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272 H. Kierdorf und U. Kierdorf lus capreolus Linne, 1758) nebst einigen Bemerkungen zu deren Genese und Terminologie. Z. Jagdwiss. 21, 89-105. SCHROEDER, H. E., 1983: Pathobiologie oraler Strukturen. Basel: Karger. STARCK, D., 1982: Vergleichende Anatomie der Wirbeltiere, Bd. 3. Berlin, Heidelberg, New York: Springer. WALLROTH, C., 1941: l]ber Zahnanomalien und pathologische Ver~inderungen am Kieferknochen bei Cerviden. Z. Jagdkunde 3, 1-21. III. NACHRICHTEN XVIII. Treffen des Internationalen Ringes der Jagdwissenschaftler in Krakau In der Zeit vom 23. bis 29. August 1987 trafen sich die Wildforscher aus mehr als 30 Nationen zu ihrem XVIII. Kongref~ in der Universit~it Krakau in Polen. Am 28. August 1987 ffihrte eine Exkursion in das Ojcowski-Naturschutzgebiet bei Krakau. Nach dem Kongret~ (30. August bis 2. September 1987) wurden gut vorbereitete und durchgeffihrte Exkursionen in die Nationalparke Tatry und Bieszczady und Bia/owieza geboten. Die Organisation des Kongresses lag in den H~inden von Dozent Dr. BOBEK. Der Sitzungsablauf schlot~ 3 Nachmittage mit Referaten und 3 Vormittage mit Poster- pr~isentationen ein, die sich auf insgesamt 20 bzw. 17 Bereiche bezogen. Kurzfassungen der Beitr~ige lagen zu Beginn des Kongresses vor, allerdings wurde eine Reihe von in das Programm aufgenommenen Referaten wegen Nichtteilnahme nicht vorgetragen. Relativ stark waren die Mitglieder der Gruppe Bundesrepublik Deutschland des Internationalen Ringes der Jagdwissenschaftler vertreten. Sie hielten 12 Vortr~ige und zeigten 12 Poster. Der Kongret~ fand bei sch6nem Sommerwetter statt und bot wegen der grof~en Zahl der Teilnehmer aus vielen L~indern ausgezeichnete Begegnungsm6glichkeiten. Hinsichtlich der vertretenen L~inder, u.a. auch zahlreiche aus Fernost, stellte er sicher das bisherige Maximum dar. Vorbereitung und Abwicklung des Kongresses waren f/Jr die Vertreter der L~inder Belgien, Bundesrepublik Deutschland, Deutsche Demokratische Republik, Frankreich, Niederlande, Osterreich, Portugal, Tschechoslowakei, Sowjetunion und Ungarn und dem Vertreter des Internationalen Jagdrates zur Erhaltung des Wildes Anlaf~, die nachstehende Resolution bei der Sitzung der Obm~inner zu verabschieden. 1. Der Internationale Ring der Jagdwissenschaftler best~itigt nochmals, daf~ die europ~ii- schen L~inder seinen geographischen Schwerpunkt bilden. Diese Regelung schlief~t weder die Teilnahme von Wissenschaftlern aus anderen Kontinenten noch die Organi- sation von Kongressen als Ausnahme auf~erhalb von Europa aus. 2. Gem~ii~ den Beschlfissen bei fr~iheren Kongressen, nochmals best~itigt bei dem XVI. Treffen 1983 in ~trbsk~ Pl~so und dem XVII. Treffen in Brfissel, werden Deutsch, Englisch, Franz6sisch und Russisch als Kongref~sprachen beibehalten. Diese Regelung beinhaltet, daf~ die Vortr~ige in einer dieser vier Sprachen zu halten sind und daf~ ein Simultanfibersetzungsdienst vom Gastland vorgesehen wird. Die Wiedergabe in den Proceedings erfolgt in einer der Kongref~sprachen mit einer englischen Zusammenfas- sung. 3. Ziel der Kongresse ist nicht, die Tagungen von Arbeitsgruppen zu f6rdern, wie zum Beispiel die Arbeitsgruppe ffir Jagdstatistik, sondern in zahlenm~it~ig begrenzten The- menbereichen Arbeitsergebnisse zu pr~isentieren und zu diskutieren.

