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VORSTUFE · CROSS MEDIA · DRUCK · WEITERVERARBEITUNG 29. Juni 2017 · Nr.14 · 53. Jahr Offizielles Informationsorgan des Fachverbandes Druckindustrie und Informationsverarbeitung e.V. Creatura-Initiative begeistert Ganz großes Kino für Print ó Die Brancheninitiative Creatura wurde als das Kunden- und Verkaufsteam des Jahres 2016 aus- gezeichnet. Was für ein Erfolg! Doch wie passt das zusammen, dass eine Initiative als „Verkaufs- team“ gewürdigt wird, hat sie sich doch eigentlich „Gattungsmarketing für Print“ auf die Fahnen geschrieben? Deutscher Drucker hat bei den Initia- toren nachgefragt. Seite 10 Digitaldruck auf Metall im Fokus Jetzt geht’s rund im Inkjetdruck ó Versionierte, individualisierte oder gar persona- lisierte Verpackungen, hergestellt im Digitaldruck, schlagen ihre herkömmlichen Pendants im Kampf um Aufmerksamkeit und damit um Marktanteile um Längen. Eine neue Anwendungsart ist der Digi- taldruck auf Metall, z.B. auf Getränke- und Aero- soldosen, eine andere der auf Blechtafeln, wie man sie zur Herstellung von Gebinden nutzt. Seite 21 WAS IST MASS CUSTOMIZATION? Die Schweizer Konditorei „La Conditoria“ setzt auf den individuellen Verpackungs- druck. Seite 19 DAS WEB-TO- PACK-PROJEKT Wie es Boxximo schafft, Verpackungen in Auflage 1 wirtschaftlich zu produ- zieren. Seite 14 VERPACKUNGEN MIT WOW-FAKTOR Mit cleverem On-Life-Marke- ting und Mixed Reality wer- den Printprodukte zu echten Erlebnissen. Seite 16 www.print.de Schon dabei? DD & print.de auf Facebook 200 Jahre Koenig & Bauer Quelle: online-print-symposium.de In dieser Ausgabe: Ein 12-seitiges DD-SPEZIAL über die älteste Druckmaschinenfabrik der Welt, die mit dem breitesten Portfolio aller Hersteller in ihr drittes Firmen-Jahrhundert geht.

VORSTUFE · CROSS MEDIA · DRUCK · WEITERVERARBEITUNG …Hause hat. Aber heute sind wir börsenno-tiert, die Familie ist nicht mehr der größte Aktionär. Aber das macht auch nichts

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Page 1: VORSTUFE · CROSS MEDIA · DRUCK · WEITERVERARBEITUNG …Hause hat. Aber heute sind wir börsenno-tiert, die Familie ist nicht mehr der größte Aktionär. Aber das macht auch nichts

VORSTUFE · CROSS MEDIA · DRUCK · WEITERVERARBEITUNG 29. Juni 2017 · Nr.14 · 53. Jahr

Offizielles Informationsorgan des Fachverbandes Druckindustrie und Informationsverarbeitung e.V.

Creatura-Initiative begeistertGanz großes Kino für Print

ó Die Brancheninitiative Creatura wurde als dasKunden- und Verkaufsteam des Jahres 2016 aus-gezeichnet. Was für ein Erfolg! Doch wie passt das zusammen, dass eine Initiative als „Verkaufs-team“ gewürdigt wird, hat sie sich doch eigentlich„Gattungsmarketing für Print“ auf die Fahnengeschrieben? Deutscher Drucker hat bei den Initia-toren nachgefragt. Seite 10

Digitaldruck auf Metall im FokusJetzt geht’s rund im Inkjetdruck

ó Versionierte, individualisierte oder gar persona-lisierte Verpackungen, hergestellt im Digitaldruck,schlagen ihre herkömmlichen Pendants im Kampfum Aufmerksamkeit und damit um Marktanteileum Längen. Eine neue Anwendungsart ist der Digi-taldruck auf Metall, z.B. auf Getränke- und Aero-soldosen, eine andere der auf Blechtafeln, wie mansie zur Herstellung von Gebinden nutzt. Seite 21

WAS IST MASSCUSTOMIZATION?Die Schweizer Konditorei „La Conditoria“ setzt auf denindividuellen Verpackungs-druck. Seite 19

DAS WEB-TO-PACK-PROJEKTWie es Boxximo schafft,Verpackungen in Auflage 1wirtschaftlich zu produ-zieren. Seite 14

VERPACKUNGEN MIT WOW-FAKTORMit cleverem On-Life-Marke-ting und Mixed Reality wer-den Printprodukte zu echtenErlebnissen. Seite 16

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200 Jahre Koenig & Bauer

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In dieser Ausgabe: Ein 12-seitiges DD-SPEZIAL über die ältesteDruckmaschinenfabrik der Welt, die mit dem breitestenPortfolio aller Hersteller in ihr drittes Firmen-Jahrhundert geht.

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I

DD SPEZIAL

Dekore &Laminate

Etiketten

Blech- dosenBlech Zeitungen

Magazineg

Katalogeg

Bücher

Kenn- zeichnung

Drucktechnik für alle Fälle

Bank- noten

Ver- packungen

Hohlkörper aus Glas, Kunststoff

pp

909 0

200 Jahre Koenig & Bauer:

Herkunft schafft Zukunft

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Aufwändige, schön gestaltete Bücher sind mehrdenn je nachgefragt.

Druckprodukte begleiten unsimmer und überall

DD SPEZIAL: 200 Jahre Koenig & Bauer Print@All

II

Lebensmittel brauchen die passende Verpackung. Mit KBA-Technologie können unter anderem Falt-schachteln, flexible Verpackungen, Metalldosen oder Glasflaschen bedruckt bzw. dekoriert werden.

Es ist eine Erkenntnis, die selbst Branchen -insider überraschen mag, aber die weltweiteDruckindustrie ist mit über 700 Mrd. EuroUmsatz (Verpackungen inklusive) größer als die internationale Automobilindustrie.Das Druckvolumen wächst von Jahr zu Jahr.Gedrucktes ist im Alltag allgegenwärtig. DiePalette reicht vom Geldschein, der EC-Karte,dem Etikett, dem Plakat, der bedrucktenVerpackung bis zur Tapete und zum Lami-nat-Fußboden. Das Internet hat einigeDruckprodukte zurückgedrängt, aber auchneue geschaffen.

Print und Online befruchten sichPrint und Online sind in einigen BereichenWettbewerber, befruchten sich aber in ande-ren gegenseitig. Durch günstige Preise undschnelle Lieferung animieren Online-Dru-ckereien viele Konsumenten zu privatenDruckaufträgen, die es sonst nicht gebenwürde.Selbst gestaltete Fotobücher oder individuelldekorierte Trinkflaschen in Stückzahl 1wären ohne Internet und digitalen Druckwirtschaftlich nicht denkbar. Und Online-Versandhändler treiben die Nachfrage beibedruckten Verpackungen nach oben. Vonden Versandscheinen, gedruckten Rechnun-gen und den beigelegten Werbeprospektengar nicht zu reden.Der Online-Schuhhändler „Zappos.com“bringt gar seine besten Kundengeschichteneines Jahres im „Zappos’ Culture Book“ he-raus – über 300 Seiten, vierfarbig gedruckt,mit Hardcover und Lack-Veredelung. DasBuch wird für 20 US-Dollar verkauft, aberbestimmten, (ausgabefreudigen) Kunden

kostenfrei zur Verfügung gestellt. Zapposfand so heraus, dass Kunden, die das Bucherhielten, im Schnitt 65 Dollar mehr beidem Händler ausgaben als andere.

