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Österreichische Post AG / Sponsoring Post 03Z035316 S Verlagspostamt 1070 Wien WASSERKRAFT www.kleinwasserkraft.at Ausgabe 38/Dezember 2012 Was braucht der Fisch? Seite 6 Parteienstellung und Rechte der Fischerei Seite 8 Beitrag zur Versorgungssicherheit Seite 26 Wasserkraft in den USA Seite 41 Jahrestagung Kötschach-Mauthen Informativ & international Seite 2 Das Magazin des Vereins Kleinwasserkraft Österreich Foto: Fotolia

· PDF file2 WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 12 Liebe Wasserkraft-FreundInnen! Christoph Wagner, Präsident Kleinwas-serkraft Österreich Christoph Wagner, Präsident

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WASSERKRAFT

www.kleinwasserkraft.at

Ausgabe 38/Dezember 2012

Was braucht der Fisch? Seite 6

Parteienstellung und Rechte der Fischerei Seite 8

Beitrag zur Versorgungssicherheit Seite 26

Wasserkraft in den USA Seite 41

Jahrestagung Kötschach-Mauthen

Informativ & international Seite 2

Das Magazin des Vereins Kleinwasserkraft Österreich

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2 WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 122

Liebe Wasserkraft-FreundInnen!

Christoph Wagner,Präsident Kleinwas-serkraft Österreich

Christoph Wagner, Präsident Kleinwasserkraft Österreich

Die jährliche Konferenz von Klein-wasserkraft Österreich gilt als der wichtigste Treffpunkt der Branche und fand heuer in Kärnten statt. Über 300 TeilnehmerInnen folgten hoch-karätigen Fachvorträgen, interes-santen Exkursionen und besuchten die informative Firmenausstellung. Gemeinsam wurden auch aktuelle Themen und Herausforderungen der Kleinwasserkraft diskutiert.

Zu Gast in der Energie-Mustergemeinde Kötschach- Mauthen

Zur Eröffnung der Jahrestagung spra-

chen Präsident Christoph Wagner, der

Kärntner Landessprecher von Kleinwasser-

kraft Österreich, Manfred Brunner, LAbg.

und SPÖ-Klubobmann Ing. Reinhard Rohr

als Vertreter der Kärntner Landes rätin für

Energie, Mag. Beate Prettner, und der Bür-

germeister von Kötschach-Mauthen, Wal-

ter Hartlieb. Wagner begrüßte die zahl-

reichen Gäste und verwies darauf, dass

die hohe BesucherInnenzahl beim Bran-

chentreffen nicht nur die Bedeutung der

Kleinwasserkraft deutlich macht, sondern

auch zeigt, dass sich die Branche inten-

siv mit vielen Herausforderungen zu befas-

sen hat. Walter Hartlieb meinte, dass sich

Kötschach-Mauthen auch als die Wiege

der Wasserkraft versteht, denn hier wurde

das erste Wasserkraftwerk Österreichs er-

richtet. Landessprecher Brunner ergänzte,

dass die Wasserkraft mit 270 Anlagen in

Informativ & international – das war die J ahrestagung 2012

EDITORIAL

Fischwanderhilfen – ein Thema, das mich seit

zwei Jahrzehnten sehr intensiv beschäftigt.

Um zu verstehen, worum es dabei geht, habe ich

sehr bald begonnen, entsprechende Publikationen

und Fachbücher zu lesen und mich mit Fachexper-

tInnen und deren Meinung auseinanderzusetzen.

Schließlich habe ich auch selbst Fischwanderhilfen

errichtet und immer wieder versucht, herauszufin-

den, ob diese auch funktionieren. Dabei wusste ich

immer schon, dass Fische nicht ganz dumm sind,

ist es doch äußerst schwierig, sie mit bloßen Hän-

den zu fangen. Ich habe auch gelernt, dass Fische,

wenn sie wandern wollen, viel in Kauf nehmen und

selbst beobachtet, wozu Forellen im Stande sind,

sofern sie nicht aus einem Besatz stammen. Ich

habe Nasen beobachtet, wie sie über Rampen gezogen sind, die so steil

waren, dass man sie per Fuß ohne Hilfsmittel nicht überwinden konnte.

Jetzt liegt ein Leitfaden des Lebensministeriums vor, der ein Bild zeichnet,

das von meinen Beobachtungen doch stark abweicht: demnach wandern

Fische nur in tiefem Wasser mit fast keiner Strömung. Darin werden Rie-

senfischwanderhilfen vorgeschrieben, teilweise größer als Badezimmer und

Vorraum zusammen, um Fische mit einer theoretischen Größe von 60 cm

unterzubringen. Wenn es einen wissenschaftlichen Beweis dafür gäbe,

dass das, was uns SteuerzahlerInnen damit aufgebrummt werden soll,

auch notwendig ist, hätte ich damit kein Problem! Leider habe auch ich

nur ein paar wenige Beweise für das Gegenteil zu dem, was uns da blüht.

Dieses ungesicherte Vorgehen verursacht nach ExpertInnenaussagen so

rund 1,5 bis 2 Mrd. Euro Kosten. Ganz klar also, dass hier nicht unverant-

wortlich schnell umgesetzt werden darf! Die Schaffung der Durchgängigkeit

an 27.000 der 30.000 Querbauwerken, an denen keine Kraftwerksanlage ist,

zahlen die SteuerzahlerInnen. Da sollte doch sehr genau geprüft werden, ob

man nicht mit kleineren, kostengünstigeren Bauwerken den gleichen Erfolg

erzielen kann. Wir haben in unzähligen Gesprächen, Briefen und Stellung-

nahmen darauf hingewiesen, wie es gehen könnte – blieb das ungehört?

In unzähligen Gesprächen und Stellungnahmen hätten wir aufgezeigt, wie mit geringeren Kosten die gleichen Erfolge erzielt werden könnten. Christoph Wagner

Präsident Christoph Wagner freute sich über die vielen BesucherInnen – das zeigt die Bedeutung der Kleinwasserkraft.

xxxxxxxxxx

3 Ausgabe 38/Dezember 12

Kontakt:Tel.: 01 522 07 66E-Mail: [email protected]

KOMMENTAR

3

DI Martina Prechtl-Grundnig,Geschäftsführerin Kleinwasserkraft Österreich

DI Martina Prechtl-Grundnig,Geschäftsführerin Kleinwasserkraft Österreich

ganz Kärnten, die etwa 210.000 Haushalte

versorgen, im ganzen Bundesland einen

wesentlichen Beitrag zur Energieversor-

gung liefert. Klubobmann Rohr hob her-

vor, dass das Land nicht nur am Stromsek-

tor, sondern auch bei der Wärmeversor-

gung auf Basis von erneuerbaren Energien

einiges vorzuweisen hat.

Nach den Begrüßungen stellte Ing. Wilfried

Klauss, Chef der AAE Naturstrom GmbH

und Wasserkraftpionier, die Energieregi-

on Kötschach-Mauthen näher vor und gab

einen Überblick über die zahlreichen Anla-

gen, mit denen sein Unternehmen 100 %

Ökostrom aus Wasserkraft, Windkraft,

Photovoltaik und Biomasse erzeugt.

Vermarktung von Strom aus Kleinwasserkraftanlagen

Im anschließenden 1. Themenkreis wurden

Vermarktungsmöglichkeiten für die Klein-

wasserkraft beleuchtet. Rechtsanwalt Dr.

Paul Oberndorfer sprach über den recht-

lichen Rahmen zur Stromvermarktung. Da

die Stromversorgung in Österreich grund-

sätzlich auf dem Konzessionswesen ba-

siert, ist der Betrieb eines Stromverteiler-

netzes nur mit einer entsprechenden Kon-

zession erlaubt. „Einzige Ausnahme sind

Direktleitungen, zum Beispiel zur Versor-

gung eigener Betriebsstätten“, so Obern-

dorfer. Er erklärte darüber hinaus, wie es in

Zu Gast in der Energie-Mustergemeinde Kötschach- Mauthen

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Informativ & international – das war die J ahrestagung 2012

diesem rechtlichen Rahmen für Kraftwerks-

betreiberInnen möglich ist, etwa Nachba-

rInnen mit Strom zu versorgen. Im zweiten

Vortrag des Blocks wurde ein Blick über die

Grenzen nach Deutschland geworfen, wo

für ÖkostrombetreiberInnen die Möglich-

keit geschaffen wurde, den eigenen Strom

abseits der Tarifförderung des Erneuerbare

Energien-Gesetzes zu vermartken – sozu-

sagen als Übergangshilfe vom Förderre-

gime in den freien Markt. Der Referent DI

Christian Meyer bemängelte dabei, dass

die Politik ständig die Vermarktungsbedin-

gungen für GrünstromhändlerInnen ändert.

Er zeigte aber auch, dass erneuerbare En-

ergien in Wahrheit den Strompreis sen-

ken, was daran erkennbar ist, dass die re-

levanten Börsenpreise seit dem Abschal-

ten einiger Atommeiler in Deutschland ge-

sunken sind. Zum Abschluss des Themen-

blocks stellte Alexander Thuma von der

EXAA – Abwicklungsstelle für Energiepro-

dukte AG – ein neues Grünstromprodukt

für Strom aus Wasserkraft vor, mit dem an

der österreichischen Stromhandelsbörse

nun gelabelter Ökostrom am Spotmarkt ge-

handelt werden soll.

Die Kleinwasserkraft im Stromnetz

Nach einer Pause, die zum Besuch der

Fachausstellung der Firmen im Wasser-

kraftsektor, aber auch für persönliche

Bilanz am Jahresende

Das Jah r 2012

geht zu Ende

– Zeit, Bilanz zu zie-

hen. Auf der Ebene

der rechtlichen Rah-

menbedingungen be-

schäftigten uns heu-

er besonders der Kri-

terienkatalog Was-

serkraft, die Sanie-

rungsverordnungen

der Länder zur Um-

setzung von Wasser-

rahmenrichtlinie und

Nationalem Gewäs-

serbewirtschaftungsplan, eine Novelle

des UVP-Gesetzes, die neue Ökostrom-

tarifverordnung, der Leitfaden zur Errich-

tung von Fischaufstiegshilfen, aber auch

internationale Guidelines für die zukünf-

tige Ausrichtung der Wasserkraftnutzung.

Manches unserer Ziele konnten wir dabei

erreichen, bei so manchen Punkten wehte

der Gegenwind aber zu rau. Die größten

Projekte im Bereich der Öffentlichkeitsar-

beit waren die neue Website, unsere neue

Facebook-Seite und die sehr positive Stra-

ßenbefragung zur Meinung über Wasser-

kraft. In den Bundesländern konnte die Re-

vitalisierungsberatung um das Bundesland

Salzburg ausgeweitet werden. Wichtig war

auch heuer ein möglichst intensiver inter-

nationaler Austausch. Bei Ihnen, unseren

Mitgliedern, bedanken wir uns recht herz-

lich, denn erst Sie machen unseren Einsatz

möglich. Wir wüschen frohe Weihnachten

und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Ihre

Präsident Christoph Wagner freute sich über die vielen BesucherInnen – das zeigt die Bedeutung der Kleinwasserkraft.

WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 124

JAHRESTAGUNG 2012

Gespräche genutzt wurde, machte das

Ausstellerforum mit Firmenpräsentationen

den Auftakt zur zweiten Session über die

Aspekte der Kleinwasserkraft im Strom-

netz. Dr. Alfons Haber referierte über die

technischen Aspekte und ging der Frage

nach, wie sich Kleinwasserkraftanlagen

im Netz verhalten. Es sei keine allgemeine

Aussage zur Be- und Entlastung von Net-

zen durch Kleinwasserkraftwerke mög-

lich, da dies von mehreren Faktoren ab-

hängt. Jedoch liefert die Wasserkraft ei-

nen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der

Netzstabilität und der Versorgungswieder-

aufnahme nach Netzausfällen. Was Smart

Grids und Smart Metering für die Wasser-

kraft bedeutet, erläuterte Dr. Markus Gilbert

Bliem (IHS Kärnten). Kurzfristig seien da-

bei nur geringe Auswirkungen zu erwar-

ten, da sich Maßnahmen in den nächsten

Jahren primär auf die Verbraucherseite

und die Netzmodernisierung konzentrieren

werden. Langfristig ist jedoch mit einer

dynamischeren Rolle der Wasserkraft als

„Smart Grid Player“ in einem intelligenten

Netz zu rechnen. Der dritte Vortrag handel-

te von den rechtlichen Aspekten der Klein-

wasserkraft im Stromnetz. Dr. Wolfgang

Urbantschitsch (E-Control) erläuterte die

Rechte und Pflichten der Kleinwasserkraft-

betreiberInnen im Stromnetz. Die Fachex-

kursionen am Freitagnachmittag waren der

Energieregion Kötschach-Mauthen gewid-

met. Neben Wasserkraftwerken wurden

auch ein Sonnenkraftwerk und die Berg-

windkraft am Plöckenpass besucht.

Rechtsprechung aus dem Wasserrecht

Der Samstag begann mit rechtlichen The-

men. Dr. Roland Zauner präsentierte ak-

tuelle Rechtsprechung zum Wasserrecht.

Anschließend erläuterte Dr. Georg Eisen-

berger das Bewilligungsverfahren zum

Kraftwerksprojekt „Schwarze Sulm“. Er

brachte die langwierige Geschichte des

Verfahrens zum Gefallen des Publikums

sehr humorvoll dar.

Fischaufstiegshilfen

Im letzten Themenblock wurden Fisch-

wanderhilfen thematisiert. Von Frau

Dr. Veronika Koller-Kreiml wurde der neu-

este Entwurf eines Leitfadens zur Errich-

tung von Fischwanderhilfen präsentiert.

Mehr zu diesem Thema erfahren Sie in

einem gesonderten Artikel in dieser Aus-

gabe (Seite 6-7). Auch bei den Fischauf-

Die Fachausstellung bot wieder sehr viele interessante Informationen für die BesucherInnen.

WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 12 5

JAHRESTAGUNG 2012

stiegshilfen wagten wir einen Blick nach

Deutschland. DI Ulrich Dumont stellte das

in Endfertigung befindliche Regelwerk zu

Fischaufstiegshilfen – die DWA M 509 –

vor. Das Thema Fischaufstieg wurde mit

der Präsentation der innovativen Wasser-

kraft-Fisch-Schnecke von Walter Albrecht

abgeschlossen. Präsentiert wurde diese

von DI Dr. Günther Unfer (Universität für

Bodenkultur), welcher der Erfindung ein

sehr gutes Zeugnis ausstellte. (Mehr dazu

siehe „Wasserkraft“-Ausgabe Juli 2012)

Kleinwasserkraft und deren Zukunft im Lichte der europä- i schen Rahmengesetzgebung

Abschließend wurde in internationaler Run-

de über die Kleinwasserkraft im Umfeld

der europäischen Gesetzgebung diskutiert.

Insbesondere wurde die uneinheitliche

Auslegung der Wasserrahmenrichtlinie in

den einzelnen Mitgliedsstaaten erläutert

und ihr Spannungsfeld zur Erneuerbare-

Energien-Richtlinie. Nino Frosio von der

APER (Italian Hydroelectric Energy Produ-

cers Association) stellte dar, dass die ein-

heitliche Umsetzung der WRRL zwar in

der Theorie gut funktioniert, in der Pra-

xis jedoch Unterschiede in der Umsetzung

zwischen einzelnen Ländern Fakt sind.

Ähnlich sah es auch Präsident Christoph

Wagner. Er stehe 100 % hinter dem öko-

logischen Gedanken. Oft seien aber noch

zu wenige Erkenntnisse für eine sensi-

ble Umsetzung der WRRL gegeben. Man

könne auch nicht 100 Jahre an Wasser-

kraft und Schutzwasserbau in nur 5 Jah-

ren komplett umdrehen. Marta Moren

Info

Hauptsponsoren

• Andritz Hydro GmbH

• Duktus Tiroler Rohrsysteme GmbH

• EFG Turbinen und KW Anlagenbau GmbH KG

• Maschinenbau Unterlercher GmbH

• KELAG-Kärntner Elektrizitäts-Aktien-

gesellschaft

Weitere Sponsoren• Alpe Kommunal- und Umwelttechnik

GmbH & Co KG

• BHM Ingenieure – Engineering und

Consulting GmbH

• Braun Maschinenfabrik GmbH

• Ecofluid Handels GmbH

• Eisenberger & Herzog RA GmbH

• Etertec GmbH & Co KG

• Geotrade HandelsgmbH

• Global Hydro Energy GmbH

• Haacon Hebetechnik GmbH

• Hobas Rohre GmbH

• Kössler GmbH

• MABA Fertigteilindustrie GmbH

• RSE Informationstechnologie GmbH

• Schubert Elektroanlagen GmbH

• Strasser & Gruber GmbH

• WWS Wasserkraft GmbH & Co KG

Abat von der DG Environment in Brüssel

stimmte zu, dass es zwischen den immer-

hin 27 Ländern, welche die WRRL umset-

zen, noch Unterschiede gibt. Man sei aber

auf einem guten Weg und die handelnden

Parteien nähern sich immer mehr aneinan-

der an. Österreich sei ein sehr gutes Bei-

spiel für die Umsetzung von zwei schein-

bar gegensätzlichen Richtlinien.

Für Barbara Pucker von der Kärntner Lan-

desregierung stellt die Unterschiedlichkeit

der Umsetzung der WRRL in den verschie-

denen Ländern kein Problem dar. Es wer-

de oft unterschätzt, dass auf politischer

Ebene ein sehr enges Netzwerk vorhan-

den sei, das von der EU in Brüssel bis zu

den ausführenden Behörden reicht. Auch

ESHA-Präsident Marko Gospodjinac ki hielt

wenig von einer überhasteten Umsetzung

der WRRL. Diese würde nur zu hohen Kos-

ten führen und eine „Lose-lose-Situation“

anstelle einer „Win-win-Situation“ für alle

Beteiligten schaffen. Der ESHA-Präsident

übte aber auch Kritik an der Polemisierung

anderer Gruppierungen: „Der Kleinwasser-

kraft wird oft unterstellt, ihr Zweck sei in

erster Linie die Tötung der Fische! So wer-

den Kleinwasserkraftwerke von mancher

Seite auch als ‚Rotstrom-Produzenten‘ dis-

kreditiert“, meinte Gospodjinac ki. Er ver-

misst die stärkere Betonung des positiven

ökologischen Effekts der Wasserkraft.

Die Exkursion am Samstagnachmittag

führte schließlich ins Lesachtal (mehr da-

zu auf den Seiten 14-15). Bei einem ge-

mütlichen Abschiedsumtrunk bei der Wall-

fahrtskirche Maria Luggau klang die Jah-

restagung 2012 schließlich aus.

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Das Führungsteam von Kleinwasserkraft Österreich freute sich über die gelunge Jahrestagung.

WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 126

AKTUELL

Noch heuer soll ein Österreichischer Leitfaden für die Errichtung von Fischwanderhilfen fertig gestellt werden. Nach mehreren Anläufen wurde nun der dritte Entwurf dafür vom Ministerium herausgegeben und zur Diskussion gestellt. Kleinwasserkraft Österreich hat sich umfassend dazu geäußert.

Le i t f aden F i schau fs t i egsh i l f en

Was braucht der Fisch?

Der Leitfaden zum Bau von Fischwan-

derhilfen soll eine Unterstützung bei

der Planung von solchen Anlagen darstel-

len. Im Leitfaden sind daher Kriterien für

die Planung und den Bau von Fischauf-

stiegshilfen festgelegt, die bei fachge-

rechter Umsetzung gewährleisten, dass

die Fischaufstiegshilfe funktionsfähig ist.

So steht es in der Einleitung des im Ok-

tober vorgelegten Entwurfs. So weit, so

gut! Das ist ja grundsätzlich begrüßens-

wert und gibt Sicherheit. Nicht so, wenn

das Regelwerk, welches das Maß aller

Dinge für den zukünftigen Bau von Fisch-

wanderhilfen darstellt, überschießende

Bestimmungen enthält.

Kleinwasserkraft Österreich hat den Ent-

wurf des Ministeriums genau unter die

Lupe genommen und eine umfassende

Stellungnahme dazu abgegeben. Hier

finden Sie eine Zusammenfassung der

wichtigsten Kritikpunkte: Zu den Grund-

überlegungen beim Bau einer Fischwan-

derhilfe gehört, in welcher natürlichen

Fischregion sich das Wanderhindernis

befindet und welche Fische dort zu be-

rücksichtigen sind. Jetzt ist das doch ei-

ne sehr grobe Einteilung, wenn man be-

denkt, dass etwa die Gewässer der Fisch-

region „Hyporhithral mittel“ Abflussver-

hältnisse von 2 m³ bis 20 m³ aufweisen.

Für die gesamte Region ist im Leitfaden-

entwurf der Huchen mit einer Länge von

80 cm als maßgebender Fisch festge-

legt. Dementsprechend ist die Dimensi-

onierung der Fischwanderhilfe vorzuneh-

men. Kleinwasserkraft Österreich vertritt

die Meinung, dass hier nicht alles über ei-

nen Kamm geschert werden kann. Auch

innerhalb einer Fischregion muss es den

natürlichen Bedingungen folgend Abwei-

chungsmöglichkeiten zu den Richtwerten

geben, um nicht durch unnötig große Aus-

legungen bei geringen

Abflüssen überschie-

ßend zu werden. Nun

wird zwar irgendwo im

Leitfaden auf diese Ab-

weichungsmöglichkeit hingewiesen, doch

muss dieser Hinweis viel deutlicher ge-

macht werden und sich bei allen Tabel-

len mit Bemessungswerten wiederfin-

den. Hierzu ist auch zu sagen, dass deut-

lich zwischen Bemessungswerten und

solchen unterschieden werden muss, die

sich rechnerisch aus der Kombination von

Werten ergeben. Das ist im Sinne einer

flexiblen Handhabung und dem sensiblen

Herantasten an das nötige Maß ganz wich-

tig! Die Dotation der FAH ist zum Beispiel

ein solcher rechnerisch ermittelter Wert.

