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Workshop
Metaphern der Gewalt vor und nach 9/11 -
Konzeptualisierungen von Terrorismus in den Medien
Der internationale islamistische Terrorismus ist seit den Anschlägen vom 11. September
2001 in den USA und diverser Folgeanschläge weltweit bis heute eines der brisantesten,
kontrovers diskutierten Themen, das die massenmediale Berichterstattung immer
wieder beherrscht.
In diesem Workshop sollen Fragen diskutiert werden, die das Verhältnis von Sprache,
Kognition und Emotion bei der massenmedialen Berichterstattung über Terrorismus
betreffen. Aktuelle Ergebnisse der Kognitiven Medienlinguistik sollen mit Erkennt-
nissen aus verschiedenen Disziplinen der Terrorismus- und Gewaltforschung in ein
produktives Verhältnis gesetzt werden. Dabei sind Fragen zu diskutieren wie: Inwie-
fern hat sich das Konzept von (terroristischer) Gewalt geschichtlich verändert? Wie
wurde und wird Terrorismus im massenmedialen Diskurs sprachlich dargestellt, z.B.
mittels Metaphern? Welche Vorstellungen werden dabei vermittelt? Entspricht die
Darstellung in den Massenmedien den Erkenntnissen der Terrorismusforschung? Wie
ist das Emotionspotenzial massenmedialer Texte zum Terrorismus zu beschreiben?
Der Workshop ist interdisziplinär konzipiert, damit ein inspirierender Dialog zwischen
Vertreter(inne)n aus Linguistik, Psychologie, Politik-, Kommunikations- und Medien-
wissenschaft entsteht.
Dieser Workshop findet im Rahmen des von der DFG geförderten Projektes „Aktuelle
Konzeptualisierungen von Terrorismus – expliziert am Metapherngebrau h im öffent-
li hen Diskurs na h dem 11. September 2001“ statt.
Referenten (in alphabetischer Reihenfolge):
Matthias Becker, M.A. (Technische Universität Berlin)
Prof. Dr. Wolfgang Frindte (Universität Jena)
Prof. Dr. Heidrun Kämper (IDS Mannheim)
Dr. Susanne Kirchhoff (Universität Salzburg)
Prof. Dr. Wolf-Andreas Liebert (Universität Koblenz-Landau)
Prof. Dr. Andreas Musolff (University of East Anglia)
Prof. Dr. Michael Nagel (Institut Deutsche Presseforschung, Universität Bremen)
Prof. Dr. Monika Schwarz-Friesel (Technische Universität Berlin)
Dr. Martin Steinseifer (Universität Gießen)
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Programm
08.30 – 09.00 Registrierung
09.15 – 09.30 Begrüßung und Einführung
Monika Schwarz-Friesel (Berlin)
09.30 – 10.15 „Aktuelle Konzeptualisierungen von Terrorismus“
Monika Schwarz-Friesel, Jan-Henning Kromminga,
Helge Skirl (Berlin)
10.15 – 11.00 „Krieg mit Metaphern. Mediendiskurse über 9/11 und den
War on Terror“
Susanne Kirchhoff (Salzburg)
11.00 – 11.15 Kaffeepause
11.15 – 12.15 „Konzepte der Gewalt im Wandel der Zeit – eine
diskurshistorische Perspektive“ – Kurzvorträge und
Plenumsdiskussion mit Heidrun Kämper (Mannheim),
Michael Nagel (Bremen), Martin Steinseifer (Gießen)
12.15 – 13.30 Mittagessen
13.30 – 14.15 „Kriegsmetaphern im Terrorismusdiskurs – eine irreführende
Konzeptualisierungsstrategie?“
Andreas Musolff (East Anglia)
14.15 – 15.00 „Gewaltmetaphern im französischen Präsidentschaftswahlkampf”
Matthias Becker (Berlin)
15.00 – 15.15 Kaffeepause
15.15 – 16.00 „Mediale Terrorberichterstattung und deren Interpretation vor
und nach 9/11“
Wolfgang Frindte (Jena)
16.00 – 16.45 „Die Rezeption der Reaktion Karlheinz Stockhausens auf die
Anschläge vom 11.9.2001“
Wolf-Andreas Liebert (Koblenz)
16.45 – 17.15 Abschlussdiskussion und Verabschiedung
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Abstracts und Kurzvitae
Matthias Becker
(Fachgebiet Allgemeine Linguistik, Technische Universität Berlin)
Gewaltmetaphern im französischen Präsidentschaftswahlkampf
Frankreichs Regierungspartei unter der Wirkung eines Rechtsrucks in Europa?
