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Vorratsschutz im Bio-Getreide
BETTINA LANDAU
KYIV, 25.03.2016
www.poppens.de
Sitophilus granarius
www.schaedlinge-online.de
Stegobium paniceum
© Bayer CropScience
Plodia interpunctella Rhyzopertha dominica
en.wikipedia.org
Herausforderungen bei der Warenlagerung nach der Ernte – eine Auswahl
• Verluste und Verunreinigungen durch Insektenbefall
• Verluste und Verunreinigungen durch Ratten und Mäuse
• Verschlechterung der Qualität des Ernteguts während der Lagerung
• Kurze / schlechte Lagerfähigkeit des Ernteguts
25.03.2016 BETTINA LANDAU 2
1. Was sind Vorratsschädlinge?
25.03.2016 BETTINA LANDAU 3
Was sind Vorratsschädlinge?
Tierische Schädlinge:
• Schädigen Vorräte
• Treten in fast allen trockenen Lebens- und Futtermitteln auf
• Insekten (Käfer, Motten, Staubläuse) und Milben
• Nur wenige Arten:
• ca. 60 Käferarten, ca. 10 Mottenarten, ca. 10 Staublaus Arten
• Ratten und Mäuse
25.03.2016 BETTINA LANDAU 4
√
Lebensweise der vorratsschädlichen Insekten (7)
Aufenthaltsort :
• Suchen Schutz vor Luftzug, Licht und Kälte
• Suchen nach Nahrung, Schlupfwinkeln und Nahrungssubstrat
• In leeren Lagerräumen und Silozellen
• In unbenutzten Mähdreschern, Förderbändern
• Im Inneren des Haufens der Alt-Ernte vom letzten Jahr
25.03.2016 BETTINA LANDAU 5
Förderband mit Getreidestaub
Getreidelager Alberner Hafen (AU)
Woher kommen die Vorratsschädlinge im Getreide? (1)
25.03.2016 BETTINA LANDAU 6
Quelle: Cornel Adler, JKI
Woher kommen die Vorratsschädlinge ins Getreide? (2)
25.03.2016 BETTINA LANDAU 7
Aus befallenem Mähdrescher
Reinigung!
Aus latentem Befallsherd in Betrieb
Hygiene!
Aus der Nachbarschaft des Betriebs
Baustruktur!
Quelle: Cornel Adler, JKI
2. Integrierter Vorratsschutz im Bio-Landbau
25.03.2016 BETTINA LANDAU 8
25.03.2016 BETTINA LANDAU 9
Nach Cornel Adler, JKI, leicht verändert
Integrierter Vorratsschutz
im Bio-Landbau
Schädlings-
vermeidung
Schädlings-
früherkennung
Schädlings-
bekämpfung
Geeignete
Bauweise
Rohwaren-
inspektion
Kühlung &
Trocknung
Hygiene-
massnahmen
Visuelle
Inspektion
Temperatur-
messung
Feuchte-
messung
Bioakustik
Fallen
Physikalische
Verfahren
Biologische
Verfahren
Inerte Gase
Kontrollierte
Atmosphäre
Inerte Stäube
2. Schädlingsvermeidung: Prävention hat oberste Priorität
25.03.2016 BETTINA LANDAU 10
Baustruktur (1)
Lager soll schützen vor…
• Regen, Feuchtigkeit
• Temperaturschwankungen
• Insekten
• Schadnager und Vögeln
• Aromaverlust
25.03.2016 BETTINA LANDAU 11
Baustruktur (2)
Lager mit…
• Regendichtes Dach und Wände
• Belüftung mit Filtern
• Geschlossene Türen & Tore
• Keine Löcher im Mauerwerk
• Glatte, helle Oberflächen
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Baustruktur (3)
Lager innen:
• Trocken, sauber und gut belüftet
• Möglichst frei von Ecken und Kanten, schlecht erreichbaren Winkeln
• Wände glatt, Boden aus glattem Beton
• Spalten und Ritzen sorgfältig und dauerhaft versiegelt
• Wärmeisolierung der Wände
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Rohwareninspektion
Kontrolle der Eingänge von Getreide
• Feuchtigkeit messen
• Nur trockenes Getreide einlagern (Feuchtigkeitsgehalt < 14%) Nachtrocknen feuchter Partien
• Auf Insektenbefall untersuchen Wasserprobe (beschädigte oder befallene Körner schwimmen oben) Käfersieb (Maschenweite 1,8x1,8 mm) Erwachsene (Adulte) Insekten
25.03.2016 BETTINA LANDAU 14
Quelle:www.pfeuffer.com
Getreidefeuchtemeβgerät
Wasserprobe der
Getreidekörner
Quelle: Qualität erhalten - Risiken vermeiden
Hygienemassnahmen (1)
Reste der Alt-Ernte beseitigen
• Älteres, befallenes Getreide nicht mit neuer Ware zusammen lagern
Grundreinigung des Lagers und der Förderelemente
• Getreidereste und –stäube im Lager (auch in Ritzen) und den Förderelementen regelmäßig entfernen, besonders vor der Einlagerung der neuen Ernte
Staubsaugen, Staubsaugerbeutel regelmäßig/zeitnah entsorgen!