Sie darf nicht zu einer zusätzlichen Min-

destanforderung werden. Denn bei der

Kalkulation von Dotationen können unter-

schiedliche Annahmen in Bezug auf Sohl-

rauigkeit und Ausformung der Übergangs-

schwelle unterstellt werden, die zu ganz

unterschiedlichen Ergebnissen führen.

Bei der Dimensionierung von Becken, Tie-

fen, Schlitzweiten etc. sind die Fischlän-

gen, - breiten und -höhen relevant. Lei-

der fällt im Leitfadenentwurf auf, dass

immer wieder auf die größten Ausprä-

gungen von Fischen Bezug genommen

wurde, was sich natürlich nachteilig im

Hinblick auf Errichtungskosten und Do-

tationserfordernisse auswirkt. Maßgeb-

lich ist ein repräsentativer Durchschnitt

und nicht Einzel exemplare. Probleme gibt

es auch mit den Wassertiefen und den

Energiedissipationsvorgaben. Die Vor-

gaben dazu sind im

österreichischen Leit-

faden oftmals strenger

als in anderen europä-

ischen Regelwerken.

Haben die etwa andere Fische? Wohl

nicht! Scheinbar ist man anderorts der

Auffassung, dass es weniger auch tut,

um einen erfolgreichen Aufstieg der

Fische sicherzustellen. Beispiele von be-

stehenden Fischwanderhilfen – auch

in Österreich – zeigen, dass geringere Foto

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Es dürfen nicht alle Gewässer über einen Kamm geschert werden.

Vor allem bei den Kriterien zur Dimensionierung der FAH sehen wir noch Optimierungspotenzial.

WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 12 7

AKTUELL

Tiefen und eine höhere Energiedissi-

pation dem Fischaufstieg nicht entge-

genstehen. Etwa 40 cm bei einem Ge-

wässer im „Metarhitrhal klein“, wo laut

Leitfaden nun 55 cm gefordert werden;

oder die beobachtete Wanderung von

Huchen bei 65 cm Wassertiefe, wo laut

Leitfaden 100 cm gefragt sind. Bei der

Energiedissipation von 180 W/m³ kam

man in einem Praxisbeispiel bei der Funk-

tionskontrolle zu einem positiven Ergeb-

nis, wobei jedoch angemerkt wurde, dass

wenige schwimmschwache Jungfische

aufstiegen. Das brachte man im Ergeb-

nis der Funktionskontrolle aber nicht so

sehr mit der hohen Energiedissipation

in Verbindung, son-

dern vielmehr mit

d e r m a n g e l n d e n

Motivation dieser

Altersstadien, Wan-

derungen durchzuführen. Der Leitfaden

sieht nun für die besagte Fischregion ei-

nen Grenzwert von 130 W/m³ vor. Da

liegt wohl noch einiges zwischen diesen

beiden Werten, zum Beispiel einige cm

an Beckendimensionierung! Warum soll

man hierzulande durch überzogene Vor-

gaben hohe Baukosten und hohe Ener-

gieproduktionsverluste in Kauf nehmen?

Besonders ärgerlich sind die Aufrun-

dungen, die sich im Leitfadenentwurf fin-

den. Etwa was die Schlitzweiten anbe-

langt. Als Mindestschlitzweite gilt 3-mal

die Fischbreite. Bei einem 6,5 cm breiten

Fisch wird aber die geforderte Schlitzwei-

te auf 25 cm aufgerundet. Und da bei Be-

ckenpässen ein Sicherheitsaufschlag von

1,5 zu kalkulieren ist, also Fischbreite mal

4,5, wird daraus dann, vom bereits aufge-

rundeten Wert im Schlitzpass ausgehend,

eine Breite am Be-

ckenübergang von

38 cm. Diese Run-

dungen bedeuten

natürlich mehr Was-

ser! Mit der Sicherheit, die dadurch erzielt

werden kann, kann sicher nicht argumen-

tiert werden. Denn Fische können auch

bei Schlitzen, die weniger als ihrer drei-

fachen Körperbreite entsprechen, verlet-

zungsfrei durchschwimmen. Ein aufrun-

den ist daher nicht erforderlich!

Zu guter Letzt geht es auch noch um das

Thema der Funktionskontrolle: Kleinwas-

serkraft Österreich ist der Ansicht, dass

es bei Einhaltung der Vorgaben aus dem

Leitfaden, die ja mit hoher Sicherheit eine

Funktionsfähigkeit gewährleisten, nicht

auch noch die Vorschreibung einer biolo-

gischen Untersuchung geben darf. Eine

Überprüfung anhand von abiotischen Pa-

rametern muss ausreichen. Die Stellung-

nahme von Kleinwasserkraft Österreich

im Detail finden Sie auf unserer Web-

site www.kleinwasserkraft.at. Möglicher-

weise überschneidet sich das Erschei-

nen dieser Ausgabe des Magazins mit der

Herausgabe eines fertigen Leitfadens. Bis

dahin bringt sich Kleinwasserkraft Öster-

reich intensiv in die Diskussionen ein, mit

dem Bemühen, zu einem anwendbaren

Ergebnis zu kommen, welches sowohl

einen gesicherten Fischaufstieg als auch

eine maßvolle Umsetzung von diesem

garantiert.

Wir bringen unsere Kritikpunkte weiter ein, um zu einem anwend-baren Ergebnis zu kommen.

WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 128

„Das Maß und die Art der zu bewilligenden Wasserbenutzung ist derart zu bestimmen, dass das öffentliche Inte-resse nicht beeinträchtigt und bestehende Rechte nicht verletzt werden. Als bestehende Rechte sind rechtmäßig geübte Wassernutzungen mit Ausnahme des Gemeingebrauchs, Nutzungsbefugnisse nach § 5 Abs. 2 (Anm. Pri-vatgewässer) und das Grundeigentum anzusehen.“

Rech t l i che Bes t immungen und ak tue l l e Jud ika tu r zu

Parteienstellung und Rechte der Fischerei

D ies ist der Text des § 12 Abs.1 und

2 Wasserrechtsgesetz (WRG). Er

stellt eine „Grundsatznorm“ dar, nach

der das wasserrechtliche Ermittlungsver-

fahren auszurichten ist. Es sind also im

WR-Verfahren neben den Aspekten öf-

fentlicher Interessen (§ 105) alle Rechts-

beziehungen zwischen den Beteiligten

(§ 102 – Parteien) zu erörtern. Dabei gilt

als wesentlicher Grundsatz, dass fremde

Rechte, wie oben angeführt, nicht ge-

fährdet werden dürfen. Es

ist spätestens im Ver-

fahren daher entwe-

der für einen Aus-

gleich zwischen

b e a n t r a g t e m

Recht und beste-

henden Rechten

zu sorgen, oder,

w e n n d i e V o -

raussetzungen

nach § 60ff WRG

(Anm.: Zwangs-

rechte) vorliegen,

für die Einschrän-

kung oder Besei-

tigung entgegenstehender Rechte zu

sorgen. Rechte im obgenannten Sinn

vermitteln auf Grund des § 102 Abs.1

lit.b Parteistellung,

wenn durch das zur

Bewil l igung bean-

tragte Vorhaben ei-

ne Berührung die-

ser Rechte möglich bzw. nach Lage der

Dinge nicht auszuschließen ist. Ob nun

tatsächlich eine Verletzung stattfindet,

ist Gegenstand des Verfahrens, berührt

jedoch die Parteistellung grundsätzlich

nicht.

Dazu auch die jüngere Judikatur des

VwGH, wonach bereits die potenzielle

Beeinträchtigung von Rechten im Sinne

des § 12 Abs. 2 ausreicht, um die Partei-

stellung zu begründen. Sie ist nicht da-

von abhängig, dass tatsächlich in ge-

schützte Rechte eingegriffen wird. Und

weiter: Es reicht für die Verneinung der

Parteistellung nicht aus, dass durch Vor-

schreibung von Nebenbestimmungen im

Bescheid über einen Antrag ein Eingriff

in wasserrechtlich geschützte Rechte

verhindert wird. Entscheidend ist, ob

die Möglichkeit einer Beeinträchtigung

besteht. Nur wenn eine solche Mög-

l ichkeit nicht besteht,

kann die Parteistellung

verneint werden. Dabei

ist zu beachten, dass

z. B. beim Grundeigen-

tum dieser Eingriff ein substanzieller

sein muss. Also Nachbarschaftsrechte

wie im Bau- oder Gewerbeverfahren

sind dem WRG fremd. Neben diesen

Rechten sind im WR-Verfahren in unter-

schiedlichem Ausmaß auch bestimmte

Rechte anderer Rechtsträger zu berück-

sichtigen. Im schon zit. § 102 Abs. 1 lit.b

sind u. a. auch die Fischereiberechtigten

gemäß § 15 Abs. 1 als Parteien ausge-

wiesen. Dazu der Text des § 15 Abs. 1:

„Die Fischereiberechtigten können an-

lässlich der Bewilligung von Vorhaben

mit nachteiligen Folgen für ihre Fisch-

wässer Maßnahmen zum Schutz der Fi-

scherei begehren. Dem Begehren ist

Rechnung zu tragen, insoweit hiedurch

das geplante Vorhaben nicht unverhält-

nismäßig erschwert wird. Für sämtliche

von Dr. Oswa ld Fo l l ne r

RECHT

Das Fischereirecht ist in den Fischereigesetzen der Länder geregelt.

WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 12 9

RECHT

aus einem Vorhaben erwachsenden ver-

mögensrechtlichen Nachteile gebührt

den Fischereiberechtigten eine ange-

messene Entschädigung.“

Eine Fischereiberechtigung ist daher kein

wasserrechtlich geschütztes Recht im

Sinne des 㤠12 Abs. 2, sie unterliegt

n icht d ieser Best immung, sondern

der Sondervorschrift des § 15. Das

Fischereirecht zählt nicht zu den Was-

serrechten, da es nicht im WRG, son-

dern in den Fischereigesetzen der Län-

der geregelt ist. Ebenso ergibt sich aus

der Sonderregelung des § 15, dass es

keine Nutzungsbefugnis nach § 5 Abs. 2

darstellt. Da es ein Zueignungsrecht

(§ 383 ABGB) darstellt, das zwar mit

dem Grundeigentum verbunden sein

kann, aber nicht damit verbunden sein

muss, zählt es nicht zum Grundeigen-

tum und kann demzufolge auch nicht als

bestehendes Recht im Sinne des § 12

Abs. 2 eingewendet werden.

Die Parteistellung und die Möglichkeiten,

die Parteienrechte zu artikulieren, erge-

ben sich somit ausschließlich aus § 102

und § 15 WRG. Dabei haben den Rechts-

schutz nur die Fischerei berechtigten

selbst und nicht die

PächterInnen. Wenn

man nun die Bestim-

mungen der §§ 12

und 15 vergleicht,

e rgeben s i ch k l a r

die unterschiedlichen Möglichkeiten der

nach Art des Rechtes berührten Par-

teien. Parteien mit geschützten Rech-

ten nach § 12 Abs. 2 können grundsätz-

lich ein Vorhaben, das in ihre Rechte ein-

greift, „ablehnen“. Wie weit eine sol-

che Parteienäußerung dann Aussicht

auf Erfolg hat, ist Sache des Verfahrens.

Die Ablehnung als solche ist aber eine

durchaus gesetzeskonforme Möglich-

keit. Den Fischereiberechtigten steht

diese Möglichkeit gesetzeskonform nicht

zu. So auch die jüngere Judikatur (im

Einklang mit der bisherigen Rechtspre-

chung), wonach Fischereirechte zwar im

wasserrechtlichen Verfahren unter der

Voraussetzung des § 15 Berücksichti-

gung zu finden haben, der Bewilligung

jedoch nicht grundsätzlich entgegenste-

hen. Fischereirechte stehen der Bewil-

ligung auch dann nicht entgegen, wenn

dies den einzig wirksamen Schutz der

Interessen von Fischereiberechtigten

bedeuten könnte.

Aus der Unterschiedlichkeit der Wahrung

von Parteienrechten nach § 12 und § 15

ergab sich die Frage nach dem Gleich-

heitsgebot. Diese Frage wurde vom

VfGH insoweit entschieden, als nach

dem Höchstgericht es nicht unsachlich

ist, wenn Fischereirechte nicht im glei-

chen Maß wie anderweitige Wasser-

b e n u t z u n g e n g e -

schützt werden. Es

bestehen somit we-

der unter dem Ge-

sichtspunkt des Ei-

gentumsschutzes

noch unter dem Aspekt des Gleichheits-

gebots verfassungsrechtliche Bedenken

gegen § 15 Abs. 1 WRG.

Der Fischereiberechtigte hat somit ledig-

lich die rechtliche Möglichkeit, Maßnah-

men zum Schutz der Fischerei zu verlan-

gen. Die zit. gesetzliche Bestimmung er-

legt ihm selbst die Notwendigkeit auf,

zum projektierten Vorhaben konkrete Vor-

schläge zu unterbreiten, die geeignet sind,

in den Bewilligungsbescheid als Auflagen

aufgenommen zu werden. Im Gegensatz

zu Parteien gemäß § 12 Abs. 2 hat der Fi-

schereiberechtigte aber keinen Anspruch

auf Versagung einer beantragten Bewil-

ligung. Die bisherigen Ausführungen be-

ziehen sich auf Bewilligungsverfahren und

damit die überwiegende Anzahl der Fälle

der Rechtsbeziehung zwischen Antragstel-

lerInnen und Fischereiberechtigten. Zur

Abrundung möchte ich noch auf die Judi-

katur aus der jüngsten Zeit (2012) verwei-

sen. Dabei geht es um die Rechtsposition

der Fischereiberechtigten im Falle

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Fischereiberechtigte können Maßnahmen zum Schutz der Fischerei verlangen.

Eine beantragte Bewilligung kann von Fische-reiberechtigten nicht abgelehnt werden.

WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 1210

RECHT

einer einstweiligen Verfügung durch die

Wasserrechtsbehörde. Das Höchstge-

richt führt dezidiert aus, dass in einem

Verfahren nach § 122 WRG (Anm.: Einst-

weilige Verfügung) nur die AdressatInnen

der einstweiligen Verfügung und die was-

serwirtschaftlichen Planungsorgane und,

wenn das Verfahren aufgrund eines An-

trages eingeleitet wurde, die Antragstel-

lerInnen Parteistellung besitzen. Den Fi-

schereiberechtigten kommt in einem der-

artigen Verfahren keine Parteistellung zu.

Wenn auch die Möglichkeiten der Fische-

reiberechtigten, ihre Parteienrechte wahr-

zunehmen, gegenüber Parteien gemäß

§ 12 Abs. 2 eingeschränkt sind, besteht

doch bei nachteiligen Folgen eines Vorha-

bens für ihre Rechte ein Entschädigungs-

anspruch. Bis zur WRG-Novelle 1990 wa-

ren Fischereientschädigungen nur inso-

weit zuzuerkennen, als rechtzeitig und

rechtmäßig erhobenen Einwendungen

nicht Rechnung getragen wurde. Seit die-

ser Novelle besteht ein umfassender Ent-

schädigungsanspruch, unabhängig von der

Erhebung von Einwendungen.

Wenn auch für Fischereiberechtigte als

Parteien eines Verfahrens nur einge-

schränkte Möglichkeiten bestehen, die

eigene Rechtsposition wahrzunehmen,

sollte doch im Interesse sachbezogener

Lösungen von beiden Seiten „sine ira et

studio“ an ein Gespräch herangegangen

werden.

Judikaturhinweise

Bei der Jahrestagung 2012 von Kleinwasserkraft Österreich in Kötschach-Mauthen sprach Dr. Roland

Zauner, Rechtsanwalt bei Haslinger, Nagele & Partner, über die interessante und für die Kleinwasserkraft

relevante Rechtsprechung der letzten fünf Jahre. So auch zum Thema Parteienstellung. Beispiele dazu

betreffen die unten gelisteten Aspekte. Details dazu können durch Einsichtnahme in die jeweiligen Ent-

scheidungen entnommen werden. Sie können diese über www.ris.bka.gv.at im Internet abrufen.

1. Voraussetzungen der Parteistellung im wasserrechtlichen Bewilligungsverfahren: §§ 12 Abs. 2, 102 WRG; VwGH 30.09.2010, 2009/07/0001

2. Das nicht verbücherte Wasserbezugsrecht begründet keine Parteistellung im wasserrecht-lichen Bewilligungsverfahren: §§ 5 Abs. 2, 12 Abs. 2, 102 WRG; VwGH 26.04.2012, 2011/07/0082

3. Das Fischereirecht begründet kein subjektives Recht auf Versagung einer wasserrecht-lichen Bewilligung: §§ 15, 12 WRG; VwGH 24.05.2012, 2009/07/0199

4. Das Fischereirecht begründet kein subjektives Recht auf Versagung einer wasserrecht-lichen Bewilligung und keine Parteistellung in Verfahren zur Erlassung einer EV: §§ 15, 117,

122 WRG; VwGH 26.01.2012, 2010/07/0123

5. Vereinbarung zwischen KonsenswerberInnen und GrundeigentümerInnen und Parteistellung im wasserrechtlichen Bewilligungsverfahren: §§ 12 Abs. 2, 111 Abs. 3 WRG; VwGH 24.05.2012, 2010/07/0184

Die Hinweise auf weitere Rechtsprechung zu anderen Themenbereichen im Wasserrecht können unsere

Mitglieder im internen Mitgliederbereich unserer Website, bei den Downloads zur Jahrestagung 2012,

finden: www.kleinwasserkraft.at

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WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 12 11

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Die Flussperlmuschel gehört zu den am stärks-ten bedrohten Tierarten Mitteleuropas. Die zuneh-mende Verbauung und Verschmutzung der Gewäs-ser ließen die einst großen Bestände der Flussperl-muschel auf einen Bruchteil der ursprünglichen Größe schrumpfen. Heute kommt die Muschel nur noch in wenigen der ehemals muschelführenden Gewässer Ober- und Niederösterreichs vor.

Die F lusspe r lmusche l – e i n Be r i ch t von Mag . Ke rs t i n Hammer und Mag . D I Be rnha rd F rank

Ein vom Aussterben bedrohter PerlenproduzentDie Flussperlmuschel (Margaritifera

margaritifera) stellt sehr hohe Ansprü-

che an ihren Lebensraum. Muss sie auch,

denn aufgrund ihrer sesshaften Lebens-

weise ist sie besonders von ihrer Umwelt

abhängig. Eine gute Wasserqualität und

intakte Gewässerlebensräume sind die

Voraussetzungen für ihr Vorkommen. In

Europa ist diese Muschelart ausschließlich

in kalkarmen, sauerstoffreichen, nährstoff-

armen und kühlen Bächen und Flüssen

der Mittelgebirge und Niederungen nörd-

lich des Alpen-Karpaten-Bogens zu finden.

In Österreich beschränkt sich das Vorkom-

men – bedingt durch die geologischen

Gegebenheiten – im Wesentlichen auf das

Granit- und Gneishochland im Wald- und

Mühlviertel.

Keine Flussperlmuschel ohne Bachforellen

Die Fortpflanzung und somit das weitere

Bestehen dieser Art ist an die Anwesen-

heit von Bachforellen gebunden. In ihren

Kiemen tragen die weiblichen Muscheln

bis zu 10 Millionen Eier, aus denen sich

nach der Befruchtung winzig kleine Mu-

schellarven entwickeln. Die Larven wer-

den im Spätsommer von den Weibchen

ins Wasser abgegeben und verankern sich

mit Hilfe ihrer mit Haken versehenen Scha-

lenhälften im Kiemengewebe der Wirts-

fische. Einen Winter lang leben die Mu-

schellarven an den Bachforellen, ohne dass

diese Schaden nehmen, ehe sie sich im

nächsten Sommer zu Jungmuscheln ent-

wickeln. Vom Wirt abgestoßen, sinken die

winzigen Jungmuscheln zu Boden und

graben sich tief in das Lückensystem am

Gewässergrund ein. Hier verweilen sie

mindestens fünf Jahre, bevor sie als aus-

gewachsene Muscheln an die Oberfläche

wandern, um dort von kleinen im Wasser

schwebenden Nahrungspartikeln zu

ÖKOLOGIE

WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 1212

ÖKOLOGIE

leben. Ab einem Alter von 15 bis 20 Jahren

werden Flussperlmuscheln geschlechtsreif

und beginnen mit ihrem komplizierten Ver-

mehrungszyklus. Mit einer Lebenserwar-

tung von bis zu 140 Jahren gehören sie zu

den langlebigsten wirbellosen Tieren.

War die Flussperlmuschel zu Beginn des

19. Jahrhunderts noch in sehr hoher Dich-

te in Flüssen und Bächen anzutreffen, ist

ihr Vorkommen mittlerweile nur noch auf

vergleichsweise indi-

viduenarme Bestän-

de in wenigen Ge-

bieten beschränkt.