Die Verwendung von Gewaltmetaphorik der UMP im französischen Präsidentschafts-
wahlkampf 2012 und ihre Orientierung am rechtsextremen FN.
Im Rahmen dieses Vortrags soll ein knapper Überblick über die Ergebnisse einer Studien-
abschlussarbeit zu Gewaltmetaphern im politischen Kontext gegeben werden. Die Unter-
suchung basiert auf polito- und kognitionslinguistischen Ansätzen, welche Sprache als
wirklichkeitskonstituierend verstehen.
Anhand der im Rahmen des Präsidentschaftswahlkampfes 2012 vorkommenden Erklä-
rungen der Parteien Union pour un mouvement populaire (UMP) und Front national (FN)
sollte die hinter metaphorischen Darstellungsweisen liegenden Konzeptualisierungen zu
den Themen Immigration und Immigrationspolitik aufgedeckt und ggf. Parallelen in den
Einstellungen der Parteien nachvollzogen werden.
Das Vorgehen der Analyse orientiert sich strukturell an den Ursprungsbereichen der do-
minanten Metaphern(-komplexe) in den Verlautbarungen und demonstriert durch die
Beschreibung daran anschließender Szenarien mitsamt ihrer persuasiven, emotiven sowie
Implikaturpotenziale (gegenüber den Rezipient(inn)en) die Einstellungen und Intentionen
der jeweiligen Textproduzent(inn)en.
Ziel dieser Ausarbeitung soll u. a. sein, den Einfluss von Sprache auf die Wahrnehmung
von Wirklichkeit unter Hinzunahme qualitativer Methoden zu verdeutlichen. Gerade
durch Äußerungen auf der Ebene politischer Macht werden Einstellungen in der Gesell-
schaft vorgezeichnet. Somit soll diese Ausarbeitung als ein weiterer Impuls für die Er-
forschung des politischen Klimas in Europa gelten und auf Gefahrenpotenziale in
unterschwellig wirksamen Äußerungen aufmerksam machen.
Literatur:
Girnth, Heiko (2002). Sprache und Sprachverwendung in der Politik. Eine Einführung in die linguistische Analyse öffentlich-politischer Kommunikation. Tübingen: Max Niemeyer.
Kirchhoff, Susanne (2010). Krieg mit Metaphern. Mediendiskurse über 9/11 und den
‘War of Terror’. Bielefeld: Transcript.
Musolff, Andreas (2011). Migration, media and “deliberate” metaphors. Metaphorik. de, 7-19.
http://www.metaphorik.de/21/musolff.pdf [Zugriff: 25.04.2012].
Schwarz, Monika (2008). Einführung in die Kognitive Linguistik. Tübingen: Francke.
Schwarz-Friesel, Monika (2007). Sprache und Emotion. Tübingen: Francke.
Matthias J. Becker absolvierte an der Freien Universität Berlin sein Studium der Franzö-
sischen Philologie und Philosophie und bereitet zur Zeit sein Promotionsvorhaben vor. Schwer-
punkt seines Interesses ist die kognitionslinguistische Analyse der Sprachverwendung, insbe-
sondere des Metapherngebrauchs, im politischen Kontext. Seit April 2012 ist er zudem im
Lehrbetrieb des Instituts für Linguistik der Technischen Universität Berlin tätig.
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Abstracts und Kurzvitae
Wolfgang Frindte
(Institut für Kommunikationswissenschaft, Friedrich-Schiller-Universität Jena)
Mediale Terrorberichterstattung und deren Interpretation vor und nach 9/11
„Weltkrieg“, „Wendepunkt“, „Zeitenwende“? Hat der 11. September 2001 die Welt
verändert und wenn ja, wie haben die Medien und die Mediennutzer darauf reagiert?
Bereits 1975 sprach Brian Jenkins vom „Theater of Terror“, um den Terrorismus als
Kommunikationsstrategie, die der medialen Verbreitung bedarf, zu charakterisieren.