KBA-Technik für nahezu alles GedrucktePraktisch alle genannten Druckproduktekönnen mit Technik aus den Unternehmender Koenig & Bauer-Gruppe realisiert wer-den. Sie trägt dazu bei, die Welt bunter undinteressanter zu machen.Die Koenig & Bauer-Gruppe ist heute in fastallen Printmärkten zuhause: Bogenoffsetma-schinen für Akzidenzen, Blechtafeln, Etiket-ten, Displays und Plakate, Publikationenjeglicher Art und Kartonverpackungen; Rol-lenoffsetmaschinen für Magazine, Kataloge,Werbebeilagen und Zeitungen; Digitaldruck-anlagen für Bücher, Zeitschriften, Dekoreund Verpackungen; Flexodruckmaschinenfür Folienverpackungen; Digital- und Sieb-druckanlagen für Hohlkörper aus Glas- undKunststoff; Offset-, Stahlstich-, Siebdruck-und Nummerieranlagen für Banknoten; Ink-jet-, Laser-, Thermotransfer und Heißpräge-systeme für die Produktkennzeichnung –alles Drucklösungen „Made by KBA“.

Neue Technologien für neue MärkteDoch die Möglichkeiten von Print innerhalbund außerhalb der klassischen Druckbran-che sind damit noch längst nicht erschöpft:Anwendungen wie gedruckte Elektronikoder gedruckte Solarzellen sind bald reif fürden Markt.Der Digitaldruck eröffnet neue Perspektivenzur Individualisierung von Printproduktenjeglicher Art.

Auf dem Weg zu KBA 4.0

Oft in der 200-jährigen Geschichte hat sichKoenig & Bauer mit neuen Produkten undDienstleistungen auf den Wandel eingestellt.Wachsende Printmärkte wie der Verpa-ckungs-, Digital- und industrielle Funktions-druck prägen heute einen Großteil desGeschäfts, das noch vor einem Jahrzehnt den Schwerpunkt im Bau von Zeitungsrota-tionen hatte. Das „Internet der Dinge“ ermöglicht an der Schwelle zum dritten Jahr-hundert der Firmengeschichte schnellereProzesse und einen erweiterten Service für

die Anwender.Industrie 4.0 bzw. das „Internet der Dinge“sind für den Druckmaschinenbauer keineFremdwörter. Unter der Dachmarke „KBA4.0“ sollen künftig durch die digitale Trans-formation mögliche Serviceleistungen zurSteigerung des Serviceumsatzes beitragen. Inder Würzburg herrscbt große Zuversicht,dass man den Weg, der vor über 200 Jahrenmit der Erfindung der Zylinderdruckmaschinedurch Friedrich Koenig und Andreas Bauerbegann, auch im Zeitalter der Digitalisierungund Globalisierung erfolgreich fortsetzenkann. In diesem Zusammenhang plant dasUnternehmen auch Änderungen beim Markt-auftritt, die im Rahmen der Jubiläumsfeier-lichkeiten vom 21. bis 23. September 2017vorgestellt werden.

ImpressumDiese Sonderveröffentlichung in Deutscher Drucker wirdherausgegeben von der Koenig & Bauer AG (Würzburg).Verantwortlich für den Inhalt: Klaus Schmidt, Direktor Marketing.Inhalt: 3co-max Consulting, Content & CommunicationAlle Abbildungen: Koenig & Bauer AG– außer Seite 2 (oben links: Shutterstock/Iakov Filimonov;oben rechts: Shutterstock/Lisa S.)

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Print@All DD SPEZIAL: 200 Jahre Koenig & Bauer

Claus Bolza-Schünemann,Vorstandsvorsitzender derKoenig & Bauer AG, im Gespräch

Seit Dezember 2014 hat sich der KBA-Ak-tienwert mehr als versechsfacht. Die Börsesieht den Kurs Ihres Unternehmen sehrpositiv, obwohl auch KBA ein Restruktu-rierungsprogramm auflegen musste.Ja, wir haben einige Dinge gleichzeitig in dieHand genommen und am Ende gut umge-setzt: Verlustbringer im Konzern beseitigen,konsequent Überkapazitäten beseitigen,vor allem den Fertigungs-/Montagebereichkonsolidieren. Dazu der leider notwendigesehr schmerzhafte Personalabbau und In-vestitionen in die Fertigung und die Ent-wicklung neuer Produkte. Und dasMaßgeblichste: Alle Gremien vom Auf-sichtsrat über den Vorstand, leitende Ange-stellte, Mitarbeiter, Betriebsrat bis zurGewerkschaft überzeugen, dass das, waswir tun wollen, das Richtige ist.

Als Drupa-Präsident und in anderen Funk-tionen sind Sie ein Repräsentant für dasThema Druck. Wie verkaufen Sie dasThema, wie propagieren Sie das?In erster Linie durch den Hinweis, dass wirvon morgens bis abends permanent Druck-produkten ausgesetzt sind. Wir vergessensehr schnell, dass fast alles in unserem täg-lichen Leben irgendwann einmal mit einerDruckmaschine in Berührung gekommenist. Wenn Sie an das Thema Verpackungendenken. Da kommt vor allem das Wachs-tum der Druckprodukte her. Je mehr Men-schen es gibt, desto mehr wird konsumiert.Und verpackt.

Jetzt sind als Aktiengesellschaft sehrquartalsgetrieben unterwegs. Aber wennSie auf das große Ganze zurückblicken:Was waren die wichtigen Meilensteine?Das Fundament war zweifellos die Koenig-sche Erfindung der Rotationsmaschine.360 Jahre hat die Welt mit der Gutenberg-schen Handpresse produziert, bis FriedrichKoenig 1812 die erste wirklich funktionie-rende Druckmaschine verkauft hat.Wichtig war vom ersten Tag an die Interna-tionalität unseres Geschäftes. Koenig warschon voll globalisiert. Sein erster Kundewar in England, sein zweiter in St. Peters-burg. Und dann gab es natürlich die großenEntwicklungszyklen, die Umbrüche zwi-schen den Druckverfahren – vom Hoch-druck über den Tiefdruck, den Flexo zumOffset. Dann in den vergangenen Jahrender große Umbruch in unserem Unter -nehmen, das immer sehr stark im Medien -geschäft war und nun auf dasVer packungsgeschäft in seiner gesamtenBreite ausgerichtet ist.

Sie verkörpern als CEO heute die sechsteGeneration der Familie an der Spitze desUnternehmens. Würden Sie KBA noch alsein Familienunternehmen bezeichnenwollen?.Als Familienunternehmen eher nicht, aberals familiengeprägtes. Es gibt natürlich dielange Tradition, die meine Familie hier imHause hat. Aber heute sind wir börsenno-tiert, die Familie ist nicht mehr der größteAktionär. Aber das macht auch nichts. DieBörse hat uns nicht geschadet, im Gegen-teil. Wir sind inzwischen ein großes Unter-nehmen geworden mit knapp 1,2 MilliardenUmsatz. Ich denke, wir sind für unsereKunden ein sehr verlässliches Haus, ein be-rechenbares. Weil wir schon immer – undich hoffe auch, dass das in der Zukunft sobleiben wird – eine mittel- und langfristigeDenke haben.

Vielen Firmeninhabern fällt es schwer, imZuge von Umstrukturierungen auch malPersonal abzubauen..Wir hatten in den Hochzeiten fast 8.500Mitarbeiter, heute noch etwa 5.400. Und esist immer furchtbar, Mitarbeitern zu kündi-gen. Weil da in der Regel ganze Familienmit dranhängen. Es tut besonders weh,wenn Sie im Unternehmen eigentlich jedenZweiten kennen. Das geht nicht spurlos anmir vorüber.

In den vergangenen Jahren wurde dasKBA-Portfolio stark verbreitert. WollenSie noch weiter zukaufen?Wenn wir uns engagieren, muss es zu un-serem Kerngeschäft passen. Sie brauchenein gutes Produkt. Das muss wettbewerbs-fähig sein. Und es soll möglichst in einemWachstumsfeld zu Hause sein. Außerdem

braucht man den Marktzugang. Wenndiese Bedingungen nicht gut erfüllt sind,dann ist das Scheitern vorprogrammiert.

