Upload
christian-oehr
View
215
Download
3
Embed Size (px)
Citation preview
3Vakuum in Forschung und Praxis 20 (2008) Nr. 4© 2008 WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim
VIP Editorial
3
VIP Editorial
Sehr geehrte VIP-Leserin, sehr geehrter VIP-Leser,
Es ist wieder soweit: Am 15. September
öffnen sich am Fuße der Zugspitze in
Garmisch Partenkirchen zum 11. Mal die
Tore zur Konferenz „plasmaunterstützter
Oberflächentechnik“ (Plasma Surface
Engineering, PSE). Seit Ihrem Beginn
zeichnet sich diese Tagung durch ein
stabiles Wachstum aus und beginnt mit
ca. 700 Teilnehmern allmählich die Mög-
lichkeiten des Tagungsorts zu sprengen.
Eine Woche lang treffen sich Spezialisten
mit Beiträgen zu sämtlichen Fragen der
Oberflächentechnik, zu denen Plasmen
etwas bieten können, und das sind nicht
wenige. Einmal mehr wird demonstriert
werden, dass die Möglichkeiten, mit
Plasmen Oberflächen zu bearbeiten sehr
vielfältig sind und sich ständig erweitern.
In vielen Anwendungsbereichen können
mit Hilfe von Plasmen neue oder verbes-
serte Produkte hergestellt werden. Sei es
bei der Erzeugung von Hartstoff- und an-
deren Schutzschichten auf metallischen
Werkstoffen, aber auch auf Kunststoffen
und selbst auf Naturstoffen finden Plas-
men Anwendungen.
Betrachten wir die so genannte High-
tech-Strategie der Bundesregierung, so
sind darin 17 Zukunftsfelder genannt,
in denen man zukünftig eine Spitzen-
position mit neuen Produkten belegen
möchte: Gesundheitsforschung und
Medizintechnik, Sicherheitstechnologien,
Pflanzen, Energietechnologien, Klima-
und Umwelttechnologie, Informations-
und Kommunikationstechnologien,
Fahrzeug- und Verkehrstechnologien,
Luftfahrt, Raumfahrt, Maritime Techno-
logien, Dienstleistungen, Nanotechnolo-
gie, Biotechnologie, Mikrosystemtechnik,
Optische Technologien, Werkstofftechno-
logie, Produktionstechnologien. Allein
in 14 dieser Zukunftsfelder spielt die
Plasmatechnik eine Rolle, in einigen
sogar eine entscheidende, etwa in der
Nanotechnologie und bei den optischen
Technologien (siehe in diesem Heft).
Aber auch in der Medizintechnik, der
Mikrosystemtechnik und verschiedenen
anderen Feldern werden mit Plasmatech-
nik entscheidende Fortschritte erreicht.
Man spricht mit Fug und Recht von einer
Schlüsseltechnologie. Soll heißen, will
man die genannten Zukunftsfelder beset-
zen, hat man mit der Plasmatechnik den
Schlüssel dazu in der Hand. So finden
sich diese Zukunftsfelder auch in den
Titeln der einzelnen Teilveranstaltungen
wieder. Die Themen sind weit gespannt
von der Medizintechnik über tribolo-
gische Anwendungen, Barrieren für die
Verpackung bis zu Anwendungen in der
Photovoltaik. Aber nicht nur Schichten
werden erzeugt und Oberflächen modi-
fiziert, sondern auch neuartige Partikel
und beispielsweise neue Modifikationen
des Kohlenstoffs wie Nanotubes und
Graphen lassen sich herstellen und bear-
beiten.
Ohne weiter ins Schwärmen zu geraten
lässt sich voraussagen, dass auf der PSE
sicher weitere hier noch nicht genannte
Anwendungen diskutiert werden. Neben
der ungeheuren Vielzahl möglicher
Anwendungen ist ebenso beachtens-
wert, dass sich die Plasmatechnik ent-
sprechende diverser und divergierender
Anforderungen in eine Vielzahl von Ein-
zeltechniken ausgeformt hat und auch
weiter entwickelt. Neben den fast schon
traditionellen Niederdrucktechniken,
haben sich Atmosphärendruckplasmen
entwickelt. Die Verfahren werden nach
Bedarf hochskaliert zu Großflächenbe-
schichtung aber auch runterskaliert zu
Mikroplasmen, sie werden beschichtend
eingesetzt (Schutzschichten, Barrieren)
oder nach Bedarf abtragend (Sterili-
sation, Ätzen) oder beide Wirkungen
(Beschichtung und Abtrag) werden in
einem Prozess kombiniert (Sputtern).
Selbst diese vielleicht älteste Plasmatech-
nik, das Sputtern entwickelt sich ständig
weiter (z.B. HIPIMS).
Neben dem Hype in der Medizin-
technik und bei der Abscheidung und
Bearbeitung von Kohlenstoff sowie der
Nutzung der „staubigen Plasmen“ zur
Herstellung von Nanopartikeln kündi-
gen sich am Horizont weitere Themen
wie Plasmamedizin und Unterwasser-
plasmen an. Beide haben es noch nicht
zu einem „session title“ gebracht, aber
das kann ja noch kommen in zwei Jahren
bei der nächsten PSE. Abschließend soll
nicht unerwähnt bleiben, dass jeder der
von den Themen angeregt ist, sich auch
gleich vor Ort das nötige Equipment
anschauen kann, um dann die Anre-
gungen umsetzen zu können. Sollten
sich weitere Fragen ergeben, so besteht
schon im nächsten Jahr die Möglichkeit
auf der anderen großen internationalen
Tagung zum Thema (International Sym-
posium on Plasmachemistry, ISPC) in
Bochum die Inhalte zu vertiefen.
In diesem Sinne wünsche ich allen Teil-
nehmern und Gästen (aus insgesamt 41
Ländern) eine spannende Tagung.
Christian OehrFraunhofer-IGB, Stuttgart
Wir sehen uns – in Garmisch Partenkirchen
Dr. Christian Oehr,Fraunhofer-IGB Stuttgart