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VORSCHLAG ZUR VERSÖHNUNG Studien- und Reflektionspark Ihuanco Eine Interpretation von Silos Botschaft Einleitung Am 3., 4. und 5. Mai 2007 trafen wir uns mehrere tausend Menschen, Männer und Frauen, Kinder und ältere Menschen aus verschiedenen Kontinenten im Studien- und Reflexionspark Punta de Vacas, am Fuße des Aconcagua, Argentinien, um an den Tagen der spirituellen Inspiration teilzunehmen, mit der Absicht eine Pause in unserem Alltag zu machen und über unser Leben nachdenken und austauschen zu können. Am drittenTag sprach Silo vor dem Monolithen, ein altes Symbol der Vereinigung von der Erde mit dem Himmel, über die Versöhnung. Es war eine überwältigende Erfahrung. Vielleicht wegen der strahlende Sonne auf den Berggipfeln, vielleicht wegen der Stille dieser trostlosen Landschaft, oder den schneebedeckten Gipfeln, die uns einluden nach oben zu schauen oder wegen dem Rauschen des Flußes, dass uns an das Vorbeigehen jedes unwiederholbaren Moments erinnerte. Dort, an der Kreuzung von drei Bergketten, hörten wir die Stimme Silos: "Weder vergessen, noch verzeihen. Versöhnung! " Die Hoffnung, die uns hierher gebracht hatte, rührte sich in uns als wir hörten: ". Wenn wir verstehen können, dass in unserem Inneren kein Feind wohnt, sondern ein Wesen voller Hoffnungen und voller Scheitern, ein Wesen, in dem wir in schnellen Bilderfolgen wunderbare Momente der Erfüllung und Momente der Frustration und des Ressentiments sehen; wenn wir verstehen, dass unser Feind ein Wesen ist, dass ebenfalls Hoffnungen und Scheitern durchlebt hat, ein Wesen, in dem es wunderbare Momente der Erfüllung gab und Momente der Frustration und des Ressentiments, dann schauen wir mit einem menschlich machenden Blick auf die Haut der Ungeheuerlichkeit.“

Vorschlag Zur Versöhnung

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Studien- und Reflektionspark IhuancoEine Interpretation von Silos BotschaftWir hoffen, dass dieses Dokument dir dazu dienen wird, dank der Versöhnung die Ängste zu beseitigen, die dich daran hindern in deiner Tiefe deine innere Kraft und Güte zu finden, um sie auf die Welt zu projezieren um sie menschlicher zu gestalten.

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VORSCHLAG ZUR VERSÖHNUNG

Studien- und Reflektionspark Ihuanco

Eine Interpretation von Silos Botschaft

Einleitung

Am 3., 4. und 5. Mai 2007 trafen wir uns mehrere tausend Menschen, Männer und Frauen, Kinder und ältere Menschen aus verschiedenen Kontinenten im Studien- und Reflexionspark Punta de Vacas, am Fuße des Aconcagua, Argentinien, um an den Tagen der spirituellen Inspiration teilzunehmen, mit der Absicht eine Pause in unserem Alltag zu machen und über unser Leben nachdenken und austauschen zu können.

Am drittenTag sprach Silo vor dem Monolithen, ein altes Symbol der Vereinigung von der Erde mit dem Himmel, über die Versöhnung. Es war eine überwältigende Erfahrung. Vielleicht wegen der strahlende Sonne auf den Berggipfeln, vielleicht wegen der Stille dieser trostlosen Landschaft, oder den schneebedeckten Gipfeln, die uns einluden nach oben zu schauen oder wegen dem Rauschen des Flußes, dass uns an das Vorbeigehen jedes unwiederholbaren Moments erinnerte. Dort, an der Kreuzung von drei Bergketten, hörten wir die Stimme Silos: "Weder vergessen, noch verzeihen. Versöhnung! "

Die Hoffnung, die uns hierher gebracht hatte, rührte sich in uns als wir hörten:

". Wenn wir verstehen können, dass in unserem Inneren kein Feind wohnt, sondern ein Wesen voller Hoffnungen und voller Scheitern, ein Wesen, in dem wir in schnellen Bilderfolgen wunderbare Momente der Erfüllung und Momente der Frustration und des Ressentiments sehen; wenn wir verstehen, dass unser Feind ein Wesen ist, dass ebenfalls Hoffnungen und Scheitern durchlebt hat, ein Wesen, in dem es wunderbare Momente der Erfüllung gab und Momente der Frustration und des Ressentiments, dann schauen wir mit einem menschlich machenden Blick auf die Haut der Ungeheuerlichkeit.“

Wir sahen uns an und erinnerten uns. In dem Wind, der um uns wirbelte, rief uns die Zukunft mit der Leichtigkeit der Freude. Von unserem Inneren drückte sich eine enorme Kraft aus in den Worten, die wir sangen: Friede, Kraft und Freude.

Wir hoffen, dass dieses Dokument dir dazu dienen wird, dank der Versöhnung die Ängste zu beseitigen, die dich daran hindern in deiner Tiefe deine innere Kraft und Güte zu finden, um sie auf die Welt zu projezieren um sie menschlicher zu gestalten.

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1. Vorschlag zur persönlichen und gesellschaftlichen Versöhnung

Was ist der Sinn meines Lebens? Was kann ich mit meinem Leben anfangen? Diese Fragen macht sich sicher jeder irgendwann, und möchte endgültige Antworten für sein Leben finden.

Die Wurzel des Leidens und der Gewalt ist der Mangel an Sinn im Leben. Diese Aussage mag überraschen.

Das Fehlen von Bedeutung wird manchmal als Desorientierung erlebt, manchmal als Angst, als Frustration oder als Mangel an Zukunft; kurz gesagt, als ein Fehlen an Lebensfreude, Begeisterung und Hoffnung. Allerdings sind die Erfahrungen von einem Sinn möglich. Es ist möglich mit Freude, mit Harmonie mit den Mitmenschen, und mit Liebe zu leben.

Wo finde ich die Antworten auf die Fragen: Wozu lebe ich? Was ist der Wert meines Lebens und das der Anderen?

Die Antworten sind in der eigenen Innerlichkeit. Sie hängen nicht von den scheinbaren Erfolge oder Misserfolge ab. Die Erfolge können eine momentane Befriedigung erzeugen, aber können dem Leben keinen dauerhaften Sinn verleihen. Mit jederEnttäuschung, Erschöpfung oder Misserfolg kann man dies bestätigen. Wie oft, als ich erwartungsvoll meine Ziele fast zu erreichen glaubte, fühlte ich mich verlassen, betrogen oder ungerecht behandelt, und verlor jegliche Hoffnung und den Wunsch zum Handeln?