Gab es bei der Entwicklung neuer Techno-logien auch Sackgassen?Ja selbstverständlich. Wir hatten 1993 mitScitex die Karat gestartet – eine Computer-to-Press-Anlage mit Kurzfarbwerken, dieunglaubliche Qualität produzieren konnte.Sie war aber einfach zu spät am Markt,denn im gleichen Jahr stellte Benny Landadie erste Indigo vor.Im Januar 1974 hatten wir die Jumbo Cou-rier vorgestellt, eine sechs Platten breiteZeitungsmaschine. Der Markt war einfachnicht reif. Es hat fast 30 Jahre gedauert, bisin der Zeitung die sechs Platten breitenMaschinen nachgefragt wurden, aber Koe-nig & Bauer hat immerhin die erste in dieSchweiz geliefert.

Wie weit planen Sie denn in die Zukunft? Wir planen über fünf Jahre. Wir sehen ak-tuell Wachstumsfelder bei der Faltschach-tel, in der Weiterverarbeitung, imStanzgeschäft, bei der flexiblen Verpa-ckung und im Funktionsdruck. Wir werdenwieder in die Wellpappenbedruckungeinsteigen. Hier sehen wir deutlichesWachstum, maßgeblich durch den Inter-nethandel. Der findet in der Regel in Kar-tons statt. Der Wellpappenmarkt wächst.Und die hochqualitative Bedruckung wirdkommen.

Der Pizzakarton hat also Zukunft.Der ist vielleicht nicht sehr hochqualitativbedruckt. Aber ich persönlich gehe davonaus, dass das Einkaufserlebnis in der Zu-kunft vermehrt aus der Schachtel kommt.

Den Aktionären konnte CEO Claus Bolza-Schünemann im Frühjahr 2017 die besten Zahlen der bisherigen200-jährigen Firmengeschichte präsentiereren.

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Die neue KBA RotaJET L überzeugte auf der drupa 2016 miteiner hohen Druckqualität auf gestrichenen Offsetpapieren.

DD SPEZIAL: 200 Jahre Koenig & Bauer Rolle Offset & Digital

Seit Friedrich Koenig im Jahr 1814 der Londoner„Times“ die erste Druckmaschine lieferte, istKoenig & Bauer untrennbar mit der Entwick-lung des Zeitungsdrucks verbunden. 1876 wurdedie erste Hochdruck-Rollenrotation nach Mag-deburg geliefert. Projekte wie die legendäre„Jumbo-Courier“ oder der wasserlose Zeitungs-druck mit der KBA Cortina waren wichtige Mei-lensteine für die wirtschaftliche undumweltfreundliche Produktion.KBA ist auch im 200. Jahr der Unternehmensge-schichte Weltmarktführer bei den Hochleis-tungs-Zeitungsrotationen. Die BaureihenCommander CL und CT oder die Cortina sinderste Wahl, wenn es um kompakte und exakt

nach Kundenbedürfnissen zu automatisierendeMaschinen geht.Im Januar 2017 nahm eine KBA Commander CLbei der zur DuMont Mediengruppe gehörendenMitteldeutschen Zeitung in Halle die Produktionauf. 2016 hatten auch Aschendorff in Münstersowie Oppermann Druck und Verlags-GmbH inRodenberg Maschinen des Typs Commander CLin Betrieb genommen. Der Mittelrhein Verlag inKoblenz bestellte eine weitere Commander CT6/2 und das Druck- und Pressehaus Naumann inGelnhausen zwei Anlagen Commander CL.Zwei neue 32-Seiten-Anlagen KBA Cortina undein umfangreiches Retrofit der bestehendenCommander-Anlage orderte im Dezember 2016

Coldset Printing Partners in Belgien. Viele Verle-ger entscheiden sich aktuell anstelle von Neuin-vestitionen für Retrofit-, Umbau- oderUmzugsprojekte. Andere Betreiber von Zeitungs-druckereien lagern die Instandhaltung der Ma-schinen aus. KBA-Digital & Web und dieTochterfirma PrintHouseService (PHS) habendafür die passenden Dienstleistungskonzepte.Und dies nicht nur für Betreiber von KBA-Anla-gen. Die Umsätze mit Service oder Retrofit-Leis-tungen übersteigen heute bereits das Geschäftmit Neumaschinen

Zukunftsweisende RotaJET-PlattformAuf Grund der wachsenden Online-Konkurrenzist speziell der Publikationsdruck einem tiefgrei-fenden Wandel ausgesetzt. KBA hat frühzeitigmit der Entwicklung einer industriell nutzbaren,weil sehr leistungsfähigen Produktionsplattformfür den digitalen Rotationsdruck begonnen: Die„RotaJET“ wurde erstmals zur drupa 2012 vorge-stellt. Heute zeigt sich die Bedeutung dieser vo-rausschauenden Produktpolitik, hat doch derDigitaldruck in den meisten Printmärkten Ein-zug gehalten.Der Geschäftsbereich Rollendruck wurde imZuge der Neuausrichtung des Unternehmens imJahr 2015 zur „KBA Digital & Web Solutions AG& Co. KG“. Wie der Name schon sagt, bündeltKBA hier das umfangreiche Know-how des Un-ternehmens bei der Entwicklung von Rollen-druckmaschinen und öffnet es der Welt desDigitaldrucks.

Weltweit breiteste Inkjet-Rotationenkommen aus WürzburgHeute bewähren sich die KBA RotaJET-Baurei-hen in sehr unterschiedlichen Märkten. Dabeiwurde keineswegs „klein“ angefangen: Einen

Rollenoffset und High Volume Digitaldruck aus einer Hand

Zwei große industrielle Drucker produzieren auf der RotaJET Dekore (Mehr dazu auf Seite X).

KBA sieht für die RotaJET auch den Einsatzin der Verpackungsproduktion.

IV

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wegweisenden Erfolg hatte die KBA RotaJET als1,68 Meter breite „VL“-Variante beim Dekordru-cker Interprint in Arnsberg (Sauerland). Ein wei-terer Dekordrucker produziert inzwischen garauf einer 2,25 Meter breiten RotaJET 225. Dane-ben baut KBA-Digital & Web im Auftrag von HPim Würzburger Werk die gemeinsam entwi-ckelte und mit 2,80 m Papierbahnbreite welt-größte Inkjet-Rotation HP T1100S PageWideWeb Press für den Wellpappen-Verpackungs-markt.Die schmälere RotaJET 76 der ersten Generationfand Einzug in die Buchproduktion. Die KöselGmbH & Co. KG aus Altusried-Krugzell trägt

mit dieser Maschine dem Trend zu kleinerenAuflagen in immer kürzeren Zyklen Rechnung.Dort verarbeitet die Inkjet-Rotationsanlage ins-besondere Papier-Grammaturen unter 40 g/m2

für literarische und wissenschaftliche Werke,Rechtsliteratur sowie Fach- und Schulbücher.Ebenfalls für die digitale Bücherproduktionwurde vor einigen Wochen eine KBA RotaJET130 aus der neuen „L“-Baureihe an die BookwellDigital GmbH im finnischen Juva ausgeliefert.Die Maschine produziert mit bis zu 300 m/minund ist direkt an eine automatisierte Weiterver-arbeitungslinie angeschlossen. Die Papierversor-gung erfolgt über einen automatischenRollenwechsler KBA Pastomat in Verbindungmit der Rollenbeschickung Patras M.