Von den ehemals in

Mitteleuropa lebenden Muscheln exis-

tieren vermutlich nur noch 2 bis 3 Pro-

zent. In Österreich wurde 1993 der Ge-

samtbestand an Flussperlmuscheln auf

rund 70.000 Individuen geschätzt. Unter-

suchungen aus den Jahren 1998 und 1999

deuten auf eine Muschelpopulation von

rund 36.000 Individuen in Niederösterreich

hin. 2008 wurden ausgewählte Bereiche

in Niederösterreich erneut untersucht:

Achtzig Prozent der Strecken wiesen da-

bei einen alarmierenden Bestandsrück-

gang auf. An 7 der 18 untersuchten Stre-

cken konnten überhaupt keine lebenden

Individuen mehr gefunden werden.

Gründe für den Bestandsrückgang

Eine der Hauptursachen für den drama-

tischen Rückgang dieser Weichtiere ist,

wie bei vielen anderen gefährdeten Ar-

ten, die schleichende Verschlechterung

ihres Lebensraumes. Die Verbauung von

Gewässern, die intensive landwirtschaft-

liche Nutzung und der damit verbundene

Nährstoffeintrag in die Gewässer setzen

dieser überaus anspruchsvollen Art zu.

Weiters können Fein sedimente, die aus

angrenzenden Äckern und Dränagelei-

tungen in das Gewässer gelangen, das

Lückensystem im Gewässergrund ver-

stopfen. Die dort lebenden Jungmu-

scheln werden dadurch schlechter mit

Sauerstoff und Nährstoffen versorgt und

sterben ab. Fisch-

b e s a t z m i t n i c h t

heimischen Fischar-

ten (Regenbogenfo-

relle und Bachsaib-

ling) kann ebenfalls gravierende Auswir-

kungen auf den Perlmuschelbestand ha-

ben, da diese Arten die heimische und

als Wirt wichtige Bachforelle verdrän-

gen, jedoch selbst nicht als Wirt geeig-

net sind.

Aufgrund ihrer Gefährdung wird die Fluss-

perlmuschel in den Roten Listen gefähr-

deter Tierarten Österreichs als „vom

Aussterben bedrohte“ Art angeführt und

ist sowohl national als auch internatio-

nal streng geschützt. Sie befindet sich

im Anhang II der Fauna-Flora-Habitat-

Richtlinie, die EU-weit den Schutz von

Lebensräumen und Tier- und Pflanzen-

arten von gemeinschaftl ichem Inter-

esse regelt. Die Mitgliedsstaaten der

Euro päischen Union müssen für Arten

des Anhangs II spe zielle Schutzgebiete

(Natura 2000-Gebiete, entspricht in NÖ

den Europaschutzgebieten) ausweisen.

In Niederösterreich liegen die Vorkom-

men der Flussperlmuschel im Europa-

schutzgebiet „Waldviertler Teich-, Heide-

und Moorlandschaft“. In der niederöster-

reichischen Fischereiordnung ist die

Fluss perlmuschel als ganzjährig geschont

aufgelistet. Somit dürfen die Muscheln,

mit Ausnahme von wissenschaftlichen

und fischereiwirtschaftlichen Untersu-

chungen, nicht gefangen werden.

Wie wir der Flussperlmuschel helfen können

Um dieser Art das Überleben zu sichern,

müssen alle nur erdenklichen Maßnahmen

zu ihrem Schutz ergriffen werden. Dazu

kann jede/r Einzelne, allen voran aber die

FischerInnen, die ja in der Regel ihre Ge-

wässer sehr gut kennen, einen Beitrag

leis ten. Am Anfang jeglicher Artenschutz-

maßnahmen steht natürlich die Kenntnis

Förderung

UFG-Förderung für Gewässerökologie – wichtige Hinweise!

Aus dem Titel „Umweltförderungsgesetz“ gibt es bekanntlich eine Bundesförderung (ergänzt durch eine Lan-

desförderung) für die Errichtung von Fischwanderhilfen. Die Bundesförderung beträgt für alle Anträge, die

noch bis 31.12.2012 VOLLSTÄNDIG (inkl. wasserrechtlicher Bewilligung – jedenfalls muss bereits die was-

serrechtliche Verhandlung stattgefunden haben) bei der KPC eingereicht werden, 30 % der Investitions-

kosten. Die ergänzenden Landesförderungen variieren je nach Bundesland. ACHTUNG: Für Anträge, die ab

1.1.2013 eingereicht werden, wird die Bundesförderung um 5 % auf 25 % der Investitionskosten gekürzt.

Die Förderrichtlinien für die UFG-Förderung laufen mit Ende 2013 aus, eine Folgeregelung ist derzeit nicht

absehbar. Falls bei Ihnen die Errichtung einer Fischwanderhilfe ins Haus steht und Sie dafür die UFG-För-

derung in Anspruch nehmen möchten, kümmern Sie sich rechtzeitig darum! Solche Projekte brauchen

einen gewissen Vorlauf!

Die Flussperlmuschel steht auf der Roten Liste gefährderter Tierarten in Österreich.

Intakte Gewässerlebensräume sind für die Flussperlmuschel überlebenswichtig.

WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 12 13

ÖKOLOGIE

über ihre Verbreitung und die noch vorhan-

denen (Rest-)Bestände. Ist nun ein Perl-

muschelvorkommen in einem Gewässer

bekannt, sollte dieses unbedingt bei der

zuständigen Stelle, in diesem Fall beim

Landesfischereiverband Niederöster reich

oder bei der Abteilung Naturschutz des

Amtes der nö. Landesregierung, gemeldet

werden. Die ArtenschutzexpertInnen kön-

nen dann über weitere Schritte oder nöti-

ge Maßnahmen beraten. Neben dem in-

folge der Umweltveränderungen schlei-

chenden Rückgang der Bestände gibt es

aber immer wieder auch akute Bedro-

hungsszenarien – vor allem bei der Aus-

baggerung von Mühlbächen, die aus ver-

schiedenen Gründen ein beliebtes Rück-

zugsareal der Muscheln sind.

Wenn nun eine Baggerung unvermeid-

bar ist, sollte dies unbedingt gemeldet

werden, damit ExpertInnen das Gewäs-

ser nach Muscheln absuchen können.

Je nach Vorhandensein und Größe des

Bestandes muss dieser in der Folge ge-

borgen und umgesetzt werden, oder es

wird eine möglichst schonende Vorge-

hensweise bei der Räumung eingehal-

ten. Generell wäre es am besten, nicht

den gesamten Mühlbach auf einmal zu

räumen, sondern etappenweise über ei-

nen Zeitraum von mehreren Jahren. Vor

jeder Etappe könnte der zu räumende Ab-

schnitt abgesucht und die Muscheln in

die nicht für die Räumung vorgesehenen

Bereiche umgesetzt werden. Das Räum-

gut sollte vorsichtig flächig aufgebracht

werden, damit es auf darin enthaltene

Lebendtiere untersucht werden kann.

Die Lebendmuscheln können dann in den

Bach zurückgesetzt werden. Geschieht

dies in einem möglichst kurzen Zeitraum,

etwa innerhalb von 24 Stunden, haben

die Muscheln sehr hohe Überlebenschan-

cen. Sind Räumungen aus energietech-

nischen Gründen nicht unbedingt erfor-

derlich, sondern werden sie ohnehin nur

mehr aus Tradition durchgeführt, sollten

sie zum Wohle und Fortbestand der vom

Aussterben bedrohten Flussperlmu-

schel und den vielen anderen Tier- und

Pflanzen arten unterlassen werden.

Weitere Informationen zum Thema Fluss-

perlmuschel finden Sie auf der Home-

page: www.flussperlmuschel.at

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Flussperlmuscheln können bis zu 140 Jahre alt werden.

WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 1214

KRAFTWERKSBERICHT

Das Lesachtal im westlichsten Teil Kärntens ist vor allem bekannt für seine naturbelassene Schönheit und sei-ne Einheit von traditioneller und ökologischer Landwirtschaft. Im Sinne des sanften Tourismus und einer nachhal-tigen Lebensweise setzen die LesachtalerInnen dabei auch auf umweltfreundlichen Strom aus Wasserkraft.

Neues te K ra f twerks techno log ie und Müh len von anno dazuma l

Wasserkraftnutzung im Lesachtal einst & jetzt

Tal der einst hundert Mühlen

Ist man heute zu Besuch im Lesachtal –

dem Tal der hundert Mühlen – veranschau-

licht ein Ort des Tals die ursprüngliche

Lebensweise seiner EinwohnerInnen so

deutlich wie sonst keiner. Im Wallfahrtsort

Maria Luggau, unweit der im 16. Jahrhun-

dert errichteten Basi-

lika, stehen wohl die

schönsten und au-

ßergewöhnlichsten

„Wasserkraftwerke“

des Lesachtals: jene des Maria Luggauer

Mühlenwegs. Die fünf Jahrhunderte alten

Wassermühlen, die entlang des Tratten-

baches gebaut wurden, sind immer noch

im Besitz jener Bauernfamilien, nach de-

nen sie benannt wurden. Sie sind noch voll

betriebsfähig und mittlerweile zu einem

„lebendigen“ Museum geworden. Hier

kann man sich mit Arbeitsgeräten von

einst vertraut machen, zusehen wie dort

früher das Korn gemahlen wurde, oder se-

hen, was es heißt, Flachs zu brecheln.

Zur Blütezeit gab es weit mehr als 200

Mühlen in der Gegend, die nicht nur

zur Getreideverarbeitung oder als Sä-

gewerke, sondern auch für den Betrieb

von Lastenaufzügen oder zum Pflügen

der steilen Hänge genutzt wurden. Mit

der zunehmenden Elektrifizierung haben

aber auch diese ausgedient, wurden ab-

gerissen oder ein-

f ach dem Ver fa l l

preisgegeben. Um-

so erfreulicher ist

es, dass einige da-

von bis heute erhalten geblieben sind

und mit viel Einsatz und Liebe, getreu

dem alten Brauchtum, betrieben wer-

den.

Tal der neuen Mühlen

Doch das Lesachtal steht nicht nur für

altes Brauchtum, sondern auch für mo-

dernen, sanften Tourismus und moder-

ner Wasserkraftnutzung. Dutzende Kraft-

werke an den Zubringern der Gail versor-

Info

Kraftwerk Radegund Inbetriebnahme: Oktober 1993

Fallhöhe: 167,7 m

Engpassleistung: 1,2 MW

Erzeugung im Regeljahr: 6,2 Mio. kWh

Turbine: zweidüsige Peltonturbine

Betreiber: KELAG – Kärntner Elektrizitäts-AG

Kraftwerk TuffbadInbetriebnahme: Juni 2011

Fallhöhe: 80 m

Engpassleistung: 340 kW

Erzeugung im Regeljahr: 1,2 Mio. kWh

Turbine: fünfdüsige Peltonturbine

Betreiber: Franz Strieder/AAE

Mühlenweg Maria LuggauBesichtigungsmöglichkeit: täglich

(außer samstags) von Juli bis September

10.00 bis 17.00 Uhr

Dauer: ca. 1,5 Stunden

Engelt: Erwachsene: 3 Euro, Kinder: 2 Euro

(Bezahlung direkt bei der Müllerin, Führungen

für Gruppen jederzeit möglich)

Kontakt: Brigitte Lugger

A-9655 Maria Luggau 15

Tel. und Fax: 04716/269

E-Mail: [email protected]

Maria Luggau ist ein „leben-diges“ Museum für außerge-wöhnliche Wasserkraftwerke.

KW Radegund (links): Das Krafthaus ist in den Hang gebaut.

Beim Bau des KW Tuffbad (rechts) wurde auf eine optimale Schalldämmung geachtet.

WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 12 15

KRAFTWERKSBERICHT

gen die Bevölkerung des Tals mit erneu-

erbarer Energie.

So zum Beispiel das Kraftwerk Rade-

gund, welches 1993 von der KELAG er-

richtet wurde. Mit einer Jahresproduk-

tion von 6,2 Mio. kWh kann die vollau-

tomatisierte Anlage, die vom KELAG-

Hauptsitz in Klagenfurt aus gesteuert

wird, rund 1.600 Kärntner Haushalte mit

Strom aus Wasserkraft versorgen. Das

Krafthaus steht nahe der ältesten Kir-

che des Tals. Diesem Umstand wurde

Rechnung getragen, indem das Kraft-

haus in den Hang hineingebaut wurde.

So ist von außen nur die mit Holzschin-

deln verkleidete Fassade zu sehen und

die alte Kirche bleibt weiterhin der erste

Blickfang.

Gleich oberhalb des KELAG-Kraftwerks

wurde im Jahr 2011 ein Kraftwerk neu er-

richtet, das einige Besonderheiten auf-

weist: das Kraftwerk

Tuffbad. Es ist ein

Gemeinschaftspro-

jekt von Herrn Franz

S t r i ede r und de r

Firma AAE von Strompionier Wilfried

Klauss. Als Turbine kommt eine Peltontur-

bine der Firma Unterlercher zum Einsatz,

die mit 5 Düsen ausgestattet ist. Durch

die Konstruktion mit fünf anstatt der stan-

dardmäßig bis zu 4 Düsen ist es möglich,

die maximale Wassermenge von 500 l/s

bei einer für diesen Turbinentyp relativ ge-

ringen Fallhöhe von 80 m zu verarbeiten,

und gleichzeitig eine gute Regulierbarkeit

der Turbine bei Niederwasser zu erhalten.

So kann auch im Winter bei wenig Wasser

ein hoher Wirkungsgrad erreicht werden.

Eine weitere Besonderheit der Anlage ist,

dass sie in Zukunft auch zur Notstrom-

versorgung des benachbarten Almwell-

ness-Hotels Tuffbad dienen soll. Das Ho-

tel im abgelegenen Radegundgraben ist

ein guter Ort zum Entspannen. Gerade im

Winter ist es aber auch anfällig für Strom-

ausfälle. Deshalb ist das Kraftwerk vollau-

tomatisiert und schwarzstartfähig ausge-

führt. Zwar sind die Steuerkabel zum Ho-

tel derzeit noch nicht verlegt, doch sobald

das geschehen ist, kann im Hotel mit nur

einem Knopfdruck der Inselbetrieb herge-

stellt werden.

Um den Betrieb des nahegelegenen Alm-

wellness-Hotels nicht zu stören, wur-

de natürlich auch auf eine umfangreiche

Schalldämmung beim Kraftwerk geachtet.

So läuft die Turbine mit nur 500 U/min,

wodurch weniger Vibrationen und weni-

ger Lärm entstehen. Gleichzeitig wurde

durch konstruktive Maßnahmen, wie die

massive Bauweise des Gebäudes, eine

zusätzliche Schallreduktion erreicht. Zu

guter Letzt soll in Zukunft auch die Ab-

wärme des Generators sinnvoll genutzt

werden. Es ist gep-

lant, diese ebenfalls

im Hotel zu nutzen.

Damit würde das

Kraftwerk nicht nur

für das Licht, sondern zumindest teilwei-

se auch für die Wärme im Almwellness-

Hotel sorgen.

Tal der Wasserkraft – früher wie heute

Das Lesachtal hat in den letzten Jahr-

zehnten viele Veränderungen durch-

lebt. So wurde aus einem abgeschie-

denen Hochtal ein Geheimtipp für den

sanften Tourismus und ein Reiseziel für

jede Jahreszeit. Doch dabei haben sich

die Lesach talerInnen ihre Traditionen er-

halten. So auch die Nutzung der Wasser-

kraft als nachhaltige Energiequelle für die

Bewirtschaftung ihres Landes. Foto

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Das Lesachtal wurde in den letzten Jahren zu einem Geheimtipp für UrlauberInnen: Der Mühlenweg ist ein beliebtes Ausflugsziel.

Die nachhaltige Energiequelle Wasserkraft wird im Lesachtal vorbildlich genutzt.

WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 1216

TECHNIK & ÖKOLOGIE

In der Juni-Ausgabe des Magazins Wasserkraft widmeten sich Prof. Habersack, Dr. Hauer und DIin Wagner der immer größer werdenden Bedeutung des Feststoffhaushaltes in österreichischen Fließgewäs-sern. Der Feststofftransport hängt mit Themen wie Stauraumverlan-dung oder Hochwasserbeeinflussung zusammen, beziehungsweise hat er auch Einfluss auf die Ökologie (z. B. Lebensraumveränderung). Damit wird er auch für die Kleinwasserkraft immer wichtiger.

Grund lage fü r d i e P l anung und den Be t r i eb von K le i nwasse rk ra f twerken :

Messungen und Modellierungen des Feststofftransports

Für die Berücksichtigung des Sediment-

transports und morphodynamischer Pro-

zesse in der Planung und im Betrieb von

Kleinwasserkraftwerken sind Messdaten

von transportierten Feststoffen im jewei-

ligen Fließgewässer erforderlich. Diese

Daten dienen als Grundlage für die Anwen-

dung von eindimensionalen bzw. mehr-

dimensionalen Feststofftransportmodellen,

welche in den wasserbaulichen Planungen

immer häufiger verwendet werden.

Der Datenbedarf für die Anwendung dieser

Modelle setzt sich vor allem aus (gewäs-

ser-)morphologischen, hydraulisch-/hydrolo-

gischen Daten und sedimentologischen Da-

ten zusammen. Während die Abflussdaten

eines Gewässers in der Regel leicht ermit-

telt werden können, ist die Datenverfüg-

barkeit und -qualität der morphologischen,

sedimentologischen Daten meist limitiert.

Deshalb besitzen auch historische Aufzeich-

nungen über Veränderungen der Gerinne-

geometrie einen hohen Stellenwert. Diese

erlauben eine Kalibrierung und Eichung der

Sedimenttransportmodelle. Nur so können

Aussagen über zukünftige Entwicklungen

der Gewässermorphologie getroffen wer-

den. Als Grundlagen für die morphologische

Beschreibung eines Fließgewässers die-

nen Vermessungen in Form von Querpro-

filen bzw. auch flächige Sohlgrundaufnah-

men (z. B. Single-/Multibeam-Messungen).

Weiters sind Kenntnisse über mögliche an-

thropogene Eingriffe notwendig. In der Mo-

dellierung selbst gilt es, den transportwirk-

samen Bereich abzugrenzen und sämtliche

Bauwerke im Untersuchungsgebiet geome-

trisch zu erfassen (Abb. 1).

Neben diesen gemessenen Daten können

auch sogenannte „abgeleitete“ Daten be-

Abb. 1.: Digitales Geländemodell als Grundlage für die Feststofftransportmodellierung (Hauer et al., 2011).

MesscomputerPegelanlage

Schwebstoffsensor

Feste Geschiebefallen mit Waagen

Helley-Smith Geschiebesammler

Abb. 2.: Geschiebemessstation an der Drau (Habersack et al., 2012).

Prinzip des Messsystems Drau-Insel(Beispiel Dellach im Drautal)

Fließrichtung

Schlitzverschluss

WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 12 17

TECHNIK & ÖKOLOGIE

rücksichtigt werden, welche etwa aus his-

torischen Karten, Aufzeichnungen nach

Hochwässern, Instandhaltungsberichten,

Luftbildern und Fotos entnommen wer-

den. Die Datenqualität spielt hier eine be-

sondere Rolle. So sind zum Beispiel kurze

Beobachtungszeiträume ein Grundproblem

in der Analyse von möglichen Sohlverän-

derungen, da diese, außer bei Hochwäs-

sern, relativ langsam ablaufen. Für die Mo-

dellierung ist auch die Kenntnis über den

Sohlaufbau, der sich in Deck- und Unter-

schicht untergliedert, eine Grundvorausset-

zung. Eine repräsentative Probenentnahme

ist hier wichtig, wobei vor allem auf mög-

lichst viele räumlich verteilte Proben (Deck-

und Unterschicht, in Randbereichen, im

Nahbereich von Einmündungen etc.) bzw.

auf ausreichende Probenanzahl auf dyna-

mischen Kiesbänken und Transportkörpern

zu achten ist. Die Entnahme des Materials

erfolgt meist volumetrisch (z. B. Greifer),

kann aber auch vor Ort mittels sogenannter

Linienzahlanalyse bzw. „Wolman-Count-

Methode“ bestimmt werden.

Neben all diesen Informationen ist die

Kenntnis über den Feststoffzufluss in Men-

ge und Zusammensetzung als Funktion

der Durchflussgröße für das oberstromige

Ende des Modellierungsgebietes eine wei-

tere Grundvoraussetzung für die Anwen-

dung von (mehrdimensionalen) Sediment-

transportmodellen. Zusätzlich dazu sind

für die Planung bzw. den Um- und Neubau

von Kleinwasserkraftwerken Kenntnisse

über Kiesentnahmen oder Geschiebede-

pots bzw. über den Feststoffhaushalt im

Jahresverlauf, nach Menge und Dauer auf-

geschlüsselt, wünschenswert.

Die gesamte Feststofffracht beinhaltet im

Wesentlichen das an der Sohle transpor-

tierte Geschiebe und die in der Wassersäu-

le transportierten Schwebstoffe, wobei der

Grenzkorndurchmesser für die Trennung

zwischen Geschiebe und Schwebstoff in

Abhängigkeit des Durchflusses variiert. Die

Aufzeichnung des Geschiebeeintrags bzw.

-austrags kann in einer Gewässerstrecke

über direkte oder indirekte Geschiebemes-

sungen bzw. über Massenbilanzierungen

erfolgen. Als „abgeleitete“ Daten wären

hier beispielsweise Geschiebepotenziale zu

nennen. Direkte Messmethoden sind z. B.

