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070
Wie
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WASSERKRAFT
www.kleinwasserkraft.at
Ausgabe 38/Dezember 2012
Was braucht der Fisch? Seite 6
Parteienstellung und Rechte der Fischerei Seite 8
Beitrag zur Versorgungssicherheit Seite 26
Wasserkraft in den USA Seite 41
Jahrestagung Kötschach-Mauthen
Informativ & international Seite 2
Das Magazin des Vereins Kleinwasserkraft Österreich
Foto
: Fot
olia
2 WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 122
Liebe Wasserkraft-FreundInnen!
Christoph Wagner,Präsident Kleinwas-serkraft Österreich
Christoph Wagner, Präsident Kleinwasserkraft Österreich
Die jährliche Konferenz von Klein-wasserkraft Österreich gilt als der wichtigste Treffpunkt der Branche und fand heuer in Kärnten statt. Über 300 TeilnehmerInnen folgten hoch-karätigen Fachvorträgen, interes-santen Exkursionen und besuchten die informative Firmenausstellung. Gemeinsam wurden auch aktuelle Themen und Herausforderungen der Kleinwasserkraft diskutiert.
Zu Gast in der Energie-Mustergemeinde Kötschach- Mauthen
Zur Eröffnung der Jahrestagung spra-
chen Präsident Christoph Wagner, der
Kärntner Landessprecher von Kleinwasser-
kraft Österreich, Manfred Brunner, LAbg.
und SPÖ-Klubobmann Ing. Reinhard Rohr
als Vertreter der Kärntner Landes rätin für
Energie, Mag. Beate Prettner, und der Bür-
germeister von Kötschach-Mauthen, Wal-
ter Hartlieb. Wagner begrüßte die zahl-
reichen Gäste und verwies darauf, dass
die hohe BesucherInnenzahl beim Bran-
chentreffen nicht nur die Bedeutung der
Kleinwasserkraft deutlich macht, sondern
auch zeigt, dass sich die Branche inten-
siv mit vielen Herausforderungen zu befas-
sen hat. Walter Hartlieb meinte, dass sich
Kötschach-Mauthen auch als die Wiege
der Wasserkraft versteht, denn hier wurde
das erste Wasserkraftwerk Österreichs er-
richtet. Landessprecher Brunner ergänzte,
dass die Wasserkraft mit 270 Anlagen in
Informativ & international – das war die J ahrestagung 2012
EDITORIAL
Fischwanderhilfen – ein Thema, das mich seit
zwei Jahrzehnten sehr intensiv beschäftigt.
Um zu verstehen, worum es dabei geht, habe ich
sehr bald begonnen, entsprechende Publikationen
und Fachbücher zu lesen und mich mit Fachexper-
tInnen und deren Meinung auseinanderzusetzen.
Schließlich habe ich auch selbst Fischwanderhilfen
errichtet und immer wieder versucht, herauszufin-
den, ob diese auch funktionieren. Dabei wusste ich
immer schon, dass Fische nicht ganz dumm sind,
ist es doch äußerst schwierig, sie mit bloßen Hän-
den zu fangen. Ich habe auch gelernt, dass Fische,
wenn sie wandern wollen, viel in Kauf nehmen und
selbst beobachtet, wozu Forellen im Stande sind,
sofern sie nicht aus einem Besatz stammen. Ich
habe Nasen beobachtet, wie sie über Rampen gezogen sind, die so steil
waren, dass man sie per Fuß ohne Hilfsmittel nicht überwinden konnte.
Jetzt liegt ein Leitfaden des Lebensministeriums vor, der ein Bild zeichnet,
das von meinen Beobachtungen doch stark abweicht: demnach wandern
Fische nur in tiefem Wasser mit fast keiner Strömung. Darin werden Rie-
senfischwanderhilfen vorgeschrieben, teilweise größer als Badezimmer und
Vorraum zusammen, um Fische mit einer theoretischen Größe von 60 cm
unterzubringen. Wenn es einen wissenschaftlichen Beweis dafür gäbe,
dass das, was uns SteuerzahlerInnen damit aufgebrummt werden soll,
auch notwendig ist, hätte ich damit kein Problem! Leider habe auch ich
nur ein paar wenige Beweise für das Gegenteil zu dem, was uns da blüht.
Dieses ungesicherte Vorgehen verursacht nach ExpertInnenaussagen so
rund 1,5 bis 2 Mrd. Euro Kosten. Ganz klar also, dass hier nicht unverant-
wortlich schnell umgesetzt werden darf! Die Schaffung der Durchgängigkeit
an 27.000 der 30.000 Querbauwerken, an denen keine Kraftwerksanlage ist,
zahlen die SteuerzahlerInnen. Da sollte doch sehr genau geprüft werden, ob
man nicht mit kleineren, kostengünstigeren Bauwerken den gleichen Erfolg
erzielen kann. Wir haben in unzähligen Gesprächen, Briefen und Stellung-
nahmen darauf hingewiesen, wie es gehen könnte – blieb das ungehört?
In unzähligen Gesprächen und Stellungnahmen hätten wir aufgezeigt, wie mit geringeren Kosten die gleichen Erfolge erzielt werden könnten. Christoph Wagner
Präsident Christoph Wagner freute sich über die vielen BesucherInnen – das zeigt die Bedeutung der Kleinwasserkraft.
xxxxxxxxxx
3 Ausgabe 38/Dezember 12
Kontakt:Tel.: 01 522 07 66E-Mail: [email protected]
KOMMENTAR
3
DI Martina Prechtl-Grundnig,Geschäftsführerin Kleinwasserkraft Österreich
DI Martina Prechtl-Grundnig,Geschäftsführerin Kleinwasserkraft Österreich
ganz Kärnten, die etwa 210.000 Haushalte
versorgen, im ganzen Bundesland einen
wesentlichen Beitrag zur Energieversor-
gung liefert. Klubobmann Rohr hob her-
vor, dass das Land nicht nur am Stromsek-
tor, sondern auch bei der Wärmeversor-
gung auf Basis von erneuerbaren Energien
einiges vorzuweisen hat.
Nach den Begrüßungen stellte Ing. Wilfried
Klauss, Chef der AAE Naturstrom GmbH
und Wasserkraftpionier, die Energieregi-
on Kötschach-Mauthen näher vor und gab
einen Überblick über die zahlreichen Anla-
gen, mit denen sein Unternehmen 100 %
Ökostrom aus Wasserkraft, Windkraft,
Photovoltaik und Biomasse erzeugt.
Vermarktung von Strom aus Kleinwasserkraftanlagen
Im anschließenden 1. Themenkreis wurden
Vermarktungsmöglichkeiten für die Klein-
wasserkraft beleuchtet. Rechtsanwalt Dr.
Paul Oberndorfer sprach über den recht-
lichen Rahmen zur Stromvermarktung. Da
die Stromversorgung in Österreich grund-
sätzlich auf dem Konzessionswesen ba-
siert, ist der Betrieb eines Stromverteiler-
netzes nur mit einer entsprechenden Kon-
zession erlaubt. „Einzige Ausnahme sind
Direktleitungen, zum Beispiel zur Versor-
gung eigener Betriebsstätten“, so Obern-
dorfer. Er erklärte darüber hinaus, wie es in
Zu Gast in der Energie-Mustergemeinde Kötschach- Mauthen
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Informativ & international – das war die J ahrestagung 2012
diesem rechtlichen Rahmen für Kraftwerks-
betreiberInnen möglich ist, etwa Nachba-
rInnen mit Strom zu versorgen. Im zweiten
Vortrag des Blocks wurde ein Blick über die
Grenzen nach Deutschland geworfen, wo
für ÖkostrombetreiberInnen die Möglich-
keit geschaffen wurde, den eigenen Strom
abseits der Tarifförderung des Erneuerbare
Energien-Gesetzes zu vermartken – sozu-
sagen als Übergangshilfe vom Förderre-
gime in den freien Markt. Der Referent DI
Christian Meyer bemängelte dabei, dass
die Politik ständig die Vermarktungsbedin-
gungen für GrünstromhändlerInnen ändert.
Er zeigte aber auch, dass erneuerbare En-
ergien in Wahrheit den Strompreis sen-
ken, was daran erkennbar ist, dass die re-
levanten Börsenpreise seit dem Abschal-
ten einiger Atommeiler in Deutschland ge-
sunken sind. Zum Abschluss des Themen-
blocks stellte Alexander Thuma von der
EXAA – Abwicklungsstelle für Energiepro-
dukte AG – ein neues Grünstromprodukt
für Strom aus Wasserkraft vor, mit dem an
der österreichischen Stromhandelsbörse
nun gelabelter Ökostrom am Spotmarkt ge-
handelt werden soll.
Die Kleinwasserkraft im Stromnetz
Nach einer Pause, die zum Besuch der
Fachausstellung der Firmen im Wasser-
kraftsektor, aber auch für persönliche
Bilanz am Jahresende
Das Jah r 2012
geht zu Ende
– Zeit, Bilanz zu zie-
hen. Auf der Ebene
der rechtlichen Rah-
menbedingungen be-
schäftigten uns heu-
er besonders der Kri-
terienkatalog Was-
serkraft, die Sanie-
rungsverordnungen
der Länder zur Um-
setzung von Wasser-
rahmenrichtlinie und
Nationalem Gewäs-
serbewirtschaftungsplan, eine Novelle
des UVP-Gesetzes, die neue Ökostrom-
tarifverordnung, der Leitfaden zur Errich-
tung von Fischaufstiegshilfen, aber auch
internationale Guidelines für die zukünf-
tige Ausrichtung der Wasserkraftnutzung.
Manches unserer Ziele konnten wir dabei
erreichen, bei so manchen Punkten wehte
der Gegenwind aber zu rau. Die größten
Projekte im Bereich der Öffentlichkeitsar-
beit waren die neue Website, unsere neue
Facebook-Seite und die sehr positive Stra-
ßenbefragung zur Meinung über Wasser-
kraft. In den Bundesländern konnte die Re-
vitalisierungsberatung um das Bundesland
Salzburg ausgeweitet werden. Wichtig war
auch heuer ein möglichst intensiver inter-
nationaler Austausch. Bei Ihnen, unseren
Mitgliedern, bedanken wir uns recht herz-
lich, denn erst Sie machen unseren Einsatz
möglich. Wir wüschen frohe Weihnachten
und einen guten Rutsch ins neue Jahr!
Ihre
Präsident Christoph Wagner freute sich über die vielen BesucherInnen – das zeigt die Bedeutung der Kleinwasserkraft.
WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 124
JAHRESTAGUNG 2012
Gespräche genutzt wurde, machte das
Ausstellerforum mit Firmenpräsentationen
den Auftakt zur zweiten Session über die
Aspekte der Kleinwasserkraft im Strom-
netz. Dr. Alfons Haber referierte über die
technischen Aspekte und ging der Frage
nach, wie sich Kleinwasserkraftanlagen
im Netz verhalten. Es sei keine allgemeine
Aussage zur Be- und Entlastung von Net-
zen durch Kleinwasserkraftwerke mög-
lich, da dies von mehreren Faktoren ab-
hängt. Jedoch liefert die Wasserkraft ei-
nen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der
Netzstabilität und der Versorgungswieder-
aufnahme nach Netzausfällen. Was Smart
Grids und Smart Metering für die Wasser-
kraft bedeutet, erläuterte Dr. Markus Gilbert
Bliem (IHS Kärnten). Kurzfristig seien da-
bei nur geringe Auswirkungen zu erwar-
ten, da sich Maßnahmen in den nächsten
Jahren primär auf die Verbraucherseite
und die Netzmodernisierung konzentrieren
werden. Langfristig ist jedoch mit einer
dynamischeren Rolle der Wasserkraft als
„Smart Grid Player“ in einem intelligenten
Netz zu rechnen. Der dritte Vortrag handel-
te von den rechtlichen Aspekten der Klein-
wasserkraft im Stromnetz. Dr. Wolfgang
Urbantschitsch (E-Control) erläuterte die
Rechte und Pflichten der Kleinwasserkraft-
betreiberInnen im Stromnetz. Die Fachex-
kursionen am Freitagnachmittag waren der
Energieregion Kötschach-Mauthen gewid-
met. Neben Wasserkraftwerken wurden
auch ein Sonnenkraftwerk und die Berg-
windkraft am Plöckenpass besucht.
Rechtsprechung aus dem Wasserrecht
Der Samstag begann mit rechtlichen The-
men. Dr. Roland Zauner präsentierte ak-
tuelle Rechtsprechung zum Wasserrecht.
Anschließend erläuterte Dr. Georg Eisen-
berger das Bewilligungsverfahren zum
Kraftwerksprojekt „Schwarze Sulm“. Er
brachte die langwierige Geschichte des
Verfahrens zum Gefallen des Publikums
sehr humorvoll dar.
Fischaufstiegshilfen
Im letzten Themenblock wurden Fisch-
wanderhilfen thematisiert. Von Frau
Dr. Veronika Koller-Kreiml wurde der neu-
este Entwurf eines Leitfadens zur Errich-
tung von Fischwanderhilfen präsentiert.
Mehr zu diesem Thema erfahren Sie in
einem gesonderten Artikel in dieser Aus-
gabe (Seite 6-7). Auch bei den Fischauf-
Die Fachausstellung bot wieder sehr viele interessante Informationen für die BesucherInnen.
WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 12 5
JAHRESTAGUNG 2012
stiegshilfen wagten wir einen Blick nach
Deutschland. DI Ulrich Dumont stellte das
in Endfertigung befindliche Regelwerk zu
Fischaufstiegshilfen – die DWA M 509 –
vor. Das Thema Fischaufstieg wurde mit
der Präsentation der innovativen Wasser-
kraft-Fisch-Schnecke von Walter Albrecht
abgeschlossen. Präsentiert wurde diese
von DI Dr. Günther Unfer (Universität für
Bodenkultur), welcher der Erfindung ein
sehr gutes Zeugnis ausstellte. (Mehr dazu
siehe „Wasserkraft“-Ausgabe Juli 2012)
Kleinwasserkraft und deren Zukunft im Lichte der europä- i schen Rahmengesetzgebung
Abschließend wurde in internationaler Run-
de über die Kleinwasserkraft im Umfeld
der europäischen Gesetzgebung diskutiert.
Insbesondere wurde die uneinheitliche
Auslegung der Wasserrahmenrichtlinie in
den einzelnen Mitgliedsstaaten erläutert
und ihr Spannungsfeld zur Erneuerbare-
Energien-Richtlinie. Nino Frosio von der
APER (Italian Hydroelectric Energy Produ-
cers Association) stellte dar, dass die ein-
heitliche Umsetzung der WRRL zwar in
der Theorie gut funktioniert, in der Pra-
xis jedoch Unterschiede in der Umsetzung
zwischen einzelnen Ländern Fakt sind.
Ähnlich sah es auch Präsident Christoph
Wagner. Er stehe 100 % hinter dem öko-
logischen Gedanken. Oft seien aber noch
zu wenige Erkenntnisse für eine sensi-
ble Umsetzung der WRRL gegeben. Man
könne auch nicht 100 Jahre an Wasser-
kraft und Schutzwasserbau in nur 5 Jah-
ren komplett umdrehen. Marta Moren
Info
Hauptsponsoren
• Andritz Hydro GmbH
• Duktus Tiroler Rohrsysteme GmbH
• EFG Turbinen und KW Anlagenbau GmbH KG
• Maschinenbau Unterlercher GmbH
• KELAG-Kärntner Elektrizitäts-Aktien-
gesellschaft
Weitere Sponsoren• Alpe Kommunal- und Umwelttechnik
GmbH & Co KG
• BHM Ingenieure – Engineering und
Consulting GmbH
• Braun Maschinenfabrik GmbH
• Ecofluid Handels GmbH
• Eisenberger & Herzog RA GmbH
• Etertec GmbH & Co KG
• Geotrade HandelsgmbH
• Global Hydro Energy GmbH
• Haacon Hebetechnik GmbH
• Hobas Rohre GmbH
• Kössler GmbH
• MABA Fertigteilindustrie GmbH
• RSE Informationstechnologie GmbH
• Schubert Elektroanlagen GmbH
• Strasser & Gruber GmbH
• WWS Wasserkraft GmbH & Co KG
Abat von der DG Environment in Brüssel
stimmte zu, dass es zwischen den immer-
hin 27 Ländern, welche die WRRL umset-
zen, noch Unterschiede gibt. Man sei aber
auf einem guten Weg und die handelnden
Parteien nähern sich immer mehr aneinan-
der an. Österreich sei ein sehr gutes Bei-
spiel für die Umsetzung von zwei schein-
bar gegensätzlichen Richtlinien.
Für Barbara Pucker von der Kärntner Lan-
desregierung stellt die Unterschiedlichkeit
der Umsetzung der WRRL in den verschie-
denen Ländern kein Problem dar. Es wer-
de oft unterschätzt, dass auf politischer
Ebene ein sehr enges Netzwerk vorhan-
den sei, das von der EU in Brüssel bis zu
den ausführenden Behörden reicht. Auch
ESHA-Präsident Marko Gospodjinac ki hielt
wenig von einer überhasteten Umsetzung
der WRRL. Diese würde nur zu hohen Kos-
ten führen und eine „Lose-lose-Situation“
anstelle einer „Win-win-Situation“ für alle
Beteiligten schaffen. Der ESHA-Präsident
übte aber auch Kritik an der Polemisierung
anderer Gruppierungen: „Der Kleinwasser-
kraft wird oft unterstellt, ihr Zweck sei in
erster Linie die Tötung der Fische! So wer-
den Kleinwasserkraftwerke von mancher
Seite auch als ‚Rotstrom-Produzenten‘ dis-
kreditiert“, meinte Gospodjinac ki. Er ver-
misst die stärkere Betonung des positiven
ökologischen Effekts der Wasserkraft.
Die Exkursion am Samstagnachmittag
führte schließlich ins Lesachtal (mehr da-
zu auf den Seiten 14-15). Bei einem ge-
mütlichen Abschiedsumtrunk bei der Wall-
fahrtskirche Maria Luggau klang die Jah-
restagung 2012 schließlich aus.
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Das Führungsteam von Kleinwasserkraft Österreich freute sich über die gelunge Jahrestagung.
WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 126
AKTUELL
Noch heuer soll ein Österreichischer Leitfaden für die Errichtung von Fischwanderhilfen fertig gestellt werden. Nach mehreren Anläufen wurde nun der dritte Entwurf dafür vom Ministerium herausgegeben und zur Diskussion gestellt. Kleinwasserkraft Österreich hat sich umfassend dazu geäußert.
Le i t f aden F i schau fs t i egsh i l f en
Was braucht der Fisch?
Der Leitfaden zum Bau von Fischwan-
derhilfen soll eine Unterstützung bei
der Planung von solchen Anlagen darstel-
len. Im Leitfaden sind daher Kriterien für
die Planung und den Bau von Fischauf-
stiegshilfen festgelegt, die bei fachge-
rechter Umsetzung gewährleisten, dass
die Fischaufstiegshilfe funktionsfähig ist.
So steht es in der Einleitung des im Ok-
tober vorgelegten Entwurfs. So weit, so
gut! Das ist ja grundsätzlich begrüßens-
wert und gibt Sicherheit. Nicht so, wenn
das Regelwerk, welches das Maß aller
Dinge für den zukünftigen Bau von Fisch-
wanderhilfen darstellt, überschießende
Bestimmungen enthält.
Kleinwasserkraft Österreich hat den Ent-
wurf des Ministeriums genau unter die
Lupe genommen und eine umfassende
Stellungnahme dazu abgegeben. Hier
finden Sie eine Zusammenfassung der
wichtigsten Kritikpunkte: Zu den Grund-
überlegungen beim Bau einer Fischwan-
derhilfe gehört, in welcher natürlichen
Fischregion sich das Wanderhindernis
befindet und welche Fische dort zu be-
rücksichtigen sind. Jetzt ist das doch ei-
ne sehr grobe Einteilung, wenn man be-
denkt, dass etwa die Gewässer der Fisch-
region „Hyporhithral mittel“ Abflussver-
hältnisse von 2 m³ bis 20 m³ aufweisen.
Für die gesamte Region ist im Leitfaden-
entwurf der Huchen mit einer Länge von
80 cm als maßgebender Fisch festge-
legt. Dementsprechend ist die Dimensi-
onierung der Fischwanderhilfe vorzuneh-
men. Kleinwasserkraft Österreich vertritt
die Meinung, dass hier nicht alles über ei-
nen Kamm geschert werden kann. Auch
innerhalb einer Fischregion muss es den
natürlichen Bedingungen folgend Abwei-
chungsmöglichkeiten zu den Richtwerten
geben, um nicht durch unnötig große Aus-
legungen bei geringen
Abflüssen überschie-
ßend zu werden. Nun
wird zwar irgendwo im
Leitfaden auf diese Ab-
weichungsmöglichkeit hingewiesen, doch
muss dieser Hinweis viel deutlicher ge-
macht werden und sich bei allen Tabel-
len mit Bemessungswerten wiederfin-
den. Hierzu ist auch zu sagen, dass deut-
lich zwischen Bemessungswerten und
solchen unterschieden werden muss, die
sich rechnerisch aus der Kombination von
Werten ergeben. Das ist im Sinne einer
flexiblen Handhabung und dem sensiblen
Herantasten an das nötige Maß ganz wich-
tig! Die Dotation der FAH ist zum Beispiel
ein solcher rechnerisch ermittelter Wert.