Druckqualität bis 1.200 dpiDie Maschinen der RotaJET L-Serie basieren aufder gleichen Plattform und können auch nach-träglich in einer oder mehreren Stufen von derkleinsten Bahnbreite 777 mm auf maximal1.380 mm erweitert werden, ebenso vom 1/1-Druck auf den 4/4-Druck. Die Verbindung zwi-schen Präzisionsmaschinenbau, intelligenterPapierbahnführung über einen Zentralzylin-der ohne Wendestangen im 4/4-Druck, neues-ter Inkjet- und Trocknertechnologie sowieKBA RotaColor Polymertinten sorgt für eineDruckqualität von 1.200 dpi.

Im KBA-Werk Würzburg werden die breitesten Inkjet-Rotationen der Welt gebaut

Als Beispiel für den digitalen Publika-tionsdruck zeigte KBA zur drupa 2016auf der RotaJET L wechselnde Covereiner bekannten Auto-Zeitschrift.

V

Rolle Offset & Digital DD SPEZIAL: 200 Jahre Koenig & Bauer

Ein Democenter in Würzburgfür KBA Digital & Web

Im Januar 2017 haben im Würzburger KBA-Stammwerk die Erdarbeiten für ein neuesDemocenter für Digital- und Flexodruck-maschinen des Maschinenbauers begonnen– im März wurde dann der Grundstein vomKBA-Vorstandsvorsitzenden Claus Bolza-Schünemann (re. im Bild) und ChristophMüller, Vorstand und Geschäftsführer derTochtergesellschaften KBA-Digital & WebSolutions AG & Co. KG und KBA-Flexo-tecnica S.p.A., gelegt.

Der Neubau, der später durch KBA Digital& Web von der Holding angemietet wird,bietet eine Nutzfläche von 2.100 m² undeinen umbauten Raum von 21.164 m³.

Die Investitionssumme beläuft sich auf gut6 Mio. Euro, inklusive technischer Infra-struktur, aber ohne Vorführmaschinen. Dasneue Democenter ergänzt am StandortWürzburg den Neubau eines Logistikzen-

trums und eines Konstruktionsgebäudesaus dem Jahr 2001, zweier Fertigungshal-len aus den Jahren 2003 und 2008 sowiedie 2012 fertig gestellte neue Gießerei.

Das neue Democenter wird direkt nebendem Verwaltungsgebäude von KBA errich-tet. Als Pendant zum Vorführzentrum fürBogenoffset- und Weiterverarbeitungsan-lagen am sächsischen Standort Radebeulsoll das Vorführzentrum in Mainfrankenmit einer Rotajet-Digitaldruckanlage fürden Akzidenz-, Publikations- und Dekor-druck, einer Flexo-Rotation der mit KBA-Digital & Web in Würzburg kooperierendenitalienischen Tochtergesellschaft KBA-Fle-xotecnica für flexible Verpackungen undeiner neuentwickelten Flexo-Bogenma-schine von KBA-Digital & Web für den Direktdruck auf Wellpappe ausgestattetwerden.

Bezugsfertig soll der Neubau im Herbst2017 sein. Neben Kundenvorführungen sindim neuen Democenter auch Tests von Neu-entwicklungen geplant.

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Ralf Sammeck, KBA-Sheetfed,über den Verpackungsmarkt

Wohin entwickelt sich das Portfolio vonKBA-Sheetfed?In Radebeul produzieren wir Hochleistungs-maschinen, die von der Automatisierung hergenau auf den Kunden abgestimmt werden.35 Prozent der ausgelieferten Maschinen sindbereits so genannte Sondermaschinen – mitFeatures und Fähigkeiten, die nicht in unse-rer Standard-Preisliste zu finden sind.

Wer sind die Kunden dafür?Vor allem Verpackungsdrucker. Es werdenimmer speziellere, immer längere Maschinengefragt – mit bis zu 19 Werken. Durch unsere

Automatisierungs-komponenten unddeutlich verkürztenRüstzeiten sind solcheLangperfektoren na-türlich auch für die Ak-zidenzdruckerinteressant.

Wie ist ihre Positionim Verpackungs-markt?

In der Verpackungsindustrie haben wir mitt-lerweile einen Marktanteil von 45 Prozent.Und wenn sie nur das Großformat betrach-ten, also alle Maschinen die größer als 106cm Bogenbreite sind, haben wir dort mittler-weile einen Marktanteil, der zwischen 60 und70 Prozent schwankt.

Worauf führen Sie dies zurück?Einerseits, weil wir über alle Formatklassendie Automatisierungskomponenten haben,um schnelle, hochproduktive Maschinen an-zubieten. Was dazu bei unseren Kundenimmer wichtiger wird: Dass KBA finanziellsehr stark aufgestellt ist. Die Kunden möch-ten einen Partner haben, der die Weiterent-wicklung der Technik auch mittel- undlangfristig betreiben kann

Welche Folgen hat die Konsolidierung desVerpackungsmarktes, wo sich immer mehrweltumspannende Druckereigruppen bil-den?Die 30 führenden, international agierendenVerpacker arbeiten alle mit KBA-Maschinen.Die Konsolidierung spielt eine große Rolle fürdas Kunden-Lieferanten-Verhältnis. Der An-spruch an uns ist mittlerweile, dass wir nichtnur Maschinen verkaufen, sondern gemein-sam mit unseren Kunden deren Geschäftweiterentwickeln. Digitalisierung ist dabei einwichtiges Thema. Wir ermitteln die Datenaus unseren Maschinen und lassen sie in eineigenes Analysesystem einfließen.

Diese Rapida 106 wurde auf der drupa 2016 auf demMessestand von KBA im LED-UV-Druck gezeigt.

Die KBA-Sheetfed Solutions AG & Co. KG(Radebeul bei Dresden) ist als größte Busi-ness Unit der KBA-Gruppe für die Entwick-lung, Konstruktion, Montage, den Vertriebund den After-Sales-Service aller Rapida-Bo-genoffsetanlagen verantwortlich. Hinzukommen digitale Bogenmaschinen für denVerpackungsdruck und periphere Anlagenmit Schwerpunkt Druckweiterverarbeitung. Die Bogenoffsetmaschinen, die überwie-gend in Radebeul, teilweise aber auch imtschechischen Dobruska gebaut werden,sorgten im ersten Quartal des Geschäfts-jahres 2017 für über 50 Prozent des Kon-zernumsatzes und rund die Hälfte des Auf-tragseingangs.

Automatisierte Einrichte- undFortdruck-ProzesseZu den Trends im Bogenoffset, die von KBAunterstützt werden, gehören die zuneh-mende Automatisierung der Rüst- und Fort-druck-Prozesse, die Eroberung von immermehr Marktanteilen durch den UV-Offset-druck, hoch spezialisierte Druckstraßenoder auch die Integration der Stanzprozesse.Dazu hat KBA nicht nur die Hochleistungs-Rotationsstanze RDC entwickelt. Im vergan-genen Jahr wurde zusätzlich der spanischeHersteller von Bogenstanzmaschinen, KBA-Iberica Die Cutters, erworben und in dieKBA-Sheetfed-Division integriert.Vor allem das Automatisierungsthema wirdvon KBA-Sheetfed stark betrieben. Je mehrDruckwerke eine Produktionslinie umfasst,umso stärker fällt das simultane Rüsten insGewicht, welches durch die Servotechnikmöglich ist.Künftig sollen die Bedienungsmannschaftennoch weiter entlastet werden, indem die

Rüstprozesse autonom ablaufen, was KBAals „AutoRun“ vermarktet.