Beprobungen mittels mobiler Geschiebe-

fänger (z. B. Helley-Smith) oder mittels sta-

tionärer Geschiebefallen. Jüngst wird auch

die Telemetrie zum Verfolgen von Einzel-

steinen eingesetzt. Als indirekte Messme-

thoden sind die Aufzeichnungen und Ana-

lysen von Geophonanlagen zu verstehen,

welche die räumliche (z .B. querschnitts-

bezogen) und zeit-

liche Variabilität des

Geschiebetransports

dokumentieren. Zum

Geschiebetransport

sind in Österreich derzeit einzelne Pilotanla-

gen mit Möglichkeiten der simultanen Mes-

sung mit direkten und indirekten Methoden

(Abb. 2) im Einsatz (z. B. Drau, Isel, Donau,

Urslau, Rofener Ache), wobei ein Mess-

netzausbau bzw. die Veröffentlichung der

Geschiebedaten im Hydrographischen Jahr-

buch für die Zukunft geplant ist. Zusätzlich

werden Geschiebemessungen auch pro-

jektbezogen durchgeführt (z. B. von der TI-

WAG an der Ruetz in Tirol). Zum Schweb-

stofftransport gibt es seit 2008 erstmals in

Österreich Daten im Hydrografischen Jahr-

buch, wobei das Basismessnetz derzeit 34

Pegelstationen umfasst.

Aufbauend auf diesen notwendigen Mess-

daten stellt sich für die AnwenderInnen

von Sedimenttransportmodellen grund-

sätzlich die Frage der Modellwahl, wobei

die wichtigste Unterscheidungsmöglich-

keit in der Dimensionalität des Modells be-

steht. Schätz- und Bilanzverfahren wer-

den als 0-dimensional bezeichnet und sind

somit nicht direkt als numerische Model-

le anzusehen. 1-dimensionale Feststoff-

transportmodelle bilanzieren über den ge-

samten Gewässerquerschnitt, weshalb sie

zwar keine lokalen Aussagen ermöglichen,

jedoch gut für Langzeitprognosen, wie die

Abschätzung des Risikos eines zukünftigen

Sohldurchschlages, geeignet sind. Mehr-

dimensionale Modelle ermöglichen hinge-

gen die Prognose der Entwicklung von loka-

len wasserbaulichen Maßnahmen (Abb. 3)

und von eigendynamischen Entwicklungen

(unter Berücksichtigung der Ufererosion),

wobei die dreidimen-

sionale Erfassung

des Sedimenttrans-

ports noch in weiten

Teilen Inhalt von For-

schungsarbeiten ist. Des Weiteren kann

bei der Auswahl des Modells zwischen Ein-

korn- und Mehrkornmodellen unterschieden

werden, bzw. ob mittels fraktionierten (auf-

geteilten) Transports die Bildung einer Deck-

schicht oder die Entwicklung von Transport-

körpern berechnet werden kann.

In der Feststofftransportmodellierung sind ei-

nige Prozesse noch unzureichend beschrie-

ben, wie z. B. der Quertransport über das

Profil in Krümmungen oder die numerische

Implementierung der Ufererosion bei Sedi-

mentschichten mit stark unterschiedlichen

Kornverteilungen. Abgesehen von diesen

Forschungsfragen zeigte die Anwendung

von numerischen Sedimenttransportmo-

dellen in den letzten Jahren bereits gute Er-

gebnisse zur Prognose von Entwicklungen

der Gewässersohle und von Entwicklungen

des Gewässerlebensraums. Die Feststoff-

modellierung bietet somit die Möglichkeit,

die Auswirkung des Feststofftransports auf

geplante wasserbauliche Projekte, auch im

Bereich der Kleinwasserkraft, sowie deren

Folgen zu bewerten und durch Maßnah-

men zu optimieren, um damit technische,

wirtschaftliche und ökologische Probleme

im Betrieb zu minimieren.

Abb. 3.: Ergebnisse einer Sedimenttransportsimulation (Anlandungen) im Bereich einer Kleinwas-serkraftwerksanlage an der Großen Mühl für (a) 30 m3s-1 und (b) 94.5 m3s-1 (Hauer et al., 2011).

(a) (b)

Foto

s: D

r. Ch

risto

ph H

auer

Die Folgen des Feststofftrans-ports auf wasserbauliche Pro-jekte kennen und optimieren.

WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 1218

FIRMENPORTRÄT

Das österreichische Unternehmen MABA Fertigteilindustrie (FTI), ein Unternehmen der international agierenden Kirch-dorfer Gruppe, zeichnet sich durch seine Kompetenz im Betonfertigbau aus, die auf einer über 80-jährigen Erfahrung fußt.

MABA – Fe r t i g t e i l i ndus t r i e GmbH

Niederösterreichisches Unternehmen entwickelt „enature® fishpass“

Die Produktpalette aus Betonfertigtei-

len reicht von Treppen und Wohnbau-

systemen über Lösungen für Verkehrs-

wege und Tiefbau bis hin zum Fischauf-

stieg. Das Unternehmen hat die Zeichen

der Zeit erkannt und gemeinsam mit Uni-

versitätsprofessor Helmut Mader der

Wiener Universität für Bodenkultur den

enature fishpass entwickelt.

Geschichte

Die Maba blickt auf eine über 80-jährige

Firmengeschichte zurück. 1925 in Wöl-

lersdorf (NÖ) gegründet, wurden zu Be-

ginn Betonteile für Transformatorsta-

tionen und Freileitungsmasten sowie

Rohre und Mauersteine gefertigt. Nach

der 1945 erfolgten Wiederaufnahme der

Produktion folgte eine stetige Erweite-

rung der Produktpalette und der Aus-

bau des Standortes. Gleichzeitig wurden

sukzessive neue Standorte eröffnet und

Kooperationen im In- und Ausland einge-

gangen. So vergrößerte sich die Zahl der

MitarbeiterInnen im Laufe der Zeit auf

einige hundert. Deshalb wird seit 2006

eine neue Konzernorganisation umge-

setzt. 2012 war ein weiterer Meilenstein

in der Geschichte des Unternehmens zu

verzeichnen. Unter dem Applaus zahl-

reicher Ehrengäste, wie LH Erwin Pröll,

wurde am 23. Mai die neue Verwaltungs-

zentrale eröffnet. Diese befindet sich in

der denkmalgeschützten „Feuerwerks-

anstalt“ in Wöllersdorf. Das Gebäude

wurde mit viel Liebe zum Detail runder-

neuert. So präsentiert sich der neue Fir-

mensitz als gelungene Kombination der

Industrie-Architektur des beginnenden

20. und der Technik und Materialien des

21. Jahrhunderts.

BOKU und MABA entwickeln gemeinsam enature® fishpass

Gemeinsam mit dem Institut für Wasser-

wirtschaft, Hydrologie und konstruktiven

Wasserbau an der Wiener Universität für

Bodenkultur, unter der Leitung von Profes-

sor Helmut Mader, hat die Maba Fertigteil-

industrie vor einigen Jahren einen neuen

Multi Struktur Slot Fischpass entwickelt.

Diese Fischwanderhilfe aus Betonfertigtei-

len wurde von Maba als enature fishpass

ins Programm aufgenommen. Sie ermög-

licht den Fischen eine erfolgreiche Passage

von Wanderhindernissen. Die Vorteile lie-

gen im geringen Wasserdurchfluss sowie

der reduzierten Fließgeschwindigkeit, wo-

raus sich weniger Turbulenzen ergeben.

Univ.-Prof. Mader hat dafür in umfang-

reichen Labortests nach der optimalen Be-

ckengestaltung gesucht und mit dem ena-

ture fishpass eine Aufstiegshilfe geschaf-

fen, die einen um 30 bis 40 % geringeren

Wasserdurchfluss gegenüber herkömm-

lichen Schlitzpässen aufweist. Gleichzeitig

werden alle wesentlichen Anforderungen

hinsichtlich der Wander bedingungen er-

füllt. Durch die Fertigteilproduktion von

Maba können Produk tionskosten redu-

ziert werden. Die Projektpartner sind sich

sicher, dass damit eine ökonomisch und

ökologisch vernünftig einsetzbare Fisch-

wanderhilfe entwickelt wurde.

Info

Eckdaten KW St. KathareinGewässer: Laming

Fischregion: Epirhithral, MQ > 2 m3/s

Leitfisch, größenbestimmend: Bachforelle

Dotationsmenge: ca. 119 l/s

Vergleich zu Vertical Slot: ca. 191 l/s

Wasserersparnis in %: 38 %

Beckenabmessung L x B x H: 200 x 145 x 125 cm

Schlitzbreite: 15 cm

Höhe bei NW (Dotierwasser): 5,60 m

dH je Slot: 20 cm

Anzahl der Becken: 28 Becken, 2 Ruhepools

Dissipation: Emax = 107 W/m3

Eckdaten KW Hart/AgerGewässer: Ager

Fischregion: Hyporhithral

Leitfisch, größenbestimmend: Huchen,

Körperlänge 100 cm

Dotationsmenge: ca. 360 l/s

Vergleich zu Vertical Slot: 550 l/s

Wasserersparnis in %: ca. 35 %

Beckenabmessung L x B x H: 300 x 217,50 x 160

Schlitzbreite: 35 cm

Höhe bei NW (Dotierwasser): 2,75 m

dH je Slot: 15 cm

Anzahl der Becken: 18 Becken, 1 Ruhepool

Dissipation: Emax = 80 W/m3

KontaktMABA Fertigteilindustrie GmbHKirchdorfer Platz 1, 2752 Wöllersdorf

Ansprechpartner: DI Michael Pötsch

+43 664 9669 266, [email protected]

www.maba-fishpass.com

Die neue Verwaltungszentrale in Wöllersdorf (NÖ).

WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 12 19

FIRMENPORTRÄT

Foto

s: ©

MA

BA

Erfolgreiche Pilotprojekte

Bereits seit 2009 ist der Prototyp des Fisch-

passes in Wöllersdorf an der Piesting (NÖ)

installiert. Seinen ersten realen Praxistest

bestand das System 2011 bei der Planung

und Errichtung der Fischaufstiegshilfe am

Kraftwerk Hart/Ager in Oberösterreich. Am

steirischen Kraftwerk St. Katharein-Unter-

tal an der Laming wurde im Zuge einer Re-

vitalisierung 2011 ein weiterer enature fish-

pass eingesetzt. Das Kraftwerk befindet

sich in der Fischregion Epirhithral, als maß-

gebende Fischart gilt die Forelle. Für die-

se Fischregion ist in Österreich eine maxi-

male Energiedissipation von 140 W/m³ zu-

lässig. Mit nur ca. 107 W/m³ unterschreitet

der enature fishpass diesen strengen Wert

nochmals deutlich. Im Vergleich weist ein

herkömmlicher Schlitzpass mit gleicher

Geometrie 180 W/m³ Energiedissipation

auf. Auch der Wasserdurchfluss ist mit ca.

119 l/s um etwa 38 % geringer. Diese Ein-

sparung kann das Kraftwerk St. Katharein-

Untertal zu 100 % in erneuerbare Energie

umsetzen. Derzeit ist das Unternehmen

darum bemüht, durch weitere umgesetzte

Fischaufstiegsanlagen dieses Typs umfas-

sende Erfahrungswerte zu erzielen.

Der Leitfisch entscheidet die Größe

Um den unterschiedlichen Anforderungen

an die Fischlängen und -breiten gerecht zu

werden, wird der enature fishpass in drei

unterschiedlichen Größenvarianten ange-

boten. Zusätzlich können auch noch die

Schlitzbreiten abgestuft werden. Die Was-

serspiegeldifferenz von Becken zu Becken

wird über die Niveauunterschiede herge-

stellt. Um diese zu erreichen, sind Nei-

gungsknickelemente für Wasserspiegel-

differenzen von 10, 13, 15, 17, 18 und 20

cm von Becken zu Becken verfügbar. Um

den Auftraggebern einen reibungslosen

und raschen Ablauf zu ermöglichen, liefert

Maba den enature fishpass, als fertiges

Paket inklusive Statik, Abmessungen und

einer abgeschlossenen Versuchsreihe –

ein innovatives Baukastensystem, das in

jeden Grundriss eingefügt werden kann

und für alle Fischregionen von Epirhithral

(oberer Bachabschnitt) bis Hypopotamal

(unterer Flussabschnitt) verfügbar ist.

Planungstools

Für PlanerInnen wurden zwei Tools entwi-

ckelt: Ein „Hydrauliktool“ unterstützt bei der

Auswahl der Systemgröße, der Wasserspie-

geldifferenz zwischen den Becken sowie der

Schlitzbreite. Durchfluss und Energiedichte

können damit automatisch berechnet wer-

den. Im „Planungstool“ sind die Betonfer-

tigteile des ökologisch optimierten Schlitz-

passes in zwei- und dreidimensionaler Dar-

stellung verfügbar, wodurch der Planungs-

aufwand reduziert werden kann.

Fischpass beim KW St. Katharein

WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 1220

Foto

: Fot

olia

Im Oktober 2012 traf sich die österreichische Energiewirtschaft zum Kongress von Oesterreichs Energie in Innsbruck. Der Kongress stand unter dem Motto „Zeit zum Handeln“ und widmete sich mit hochkarä-tigen Vortragenden der Energiewende und ihren Herausforderungen.

Der s te i n ige Weg zu r Ene rg i ewende

Österreichs Energiewirtschaft sieht die Zeit zum Handeln

Als Auftrag für Österreichs Energie-

wirtschaft bezeichnete DI Dr. Peter

Layer das Motto der Veranstaltung. Das

herkömmliche Erzeugungssystem wird

auf dezentrale Beine gestellt. Die hoch-

karätigen politischen Redner der Ver-

anstaltung, EU-Kommissar Dr. Günther

Öttinger und Wirtschaftsminister Dr.

Reinhold Mitterlehner, betonten ebenso

die Dringlichkeit eines neuen Energiesys-

tems für Österreich und Europa und zeig-

ten sich optimistisch, was die Energie-

wende und den Fortschritt darin angeht.

Die Generalsekretärin von Oesterreichs

Energie, der Interessensvertretung der

österreichischen E-Wirtschaft, gab In-

formationen zum „Infrastrukturpaket der

Alpenländer“ und bezeichnete dieses als

einen wesentlichen Eckpfeiler für unse-

re Energiezukunft. Es handelt sich da-

bei um eine Initiative, die auf Minister-

ENERGIE

WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 12 21

ENERGIE

Die dritte industrielle Revolution: Die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter

ebene beschlossen wurde und nun

von der E-Wirtschaft mit Substanz er-

füllt werden soll. Inhalt des Vorhabens:

Österreich, Deutschland und die Schweiz

wollen den gemeinsamen Ausbau von

Pumpspeicherkraftwerken vorantreiben.

Kernstück der Veranstaltung waren die

Beiträge von zwei Hauptrednern. Der

Soziologe, Ökonom und Vorsitzende der

US-Denkfabrik „Foundation on Econo-

mic Trends“, Jeremy Rifkin, sowie der

RWE-Aufsichtsrat Fritz Vahrenholt ga-

ben den inhaltl ichen Input, der dann

mit ExpertInnen am Podium diskutiert

wurde. Ihr Blickwinkel auf das Thema

Energiewende ist durchaus konträr. Rifkin

schilderte glühend das Zeitalter der er-

neuerbaren Energien. Er verortete un-

sere Gesellschaft am Scheideweg. Die

fossilen Brennstoffe haben ausgedient

und die darauf fußenden Technologien

sind antiquiert. Die wirtschaftliche Vi-

sion von Rifkin, die dritte industrielle

Revolution, soll durch die Verbindung

zweier Schlüsseltechnologien vollzogen

werden: dem Internet und den erneu-

erbaren Energien. Der amerikanische

Vordenker meint, dass die Krisen un-

serer Tage vor allem mit dem Ölpreis

zu tun hätten. Ein Wirtschaftssystem,

welches sich auf den Verbrauch fos-

siler Energie stütze, trage den Keim des

Schei terns bere i ts in

sich. Die Energiewende

ist also laut Rifkin kei-

ne Option, sondern der

e inz ige Ausweg. Und

bei all dem dürfe man keine Zeit mehr

verlieren. Dezentrale Energieerzeugung

und dezentrale Kommunikation müs-

sen das Ölzeitalter beenden, das ge-

prägt war von riesigen Konzernen, von

mächtigen Lobbys und von Hierarchien.

Etwas anders sieht das Fritz Vahren-

holt. Seit der Veröffentlichung seines

Buchs „Die kalte Sonne“ gilt er als Kli-

mawandel-Skeptiker. Seiner Meinung

nach ist die Energiewende derzeit von

Angst und Panikmache getrieben. Er

schilderte ausführlich, dass sich der

große Treiber dafür, der Klimawandel,

bei genauer Betrachtung als Mythos

entpuppe und nicht so dringlich sei.

Er geht vielmehr davon aus, dass es

in den kommenden 30

Jahren sogar zu einer

Abküh lung kommen

werde und begründet

das mit der Sonnen-

aktivität. Er meint also, dass wir bei der

Energiewende zu hektisch vorgehen.

Wir bräuchten zwar einen Umstieg, da

die fossilen Treibstoffe einmal ausge-

hen werden, aber das werde nicht so

schnell passieren.

„Das kreative Denken Jeremy Rifkins inspiriert

PolitikerInnen und BürgerInnen gleichermaßen.

Dieses Buch zeigt, dass erneuerbare Ener-

gien und moderne Technologien eine Schlüs-

selrolle im Übergang zu einer emissionsarmen

Wirtschaft einnehmen“, sagt José Manuel

Barroso, Präsident der Europäischen Kommis-

sion zum 2011 erschienenen Buch des Ameri-

kaners. Rifkin bezeichnet die Umstellung un-

seres Energie- und Wirtschaftssystems als

die dritte industrielle Revolution. Sie soll auf

fünf „Säulen“ stehen: der Umstieg auf erneu-

erbare Energien; die Umwandlung des Baube-

stands in Mikrokraftwerke, welche erneuer-

bare Energien vor Ort erzeugen; der Einsatz

von Wasserstoff- und anderen Energiespei-

chern in allen Gebäuden sowie an den Knoten-

punkten dieser Infrastruktur zur Speicherung von unregel-

mäßiger Energie; die Nutzung der Internettechnologie, um

das Stromnetz auf jedem Kontinent in ein Energy-Sharing-

Netz (Intergrid) zu verwandeln; die Umstellung der Trans-

portflotten auf Steckdosen- und Brennstoffzellenfahrzeuge,

die Strom über ein intelligentes und interaktives kontinen-

tales Stromnetz kaufen und verkaufen können.

Rifkin spricht dabei von der „Demokratisierung

von Energieerzeugung und -verteilung“ und von

Millionen von „Mini-EnergieunternehmerInnen“.

Was er vorlegt, ist so etwas wie eine konkrete

Utopie. Seine KritikerInnen fragt er, ob sie ei-

ne eigene, andere, bessere Utopie, einen Plan

B hätten. Doch dieser Plan B ist nirgends zu fin-

den. Dies allein wiegt schon schwer. Aber Re-

volutionen haben es an sich, dass sie die Macht

neu verteilen. Der Übergang zu neuer Technik ist

auch eine Machtfrage. Das wusste schon Her-

mann Scheer. Wie Jeremy Rifkin rechnete er mit

dem Widerstand derer, die ihre Macht verlieren

sollen und die vorläufig noch sehr mächtig sind.

Über den Autor: Jeremy Rifkin ist einer der be-

kanntesten gesellschaftlichen Vordenker un-

serer Zeit und ein international anerkannter Regierungsbera-

ter. Seine Bücher, in mehr als 30 Sprachen übersetzt, brin-

gen die großen wirtschaftlichen und politischen Zukunfts-

themen auf den Punkt. Er ist Autor vieler Bestseller. Jeremy

Rifkin ist Gründer und Vorsitzender der Foundation on Eco-

nomic Trends in Washington, D.C., und lehrt an der renom-

mierten Wharton School of Business.

Jeremy RifkinVerlag: Campus Verlag; Auflage: 1 (12. Sep-tember 2011) ISBN-10: 3593394529 ISBN-13: 978-3593394527

Konträre Meinungen: Energiewende unum-gänglich oder überstürzt?

WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 1222

WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 12 23

WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 1224

INTERVIEW

Die Energiewirtschaft steht vor einem Umbruch, der weithin auch als „Energiewende“ bezeichnet wird. Kleinwasserkraft Österreich sprach darüber mit Dr. Barbara Schmidt, Generalsekretärin von Oesterreichs Energie.

Im Gespräch m i t D r. Ba rba ra Schmid t

Einzige Konstante ist Veränderung

Frau Dr. Schmidt, Sie sind nun bereits seit 2007 als Generalsekretärin von Oesterreichs Energie für die Österreichische Energie-wirtschaft tätig und haben auch zuvor in Ih-rer beruflichen Laufbahn umfassende Erfah-rungen im Energiebereich sammeln können. Was waren die größten Veränderungen, mit denen sich die Branche in den letzten Jah-ren auseinandersetzen musste?