XVIII. Treffen des Internationalen Ringes der Jagdwissenschaftler in Krakau

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272 H. Kierdorf und U. Kierdorf

lus capreolus Linne, 1758) nebst einigen Bemerkungen zu deren Genese und Terminologie. Z. Jagdwiss. 21, 89-105.

SCHROEDER, H. E., 1983: Pathobiologie oraler Strukturen. Basel: Karger. STARCK, D., 1982: Vergleichende Anatomie der Wirbeltiere, Bd. 3. Berlin, Heidelberg, New York:

Springer. WALLROTH, C., 1941: l]ber Zahnanomalien und pathologische Ver~inderungen am Kieferknochen bei

Cerviden. Z. Jagdkunde 3, 1-21.

III . N A C H R I C H T E N

XVIII . Treffen des In te rna t iona len Ringes der Jagdwissenschaft ler in Krakau

In der Zeit vom 23. bis 29. August 1987 trafen sich die Wildforscher aus mehr als 30 Nationen zu ihrem XVIII. Kongref~ in der Universit~it Krakau in Polen. Am 28. August 1987 ffihrte eine Exkursion in das Ojcowski-Naturschutzgebiet bei Krakau. Nach dem Kongret~ (30. August bis 2. September 1987) wurden gut vorbereitete und durchgeffihrte Exkursionen in die Nationalparke Tatry und Bieszczady und Bia/owieza geboten. Die Organisation des Kongresses lag in den H~inden von Dozent Dr. BOBEK.

Der Sitzungsablauf schlot~ 3 Nachmittage mit Referaten und 3 Vormittage mit Poster- pr~isentationen ein, die sich auf insgesamt 20 bzw. 17 Bereiche bezogen. Kurzfassungen der Beitr~ige lagen zu Beginn des Kongresses vor, allerdings wurde eine Reihe von in das Programm aufgenommenen Referaten wegen Nichtteilnahme nicht vorgetragen.

Relativ stark waren die Mitglieder der Gruppe Bundesrepublik Deutschland des Internationalen Ringes der Jagdwissenschaftler vertreten. Sie hielten 12 Vortr~ige und zeigten 12 Poster.

Der Kongret~ fand bei sch6nem Sommerwetter statt und bot wegen der grof~en Zahl der Teilnehmer aus vielen L~indern ausgezeichnete Begegnungsm6glichkeiten. Hinsichtlich der vertretenen L~inder, u.a. auch zahlreiche aus Fernost, stellte er sicher das bisherige Maximum dar.

Vorbereitung und Abwicklung des Kongresses waren f/Jr die Vertreter der L~inder Belgien, Bundesrepublik Deutschland, Deutsche Demokratische Republik, Frankreich, Niederlande, Osterreich, Portugal, Tschechoslowakei, Sowjetunion und Ungarn und dem Vertreter des Internationalen Jagdrates zur Erhaltung des Wildes Anlaf~, die nachstehende Resolution bei der Sitzung der Obm~inner zu verabschieden. 1. Der Internationale Ring der Jagdwissenschaftler best~itigt nochmals, daf~ die europ~ii-

schen L~inder seinen geographischen Schwerpunkt bilden. Diese Regelung schlief~t weder die Teilnahme von Wissenschaftlern aus anderen Kontinenten noch die Organi- sation von Kongressen als Ausnahme auf~erhalb von Europa aus.

2. Gem~ii~ den Beschlfissen bei fr~iheren Kongressen, nochmals best~itigt bei dem XVI. Treffen 1983 in ~trbsk~ Pl~so und dem XVII. Treffen in Brfissel, werden Deutsch, Englisch, Franz6sisch und Russisch als Kongref~sprachen beibehalten. Diese Regelung beinhaltet, daf~ die Vortr~ige in einer dieser vier Sprachen zu halten sind und daf~ ein Simultanfibersetzungsdienst vom Gastland vorgesehen wird. Die Wiedergabe in den Proceedings erfolgt in einer der Kongref~sprachen mit einer englischen Zusammenfas- sung.

