Textilien wurden
entweder durch die bestehende Infrastruktur der Wohnheime oder durch beauf-
tragte Firmen getätigt.
Dem Gesundheitsamt wurde frühzeitig entsprechend den rechtlichen Bestim-
mungen das Vorliegen von Skabieserkrankungen bei behinderten Mitarbeitern
der Werkstatt und Bewohnern der Wohnheime angezeigt. Eine intensive Zu-
sammenarbeit mit dieser Behörde fand nicht statt. Sie erkundigte sich lediglich
von Zeit zu Zeit über den Stand der Dinge.
Insgesamt führten 11 Ärzte der Universitäts-Hautklinik und 6 niedergelassene
Hautärzte ab Dezember 2003 die Untersuchungen durch. Ursprünglich gab es
mit einigen niedergelassenen Hautärzten die Vereinbarung, dass die umfang-
reichen Untersuchungen auf diese und Ärzte der Universitäts-Hautklinik
aufgeteilt werden (siehe Anhang 2). Diese Absprache wurde nur anfänglich ein-
38
gehalten, da damit ein noch höherer Koordinationsaufwand verbunden gewe-
sen wäre. Im weiteren Verlauf wurden daher die Untersuchungen ausschließlich
von Ärzten der Universitäts-Hautklinik übernommen. Die untersuchten Perso-
nen wurden den Kategorien „nicht befallen“, „möglicherweise befallen“ und
„sicher befallen“ zugeordnet. Im August 2004 stellte die Universitäts-Hautklinik
eine Rechnung über 795 innerhalb und außerhalb der Universität stattgehabte
Untersuchungen. Jedoch dürfte die Zahl aller stattgehabten Untersuchungen
bei etwa 1.000 gelegen haben.
Der Vertreter der Universitäts-Hautklinik korrespondierte mit dem verantwortli-
chen Mitarbeiter des Pharmaunternehmens InfectoPharm GmbH, dem
Hersteller des Permethrin-haltigen Rezepturkonzentrates, um im Vorfeld sicher
zu stellen, dass genügend Substanz nach Würzburg geliefert werden konnte
und um günstige Konditionen für eine Massenbestellung des Wirkstoffes zu er-
langen. Das Pharmaunternehmen lieferte während des gesamten Ausbruches
ca. 510 Packungen des Rezepturkonzentrates mit einem Gehalt von 25% Per-
methrin an lokale Apotheken sowie die Apotheke der Universitätsklinik. Diese
Menge reicht rechnerisch für die Herstellung von 51 kg 5%iger Permethrin-
Creme aus. Nahezu alle Personen wurden mit dieser 5%iger Permethrin-Creme
behandelt. Ursprünglich wurden 30-50 g der Creme pro Person veranschlagt.
Da die Creme zunächst allerdings gekühlt gelagert wurde, wurde pro Person
mehr benötigt, und die bestellten Mengen reichten anfangs nicht aus. Um die
Behandlungen dennoch zeitgleich durchzuführen, stellte die Apotheke des Uni-
versitätsklinikums noch etwa 2–3 kg Creme „notfallmäßig“ fertig.
Ivermectin wurde über die internationale Apotheke bestellt und bei einigen be-
sonders stark betroffenen Patienten bzw. schwer behinderten Personen, bei
denen eine lückenlose Behandlung der Haut vom Unterkiefer abwärts nicht
möglich war, eingesetzt.
In Einzelfällen, in denen eine Creme-Behandlung abgelehnt wurde, wurde auch
ein Spray mit den Wirkstoffen Allethrin und Piperonylbutoxid als Therapeutikum
verwendet.
Alle als „sicher befallen“ und „möglicherweise befallen“ eingestuften Personen
39
wurden von geschultem Pflegepersonal behandelt. Den Kontaktpersonen war
es freigestellt, sich behandeln zu lassen oder sich selbst zu behandeln. Die
Zahl der Behandlungen durch Pflegepersonal lag bei etwa 750. Eigenständige
Behandlungen von nicht behinderten Personen sind bei dieser Zahl nicht be-
rücksichtigt.
Im Zeitraum von Dezember 2003 bis Mai 2004 entstanden der Werkstatt und
den Wohnheimen erhebliche Kosten für ärztliche Leistungen, Tätigkeiten der
Pflegedienste, für Medikamente und Behandlungsutensilien sowie für die Reini-
gung von Textilien und Gebäuden. Insgesamt beliefen sich diese direkten
Ausgaben auf ca. 50.000 €. Da die Skabies in dieser ungewöhnlichen Situation
als berufliche bedingte Erkrankung anerkannt wurde, wurden die Kosten von
der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege über-
nommen. Weiterhin entstanden der Werkstatt auch hohe indirekte Kosten, da
während des Sonderurlaubs der Mitarbeiter die Produktion ausfiel. In den
Wohnheimen fielen während des Sonderurlaubs der Werkstattmitarbeiter zu-
sätzliche Betreuungszeiten an.
Bevor die Universitäts-Hautklinik mit der Koordination beauftragt wurde,
herrschte zwischen den Institutionen Werkstatt und Wohnheimen ein stocken-
der und oftmals unzureichender Informationsfluss, so dass es zu Verzöge-
rungen kam und der Skabiesausbruch ein großes Ausmaß annehmen konnte.
Untersuchungs-, Behandlungs- oder Medikamentenlisten wurden teilweise un-
genau dokumentiert. Bemängelt wurde des Weiteren, dass im Gremium der
Verantwortlichen Zuständigkeiten nicht eindeutig verteilt gewesen seien. Vor
allem Angehörigen und Betreuern war nicht bekannt, an wen sie sich mit medi-
zinischen oder organisatorischen Fragen wenden sollten.
Für alle nötigen Untersuchungen und Behandlungen der behinderten, nicht ge-
schäftsfähigen Personen mussten im Vorfeld Einverständniserklärungen der
jeweiligen gesetzlichen Betreuer eingeholt werden. Bei einigen wenigen behin-
derten Personen waren Betreuungsverfahren noch nicht beendet. In diesen
Fällen musste ein Vormundschaftsrichter um Untersuchungs- und Behand-
lungserlaubnis gebeten werden.
40
Die Ärzte der Universitäts-Hautklinik, die zu Untersuchungen in Wohnheimen
und Werkstatt vom alltäglichen Klinikbetrieb freigestellt wurden, sahen sich mit
dem Unmut der Kollegen konfrontiert.
Da zunächst unklar war, ob die Berufsgenossenschaft für die Kosten der Unter-
suchungen und Behandlungen aufkommen würde, wurden anfangs bei
Untersuchungs- und Therapiemaßnahmen außerhalb der Klinik Versicherungs-
daten der gesetzlichen Krankenversicherungen erhoben, die jedoch nicht immer
zum Zeitpunkt der Untersuchung zur Verfügung standen. Versicherungskarten
der Patienten mussten im Nachhinein in die Universitäts-Hautklinik und per Ku-
rier wieder zurückgebracht werden. Bei den ersten Behandlungen war man
unzureichend mit Material ausgestattet bzw. hatte einen erhöhten Creme-
Verbrauch zu verzeichnen. Des Weiteren waren gelegentlich Vorbereitungen
nicht ausreichend getroffen worden. So hatte zum Beispiel externes Pflegeper-
sonal keinen Ansprechpartner, Wohnheimsbewohner waren unvorbereitet zur
Behandlung erschienen, oder frische Kleidung war nicht bereitgelegt. Bei zu
Hause wohnenden behinderten Personen konnte nicht überprüft werden, ob sie
adäquat eingecremt wurden oder nicht.
Die nicht behinderten Angestellten der Wohnheime oder der Werkstatt beklag-
ten eine unzureichende Information, so dass sie auf Fragen von Angehörigen
und Betreuern keine Auskunft geben konnten. Bei ihnen machte sich Verunsi-
cherung ebenso wie Überforderung durch logistische Aufgaben breit.
Oftmals fehlte seitens behinderter und nicht behinderter Mitarbeiter die Bereit-
schaft, sich untersuchen oder behandeln zu lassen. Auch gesetzliche Betreuer
oder Hausärzte stimmten gelegentlich einer Behandlung mit Permethrin-Creme
nicht zu. Es wurde mit Abmahnungen gedroht und Ultimaten für das Vorlegen
von Attesten, die eine Skabiesfreiheit bestätigten, gesetzt. Behinderten Perso-
nen fehlte oft das kognitive Verständnis für die Behandlung. Handschuhe
wurden vorzeitig ausgezogen und der Behandlungserfolg somit gefährdet. Das
Pflegepersonal musste viel Überzeugungsarbeit leisten und auch die behinder-
ten Personen dazu animieren, sich in Gemeinschaftsräumen untersuchen und
behandeln zu lassen. Einige Mitarbeiter erschienen zu Untersuchung oder Be-
41
handlung nicht in der Werkstatt. Diesen wurde das Medikament nach Hause
gebracht.
Vor allem in den Wohnheimen mussten während der Quarantäne oder an Ta-
gen, an denen die Werkstatt geschlossen blieb, Überstunden geleistet werden,
oder es fielen zusätzliche Kosten durch externes Personal an.
Wohnheims- oder Arbeitsgruppen beschuldigten sich gegenseitig, für den Ska-
biesausbruch verantwortlich zu sein. Unter den involvierten Personen stellte
sich eine abweisende Haltung ein. Auch Angehörige, Betreuer oder anonyme
Anrufer suchten nach Schuldigen, so dass Verantwortliche der Wohnheime und
der Werkstatt gezwungen waren, ihr Vorgehen zu rechtfertigen.
42
5 Folgende Skabiesausbrüche im Raum Würzburg
Ausbruch in einem Wohnheim für behinderte Menschen
Dauer: Juni bis Juli 2005
Zahl der Behandelten: 81
Eingesetztes Therapeutikum: Permethrin
Im Juni 2005 nahmen 6 behinderte Menschen eines Wohnheimes in Würzburg
an einer Urlaubsfahrt nach Köln teil. Sie wurden von 7 Betreuern aus Würzburg
begleitet. Insgesamt handelte es sich um 36 Personen aus ganz Deutschland.
In den darauf folgenden Wochen entwickelte ein Bewohner Hautreizungen, die
zunächst auf die Verwendung eines neuen Duschgels zurückgeführt wurden.
Nach dessen Absetzen trat jedoch keine Besserung ein. Durch den Hausarzt
wurde eine Behandlung mit Hydrocortison-Creme durchgeführt. Wegen des
Verdachts einer Skabieserkrankung wurde schließlich die Universitäts-
Hautklinik kontaktiert. Dort bestätigte sich in einer Untersuchung dieser Ver-
dacht. Der Bewohner arbeitete in einer Werkstatt für behinderte Menschen.
Zwischen den verantwortlichen Ärzten, Wohnheims- und Werkstattleitung wur-
de ein Untersuchungs- und Behandlungsplan erarbeitet. Am darauf folgenden
Tag wurden die 6 Mitglieder der Arbeitsgruppe des Indexpatienten und eine
Betreuerin in der Universitätsklinik untersucht und mit 5%iger Permethrin-
Creme behandelt. Es konnte keine weitere Skabieserkrankung festgestellt wer-
den. Wiederum einen Tag später wurden 68 Bewohner und Angestellte des
Wohnheims vor Ort durch 3 Ärzte der Universitäts-Hautklinik untersucht. Eine
Skabieserkrankung wurde nicht diagnostiziert. Am kommenden Abend wurden
alle Wohnheimsbewohner als Kontaktpersonen mit Permethrin-Creme durch die
dort angestellten Pflegekräfte therapiert. Angestellte wurden angehalten, sich
zeitgleich selbstständig zu behandeln. An diesem und am darauf folgenden Tag
wurden je 3 weitere behinderte Fahrtteilnehmer aus dem Raum Würzburg in der
Universitäts-Hautklinik untersucht und eingecremt. Es bestand kein Skabies-
verdacht. Da der zuerst erkrankte Bewohner im Wohnheim und nicht bei der
eigenen Familie lebte, wurde dieser und der Familie der Lebenspartnerin eine
43
Behandlung angeraten. Die Lebenspartnerin, ebenfalls Wohnheimsbewohnerin,
wurde dort behandelt. Ab der Diagnosestellung beim Indexpatienten bis zum
Ende der Behandlung aller Bewohner wurde den behinderten Arbeitern durch
die Werkstattleitung 3 Tage Sonderurlaub gewährt. Ebenso wurde eine Kontakt-
und Besuchssperre bis zum Ende der Behandlung ausgesprochen. Der Index-
patient wurde eine Woche später ein zweites Mal untersucht und behandelt.
Eine Kontrolluntersuchung 4 Wochen nach der Diagnosestellung ergab keinen
Hinweis auf eine Skabies mehr.
Ausbruch in einem Wohnheim des Blindeninstitutes
Dauer: Mai bis Juni 2006 (4 Wochen)
Zahl der Behandelten: 19
Eingesetztes Therapeutikum: Permethrin
Ende Mai 2006 erkrankte ein Angestellter des Blindeninstitutes an Skabies und
wurde von einem niedergelassenen Hautarzt untersucht und behandelt. Auf Rat
der Betriebsärztin wurde die Universitäts-Hautklinik informiert, die daraufhin
weitere Maßnahmen einleitete. Alle 8 blinden bzw. sehbehinderten Bewohner
des Wohnheimes, in dem der betroffene Angestellte arbeitete, und die 9 Ange-
stellten, die mit den Behinderten Kontakt hatten, wurden in der Universitäts-
Hautklinik untersucht. Es konnte kein weiterer Fall von Skabies festgestellt wer-
den. Dennoch wurde eine prophylaktische Therapie aller 17 Personen mit
5%iger Permethrin-Creme durchgeführt. Die Angestellten behandelten sich ei-
genständig, 2 rollstuhlpflichtige Bewohner wurden in der Klinik, die übrigen
Kontaktpersonen im Wohnheim eingecremt. Bis zum Tag der Behandlung be-
stand für die Wohnheimsbewohner eine Arbeitspause. Nach der Behandlung
standen die Pfingstfeiertage ins Haus, die der Großteil der Bewohner bei ihren
Familien verbrachte. In dieser Zeit wurden im Wohnheim allgemeine Desinfekti-
ons- und Reinigungsmaßnahmen vollzogen. Der betroffene Mitarbeiter und
seine Lebensgefährtin wurden in den beiden folgenden Wochen durch einen
niedergelassenen Arzt betreut und nochmals behandelt.
44
Ausbruch in der Nebenwerkstatt
Dauer: August bis Oktober 2006
Zahl der Behandelten: 12
Eingesetztes Therapeutikum: Permethrin, Ivermectin
Während des Betriebsurlaubes der Werkstatt für behinderte Menschen in der
Zeit vom 7. bis 25. August 2006 wurde eine Mitarbeiterin mit Trisomie 21 auf-
grund starken Juckreizes in der Universitäts-Hautklinik vorstellig. Es wurde eine
Scabies crustosa diagnostiziert. Die Indexpatientin wurde zur stationären Be-
handlung in die Universitäts-Hautklinik aufgenommen. Nach einem positiven
Milbennachweis wurde sie systemisch mit Ivermectin und lokal mit 5%iger Per-
methrin-Creme therapiert. 2 und 4 Tage später erfolgte eine erneute Behand-
lung mit Permethrin. Nach weiteren 6 Tagen erhielt die Patientin in der Tages-
klinik eine zweite Dosis Ivermectin sowie eine vierte Behandlung mit
Permethrin. Die Mutter der Patientin litt ebenfalls unter Juckreiz. Sie wurde zu-
sammen mit ihrer Tochter stationär aufgenommen und aufgrund bestehender
Ulzera nur mit Ivermectin behandelt. Die Erkrankung wurde auch den Verant-
wortlichen der Werkstatt gemeldet, um mögliche weitere Kontaktpersonen
ausfindig zu machen. Zunächst wurden 2 behinderte Mitarbeiter und eine Pfle-
gekraft untersucht und therapiert. Eine dieser beiden behinderten Personen litt
ebenfalls an Skabies und wurde in der Tagesklinik mit Permethrin behandelt.
Nach 12 Tagen erfolgte eine zweite lokale Behandlung mit Permethrin. Ihre
Familienangehörigen behandelten sich ebenfalls. In der Werkstatt bzw. wäh-
rend einer Sommerfreizeit hatte die zweite Patientin Kontakt zu 7 weiteren
Personen. Alle wurden in den beiden ersten Septemberwochen mit Permethrin
therapiert.
Zwei weitere Werkstattmitarbeiter, die nicht zu den Kontaktpersonen zählten,
klagten über Hautprobleme und wurden in der Universitäts-Hautklinik vorstellig.
Skabies konnte nicht diagnostiziert werden.
Anfang Oktober wurden Kontrolluntersuchungen aller Kontaktpersonen durch-
geführt. Skabies wurde nicht festgestellt. Die beiden Skabies-Patientinnen
waren bis Mitte Oktober von der Arbeit in der Werkstatt freigestellt.
45
6 Publizierte Skabiesausbrüche in Gemeinschaftsein-
richtungen
Zur Recherche der publizierten Skabiesausbrüche wurde in erster Linie das
Medium Internet genutzt. Neben der Internetsuchmaschine Google und der On-
line-Bibliothek SpringerLink wurde die medizinische Datenbank der U.S.-
amerikanischen National Library of Medicine, PubMed, durchsucht. Schlüssel-
wörter waren „scabies“, „scabies outbreak“, „nosocomial scabies“, „epidemic
scabies“, „Skabies“, „Skabiesausbruch“, „epidemische Skabies“, „nosokomiale
Skabies“. Des Weiteren diente die elektronische Zeitschriftenbibliothek der Juli-
us-Maximilians-Universität Würzburg als Literaturquelle. Ältere Artikel, die nicht
in elektronischer Form zur Verfügung standen, wurden der Universitätsbiblio-
thek Würzburg und der medizinischen Teilbibliothek der Universitäts-Hautklinik
in Würzburg entnommen oder mittels Fernleihe bei der Bayerischen Staatsbib-
liothek München bestellt.
Publikationen, denen die Art der Gemeinschaftseinrichtung, die Anzahl der Er-
krankten, die eingesetzten Antiparasitika, die Dauer und die Maßnahmen zur
Eindämmung des Skabiesausbruches vollständig zu entnehmen waren, werden
im Folgenden kurz dargestellt. Andere Veröffentlichungen boten nicht alle In-
formationen und gestatteten somit keine eindeutige Beschreibung. Diese
wurden nur in die anschließenden Tabellen eingegliedert.
Einen Überblick über die Häufigkeit der publizierten Skabiesausbrüche je nach
Art der Einrichtung zeigt Abb. 9.
Autoren, Jahr: Hubler & Clabaugh, 1976 [29]
Ort: Kansas, USA
Betroffene Institution: Behindertenheim
Dauer: 2 Monate
Zahl der Erkrankten: 28
Eingesetztes Therapeutikum: Lindan
46
Ein 16-jähriger Junge mit Trisomie 21 entwickelte am gesamten Körper hyper-
keratotische Hautläsionen. Eine mikroskopische Untersuchung zeigte unzählige
Milben. Es wurde bekannt, dass viele der 24 anderen Heimbewohner in den
vergangenen 2 Monaten ebenfalls unter Hauterscheinungen litten. Bei einer
anschließenden Untersuchung wurde bei 21 Personen eine Scabies crustosa
diagnostiziert. Symptome einer klassischen Skabieserkrankung traten bei 6 An-
gestellten auf. Alle befallenen Heimbewohner und Angestellten wurden mit
Lindan 1% behandelt. Im folgenden Jahr wurden keine weiteren Ausbrüche be-
kannt.
Autoren, Jahr: Kanaaneh et al., 1976 [30]
Ort: West-Galiläa, Israel
Betroffene Institutionen: Schulen einer Dorfgemeinschaft
Dauer: Winter 1969 bis Februar 1975
Zahl der Erkrankten: 638 (Januar 1975)
Eingesetztes Therapeutikum: Benzylbenzoat
Im Winter 1969/1970 wurden einige Skabiesfälle bei Schulkindern der Gemein-
de gemeldet. Zusammen mit ihren Familien wurden die Erkrankungsfälle
verschiedenen Ärzten vorgestellt. In den folgenden 3 Jahren meldeten ver-
schiedene Schulen einen Anstieg an neu aufgetretenen Skabieserkrankungen.
Im Winter 1974/1975 stieg die Zahl so massiv an, dass das Gesundheitsamt ein
Team, bestehend aus einem Arzt, einer Hygienefachkraft und 5 Kranken-
schwestern, damit beauftragte, Untersuchungen in Schulen durchzuführen und
Informationen zum Krankheitsbild samt Therapieempfehlungen zu vermitteln.
Den Familien aller identifizierten Skabiesfälle wurden Hausbesuche abgestattet,
in deren Rahmen die gesamte Familie in die ortsansässige Klinik eingeladen
wurde, um kostenlos ein Therapeutikum (Benzylbenzoat-Emulsion 25%) zu er-
halten. Von den 202 eingeladenen Familien nutzten 160 dieses Angebot. Im
darauf folgenden Oktober stieg die Zahl der an Skabies leidenden Schulkinder
auf 31% an (Vorjahreswert 24%). Ein neues Team, bestehend aus 9 Pflegekräf-
47
ten und einer Hygienefachkraft, wurde mit der Aufgabe zusammengestellt, die
Skabies bis Ende Februar 1975 zu eradizieren. Ein Vier-Phasen-Plan wurde
erstellt. Von September bis November 1974 wurden zunächst demographische
Daten der Dorfgemeinschaft erhoben. In der zweiten Phase von Dezember
1974 bis Januar 1975 fand eine groß angelegte Informationskampagne statt, in
welche die Dorfbewohner als Multiplikatoren einbezogen wurden. Anschließend
fand eine 7-tägige Behandlungsmaßnahme statt. Jede Familie musste zu be-
stimmten Zeiten in der Klinik erscheinen, wurde dort untersucht und im Falle
einer Skabieserkrankung mit dem Antiskabiosum für die gesamte Familie ver-
sorgt. Von den 2.902 Einwohnern litten 638 an klinischen Symptomen einer
Skabieserkrankung. Die Häuser und Wohnungen von Familien mit Skabiesfäl-
len wurden von Kammerjägern besucht, die Häuser und Gegenstände mit
5%igem Lindan in Kerosin behandelt. Nach der ersten Kontrolluntersuchung
nach 2 Wochen wurden 493 ein zweites Mal behandelt und nach weiteren 10
Tagen nachuntersucht. Nach der dritten Behandlung wurde lediglich bei einem
Jungen noch Skabies festgestellt. Nach weiteren 2 Wochen zeigte er keine
Symptome mehr. Phase 4 beinhaltete eine Abschlussbesprechung und Dank-
sagungen an die freiwilligen Helfer.
Autoren, Jahr: Rycroft & Calnan, 1977 [31]
Ort: London, Großbritannien
Betroffene Institution: Touristenschiff
Dauer: Sommer 1975 bis Sommer 1976
Zahl der Erkrankten: 13
Eingesetztes Therapeutikum: Lindan
Im Sommer 1975 klagten einige Mitglieder der Mannschaft eines Touristenschif-
fes auf der Themse über Juckreiz und vereinzelte Papeln. Die betroffenen
Personen suchten vereinzelt Allgemeinärzte oder Hautkliniken auf und wurden
behandelt. Während der Wintermonate besserte sich die Symptomatik, bevor
im Frühjahr 1976 die Problematik erneut auftrat. Erstmals berichteten auch Fa-
48
milienangehörige der Crew über Pruritus. Bei einer ersten dermatologischen
Untersuchung von 9 symptomatischen Angestellten wurden bei einer Person
Skabiesmilben gefunden. Anschließend wurden alle 23 Crewmitglieder unter-
sucht, von denen 13 über Juckreiz klagten. An bislang behandelnde
Krankenhäuser und niedergelassene Ärzte wurde ein Schreiben gesandt, um
bisherige Diagnosen und Therapien zu eruieren. Bei über 80 Angestellten und
ihren Familienangehörigen wurde simultan eine Therapie mit Lindan 1% durch-
geführt. In den folgenden 9 Monaten wurde von keinem weiteren Skabiesfall
berichtet.