Adaption der Banknoten-Inspektion fürden BogenoffsetAutomatisches Einrichten und die Fort-druckkontrolle setzt besonders exakteClosed-Loop-Systeme voraus. Zu den erfolg - reichsten Synergien im KBA-Konzern zähltdie Adaption der 100-Prozent-Bogeninspek-tion aus der Banknotenproduktion für denBogenoffsetdruck. Dies hat dazu geführt,dass die Sammelform-Drucker heute For-men mit ähnlicher Farbbelegung binnendrei Minuten passgenau in Farbe stehenhaben und dass 30 bis 50 Bogen durchausgängige Einrichtemengen wurden.Letztlich stützen diese Entwicklungen dieWirtschaftlichkeit des Offsetverfahrensschon für kleine Auflagen und lassen dieNotwendigkeit des Digitaldrucks eher inden Hintergrund rücken.

Benchmarking dank kontinuierlicherMaschinendaten-ErfassungViel Spielraum sieht KBA-Sheetfed noch inder Prozessoptimierung durch kontinuierli-ches Monitoring der Maschinendaten. Be-reits heute wird dies als Benchmarking denKBA-Kunden angeboten. Der Maschinen-hersteller will dies vermehrt in seine Ser-vicepakete integrieren: „Wir können da mitunseren Kunden ganz tief einsteigen“, er-klärt KBA-Sheetfed-Chef Ralf Sammeck. Einspezielles Analyseprogramm erlaubt dasEingrenzen der Gründe für unterdurch-schnittliches Performing einzelner Maschi-nen. „Wir bieten dann konkreteMaßnahmen an, um die Kunden auf dasnächste Level zu heben.“

Automatisierung beschleunigt Prozesse

DD SPEZIAL: 200 Jahre Koenig & Bauer Bogenoffset

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Zur jüngst stattgefundenen Messe Metpack hatder Weltmarktführer für Blechdruck-Maschi-nen einen viel beachteten Sprung in zusätzli-che Märkte gemacht: KBA-MetalPrint bietetzwei Digitaldrucklösungen für das Bedruckenvon flachen Blechen sowie Containern/Hohl-körpern an als auch mit der CS MetalCan eineganz neue Maschinenbaureihe für den Direkt-druck auf zweiteiligen Getränkedosen. Diessind weitere perfekte Beispiele, wie das Know-how der kompletten KBA-Gruppe für dieWeiterentwicklung von Verpackungsdruck-lösungen genutzt wird.

Mit „Can Solutions“ Dosen bedruckenIn der in Stuttgart ansässigen KBA-MetalPrintmit ihren rund 320 Mitarbeitern ist die ge-ballte Kompetenz der Firmen Mailänder (1876gegründet), LTG und Bauer+Kunzi – und damit140 Jahre Bleckdruck und -trocknung – verei-nigt. 2006 waren sie alle drei unter dem Dachder KBA zusammengeführtworden.Die Technologieder Trocknungs-anlagen bringtKBA-MetalPrintbeispielsweisein andere KBA-Bereiche ein.Dafür profitiertman von denAutomatisie-rungs- undMesstechnik-Lösungen, derklassischen Bo-genoffsetma-schinen auch

für die MetalStar-Maschinen. Dosenkörpertrocknen und transportieren konnte KBA-Me-talprint mit seinem Pin Oven schon länger.Nun gibt es eine durchdachte Maschinenbau-lösung auch für den Druck von bereitsgeformten Metalldosen. Für diesen Entwick-lungsschritt konnten die Stuttgarter vomKurzfarbwerk-Know-how aus Würzburg undVeitshöchheim profitieren. Immerhin be-schäftigen sich ja gleich mehrere andereKBA-Firmen mit dem Druck auf nichtsau-gende Oberflächen – seien es Glas, Kunst-stoffe oder gar Maschinenteile.Die neue CS MetanCan ist als Antwort aufhäufige Dekorwechsel und zunehmende Pro-duktvielfalt auch bei Metallverpackungen ge-dacht. Mit 10 Farbwerken ausgestattet undeiner Vielzahl von Sonderbaugruppen wiePlattenwechsel- und Gummituchwechselau-tomaten setzt KBA-MetalPrint damitMaßstäbe im Getränkedosendruck.

Wasserbasierende Inkjetfarben Lebensmittelverpackungen

sind eine Herausforderungfür die Packmittel-Herstel-ler. KBA-MetalPrint kannDruck- und Lackieranlagenliefern, die sowohl den An-sprüchen an sehr langeHaltbarkeit des Füllguts wieauch der völligen Verträg-lichkeit mit Nahrungsmit-teln gerecht werden.Bei der Multipass-Digital-druckmaschine MetalDeco-jet setzt KBA-Metalprint fürden Druck auf lackierteBlechtafeln

beispielsweise wasserbasierende Inkjetfarbenein – eine in der Branche viel beachtete Lö-sung, welche die Vorgaben der Nestle Gui-dance Note erfüllt.

Ralf Gumbel, KBA-MetalPrint,über Recycling

Wie sind die Zukunftschancen der Metall-verpackung?Die Metallverpackung ist eine sehr langle-bige und sehr hochwertige Verpackung.Sie ist nicht wegzudenken aus der Industrie.Diese Verpackungsart hat nachhaltigesWachstum.

Wie sieht es mit derUmweltverträglich-keit aus?Metalldosen sind einesehr ökologische Ver-packung. Es ist daseinzige Verpackungs-material, das prak-tisch ewig hält. Unddas immer wieder re-cycelt wird.

Wenn man sich vor Augen hält, dass vonallem Aluminium, das seit 1957 produziertworden ist und das ja vor allem auch beiGetränkedosen zum Einsatz kommt, noch75 Prozent im Umlauf ist. Das können Sievon Kunststoffverpackungen nicht mal ineinem Zeitraum von wenigen Monatensagen.

Bedruckte Metallbehälter – die nachhaltigste Verpackungsart

Die Digitaldrucklösung MetalDecojetsetzt wasserbasierende Druckfarben ein.

Das Druckwerk der CS MetalCan mit ihren zehn Kurz-farbwerken, hier von der Bedienerseite aus gesehen.

VII

Blechdruck DD SPEZIAL: 200 Jahre Koenig & Bauer

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Christoph Müller, KBA-Flexotecnica,über das Engagement im Flexodruck

Warum ist KBA mitder Übernahme desitalienischen Herstel-lers Flexotecnica inden Flexodruck einge-stiegen?Flexotecnica bautMaschinen mit einerextrem guten Druck-qualität. Außerdembringen die italieni-

schen Kollegen viel in den Konzern ein – dasWissen über den Foliendruck und die dazuge-hörige Verfahrenstechnik. KBA wiederum hatFlexotecnica bei Steuerungthemen und Au-tomatisierung vorangebracht. Der Flexo-Ro-tationsdruck ergänzt optimal unsere vielenanderen Aktivitäten für die Verpackungspro-duktion, angefangen vom Bogen offset biszur Glaskörperdekoration.

Was sind die Zielgruppen, die KBA jetztdurch KBA-Flexotecnica adressiert?Es sind die großen Verpacker – alle, die imBereich Flexible Verpackung arbeiten, teil-weise auch bei papierbasierenden Food-Ver-packungen oder Papercups. In diesemBereich ist Flexotecnica sehr stark.

Wie will KBA den Flexobereich noch aus-bauen?Wir sind bereits im Faltschachteldruck undim Segment Wellpappe gut positioniert. Für diesen Wachstumsmarkt bringen wir nun mit der Bogenflexo-RotationsstanzeCorruCut eine hochqualitative Lösung für die Wellpappenverarbeitung, sprich Flexo-Postpress.

Die Maschinen der Evo-Baureihe wurden 2017 schonin verschiedene europäische Länder verkauft.

Den Wachstumsmarkt flexibler Verpackungen adressiert Koenig & Bauerseit 2014 über die italienische Tochter KBA-Flexotecnica.

Flexible Verpackungen sind ein weites undwachsendes Produktsegment, in dem nebenverschiedenen Folienarten auch Kombina-tionen mit Papier und Pappe zum Einsatzkommen. In allen Feldern hat KBA umfang-reiches Know-how – beim Foliendruckinbesondere seit der Ende 2013 erfolgtenÜbernahme des nun als KBA-FlexotecnicaSpA firmierenden italienischen Druckma-schinenbauers aus Tavazzano bei Mailand.Mit einer Produktoffensive hat KBA-Flexo-tecnica seine Marktposition seither deutlichstärken können.