Vor dem Hintergrund von 9/11 haben Tsfati und Weimann, Peter Waldmann und viele
andere diese Metapher zum Ausgangspunkt elaborierter Forschungsansätze gemacht,
um den Zusammenhang zwischen internationalem Terrorismus und medialer Bericht-
erstattung zu analysieren und zu erklären.
Dieser Zusammenhang steht auch im Mittelpunkt dieses Beitrages. Die Perspektive,
die dabei eingenommen wird, ist eine kommunikations- und medienpsychologische.
Gefragt wird zunächst, ob und inwiefern die wissenschaftliche Gemeinschaft, der sich
die Autoren zugehörig fühlen, auf den 11. September reagiert hat und zu welchen
Einsichten sie dabei gekommen ist. Anschließend wird auf der Grundlage eigener
Ergebnisse versucht, Antworten auf die Fragen zu finden, welche Rolle die Verbrei-
tungsmedien in der Konstruktion des Terrorismus spielen und wie potentielle Medien-
nutzer diese Konstruktionen interpretieren. Den Befunden liegen inhaltsanalytische
Auswertungen der Fernsehnachrichten von ARD, ZDF, RTL, SAT1 (Aufzeichnung von
1145 TV-Nachrichten über zwei Jahre), qualitative Interviews und Panelbefragungen zu
drei Erhebungszeitpunkten von ausgewählten deutschen Erwachsenen zugrunde.
Wolfgang Frindte ist Psychologe und Kommunikationswissenschaftler. Seit 2008 leitet er
die Abteilung Kommunikationspsychologie am Institut für Kommunikationswissenschaft an
der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Überdies ist er wissenschaftlicher Leiter des Studien-
ganges „Human Communication“ an der Dresden International University. Seine Forschungs-
schwerpunkte sind makro-sozialer Stress und Terrorismusforschung, interpersonale Kommu-
nikation, digitale Medien und Gewalt, interkulturelle Kommunikation, Antisemitismus und
Fremdenfeindlichkeit. In den letzten drei Jahren konzentrierte sich die drittmittelgestützte
Forschung auf das Verhältnis von medialer Konstruktion und individueller Interpretation des
Terrorismus und auf die Untersuchung von Lebenswelten junger Muslime in Deutschland.
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Abstracts und Kurzvitae
Susanne Kirchhoff (Fachbereich Kommunikationswissenschaft, Universität Salzburg)
Krieg mit Metaphern. Mediendiskurse über 9/11 und den „War on Terror“
In demokratischen Gesellschaften muss politisches Handeln im öffentlichen Diskurs legi-
timiert werden. Medien erfüllen dabei als Foren und Akteure politischer Kommunikation
eine zentrale Funktion. In diesem Beitrag möchte ich zum einen Ergebnisse aus meiner
2008 abgeschlossenen Dissertation präsentieren, die sich mit medialen Prozessen der
Legitimierung und Delegitimierung von Kriegen am Beispiel der Berichterstattung der
Nachrichtenmagazine Focus und Der Spiegel über die Anschläge vom 11. September 2001
und die nachfolgenden Kriege in Afghanistan und im Irak beschäftigte. Zum anderen
werden diese Befunde um aktuelle Erkenntnisse aus einer derzeit laufenden Analyse der
Berichterstattung zum zehnten Jahrestag der Anschläge ergänzt.
Die Basis beider Untersuchungen bildet ein diskursanalytisches Forschungsdesign, das die
Analyse kognitiver metaphorischer Konzepte als Ausdruck der diskursiven Praxis in
Texten in den Mittelpunkt stellt.1 Metaphern treffen eine Aussage über den Stellenwert,
der einem Ereignis, Gegenstand etc. beigemessen wird, und damit über die Bedeutungs-
konstruktion in gesellschaftlichen Diskursen. Der Gebrauch von Metaphern verweist also
auf die Verschränkung individueller Konstruktionen und kollektiver diskursiver Praktiken.
Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es zu zeigen, wie Metaphern Deutungsrahmen zur
Verfügung stellen, mit denen sich 9/11 und die nachfolgenden Kriege verstehen, in den
eigenen Erfahrungshorizont einordnen und bewerten lassen. Metaphorische Konzepte tra-
gen zur De/Legitimierung von Kriegen bei, indem sie ihre Benutzerinnen und Benutzer zu
dem Ereignis positionieren und Handlungsoptionen nahe legen. Im Kontext der unter-
suchten Kriege konnten die Nachrichtenmagazine so eine eigene Identität in Abgrenzung
sowohl zu den USA als auch zur arabisch-islamischen Welt konstruieren.