Autoren, Jahr: Moberg et al., 1984 [32]
Ort: Göteborg, Schweden
Betroffene Institution: Rehabilitationsklinik
Dauer: 7 Monate
Zahl der Erkrankten: 14
Eingesetztes Therapeutikum: Tenutex (DDT 0,5%, Disulfiram 2%,
Benzylbenzoat 22,5%)
Innerhalb eines kurzen Zeitraumes stellten sich 14 Patienten mit einem Durch-
schnittsalter von 74 Jahren aufgrund einer Skabies in einer dermatologischen
Abteilung vor. Alle Patienten waren in den vorhergegangenen Monaten Patien-
ten einer Rehabilitationsklinik gewesen. Nachdem der erste Skabiesfall bekannt
wurde, wurden alle Patienten mit Juckreiz sowie das Pflegepersonal der Klinik
zweimal im Abstand von 24 Stunden mit Tenutex behandelt. Alle 14 Erkrankten
wurden in der dermatologischen Abteilung therapiert. Kontaktpersonen wurden
dazu angehalten, sich in gleicher Weise zu behandeln. Trotz dieser Maßnah-
men trat in den folgenden 2 bis 6 Monaten bei 6 der 14 Patienten erneut eine
Skabies auf; von diesen litten 5 unter malignen Erkrankungen oder wurden mit
Kortikosteroiden behandelt. Retrospektiv konnte ein 62-jähriger Mann mit exfo-
liativer Psoriasis als Indexpatient ausfindig gemacht werden. Er war mehrfach
mit Etretinat und ein Jahr lang täglich mit topischen Kortikosteroiden behandelt
49
worden. Da die Skabieserkrankung bei ihm dreimal rezidivierte, wurde er mehr-
fach mit Tenutex therapiert.
Ungewöhnlich war das klinische Bild mit einer hohen Zahl an persistierenden,
nodulären Läsionen in symmetrischer Verteilung an Gesäß, Abdomen, Beinen
und Armen bei 7 der 14 Patienten.
Autoren, Jahr: Reilly et al., 1985 [33]
Ort: South Devon, Großbritannien
Betroffene Institution: Kommunales Krankenhaus
Dauer: August bis Oktober 1984
Zahl der Erkrankten: 26
Eingesetzte Therapeutika: Lindan, Benzylbenzoat
Ende August 1984 wurde eine 81-jährige Patientin nach einem häuslichen Sturz
stationär aufgenommen. In den vorhergehenden 4 Monaten wurde sie aufgrund
eines makulopapulösen Ekzems hausärztlich mit topischen Steroiden erfolglos
behandelt. Im Krankenhaus wurde zunächst eine Psoriasis diagnostiziert, die
mit Methotrexat therapiert wurde. Die Diagnose wurde 4 Wochen nach der Auf-
nahme der Patientin zu Scabies crustosa berichtigt. Die Patientin erhielt an 3
aufeinander folgenden Tagen und nochmals 10 Tage später eine Behandlung
mit Lindan. Der Bruder der Patientin berichtete am Tag nach der Diagnosestel-
lung über einen Hautausschlag, ebenso eine ambulante Pflegerin der Patientin,
die vor der stationären Aufnahme Kontakt zu ihr hatte, und einige Mitglieder des
stationären Pflegepersonals. Weitere 2 Tage später wurde eine Untersuchung
der Angestellten und ihrer Familien angesetzt. 2 von 5 Mitpatienten litten unter
Pruritus und wurden mit Lindan und Hydrocortison-Creme einmalig behandelt,
die 3 asymptomatischen Patienten erhielten Benzylbenzoat oder Lindan. Von
den 43 Angestellten des Krankenhauses klagten 20 über einen juckenden Haut-
auschlag, 18 davon waren bereits mit Benzylbenzoat oder Lindan therapiert
worden. Ebenso behandelten sich die Familien von 13 Beschäftigten. Ange-
sichts einer mangelhaften Eradikation wurden alle Angestellten, deren Familien
50
und nahe Kontaktpersonen nochmals mit Lindan behandelt. Insgesamt belief
sich die Zahl auf 120 Behandlungen. Die Patienten der Nachbarstation entwi-
ckelten keine Symptome, wurden aber prophylaktisch behandelt. Während der
Therapiemaßnahmen wurden 10 Tage lang keine neuen Patienten in stationäre
Behandlung aufgenommen. Die seit der Aufnahme der Indexpatientin entlasse-
nen Personen wurden schriftlich benachrichtigt. Eine vor den Behand-
lungsmaßnahmen entlassene Patientin entwickelte ebenfalls Skabiessymptome
und wurde ambulant mit Lindan therapiert. Mitte Oktober wurde die Indexpatien-
tin entlassen.
Autoren, Jahr: Yonkosky et al., 1990 [34]
Ort: USA
Betroffene Institutionen: 3 voneinander unabhängige Altenpflegeheime
Dauer: Pflegeheim A: Frühjahr 1985 bis Sommer 1987
Pflegeheim B: Mai 1988 bis Juli 1988
Pflegeheim C: Frühjahr 1988 bis Oktober 1988
Zahl der Erkrankten: Altenpflegeheim A: 65
Altenpflegeheim B: 80
Altenpflegeheim C: 57
Eingesetzte Therapeutika: Lindan, Benzylbenzoat, Crotamiton,
Präzipitatschwefel, Permethrin
Altenpflegeheim A: Erstmals traten im Frühjahr 1985 Skabiesfälle auf, die sich
in den beiden folgenden Jahren wiederholten. Pflegepersonal und Bewohner
wurden mehrfach mit Lindan 1% behandelt. Im Mai 1987 wurden 18 Skabies-
erkrankungen bekannt, woraufhin 361 Personen – Bewohner, Pflegepersonal,
Besucher, Familienmitglieder – mit Benzylbenzoat 50% therapiert wurden. Nach
2 Wochen existierten die 18 Skabiesfälle noch immer. Alle 18 betroffenen Per-
sonen wurden mit Benzylbenzoat 50% und anschließend mit Crotamiton 10%
behandelt, in einigen Fällen wurde auch Lindan 1% verwendet. Eine Woche
51
nach diesen Maßnahmen wurden erneut 31 Erkrankungen registriert. Man ent-
schied sich nun für eine Behandlung mit 5%iger Permethrin-Creme. Insgesamt
wurden 319 Personen damit behandelt, wovon 65 als erkrankt diagnostiziert
waren.
Altenpflegeheim B: Im Mai 1988 wurde bei 9 Bewohnern eine Skabieserkran-
kung festgestellt. Ende Juni wurden alle Bewohner und das Pflegepersonal mit
Lindan 1% behandelt. In den darauf folgenden 2 Monaten nahm die Zahl der
Patienten mit Krankheitssymptomen trotz viermaliger Behandlung mit Lindan
1% und zweimaliger Behandlung mit Crotamiton 10% zu. Im Juli erwiesen sich
Hautbiopsien von 7 Bewohnern und 2 Angestellten als positiv für Skabiesmil-
ben. Daraufhin wurden 386 Personen mit Permethrin 5% therapiert. Als
erkrankt wurden 80 Personen eingestuft.
Altenpflegeheim C: Über einen Zeitraum von 5 Monaten wurden mehrere Ska-
bieserkrankungen bekannt. Betroffene und deren Kontaktpersonen wurden
sechsmal mit Lindan 1% behandelt, asymptomatische Bewohner, Angestellte,
Besucher oder Familienmitglieder dreimal. Bei 8 Personen konnten eine Woche
nach der Lindantherapie noch Milben nachgewiesen werden. Zusätzlich wurden
Crotamiton- (10%) und Schwefelbehandlungen erfolglos angewandt. Im Okto-
ber 1988 wurde eine Therapie mit Permethrin 5% beschlossen und 290
Personen damit behandelt, von denen 57 das klinische Bild einer Skabies zeig-
ten.
Von den insgesamt 202 erkrankten Bewohnern der 3 Altenpflegeheime waren
91 Bewohner nach einer, 77 nach 2 und 23 nach 3 oder mehr Permethrin-
Applikationen frei von Effloreszenzen.
Im Pflegeheim B traten nach einem halben Jahr erneute Skabieserkrankungen
bei 4 Bewohnern und 2 Angestellten auf. Sie wurden erfolgreich mit Permethrin
5% behandelt.
Autoren, Jahr: Hopper et al., 1990 [35]
Ort: London, Großbritannien
52
Betroffene Institution: Kurz- und Langzeitaltenpflegestation
Dauer: August bis Dezember 1988
Zahl der Erkrankten: 20
Eingesetztes Therapeutikum: Lindan
Im August wurde eine 81-jährige Patientin mit ekzematös-hyperkeratotischen
Hauterscheinungen in geriatrische Behandlung aufgenommen. 2 Wochen spä-
ter entwickelten andere Patienten sowie Krankenschwestern Hauterscheinun-
gen. Die Diagnose Skabies wurde daraufhin bei 13 von 25 Patienten und 6 der
18 Pflegekräfte gestellt. Der Indexfall wurde anschließend isoliert. Alle Patien-
ten, die Angestellten mit sicherer Diagnose und die Tochter des Indexfalles
wurden an 3 aufeinander folgenden Tagen mit Lindan 1% topisch behandelt.
Weitere 20 Angestellte der Station erhielten die gleiche Therapie einmalig am
dritten Behandlungstag. Allgemeine Sanierungsmaßnahmen wurden ebenfalls
durchgeführt. Der Indexfall entwickelte 6 Wochen später erneut eine Skabies-
symptomatik, ebenso 2 weitere Patienten. Diese 3 Personen wurden wiederum
an 3 aufeinander folgenden Tagen mit Lindan 1% behandelt. Angestellte und
die übrigen Patienten erhielten eine einmalige Therapie. Die Indexpatientin
wurde in den folgenden 6 Wochen isoliert und zweimal wöchentlich mit Lindan
1% therapiert. Zudem wurde lindanhaltiges Shampoo verwendet, eine keratoly-
tische Therapie mit Harnstoff und Salizylsäure und eine anti-inflammatorische
Behandlung mit Betamethason durchgeführt. Nach der Isolation wurde bei der
Indexpatientin eine wöchentliche Applikation von Lindan 1% für 3 Wochen bei-
behalten.
Autoren, Jahr: Sirera et al., 1990 [36]
Ort: Spanien
Betroffene Institution: Station für AIDS-Patienten
Dauer: Juni bis Oktober 1989
Zahl der Erkrankten: 37
53
Eingesetztes Therapeutikum: Lindan
Im Juni 1989 wurde ein 25-jähriger HIV-positiver Mann mit Scabies norvegica
stationär aufgenommen. Durch eine Therapie mit keratolytischen Agenzien und
Lindan-Emulsion besserten sich die Hautläsionen. Der Patient wurde 4 Monate
später aufgrund eines aggravierten Ekzems und einer Pseudomonas-Sepsis
erneut stationär behandelt. Im August nahm die Station einen 35-jährigen HIV-
positiven Mann auf, der ebenfalls an einer Scabies norvegica litt. Es wurde eine
keratolytische und antiskabiöse Therapie mit Lindan-Emulsion durchgeführt.
Nach 2 Monate wurde der Patient wieder mit neuen Hautläsionen und einem
einmaligen Anfallsgeschehen in stationäre Behandlung aufgenommen.
10 Wochen nach dem Aufenthalt der beiden Personen entwickelten 20 andere
Patienten, 5 Ärzte, eine Schwester und 9 Verwandte der Männer Skabiessymp-
tome. Sie wurden mit Lindan-Emulsion therapiert.
Autoren, Jahr: Clark et al., 1992 [37]
Ort: Kansas, USA
Betroffene Institution: Akutkrankenhaus
Dauer: April bis Mai 1991
Zahl der Erkrankten: 68
Eingesetzte Therapeutika: Lindan, Permethrin
Im April wurde ein immunsupprimierter Patient eines Pflegeheimes zunächst
auf die Intensivstation aufgenommen und anschließend auf eine psychiatrische
Abteilung verlegt. Nach 3 Wochen zeigten sich erste Hautveränderungen. Der
Patient wurde auf eine internistische Station verlegt, auf der der Hautauschlag
hyperkeratotisch wurde. Die Diagnose Scabies norvegica wurde gestellt und
Behandlungsmaßnahmen eingeleitet. Es konnten 50 Angestellte des Pflegeper-
sonals, 14 Familienmitglieder der Pflegekräfte und 3 Patienten als erkrankt
identifiziert werden. Der Indexpatient wurde mit Lindan und anschließend mit
Keratolytika behandelt. Nach einer Woche konnten bioptisch noch Skabiesmil-
54
ben entdeckt werden, woraufhin Permethrin appliziert wurde. Symptomatische
Angestellte, Patienten und Familienmitglieder wurden zweimal im Abstand von
einer Woche mit Lindan therapiert. Asymptomatische Angestellte und Famili-
enmitglieder der befallenen Mitarbeiter erhielten prophylaktisch einmal Lindan.
In dem im Nachbarlandkreis gelegenen Pflegeheim des Indexpatienten wurden
4 Bewohner als befallen identifiziert.
Autoren, Jahr: Jimenez-Lucho et al., 1995 [38]
Ort: Northport, USA
Betroffene Institution: Krankenhaus
Dauer: Januar bis Dezember 1991
Zahl der Erkrankten: 119
Eingesetzte Therapeutika: Lindan, Crotamiton
Im Februar 1991 litten 4 Krankenschwestern der Station 34 unter Juckreiz. Mit-
tels Hautbiopsien wurde Skabies festgestellt. Personal und Patienten dieser
Station wurden untersucht und der 76-jährige Indexpatient rasch identifiziert.
Ende Januar war er wegen einer Thrombozytopenie auf die Station 34 aufge-
nommen, kurzzeitig auf der Station 33 behandelt und schließlich wieder auf die
Station 34 verlegt worden. Nach der Diagnosestellung einer Scabies crustosa
im Februar wurde er mehrfach mit Lindan 1% und Crotamiton 10% therapiert.
Von 160 Angestellten beider Stationen wiesen 42 das klinische Bild einer Ska-
bies auf. Von den 255 untersuchten Patienten zeigten 22 Symptome, ebenso
wie weitere 12 Kontaktpersonen des Indexpatienten und 3 Familienmitglieder
von sekundär Erkrankten. Symptomatische Patienten wurden mit Lindan 1%
oder Crotamiton 10% zweimal im Abstand von einer Woche behandelt. Den
Kontaktpersonen wurde dieselbe Therapie angeraten.
Ende Juli erkrankten 5 Schwestern der Station 43. Der neue Indexpatient hatte
4 Monate zuvor Kontakt mit dem ersten Indexpatienten und wurde damals ein-
malig mit Lindan behandelt. Die Zeit seines Klinikaufenthaltes verbrachte er auf
55
den Stationen 43, 33 und 31. Insgesamt waren 10 Angestellte, 7 stationäre Pa-
tienten und 7 bereits entlassene Patienten von Skabies betroffen.
Im Oktober erkrankte eine Angestellte der Station 9A, ebenso ihr Sohn. Der
dritte Indexpatient litt unter eine steroid-abhängingen chronisch-obstruktiven
Lungenerkrankung und war bereits zweimal mit Lindan behandelt worden, da er
im Juli auch an Skabies erkrankt war.
Anfang November trat ein vierter Indexfall auf Station 3 auf, der 4 Monate zuvor
Kontakt zum zweiten Indexpatienten hatte und mit Lindan behandelt worden
war. Eine Krankenschwester war ebenfalls betroffen.
Ende November wurde ein weiterer Skabiesfall auf Station 4 identifiziert. Dieser
Patient hatte keinen Kontakt zu den anderen Indexfällen. Vielmehr wurde ver-
mutet, dass die Ausbreitung über die Angestellten der Station 9A erfolgt war.
Auf Station 1 traten in den folgenden Wochen weitere Skabieserkrankungen bei
5 Patienten und 3 Angestellten auf. Da die Patienten keinen Kontakt zu anderen
zuvor betroffenen Patienten hatten, ging man von einer Übertragung durch „ro-
tierendes“ Personal aus.
Autoren, Jahr: Ancelle et al., 1997 [39]
Ort: Region Paris, Frankreich
Betroffene Institution: Lang- und Kurzzeitaltenpflegeheim
Dauer: Februar 1995 bis März 1996
Zahl der Erkrankten: 49
Eingesetzte Therapeutika: Allethrin-Piperonylbutoxid-Spray, Benzylbenzoat-
Emulsion, Ivermectin
Im Februar 1995 wurden bei einem Bewohner eines Lang- und Kurzzeitalten-
pflegeheimes Zeichen einer Scabies norvegica diagnostiziert. Der folgende
Ausbruch gliederte sich in 3 Phasen: Zunächst erkrankten von März bis Juni
1995 5 Bewohner und 6 Angestellte, anschließend in den Monaten Juli bis Sep-
tember 1995 7 Bewohner und 7 Angestellte und von November 1995 bis
56
Februar 1996 12 Bewohner und 11 Angestellte. Eine erste systematische Be-
handlungsaktion erfolgte im September 1995, als alle 115 Bewohner und zwei
Drittel der 71 Angestellten mit Allethrin-Piperonylbutoxid-Spray oder Benzylben-
zoat-Emulsion therapiert wurden. Im Februar 1996 fand eine erneute
Behandlung mit den gleichen Therapeutika statt. In Ergänzung wurden über 20
Personen Ivermectin in einer einmaligen Dosis von 12 mg verabreicht. Diese
Maßnahmen wurden von Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen begleitet.
Einen Monat später konnte keine Erkrankung mehr festgestellt werden.
Autor, Jahr: RKI, 1997 [40]
Ort: Niederlande
Betroffene Institution: Gerontopsychiatrisches Pflegeheim
Dauer: November 1995 bis Oktober 1996
Zahl der Erkrankten: 15
Eingesetztes Therapeutikum: Ivermectin
In einem gerontopsychiatrischen Pflegeheim traten zwischen Dezember 1994
und August 1996 60 Skabieserkrankungen auf. Die 15 bestätigten Fälle und 18
Verdachtsfälle im August 1996 konnten im Nachhinein auf einen 80-jährigen
Indexpatienten mit fortschreitender Demenz zurückgeführt werden. Seit No-
vember 1995 breiteten sich bei ihm Hautveränderungen aus, die als Allergie
fehlgedeutet und mit topischen Kortikosteroiden behandelt wurden. Erst im Juni
1996 wurde bei ihm eine Scabies norvegica diagnostiziert. Dies veranlasste
eine umfangreiche Herduntersuchung durch Mitarbeiter des Gesundheitsamtes.
Daraufhin wurden alle Patienten, das gesamte Personal und die ermittelten
Kontaktpersonen, insgesamt 1.200 Personen, mit dem oralen Antiparasitikum
Ivermectin behandelt. Nach Abschluss der Therapie im Oktober 1996 traten
noch bei 10 Personen skabiesähnliche Symptome auf. Eine Skabieserkrankung
konnte jedoch nicht bestätigt werden.
57
Autor, Jahr: RKI, 1997 [40]
Ort: Mülheim an der Ruhr, Nordrhein-Westfalen, Deutschland
Betroffene Institutionen: Krankenhaus und Altenheim
Dauer: Sommer 1996 bis März 1997
Zahl der Erkrankten: 35
Eingesetzte Therapeutika: keine Angaben
Im Sommer 1996 wurde eine Patientin in ein Krankenhaus stationär aufge-
nommen und eine Skabieserkrankung diagnostiziert. Auf der Station erkrankten
ebenfalls 5 Mitarbeiter (Ärzte und Schwestern). Im September wurde die Pati-
entin in ein Altenheim verlegt. Im Herbst 1996 zeigten 3 Nachtwachen, 8
Mitarbeiter und 6 von 33 Bewohnern Hautveränderungen, ohne dass die Dia-
gnose Skabies gestellt wurde. Stattdessen erfolgte eine arbeitsmedizinische
Begehung, um nach dem Einsatz von Hautpflegemitteln und darauf basieren-
den Kontaktallergien zu suchen. Erst im Dezember 1996 – es waren
mittlerweile 12 Bewohner erkrankt – wurde die richtige Diagnose gestellt und
daraufhin eine Behandlung durchgeführt. Das Gesundheitsamt wurde im Januar
1997 einbezogen und veranlasste eine Kontrolluntersuchung aller Bewohner.
Danach mussten 5 Bewohner wegen einer fortgeschrittenen Erkrankung statio-
när behandelt werden, 6 weitere Bewohner dieses Wohnbereiches wurden im
Heim therapiert. Informationsveranstaltungen fanden statt, und Entwesungs-
maßnahmen wurden durchgeführt. Aufgrund einer Mitteilung der Lokalpresse
gaben eine ehrenamtliche Helferin des Altenheimes und eine Altenpflegeprakti-
kantin an, erkrankt zu sein. Beide wurden als sicher befallen diagnostiziert.
Ebenso meldete sich ein Zivildienstleistender, der in der Zwischenzeit seine
Mutter, eine Erzieherin in einer Kindertageseinrichtung, infiziert hatte. Mögliche
Kontaktpersonen wurden informiert. Im Februar 1997 berichtete ein weiteres
Altenheim von einer Bewohnerin mit Skabies. Diese war im Oktober 1996 in
demselben Krankenhaus wie die Indexpatientin behandelt worden.
58
Autoren, Jahr: Boix et al., 1997 [41]
Ort: Alicante, Spanien
Betroffene Institution: Universitätsklinik, Abteilung für Infektionskrankheiten
Dauer: November 1994 bis Juni 1995
Zahl der Erkrankten: 17
Eingesetzte Therapeutika: Lindan, Permethrin
Im November 1994 wurde ein AIDS-Patient mit Verdacht auf psoriatische Ery-
throdermie und starkem Pruritus stationär aufgenommen. Eine anfängliche topi-
sche Therapie inklusive häufiger mechanischer Entfernung der Hyperkeratosen
blieb erfolglos. Mittels Hautbiopsie wurde schließlich einen Monat später der
Verdacht auf eine Scabies crustosa bestätigt. Der Indexpatient wurde anschlie-
ßend mit Lindan 1% behandelt. In den folgenden 19 Wochen traten bei 6
Mitgliedern des Pflegepersonals, bei 5 ihrer Familienangehörigen und bei 5 Pa-
tienten, die keinen direkten Kontakt zum Indexpatienten hatten, Skabies-
erkrankungen auf. Eine Therapie mit Lindan 1% zeigte keinen Erfolg. Daraufhin
wurde ein Interventionsprogramm erstellt, das neben der Therapie auch eine
gründliche Reinigung der Gebäude und sonstiger kontaminierter Gegenstände
beinhaltete. Dieses Programm wurde im Juni 1995 begonnen. Alle Patienten
der Station, alle Angestellten und die Familien von Angestellten und Patienten
wurden mit 5%iger Permethrin-Creme behandelt. Neuzugänge wurden stets
einer gründlichen Untersuchung unterzogen und ggf. sofort isoliert und thera-
piert.
Autor, Jahr: RKI, 1998 [42]
Ort: Rhein-Neckar-Kreis, Baden-Württemberg, Deutschland
Betroffene Institution: Altenheim
Dauer: Herbst 1996 bis Mai 1998
Zahl der Erkrankten: keine Angaben
Eingesetzte Therapeutika: Lindan, Ivermectin
59
In einem Altenheim mit 96 Betten und mit einem hohen Anteil schwerstpflege-
bedürftiger Bewohner sowie etwa 60 Mitarbeitern trat erstmals im Herbst 1996
auf einer von 4 Stationen bei mehreren Personen eine Skabies auf. Es erfolgte
eine Behandlung der Betroffenen mit Lindan 0,3%. Ein halbes Jahr später wur-
de das Gesundheitsamt über einen Ausbruch bei Bewohnern auf 2 Stationen
sowie bei 3 Mitarbeitern informiert. Es folgten ausführliche Informationsveran-
staltungen und eine Behandlung mit Lindan 0,3%. Im Sommer 1997 trat die
Skabies auf allen 4 Stationen auf. Mit Hilfe einer dafür freigestellten Ärztin der
Universitäts-Hautklinik Heidelberg wurden 55 Bewohner mit klinischen Ver-
dachtsmomenten untersucht und behandelt und alle 60 Mitarbeiter untersucht,
von denen wiederum 9 zeitgleich mit Lindan 0,3% therapiert wurden. Sonstige
Hygienemaßnahmen wurden ebenfalls eingeleitet. In der folgenden Woche
wurden mehrere der 55 untersuchten Bewohner zwei- bis dreimal mit Lindan
0,3% behandelt. Im Dezember 1997 wurde ein erneuter Skabiesverdacht bei
einigen Bewohnern geäußert. Nach einer koordinierenden Besprechung im Ja-
nuar 1998 wurden im Februar alle 96 Bewohner und die 60 Mitarbeiter
untersucht. Bei der Hälfte der Bewohner und knapp der Hälfte der Mitarbeiter
wurden auffällige Befunde festgestellt. Zwischenzeitlich wurden auch Außen-
stehende wie Physiotherapeuten sowie Familienangehörige von Mitarbeitern
und Bewohnern infiziert. Aufgrund der bereits mehrfach erfolgten Behandlung
mit Lindan 0,3% entschied man sich nun zu einer Therapie aller Mitarbeiter und
Bewohner mit Ivermectin, die Ende Februar 1998 stattfand. 9 Bewohner wurden
ein zweites Mal mit Ivermectin behandelt. Nach 3 Monaten wurden bei 3 Be-
wohnern mikroskopisch erneute Infektionen nachgewiesen. Nach einer weiteren
Behandlung blieben sie erscheinungsfrei.