NEO XD LR als erste wirkliche Hybrid-maschine im Rotations-FlexodruckZur drupa 2016 war die NEO XD LR Hybridpräsentiert worden. Durch ihre Konfigura-tion im Bereich der Druckwerke und derMöglichkeit, auch nachträglich alternativeTrockner-Technologien zu platzieren, ist dieNEO XD LR als erste wirkliche Hybridma-schine für die Verarbeitung von lösemittel-und wasserbasierenden, UV-LED oder EB-Farben vorbereitet. Dabei sind sowohl derdurchgehende Einsatz eines Farbsystems alsauch Kombinationen verschiedener Farbsys-teme auf dem zentralen Druckzylinder undin Inline-Folgeaggregaten für unterschied-lichste Bedruckstoffe möglich. Die Anwen-der erhalten dadurch eine hohe Flexibilitätund Zukunftssicherheit.

VerkaufserfolgeKBA-Flexotecnica bereits eine zweistelligeZahl von CI-Flexorotationen für den Verpa-ckungsdruck auf Papier und Folien verkauft.In der Person von Christoph Müller wurdedie Geschäftsführung von KBA-Digital &Web und von KBA-Flexotecnica zusammen-

gelegt. Die Zusammenarbeit der beiden Fir-men soll weiter verstärkt werden. Diese be-trifft die Technik, den weltweiten Serviceund das neue Democenter für Digital- undFlexodruckmaschinen in Würzburg.

Das neue Vorführzentrum soll mit einer Ro-taJET-Digitaldruckanlage für den Publikati-ons- und Industriedruck von KBA-Digital &Web, einer Flexo-Rotation von KBA-Flexo-tecnica für flexible Verpackungen und dervon KBA-Digital & Web neuentwickeltenFlexo-Bogenmaschine für den Wellpappen-direktdruck ausgestattet werden und imFrühjahr 2018 betriebsbereit sein.

Wachstumsfeld Flexible Verpackung

DD SPEZIAL: 200 Jahre Koenig & Bauer Flexodruck

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Mit der neuen Baureihe CorruCut plant KBA denEinstieg in den Bogenflexodruck für Wellpappe.

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Wenn es um aggressive Umgebungen oderhohe Abriebfestigkeit geht, müssen Flaschen,Becher und ähnliche Behältnisse aus Glas oderKunststoff – statt sie mit Etiketten zu bekle-ben – direkt dekoriert werden. Dafür baut dieKBA-Kammann GmbH in Bad Oeynhausen seit1955 Siebdruck- und inzwischen auch sehr er-folgreich Inkjetdruck-Maschinen. 2013 war dasUnternehmen mehrheitlich von KBA über-nommen worden.Direktdekoration von Hohlkörpern ist eine Ni-sche: Direkt bedruckte Flaschen und Flaconsgelten als „edel“. Es sind vor allem hochprei-sige Produkte, die auf diese Weise dekoriertwerden, weshalb das – gegenüber der Etikettie-rung deutlich teurere – Verfahren hier wirt-schaftlich abbildbar ist.

Klare Vorteile für die Barrierewirkungvon GlasZwar denken Markenartikler laufend über ihreVerpackungsformen und Dekorationsvariantennach. Die starke Stellung des Direktdrucks beiParfümflacons und hochpreisigen Spirituosenist aber unangefochten. Hier werden kaumKunststoffbehälter in Frage kommen.Auch im Blick auf seine Barrierewirkung für Le-bensmittel hat Glas klare Vorteile gegenüberden komplexen Kunststoffen. Dazu kommt derFaktor Gestaltungsfreiheit. Wenn man ein be-sonderes Design plant oder wenn es Motivesind, die sich um die ganze Flasche herumzie-hen, dann ist der Direktdruck das passendeVerfahren. Alle Arten von Etiketten versagen,wenn es etwa darum geht, eine Kugelform fal-tenfrei zu dekorieren. Während es im Sieb-druck das sich anschmiegende Sieb dieseMöglichkeit bietet, ist es im digitalen Inkjet-druck vor allem die Fähigkeit zur präzisen Pro-duktführung, die den Erfolg bringt.

Einzigartige Inline-Kombinationenfür mehr EffizienzNeben linearen Produktionslinien sind es vorallem Rundschaltteller-Maschinen, die KBA-Kammann baut und in denen die zu dekorie-renden Artikel von einer Station zur nächstengeführt werden. Dort wird dann beispiels-weise Primer aufgetragen, bedruckt oder UV-getrocknet.Das Heißprägen bietet KBA-Kammann alseinziger Dekorationsmaschinenhersteller in-line in Kombination mit dem Siebdruck an –so kann man die Effizienz, Geschwindigkeitund die Präzision des Prozesses noch einmalweiter steigern. Inzwischen sind der Sieb-druck und/oder Heißprägen auch mit Inkjet-kombinierbar. In den Kammann-Maschinenkann der Kunden seine Prozesse und Anfor-derungen jeweils optimal anordnen.

Zukunftsorientierte Lösungenim BaukastensystemKBA-Kammann arbeitet kontinuierlich an derOptimierung seiner Dekorationssysteme: Eineintelligente Maschinensteuerung, die auf dasjeweilige Druckbild Rücksicht nimmt, wirddie Zykluszeiten und damit die Verweildauerder Artikel in den einzelnen Veredelungsstu-fen weiter reduzieren. Die Werkzeughalterund Artikelarme sollen noch mehr Bewe-gungsmöglichkeiten erhalten, um noch mehrGeometrien zu realisieren.70 bis 80 Prozent der Kunden sind Lohndru-cker, welche die hohe Flexibilität der Maschi-nen aus Bad Oeynhausen schätzen. Und siebrauchen Zukunftssicherheit. KBA-Kammanninvestiert viel in Forschung & Entwicklungund hat mit seinen im Baukastenprinzip ver-änderbaren Systemen für diesen Markt diebesten Lösungen parat.

Matthias Graf, KBA-Kammann,über Transport und Geometrie

Worauf gründet sichdie starke Marktposi-tion von Kammann?Wir haben es ge-schafft, aus reinenSiebdruckmaschinenhoch flexible, präziseund schnell laufendeTransportsysteme zumachen. Dazu schaf-fen wir oberhalb der

Transportebene der Maschinen die Möglich-keit, verschiedene Dekora tionsverfahrenmiteinander zu kombinieren.

Wie gelang der erfolgreiche Schritt in denDigitaldruck?Mit den von uns laufend weiterentwickeltenArtikelhalterungen können wir die zu deko-rierenden Artikel sehr genau und sehr naheunter die Inkjetköpfe führen. Das ist im Digi-taldruck extrem wichtig, da man den Druck-kopf selbst nur horizontal führen kann.Durch unser Know-how in der Komibinationvon Druckverfahren können wir außerdemHybridmaschinen anbieten.

Edle Flaschen werden direkt dekoriert

Die Rundschaltteller-Maschinen der K-Baureihesind das bekannteste KBA-Kammann-Produkt

Eine Glasflasche wird in sehr geringem Abstandunter den Inkjetdruckköpfen entlanggeführt.

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Glaskörperdruck DD SPEZIAL: 200 Jahre Koenig & Bauer

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Der Wunsch nach zunehmender Individuali-sierung unserer Lebensumgebung beschertdem Dekordruck einen rasanten Wandel. Hun-derte neuer Holz-, Stein- und Kreativdekorenbringen die großen europäischen Dekordru-

cker aktuell jedes Jahr auf den Markt. Und eswerden wohl noch mehr werden. Möglichmacht dies die Ergänzung des Tiefdrucks durchden Digitaldruck. Bereits zwei Dekordruckersetzen auf die Digitaldruck-Rotation KBA Rota-JET, einmal mit 1,68 Meter, das andere Malsogar mit 2,25 Meter maximaler Bahnbreite.