3. Ziel der Kongresse ist nicht, die Tagungen von Arbeitsgruppen zu f6rdern, wie zum Beispiel die Arbeitsgruppe ffir Jagdstatistik, sondern in zahlenm~it~ig begrenzten The- menbereichen Arbeitsergebnisse zu pr~isentieren und zu diskutieren.

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Abb. 1. Er6ffnung des Kongresses im Kij6w- Lichtspielhaus in Krakau am 24. August 1987

Abb. 2. Er6ffnungssitzung, vorne links Dozent Dr. B. BOBEK, Jagiellonen-UniversMt, Kon- gref~pr~isident

4. In Zukunft soll das Land, das einen Kongre~ fibernimmt, automatisch die oben genannten drei fundamentalen Regeln anerkennen, die Inhatt der permanenten Rege- lungen des Ringes sind.

5. Was den XIX. Kongref~ angeht, den Norwegen fibernommen hat, ist es sehr bedauer- lich, dat~ die Organisatoren offensichtlich von den oben genannten Regeln zum Teil Abstand nehmen, insbesondere was die Ubersetzung betrifft. Sollten die daffir verantwortlichen finanziellen Schwierigkeiten bis 1989 nicht vom Gastland zu fiberwinden sein, sollten folgende Mindestbedingungen eingehalten werden: Die Vortr~ige dfirfen in einer der vier Kongref~sprachen vorgetragen werden. Eine Zusammenfassung in Engtisch ist vor dem Kongret~ zu liefern und wird in den Proceedings zusammen mit dem Text in einer der vier Kongref~sprachen publiziert. Um eine nfitzliche Diskussion zu sichern, ist die Anwesenheit von Dolmetschern in jeder Sitzung erforderlich.

Abb. 3. Teilnehmer aus der Bundesrepublik Deutschland

6. Den begrenzten finanziellen M6glichkeiten der jungen WissenschaftIer sollte dadurch Rechnung getragen werden, daf~ die Kosten einschliefflich der fiir das Abschluf~essen m6giichst niedrig gehalten werden.

Das n~ichste Treffen wird Prof. Dr. Myrberget in Trondheim/Norwegen organisieren. Er hat die Mindestbedingungen ffir die Abwicklung akzeptiert. Beginnen wird das XIX. Treffen am 8. September 1989. Ffir 1991 ist die offizielle Einladung nach Ungarn zu erwarten. E. UECKERMANN

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274 Nachrichten

Bonner J~igertage 1987 ~

Die 1978 vom Leiter der Forschungsstelle fiir Jagdkunde und Wildschadenverhfitung des Landes Nordrhein-Westfalen, Dr. Ueckermann, eingef/ihrte Vortragsveranstaltung ,,Bon- ner Jiigertage" fand in der traditionellen Tagungsstiitte, dem Schlof~ Homburg in Niim- brecht, Kreis Oberberg, Nordrhein-Westfalen, am 9. und t0. September 1987 zum zehnten Male start. Die Rekordbesucherzahl von 180 am ersten und 130 am zweiten Tage, zu einem grofen Tell Forstleute und Berufsjiiger, beweist, daft sich dieser Erfahrungsaus- tausch zwischen Jagdwissenschafttern und Praktikern offenbar zunehmender Beliebtheit erfreut.

Behandelt wurden die Leitthemen Bewirtschaftung und Hege des Rehwildes, Jagdaus- iibung in Naturschutzgebieten, Hege des Wasserflugwildes und Verluste durch den Straflenverkehr und Futtersch~idigungen. Die Kurzfassungen der Referate werden anschliel~end wiedergegeben. Um eine Kontaktaufnahme mit den Referenten zu erm6gli- chen, sind die Anschriften der Vortragenden vermerkt, aufler bei den Mitarbeitern der Forschungsstelle f~ir Jagdkunde und Wildschadenverhiitung des Landes Nordrhein-West- falen, Forsthaus Hardt, 5300 Bonn 3. Die Diskussionsbeitr~ige fanden in der Ausarbeitung ,,Bonner J~igertage 1987 - im Ergebnis" Aufnahme, die bei der Forschungsstelle angefor- dert werden kann.