Autor, Jahr: RKI, Reisch & Gonser, 1999 [43]
Ort: Baden-Württemberg, Deutschland
Betroffene Institutionen: Wohnheim und Werkstatt für Behinderte
Dauer: November 1998 bis April 1999
Zahl der Erkrankten: 8
60
Eingesetzte Therapeutika: Lindan, Benzylbenzoat
Im November 1998 wurde das Gesundheitsamt erstmals über die Skabies-
erkrankung eines behinderten Bewohners informiert, der dazu neigte, andere
Personen spontan zu umarmen. Anschließend wurden alle Bewohner des
Wohnheims, die ausnahmslos in einer Werkstatt für Behinderte (WfB) arbeite-
ten, behandelt. Eine Hautärztin aus dem benachbarten Kreis meldete 3 Monate
später 2 neue Skabiesfälle in der WfB, wobei ein Betroffener unter Scabies nor-
vegica litt. Die Hautärztin untersuchte in allen Einrichtungen weitere
Verdachtspersonen und ermittelte insgesamt 8 sicher befallene Personen,
zweimal wurde Scabies norvegica diagnostiziert. Daraufhin wurden alle 300 in
der Werkstatt beschäftigten Behinderten, deren Betreuer und die Kontaktperso-
nen samt Familienangehörigen zeitgleich an einem Wochenende Ende Februar
1999 behandelt. Für Patienten, bei denen ein dringender Verdacht bestand,
wurde ein Lindan-haltiges Präparat vorgesehen, für Kontaktpersonen Benzyl-
benzoat. In der Werkstatt wurden allgemeine Hygienemaßnahmen
durchgeführt. Insgesamt wurden 700 Flaschen à 200 mg Benzylbenzoat 25%
und 30 Flaschen à 100 ml Lindan 0,3% ausgegeben. Bis Mitte April 1999 wurde
kein neuer Erkrankungsfall bekannt.
Autoren, Jahr: Papini et al., 1999 [44]
Ort: Terni, Italien
Betroffene Institutionen: 2 voneinander unabhängige Altenheime
Dauer: Dezember 1997 bis Oktober 1998
Altenheim 1: 4 Monate
Altenheim 2: 3 Monate
Zahl der Erkrankten: Altenheim 1: 36
Altenheim 2: 19
Eingesetztes Therapeutikum: Permethrin
Im Altenheim 1 waren von 45 Bewohnern 27 an Skabies erkrankt, von den 25
61
Angestellten waren 9 betroffen. Das Altenheim 2 betreute 15 Personen, von
denen 14 befallen waren, von den 6 Mitgliedern des Pflegepersonals wiesen 5
eine Skabieserkrankung auf. In beiden Fällen wurde die dermatologische Klinik
der Region gebeten, die Untersuchungs- und Behandlungsmaßnahmen zu ko-
ordinieren. Alle erkrankten Personen wurden isoliert und zeitgleich mit
Permethrin-Creme 5% behandelt. In Fällen von Scabies crustosa oder schwe-
ren Infektionen wurde jeweils dreimal an aufeinander folgenden Tagen
therapiert. Verwandte und Kontaktpersonen wurden über Krankheit und Thera-
pie informiert und auf Wunsch untersucht. Um durch Kontrolluntersuchungen
mögliche Neuinfektionen rechtzeitig zu erkennen, wurden die Heimbewohner in
den ersten 4 bis 6 Wochen wöchentlich untersucht, anschließend im zweiten
und dritten Monat nach der ersten Skabiesbehandlung. Insgesamt fanden 140
Konsultationen im Heim 1 und 68 Konsultationen im Heim 2 statt. Desinfizie-
rende Maßnahmen wurden in beiden Heimen durchgeführt. Die Gesamtkosten
für medizinisches Personal, Therapeutika, Sanierungsmaßnahmen, Reinigung
der Wäsche und zusätzlich benötigtes Personal beliefen sich im Heim 1 auf
5.505 U.S.-Dollar, im Heim 2 auf 2.700 U.S.-Dollar.
Autoren, Jahr: Dannaoui et al., 1999 [45]
Ort: Lyon, Frankreich
Betroffene Institution: Altenpflegeheim
Dauer: Juni 1995 bis April 1996
Zahl der Erkrankten: 42
Eingesetzte Therapeutika: Lindan, Ivermectin
Im Juni 1995 litten einige Bewohner eines Altenpflegeheimes mit 129 Betten
unter Juckreiz, woraufhin bei 2 Patienten mikroskopisch Skabiesmilben nach-
gewiesen wurden. Die Bewohner in 2 von 3 Stockwerken wurden im darauf
folgenden Monat mit Lindan 1% topisch behandelt. Ebenso wurde eine Sanie-
rung der Wohnräume durchgeführt. Nach 8 Monaten trat bei einigen Bewohnern
erneut und bei 3 Angestellten erstmals Juckreiz auf. Anschließend wurden alle
62
129 pflegebedürftigen Personen und die 3 betroffenen Mitarbeiter untersucht.
Ein Patient mit Down-Syndrom litt unter „hyperkeratotischer“ Skabies (Scabies
crustosa) und wurde in einem Krankenhaus isoliert und behandelt. Bei 24 der
übrigen Bewohner wurden typische Gangstrukturen in der Haut entdeckt. Eine
mikroskopische Hautuntersuchung wurde bei 22 Patienten durchgeführt, die bei
7 von diesen als positiv bewertet wurde. Im Abstand von 14 Tagen wurden allen
128 Bewohnern je 12 mg Ivermectin verabreicht. Des Weiteren wurden sie an-
gewiesen, ihre jeweiligen Stockwerke für 2 Tage nicht zu verlassen. Allgemeine
Sanierungsmaßnahmen wurden durchgeführt. Den Mitgliedern des Pflegeper-
sonals wurde angeraten, sich eigenständig systemisch oder topisch zu
behandeln. In den 7 nachfolgenden Wochen der Beobachtungsphase traten bei
einem Patienten erneut Hauterscheinungen auf. Diese Person wurde daraufhin
nochmals mit Ivermectin therapiert.
Autoren, Jahr: Mayer et al., 2000 [46]
Ort: Würzburg, Bayern, Deutschland
Betroffene Institutionen: Werkstatt für Behinderte und angegliederte
Wohnheime
Dauer: Februar bis Dezember 1998
Zahl der Erkrankten: 19
Eingesetzte Therapeutika: Lindan, Benzylbenzoat, Ivermectin, Allethrin
Im Februar 1998 wurde bei einer Arbeiterin einer Werkstatt für Behinderte mit-
tels auflichtmikroskopischen Milbennachweises eine Skabieserkrankung fest-
gestellt. Auf Nachfrage wurde bekannt, dass seit einiger Zeit mehrere Mitarbei-
ter der Werkstatt und angegliederter Wohnheime über Juckreiz klagten und
zeitlich unabhängig mit unterschiedlichen Antiskabiosa topisch behandelt wor-
den waren. Anhand eines Stufenplanes wurden alle Betroffenen über
Erkrankung und Therapie informiert. Anschließend wurden Einwilligungen zu
Untersuchung und Behandlung eingeholt und Reihenuntersuchungen aller be-
troffenen Personen sowie der Kontaktpersonen an 5 Tagen durchgeführt.
63
Anschließend wurden 19 sicher erkrankte Personen und 35 fraglich Befallene
mit Lindan 0,3% bzw. Benzylbenzoat 25% behandelt. Bei einzelnen, schwer
befallenen Patienten wurde eine stationäre Therapie mit Lindan durchgeführt.
Eine Patientin mit Down-Syndrom und Scabies norvegica erhielt nach erfolglo-
ser Lindan-Applikation Ivermectin (150 µg/kg KG) oral. Allen gesunden Kontakt-
personen und ihren Familien wurde eine Behandlung mit Allethrin empfohlen,
die sie zu Hause anwenden sollten. Insgesamt belief sich der Personenkreis auf
460. Nach 3 Wochen fand eine Nachuntersuchung statt, bei der noch 3 Perso-
nen eine floride Skabies aufwiesen. Diese wurden erneut behandelt. Im
nachfolgenden Beobachtungszeitraum von 10 Monaten trat kein Erkrankungs-
fall mehr auf.
Autoren, Jahr: Andersen et al., 2000 [47]
Ort: Oslo, Norwegen
Betroffene Institutionen: 3 voneinander unabhängige Altenpflegeheime
Dauer: Altenpflegeheim 1: August 1998 bis August 1999
Altenpflegeheim 2: Juni 1999 bis September 1999
Altenpflegeheim 3: Juli 1999
Zahl der Erkrankten: Altenpflegeheim 1: 19
Altenpflegeheim 2: 3
Altenpflegeheim 3: 3
Eingesetzte Therapeutika: Altenpflegeheim 1: Permethrin, Benzylbenzoat
Altenpflegeheim 2: Benzylbenzoat
Altenpflegeheim 3: keine Angaben
Altenpflegeheim 1: Das Altenpflegeheim 1 unterhielt 140 stationäre Betten und
betreute 60 zu Hause wohnende Patienten. Im Januar 1999 wurden mehrere
Skabieserkrankungen bekannt, so dass ein Skabiesausbruch innerhalb des Al-
tenpflegeheimes vermutet wurde. Retrospektiv konnten 2 Indexpatienten eruiert
64
werden, die beide mehrere Monate lang unter Pruritus litten. Der erste, 85-
jährige Indexpatient wurde im August 1998 mit bereits bestehendem Ekzem aus
einer Klinik nach Hause entlassen, wo er von einem Angestellten des Pflege-
heimes betreut wurde. Wie sich im Januar 1999 herausstellte, wurde dieser
Angestellte im Oktober 1998 aufgrund einer Skabies therapiert. Im November
wurde der Indexpatient für einen Kurzzeitaufenthalt in das Pflegeheim aufge-
nommen. Der zweite, 89-jährige Indexpatient wohnte auf einer anderen Station
und hatte keinen Kontakt zum ersten Indexfall. Nachdem im Januar bei beiden
eine Skabies diagnostiziert wurde, wurden beide Patienten erfolglos mit Per-
methrin behandelt. Eine erfolgreiche Therapie mit Benzylbenzoat schloss sich
an. In den folgenden 3 Monaten wurden 17 weitere Skabieserkrankungen fest-
gestellt. Dabei handelte es sich um Patienten des Heimes, zu Hause lebende
Personen, die vom Pflegepersonal des Heims betreut wurden, und um deren
Betreuer. Im November wurde eine allein wohnende Patientin symptomatisch
und im Januar in der lokalen Klinik zweimal prophylaktisch mit Permethrin be-
handelt. In den folgenden Monaten wurde sie weiterhin vom Pflegepersonal des
Heimes betreut. Ein halbes Jahr später zeigte sich immer noch das klinische
Bild einer Skabies. Nach erneuter stationärer Aufnahme wurde bei ihr im Au-
gust 1999 schließlich die Skabieserkrankung erkannt. Bei 16 der insgesamt 19
Skabiesfälle konnten mikroskopisch Milben nachgewiesen werden. Mit Aus-
nahme der beiden Indexpatienten wurden alle Betroffenen und 370
Kontaktpersonen zeitgleich mit Benzylbenzoat behandelt. Patienten mit gesi-
cherter oder vermuteter Skabies wurden für 8 Stunden nach der Behandlung
isoliert. Bei einem Patienten schlug die Therapie mit Benzylbenzoat nicht an,
woraufhin dieser mit Permethrin therapiert wurde.
Altenpflegeheim 2: Im Juni 1999 wurde bei 3 von 104 Patienten eine Skabies-
erkrankung diagnostiziert. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde der Indexpatient auf-
grund einer Dermatitis 14 Tage lang mit topischen Kortikosteroiden behandelt.
Nach Diagnosestellung wurden 26 Patienten einer Station und 110 Angestellte
mit Benzylbenzoat behandelt. Patienten mit gesicherter oder vermuteter Ska-
bies wurden für 8 Stunden nach der Behandlung isoliert. Bei einer Kontroll-
untersuchung nach 3 Monaten litt der Indexpatient noch immer unter Skabies.
65
Altenpflegeheim 3: Im Juli 1999 erkrankten 2 Angestellte an Skabies. Sie hatten
sich bei einem Patienten, der von ihnen zu Hause gepflegt wurde, angesteckt.
Ein Patient der Station wurde ebenfalls als befallen diagnostiziert. Etwa 40 Pa-
tienten von 2 Stationen wurden therapiert.
Autoren, Jahr: Leppard & Naburi, 2000 [48]
Ort: Moshi, Tansania
Betroffene Institution: Gefängnis
Dauer: Juli 1996 bis Januar 1997
Zahl der Erkrankten: 883
Eingesetzte Therapeutika: Ivermectin, Lindan
Im Juli 1996 wurden mehrere Häftlinge mit dem klinischen Bild einer Skabies in
einer dermatologischen Klinik vorgestellt. In den folgenden 4 Wochen häuften
sich die Diagnosen, eine Scabies crustosa konnte in 2 Fällen festgestellt wer-
den. Daraufhin entschloss man sich, einen Behandlungsplan auszuarbeiten.
Aufgrund einer fehlenden Zulassung von Ivermectin konnte die Sanierung erst 4
Monate nach der Erstdiagnose begonnen werden. Im Gefängnis wurden 1.153
Häftlinge untersucht. In 16 Fällen wurde eine Scabies crustosa diagnostiziert, in
802 Fällen eine gewöhnliche Form. Allen wurde unter Aufsicht eine einmalige
orale Dosis Ivermectin (150 µg/kg KG) verabreicht. Von den 251 Angestellten
ließen sich 162 Personen untersuchen, 65 davon waren an Skabies erkrankt.
Diesen wurde empfohlen, sich und ihre Familien mit Lindan 1% zu behandeln.
Eine erneute Untersuchung der Häftlinge fand jeweils nach einer, 4, 8 und 12
Wochen nach der ersten Gabe von Ivermectin statt. Nach einer Woche hatten
sich bei 79% der Patienten die Symptome gebessert. Als Nebeneffekt erwähn-
ten 36 Männer den Abgang von Ascaris lumbricoides. Die Heilungsrate 8
Wochen nach der ersten Behandlung betrug 95,5%. Skabiessymptome zeigten
noch immer 52 Häftlinge, darunter 7 der 16 Patienten mit Scabies crustosa. Un-
ter Aufsicht wurde diesen Lindan 1% appliziert. Bei einer Kontrolluntersuchung
nach 12 Wochen konnte keine Skabieserkrankung mehr festgestellt werden.
66
Allgemeine desinfizierende Maßnahmen wurden am Tag der ersten Behand-
lung durchgeführt.
Autoren, Jahr: Chan et al., 2000 [49]
Ort: Hong Kong, China
Betroffene Institution: Altenheim
Dauer: Februar bis April 1999
Zahl der Erkrankten: 9
Eingesetzte Therapeutika: Benzylbenzoat, Crotamiton
Im März 1999 wurde eine 66-jährige Altenheimbewohnerin mit seit mehreren
Wochen bestehenden hyperkeratotischen Hauterscheinungen der Abteilung für
Hygiene eines Sozialdienstes vorgestellt. Zunächst wurde ein Ekzem ange-
nommen und dieses topisch therapiert. Durch ein dermatologisches Konsil und
eine mikroskopische Untersuchung konnte die Diagnose zu Scabies crustosa
berichtigt werden. Es stellte sich heraus, dass 8 weitere Personen, Heimbe-
wohner und Angestellte, ebenfalls befallen waren. Der Indexfall wurde 2
Wochen lang wiederholt antiskabiös mit Benzylbenzoat 25% und Crotamiton,
keratolytisch sowie systemisch mit Antibiotika und Antihistaminika therapiert.
Autoren, Jahr: Obasanjo et al., 2001 [50]
Ort: Baltimore, Maryland, USA
Betroffene Institution: Tertiäres Akutkrankenhaus und Lehrkrankenhaus,
AIDS-Station
Dauer: Mai bis November 1996
Zahl der Erkrankten: 195
Eingesetzte Therapeutika: Permethrin, Lindan, Ivermectin
Im Mai 1996 wurde ein Patient mit Verdacht auf Scabies norvegica auf die
AIDS-Station des Hauses aufgenommen. Da die Diagnose nicht definitiv ge-
67
stellt wurde, wurde der Patient weder isoliert noch mit einem Antiskabiosum
behandelt. Anfang Juni entwickelte eine Krankenschwester Juckreiz. Einen Mo-
nat später entnahm ein Dermatologe dieser Schwester eine Hautbiopsie,
konnte jedoch keine Milben nachweisen. Erst nach 5 weiteren Untersuchungen
wurde ihr ein Antiskabiosum verschrieben. Sie blieb weiterhin symptomatisch,
bis im September definitiv eine Skabies diagnostiziert und Ivermectin (0,2
mg/kg KG) als Therapeutikum eingesetzt wurde. Ihre Familienmitglieder wurden
ebenfalls behandelt. Zwischen Juni und Juli litten weitere Angestellte der AIDS-
Station unter Juckreiz und behandelten sich eigenständig mit Permethrin 5%
bzw. Lindan.
Anfang August wurde ein weiterer HIV-Patient aufgenommen. Dieser entwickel-
te innerhalb der nächsten Wochen generalisierten Pruritus, woraufhin eine
Scabies norvegica diagnostiziert wurde. Eine zweimalige Applikation von Per-
methrin 5% und eine Therapie mit Lindan verfehlten ihre Wirkung. Mit
Ivermectin wurde die Skabies anschließend erfolgreich eradiziert. Nach der
Aufnahme des zweiten Patienten wurde bei 10 Mitarbeitern des Pflegedienstes
eine Skabies diagnostiziert und eine epidemiologische Reihenuntersuchung in
die Wege geleitet. 773 Pflegekräfte und 204 Patienten hatten Kontakt zu er-
krankten Personen. Von den Angestellten litten 113 Personen und von den
Patienten 82 an Skabies. Alle Patienten wurden zeitgleich behandelt, nur 668
der Angestellten unterzogen sich einer dokumentieren Therapie. Erkrankte Per-
sonen wurden zweimal mit Permethrin 5%, Therapieversager anschließend mit
Lindan und bei erneutem Therapieversagen mit Ivermectin (0,2 mg/kg KG) be-
handelt. Kontaktpersonen erhielten einmalig Permethrin 5%. Während des
Behandlungszeitraumes wurden keine neuen Patienten auf die Station aufge-
nommen. Bereits entlassene Personen wurden informiert und ihnen eine
Behandlung angeboten. Einen Monat nach der Entlassung des zweiten Index-
patienten wurde dieser aufgrund einer klinischen Skabiesdiagnose erneut mit
Ivermectin therapiert. Weitere 2 Monate darauf wurde er mit Fieber, Hypoten-
sion und einem ausgedehnten superinfizierten Ekzem an Gesicht, Hals, Thorax
und Oberschenkeln stationär aufgenommen. Eines Scabies norvegica konnte
diagnostiziert und Staphylococcus aureus in Blutkulturen kultiviert werden. Der
68
Patient verstarb 3 Tage nach Aufnahme an einer Sepsis.
Autoren, Jahr: Paasch & Haustein, 2001 [51]
Ort: Regierungsbezirk Leipzig, Sachsen, Deutschland
Betroffene Institutionen: 3 voneinander unabhängige Altenheime
Dauer: 1 Jahr
Zahl der Erkrankten: Altenheim 1: 52
Altenheim 2: 7
Altenheim 3: 33
Eingesetzte Therapeutika: Altenheim 1: Allethrin, Ivermectin
Altenheim 2: Allethrin, Ivermectin
Altenheim 3: Permethrin, Ivermectin
Altenheim 1: Über einen Zeitraum von 13 Monaten traten klinische Zeichen ei-
ner Skabies bei 91,5% der involvierten 117 Personen auf. Asynchrone
Lokalbehandlungen mit Crotamiton, Lindan, Allethrin und Permethrin erbrachten
keine Eradikation. Zum Zeitpunkt der Untersuchung durch die Universitäts-
Hautklinik Leipzig wiesen 52 Personen eine Skabies oder eine Scabies crusto-
sa auf. Insgesamt wurden 117 Personen im Altenheim 1 behandelt. Die 11
Indexpatienten, die aufgrund ihres ausgedehnten Befalles als chronische Infek-
tionsquellen eingestuft wurden, wurden hospitalisiert und mit Ivermectin (12 mg)
behandelt. Nach 8 Tagen bekamen 4 davon eine zweite Dosis. Alle anderen
erhielten eine synchrone Applikation des Allethrinsprays. Bei 2 dieser Patienten
kam es zu einem Therapieversagen, weshalb sie ein zweites Mal mit Al-
lethrinspray behandelt wurden.
Altenheim 2: Über einen langen Zeitraum war im Altenheim 2 rekurrierend Ska-
bies trotz wiederholter Therapiemaßnahmen zu verzeichnen. Zum Zeitpunkt der
Untersuchung durch die Universitäts-Hautklinik Leipzig wiesen 3 Patienten eine
Scabies crustosa und 4 eine gewöhnliche Skabies auf. Alle 56 involvierten Per-
sonen wurden mit Allethrinspray behandelt. Bei dieser Behandlung gab es
69
keine Therapieversager. Die 3 Personen, die an Scabies crustosa litten, erhiel-
ten primär Ivermectin (12 mg), einer davon bekam nach 8 Tagen eine zweite
Dosis.
Altenheim 3: 78,5% der 79 involvierten Personen waren bereits aufgrund einer
Skabies therapiert worden. Zum Zeitpunkt der Untersuchung durch die Universi-
täts-Hautklinik Leipzig wiesen 4 Patienten eine Scabies crustosa auf und 29
litten an einer gewöhnlichen Skabies. Allen 79 involvierten Personen wurde im
Altenheim 3 synchron Permethrin 5% appliziert. Therapieversager gab es keine.
Die 4 Indexpatienten erhielten zusätzlich Ivermectin (12 mg). Wiederum 2 Per-
sonen davon wurden ein zweites Mal mit Permethrin in Kombination mit
Ivermectin behandelt.
Im Anschluss an die jeweiligen Behandlungen wurde in allen 3 Altenheimen
eine 10-tägige Quarantänemaßnahme eingeleitet, die eine Benutzungssperre
für Polstermöbel und Vorhänge, eine Kontaktminimierung der Heimbewohner
zu ihren Familien sowie keine gemeinsamen Mahlzeiten vorsah.
Autoren, Jahr: Deabate et al., 2001 [52]
Ort: Turin, Italien
Betroffene Institution: Dialysezentrum
Dauer: April 1998 bis Januar 1999
Zahl der Erkrankten: 16
Eingesetztes Therapeutikum: Benzylbenzoat
In einem Dialysezentrum mit 160 Patienten klagten mehrere Personen über
Pruritus. Da es sich dabei um ein gewöhnliches Symptom bei Urämie handelt,
wurde diesem zunächst keine Bedeutung beigemessen. Über einen Zeitraum
von 10 Monaten konnten schließlich 16 Skabiesfälle diagnostiziert werden, wo-
bei bei 6 Personen der Milbennachweis positiv war. Angestellte des
Pflegepersonals waren nicht erkrankt. Die betroffenen Patienten wurden bis zu
sechsmal mit Benzylbenzoat 20% therapiert. Bei weiteren 400 Personen wurde
70
prophylaktisch eine 3-tägige Behandlung mit Benzylbenzaot 20% vorgenom-
men.
Autoren, Jahr: Wilson et al., 2001 [53]
Ort: Saint Louis, Missouri, USA
Betroffene Institution: Geriatrisches Langzeitpflegeheim
Dauer: Mai bis September 2000
Zahl der Erkrankten: 15
Eingesetzte Therapeutika: Permethrin, Ivermectin
Während des Ausbruches erkrankten 15 Bewohner des Heimes an Skabies.
Der Indexpatient blieb lange Zeit unentdeckt. Bevor die Diagnose Skabies ge-
stellt wurde, waren bereits 10 Personen aufgrund ihrer Hautläsionen mit
kortikosteroidhaltigen Externa erfolglos behandelt worden. Initial wurde Per-
methrin 5% als Antiskabiosum verwendet und den 15 erkrankten Personen
appliziert. Da die Symptomatik anhielt, erhielten 8 Bewohner eine zweite Be-
handlung. Bei 3 dieser 8 Patienten, die eine schwere Demenz oder
Kontrakturen aufwiesen und somit bettlägerig waren, sprach diese Therapie
nicht an. Milben konnten weiterhin in Hautbiopsien nachgewiesen werden. Da-
raufhin wurden sie erfolgreich mit einer einmaligen oralen Dosis Ivermectin (200
µg/kg KG) behandelt. Mitglieder des Pflegepersonals waren nicht betroffen.
