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Werteerziehung und innere Schulentwicklung Franz Schneider

Werteerziehung und innere Schulentwicklung - … · Lernende Organisation im Schulentwicklungsprozess – ein Paradigmenwechsel mit Folgen

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Werteerziehung und innere Schulentwicklung

Franz Schneider

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Felder der Werteerziehung an der Schule

2

(nach: Armin Hackl, Wien)

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Schulentwicklung auf der Grundlage von gemeinsamen Werten

Schulentwicklung ohne klare Ziele undohne gemeinsam erarbeitete Wertgrundlage ist meist ein fluchtiger Prozess ohne Nachhaltigkeit.

Systemische Schulentwicklung braucht eine Werteausrichtung.

Leitbildentwicklung ist keine Zeitverschwendung!

3

4

Systemische Schulentwicklung:Ja zur Gestaltung der Zukunft durch Visionen und Ziele

VisionZukunftsbild, Leuchtturm

MissionZweck. Grundsätze. Werte

• Was ist uns gemeinsam so wertvoll, dass wir alle darauf Wert legen?

• Was ist uns so wichtig, dass es sich lohnt darauf ein schulisches Konzept, ein schulisches Angebot usw. aufbauen?

• Was soll in unserer Schule als wertvoll erlebt und erfahren werden?

• Wie gestalten wir diesen Erfahrungsprozess?

• Welche Verbindlichkeit haben die gemeinsam gefundenen und entwickelten Werte in unserer Schule?

Ziele Veränderungsbereiche (z.B. Zielvereinbarung nach EVA)

13. Januar 2012 513.01.2012

Systemische Schulentwicklung:Ja zur Gestaltung der Zukunft durch Visionen und Ziele

VisionZukunftsbild, Leuchtturm

MissionZweck. Grundsätze. Werte

ZieleVeränderungsbereiche (z.B. auch Zielvereinb. nach EVA)

Schulprogrammausgewählte und formulierte Ziele für 1 Schuljahr

StrategieplanMessgrößen, Projektziele, Prozessplanung

ProjektablaufplanKleinschrittige Projektplanung

ZielvereinbarungenPersönliche Schwerpunkte (MAG) 5

steuert

Schulaufsicht

Schule

Gleiche Rahmenbedingungen

Ausstattung Lehrpläne Schulordnung Dienstordnung Anweisungen Kontrolle. ..

Gleiche Schulqualität

Exkurs: Was ist systemische Schulentwicklung –und warum überhaupt ist sie notwendig?

Schulentwicklung von unten

Schule entwickelt

ausgehendvon ihrereigenen

Situation / ihren Herausforderungen/

Vorgaben...

entwickelt Qualität

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Top-Down versus Bottom-up

Erfahrung 1: Es gibt keine reinen/erfolgreichen bottom-up Ansätze in Schulen(Das Missverständnis der breiten Akzeptanz:Ich bin dafür, aber ich ändere nicht mein Verhalten)

Erfahrung 2: Top-Down ist bezüglich nachhaltiger Wirkung von Innovationen zum Scheitern verurteilt.

8

9

Phasen der Schulentwicklung

Phase 1:Wandel in Eigenregie (späte 80er)

Phase 2: SE als verordnete innere Reform Pflicht zur Selbstevaluation Einforderung von Schulprogrammen

Phase 3: Nebeneinander von Druck und Zug Druck (Bildungsstandards) Zug (Eigenverantwortung)

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1010

Schulentwicklung ist ein Prozess...

... um die Qualität der Schule zu sichern und zu steigern.

... bei dem die Beteiligten auf der Basis gemeinsam erarbeiteter Ziele...

... bestimmte Strukturen ihrer Schule...

... reflektieren und ggf. verändern, ...

Kernprinzipien systemischer Schulentwicklung

1111

Ich und

meine Klasse

Wir und unsere Schule.

Paradigmenwechsel im Verständnis von Schule:

1212

Transparenz und Offenheit

Betroffene zu Beteiligten machen

System Schule als „Lernende Organisation“

Gemeinsame

Weiterentwicklung

Freiwilligkeit:

Überzeugen

statt Anordnen

Zentrale Kriterien systemischer Schulentwicklung

Eigener Entschluss der Schule Selbstverpflichtung der Schule Mitarbeiterorientierung Selbstreflexion Gemeinsame Ziele Vereinbarung verbindlicher Maßnahmen Evaluation Standortspezifische Qualitätsverbesserung

1414

Ursus Wehrli : Kunst aufräumen Zürich (Kein & Aber) 2002

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Drei Stadien der Entwicklung Die fragmentierte Schule

gefüge-artige, aber keine teamartige Kooperation

kein gemeinsames Zielsystem.