Leitthema: Bewirtschaftung und Hege des Rehwildes

Dr. E. Ueckermann: Die Auswirkung der Rehwildabschuflrichtlinien im Lande Nord- rhein- Westfalen

Seit ~iber 25 Jahren erfolgt die Bejagung des Rehwildes im Lande Nordrhein-Westfalen nach im Prinzip gleichen Abschufrichtlinien. Sie wurden durch Rundschreiben des Landesjagdamtes Nordrhein-Westfalen vom 3. M~irz 1961 eingef/ihrt und im Rahmen der Verordnung (iber die Klasseneinteitung und den Abschu~ von miinnlichem Schalenwild vom 8. Februar 1980 modifiziert, aber im Prinzip inhaltlich ohne nennenswerte Anderung iibernommen. Hauptkriterien der Abschuflrichtlinien sind Ausrichtung des Abschusses auf eine vorgeschriebene Altersgliederung, hoher Eingriff in der Jugendklasse, grof~z/igige Merkmalsfestlegung fiir die Klasse der fehlerhaften B6cke, Charakterisierung der B6cke der Klasse I nach dem Alter (Mindestalter 4 Jahre) und dem Geh6rngewicht (Mittelwert 210 g). Die den Rehwildabschuf~richtlinien zugrunde liegenden Uberlegungen wurden im Rahmen der Publikationen der Schriftenreihe der Forschungsstelle fur Jagdkunde und Wildschadenverh/~tung (Der Rehwildabschuf~, 1. Aufl. 1963, 5. Aufl. 1982) (iber die Unterweisung in Versuchs- und Lehrrevieren und durch Ausarbeitung der ,,Hinweise zum Rehwildabschufl im Lande Nordrhein-Westfalen" den Jagdausiibenden nahegebracht.

Das Ergebnis der Auswirkung der Rehwildabschufrichtlinien konnte in mehreren Weiserkreisen im Lande durch kontinuierliche Aufnahme von Rehwildtroph~ienschauen (beginnend ab Jagdjahr 1964/65) erfaflt werden. Die Streckengliederung ~inderte sich nach den heranzuziehenden Weisern dahingehend, dat~ der Abschuf~ der J~ihrlinge zunahm, die Enmahme von 2- und 3j~ihrigen B6cken zuriickging und der Anteil ~ilterer B6cke auf einem ausreichend hohen Niveau verblieb, trotz zumeist zunehmender Fallwildverluste (Verluste durch den Straf~enverkehr). Die St~irke der B6cke blieb auf gleichem Niveau; landesweit mui~ nach den Ergebnissen der Landesauswahl-Troph~ienschauen, ab 1969 durchgef/ihrt, die Tendenz einer Qualit~itsverbesserung unterstellt werden. Hohe Wildverkehrsverluste fiihrten zum Teil zum Riickgang des Anteiles der jagdbaren B6cke. Die Strecke zeigte ab

i F/.ir die Ver6ffentlichung wurde ein Druckkostenzuschul~ der Forschungsstelle f/ir Jagdkunde und Wildschadenverhiitung des Landes Nordrhein-Westfalen eingesetzt, fiir dessert Gew~ihrung zu danken ist. - Die Schriftleitung

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Diskussion der Beitr~ige. Oben v. li. n. re.: Lehramtskandidat H. KIERDORF, Dipl.-Ing. agr. W. ENZINGER, Dr. H. EI.L~NBERG, Dr. E. UECKERMANN, Pr~is.-Mitgl. LJV Nordrh.-Westf., A. BuRs; 2. Reihe: Dr. L. PIELOW, Prof. Dr. J. REICHHOLF, Dr. M. P~TRAK, Dr. H. SPIT'rL~R; 3. Reihe: Dr. W. LuTz, Dr. J. EYLERT, Prof. Dr. W. ST~CI~MANN, Dr. G. VAUK; 4. Reihe: Dr. W. LUTZ, Doz. Dr. F. TATARUCH, Dipl.-Ing. F. SCHOBER, Ing.- grad. F. GRAUMANN. (Photos: DAGMAR ZIMMERMANN).