Autor, Jahr: Geiß, 2001 [54]
Ort: Baden-Württemberg, Deutschland
Betroffene Institution: Altenheim
Dauer: Oktober 1999 bis Juli 2000
Zahl der Erkrankten: keine Angaben
Eingesetzte Therapeutika: Lindan, Allethrin, Ivermectin, Permethrin
Im Oktober 1999 traten bei einigen Patienten eines Altenheims juckende Haut-
71
erscheinungen auf, die von den betreuenden Hautärzten unterschiedlich be-
handelt wurden. Es verging ein halbes Jahr, bis die Diagnose Skabies gestellt
wurde. Es erfolgten Mehrfachtherapien mit Lindan und Allethrin-
Piperonylbutoxid-Spray sowie allgemeine Hygienemaßnahmen. Hierdurch ge-
lang es über 3 Monate lediglich, die Symptomatik einiger Betroffener zu lindern,
eine Sanierung der Station wurde jedoch nicht erreicht. Ein multidisziplinäres
Team koordinierte daraufhin einen Behandlungsversuch mit Ivermectin, welcher
ebenfalls ohne Erfolg blieb. Nach weiteren Recherchen kam man überein, Per-
methrin 5% als Antiskabiosum einzusetzen. Für die Bewohner des Altenheimes
und andere Betroffene wurden insgesamt 43 Portionen der Creme benötigt. Sie
wurden einmal behandelt und die entsprechenden Desinfektionsmaßnahmen
durchgeführt. Nach ein bis 2 Wochen wurde der Therapieerfolg kontrolliert.
Autoren, Jahr: Zafar et al., 2002 [55]
Ort: Maryland, USA
Betroffene Institution: Kommunales Lehrkrankenhaus
Dauer: September bis Oktober 1998
Zahl der Erkrankten: 8
Eingesetztes Therapeutikum: Permethrin
Im September 1998 wurde ein AIDS-Patient zur stationären Behandlung aufge-
nommen. Aufgrund hyperkeratotischer Hautveränderungen wurde er zunächst
für 36 Stunden isoliert. Die klinische Verdachtsdiagnose Skabies wurde von
Labormedizinern bestätigt. In den folgenden 3 Wochen entwickelten 7 Mitglie-
der des Pflegepersonals Symptome. Diese Personen wurden therapeutisch und
11 weitere Angestellte prophylaktisch mit 5%iger Permethrin-Creme behandelt.
Der Indexpatient wurde ebenfalls einer Permethrin-Therapie unterzogen und für
8 Tage erneut isoliert. Dieser Zeitraum wurde verlängert, da aufgrund einer
massiven Infektion eine zweite Behandlung des Indexpatienten nötig wurde.
Allen familiären Kontaktpersonen des Indexfalles wurde eine Therapie empfoh-
len.
72
Autoren, Jahr: Pruksachatkunakorn et al., 2002 [56]
Ort: Chiang Mai, Thailand
Betroffene Institutionen: Waisenhäuser
Dauer: Oktober bis November 2000
Zahl der Erkrankten: 131
Eingesetzte Therapeutika: Lindan, Präzipitatschwefel, Benzylbenzoat
Im Oktober 2000 wurden 12 Kinder eines Waisenhauses in der dermatologi-
schen Abteilung der Universität Chiang Mai aufgrund chronischen Juckreizes
vorgestellt. Bei allen konnte die Diagnose Skabies gestellt werden. Es stellte
sich heraus, dass 2 Kinder bereits bei Aufnahme in das Heim unter pruriginösen
Hauterscheinungen litten. Im angegliederten Heim für Säuglinge, Klein- und
Vorschulkinder wurden ebenfalls Patienten mit Hautveränderungen aufgefun-
den. Einige der Kinder waren bereits individuell mit Lindan 1% behandelt
worden. Von den 142 Waisenkindern waren 124 infestiert, von den 73 Ange-
stellten 7 Personen mit Skabies befallen. Um den Ausbruch einzudämmen,
wurden Säuglinge mit 5%igem und über 12 Monate alte Kinder mit 10%igem
Präzipitatschwefel in Salbenform an 3 aufeinander folgenden Tagen und noch-
mals eine Woche später behandelt. Angestellte und deren Familienangehörige
erhielten Benzylbenzoat 25% oder Lindan 0,3%. Außerdem wurden allgemeine
Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen in den Waisenhäusern durchge-
führt. 102 Kinder wurden 2 und 4 Wochen nach der Behandlung erneut
untersucht, wobei zu dem jeweiligen Zeitpunkt 48 bzw. 72 von 102 Kindern kei-
ne Skabieserkrankung mehr aufwiesen. Alle anderen wurden erneut mit
Präzipitatschwefel behandelt.
Autoren, Jahr: Larrosa et al., 2003 [57]
Ort: Barbastro, Spanien
Betroffene Institution: Krankenhaus, internistische Abteilung
Dauer: November 2002 bis Februar 2003
73
Zahl der Erkrankten: 18
Eingesetztes Therapeutikum: Permethrin
Anfang November wurde bei einer Krankenschwester der internistischen Abtei-
lung eine Skabies diagnostiziert. Als mögliche Milbenquelle wurde retrospektiv
ein Bewohner des lokalen Altenheimes identifiziert, der am 1. November in das
Krankenhaus aufgenommen worden war. Dieser wies seit mehreren Monaten
Hautläsionen auf und wurde antiinflammatorisch und antipruriginös behandelt.
Der Patient verstarb 8 Tage nach stationärer Aufnahme, sodass eine Skabies
nicht definitiv diagnostiziert werden konnte. Von den 59 Personen des Pflege-
personals wurden 49 befragt und untersucht. 140 Patienten durchliefen in der
Ausbruchsperiode die internistische Abteilung. Hiervon konnten 124 ausfindig
gemacht und untersucht werden. Insgesamt waren 11 Mitarbeiter des Pflege-
personals, 6 Patienten und als tertiärer Fall die Frau eines Mitarbeiters an
Skabies erkrankt. Die befallenen Personen sowie deren Kontaktpersonen wur-
den zeitgleich mit 5%iger Permethrin-Creme behandelt. Nach 10 Tagen fand
eine Kontrolluntersuchung statt, der sich alle Erkrankten und die Kontaktperso-
nen unterziehen mussten. Bei weiterem Anhalt für eine aktive Infestation
wurden sie erneut therapiert.
Autoren, Jahr: Fajardo-Velázquez et al., 2004 [58]
Ort: Mexiko-Stadt, Mexiko
Betroffene Institution: Krankenhaus für Infektionskrankheiten
Dauer: Juli bis August 1999
Zahl der Erkrankten: 49
Eingesetztes Therapeutikum: Benzylbenzoat
Mitte Juli wurde ein 60-jähriger AIDS-Patient in stationäre Behandlung aufge-
nommen. Seine generalisierte, juckende Dermatose veranlasste zu
wiederholten Behandlungen, welche allerdings erfolglos blieben. Angestellte
des Pflegepersonals entwickelten 4 Wochen nach der Aufnahme des Patienten
74
Symptome einer Skabies. Mitte August wurde auch bei dem Indexpatienten ei-
ne Scabies crustosa eindeutig diagnostiziert. Eine anschließende Untersuchung
von 129 möglichen Kontaktpersonen ergab 48 Sekundärfälle: 34 Angestellte
des Pflegepersonals, 11 Mitglieder ihrer Familien und 3 Patienten des Kranken-
hauses. Alle infestierten Personen und deren Kontaktpersonen wurden über 5
Tage topisch mit Benzylbenzoat erfolgreich therapiert. Allgemeine Reinigungs-
maßnahmen wurden ebenfalls vollzogen.
Autoren, Jahr: RKI, Abt & Ahr, 2005 [59]
Ort: Baden-Württemberg, Deutschland
Betroffene Institution: Asylbewerberheim
Dauer: Herbst 2003, 10 Wochen
Zahl der Erkrankten: 12
Eingesetztes Therapeutikum: Ivermectin
In einem Heim für Asylbewerber mit 112 Bewohnern kam es im Herbst 2003 zu
einem gehäuften Auftreten von Skabies. Einem Hautarzt wurden 23 krankheits-
verdächtige Personen eines Wohnblocks vorgestellt. Bei 12 von diesen
bestätigte sich der Verdacht, bei den anderen 11 bestand aufgrund beengter
Wohnverhältnisse begründeter Verdacht einer Ansteckung. In Abstimmung mit
dem behandelnden Arzt und dem Sozialamt entschied der leitende Arzt des
Gesundheitsamtes, alle 23 Bewohner des Wohnblocks systemisch mit Ivermec-
tin zu behandeln. Nach einer Woche nahmen 21 Personen die empfohlene
zweite Dosis ein, in 2 Fällen wurde aus in der Fallbeschreibung nicht näher be-
zeichneten Gründen davon abgesehen. Allgemeine Sanierungsmaßnahmen
wurden vorgenommen und den Asylbewerbern neue Kleidung zur Verfügung
gestellt. Eine weitere Woche später untersuchte der Hautarzt die Patienten er-
neut und konnte bei 3 Personen noch Symptome einer Skabieserkrankung
feststellen. Daraufhin wurden diese ein drittes Mal therapiert. In einem Fall wur-
de schließlich eine vierte Behandlung durchgeführt.
75
Autoren, Jahr: de Andrade Quintanilha Ribeiro et al., 2005 [60]
Ort: São Paulo, Brasilien
Betroffene Institution: Gefängnis
Dauer: 5 Wochen
Zahl der Erkrankten: 96
Eingesetzes Therapeutikum: Ivermectin
Bei einer dermatologischen Untersuchung wurde bei 94 von 123 Insassen eines
Gefängnisses eine Skabieserkrankung diagnostiziert. Alle Inhaftierten und An-
gestellte, die Kontakt zu diesen hatten, wurden mit Ivermectin in einer Dosis
von 200-300 µg/kg KG behandelt. Nach 7 Tagen wurde diese Therapie wieder-
holt. Eine Woche darauf fand eine erneute Untersuchung statt. Bei 11 Insassen
wurde eine noch bestehende Erkrankung festgestellt, 2 von ihnen waren bei der
ersten Untersuchung als nicht befallen eingestuft worden, hatten jedoch die ers-
te Dosis erhalten. Diese 11 Personen erhielten eine dritte Dosis Ivermectin.
Nach 4 Wochen waren keine Anzeichen der Erkrankung mehr bei Inhaftierten
und Angestellten festzustellen.
Autoren, Jahr: Shepard & Jordan, 2005 [61]
Ort: Kalifornien, USA
Betroffene Institution: Akutkrankenhaus
Dauer: Mai bis Juni 2004
Zahl der Erkrankten: 20
Eingesetztes Therapeutikum: Permethrin
Mitte Mai 2004 wurde eine 72-jährige Patientin wegen Dyspnoe, Hypothermie
und einer schweren Dermatitis stationär aufgenommen. Die Diagnose Scabies
norvegica wurde 2 Wochen später aufgrund einer Hautbiopsie gestellt. Dies gab
Anlass dazu, ein multidisziplinäres Team zu formieren, welches anhand von
staatlichen Richtlinien einen Ausbruch eindämmen sollte. Kontaktpersonen wur-
76
den ermittelt und ein Behandlungskonzept für Patienten und Angestellte erstellt.
Außer bei der Indexpatientin traten 19 weitere Skabieserkrankungen auf. Insge-
samt wurden 368 Angestellte und Patienten einmalig mit Permethrin-Creme
behandelt, 252 bereits entlassenen Patienten wurde eine prophylaktische The-
rapie angeboten.
Autoren, Jahr: Tsutsumi et al., 2005 [62]
Ort: Japan
Betroffene Institution: Geriatrisches Krankenhaus
Dauer: Mai 1989 bis Februar 1990
Zahl der Erkrankten: 20
Eingesetzte Therapeutika: Crotamiton, Lindan
Im Mai 1989 wurde eine Skabies bei einer 85-jährigen, dementen Patientin in
einem geriatrischen Krankenhaus diagnostiziert. In den folgenden 7 Monaten
wurde diese Diagnose bei weiteren 19 der 65 Patienten gestellt. Die Angestell-
ten blieben erscheinungsfrei. Präventivmaßnahmen wie die Isolierung von
befallenen Personen wurden erst 4 Monate nach Diagnosestellung der Index-
patientin begonnen. Die 20 befallenen Patienten wurden mit Crotamiton-Salbe
behandelt, 3 Personen erhielten eine Kombination mit 1%iger Lindan-Emulsion.
Autoren, Jahr: Makigami et al., 2005 [63]
Ort: Japan
Betroffene Institution: Psychiatrisches Krankenhaus
Dauer: 4 Monate
Zahl der Erkrankten: 27
Eingesetzte Therapeutika: Lindan, Ivermectin
Der Indexpatient wurde mit einer bereits bestehenden Scabies crustosa auf die
geschlossene Abteilung eines psychiatrischen Krankenhauses aufgenommen.
77
In den folgenden Wochen wurde Skabies bei 26 Patienten diagnostiziert, Ange-
stellte waren nicht betroffen. Alle erkrankten Patienten wurden mit Lindan 1%
therapiert. Dennoch traten erneut Skabiesfälle auf. Folglich entschied man sich
3½ Monate nach der Aufnahme des Indexpatienten, alle 69 Patienten der Stati-
on mit Ivermectin (200 µg/kg KG) zu behandeln.
Autoren, Jahr: Achtari Jaenneret et al., 2007 [64]
Ort: Kanton Neuenburg, Schweiz
Betroffene Institutionen: Rehabilitationsklinik, Akutkrankenhaus, Dialyse-
Einheit
Dauer: 1998 bis 1999, 9 Monate
Zahl der Erkrankten: 24
Eingesetze Therapeutika: Lindan, Permethrin, Ivermectin
Rehabilitationsklinik: Der 44-jährige, alkohol- und opiatabhängige Indexpatient
(Patient 1) war von Oktober 1998 bis September 1999 in der Rehabilitationskli-
nik. Während des Aufenthaltes wurde eine Scabies crustosa diagnostiziert. Der
Patient wurde daraufhin mit Lindan-Emulsion 0,3% therapiert. Weitere 4 Patien-
ten, die das Badezimmer mit dem Indexpatienten teilten, klagten zum Zeitpunkt
der Diagnose des Indexpatienten über Juckreiz. Drei davon wurden einer der-
matologischen Untersuchung unterzogen und erhielten ebenfalls die Diagnose
Skabies. Sie wurden erfolgreich mit Lindan behandelt. Der vierte Patient (Pati-
ent 2) wurde im April 1999 untersucht. Aufgrund eines disseminierten Ekzems
erhielt er topische Steroide. Ein Nierenversagen, Lungen- und Herzerkrankun-
gen bedingten eine Verlegung ins Akutkrankenhaus. Zwei Patienten der
Rehabilitationsklinik entwickelten Juckreiz. Bei einem wurde Skabies sicher
festgestellt, woraufhin er erfolgreich mit Permethrin behandelt wurde.
Akutkrankenhaus: In diesem Krankenhaus wurde Patient 2 weiterhin mit lokalen
Steroiden behandelt. Die 4 Zimmernachbarn dieses Patienten erkrankten nach
und nach auch an Skabies, 2 steckten ihre Ehepartner an, einer einen engen
Freund. Insgesamt wurden 6 familiäre Kontaktpersonen mit einer einmaligen
78
Dosis Ivermectin therapiert.
Dialyse-Einheit: Nach 3 Wochen wurde Patient 2 in eine Dialyse-Einheit verlegt.
Da der Ehepartner des Patienten bereits an Skabies erkrankt war, wurde dieser
erneut untersucht und schließlich eine Scabies crustosa festgestellt. 4 Kontakt-
personen aus der Familie und 3 aus dem Freundeskreis waren ebenfalls
befallen. In der Dialyse-Einheit erkrankten 2 Patienten sowie einer ihrer Ehe-
partner.
Insgesamt wurden 116 Personen des Pflegepersonals aller 3 Institutionen un-
tersucht. Zeichen einer Skabies konnten bei keinem festgestellt werden.
Autoren, Jahr: Ejidokun et al., 2007 [65]
Ort: Gloucestershire, Großbritannien
Betroffene Institution: Fachhochschule für Lernbehinderte
Dauer: März bis April 2004
Zahl der Erkrankten: 4
Eingesetzte Therapeutika: Permethrin, Malathion
Mitte März 2004 diagnostizierte ein Allgemeinarzt bei 2 Lehrern und 2 Schülern
einer lokalen Fachhochschule für Lernbehinderte Skabies. Die beiden Schüler
benötigten besondere Unterstützung im Alltag, einer lebte in einem Heim. Diese
4 Personen gehörten einer Untergruppe der Fachhochschule an, die 108 Schü-
ler und 41 Angestellte umfasste. Mit Hilfe einer staatlichen Gesundheitsbehörde
wurden umgehend alle 4 Betroffenen behandelt und vom Schulalltag isoliert. Da
unter Schülern und Lehrern bei Sportunterricht, in Förderzentren und in Wohn-
gemeinschaften regelmäßiger Hautkontakt bestand, wurde eine prophylaktische
Behandlung der gesamten Untergruppe beschlossen. Die Gesundheitsbehörde
erfragte Adressen und persönliche Daten der involvierten Personen, um deren
Hausärzte um Unterstützung in der Organisation des Ausbruches zu erbitten.
Ende März fand die Massenbehandlung von 108 Schülern und 41 Angestellten
mit 5%iger Permethrin-Creme bzw. 0,5%igem Malathion statt. Im Abstand von 7
79
Tagen wurden alle mit Hilfe von 39 Allgemeinärzten zweimal behandelt. Danach
konnte keine Skabieserkrankung mehr festgestellt werden.
Autoren, Jahr: Elgueta N. et al., 2007 [66]
Ort: Santiago, Chile
Betroffene Institution: Tertiärkrankenhaus, „Abteilung für Sonderfälle“
Dauer: 2005, 1 Monat
Zahl der Erkrankten: 11
Eingesetztes Therapeutikum: Permethrin, Präzipitatschwefel
Im Februar 2005 wurde ein 25-jähriger Mann mit Down-Syndrom aufgrund einer
Sepsis, die möglicherweise von einem Hautherd ausging, von der Notaufnahme
auf eine Überwachungsstation in ein Mehrbettzimmer verlegt. Bereits am
nächsten Tag wurde er auf eine internistische Abteilung verlegt, wo ein Derma-
tologe eine Scabies norvegica diagnostizierte. Der Patient wurde isoliert, eine
Behandlung mit 5%iger Permethrin-Creme jedoch aufgrund multipler Hautfissu-
ren und generalisierter Hyperkeratosen aufgeschoben. Nach 4 Tagen wurde er
auf eine „Abteilung für Sonderfälle“ in ein Mehrbettzimmer verlegt, wo man ihn
mit Vaseline behandelte. Nach 7 weiteren Tagen erhielt er ein Einzelzimmer,
um eine Bakteriämie mit multiresistentem Acinetobacter baumannii zu bekämp-
fen. Der Patient wurde von einem Komitee der infektiologischen Abteilung
untersucht, das insuffiziente Isolierungsmaßnahmen sowie das Aufschieben der
spezifischen Therapie bemängelte. Nach weiteren 6 Tagen fand schließlich die
Behandlung der Skabies statt. Der Indexpatient wurde an 3 aufeinander folgen-
den Tagen mit 5%iger Permethrin-Creme, dann 4 Tage lang mit einer
Schwefelsalbe therapiert. Dieses Behandlungsschema wurde zweimal durchge-
führt. Von insgesamt 128 Patienten auf den 3 Stationen litten 2 weitere
ebenfalls unter einer Skabies. Von 96 Angestellten des Pflegepersonals waren
8 befallen. Diese 10 sekundären Fälle waren alle auf der „Abteilung für Sonder-
fälle“ zu finden. Sie wurden an 3 aufeinander folgenden Tagen mit 5%iger
Permethrin-Creme therapiert. Danach folgten ein behandlungsfreies Intervall
80
von 4 Tagen und eine erneute 3-tägige Permethrin-Therapie. Kontaktpersonen
auf der „Abteilung für Sonderfälle“ sowie im familiären Bereich erhielten eine
einmalige Permethrin-Applikation. Die nachfolgende Überwachungsperiode
dauerte bis 30 Tage nach der Aufnahme des Indexpatienten. In dieser Zeit wur-
den keine neuen Skabiesfälle bekannt.
Autoren, Jahr: Garcia et al., 2007 [67]
Ort: Lima, Peru
Betroffene Institution: Tertiärkrankenhaus, Intensivstation
Dauer: 2003, 7 Wochen
Zahl der Erkrankten: 32
Eingesetztes Therapeutikum: Ivermectin
Aufgrund multiplen Organversagens wurde ein 42-jähriger Patient auf die Inten-
sivstation aufgenommen. Bei Aufnahme wurde die Diagnose einer klassischen
Skabies gestellt, jedoch keine Therapie veranlasst. Der Patient verstarb nach 4
Tagen. In den folgenden 2 Wochen entwickelten 3 Angestellte des Pflegeper-
sonals Pruritus, woraufhin alle 36 Angestellten auf Skabies untersucht wurden.
Spezifische Symptome wiesen 23 Angestellte auf, bei 22 davon wurde eine
Hautprobe entnommen, die bei 5 Personen zum Nachweis von Skabiesmilben
führte. Von 7 Patienten der Intensivstation waren 3 symptomatisch, bei einem
Patienten konnten mikroskopisch Milben nachgewiesen werden. Die 23 Ange-
stellten sowie die 7 Patienten erhielten Ivermectin in einer Dosis von 200 µg/kg
KG. Da eine orale Behandlung mit Ivermectin einfacher ist und dieses Medika-
ment in Peru preisgünstiger ist als Permethrin, zog man die ausschließlich
systemische Therapie einer topischen Therapie vor. Kleidung, Betten und Mö-
bel wurden sowohl im Krankenhaus als auch in den Privaträumen der
Angestellten desinfiziert. Am Tag nach der ersten Behandlung berichteten 2
weitere Angestellte über Skabiessymptome. Sie erhielten ebenfalls Ivermectin.
Eine Woche später fand eine Nachuntersuchung statt, bei der bei 2 Angestell-
ten und einem Patienten erneut Symptome zu finden waren. Sie wurden mit
81
einer zweiten Dosis Ivermectin behandelt. Einen Monat später waren keine
Skabiesfälle mehr zu verzeichnen.
Autoren, Jahr: van den Hoek et al., 2008 [68]
Ort: Amsterdam, Niederlande
Betroffene Institution: Altenpflegeheim
Dauer: September 2007 bis Juni 2008
Zahl der Erkrankten: 20
Eingesetze Therapeutika: Lindan, Ivermectin, Permethrin
Im November 2007 wurde dem Gesundheitsamt mitgeteilt, dass der Arzt eines
Altenpflegeheimes an Skabies erkrankt war und dass ein weiterer Angestellter
des Heimes bereits im September darunter litt. Zur gleichen Zeit erhielt das Al-
tenpflegeheim von einem ortsansässigen Krankenhaus die Nachricht, dass ein
Patient, der im August in das Heim verlegt wurde, trotz vorhergehender Be-
handlungen zum Zeitpunkt der Verlegung wahrscheinlich an Skabies erkrankt
war. Dieser Indexpatient verstarb im September 2007.
Darauf folgende Kontrollen im Altenpflegeheim zeigten, dass auf der Station
des ehemaligen Indexpatienten 2 von 15 Bewohnern und 8 der 83 Angestellten
an Juckreiz litten. Bei 5 dieser 10 Betroffenen wurden Skabiesmilben nachge-
wiesen. Neben Entwesungs- und Reinigungsmaßnahmen wurden die 10 an
Skabies erkrankten Personen mit Lindan und Ivermectin behandelt. Alle symp-
tomfreien Kontaktpersonen erhielten nur Ivermectin. Alle seit August 2007 aus
dem Heim entlassenen Personen wurden über den Skabiesausbruch informiert.
Im Dezember entwickelten 3 Patienten einer anderen Heimstation Juckreiz und
wurden ohne vorhergehende Untersuchung mit Lindan therapiert. Im Januar
wurden auf einer weiteren Station 2 Skabieserkrankungen mittels Milbennach-
weis diagnostiziert. Diese wurden mit Lindan und Ivermectin therapiert. Alle
anderen Bewohner dieser Station sowie die Angestellten erhielten Ivermectin.
In den Monaten Januar bis März traten im Altenpflegeheim rezidivierende Er-
82
krankungen bei 7 bereits vorher erkrankten und 4 bisher nicht befallenen Per-
sonen auf. Diese 11 Personen wurden nun zweimal im Abstand von einer
Woche mit 5%iger Permethrin-Creme und Ivermectin therapiert. Kontaktperso-
nen erhielten zweimalig Ivermectin.