Aber manchmal, manchmal fühlten wir in uns eine großeFreude ohne ersichtlichen Grund, manchmal waren wir in der Lage, uns mit anderen Menschen zu kommunizieren, unabhängig davon ob wir sie seit langem oder vor kurzem kannte, manchmal haben wir uns verliebt, oder wir haben uns als ein Teil des Lebens empfunden, und auch, manchmal hat uns ein plötzliches und vollständiges Verständnis überwältigt. Und in diesen Momenten, wenn wir uns darán erinnern, in diesen Momenten der Freude, Kommunikation, Verständnis, spürten wir, dass das Leben wunderbar und lebenswert ist, das es Sinn hat.

Und wenn wir mit dieser Freude, dieser Kommunikation und Zuneigung, mit diesem Verständnis leben könnten, dann wäre unser Leben ganz anders. Aber, wie sie kommen, so entwischen diese Erfahrungen und wir wissen nicht, wo sie zu finden sind. Wo sind sie? Diese wunderbare Erfahrungen, die uns mit Sinn erfüllen sind in unserem Inneren, in unserer Tiefe.

Um Zugang zu diesen Erfahrungen vom Sinn zu haben, müssen wir einige Überzeugungen ändern, mit denen wir aufgewachsen sind und die die Glücklichkeit und den Kontakt mit unserem Inneren verhindern. Diese Überzeugungen sind wie eine Wand oder eine Schale, die uns daran hindern zu erkennen, wer wir wirklich sind. Die Überzeugungen, die mein Glück und das der Anderen verhindert sind nicht wirklich mein, sondern sind Bestandteil eines kulturellen und sozialen

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Systems, dass auf Kontrolle, Abhängigkeit, Herrschaft und Besitz basiert. Zum Beispiel: Der Glaube, dass das Glück davon abhängt, was ich besitze; der Glaube, dass der Mächtige mehr Rechte hat oder glücklicher ist; der Glaube, dass ich mich rächen muss, wenn mir jemand weh tut… Wir könnten eine lange Liste aller Werte machen, die uns gelehrt und wiederholt wurden, und die Misstrauen, Angst und Konkurrenzkampf in uns erzeugten.

Glaubensüberzeugungen sind eine Art von "Wahrheiten", die die Kulturen aus der fernen Vergangenheit schleppen und die in der Kindheit vermittelt werden, durch die Umgebung, in der man geboren wird und aufwächst. Einige dieser Code, die kulturell über Generationen hinweg vermittelt werden, erzeugen Leiden. Diese etablierten Wahrheiten sind diejenige, die den Menschen abwerten und die Gewalt rechtfertigen. Diese Blicke, die sich als "Wahrheiten" gefestigt haben, sind jetzt in der Krise, weil sie keine Antwort für die Bedürfnisse der globalen Welt sind. Dies eröffnet die Möglichkeit, sie zu überwinden.

Die globale Krise wird offensichtlich in der Konzentration des Reichtums in wenigen Händen und den enormen Ungleichheiten zwischen den Reichsten und den Ärmsten; in den Umweltkatastrophen; in der Korruption und Inkonsistenz der Institutionen; durch die steigende Gewalt im alltäglichen Leben und die wachsende Gefährlichkeit der bewaffneten Konflikten. Diese Krise ist Ausdruck eines erschöpften Systems mit seinen moralischen Werte und Überzeugungen, die den weltweiten Prozess, den wir leben, nicht helfen. Es ist eine Krise, bei der die Grundlagen und Richtung verloren gegangen sind, sowohl auf der persönlichen als auch auf der sozialen und globalen Ebene.

Wie kommen wir aus der Krise heraus? Die Antwort auf die Krise in einer vielfältigen Welt, mit verschiedenen Kulturen, Sprachen, Religiositäten und Lebensstile, kann nicht von außerhalb einer selbst oder aufgedrängt werden, und wird auch nicht von irgendeiner Art von "Retter" kommen. Es wird von den innigen Kontakt mit einer neuen Spiritualität kommen, die den Menschen und deren Vielfalt schätzt und seinen transzendenten Impuls erkennt. Es geht darum an innere Erfahrungen Zugang zu haben, die dem menschlichen Projekt Bedeutung und Richtung verleihen. Diese Erfahrungen von Glücklichkeit und Lebensfülle, die wir alle erlebt haben und in gemein mit anderen haben, sind ein Schatz, den wir vertiefen und entwickeln sollten. Dort sind die Reserven von dem Besten des Menschen: seine Kraft, seine Erfindungsgabe, seine Liebe. Von dort ausgehend wird das Bild der Welt, die wir aufbauen wollen entstehen und von dort aus werden die Signale kommen, die uns orientieren können.

Diese Spiritualität, die bereits aus dem Inneren geboren wird, ist nicht mit Intoleranz oder Gewalt oder Diskriminierung vereinbar. Sie fördert ein Lebensstil unter dem Zeichen der aktiven Gewaltlosigkeit und Versöhnung. Diese Haltung kann in jedem verwurzeln, während die historischen Laster von Gewalt und Rache überwunden werden.

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Die Sinneserfahrung wächst im Inneren des Menschen entsprechend den Handlungen, die er gegenüber den anderen durchführt. Die einheitlichen und kohärenten Handlungen, diejenige, die uns in Übereinstimmung mit uns selbst bringen, weil was wir denken und fühlen im Einklang ist mit dem was wir machen, hinterlassen in uns eine Spur von Glücklichkeit und Fülle, die als innere Einheit erlebt wird. Es sind die Handlungen, die mit unseren Sehnen und Hoffnungen in Einklang sind. Das Wachstum der Inneren Einheit öffnet die Zukunft zu ungeahnten Möglichkeiten.

Die Krise die wir jetzt weltweit erleben, stellt uns vor der Notwendigkeit und der Möglichkeit eines qualitativen Sprunges hin zu einer gewaltlosen Lebensweise und Gesellschaft, ohne Diskriminierung und mit Chancengleichheit für alle Menschen.

Der Vorschlag ist ein Projekt zur Überwindung von den Ressentiments und der Rache, während wir neue Organisationsformen und soziale Beziehungen aufbauen, die auf Parität, Dezentralisierung und Gewaltlosigkeit basieren.

2.- Hindernisse um Glücklichkeit und Versöhnung zu erreichen

Der große Motor der Menschheitsgeschichte ist Schmerzen und Leiden zu überwinden. Der Schmerz bezieht sich auf den Körper und seine Bedürfnisse. Hunger, Kälte und Krankheit, erzeugen Schmerzen. Der Schmerz kann heute dank der Entwicklung der Wissenschaft und der Gerechtigkeit überwunden werden, wenn sie im Dienste aller Menschen stehen.

Aber das Leiden ist geistiger Natur. Die wichtigsten Faktoren, die Leiden produzieren sind Angst, Groll, Rache und Sinnlosigkeit. Die Anhäufung von Ressentiments und der Wunsch, dass der andere für den Schaden, den er verursacht hat leidet, führt zu persönlichen Lebenskrise und sozialer Gewalt.

