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7o. sa,d. I 315 Oktober 1935.J ~I. Cremer, Wirkung der Schwefligen S~ure. betragen. Aus unseren gersuehsergebnissen geht hervor, dag die Methode shIntlichen Ansprtichen, die man an ein Standardverfahren stellen mug, gentigt. Itervorzuheben ist der geringe Verbraueh an Chemikalien, Geri~ten und Zeit. Innerha]b eines Tages kann mit Leiehtigkeit eine ganze Reihe yon Arsenbestimmungen zu Ende gefahrt werden 1). In tiefer Dankbarkeit gedenken wir unseres so plOtzlieh dahingesehiedenen Chefs, Herrn Prof. Dr. Carl yon der Heide, der sein reiches Wissen und seine grol~e Er- fahrung uns stets gem zur gerfagung stellte. Zusammenfassung. 1. Das yon arts ausgearbeitete Mikroverfahren zur Bestimmung des Arsens im Wein und Most beruht auf tier Abtrennung des Arsens dutch Destillation als Trichlorid and dessert Uberf~hrung in Arsensi~ure. Diese wird naeh Zinzadse eolorimetriert. 2. Die gesehilderte Methode l~fit sieh aueh far Reihenbestimmungen yon Arsen in Lebensmitteln and anderen Materialien verwenden. 3. Die Genauigkeit tier eolorimetrisehen Arsenbestimmung naeh Zin z a d s e konnte far Arsenwerte yon 0,01--0,05 mg erheblieh gesteigert werden. 4. Wit mSehten unsere Methode als amtliches Verfahren zur Arsenbestimmung in Wein und Most vorsehlagen. 1) Far Laboratorien, die keine besonderen chemisehen Einriehtungen besitzen, dtirfte der Hinweis angenehm sein, dal3 die Firma Sehering-Kahlbaum in Berlin das fertige Molybdan- reagens naeh Zinzadse liefert. Wirkung der Schwefligen S~iure auf die bactericide F~ihigkeit des Blutes. Von Dr. H. Cremer in K(51n. [s am 12. Juli 1935.] Die Fi~higkeit des Blutes, Bt~kterien abzutbten, wird als Ausdruck der allgemeinen Widerstandskraft des Organismus betrachtet. Die bactericide Kraft des Blutes unter- liegt bei den versehiedenen menschlichen Individuen gewissen Sehwankungen. So steigt die staphylokokkenfeindliehe Kraft des Blutes wi~hrend der Schwangersehaft an and sehwindet unter der Geburt. Auf diesen Vorgang di~rfte auch die hohe Empfi~ngliehkeit der W0ehnerin far bakterieIle Infektionen zarttekzufahren sein (G e 1l e r, Whitt ak e r u.a.). Beim Manne ist die BIutbaeterieidie konstant. Nur bei Ermttdungserseheinungen ist eine Einbuge festzustellen (Verdina, Geller, Prausnitz, Meissner). Die Blutbaeterieidie stellt einen aul3erordentlieh feinen Indicator dar, um die Wirkung gewisser Stoffe auf die Resistenz des Gesamtorganismus zu prafen. Die quan- titative Messung der Widerstandskraft des lebenden 0rganismus erfolgt dureh das Wright'sehe Verfahren. Mit Hilfe dieses gerfahrens li~/~t sieh feststellen, daft die Widerstandskraft dureh augere Einwirkungen im Sinne einer ErhOhung wie aueh einer Erniedr]gung beeinflul3t werden kann. Sonnenlieht, Wi~rme, Ultraviolett-and RSntgen- Sehwaehbestrahlung erhShen die bactericide Kraft des Blutes (u Eidinow, Pfalz). Es wird angenommen, dag es sieh hier um eine sekundi~re Wirknng infolge 21"

Wirkung der Schwefligen Säure auf die bactericide Fähigkeit des Blutes

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Page 1: Wirkung der Schwefligen Säure auf die bactericide Fähigkeit des Blutes

7o. sa,d. I 315 Oktober 1935.J ~I. Cremer , Wirkung der Schwefligen S~ure.

betragen. Aus unseren gersuehsergebnissen geht hervor, dag die Methode shIntlichen Ansprtichen, die man an ein Standardverfahren stellen mug, gentigt. Itervorzuheben ist der geringe Verbraueh an Chemikalien, Geri~ten und Zeit. Innerha]b eines Tages kann mit Leiehtigkeit eine ganze Reihe yon Arsenbestimmungen zu Ende gefahrt werden 1).