Die Top-Klasse der industriellenInkjet-RotationenDiese KBA RotaJET VL-Serie stellt die Top-Klasse der industriellen Inkjet-Rotationen darund ist einer der leistungsfähigen Inkjet-Digi-tal-Baureihen am Markt. Die für den Dekor-druck und vergleichbare Anwendungenkonstruierte Serie adressiert auch interessanteWachstumsfelder in der Verpackungsindustrie.Mit einer Produktivität von 18.000 m²/Stundeerfüllt die KBA RotaJET VL-Baureihe höchsteMaßstäbe im industriellen Digitaldruck. DieDigitaldruck-Rotation hat bereits in verschie-denen Branchen Erfolg.

Anspruchsvoller DruckbereichEiner der anspruchsvollsten Industriedruck-Be-reiche ist zweifellos der Dekordruck. Bedruck-tes Dekorpapier ist bei der Herstellung vonMöbeln, Bodenbelägen und Inneneinrichtun-gen ein wesentliches Produkt. Die Farbabstim-mung beim Einrichten einer Tiefdruckformdauert allerdings verfahrensbedingt pro Auf-trag bis zu 4,5 Stunden. Sie umfasst auch dasVerpressen des Andrucks auf den jeweiligenTrägermaterialien. Im Gegensatz zu Publishingund Packaging arbeiten die Dekordrucker aus-schließlich mit Mischfarben. Das Papier bildeteine weitere „Farbe“. Auf diese Art und Weisekönnen aus den vielen Hundert Holz- oderSteindekoren Tausende von Farbvariationen er-zeugt werden. Im Digitaldruck sinkt die benö-

tigte Zeit für die Farbabstimmung einer Druck-form auf Null. Die digitale Ausmusterung kannim Vorfeld erfolgen, die Daten für eine nach-folgende Druckform werden – dank einer Da-tenübermittlungsrate von 2,2 Terabyte proSekunde – jeweils bei laufender Maschine ein-gespielt. Die maximale Druckgeschwindigkeitliegt bei 150 m/min. Die KBA RotaJET VL verfügt über einen auto-matischen Rollenwechsler und eine Aufwickel-einheit, die aus dem Zeitungs- bzw. aus demFlexodruckmaschinenbau von KBA übernom-men wurden. Besonders wichtig für den stabi-len digitalen Dekordruck ist die Temperierenvon Walzen und Druckzylinder. Wenn mansich klar macht, dass eine doppeltbreite Ma-schine für Zeitungen im Berliner Format ge-rade einmal 1,26 m breite Druckzylinderbenötigt, sind die Herausforderungen an Me-chanik und Temperierung einer 2,25 Meterbreiten Maschine vorstellbar. Eine weitere He-rausforderung stellt der exakt einzuhaltendeAbstand zwischen Druckköpfen und Substratvon nur 1 mm über die volle Breite dar.

DD SPEZIAL: 200 Jahre Koenig & Bauer Digitaler Dekordruck

Statt Tiefdruck: Wand- und Bodendekor per Inkjet

Oliver Baar, KBA Digital & Web,über Dekordruck

Warum hat KBA denDekordruck adres-siert?Dieser Bereich ist in-teressant, weil derheutige Produktions-prozess im Tiefdruckextrem lange Abmus-terungszyklen hat.Und das angesichtsimmer kleinerer Auf-

lagen. Immer mehr Dekore werden auf denMarkt kommen. Da ist Time-to-market ein-fach ein wichtiges Thema. Und das lässtsich über die Tiefdrucktechnik einfach sehrschlecht adressieren.

Warum haben sich nicht schon andereMaschinenhersteller da herangewagt?Wir sind keineswegs die einzigen Anbieter vonDigitaldruck für Dekore, waren aber als erstemit einer 1,68 m breiten Maschine in Produk-tion. Für KBA spricht unsere überlegene Kom-petenz beim Bahnhandling. Nicht jeder kann40-Gramm-Material bei 150 m/Std. faltenfreidurch die Maschine bringen.

Für die einseitig bedruckten Dekorpapierbahnen werdenHybridtrockner – Infrarot plus Warmluft – eingesetzt.

Die bisher größte ausgelieferte RotaJET VL druckt Dekore auf bis zu 2,25 Meter breite Bahnen.

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Im internationalen Pharmamarkt haben Pro-duktpiraten und Medikamentenfälscher oft einleichtes Spiel. Durch Track-&-Trace-Maßnah-men inklusive der Kennzeichnung von Medi-kamentenverpackungen mit individuellenSeriennummern lassen sich Fälschungen je-doch erkennen. Die passenden Kennzeich-nungsgeräte bis hin zu „Track & Trace“ bietetKBA-Metronic an. Die Firma aus Veitshöch-heim, unweit der Konzernzentrale Würzburggelegen, ist mit ihren 265 Mitarbeitern derKennzeichnungsspezialist der KBA-Gruppe.KBA-Metronic kann für nahezu jede Kenn-zeichnungsaufgabe eine kundenindividuelleanaloge oder digitale Lösung anbieten.

Know-how aus Inkjet- und Laser-TechnikVor allem Know-how aus der digitalen Inkjet-und der Lasertechnik, für das Drucken aufnicht saugende Oberflächen, brachte Metronicin die Unternehmensgruppe ein, als KBA 2004die Mehrheit übernahm. Dabei hatte Metronic

seine Bekanntheit vor allem einer analogenTechnologie zu verdanken: der Heißpräge-technik. Rund 25.000 entsprechende Gerätewaren seit den 1960er Jahren in alle Welt ver-kauft worden.Heute umfasst das Produktprogramm vorallem Inkjet-Kennzeichnungssysteme (CIJund DoD), aber auch Laser-, Heißpräge- undThermotransfer-Systeme. sowie Vereinzel-ungs- und Software-Lösungen.

Praktisch alles kann gekennzeichnetwerdenKlassisch sind Haltbarkeitsangaben auf denSekündärverpackungen, aber die Kennzeich-nung hat längst alle Industriebereiche erfasst.So werden nahezu alle Bauteile eines Fahrzeu-ges gekennzeichnet, bevor es final zusam-mengebaut wird. Schläuche erhalten ihreKennzeichnung sogar unmittelbar nach demExtrudieren. Selbst Reifen, Eier und vielesmehr werden gekennzeichnet. Dies geschiehtinline, in industriellen Produktions- oder Ver-packungslinien, aber auch offline bei kleine-ren Auflagen.Die Technologien – auch die Auflösung derKennzeichnung – sind zwar etwas einfacherals bei den heute üblichen Druckmaschinen.Aber dafür sind die Herausforderungen viel-fältiger: Ständig andere Oberflächen, raumkli-matische Bedingungen und Einflüsse auf diegerade gekennzeichneten Produkte.Dennoch gibt es Aufgaben, wo sich Druckund Kennzeichnung treffen – zum Beispielbei Blisterkennzeichnung im Pharmabereich.Hybride Technologien sind künftig sehrwahrscheinlich.Mit Software und Kamerasystemen könnendie KBA-Metronic-Geräte die Produktionssi-cherheit signifikant erhöhen.

Ein typisches Einsatzgebiet von KBA-Metronic-Technik ist die Kennzeichnung vonVerpackungen zur Nachverfolgbarkeit der Produkte.