Außerhalb des Altenpflegeheimes wurde von folgenden Skabieserkrankungen
berichtet: Zwei Mieter im Wohnhaus des Indexpatienten litten bereits im No-
vember unter Skabies und wurden zu diesem Zeitpunkt mit Lindan und
Ivermectin behandelt. Da diese beiden im Januar und Februar erneut erkrank-
ten, wurden sie mit Permethrin und Ivermectin therapiert. Die
Hausgemeinschaft einschließlich des Indexpatienten benutzte die gleiche
Waschmaschine. Die Schwiegertochter des Indexpatienten sowie deren Ehe-
mann wurden seit September wiederholt mit Lindan und Ivermectin behandelt.
Da die Behandlung bis März nicht erfolgreich war, erhielten sie Permethrin. Im
November wurde bei einem ehemaligen Heimbewohner Skabies diagnostiziert.
Nach einer Behandlung mit Lindan rezidivierte die Skabies im Februar. Eine
anschließende zweimalige Behandlung mit Permethrin und Ivermectin zeigte
Erfolg. Im Februar wurde eine Skabieserkrankung bei einem Krankenhauspati-
enten bekannt, der im Herbst im Pflegeheim lebte. Bereits im November wurde
bei ihm eine Skabies diagnostiziert und eine Lindan-Ivermectin-Therapie einge-
leitet. Im Dezember trat die Skabies erneut auf und die gleiche Behandlung
wurde durchgeführt. Im Februar litt der Patient immer noch unter Skabies. Das
Ergebnis der Permethrin-Behandlung konnte aufgrund des Todes des Patienten
nicht dokumentiert werden. Im Februar wurde ein weiterer Skabiesfall bekannt.
Diese Patientin lebte zusammen mit dem Indexpatienten im Altenpflegeheim.
Nach einer Therapie mit Lindan und Ivermectin persistierte der Juckreiz. Sie
erhielt topische Corticosteroide, woraufhin sich eine Scabies crustosa entwi-
ckelte. Sie und ihre Kontaktpersonen erhielten Permethrin und Ivermectin.
Genauere Angaben zur Dosis werden in der Falldarstellung nicht gemacht. Bis
3 Monate nach allen Permethrin-Ivermectin-Therapien blieben die Befallenen
skabiesfrei. Aufgrund der mehrfach fehlgeschlagenen Therapie mit Lindan und
Ivermectin vermuteten die Autoren eine Resistenz gegen diese Wirkstoffe.
83
Autoren, Jahr: Buehlmann et al., 2009 [69]
Ort: Basel, Schweiz
Betroffene Institution: Universitätsklinik, Intensivstation, Rehabilitationsklinik
Dauer: Juni 2007 bis Dezember 2007
Zahl der Erkrankten: 20
Eingesetze Therapeutika: Lindan, Permethrin, Ivermectin
Im April 2007 wurde der an AIDS erkrankte Indexpatient mit schwerer Sepsis
und Pneumonie auf die Intensivstation der Universitätsklinik aufgenommen.
Kurz danach entwickelte er einen juckenden Hautauschlag, der vom behan-
delnden Dermatologen aufgrund fehlenden Milbennachweises zunächst als
Hautreaktion auf eine Antibiotika-Therapie interpretiert wurde. Nach 7 Wochen
erfolgte die Verlegung in eine Rehabilitationsklinik, wo aufgrund des persistie-
renden Juckreizes eine Scabies crustosa diagnostiziert wurde. Es erfolgten
Isolationsmaßnahmen sowie die Therapie mit Lindan sowie Ivermectin.
Im Laufe der folgenden Monate wurde bei 6 Pflegekräften und Physiotherapeu-
ten der Intensivstation Skabies diagnostiziert. Ebenfalls waren 6 Angehörige
dieser befallen. In der Rehabilitationsklinik erkrankten 2 Mitarbeiter der Klinik, 2
weitere Patienten sowie 3 Angehörige.
Initial wurden asymptomatische Personen nicht prophylaktisch therapiert.
Nachdem der Ausbruch über 3 Monate andauerte, wurde ein strikteres Vorge-
hen veranlasst: Alle Pflegekräfte, deren Angehörige und temporäre Mitarbeiter
der Stationen wie Radiologen und Physiotherapeuten wurden zeitgleich prophy-
laktisch therapiert. Im nachfolgenden 6monatigen Beobachtungszeitraum
wurden keine Skabieserkrankungen mehr beobachtet.
Zunächst wurde mit Lindan topisch behandelt. Da es damit nicht gelang, den
Ausbruch einzudämmen, wurde die Therapie auf 5%ige Permethrin-Creme so-
wie Ivermectin in einer oralen Dosis von 200 µg/kg KG umgestellt.
84
Insgesamt wurden innerhalb von 7 Monaten 1640 Personen prophylaktisch und
20 Personen therapeutisch behandelt. Die direkten Kosten für Medikamente
und ärztliche Behandlung beliefen sich auf über 47 000 US-Dollar.
Tabelle 1: Tabellarische Übersicht von publizierten Skabiesausbrüchen
Autor, Publikati-onsjahr
Dauer Institution Zahl der Erkrankten
Verwendetes Antiska-biosum
Besonderheiten in 6 dar-gestellt
Paterson et al., 1973 [70]
11 – 12/1972 Krankenhaus 19 Lindan Scabies crustosa bei Immunsup-pression nach Nierentransplantation
Hubler & Clabaugh, 1976 [29]
2 Monate Behindertenheim 28 Lindan Scabies crustosa bei Trisomie 21 sowie in 20 weiteren Fällen
*
Kanaaneh et al., 1976 [30]
Winter 1969 – 02/1975
Schulen einer Dorfge-meinschaft
638 Benzylbenzoat Vier-Phasen-Behandlungsplan, Dorfbewohner als Multiplikatoren
*
Rycroft & Calnan, 1977 [31]
1975 – 1976 Touristenschiff 13 Lindan Asynchrone Therapie *
Gooch et al., 1978 [71]
09 – 11/1976 Kommunales Lehrkran-kenhaus
39 Lindan
Moberg et al.,1984 [32]
7 Monate Rehabilitationsklinik 14 Tenutex Vorangehende einjährige topi-sche Steroidtherapie des Indexpatienten, ungewöhnliches klinisches Bild der Skabies
*
Lempert et al., 1985 [72]
k.A. Dialysestation einer Uni-versitätsklinik
16 Lindan Pruritus bei Urämie
Reilly et al., 1985 [33]
08 – 10/1984 Kommunales Kranken-haus
26 Lindan, Benzylbenzoat Vorangehende viermonatige topi-sche Steroidtherapie des Indexpatienten
*
Burns, 1987 [73] 1986 Altenheim 4 Lindan Späte Diagnosestellung, asyn-chrone Therapie
Meyers, 1988 [74] 1987 Altenpflegeheim 32 Lindan Vorangehende topische Steroid-therapie
Frühjahr 1985 – Sommer 1987
Altenpflegeheim A 65 Lindan, Benzylbenzoat, Crotamiton, Permethrin
05 – 07/1988
Altenpflegeheim B
80
Lindan, Crotamiton, Permethrin
Yonkosky et al., 1990 [34]
Frühjahr – 10/1988
Altenpflegeheim C 57
Lindan, Crotamiton, Präzipitatschwefel, Permethrin
*
85
Hopper et al., 1990 [35]
08 – 1/1988 Kurz- und Langzeit-altenpflegestation
20 Lindan Erfolglose primäre zeitgleiche Therapie
*
Sirera et al., 1990 [36]
06 – 10/1989 AIDS-Station 37 Lindan Scabies crustosa bei HIV-Infektion in 2 Fällen
*
Hsueh et al., 1992 [75]
02 – 03/1991 Intensivstation 30 Benzylbenzoat, Crota-miton
Scabies crustosa, rezidivierender Pruritus über 5 Jahre, topische Steroidtherapie
Clark et al.,1992 [37]
04 – 05/1991 Akutkrankenhaus 68 Lindan, Permethrin Scabies crustosa bei Immunsup-pression, späte Diagnosestellung
*
3 Monate Altenpflegeheim A 34 Holness et al., 1992 [76] 6 Monate Altenpflegeheim B 19
Lindan, Crotamiton Gelegentliche Therapie einzelner Personen
Bannatyne et al., 1992 [77]
4 Monate Krankenhaus 77 Lindan, Permethrin Scabies crustosa
Jimenez-Lucho et al., 1995 [38]
01 – 12/1991 Krankenhaus 119 Lindan, Crotamiton Scabies crustosa bei Thrombozy-topenie, späte Diagnosestellung, steroid-abhänginge COPD
*
Marshall et al., 1995 [78]
09 – 10/1992 Sonderschule für Lernbe-hinderte
68 Permethrin Scabies crustosa bei Trisomie 21
Danchaivijitr et al., 1995 [79]
06/1993 Chirurgische Abteilung eines Lehrkrankenhauses
32 Lindan Scabies crustosa bei diabetischer Fußgangrän, Dermatitis und xero-tischem Ekzem, topische Steroidtherapie
Ancelle et al., 1997 [39]
02/1995 – 03/1996
Lang- und Kurzzeit-altenpflegeheim
49 Allethrin, Benzyl-benzoat, Ivermectin
Scabies crustosa *
RKI, 1997 [40] 11/1995 – 10/1996
Gerontopsychiatrisches Pflegeheim
15 Ivermectin Scabies crustosa, vorhergehen-de, topische Steroidtherapie bei V. a. allergische Reaktion
*
RKI, 1997 [40] Sommer 1996 – 03/1997
Krankenhaus, Altenheim 35 k. A. V. a. Kontaktallergien, späte Di-agnosestellung
*
Boix et al., 1997 [41]
11/1994 – 06/1995
Abteilung für Infektions-krankheiten einer Universitätsklinik
17 Lindan, Permethrin Scabies crustosa bei AIDS, V. a. Erythrodermie, späte Diagnose-stellung
*
RKI, 1998 [42] Herbst 1996 – 05/1998
Altenheim k. A. Lindan, Ivermectin Erfolglose primäre zeitgleiche Therapie mit Lindan 0,3%, Frei-stellung einer Ärztin der Universität für die Therapie
*
86
RKI, Reisch & Gon-ser, 1999 [43]
11/1998 – 04/1999
Wohnheim und Werkstatt für Behinderte
8 Lindan, Benzylbenzoat Scabies crustosa in 2 Fällen *
4 Monate Altenheim 1 36 Papini et al., 1999 [44] 3 Monate Altenheim 2 19
Permethrin Scabies crustosa, Unterstützung durch dermatologische Klinik
*
Dannaoui et al., 1999 [45]
06/1995 – 04/1996
Altenpflegeheim 42 Lindan, Ivermectin Scabies crustosa bei Trisomie 21, atypische Läsionen bei Älteren
*
Mayer et al., 2000 [46]
02 – 12/1998 Werkstatt und Wohnheim für Behinderte
19 Lindan, Benzylbenzoat, Ivermectin, Allethrin
Scabies crustosa bei Trisomie 21, asynchrone Therapie, Unter-stützung durch Universitätsklinik
*
08/1998 – 08/1999
Altenpflegeheim 1 19 Permethrin, Benzylben-zoat
06 – 09/1999 Altenpflegeheim 2 3 Benzylbenzoat Vorangehende 14tägige topische Steroidtherapie bei V.a. Dermati-tis
Andersen et al., 2000 [47]
07/1999 Altenpflegeheim 3 3 k. A.
*
Leppard & Naburi, 2000 [48]
07/1996 – 01/1997
Gefängnis 883 Ivermectin, Lindan Scabies crustosa in 16 Fällen, Abgang von Ascaris lumbricoides
*
Chan et al., 2000 [49]
02 – 04/1999 Altenheim 9 Benzylbenzoat, Crota-miton
Scabies crustosa *
Obasanjo et al., 2001 [50]
05 – 11/1996 AIDS-Station eines tertiä-ren Akut- und Lehrkrankenhauses
195 Permethrin, Lindan, Ivermectin
Scabies crustosa, späte Diagno-sestellung
*
Altenheim 1 52 Allethrin, Ivermectin Altenheim 2 7 Allethrin, Ivermectin
Paasch & Haustein, 2001 [51]
12 Monate
Altenheim 3 33 Permethrin, Ivermectin
Asynchrone Therapie Altenheim 2: 3 Fälle von Scabies crustosa Altenheim 3: 4 Fälle von Scabies crustosa
*
Deabate et al., 2001 [52]
04/1998 – 01/1999
Dialysezentrum 16 Benzylbenzoat Pruritus bei Urämie *
Wilson et al., 2001 [53]
05 – 09/2000 Geriatrisches Langzeit-pflegeheim
15 Permethrin, Ivermectin Vorangehende topische Steroid-therapie
*
Geiß, 2001 [54] 10/1999 – 07/2000
Altenheim k. A. Lindan, Allethrin-Piperonylbutoxid, Iver-mectin, Permethrin
Asynchrone Therapie, erfolglose primäre Lindan- und Allethrin-Piperonylbutoxid-Therapie, erfolg-lose sekundäre Ivermectin-Therapie, Koordinations-Gremium
*
87
Zafar et al., 2002 [55]
09 – 10/1998 Kommunales Lehrkran-kenhaus
8 Permethrin Scabies crustosa bei AIDS *
Pruksachatkunakorn et al., 2002 [56]
10 – 11/2000 Waisenhäuser 131 Lindan, Präzipitatschwe-fel, Benzylbenzoat
*
Millership et al., 2002 [80]
06/2000 – 09/2001
Geriatrische Psychiatrie 11 Permethrin, Ivermectin Asynchrone Therapie
Larrosa et al., 2003 [57]
11/2002 – 01/2003
Internistische Abteilung eines Krankenhauses
18 Permethrin *
Fajardo-Velázquez et al., 2004 [58]
07 – 08/1999 Krankenhaus für Infektionskrankheiten
49 Benzylbenzoat Scabies crustosa bei AIDS, späte Diagnosestellung
*
RKI, Abt & Ahr, 2005 [59]
Herbst 2003, 10 Wochen
Asylbewerberheim 12 Ivermectin Verzicht auf topische Therapie *
de Andrade Quinta-nilha Ribeiro et al., 2005 [60]
5 Wochen Gefängnis 96 Ivermectin Verzicht auf topische Therapie *
Shepard & Jordan, 2005 [61]
05 – 06/2004 Akutkrankenhaus 20 Permethrin Scabies crustosa *
Tsutsumin et al., 2005 [62]
05/1989 – 02/1990
Geriatrisches Kranken-haus
20 Crotamiton, Lindan Präventivmaßnahmen erst 4 Mo-nate nach Diagnosestellung
*
Makigami et al., 2005 [63]
4 Monate Psychiatrisches Kranken-haus
26 Lindan, Ivermectin Scabies crustosa *
de Beer et al., 2006 [81]
10/2002 – 11/2003
Langzeitpflegeheim 23 Permethrin, Lindan, Ivermectin
Scabies crustosa, vorhergehende topische Steroidtherapie
Achtari Jeanneret et al., 2007 [64]
1998 – 1999, 9 Monate
Rehabilitationsklinik, Akutkrankenhaus, Dialy-se-Einheit
24 Lindan, Permethrin, Ivermectin
Scabies crustosa *
Ejidokun et al., 2007 [65]
03 – 04/2004 Fachhochschule für Lernbehinderte
4 Permethrin, Malathion Mithilfe von 39 Allgemeinärzten *
Elgueta Noy et al., 2007 [66]
2005, 1 Monat „Abteilung für Sonderfäl-le“ eines Tertiärkrankenhauses
11 Permethrin, Präzipi-tatschwefel
Scabies crustosa bei Trisomie 21, verzögerte Behandlung trotz Di-agnose, mangelnde Isolierung
*
Garcia et al., 2007 [67]
2003, 7 Wochen Tertiärkrankenhaus 32 Ivermectin Verzicht auf topische Therapie *
88
van den Hoek et al., 2008 [68]
09/2007 – 06/2008
Altenpflegeheim 20 Lindan, Ivermectin, Permethrin
Vermutete Lindan- und Ivermec-tin-Resistenz
*
Buehlmann et al., 2009 [69]
06/2008 – 12/2008
Intensivstation einer Uni-versitätsklinik, Rehabilitationsklinik
20 Lindan, Permethrin, Ivermectin
Scabies crustosa eines AIDS-Patienten
*
89
Abb. 9: Anzahl publizierter Skabiesausbrüche nach Art der Gemeinschaftseinrichtung
26
26
3
3
3
2
1
1
1
Altenheim,Pflegeheim
Krankenhaus,Krankenhausstation
Behindertenheim,Behindertenwerkstatt
Schule (Sonder-,Fachhochschule)
Dialysezentrum
Gefängnis
Waisenhaus
Schiff
Asylbewerberheim
90
7 Diskussion
Besonders in Gemeinschaftseinrichtungen wie Altenpflege- oder Behinderten-
heimen kann ein Skabiesausbruch ein langwieriges und kostenintensives
Problem werden. Wie oben dargestellt, werden in der Literatur Ausbrüche in
unterschiedlichsten Institutionen, wie Altenheimen, Krankenhäusern, Schulen
oder Asylbewerberheimen geschildert. Viele dieser Publikationen berichten
auch von Schwierigkeiten, welche die Weiterverbreitung der Skabieserkrankun-
gen begünstigten oder die Beendigung des Ausbruches hinauszögerten.
Der in 4.3 dargestellte Skabiesausbruch 2003/04 in der Werkstatt für Behinder-
te und den angegliederten Wohnheimen in Würzburg konnte erst eingedämmt
werden, nachdem sich eine „Stabstelle“ zusammengefunden hatte, die eine
Behandlungsstrategie ausarbeitete und verfolgte. Während des Ausbruches
kam es zu einigen fehlerhaften Vorgehensweisen, die eine Eindämmung verzö-
gerten bzw. die Arbeit erschwerten.
Aus der Gesamtheit der aus der Literatur zu entnehmenden Informationen und
der beim Würzburger Ausbruch gemachten Erfahrungen sollten in dieser Arbeit
speziell für Gemeinschaftseinrichtungen, die mit dem Problem eines Skabies-
ausbruches konfrontiert sind, Empfehlungen zum Vorgehen entwickelt werden.
7.1 Begriffserörterung
Für die Skabiesproblematik in Gemeinschaftseinrichtungen werden in der
deutschsprachigen Fachliteratur unterschiedliche Begrifflichkeiten verwendet.
Einige Autoren schreiben von einer „Krätze-Epidemie“ [82] oder „Skabiesepi-
demie“ [46], andere berichten über „endemische Skabies“ [60], wieder andere
verwenden den Begriff „Scabies-Ausbruch“ [42, 43] oder die deutsche Schreib-
weise „Skabiesausbruch“ [1].
Der Begriff „Epidemie“ (gr. epidemios, im Volk verbreitet) [83] bezeichnet das
Auftreten einer Erkrankung in einer bestimmten Region oder Gruppe in einer für
diesen Ort und diesen Zeitraum unerwartet hohen Anzahl [84]. Unter „Endemie“
(gr. endemos, einheimisch) [83] wird das ständige Vorkommen einer Erkran-
91
kung in einem begrenzten Gebiet verstanden [85]. Das Robert-Koch-Institut
(RKI) spricht im epidemiologischen Sinne von einer Epidemie als einer Vermeh-
rung des Bestandes an Erkrankten/Betroffenen im Unterschied zum Gleich-
gewicht bzw. einer Regression [86]. Eine Endemie ist laut RKI eine in einer Ge-
gend heimische Krankheit, von der ein größerer Teil der Bevölkerung
regelmäßig erfasst wird [86].
Ist ein zeitlicher und örtlicher Zusammenhang innerhalb einer kleinen Region
wie z. B. in einer Betreuungseinrichtung gegeben, wird auch gern das Wort
"Ausbruch" verwendet.
Eine englischsprachige Definition für „epidemic“ lautet: „the occurrence in a
community or region of cases of an illness with a frequency clearly in excess of
normal expectancy” [87]. Die „endemic disease“ wird im Dictionary of Epidemi-
ology definiert als: „the constant presence of a disease or infectious agent
within a given geographic area or population group” [88]. Der Begriff „outbreak”
wird darin folgendermaßen erklärt: „an epidemic limited to localized increase in
the incidence of a disease, e. g., in a village, town or closed institution” [88].
In der englischsprachigen Literatur wird bei der Darstellung von Skabiesausbrü-
chen in Heimen in der Regel von „outbreak“ gesprochen. Zur genaueren
Darstellung werden Ausdrücke wie „institutional outbreak“ [44] oder „nosocomial
outbreak“ [41, 57] verwendet.
Abschließend lässt sich folgern, dass der Begriff „Ausbruch“ eine Ska-
biesproblematik in Gemeinschaftseinrichtungen am exaktesten und differen-
ziertesten beschreibt.
7.2 Kurzzusammenfassung des Skabiesausbruches 2003/04
in Würzburg
Ab August 2003 breitete sich in Würzburg in der Werkstatt für Behinderte und in
den angegliederten Wohnheimen für Behinderte die Skabies aus. Zunächst
wurden befallene Personen einzeln behandelt, weit reichende Sanierungsmaß-
nahmen blieben aus. Im November 2003 wurde die Universitäts-Hautklinik
kontaktiert, und Vertreter der Wohnheime, der Werkstatt und Klinikärzte erstell-
92
ten gemeinsam einen Behandlungsplan, um den Ausbruch einzudämmen. Da
es intensive Kontakte zwischen den Wohnheimen und den Werkstattniederlas-
sungen gibt, zog sich der Ausbruch bis Mai 2004 hin. Das Behandlungskonzept
zeigte Erfolg. Eine kritische Reflexion fand im August 2004 statt.
Insgesamt wurden ab Dezember 2003 etwa 1.000 Untersuchungen von 11 Ärz-
ten der Universitäts-Hautklinik und 6 niedergelassenen Hautärzten durch-
geführt. Die Zahl der Behandlungen durch Pflegepersonal belief sich auf etwa
750. Hinzu kamen eigenständig durchgeführte Behandlungen.
Nahezu alle Personen wurden mit 5%iger Permethrin-Creme behandelt. Zu Be-
ginn und in Einzelfällen wurden Allethrin-/Piperonylbutoxid-Spray sowie
Ivermectin-Tabletten eingesetzt.
Die Ausgaben für ärztliche Tätigkeiten, Tätigkeiten der Pflegedienste, für Medi-
kamente und Behandlungsutensilien sowie für die Reinigung von Textilien und
Gebäuden beliefen sich im Zeitraum von Dezember 2003 bis Mai 2004 auf ca.
50.000 €.
7.3 Bewertung des Skabiesausbruches 2003/04 in Würzburg
Das große Ausmaß des Skabiesausbruches in der Werkstatt für Behinderte und
den angegliederten Wohnheimen in Würzburg innerhalb einiger Monate beruhte
in erster Linie auf einer unterschätzten Verbreitung dieser Erkrankung, auf Un-
wissenheit vieler beteiligter Personen und anfänglich fehlender Koordination bei
Behandlungs- und Sanierungsmaßnahmen.
Nach dem Bekanntwerden der ersten Skabieserkrankungen traten folgende
fehlerhafte Vorgehensweisen auf:
• Die primär kontaktierten niedergelassenen Haus- und Hautärzte stellten ver-
schiedene Diagnosen und gaben unterschiedliche und unkoordinierte
Therapieempfehlungen. Bei Fehldiagnosen wurde auch keine Suche nach
möglicherweise infestierten Kontaktpersonen veranlasst.
• Nur einzelne Personen wurden einer Behandlung unterzogen, was teilweise
unzureichend bzw. nach unterschiedlichen Therapiekonzepten geschah.
93
• Kontaktpersonen der infestierten Personen wurden nur teilweise über die
Skabiesdiagnose informiert.
• Kontaktpersonen wurden zum Teil nicht behandelt.
• Der Informationsfluss zwischen den beteiligten Institutionen, die aufgrund
der bestehenden Strukturen in engem Kontakt zueinander stehen, verlief
stockend und unvollständig.
• Die Kooperation zwischen den beteiligten Institutionen fand anfangs zöger-
lich statt.
Um den Ausbruch einzudämmen, wurde die Universitäts-Hautklinik um Unter-
stützung bei der Koordination gebeten und eine „Stabsstelle“ eingerichtet, der u.
a. der Sozialdienstleiter der Werkstatt für Behinderte, Vertreter der Wohnheime
und der verantwortliche Oberarzt der Universitäts-Hautklinik angehörten. Diese
Stabsstelle hatte die Aufgabe, Untersuchungs-, Behandlungs- und Sanie-
rungsmaßnahmen zu koordinieren. Dennoch entstanden während der
Bewältigung des Ausbruches Schwierigkeiten bezüglich der Information, Ko-
operation, Organisation sowie der Kommunikation und des zwischen-
menschlichen Verhaltens.
