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396 gedeihllchste Weise zu einer sch0neu, grossen Taube heran, die unver- gleichlich zahm war und blieb: eine Eigenschaft, die allerdiugs nur eine sehr natiirliche Folge der besonderen Umst~inde war, unter we|- chen ihre Aufzncht Statt gefunden hatte. Denn ihre Aeltern hatte sie ja hie gesehen; and andere Tauben wurden yon ihrer Pflegerin auch nieht gehalten; wohl aber war sie yon dieser zu Anfange lfingere Zeit, in weicher Umhiillung sitzend, auf ~hnliche Weise an ihrem Leibe warm gehalten worden, wie es bei ganz jungen Tauben yon Seiten der Alten gew~hnlich mehrere Tage ]ang~ zumaI des Nachts, geschieht. Kein Wander also, wenn sie nun diese ihre liebreiche Herrinn gleichsam instinctm~ssig als Mutter ansah, daher fortw~hrend ihre N~ihe suchte und n~ichstdem ihre Anh~inglichkeit mit auf deren Umgebung iibertrug. Berlin, den 7. November 1860. Gloger. • Viide Taube usnd Ba;anLnJarder gen~ein~ehaftlieh Einen Bau~l~ hewohneald. -- Auf meinen dienst|ichen Excursio- nen nach dem Thtiringer Walde lernte ich in dem Besitzer der Gehi- berger Mtihle am Fusse des Schneekopfs im Geragrunde gelegen, einen Mann kennen, weleher eine Art Industrie daraus macht, die fli~ggen Jungen der am Buchberge sehr h~iuflgen wilden Tauben auszunehmen. Zn dem Ende hieit derselbe einen Mann, welcher fertig kletternd in seinem Beisein jede aite Buehe durchsuchen musste, und nach Art der Waldbewohner eine jede derselben~ welche H~hlen hatte, genau kannte. W~ihrend der Eiae die Buche bestieg, beobachtete der Andere genau die Beschaffenheit des Baumes, and so fanden sie eine, welche mebrere L~cher, in denen Nester sein konnten, enthielt. Sogleich bestieg der zu diesem Behufe mitgenommene Begleiter den Bantu, griir mit der Hand in das erste Loch, in weIchem sich zwei junge Tauben, aber noch nicht zum Ausnehmen flUgge genug, vorfanden. Der Miiller rief ihm zu, die Jungen noch einige Tage zum Besserwerden liegen zu lassen, and das einige Fuss dartiber befindliche andere Astloeh zu untersuchen. Beim Eingreifen in dieses fubr der Mann entsetzt mit der Hand zuriick, ausrufend: .Junge sinn drenn, aber sie bissen (beissen). ~ ~Na, wirf eines herunter ~, lautet die Antwort von unten; auch dies geschieht[ Zur grossen Verwunderung and Freude erkennt der untenstehende Miiller in dem herabgeworfenen Jungen einen jungen Baummarder; der Mann muss schnel! absteigen, urn, nach der Meinung des Mtillers, n~ehstens den Alten zu fangen. Wie beabsichtigt, wird nach einigen Tagen tier Baum mit grosser Vorsicht bestiegen, und gleich Hand an das Marder- nest gelegt; allein -- zum grossen Verdrusse beider Lea~e -- war das

Wilde Taube und Baummarder gemeinschaftlich Einen Baum bewohnend

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Page 1: Wilde Taube und Baummarder gemeinschaftlich Einen Baum bewohnend

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gedeihllchste Weise zu einer sch0neu, grossen Taube heran, die unver- gleichlich zahm war und blieb: eine Eigenschaft, d ie allerdiugs nur eine sehr natiirliche Folge der besonderen Umst~inde war, unter we|- chen ihre Aufzncht Statt gefunden hatte. Denn ihre Aeltern hatte sie ja hie gesehen; and andere Tauben wurden yon ihrer Pflegerin auch nieht gehalten; wohl aber war sie yon dieser zu Anfange lfingere Zeit, in weicher Umhiillung sitzend, auf ~hnliche Weise an ihrem Leibe warm gehalten worden, wie es bei ganz jungen Tauben yon Seiten der Alten gew~hnlich mehrere Tage ]ang~ zumaI des Nachts, geschieht. Kein Wander also, wenn sie nun diese ihre liebreiche Herrinn gleichsam instinctm~ssig als Mutter ansah, daher fortw~hrend ihre N~ihe suchte und n~ichstdem ihre Anh~inglichkeit mit auf deren Umgebung iibertrug.

Berlin, den 7. November 1860. G l o g e r .