Sie darf nicht zu einer zusätzlichen Min-
destanforderung werden. Denn bei der
Kalkulation von Dotationen können unter-
schiedliche Annahmen in Bezug auf Sohl-
rauigkeit und Ausformung der Übergangs-
schwelle unterstellt werden, die zu ganz
unterschiedlichen Ergebnissen führen.
Bei der Dimensionierung von Becken, Tie-
fen, Schlitzweiten etc. sind die Fischlän-
gen, - breiten und -höhen relevant. Lei-
der fällt im Leitfadenentwurf auf, dass
immer wieder auf die größten Ausprä-
gungen von Fischen Bezug genommen
wurde, was sich natürlich nachteilig im
Hinblick auf Errichtungskosten und Do-
tationserfordernisse auswirkt. Maßgeb-
lich ist ein repräsentativer Durchschnitt
und nicht Einzel exemplare. Probleme gibt
es auch mit den Wassertiefen und den
Energiedissipationsvorgaben. Die Vor-
gaben dazu sind im
österreichischen Leit-
faden oftmals strenger
als in anderen europä-
ischen Regelwerken.
Haben die etwa andere Fische? Wohl
nicht! Scheinbar ist man anderorts der
Auffassung, dass es weniger auch tut,
um einen erfolgreichen Aufstieg der
Fische sicherzustellen. Beispiele von be-
stehenden Fischwanderhilfen – auch
in Österreich – zeigen, dass geringere Foto
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Es dürfen nicht alle Gewässer über einen Kamm geschert werden.
Vor allem bei den Kriterien zur Dimensionierung der FAH sehen wir noch Optimierungspotenzial.
WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 12 7
AKTUELL
Tiefen und eine höhere Energiedissi-
pation dem Fischaufstieg nicht entge-
genstehen. Etwa 40 cm bei einem Ge-
wässer im „Metarhitrhal klein“, wo laut
Leitfaden nun 55 cm gefordert werden;
oder die beobachtete Wanderung von
Huchen bei 65 cm Wassertiefe, wo laut
Leitfaden 100 cm gefragt sind. Bei der
Energiedissipation von 180 W/m³ kam
man in einem Praxisbeispiel bei der Funk-
tionskontrolle zu einem positiven Ergeb-
nis, wobei jedoch angemerkt wurde, dass
wenige schwimmschwache Jungfische
aufstiegen. Das brachte man im Ergeb-
nis der Funktionskontrolle aber nicht so
sehr mit der hohen Energiedissipation
in Verbindung, son-
dern vielmehr mit
d e r m a n g e l n d e n
Motivation dieser
Altersstadien, Wan-
derungen durchzuführen. Der Leitfaden
sieht nun für die besagte Fischregion ei-
nen Grenzwert von 130 W/m³ vor. Da
liegt wohl noch einiges zwischen diesen
beiden Werten, zum Beispiel einige cm
an Beckendimensionierung! Warum soll
man hierzulande durch überzogene Vor-
gaben hohe Baukosten und hohe Ener-
gieproduktionsverluste in Kauf nehmen?
Besonders ärgerlich sind die Aufrun-
dungen, die sich im Leitfadenentwurf fin-
den. Etwa was die Schlitzweiten anbe-
langt. Als Mindestschlitzweite gilt 3-mal
die Fischbreite. Bei einem 6,5 cm breiten
Fisch wird aber die geforderte Schlitzwei-
te auf 25 cm aufgerundet. Und da bei Be-
ckenpässen ein Sicherheitsaufschlag von
1,5 zu kalkulieren ist, also Fischbreite mal
4,5, wird daraus dann, vom bereits aufge-
rundeten Wert im Schlitzpass ausgehend,
eine Breite am Be-
ckenübergang von
38 cm. Diese Run-
dungen bedeuten
natürlich mehr Was-
ser! Mit der Sicherheit, die dadurch erzielt
werden kann, kann sicher nicht argumen-
tiert werden. Denn Fische können auch
bei Schlitzen, die weniger als ihrer drei-
fachen Körperbreite entsprechen, verlet-
zungsfrei durchschwimmen. Ein aufrun-
den ist daher nicht erforderlich!
Zu guter Letzt geht es auch noch um das
Thema der Funktionskontrolle: Kleinwas-
serkraft Österreich ist der Ansicht, dass
es bei Einhaltung der Vorgaben aus dem
Leitfaden, die ja mit hoher Sicherheit eine
Funktionsfähigkeit gewährleisten, nicht
auch noch die Vorschreibung einer biolo-
gischen Untersuchung geben darf. Eine
Überprüfung anhand von abiotischen Pa-
rametern muss ausreichen. Die Stellung-
nahme von Kleinwasserkraft Österreich
im Detail finden Sie auf unserer Web-
site www.kleinwasserkraft.at. Möglicher-
weise überschneidet sich das Erschei-
nen dieser Ausgabe des Magazins mit der
Herausgabe eines fertigen Leitfadens. Bis
dahin bringt sich Kleinwasserkraft Öster-
reich intensiv in die Diskussionen ein, mit
dem Bemühen, zu einem anwendbaren
Ergebnis zu kommen, welches sowohl
einen gesicherten Fischaufstieg als auch
eine maßvolle Umsetzung von diesem
garantiert.
Wir bringen unsere Kritikpunkte weiter ein, um zu einem anwend-baren Ergebnis zu kommen.
WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 128
„Das Maß und die Art der zu bewilligenden Wasserbenutzung ist derart zu bestimmen, dass das öffentliche Inte-resse nicht beeinträchtigt und bestehende Rechte nicht verletzt werden. Als bestehende Rechte sind rechtmäßig geübte Wassernutzungen mit Ausnahme des Gemeingebrauchs, Nutzungsbefugnisse nach § 5 Abs. 2 (Anm. Pri-vatgewässer) und das Grundeigentum anzusehen.“
Rech t l i che Bes t immungen und ak tue l l e Jud ika tu r zu
Parteienstellung und Rechte der Fischerei
D ies ist der Text des § 12 Abs.1 und
2 Wasserrechtsgesetz (WRG). Er
stellt eine „Grundsatznorm“ dar, nach
der das wasserrechtliche Ermittlungsver-
fahren auszurichten ist. Es sind also im
WR-Verfahren neben den Aspekten öf-
fentlicher Interessen (§ 105) alle Rechts-
beziehungen zwischen den Beteiligten
(§ 102 – Parteien) zu erörtern. Dabei gilt
als wesentlicher Grundsatz, dass fremde
Rechte, wie oben angeführt, nicht ge-
fährdet werden dürfen. Es
ist spätestens im Ver-
fahren daher entwe-
der für einen Aus-
gleich zwischen
b e a n t r a g t e m
Recht und beste-
henden Rechten
zu sorgen, oder,
w e n n d i e V o -
raussetzungen
nach § 60ff WRG
(Anm.: Zwangs-
rechte) vorliegen,
für die Einschrän-
kung oder Besei-
tigung entgegenstehender Rechte zu
sorgen. Rechte im obgenannten Sinn
vermitteln auf Grund des § 102 Abs.1
lit.b Parteistellung,
wenn durch das zur
Bewil l igung bean-
tragte Vorhaben ei-
ne Berührung die-
ser Rechte möglich bzw. nach Lage der
Dinge nicht auszuschließen ist. Ob nun
tatsächlich eine Verletzung stattfindet,
ist Gegenstand des Verfahrens, berührt
jedoch die Parteistellung grundsätzlich
nicht.
Dazu auch die jüngere Judikatur des
VwGH, wonach bereits die potenzielle
Beeinträchtigung von Rechten im Sinne
des § 12 Abs. 2 ausreicht, um die Partei-
stellung zu begründen. Sie ist nicht da-
von abhängig, dass tatsächlich in ge-
schützte Rechte eingegriffen wird. Und
weiter: Es reicht für die Verneinung der
Parteistellung nicht aus, dass durch Vor-
schreibung von Nebenbestimmungen im
Bescheid über einen Antrag ein Eingriff
in wasserrechtlich geschützte Rechte
verhindert wird. Entscheidend ist, ob
die Möglichkeit einer Beeinträchtigung
besteht. Nur wenn eine solche Mög-
l ichkeit nicht besteht,
kann die Parteistellung
verneint werden. Dabei
ist zu beachten, dass
z. B. beim Grundeigen-
tum dieser Eingriff ein substanzieller
sein muss. Also Nachbarschaftsrechte
wie im Bau- oder Gewerbeverfahren
sind dem WRG fremd. Neben diesen
Rechten sind im WR-Verfahren in unter-
schiedlichem Ausmaß auch bestimmte
Rechte anderer Rechtsträger zu berück-
sichtigen. Im schon zit. § 102 Abs. 1 lit.b
sind u. a. auch die Fischereiberechtigten
gemäß § 15 Abs. 1 als Parteien ausge-
wiesen. Dazu der Text des § 15 Abs. 1:
„Die Fischereiberechtigten können an-
lässlich der Bewilligung von Vorhaben
mit nachteiligen Folgen für ihre Fisch-
wässer Maßnahmen zum Schutz der Fi-
scherei begehren. Dem Begehren ist
Rechnung zu tragen, insoweit hiedurch
das geplante Vorhaben nicht unverhält-
nismäßig erschwert wird. Für sämtliche
von Dr. Oswa ld Fo l l ne r
RECHT
Das Fischereirecht ist in den Fischereigesetzen der Länder geregelt.
WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 12 9
RECHT
aus einem Vorhaben erwachsenden ver-
mögensrechtlichen Nachteile gebührt
den Fischereiberechtigten eine ange-
messene Entschädigung.“
Eine Fischereiberechtigung ist daher kein
wasserrechtlich geschütztes Recht im
Sinne des „§ 12 Abs. 2, sie unterliegt
n icht d ieser Best immung, sondern
der Sondervorschrift des § 15. Das
Fischereirecht zählt nicht zu den Was-
serrechten, da es nicht im WRG, son-
dern in den Fischereigesetzen der Län-
der geregelt ist. Ebenso ergibt sich aus
der Sonderregelung des § 15, dass es
keine Nutzungsbefugnis nach § 5 Abs. 2
darstellt. Da es ein Zueignungsrecht
(§ 383 ABGB) darstellt, das zwar mit
dem Grundeigentum verbunden sein
kann, aber nicht damit verbunden sein
muss, zählt es nicht zum Grundeigen-
tum und kann demzufolge auch nicht als
bestehendes Recht im Sinne des § 12
Abs. 2 eingewendet werden.
Die Parteistellung und die Möglichkeiten,
die Parteienrechte zu artikulieren, erge-
ben sich somit ausschließlich aus § 102
und § 15 WRG. Dabei haben den Rechts-
schutz nur die Fischerei berechtigten
selbst und nicht die
PächterInnen. Wenn
man nun die Bestim-
mungen der §§ 12
und 15 vergleicht,
e rgeben s i ch k l a r
die unterschiedlichen Möglichkeiten der
nach Art des Rechtes berührten Par-
teien. Parteien mit geschützten Rech-
ten nach § 12 Abs. 2 können grundsätz-
lich ein Vorhaben, das in ihre Rechte ein-
greift, „ablehnen“. Wie weit eine sol-
che Parteienäußerung dann Aussicht
auf Erfolg hat, ist Sache des Verfahrens.
Die Ablehnung als solche ist aber eine
durchaus gesetzeskonforme Möglich-
keit. Den Fischereiberechtigten steht
diese Möglichkeit gesetzeskonform nicht
zu. So auch die jüngere Judikatur (im
Einklang mit der bisherigen Rechtspre-
chung), wonach Fischereirechte zwar im
wasserrechtlichen Verfahren unter der
Voraussetzung des § 15 Berücksichti-
gung zu finden haben, der Bewilligung
jedoch nicht grundsätzlich entgegenste-
hen. Fischereirechte stehen der Bewil-
ligung auch dann nicht entgegen, wenn
dies den einzig wirksamen Schutz der
Interessen von Fischereiberechtigten
bedeuten könnte.
Aus der Unterschiedlichkeit der Wahrung
von Parteienrechten nach § 12 und § 15
ergab sich die Frage nach dem Gleich-
heitsgebot. Diese Frage wurde vom
VfGH insoweit entschieden, als nach
dem Höchstgericht es nicht unsachlich
ist, wenn Fischereirechte nicht im glei-
chen Maß wie anderweitige Wasser-
b e n u t z u n g e n g e -
schützt werden. Es
bestehen somit we-
der unter dem Ge-
sichtspunkt des Ei-
gentumsschutzes
noch unter dem Aspekt des Gleichheits-
gebots verfassungsrechtliche Bedenken
gegen § 15 Abs. 1 WRG.
Der Fischereiberechtigte hat somit ledig-
lich die rechtliche Möglichkeit, Maßnah-
men zum Schutz der Fischerei zu verlan-
gen. Die zit. gesetzliche Bestimmung er-
legt ihm selbst die Notwendigkeit auf,
zum projektierten Vorhaben konkrete Vor-
schläge zu unterbreiten, die geeignet sind,
in den Bewilligungsbescheid als Auflagen
aufgenommen zu werden. Im Gegensatz
zu Parteien gemäß § 12 Abs. 2 hat der Fi-
schereiberechtigte aber keinen Anspruch
auf Versagung einer beantragten Bewil-
ligung. Die bisherigen Ausführungen be-
ziehen sich auf Bewilligungsverfahren und
damit die überwiegende Anzahl der Fälle
der Rechtsbeziehung zwischen Antragstel-
lerInnen und Fischereiberechtigten. Zur
Abrundung möchte ich noch auf die Judi-
katur aus der jüngsten Zeit (2012) verwei-
sen. Dabei geht es um die Rechtsposition
der Fischereiberechtigten im Falle
Foto
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Fischereiberechtigte können Maßnahmen zum Schutz der Fischerei verlangen.
Eine beantragte Bewilligung kann von Fische-reiberechtigten nicht abgelehnt werden.
WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 1210
RECHT
einer einstweiligen Verfügung durch die
Wasserrechtsbehörde. Das Höchstge-
richt führt dezidiert aus, dass in einem
Verfahren nach § 122 WRG (Anm.: Einst-
weilige Verfügung) nur die AdressatInnen
der einstweiligen Verfügung und die was-
serwirtschaftlichen Planungsorgane und,
wenn das Verfahren aufgrund eines An-
trages eingeleitet wurde, die Antragstel-
lerInnen Parteistellung besitzen. Den Fi-
schereiberechtigten kommt in einem der-
artigen Verfahren keine Parteistellung zu.
Wenn auch die Möglichkeiten der Fische-
reiberechtigten, ihre Parteienrechte wahr-
zunehmen, gegenüber Parteien gemäß
§ 12 Abs. 2 eingeschränkt sind, besteht
doch bei nachteiligen Folgen eines Vorha-
bens für ihre Rechte ein Entschädigungs-
anspruch. Bis zur WRG-Novelle 1990 wa-
ren Fischereientschädigungen nur inso-
weit zuzuerkennen, als rechtzeitig und
rechtmäßig erhobenen Einwendungen
nicht Rechnung getragen wurde. Seit die-
ser Novelle besteht ein umfassender Ent-
schädigungsanspruch, unabhängig von der
Erhebung von Einwendungen.
Wenn auch für Fischereiberechtigte als
Parteien eines Verfahrens nur einge-
schränkte Möglichkeiten bestehen, die
eigene Rechtsposition wahrzunehmen,
sollte doch im Interesse sachbezogener
Lösungen von beiden Seiten „sine ira et
studio“ an ein Gespräch herangegangen
werden.
Judikaturhinweise
Bei der Jahrestagung 2012 von Kleinwasserkraft Österreich in Kötschach-Mauthen sprach Dr. Roland
Zauner, Rechtsanwalt bei Haslinger, Nagele & Partner, über die interessante und für die Kleinwasserkraft
relevante Rechtsprechung der letzten fünf Jahre. So auch zum Thema Parteienstellung. Beispiele dazu
betreffen die unten gelisteten Aspekte. Details dazu können durch Einsichtnahme in die jeweiligen Ent-
scheidungen entnommen werden. Sie können diese über www.ris.bka.gv.at im Internet abrufen.
1. Voraussetzungen der Parteistellung im wasserrechtlichen Bewilligungsverfahren: §§ 12 Abs. 2, 102 WRG; VwGH 30.09.2010, 2009/07/0001
2. Das nicht verbücherte Wasserbezugsrecht begründet keine Parteistellung im wasserrecht-lichen Bewilligungsverfahren: §§ 5 Abs. 2, 12 Abs. 2, 102 WRG; VwGH 26.04.2012, 2011/07/0082
3. Das Fischereirecht begründet kein subjektives Recht auf Versagung einer wasserrecht-lichen Bewilligung: §§ 15, 12 WRG; VwGH 24.05.2012, 2009/07/0199
4. Das Fischereirecht begründet kein subjektives Recht auf Versagung einer wasserrecht-lichen Bewilligung und keine Parteistellung in Verfahren zur Erlassung einer EV: §§ 15, 117,
122 WRG; VwGH 26.01.2012, 2010/07/0123
5. Vereinbarung zwischen KonsenswerberInnen und GrundeigentümerInnen und Parteistellung im wasserrechtlichen Bewilligungsverfahren: §§ 12 Abs. 2, 111 Abs. 3 WRG; VwGH 24.05.2012, 2010/07/0184
Die Hinweise auf weitere Rechtsprechung zu anderen Themenbereichen im Wasserrecht können unsere
Mitglieder im internen Mitgliederbereich unserer Website, bei den Downloads zur Jahrestagung 2012,
finden: www.kleinwasserkraft.at
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WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 12 11
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Die Flussperlmuschel gehört zu den am stärks-ten bedrohten Tierarten Mitteleuropas. Die zuneh-mende Verbauung und Verschmutzung der Gewäs-ser ließen die einst großen Bestände der Flussperl-muschel auf einen Bruchteil der ursprünglichen Größe schrumpfen. Heute kommt die Muschel nur noch in wenigen der ehemals muschelführenden Gewässer Ober- und Niederösterreichs vor.
Die F lusspe r lmusche l – e i n Be r i ch t von Mag . Ke rs t i n Hammer und Mag . D I Be rnha rd F rank
Ein vom Aussterben bedrohter PerlenproduzentDie Flussperlmuschel (Margaritifera
margaritifera) stellt sehr hohe Ansprü-
che an ihren Lebensraum. Muss sie auch,
denn aufgrund ihrer sesshaften Lebens-
weise ist sie besonders von ihrer Umwelt
abhängig. Eine gute Wasserqualität und
intakte Gewässerlebensräume sind die
Voraussetzungen für ihr Vorkommen. In
Europa ist diese Muschelart ausschließlich
in kalkarmen, sauerstoffreichen, nährstoff-
armen und kühlen Bächen und Flüssen
der Mittelgebirge und Niederungen nörd-
lich des Alpen-Karpaten-Bogens zu finden.
In Österreich beschränkt sich das Vorkom-
men – bedingt durch die geologischen
Gegebenheiten – im Wesentlichen auf das
Granit- und Gneishochland im Wald- und
Mühlviertel.
Keine Flussperlmuschel ohne Bachforellen
Die Fortpflanzung und somit das weitere
Bestehen dieser Art ist an die Anwesen-
heit von Bachforellen gebunden. In ihren
Kiemen tragen die weiblichen Muscheln
bis zu 10 Millionen Eier, aus denen sich
nach der Befruchtung winzig kleine Mu-
schellarven entwickeln. Die Larven wer-
den im Spätsommer von den Weibchen
ins Wasser abgegeben und verankern sich
mit Hilfe ihrer mit Haken versehenen Scha-
lenhälften im Kiemengewebe der Wirts-
fische. Einen Winter lang leben die Mu-
schellarven an den Bachforellen, ohne dass
diese Schaden nehmen, ehe sie sich im
nächsten Sommer zu Jungmuscheln ent-
wickeln. Vom Wirt abgestoßen, sinken die
winzigen Jungmuscheln zu Boden und
graben sich tief in das Lückensystem am
Gewässergrund ein. Hier verweilen sie
mindestens fünf Jahre, bevor sie als aus-
gewachsene Muscheln an die Oberfläche
wandern, um dort von kleinen im Wasser
schwebenden Nahrungspartikeln zu
ÖKOLOGIE
WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 1212
ÖKOLOGIE
leben. Ab einem Alter von 15 bis 20 Jahren
werden Flussperlmuscheln geschlechtsreif
und beginnen mit ihrem komplizierten Ver-
mehrungszyklus. Mit einer Lebenserwar-
tung von bis zu 140 Jahren gehören sie zu
den langlebigsten wirbellosen Tieren.
War die Flussperlmuschel zu Beginn des
19. Jahrhunderts noch in sehr hoher Dich-
te in Flüssen und Bächen anzutreffen, ist
ihr Vorkommen mittlerweile nur noch auf
vergleichsweise indi-
viduenarme Bestän-
de in wenigen Ge-
bieten beschränkt.
Von den ehemals in
Mitteleuropa lebenden Muscheln exis-
tieren vermutlich nur noch 2 bis 3 Pro-
zent. In Österreich wurde 1993 der Ge-
samtbestand an Flussperlmuscheln auf
rund 70.000 Individuen geschätzt. Unter-
suchungen aus den Jahren 1998 und 1999
deuten auf eine Muschelpopulation von
rund 36.000 Individuen in Niederösterreich
hin. 2008 wurden ausgewählte Bereiche
in Niederösterreich erneut untersucht:
Achtzig Prozent der Strecken wiesen da-
bei einen alarmierenden Bestandsrück-
gang auf. An 7 der 18 untersuchten Stre-
cken konnten überhaupt keine lebenden
Individuen mehr gefunden werden.