Ein grundlegendes Problem war dabei die mangelnde Information vieler Betei-
ligter, worauf die Mehrzahl der Interviewpartner hinwies. Unwissenheit
herrschte über die Krankheit, die Therapie, die Absprachen zwischen Ärzten,
Heimleitungen und Werkstattleitung, die Zuständigkeiten der Verantwortlichen
sowie die anstehenden organisatorischen Schritte. Des Weiteren waren Beden-
ken der Angestellten, der behinderten Bewohner und Mitarbeiter nicht bekannt
oder wurden nicht ausreichend ernst genommen. Die Rechtsgrundlage und die
Interventionsmöglichkeiten des Gesundheitsamtes waren unklar. Durch die Be-
teiligung unterschiedlicher Institutionen und der anfangs mangelhaften
Absprachen zwischen diesen wurde die Problematik des Unwissens verstärkt.
Die Schwierigkeit bestand darin, alle in das Geschehen involvierten Personen
auf einen gleichen Informationsstand zu bringen und diesen aktuell zu halten.
Unwissenheit und fehlende Information führten vor allem beim betreuenden
94
Personal zu Überforderung und Verunsicherung, so beispielsweise bezüglich
der Bewertung von Effloreszenzen. Einige Mitglieder des Pflegepersonals be-
werteten diese über und hielten jegliche Hauterscheinungen für eine Skabies,
andere wiederum achteten kaum auf neu aufgetretene Effloreszenzen oder
meldeten diese nicht.
Des Weiteren wurde von gesetzlichen Betreuern bemängelt, keine Information
darüber erhalten zu haben, wer welche Zuständigkeit innehat. Angehörigen war
unklar, an wen sie sich bei medizinischen oder organisatorischen Fragen wen-
den sollten. Das mit der Pflege beauftragte Personal, das in erster Linie
direkten Kontakt zu Eltern und Betreuern der Behinderten hat, musste an-
schließend organisatorische Entscheidungen rechtfertigen und erklären.
Folge der unzureichenden Informationen war mangelnde Kooperation bis hin zu
verweigerndem Verhalten. Manche Bewohner, Mitarbeiter oder Angestellte wa-
ren nicht dazu bereit, sich während der Massenuntersuchung durch
niedergelassene Ärzte und Ärzte der Universitäts-Hautklinik untersuchen zu
lassen. War selbst intensive Überzeugungsarbeit nicht erfolgreich, folgten Be-
suche bei den eigenen Haus- bzw. Hautärzten, was eine synchrone
Behandlung gefährdete. Im Falle einer Verweigerung der Untersuchung muss-
ten Abmahnungen ausgestellt und Atteste, die eine Skabiesfreiheit bestätigten,
angefordert werden.
Hausärzte und Betreuer stimmten gelegentlich einer Therapie mit dem von der
Universitäts-Hautklinik vorgeschlagenen Antiskabiosum Permethrin nicht zu
oder hatten Vorbehalte gegenüber der notwendigen Behandlung von Kontakt-
personen.
Mehr Unterstützung erhofften sich die betroffenen Institutionen vom Gesund-
heitsamt und von einigen niedergelassenen Ärzten. Das Gesundheitsamt wurde
über den Ausbruch in den Wohnheimen und Werkstätten informiert. Bemängelt
wurde, dass von Seiten dieser Behörde bei der Organisation der Ausbruchsein-
dämmung keine aktive Unterstützung gewährleistet wurde. Vertreter des
Gesundheitsamtes erkundigten sich lediglich von Zeit zu Zeit über den Stand
der Dinge. Die passive Haltung wurde damit begründet, dass – laut Vertreter
95
des Gesundheitsamtes – diese Behörde keine therapeutischen Maßnahmen
selbst durchführen dürfe, sondern den Vollzug derartiger Maßnahmen von den
Institutionen verlangen oder diese anordnen könne. Laut § 34, Abs. 9 des Infek-
tionsschutzgesetzes (IfSG) kann die zuständige Behörde die notwendigen
Schutzmaßnahmen anordnen, wenn in Gemeinschaftseinrichtungen betreute
Personen Krankheitserreger so in oder an sich tragen, dass die Gefahr einer
Weiterverbreitung besteht (IfSG, §34 Abs. 9) [25].
Von den Heimleitungen wurden entsprechend einer frühzeitig erfolgten Verein-
barung einige niedergelassene Hautärzte um Unterstützung bei den
Massenuntersuchungen gebeten. Zusagen waren gering, so dass eine „Bettel-
tour“ der verantwortlichen Heimleitungen nötig war, um die Untersuchung aller
behinderten und nicht behinderten Personen zu gewährleisten.
Personen in leitenden Positionen bemängelten eine fehlende Identifikation mit
der Institution von Seiten der Angestellten. Aufgrund dessen würden Kooperati-
onsbereitschaft und ein wirtschaftliches und finanzielles Verständnis für die
angesetzten Maßnahmen fehlen.
Bei der Durchführung der Massenuntersuchung und -behandlung traten vor al-
lem organisatorische Probleme zu Tage, die teilweise hätten verhindert werden
können oder aber situativ bedingt waren.
Da bei ersten Untersuchungen noch unklar war, ob die Berufsgenossenschaft
für die Kosten der Untersuchung und Behandlung aufkommen würde, wurden
bei Untersuchungs- und Therapiemaßnahmen außerhalb der Klinik Versiche-
rungsdaten der gesetzlichen Krankenversicherungen erhoben, die jedoch nicht
immer zum Zeitpunkt der Untersuchung zur Verfügung standen. Im Nachhinein
mussten die Versicherungskarten der betreffenden Patienten daher zur Daten-
aufnahme in die Universitäts-Hautklinik und per Kurier wieder zurück gebracht
werden.
Auf die Behandlung vorbereitende Maßnahmen erfolgten anfangs mangelhaft.
Eine ungenügende Ausstattung mit Materialien wie Handschuhen oder Ver-
bandsmaterial erforderte Nachlieferungen und führte zu Zeitverzögerungen.
96
Dadurch bedingte, voneinander abweichende Behandlungstermine gefährdeten
den Therapieerfolg.
Aufgrund von Daten einer einarmigen, multizentrischen Studie [15], deren Er-
gebnisse 2004 zur Zulassung eines Permethrinhaltigen Fertigarzneimittels
führten, empfahl der Vertreter der Firma InfectoPharm, durchschnittlich 30-50 g
5%ige Permethrin-Creme pro Person zu veranschlagen, wobei diese Rechnung
bereits eine Sicherheitsreserve enthalte. Da ein Fertigarzneimittel nicht bezo-
gen werden konnte, stellten ortsansässige Apotheken die Creme mit Hilfe eines
Rezepturkonzentrates her. Da die erste große Behandlungsaktion in den
Wohnheimen kurz vor den Weihnachtsfeiertagen und die Behandlungsaktion in
der Werkstatt für Behinderte kurz nach dem Dreikönigstag stattfand, bedurfte es
eines großen logistischen Aufwandes, die Apotheken rechtzeitig mit dem Re-
zepturkonzentrat zu beliefern, sowie die fertig gestellte Creme pünktlich an
Wohnheime und Werkstatt auszuliefern. Eine kühle Lagerung der Permethrin-
Creme hatte zur Folge, dass der Verbrauch die angedachten 30-50 g pro Per-
son deutlich überstieg. Die angefertigte Menge reichte daher nicht aus, so dass
die Apotheke der Universitätsklinik „notfallmäßig“ aushelfen musste und weite-
res Antiskabiosum herstellte.
Die zur Behandlung angeforderten ambulanten Pflegedienste berichteten, dass
behinderte Heimbewohner unvorbereitet, z. T. ungeduscht und nicht leicht be-
kleidet, zur Behandlung erschienen. Vermeidbare zeitliche Verzögerungen
waren die Folge. Des Weiteren kam es vor, dass keine frische Wäsche bereit-
gestellt war. Teilweise fehlte ein Hygieneverständnis, so dass möglicherweise
infestierte Wäsche ohne Handschuhe berührt wurde. Ferner vermissten die en-
gagierten ambulanten Pflegedienste einen direkten Ansprechpartner zur
Klärung von Modalitäten oder Schwierigkeiten. In anderen Heimen wurden kei-
ne ambulanten Pflegedienste beauftragt. Die Angestellten hatten die Aufgabe,
die aufwändige Behandlung der Bewohner selbst durchzuführen.
Sofern anfallende logistische und organisatorische Angelegenheiten das Pfle-
gepersonal direkt betrafen, sahen sich einige durch diese zusätzlich
anfallenden Aufgaben überfordert. Verunsicherung und Überforderung des
97
Pflegepersonals wurden nach außen bei Angehörigen und Betreuern der be-
hinderten Personen bemerkbar.
In Heimen und Werkstätten konnten während der Untersuchungen und Behand-
lungen die dafür zur Verfügung gestellten Räume nicht für den normalen
Arbeitsbetrieb genutzt werden. Der geregelter Tagesablauf in den Heimen und
der übliche Arbeitsablauf im Werkstattbetrieb wurden dadurch beeinträchtigt.
Einige Personen erschienen nicht zu Behandlungen oder Untersuchungen in
den Werkstätten. Daraufhin musste die Permethrin-Creme durch Fahrdienste
zu diesen nach Hause gebracht werden, um den Erfolg einer zeitgleichen The-
rapie nicht zu gefährden. Manche Personen, die sich selbst behandeln oder
durch Angehörige zu Hause eingecremt werden sollten, taten dies nicht oder
nur unzureichend.
Untersuchungen, Behandlungen und Mitnahme von Permethrin-Portionen für
die involvierten Personen selbst oder deren Lebensgefährten wurden teilweise
ungenau dokumentiert. Eine unnötige Nacharbeit war die Folge.
Während der Eindämmungsmaßnahmen musste die Frage geklärt werden, wer
die zusätzlich anfallende Arbeit, die durch Untersuchungen, Behandlungen oder
Quarantäne-Maßnahmen entstand, organisiert und finanziert bzw. ob ein Über-
stundenausgleich möglich wäre.
Im Vorfeld mussten für alle Untersuchungen und Behandlungen von nicht ge-
schäftsfähigen Personen Einverständniserklärungen der gesetzlichen Betreuer
eingeholt werden. In einigen Fällen konnte kein gesetzlicher Betreuer benannt
werden, da das Betreuungsverfahren noch nicht abgeschlossen war. Der zu-
ständige Vormundschaftsrichter musste daher Untersuchungs- und Behand-
lungseinwilligungen ausstellen.
Des Weiteren überschnitten sich Behandlungstermine mit den Terminen der
Informationsveranstaltungen. Eine ausführliche und sachgemäße Information
aller Beteiligten wurde dadurch gefährdet.
Die meisten involvierten Ärzte waren Mitarbeiter der Universitäts-Hautklinik. Die
durchgeführten Untersuchungen waren für diese nur mit zusätzlichem Aufwand
98
in den alltäglichen klinischen Arbeitsbetrieb in der Klinik zu integrieren. Organi-
sation des Behandlungskonzeptes, Absprachen und Treffen mit Vertretern der
Werkstatt für Behinderte und der Wohnheime sowie mehrtägige Reihenunter-
suchungen wurden zusätzlich zum normalen Arbeitspensum bewältigt. Dadurch
entstand für die Ärzte eine Mehrbelastung sowie Zeitdruck. Die durch den Aus-
fall der involvierten Ärzte anfallende Mehrarbeit für andere ärztliche Kollegen
der Universitäts-Hautklinik führte zu Unmut innerhalb des Kollegiums. Ferner
mussten niedergelassene Ärzte, welche zu Reihenuntersuchungen hinzugezo-
gen wurden, während dieser Termine ihren Praxisbetrieb ruhen lassen.
Für die Notwendigkeit der Behandlungsmaßnahmen fehlte einigen behinderten
Personen das kognitive Verständnis, wodurch der Therapieerfolg gefährdet
wurde. Sie zogen z. B. vor Beendigung der 8stündigen Einwirkzeit die Hand-
schuhe aus. Um dem entgegenzuwirken, musste das Personal viel
Überzeugungsarbeit leisten.
Da der Skabiesausbruch sich über einen längeren Zeitraum hinzog und es sich
nicht selten um rezidivierende Erkrankungen handelte, wurde die Skabies zu
einem alltagsprägenden Thema bei Behinderten und Angestellten. Im Laufe der
Monate machten sich Unmut und abweisendes Verhalten unter den Mitarbeiter
der Werkstätten, den Heimbewohnern und dem Pflegepersonal breit. Ebenso
entwickelte sich zwischen Personen leitender Positionen und Angestellten zeit-
weise ein Arbeitsklima, welches von Unfreundlichkeit und Gereiztheit geprägt
war. Dieses Verhalten kumulierte, als Bewohner eines Wohnheimes beschuldigt
wurden, die Verursacher des Skabiesausbruches zu sein. Daraufhin äußerten
Bewohner und Angestellte dieses Wohnheimes den Wunsch nach Sonderur-
laub für das gesamte Wohnheim, welcher auch gewährt wurde. Zudem gaben
Angehörige, Betreuer und anonyme Anrufer gegenüber den Heimen Schuldzu-
weisungen von sich. Die negative Grundstimmung wurde zudem durch die
Absage verschiedener Veranstaltungen wie einer Silvesterfeier oder eines Fa-
schingsballs verstärkt. Des Weiteren durften einige Heimbewohner die
Weihnachtsfeiertage nicht bei ihren Angehörigen zu Hause verbringen, da diese
selbst in sozialen Berufen tätig waren und eine weitere Ausbreitung der Skabies
99
in anderen Institutionen so unterbunden werden sollte. Einige Bewohner muss-
ten teure Konzertkarten verfallen lassen. Letztendlich bewirkten bei An-
gestellten und behinderten Personen bereits die Worte „Skabies“ oder „Krätze“
Erregtheit und Aufruhr.
Obwohl keine Presseberichte erschienen, fürchteten Wohnheime und Werkstatt
während der gesamten Ausbruchsdauer eine Rufschädigung.
Trotz der hier angesprochenen und vor allem anfangs bestehenden Probleme
konnte gegen den Skabiesausbruch in Würzburg erfolgreich vorgegangen wer-
den. Entscheidend für den Erfolg war hierbei die Kontaktaufnahme zur
Universitäts-Hautklinik im Dezember 2003. Mit den dort angestellten Ärzten
konnten die Vertreter der Werkstatt für Behinderte und die Vertreter der Wohn-
heime gemeinsam ein Behandlungskonzept erstellen und verfolgen. Durch
häufige Absprachen per Telefon oder E-Mail konnten Informationen zügig wei-
tergegeben und Probleme angesprochen und gelöst werden. Vertreter aller
beteiligten Institutionen sahen die Erstellung einer „Stabsstelle“ sowie das an-
schließende gemeinsame Vorgehen als den Wendepunkt in der Ausbruchsein-
dämmung an.
Entscheidend für die Eindämmung des Ausbruches war auch die zeitnahe The-
rapie aller Beteiligten, die hier als weiterer positiver Aspekt hervorzuheben ist.
Innerhalb von 2 Tagen wurden über 500 Personen behandelt. Hinzu kommt
eine hohe Anzahl eigenständig durchgeführter Behandlungen, die nicht zu eru-
ieren ist. Etwa 30 Personen, die zum Behandlungstag nicht erschienen oder
Urlaub hatten, wurden in den darauf folgenden 3 Tagen therapiert. 18 Tage
später fanden Nachuntersuchungen der sicher befallenen Personen und ggf.
Nachbehandlungen statt. In den nachfolgenden Wochen bestanden noch ver-
einzelt Skabieserkrankungen. Ein weiterer Ausbruch wurde verhindert, indem
gezielt einzelne Wohn- bzw. Arbeitsgruppen untersucht und behandelt wurden.
Schwer betroffene Personen wurden in der Universitäts-Hautklinik stationär the-
rapiert.
Zunächst bestehendes Unverständnis von Seiten der behinderten Personen
oder deren Angehörigen konnte durch die verantwortlichen Ärzte, durch Werk-
100
stätten- sowie Wohnheimsvertreten ausgeräumt werden. Die überwiegende
Mehrheit der Angehörigen zeigte Verständnis und Unterstützung für die Vorge-
hensweise der Verantwortlichen.
Die reibungslose Zusammenarbeit mit Apotheken und dem Pharmaunterneh-
men InfectoPharm ist ein weiterer positiver Aspekt, der zur Eindämmung des
Skabiesausbruches beitrug. Die Apotheken erhielten ohne Probleme und Ver-
zögerungen das Rezepturkonzentrat. Bei Fragen zur pharmazeutischen
Verarbeitung und zur Identitätsprüfung des Konzentrates stand das Pharmaun-
ternehmen hilfreich zur Seite und stellte Literatur zum Thema zur Verfügung.
Ebenso wenig bereitete die Auslieferung der Medikamente oder sonstiger Be-
handlungsutensilien Schwierigkeiten.
7.4 Skabiesausbrüche in Gemeinschaftseinrichtungen
In Gemeinschaftseinrichtungen wie Krankenhäusern, Altenpflege- oder Behin-
dertenheimen erfordern Skabiesinfestationen besondere Bekämpfungs-
strategien, um weit reichende Ausbrüche zu verhindern.
Es muss mit einer erhöhten Morbiditätsrate von Patienten und Pflegepersonal
gerechnet werden. Zudem treten häufig enorme ökonomische Belastungen auf-
grund der benötigten Medikamente und Behandlungsutensilien, durch
zusätzliche Arbeitsstunden, Verlängerung des Aufenthaltes oder Schließungen
von Stationen auf [89].
Immunsupprimierte und ältere Patienten, die mit einer unbekannten Skabies
oder Scabies crustosa stationär aufgenommen werden, stellen die Hauptursa-
chen für einen nosokomialen Ausbruch dar. Besonders in Gemeinschafts-
einrichtungen ist die Scabies crustosa gefürchtet, da sie aufgrund der bis in die
Millionen reichenden Milbenzahl hochkontagiös ist [90]. Eine Übertragung durch
kontaminierte Bettwäsche oder gemeinsam genutzte Gebrauchsgegenstände
ist bei der Scabies crustosa nicht ungewöhnlich [1]. Die Koexistenz von kogniti-
ven oder funktionellen Beeinträchtigungen bei behinderten oder älteren
Menschen vermindert die Fähigkeit zu kratzen und verhindert eine effektive Re-
duktion der Milbenzahl [53]. Aufgrund häufig enger körperlicher Kontakte finden
101
sich in Behinderteneinrichtungen ideale Vorraussetzungen für die Übertragung
einer Skabies [46]. Hinzu kommt, dass behinderte Menschen und Altenheim-
bewohner meist regelmäßig Hilfe bei Körperhygiene und im alltäglichen Leben
benötigen und von Pflegepersonal sowie Physiotherapeuten behandelt werden.
Dadurch lässt sich enger Körperkontakt zwischen Hilfsbedürftigen und Helfern
kaum vermeiden.
Häufig werden Heimbewohner von unterschiedlichen Ärzten betreut, so dass
Diagnosen nur für Einzelpersonen gestellt werden, die Gesamtproblematik je-
doch nicht sofort erkannt wird. So kommt es nicht selten zu einer Verzögerung
der erforderlichen Sanierungsmaßnahmen. Weiterhin begünstigen die lange
Inkubationszeit, die geringe Kenntnis des Pflegepersonals und die Nichtbeach-
tung von Effloreszenzen therapeutische Fehler sowie Skabiesausbrüche in
Gemeinschaftseinrichtungen.
Die BGW führt den drastischen Anstieg der gemeldeten parasitären Erkrankun-
gen um mehr als das Fünffache im Jahr 2004 im Vergleich zum Vorjahr (siehe
Abb. 1) auf das hohe Ansteckungspotential der Skabies zurück. Des Weiteren
wird in der Hilflosigkeit der Einrichtungen bezüglich der Bekämpfung eines Ska-
biesausbruches ein weiterer Grund für den Anstieg der registrierten
Erkrankungen gesehen [5].
In der Fachliteratur sind zahlreiche Skabiesausbrüche in Gemeinschaftseinrich-
tungen publiziert. In Abb. 9 sind die in dieser Arbeit zusammengestellten
Skabiesfälle je nach Art der betroffenen Einrichtung dargestellt.
Viele Berichte betreffen Ausbrüche in Altenheimen [34, 40, 44, 45, 47, 49, 51,
54, 68, 73, 74, 76], auch in frisch renovierten und gut geführten Einrichtungen
[42] sowie in Lang- und Kurzzeitpflegeheimen [35, 39, 53, 81]. Auch auf unter-
schiedlichsten Krankenhausstationen [32, 33, 36, 37, 38, 40, 41, 50, 55, 57, 58,
61 - 64, 66, 67, 70, 71, 75, 77, 79, 80], in Wohnheimen und Werkstätten für be-
hinderte Menschen [29, 43, 46], in Dialysezentren [52, 64, 72] und in Schulen
[30, 65, 78] wurden Skabiesausbrüche beobachtet. Zudem wird von einzelnen
Ausbrüchen in Gefängnissen [48, 60], Waisenhäusern [56], Asylbewerber-
heimen [59] und auf einem Touristenschiff [31] berichtet.
102
In den Darstellungen werden neben Angaben zu Art der Gemeinschaftseinrich-
tung, Zahl der erkrankten Personen, organisatorischen und therapeutischen
Maßnahmen verschiedene Probleme aufgeführt, die während der Skabies-
ausbrüche zu Tage traten. Zu diesen Umständen, die eine Ausbreitung der
Skabies begünstigten bzw. eine Eindämmung der Erkrankung hinauszögerten,
zählten im Einzelnen
• immunsupprimierter Gesundheitszustand, z.B. durch AIDS oder medika-
mentöse Immunsuppression nach Nierentransplantation
• verzögerte Diagnosestellung aufgrund anfänglicher Fehldiagnose, aufgrund
eines klinisch atypischen Bildes der Skabies, aufgrund einer Maskierung der
Skabies durch Anwendung topischer Steroide oder aufgrund fehlendem mik-
roskopischen Nachweis von Milben in Hautpräparaten
• fehlende einheitliche Therapie
• fehlende Suche, Untersuchung und Behandlung von Kontaktpersonen
• fehlerhafte Organisation
• unzureichende hygienische Maßnahmen
• kulturelle und sprachliche Verständigungsprobleme
Skabies und Scabies crustosa kommen häufig bei immunsupprimierten,
behinderten und älteren Menschen vor.
Bedingt durch die Immunsuppression leiden davon betroffene Menschen nicht
selten unter der hochkontagiösen Form der Scabies crustosa. So berichten Za-
far et al. von einem Ausbruch in einem Krankenhaus, der durch einen AIDS-
Patienten mit Scabies crustosa ausgelöst wurde. Eine sofortige Isolation und
die frühzeitige Diagnosestellung verhinderten einen weit reichenden Ausbruch
[55]. Ähnliches wird bei einem Ausbruch in einem Krankenhaus für Infektions-
krankheiten in Mexiko beschrieben: Der Indexpatient litt unter AIDS [58]. Boix et
al. und Sirera et al. berichten ebenfalls von Ausbrüchen auf Infektions- bzw.
AIDS-Stationen, deren Auslöser HIV-infizierte Patienten waren [36, 41]. Ein wei-
terer in der Literatur dargestellter Grund für einen Skabiesausbruch war eine
103
iatrogene Immunsuppression nach stattgehabter Nierentransplantation [70].
Hautalterung sowie kognitive oder funktionelle Beeinträchtigungen, die eine
Reduktion von Milben durch Kratzen verhindern [53], sind Gründe für einen
Skabiesbefall älterer oder behinderter Menschen. Folglich wird häufig von Ska-
bieserkrankungen in Altenpflegeheimen berichtet [34, 35, 39, 40, 42, 44, 45, 47,
49, 51, 53, 54, 68, 73, 74, 76, 81]. Viele behinderte Indexpatienten hatten eine
Trisomie 21 [29, 45, 46, 66, 78].
Verzögerte Diagnosestellung ist ein häufiger Grund für eine nosokomiale
Ausbreitung der Skabies.
Diagnostische Schwierigkeiten bereitete zum Beispiel eine minimale Ausprä-
gung oder ein atypisches Erscheinungsbild der Skabies. Dannaoui et al.
berichten von atypischen Läsionen bei älteren Patienten mit niedriger Rate an
mikroskopischen Milbennachweisen (7 von 22). Skabies-typische Gangstruktu-
ren konnten nur bei 19% der Patienten nachgewiesen werden [45]. Minimale
Symptomatik verzögerte auch bei dem von Boix et al. beschriebenen Ausbruch
die Diagnosestellung [41]. Bei einem Ausbruch in einem Krankenhaus bereitete
eine nodöse Form der Skabies diagnostische Probleme [38]. Die Ärzte einer
Rehabilitationsklinik erkannten aufgrund der disseminierten Ausbreitung der
Effloreszenzen über Stamm und Extremitäten zunächst nicht die zugrunde lie-
gende Skabieserkrankung [32].