Die persönliche Lebenskrise ist eine Krise der Sinnlosigkeit, die sich als Depression, Angst, Einsamkeit oder andere Formen von Beklemmung ausdrückt. Der Versuch, sie durch Drogen, Alkohol und Psychopharmaka zu lösen, betäuben und verursachen Störungen, die die Begegnung mit sich selbst verhindern. Soziale Gewalt wiederum manifestiert sich als häusliche Gewalt, Ausbeutung der Arbeitskraft, Kriminalität, Korruption oder Repression der öffentlichen Meinung.

Ressentiment und Rache sind geistige Richtungen, die den wahren Sinn des Lebens verdrängt haben. Um ihn wieder aufzunehmen, schlagen wir den Weg der “Versöhnung” vor.

Versöhnung ist nicht nur eine gute Absicht. Versöhnung bedeutet die Entscheidung eines Richtungswandels im Leben, um aus dem Teufelskreis von Groll, Schuld, Viktimisierung und Entmenschlichung zu entkommen.

Um den Weg der Versöhnung zu folgen ist es wichtig zu verstehen, wie die Gewalt und das Ressentiment uns vergiften und uns in einer Sackgasse gefangen halten. Die schmerzhaften

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Ereignisse, die Ressentiments hervorgerufen haben, bleiben nicht einfach in der Erinnerung begraben, sondern sie färben das ganze Leben mit Misstrauen, sie füllen die Zukunft mit Ängsten und lassen einen Geschmack der Wiederholung des Lebens.

Die Überzeugungen, die die Versöhnung verhindern, und Groll und Rache bestätigen, sind keine persönliche Überzeugungen. Diese wurden von der frühen Kindheit an vermittelt und entsprechen einer unglücklichen Welt.

Hier untersuchen wir einige Überzeugungen, die den Kern der Rechtfertigung der Gewalt bilden: Die Überzeugung, dass Gewalt effektiv und unvermeidlich ist; der Glaube, dass die Menschheit ein Teil der Natur ist; der Glaube, dass die menschlichen Beziehungen nicht das Wesentlich der Existenz sind und zerstört werden können; der Glaube, dass andere für meine Fehler und mein Unglück schuldig sind; der Glaube an die "Erlösung" durch das Leiden.

Welche sind die Überzeugungen, die die Glücklichkeit verhindern?

- Der Glaube, dass Gewalt natürlich, unvermeidlich, nützlich und wirksam ist-

Auch wenn wir nach einer Welt ohne Gewalt und mit Frieden streben, glauben wir nicht, dass es möglich ist. Es scheint eine unerreichbare Utopie. Dieser Glaube besteht seit den Gründungsmythen unserer westlichen Kultur mit wütenden und strafende Götter. So scheinen uns Kriege, Gefängnisse, Unterdrückung und Gewalt in ihren unterschiedlichen physischen, wirtschaftlichen, rechtlichen, religiösen, psychologischen Erscheinungsformen unvermeidlich. Da wir uns nicht vorstellen können, wie die Konflikte anders gelöst werden könnten, akzeptieren wir die Gewalt und bemühen uns nicht Antworten von einer anderen Qualität zu finden.

Dieser Glaube gründet sich auf einer zoologischen Sicht des Menschen, als wäre er ein Tier das man fürchten muss. Je größer die Angst, desto größer ist die Gewalt die wir bereit sind, auszuüben. Mit diesem sehr primitiven Glauben sind wir in eine Lage geraten, in der ein grosser Anteil der menschlichen Resourcen, nicht nur die wirtschaftlichen, sondern die Kreativität, Intelligenz und Talent, zum Wettrüsten angewandt werden, und somit das Leben auf unserem Planeten vernichten können. Überall auf der Weltkarte sehen wir bewaffnete Konflikte: Bürgerkriege, präventive Kriege, defensive Kriege... Kriege in denen konkrete Menschen sterben und die ein enormes Leid und Ressentiment erzeugen. Im letzten Jahrhundert starben rund 180 Millionen Menschen an den Folgen der Gewalt! Die Spirale der Gewalt wächst und ist außer Kontrolle geraten. Wie werden wir auf diese Situation, die wir selbst geschaffen haben, reagieren? In dem wir die Strafen verschärfen, das Alter reduzieren der Verurteilten , mit der Forderung nach mehr Kontrolle und Repression oder "harte Hand"? Das heißt, werden wir noch auf mehr Gewalt setzen?

Die Erkennung des Misserfolges der Gewalt zur Humanisierung der Welt, lässt in verschiedenen Orten gewaltfreie Aktionen entstehen, die sich wie ein Aufruf multiplizieren.

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- Die Annahme, dass der Mensch gleich ist wie die mechanischen Kräfte der Natur

Der Glaube, dass der Mensch nur ein Teil der Natur und im Wesentlichen ohne Freiheit ist, ist die Grundlage für die Rechtfertigung von der Gewalt. Wenn der Mensch "von Natur aus gewalttätig" und "von Natur aus egoistisch" ist, dann erscheint es völlig legitim ihn mit Gewalt zu unterwerfen; ihn zu zähmen, wie man mit den Tieren und Pflanzen gemacht hat oder dass der Stärkste dem Schwächeren seinen Willen aufzwingt. Wenn ich auf der Seite der starken bin, unterdrücke ich meine Gegner; bin ich unter den Schwachen, dann finde ich mich mit der Autorität ab.

Die Fähigkeit zu wählen, sich etwas vorzustellen und es zu erschaffen, die Realität gemäss seiner Absicht zu verwandeln, d.h. in der Lage zu sein, das zu tun was die Natur nicht kann, ist eine Charakteristik der Menschen. Es ist die Kraft der Freiheit, die sich kreativ in der Welt ausdrückt. Seit dem Altertum hat man versucht diesen Impuls zu kontrollieren und ihn mit der Natur gleichzusetzen. Dies ist die wesentliche Bedeutung der Gewalt: die Verneinung der Intentionalität, von dem Projekt der anderen, und ihre Fähigkeit, sich selbst und die Welt zu verändern. Die menschliche Fähigkeit, nicht nur die Natur zu verwandeln, sondern auch sich selbst, öffnet den Horizont der Freiheit, um diese Überzeugungen zu überwinden, die Ihren Fortschritt blockieren.

Diese Gleichstellung des Menschen mit der Natur, ignoriert die Einzigartigkeit jeder Person. Die natürliche Spezien speichern nicht die Geschichte. Bei ihnen gibt es nicht die kulturelle und historische Akkumulation seit dem Beginn ihrer ersten Exemplare. Jeder von uns ist nicht nur von einem natürlichen Körper beschaffen, sondern von der ganzen Geschichte und Entwicklung seit den entferntesten Anfängen der Urzeit der Menschheit. Deshalb, weil er primär ein historisches und soziales Wesen ist, ist jeder Mensch einzigartig und unersetzbar. Nur Menschen sind in der Lage, den Schlüssel zum Sinn des Lebens und des Universums zu entdecken, und in der Lage, an den Impuls, den ihn transzendiert beizutragen.