Dr. Barbara Schmidt: Will man Ihre Frage

humorvoll beantworten, kann die Antwort

nur lauten: Ständige Veränderungen waren

das einzig Konstante. Zu Beginn der Libera-

lisierung der E-Wirtschaft stand die Wett-

bewerbsfähigkeit im Mittelpunkt. 2008

brachte dann einen tiefen Einschnitt, durch

das Klima- und Energiepaket, das 2009 in

Kraft trat, und durch einen Gipfelsturm der

Energiepreise. 2009 folgte der Absturz der

Konjunktur, der sich auch auf die E-Wirt-

schaft auswirkte. Erstmals wurden auch

die Auswirkungen des Ausbaus bei neuen

erneuerbaren Energien so spürbar, dass die

Kapazitätsgrenzen der Stromnetze spürbar

wurden – ein Faktum, für das es auch heu-

te noch keine Abhilfe gibt. Versorgungs-

sicherheit war schon immer und ist auch

weiterhin unser zentrales Thema – und das

obwohl uns die Regulierung massive Ein-

sparungen, beispielsweise bei den Net-

zen, aufzwang. 2011 erlebten wir die Um-

setzung des 3. Binnenmarktpakets durch

das ElWOG und den Schock nach der Ka-

tastrophe von Fukushima. Das führte zu ei-

ner bis dahin ungeahnten Beschleunigung

des Wandels der E-Wirtschaft – zehn Jahre

nach der Liberalisierung des Strom-Binnen-

markts. Weiter ging der Weg mit dem neu-

en Ökostromgesetz, das aktuell seine Wir-

kung voll entfaltet. Wir wiederum haben

in diesen Jahren mit Studien und Publika-

tionen unseren Weg in die Zukunft definiert

und sind heute gut aufgestellt für die sehr

anspruchsvollen Aufgaben der Zukunft. Die

smarte Revolution der E-Wirtschaft ist ein-

geleitet und schon in wenigen Jahren wird

aus einer Industrie der Daseinsvorsorge

eine integrierte Dienstleistungsbranche ge-

worden sein, die in vielen Zukunftsfeldern

neue Aufgaben wahrnimmt. All das merkt

man vielleicht von außen nicht so, aber in

der Branche steckt eine neue Dynamik,

die für alle, die damit zu tun haben, spürbar

ist. Ich bin stolz dabei sein und mitwirken

zu können. Hier mitzugestalten macht mir

eine besondere Freude.

Der heurige Kongress von Oesterreichs Ener- gie in Innsbruck stand unter dem Titel „Zeit zum Handeln“. Wie ist das zu verstehen? Woraus ergibt sich dieser Handlungsbedarf und gibt es Bereiche, in denen in den letz-ten Jahren verabsäumt wurde zu handeln?

Schmidt: Niemand kann mehr die Augen

verschließen vor den dringlichen Aufgaben,

die zu lösen sind. Das Motto unseres Kon-

gresses sollte sowohl nach innen als auch

nach außen deutlich machen, dass weitere

Verzögerungen bei den wichtigen Vorhaben

nicht mehr tragbar sind. Die Netze sind bin-

nen weniger Jahre an den Rand ihrer Ka-

pazität gelangt, wir sehen, dass sich eine

gewaltige Lücke bei den Speicherkapazi-

täten auftun wird, und wir sehen, dass die

Strommärkte nicht mehr so funktionieren,

wie sie sollen. Die Energiewende wird man

nicht durch Zuwarten schaffen, sondern

durch entschlossenes Handeln.

Bei Ihrem Kongress kamen mit Jeremy Rifkin – einem amerikanischen Visionär – und Fritz Vahrenholt – RWE-Aufsichtsrat und bekannt als Klimawandel-Skeptiker – zwei konträre Positionen zu Wort: Rifkin zeichnete das Bild einer dritten industriel-len Revolution als das Zeitalter der Erneuer-baren und meint, dass wir bei diesem Wan-del keine Zeit verlieren dürfen. Vahrenholt hingegen verläuft die Energiewende viel zu überstürzt, noch dazu, wo aus seiner Sicht das vordergründige Motiv dafür, nämlich der Klimawandel, ein Mythos ist. Wie ist in diesem Zusammenhang die Position der Österreichischen Energiewirtschaft?

Schmidt: Die konträren Positionen sind Pro-

gramm: Wir haben uns dazu entschlossen,

uns zu öffnen, mit SkeptikerInnen, Zukunfts-

denkerInnen, TechnikerInnen, Umweltschüt-

zerInnen, PolitikerInnen, Industrie und al-

len Interessierten offen zu diskutieren. Die

Dinge gehören auf den Tisch, damit man zu

einem Konsens finden kann. Ich sehe aber

auch keinen Widerspruch zwischen den ge-

nannten Personen und ihren Thesen. Bei-

de befürworten den Wandel des Energiesys-

tems. Vahrenholt bezeichnet den Klimawan-

del auch nicht als Mythos, sondern meint

nur, dass Alarmismus fehl am Platze wäre.

Wir haben nun einmal nur begrenzte Mittel

und wir müssen dafür sorgen, dass wir das

Geld zur richtigen Zeit für die richtigen Maß-

nahmen einsetzen. Bei beiden wird zudem

klar, dass Strom die Energie der Zukunft ist,

und das ist auch unsere zentrale Position.

Für diese Zukunft wollen wir arbeiten.

Im Rahmen des Kongresses wurde auch die Initiative „Infrastrukturpaket der Alpenlän-der“ vorgestellt. Können Sie kurz beschrei-ben, worum es dabei geht?

Info

Dr. Barbara Schmidt ist seit 2007 General-

sekretärin von Oesterreichs Energie. Zuvor war

sie tätig für Kovar & Köppl Public Affairs Con-

sulting GmbH, die Energie-Control GmbH, die

ÖVP: Europabüro & Parlamentsklub und Euro-

päisches Parlament.

WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 12 25

INTERVIEW

Schmidt: Wenn Sie den aktuellen Stand

und die aktuelle Entwicklung der E-Wirt-

schaften Europas betrachten, dann ste-

chen mehrere Dinge ins Auge. Der Al-

penraum verfügt über knapp 23 Prozent

der Stromerzeugung der EU, aber über 43

Prozent der Pumpspeicherkapazität und

Projekte, die diese Kapazität beinahe ver-

doppeln könnten. Das wird in den kom-

menden Jahren entscheidend, denn al-

lein in Deutschland werden die erwarteten

Stromüberschüsse aus erneuerbaren En-

ergien an bestimmten Tageszeiten schon

in zwei, drei Jahren die Pumpspeicherka-

pazitäten übersteigen – und andere Spei-

chermöglichkeiten sind nicht in Sicht. Baut

man alle Projekte aus, die wir heute ken-

nen, reichen die Pumpspeicher bis etwa

2020. Das geht aber nur, wenn die Pro-

jekte eine gesunde wirtschaftliche Basis

vorfinden und wenn die Kapazitäten opti-

mal eingesetzt werden. Dafür wollen wir

arbeiten und auch für Chancengleichheit

im Wettbewerb und bessere Rahmenbe-

dingungen. Die „Batterie“ in den Alpen

wird entscheidend für die Energiezukunft.

Energiewende heißt auch zunehmende De-zentralisierung der Energieversorgung. Es gibt einen bunten Mix aus kleinen Strom-erzeugern und den traditionellen großen österreichischen Energieunternehmen. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung? Verlangt die zunehmende Dezentralisierung nach einer Art Neudefinition der Rollen?

Schmidt: Wenn alles so kommt, wie die

Politik sich das vorstellt, werden wir in Zu-

kunft zwar mehr Strom, aber in Summe

viel weniger Energie verbrauchen als der-

zeit. Das heißt auch, dass enorme Effizienz-

verbesserungen beim Energieeinsatz not-

wendig werden. Es wird also knapp und

wir werden jede KWh brauchen, egal wo-

her sie stammt. Die Bedeutung der Netze

wird enorm wachsen und die entbündel-

ten Netzgesellschaften werden mit stei-

gendem Selbstbewusstsein agieren, denn

sie werden zur Drehscheibe der Energie-

zukunft. Die großen Elektrizitätsunterneh-

men mit ihrer Finanzkraft könnten wichtige

Impulse sowohl im Bereich der konventio-

nellen Erzeugung als auch bei den erneu-

erbaren Energien setzen. Aus den Strom-

vertrieben werden Energiedienstleister und

Systemanbieter, die mit Freude mit jedem

kleinen Stromproduzenten und Einspeiser

kooperieren werden. Energieservices wer-

den zum Businessmodell der Zukunft.

Als Kleinwasserkraft Österreich interessiert uns natürlich, wie Sie die Rolle der Klein-wasserkraft bewerten. Wie sehen Sie die Zu-kunft der kleinen Wasserkraft in Österreich?

Schmidt: Wir sehen den wichtigen Bei-

trag der Kleinwasserkraft zur Energie-

erzeugung in Österreich. Überall werden

alte Anlagen revitalisiert und neue gebaut.

Kleinwasserkraft ist regional verfügbare

Energie der besten Sorte.

Machen wir einen gedanklichen Sprung: Nehmen wir an, wir schreiben das Jahr 2025. Was hat sich optimaler Weise seit dem Kongress 2012 verändert und wie könnte das Motto für einen Kongress von Oesterreichs Energie dann lauten?

Schmidt: Ein gutes Motto wäre: Vollen-

dung des österreichischen Wegs. Öster-

reich bietet eine sichere und emissions-

freie Stromversorgung zu leistbaren Prei-

sen. Die E-Wirtschaft ist stark: durch ihre

Rolle als grüne Batterie Europas und inno-

vative Energieservices.

Frau Dr. Schmidt, wir danken Ihnen für das Gespräch!

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„Wir sehen den wichtigen Beitrag der Kleinwasserkraft zur Energie-erzeugung in Österreich. Kleinwas-serkraft ist regional verfügbare Energie der besten Sorte.“ Dr. Barbara Schmidt

WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 1226

STROMNETZ

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Die Zukunft im Strombereich ist erneuerbar und dezentral. In diesen Punkten gibt es doch weit verbreitet Einigkeit. Doch um eine gesicherte Stromversorgung zu gewährleisten, ist neben den entsprechenden Erzeugungsanlagen auch eine geeignete Netzinfrastruktur mit einem pro-fessionellen Netzmanagement erforderlich.

Die K le i nwasse rk ra f t im S t romne tz

Beitrag zur Versorgungssicherheit

Die bestehende Infrastruktur scheint

den aktuellen Entwicklungen und der

erneuerbaren Energiezukunft nicht Rech-

nung zu tragen, und so mehren sich die

Diskussionen um die Zukunft von Öster-

reichs Stromnetzen und deren Manage-

ment. Dabei interessiert sich Kleinwasser-

kraft Österreich besonders für die Rolle der

Kleinwasserkraft im Netz. Um das genauer

zu beleuchten, beauftragten wir den Exper-

ten Dr. Alfons Haber mit einer Analyse.

Eine Analyse von Dipl.-Ing. Dr. Alfons Haber

Die Kleinwasserkraft hat in Österreich

eine lange Tradition. Neben den ökolo-

gischen und ökonomischen Aspekten trägt

sie auch zur Versorgungssicherheit von

Österreich bei. Als ausgereifte und wett-

bewerbsfähige erneuerbare Energiequel-

le sowie aufgrund der besonderen topo-

grafischen Lage hat

die Kleinwasserkraft

bei uns eine lange

Tradition. Die ökolo-

gische, nachhaltige

Stromversorgung und die Nutzung von

heimischen Ressourcen stellen zukünf-

tig verstärkte Anforderungen an die Erzeu-

gung bzw. deren Einsatz und an die Netze.

So gilt es, auch die Aspekte der Versor-

gungssicherheit zu berücksichtigen. Wel-

chen Beitrag dazu Kleinwasserkraft leisten

kann, wird in diesem Bericht dargestellt.

Die Ausführungen beziehen sich allgemein

auf Kleinwasserkraftanlagen, wobei man

sich aufgrund des Wortes „klein“ nicht irren

lassen darf, denn definitionsgemäß wird

hier von Wasserkraft mit einer elektrischen

Leis tung von bis zu 10 MW gesprochen.

Beitrag zur Versorgungs- sicherheit

Welche „Eigenschaften“ gehören nun

aber zur Herstellung bzw. Aufrechterhal-

tung der Versorgungssicherheit? Neben

der Verfügbarkeit des Primärenergieträ-

gers und des Netzes umfasst die Versor-

gungssicherheit insbesondere Aspekte

wie: Spannungsqualität und Blindleistungs-

management, Versorgungszuverlässigkeit,

Versorgungswiederaufnahme, Großstö-

rungskonzepte und die Verfügbarkeit der

Erzeugungsanlagen. Die Spannungsqua-

lität, also die Merkmale der elektrischen

Spannung an einem bestimmten Punkt im

elektrischen Netz, werden durch eine An-

zahl von technischen

Referenzwerten aus-

gedrückt. Die Klein-

wasserkraftwerke

liefern hier einen we-

sentlichen Beitrag bzw. tragen durch ihre

Spannungshaltung, das Blindleistungsma-

nagement und die Wirkleistungsanpas-

sung aktiv zur Netzstützung bei. Beispiel-

haft hierfür ist die Blindleistung, denn fehlt

deren lokale Aufbringung, führt das zum

Absinken des Spannungsniveaus unter

die zulässige Spannungsgrenze und es be-

steht die Gefahr von Netzstörungen. Auf-

grund der technischen Konzeption, der Be-

triebsweise und der Dezentralität bzw. re-

gionalen Verteilung wird diese Dienstleis-

tung häufig von Kleinwasserkraftwerken

erbracht. Im Zusammenhang mit der Ver-

sorgungszuverlässigkeit, also der Fähigkeit

eines elektrischen Systems, seine Versor-

gungsaufgaben unter vorgegebenen Be-

dingungen während einer bestimmten

Zeitspanne zu erfüllen, steht auch die Ver-

sorgungswiederaufnahme. Somit sollte in

jedem Netz für eine Versorgungswieder-

aufnahme bzw. für einen raschen Netz-

wiederaufbau eine ausreichende Anzahl

von ausgewählten Kraftwerken, die ent-

sprechende spezielle Anforderungen er-

füllen, verfügbar sein. Zu den speziellen

Anforderungen gehören die Schwarzstart-

fähigkeit und die Möglichkeit zum Insel-

betrieb. Kleinwasserkraftwerke können

diese häufig erfüllen und nehmen im Rah-

men des Störungsmanagements daher

eine wichtige Rolle ein.

Im Rahmen von Großstörungskonzepten,

welche von den Netzbetreibern u. a. auf

Basis von Gesetzen und Regeln erstellt

werden, gilt es, Kraftwerke zur Erhaltung

des sicheren Betriebs bzw. zur raschen

Versorgungswiederaufnahme einzuset-

zen. Auch hier kommen häufig Kleinwas-

serkraftwerke zum Einsatz. Die Versor-

gungssicherheit wird ebenfalls von der

Verfügbarkeit von Erzeugungsanlagen

und Netzen beeinflusst. Die Verfügbar-

keit der Erzeugungsanlagen ist besonders

von folgenden Aspekten abhängig: tech-

nische Verfügbarkeit, Erzeugungs- bzw.

Einsatzcharakteris tik und Verfügbarkeit des

Primärenergieträgers. Die technische Ver-

Kleinwasserkraft ist eine aus-gereifte und wettbewerbsfähige erneuerbare Energiequelle.

WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 12 27

STROMNETZ

fügbarkeit der Erzeugungsanlage kann et-

wa durch unvorhersehbare Störungser-

eignisse, die Instandhaltung oder eine un-

geplante Abschaltung eingeschränkt wer-

den. Die Beurteilung der Erzeugung hängt

stark von der Erzeugungstechnologie und

der Erzeugungs- bzw. Einsatzcharakteri-

stik ab. Der Einsatz bei Wasserkraftwer-

ken richtet sich grundsätzlich – abgese-

hen vom Markt – nach dem Dargebot bzw.

der Verfügbarkeit des Primärenergieträ-

gers, also der Was serführung. Damit eng

verbunden ist die Frage der Prognostizier-

barkeit der Stromerzeugung. Die Verfüg-

barkeit des Primär energieträgers Was-

ser unterliegt im Jahresverlauf Schwan-

kungen und diese wirken sich ebenfalls

auf die typische Betriebsweise des Was-

serkraftwerks aus. Diese Schwankungen

sind aber gut plan- bzw. prognostizierbar.

Mithilfe der Wasserkraft wird ein wesent-

licher Beitrag zum Gleichgewicht von Er-

zeugung und Verbrauch geliefert, welcher

für den sicheren Betrieb der Stromversor-

gung notwendig ist.

Zusammenfassend kann also festgehalten

werden, dass die Wasserkraft einen wich-

tigen Beitrag zum sicheren Betrieb der

Stromnetze und zur zuverlässigen Strom-

versorgung leistet, also zur Versorgungs-

sicherheit von Österreich. Dies begründet

sich u. a. durch die Betriebseigenschaften,

die technische Verfügbarkeit, die Erzeu-

gungs- bzw. Einsatzcharakteristik und die

Verfügbarkeit des Primärenergieträgers.

Mit den Wasserkraftwerken wird die Er-

zeugung aus erneuerbaren Energiequel-

len erhöht und die Versorgungssicherheit

gewährleistet. Dies auch unter dem Ge-

sichtspunkt, dass die Wasserkraft einen

raschen Ausgleich der Differenz aus Ver-

brauch und Erzeugung herbeiführen kann.

Nicht nur deshalb wird diese häufig das

Rückgrat der Stromversorgung genannt.

Anzumerken ist aber auch, dass Wasserkraft-

werke eine hohe Lebensdauer haben und

oft sehr kapitalintensiv sind. Hier ist beson-

ders für Investoren eine langfristige Investi-

tions- und Planungssicherheit nötig.

Info

Dipl.-Ing. Dr. Alfons Haber, MBA

Alfons Haber hat die Studien der Elektro-

technik-Wirtschaft, der technischen Wissen-

schaften und den Executive Master in Gene-

ral Management absolviert. Neben Tätigkeiten

bei der österreichischen Regulierungsbehörde

E-Control, in der internationalen Beratung und

in mehreren Energieversorgungsunternehmen

ist er seit einigen Jahren Unternehmensbera-

ter und ebenfalls allgemein beeideter und

gerichtlich zertifizierter Sachverständiger.

WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 1228

BLICK IN DIE BUNDESLÄNDER

Foto

: © L

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hman

n

Das Burgenland ist bekannt für seine riesigen Windparks. Über 200 Windkraftanlagen wurden hier in den letzten Jah-ren errichtet – Tendenz stark steigend. Doch auch die Wasserkraft sollte nicht vergessen werden. Denn immerhin ein gutes Dutzend an Wasserkraftwerken liefert auch hier einen Beitrag zur Versorgung der Bevölkerung mit Ökostrom. Und auch hier könnte – bei einem entsprechenden politischen Willen – die Produktion noch weiter steigen.

Unte rschä tz t ?

Wasserkraft im Burgenland

Eine Seltenheit – Wasserkraft-betreiberInnen im Burgenland

Man glaubt es kaum, aber es gibt sie

doch: BetreiberInnen von Kleinwasser-

kraftwerken im Burgenland. Es sind viel-

leicht nicht viele, aber auf jeden Fall eine

solidarische Gruppe. Denn fast alle bur-

genländischen BetreiberInnen sind auch

Mitglieder bei Kleinwasserkraft Österreich.

Dafür wollen wir uns an dieser Stelle recht

herzlich bedanken! Die Sorgen der Betrei-

berInnen sind hier mehr oder weniger die

gleichen wie in anderen Bundesländern.

Alle größeren Gewässer im Burgenland

liegen im prioritären Sanierungsraum und

sind bis 2015 an die Vorgaben der Was-

serrahmenrichtlinie anzupassen. Hier lie-

gen im Wesentlichen auch die Kraftwerks-

anlagen. Die BetreiberInnen müssen also

in den kommenden 2 Jahren für ausrei-

chend Restwasser und Fischaufstiegs-

hilfen sorgen.

So zum Beispiel auch bei einem Kleinwas-

serkraftwerk in Pinkafeld im Süden des

Bundeslandes. „Dieses ist bereits über

100 Jahre in Betrieb und soll auch wei-

terhin Ökostrom produzieren“, lässt Mar-

tin Hirmann von „Energie Burgenland“ auf

Anfrage von Kleinwasserkraft Österreich

wissen. Hirmann weiter: „Für das Kraft-

werk sind in den nächsten Jahren we-

sentliche Herausforderungen zu bewäl-

tigen. Zum Beispiel ist die Errichtung ei-

ner Fischaufstiegshilfe notwendig und da-

bei soll die Wirtschaftlichkeit des Kraft-

werkes noch darstellbar sein.“ Ein Balan-

ceakt, denn mit der zusätzlich notwen-

digen Restwasserabgabe muss neben

den Baukosten für die Fischwanderhilfe

auch mit entsprechenden Produktionsver-

lusten gerechnet werden.

Ein weiteres Problem: Die Niederschlä-

ge sind im Osten Österreichs in den letz-

ten Jahren stark zurückgegangen und ha-

ben so die Stromproduktion deutlich ver-

ringert. Bis zu 20 % Produktionseinbußen

mussten verzeichnet werden. Doch in die-

sem Fall ist der viel zitierte Silberstreif am

Horizont sichtbar. Um die Niederschlags-

verhältnisse im Burgenland genauer zu

betrachten, recherchierte nämlich Klein-

wasserkraft Österreich die Klimamodelle

für diese Region. Das Ergebnis hat dann

doch überrascht: Während wir davon aus-

gegangen sind, dass die Regenfälle und

damit der Abfluss abnehmen wird, zei-

gen die Modelle ein anderes Ergebnis.

Glaubt man den Prognosen, die von einer

Forschergruppe um Prof. Dr. Nachtnebel

(BOKU) erstellt wurden, soll es in den

nächsten Jahrzehnten im gesamten Bur-

genland eher mehr regnen als weniger.

Allen voran liegt dabei laut den zitierten

Modellen das Einzugsgebiet der Leitha.

Satte 20 bis 30 Prozent höhere Mittel-

wasserabflüssen soll es hier geben. Aber

auch im Südburgenland sollen diese in

den kommenden Jahrzehnten um 10 bis

20 Prozent ansteigen. Wird das Burgen-

land doch noch bessere Bedingungen für

die Wasserkraft bieten?