Aus Dialysezentren wurde von einer verspäteten Diagnosestellung berichtet, da
die Urämie als Ursache für den bei Patienten auftretenden Pruritus angesehen
wurde [52, 64, 72].
Andersen et al. berichten über einen Indexpatienten, der in einer dermatologi-
schen Ambulanz zunächst mehrfach mit Verdacht auf ein Ekzem behandelt
wurde [47]. In anderen Fällen wurde zunächst ebenfalls ein Ekzem diagnosti-
ziert [32, 35, 47, 49, 75, 79]. In einem Altenheim erfolgte bei unklarer
Verdachtsdiagnose eine arbeitsmedizinische Begehung mit der Fragestellung,
ob der Einsatz bestimmter Hautpflegemittel Kontaktallergien auslöst. Nachdem
die Effloreszenzen bestehen blieben, wurden erst 3 Monate später weitere
hautärztliche Untersuchungen durchgeführt und Skabiesfälle diagnostiziert [40].
104
Ebenso wurden skabiestypische Hautveränderungen in einem gerontopsychi-
atrischen Pflegeheim als Allergie fehlgedeutet [40]. Ein hinzugezogener
Dermatologe diagnostizierte bei der Indexpatientin eines Skabiesausbruches in
einem Krankenhaus fälschlicherweise eine fortgeschrittene Psoriasis [33].
Aufgrund falscher Diagnosestellung wird in vielen Fallbeschreibungen ein The-
rapiebeginn mit topischen Steroiden geschildert [40, 47, 53, 75, 79, 81]. Das
klinische Bild der Skabies wird durch die Behandlung mit topischen oder syste-
mischen Steroiden dann verändert und maskiert, so dass sich die Skabies
kontinuierlich und unbemerkt ausbreiten kann. Ein Indexpatient litt unter einer
steroidabhängigen, chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung, wodurch die
Skabies mitigiert blieb und sich unbemerkt ausbreitete [38]. Ein anderer, retro-
spektiv eruierter Indexpatient war aufgrund einer „exfoliativen Psoriasis“ bereits
ein Jahr lang mit topischen Steroiden behandelt worden [32]. Aufgrund eines
makulopapulösen Ausschlages mit Pruritus therapierte ein Allgemeinarzt eine
Indexpatientin 4 Monate lang mit topischen Steroiden [33].
Des Weiteren bereitet der mikroskopische Nachweis von Skabiesmilben oft
Schwierigkeiten. Obasanjo et al. berichten von einer Patientin, bei der die mik-
roskopische Untersuchung von Hautmaterial wiederholt negativ war. Folglich
wurde der Patientin erst nach der fünften Konsultation eines Dermatologen ein
Antiskabiosum verschrieben [50].
Behandlungen durch verschiedene Ärzte zu unterschiedlichen Zeitpunk-
ten verhindern ein einheitliches, synchrones Vorgehen.
Die Besatzungsmitglieder eines Touristenschiffes suchten aufgrund persisitie-
renden Juckreizes und papulöser Effloreszenzen unabhängig voneinander die
Hilfe von Hautkliniken, anderen Krankenhäusern oder ihrer Hausärzte auf [31].
Geiß berichtet von einer Diagnoseverzögerung von einem halben Jahr, da zu-
nächst die betreuenden Hausärzte und dann Dermatologen die Altenheim-
bewohner auf unterschiedliche Diagnosen hin therapierten [54]. Paasch und
Haustein, Millership et al. sowie Burns berichten ebenfalls von asynchronen
Therapien [51, 73, 80]. In dem von Mayer et al. dargestellten Skabiesausbruch
wurden Angehörige einer Behindertenwerkstatt einige Monate lang zeitlich ver-
105
setzt und teilweise mehrfach mit unterschiedlichen Antiskabiosa topisch behan-
delt, ohne einen anhaltenden Erfolg zu erzielen [46].
Fehlende konsequente Untersuchung bzw. Behandlung von Kontaktper-
sonen verhindert die Eindämmung eines Skabiesausbruches.
Unkoordinierte Behandlungen von Einzelpersonen bzw. kleiner Gruppen von
Altenheimbewohnern führten bei Holness et al. zu einer Persistenz der Ska-
biesproblematik [76]. Eine Angestellte des Pflegepersonals litt 4 Monate lang
unter Pruritus, bevor Kontaktpersonen behandelt wurden. Die Diagnose Ska-
bies wurde bei ihr etwa einen Monat zuvor gestellt [50]. Im Epidemiologischen
Bulletin 35/98 des RKI wird ebenfalls berichtet, dass zu Beginn eines Ausbru-
ches Kontaktpersonen weder untersucht noch behandelt wurden [42].
Fehlerhafte Organisation kann einen Skabiesausbruch begünstigen.
Skabies wird oft aufgrund mangelhaften Wissens von Verantwortlichen unter-
schätzt [42]. Wie Geiß darstellt, konnte in einem Altenheim über einen Zeitraum
von 3 Monaten der Befall einiger Betroffener zwar reduziert werden, eine Sanie-
rung der gesamten Station blieb jedoch aufgrund fehlender Koordination der
erforderlichen therapeutischen Maßnahmen aus. Erst nachdem ein Gremium
aus Heimleitung, Ärzten, Apothekern und Gesundheitsamt gebildet wurde,
konnte eine endgültige Sanierung herbeiführen werden [54]. Jiminez-Lucho et
al. sahen im Transfer von möglicherweise infestierten Patienten auf andere Sta-
tionen des Krankenhauses die Ursache für einen sekundären Ausbruch.
Verantwortliche dieses Krankenhauses stellten zudem das Sistieren neu aufge-
tretener Skabieserkrankungen fest, sobald der Austausch des Pflegepersonals
zwischen den Krankenhausstationen unterbunden wurde [38].
Unzureichende Begleitmaßnahmen können den Erfolg einer Aus-
bruchseindämmung gefährden.
Aufgrund von Fehldiagnosen wurde eine Isolation befallener Krankenhauspati-
enten oder Heimbewohner zu spät beschlossen, so dass sich die Skabies
ungehindert ausbreiten konnte [50]. In der Darstellung von Elgueta Noy et al.
106
war die Ausbreitung von Skabieserkrankungen in mangelnder Isolation trotz
bekannter Diagnose begründet [66]. Eine fehlende Sicherheitsmaßnahme be-
stand beispielsweise im Verzicht auf das Tragen von Handschuhen bei Kontakt
zu Patienten. Erst während des Ausbruches wurden Maßnahmen verbessert,
um die Übertragung von Patient zu Pflegepersonal v. a. im Falle von Scabies
crustosa zu minimieren [50]. Darüber hinaus weisen Larrosa et al. auf das Tra-
gen von Kurzarmkitteln als mangelhaften Schutz der Unterarme des
Pflegepersonals bei Kontakt zu infestierten Patienten hin [57]. Bei einem Aus-
bruch in einer geriatrischen Abteilung mit vielen Demenzkranken wurden erst 4
Monate nach der ersten Diagnosestellung präventive Maßnahmen zur Kontrolle
und Eindämmung des Ausbruches ergriffen, was zur 10-monatigen Dauer des
Ausbruches beitrug [62]. Schlechte hygienische Verhältnisse förderten den
Ausbruch in einem Asylbewerberheim. Hinzu kam, dass Bewohner in ihrer All-
tagskleidung gemeinsam auf Teppichen oder in Betten übernachteten [59].
Ribeiro et al. berichten von einem Ausbruch in einem Gefängnis, in dem hygie-
nische Mängel und Überbelegung die Ausbreitung erleichterten [60].
Sprachliche und kulturelle Verständigungsprobleme können die Maßnah-
men zur Ausbruchseindämmung behindern.
Bei einem Ausbruch in einem Asylbewerberheim erschwerten Verständigungs-
probleme die Zusammenarbeit mit den Bewohnern. Zudem fehlte die Einsicht in
die Notwendigkeit einer Behandlung und die vorübergehende Minimierung so-
zialer Kontakte seitens der Asylbewerber [59]. In einer arabischen
Dorfgemeinschaft sahen 66% die Skabies als Folge der Abwässer an, welche
offen durch die Straßen flossen. 15% waren der Meinung, es handele sich um
eine Strafe Gottes, die nicht mit Medikamenten behandelt werden könne [30].
7.5 Empfehlungen zur Eindämmung von Skabiesausbrüchen
in Gemeinschaftseinrichtungen
Um die Infektkette zu unterbrechen, müssen alle betroffenen Personen und de-
ren Kontaktpersonen zeitgleich behandelt werden [51]. Dies bedeutet für
Gemeinschaftseinrichtungen, in denen Bewohner Hilfe und Pflege im alltägli-
107
chen Leben benötigen, in erster Linie, dass Untersuchungs-, Behandlungs- und
Sanierungsmaßnahmen im Vorfeld gut organisiert werden müssen. Die Koope-
ration von Ärzten, Vertretern der Gemeinschaftseinrichtung, betroffenen
Personen und deren Angehörigen ist die Grundlage für eine erfolgreiche Ein-
dämmung eines Skabiesausbruches. Gemeinsam sollte ein Konzept verfolgt
werden, das medizinische, organisatorische sowie kommunikative und zwi-
schenmenschliche Gesichtspunkte beachtet.
Ein erster Schritt sollte die Bildung eines Führungsteams sein, das alle nachfol-
genden Handlungsabläufe erarbeitet, koordiniert und überprüft. Dieser Gruppe
sollte ein verantwortlicher Arzt, die Leitung der Gemeinschaftseinrichtung, Ver-
treter des Pflegepersonals, Vertreter des Gesundheitsamtes und Vertreter der
Bewohner der Gemeinschaftseinrichtung angehören. Innerhalb dieses Teams
sollten Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten klar zugewiesen und diese
auch allen anderen involvierten Personen mitgeteilt werden. Shepard und Jor-
dan betonen in ihrer Falldarstellung die Wichtigkeit eines multidisziplinären
Teams, das mit klarer und prägnanter Kommunikation zum schnellen Eindäm-
men des Ausbruches beitrug [61]. Auch in Würzburg wurde eine „Stabsstelle“
eingerichtet, die Untersuchungs- sowie Therapiemaßnahmen koordinierte, so
dass eine zügige Eindämmung des Ausbruches herbeigeführt werden konnte.
Das Führungsteam sollte zu Beginn gemeinsam einen Zeitplan erarbeiten (sie-
he Anhang 3). Für Untersuchungen, Behandlungen, Nachuntersuchungen und
ggf. Quarantänezeiten müssen Termine für das Einreichen von Einverständnis-
erklärungen Fristen festgesetzt werden. Zeitlicher Spielraum sollte einkalkuliert
werden, um auf unerwartet auftretende Probleme oder Veränderungen reagie-
ren zu können. Falls Informationsveranstaltungen geplant werden, ist darauf zu
achten, dass allen beteiligten Personen die Gelegenheit gegeben wird, diese
besuchen zu können. Behandlungs- oder Untersuchungstermine sollten nicht
mit Terminen einer Informationsveranstaltung kollidieren.
Ein besonders wichtiger Aspekt ist die Information aller beteiligten Personen.
Themen, über die informiert werden muss, sind die Erkrankung samt Ätiologie,
Übertragungsweg, klinisches Erscheinungsbild, Therapie, Sanierungsmaßnah-
108
men und Prophylaxe sowie die konkret geplanten Maßnahmen und Erfordernis-
se, um den aktuellen Ausbruch einzudämmen und zu beenden. Die einzelnen
Organisations- und Handlungsschritte sollten dabei knapp, klar und verständlich
dargestellt werden. Anschließend sollten neueste Informationen, Änderungen
oder Vereinbarungen möglichst zügig an alle Betroffenen weitergegeben wer-
den, um alle Personen auf dem gleichen Informationsstand zu halten und
Missverständnissen vorzubeugen. Für die Art der Informationsweitergabe bie-
ten sich Versammlungen, Rundschreiben in Form von Briefen sowie vor allem
E-Mails und Aushänge an. Versammlungen, die zur Informationsweitergabe
organisiert werden, haben den Vorteil, dass alle Betroffenen die Möglichkeit
haben, Fragen zu stellen und sogleich Antworten zu erhalten. Des Weiteren
ergibt sich – im Gegensatz zum Schriftverkehr – durch eine Informationsveran-
staltung die Gelegenheit, das verantwortliche Führungsteam und mögliche
Ansprechpartner kennen zu lernen. Um die Aktualität der Informationsschreiben
klar zu stellen, sollten die Schreiben mit Datum und Uhrzeit versehen werden.
Um Fragen von Eltern oder Betreuern zu klären, können z. B. Telefonsprech-
stunden eingerichtet werden.
Da alle Personen, die an Skabies erkrankt sind oder mit Skabiespatienten Kon-
takt hatten, untersucht und behandelt werden sollen, muss der Kreis der
Kontaktpersonen möglichst lückenlos ausfindig gemacht werden. Dazu dienen
in erster Linie Personal- und Bewohnerlisten. Neben den Bewohnern und An-
gestellten der Gemeinschaftseinrichtung muss auch an das Hauswirtschafts-
und Reinigungspersonal, Personal der Textilreinigung und Physiotherapeuten
gedacht werden. Ebenso müssen weitere Kontaktpersonen eruiert werden, die
je nach Kontakthäufigkeit und -intensität in die Untersuchungs- und Behand-
lungsmaßnahmen einbezogen werden müssen.
Bei minderjährigen oder nicht geschäftsfähigen Personen werden für alle Un-
tersuchungs- und Behandlungsmaßnahmen Einverständniserklärungen der
Erziehungsberechtigten bzw. der gesetzlichen Vertreter benötigt (siehe Anhang
5), die am besten im Vorfeld schriftlich eingeholt werden. Es bietet sich an, für
den Rücklauf der Einverständniserklärungen eine Frist zu setzen, die 2 bis 3
Tage vor dem ersten Untersuchungstermin endet.
109
Mittel der Wahl zur Therapie der Skabies ist Permethrin, das einmalig für min-
destens 8 Stunden auf die gesamte Haut vom Unterkiefer abwärts aufgetragen
wird. Betroffene in einer Gemeinschaftseinrichtung sollten sicherheitshalber am
Folgetag ein zweites Mal behandelt werden. Permethrin weist eine gute kosme-
tische Akzeptanz auf und ist in allen Altersklassen anwendbar. Falls
Kontraindikationen vorliegen oder Patienten einer Therapie mit diesem Mittel
nicht zustimmen, muss auf ein anderes topisches oder systemisches Antiskabi-
osum zurückgegriffen werden. Bei einer oder mehreren Apotheken müssen
rechtzeitig Bestellungen für Arzneimittel und sonstige Materialien gemacht wer-
den. Für eine Einmalbehandlung mit Permethrin können etwa 30-60 g Creme
pro erwachsener Person veranschlagt werden. Die 5%ige Permethrin-Creme
kann entweder als Fertigarzneimittel in einer Menge von 30 bzw. 60 g [22] oder
in größeren Mengen anhand einer Magistralrezeptur bestellt werden. Die Re-
zeptur lautet:
Permethrin 25% Rk InfectoPharm 20,0
Ungt. emuls. aquos. ad 100,0
m. f. ungt.
Zur systemischen Therapie kann Ivermectin eingesetzt werden. Besonders
wenn eine ausreichende Einwirkzeit topischer Antiskabiosa aufgrund von kör-
perlicher oder geistiger Behinderung sowie mangelnder Compliance nicht
gesichert ist, bietet Ivermectin große Vorteile. Ebenso liegt bei Patienten mit
stark erosiv oder ekzematös geschädigter Haut eine Indikation für Ivermectin
vor, da in diesen Fällen eine hohe Resorptionsgefahr lokaler Antiskabiosa be-
steht [9]. Allerdings ist Ivermectin in Deutschland zur Skabiestherapie nicht zu
gelassen. Es handelt sich daher um einen Off-Label-Use mit einer höheren
Verantwortung des behandelnden Arztes und ungeklärter Kostenübernahme
durch die Krankenkassen. Ivermectin kann über die internationale Apotheke
bezogen werden [9]. Eine rechtzeitige Bestellung ist besonders im Falle von
Ausbrüchen zu beachten, um die zeitgleiche Therapie aller Betroffenen zu er-
möglichen. Die Therapie erfolgt als Einmalgabe in einer Dosierung von 200-250
µg/kg KG und sollte nach 10-14 Tagen wiederholt werden [3, 9].
Zum Schutz des behandelnden Personals vor einer Ansteckung sind Latex-
110
oder Vinylhandschuhe unabdingbar. Über die eingecremten Hände der von
Skabies betroffenen Personen sollten Baumwollhandschuhe gezogen und fixiert
werden. Diese Methode ermöglicht eine ununterbrochene, mindestens 8-
stündige Therapie ohne Einschränkungen im Alltag. Unkomplizierter ist eine
Anwendung über Nacht.
Vorbereitend sollte abgeklärt werden, in welchen Räumlichkeiten Untersuchun-
gen und Behandlungen stattfinden. Diese Räume sollten frühzeitige reserviert
und rechtzeitig nutzbar gemacht werden. In diesen Räumen sind mittels Stell-
wänden Umkleidemöglichkeiten einzurichten. Des Weiteren sollten die Räume
warm temperiert und hell ausgeleuchtet sein, um die Untersuchung und Be-
handlung zu erleichtern.
Die verantwortlichen Personen sollten im Vorfeld abklären, wer die Untersu-
chung durchführt. Je nachdem, ob mit einer Hautklinik oder mit
niedergelassenen Hautärzten kooperiert wird, können evtl. Ärzte der Klinik frei-
gestellt werden oder mehrere niedergelassene Ärzte um Unterstützung gebeten
werden. Um das Ergebnis der Untersuchung festzuhalten, sollten Untersu-
chungslisten vorbereitet werden (siehe Anhang 4). Das Ziel der Untersuchung
besteht darin, Patienten den Kategorien „sicher an Skabies erkrankt“, „mögli-
cherweise an Skabies erkrankt“ und „nicht an Skabies erkrankt“ zuzuordnen.
Im Zuge der Planung der Behandlung sollte geklärt werden, wem eine selbst-
ständige Behandlung gewährt werden kann oder ob geschultes Personal die
Behandlung von Personen übernehmen soll. Dies kann das Stammpersonal der
Gemeinschaftseinrichtung oder ein ambulanter Pflegedienst sein. Vorteile einer
Beauftragung von ambulanten Pflegediensten ist eine physische und psychi-
sche Entlastung des Stammpersonals. Die Übernahme der Kosten für externes
Personal sollte im Vorfeld geklärt werden. Vor der Behandlung sollte das Pfle-
gepersonal durch eine qualifizierte Pflegekraft über die korrekte Anwendung
des Antiskabiosums informiert werden, da eine fehlerhafte Applikation den Be-
handlungserfolg erheblich gefährden kann [76]. Auch für die Behandlung bietet
es sich an, Listen vorzubereiten. Dadurch kann kontrolliert werden, wer von
wem behandelt wurde, wer sich selbstständig behandelt und wer wie viele Ein-
111
heiten des zur Verfügung stehenden Mittels für andere zu betreuende Personen
oder Familienmitglieder mitnimmt.
Bevor Untersuchungs- und Behandlungsmaßnahmen durchgeführt werden,
sollten auch allgemeine Sanierungsmaßnahmen geplant werden. Kleidung,
Bettwäsche, Handtücher etc. müssen bei mindestens 60°C gewaschen werden.
Hitzelabile Materialien werden über 4 Tage in Plastiksäcken gelagert. Plüschtie-
re und Schuhe können für 24 Stunden bei -18 bis -20°C eingefroren werden.
Polstermöbel, Matratzen und Teppiche sollten mit einem leistungsstarken
Staubsauger abgesaugt werden. Häufig genutzte Gegenstände und Räume
sollten desinfiziert werden. Da Skabiesmilben bei Raumtemperatur und durch-
schnittlicher Luftfeuchtigkeit 24 bis 36 Stunden ohne menschlichen Wirt
überleben können [2], dürfen diese Sanierungsmaßnahmen der Gemein-
schaftseinrichtung nicht vernachlässigt werden.
Möglichst frühzeitig sollte geklärt werden, wer für die anfallenden Kosten auf-
kommt. Als parasitäre Erkrankung kann die Skabies in einer Gemeinschafts-
einrichtung als Berufskrankheit angezeigt werden [27]. Die Leistungen für die
Angestellten können somit auf Antrag von der Berufsgenossenschaft über-
nommen werden. Die Kosten für Untersuchung und Behandlung der Bewohner
einer Gemeinschaftseinrichtung müssen in der Regel von der jeweiligen Kran-
kenkasse getragen werden. Falls Bewohner einer Gemeinschaftseinrichtung die
Skabies während der Berufsausübung erworben haben, z. B. in einer Werkstatt
für behinderte Menschen, kann ebenfalls eine Berufskrankheit angezeigt wer-
den. Aufgrund dieser Teilung der Personengruppen ist es wichtig, für jede
Gruppierung eigene Untersuchungs- und Behandlungslisten zu führen bzw. in
einer gemeinsamen Liste für jede Person einen entsprechenden Vermerk anzu-
fügen. Somit werden Abrechnungsmodalitäten erleichtert.
In der Vorbereitungszeit sollte verhindert werden, dass die Skabies weiterver-
breitet wird. Aus diesem Grund sollte ab dem Zeitpunkt der ersten
Diagnosestellung eine Rotation des Pflegepersonals [38], Körperkontakte sowie
gemeinschaftliche Veranstaltungen minimiert werden. Auf hygienische Maß-
nahmen wie die regelmäßige Händedesinfektion und das Tragen von
112
Schutzhandschuhen sollte geachtet werden. Gegebenenfalls kann die Isolie-
rung schwer betroffener Patienten in einer Hautklinik von Nöten sein.
Bei der Durchführung von Untersuchungen und Behandlungen müssen folgen-
de Aspekte beachtet werden:
Bevor mit der Reihenuntersuchung begonnen wird, sollte überprüft werden, ob
für alle nicht geschäftsfähigen Personen Einverständniserklärungen der gesetz-
lichen Betreuer vorliegen. Immobile Patienten werden vorher im Bett entkleidet
und dort untersucht. Mobile Patienten können in den vorbereiteten Räumen un-
tersucht werden. Zu Abrechnungszwecken sollten Versicherungsdaten erhoben
oder Versicherungskarten bereitgehalten werden. Die vorbereiteten Untersu-
chungslisten sollten konsequent geführt werden, wodurch unnötige Nacharbeit
verhindert werden kann. Eine im Raum anwesende Arzthelferin oder anderes
Hilfspersonal kann zeitsparend Unterstützung bieten und eine zusätzliche Be-
scheinigung der Untersuchung gewährleisten.
Falls sich Kontaktpersonen als infestiert erweisen, müssen Kontaktkreise dieser
Personen ebenfalls untersucht und behandelt werden.
Für den Fall von Kontraindikationen gegen das ausgewählte Antiskabiosum
müssen Ausweichpräparate benannt werden.
Für die Untersuchungs- sowie für die Behandlungstage ist es von Vorteil, Zu-
ständigkeiten und Verantwortlichkeiten exakt zu klären und zuzuteilen. Allen
Personen sind diese Ansprechpartner zu Beginn bekannt zu geben. Zu diesen
Zuständigkeiten zählen u. a. die Ausgabe der Medikamente, die Verteilung wei-
terer Behandlungsmaterialien, das Führen der Behandlungslisten und die
Zuteilung der zu behandelnden Personen zum jeweiligen Pflegepersonal.
Um einen zügigen Ablauf zu gewährleisten, sollten für die Behandlung Räum-
lichkeiten und Materialien entsprechend vorbereitet werden. Sicher und
möglicherweise befallene Personen sollten von ausgebildetem Pflegepersonal
behandelt werden, während sich Kontaktpersonen bei gegebener Compliance
auch eigenständig behandeln können. Die Behandlungslisten, die eine Therapie
bzw. die Aushändigung des Therapeutikums dokumentieren, sollten vorbereitet
113
sein und konsequent geführt werden.
Vor der Behandlung mit einem Antiskabiosum sollte die Haut der Patienten
möglichst mittels Duschbad gereinigt und anschließend gut getrocknet werden.