In tiefer Dankbarkeit gedenken wir unseres so plOtzlieh dahingesehiedenen Chefs, Herrn Prof. Dr. C a r l yon der H e i d e , der sein reiches Wissen und seine grol~e Er- fahrung uns stets gem zur gerfagung stellte.

Z u s a m m e n f a s s u n g .

1. Das yon arts ausgearbeitete Mikroverfahren zur Bestimmung des Arsens im Wein und Most beruht auf tier Abtrennung des Arsens dutch Destillation als Trichlorid and dessert Uberf~hrung in Arsensi~ure. Diese wird naeh Z i n z a d s e eolorimetriert.

2. Die gesehilderte Methode l~fit sieh aueh far Reihenbestimmungen yon Arsen in Lebensmitteln and anderen Materialien verwenden.

3. Die Genauigkeit tier eolorimetrisehen Arsenbestimmung naeh Zin z a d s e konnte far Arsenwerte yon 0,01--0,05 mg erheblieh gesteigert werden.

4. Wit mSehten unsere Methode als amtliches Verfahren zur Arsenbestimmung in Wein und Most vorsehlagen.

1) Far Laboratorien, die keine besonderen chemisehen Einriehtungen besitzen, dtirfte der Hinweis angenehm sein, dal3 die Firma Sehering-Kahlbaum in Berlin das fertige Molybdan- reagens naeh Z i n z a d s e liefert.

Wirkung der Schwefligen S~iure auf die bactericide F~ihigkeit des Blutes.

Von

Dr. H. Cremer in K(51n.

[s am 12. Juli 1935.]

Die Fi~higkeit des Blutes, Bt~kterien abzutbten, wird als Ausdruck der allgemeinen Widerstandskraft des Organismus betrachtet. Die bactericide Kraft des Blutes unter- liegt bei den versehiedenen menschlichen Individuen gewissen Sehwankungen. So steigt die staphylokokkenfeindliehe Kraft des Blutes wi~hrend der Schwangersehaft an and sehwindet unter der Geburt. Auf diesen Vorgang di~rfte auch die hohe Empfi~ngliehkeit der W0ehnerin far bakterieIle Infektionen zarttekzufahren sein (G e 1 l e r, W h i t t ak e r u.a.). Beim Manne ist die BIutbaeterieidie konstant. Nur bei Ermttdungserseheinungen ist eine Einbuge festzustellen ( V e r d i n a , G e l l e r , P r a u s n i t z , Me i s sne r ) .

Die Blutbaeterieidie stellt einen aul3erordentlieh feinen Indicator dar, um die Wirkung gewisser Stoffe auf die Resistenz des Gesamtorganismus zu prafen. Die quan- titative Messung der Widerstandskraft des lebenden 0rganismus erfolgt dureh das Wright ' sehe Verfahren. Mit Hilfe dieses gerfahrens li~/~t sieh feststellen, daft die Widerstandskraft dureh augere Einwirkungen im Sinne einer ErhOhung wie aueh einer Erniedr]gung beeinflul3t werden kann. Sonnenlieht, Wi~rme, Ultraviolett-and RSntgen- Sehwaehbestrahlung erhShen die bactericide Kraft des Blutes ( u E i d i n o w , Pfalz) . Es wird angenommen, dag es sieh hier um eine sekundi~re Wirknng infolge

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~ 6 ~I. C r e m e r~ [Zeitscht. f. Un~ersuchunff [ der Lebensmittel.