Beseitigung möglicher «Befall-Nester»
25.03.2016 BETTINA LANDAU 15
Förderband mit Getreidestaub
Getreidelager Alberner Hafen (AU)
Foto: Albert Spreu
Getreidereste aus Förderelement
Hygienemassnahmen (2)
Leerraumbehandlung vor der neuen Ernte
• Vor neuer Einlagerung in ehemals befallenem Lager: Grundreinigung und anschliessende Leerraumbehandlung
• Mit Siliziumdioxid (Kieselgur, Diatomeenerde)
• Mit Nützlingen aufpassen wenn kombiniert mit Siliziumdioxid- oder Pyrethrum-Behandlung ungeeignet, wenn Lagerraum sehr offen ist ungeeignet, wenn starker Befall
• Mit Pyrethrum Vernebelung, Schlupfwinkelbekämpfung ist nicht bei allen Bio-Verbänden zulässig (klären!)
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Kühlung und Trocknung (1)
Getreide kühl und trocken lagern
• Lagertemperatur < 15°C
• Neue Ernte schnell runterkühlen
• Kühle und trockene Luft wird in das Getreide geblasen
25.03.2016 BETTINA LANDAU 17
Foto: Albert Spreu
Kühlung im Getreidelager
Kühlung und Trocknung (2)
• Lagerzeituhr: Temperaturabsenkung von 24 auf 10°C bei Getreide mit 14,5% Wassergehalt verlängert die Lagerzeit um das Fünffache!
• Entwicklung der Insekten wird bei niedriger Temperatur ausgebremst
• Aber keine Tilgung!
• Längere Lagerzeiten durch Temperaturabsenkung
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Quelle: FrigorTec GmbH
3. Schädlingsfrüherkennung: Überwachung
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Kontrolle der Lagerpartien (1)
Temperatur und Feuchtigkeit
• Temperatur regelmäßig kontrollieren Hotspots entdecken
• Feuchtigkeit regelmäßig messen
Ein Anstieg von Feuchtigkeit und Temperatur kann auf einen Insektenbefall hinweisen
25.03.2016 BETTINA LANDAU 20 Foto: Pfeuffer
Temperaturmessung im
Schüttgetreide
Quelle: www.grain-watch.com
Digitale Temperaturmessung mit
Messlanze
Quelle: www.grain-watch.com
Digitale Temperaturüberwachung
im Flachlager
Kontrolle der Lagerpartien (2)
Visuelle Kontrollen
• Suche nach möglichen Spuren / Schadbildern von Insekten
• Gespinste, Spuren im Getreidestaub
• Leere Puppen oder Larvenhäute
• Tote oder lebende adulte Insekten
• Muffiger Geruch
• Fraβschäden an Getreidekörnern
25.03.2016 BETTINA LANDAU 21
Mottengespinst im Getreide
Foto: Cornel Adler
Tribolium confusum –
Spuren im Getreidestaub
Foto: Martin Felke Foto: A. Kahrer/Ages, Wien
Getreidekörner mit Ausschlupflöchern von
Reiskäfer
Monitoring mit Fallen (1)
Pheromonfallen
• Sexuallockstoffe in Klebeflächen oder in Ködern
• Locken nur Männchen an
• Deltamottenfalle für Motten
• Trichterfalle für Motten
• PC-Floor trap für vorratsschädliche Käfer
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Deltamottenfalle
Motten auf Klebefläche von
Deltamottenfalle
Trichterfalle für staubige
Umgebung
PC-Foor trap mit Pheromonen
für Vorratsschädlinge
Monitoring mit Fallen (2)
Andere Insektenfallen
• Schlupfwinkelfallen mit / ohne Lockstoffe für Käfer
• UV-Lichtfallen mit Klebefläche für fliegende Insekten
Akustikdetektion
25.03.2016 BETTINA LANDAU 23
Schlupfwinkelfalle für Vorratsschädlinge – ohne
Lockstoffe/ Pheromone
UV-Licht-Insektenvernichter
4. Schädlingsbekämpfung
25.03.2016 BETTINA LANDAU 24
Direktbehandlung befallenes Getreide (1)
• Getreide möglichst rasch vermahlen / verfüttern
Kontrollierte Atmosphäre, inerte Gase
• Sauerstoffentzug, z. B. EcO2-Technologie
• Stickstoff / Kohlendioxid aus Stahlflaschen
• Alle Entwicklungsstadien der Insekten sterben, auch wenn im Getreidekorn
• Ersticken wegen Sauerstoffmangel oder sterben an Übersäuerung
Brauchen möglichst gasdichte Silozellen oder Kammern
25.03.2016 BETTINA LANDAU 25
1
2 Sauerstoff-
reduzierte
Luft
3
3
2 1
Sauerstoffreiche
Luft
Temperatur-
Messpunkt im
Produkt
Monitoring-
Sauerstoffmess-
punkt
Überdruckventil
EcO2-Technologie in Silos
25.03.2016 BETTINA LANDAU 26
Direktbehandlung befallenes Getreide (2)
Direktbehandlung befallenes Getreide (3)
Druckentwesung
• mit CO2 bei 20-40 bar, z. B. Carvex-Technologie
• Insekten sterben an Übersäuerung und Druckunterschied
Braucht Autoklav
Kälteentwesung
• -20°C / 7 Tage
• Für kleinere Partien
Wärmeentwesung
• 60°C / 1 Stunde
• Kann zu Qualitätseinbussen beim Getreide führen
25.03.2016 BETTINA LANDAU 27
Direktbehandlung befallenes Getreide (4)
Inerte Stäube
• Siliziumdioxid (z. B. Kieselgur, Diatomeenerde)
• Mechanische Wirkung, Insekt trocknet aus
• Verändert die Fliesseigenschaften des Getreides
• Bleibt an der Kleie haften trotz Reinigung
• Verändert den Aschegehalt des Getreides
• Wirkt nicht gut bei hoher Feuchtigkeit
25.03.2016 BETTINA LANDAU 28
Foto aus Ulrichs et al. (2004): Fossiles Plankton als natürliches Insektizid.