1 Insbesondere unter Rückgriff auf:
George Lakoff & Mark Johnson: Metaphors we live by. Chicago; London: The University of Chicago Press,
2003.
Rudolf Schmitt: Methode und Subjektivität in der Systematischen Metaphernanalyse. Forum Qualitative
Sozialforschung 4 (3) 2003.
Rainer Hülsse: Sprache ist mehr als Argumentation. Zur wirklichkeitskonstituierenden Rolle von
Metaphern. Zeitschrift für Internationale Beziehungen 10 (2) 2003, S. 211-246.
Norman Fairclough: Media Discourse. London: Arnold, 1995.
Susanne Kirchhoff ist als Kommunikationswissenschaftlerin in der Abteilung Journalistik des
Fachbereichs Kommunikationswissenschaft an der Universität Salzburg tätig. Ihre Forschungs-
schwerpunkte sind Journalismusforschung, Medien und Krieg und Metapherntheorien. 2010 ist
ihre Dissertation „Krieg mit Metaphern. Mediendiskurse über 9/11 und den 'War on Terror'“
erschienen. Zur Zeit arbeitet sie als Projektmitarbeiterin in einem Forschungsprojekt über den
Wandel des Journalismus in Österreich.
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Abstracts und Kurzvitae
Wolf-Andreas Liebert (Institut für Germanistik, Universität Koblenz-Landau)
Die Rezeption der Reaktion Karlheinz Stockhausens auf die Anschläge vom 11.9.2001
Wenige Tage nach den Anschlägen auf das World Trade Center am 11.9.2001 wurden
Teile einer Tonbandmitschrift eines Pressegesprächs mit dem Komponisten Karlheinz
Stockhausen veröffentlicht.
Darin betrachtet Stockhausen die Anschläge, die er offensichtlich noch nicht gesehen
hatte, als ein Kunstwerk Luzifers. Stockhausen hatte zu dieser Zeit ein eigenes symbo-
lisches Universum geschaffen, in dem die Figur des Luzifer eine zentrale Rolle spielte
(vgl. Engelbert 2011: 22ff).
Die Reaktionen der Öffentlichkeit machen deutlich, dass bestimmte emotionale Reak-
tionen, die erfolgen, aber auch Reaktionen, die nicht erfolgen – etwa unmittelbares
Entsetzen über die Anschläge – zum Ausschluss aus der Gesellschaft führen können.
So wurde Stockhausens Musik längere Zeit vom Spielplan abgesetzt. Seine Einlassung
wurde wiederum mit Metaphern des Wahnsinns gefasst, einer Metapher also, die auch
einen gängigen Herkunftsbereich für Terroristen im Allgemeinen darstellt.
Es sollen anhand der (nach wie vor unsicher belegten) Tonbandabschrift die Bezie-
hung zwischen Stockhausens Symbolsystem und seinen Äußerungen während des
Pressegesprächs am 16.9.2001 sowie die Reaktionen auf Stockhausen in der Öffent-
lichkeit analysiert werden. Ziel ist es, auf der Basis eines Konzepts von Metapher und
Emotion (vgl. Liebert 2000) Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen „verbo-
tenen“ Emotionen und Metaphern im Terrorismusdiskurs um 9/11 zu geben.
Literatur:
Engelbert, Arthur (2011): Global Images. Eine Studie zur Praxis der Bilder. Bielefeld: transcript.
Liebert, W.-A. (2000): Öko-Metaphorik. Mentale Modelle, Sprache, Emotion. In: Kals, Elisabeth; Platz,
Norbert; Wimmer, Rainer (Hrsg.): Emotionen in der Umweltdiskussion. Wiesbaden: Deutscher
Universitätsverlag, 2000, S. 59-88.
Wolf-Andreas Liebert (Jg. 59) ist Sprach- und Kulturwissenschaftler und arbeitet seit 2002
als Professor für Germanistische Linguistik an der Universität Koblenz-Landau, Campus Koblenz.
Seine Forschungsschwerpunkte sind Kulturwissenschaftliche Linguistik, insbesondere Wis-
senschaftssprache und ihre Popularisierung, Metapherntheorie sowie Kulturen selbstermäch-
tigter Religiosität.