Gründe für den Bestandsrückgang
Eine der Hauptursachen für den drama-
tischen Rückgang dieser Weichtiere ist,
wie bei vielen anderen gefährdeten Ar-
ten, die schleichende Verschlechterung
ihres Lebensraumes. Die Verbauung von
Gewässern, die intensive landwirtschaft-
liche Nutzung und der damit verbundene
Nährstoffeintrag in die Gewässer setzen
dieser überaus anspruchsvollen Art zu.
Weiters können Fein sedimente, die aus
angrenzenden Äckern und Dränagelei-
tungen in das Gewässer gelangen, das
Lückensystem im Gewässergrund ver-
stopfen. Die dort lebenden Jungmu-
scheln werden dadurch schlechter mit
Sauerstoff und Nährstoffen versorgt und
sterben ab. Fisch-
b e s a t z m i t n i c h t
heimischen Fischar-
ten (Regenbogenfo-
relle und Bachsaib-
ling) kann ebenfalls gravierende Auswir-
kungen auf den Perlmuschelbestand ha-
ben, da diese Arten die heimische und
als Wirt wichtige Bachforelle verdrän-
gen, jedoch selbst nicht als Wirt geeig-
net sind.
Aufgrund ihrer Gefährdung wird die Fluss-
perlmuschel in den Roten Listen gefähr-
deter Tierarten Österreichs als „vom
Aussterben bedrohte“ Art angeführt und
ist sowohl national als auch internatio-
nal streng geschützt. Sie befindet sich
im Anhang II der Fauna-Flora-Habitat-
Richtlinie, die EU-weit den Schutz von
Lebensräumen und Tier- und Pflanzen-
arten von gemeinschaftl ichem Inter-
esse regelt. Die Mitgliedsstaaten der
Euro päischen Union müssen für Arten
des Anhangs II spe zielle Schutzgebiete
(Natura 2000-Gebiete, entspricht in NÖ
den Europaschutzgebieten) ausweisen.
In Niederösterreich liegen die Vorkom-
men der Flussperlmuschel im Europa-
schutzgebiet „Waldviertler Teich-, Heide-
und Moorlandschaft“. In der niederöster-
reichischen Fischereiordnung ist die
Fluss perlmuschel als ganzjährig geschont
aufgelistet. Somit dürfen die Muscheln,
mit Ausnahme von wissenschaftlichen
und fischereiwirtschaftlichen Untersu-
chungen, nicht gefangen werden.
Wie wir der Flussperlmuschel helfen können
Um dieser Art das Überleben zu sichern,
müssen alle nur erdenklichen Maßnahmen
zu ihrem Schutz ergriffen werden. Dazu
kann jede/r Einzelne, allen voran aber die
FischerInnen, die ja in der Regel ihre Ge-
wässer sehr gut kennen, einen Beitrag
leis ten. Am Anfang jeglicher Artenschutz-
maßnahmen steht natürlich die Kenntnis
Förderung
UFG-Förderung für Gewässerökologie – wichtige Hinweise!
Aus dem Titel „Umweltförderungsgesetz“ gibt es bekanntlich eine Bundesförderung (ergänzt durch eine Lan-
desförderung) für die Errichtung von Fischwanderhilfen. Die Bundesförderung beträgt für alle Anträge, die
noch bis 31.12.2012 VOLLSTÄNDIG (inkl. wasserrechtlicher Bewilligung – jedenfalls muss bereits die was-
serrechtliche Verhandlung stattgefunden haben) bei der KPC eingereicht werden, 30 % der Investitions-
kosten. Die ergänzenden Landesförderungen variieren je nach Bundesland. ACHTUNG: Für Anträge, die ab
1.1.2013 eingereicht werden, wird die Bundesförderung um 5 % auf 25 % der Investitionskosten gekürzt.
Die Förderrichtlinien für die UFG-Förderung laufen mit Ende 2013 aus, eine Folgeregelung ist derzeit nicht
absehbar. Falls bei Ihnen die Errichtung einer Fischwanderhilfe ins Haus steht und Sie dafür die UFG-För-
derung in Anspruch nehmen möchten, kümmern Sie sich rechtzeitig darum! Solche Projekte brauchen
einen gewissen Vorlauf!
Die Flussperlmuschel steht auf der Roten Liste gefährderter Tierarten in Österreich.
Intakte Gewässerlebensräume sind für die Flussperlmuschel überlebenswichtig.
WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 12 13
ÖKOLOGIE
über ihre Verbreitung und die noch vorhan-
denen (Rest-)Bestände. Ist nun ein Perl-
muschelvorkommen in einem Gewässer
bekannt, sollte dieses unbedingt bei der
zuständigen Stelle, in diesem Fall beim
Landesfischereiverband Niederöster reich
oder bei der Abteilung Naturschutz des
Amtes der nö. Landesregierung, gemeldet
werden. Die ArtenschutzexpertInnen kön-
nen dann über weitere Schritte oder nöti-
ge Maßnahmen beraten. Neben dem in-
folge der Umweltveränderungen schlei-
chenden Rückgang der Bestände gibt es
aber immer wieder auch akute Bedro-
hungsszenarien – vor allem bei der Aus-
baggerung von Mühlbächen, die aus ver-
schiedenen Gründen ein beliebtes Rück-
zugsareal der Muscheln sind.
Wenn nun eine Baggerung unvermeid-
bar ist, sollte dies unbedingt gemeldet
werden, damit ExpertInnen das Gewäs-
ser nach Muscheln absuchen können.
Je nach Vorhandensein und Größe des
Bestandes muss dieser in der Folge ge-
borgen und umgesetzt werden, oder es
wird eine möglichst schonende Vorge-
hensweise bei der Räumung eingehal-
ten. Generell wäre es am besten, nicht
den gesamten Mühlbach auf einmal zu
räumen, sondern etappenweise über ei-
nen Zeitraum von mehreren Jahren. Vor
jeder Etappe könnte der zu räumende Ab-
schnitt abgesucht und die Muscheln in
die nicht für die Räumung vorgesehenen
Bereiche umgesetzt werden. Das Räum-
gut sollte vorsichtig flächig aufgebracht
werden, damit es auf darin enthaltene
Lebendtiere untersucht werden kann.
Die Lebendmuscheln können dann in den
Bach zurückgesetzt werden. Geschieht
dies in einem möglichst kurzen Zeitraum,
etwa innerhalb von 24 Stunden, haben
die Muscheln sehr hohe Überlebenschan-
cen. Sind Räumungen aus energietech-
nischen Gründen nicht unbedingt erfor-
derlich, sondern werden sie ohnehin nur
mehr aus Tradition durchgeführt, sollten
sie zum Wohle und Fortbestand der vom
Aussterben bedrohten Flussperlmu-
schel und den vielen anderen Tier- und
Pflanzen arten unterlassen werden.
Weitere Informationen zum Thema Fluss-
perlmuschel finden Sie auf der Home-
page: www.flussperlmuschel.at
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Flussperlmuscheln können bis zu 140 Jahre alt werden.
WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 1214
KRAFTWERKSBERICHT
Das Lesachtal im westlichsten Teil Kärntens ist vor allem bekannt für seine naturbelassene Schönheit und sei-ne Einheit von traditioneller und ökologischer Landwirtschaft. Im Sinne des sanften Tourismus und einer nachhal-tigen Lebensweise setzen die LesachtalerInnen dabei auch auf umweltfreundlichen Strom aus Wasserkraft.
Neues te K ra f twerks techno log ie und Müh len von anno dazuma l
Wasserkraftnutzung im Lesachtal einst & jetzt
Tal der einst hundert Mühlen
Ist man heute zu Besuch im Lesachtal –
dem Tal der hundert Mühlen – veranschau-
licht ein Ort des Tals die ursprüngliche
Lebensweise seiner EinwohnerInnen so
deutlich wie sonst keiner. Im Wallfahrtsort
Maria Luggau, unweit der im 16. Jahrhun-
dert errichteten Basi-
lika, stehen wohl die
schönsten und au-
ßergewöhnlichsten
„Wasserkraftwerke“
des Lesachtals: jene des Maria Luggauer
Mühlenwegs. Die fünf Jahrhunderte alten
Wassermühlen, die entlang des Tratten-
baches gebaut wurden, sind immer noch
im Besitz jener Bauernfamilien, nach de-
nen sie benannt wurden. Sie sind noch voll
betriebsfähig und mittlerweile zu einem
„lebendigen“ Museum geworden. Hier
kann man sich mit Arbeitsgeräten von
einst vertraut machen, zusehen wie dort
früher das Korn gemahlen wurde, oder se-
hen, was es heißt, Flachs zu brecheln.
Zur Blütezeit gab es weit mehr als 200
Mühlen in der Gegend, die nicht nur
zur Getreideverarbeitung oder als Sä-
gewerke, sondern auch für den Betrieb
von Lastenaufzügen oder zum Pflügen
der steilen Hänge genutzt wurden. Mit
der zunehmenden Elektrifizierung haben
aber auch diese ausgedient, wurden ab-
gerissen oder ein-
f ach dem Ver fa l l
preisgegeben. Um-
so erfreulicher ist
es, dass einige da-
von bis heute erhalten geblieben sind
und mit viel Einsatz und Liebe, getreu
dem alten Brauchtum, betrieben wer-
den.
Tal der neuen Mühlen
Doch das Lesachtal steht nicht nur für
altes Brauchtum, sondern auch für mo-
dernen, sanften Tourismus und moder-
ner Wasserkraftnutzung. Dutzende Kraft-
werke an den Zubringern der Gail versor-
Info
Kraftwerk Radegund Inbetriebnahme: Oktober 1993
Fallhöhe: 167,7 m
Engpassleistung: 1,2 MW
Erzeugung im Regeljahr: 6,2 Mio. kWh
Turbine: zweidüsige Peltonturbine
Betreiber: KELAG – Kärntner Elektrizitäts-AG
Kraftwerk TuffbadInbetriebnahme: Juni 2011
Fallhöhe: 80 m
Engpassleistung: 340 kW
Erzeugung im Regeljahr: 1,2 Mio. kWh
Turbine: fünfdüsige Peltonturbine
Betreiber: Franz Strieder/AAE
Mühlenweg Maria LuggauBesichtigungsmöglichkeit: täglich
(außer samstags) von Juli bis September
10.00 bis 17.00 Uhr
Dauer: ca. 1,5 Stunden
Engelt: Erwachsene: 3 Euro, Kinder: 2 Euro
(Bezahlung direkt bei der Müllerin, Führungen
für Gruppen jederzeit möglich)
Kontakt: Brigitte Lugger
A-9655 Maria Luggau 15
Tel. und Fax: 04716/269
E-Mail: [email protected]
Maria Luggau ist ein „leben-diges“ Museum für außerge-wöhnliche Wasserkraftwerke.
KW Radegund (links): Das Krafthaus ist in den Hang gebaut.
Beim Bau des KW Tuffbad (rechts) wurde auf eine optimale Schalldämmung geachtet.
WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 12 15
KRAFTWERKSBERICHT
gen die Bevölkerung des Tals mit erneu-
erbarer Energie.
So zum Beispiel das Kraftwerk Rade-
gund, welches 1993 von der KELAG er-
richtet wurde. Mit einer Jahresproduk-
tion von 6,2 Mio. kWh kann die vollau-
tomatisierte Anlage, die vom KELAG-
Hauptsitz in Klagenfurt aus gesteuert
wird, rund 1.600 Kärntner Haushalte mit
Strom aus Wasserkraft versorgen. Das
Krafthaus steht nahe der ältesten Kir-
che des Tals. Diesem Umstand wurde
Rechnung getragen, indem das Kraft-
haus in den Hang hineingebaut wurde.
So ist von außen nur die mit Holzschin-
deln verkleidete Fassade zu sehen und
die alte Kirche bleibt weiterhin der erste
Blickfang.
Gleich oberhalb des KELAG-Kraftwerks
wurde im Jahr 2011 ein Kraftwerk neu er-
richtet, das einige Besonderheiten auf-
weist: das Kraftwerk
Tuffbad. Es ist ein
Gemeinschaftspro-
jekt von Herrn Franz
S t r i ede r und de r
Firma AAE von Strompionier Wilfried
Klauss. Als Turbine kommt eine Peltontur-
bine der Firma Unterlercher zum Einsatz,
die mit 5 Düsen ausgestattet ist. Durch
die Konstruktion mit fünf anstatt der stan-
dardmäßig bis zu 4 Düsen ist es möglich,
die maximale Wassermenge von 500 l/s
bei einer für diesen Turbinentyp relativ ge-
ringen Fallhöhe von 80 m zu verarbeiten,
und gleichzeitig eine gute Regulierbarkeit
der Turbine bei Niederwasser zu erhalten.
So kann auch im Winter bei wenig Wasser
ein hoher Wirkungsgrad erreicht werden.
Eine weitere Besonderheit der Anlage ist,
dass sie in Zukunft auch zur Notstrom-
versorgung des benachbarten Almwell-
ness-Hotels Tuffbad dienen soll. Das Ho-
tel im abgelegenen Radegundgraben ist
ein guter Ort zum Entspannen. Gerade im
Winter ist es aber auch anfällig für Strom-
ausfälle. Deshalb ist das Kraftwerk vollau-
tomatisiert und schwarzstartfähig ausge-
führt. Zwar sind die Steuerkabel zum Ho-
tel derzeit noch nicht verlegt, doch sobald
das geschehen ist, kann im Hotel mit nur
einem Knopfdruck der Inselbetrieb herge-
stellt werden.
Um den Betrieb des nahegelegenen Alm-
wellness-Hotels nicht zu stören, wur-
de natürlich auch auf eine umfangreiche
Schalldämmung beim Kraftwerk geachtet.
So läuft die Turbine mit nur 500 U/min,
wodurch weniger Vibrationen und weni-
ger Lärm entstehen. Gleichzeitig wurde
durch konstruktive Maßnahmen, wie die
massive Bauweise des Gebäudes, eine
zusätzliche Schallreduktion erreicht. Zu
guter Letzt soll in Zukunft auch die Ab-
wärme des Generators sinnvoll genutzt
werden. Es ist gep-
lant, diese ebenfalls
im Hotel zu nutzen.
Damit würde das
Kraftwerk nicht nur
für das Licht, sondern zumindest teilwei-
se auch für die Wärme im Almwellness-
Hotel sorgen.
Tal der Wasserkraft – früher wie heute
Das Lesachtal hat in den letzten Jahr-
zehnten viele Veränderungen durch-
lebt. So wurde aus einem abgeschie-
denen Hochtal ein Geheimtipp für den
sanften Tourismus und ein Reiseziel für
jede Jahreszeit. Doch dabei haben sich
die Lesach talerInnen ihre Traditionen er-
halten. So auch die Nutzung der Wasser-
kraft als nachhaltige Energiequelle für die
Bewirtschaftung ihres Landes. Foto
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Öst
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Das Lesachtal wurde in den letzten Jahren zu einem Geheimtipp für UrlauberInnen: Der Mühlenweg ist ein beliebtes Ausflugsziel.
Die nachhaltige Energiequelle Wasserkraft wird im Lesachtal vorbildlich genutzt.
WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 1216
TECHNIK & ÖKOLOGIE
In der Juni-Ausgabe des Magazins Wasserkraft widmeten sich Prof. Habersack, Dr. Hauer und DIin Wagner der immer größer werdenden Bedeutung des Feststoffhaushaltes in österreichischen Fließgewäs-sern. Der Feststofftransport hängt mit Themen wie Stauraumverlan-dung oder Hochwasserbeeinflussung zusammen, beziehungsweise hat er auch Einfluss auf die Ökologie (z. B. Lebensraumveränderung). Damit wird er auch für die Kleinwasserkraft immer wichtiger.
Grund lage fü r d i e P l anung und den Be t r i eb von K le i nwasse rk ra f twerken :
Messungen und Modellierungen des Feststofftransports
Für die Berücksichtigung des Sediment-
transports und morphodynamischer Pro-
zesse in der Planung und im Betrieb von
Kleinwasserkraftwerken sind Messdaten
von transportierten Feststoffen im jewei-
ligen Fließgewässer erforderlich. Diese
Daten dienen als Grundlage für die Anwen-
dung von eindimensionalen bzw. mehr-
dimensionalen Feststofftransportmodellen,
welche in den wasserbaulichen Planungen
immer häufiger verwendet werden.
Der Datenbedarf für die Anwendung dieser
Modelle setzt sich vor allem aus (gewäs-
ser-)morphologischen, hydraulisch-/hydrolo-
gischen Daten und sedimentologischen Da-
ten zusammen. Während die Abflussdaten
eines Gewässers in der Regel leicht ermit-
telt werden können, ist die Datenverfüg-
barkeit und -qualität der morphologischen,
sedimentologischen Daten meist limitiert.
Deshalb besitzen auch historische Aufzeich-
nungen über Veränderungen der Gerinne-
geometrie einen hohen Stellenwert. Diese
erlauben eine Kalibrierung und Eichung der
Sedimenttransportmodelle. Nur so können
Aussagen über zukünftige Entwicklungen
der Gewässermorphologie getroffen wer-
den. Als Grundlagen für die morphologische
Beschreibung eines Fließgewässers die-
nen Vermessungen in Form von Querpro-
filen bzw. auch flächige Sohlgrundaufnah-
men (z. B. Single-/Multibeam-Messungen).
Weiters sind Kenntnisse über mögliche an-
thropogene Eingriffe notwendig. In der Mo-
dellierung selbst gilt es, den transportwirk-
samen Bereich abzugrenzen und sämtliche
Bauwerke im Untersuchungsgebiet geome-
trisch zu erfassen (Abb. 1).
Neben diesen gemessenen Daten können
auch sogenannte „abgeleitete“ Daten be-
Abb. 1.: Digitales Geländemodell als Grundlage für die Feststofftransportmodellierung (Hauer et al., 2011).
MesscomputerPegelanlage
Schwebstoffsensor
Feste Geschiebefallen mit Waagen
Helley-Smith Geschiebesammler
Abb. 2.: Geschiebemessstation an der Drau (Habersack et al., 2012).
Prinzip des Messsystems Drau-Insel(Beispiel Dellach im Drautal)
Fließrichtung
Schlitzverschluss
WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 12 17
TECHNIK & ÖKOLOGIE
rücksichtigt werden, welche etwa aus his-
torischen Karten, Aufzeichnungen nach
Hochwässern, Instandhaltungsberichten,
Luftbildern und Fotos entnommen wer-
den. Die Datenqualität spielt hier eine be-
sondere Rolle. So sind zum Beispiel kurze
Beobachtungszeiträume ein Grundproblem
in der Analyse von möglichen Sohlverän-
derungen, da diese, außer bei Hochwäs-
sern, relativ langsam ablaufen. Für die Mo-
dellierung ist auch die Kenntnis über den
Sohlaufbau, der sich in Deck- und Unter-
schicht untergliedert, eine Grundvorausset-
zung. Eine repräsentative Probenentnahme
ist hier wichtig, wobei vor allem auf mög-
lichst viele räumlich verteilte Proben (Deck-
und Unterschicht, in Randbereichen, im
Nahbereich von Einmündungen etc.) bzw.
auf ausreichende Probenanzahl auf dyna-
mischen Kiesbänken und Transportkörpern
zu achten ist. Die Entnahme des Materials
erfolgt meist volumetrisch (z. B. Greifer),
kann aber auch vor Ort mittels sogenannter
Linienzahlanalyse bzw. „Wolman-Count-
Methode“ bestimmt werden.
Neben all diesen Informationen ist die
Kenntnis über den Feststoffzufluss in Men-
ge und Zusammensetzung als Funktion
der Durchflussgröße für das oberstromige
Ende des Modellierungsgebietes eine wei-
tere Grundvoraussetzung für die Anwen-
dung von (mehrdimensionalen) Sediment-
transportmodellen. Zusätzlich dazu sind
für die Planung bzw. den Um- und Neubau
von Kleinwasserkraftwerken Kenntnisse
über Kiesentnahmen oder Geschiebede-
pots bzw. über den Feststoffhaushalt im
Jahresverlauf, nach Menge und Dauer auf-
geschlüsselt, wünschenswert.
Die gesamte Feststofffracht beinhaltet im
Wesentlichen das an der Sohle transpor-
tierte Geschiebe und die in der Wassersäu-
le transportierten Schwebstoffe, wobei der
Grenzkorndurchmesser für die Trennung
zwischen Geschiebe und Schwebstoff in
Abhängigkeit des Durchflusses variiert. Die
Aufzeichnung des Geschiebeeintrags bzw.
-austrags kann in einer Gewässerstrecke
über direkte oder indirekte Geschiebemes-
sungen bzw. über Massenbilanzierungen
erfolgen. Als „abgeleitete“ Daten wären
hier beispielsweise Geschiebepotenziale zu
nennen. Direkte Messmethoden sind z. B.
