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Modul - Strafrecht I Einführung und Allgemeiner Teil des StGB 2. Vorlesung (18.10.2016) Wintersemester 2018/19 Was ist Kriminalität? Dr. Anneke Petzsche, MSc (Oxford) Do 12-14, PH13-HSZ VL Modul Strafrecht I Dr. Anneke Petzsche, MSc (Oxford)

Was ist Kriminalität? - hu-berlin.deheger.rewi.hu-berlin.de/doc/lv/pp_was-ist-kriminalit-t.pdfDer Begriff ist wissenschaftlich umstritten. Mit Massenkriminalität bezeichnet man die

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Modul - Strafrecht I Einführung und Allgemeiner Teil des StGB

2. Vorlesung (18.10.2016)

Wintersemester 2018/19

Was ist Kriminalität?

Dr. Anneke Petzsche, MSc (Oxford)

Do 12-14, PH13-HSZ

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Aufbau

A. Einleitung

B. Was ist Kriminalität?

C. Was macht Kriminalität aus?

D. Welche Formen der Kriminalität gibt es?

E. Was wissen wir über Kriminalität? Und woher?

F. Was tut der Staat gegen Kriminalität?

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Straftat

Ermittlungs- verfahren

Strafverfahren

Urteil

Strafvollzug

Entlassung Anklage

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Straftat

Ermittlungs- verfahren

Strafverfahren

Urteil

Strafvollzug

Entlassung Anklage

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Age-Crime-Curve Quelle: DeLisi, The Development of Criminal and Antisocial Behavior 2014, S. 51-63

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B. Was ist Kriminalität? Das StGB regelt, wann etwas strafbar ist: § 1 StGB - Eine Tat kann nur bestraft werden, wenn die Strafbarkeit gesetzlich bestimmt war, bevor die Tat begangen wurde. Begriffe Straftat: Voraussetzungen, unter denen ein bestimmtes Verhalten vom Gesetz mit Strafe bedroht wird Kriminalität: Beschreibung von (straf-)normenverletzenden Verhalten als eine gesellschaftliche Massenerscheinung Kriminalität (kriminologischer Ansatz unter Einbezug des sogenannten Etikettierungsansatzes):

die Gesamtheit der Aktionen und Interaktionen zwischen den für Rechtsetzung und Rechtsdurchsetzung zuständigen Institutionen einerseits und den für Rechtsbruch verantwortlichen und von Rechtserleidung betroffenen Individuen andererseits

Devianz: alle Verhaltensweisen, die von den in einer Gesellschaft geltenden Normen abweichen

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C. Was macht Kriminalität aus? Warum gerade diese Verhaltensweisen? mehrere Ansätze denkbar z.B. • Präventionsgedanke • Strafzwecke • Rechtsgüterschutz • Strafe als sozialethische Missbilligung

Verknüpft mit der Frage nach einem formellen oder materiellen Verbrechensbegriff: 1. naturrechtlicher materieller Verbrechensbegriff dahinter steht die christlich-theologische Vorstellung über die Unterscheidung von „delicta mala per se“ (Taten, die in sich schlecht sind) und „delicta mala quia prohibita“ (bloß verbotenen Taten) 2. Rechtsgut Abgrenzung durch Bezug auf das Rechtsgutskonzept 3. Ansatz des sozialschädlichen Verhaltens Begriff von rechtlichen Erwägungen lösen und von seiner sozialen Funktion her bestimmen kein allseits überzeugendes sachlichen Konzept vorhanden Normbezug entscheidend

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D. Welche Formen der Kriminalität gibt es? Ausschnitt Gliederung des StGB: […] 5. Abschnitt Straftaten gegen die Landesverteidigung (§§ 109 - 109k) 6. Abschnitt Widerstand gegen die Staatsgewalt (§§ 110 - 122) 7. Abschnitt Straftaten gegen die öffentliche Ordnung (§§ 123 - 145d) 8. Abschnitt Geld- und Wertzeichenfälschung (§§ 146 - 152b) 9. Abschnitt Falsche uneidliche Aussage und Meineid (§§ 153 - 163) 10. Abschnitt Falsche Verdächtigung (§§ 164 - 165) 11. Abschnitt Straftaten, welche sich auf Religion und Weltanschauung beziehen (§§ 166 - 168) 12. Abschnitt Straftaten gegen den Personenstand, die Ehe und die Familie (§§ 169 - 173) 13. Abschnitt Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung (§§ 174 - 184j) […]