Die Projekt-Schule

etliche Lehrer finden sich zu Projektteams zusammen.

Projekte werden aber nicht aufeinander bezogen

Synergie-Effekte und Meta-Lernen wird verschenkt

Die Problemlöse-Schule

Organisations-Lernen

und damit auch die Schulentwicklung

wird durch Meta-Lernen selbst zum Lerngegenstand gemacht.

16

1717

Lernende Organisation: Merkmale Fehler = Quellen neuen Wissens

Veränderung = Chance

Positionen dürfen hinterfragt werden

Unternehmen Einzelschule lernt selbständig und als System

Flache Hierarchien

Führungskräfte ‚zum Anfassen’

Lernen ist Recht und Pflicht (Fortbildungsplan)

Wissen wird ausgetauscht (SchILF)

Wissen und Erfahrungen führen zu Konsequenzen

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Lernende Organisation im Schulentwicklungsprozess – ein Paradigmenwechsel mit Folgen

Schulentwicklungsprozess pädagogischer Auftrag (s. BayEUG) stärkt (oder ermöglicht erst) Identifikation aller Beteiligter mit

ihrer Schule

Schulidentität nicht nur eine Frage der sozialen „corporate identity“, vor allem auch eine Frage der gemeinsamen Lernerfahrung

und der daraus erwachsenden Motivation.

(nach Armin Hackl, Wien)

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Kennzeichen Professioneller Lerngemeinschaften

1. Gemeinsam geteilte Normen und Werte (fehlertolerant,

unterstützend)

2. Fokus auf Schülerlernen

3. Deprivatisierung der Praxis

4. Zusammenarbeit/ Kooperation

5. Reflektierender Dialog

(datengestützt)

6. (Zielklarheit)

Quelle: Louis/ Leithwood19

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Widerstand gegen Kooperation

Einzelkämpferschule

Fragmentierte Schule

Verweigerung von Kooperation

Lehrer als verbeamteter Freiberufler

Gleichzeitigkeit unterschiedlichster Strategien

Expertenorganisation mit geringer Gesamtsteuerung

Überempfindlichkeit gegenüber Hierarchie

Denunzierung von Führung als Herrschaft

Ablehnung von Formalität und Kontrolle

Abspracheunschärfen

20

Was kriegen wir dafür?

Das haben wir noch nie

gemacht!Das bringt

doch nichts!

Das Alte hat sich bewährt!

Das haben wir doch alles

schon!

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„Lehrertypen“Bahnbrecher + Mutig immer die ersten auf neuen Wegen

- halten Stillstand und Misserfolg nicht aus; können Angst auslösen

Pioniere + Folgen den Bahnbrechern, gehen planvoll vor, sindteamorientiert

- ertragen keinen Dissens, benötigen die Nestwärme

Siedler + Bearbeiten das neue Gebiet, lassen sich darauf nieder und entwickeln es weiter

- sind schwer aus der Reserve zu locken; verhalten sich abwartend;brauchen viel Zuwendung zu Beginn

Stubenhocker + Lassen die Neuerer gewähren, sind bestenfalls „Besucher“; Sehenkeine Veranlassung, etwas zu verändern

- sind nur auf sich und ihren Unterricht konzentriert

Widerständler + Erheben kritisch ihre Stimme gegen Innovationen und beeinflussenderenTempo und Richtung

- Verwenden „Killerphrasen“; verbreiten schlechte Stimmung; arbeitenz. T. im „Untergrund“

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Mach einen

Kopfstand

Meine Devise ist: Machst Du‘s einmal, verlangen sie‘s immer wieder von

Dir!

Widerstände Keine Veränderungen ohne Widerstand

Wunsch: Sicherheit, Geborgenheit, Anerkennung Ängste werden ausgelöst

Widerstand, ein fertiges Produkt zu übernehmen (Bedürfnis nach Profilierung)

Ziele, Motive sind nicht verstanden

Glaube an das Kommunizierte fehlt (Vertrauen?)

positive Konsequenzen sind fraglich

Nichtbeachtung der Widerstände führt zu Blockierungen des Prozesses

Widerstand ist normalEs gibt keine Veränderung ohne Widerstand

Nicht das Auftreten, sondern das Ausbleiben von Widerstand gibt Anlass für Besorgnis

Widerstand enthält immer eine „verschlüsselte“ Botschaft

Die Ursachen für den Widerstand liegen auf der emotionalen Ebene (Ängste, Bedenken)