der durch die Bestrahlung ausgelOsten Zellzerfallsprodukte handelt. Diese indirekten Strahlenwirkungen reihen sich also den ProteinkSrperwirkungen an. Aderl~sse ver- bessern ebenfalls die keirafeindliche Kraft des Blutes. Auch Hurnstoff ft~hrt in schw~eheren Konzentrationen eine Steigerung der Blutbactericidie herbei, wghrend :st~rkere Konzentrationen das Gegeuteil bewirken. Durch Einspritzungen verschieden- artiger Stoffe, z.B. yon Calciuralactat, Magnesiurasulfat, Cholin, Metallsalzen usw., erlangt das Blur eine mehr oder weniger verst~rkte F~higkeit, Bacillen abzutSten (P f a n n e n s t i e 1). Lang anhaltende Verbessernugen der keimfeindlichen Kraft des Blutes sind auf aliraent~rera Wage raSglich. So gelang es u. a. t t o l s e n und P f a n n e n s t i e l durch Einverleibung ,:on Vitamin D, D und B sowie C beira Kaninchen eine infolge vitarainarraer Kost herabgesetzte Blutbactericidie ura das Doppelte bis Dreifache zu steigern. Dagegen wirken ~berdosiernngen yon Vitarain D schgdigend auf die bac- tericide Kraft des Blares.

E x p e r i r a e n t e l l e s .

M e t h o de: Zur Erraittelung der Staphylokokken and Streptokokken feindlichen Kraft. des Blutes haben W r i g h t und seine Mitarbeiter ira Jahre 1923 exakte quan- titative Methoden geschaffen. Das Wright ' sche Verfahren hat sich bei zahlreichen .Nachpriifungen hervorragend bew~hrt ( P f a n n e n s t i e l , P f a l z , H o l s e n , M e i s s n e r u.a.). Es sind bei der Durchfahrung des Verfahrens, das a.n sich den Vorzug der Einfachheit und Billigkeit aufweist, zahlreiche EinzelraaBnabraen zu berticksichtigen. Bei den nachfolgenden Versuchen wurde die yon I t o l s e n und P f a l z beschriebene Technik beachtet. Es ist nicht ra~glich, in vorliegender Arbeit auf die Einzelheiten einzugehen; ieh verweise dieserhalb attf die einschl~gige Literatur. Zum besseren Ver- st~ndnis des Ganges der Versuehe sollen jedoch einige Bemerkungen geraacht werden.

Man nimrat zu solchen Versuchen Kaninchen und Meerschweinchen, well bei diesen Tieren die Tagesschwankungen tier Blutbactericidie sehr gering sind.

P r i n z i p der M e t h o d e : Defibriniertes Blut wird rait einer Aufschweraraung h~rao- lytischer Staphylokokken geraischt. Dann l ~ t man das Geraisch in capillare Kararaern einlanfen. G]eichzeitig werden zur Kontrolle Ag~rplatten rait den gleichen Kokken- verdiinnungen besehickt. Die waagerecht fixierten Blutkararaern werden dann in waage- rechter Lage 24 Stunden zura Bebriiten gebracht. Ebenso Yerf~hrt man rait den Kontroll- Agarplatten. Nach 24st~ndiger Bebrittung entwickeln sich in den Blutkaramern Staphylo- kokken-Einzelkolonien rait deutlichen h~raolytischen HOfen. Die Blutkararaern werden dann ausgez~hlt, ebenso die Kolonien auf den Agarplatten. Aus dem Verh~ltnis der ira Agar aufgegangenen zu der Zahl tier in den Blutkamraern gewachsenen Kolonien ]~l~t sich der bactericide Index errechnen. B e i s p i e l : Sind in der Agarplatte 300 and in den Blutkararaern 1~50 Kolonien gez~hlt worden, so ergibt sich ein bactericider Index yon 2 (300: 150).

Bei der Wright ' schen Methode bleiben etwa wirksarae Leukocyten oder Leukocyten- stoffe im Blute erhalten. Das Verfahren entspricht, sofern man yon der Defibrinierung absieht, weitgehend den natiirlichen Verh~ltnissen ira lebenden Organisraus.

V e r s u c h e mi t S c h w e f l i g e r S~ure .