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D. Welche Formen der Kriminalität gibt es? Alltagskriminalität Mit Alltagskriminalität sind die Delikte gemeint, die von vielen Bürgern nicht einmal als Gesetzesverstoß gewertet werden, die sogenannten Bagatelldelikte. Massenkriminalität Der Begriff ist wissenschaftlich umstritten. Mit Massenkriminalität bezeichnet man die statistisch am häufigsten vorkommenden Deliktfälle bei denen von der organisierten Kriminalität und der Schwerkriminalität / Gewaltkriminalität abgegrenzt wird. Kleinkriminalität Dieser Begriff beschreibt die minder schweren Formen von Kriminalität. Das sind rechtlich weniger relevante Delikte, wie Hehlerei oder auch Urheberrechtsverletzungen, also ebenfalls eher Bagatelldelikte. Kavaliersdelikte Mit dem Begriff 'Kavaliersdelikt' beschreibt der allgemeine Wortgebrauch ein Vergehen, das nicht als gesellschaftlich ehrenrührig angesehen wird.

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D. Welche Formen der Kriminalität gibt es? Schwer- und Schwerstkriminalität Ebenfalls ein unbestimmter, nicht präzise definierter Begriff. Hier ist unter anderem die organisierte Kriminalität gemeint, genauso könnten es aber Verbrechen gegen die Menschlichkeit sein, besonders brutale Vorgehensweise bei einem entsprechend gewichteten Verbrechen etc. Straßenkriminalität Hier sind alle Straftaten gemeint, die sich auf Straßen oder öffentlichen Wegen und Plätzen ereignen oder einen Bezug zu ihnen haben. Wirtschaftskriminalität (white collar crime) Dies sind Straftaten mit wirtschaftlichem Bezug. Entsprechend geartete Straftaten können sich gegen andere Unternehmen wenden, gegen Privatpersonen oder auch gegen die Staatsgewalt. Umweltkriminalität Hier sind das Recht verletzende Handlungen gemeint, wenn es um Normen geht, die zum Schutz der Umwelt aufgestellt worden sind.

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E. Was wissen wir über Kriminalität? Und woher?

• Polizeiliche Kriminalstatistik • verschiedene Lagebilder des Bundeskriminalamts

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Quelle: PKS Jahrbuch 2017, Band 1 Fälle Aufklärung Schaden, 65. Auflage, S. 11

Quelle: PKS Jahrbuch 2017, Interaktive Karte, Kurzinformationen zu Fällen, Tatverdächtigen und Opfern für jedes Bundesland: Berlin

Quelle: PKS Jahrbuch 2017, Interaktive Karte, Kurzinformationen zu Fällen, Tatverdächtigen und Opfern für jedes Bundesland: Berlin

Quelle: PKS Jahrbuch 2017, Band 1 Fälle Aufklärung Schaden, S. 6

• Polizeiliche Kriminalstatistik • verschiedene Lagebilder des Bundeskriminalamts

E. Was wissen wir über Kriminalität? Und woher?

Polizeiliche Kriminalstatistik P: Hellfeld/Dunkelfeld P: Einfluss von Medien P: (begrenzte) Aussagekraft Forschung • Quantitative Methodik

• Qualitative Methodik

• „mixed-methods“

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F. Was tut der Staat gegen Kriminalität? Maßnahmen gegen Kriminalität: • (Straf-)Recht und seine Durchsetzung

• Polizeipräsenz

• Präventionsmaßnahmen

• „Einflussnahme“ auf den öffentlichen Raum

• Bsp. Videoüberwachung

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