Beprobungen mittels mobiler Geschiebe-
fänger (z. B. Helley-Smith) oder mittels sta-
tionärer Geschiebefallen. Jüngst wird auch
die Telemetrie zum Verfolgen von Einzel-
steinen eingesetzt. Als indirekte Messme-
thoden sind die Aufzeichnungen und Ana-
lysen von Geophonanlagen zu verstehen,
welche die räumliche (z .B. querschnitts-
bezogen) und zeit-
liche Variabilität des
Geschiebetransports
dokumentieren. Zum
Geschiebetransport
sind in Österreich derzeit einzelne Pilotanla-
gen mit Möglichkeiten der simultanen Mes-
sung mit direkten und indirekten Methoden
(Abb. 2) im Einsatz (z. B. Drau, Isel, Donau,
Urslau, Rofener Ache), wobei ein Mess-
netzausbau bzw. die Veröffentlichung der
Geschiebedaten im Hydrographischen Jahr-
buch für die Zukunft geplant ist. Zusätzlich
werden Geschiebemessungen auch pro-
jektbezogen durchgeführt (z. B. von der TI-
WAG an der Ruetz in Tirol). Zum Schweb-
stofftransport gibt es seit 2008 erstmals in
Österreich Daten im Hydrografischen Jahr-
buch, wobei das Basismessnetz derzeit 34
Pegelstationen umfasst.
Aufbauend auf diesen notwendigen Mess-
daten stellt sich für die AnwenderInnen
von Sedimenttransportmodellen grund-
sätzlich die Frage der Modellwahl, wobei
die wichtigste Unterscheidungsmöglich-
keit in der Dimensionalität des Modells be-
steht. Schätz- und Bilanzverfahren wer-
den als 0-dimensional bezeichnet und sind
somit nicht direkt als numerische Model-
le anzusehen. 1-dimensionale Feststoff-
transportmodelle bilanzieren über den ge-
samten Gewässerquerschnitt, weshalb sie
zwar keine lokalen Aussagen ermöglichen,
jedoch gut für Langzeitprognosen, wie die
Abschätzung des Risikos eines zukünftigen
Sohldurchschlages, geeignet sind. Mehr-
dimensionale Modelle ermöglichen hinge-
gen die Prognose der Entwicklung von loka-
len wasserbaulichen Maßnahmen (Abb. 3)
und von eigendynamischen Entwicklungen
(unter Berücksichtigung der Ufererosion),
wobei die dreidimen-
sionale Erfassung
des Sedimenttrans-
ports noch in weiten
Teilen Inhalt von For-
schungsarbeiten ist. Des Weiteren kann
bei der Auswahl des Modells zwischen Ein-
korn- und Mehrkornmodellen unterschieden
werden, bzw. ob mittels fraktionierten (auf-
geteilten) Transports die Bildung einer Deck-
schicht oder die Entwicklung von Transport-
körpern berechnet werden kann.
In der Feststofftransportmodellierung sind ei-
nige Prozesse noch unzureichend beschrie-
ben, wie z. B. der Quertransport über das
Profil in Krümmungen oder die numerische
Implementierung der Ufererosion bei Sedi-
mentschichten mit stark unterschiedlichen
Kornverteilungen. Abgesehen von diesen
Forschungsfragen zeigte die Anwendung
von numerischen Sedimenttransportmo-
dellen in den letzten Jahren bereits gute Er-
gebnisse zur Prognose von Entwicklungen
der Gewässersohle und von Entwicklungen
des Gewässerlebensraums. Die Feststoff-
modellierung bietet somit die Möglichkeit,
die Auswirkung des Feststofftransports auf
geplante wasserbauliche Projekte, auch im
Bereich der Kleinwasserkraft, sowie deren
Folgen zu bewerten und durch Maßnah-
men zu optimieren, um damit technische,
wirtschaftliche und ökologische Probleme
im Betrieb zu minimieren.
Abb. 3.: Ergebnisse einer Sedimenttransportsimulation (Anlandungen) im Bereich einer Kleinwas-serkraftwerksanlage an der Großen Mühl für (a) 30 m3s-1 und (b) 94.5 m3s-1 (Hauer et al., 2011).
(a) (b)
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s: D
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Die Folgen des Feststofftrans-ports auf wasserbauliche Pro-jekte kennen und optimieren.
WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 1218
FIRMENPORTRÄT
Das österreichische Unternehmen MABA Fertigteilindustrie (FTI), ein Unternehmen der international agierenden Kirch-dorfer Gruppe, zeichnet sich durch seine Kompetenz im Betonfertigbau aus, die auf einer über 80-jährigen Erfahrung fußt.
MABA – Fe r t i g t e i l i ndus t r i e GmbH
Niederösterreichisches Unternehmen entwickelt „enature® fishpass“
Die Produktpalette aus Betonfertigtei-
len reicht von Treppen und Wohnbau-
systemen über Lösungen für Verkehrs-
wege und Tiefbau bis hin zum Fischauf-
stieg. Das Unternehmen hat die Zeichen
der Zeit erkannt und gemeinsam mit Uni-
versitätsprofessor Helmut Mader der
Wiener Universität für Bodenkultur den
enature fishpass entwickelt.
Geschichte
Die Maba blickt auf eine über 80-jährige
Firmengeschichte zurück. 1925 in Wöl-
lersdorf (NÖ) gegründet, wurden zu Be-
ginn Betonteile für Transformatorsta-
tionen und Freileitungsmasten sowie
Rohre und Mauersteine gefertigt. Nach
der 1945 erfolgten Wiederaufnahme der
Produktion folgte eine stetige Erweite-
rung der Produktpalette und der Aus-
bau des Standortes. Gleichzeitig wurden
sukzessive neue Standorte eröffnet und
Kooperationen im In- und Ausland einge-
gangen. So vergrößerte sich die Zahl der
MitarbeiterInnen im Laufe der Zeit auf
einige hundert. Deshalb wird seit 2006
eine neue Konzernorganisation umge-
setzt. 2012 war ein weiterer Meilenstein
in der Geschichte des Unternehmens zu
verzeichnen. Unter dem Applaus zahl-
reicher Ehrengäste, wie LH Erwin Pröll,
wurde am 23. Mai die neue Verwaltungs-
zentrale eröffnet. Diese befindet sich in
der denkmalgeschützten „Feuerwerks-
anstalt“ in Wöllersdorf. Das Gebäude
wurde mit viel Liebe zum Detail runder-
neuert. So präsentiert sich der neue Fir-
mensitz als gelungene Kombination der
Industrie-Architektur des beginnenden
20. und der Technik und Materialien des
21. Jahrhunderts.
BOKU und MABA entwickeln gemeinsam enature® fishpass
Gemeinsam mit dem Institut für Wasser-
wirtschaft, Hydrologie und konstruktiven
Wasserbau an der Wiener Universität für
Bodenkultur, unter der Leitung von Profes-
sor Helmut Mader, hat die Maba Fertigteil-
industrie vor einigen Jahren einen neuen
Multi Struktur Slot Fischpass entwickelt.
Diese Fischwanderhilfe aus Betonfertigtei-
len wurde von Maba als enature fishpass
ins Programm aufgenommen. Sie ermög-
licht den Fischen eine erfolgreiche Passage
von Wanderhindernissen. Die Vorteile lie-
gen im geringen Wasserdurchfluss sowie
der reduzierten Fließgeschwindigkeit, wo-
raus sich weniger Turbulenzen ergeben.
Univ.-Prof. Mader hat dafür in umfang-
reichen Labortests nach der optimalen Be-
ckengestaltung gesucht und mit dem ena-
ture fishpass eine Aufstiegshilfe geschaf-
fen, die einen um 30 bis 40 % geringeren
Wasserdurchfluss gegenüber herkömm-
lichen Schlitzpässen aufweist. Gleichzeitig
werden alle wesentlichen Anforderungen
hinsichtlich der Wander bedingungen er-
füllt. Durch die Fertigteilproduktion von
Maba können Produk tionskosten redu-
ziert werden. Die Projektpartner sind sich
sicher, dass damit eine ökonomisch und
ökologisch vernünftig einsetzbare Fisch-
wanderhilfe entwickelt wurde.
Info
Eckdaten KW St. KathareinGewässer: Laming
Fischregion: Epirhithral, MQ > 2 m3/s
Leitfisch, größenbestimmend: Bachforelle
Dotationsmenge: ca. 119 l/s
Vergleich zu Vertical Slot: ca. 191 l/s
Wasserersparnis in %: 38 %
Beckenabmessung L x B x H: 200 x 145 x 125 cm
Schlitzbreite: 15 cm
Höhe bei NW (Dotierwasser): 5,60 m
dH je Slot: 20 cm
Anzahl der Becken: 28 Becken, 2 Ruhepools
Dissipation: Emax = 107 W/m3
Eckdaten KW Hart/AgerGewässer: Ager
Fischregion: Hyporhithral
Leitfisch, größenbestimmend: Huchen,
Körperlänge 100 cm
Dotationsmenge: ca. 360 l/s
Vergleich zu Vertical Slot: 550 l/s
Wasserersparnis in %: ca. 35 %
Beckenabmessung L x B x H: 300 x 217,50 x 160
Schlitzbreite: 35 cm
Höhe bei NW (Dotierwasser): 2,75 m
dH je Slot: 15 cm
Anzahl der Becken: 18 Becken, 1 Ruhepool
Dissipation: Emax = 80 W/m3
KontaktMABA Fertigteilindustrie GmbHKirchdorfer Platz 1, 2752 Wöllersdorf
Ansprechpartner: DI Michael Pötsch
+43 664 9669 266, [email protected]
www.maba-fishpass.com
Die neue Verwaltungszentrale in Wöllersdorf (NÖ).
WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 12 19
FIRMENPORTRÄT
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s: ©
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Erfolgreiche Pilotprojekte
Bereits seit 2009 ist der Prototyp des Fisch-
passes in Wöllersdorf an der Piesting (NÖ)
installiert. Seinen ersten realen Praxistest
bestand das System 2011 bei der Planung
und Errichtung der Fischaufstiegshilfe am
Kraftwerk Hart/Ager in Oberösterreich. Am
steirischen Kraftwerk St. Katharein-Unter-
tal an der Laming wurde im Zuge einer Re-
vitalisierung 2011 ein weiterer enature fish-
pass eingesetzt. Das Kraftwerk befindet
sich in der Fischregion Epirhithral, als maß-
gebende Fischart gilt die Forelle. Für die-
se Fischregion ist in Österreich eine maxi-
male Energiedissipation von 140 W/m³ zu-
lässig. Mit nur ca. 107 W/m³ unterschreitet
der enature fishpass diesen strengen Wert
nochmals deutlich. Im Vergleich weist ein
herkömmlicher Schlitzpass mit gleicher
Geometrie 180 W/m³ Energiedissipation
auf. Auch der Wasserdurchfluss ist mit ca.
119 l/s um etwa 38 % geringer. Diese Ein-
sparung kann das Kraftwerk St. Katharein-
Untertal zu 100 % in erneuerbare Energie
umsetzen. Derzeit ist das Unternehmen
darum bemüht, durch weitere umgesetzte
Fischaufstiegsanlagen dieses Typs umfas-
sende Erfahrungswerte zu erzielen.
Der Leitfisch entscheidet die Größe
Um den unterschiedlichen Anforderungen
an die Fischlängen und -breiten gerecht zu
werden, wird der enature fishpass in drei
unterschiedlichen Größenvarianten ange-
boten. Zusätzlich können auch noch die
Schlitzbreiten abgestuft werden. Die Was-
serspiegeldifferenz von Becken zu Becken
wird über die Niveauunterschiede herge-
stellt. Um diese zu erreichen, sind Nei-
gungsknickelemente für Wasserspiegel-
differenzen von 10, 13, 15, 17, 18 und 20
cm von Becken zu Becken verfügbar. Um
den Auftraggebern einen reibungslosen
und raschen Ablauf zu ermöglichen, liefert
Maba den enature fishpass, als fertiges
Paket inklusive Statik, Abmessungen und
einer abgeschlossenen Versuchsreihe –
ein innovatives Baukastensystem, das in
jeden Grundriss eingefügt werden kann
und für alle Fischregionen von Epirhithral
(oberer Bachabschnitt) bis Hypopotamal
(unterer Flussabschnitt) verfügbar ist.
Planungstools
Für PlanerInnen wurden zwei Tools entwi-
ckelt: Ein „Hydrauliktool“ unterstützt bei der
Auswahl der Systemgröße, der Wasserspie-
geldifferenz zwischen den Becken sowie der
Schlitzbreite. Durchfluss und Energiedichte
können damit automatisch berechnet wer-
den. Im „Planungstool“ sind die Betonfer-
tigteile des ökologisch optimierten Schlitz-
passes in zwei- und dreidimensionaler Dar-
stellung verfügbar, wodurch der Planungs-
aufwand reduziert werden kann.
Fischpass beim KW St. Katharein
WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 1220
Foto
: Fot
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Im Oktober 2012 traf sich die österreichische Energiewirtschaft zum Kongress von Oesterreichs Energie in Innsbruck. Der Kongress stand unter dem Motto „Zeit zum Handeln“ und widmete sich mit hochkarä-tigen Vortragenden der Energiewende und ihren Herausforderungen.
Der s te i n ige Weg zu r Ene rg i ewende
Österreichs Energiewirtschaft sieht die Zeit zum Handeln
Als Auftrag für Österreichs Energie-
wirtschaft bezeichnete DI Dr. Peter
Layer das Motto der Veranstaltung. Das
herkömmliche Erzeugungssystem wird
auf dezentrale Beine gestellt. Die hoch-
karätigen politischen Redner der Ver-
anstaltung, EU-Kommissar Dr. Günther
Öttinger und Wirtschaftsminister Dr.
Reinhold Mitterlehner, betonten ebenso
die Dringlichkeit eines neuen Energiesys-
tems für Österreich und Europa und zeig-
ten sich optimistisch, was die Energie-
wende und den Fortschritt darin angeht.
Die Generalsekretärin von Oesterreichs
Energie, der Interessensvertretung der
österreichischen E-Wirtschaft, gab In-
formationen zum „Infrastrukturpaket der
Alpenländer“ und bezeichnete dieses als
einen wesentlichen Eckpfeiler für unse-
re Energiezukunft. Es handelt sich da-
bei um eine Initiative, die auf Minister-
ENERGIE
WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 12 21
ENERGIE
Die dritte industrielle Revolution: Die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter
ebene beschlossen wurde und nun
von der E-Wirtschaft mit Substanz er-
füllt werden soll. Inhalt des Vorhabens:
Österreich, Deutschland und die Schweiz
wollen den gemeinsamen Ausbau von
Pumpspeicherkraftwerken vorantreiben.
Kernstück der Veranstaltung waren die
Beiträge von zwei Hauptrednern. Der
Soziologe, Ökonom und Vorsitzende der
US-Denkfabrik „Foundation on Econo-
mic Trends“, Jeremy Rifkin, sowie der
RWE-Aufsichtsrat Fritz Vahrenholt ga-
ben den inhaltl ichen Input, der dann
mit ExpertInnen am Podium diskutiert
wurde. Ihr Blickwinkel auf das Thema
Energiewende ist durchaus konträr. Rifkin
schilderte glühend das Zeitalter der er-
neuerbaren Energien. Er verortete un-
sere Gesellschaft am Scheideweg. Die
fossilen Brennstoffe haben ausgedient
und die darauf fußenden Technologien
sind antiquiert. Die wirtschaftliche Vi-
sion von Rifkin, die dritte industrielle
Revolution, soll durch die Verbindung
zweier Schlüsseltechnologien vollzogen
werden: dem Internet und den erneu-
erbaren Energien. Der amerikanische
Vordenker meint, dass die Krisen un-
serer Tage vor allem mit dem Ölpreis
zu tun hätten. Ein Wirtschaftssystem,
welches sich auf den Verbrauch fos-
siler Energie stütze, trage den Keim des
Schei terns bere i ts in
sich. Die Energiewende
ist also laut Rifkin kei-
ne Option, sondern der
e inz ige Ausweg. Und
bei all dem dürfe man keine Zeit mehr
verlieren. Dezentrale Energieerzeugung
und dezentrale Kommunikation müs-
sen das Ölzeitalter beenden, das ge-
prägt war von riesigen Konzernen, von
mächtigen Lobbys und von Hierarchien.
Etwas anders sieht das Fritz Vahren-
holt. Seit der Veröffentlichung seines
Buchs „Die kalte Sonne“ gilt er als Kli-
mawandel-Skeptiker. Seiner Meinung
nach ist die Energiewende derzeit von
Angst und Panikmache getrieben. Er
schilderte ausführlich, dass sich der
große Treiber dafür, der Klimawandel,
bei genauer Betrachtung als Mythos
entpuppe und nicht so dringlich sei.
Er geht vielmehr davon aus, dass es
in den kommenden 30
Jahren sogar zu einer
Abküh lung kommen
werde und begründet
das mit der Sonnen-
aktivität. Er meint also, dass wir bei der
Energiewende zu hektisch vorgehen.
Wir bräuchten zwar einen Umstieg, da
die fossilen Treibstoffe einmal ausge-
hen werden, aber das werde nicht so
schnell passieren.
„Das kreative Denken Jeremy Rifkins inspiriert
PolitikerInnen und BürgerInnen gleichermaßen.
Dieses Buch zeigt, dass erneuerbare Ener-
gien und moderne Technologien eine Schlüs-
selrolle im Übergang zu einer emissionsarmen
Wirtschaft einnehmen“, sagt José Manuel
Barroso, Präsident der Europäischen Kommis-
sion zum 2011 erschienenen Buch des Ameri-
kaners. Rifkin bezeichnet die Umstellung un-
seres Energie- und Wirtschaftssystems als
die dritte industrielle Revolution. Sie soll auf
fünf „Säulen“ stehen: der Umstieg auf erneu-
erbare Energien; die Umwandlung des Baube-
stands in Mikrokraftwerke, welche erneuer-
bare Energien vor Ort erzeugen; der Einsatz
von Wasserstoff- und anderen Energiespei-
chern in allen Gebäuden sowie an den Knoten-
punkten dieser Infrastruktur zur Speicherung von unregel-
mäßiger Energie; die Nutzung der Internettechnologie, um
das Stromnetz auf jedem Kontinent in ein Energy-Sharing-
Netz (Intergrid) zu verwandeln; die Umstellung der Trans-
portflotten auf Steckdosen- und Brennstoffzellenfahrzeuge,
die Strom über ein intelligentes und interaktives kontinen-
tales Stromnetz kaufen und verkaufen können.
Rifkin spricht dabei von der „Demokratisierung
von Energieerzeugung und -verteilung“ und von
Millionen von „Mini-EnergieunternehmerInnen“.
Was er vorlegt, ist so etwas wie eine konkrete
Utopie. Seine KritikerInnen fragt er, ob sie ei-
ne eigene, andere, bessere Utopie, einen Plan
B hätten. Doch dieser Plan B ist nirgends zu fin-
den. Dies allein wiegt schon schwer. Aber Re-
volutionen haben es an sich, dass sie die Macht
neu verteilen. Der Übergang zu neuer Technik ist
auch eine Machtfrage. Das wusste schon Her-
mann Scheer. Wie Jeremy Rifkin rechnete er mit
dem Widerstand derer, die ihre Macht verlieren
sollen und die vorläufig noch sehr mächtig sind.
Über den Autor: Jeremy Rifkin ist einer der be-
kanntesten gesellschaftlichen Vordenker un-
serer Zeit und ein international anerkannter Regierungsbera-
ter. Seine Bücher, in mehr als 30 Sprachen übersetzt, brin-
gen die großen wirtschaftlichen und politischen Zukunfts-
themen auf den Punkt. Er ist Autor vieler Bestseller. Jeremy
Rifkin ist Gründer und Vorsitzender der Foundation on Eco-
nomic Trends in Washington, D.C., und lehrt an der renom-
mierten Wharton School of Business.
Jeremy RifkinVerlag: Campus Verlag; Auflage: 1 (12. Sep-tember 2011) ISBN-10: 3593394529 ISBN-13: 978-3593394527
Konträre Meinungen: Energiewende unum-gänglich oder überstürzt?
WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 1224
INTERVIEW
Die Energiewirtschaft steht vor einem Umbruch, der weithin auch als „Energiewende“ bezeichnet wird. Kleinwasserkraft Österreich sprach darüber mit Dr. Barbara Schmidt, Generalsekretärin von Oesterreichs Energie.
Im Gespräch m i t D r. Ba rba ra Schmid t
Einzige Konstante ist Veränderung
Frau Dr. Schmidt, Sie sind nun bereits seit 2007 als Generalsekretärin von Oesterreichs Energie für die Österreichische Energie-wirtschaft tätig und haben auch zuvor in Ih-rer beruflichen Laufbahn umfassende Erfah-rungen im Energiebereich sammeln können. Was waren die größten Veränderungen, mit denen sich die Branche in den letzten Jah-ren auseinandersetzen musste?