Ausbaupotenziale vorhanden

Das burgenländische Energiekonzept von

2003 (eine neue Energiestrategie ist der-

zeit in Ausarbeitung) weist auf die sehr

eingeschränkte Nutzung der Wasserkraft

hin. Diese sei vor allem auf ungünstige

Das Burgenland bietet noch enormes Ausbaupotenzial für die erneuerbare Energiequelle Kleinwasserkraft – eine Steigerung von bis zu 100 Prozent erscheint als möglich.

WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 12 29

BLICK IN DIE BUNDESLÄNDER

Gefälleverhältnisse und Wasserführungen

zurückzuführen. Insgesamt wird das der-

zeit genutzte Potenzial mit etwa 1.200

bis 1.500 kW angegeben, was einer ge-

schätzten Jahresproduktion von etwa 6

bis 7 Mio. kWh entspricht. Gleichzeitig

wird im Energiekonzept das Potenzial für

Wasserkraft im Burgenland, aufgrund von

Erhebungen aus den 80er-Jahren, auf et-

was mehr als 14 Mio. kWh geschätzt.

Somit könnte also, auch ohne die even-

tuellen Mehrabflüsse in den Gewässern

zu berücksichtigen, die Wasserkraft im

Burgenland um 100 % gesteigert werden.

Etwa durch die Revitalisierung von Alt-

anlagen. Dazu fehlten in den letzten Jahr-

zehnten jedoch die geeigneten Anreiz-

systeme. Dazu gehören beispielsweise ei-

ne Beratungsaktion oder Landesinvesti-

tionszuschüsse für Revitalisierungen.

Beides Instrumente, die bereits erfolgreich

in anderen Bundesländern implementiert

wurden. Dabei ergaben erste Abschät-

zungen zum burgenländischen Revitalisie-

rungspotenzial, dass etwa an der Leitha die

Jahresproduktion der Kraftwerke um 20 bis

30 Prozent gesteigert werden könnte.

DI Norbert Bock, als Landessprecher Ex-

perte für das Burgenland, ist mit der Zahl

der betriebenen Anlagen nicht zufrieden:

„Derzeit haben wir im Burgenland nur ei-

ne Handvoll Wasserkraftwerke. Aus mei-

ner eigenen Erfahrung weiß ich, dass es

früher dutzende Kraftwerke mehr gab und

in Zukunft auch wieder geben kann. Wir

haben hier unzählige

Querbauwerke, die

nicht aufgrund eines

Wasserkraftwerkes

entstanden sind, und

die in den kommenden Jahren auf Kos ten

der SteuerzahlerInnen mit einem Fisch-

aufstieg ausgestattet werden müssen.

Bei einem entsprechenden politischen

Willen könnten diese Standorte teilweise

energetisch genutzt und so dieses Po-

tenzial ausgeschöpft werden. Gleichzeitig

würden auch Steuergelder gespart.“ Eine

Meinung die auch Martin Hirmann teilt:

„Energie Burgenland Green Power unter-

sucht derzeit das Potenzial für Kleinwas-

serkraft im Burgenland. Wir halten eine

Konsolidierung der Kleinwasserkraftwerke

im Burgenland auf jeden Fall für sinnvoll.“

Mit einer entsprechenden Landesförde-

rung für kleine Neubauprojekte, wie sie

auch in anderen Bundesländern vergeben

wird, könnte das Potenzial um 6 bis 7 Mio.

kWh pro Jahr gehoben werden. Ein Teil da-

von befindet sich sicher an den bisher nicht

e n e r g e t i s c h g e -

nutzten Querbauwer-

ken. Die Ausgaben

des Landes für diese

Förderung könnten

sich rasch wieder bezahlt machen: Bei der

Nutzung dieser Querbauwerke spart sich

die öffentliche Hand nämlich die Errich-

tungskosten für die erforderliche Fisch-

wanderhilfe, weil das im Zuge einer Kraft-

werkserrichtung von den Kraftwerksbetrei-

berInnen übernommen wird, ebenso wie

die Erhaltung dieser. Also eine Win-win-

Situation für alle Beteiligten mit noch mehr

Ökostrom fürs Burgenland!

Der Neubau von Kraftwerken bei bestehenden Querbauwer-ken wäre ein Gewinn für alle.

WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 1230

ÖFFENTLICHKEITSARBEIT

Wie wir in der vorletzten Ausgabe schon angekündigt haben, erstrahlt die Homepage von Kleinwasserkraft Österreich nun in neuem Glanz. Es wurde aber nicht nur das Aussehen verändert, wir haben vor allem viel Wert auf eine bessere Übersichtlichkeit und ein verbessertes Angebot im Mitgliederbereich gelegt.

Fr i sche r W ind fü rs Web

Neuer Webauftritt und die Arbeit mit Kindern

Haben Sie unsere neue Website schon

besucht? Es war Zeit für ein neues

Kleid. Die vielen, sich oft ändernden In-

formationen führten leider dazu, dass die

alte Website etwas unübersichtlich wur-

de. Deshalb haben wir vor allem auf eine

bessere Struktur und eine einfache Navi-

gation geachtet.

Die größten Änderungen gibt es im Mitglie-

derbereich. Wir möchten damit unser Mit-

gliederservice verbessern. Der neue Mit-

gliederbereich ist besser strukturiert und

beinhaltet exklusive und nützliche Informa-

tionen für die Vereinsmitglieder. Dazu ge-

hören bundesländerspezifische Informa-

tionen (Gesetze, Fördermöglichkeiten…),

Unterlagen für die eigene Öffentlichkeits-

arbeit, spezielle Tipps und vieles mehr. Mit

der Neugestaltung

ist aber erst der An-

fang gemacht! Wir

werden nämlich die

exklusiven Inhalte in

diesem Bereich laufend erweitern. Tei-

len Sie uns doch mit, welche Informati-

onen Sie gerne im Mitgliederbereich sehen

möchten. Wenn sich Ihre Wünsche erfüllen

lassen, dann machen wir das gerne.

Neu ist auch unser Newsflash. Anstatt des

gewohnten Newsletters gibt es nun die-

Neben neuen Serviceangeboten war uns vor allem die ein-fachere Navigation wichtig.

sen. Der Newsflash ist ebenso exklusiv

für unsere Mitglieder von Kleinwasserkraft

Österreich. In regelmäßigen Abständen

sollen Sie darin er-

fahren, woran im Bü-

ro von Kleinwasser-

kraft Österreich ge-

rade gearbeitet wird,

auf welche interessanten Informationen wir

gestoßen sind etc. Der Newsflash kommt

häufiger als der bisherige Newsletter, dafür

wird er sich auf wenige Punkte beschrän-

ken. Das soll die Informationen für Sie über-

sichtlicher machen. Auch hier nehmen wir

gerne Anregungen entgegen und hoffen,

dass Ihnen der neue Newsflash gefällt.

WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 12 31

ÖFFENTLICHKEITSARBEIT

Foto

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lein

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raft

Öst

erre

ich

Die Kinder sind die Entschei-dungsträgerInnen von morgen!

Oder: Was Hänschen nicht lernt, lernt

Hans nimmermehr. Deshalb bemühen

wir uns in unserer Öffentlichkeitsarbeit

auch immer wieder um die Kinder. Wir

haben spielerische Lernunterlagen zur

Kleinwasserkraft gemeinsam mit Pä-

dagogInnen entwickelt. Dabei wird ge-

meinsam mit dem Maskottchen „Turbin-

chen“ ein spielerischer Zugang zur Was-

serkraft geschaffen. Wir möchten auch

Ihnen diese Unterlagen ans Herz legen.

Sie eignen sich nicht nur für Schulstun-

den, sondern auch für einen Kleinwas-

serkraftnachmittag mit den eigenen Kin-

dern oder Enkelkindern!

http://kleinwasserkraft.schule.at

Weil die Bewusstseinsbildung bei Kin-

dern beginnt, nehmen wir auch immer

wieder gerne Einladungen an, bei de-

nen wir Schulklassen und Kindergrup-

pen für die Kleinwasserkraft begeis-

tern können. So nahm Kleinwasserkraft

Österreich auch heuer wieder an der Kin-

der Energie- und Umweltwoche teil. Un-

ter dem Motto „Volle Power für eine bes-

sere Zukunft: Energie und Umweltschutz

für das dritte Jahrtausend“ fand diese

vom 12. bis 14. November 2012 bereits

zum zweiten Mal statt. Insgesamt 1.500

SchülerInnen aus Wien und Niederöster-

reich besuchten über 50 Workshops.

Einer davon war zur Kleinwasserkraft.

DI Martina Prechtl-Grundnig vermittelte

den Kindern anhand eines Quiz einiges

zum Thema, bastelte mit ihnen ein Was-

serrad und am Schluss gab es noch eine

Verlosung von kleinen Kleinwasserkraft-

preisen. „Es war wieder ein sehr schö-

ner Vormittag mit den Kindern. In ein-

einhalb Stunden haben wir uns spiele-

risch mit dem Thema Kleinwasserkraft

beschäftigt und es war erstaunlich, wie

leicht es war, die Aufmerksamkeit der

Kinder zu bekommen. Sie hatten sicht-

lich Spaß daran, waren interessiert, und

das hat auch mir viel Freude gemacht“,

resümiert Prechtl-Grundnig.

Oft können wir schon die Kleinen für Kleinwasserkraft begeistern – das ist eine sehr wichtige Investi-tion in unsere Zukunft, denn die Kinder von heute sind die EntscheidungsträgerInnen von morgen.

WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 1232

TURBINCHEN

Foto

: Fot

olia

In den Sommerferien hatte Turbinchen mit seinem Freund Hans viele lange Ausflüge mit dem Fahrrad unternommen. Zum Beispiel zu den Windrädern von Hans‘ Onkel, der ihnen alles über Windkraft erzählte. Doch mittlerweile sind auch für Turbinchen die Ferien vorbei und die Schule hat schon wieder begonnen. In seine Klasse kam auch eine neue Schüle-rin, Francis. Sie ist neu im Ort und ist ins Nachbarhaus von Turbinchen gezogen. Die beiden wurden schnell Freunde und gehen jeden Tag miteinander von der Schule nach Hause.

Aus dem Leben unse res Masko t t chens

Frieren die Fische im Winter?

chen?“, fragte Francis, kurz bevor sie in

ihre Straße einbogen. Turbinchen antwor-

tete: „Mein Cousin Pelton kommt mor-

gen zu mir, wir wollen eislaufen gehen.

Kommst du mit?“ „Aber klar doch!“, freute

sich Francis, „Das habe ich auch schon die

ganze Zeit vorgehabt. Wann wollen wir

uns treffen?“ Turbinchen überlegte kurz

und sagte dann: „Pelton wird zu Mittag bei

uns sein, wir stärken uns noch mit dem

leckeren Schweinsbraten meiner Mutter.

Du kannst auch gerne kommen. Danach

können wir zum See gehen, abgemacht?“

„Ja, abgemacht!“, antwortete Francis. Sie

verabschiedeten sich und waren schon vol-

ler Vorfreude auf den nächsten Tag.

xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx

Mittlerweile war es schon Dezember,

auf den Wegen lag bereits ein we-

nig Schnee und auch der See war schon

fest zugefroren. Es war Freitag und Turbin-

chen und Francis, beide dick eingepackt

in Daunenjacken und Wollhauben, waren

gerade auf dem Weg nach Hause. „Und,

was willst du dieses Wochenende ma-

WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 12 33

TURBINCHEN

Wie besprochen trafen sich die drei pünkt-

lich um zwölf Uhr am Mittagstisch bei Tur-

binchen zu Hause und stärkten sich mit

Braten, Knödeln und Sauerkraut. Danach

gingen sie gleich hinunter zum See. Ihre

Schlittschuhe hatten sie paarweise an den

Schuhbändern zu-

sammengebunden

und über die Schul-

ter gehängt. Unten

angekommen zogen

sie sich schnell das richtige Schuhwerk an

und gleich ging es auf das Eis. Lange lie-

fen sie auf der spiegelglatten Fläche he-

rum, machten Pirouetten, liefen um die

Wette und spielten mit selbstgebastelten

Holzstöcken Eishockey. Als sie nach ei-

niger Zeit müde wurden, setzten sich die

drei auf eine Bank und tranken heißen Tee

aus der Thermosflasche, die Francis in ih-

ren Rucksack eingepackt hatte.

Plötzlich schoss Francis eine Frage in den

Kopf, die sie selbst nicht beantworten

konnte. Also fragte sie Pelton, der schon

etwas älter ist: „Sag mal Pelton, erfrie-

ren denn im Winter die Fische nicht? Im-

merhin ist der ganze See zugefroren, so

dass wir darauf eislaufen können!“ Auch

Turbinchen schaute seinen großen Cousin

fragend an, da es die Antwort auch nicht

wusste. „Ganz einfach“, meinte Pelton,

„die Fische leben auch im See, wenn die-

ser zugefroren ist. Der friert nämlich von

oben nach unten zu. Da der See so tief

ist, gibt es weiter unten noch jede Menge

flüssiges Wasser. Ich kann euch auch er-

klären, warum das so ist, wenn ihr wollt?

Wir haben das nämlich

erst vor Kurzem

im Sachunter-

richt gelernt.“

D a s w o l l t e n

jetzt die beiden

Jüngeren ganz ge-

nau wissen. „Er-

zähl!“, rie-

f e n s i e

im Chor.

A l s o e r -

k lä r te ihnen Pe l -

ton, dass die Fi -

sche überleben,

weil das Was-

ser eine spezi-

elle Eigenschaft besitzt, die man die „Ano-

malie des Wassers“ nennt. Ohne diese Ei-

genschaft würden die Gewässer von un-

ten nach oben zufrieren und die Fische

würden irgendwann auf den zugefrore-

nen Seen herumzappeln. Während sich

die meisten anderen

Stoffe beim Abküh-

len zusammenziehen

und somit schwerer

werden , g i l t das

beim Wasser nur eingeschränkt. Wasser

zieht sich beim Abkühlen nur bis zu einer

Temperatur von 4 Grad zusammen. Dann

ist es am schwersten, das heißt, dann

hat es die größte Dichte. Wenn es wei-

ter abkühlt und gefriert, dehnt es sich wie-

der aus. Dadurch schwimmt das Eis im-

mer oben, während das schwere Wasser

mit 4 Grad auf den Grund des Sees sinkt.

Und das ist warm genug, damit die Fische

überwintern können. Die beiden staunten.

„Die Anomalie des Wassers also“, mein-

te Turbinchen, „dass Eis oben schwimmt,

war mir klar, immerhin sieht man das ja

bei den Eiswürfeln in der Limonade. Aber

warum das so ist, darüber habe ich nie

nachgedacht.“

„Wenn ihr wollt, können wir zu Hause noch

ein Experiment dazu machen“, sagte Pel-

ton. Die beiden Jüngeren nickten. Also gin-

gen sie nach Hause und experimentierten

voller Freude. Zuerst gaben sie einen Eis-

würfel in ein Glas und füllten Wasser ein.

Natürlich schwamm der Eiswürfel sofort

oben auf, ungefähr die Hälfte davon ragte

aus dem Wasser heraus. Jetzt malte Pel-

ton mit einem Stift eine Linie genau dort,

wo der Wasserspiegel war und sagte dann:

„Was glaubt ihr wird passieren, wenn der

Eiswürfel schmilzt? Man könnte meinen,

der Wasserspiegel wird steigen, oder?“

Turbinchen und Francis nickten. Immer-

hin ragte der Eiswürfel ja aus dem Wasser,

und wenn er schmilzt, müsste mehr Was-

ser vorhanden sein. „Aber genau das pas-

siert nicht. Der Eiswürfel schwimmt jetzt

auf, weil er leichter ist. Er verdrängt da-

bei genau so viel Wasser, wie er selber

wiegt. Da er aus dem Wasser herausragt,

muss das Volumen des Eiswürfels größer

sein als das der gleichen Menge Wasser.

Schmilzt der Eiswürfel, schrumpft er und

nimmt genau den Raum ein, den er vorher

verdrängt hat. Deshalb wird auch der Was-

serspiegel immer gleich bleiben.“

Francis und Turbinchen schauten anfangs

etwas skeptisch, aber als dann das Eis

geschmolzen war, war immer noch gleich

viel Wasser im Glas. Keinen Millimeter

hatte es sich verändert! Da meinte Tur-

binchen plötzlich: „Ich kann euch ein Ex-

periment zeigen, eines, wo sich der Was-

serspiegel ändert.“ Und schon nahm es

das Glas und trank das Wasser bis zum

letzten Schluck aus. „Heureka!“, rief es

und grinste. Die beiden anderen lachten

laut auf! Francis scherzte: „Wir lernen

also: Eis ist leichter als Wasser und ein

Wasserglas wird leer, wenn man daraus

trinkt. Turbinchen, du wirst einmal ein

großer Wissenschaftler!“

Info

Turbinchens neue Freundin Francis

Kannst du dir vorstellen, wie die Freundin von

Turbinchen – Francis – aussieht? Schick uns

deine Zeichnung! Wir haben dann als Beloh-

nung auch ein kleines Geschenk für dich.

Fische können auch im Winter überleben, weil Eis im Wasser immer oben schwimmt.

KLEINANZEIGEN

Synchrongenerator, Elin-Type G21B, 50 Hz Nr. 900829E, 400 V, 288 A, 200 kW, 1.000 U/min, cos phi 0,8, seit 2000 nicht in Betrieb, Erregermaschine, Type K8, Nr. 85523395V, 22 A, 1000 U/min. Info: Therese Dorn, E-Mail: [email protected]

Siemens Simatic S5: mit 2 Stk. 3-D-Regler für 2-düsige Pelton-Turbine wegen Sys-temwechsel abzugeben. Auch als „Ersatzteillager“ geeignet. Tel.: 0664 19 23 404

Turbinen, Trafos, Schaltanlagen, Steuerungen (Standort Schweiz): Gefälle 3,10 – 3,60 m, Q total KW 347 m³/s, 3-Getriebe-Rohrturbine BJ 1961, LRad 3700 mm, 1620 – 1800 kW und Q 64 m³/s, Bell Kaplanturbine BJ 1949, dop-pelregulierbar. LR 3435, 1605 KW bei 3,2 m und Q 45 m³/s, 2 Escher Wyss Propellerturbinen BJ 1928, LR 3,4 m, 1545 KW, Q 46,4 m³/s, 2 Trafos: 6 und 12 MW. Info: K. Dobrowolski, Tel.: 0041 797 071 804, www.metallbud.eu

Hagsche Turbine: Wegen Wasserrechtslöschung Ausbau 2013, BJ 1913, 25 PS, FH 1,2 m Q 2000 l. Info: Josef Dimmel, 3492 Etsdorf, Tel.: 02735 51 54, 0664 737 552 13

Trafo, Leistungsschalter, Synchronisiergerät und Wandlerschrank Mehler (mit Ver-schienung), 250 A, EVU Linz AG: Pauwels Öl-Trafo, Drehstrom, neu, BJ 2004, Typ DDEAC, 630 kVA. Leistungschalter Siemens 3 WL 1000 A mit ETU 25 B, Synchronisiergerät Kuhse KSY 11 mit Gehäuse. Info: Thierfelder, 07262 611 61-0 oder E-Mail: [email protected], www.merckens.at

Asynchrongenerator: BJ 1997, Loher B5, 50 Hz, Typ AGGA-355LB-10M, Nr. 5122451, 400 V, 295 A, 160 KW, 605 U/min, Vertikalmont. rev. 2005, sfr 8.000,–. [email protected], Herr R. Laager

Rechenreinigungsanlage inkl. Steuerung/Hydraulikaggregat. Info: Ing. Pfeil, EW Johann Dandler, 6391 Fieberbrunn, Walchau 29, Tel.: 05354 562 23, [email protected]

Asynchrongenerator Elin: Type Kg 11,06, 110 KW, 975 U/min. Info: Fa. Paillasse, Herr Kittel, Tel.: 0676 544 85 45, [email protected]

Pelton-Turbine, Generator/TRM-Rohre: 125 m Gefälle, Gen.: 15 kVA Mecalte, TRM-Rohre 1.000 m, Ø 150 mm. Info: Georg Gföller, 6313 Auffach 52, Tel.: 05339 88 69

Getriebemotoren mit Plattenschieber: 2 Stück AUMA, DN 200, neuwertig, pro Stk. € 2.100,–. Matreier Tauernhaus, Berthold Egger, Tel.: 0664 230 30 74 oder 0664 442 13 85

Liegenschaft mit Wasserkraftwerk nahe Wachau, ideal als Wohn-/Bürohaus oder Betriebsliegenschaft. Mag. Therese Dorn, Tel.: 0664 113 07 87

Neuer Synchrongenerator: SGS 5C 080, Fa. Hitzinger, Nennl. 50 kVA. Info: Pink, Tel.: 0664 782 11 00, [email protected], Datenblatt: http://bauernkapelleisoppat.h1415417.stratoserver.net/1/hitzinger01.pdf

Francis-Spiralturbine: BJ 2002 inkl. Arm., 90 kW, 1.000 U/min, FH 20 m, Gen. (Schorch) 400 V, 90 kW inkl. Steuerschr. (Schubert). Tel.: 03469 581 o. 0680 122 86 84

Synchrongenerator: Fa. Hitzinger, 80 kVA, 750 U/min, BJ 1995, inkl. Genera-torblock und Kupplung ohne cos-phi-Regler. Tel.: 0650 539 84 41