• V i i d e T a u b e usnd B a ; a n L n J a r d e r g e n ~ e i n ~ e h a f t l i e h E i n e n B a u ~ l ~ h e w o h n e a l d . - - Auf meinen dienst|ichen Excursio- nen nach dem Thtiringer Walde lernte ich in dem Besitzer der Gehi- berger Mtihle am Fusse des Schneekopfs im Geragrunde gelegen, einen Mann kennen, weleher eine Art Industrie daraus macht, die fli~ggen Jungen der am Buchberge sehr h~iuflgen wilden Tauben auszunehmen. Zn dem Ende hieit derselbe einen Mann, welcher fertig kletternd in seinem Beisein jede aite Buehe durchsuchen musste, und nach Art der Waldbewohner eine jede derselben~ welche H~hlen hatte, genau kannte. W~ihrend der Eiae die Buche bestieg, beobachtete der Andere genau die Beschaffenheit des Baumes, and so fanden sie eine, welche mebrere L~cher, in denen Nester sein konnten, enthielt. Sogleich bestieg der

zu diesem Behufe mitgenommene Begleiter den Bantu, griir mit der Hand in das erste Loch, in weIchem sich zwei junge Tauben, aber noch nicht zum Ausnehmen flUgge genug, vorfanden. Der Miiller rief ihm zu, die Jungen noch einige Tage zum Besserwerden liegen zu lassen, and das einige Fuss dartiber befindliche andere Astloeh zu untersuchen. Beim Eingreifen in dieses fubr der Mann entsetzt mit der Hand zuriick, ausrufend: .Junge sinn drenn, aber sie bissen (beissen). ~ ~Na, wirf eines herunter ~, lautet die Antwort von unten; auch dies geschieht[ Zur grossen Verwunderung and Freude erkennt der untenstehende Miiller in dem herabgeworfenen Jungen einen jungen Baummarder; der Mann muss schnel! absteigen, urn, nach der Meinung des Mtillers, n~ehstens den Alten zu fangen. Wie beabsichtigt, wird nach einigen Tagen tier Baum mit grosser Vorsicht bestiegen, und gleich Hand an das Marder- nest gelegt; allein - - zum grossen Verdrusse beider Lea~e - - war das

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Nest leer! Der alte Marder hatte seine Jungen fortgetragen; dagegen erfreuten sich in dem unteren Astloche die jungen Tauben des besten Wohlbefindens, und entgingen dieses Mal nicht ihrem Schieksale. Mar- der und wilde Taube bewohnten gleichzeitig Einen Bauml Der Volks- glaube, nach welchem der Marder da, wo er wohnt, nicht raubt, scheint hierin eine Best,~itigung zn finden.

Gotha, den 6. Juni 1861. Dr. H e l l m a n n .

O r n i t h o l o g i ~ e h e N o t i z e ~ y o r e ] ~ r ~ h J a h r e t $ 6 1 . - Haliagtos albicilla hatte dies Jahr mit Brtiten tiberschlagen; meh-

rere P~irehen waren bei ihren Horsten, doeh keines hatte sieh zum Legen angesehickt.

Aquila naevia briitete gleichfalls nieht so zahlreieh, als sonst. In einem Horste hnd ieh neben einem grossen aueh ein Spulei.

Pandion halia~tos hatte seine alten Horste wieder bezogen. In den ersten Tagen des Mai erhieit ieh die ersten Eier.

Circa~tos gaUicus hatte am 16. Mai ein angebrtitetes El. Ausser diesem Paare sollen im Ablbeeker und Stolzenburger Reviere noeh zwei Paare gebrtitet haben; ieh konnte reich jedoeh yon der Aeehtheit der Eier, die sieh jetzt im Besitze des Naturalienh~indlers Keitel hierselbst beflnden, noeh nieht iiberzeugen, und Eier auf die alleinige Anssage der Kletterer hin zu bestimmen, seheint mir immerhin doeh ein ge- wagtes Ding. Das yon mir gesammelte Ei babe ieh der Eiersammlung des zoologisehen Museums zu Berlin tiberlassen.

Von Falco peregrinus waren die alten Paare wieder ersehieneu und batten in ihre friiheren Horste gelegt. Die ersten Eier bekam ich am 20. Mfirz, die letzten Anfangs Mai.

Desgleiehen fund sieh Falco tinnunculus aueh dieses Jahr wieder in vielen, subbuteo in einzelnen Paaren vor.

Buteo vulgaris briitete nieht so h~iufig als sonst; den ersten fand ieh am 3. April mit 4 klaren Eiern.

Ungleich hiiufiger war Milvus regalis, yon der ich gleiehfalis ein Gelege yon 4 Eiern erhielt.

Milvus ater wieder nur in einzelnen Paaren. Pernis apivorus butte Anfangs Juni Eier. Astur palumbarius nnd nisus in gewohnter Zahl. Strix aluco brtitete sehon am 3. April in einer hohlen Eiehe auf

5 sehr stark bebrtiteten Eiern. Strix brachyotus fand ieh Mitre Mai mit 6 angebriiteten Eiern. Strix bubo hatte am 30. Miirz 2 bebriitete Eier, ungefiihr 8 Tage

spiiter lag in demselben ltorste ein drittes klares El.