Dr. Barbara Schmidt: Will man Ihre Frage
humorvoll beantworten, kann die Antwort
nur lauten: Ständige Veränderungen waren
das einzig Konstante. Zu Beginn der Libera-
lisierung der E-Wirtschaft stand die Wett-
bewerbsfähigkeit im Mittelpunkt. 2008
brachte dann einen tiefen Einschnitt, durch
das Klima- und Energiepaket, das 2009 in
Kraft trat, und durch einen Gipfelsturm der
Energiepreise. 2009 folgte der Absturz der
Konjunktur, der sich auch auf die E-Wirt-
schaft auswirkte. Erstmals wurden auch
die Auswirkungen des Ausbaus bei neuen
erneuerbaren Energien so spürbar, dass die
Kapazitätsgrenzen der Stromnetze spürbar
wurden – ein Faktum, für das es auch heu-
te noch keine Abhilfe gibt. Versorgungs-
sicherheit war schon immer und ist auch
weiterhin unser zentrales Thema – und das
obwohl uns die Regulierung massive Ein-
sparungen, beispielsweise bei den Net-
zen, aufzwang. 2011 erlebten wir die Um-
setzung des 3. Binnenmarktpakets durch
das ElWOG und den Schock nach der Ka-
tastrophe von Fukushima. Das führte zu ei-
ner bis dahin ungeahnten Beschleunigung
des Wandels der E-Wirtschaft – zehn Jahre
nach der Liberalisierung des Strom-Binnen-
markts. Weiter ging der Weg mit dem neu-
en Ökostromgesetz, das aktuell seine Wir-
kung voll entfaltet. Wir wiederum haben
in diesen Jahren mit Studien und Publika-
tionen unseren Weg in die Zukunft definiert
und sind heute gut aufgestellt für die sehr
anspruchsvollen Aufgaben der Zukunft. Die
smarte Revolution der E-Wirtschaft ist ein-
geleitet und schon in wenigen Jahren wird
aus einer Industrie der Daseinsvorsorge
eine integrierte Dienstleistungsbranche ge-
worden sein, die in vielen Zukunftsfeldern
neue Aufgaben wahrnimmt. All das merkt
man vielleicht von außen nicht so, aber in
der Branche steckt eine neue Dynamik,
die für alle, die damit zu tun haben, spürbar
ist. Ich bin stolz dabei sein und mitwirken
zu können. Hier mitzugestalten macht mir
eine besondere Freude.
Der heurige Kongress von Oesterreichs Ener- gie in Innsbruck stand unter dem Titel „Zeit zum Handeln“. Wie ist das zu verstehen? Woraus ergibt sich dieser Handlungsbedarf und gibt es Bereiche, in denen in den letz-ten Jahren verabsäumt wurde zu handeln?
Schmidt: Niemand kann mehr die Augen
verschließen vor den dringlichen Aufgaben,
die zu lösen sind. Das Motto unseres Kon-
gresses sollte sowohl nach innen als auch
nach außen deutlich machen, dass weitere
Verzögerungen bei den wichtigen Vorhaben
nicht mehr tragbar sind. Die Netze sind bin-
nen weniger Jahre an den Rand ihrer Ka-
pazität gelangt, wir sehen, dass sich eine
gewaltige Lücke bei den Speicherkapazi-
täten auftun wird, und wir sehen, dass die
Strommärkte nicht mehr so funktionieren,
wie sie sollen. Die Energiewende wird man
nicht durch Zuwarten schaffen, sondern
durch entschlossenes Handeln.
Bei Ihrem Kongress kamen mit Jeremy Rifkin – einem amerikanischen Visionär – und Fritz Vahrenholt – RWE-Aufsichtsrat und bekannt als Klimawandel-Skeptiker – zwei konträre Positionen zu Wort: Rifkin zeichnete das Bild einer dritten industriel-len Revolution als das Zeitalter der Erneuer-baren und meint, dass wir bei diesem Wan-del keine Zeit verlieren dürfen. Vahrenholt hingegen verläuft die Energiewende viel zu überstürzt, noch dazu, wo aus seiner Sicht das vordergründige Motiv dafür, nämlich der Klimawandel, ein Mythos ist. Wie ist in diesem Zusammenhang die Position der Österreichischen Energiewirtschaft?
Schmidt: Die konträren Positionen sind Pro-
gramm: Wir haben uns dazu entschlossen,
uns zu öffnen, mit SkeptikerInnen, Zukunfts-
denkerInnen, TechnikerInnen, Umweltschüt-
zerInnen, PolitikerInnen, Industrie und al-
len Interessierten offen zu diskutieren. Die
Dinge gehören auf den Tisch, damit man zu
einem Konsens finden kann. Ich sehe aber
auch keinen Widerspruch zwischen den ge-
nannten Personen und ihren Thesen. Bei-
de befürworten den Wandel des Energiesys-
tems. Vahrenholt bezeichnet den Klimawan-
del auch nicht als Mythos, sondern meint
nur, dass Alarmismus fehl am Platze wäre.
Wir haben nun einmal nur begrenzte Mittel
und wir müssen dafür sorgen, dass wir das
Geld zur richtigen Zeit für die richtigen Maß-
nahmen einsetzen. Bei beiden wird zudem
klar, dass Strom die Energie der Zukunft ist,
und das ist auch unsere zentrale Position.
Für diese Zukunft wollen wir arbeiten.
Im Rahmen des Kongresses wurde auch die Initiative „Infrastrukturpaket der Alpenlän-der“ vorgestellt. Können Sie kurz beschrei-ben, worum es dabei geht?
Info
Dr. Barbara Schmidt ist seit 2007 General-
sekretärin von Oesterreichs Energie. Zuvor war
sie tätig für Kovar & Köppl Public Affairs Con-
sulting GmbH, die Energie-Control GmbH, die
ÖVP: Europabüro & Parlamentsklub und Euro-
päisches Parlament.
WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 12 25
INTERVIEW
Schmidt: Wenn Sie den aktuellen Stand
und die aktuelle Entwicklung der E-Wirt-
schaften Europas betrachten, dann ste-
chen mehrere Dinge ins Auge. Der Al-
penraum verfügt über knapp 23 Prozent
der Stromerzeugung der EU, aber über 43
Prozent der Pumpspeicherkapazität und
Projekte, die diese Kapazität beinahe ver-
doppeln könnten. Das wird in den kom-
menden Jahren entscheidend, denn al-
lein in Deutschland werden die erwarteten
Stromüberschüsse aus erneuerbaren En-
ergien an bestimmten Tageszeiten schon
in zwei, drei Jahren die Pumpspeicherka-
pazitäten übersteigen – und andere Spei-
chermöglichkeiten sind nicht in Sicht. Baut
man alle Projekte aus, die wir heute ken-
nen, reichen die Pumpspeicher bis etwa
2020. Das geht aber nur, wenn die Pro-
jekte eine gesunde wirtschaftliche Basis
vorfinden und wenn die Kapazitäten opti-
mal eingesetzt werden. Dafür wollen wir
arbeiten und auch für Chancengleichheit
im Wettbewerb und bessere Rahmenbe-
dingungen. Die „Batterie“ in den Alpen
wird entscheidend für die Energiezukunft.
Energiewende heißt auch zunehmende De-zentralisierung der Energieversorgung. Es gibt einen bunten Mix aus kleinen Strom-erzeugern und den traditionellen großen österreichischen Energieunternehmen. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung? Verlangt die zunehmende Dezentralisierung nach einer Art Neudefinition der Rollen?
Schmidt: Wenn alles so kommt, wie die
Politik sich das vorstellt, werden wir in Zu-
kunft zwar mehr Strom, aber in Summe
viel weniger Energie verbrauchen als der-
zeit. Das heißt auch, dass enorme Effizienz-
verbesserungen beim Energieeinsatz not-
wendig werden. Es wird also knapp und
wir werden jede KWh brauchen, egal wo-
her sie stammt. Die Bedeutung der Netze
wird enorm wachsen und die entbündel-
ten Netzgesellschaften werden mit stei-
gendem Selbstbewusstsein agieren, denn
sie werden zur Drehscheibe der Energie-
zukunft. Die großen Elektrizitätsunterneh-
men mit ihrer Finanzkraft könnten wichtige
Impulse sowohl im Bereich der konventio-
nellen Erzeugung als auch bei den erneu-
erbaren Energien setzen. Aus den Strom-
vertrieben werden Energiedienstleister und
Systemanbieter, die mit Freude mit jedem
kleinen Stromproduzenten und Einspeiser
kooperieren werden. Energieservices wer-
den zum Businessmodell der Zukunft.
Als Kleinwasserkraft Österreich interessiert uns natürlich, wie Sie die Rolle der Klein-wasserkraft bewerten. Wie sehen Sie die Zu-kunft der kleinen Wasserkraft in Österreich?
Schmidt: Wir sehen den wichtigen Bei-
trag der Kleinwasserkraft zur Energie-
erzeugung in Österreich. Überall werden
alte Anlagen revitalisiert und neue gebaut.
Kleinwasserkraft ist regional verfügbare
Energie der besten Sorte.
Machen wir einen gedanklichen Sprung: Nehmen wir an, wir schreiben das Jahr 2025. Was hat sich optimaler Weise seit dem Kongress 2012 verändert und wie könnte das Motto für einen Kongress von Oesterreichs Energie dann lauten?
Schmidt: Ein gutes Motto wäre: Vollen-
dung des österreichischen Wegs. Öster-
reich bietet eine sichere und emissions-
freie Stromversorgung zu leistbaren Prei-
sen. Die E-Wirtschaft ist stark: durch ihre
Rolle als grüne Batterie Europas und inno-
vative Energieservices.
Frau Dr. Schmidt, wir danken Ihnen für das Gespräch!
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„Wir sehen den wichtigen Beitrag der Kleinwasserkraft zur Energie-erzeugung in Österreich. Kleinwas-serkraft ist regional verfügbare Energie der besten Sorte.“ Dr. Barbara Schmidt
WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 1226
STROMNETZ
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Die Zukunft im Strombereich ist erneuerbar und dezentral. In diesen Punkten gibt es doch weit verbreitet Einigkeit. Doch um eine gesicherte Stromversorgung zu gewährleisten, ist neben den entsprechenden Erzeugungsanlagen auch eine geeignete Netzinfrastruktur mit einem pro-fessionellen Netzmanagement erforderlich.
Die K le i nwasse rk ra f t im S t romne tz
Beitrag zur Versorgungssicherheit
Die bestehende Infrastruktur scheint
den aktuellen Entwicklungen und der
erneuerbaren Energiezukunft nicht Rech-
nung zu tragen, und so mehren sich die
Diskussionen um die Zukunft von Öster-
reichs Stromnetzen und deren Manage-
ment. Dabei interessiert sich Kleinwasser-
kraft Österreich besonders für die Rolle der
Kleinwasserkraft im Netz. Um das genauer
zu beleuchten, beauftragten wir den Exper-
ten Dr. Alfons Haber mit einer Analyse.
Eine Analyse von Dipl.-Ing. Dr. Alfons Haber
Die Kleinwasserkraft hat in Österreich
eine lange Tradition. Neben den ökolo-
gischen und ökonomischen Aspekten trägt
sie auch zur Versorgungssicherheit von
Österreich bei. Als ausgereifte und wett-
bewerbsfähige erneuerbare Energiequel-
le sowie aufgrund der besonderen topo-
grafischen Lage hat
die Kleinwasserkraft
bei uns eine lange
Tradition. Die ökolo-
gische, nachhaltige
Stromversorgung und die Nutzung von
heimischen Ressourcen stellen zukünf-
tig verstärkte Anforderungen an die Erzeu-
gung bzw. deren Einsatz und an die Netze.
So gilt es, auch die Aspekte der Versor-
gungssicherheit zu berücksichtigen. Wel-
chen Beitrag dazu Kleinwasserkraft leisten
kann, wird in diesem Bericht dargestellt.
Die Ausführungen beziehen sich allgemein
auf Kleinwasserkraftanlagen, wobei man
sich aufgrund des Wortes „klein“ nicht irren
lassen darf, denn definitionsgemäß wird
hier von Wasserkraft mit einer elektrischen
Leis tung von bis zu 10 MW gesprochen.
Beitrag zur Versorgungs- sicherheit
Welche „Eigenschaften“ gehören nun
aber zur Herstellung bzw. Aufrechterhal-
tung der Versorgungssicherheit? Neben
der Verfügbarkeit des Primärenergieträ-
gers und des Netzes umfasst die Versor-
gungssicherheit insbesondere Aspekte
wie: Spannungsqualität und Blindleistungs-
management, Versorgungszuverlässigkeit,
Versorgungswiederaufnahme, Großstö-
rungskonzepte und die Verfügbarkeit der
Erzeugungsanlagen. Die Spannungsqua-
lität, also die Merkmale der elektrischen
Spannung an einem bestimmten Punkt im
elektrischen Netz, werden durch eine An-
zahl von technischen
Referenzwerten aus-
gedrückt. Die Klein-
wasserkraftwerke
liefern hier einen we-
sentlichen Beitrag bzw. tragen durch ihre
Spannungshaltung, das Blindleistungsma-
nagement und die Wirkleistungsanpas-
sung aktiv zur Netzstützung bei. Beispiel-
haft hierfür ist die Blindleistung, denn fehlt
deren lokale Aufbringung, führt das zum
Absinken des Spannungsniveaus unter
die zulässige Spannungsgrenze und es be-
steht die Gefahr von Netzstörungen. Auf-
grund der technischen Konzeption, der Be-
triebsweise und der Dezentralität bzw. re-
gionalen Verteilung wird diese Dienstleis-
tung häufig von Kleinwasserkraftwerken
erbracht. Im Zusammenhang mit der Ver-
sorgungszuverlässigkeit, also der Fähigkeit
eines elektrischen Systems, seine Versor-
gungsaufgaben unter vorgegebenen Be-
dingungen während einer bestimmten
Zeitspanne zu erfüllen, steht auch die Ver-
sorgungswiederaufnahme. Somit sollte in
jedem Netz für eine Versorgungswieder-
aufnahme bzw. für einen raschen Netz-
wiederaufbau eine ausreichende Anzahl
von ausgewählten Kraftwerken, die ent-
sprechende spezielle Anforderungen er-
füllen, verfügbar sein. Zu den speziellen
Anforderungen gehören die Schwarzstart-
fähigkeit und die Möglichkeit zum Insel-
betrieb. Kleinwasserkraftwerke können
diese häufig erfüllen und nehmen im Rah-
men des Störungsmanagements daher
eine wichtige Rolle ein.
Im Rahmen von Großstörungskonzepten,
welche von den Netzbetreibern u. a. auf
Basis von Gesetzen und Regeln erstellt
werden, gilt es, Kraftwerke zur Erhaltung
des sicheren Betriebs bzw. zur raschen
Versorgungswiederaufnahme einzuset-
zen. Auch hier kommen häufig Kleinwas-
serkraftwerke zum Einsatz. Die Versor-
gungssicherheit wird ebenfalls von der
Verfügbarkeit von Erzeugungsanlagen
und Netzen beeinflusst. Die Verfügbar-
keit der Erzeugungsanlagen ist besonders
von folgenden Aspekten abhängig: tech-
nische Verfügbarkeit, Erzeugungs- bzw.
Einsatzcharakteris tik und Verfügbarkeit des
Primärenergieträgers. Die technische Ver-
Kleinwasserkraft ist eine aus-gereifte und wettbewerbsfähige erneuerbare Energiequelle.
WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 12 27
STROMNETZ
fügbarkeit der Erzeugungsanlage kann et-
wa durch unvorhersehbare Störungser-
eignisse, die Instandhaltung oder eine un-
geplante Abschaltung eingeschränkt wer-
den. Die Beurteilung der Erzeugung hängt
stark von der Erzeugungstechnologie und
der Erzeugungs- bzw. Einsatzcharakteri-
stik ab. Der Einsatz bei Wasserkraftwer-
ken richtet sich grundsätzlich – abgese-
hen vom Markt – nach dem Dargebot bzw.
der Verfügbarkeit des Primärenergieträ-
gers, also der Was serführung. Damit eng
verbunden ist die Frage der Prognostizier-
barkeit der Stromerzeugung. Die Verfüg-
barkeit des Primär energieträgers Was-
ser unterliegt im Jahresverlauf Schwan-
kungen und diese wirken sich ebenfalls
auf die typische Betriebsweise des Was-
serkraftwerks aus. Diese Schwankungen
sind aber gut plan- bzw. prognostizierbar.
Mithilfe der Wasserkraft wird ein wesent-
licher Beitrag zum Gleichgewicht von Er-
zeugung und Verbrauch geliefert, welcher
für den sicheren Betrieb der Stromversor-
gung notwendig ist.
Zusammenfassend kann also festgehalten
werden, dass die Wasserkraft einen wich-
tigen Beitrag zum sicheren Betrieb der
Stromnetze und zur zuverlässigen Strom-
versorgung leistet, also zur Versorgungs-
sicherheit von Österreich. Dies begründet
sich u. a. durch die Betriebseigenschaften,
die technische Verfügbarkeit, die Erzeu-
gungs- bzw. Einsatzcharakteristik und die
Verfügbarkeit des Primärenergieträgers.
Mit den Wasserkraftwerken wird die Er-
zeugung aus erneuerbaren Energiequel-
len erhöht und die Versorgungssicherheit
gewährleistet. Dies auch unter dem Ge-
sichtspunkt, dass die Wasserkraft einen
raschen Ausgleich der Differenz aus Ver-
brauch und Erzeugung herbeiführen kann.
Nicht nur deshalb wird diese häufig das
Rückgrat der Stromversorgung genannt.
Anzumerken ist aber auch, dass Wasserkraft-
werke eine hohe Lebensdauer haben und
oft sehr kapitalintensiv sind. Hier ist beson-
ders für Investoren eine langfristige Investi-
tions- und Planungssicherheit nötig.
Info
Dipl.-Ing. Dr. Alfons Haber, MBA
Alfons Haber hat die Studien der Elektro-
technik-Wirtschaft, der technischen Wissen-
schaften und den Executive Master in Gene-
ral Management absolviert. Neben Tätigkeiten
bei der österreichischen Regulierungsbehörde
E-Control, in der internationalen Beratung und
in mehreren Energieversorgungsunternehmen
ist er seit einigen Jahren Unternehmensbera-
ter und ebenfalls allgemein beeideter und
gerichtlich zertifizierter Sachverständiger.
WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 1228
BLICK IN DIE BUNDESLÄNDER
Foto
: © L
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Das Burgenland ist bekannt für seine riesigen Windparks. Über 200 Windkraftanlagen wurden hier in den letzten Jah-ren errichtet – Tendenz stark steigend. Doch auch die Wasserkraft sollte nicht vergessen werden. Denn immerhin ein gutes Dutzend an Wasserkraftwerken liefert auch hier einen Beitrag zur Versorgung der Bevölkerung mit Ökostrom. Und auch hier könnte – bei einem entsprechenden politischen Willen – die Produktion noch weiter steigen.
Unte rschä tz t ?
Wasserkraft im Burgenland
Eine Seltenheit – Wasserkraft-betreiberInnen im Burgenland
Man glaubt es kaum, aber es gibt sie
doch: BetreiberInnen von Kleinwasser-
kraftwerken im Burgenland. Es sind viel-
leicht nicht viele, aber auf jeden Fall eine
solidarische Gruppe. Denn fast alle bur-
genländischen BetreiberInnen sind auch
Mitglieder bei Kleinwasserkraft Österreich.
Dafür wollen wir uns an dieser Stelle recht
herzlich bedanken! Die Sorgen der Betrei-
berInnen sind hier mehr oder weniger die
gleichen wie in anderen Bundesländern.
Alle größeren Gewässer im Burgenland
liegen im prioritären Sanierungsraum und
sind bis 2015 an die Vorgaben der Was-
serrahmenrichtlinie anzupassen. Hier lie-
gen im Wesentlichen auch die Kraftwerks-
anlagen. Die BetreiberInnen müssen also
in den kommenden 2 Jahren für ausrei-
chend Restwasser und Fischaufstiegs-
hilfen sorgen.
So zum Beispiel auch bei einem Kleinwas-
serkraftwerk in Pinkafeld im Süden des
Bundeslandes. „Dieses ist bereits über
100 Jahre in Betrieb und soll auch wei-
terhin Ökostrom produzieren“, lässt Mar-
tin Hirmann von „Energie Burgenland“ auf
Anfrage von Kleinwasserkraft Österreich
wissen. Hirmann weiter: „Für das Kraft-
werk sind in den nächsten Jahren we-
sentliche Herausforderungen zu bewäl-
tigen. Zum Beispiel ist die Errichtung ei-
ner Fischaufstiegshilfe notwendig und da-
bei soll die Wirtschaftlichkeit des Kraft-
werkes noch darstellbar sein.“ Ein Balan-
ceakt, denn mit der zusätzlich notwen-
digen Restwasserabgabe muss neben
den Baukosten für die Fischwanderhilfe
auch mit entsprechenden Produktionsver-
lusten gerechnet werden.
Ein weiteres Problem: Die Niederschlä-
ge sind im Osten Österreichs in den letz-
ten Jahren stark zurückgegangen und ha-
ben so die Stromproduktion deutlich ver-
ringert. Bis zu 20 % Produktionseinbußen
mussten verzeichnet werden. Doch in die-
sem Fall ist der viel zitierte Silberstreif am
Horizont sichtbar. Um die Niederschlags-
verhältnisse im Burgenland genauer zu
betrachten, recherchierte nämlich Klein-
wasserkraft Österreich die Klimamodelle
für diese Region. Das Ergebnis hat dann
doch überrascht: Während wir davon aus-
gegangen sind, dass die Regenfälle und
damit der Abfluss abnehmen wird, zei-
gen die Modelle ein anderes Ergebnis.
Glaubt man den Prognosen, die von einer
Forschergruppe um Prof. Dr. Nachtnebel
(BOKU) erstellt wurden, soll es in den
nächsten Jahrzehnten im gesamten Bur-
genland eher mehr regnen als weniger.
Allen voran liegt dabei laut den zitierten
Modellen das Einzugsgebiet der Leitha.