Francis-Spiralturbine: FH 12 m, 25 kW, 200 l/s, Generator Bartholdi, 25 kVA, 1.000 U/min, Frequenzregler mit Plattentaucher, Heizungsregler für Puffer-speicher mit 4 Heizpatronen. Tel.: +39 349 194 56 05, [email protected]

Rohrauflager für DN 700 auf duktilen Pfählen: Offner Kraftwerke GmbH, 8010 Graz, Schlögelg. 1, Tel.: 0316 900 05-0, Fax: DW 15, [email protected], www.offner.com

Vollautomat. Anlage bis 2.2.2010 in Betrieb, unbeschädigt: Turb. Voith-Francis, BJ 1937, überh. 1990, MNr.: 12.268, H = 3 m, Q = 3,3 m3/s, 107 PS/79 kW, 115 U/min; Laufr. Asynchrongen. m. Riemensch., BJ 1990, 90 kW, 1.000 U/min. Regler Fa. Danner; fast neues GSM-Störalarmsystem. Tel.: 0664 425 96 28

Francis-Spiralturbine: Voith 60 m, 200 l/m. Gen. 1.000 U, kompl. u. Turbinen-teile wie Gen. 60 kVA Schleusen, Getriebe etc. Rudolf Bönisch, Tel.: 07435 524 89

VerkaufeGebraucht- & Neugeneratoren An- & Verkauf: Überhol., Neuwickl. & Vorort- arbeiten, Umbau auf bürstenlose Erreg., elektron. Regler. R. Riegler GmbH, Hr. Jessl, Tel.: 0732 77 08 82-20, [email protected]

Francis-Spiralturbine und Drehstromgenerator: Rüsch Ganahl, 450 l/s, 24 m, 750 l/min, BJ ca. 1940, Drehstromgen.: DD100/750, 100 kVA, 750 l/min. E-Werk Sarmingstein, 4360 Grein, Greinerbachstr. 6, Tel.: 07268 70 08, ewsa@ e-werke.at

Verkaufe Stahlrohre: Großposten gebrauchte Stahlrohre DN 1000, Wandstärke 14,8 mm bis 15,7 mm, PE-ummantelt, innen Epoxidharz-beschichtet, Stahl-qualität STE 480.7, Betriebsdruck 90 bar, Preis auf Anfrage. Firma Kollmer, D-94256 Drachselsried, Gewerbegebiet 2, Tel.: +49 99 45 417, Fax: +49 99 45 23 79

Transformator und Generator: Global Hydro Energy GmbH, 4085 Niederranna 41, Tel.: 07285 514 10, Fax: 07285 514 20, [email protected], www.hydro-energy.com

Synchrongenerator: ELIN S3210, BJ 1959, 220 kVA, 600 U/min, 400/231 V, Erregermaschine E41, 45 V, 113 A, mit Bürsten, ohne Spannungsregler. Tel.: 0664 282 77 73

Generator mit Kondensator: Elin, 380 V, 62 A, 29,4 KW, 720 U/min, 50 Per./s, BJ ca. 1950, mit Kondensator. Tel.: 0664 342 37 07

Steuerschrank: Kompl., voll funktionsfähig f. Doppelgest. Kaplan-Rohrt., BJ 1982, System Köchendorfer, mit Zubehör – GÜNSTIG. A. Schweitzer Ges.m.b.H., 4121 Altenfelden, Weigert 3, Tel.: 07286 82 12, [email protected]

Turbinen, Wasserkraftschnecken, Reparaturen, Kauf von WKW, Projekten u. Stand-orten. Pachten und Betriebsführung: Fa. Strasser & Gruber, 3240 Mank, 3172 Ramsau, Tel.: 0664 801 002 22, [email protected]

Pelton-Turbine: Kössler, PV6 Laufrad Ø 850 mm, FH 257 m, DZ 750 U/min, 2.600 kW. Hr. Fürstauer sen., Tel.: 0664 442 47 24 od. 04822 736 65, [email protected]

Komponenten: Pelton-T., 2-düsig, BJ 1982 – Hn = 40 m, Qn = 25 l/s, nn = 1.040 min-1, Pel = 5,8 kW, Laufrad StG – dir. gek. mit AS-Gen. Fabr. AEG – GEAL 380 V Y, 6-polig, DB 8 kW – auf gem. Rahmen. Pelton-T., 1-düsig, BJ 1991 – Hn = 40 m, Qn = 6 l/s, nn = 800 min-1, Pel = 1,1 kW, Laufr. Schaufel-kr. GG – AS-Gen. 460. Horst Höller, 4564 Klaus, Am Dorferberg 45, Tel./Fax: 07585 318, [email protected]

Komplettanlage: Turbine, 180 m, 100 l/s, 125 kW. Gen.: U 1.000 hydr. Tur-binenregl. kvA 120 cosfi 0,8, 400 V, 174 A, Turb. Riva: f. 260 m, 150 l/s, 310 kW. Gen. Marelli: U: 600, kvA 400, cos phi 0,8, 400 V, 578 A. E-Werk Kirchler, 39030 Ahrntal (BZ), St. Johann 3, Tel.: +39 474 65 21 45, +39 348 304 20 11, [email protected]

Generalüberholte Turbinen: Kaplant., einfach ger. H = 3,0 m; Q = 3,0 m³/s, Francist., H = 2,7 m; Q = 3,0 m³/s, Peltont., H = 170 m; Q = 200 l/s. Wei-tere lagernd. Danner Maschinenbau GmbH, 4643 Pettenbach, Scharnsteiner Str. 49, 07615 73 73

Ossberger-Turbine: BJ 1972 (neu), L: 24,7 PS, Gef. 1,81 m, Schluckver. 1.280 l/s, Umdr. 70 min-1, Öffnung (Langloch): ca. 1.900 x 650 mm Rohrstutzen: Ø ca. 1.100 mm. Josef Auer, 4407 Steyr, Lehnerweg 6, Tel.: 07252 785 64

Francis-Schachtturbine: 90 PS, BJ 1958, inkl. Regler, Generator Elin-Schorch, 80 kW. Tel.: 03687 222 45

Voith Francis-Schachtturbine: 2,77 m, Gefälle 3,5 m³/s, Voith Stirnkegelradge-triebe, AEG Asynchrongenerator: BJ 79, 75 kW, 400 V, 763 U/min, V1, Flender Planetengetriebe BJ 79, 81 kW, 99/770 U/min und Ossberger Regler, Flender Asynchrongenerator, BJ 96, 110 kW, 400 V, 760 U/min, B3 E-Mail: [email protected], Tel.: +49 8563 39 57

Schaltanlage & Steckkarten, Landis u. Gyr: Schaltanlage u. Steckkarten; ABB: Schaltanlage und Steckkarten; günstig abzugeben. Tel.: 06235 72 97, E-Mail: [email protected]

WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 1234

KLEINANZEIGEN

Pelton-Turbine, 2-düsige Pelton-Kleinturbine mit solidem geschweißtem Stahlgehäuse, Zulaufrohr DN 150 mit Absperrklappe, Düsenzange DN100, davon ein Düsenzulaufrohr mit Absperrklappe, Düsennadeln händisch über Gewindespindel zu betätigen. Die Turbine ist in gutem Zustand! Turbinen-daten: Baujahr 1992, Drehzahl: 800 min-1, Fallhöhe: 32 m, Durchfluss: 12 l/s, Düsendurchmesser: 22,5 mm, Leistung: 2,9 kW. Tel.: 0699 12 50 83 76

Vollautomatische Anlage zu verkaufen. Noch in Betrieb zu besichtigen. Turbine (Rüsch-Werke Dornbirn): Francis, generalüberholt 1990, H = 3 m, Q = 2 m, 50 KW, 90 U/min. Asynchron-Generator (Fabr. Schorch) mit Riemenscheibe, BJ 1992, 90 KVA, 762 U/min., neuem Störalarmsystem, neuem SPS Power-Panel PP45 Touch. Ausbau der Anlage, Januar 2013 aufgrund einer Gefälle-erhöhung. Info: +43-664-1006202, [email protected]

Verkaufe KWK im Mürztal, in Betrieb, derzeitige Leistung ca. 23 kW. Tel: 0664/4239876, falls nicht erreichbar bitte SMS schicken

In Rumänien bieten wir ein Projekt mit 4,8 MW installierter Leistung an. Baugeneh-migung und Genehmigung für die Netzanbindung ist vorhanden. Als Projekt oder schlüsselfertig zu erwerben. Info: Ildiko Lancz, Proictare Energie Regenera-bila S.R.L, [email protected]; Tel.: +40 749179746

Verkauf Synchrongenerator, Francis-Schachtturbinen Kienast-Getriebe ab März 2013 verfügbar: 1 Elin-Synchrongenerator/ 3-phasengen. 500 KVA, 1000 U/min., 50 hz, cosphi 0,8, eigenerr., BJ 1978, generalüberholt 03/2009. 1 Kienast- Getriebe, Eingangsumdrehung 250, Ausgang 1000 U/min., BJ 1978, gene-ralüberholt 2008. 2 Francis-Schachtturbinen, Fabr. Voith, BJ 1923, general-überholt 1978, auf gemeinsamer waagrechter Welle, für Fallhöhe 7,20 m und Schluckfähigkeit von 6,12 cbm, Umdrehungen 250 U/min., große mit 283 PS, kleine mit 176 PS. Alle Teile in Betrieb zu besichtigen, im Winter mit Störfak-tor Vereisung. Kontakt: Dr. Bernhard Holzrichter, 5572 St.Andrä i. Lungau Nr. 1, Tel.: 06474/2470, Mobil: 0664/73329623, E-Mail: [email protected]

Doppelregulierbare Kaplan-Schachtturbine, Marke Kössler, Fallhöhe 2,4 m, Schluck 800 l/sec, Leistung 21 PS, das vierflügelige Laufrad ist aus einer Bronzelegierung. Die Maschine kann noch in Betrieb besichtigt werden. Fran-cis-Turbine, Marke Kössler, Fallhöhe 3 m, Schluck 300 l/sec, mit dabei Turbi-nengehäuse (kann man als Schachtturbine sowie als Spiralturbine verwen-den) Saugrohr, Lagerböcke und Krümmer. Schachtturbine, Marke Osser, Fall-höhe 2,4 m, Schluck 450 l/sec. Ist zurzeit noch in Betrieb. Es wird der kom-plette Maschinensatz verkauft.Voith Hydraulischer Turbinenregler, Typ D 125 und Typ D 50. Preise und Bilder sind auf der Homepage www.schmiede- wiesinger.at bei Maschinenmarkt zu sehen! Kontakt: Alexander Wiesinger & Co KG, Hammer-Gesenkschmiede u. Werkzeugbau, A-3925 Arbesbach, Kamp 18, Tel.: +43 02813 206, Fax: + 4, E-Mail.: [email protected]

GFK-Druckrohr: DN 1100, PN 6, SN 10000 mit aufgezogener Kupplung, Länge ca. 6 m, 40 lfm. Info: Anton Putz, Kirchenstraße 5, 3355 Ertl, Mobil: 0680 12 17 095

Impressum: Herausgeber und Medieninhaber: Verein Kleinwasserkraft Öster reich, Neubaugasse 4/1/7–9, 1070 Wien, Tel.: +43 1 522 07 66, Fax: +43 1 522 07 66 55, E-Mail: [email protected], Internet: www.kleinwasserkraft.at Redaktion: DI Mar t ina Precht l - Grundnig, Ges t al t ung : COMO GmbH, Am Winterhafen 11, 4020 Linz, Tel. +43 732 77 42 22, E-Mail: [email protected], Internet: www.como.at. Druck: Brüder Glöckler GmbH, Staudiglgasse 3, 2752 Wöllersdorf. Verlagsor t : Wien

WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 12 35

Suche

Wasserkraftwerke in Österreich: Leistung von 1 MW bis insgesamt 40 MW. Dr. Chrubasik, Tel.: +49 1520 465 21 32, E-Mail: [email protected]

Bedienungsanleitung (Kopie) für Oser-Schachtturbine: BJ ca. 1919, 0,5 m³/s und 5,2 m Fallhöhe. [email protected], Tel.: 07258 792 36

Francis-Schachtturbine: Q = 300 l/s, H = 1,5 m. [email protected]

Kraftwerk (Alt-, Neuanlagen, Rechte): Leistungsb. ab 35 kW. Barzahlung, dis-krete Abwicklung. R. Langecker, 4844 Regau, Werkweg 19, Tel.: 0650 253 87 78, [email protected]

Synchrongenerator: 500 – 750 U/min, L 80 – 100 kVA. Tel.: 0664 503 40 20

Kraftwerk in Ö.: 25 – 250 kW, in Betrieb oder stillgelegt zur Revital. mit best. Was-serrecht. Barzahlung. Herr Wagenhofer, Tel.: 0664 834 15 60, [email protected]

Kraftwerk od. Standort in Ö. (Alt-, Neuanl., Rechte): ab 800 kW. Auch Err. oder Reakt. v. KWK. Investitionsvol. über 1 Mio. ohne Grund. Barzahlung, diskret. Hr. Bandelin, 6365 Kirchberg, Hinteraschau 21, Tel.: 05357 821 45, [email protected]

Kleinwasserkraftwerke, ab 350 KW: in Ktn., Stmk., Mittel- oder Hochdruckanla-gen. Offner Kraftwerke, Graz, Schlögelg. 1, Tel.: 0316 890 00 50, [email protected]

Kleinwasserkraftwerk: Anbote an: Tel.: 02274 769 40, [email protected]

Alte Mühle, Sägewerk o. Ä. in Melk/Hainfeld/Pressbaum/Krems, mit Wasser-recht, in erster Linie für Wohnzwecke. Einzellage. [email protected]

Wasserkraftwerke in allen Größen: Barzahlung, diskrete Abwicklung. Michael Supanz, 9330 Althofen, Kottowitzstr. 10, Tel.: 0664 382 05 60

Kraftwerke/Standorte zur Errichtung od. zur Reaktivierung von KWK: Alexander Wiesinger, 3925 Arbesbach, Kamp 18, Tel.: 02813 206, [email protected]

Wasserkraftanlage jeglicher Größe: Barzahlung. Tel.: 0316 321 383 16, 0699 106 969 10, [email protected], www.brandstaetter.at/immobilien

WK-Anlagen od. Rechte bis 5 MW, Alt- oder Neuanlagen: Diskrete Ab-wicklung. Barzahlung. Österreich bevorzugt. Mathias Ameisbichler, Tel.: 0664 406 56 56

Kleinwasserkraftwerke in der Steiermark: Josef Köhl, 8773 Kammern, Langackerweg 3, Tel.: 0676 550 96 01, [email protected]

Kleinwasserkraftanlage in Österreich oder Süddeutschland: mind. 30 kW. Markus Auer, Tel.: 0664 274 91 96, [email protected]

Steuerungsanlage (Siemens): neuwertig oder in gutem Zustand. 230 – 240 kW. Hr. Haas, Neustift im Stubaital, Tel.: 05226 34 14

Suche Wasserrecht/Kleinwasserkraftanlage NÖ: Jahreserzeugung bis 1 GWh. Kontakt: Stefan Kunst, Tel.: 0699 812 11 262

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: Fot

olia

WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 1236

ERNEUERBARE ENERGIE

Gra

fik: ©

RW

E Po

wer

Nicht überall lässt sich ähnlich effizient und kostengünstig Strom spei-chern wie in den Alpen. Im Norden Deutschlands etwa stehen keine hochgelegenen Speicherseen zur Verfügung, in die Wasser aus dem Tal hinaufgepumpt und bei Bedarf wieder abgelassen werden kann.

S t romspe iche r im Un te rg rund – e i ne A l t e rna t i ve?

Druckluftspeicher-kraftwerke

Funktionsweise und technische Herausforderungen

Das Prinzip eines Druckluftspeicherkraft-

werks lässt sich schnell erklären: Steht ge-

nügend Strom zur Verfügung, wird Luft mit-

tels eines Kompressors verdichtet und in

einen Druckbehälter gepresst. Wird der

Strom benötigt, kann mit der komprimierten

Luft eine Turbine betrieben und Strom er-

zeugt werden. So weit, so gut. Doch in

der technischen Umsetzung muss noch

einiges beachtet werden. Um genügend

Energie speichern zu können, muss ein

ausreichend großes, luftdichtes Speichervo-

lumen vorhanden sein. Deshalb konzentrie-

ren sich die Bemühungen derzeit auf unter-

irdische Salzstöcke,

wo, quasi als Neben-

produkt der Salzge-

winnung, riesige Ka-

vernen mit einem Vo-

lumen von mehreren hunderttausend Ku-

bikmetern entstanden sind. Bestehende

Kavernen lassen sich relativ günstig in ei-

nen Druckbehälter „umrüsten“.

Eine weitere Herausforderung ist, dass die

Luft bei der Verdichtung stark erhitzt wird.

Um die Anlagenteile, vor allem die Kaver-

nenwand, zu schützen, muss die verdich-

tete Luft abgekühlt werden. Wenn die

Luft dann über die Turbine geleitet wird,

expandiert sie und kühlt nochmals ab. Da-

mit das nicht zu Vereisungen an der Tur-

bine führt, muss die komprimierte Luft

vor der Verwendung wieder erhitzt wer-

den. Des Weiteren sind herkömmliche

Turbinen auf einen gleichbleibenden oder

nur gering schwan-

kenden Arbeitsdruck

ausgelegt. Es kann

also nicht der ge-

samte in der Kaver-

ne gespeicherte Luftdruck zur Produktion

genutzt werden. Die derzeit bestehenden

Anlagen (eine in Deutschland, eine in den

USA) nutzen deshalb nur ein „Druckspiel“

zwischen etwa 50 und 70 bar bzw. 45 und

76 bar Eingangsdruck.

Bestehende Anlagen und die Frage des Wirkungsgrades

Das weltweit erste Druckluftspeicherkraft-

werk ging 1978 in Niedersachsen in Be-

trieb. Dieses kann über einen Zeitraum von

2 Stunden eine Leistung von 321 MWel er-

zeugen. Das zweite ging 1991 in Alabama

(USA) in Betrieb. Es verfügt über ein Spei-

chervolumen von 538.000 m³ und kann da-

Geeignete Standorte für Druckluftspeicherkraftwerke wären weltweit vorhanden.

Konzept ADELE mit Kaverne (unten), Hochtempe-ratur-Wärmespeicher (l.) und Maschinenhalle (r.)

Ort Huntdorf (GER) McIntosh (USA)

Inbetriebnahme 1978 1991

Speicher 2 zylindrische Salzkavernen mit je 150.000 m3;600 – 800 m Tiefe;Durchmesser = 30 m

Salzkaverne mit 538.000 m3;

450 – 750 m Tiefe

Leistung 290 MW über 2 Stunden 110 MW über 26 Stunden

Wirkungsgrad 42 % 54 %

Druckspiel 50 – 70 bar 45 – 76 bar

Bestehende Druckluftspeicherkraftwerke

Um hier Strom speichern zu können

und so Regelenergie für die volatile

Stromeinspeisung zur Verfügung zu ha-

ben, müssen andere Techniken zum Ein-

satz kommen. In Druckluftspeicherkraft-

werken sehen manche eine Technologie

mit Zukunft. Ob das wirklich so ist?

Die fluktuierende Stromerzeugung aus er-

neuerbaren Energien nimmt immer wei-

ter zu. Schwankende Stromeinspeisung

muss irgendwie mit dem zeitlichen Ver-

lauf des Strombedarfs beim Kunden in

Einklang gebracht werden. Im Norden

Deutschlands etwa, wo es große Mengen

an Windstromeinspeisung gibt, geschah

das bislang mit Gas- und Atomkraftwerken

oder eben durch Pumpspeicherkraftwerke

aus Österreich. Mit dem beschlossenen

Atomausstieg und den europäischen Kli-

maschutzzielen wird in Zukunft aber ver-

mehrt Regelenergie auf Basis erneuer-

barer Energien benötigt werden. Gibt es

da eine Alternative zu Pumpspeicherkraft-

werken? Diese scheint gefunden – näm-

lich in unterirdischen Hohlräumen.

WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 12 37

ERNEUERBARE ENERGIE

mit über 26 Stunden eine Leistung von 110

MW bereitstellen. Die beiden Anlagen ha-

ben jedoch einen großen Nachteil: Die bei

der Verdichtung entstehende Wärme wird

nicht gespeichert und geht verloren. Um

die Luft vor der Turbine zu erhitzen, muss

brennbares Gas (Erdgas) zugeführt und das

Gemisch entzündet werden. Das bedeu-

tet nicht nur, dass für die Stromerzeugung

erst wieder CO2 verbrannt wird, sondern

auch, dass der Wirkungsgrad dieser Anla-

gen recht bescheiden ist.

Neue Entwicklung: Adiabatische Druckluftspeicherkraftwerke

Doch im Zusammenhang mit der Ener-

giewende und den erforderlichen Strom-

speichern ist diese Technologie gerade in

Deutschland wieder interessant geworden.

Unter der Bezeichnung ADELE (adiabater

Druckluftspeicher für die Elektrizitätsversor-

gung) wird deshalb an einem Druckluftspei-

cherkraftwerk gearbeitet, das ohne Zufuhr

fossiler Brennstoffe auskommt. Dazu muss

die Abwärme aus dem Kompressionspro-

zess in einem Hochtemperatur-Wärme-

speicher „zwischengelagert“ werden. Die-

se Wärme kann später wieder zum Erhitzen

der Luft genutzt werden. Daraus resultiert

ein weitaus besserer Wirkungsgrad von ca.