Die Wirkung yon Konservierungsraitteln auf die bactericide Kraft des Blutes wurde bisher nur rait den Estern der p-0xybenzoes~ure (• ~ipasol, iNipacombin)

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70. Band. ] Wirkung der Schwefligen S/iure. 317 Oktober 1935.J

versuchtl). Nach diesen Versuchen ilben die Ester der p-0xybenzoesaure keinen schhdigenden Einflu$ auf die Blutbactericidie aus. Zu weiteren Versuchen wurde die Schweflige S~ure herangezogen.

Die Versuchstiere erhielten normales Futter und wurden vor Beginn der Versuche lhngere Zeit beobachtet. Desgleichen wurde der bactericide Index regelm~t~ig festgestellt. Es konnten vor Beginn der Versuche folgende Indexwerte ermittelt werden:

Tier: Nr. 4 5 6 8 14 15 Bactericider Index: 3,05 2,87 2,95 3,12 2,72 2,40

Nun begann die Zuftitterung yon Schwefliger Shure. Jedem Tier wurde taglich 0,03 ccm Schweflige Saute ( = 3 nag SOs) in 20 cem M~hrensaft verabreicht. Der MOhren- salt enthielt s0mit 0,015% S02. Die Tiere vertrugen diese Zuftitterung gut. Die Kontrolltiere erhielten die gleiche Menge MOhrensaft.

l~ach 110 Tagen ergaben sich bei den mit Schwefliger Saure behandelten u suchstieren folgende Indexwerte:

Tier: Nr. 4 5 6 8 14 15 Bactericider Index: 1,65 1,72 1,39 1,80 tot 1,62

Es kam bei allen Tieren zu einem ganz erheblichen Absinken der Indexwerte. Desgleichen war ein Gewichtsstillstand eingetreten. Bei den Kontrolltieren hatte sich die ]~lutbacterieidie nur unwesentlich bezw. gar nicht gehndert. Die Kontrolltiere zeigten eine danernde Gewichtszunahme. Es wird ausdracklich darauf hingewiesen, dab das den Versuchs- und Kontrolltieren verabreichte Grundfutter (Normalkost) gleich war.

Z u s a m m e n f a s s u n g .

Eine lhnger andauernde Zufuhr yon sehr geringen Mengen Schwef]iger Shure bewirkt beim Kaninchen eine starke Sch~digung der bactericiden Kraft des ]3lutes gegen- fiber Staphylokokken. Wenn man die keimfeindliche Kraft des Blutes als Ausdruck der allgemeinen Resistenz betrachtet, so wird die durch eine lhngere Zufuhr selbst yon geringen Mengen Schwefliger Shure erheblich geschhdigt. Dagegen unterbleibt eine Sch~digung der Blutbactericidie bei lhngerer Zufuhr der p-0xybenzoesaure (l~ipasol, lqipagin, Iqipakombin) selbst bei Zufnhr yon weit grf$eren Mengen, wie die fraheren Versuche zeigten.

Uber weitere, toxische Wirkungen der Schwefligen Shure wird noch berichs werden.

L i t e r a t u r . A l s t o n Amer . . . . Journ exper Path 19~8~, 9, 300. - - E i d i n o w : Zentralbl. Bakteriol. I,

1926, 82, 264. - - G ell er : Arch. Gyn/~k. 1928, 134, 149. - - H o 1 sen : Zeitschr. Vitaminf. 1932, 1, 3. - - M e i s s n e r , G.: Zentralbl. Bakteriol. I, 0rg. 1928, 106, 210. - - P f a n n e n s t i e l : Zeitschr. Imm.-Forsch. 1928, 85, 389. - - P f a n n e n s t i e l und J u s a t z : Zeitschr. exper. 5Ied. 1933, 90, 540. - - Scho l z : Klin. Wochschr. 1931, 1569. -- V e r d i n a : Brit. Journ. of. exp. pathol. 1926, 7, 368. - - W r i g h t - C o l e b r o o k - S t o r e r : Lancet 1923, 24, 365, 417, 473.

1) Diese Zeifschrift 1935, 70, 136.