Satte 20 bis 30 Prozent höhere Mittel-
wasserabflüssen soll es hier geben. Aber
auch im Südburgenland sollen diese in
den kommenden Jahrzehnten um 10 bis
20 Prozent ansteigen. Wird das Burgen-
land doch noch bessere Bedingungen für
die Wasserkraft bieten?
Ausbaupotenziale vorhanden
Das burgenländische Energiekonzept von
2003 (eine neue Energiestrategie ist der-
zeit in Ausarbeitung) weist auf die sehr
eingeschränkte Nutzung der Wasserkraft
hin. Diese sei vor allem auf ungünstige
Das Burgenland bietet noch enormes Ausbaupotenzial für die erneuerbare Energiequelle Kleinwasserkraft – eine Steigerung von bis zu 100 Prozent erscheint als möglich.
WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 12 29
BLICK IN DIE BUNDESLÄNDER
Gefälleverhältnisse und Wasserführungen
zurückzuführen. Insgesamt wird das der-
zeit genutzte Potenzial mit etwa 1.200
bis 1.500 kW angegeben, was einer ge-
schätzten Jahresproduktion von etwa 6
bis 7 Mio. kWh entspricht. Gleichzeitig
wird im Energiekonzept das Potenzial für
Wasserkraft im Burgenland, aufgrund von
Erhebungen aus den 80er-Jahren, auf et-
was mehr als 14 Mio. kWh geschätzt.
Somit könnte also, auch ohne die even-
tuellen Mehrabflüsse in den Gewässern
zu berücksichtigen, die Wasserkraft im
Burgenland um 100 % gesteigert werden.
Etwa durch die Revitalisierung von Alt-
anlagen. Dazu fehlten in den letzten Jahr-
zehnten jedoch die geeigneten Anreiz-
systeme. Dazu gehören beispielsweise ei-
ne Beratungsaktion oder Landesinvesti-
tionszuschüsse für Revitalisierungen.
Beides Instrumente, die bereits erfolgreich
in anderen Bundesländern implementiert
wurden. Dabei ergaben erste Abschät-
zungen zum burgenländischen Revitalisie-
rungspotenzial, dass etwa an der Leitha die
Jahresproduktion der Kraftwerke um 20 bis
30 Prozent gesteigert werden könnte.
DI Norbert Bock, als Landessprecher Ex-
perte für das Burgenland, ist mit der Zahl
der betriebenen Anlagen nicht zufrieden:
„Derzeit haben wir im Burgenland nur ei-
ne Handvoll Wasserkraftwerke. Aus mei-
ner eigenen Erfahrung weiß ich, dass es
früher dutzende Kraftwerke mehr gab und
in Zukunft auch wieder geben kann. Wir
haben hier unzählige
Querbauwerke, die
nicht aufgrund eines
Wasserkraftwerkes
entstanden sind, und
die in den kommenden Jahren auf Kos ten
der SteuerzahlerInnen mit einem Fisch-
aufstieg ausgestattet werden müssen.
Bei einem entsprechenden politischen
Willen könnten diese Standorte teilweise
energetisch genutzt und so dieses Po-
tenzial ausgeschöpft werden. Gleichzeitig
würden auch Steuergelder gespart.“ Eine
Meinung die auch Martin Hirmann teilt:
„Energie Burgenland Green Power unter-
sucht derzeit das Potenzial für Kleinwas-
serkraft im Burgenland. Wir halten eine
Konsolidierung der Kleinwasserkraftwerke
im Burgenland auf jeden Fall für sinnvoll.“
Mit einer entsprechenden Landesförde-
rung für kleine Neubauprojekte, wie sie
auch in anderen Bundesländern vergeben
wird, könnte das Potenzial um 6 bis 7 Mio.
kWh pro Jahr gehoben werden. Ein Teil da-
von befindet sich sicher an den bisher nicht
e n e r g e t i s c h g e -
nutzten Querbauwer-
ken. Die Ausgaben
des Landes für diese
Förderung könnten
sich rasch wieder bezahlt machen: Bei der
Nutzung dieser Querbauwerke spart sich
die öffentliche Hand nämlich die Errich-
tungskosten für die erforderliche Fisch-
wanderhilfe, weil das im Zuge einer Kraft-
werkserrichtung von den Kraftwerksbetrei-
berInnen übernommen wird, ebenso wie
die Erhaltung dieser. Also eine Win-win-
Situation für alle Beteiligten mit noch mehr
Ökostrom fürs Burgenland!
Der Neubau von Kraftwerken bei bestehenden Querbauwer-ken wäre ein Gewinn für alle.
WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 1230
ÖFFENTLICHKEITSARBEIT
Wie wir in der vorletzten Ausgabe schon angekündigt haben, erstrahlt die Homepage von Kleinwasserkraft Österreich nun in neuem Glanz. Es wurde aber nicht nur das Aussehen verändert, wir haben vor allem viel Wert auf eine bessere Übersichtlichkeit und ein verbessertes Angebot im Mitgliederbereich gelegt.
Fr i sche r W ind fü rs Web
Neuer Webauftritt und die Arbeit mit Kindern
Haben Sie unsere neue Website schon
besucht? Es war Zeit für ein neues
Kleid. Die vielen, sich oft ändernden In-
formationen führten leider dazu, dass die
alte Website etwas unübersichtlich wur-
de. Deshalb haben wir vor allem auf eine
bessere Struktur und eine einfache Navi-
gation geachtet.
Die größten Änderungen gibt es im Mitglie-
derbereich. Wir möchten damit unser Mit-
gliederservice verbessern. Der neue Mit-
gliederbereich ist besser strukturiert und
beinhaltet exklusive und nützliche Informa-
tionen für die Vereinsmitglieder. Dazu ge-
hören bundesländerspezifische Informa-
tionen (Gesetze, Fördermöglichkeiten…),
Unterlagen für die eigene Öffentlichkeits-
arbeit, spezielle Tipps und vieles mehr. Mit
der Neugestaltung
ist aber erst der An-
fang gemacht! Wir
werden nämlich die
exklusiven Inhalte in
diesem Bereich laufend erweitern. Tei-
len Sie uns doch mit, welche Informati-
onen Sie gerne im Mitgliederbereich sehen
möchten. Wenn sich Ihre Wünsche erfüllen
lassen, dann machen wir das gerne.
Neu ist auch unser Newsflash. Anstatt des
gewohnten Newsletters gibt es nun die-
Neben neuen Serviceangeboten war uns vor allem die ein-fachere Navigation wichtig.
sen. Der Newsflash ist ebenso exklusiv
für unsere Mitglieder von Kleinwasserkraft
Österreich. In regelmäßigen Abständen
sollen Sie darin er-
fahren, woran im Bü-
ro von Kleinwasser-
kraft Österreich ge-
rade gearbeitet wird,
auf welche interessanten Informationen wir
gestoßen sind etc. Der Newsflash kommt
häufiger als der bisherige Newsletter, dafür
wird er sich auf wenige Punkte beschrän-
ken. Das soll die Informationen für Sie über-
sichtlicher machen. Auch hier nehmen wir
gerne Anregungen entgegen und hoffen,
dass Ihnen der neue Newsflash gefällt.
WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 12 31
ÖFFENTLICHKEITSARBEIT
Foto
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lein
was
serk
raft
Öst
erre
ich
Die Kinder sind die Entschei-dungsträgerInnen von morgen!
Oder: Was Hänschen nicht lernt, lernt
Hans nimmermehr. Deshalb bemühen
wir uns in unserer Öffentlichkeitsarbeit
auch immer wieder um die Kinder. Wir
haben spielerische Lernunterlagen zur
Kleinwasserkraft gemeinsam mit Pä-
dagogInnen entwickelt. Dabei wird ge-
meinsam mit dem Maskottchen „Turbin-
chen“ ein spielerischer Zugang zur Was-
serkraft geschaffen. Wir möchten auch
Ihnen diese Unterlagen ans Herz legen.
Sie eignen sich nicht nur für Schulstun-
den, sondern auch für einen Kleinwas-
serkraftnachmittag mit den eigenen Kin-
dern oder Enkelkindern!
http://kleinwasserkraft.schule.at
Weil die Bewusstseinsbildung bei Kin-
dern beginnt, nehmen wir auch immer
wieder gerne Einladungen an, bei de-
nen wir Schulklassen und Kindergrup-
pen für die Kleinwasserkraft begeis-
tern können. So nahm Kleinwasserkraft
Österreich auch heuer wieder an der Kin-
der Energie- und Umweltwoche teil. Un-
ter dem Motto „Volle Power für eine bes-
sere Zukunft: Energie und Umweltschutz
für das dritte Jahrtausend“ fand diese
vom 12. bis 14. November 2012 bereits
zum zweiten Mal statt. Insgesamt 1.500
SchülerInnen aus Wien und Niederöster-
reich besuchten über 50 Workshops.
Einer davon war zur Kleinwasserkraft.
DI Martina Prechtl-Grundnig vermittelte
den Kindern anhand eines Quiz einiges
zum Thema, bastelte mit ihnen ein Was-
serrad und am Schluss gab es noch eine
Verlosung von kleinen Kleinwasserkraft-
preisen. „Es war wieder ein sehr schö-
ner Vormittag mit den Kindern. In ein-
einhalb Stunden haben wir uns spiele-
risch mit dem Thema Kleinwasserkraft
beschäftigt und es war erstaunlich, wie
leicht es war, die Aufmerksamkeit der
Kinder zu bekommen. Sie hatten sicht-
lich Spaß daran, waren interessiert, und
das hat auch mir viel Freude gemacht“,
resümiert Prechtl-Grundnig.
Oft können wir schon die Kleinen für Kleinwasserkraft begeistern – das ist eine sehr wichtige Investi-tion in unsere Zukunft, denn die Kinder von heute sind die EntscheidungsträgerInnen von morgen.
WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 1232
TURBINCHEN
Foto
: Fot
olia
In den Sommerferien hatte Turbinchen mit seinem Freund Hans viele lange Ausflüge mit dem Fahrrad unternommen. Zum Beispiel zu den Windrädern von Hans‘ Onkel, der ihnen alles über Windkraft erzählte. Doch mittlerweile sind auch für Turbinchen die Ferien vorbei und die Schule hat schon wieder begonnen. In seine Klasse kam auch eine neue Schüle-rin, Francis. Sie ist neu im Ort und ist ins Nachbarhaus von Turbinchen gezogen. Die beiden wurden schnell Freunde und gehen jeden Tag miteinander von der Schule nach Hause.
Aus dem Leben unse res Masko t t chens
Frieren die Fische im Winter?
chen?“, fragte Francis, kurz bevor sie in
ihre Straße einbogen. Turbinchen antwor-
tete: „Mein Cousin Pelton kommt mor-
gen zu mir, wir wollen eislaufen gehen.
Kommst du mit?“ „Aber klar doch!“, freute
sich Francis, „Das habe ich auch schon die
ganze Zeit vorgehabt. Wann wollen wir
uns treffen?“ Turbinchen überlegte kurz
und sagte dann: „Pelton wird zu Mittag bei
uns sein, wir stärken uns noch mit dem
leckeren Schweinsbraten meiner Mutter.
Du kannst auch gerne kommen. Danach
können wir zum See gehen, abgemacht?“
„Ja, abgemacht!“, antwortete Francis. Sie
verabschiedeten sich und waren schon vol-
ler Vorfreude auf den nächsten Tag.
xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
Mittlerweile war es schon Dezember,
auf den Wegen lag bereits ein we-
nig Schnee und auch der See war schon
fest zugefroren. Es war Freitag und Turbin-
chen und Francis, beide dick eingepackt
in Daunenjacken und Wollhauben, waren
gerade auf dem Weg nach Hause. „Und,
was willst du dieses Wochenende ma-
WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 12 33
TURBINCHEN
Wie besprochen trafen sich die drei pünkt-
lich um zwölf Uhr am Mittagstisch bei Tur-
binchen zu Hause und stärkten sich mit
Braten, Knödeln und Sauerkraut. Danach
gingen sie gleich hinunter zum See. Ihre
Schlittschuhe hatten sie paarweise an den
Schuhbändern zu-
sammengebunden
und über die Schul-
ter gehängt. Unten
angekommen zogen
sie sich schnell das richtige Schuhwerk an
und gleich ging es auf das Eis. Lange lie-
fen sie auf der spiegelglatten Fläche he-
rum, machten Pirouetten, liefen um die
Wette und spielten mit selbstgebastelten
Holzstöcken Eishockey. Als sie nach ei-
niger Zeit müde wurden, setzten sich die
drei auf eine Bank und tranken heißen Tee
aus der Thermosflasche, die Francis in ih-
ren Rucksack eingepackt hatte.
Plötzlich schoss Francis eine Frage in den
Kopf, die sie selbst nicht beantworten
konnte. Also fragte sie Pelton, der schon
etwas älter ist: „Sag mal Pelton, erfrie-
ren denn im Winter die Fische nicht? Im-
merhin ist der ganze See zugefroren, so
dass wir darauf eislaufen können!“ Auch
Turbinchen schaute seinen großen Cousin
fragend an, da es die Antwort auch nicht
wusste. „Ganz einfach“, meinte Pelton,
„die Fische leben auch im See, wenn die-
ser zugefroren ist. Der friert nämlich von
oben nach unten zu. Da der See so tief
ist, gibt es weiter unten noch jede Menge
flüssiges Wasser. Ich kann euch auch er-
klären, warum das so ist, wenn ihr wollt?
Wir haben das nämlich
erst vor Kurzem
im Sachunter-
richt gelernt.“
D a s w o l l t e n
jetzt die beiden
Jüngeren ganz ge-
nau wissen. „Er-
zähl!“, rie-
f e n s i e
im Chor.
A l s o e r -
k lä r te ihnen Pe l -
ton, dass die Fi -
sche überleben,
weil das Was-
ser eine spezi-
elle Eigenschaft besitzt, die man die „Ano-
malie des Wassers“ nennt. Ohne diese Ei-
genschaft würden die Gewässer von un-
ten nach oben zufrieren und die Fische
würden irgendwann auf den zugefrore-
nen Seen herumzappeln. Während sich
die meisten anderen
Stoffe beim Abküh-
len zusammenziehen
und somit schwerer
werden , g i l t das
beim Wasser nur eingeschränkt. Wasser
zieht sich beim Abkühlen nur bis zu einer
Temperatur von 4 Grad zusammen. Dann
ist es am schwersten, das heißt, dann
hat es die größte Dichte. Wenn es wei-
ter abkühlt und gefriert, dehnt es sich wie-
der aus. Dadurch schwimmt das Eis im-
mer oben, während das schwere Wasser
mit 4 Grad auf den Grund des Sees sinkt.
Und das ist warm genug, damit die Fische
überwintern können. Die beiden staunten.
„Die Anomalie des Wassers also“, mein-
te Turbinchen, „dass Eis oben schwimmt,
war mir klar, immerhin sieht man das ja
bei den Eiswürfeln in der Limonade. Aber
warum das so ist, darüber habe ich nie
nachgedacht.“
„Wenn ihr wollt, können wir zu Hause noch
ein Experiment dazu machen“, sagte Pel-
ton. Die beiden Jüngeren nickten. Also gin-
gen sie nach Hause und experimentierten
voller Freude. Zuerst gaben sie einen Eis-
würfel in ein Glas und füllten Wasser ein.
Natürlich schwamm der Eiswürfel sofort
oben auf, ungefähr die Hälfte davon ragte
aus dem Wasser heraus. Jetzt malte Pel-
ton mit einem Stift eine Linie genau dort,
wo der Wasserspiegel war und sagte dann:
„Was glaubt ihr wird passieren, wenn der
Eiswürfel schmilzt? Man könnte meinen,
der Wasserspiegel wird steigen, oder?“
Turbinchen und Francis nickten. Immer-
hin ragte der Eiswürfel ja aus dem Wasser,
und wenn er schmilzt, müsste mehr Was-
ser vorhanden sein. „Aber genau das pas-
siert nicht. Der Eiswürfel schwimmt jetzt
auf, weil er leichter ist. Er verdrängt da-
bei genau so viel Wasser, wie er selber
wiegt. Da er aus dem Wasser herausragt,
muss das Volumen des Eiswürfels größer
sein als das der gleichen Menge Wasser.
Schmilzt der Eiswürfel, schrumpft er und
nimmt genau den Raum ein, den er vorher
verdrängt hat. Deshalb wird auch der Was-
serspiegel immer gleich bleiben.“
Francis und Turbinchen schauten anfangs
etwas skeptisch, aber als dann das Eis
geschmolzen war, war immer noch gleich
viel Wasser im Glas. Keinen Millimeter
hatte es sich verändert! Da meinte Tur-
binchen plötzlich: „Ich kann euch ein Ex-
periment zeigen, eines, wo sich der Was-
serspiegel ändert.“ Und schon nahm es
das Glas und trank das Wasser bis zum
letzten Schluck aus. „Heureka!“, rief es
und grinste. Die beiden anderen lachten
laut auf! Francis scherzte: „Wir lernen
also: Eis ist leichter als Wasser und ein
Wasserglas wird leer, wenn man daraus
trinkt. Turbinchen, du wirst einmal ein
großer Wissenschaftler!“
Info
Turbinchens neue Freundin Francis
Kannst du dir vorstellen, wie die Freundin von
Turbinchen – Francis – aussieht? Schick uns
deine Zeichnung! Wir haben dann als Beloh-
nung auch ein kleines Geschenk für dich.
Fische können auch im Winter überleben, weil Eis im Wasser immer oben schwimmt.