Weitere Informationen unter: http://www.uni-koblenz.de/~liebert
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Abstracts und Kurzvitae
Andreas Musolff
(Fachgebiet Interkulturelle Linguistik, University of East Anglia, UK)
Kriegsmetaphern im Terrorismusdiskurs – eine irreführende Konzeptualisierungsstrategie?
Vom Beginn expliziter Begriffsbildungen und -debatten zum Thema „Terrorismus“ im
Kontext der Französischen Revolution bis ins 21. Jahrhundert ist die konzeptuelle und
praktische Nähe von Terrorismus und Krieg einerseits hervorgehoben, andererseits aber
auch emphatisch bestritten worden.
Angesichts dieser Kontroverse ist zunächst zu fragen, inwieweit es sich bei der Kate-
gorisierung von Terrorismus als Form von „Kriegführung“ um eine empirisch belegte
Beschreibung, inwieweit aber um eine figürliche Redeweise handelt. Darüber hinaus
soll diskutiert werden, ob die rhetorisch prominente Verwendung von Kriegsrhetorik
in vielen Terrorismusdebatten nicht eine konzeptuell grundlegendere und eventuell ge-
fährlichere Metapher verdeckt, nämlich das Bild vom politischen Akteur als Verkör-
perung eines absolut „souveränen“ Willens, der durch keine konstitutionellen oder so-
zialen Bedingtheiten in seiner „Kriegführung“ behindert wird.
Literatur:
Aitchison, Jean (2003). From Armageddon to war. The vocabulary of terrorism. In: Jean Aitchison and
Diana Lewis (eds.) (2003). New Media Language. London/New York: Routledge, 193-203.
Musolff, Andreas (1996). Krieg gegen die Öffentlichkeit. Terrorismus und politischer Sprachgebrauch.
Opladen: Westdeutscher Verlag.
Musolff, Andreas (2010). Metaphor, Nation and the Holocaust. London/New York: Routledge.
Skinner, Daniel and Rosa Squillacote (2010). New bodies: beyond illness, dirt, vermin and other metaphors
of terror. In: Urszula Okulska and Piotr Cap (eds.). Perspectives in Politics and Discourse. Amsterdam/Philadelphia: Benjamnis, 43-60.
Schmitt, Carl (2002). Der Begriff des Politischen. Mit einer Rede über das Zeitalter der Neutralisierungen
und Entpolitisierungen. (zuerst 1927/1932) Berlin: Duncker & Humblot.
Schmitt, Carl (2006). Theorie des Partisanen. Zwischenbemerkung zum Begriff des Politischen. (zuerst
1963). Berlin: Duncker & Humblot.
Andreas Musolff ist Sprach- und Kommunikationswissenschaftler und hat seit 2010 eine
Professur für das Fachgebiet Interkulturelle Linguistik an der University of East Anglia in Groß-
britannien inne. Zuvor lehrte er an der Aston University (Birmingham) und an der Durham
University. Seine Forschungsschwerpunkte sind Interkulturelle Pragmatik, Diskursgeschichte und
Metapherntheorie. Seine Monographien beinhalten u.a. Metaphor, Nation and Holocaust. The
Concept of the Body Politic (2010) und Krieg gegen die Öffentlichkeit. Terrorismus und
Politischer Sprachgebrauch (1996).
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Abstracts und Kurzvitae
Monika Schwarz-Friesel (Fachgebiet Allgemeine Linguistik, Technische Universität Berlin)
Aktuelle Konzeptualisierungen von Terrorismus
Im Vortrag sollen die bisherigen Ergebnisse des von der DFG geförderten Projekts
„Aktuelle Konzeptualisierungen von Terrorismus – expliziert am Metapherngebrauch
im öffentlichen Diskurs“ vorgestellt und erörtert werden.
Grundannahme unserer Arbeit ist, dass Metaphern eine herausragende Rolle bei der
Darstellung und Bewertung von Terrorismus spielen.
Empirische Basis ist ein umfangreiches Textkorpus zum islamistischen Terrorismus,
das rund 100.000 deutschsprachige Presseartikel verschiedener Publikationsmedien
aus einem Zeitraum von 1993 bis 2011 umfasst. Anhand von quantitativen und quali-
tativen Analysen wurden zahlreiche Metaphern, die das Phänomen des Terrorismus
verbalisieren, identifiziert und kognitionslinguistisch als Ausdruck spezifischer Kon-
zeptualisierungsmuster erklärt.