Während der Einwirkzeit des Therapeutikums sollten frische Kleidung und
Baumwollhandschuhe getragen werden. Danach sollten Medikamentenrück-
stände durch ein Dusch- oder Wannenbad abgewaschen und erneut frische
Kleidung angelegt werden. Für betreute und unselbstständige Personen sind
eine entsprechende Vorbereitung von Kleidung und ein durchdachter Ablauf
von Abwaschen, Eincremen und Ankleiden unabdingbar, um den Therapieer-
folg nicht zu gefährden. Sollte ambulantes Pflegepersonal die Behandlung
übernehmen, bietet es sich an, dieses mit den lokalen Umständen im Vorfeld
vertraut zu machen und ihnen einen Ansprechpartner für Rückfragen oder Un-
klarheiten zu benennen.
Zur Sicherheit sollten Befallene und fraglich Befallene am Folgetag der ersten
Behandlung ein zweites Mal behandelt werden.
Kurz nach Untersuchung und Behandlung stattfindende reflektierende Gesprä-
che geben die Möglichkeit, Probleme sofort aufzudecken und die Bedingungen
für nötige Nachuntersuchungen oder -behandlungen zu optimieren.
Paasch und Haustein [51] empfehlen, nach der Behandlung eine 10-tägige
Quarantäne aller befallenen und möglicherweise infestierten Personen anzu-
schließen, um eine sichere Unterbrechung der Infektkette zu realisieren. Die
Umsetzung einer solchen Maßnahme kann sich jedoch innerhalb einer Ge-
meinschaftseinrichtung schwierig gestalten, vor allem wenn es sich um
Behinderteneinrichtungen handelt. Den Bewohnern einer solchen Einrichtung
fehlt oftmals das Verständnis für eine derartige Quarantänemaßnahme. Des
Weiteren sollte überlegt werden, ob die betroffene Einrichtung bis zum Termin
der Nachuntersuchung geschlossen wird. Von Vorteil ist es, die Behandlungs-
maßnahmen kurz vor einem Wochenende oder vor Feiertagen durchzuführen,
um die Gefahr einer Reinfektion zu verringern. Weitere einfach umzusetzende
Maßnahmen zur Unterbrechung der Übertragungswege wären z. B. eine räum-
liche Isolation der Indexpatienten [50], ein Aufnahmestopp für Patienten in
114
betroffenen Krankenhäusern [50] und eine Beschränkung der Kontakte betrof-
fener zu externen Personen auf ein Minimum. Diese Maßnahmen sollten bis
zum Termin der Nachuntersuchung konsequent verfolgt werden.
Nachuntersuchungen aller sicher und möglicherweise befallenen Personen soll-
ten etwa 14 Tage nach der ersten Behandlung stattfinden. Personen, die noch
frische Effloreszenzen einer Skabies aufweisen, sollten unbedingt erneut be-
handelt werden. Die Nachuntersuchungen sollten alle 2 bis 3 Wochen
entsprechend wiederholt werden. Neu aufgetretene Effloreszenzen sowohl bei
erkrankten Personen sowie bei Kontaktpersonen sollten umgehend gemeldet
werden.
Nach einem Skabiesausbruch sollte eine längerfristige Beobachtung der Ge-
meinschaftseinrichtung sichergestellt werden, damit neue Erkrankungsfälle
rechtzeitig erfasst werden können [40, 56]. In erster Linie wird das Personal
damit beauftragt sein, auf neu aufgetretene Effloreszenzen zu achten und dies
bei Verdacht der Heimleitung bzw. dem verantwortlichen Arzt unverzüglich mit-
zuteilen. Auf der anderen Seite kann von Seiten des verantwortlichen Arztes
nach Symptomen gefragt und stichprobenartig Untersuchungen in den folgen-
den Monaten durchgeführt werden.
Eine über den Zeitraum mehrerer Monate oder sogar Jahre andauernde Prob-
lematik führt häufig zu einer Demoralisierung des Personals [76]. Von großer
Bedeutung ist es daher, alle beteiligten Personen zu motivieren, zu einem Ge-
lingen der Maßnahmen beizutragen. Dies wird durch das Gefühl der
gemeinsamen Bewältigung des Ausbruches gefördert, verweigerndes Verhalten
kann hierdurch verringert werden. Ein erster Schritt sollte die regelmäßige und
intensive Information über Organisation, anstehende Maßnahmen und folgende
Handlungsschritte sein. Positive Mitarbeit kann erreicht werden, wenn viele
Personen direkt in das Geschehen involviert, mit Aufgaben betraut und ihnen
Verantwortlichkeiten zugeordnet werden.
Die durch Vorbereitungen, Untersuchungen, Behandlungen oder Quarantäne-
Maßnahmen auftretende Mehrbelastung des Personals sollte durch Überstun-
115
denausgleich oder bezahlte Überstunden vergütet werden.
Sofern Probleme und Konflikte im zwischenmenschlichen Bereich auftreten,
sollten diese ernst genommen und gemeinsam eine Lösung herbeigeführt wer-
den. Ablehnendes Verhalten Beteiligter untereinander sowie gegenüber den
Maßnahmen zur Ausbruchseindämmung kann so entgegengewirkt werden.
Nicht zu vernachlässigen sind prophylaktische und vorausplanende Handlun-
gen.
Wünschenswert wäre es, jeden Neuzugang einer Gemeinschaftseinrichtung vor
Eintritt gezielt zu untersuchen, um einen Befall mit Skabies auszuschließen.
In regelmäßigen Abständen sollte das Personal von Heimen, sonstigen Ge-
meinschaftseinrichtungen und ambulanten Pflegediensten über das
Krankheitsbild der Skabies, deren gehäuftes Auftreten in derartigen Institutio-
nen, Präventionsmaßnahmen sowie notwendige Behandlungen informiert und
geschult werden. Dadurch könnten mögliche Skabieserkrankungen frühzeitig
entdeckt und weit reichende Ausbrüche vorab verhindert werden. Farbige Pho-
tographien von Skabieseffloreszenzen können zu Schulungszwecken heran-
gezogen werden.
Mayer et al. sowie Ejidokun et al. betonen die Wichtigkeit der Einbeziehung und
die Schlüsselrolle der Hausärzte [46, 65]. Diese betreuen oftmals Heimbewoh-
ner und werden bei neu auftretenden Dermatosen meist zuerst zu Rate gezo-
gen. Sie sollten über die Skabies, die aktuellen Therapiemöglichkeiten und Sa-
nierungsmaßnahmen gut informiert sein. Bei fraglich befallenen Personen sollte
ein Dermatologe zu Rate gezogen werden.
116
Zusammenfassend beinhaltet eine Strategie zum Management und zur
Kontrolle von Skabiesausbrüchen folgende Schritte [56]:
• Diagnosestellung
• Identifizierung der sicher und möglicherweise Infizierten und deren Kontakt-
personen
• Information aller Beteiligten über Erkrankung, Behandlung und allgemeine
Maßnahmen
• Gleichzeitige Behandlung der infestierten Personen und aller Kontaktperso-
nen
• Gleichzeitige Dekontamination von Kleidung, Wohnräumen und Gebrauchs-
gegenständen
• Nachuntersuchungen, ggf. Nachbehandlungen
117
Tabelle 2:
Konzept zur Eindämmung eines Skabiesausbruches in
Gemeinschaftseinrichtungen
Um einen weit reichenden Skabiesausbruch in einer Gemeinschaftseinrichtung einzu-
dämmen, wird folgendes Vorgehen vorgeschlagen:
Organisatorisches im Vorfeld der Eindämmungsmaßnahmen
• Bildung eines Führungsteams, bestehend aus einem verantwortlichen Arzt, dem
Leiter der Gemeinschaftseinrichtung, einem Vertreter des Pflegepersonals, einem
Vertreter der Bewohner der Gemeinschaftseinrichtung und einem Vertreter des
Gesundheitsamtes
• Zuweisung von Aufgaben und Verantwortlichkeiten innerhalb dieses Teams
• Aufstellung eines Zeitplanes für Informationsveranstaltungen, Untersuchungen,
Behandlungen, Nachuntersuchungen, „Quarantäne“zeiten, sonstige Fristen (siehe
Anhang 3)
• Information aller involvierten Personen (siehe Anhang 1)
• Erstellen von Personal- und Bewohnerlisten
• Auflistung von Kontaktpersonen
• Ggf. Einholung von Einverständniserklärungen für Untersuchung und Behandlung
(siehe Anhang 5)
• Vorbestellung des Antiskabiosums und anderer Materialien bei Apotheken bzw. der
internationalen Apotheke
Therapeutika der Wahl:
topische Therapie: Permethrin 5%, 30-60 g/Person
systemische Therapie: Ivermectin 200-250 µg/kg KG
• Anfragen von (Haut-)Ärzten zur Hilfe bei Untersuchungen
• Bestellung zusätzlicher Pflegekräfte oder ambulanter Pflegedienste zur Durchfüh-
rung der Behandlungen
• Reservierung geeigneter Räumlichkeiten für Untersuchung und Behandlung
• Organisation von Entwesungsmaßnahmen in der Gemeinschaftseinrichtung und
Reinigung möglicherweise infestierter Wäsche
• Abklärung der Kostenübernahme durch Berufsgenossenschaften und/oder Kran-
kenkassen
118
• Minimierung der Übertragungswege
Untersuchung
• Festlegung von Aufgaben und Zuständigkeiten der verantwortlichen Personen
• Ggf. Überprüfung der Einverständniserklärungen
• Bereithalten von Versicherungsdaten, -karten
• Vorbereitung der Untersuchungsräume
• Vorbereitung und Unterstützung immobiler Patienten
• Dokumentation der Untersuchungsergebnisse mit Unterteilung in sicher befallene,
möglicherweise befallene und nicht befallene Personen (siehe Anhang 4)
• Festlegung der zu behandelnden Personen (alle sicher und möglicherweise befal-
lenen Personen sowie deren Kontaktpersonen)
• Genaue Mengenkalkulation und -bestellung des Antiskabiosums
Behandlung
• Festlegung von Aufgaben und Zuständigkeiten verantwortlicher Personen
• Ggf. Überprüfung der Einverständniserklärungen
• Vorbereitung der Behandlungsräume
• Unterweisung des Pflegepersonals in die adäquate Behandlung
• Behandlung sicher und möglicherweise befallener Personen durch ausgebildetes
Pflegepersonal, Organisation der Behandlung der Kontaktpersonen (Eigenbehand-
lung möglich)
• Durchführung der Behandlung
Behandlung mit Permethrin-Creme 5%
- Abduschen und gutes Trocknen der Hautoberfläche
- Eincremen der Hautoberfläche mit Ausnahme des Gesichts und des
behaarten Kopfes, bei Fremdbehandlung währenddessen Tragen
von Schutzhandschuhen
- Anlegen von frischer Kleidung und von Baumwollhandschuhen
- Einwirkzeit: mindestens 8 Stunden
- Abduschen der Cremerückstände
- Anlegen von frischer Kleidung
• Erneute Behandlung sicher und fraglich befallener Personen am Folgetag
119
• Dokumentation der stattgehabten Behandlung, der eigenständigen Behandlung
oder der Aushändigung des Therapeutikums zur Eigenbehandlung
Sanierungsmaßnahmen
• Waschen von Kleidung, Nacht- und Bettwäsche, Handtüchern etc. soweit möglich
bei mindestens 60°C, sonst Lagerung in Plastiksäcken über 4 Tage
• Ggf. Einfrieren von Plüschtieren und Schuhen bei -18°C bis -20°C für 24 Stunden
• Absaugen von Polstermöbeln, Matratzen, Teppichen
• Desinfektion von häufig genutzten Gegenständen
Nachuntersuchung
• Festsetzung 2 Wochen nach erster Behandlung
• Untersuchung aller sicher und möglicherweise befallenen Personen
• Behandlung aller immer noch befallenen bzw. erneut befallenen Personen
• Erneute Nachuntersuchung aller sicher und möglicherweise befallenen Personen
im Abstand von 14 Tagen
Maßnahmen zur Verhinderung einer weiteren Ausbreitung
• Festsetzung der „Quarantäne“zeit bis zur Nachuntersuchung
• Minimierung der Körperkontakte und der Kontakte zu externen Personen
• Ggf. Erstellen eines alternativen Tages-/Wochenprogrammes
• Abklärung der Übernahme zusätzlich anfallender Arbeitsstunden, -kosten
Allgemeines
• Regelmäßiger Austausch und Reflexion innerhalb des Führungsteams und mit dem
Personal
• Sofortige Beseitigung kommunikativer sowie zwischenmenschlicher Probleme
• Motivation aller Betroffenen
Prävention
• Untersuchung und ggf. Behandlung von Neuzugängen
• Konsequentes Einhalten hygienischer Standards
• Regelmäßige Schulung des Personals über Erkrankung, Therapie und Präventions-
maßnahmen
120
8 Zusammenfassung
Infektionen mit der Krätzemilbe Sarcoptes scabiei varietas hominis können in
Gemeinschaftseinrichtungen wie Krankenhäusern, Altenpflege- oder Behinder-
tenheimen weit reichende Ausbrüche hervorrufen und zu einem langwierigen
Problem werden. Besonders die hochkontagiöse Form der Scabies crustosa,
welche sich vor allem bei immunsupprimierten sowie älteren, geistig oder kör-
perlich behinderten Patienten entwickeln kann, stellt die Hauptursache eines
nosokomialen Ausbruches dar. Die Koexistenz von kognitiven oder funktionel-
len Beeinträchtigungen vermindert die Fähigkeit zu kratzen und somit eine
effektive Reduktion der Milbenzahl [53]. Aufgrund der Hilfsbedürftigkeit alter
oder behinderter Menschen im alltäglichen Leben, insbesondere bei der Kör-
perhygiene, entsteht ein intensiver Körperkontakt zwischen Hilfsbedürftigen und
Helfern. Die Skabies kann so leicht übertragen werden. Häufig werden Heim-
bewohner von unterschiedlichen Ärzten betreut, so dass Diagnosen nur bei
Einzelpersonen gestellt werden oder die Gesamtproblematik eines Skabies-
ausbruches jedoch nicht sofort erkannt wird. Daraus resultierende Verzögerun-
gen der erforderlichen Sanierungsmaßnahmen begünstigen die Weiterverbrei-
tung ebenso wie die lange Inkubationszeit, ein geringes Wissen des Personals
über die Erkrankung und notwendigen Therapie- und Sanierungsmaßnahmen.
In einer Werkstatt für behinderte Menschen und den angegliederten Wohnhei-
men in Würzburg kam es ab August 2003 zu einem weit reichenden
Skabiesausbruch. Aufgrund intensiver Kontakte zwischen Wohn- und Arbeits-
stätten zog sich dieser bis Mai 2004 hin. Zunächst wurden Skabiesfälle einzeln
und von unterschiedlichen Ärzten diagnostiziert und behandelt. Nachdem je-
doch die Ausbreitung der Erkrankung nicht verhindert werden konnte, wurde im
November 2003 die Universitäts-Hautklinik Würzburg kontaktiert und um Hilfe
gebeten. Erst als Vertreter der Wohnheime, der Werkstatt und Ärzte der Uni-
versitäts-Hautklinik gemeinsam ein Behandlungskonzept erstellten, konnte die
Skabies erfolgreich eingedämmt werden.
Ab Dezember 2003 wurden etwa 1.000 Untersuchungen durch 11 Ärzte der
Universitäts-Hautklinik Würzburg sowie 6 niedergelassene Hautärzte durchge-
121
führt. Die Zahl der Behandlungen durch Pflegepersonal belief sich auf etwa
750, hinzu kamen eigenständig durchgeführte Behandlungen. In fast allen Fäl-
len wurde 5%ige Permethrin-Creme zur Therapie der Skabies verwendet.
Ferner wurden zu Beginn und in Einzelfällen Allethrin-/Piperonylbutoxid-Spray
sowie Ivermectin-Tabletten eingesetzt.
Die Ausgaben für ärztliche Tätigkeiten, Tätigkeiten der Pflegedienste, für Medi-
kamente und Behandlungsutensilien sowie für die Reinigung von Textilien und
Gebäuden beliefen sich im Zeitraum von Dezember 2003 bis Mai 2004 auf ca.
50.000 €.
In der Literatur werden Skabiesausbrüche in Alten- und Pflegeheimen, Kran-
kenhäusern, Gefängnissen, Schulen, Asylbewerberheimen und in Einrichtungen
für behinderte Menschen dargestellt und auf deren spezielle Problematik hin-
gewiesen. Als Faktoren, welche einen Skabiesausbruch in einer Gemein-
schaftseinrichtung unnötig verlängern, werden insbesondere Schwierigkeiten
bei der Diagnosestellung, mangelhafte Suche nach Kontaktpersonen, Behand-
lung der betroffenen Personen durch unterschiedliche Ärzte, asynchrone
Behandlung, unzureichende Hygienemaßnahmen, mangelnde Kooperation auf-
grund kultureller und sprachlicher Verständigungsprobleme sowie unzureichen-
de Information der beteiligten Personen aufgeführt. Ähnliche Beobachtungen
wurden auch bei dem hier rekonstruierten Würzburger Ausbruch gemacht.
Um einen Skabiesausbruch zügig einzudämmen, ist daher zu empfehlen, als
ersten Schritt ein umfassendes Konzept zum Vorgehen zu erstellen. Grundvor-
aussetzungen sind die Untersuchung und die synchrone Behandlung aller
Erkrankten sowie aller Kontaktpersonen der Erkrankten. Ein Führungsteam,
dem der verantwortliche Arzt, der Leiter der Gemeinschaftseinrichtung, ein Ver-
treter des Pflegepersonals und – soweit möglich – der Betroffenen und ein
Vertreter des Gesundheitsamtes angehören sollte, sollte gemeinsam für eine
zügige Umsetzung des Konzeptes sorgen. Von großer Bedeutung ist die Infor-
mation aller Beteiligten, um beispielsweise ein durch Unkenntnis gefördertes
abweisendes Verhalten gegenüber den Therapiemaßnahmen zu verhindern.
Als Mittel der Wahl zur Therapie der Skabies gilt Permethrin, ein synthetisches
122
Pyrethroid, das für 8 bis 12 Stunden auf die gesamte Haut vom Unterkiefer ab-
wärts aufgetragen werden muss. Bei therapieresistenten Fällen, bei
immunsupprimierten Patienten, bei Scabies crustosa oder wenn bei körperlich
und geistig behinderten Personen eine lückenlose Anwendung und eine ausrei-
chende Einwirkzeit des Lokaltherapeutikums nicht gewährleistet werden kann,
sollte das oral verfügbare Breitspektrum-Antiparasitikum Ivermectin eingesetzt
werden. In Gemeinschaftseinrichtungen sollten sicher und möglicherweise in-
festierte Patienten zudem am Folgetag der Behandlung sicherheitshalber ein
zweites Mal und nach 14 Tagen erneut therapiert werden. Danach sind in
zweiwöchigen Abständen Nachuntersuchungen anzusetzen, bis keine Skabies-
erkrankung mehr diagnostiziert werden kann. Jede neu aufgetretene Hauter-
scheinung muss umgehend gemeldet und dermatologischerseits beurteilt
werden.
Neben therapeutischen Maßnahmen sind allgemeine Sanierungsmaßnahmen
unabdingbar. Kleidung, Bettwäsche, Handtücher etc. sollten bei 60°C gewa-
schen, Schuhe und Plüschtiere für mindestens 24 Stunden eingefroren sowie
Polstermöbel, Teppiche und Matratzen abgesaugt werden.
Um eine weitere Ausbreitung zu verhindern, sollten in der Zeit bis zur vollstän-
digen Eliminierung der Erkrankung Körperkontakte auf ein Minimum reduziert
werden.
Untersuchungen und ggf. Behandlungen von Neuzugängen der Einrichtung
sind wünschenswerte Präventivmaßnahmen. Die konsequente Einhaltung hy-
gienischer Standards sowie eine regelmäßige Schulung des Personals über die
Erkrankung können außerdem helfen, Skabiesausbrüchen vorzubeugen.
123
9 Anhang
Anhang 1:
124
125
Anhang 2:
126
127
Anhang 3:
Grober Zeitplan
Woche 1 Bildung des Führungsteams, Zuteilung der Aufgabenbereiche
Verschicken eines Informationsbriefes inkl. Einverständniserklärungen
an alle Beteiligten
Woche 2 Informationsveranstaltung
Untersuchungen
Woche 3 Behandlungen (vor dem Wochenende)
Quarantänebeginn
Untersuchungen, Behandlungen von Urlaubern etc.
Woche 4 Nachuntersuchungen, ggf. Nachbehandlungen
Ende der Quarantäne
Woche 5 Abschließende Reflexion
Einleiten von dauerhaften Präventionsmaßnahmen
Anhang 4:
Untersuchungsliste
Behandelnder Arzt: ___________________________ Datum der Untersuchung: ______________________
sicher befallen
möglicherweise befallen
nicht befallen
Name, Vorname
Geburts-datum
Zutreffendes bitte ankreuzen.
Kontakt- personen
Bemerkungen (Kontraindikationen, Schwangerschaft, Scabies crustosa, sonstige Hauter-krankungen, etc.)
128
Anhang 5:
Einverständniserklärung
Hiermit stimme ich für mich / für die von mir betreute Person einer Hautuntersu-chung durch Ärzte der Universitäts-Hautklinik XY oder durch niedergelassene Hautärzte zu.
_______________________________ ____________________________
Name / Name der betreuten Person Geburtsdatum
_______________________________
ggf. Name des gesetzlichen Vertreters
_______________________________ ____________________________
Ort, Datum Unterschrift
Hiermit stimme ich für mich / für die von mir betreute Person einer Behandlung der Haut mit Permethrin-Creme zu.
_______________________________ ____________________________
Name / Name der betreuten Person Geburtsdatum
_______________________________
ggf. Name des gesetzlichen Vertreters
_______________________________ ____________________________
Ort, Datum Unterschrift
129
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11 Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Bei der BGW registrierte meldepflichtige parasitäre
Erkrankungen 2
Abbildung 2: Skabies 5
Abbildung 3: Skabies 5
Abbildung 4: Skabies, Detailaufnahme 5
Abbildung 5: Strukturformel des Wirkstoffes Permethrin 8
Abbildung 6: InfectoScab®, 5%ige Permethrin-Creme 10
Abbildung 7: Skabies des Patienten 1 (Indexpatient) 33
Abbildung 8: Skabies des Patienten 1, Detailaufnahme 33
Abbildung 9: Anzahl publizierter Skabiesausbrüche nach Art der
Gemeinschaftseinrichtung 89
138
12 Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Tabellarische Übersicht von publizierten Skabies-
ausbrüchen 85
Tabelle 2: Konzept zur Eindämmung eines Skabiesausbruches
in Gemeinschaftseinrichtungen 117
Danksagung
An erster Stelle möchte ich mich herzlich bei Herrn Prof. Dr. med. Henning
Hamm für die Überlassung des Themas dieser Arbeit, für seine freundliche Un-
terstützung sowie für seine konstruktiv, fachliche Begleitung bedanken.
Den Mitarbeitern der Behindertenwohnheime und -werkstätten, den Angestell-
ten der beteiligten Apotheken, dem Gesundheitsamt Würzburg und den Ärzten
und Schwestern der Universitäts-Hautklinik Würzburg danke ich für die bereit-
willige Auskunft zu den verschiedenen Skabiesausbrüchen. Mein besonderer
Dank gilt Herrn Prokurist Michael Wenzel.
Herr Martin Dornseiff, Leiter Medizinische Wissenschaft InfectoPharm GmbH,
danke ich für die Weitergabe von Informationen zum dargestellten Skabies-
ausbruch sowie für die Überlassung von Literatur und Bildmaterial.
Würzburg, Oktober 2009
Lebenslauf
Lydia-Maria Theresia Carlé
Geburtsdatum 30. Dezember 1981
Geburtsort Schweinfurt
Staatsangehörigkeit deutsch
Schulausbildung
09/1988 – 08/1992 Volksschule Stadtsteinach, Stadtsteinach
09/1992 – 06/2001 Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasium, Kulmbach
01/1999 – 06/1999 New Trier Township High School, Winnetka, USA
06/2001 Allgemeine Hochschulreife
Hochschulstudium
10/2001 – 03/2002 Biologie, Julius-Maximilians-Universität, Würzburg
04/2002 – 06/2008 Humanmedizin, Julius-Maximilians-Universität, Würzburg
03/2004 Physikum
02/2007 – 01/2008 Praktisches Jahr: Juliusspital Würzburg
Westmead Hospital, Wentworthville, Australien
Universitätsklinik Würzburg
06/2008 Ärztliche Prüfung
07/2008 – 03/2009 Promotionsstudium Humanmedizin, Julius-Maximilians-
Universität, Würzburg
Berufliche Tätigkeit
seit 03/2009 Assistenzärztin, Leopoldina Krankenhaus Schweinfurt,
Medizinische Klinik 2
Würzburg, Oktober 2009