70 %. Neben der notwendigen Forschung

an einem geeigneten Wärmespeicher müs-

sen auch die anderen Hauptkomponenten

weiterentwickelt werden. Der Kompres-

sor für das Projekt ADELE muss etwa bei

einer Temperatur von bis zu 620 °C einen

Druck von 100 bar erzeugen können. Dieser

Belastung und einem höheren Druckspiel

muss natürlich auch die Turbine standhalten.

Die erste Pilotanlage eines adiabaten Druck-

luftspeicherkraftwerks soll bei Staßfurt in

Sachsen-Anhalt gebaut werden. Hier sind

schon jetzt eine Kaverne eines alten Sole-

abbaus und jede Menge Windräder vorhan-

den. Das Kraftwerk soll zu Spitzenzeiten

bis zu 90 MW leisten können und eine Ge-

samtspeicherkapazität von 360 MWh ha-

ben. Das bedeutet, dass die Anlage in Staß-

furt über einen Zeitraum von vier Stunden

rund 50 Windräder ausgleichen könnte.

Zukunftsaussichten

Der Bau der Anlage verzögert sich aller-

dings. Mit der Inbetriebnahme wird frühes-

tens Ende des Jahrzehnts gerechnet. Für

die Projektpartner, RWE, General Electrics,

Zublin und das Deutsche Zentrum für Luft-

und Raumfahrt, spießt es sich nicht an den

technologischen Herausforderungen, son-

dern an den Entwicklungs- und Baukosten.

Um den Bau möglichst günstig durchfüh-

ren zu können, werden deshalb mehre-

re Varianten mit unterschiedlichen Wärme-

speichern entwickelt. Erst dann erfolgt eine

endgültige Auslegung. Ein Grund für den

Kostendruck ist auch, dass die Druckluft-

speicher in Konkurrenz zu den derzeit noch

günstigeren Gaskraftwerken stehen.

Laut Medienberichten gibt es in Deutsch-

land zwischen 20 und 130 Standorte für

solche Kraftwerke. Schon mit 20 bis 30

Anlagen könnte die Hälfte der notwen-

digen Regelenergie bereitgestellt werden,

die in der Bundesrepublik Deutschland im

Jahr 2050 erforderlich sein wird.

WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 1238

GESELLSCHAFT

Die Wasserkraft spielt aufgrund günstiger topografischer Bedingungen eine besonders wichtige Rolle in der österreichischen Stromerzeugung. Trotz dieses bereits hohen Anteils besteht in Österreich noch weiteres Aus-baupotenzial, insbesondere im Bereich der Kleinwasserkraft.

E ine emp i r i sche Un te rsuchung von Markus G i l be r t B l i em und Andrea K l i ng lma i r

Wasserkraftnutzung im Spannungsfeld: Die Meinung der österreichischen Bevölkerung

D ie Ausbauziele für erneuerbare En-

ergien wurden auch im Ökostrom-

gesetz 2012 gesetzlich verankert. Für

den Bereich der Wasserkraft sieht das

Gesetz bis zum Jahr 2020 einen Ausbau

um 4.000 GWh vor.

Die Wasserkraftnutzung ist jedoch mit

einem Interessenskonflikt verbunden.

Auf der einen Seite bestehen die Ziele

der Klima- und Energiepolitik, wie et-

wa die Reduktion von Treibhausgas-

emissionen sowie die Erhöhung des An-

teils erneuerbarer

Energieträger am

energetischen End-

verbrauch und im

Stromsektor (Ener-

gie- und Klimapaket der EU). Ein Aus-

bau der Wasserkraftnutzung kann zur Er-

reichung dieser klima- und energiepo-

litischen Ziele einen wichtigen Beitrag

leisten. Weitere positive Effekte eines

Wa s s e r k r a f t a u s -

baus s ind d ie S i -

cherung der inlän-

d ischen Energ ie -

versorgung sowie

Wertschöpfungs- und Beschäftigungs-

effekte (für die lokale Wirtschaft). Auf

der anderen Seite stellt der Bau von

Wasserkraftwerken einen Eingriff in die

Gewässerökologie und die natürliche

Umwelt dar. Der Ausbau der Wasser-

kraft hat somit nicht nur (energie-)wirt-

schaftliche Vorteile, sondern steht auch

in einem Spannungsfeld zu ökologischen

Schutzzielen wie der EU-Wasserrahmen-

richtlinie, welche grundsätzlich eine Ver-

schlechterung des Zustands der Oberflä-

chengewässer verbietet. Da Kleinwas-

serkraftwerke und der gute Zustand der

Gewässer in der Regel vereinbar sind,

gilt dieses Spannungsfeld insbesondere

für sehr gute Gewässerstrecken.

Den Ausbau der Wasserkraftnutzung, un-

ter Berücksichtigung der vielschichtigen

positiven und negativen Effekte, ökono-

misch zu bewerten, war primäres Ziel

eines am Institut für Höhere Studien (IHS)

Kärnten durchgeführten Forschungspro-

jektes namens HYDROVAL. Das Projekt

wurde gemeinsam mit der Freien Univer-

sität Amsterdam bearbeitet und vom Kli-

ma- und Energiefonds im Rahmen des

Programms „Neue Energien 2020“ geför-

dert. Mithilfe direkter Bewertungsverfah-

ren bzw. Befragungen konnte ein detail-

lierter Einblick in die Präferenzen der Be-

völkerung für einen Ausbau der Wasser-

Wasserkraft ist nach Sonnen-strom die beliebteste erneuer-bare Energiequelle in Österreich.

Abb. 2: Einstellung zur Wasserkraftnutzung Quelle: IHS Kärnten

7,5 % 23 % 46,1 % 23,4 %

13,5 % 32,8 % 40,7 % 13 %

61 % 34 % 0,6 %

53,7 % 37,6 % 7,4 % 1,3 %

54,7 % 34,8 % 9,5 % 1 %

4,5 %

Ein Wasserkraftwerk gefährdet die Lebensräume von Tieren und Pflanzen

Ein Wasserkraftwerk verunstaltet die Landschaft

... um die Notwendigkeit von Stromimporten zu senken

... für die Reduktion von klima-schädlichen CO2-Emissionen

... für die Deckung der steigenden Stromnachfrage in Österreich

N = 892

stimme voll zu stimme gar nicht zu stimme eher nicht zu stimme eher zu

Abb. 1: Präferierte erneuerbare Technologien für die zukünftige Stromerzeugung Quelle: IHS Kärnten

32 % 29 %Sonnenstrom

26 % 35 %Wasserkraft

33 % 55 %Windkraft

9 % 82 %Biomasse

N = 892

Rang 1 nicht gewählt Rang 2

Die verstärkte Wasserkraft- nutzung ist wichtig ...

WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 12 39

GESELLSCHAFT

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kraft gewonnen werden. Aus den erho-

benen Daten konnten zunächst wichtige

Erkenntnisse in Bezug auf die allgemeine

Einstellung der Bevölkerung zur Thematik

des Wasserkraftausbaus bzw. des Aus-

baus erneuerbarer Energiequellen gewon-

nen werden. Die verstärkte Nutzung er-

neuerbarer Energiequellen für die zukünf-

tige Stromerzeugung wird durchwegs als

sehr wichtig erachtet. Rund drei Viertel

(75,6 %) der befragten Personen halten

die intensivierte Nutzung erneuerbarer

Energie für sehr wichtig, weitere 21,9 %

für eher wichtig. Darüber hinaus konnten

Präferenzen für bestimmte (erneuerbare)

Technologien beobachtet werden. So ist

die Sonnenenergie (Photovoltaik) die am

meisten präferierte erneuerbare Energie-

quelle, dicht gefolgt von Wasserkraft und

Windkraft. Biomasse rangiert in der Prä-

ferenzreihung hingegen an letzter Stelle

(vgl. Abbildung 1).

Auch die generelle Einstellung zur Was-

serkraftnutzung bzw. zum Bau weiterer

Wasserkraftwerke in Österreich ist sehr

positiv. So weisen insgesamt 95,7 % der

befragten Personen eine sehr bis eher

positive Einstellung zur Wasserkraftnut-

zung auf. Darüber hinaus haben auch

92,1 % eine positive Einstellung zum Bau

weiterer Wasserkraftwerke entlang der

österreichischen Flüsse. Nur ein geringer

Teil der befragten Personen hat grund-

sätzlich eine eher negative (7,2 %) bis

sehr negative (0,7 %) Haltung hinsichtlich

der Errichtung neuer Wasserkraftanla-

gen. Diese grundsätzlich positive Einstel-

lung gegenüber der Wasserkraft ist ver-

mutlich auf die Vertrautheit der Bevölke-

rung mit der Technologie zurückzuführen.

Die Wasserkraft spielt aufgrund der na-

turräumlichen Gegebenheiten schon seit

jeher eine tragende Rolle in der öster-

reichischen Stromerzeugung. So gaben

fast drei Viertel der befragten Personen

an, dass sich zumindest einige Wasser-

kraftwerke in der näheren Umgebung

ihres Wohnsitzes befinden.

Trotz der positiven Einstellung sowie der

Vertrautheit mit der Wasserkrafttechno-

logie konnten deutliche Defizite im In-

formationsstand der Bevölkerung zum

Thema Wasserkraft identifiziert werden.

Rund 43 % der Befragten fühlen sich

grundsätzlich schlecht über die Wasser-

kraftnutzung in Österreich informiert. Da-

rüber hinaus hat nur knapp mehr als die

Hälfte der befragten Personen (58,6 %)

von konkreten Ausbauplänen gehört, d. h.

neue Wasserkraftwerke zu errichten.

Auch zeigte sich eine latente Wahrneh-

mung des Wechselspiels zwischen den

Vorteilen der Wasserkraftnutzung und

den negativen ökologischen Begleit -

erscheinungen. Während über 90 % der

Befragten damit übereinstimmten, dass

die intensivierte Nutzung der Wasserkraft

wesentlich zur Deckung der steigenden

Stromnachfrage, zur Redukt ion

Erfreulich ist auch das Ergebnis, dass Wasser-kraftwerke überwiegend nicht als landschaft-lich störend angesehen werden.

WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 1240

GESELLSCHAFT

klimaschädlicher CO2-Emissionen so-

wie zu einer Verringerung der Abhän-

gigkeit von Importen aus dem Ausland

beitragen kann, sind knapp die Hälfte

der Meinung, dass

sich der Bau wei-

terer Wasserkraft-

werke negativ auf

die Tier- und Pflan-

zenwelt auswirkt. 30,5 % der befragten

Personen denken darüber hinaus, dass

das Landschaftsbild von neuen Wasser-

kraftanlagen negativ beeinträchtigt wird

(vgl. Abbildung 2).

Wesent l iche Erkenntnisse des For-

schungsprojektes konnten aus einer

ökonometrischen Auswertung gewon-

nen werden. Der viel diskutierte „Trade-

off“ zwischen den Vorteilen eines Aus-

baus der Wasserkraft (z. B. CO2-Reduk-

tion, Beschäftigungseffekte) und den

negativen Begleiterscheinungen (Ein-

griff in das Ökosystem) konnte mithil-

fe eines komplexen Modells identifiziert

und quantifiziert werden. Ein starker Ein-

griff in die Natur und das Landschafts-

bild ist mit einem deutlichen Wohlfahrts-

verlust verbunden. Dies zeigte sich in al-

len Auswertungen,

insbesondere be i

Betrachtung eines

spezifischen Was-

serkraftprojektes.

Darüber hinaus wird der Eingriff in das

Ökosystem von Personen, die nahe an

einem Fließgewässer wohnen, negativer

bewertet. Zudem erhöhen Erfahrungen

mit der Technologie „Wasserkraft“ die

Zustimmung zum Ausbau. Ein weiteres

wichtiges Ergebnis zeigt sich in der Be-

stätigung der sogenannten „Not in my

backyard“-Theorie. D. h. ein Ausbau der

Wasserkraft wird zur Erreichung wich-

tiger klima- und energiepolitischer Ziele

zwar befürwortet, jedoch sollten neue

Wasserkraftwerke möglichst weit ent-

fernt vom Wohnsitz errichtet werden.

Abschließend konnte mithilfe einer di-

rekten Zahlungsbereitschaftsanalyse ge-

Info

Insgesamt wurden im Sommer 2011 österreich-

weit knapp 2.200 Haushalte online über ein

externes Marktforschungsinstitut befragt.

Rund 900 Personen erhielten spezielle Fragen

zum Ausbau der Wasserkraft.

Detaillierte Ergebnisse des Forschungs-

projektes Hydroval können auf der Projekt-

homepage www.hydroval.org unter der Rubrik

„Downloads“ nachgelesen werden.

IHS Kärnten Alter Platz 10, 9020 Klagenfurt am Wörthersee

Die Zahlungsbereitschaft für die Förderung von Strom aus Was-serkraft ist grundsätzlich positiv.

zeigt werden, dass die österreichische

Bevölkerung grundsätzlich eine positive

Zahlungsbereitschaft für die Förderung

von Strom aus Wasserkraft aufweist.

Diese liegt im Median bei rund 10 Euro

pro Haushalt und Monat.

WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 12 41

Amerika hat gewählt und die Amtszeit von Barack Obama wurde somit um eine weitere Periode verlängert. Bei sei-ner Wahl 2008 galt er als der große Hoffnungsträger für eine nachhaltige Energiepolitik in den Vereinigten Staaten. Doch in diesem Bereich konnte er die Erwartungen nicht erfüllen. Seine energiepolitischen Aussagen klingen mittlerweile auch etwas anders.

His to r i sch bedeu tend – Zukun f t ungew iss

Wasserkraft in den USADie Förderung von Amerikas, fossi-

len Rohstoffen wird ausgeweitet

und die Erneuerbaren bekommen eine

(wichtige?) Nebenrolle. Doch zu Obamas

Ehrenrettung ist zu sagen: sein Konkur-

rent im Wahlkampf, Mitt Romney, vergaß

nahezu ganz auf die Erneuerbaren und

fand sogar verhöhnende Worte für sie.

„Du kannst kein Auto mit einer Wind-

mühle auf dem Dach fahren“, sagte er

bei einem Auftritt im Kohlestaat Ohio.

Uns interessiert: Wie steht es um die amerikanische Wasserkraft?

Mitte des 20. Jahrhunderts betrug der An-

teil der Wasserkraft an der Gesamtstrom-

produktion in den USA etwa 30 % und

war damit ein bedeutender Stromliefe-

rant. Zwar wurden noch bis in die 80er-Jah-

re Kraftwerke gebaut, aber nicht zuletzt

durch den immer größer werdenden Ener-

giehunger des Landes ist der Wasserkraft-

anteil an der Strom-

produktion aber den-

noch stark rückläufig.

Mittlerweile kommen

nur noch 6 bis 9 Pro-

zent des Stromes aus Wasserkraft. Da-

bei liegen noch viele ungenutzte Poten-

ziale brach, wie mehrere Studien zeigen.

Dennoch spielt sie in den Energiezielen der

Vereinigten Staaten kaum eine Rolle. Man

will zwar energieunabhängig werden, setzt

dabei aber aktuell vor allem auf die Aus-

beutung nicht erneuerbarer Ressourcen im

eigenen Land. Zu Beginn der ersten Amts-

periode von Präsident Barack Obama war

die Euphorie auch wegen seiner Klima- und

Umweltziele groß. Der ambitionierte Plan

sah den Ausbau von erneuerbaren Ener-

gien und die „Entwöhnung des Landes“

vom Erdöl vor. Doch

mit der anhaltenden

Wirtschaftskrise wur-

de das Thema in den

USA kaum noch be-

achtet. Zwar soll das Land weiterhin un-

abhängig von ausländischem Öl und Gas

werden, mittlerweile haben sich die Ziele

aber dahin geändert, dass nun wieder in-

ländische Ressourcen von fossilen Brenn-

stoffen sowie die Atomenergie forciert wer-

den sollen. Bis zum Jahr 2030 sollen 80 %

des Stroms aus „sauberen“ Technologien

kommen. Dazu zählen für Obama aber

In den USA liegen leider viele Potenziale für die Nutzung der Wasserkraft brach.

INTERNATIONAL

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: Fot

olia

WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 1242

INTERNATIONAL

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eben auch Atom- und Gaskraftwerke. Kon-

krete Ziele für die Wasserkraft definiert das

Weiße Haus nicht. Dabei wäre die Wasser-

kraft in den USA ein nicht zu unterschät-

zender Faktor. Mit einer mittleren jährlichen

Produktion von etwa 280 TWh liegt man

hinter China, Kanada und Brasilien welt-

weit an 4. Stelle was die Stromprodukti-

on aus Wasserkraft anbelangt. Und das

obwohl es verhältnismäßig wenige Kraft-

werke gibt. Etwa 2.400 an der Zahl sollen

es sein. Damit erreicht die größte Volks-

wirtschaft der Welt

gerade eine Größen-

ordnung von Öster-

reich. Zwar gibt es

keine offiziellen Zah-

len, Untersuchungen in den 1970er-Jah-

ren gaben jedoch das wirtschaftlich um-

setzbare Potenzial mit etwa 380 TWh an.

Da sich die Marktbedingungen seitdem

wohl auch in den USA geändert haben,

kann dieser Wert als untere Grenze gese-

hen werden, denn immerhin liegt das tech-

nisch machbare Potenzial mit fast 530 TWh

nochmals deutlich darüber.

Aber auch aktuellere Studien zeigen noch

eine enorme Ausbaumöglichkeit, etwa

auch in der Kleinwasserkraft, die in den

USA alle Anlagen von 1 bis 30 MW um-

fasst und aus „low power plants“ (An-

lagen unter 1 MW

Leistung). Eine 2006

vom US-Energ ie -

minis terium in Auf-

t r a g g e g e b e n e

Arbeit identifizierte knapp 130.000 mög-

liche Standorte, an denen Kraftwerke bis

30 MW Leistung gebaut werden könnten.

Dabei wurden natürlich auch Ausschlusskri-

terien wie ökologisch sensible Gebiete und

Wirtschaftlichkeitsfaktoren berücksichtigt.

Sogar unter der Annahme, dass maximal

die Hälfte des vorhandenen Abflusses ver-

wendet wird, ergab sich ein Gesamtpoten-

zial von etwa 30 GW Ausbauleistung oder

einer jährlichen Produktion von rund 100

TWh! Ein großer Teil dieses noch nicht ge-

nutzten Potenzials an Wasserkraft liegt in

den über 80.000 Querbauwerken, die noch

keine Stromproduktion aufweisen und der-

zeit nur zum Hochwasserschutz und zur

Trinkwasserversorgung dienen oder auf-

grund der Binnenschifffahrt errichtet wur-

den. Diese wurden genauer unter die Lupe

genommen. Schon mit rund 600 nicht ge-

nutzten Querbauwerken, an denen sich ei-

ne Engpassleistung von über 1 MW reali-

sieren lässt, ist ein Leistungs potenzial von

andere Erneuerbare (TWh) Wasserkraft (TWh)

Stromproduktion aus Erneuerbaren in den USA – Vergleich Wasserkraft und andere Quelle: U.S. Energy Information Administration www.eia.gov/todayinenergy/chartdata/annual_generation.csv

1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

400

300

200

100

0

Jahr

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oduk

tion

in T

Wh

Eine Studie aus 2006 identifi-zierte 130.000 mögliche Stand-orte für Kleinwasserkraftwerke.

Wasserkraft-Erzeugung in den USA seit 1949 und Vergleich mit deren Anteil an der gesamten Stromproduktion.Quelle: Wikipedia, http://en.wikipedia.org/wiki/File:USHydroPower.jpg

US H

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360,000,000

300,000,00

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180,000,000

120,000,000

60,000,000

0

36 %

30 %

24 %

18 %

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6 %

0 %1949 1959 1969 1979 1989 1999

WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 12 43

INTERNATIONAL

12 GW vorhanden. Und das ohne weitere

Eingriffe in die Flüsse. Auch in der Revita-

lisierung der vielen schon sehr alten Was-

serkraftwerke dürfte noch Potenzial liegen.

Ganz dem bereits 1895 erbauten Beispiel

„Boulder Canyon Hydroelectric Facility“ in

Colorado folgen. Diese Anlage war mittler-

weile in einem so schlechten Zustand, dass

allein durch den Tausch von Turbinen und

Generatoren eine Leistungssteigerung von

30 % erreicht werden konnte. Nach Schät-

zungen des „Army Corps of Engineers“,

der Abteilung für BauingenieurInnen der

US-Armee, könnten durch Ertüchtigungs-

maßnahmen landesweit zumindest 2 Pro-

zent mehr Strom aus Wasserkraft erzeugt

werden.

Es zeigt sich also: In den amerikanischen

Gewässern liegen noch viele Möglichkeiten

für die Wasserkraftnutzung verborgen.

Selbst bei überaus hohen ökologischen An-

forderungen ist noch eine Steigerung von

fast 50 Prozent möglich. So überrascht es

umso mehr, dass man im Weißen Haus

zwar aus durchaus nachvollziehbaren poli-

tischen Gründen nicht mehr von Erdöl aus

den arabischen Ländern abhängig sein will,

dabei aber auf eine kostengünstige und

saubere Energieform vergisst. Denn im 21.

Jahrhundert ist die Ausbeutung von Schie-

fergas- und Ölsandlagerstätten wohl kaum

der Weisheit letzter Schluss.

Quelle: U.S. Department of Energy; An Assessment of Energy Potential at Non-Powered Dams in the United States

Bestehende Wasserkraftanlagen und potenzielle Projekte in den Vereinigten Staaten.

Quelle: U.S. Department of Energy; Feasibility Assessment of the Water Energy Resources of the

United States for New Low Power and Small Hydro Classes of Hydroelectric Plants