Als besonders dominant haben sich TERRORISMUS ALS KRANKHEIT(SERRE-
GER) (Virus, Krebs) und TERRORISMUS ALS UNGEHEUER (Hydra, Krake)
erwiesen. Metaphern mit den Ursprungsbereichen TIERE oder PFLANZEN tragen
ebenfalls häufig zur Konzeptualisierung von Terrorismus bei (terroristische Schlange;
Hornissentanz des Terrors; terroristische Tsetsefliege; [der Terrorismus] verdorrt;
weltweites Geflecht des islamischen Terrors). Auch wird Terrorismus oft als etwas
UNSICHTBARES, UNDURCHSICHTIGES oder auch als GESPENST konzeptua-
lisiert (Terror ist ein Gespenst; eine nebulöse Internationale; diabolische Unsichtbar-
keit der Drahtzieher).
Durch die Einbettung metaphorischer Konstruktionen in bestimmte Argumentations-
muster mit unterschiedlichem Emotionspotenzial wird das Gefühl für die Terrorismus-
Gefahr entweder relativiert oder intensiviert. Zudem konnten wir durch kontrastive
Analysen (zum Nahostkonflikt) feststellen, dass es z. T. zweierlei Bewertungsmaß-
stäbe für islamistischen Terrorismus gibt.
Monika Schwarz-Friesel ist Sprach- und Kognitionswissenschaftlerin und leitet seit 2010 als
Professorin das Fachgebiet Allgemeine Linguistik an der Technischen Universität Berlin. Von
2000–2010 lehrte sie als Universitätsprofessorin an der FSU Jena. Ihre Forschungsschwer-
punkte sind Kognitive Linguistik, insbesondere die Interaktion von Sprache, Kognition und
Emotion, Metapherntheorie und Verbaler Antisemitismus. Sie leitet zur Zeit zwei DFG-For-
schungsprojekte zu „Konzeptualisierungen von Terrorismus im massenmedialen Diskus nach
9/11“ und „Affektive Rhetorik der Verunsicherung“ sowie in Kooperation mit der Brandeis
University seit 2007 das Forschungsprojekt „aktueller Verbal-Antisemitismus in Deutschland“.
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Abstracts und Kurzvitae
Kurzvorträge zur Plenumsdiskussion
Heidrun Kämper
(Institut für Deutsche Sprache, Mannheim)
Der Beitrag fokussiert den Gewaltdiskurs der studentischen in der Auseinandersetzung
mit der intellektuellen Linken in den späten 1960er Jahren. Damit soll die selbstlegiti-
mierende, semantisch offene Gewaltkonzeption von Handelnden in die Diskussion ein-
geführt werden, zum andern soll mit der Einbeziehung der intellektuellen Linken, die
mit dem Vernunft-Konzept der Aufklärung ‚Gewalt‘ als illegitime Strategie politischen
Widerstands delegitimiert, die Agonalität des Gewaltdiskurses dokumentiert werden.
Heidrun Kämper ist Professorin an der Universität Mannheim und leitet am Institut für
Deutsche Sprache, Mannheim, den Arbeitsschwerpunkt ‚Sprachliche Umbrüche des 20. Jahr-
hunderts‘. Ihre Forschungsschwerpunkte sind u. a. Sprachgeschichte des 20. Jahrhunderts, Spra-
che und Politik, Diskursgeschichte und Lexikografie. Zur Zeit leitet sie das interdisziplinäre
Kooperationsprojekt ‚Demokratiegeschichte des 20. Jahrhunderts als Zäsurgeschichte‘.
Michael Nagel
(Institut Deutsche Presseforschung, Universität Bremen)
Von einem Terrorismus im heutigen Sinne kann man erst seit der Französischen Revo-
lution sprechen, aber mediale Darstellungen politisch motivierter, „irregulärer“ Gewalt
finden sich seit Beginn der gedruckten Presse (1605). Hier fallen sie, wie Stichproben
nahelegen, für das 17. und das frühe 18. Jhdt. stereotyp und knapp aus, relativ unpar-
teiisch – noch gibt es keine Meinungspresse – und unbeeindruckt vom Geschehen. Erst
im 19. Jhdt. kommt es zu dem bis heute andauernden Wechselspiel zwischen terroris-
tischer Gewaltausübung und einer spezifisch-komplementären, ausführlicheren medi-
alen Aufmerksamkeit, die der Tat ein bisher nicht gekanntes verstärkendes Echo gibt.