- Der Glaube, dass die menschliche Beziehungen nicht das Wesentliche der Existenz sind

Die Verstärkung des Individualismus hat einen anderen Glauben etabliert, der die historische Entwicklung verhindert. Das Gefühl, dass die Anderen mir fremd sind und nicht an meinem Schicksal verbunden und ich das Band, das mich mit ihnen bindet ohne schwerwiegende Folgen abschneiden kann. Es ist ein Gefühl der Einsamkeit und Trennung vom Menschen mit denen, die ihm umgeben

.

Diese Abwertung der Beziehung zwischen den Menschen ermöglicht den Bruch mit den Anderen sobald eine Schwierigkeit auftaucht oder wegen meinen Interessen und führt dazu, mich in immer kleinere Gruppen zu isolieren. Ich nehme Zuflucht in "meiner Gruppe", begrenze den Kreis denen ich vertraue und entfremden mich von denen, die nicht dazu gehören. Diese Entfremdung von

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den Anderen, um sie aus meiner Innerlichkeit zu entreissen, auf Grund von vorgestellten Unterschiede von Rasse, Religion, Nationalität, sozialer Herkunft und Geschlecht, ist nicht möglich. Sie können nicht von meiner Innerlichkeit herausgenommen werden. Der Andere besteht in mir, und die psychologische Bindung verharrt als Abhängigkeit, Ablehnung oder gezwungene Gleichgültigkeit und vertieft die Sinnlosigkeit.

Der Glaube, dass die menschlichen Beziehungen, mit ihren unterschiedlichen emotionellen Bedeutungen, nicht wesentlich sind für das Leben, hat dazu geführt, dass die Sachen, Besitze und Ziele wichtiger sind als die Menschen. Daher haben sich die Anderen in Instrumente verwandelt um das "wirklich wichtig" zu erreichen: den Erfolg meiner Anstrengungen. Der andere ist wertvoll im Hinblick auf ihre Nützlichkeit für meine Ziele und verlieren Wert als Menschen in sich, unabhängig von mir.

Was den Menschen auszeichnet ist seine Intentionalität. Diese Fähigkeit des Menschen bedeutet, daß er nicht wie ein Reflex auf die Reize reagiert. Durch seine breitere zeitliche Sicht und da sein Bewusstsein in die Zukunft hinstrebt, kann er seine Antworten gemäss einer gewünschten und vorgestellten Zukunft wählen, entsprechend dem, was er anstrebt zu erreichen und zu bauen. Er ist auch in der Lage, die Konsequenzen seiner Aktion über den unmittelbaren hinaus zu schätzen. Es hat die Fähigkeit, die Richtung und die Folgen der Langzeitwirkung vorherzusagen. Diese außerordentliche Fähigkeit der Intentionalität verwandelt den Menschen in einen Hauptdarsteller und Gestalter der Welt gemäss einer ersehnten Vorstellung, das nicht in der Außenlandschaft existiert, sondern im Inneren seiner selbst.

Wenn man sich umschaut, bemerkt man sofort, dass die Welt in der wir leben, mit all seinen enormen Erfolge und Fortschritte, seit den Anfängen der Erzeugung von Feuer, die Domestizierung von Tieren und der Erfindung der Landwirtschaft, eine Welt ist, die durch die menschliche Intentionalität über generationen hinweg, verwandelt und gebildet wurde. Wenn wir einen kurzen Blick auf die Geschichte werfen, können wir ahnen, dass der Leitfaden die Absicht und Suche ist, Schmerz und Leiden zu überwinden.

Jeder Beziehung, die gebrochen wird, entmenschlicht mich und entfernt mich von Sinn. Stattdessen jede Handlung, die den anderen in seiner Geschichte, seinem Projekt und seiner Möglichkeit erkennt, nähert mich zu meiner inneren Einheit.

- Der Glaube, dass andere schuldig an meine Fehler und Missgeschicke sind

Nur sehr wenige Völker haben den Mut, in ihrem historischen Bericht die Fehler, die zur Tötung von anderen Personen oder anderen Ethnien geführt haben, zu berücksichtigen. Noch weniger betrachten die Aneignungenals, die durch Gewalt und Aggression erhalten wurden, als illegal. Aber es ist auch kaum Kritik der Opfer in den historischen Berichten zu lesen, bezüglich der Gewalt die sie auch angewandt haben oder bereit waren anzuwenden.

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Auf einer persönlichen Ebene, ist es üblich, für das was uns geschieht andere zu schuldigen.

Der andere ist der absolute Schuldige, und um das zu beweisen, wird das Gedächnis verfälscht wobei Aspekte ignoriert werden, um die Bitterkeit, die Ressentiments und die Rachegefühle zu rechtfertigen, die im sozialen und persönlichen Bewusstsein gespeichert wurden. Diese Fälschung des Gedächtnisses, um die Verurteilung zu sichern und mich von jeglicher Verantwortung zu befreien, wird die Bedingungen für die Gewalt verewigen, die zu den unglücklichen Tatsachen führten.

Gegenüber dem Leiden, das wir erfahren, gehen wir davon aus, dass es immer einen Schuldigen gibt. Ein anderer ist immer der Verursacher.

Dem Schuldigen beraubt man alle menschliche Eigenschaften, so dass auf ihm das gesamte Gewicht der Rache angewendet werden kann. Wir glauben, dass das Leiden erlöst wird, wenn der Täter einen ähnlichen oder größeren Schmerzen erleidet, als den er angeblich verursacht hat. Dieser Glaube ist die Grundlage der Regeln der Gerechtigkeit.

Immer wieder haben wir festgestellt, dass das durch ein schmerzliches Ereignis beraubte Glück, nicht durch eine Strafe wiedergewonnen werden kann. Im Gegenteil, dieser Mechanismus führt zum Ressentiment, dass unser Leben begrnzt und vergiftet.

Unsere Aufmerksamkeit und Energie werden nicht verwendet, um die Schwierigkeit, das Problem in der wir uns befinden zu verstehen und eine Lösung zu finden, sondern um den Schuldigen zu finden und zu bestrafen; es führt uns in eine Sackgasse.

Gewalt, mit seiner wachsenden Spirale an Ressentiment, Rache und Abwertung des Menschen, widersetzt sich dem, was der Mensch im Laufe seiner Geschichte gesucht, ersehnt und gehofft hat. Das Bewusstsein versucht in seiner Entwicklung fortzuschreiten, in dem es seine Möglichkeiten erweitert und in dem es beim Aufbau einer menschlichen Welt ohne Gewalt und Diskriminierung vorankommt.