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1961 eine zunehmende Tendenz, bei deutIich ansteigendem Fallwildanteil, fiir das Jagdjahr 1986/87 bei 30,1% tiegend.

Soweit Belastungen f~ir die Landeskultur, speziell Forstwirtschaft, entstanden, wurde ihnen dutch beispielhafte Verminderungsmagnahmen oder grogz/~gige Abschugfreigaben im Rahmen von Widerspr~ichen entgegengewirkt.

Begr/indete Wiinsche aus der J~igerschaft auf ~_nderung der Abschut~richtlinien wurden nicht vorgebracht.

Dr. H. Ellenberg, Institut fiir Weltforstwirtschaft und Okologie der Bundesforschungsan- stalt fiir Forst- und Holzwirtschaft, Leuschnerstrafle 91, 2000 Hamburg 80: Was haben Waldsterben und Rehwildvermehrung gemeinsam ?

Im Zusammenhang mit der Dynamik der neuartigen Waldsch~iden erh~ilt auch die Diskus- sion um die Schalenwild- und Waldproblematik neues Gewicht. Eine Reduktion nament- lich der Rot- und Rehwilddichten wird in der Offentlichkeit noch deutlicher gefordert als in vergangenen Jahren, damit das Ziel einer quantitativ gen~igenden und qualitativ ausrei- chend artenreichen Verjiingung auch immissionsgesch~idigter W~ilder nicht unerreichbar bleibe. Vor diesem Hintergrund wird versucht, die m6glichen Reaktionen von Rehwild- Populationen auf Ver~inderungen yon Wald6kosystemen durch Immissionsbelastung ver- stehen zu lernen.

Rehpopulationen scheinen seit Jahrzehnten die jeweils gegebenen Grenzen der Trag- f~ihigkeit ihrer Lebensr~iume voll auszulasten. Dies t~if~t sich u.a. aus den langfristig unver~inderten, gemessen an ihrer physiologischen Potenz jedoch geringen Gewichten schliegen. Eutrophierung der Landschaft, aktiv ais D~ingung, passiv durch stickstoffhaltige Immissionen, und verringerte N~ihrstoff-Austr~ige durch Beweidung, Streunutzung usw. haben diese Tragf~ihigkeit in den vergangenen Jahrzehnten verbessert. Immissionssch~iden, wie auch immer verursacht - stickstoffhaltige Immissionen sind in diesem Zusammenhang nicht unwichtig -, fiihren zu Auflichtungen im Kronendach und zu verminderter Konkur- renz um Wasser und N~ihrstoffe fiir die Krautschicht im Wurzelraum.

Die Pflanzenfresser der Krautschicht, auch Rehwild, folgen dieser zus~itzlichen Erwei- terung der Lebensraumkapazit~it. Der _&sungsdruck auf die nach wie vor beliebten Pflanzenarten steigt damit noch weiter an. Bemiihungen zur Umwandlung der besonders immissionsgef~ihrdeten Nadelw~ilder in laubholzreichere Besdinde werden damit zus~itzlich erschwert.

Die Schalenwild-,,Explosion" ist somit nicht nur als Ursache fiir Verbii~belastung, sondern auch als Folge von Eutrophierung und Immissionssch~iden zu verstehen. Das Beziehungsgefiige zwischen Immissionen, Watdbau und Jagd sollte vor diesem Hinter- grund neu iiberdacht werden.

Lehramtskandidat H. Kierdorfi Entwicklung eines Rehwildbestandes in einem 230 ha groflen Gehege innerhalb yon 60 Jahren

Vorgestellt werden Entwicklung und derzeitiger Status einer Rehwildpopulation in einem seit 1923 bestehenden, im Osten des K61ner Stadtgebietes gelegenen Gatterrevier. Das Gehege, das naturr~iumlich zur oberen Niederterrasse des Rheins z~ihlt, weist derzeit eine Fl~iche von 233,5 ha auf, yon denen 64,2 % auf Wald, 27,5 % auf Gr/inland sowie 8,3 % auf sonstige Fl~ichen enffallen. Die Holzbodenfl~iche ist zu zwei Dritteln mit Laubholz bestockt, wobei ein sehr hoher Prozentsatz mastliefernder Baumarten (Stieleiche, Rotei- che, Buche) vorhanden ist. Ferner ist auf den guten B6den eine reich entwickelte Kraut- und Strauchflora ausgebildet. Standortwertziffer nach UECKERMANN 73 Punkte.