Anhand punktueller Beispiele wird versucht, die hier verwendete Begrifflichkeit und
die zeitgenössische Diskussion dazu nachzuzeichnen.
Michael Nagel, Prof. Dr. phil. habil (Neuere Deutsche Literaturwissenschaft), Mitarbeiter des
Forschungsinstitutes „Deutsche Presseforschung“ an der Universität Bremen, hier zuständig
für das Referat „Deutsch-jüdische Presse“. Forschung und Lehre vor allem in diesem Bereich
sowie zur allgemeinen Presse insbesondere des 18. Jhdts., zum Antisemitismus in der histo-
rischen deutschen Presse, zur deutschen Literatur insbesondere des 18. und 19. Jhdts., zur histo-
rischen Kinder- und Jugendliteratur, zum deutsch-jüdischen Kinder- und Jugendbuch seit der
Aufklärung, zur deutsch-jüdischen Bildung seit der Haskala, zu Kulturgeschichte und kommu-
nikativen Aspekten des mündlichen Erzählens.
10
Abstracts und Kurzvitae
Martin Steinseifer (Zentrum für Medien und Interaktivität, Justus-Liebig Universität Gießen)
Am Beispiel der RAF wird aufgezeigt, dass „Terrorismus“ nicht nur als eine Form der
Gewalt gegen Personen und Sachen, sondern zugleich als eine strategische Form kom-
munikativen Handelns und eine Serie von Medienereignissen zu verstehen ist. In den
Printmedien werden Bilder in der Zusammenstellung mit Texten ebenso verwendet,
um die Außeralltäglichkeit der Gewaltereignisse zu betonen, wie um diskursiven Deu-
tungen Evidenz zu verleihen.
Martin Steinseifer ist Sprach- und Kulturwissenschaftler und seit 2008 wissenschaftlicher
Mitarbeiter am Zentrum für Medien und Interaktivität der JLU Gießen. 2007 wurde er mit
einer Arbeit zu „’Terrorismus’ zwischen Ereignis und Diskurs. Zur Pragmatik von Text-Bild-
Zusammenstellungen in Printmedien der 1970er Jahre“ promoviert. Seine Forschungsschwer-
punkte sind Diskurslinguistik, Schreib- und Textproduktionsforschung, pragmatische Sprach-
theorie und Semiotik. Zur Zeit arbeitet er im Projekt „Schreib- und Textroutinen. Kultur-,
fach- und medienbezogene Perspektiven“ des LOEWE-Forschungsschwerpunkts „Kulturtech-
niken und ihre Medialisierung“.
Wegweiser für
die Mittagspause
Mensen und Cafeterien
Cafeteria TU
Hardenbergstraße
Hardenbergstraße 34
Hauptgebäude Ausgang Süd
Parkanlage durchqueren
mit Terrasse
Cafeteria TU Ernst-
Reuter-Platz
Straße des 17. Juni 152
Hauptgebäude Haupteingang
Straße überqueren
links Richtung Ernst-Reuter-
Platz
Cafeteria befindet sich im
Architekturgebäude (A)
Cafeteria TU "Skyline"
Ernst-Reuter-Platz 7
im TU-Telekom-Tower (TEL)
am Ernst-Reuter-Platz, 20.
Etage
Personalkantine der TU Berlin
Strasse des 17. Juni 136
Mathematikgebäude (MA)
9. Etage
direkt gegenüber vom
Hauptgebäude
Cafeteria im
Mathematikgebäude
(MA) (im Erdgeschoss, gleich
am Eingang), mit Terrasse
Café Nero –
Cafeteria in der VW-
Bibliothek
Fasanenstr. 88
Ecke Hertzallee
Hauptgebäude Ausgang Süd
Parkanlage durchqueren, dann
links abbiegen bis zur
Fasanenstraße (BIB),
Erdgeschoss, mit Terrasse
Cafe Hardenberg
Hardenbergstr. 10
gegenüber vom
Studentenwerk,
mit Terrasse
Schweinske Berlin-
Charlottenburg
Ernst-Reuter-Platz 3–5
am Ernst-Reuter-Platz
links vom TEL-Gebäude