KLEINANZEIGEN
Synchrongenerator, Elin-Type G21B, 50 Hz Nr. 900829E, 400 V, 288 A, 200 kW, 1.000 U/min, cos phi 0,8, seit 2000 nicht in Betrieb, Erregermaschine, Type K8, Nr. 85523395V, 22 A, 1000 U/min. Info: Therese Dorn, E-Mail: [email protected]
Siemens Simatic S5: mit 2 Stk. 3-D-Regler für 2-düsige Pelton-Turbine wegen Sys-temwechsel abzugeben. Auch als „Ersatzteillager“ geeignet. Tel.: 0664 19 23 404
Turbinen, Trafos, Schaltanlagen, Steuerungen (Standort Schweiz): Gefälle 3,10 – 3,60 m, Q total KW 347 m³/s, 3-Getriebe-Rohrturbine BJ 1961, LRad 3700 mm, 1620 – 1800 kW und Q 64 m³/s, Bell Kaplanturbine BJ 1949, dop-pelregulierbar. LR 3435, 1605 KW bei 3,2 m und Q 45 m³/s, 2 Escher Wyss Propellerturbinen BJ 1928, LR 3,4 m, 1545 KW, Q 46,4 m³/s, 2 Trafos: 6 und 12 MW. Info: K. Dobrowolski, Tel.: 0041 797 071 804, www.metallbud.eu
Hagsche Turbine: Wegen Wasserrechtslöschung Ausbau 2013, BJ 1913, 25 PS, FH 1,2 m Q 2000 l. Info: Josef Dimmel, 3492 Etsdorf, Tel.: 02735 51 54, 0664 737 552 13
Trafo, Leistungsschalter, Synchronisiergerät und Wandlerschrank Mehler (mit Ver-schienung), 250 A, EVU Linz AG: Pauwels Öl-Trafo, Drehstrom, neu, BJ 2004, Typ DDEAC, 630 kVA. Leistungschalter Siemens 3 WL 1000 A mit ETU 25 B, Synchronisiergerät Kuhse KSY 11 mit Gehäuse. Info: Thierfelder, 07262 611 61-0 oder E-Mail: [email protected], www.merckens.at
Asynchrongenerator: BJ 1997, Loher B5, 50 Hz, Typ AGGA-355LB-10M, Nr. 5122451, 400 V, 295 A, 160 KW, 605 U/min, Vertikalmont. rev. 2005, sfr 8.000,–. [email protected], Herr R. Laager
Rechenreinigungsanlage inkl. Steuerung/Hydraulikaggregat. Info: Ing. Pfeil, EW Johann Dandler, 6391 Fieberbrunn, Walchau 29, Tel.: 05354 562 23, [email protected]
Asynchrongenerator Elin: Type Kg 11,06, 110 KW, 975 U/min. Info: Fa. Paillasse, Herr Kittel, Tel.: 0676 544 85 45, [email protected]
Pelton-Turbine, Generator/TRM-Rohre: 125 m Gefälle, Gen.: 15 kVA Mecalte, TRM-Rohre 1.000 m, Ø 150 mm. Info: Georg Gföller, 6313 Auffach 52, Tel.: 05339 88 69
Getriebemotoren mit Plattenschieber: 2 Stück AUMA, DN 200, neuwertig, pro Stk. € 2.100,–. Matreier Tauernhaus, Berthold Egger, Tel.: 0664 230 30 74 oder 0664 442 13 85
Liegenschaft mit Wasserkraftwerk nahe Wachau, ideal als Wohn-/Bürohaus oder Betriebsliegenschaft. Mag. Therese Dorn, Tel.: 0664 113 07 87
Neuer Synchrongenerator: SGS 5C 080, Fa. Hitzinger, Nennl. 50 kVA. Info: Pink, Tel.: 0664 782 11 00, [email protected], Datenblatt: http://bauernkapelleisoppat.h1415417.stratoserver.net/1/hitzinger01.pdf
Francis-Spiralturbine: BJ 2002 inkl. Arm., 90 kW, 1.000 U/min, FH 20 m, Gen. (Schorch) 400 V, 90 kW inkl. Steuerschr. (Schubert). Tel.: 03469 581 o. 0680 122 86 84
Synchrongenerator: Fa. Hitzinger, 80 kVA, 750 U/min, BJ 1995, inkl. Genera-torblock und Kupplung ohne cos-phi-Regler. Tel.: 0650 539 84 41
Francis-Spiralturbine: FH 12 m, 25 kW, 200 l/s, Generator Bartholdi, 25 kVA, 1.000 U/min, Frequenzregler mit Plattentaucher, Heizungsregler für Puffer-speicher mit 4 Heizpatronen. Tel.: +39 349 194 56 05, [email protected]
Rohrauflager für DN 700 auf duktilen Pfählen: Offner Kraftwerke GmbH, 8010 Graz, Schlögelg. 1, Tel.: 0316 900 05-0, Fax: DW 15, [email protected], www.offner.com
Vollautomat. Anlage bis 2.2.2010 in Betrieb, unbeschädigt: Turb. Voith-Francis, BJ 1937, überh. 1990, MNr.: 12.268, H = 3 m, Q = 3,3 m3/s, 107 PS/79 kW, 115 U/min; Laufr. Asynchrongen. m. Riemensch., BJ 1990, 90 kW, 1.000 U/min. Regler Fa. Danner; fast neues GSM-Störalarmsystem. Tel.: 0664 425 96 28
Francis-Spiralturbine: Voith 60 m, 200 l/m. Gen. 1.000 U, kompl. u. Turbinen-teile wie Gen. 60 kVA Schleusen, Getriebe etc. Rudolf Bönisch, Tel.: 07435 524 89
VerkaufeGebraucht- & Neugeneratoren An- & Verkauf: Überhol., Neuwickl. & Vorort- arbeiten, Umbau auf bürstenlose Erreg., elektron. Regler. R. Riegler GmbH, Hr. Jessl, Tel.: 0732 77 08 82-20, [email protected]
Francis-Spiralturbine und Drehstromgenerator: Rüsch Ganahl, 450 l/s, 24 m, 750 l/min, BJ ca. 1940, Drehstromgen.: DD100/750, 100 kVA, 750 l/min. E-Werk Sarmingstein, 4360 Grein, Greinerbachstr. 6, Tel.: 07268 70 08, ewsa@ e-werke.at
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Transformator und Generator: Global Hydro Energy GmbH, 4085 Niederranna 41, Tel.: 07285 514 10, Fax: 07285 514 20, [email protected], www.hydro-energy.com
Synchrongenerator: ELIN S3210, BJ 1959, 220 kVA, 600 U/min, 400/231 V, Erregermaschine E41, 45 V, 113 A, mit Bürsten, ohne Spannungsregler. Tel.: 0664 282 77 73
Generator mit Kondensator: Elin, 380 V, 62 A, 29,4 KW, 720 U/min, 50 Per./s, BJ ca. 1950, mit Kondensator. Tel.: 0664 342 37 07
Steuerschrank: Kompl., voll funktionsfähig f. Doppelgest. Kaplan-Rohrt., BJ 1982, System Köchendorfer, mit Zubehör – GÜNSTIG. A. Schweitzer Ges.m.b.H., 4121 Altenfelden, Weigert 3, Tel.: 07286 82 12, [email protected]
Turbinen, Wasserkraftschnecken, Reparaturen, Kauf von WKW, Projekten u. Stand-orten. Pachten und Betriebsführung: Fa. Strasser & Gruber, 3240 Mank, 3172 Ramsau, Tel.: 0664 801 002 22, [email protected]
Pelton-Turbine: Kössler, PV6 Laufrad Ø 850 mm, FH 257 m, DZ 750 U/min, 2.600 kW. Hr. Fürstauer sen., Tel.: 0664 442 47 24 od. 04822 736 65, [email protected]
Komponenten: Pelton-T., 2-düsig, BJ 1982 – Hn = 40 m, Qn = 25 l/s, nn = 1.040 min-1, Pel = 5,8 kW, Laufrad StG – dir. gek. mit AS-Gen. Fabr. AEG – GEAL 380 V Y, 6-polig, DB 8 kW – auf gem. Rahmen. Pelton-T., 1-düsig, BJ 1991 – Hn = 40 m, Qn = 6 l/s, nn = 800 min-1, Pel = 1,1 kW, Laufr. Schaufel-kr. GG – AS-Gen. 460. Horst Höller, 4564 Klaus, Am Dorferberg 45, Tel./Fax: 07585 318, [email protected]
Komplettanlage: Turbine, 180 m, 100 l/s, 125 kW. Gen.: U 1.000 hydr. Tur-binenregl. kvA 120 cosfi 0,8, 400 V, 174 A, Turb. Riva: f. 260 m, 150 l/s, 310 kW. Gen. Marelli: U: 600, kvA 400, cos phi 0,8, 400 V, 578 A. E-Werk Kirchler, 39030 Ahrntal (BZ), St. Johann 3, Tel.: +39 474 65 21 45, +39 348 304 20 11, [email protected]
Generalüberholte Turbinen: Kaplant., einfach ger. H = 3,0 m; Q = 3,0 m³/s, Francist., H = 2,7 m; Q = 3,0 m³/s, Peltont., H = 170 m; Q = 200 l/s. Wei-tere lagernd. Danner Maschinenbau GmbH, 4643 Pettenbach, Scharnsteiner Str. 49, 07615 73 73
Ossberger-Turbine: BJ 1972 (neu), L: 24,7 PS, Gef. 1,81 m, Schluckver. 1.280 l/s, Umdr. 70 min-1, Öffnung (Langloch): ca. 1.900 x 650 mm Rohrstutzen: Ø ca. 1.100 mm. Josef Auer, 4407 Steyr, Lehnerweg 6, Tel.: 07252 785 64
Francis-Schachtturbine: 90 PS, BJ 1958, inkl. Regler, Generator Elin-Schorch, 80 kW. Tel.: 03687 222 45
Voith Francis-Schachtturbine: 2,77 m, Gefälle 3,5 m³/s, Voith Stirnkegelradge-triebe, AEG Asynchrongenerator: BJ 79, 75 kW, 400 V, 763 U/min, V1, Flender Planetengetriebe BJ 79, 81 kW, 99/770 U/min und Ossberger Regler, Flender Asynchrongenerator, BJ 96, 110 kW, 400 V, 760 U/min, B3 E-Mail: [email protected], Tel.: +49 8563 39 57
Schaltanlage & Steckkarten, Landis u. Gyr: Schaltanlage u. Steckkarten; ABB: Schaltanlage und Steckkarten; günstig abzugeben. Tel.: 06235 72 97, E-Mail: [email protected]
WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 1234
KLEINANZEIGEN
Pelton-Turbine, 2-düsige Pelton-Kleinturbine mit solidem geschweißtem Stahlgehäuse, Zulaufrohr DN 150 mit Absperrklappe, Düsenzange DN100, davon ein Düsenzulaufrohr mit Absperrklappe, Düsennadeln händisch über Gewindespindel zu betätigen. Die Turbine ist in gutem Zustand! Turbinen-daten: Baujahr 1992, Drehzahl: 800 min-1, Fallhöhe: 32 m, Durchfluss: 12 l/s, Düsendurchmesser: 22,5 mm, Leistung: 2,9 kW. Tel.: 0699 12 50 83 76
Vollautomatische Anlage zu verkaufen. Noch in Betrieb zu besichtigen. Turbine (Rüsch-Werke Dornbirn): Francis, generalüberholt 1990, H = 3 m, Q = 2 m, 50 KW, 90 U/min. Asynchron-Generator (Fabr. Schorch) mit Riemenscheibe, BJ 1992, 90 KVA, 762 U/min., neuem Störalarmsystem, neuem SPS Power-Panel PP45 Touch. Ausbau der Anlage, Januar 2013 aufgrund einer Gefälle-erhöhung. Info: +43-664-1006202, [email protected]
Verkaufe KWK im Mürztal, in Betrieb, derzeitige Leistung ca. 23 kW. Tel: 0664/4239876, falls nicht erreichbar bitte SMS schicken
In Rumänien bieten wir ein Projekt mit 4,8 MW installierter Leistung an. Baugeneh-migung und Genehmigung für die Netzanbindung ist vorhanden. Als Projekt oder schlüsselfertig zu erwerben. Info: Ildiko Lancz, Proictare Energie Regenera-bila S.R.L, [email protected]; Tel.: +40 749179746
Verkauf Synchrongenerator, Francis-Schachtturbinen Kienast-Getriebe ab März 2013 verfügbar: 1 Elin-Synchrongenerator/ 3-phasengen. 500 KVA, 1000 U/min., 50 hz, cosphi 0,8, eigenerr., BJ 1978, generalüberholt 03/2009. 1 Kienast- Getriebe, Eingangsumdrehung 250, Ausgang 1000 U/min., BJ 1978, gene-ralüberholt 2008. 2 Francis-Schachtturbinen, Fabr. Voith, BJ 1923, general-überholt 1978, auf gemeinsamer waagrechter Welle, für Fallhöhe 7,20 m und Schluckfähigkeit von 6,12 cbm, Umdrehungen 250 U/min., große mit 283 PS, kleine mit 176 PS. Alle Teile in Betrieb zu besichtigen, im Winter mit Störfak-tor Vereisung. Kontakt: Dr. Bernhard Holzrichter, 5572 St.Andrä i. Lungau Nr. 1, Tel.: 06474/2470, Mobil: 0664/73329623, E-Mail: [email protected]
Doppelregulierbare Kaplan-Schachtturbine, Marke Kössler, Fallhöhe 2,4 m, Schluck 800 l/sec, Leistung 21 PS, das vierflügelige Laufrad ist aus einer Bronzelegierung. Die Maschine kann noch in Betrieb besichtigt werden. Fran-cis-Turbine, Marke Kössler, Fallhöhe 3 m, Schluck 300 l/sec, mit dabei Turbi-nengehäuse (kann man als Schachtturbine sowie als Spiralturbine verwen-den) Saugrohr, Lagerböcke und Krümmer. Schachtturbine, Marke Osser, Fall-höhe 2,4 m, Schluck 450 l/sec. Ist zurzeit noch in Betrieb. Es wird der kom-plette Maschinensatz verkauft.Voith Hydraulischer Turbinenregler, Typ D 125 und Typ D 50. Preise und Bilder sind auf der Homepage www.schmiede- wiesinger.at bei Maschinenmarkt zu sehen! Kontakt: Alexander Wiesinger & Co KG, Hammer-Gesenkschmiede u. Werkzeugbau, A-3925 Arbesbach, Kamp 18, Tel.: +43 02813 206, Fax: + 4, E-Mail.: [email protected]
GFK-Druckrohr: DN 1100, PN 6, SN 10000 mit aufgezogener Kupplung, Länge ca. 6 m, 40 lfm. Info: Anton Putz, Kirchenstraße 5, 3355 Ertl, Mobil: 0680 12 17 095
Impressum: Herausgeber und Medieninhaber: Verein Kleinwasserkraft Öster reich, Neubaugasse 4/1/7–9, 1070 Wien, Tel.: +43 1 522 07 66, Fax: +43 1 522 07 66 55, E-Mail: [email protected], Internet: www.kleinwasserkraft.at Redaktion: DI Mar t ina Precht l - Grundnig, Ges t al t ung : COMO GmbH, Am Winterhafen 11, 4020 Linz, Tel. +43 732 77 42 22, E-Mail: [email protected], Internet: www.como.at. Druck: Brüder Glöckler GmbH, Staudiglgasse 3, 2752 Wöllersdorf. Verlagsor t : Wien
WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 12 35
Suche
Wasserkraftwerke in Österreich: Leistung von 1 MW bis insgesamt 40 MW. Dr. Chrubasik, Tel.: +49 1520 465 21 32, E-Mail: [email protected]
Bedienungsanleitung (Kopie) für Oser-Schachtturbine: BJ ca. 1919, 0,5 m³/s und 5,2 m Fallhöhe. [email protected], Tel.: 07258 792 36
Francis-Schachtturbine: Q = 300 l/s, H = 1,5 m. [email protected]
Kraftwerk (Alt-, Neuanlagen, Rechte): Leistungsb. ab 35 kW. Barzahlung, dis-krete Abwicklung. R. Langecker, 4844 Regau, Werkweg 19, Tel.: 0650 253 87 78, [email protected]
Synchrongenerator: 500 – 750 U/min, L 80 – 100 kVA. Tel.: 0664 503 40 20
Kraftwerk in Ö.: 25 – 250 kW, in Betrieb oder stillgelegt zur Revital. mit best. Was-serrecht. Barzahlung. Herr Wagenhofer, Tel.: 0664 834 15 60, [email protected]
Kraftwerk od. Standort in Ö. (Alt-, Neuanl., Rechte): ab 800 kW. Auch Err. oder Reakt. v. KWK. Investitionsvol. über 1 Mio. ohne Grund. Barzahlung, diskret. Hr. Bandelin, 6365 Kirchberg, Hinteraschau 21, Tel.: 05357 821 45, [email protected]
Kleinwasserkraftwerke, ab 350 KW: in Ktn., Stmk., Mittel- oder Hochdruckanla-gen. Offner Kraftwerke, Graz, Schlögelg. 1, Tel.: 0316 890 00 50, [email protected]
Kleinwasserkraftwerk: Anbote an: Tel.: 02274 769 40, [email protected]
Alte Mühle, Sägewerk o. Ä. in Melk/Hainfeld/Pressbaum/Krems, mit Wasser-recht, in erster Linie für Wohnzwecke. Einzellage. [email protected]
Wasserkraftwerke in allen Größen: Barzahlung, diskrete Abwicklung. Michael Supanz, 9330 Althofen, Kottowitzstr. 10, Tel.: 0664 382 05 60
Kraftwerke/Standorte zur Errichtung od. zur Reaktivierung von KWK: Alexander Wiesinger, 3925 Arbesbach, Kamp 18, Tel.: 02813 206, [email protected]
Wasserkraftanlage jeglicher Größe: Barzahlung. Tel.: 0316 321 383 16, 0699 106 969 10, [email protected], www.brandstaetter.at/immobilien
WK-Anlagen od. Rechte bis 5 MW, Alt- oder Neuanlagen: Diskrete Ab-wicklung. Barzahlung. Österreich bevorzugt. Mathias Ameisbichler, Tel.: 0664 406 56 56
Kleinwasserkraftwerke in der Steiermark: Josef Köhl, 8773 Kammern, Langackerweg 3, Tel.: 0676 550 96 01, [email protected]
Kleinwasserkraftanlage in Österreich oder Süddeutschland: mind. 30 kW. Markus Auer, Tel.: 0664 274 91 96, [email protected]
Steuerungsanlage (Siemens): neuwertig oder in gutem Zustand. 230 – 240 kW. Hr. Haas, Neustift im Stubaital, Tel.: 05226 34 14
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WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 1236
ERNEUERBARE ENERGIE
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fik: ©
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wer
Nicht überall lässt sich ähnlich effizient und kostengünstig Strom spei-chern wie in den Alpen. Im Norden Deutschlands etwa stehen keine hochgelegenen Speicherseen zur Verfügung, in die Wasser aus dem Tal hinaufgepumpt und bei Bedarf wieder abgelassen werden kann.
S t romspe iche r im Un te rg rund – e i ne A l t e rna t i ve?
Druckluftspeicher-kraftwerke
Funktionsweise und technische Herausforderungen
Das Prinzip eines Druckluftspeicherkraft-
werks lässt sich schnell erklären: Steht ge-
nügend Strom zur Verfügung, wird Luft mit-
tels eines Kompressors verdichtet und in
einen Druckbehälter gepresst. Wird der
Strom benötigt, kann mit der komprimierten
Luft eine Turbine betrieben und Strom er-
zeugt werden. So weit, so gut. Doch in
der technischen Umsetzung muss noch
einiges beachtet werden. Um genügend
Energie speichern zu können, muss ein
ausreichend großes, luftdichtes Speichervo-
lumen vorhanden sein. Deshalb konzentrie-
ren sich die Bemühungen derzeit auf unter-
irdische Salzstöcke,
wo, quasi als Neben-
produkt der Salzge-
winnung, riesige Ka-
vernen mit einem Vo-
lumen von mehreren hunderttausend Ku-
bikmetern entstanden sind. Bestehende
Kavernen lassen sich relativ günstig in ei-
nen Druckbehälter „umrüsten“.
Eine weitere Herausforderung ist, dass die
Luft bei der Verdichtung stark erhitzt wird.
Um die Anlagenteile, vor allem die Kaver-
nenwand, zu schützen, muss die verdich-
tete Luft abgekühlt werden. Wenn die
Luft dann über die Turbine geleitet wird,
expandiert sie und kühlt nochmals ab. Da-
mit das nicht zu Vereisungen an der Tur-
bine führt, muss die komprimierte Luft
vor der Verwendung wieder erhitzt wer-
den. Des Weiteren sind herkömmliche
Turbinen auf einen gleichbleibenden oder
nur gering schwan-
kenden Arbeitsdruck
ausgelegt. Es kann
also nicht der ge-
samte in der Kaver-
ne gespeicherte Luftdruck zur Produktion
genutzt werden. Die derzeit bestehenden
Anlagen (eine in Deutschland, eine in den
USA) nutzen deshalb nur ein „Druckspiel“
zwischen etwa 50 und 70 bar bzw. 45 und
76 bar Eingangsdruck.
Bestehende Anlagen und die Frage des Wirkungsgrades
Das weltweit erste Druckluftspeicherkraft-
werk ging 1978 in Niedersachsen in Be-
trieb. Dieses kann über einen Zeitraum von
2 Stunden eine Leistung von 321 MWel er-
zeugen. Das zweite ging 1991 in Alabama
(USA) in Betrieb. Es verfügt über ein Spei-
chervolumen von 538.000 m³ und kann da-
Geeignete Standorte für Druckluftspeicherkraftwerke wären weltweit vorhanden.
Konzept ADELE mit Kaverne (unten), Hochtempe-ratur-Wärmespeicher (l.) und Maschinenhalle (r.)
Ort Huntdorf (GER) McIntosh (USA)
Inbetriebnahme 1978 1991
Speicher 2 zylindrische Salzkavernen mit je 150.000 m3;600 – 800 m Tiefe;Durchmesser = 30 m
Salzkaverne mit 538.000 m3;
450 – 750 m Tiefe
Leistung 290 MW über 2 Stunden 110 MW über 26 Stunden
Wirkungsgrad 42 % 54 %
Druckspiel 50 – 70 bar 45 – 76 bar
Bestehende Druckluftspeicherkraftwerke
Um hier Strom speichern zu können
und so Regelenergie für die volatile
Stromeinspeisung zur Verfügung zu ha-
ben, müssen andere Techniken zum Ein-
satz kommen. In Druckluftspeicherkraft-
werken sehen manche eine Technologie
mit Zukunft. Ob das wirklich so ist?
Die fluktuierende Stromerzeugung aus er-
neuerbaren Energien nimmt immer wei-
ter zu. Schwankende Stromeinspeisung
muss irgendwie mit dem zeitlichen Ver-
lauf des Strombedarfs beim Kunden in
Einklang gebracht werden. Im Norden
Deutschlands etwa, wo es große Mengen
an Windstromeinspeisung gibt, geschah
das bislang mit Gas- und Atomkraftwerken
oder eben durch Pumpspeicherkraftwerke
aus Österreich. Mit dem beschlossenen
Atomausstieg und den europäischen Kli-
maschutzzielen wird in Zukunft aber ver-
mehrt Regelenergie auf Basis erneuer-
barer Energien benötigt werden. Gibt es
da eine Alternative zu Pumpspeicherkraft-
werken? Diese scheint gefunden – näm-
lich in unterirdischen Hohlräumen.
WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 12 37
ERNEUERBARE ENERGIE
mit über 26 Stunden eine Leistung von 110
MW bereitstellen. Die beiden Anlagen ha-
ben jedoch einen großen Nachteil: Die bei
der Verdichtung entstehende Wärme wird
nicht gespeichert und geht verloren. Um
die Luft vor der Turbine zu erhitzen, muss
brennbares Gas (Erdgas) zugeführt und das
Gemisch entzündet werden. Das bedeu-
tet nicht nur, dass für die Stromerzeugung
erst wieder CO2 verbrannt wird, sondern
auch, dass der Wirkungsgrad dieser Anla-
gen recht bescheiden ist.
Neue Entwicklung: Adiabatische Druckluftspeicherkraftwerke
Doch im Zusammenhang mit der Ener-
giewende und den erforderlichen Strom-
speichern ist diese Technologie gerade in
Deutschland wieder interessant geworden.
Unter der Bezeichnung ADELE (adiabater
Druckluftspeicher für die Elektrizitätsversor-
gung) wird deshalb an einem Druckluftspei-
cherkraftwerk gearbeitet, das ohne Zufuhr
fossiler Brennstoffe auskommt. Dazu muss
die Abwärme aus dem Kompressionspro-
zess in einem Hochtemperatur-Wärme-
speicher „zwischengelagert“ werden. Die-
se Wärme kann später wieder zum Erhitzen
der Luft genutzt werden. Daraus resultiert
ein weitaus besserer Wirkungsgrad von ca.
70 %. Neben der notwendigen Forschung
an einem geeigneten Wärmespeicher müs-
sen auch die anderen Hauptkomponenten
weiterentwickelt werden. Der Kompres-
sor für das Projekt ADELE muss etwa bei
einer Temperatur von bis zu 620 °C einen
Druck von 100 bar erzeugen können. Dieser
Belastung und einem höheren Druckspiel
muss natürlich auch die Turbine standhalten.