- Der Glaube an den erlösenden Wert des Leidens

Der Glaube, dass das Leiden nützlich ist um zu lernen, oder den Schaden wieder gut zu machen oder als Erlösung von der Sünde, hat sich über die Jahrhunderte hinweg bewegt und ist einfach eine latente Form der Rache. Wir finden sie heute noch in Aussagen wie: "Was nichts kostet, was nicht mit Anstrengungen und Opfer erreicht wird, wird nicht bewertet." Natürlich wagt niemand laut zu sagen, was bis vor kurzem pädagogisches Motto war: "Die Buchstaben haften mit Blut". Dieser Glaube geht davon aus, dass das Leiden stärkt, und den Menschen erzieht, unterrichtet und macht ihn menschlicher. Sogar die sozialen Vorbilder und Helden, die als Beispiele gefolgt und verehrt werden sollen, sind diejenige, die gelitten haben und sich aufgeopfert haben.

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Seit Jahrzehnten wird intensiv darán gearbeitet, diesen Glauben innerhalb des Erziehungssystems zu ändern und zu beseitigen, denn es ist erwiesen, dass es völlig unzweckmässig ist. Der beste Weg zu ermutigen, Lernen, Kreativität und Solidarität sind verspielt, affektiven und motivationalen Plätze. Er betont nachdrücklich die Rolle der Zuneigung und Wertschätzung für die harmonische und positive Entwicklung des Einzelnen, der Familie, Bildungs- und Berufsniveau.

Schmerz ist das Alarmsystem unseres Körpers, dass signalisiert das es ein Problem gibt, dem wir Aufmerksamkeit schenken müssen. Auch Leiden ist eine Alarm, die aktiviert wird, um uns über den Widerspruch in unser Bewusstsein zu warnen, und die Notwendigkeit es zu beachten und einen Wandel zu erzeugen.

Aber die veralteten Glauben an den "erlösenden" und "pädagogischen" Wert vom Leiden und dass die "Schuldige" Leiden müssen um ihre Schuld zu "sühnen" überleben noch heutzutage. Herzlichkeit und Verständnis gegenüber denen, die sich geirrt haben und uns geschädigt haben, ist immer noch für viele unakzeptabel

Wie kann man die Überzeugungen verändern, die Leiden verursachen?

Wenn die Überzeugungen Kraft und Gültigkeit haben, kann man nicht über sie hinweg sehen. Aber wenn sie geschwächt oder erschöpft sind, kann man erkennen, dass sie nicht mehr nützen. Wenn die Überzeugungen scheitern, dann entsteht ein neues Weltbild und neue Lebensanschauung. Wenn wir für einen Moment über das eigene Leben und die Welt um uns herum nachdenken, müssen wir zugeben, dass diese gewalttätigen, rachsüchtige und verdinglichenden Überzeugungen bezüglich der Menschen unsere Sorgen nicht lösen und die Probleme scheinen immer komplizierter. Gewalt erzeugt mehr Gewalt in einer endlosen Spirale. Rache überwindet nicht das Leiden, es macht uns nicht glücklich. Dagegen begleiten uns die schmerzhaften Ereignisse, die wir nicht integrieren und versöhnen können wie Schatten. Und die Beziehungen zu den anderen mit Nutzbakeitszwecke verschärft die Einsamkeit.

Der Glaube an die Wirksamkeit der Gewalt, der Glaube an die menschliche Natur, der Glauben an die Irrelevanz der menschlichen Beziehungen, der Glaube, dass andere für mein Unglück schuldig sind, der Glaube an den erlösenden Wert des Leidens sind an der Wurzel der gegenwärtigen Krise und Sinnlosigkeit.

Diese Überzeugungen führen zur Isolierung. Ich verschließe mich in meiner Gruppe. Und suche Zuflucht in dem was mir Identität gibt. Meine Gruppe kann meine Familie, mein Freundeskreis, mein Verein, meine ethnische Zugehörigkeit, mein Volk, meine Tradition oder meine Religion sein. "Meine Gruppe" ist, was ich als eine Erweiterung meines Ich erlebe. Der andere ist derjenige, der jenseits meiner Abgrenzung ist. Und der andere oder die anderen werden als potentielle Feinde empfunden. Diese Angst gegenüber den anderen, die unterschiedlich sind, drückt sich als der Gewalt in Form von Diskriminierung, Ausgrenzung, Fremdenfeindlichkeit und allen Arten von Fanatismus aus.

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Allerdings sind genau die Aktionen, die auf das Wachstum der Freiheit und das Glück der anderen (der andere der ausserhalb meines erweiterten Ich ist) abzielen, diejenige, die das Gefühl von Sinn, Erfüllung und Transzendenz erzeugen.

Gegenüber dem anderen fühle ich mich schwach und ich verstecke meine Schwäche mit Gewalt. Ich umgebe mich mit materiellen und immateriellen Gegenstände, von denen ich glaube, dass sie mich stärker und weniger anfällig machen werden. Ich erwerben Dinge und Menschen um die Angst vor Armut, Einsamkeit, Krankheit und Tod zu verjagen.

Die Schwäche, die ich empfinde, ist letztlich der Glaube, dass ich sterblich bin. Und ich denke, dass die Gewalt mich unsterblich oder unbesiegbar macht.

Diese "Grundüberzeugung" an die Gewalt ist die Grundlage der Zivilisation, und keine hat es geschafft, sie zu überwinden. Diese Überzeugungen wurden in einer Urzeit gebildet, wenn das Überleben ein sehr schwieriger Kampf war. Es war genug, dass eine Gruppe das Feuer stahl, um dem Tod ausgesetzt zu sein. Die Ressentiments und der Widerspruch verseuchten den Menschen seit seinen Anfängen

Um aus der Sinnlosigkeit und Rache zu entkommen, brauchen wir den Kontakt mit einer tiefen Spiritualität, die uns neue Überzeugungen und anpassungsfähiger Erfahrungen ermöglicht für die kommenden Zeiten vor und der Entwicklung des Menschen beitragen.

Wir brauchen Zugang zu den Erfahrungen von Sinn, um unserem Leben eine neue Richtung zu geben und die Zukunft des menschliches Projektes zu öffnen.

3.- Eine neue Spiritualität

Die Verwandlung der Überzeugungen die die Glücklichkeit verhindern ist nicht einfach, und benötigt die Erkenntnis, dass sie das persönliche Leben zerstören und die soziale Atmosphäre verseuchen. Der Glaube an die Gewalt als Schutz vor Bedrohungen, der Glaube an die unveränderliche Natur des Menschen, der Glaube an die Rache oder an die Schuld der anderenfür mein Unglück, der Glaube an die Bedeutungslosigkeit der menschlichen Beziehungen und der Glaube an den erlösenden Wert des Leidens, können nicht nach Belieben verändert werden. Es ist notwendig, dass etwas Neues im Inneren der Personen entsteht, dass die veralteten Glauben langsam verdrängt, die die Weiterentwicklung des Bewusstseins verhindern.

Das Neue, dass im Inneren entstehen kann, bezieht sich auf eine Erfahrung, die den Sinn des Lebens erneuert, indem es als vorrangig das wirklich wichtige stellt. Solch eine Erfahrung beleuchtet das menschliche Wesen. Viele Menschen, wenn sie in Todesgefahr oder in einer Situation großer Not sind, streifen solche Erfahrungen und bezeugen, dass sie dank dieser Erlebnisse, aus der Verwirrung rauskamen und ihr Kopf, Herz und Handeln klarer wurde.