Kennzeichnungsdruck DD SPEZIAL: 200 Jahre Koenig & Bauer

Jede Oberfläche kennzeichnen Oliver Volland, KBA-Metronic, überSpezialtinten und Oberflächen

Eine Gemeinsamkeitvieler KBA-Firmen istdas Engagement beiDigitaldrucklösungen.Was kann KBA-Me-tronic hier beitragen?Wir haben sicherlichmit der größtenVielfalt an Drucksub-straten, sprich Oberflä-chen, zu tun. Deshalb

beschäftigen wir uns schon seit vielen Jahrenmit der Entwicklung von Spezialtinten fürdie verschiedenen Inkjet-Systeme. BeimContinuous Inkjet sind wir schon seit 1985engagiert. Insofern passen wir mit unserenKBA-Kollegen sehr gut an einen Tisch.

Das Thema Laser-Einsatz verbindet Siesogar mit KBA-NotaSys.Das stimmt. Laser ist die Kennzeichnungs-Technologie, in der noch am meistenentwickelt wird. Laser werden es uns sogarermöglichen in einem Arbeitsgang Etikettenzu beschriften und auszuschneiden.Ein massiver Unterschied zu NotaSys ist aber,dass die Kollegen beim Banknotendruck aus-gesprochen individuell angepasste große Ma-schinen bauen, während wir beiKBA-Metronic Gerätebauer sind: Wie bekom-men wir unsere angepassten Geräte in denProduktionslinien unserer Kunden unter?

Wohin geht der Trend?Tinte und Intelligenz. Im Security Codingsteckt für uns noch viel Potenzial, wenn wirunsere Systeme mit der Software der Kun-den verbinden können.

Kabelummantelungen erfordernFarben, die nicht in den

Kunststoff migrieren.

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DD SPEZIAL: 200 Jahre Koenig & Bauer Sicherheitsdruck

Banknotendruck: Die Kombination vieler Druckverfahren

Eric Boissonnas, KBA-NotaSys,über Banknoten

Welches Volumenhat der Markt für Sicherheitsdruck?Über 90 Prozent derbedruckten Fläche indiesem Segment ent-fallen auf Bankno-ten, aber auch fürPässe werden ver-mehrt vergleichbareSicherheitsmerkmale

genutzt. Pro Jahr werden 160 bis 170 Milliar-den neue Banknoten gedruckt, die jährlicheWachstumsrate bei den Banknoten beträgtetwa vier Prozent.

Wer sind die Kunden von KBA-NotaSys?Es sind teils private Sicherheitsdrucker, aberüberwiegend staatliche Druckbetriebe. Fürbestimmte Drucker stellen wir auch Druck-platten her, weil diese entweder nicht genü-gend Bedarf haben oder nicht zertifiziert sind.

Wie zukunftsträchtig ist die Banknote?Rund 40 Prozent der Weltbevölkerunghaben kein Bankkonto, können sich also garnicht am elektronischen Zahlungsverkehrbeteiligen. Insofern gehen wir noch auflange Sicht von einem Nebeneinander derBanknoten und anderer Zahlungssystemeaus. Selbst in Deutschland erfolgen aktuellnoch 85 Prozent aller Zahlvorgänge in bar.

Es gibt Länder, welche die Banknoten ab-schaffen wollen.

Sie denken vermutlich an Schweden. Ja, dasLand ist „etwas speziell“. Dort wollen diekommerziellen Banken weg vom Bargeld,weil es sie ihrer Ansicht nach zu viel kostet..Gleichzeitig wurden in Schweden noch nieso viele Gelddistributoren installiert wie ge-rade jetzt. Die schwedische Regierung hatinzwischen die Post verpflichtet, weiterhinBanknoten zur Verfügung zu stellen..

Wie lange ist eine Banknote im Umlauf?Das kommt sehr stark auf das entspre-chende Land und das verwendete Druck-substrat an. Banknoten auf Papier haltennatürlich nicht so lange wie solche auf Poly-mer-Basis. Außerdem spielt das Klima undder landestypische Umgang mit Geldschei-nen eine Rolle. In Madagaskar ist ein Scheingerade einmal acht Monate im Umlauf.

XII

Seit 2001 gehört der weltweit führende Syste-manbieter für den Banknotendruck De La RueGiori komplett zur KBA-Gruppe. Seit 2011 liefertdas Unternehmen mit Hauptsitz in Lausanne(Schweiz) unter dem neuen Namen KBA-Nota-Sys die komplette Technologie für die Bankno-tenherstellung. Insgesamt 750 Mitarbeiter zähltder Geschäftsbereich Sicherheitsdruck, der wei-tere Standorte in Würzburg (Konstruktion undProduktion), im österreichischen Mödling(Montage und Service) und in Bielefeld (Soft-ware-Entwicklung; Messtechnik) hat. In Lau-sanne befindet sich auch ein Democenter. Vonder Software- Entwicklung über das Design biszur Endkontrolle der Scheine reicht das Portfoliound es ist zweifellos der KBA-Geschäftsbereichmit der größten Vielfalt an verwendeten Druck-und Veredelungstechnologien: Offsetdruck ineinem sehr speziellen – alle Farben auf einemGummituch sammelnden – Verfahren, dazuStahlstich, Siebdruck, Lackieren im Flexo, Heiß-prägen und Lasern. Inkjetdruck ist aus Sicher-heitsgründen kein Thema. Das Verfahren ist zunah an kommerziell verfügbaren Technologien.Zudem fehlt es an der Abriebfestigkeit der Pig-mente. Funktionierender Sicherheitsdruck ba-

siert auf drei Faktoren: dem komplexen Prozess,dem besonderen Material (Papier, Farben, Fo-lien) und dem Design.

Immer mehr Bargeld im UmlaufBanknoten sind das mit weitem Abstand wich-tigste Produkt der Sicherheitsdrucker weltweit.Aktienzertifikate oder Briefmarken haben immermehr an Bedeutung verloren. Obwohl man –etwa aus Schweden – vermehrt von Bestrebun-gen hört, Banknoten abzuschaffen, wächst dieweltweite Anzahl der Scheine kontinuierlich.Mangels Konto sind 40 Prozent der Weltbevöl-kerung auf Bargeld angewiesen. Doch selbst inden industrialisierten Ländern regt sich ver-mehrt Widerstand gegen einen ausschließlichbargeldlosen Zahlungsverkehr und die immenseSpeicherung von Daten, die mit dem Nutzenvon Kreditkarten, Bank- oder Payback-Karteneinhergeht.Rund 160 bis 170 Milliarden Banknoten werdenpro Jahr produziert, davon 85 Prozent mit Hilfevon Technologien von KBA-NotaSys. Die Hälfte

aller Scheine weltweit wird von China, Indienund USA in Umlauf gebracht. Ausgerechnet inden Vereinigten Staaten hat sich die Anzahl derin Umlauf befindlichen Scheine von 1996 bis2016 mehr als verdoppelt. 80 Prozent dieserScheine sind 100 Dollar Noten, die im interna-tionalen Geschäft häufig benutzt werden.

Technologische Vorreiter Für die KBA-Gruppe ist NotaSys ein starkesStandbein – auch auf Grund der ausgeprägtenForschung und Entwicklung. Zwar unterliegenSicherheitsmerkmale und viel von dem für dieHerstellung nötigen Know-how der Geheimhal-tung. Doch beispielsweise die zur Abmusterungeingesetzten optischen Systeme haben längstihren Weg in die Automatisierung des kommer-ziellen Bogen offsetdrucks gefunden.Auf der anderen Seite profitiert KBA-NotaSysvon Automatisierungslösungen die in anderenFirmen des KBA-Konzerns entwickelt wurden.Denn auch die Sicherheitsdrucker arbeiten lau-fend an ihrer Effizienz.Die Stahlstichmaschine Super Orlof Intaglio

KBA-NotaSys produziertregelmäßig „Muster-Banknoten“, die allemöglichen Sicherheits-merkmale vereinen undexemplarisch den aktu-ellen Stand der Technikdemonstrieren.