Humboldt Spektrum 2, S. 24-28.
Cuticula vor Behandlung mit Diatomeenerde Cuticula nach Behandlung mit Diatomeenerde
Foto aus Ulrichs et al. (2004): Fossiles Plankton als natürliches Insektizid.
Humboldt Spektrum 2, S. 24-28.
Direktbehandlung befallenes Getreide (5)
Nützlinge
• Gegen Käfer und Motten
• Sollen die Schädlinge «überfluten»
• Ungeeignet bei hohem Schädlingsbefall
• Nur in oberer Schicht des Getreides
• Selektiv: befallen gewisse Entwicklungsstadien und bestimmte Schädlingsarten
25.03.2016 BETTINA LANDAU 29
(Wander-)
Larven L1-L5
Puppe
Falter
Ei
Trichogramma
evanescens
Habrobracon
hebetor
Einsatz von Nützlingen bei der Dörrobstmotte – Plodia interpunctella
25.03.2016 BETTINA LANDAU 30
Direktbehandlung befallenes Getreide (6)
Gegen Larven von
Sitophilus spp.
Stegobium paniceum
Rhyzopertha dominica
Sitotroga cerealella
Lasioderma serricorne
Ptinus tectus
Ptinus fur
Sphaerius spp.
Gegen Eier von
Ephestia spp.
Plodia interpunctella
Sitotroga cerealella
Gegen Larven von
Ephestia spp.
Plodia interpunctella
Sitotroga cerealella
Anisopteromalus
calandrae
Lariophagus
distinguendus Habrobracon
hebetor
Trichogramma
evanescens
Direktbehandlung befallenes Getreide (7)
Nützlinge und ihr Wirkungsspektrum
25.03.2016 BETTINA LANDAU 31
Schlupfwinkelbekämpfung und Leerraumbehandlung (1)
Kontaktinsektizide
• Pyrethrum mit/ohne Piperonylbutoxid
• Schlupfwinkelbehandlung Lokales Sprühen in Ritzen & Fugen
• Leerraumbehandlung Vernebelung
Inerte Stäube
• Natürliches Siliziumdioxid Diatomeenerde, Kieselgur
• Schlupfwinkel- und Leerraumbehandlung
Nützlinge
• Parasitieren Insekten in Schlupfwinkeln
25.03.2016 BETTINA LANDAU 32
Schlupfwinkelbekämpfung und Leerraumbehandlung (2)
Wärmeentwesung
• Leerraumbehandlung
• Luft der Räume wird erhitzt
• Wände und Oberflächen erwärmen sich (>50°C)
• Insekten verlassen die Schlupfwinkel und suchen kühlere Oberflächen
• Die Proteine der Insekten denaturieren, meistens ab 42°C
• Alle Entwicklungsstadien der Insekten und Milben sterben ab
25.03.2016 BETTINA LANDAU 33
Temperaturmessung während einer
Wärmeentwesung
Reismehlkäfer nach Wärmeentwesung
Schlupfwinkelbekämpfung und Leerraumbehandlung (3)
Kälteentwesung
• Schlupfwinkelbekämpfung
• Rückstandsfrei
• CO2-Schnee Cryonite-Technologie
• Das Wasser in den Zellen der Schadinsekten gefriert, dehnt sich dabei aus
• Infolgedessen platzen die Zellen und Schadinsekten sterben ab
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Schlupfwinkelbehandlung mit Cryonite®
5. Fazit
25.03.2016 BETTINA LANDAU 35
Prävention lohnt sich!
Durch Überwachung Befall möglichst früh entdecken
Bekämpfung ist teuer und kann Schaden nur begrenzen
25.03.2016 BETTINA LANDAU 36
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
www.zentrum-der-gesundheit.de
25.03.2016 BETTINA LANDAU 37