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Die aktuelle Krise ist in der Tat eine Krise der Werte. Aber die neuen Werte werden nicht per Dekret erworben, nicht durch predigt oder guten Absichten. Sie müssen sich auf einer Erfahrung stützen, damit sie verstanden und integriert werden. Es gibt keine politische oder religiöse Institution, die die Sinnkrise, die die verschiedenen Generationen Leiden, lösen kann.

Der Fortschritt der Menschheit hin zur Versöhnung der Völker, wird durch ein System von veralteten Werten widersetzt. Gewalt, Rache, Unterwerfung, der Handel der Rechte auf Gesundheit und Bildung, die Manipulation der Subjektivität, verhindert den Fortschritt zur Begegnung der Kulturen und Menschen. Allerdings könnte eine innere Kraft erweckt werden, die eine wesentliche Veränderung des Lebens in Gang setzt und das Projekt der persönlichen Versöhnung und der Konvergenz

der Kulturen, um eine universelle menschliche Nation zu bauen, belebt.

Wenn eine solche innere Kraft erscheinen würde, und ich würde mich durch Erfahrung und Reflexion überzeugen, dass in mir ein bisher unbekanntes Wesen lebt, das meine Gedanken, meine Gefühle und meine Handlungen inspiriert; darüber hinaus, wenn dieses innere Gefühl mich mit Freude und Zukunft füllen würde, und jedes Mal, wenn ich es erlebe an den Tod zweifle; wenn die Kommunikation mit meiner Innerlichkeit, mich eine Atmosphäre spüren liesse, die eine klare transzendente Bedeutung hat, dann wäre ich von einer neuen Spiritualität berührt.

Eine Spiritualität, die nicht an einen Gott appelieren muss, um zu zeigen, dass im Inneren des Menschen etwas Unsterbliches angedeutet wird, das sich mit jedem der Namen rührt, mit dem man versucht das Unermessliche zu verstehen. Eine Erfahrung, die jedesmal auftaucht, wenn die Handlung die Würde und Erhabenheit des anderen Menschen erkennt. Eine Spiritualität, die wächst und sich entwickelt mit der Toleranz, mit dem guten Wissen, der Gerechtigkeit, die Versöhnung, mit der Überzeugungskraft, mit der Erweiterung des Bewusstseins und der Freiheit.

Das Bewusstsein sucht Auswege für die globale Krise der Sinnlosigkeit und Entmenschlichung in der wir uns befinden. Es versucht das Projekt, dass den Menschen seit fernen Zeiten vorantreint und inspiriert aufzunehmen: die Suche nach dem Sinn des Lebens und der Traszendenz um Schmerz und Leid zu überwinden.

Um dies zu tun, müssen wir den Blick in die eigene Innerlichkeit wenden, um in ihr neuen geistige Räume zu erkunden von grösserer Klarheit, und um zur Erfahrung des Sinnes und an die Quelle der Liebe und Freude Zugang zu haben.

Und wie können wir Zugang haben zu dieser neuen Spiritualität?

In dem wir Erfahrungen, die wir alle schon einmal gehabt haben, Bedeutung und Achtung schenken, weil wir ihnen keine Aufmerksamkeit gegeben haben, da wir so beschäftigt waren unter uns zu kämpfen. Sie sind nicht alltägliche Erfahrungen, sie sind eine andere Form die Welt zu

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fühlen und wahrzunehmen. Sie erscheinen plötzlich in extremen Situationen der Gefahr, in Augenblicke der Liebe oder in der Nähe des Todes von einem geliebten Menschen. Die Zeit verlangsamt sich und wir erleben eine außergewöhnliche Klarheit; manchmal überschwemmt uns eine riesige Kraft. Andere Male erscheinen diese Erfahrungen ohne ersichtlichen Grund als eine riesige Freude, ein Gemeinschaftgefühl mit allen Wesen, eine tiefe Kommunikation mit dem anderen oder ein vollständigen und plötzlichen Verständnis. All diese Erfahrungen, die sich aus unserer Inneren kommen, zeigen uns uns eine neue Lebensweise, die mit einem transzendenten Sinn verbunden ist.

All diese Erfahrungen, all die Momente der Glücklichkeit und der Erfüllung verschwinden vor der Gewalt, den Hass, die Ressentiments, die Gleichgültigkeit. Im Gegensatz dazu wachsen sie und gedeihen mit einheitlichen und kohärenten Handlungen. Die Handlungen, die mich befreien und ein inneres Einheitszentrum in mir stärken sind diejenigen, die sich an die anderen wenden um beizutragen Schmerzen und Leiden zu überwinden, uns zu humanisieren und die Gesellschaft menschlicher zu machen.

Diese neue Spiritualität leitet sich nicht an absolute Wahrheiten, Dogmen oder externe Vorschriften, noch durch Angst vor Strafen. Sie stützt sich auf die Inspiration, die die Entdeckung unserer eigenen transzendenten Tiefe erzeugt, und deren Erkennung in den anderen während ich gleichzeitig meine Handlungen die Welt im Einklang dazu gestalte.

4. Die Versöhnung

Die Entscheidung, mich mit der Vergangenheit, mit mir selbst und mit denen die mich verletzt haben zu versöhnen, beudetet dass ich die Notwendigkeit empfinde aufzuhören zu leiden und Kontakt mit dem transzendenten Sinn, der das Leben antreibt haben möchte. Diese Möglichkeit zu akzeptieren und uns in diese Richtung begeben ist schon der Entschluss von einer inneren Veränderung.

Wenn mein Leben keinen Sinn hat, dann ist es egal ob ich mit Ressentiments lebe und Leiden um mich herum erzeuge. Alles im allem irgendwann erreicht uns der Tod und alles endet. Aber wenn es nicht so wäre, wenn mein Leben und das der anderen Sinn hätte, dann wäre mir nichts egal. Ich würde sorgfältig die Antworten auswählen, die in dieser Richtung beitragen. In jeder Situation würde ich mich für diejenige Handlungen entscheiden, die die innere Stärke steigern und mich mit anderen kommunizieren.

Jede Aktion, die ich durchführe, wird zuerst in meinem Inneren vorgestellt. Jedes Objekt, das gebaut wurde, ist vorher vorgstellt worden. Deshalb weiss ich, dass jede Handlung, die ich durchführe in mir wirkt. Wenn ich Gewalt und Rache ausübe, stelle ich mir das dar und empfinde es in mir. Der Blick flieht von dem schmerzhaften Gefühl der Gewalt, ja flieht von sich selbst, entfermdt michvon mir selbst, entfremdet mich, entmenschlicht mich und ich verliere an Sinn.