Nichtbeachtung von Widerstand führt zu Blockaden

Nicht Druck erhöhen, sondern Kontakt mit den Betroffenen suchen

Mit dem Widerstand gehen, nicht gegen ihnJudo-Prinzip anwenden:1. Druck wegnehmen, dem Widerstand Raum geben2. Hinhören, in den Dialog treten, Ursachen erforschen3. Notwendigkeit des Wandels aufzeigen, gemeinsame Absprachen

treffen, das Vorgehen festlegen

Häufige Fehler bei der Entwicklung von Schule

Innovative Projekte ohne inneren Zusammenhang Innovation ohne Beteiligung / Information des Kollegiums Zu hoher Veränderungsdruck durch die Schulleitung Zu wenig Zeit für die Implementierung von Innovation Übertragung der Verantwortung auf (externe) Experten Keine überschaubaren Zeiträume Keine klar definierten Ziele Keine Bestandsaufnahme zu Beginn, keine Evaluation am EndeFehlen von Wertekonsens / Leitbild Reduzierung von Widerstand auf ein taktisches Problem

Systemische Schulentwicklung

Schul-entwicklung

Unterrichtsentwicklung

Organisationsentwicklung Personalentwicklung

Leitbild

Analyse

Prioritäten

Konkrete Ziele

Maßnahmen

Evaluation

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Werteerziehung im Schulentwicklungsprozess Gemeinsam

alle LehrerInnen (wenn möglich mit Eltern- und Schulervertretern) arbeiten bei der Findung der Schulwerte zusammen.

Weniger ist mehr besser zunächst nur ein Wert, in dem sich eine Schule Ziele (oder ein Ziel) setzt;Bedeutung eines verpflichtenden Wertes fur das Zusammenleben wird exemplarisch erfahren.

Öffentlichkeitund Veröffentlichung schafft Wahrnehmung und Verbindlichkeit.

Eindeutigkeit der Umsetzungsmaßnahmenüberzeugt und schafft Klarheit.

Verbindlichkeit fur alle schafft Akzeptanz und Nachhaltigkeit.

Evaluationbestätigt, unterstützt Korrekturen und verhindert Betriebsblindheit.

(nach Armin Hackl, Wien) 31

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Werteerziehung im Schulentwicklungsprozess

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Wert-orientierte Kulturenschaffen

Wertorientierte Strukturenetablieren

Wert-orientierte Praktikenentwickeln

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Top Down – Bottom Up

„Wenn man gut durch geöffnete Türen kommen will ...

muss man die Tatsache achten, dass sie einen festen Rahmen haben: dieser Grundsatz ... ist einfach eine Forderung des Wirklichkeitssinns.

Wenn es aber Wirklichkeitssinn gibt, ... dann muss es auch so etwas geben, das man Möglichkeitssinn nennen kann ... was ebenso gut sein könnte, zu denken und das, was ist, nicht wichtiger zu nehmen als das, was nicht ist ...“

Robert Musil. Der Mann ohne Eigenschaften. 1930, zit. nach Bd. 1, Ffm 1978, 16

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Die Norm der gegenseitigen Achtung und Anerkennung der Verschiedenen ist das wichtigste Motiv der Erziehung zur Demokratie und Gewaltprävention.

Annedore Prengel 2005

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Eine Kultur der Wertschätzung und Anerkennung von Vielfalt

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Vielfalt meint: persönlich, regional, sozial, kulturell und anders bedingte Eigenschaften und Fähigkeiten, Geschlechterrollen, ethnische Herkünfte, Nationalitäten, Erstsprachen, soziale Milieus, Religionen, weltanschauliche Orientierungen, körperliche Bedingungen etc.

Vielfalt in Gemeinschaft ermöglichen heißt, die Teilhabe von Einzelnen an einer Gemeinschaft ermöglichen sowie die Barrieren für eine solche Teilhabe erkennen und aktiv beseitigen.

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Eine Kultur der Wertschätzung und Anerkennung von Vielfalt

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Mögliche Prinzipien wertorientierter Schulentwicklung:

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Nachhaltigkeit Gleichberechtigung TeilhabeGemeinschaft Hilfsbereitschaft Fairness

Anerkennung von Vielfalt Inklusive Werte

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Kultur der Vielfalt in Gemeinschaft

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L.v.Beethoven: Für Elise

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Eine mögliche Basis fürwertorientierte Entwicklung

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Der Index für Inklusion ... … ist eine 

Materialiensammlung zur gemeinsamen Reflexion  der vorhandenen Praxis und Leitfaden für Schulentwicklung nach inklusiven Werthaltungen zugleich

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Ausblick auf Workshop Modelle zur Begleitung einer Schule bei der Erarbeitung eines

Wertekonsenses

Basis: Institut für Schulentwicklungsforschung Dortmund:

http://www.ifs-dortmund.de/

Index für Inklusion - Martin-Luther-Universität, Halle-Wittenberghttp://www.inklusionspaedagogik.de/

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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.