Die erste Pilotanlage eines adiabaten Druck-
luftspeicherkraftwerks soll bei Staßfurt in
Sachsen-Anhalt gebaut werden. Hier sind
schon jetzt eine Kaverne eines alten Sole-
abbaus und jede Menge Windräder vorhan-
den. Das Kraftwerk soll zu Spitzenzeiten
bis zu 90 MW leisten können und eine Ge-
samtspeicherkapazität von 360 MWh ha-
ben. Das bedeutet, dass die Anlage in Staß-
furt über einen Zeitraum von vier Stunden
rund 50 Windräder ausgleichen könnte.
Zukunftsaussichten
Der Bau der Anlage verzögert sich aller-
dings. Mit der Inbetriebnahme wird frühes-
tens Ende des Jahrzehnts gerechnet. Für
die Projektpartner, RWE, General Electrics,
Zublin und das Deutsche Zentrum für Luft-
und Raumfahrt, spießt es sich nicht an den
technologischen Herausforderungen, son-
dern an den Entwicklungs- und Baukosten.
Um den Bau möglichst günstig durchfüh-
ren zu können, werden deshalb mehre-
re Varianten mit unterschiedlichen Wärme-
speichern entwickelt. Erst dann erfolgt eine
endgültige Auslegung. Ein Grund für den
Kostendruck ist auch, dass die Druckluft-
speicher in Konkurrenz zu den derzeit noch
günstigeren Gaskraftwerken stehen.
Laut Medienberichten gibt es in Deutsch-
land zwischen 20 und 130 Standorte für
solche Kraftwerke. Schon mit 20 bis 30
Anlagen könnte die Hälfte der notwen-
digen Regelenergie bereitgestellt werden,
die in der Bundesrepublik Deutschland im
Jahr 2050 erforderlich sein wird.
WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 1238
GESELLSCHAFT
Die Wasserkraft spielt aufgrund günstiger topografischer Bedingungen eine besonders wichtige Rolle in der österreichischen Stromerzeugung. Trotz dieses bereits hohen Anteils besteht in Österreich noch weiteres Aus-baupotenzial, insbesondere im Bereich der Kleinwasserkraft.
E ine emp i r i sche Un te rsuchung von Markus G i l be r t B l i em und Andrea K l i ng lma i r
Wasserkraftnutzung im Spannungsfeld: Die Meinung der österreichischen Bevölkerung
D ie Ausbauziele für erneuerbare En-
ergien wurden auch im Ökostrom-
gesetz 2012 gesetzlich verankert. Für
den Bereich der Wasserkraft sieht das
Gesetz bis zum Jahr 2020 einen Ausbau
um 4.000 GWh vor.
Die Wasserkraftnutzung ist jedoch mit
einem Interessenskonflikt verbunden.
Auf der einen Seite bestehen die Ziele
der Klima- und Energiepolitik, wie et-
wa die Reduktion von Treibhausgas-
emissionen sowie die Erhöhung des An-
teils erneuerbarer
Energieträger am
energetischen End-
verbrauch und im
Stromsektor (Ener-
gie- und Klimapaket der EU). Ein Aus-
bau der Wasserkraftnutzung kann zur Er-
reichung dieser klima- und energiepo-
litischen Ziele einen wichtigen Beitrag
leisten. Weitere positive Effekte eines
Wa s s e r k r a f t a u s -
baus s ind d ie S i -
cherung der inlän-
d ischen Energ ie -
versorgung sowie
Wertschöpfungs- und Beschäftigungs-
effekte (für die lokale Wirtschaft). Auf
der anderen Seite stellt der Bau von
Wasserkraftwerken einen Eingriff in die
Gewässerökologie und die natürliche
Umwelt dar. Der Ausbau der Wasser-
kraft hat somit nicht nur (energie-)wirt-
schaftliche Vorteile, sondern steht auch
in einem Spannungsfeld zu ökologischen
Schutzzielen wie der EU-Wasserrahmen-
richtlinie, welche grundsätzlich eine Ver-
schlechterung des Zustands der Oberflä-
chengewässer verbietet. Da Kleinwas-
serkraftwerke und der gute Zustand der
Gewässer in der Regel vereinbar sind,
gilt dieses Spannungsfeld insbesondere
für sehr gute Gewässerstrecken.
Den Ausbau der Wasserkraftnutzung, un-
ter Berücksichtigung der vielschichtigen
positiven und negativen Effekte, ökono-
misch zu bewerten, war primäres Ziel
eines am Institut für Höhere Studien (IHS)
Kärnten durchgeführten Forschungspro-
jektes namens HYDROVAL. Das Projekt
wurde gemeinsam mit der Freien Univer-
sität Amsterdam bearbeitet und vom Kli-
ma- und Energiefonds im Rahmen des
Programms „Neue Energien 2020“ geför-
dert. Mithilfe direkter Bewertungsverfah-
ren bzw. Befragungen konnte ein detail-
lierter Einblick in die Präferenzen der Be-
völkerung für einen Ausbau der Wasser-
Wasserkraft ist nach Sonnen-strom die beliebteste erneuer-bare Energiequelle in Österreich.
Abb. 2: Einstellung zur Wasserkraftnutzung Quelle: IHS Kärnten
7,5 % 23 % 46,1 % 23,4 %
13,5 % 32,8 % 40,7 % 13 %
61 % 34 % 0,6 %
53,7 % 37,6 % 7,4 % 1,3 %
54,7 % 34,8 % 9,5 % 1 %
4,5 %
Ein Wasserkraftwerk gefährdet die Lebensräume von Tieren und Pflanzen
Ein Wasserkraftwerk verunstaltet die Landschaft
... um die Notwendigkeit von Stromimporten zu senken
... für die Reduktion von klima-schädlichen CO2-Emissionen
... für die Deckung der steigenden Stromnachfrage in Österreich
N = 892
stimme voll zu stimme gar nicht zu stimme eher nicht zu stimme eher zu
Abb. 1: Präferierte erneuerbare Technologien für die zukünftige Stromerzeugung Quelle: IHS Kärnten
32 % 29 %Sonnenstrom
26 % 35 %Wasserkraft
33 % 55 %Windkraft
9 % 82 %Biomasse
N = 892
Rang 1 nicht gewählt Rang 2
Die verstärkte Wasserkraft- nutzung ist wichtig ...
WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 12 39
GESELLSCHAFT
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kraft gewonnen werden. Aus den erho-
benen Daten konnten zunächst wichtige
Erkenntnisse in Bezug auf die allgemeine
Einstellung der Bevölkerung zur Thematik
des Wasserkraftausbaus bzw. des Aus-
baus erneuerbarer Energiequellen gewon-
nen werden. Die verstärkte Nutzung er-
neuerbarer Energiequellen für die zukünf-
tige Stromerzeugung wird durchwegs als
sehr wichtig erachtet. Rund drei Viertel
(75,6 %) der befragten Personen halten
die intensivierte Nutzung erneuerbarer
Energie für sehr wichtig, weitere 21,9 %
für eher wichtig. Darüber hinaus konnten
Präferenzen für bestimmte (erneuerbare)
Technologien beobachtet werden. So ist
die Sonnenenergie (Photovoltaik) die am
meisten präferierte erneuerbare Energie-
quelle, dicht gefolgt von Wasserkraft und
Windkraft. Biomasse rangiert in der Prä-
ferenzreihung hingegen an letzter Stelle
(vgl. Abbildung 1).
Auch die generelle Einstellung zur Was-
serkraftnutzung bzw. zum Bau weiterer
Wasserkraftwerke in Österreich ist sehr
positiv. So weisen insgesamt 95,7 % der
befragten Personen eine sehr bis eher
positive Einstellung zur Wasserkraftnut-
zung auf. Darüber hinaus haben auch
92,1 % eine positive Einstellung zum Bau
weiterer Wasserkraftwerke entlang der
österreichischen Flüsse. Nur ein geringer
Teil der befragten Personen hat grund-
sätzlich eine eher negative (7,2 %) bis
sehr negative (0,7 %) Haltung hinsichtlich
der Errichtung neuer Wasserkraftanla-
gen. Diese grundsätzlich positive Einstel-
lung gegenüber der Wasserkraft ist ver-
mutlich auf die Vertrautheit der Bevölke-
rung mit der Technologie zurückzuführen.
Die Wasserkraft spielt aufgrund der na-
turräumlichen Gegebenheiten schon seit
jeher eine tragende Rolle in der öster-
reichischen Stromerzeugung. So gaben
fast drei Viertel der befragten Personen
an, dass sich zumindest einige Wasser-
kraftwerke in der näheren Umgebung
ihres Wohnsitzes befinden.
Trotz der positiven Einstellung sowie der
Vertrautheit mit der Wasserkrafttechno-
logie konnten deutliche Defizite im In-
formationsstand der Bevölkerung zum
Thema Wasserkraft identifiziert werden.
Rund 43 % der Befragten fühlen sich
grundsätzlich schlecht über die Wasser-
kraftnutzung in Österreich informiert. Da-
rüber hinaus hat nur knapp mehr als die
Hälfte der befragten Personen (58,6 %)
von konkreten Ausbauplänen gehört, d. h.
neue Wasserkraftwerke zu errichten.
Auch zeigte sich eine latente Wahrneh-
mung des Wechselspiels zwischen den
Vorteilen der Wasserkraftnutzung und
den negativen ökologischen Begleit -
erscheinungen. Während über 90 % der
Befragten damit übereinstimmten, dass
die intensivierte Nutzung der Wasserkraft
wesentlich zur Deckung der steigenden
Stromnachfrage, zur Redukt ion
Erfreulich ist auch das Ergebnis, dass Wasser-kraftwerke überwiegend nicht als landschaft-lich störend angesehen werden.
WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 1240
GESELLSCHAFT
klimaschädlicher CO2-Emissionen so-
wie zu einer Verringerung der Abhän-
gigkeit von Importen aus dem Ausland
beitragen kann, sind knapp die Hälfte
der Meinung, dass
sich der Bau wei-
terer Wasserkraft-
werke negativ auf
die Tier- und Pflan-
zenwelt auswirkt. 30,5 % der befragten
Personen denken darüber hinaus, dass
das Landschaftsbild von neuen Wasser-
kraftanlagen negativ beeinträchtigt wird
(vgl. Abbildung 2).
Wesent l iche Erkenntnisse des For-
schungsprojektes konnten aus einer
ökonometrischen Auswertung gewon-
nen werden. Der viel diskutierte „Trade-
off“ zwischen den Vorteilen eines Aus-
baus der Wasserkraft (z. B. CO2-Reduk-
tion, Beschäftigungseffekte) und den
negativen Begleiterscheinungen (Ein-
griff in das Ökosystem) konnte mithil-
fe eines komplexen Modells identifiziert
und quantifiziert werden. Ein starker Ein-
griff in die Natur und das Landschafts-
bild ist mit einem deutlichen Wohlfahrts-
verlust verbunden. Dies zeigte sich in al-
len Auswertungen,
insbesondere be i
Betrachtung eines
spezifischen Was-
serkraftprojektes.
Darüber hinaus wird der Eingriff in das
Ökosystem von Personen, die nahe an
einem Fließgewässer wohnen, negativer
bewertet. Zudem erhöhen Erfahrungen
mit der Technologie „Wasserkraft“ die
Zustimmung zum Ausbau. Ein weiteres
wichtiges Ergebnis zeigt sich in der Be-
stätigung der sogenannten „Not in my
backyard“-Theorie. D. h. ein Ausbau der
Wasserkraft wird zur Erreichung wich-
tiger klima- und energiepolitischer Ziele
zwar befürwortet, jedoch sollten neue
Wasserkraftwerke möglichst weit ent-
fernt vom Wohnsitz errichtet werden.
Abschließend konnte mithilfe einer di-
rekten Zahlungsbereitschaftsanalyse ge-
Info
Insgesamt wurden im Sommer 2011 österreich-
weit knapp 2.200 Haushalte online über ein
externes Marktforschungsinstitut befragt.
Rund 900 Personen erhielten spezielle Fragen
zum Ausbau der Wasserkraft.
Detaillierte Ergebnisse des Forschungs-
projektes Hydroval können auf der Projekt-
homepage www.hydroval.org unter der Rubrik
„Downloads“ nachgelesen werden.
IHS Kärnten Alter Platz 10, 9020 Klagenfurt am Wörthersee
Die Zahlungsbereitschaft für die Förderung von Strom aus Was-serkraft ist grundsätzlich positiv.
zeigt werden, dass die österreichische
Bevölkerung grundsätzlich eine positive
Zahlungsbereitschaft für die Förderung
von Strom aus Wasserkraft aufweist.
Diese liegt im Median bei rund 10 Euro
pro Haushalt und Monat.
WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 12 41
Amerika hat gewählt und die Amtszeit von Barack Obama wurde somit um eine weitere Periode verlängert. Bei sei-ner Wahl 2008 galt er als der große Hoffnungsträger für eine nachhaltige Energiepolitik in den Vereinigten Staaten. Doch in diesem Bereich konnte er die Erwartungen nicht erfüllen. Seine energiepolitischen Aussagen klingen mittlerweile auch etwas anders.
His to r i sch bedeu tend – Zukun f t ungew iss
Wasserkraft in den USADie Förderung von Amerikas, fossi-
len Rohstoffen wird ausgeweitet
und die Erneuerbaren bekommen eine
(wichtige?) Nebenrolle. Doch zu Obamas
Ehrenrettung ist zu sagen: sein Konkur-
rent im Wahlkampf, Mitt Romney, vergaß
nahezu ganz auf die Erneuerbaren und
fand sogar verhöhnende Worte für sie.
„Du kannst kein Auto mit einer Wind-
mühle auf dem Dach fahren“, sagte er
bei einem Auftritt im Kohlestaat Ohio.
Uns interessiert: Wie steht es um die amerikanische Wasserkraft?
Mitte des 20. Jahrhunderts betrug der An-
teil der Wasserkraft an der Gesamtstrom-
produktion in den USA etwa 30 % und
war damit ein bedeutender Stromliefe-
rant. Zwar wurden noch bis in die 80er-Jah-
re Kraftwerke gebaut, aber nicht zuletzt
durch den immer größer werdenden Ener-
giehunger des Landes ist der Wasserkraft-
anteil an der Strom-
produktion aber den-
noch stark rückläufig.
Mittlerweile kommen
nur noch 6 bis 9 Pro-
zent des Stromes aus Wasserkraft. Da-
bei liegen noch viele ungenutzte Poten-
ziale brach, wie mehrere Studien zeigen.
Dennoch spielt sie in den Energiezielen der
Vereinigten Staaten kaum eine Rolle. Man
will zwar energieunabhängig werden, setzt
dabei aber aktuell vor allem auf die Aus-
beutung nicht erneuerbarer Ressourcen im
eigenen Land. Zu Beginn der ersten Amts-
periode von Präsident Barack Obama war
die Euphorie auch wegen seiner Klima- und
Umweltziele groß. Der ambitionierte Plan
sah den Ausbau von erneuerbaren Ener-
gien und die „Entwöhnung des Landes“
vom Erdöl vor. Doch
mit der anhaltenden
Wirtschaftskrise wur-
de das Thema in den
USA kaum noch be-
achtet. Zwar soll das Land weiterhin un-
abhängig von ausländischem Öl und Gas
werden, mittlerweile haben sich die Ziele
aber dahin geändert, dass nun wieder in-
ländische Ressourcen von fossilen Brenn-
stoffen sowie die Atomenergie forciert wer-
den sollen. Bis zum Jahr 2030 sollen 80 %
des Stroms aus „sauberen“ Technologien
kommen. Dazu zählen für Obama aber
In den USA liegen leider viele Potenziale für die Nutzung der Wasserkraft brach.
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: Fot
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WASSERKRAFT Ausgabe 38/Dezember 1242
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eben auch Atom- und Gaskraftwerke. Kon-
krete Ziele für die Wasserkraft definiert das
Weiße Haus nicht. Dabei wäre die Wasser-
kraft in den USA ein nicht zu unterschät-
zender Faktor. Mit einer mittleren jährlichen
Produktion von etwa 280 TWh liegt man
hinter China, Kanada und Brasilien welt-
weit an 4. Stelle was die Stromprodukti-
on aus Wasserkraft anbelangt. Und das
obwohl es verhältnismäßig wenige Kraft-
werke gibt. Etwa 2.400 an der Zahl sollen
es sein. Damit erreicht die größte Volks-
wirtschaft der Welt
gerade eine Größen-
ordnung von Öster-
reich. Zwar gibt es
keine offiziellen Zah-
len, Untersuchungen in den 1970er-Jah-
ren gaben jedoch das wirtschaftlich um-
setzbare Potenzial mit etwa 380 TWh an.
Da sich die Marktbedingungen seitdem
wohl auch in den USA geändert haben,
kann dieser Wert als untere Grenze gese-
hen werden, denn immerhin liegt das tech-
nisch machbare Potenzial mit fast 530 TWh
nochmals deutlich darüber.
Aber auch aktuellere Studien zeigen noch
eine enorme Ausbaumöglichkeit, etwa
auch in der Kleinwasserkraft, die in den
USA alle Anlagen von 1 bis 30 MW um-
fasst und aus „low power plants“ (An-
lagen unter 1 MW
Leistung). Eine 2006
vom US-Energ ie -
minis terium in Auf-
t r a g g e g e b e n e
Arbeit identifizierte knapp 130.000 mög-
liche Standorte, an denen Kraftwerke bis
30 MW Leistung gebaut werden könnten.
Dabei wurden natürlich auch Ausschlusskri-
terien wie ökologisch sensible Gebiete und
Wirtschaftlichkeitsfaktoren berücksichtigt.
Sogar unter der Annahme, dass maximal
die Hälfte des vorhandenen Abflusses ver-
wendet wird, ergab sich ein Gesamtpoten-
zial von etwa 30 GW Ausbauleistung oder
einer jährlichen Produktion von rund 100
TWh! Ein großer Teil dieses noch nicht ge-
nutzten Potenzials an Wasserkraft liegt in
den über 80.000 Querbauwerken, die noch
keine Stromproduktion aufweisen und der-
zeit nur zum Hochwasserschutz und zur
Trinkwasserversorgung dienen oder auf-
grund der Binnenschifffahrt errichtet wur-
den. Diese wurden genauer unter die Lupe
genommen. Schon mit rund 600 nicht ge-
nutzten Querbauwerken, an denen sich ei-
ne Engpassleistung von über 1 MW reali-
sieren lässt, ist ein Leistungs potenzial von
andere Erneuerbare (TWh) Wasserkraft (TWh)
Stromproduktion aus Erneuerbaren in den USA – Vergleich Wasserkraft und andere Quelle: U.S. Energy Information Administration www.eia.gov/todayinenergy/chartdata/annual_generation.csv
1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010
400
300
200
100
0
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Wh
Eine Studie aus 2006 identifi-zierte 130.000 mögliche Stand-orte für Kleinwasserkraftwerke.
Wasserkraft-Erzeugung in den USA seit 1949 und Vergleich mit deren Anteil an der gesamten Stromproduktion.Quelle: Wikipedia, http://en.wikipedia.org/wiki/File:USHydroPower.jpg
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360,000,000
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240,000,000
180,000,000
120,000,000
60,000,000
0
36 %
30 %
24 %
18 %
12 %
6 %
0 %1949 1959 1969 1979 1989 1999
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12 GW vorhanden. Und das ohne weitere
Eingriffe in die Flüsse. Auch in der Revita-
lisierung der vielen schon sehr alten Was-
serkraftwerke dürfte noch Potenzial liegen.
Ganz dem bereits 1895 erbauten Beispiel
„Boulder Canyon Hydroelectric Facility“ in
Colorado folgen. Diese Anlage war mittler-
weile in einem so schlechten Zustand, dass
allein durch den Tausch von Turbinen und
Generatoren eine Leistungssteigerung von
30 % erreicht werden konnte. Nach Schät-
zungen des „Army Corps of Engineers“,
der Abteilung für BauingenieurInnen der
US-Armee, könnten durch Ertüchtigungs-
maßnahmen landesweit zumindest 2 Pro-
zent mehr Strom aus Wasserkraft erzeugt
werden.
Es zeigt sich also: In den amerikanischen
Gewässern liegen noch viele Möglichkeiten
für die Wasserkraftnutzung verborgen.
Selbst bei überaus hohen ökologischen An-
forderungen ist noch eine Steigerung von
fast 50 Prozent möglich. So überrascht es
umso mehr, dass man im Weißen Haus
zwar aus durchaus nachvollziehbaren poli-
tischen Gründen nicht mehr von Erdöl aus
den arabischen Ländern abhängig sein will,
dabei aber auf eine kostengünstige und
saubere Energieform vergisst. Denn im 21.
Jahrhundert ist die Ausbeutung von Schie-
fergas- und Ölsandlagerstätten wohl kaum
der Weisheit letzter Schluss.
Quelle: U.S. Department of Energy; An Assessment of Energy Potential at Non-Powered Dams in the United States
Bestehende Wasserkraftanlagen und potenzielle Projekte in den Vereinigten Staaten.
Quelle: U.S. Department of Energy; Feasibility Assessment of the Water Energy Resources of the
United States for New Low Power and Small Hydro Classes of Hydroelectric Plants