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Daher ist die Suche nach Versöhnung auch die Suche nach dem Sinn des Lebens, von Glück und Erfüllung, und die Überwindung vom Leiden.

Das Ressentiment erkennen

Wenn wir den Weg der Versöhnung aufnehmen wollen, ist der erste Widerstand den wir begegnen, die Ressentiments zu erkennen. Einige Ressentiments sind sehr offensichtlich, erkennbar durch den Stress, die Ablehnung und Reitz, die das Vorhandensein (oder Vorstellung) der Menschen in uns erzeugt, mit denen wir Groll hegen.

Es gibt andere versteckte Ressentiments, meistens betreffend Menschen die wir lieben. Wir erkennen sie an der Kritik, Ansprüche, Ambivalenz oder Gleichgültigkeit. Manchmal können wir Ressentiments haben zu abstrakte Entitäten wie das Leben, ein Volk oder Gott. Wir können sogar mit uns selber Ressentiments haben weil wir unsere Erwartungen und Träume nicht erfüllen konnten.

Um die eigenen Ressentiments zu erkennen, könnten wir uns fragen: Wen mache ich für mein Unglück verantwortlich?

Die Anzeichen für die Ressentiments sind eindeutig: Mangel an Frieden, Freude, emotionale Offenheit, Zukunft und Sinn.

Die Notwendigkeit der Versöhnung

Die Tatsache, dass ich die Ressentiments erkenne, führt nicht unbedingt zum Entschluss mich zu versöhnen. Vor allem, weil wir in einer Welt leben, wo die Rache gefördert wird. Mit dem Racheakt nimmt man an, dass das Leiden von dem der uns schadete, was in uns zerbrochen wurde wieder heilt und den Schuldigen erlöst.

Das Ressentiment verheimlicht immer einen Aspekt der Situation. Einige Teile der Erinnerung werden verneint und andere übertrieben.Auch wird der Schmerz betäubt, den der widersprüchliche Racheakt in mir erzeugt. Wir sind darán gewöhnt Schuldige zu suchen und verlangen von ihnen, dass sie ihre Schuld anerkennen, es bereuen und den Schaden reparieren… Aber dies geschieht nicht, und eines Tages werden wir müde zu warten und fordern.

Das Ressentiment ist wie ein Schatten, der uns an die Vergangenheit gebunden hält und die Zukunft schließt. Es äussert sich als Gewalt gegenüber uns selber und den anderen. Das Ressentiment wird als innerer Widerspruch wahrgenommen, das die Zukunft färbt und unsere Beziehung zu anderen vergiftet.

Das Bedürfnis nach Sinne und Zukunft ist die Kraft, dass die benötigte tiefgreifende innere Veränderung vorantreiben kann, um Groll und Rache zu überwinden. Die Versöhnung löst nicht

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meine Probleme. Aber dank ihr kann ein Freiheitsmoment wiedergewonnen werden um die Entscheidungen zu treffen, die die Zukunft öffnet und mich aus der Sackgasse bringt, in der ich mich befinde. Die Versöhnung mit mir selbst, mit meinen Fehlern, mit dem, was die Verschlossenheit meines Herzens rechtvertigt und verteidigt, wird in mi reinen Moment der Ehrlichkeit entstehen Lassen. Die Möglichkeit mein Leben zu erneuern, so dass die frische Morgenbergluft meine Existenz inspirieren kann. Meine Gründe dürfen nicht so wahr sein, wenn sie mich isolieren und mich von den geliebten Menschen entfernt. Es könnten meine Argumente gerade diejenigen sein, die das Flüstern des Transzendenten blockiert. Mein Schematismus hält meine Hoffnung gefangen, aber es genügt ein kleiner Schlitz um das Licht durchzulassen und die Versöhnung mir das Unendliche zeigt.

Der Versöhnungsprozess

Um den Sinn und die Lebensfreude wieder zu entdecken, ist der Weg der Versöhnung mit mir selbst und mit denen, die mich verletzt haben.

Um dies zu tun, müssen wir bedenken, dass Ressentiments von den Antworten die ich gegenüber den Kränkungen gebe abhängt und nicht von den Schaden den si emir verursachen. Die Ursache des Ressentiments ist meine Antwort hinsichtlich des anderen und nicht der Schaden den ich erlitt. Die Antwort, die ich wählte, ist was mich im Ressentiment gefangen hält. Ich empfinde, dass mir etwas sehr Wertvolles entrissen wurde und dieser Verlust macht mich unglücklich. Der Schuldige an meinem Unglück muss bestraft werden und mit bestrafe ihn mit meiner Ablehnung oder meiner Gleichgültigkeit. Keine Geste des Mitgefühls oder Verständnis darf die Kraft meines Ressentiments schwächen.

Es ist die Antwort, die wir auf die Situation geben, die uns auf dem Weg der Ressentiments führt. Vor einem schmerzhaften Ereignis haben wir die Möglichkeit zu wählen welche Antwort wir geben werden. Nicht unbedingt entspricht ein Ressentiment dem Unheil. . Es gibt noch andere Möglichkeiten für das Bewusstseins und die sind diejenigen die wir lernen müssen, wenn wir den Faden des Lebens wiedergewinnen möchten. Es gibt zahlreiche Beispiele von Menschen, die in schwierigen Situationen, die Vergeltung abgelehnt haben und mit menschlicher Größe in Hinblick auf die Zukunft reagiert haben. Dies ist das Gedächnis, dass sich lohnt zurückzugewinnen als Inspiration in der Suche neuer Wege.

Wenn wir den Weg des Ressentiments wählen, dann werden wir andere für unser Leiden beschuldigen. Der andere ist schuldig, und wir als Opfer tragen keine Verantwortung in einem Zustand der Passivität, Selbstmitleid und Abhängigkeit von dem Täter.

Die Reflexion über die Versöhnung bedeutet alles was geschah anzuschauen, besonders was das Ressentiment verdeckt. Der Weg der Versöhnung erfordert die Anstrengung, um alles was passierte zu verstehen, unter Berücksichtigung der verschiedenen Umstände und Faktoren, die mitwirkten. Was geschah müssen wir wieder aus verschiedenen Blickwinkeln durchgehen, und

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nicht nur die Aspekte, die meine Ressentiments rechtfertigen in Betracht nehmen, sondern auch die anderen Umstände, die bei den Ereignissen mitspielten.

Dann müssen wir uns bemühen, den Blick auf die andere und uns selbst zu vermenschlichen; die Konditionierungen beider Seiten verstehen; meine Schwächen und die der anderen akzeptieren; meine Misserfolge übernehmen und die der anderen verstehen, die Fehler der anderen deutlich sehen und die eigenen zugeben; ich und die anderen voller Hoffnungen und Träume. Allmählich werden wir das gute Gedächtnis zurückgewinnen.

Nachdem wir über alles was geschehen ist nachdenken und die verschiedenen Aspekte enthüllen, und den Blick der anderen und einer selbst vermenschlichen, übernehmen einen Kompromiss zum Handeln: den Schaden, den wir verursacht haben, doppelt zu reparieren und beizutragen, um die Faktoren die Gewalt verursachen zu verändern. Der Versöhnungsprozess ist auch ein persönliches Engagement und ein kohärentes Handeln um die Faktoren zu verändern, die die schmerzliche Situation ausgelöst haben. Versöhnung ist ein aktives Engagement für eine Zukunft ohne Gewalt.

Es ist das entschlossene Handeln für die Humanisierung der Erde, was uns ermöglichen wird, endgültig das Leiden und Ressentiment zu überwinden, unsere Menschlichkeit, Lebensfreude, Hoffnung zurückzugewinnen... Kurz gesagt, in uns wird wieder der Sinn widerhallen, der die Menschen von Anfang an angetrieben hat und sie aus der Zukunft ruft.

5. Die gültige Handlung als Weg zurVersöhnung

Zusammenfassend, haben wir gesagt, dass die Wurzel des Leidens und der Gewaltist der Verlust von einem transzendenten Sinn des Lebens ist. Dieser Sinn ist nicht in der Aussenwelt, sondern im Inneren jeden Menschens zu finden. Ein veraltetes Glauben- und Wertesystem für die globale Welt verhindert den Zugang vom inneren Blick zu diesen Bereich der Tiefe seines Bewusstseins. Dieses Glaubensystem bewertet und rechtfertigt das Leiden, die Gewalt, das Ressentiment und die Schuld; ferner betrachtet es den Menschen als Naturwesen, unfähig, seine geistige Struktur und die Gesellschaft, in der erlebt, zu verändern. Um diese nihilistische Grundüberzeugungen zu ändern, ist eineErfahrung notwendig, die eine neue Spiritualität aufweckt. Um eine Annährung an solch einer Erfahrung zu erleichtern, schlagen wir vor, diesen Weg der Versöhnung. Wir haben auch von der Meditation gesprochen, um den Weg der Versöhnung mit sich selbst und zu mit denen, die uns verletzt haben zu begehen.

Aber es sind die Handlungen, die die Richtung des Lebens bestimmen. Die Meditation ist wichtig und ordnet die psychischen Inhalte, die durch die Widersprüche festgefahren sind. Es ist die Art

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der Handlungen die ich durchführe, die das Ressentiment in meinem Herzen festigt, oder mich von dieser schweren Last befreit in dem sie innere Einheit schafft.

Es gibt heute keine externe Moral, keine Ideologie, keine schriftlichen Verhaltenskodex, die die Existenz rechtfertigen können. Ich kann nur was ich mit meinem Leben tun rechtfertigen, wenn die Handlungen das Gefühl der inneren Einheit, der Lebensfreude und der offenen Zukunft stärken. Das heißt, das Fundament ist in der Erfahrung der Inneren Einheit oder umgekehrt, wenn ich das Wachstum des Widerspruches und des Zerfalls bemerke.

Im Gedächnis prägt sich nicht nur die Konsequenzen der Handlung, sondern die Spur der Handlung selbst wird fester eingeprägt. Diese Spur ist was ich gelernt habe und bei einer ähnlichen Situation wird es die Tendenz geben, die gleiche Handlung zu wiederholen. Wenn diese Aktion zum Widerspruch beiträgt, und das geschieht mit dem Ressentiments, werde ich dazu geneigt sein, die schmerzhafteVergangenheit zu wiederholen. Wenn ich jedoch durch die Versöhnung, von der Mechanik der Rache abweiche hin zu neuen, kreativeAntworten, diedie innere Einheit verstärken, dann wird das Leben einen Geschmack nach Wachstum bekommen, das Gefühl das nichts ihren Flug bremsen kann.

Durch die Meditation beanspruchen wir zuerst, das gute Gedächtnis zurückzugewinnen, nicht nur einen Teil der Erinnerungen die mein Leiden erklären, sondern ein umfassendes Gedächnis und an zweiter Stelle, die Hoffnungen und Misserfolge von mir und meiner Aggressoren, die die unglückliche Situation umgeben haben zu erkennen. Drittens, in der Lage zu sein meine bedrohte Verletzlichkeit und die Angst vor dem Tod von meinen Geliebten und meiner selbst anschauen zu können. Die Absicht dieser Reflexion ist es, sich einen humanisierden Blick auf mich und meineTäter zu nähern, da wo es Grausamkeit gab Es geht nicht darum zu vergessen oder zu vergeben, sondern um zu verstehen und zu versöhnen.

Bei dieser Reflexion werden die Handlungen offensichtlich, die ich nicht wiederholen will, und die Fehler, mit denen keiner stolpern sollte, wie es uns passiert ist. Ein schwaches Signal wird uns zuflüstern, dass wir anderen helfen können, ihre Ressentiments zu überwinden und den wahren Sinn im Leben zu finden. Vielleicht werden wir die Notwendigkeit empfinden, Zeugnis abzulegen, was mit uns geschehen ist und dass die Versöhnung möglich ist.

Die Überwindung der Ressentiments besteht nicht darin zu vergessen, sondern vielmehr, sich gut zu erinnern. Aber nicht nur das erinnern, was meine Gewalt rechtfertigt, sondern die Erinnerung erweitern und die Umstände, was mir und den anderen passiert ist, und den Blick des Feindes miteinbeziehen. Es geht auch nicht darum zu vergeben oder einen Strich darunter ziehen. Im Gegenteil, geht es darum alles was geschehen ist zu erkennen, auch diejenigen Episoden, bei denen ich Verantwortung haben könnte. Gerade diese Momente will man mit dem Ressentiment verdecken. Schliesslich geht es darum sich zu zukünftliche Handlungen zu verpflichten und die verursachten Schäden doppelt zu reparieren.

Das Leiden, die mit bestimmten Erinnerungen verbunden ist, scheint, für die Leidenden, eine unveränderlicheund eiserne Realität. Jedoch, wenn es einem gelingt diese Inhalte zu integrieren,

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verdunstet das Leiden und man empfindet eine erneuerte innere Freiheit und eine grosse Energie, die am Leiden gehaftet war

Als Gruppe oder als Völker, erfordert die Versöhnung eine historische Überprüfung, die diese Vorschläge berücksichtigt, da es sich um beabsichtete Schilderungen handelt gemäss den dominierenden Interessen in jedem Zeitpunkt und Ort.

Ein gemeinsames Projekt der Völker wird notwendig, sowie die Erkennung, dass alle Nationen und gegenseitig bedürfen, um die Geißeln des Hungers, der Armut, Krankheit und Gewalt zu überwinden. Keine Nation oder Volk kann diese Situation allein lösen. Wir müssen den Sprung zusammen als Menschheit vollbringen. Diejenigen, die den Vorschlag zur Versöhnung aufgreifen, werden damit den Weg für eine neue Menschheit öffnen.

Dario Ergas Benmayor

José Rivadeneyra Orihuela

Madeleine John Pozzi-Escot