Im Verlauf seiner Entwicklung schwankte die H6he des Rehwildbestands erheblich und erreichte sehr hohe Werte zu Ende des 2. Weltkrieges (110-130 Sdick) und Mitre bis Ende der 50er Jahre (130-150 Sdick). Das Rehwild war in diesen Zeitr~iumen sowohl hinsichtlich K6rperst~irke als auch Geh6rnbildung von schlechter Qualidit. Dutch eine zahlenm~iffige Reduktion konnte auf der Basis der sehr guten nat~irlichen Asungsbedingungen jeweils

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Nachrichten 277

bereits nach wenigen Jahren eine deutliche Qualit~itsverbesserung des Wildes erreicht werden. Derzeit sind ein Fr~ihjahrsbestand von ca. 60 Stfick Rehwild, dessen Qualit~it als gut zu bezeichnen ist, und ein 1973 begriindeter Damwildbestand von 24 Stiick vorhanden. Als auschtaggebend ffir die trotz der hohen Schatenwilddichte gute Qualit~it des Rehwildes werden zum einen die guten natiirlichen Asungsbedingungen und zum anderen die geringe Beunruhigung des Wildes angesehen, da das Gattergel~inde ffir die Offentlichkeit nicht zug~ingtich ist. Die hohe Wilddichte bedingt eine nicht unerhebliche Verbif~belastung, so daf~ eine Naturverjiingung oder eine Neuanpflanzung nur innerhalb gegatterter Fl~ichen m6glich ist. Durch den derzeitigen Wildbestand wird die vorhandene Biotopkapazit~it weitgehend ausgenutzt.

Dipl.-Ing. agr. W. Enzinger und Prof. Dr. W. Hartfiel, Institut fiir Tiererni~'hrung der Universit;ft Bonn, Abt. Futtermittelkunde, 5300 Bonn 1: Vergleichende physiologische und morphologische Untersuchungen am Pansen von Rehen und Ziegen

Es stellt sich die Frage, ob bei gleicher Fiitterung im Pansen von Wild~ und Hauswieder- k~iuern die gleichen Prozesse ablaufen. Zur Kl~irung dieser Frage wurden vergteichende physiologische und morphologische Untersuchungen am Pansen von Rehen und Ziegen vorgenommen. Die Tiere erhielten t~iglich in den beiden Versuchen jeweils die gIeiche Gesamtration, bestehend aus 1,5 kg Gras und 0,2 bzw. 0,6 kg Kraftfutter.

Aus den Ergebnissen ist zu folgern, daf~ beim Rehwild aufgrund einer langsameren Futteraufnahme, h~ufigeren Wiederk~iuens sowie intensiverer Durchmischung der Ingesta ein schnellerer Abbau der Nahrung im Pansen stattfindet. Die dadurch vermehrt gebilde- ten fliichtigen Fetts~iuren werden vermutlich durch die im Verh~iltnis zum Pansenvolumen gr6~ere innere Oberfl~iche schneller absorbiert, was zu geringerer Fetts~iurenkonzentration f/ihrt und einen reIativ hohen pH-Wert im Pansen bedingt. Durch beschleunigten Abbau und dadurch bedingte schnelIerer Passage der Nahrung wird beim Rehwild der Nachteil des kleineren Pansens ausgegtichen.

Trotz dieser quantitativen Unterschiede liefen die Anpassungsreaktionen auf gestaffelte Krafffuttergaben bei beiden Tierarten in die gleiche Richtung. Dies galt im iibrigen auch fiir Damwild und Schafe. Hohe Kraftfuttermengen Rihrten bei allen Tierarten zum Anstieg der Protozoenzahl und der Gehalte an Fermentationsprodukten im Pansen. Ferner verklei- nerte sich, aufgrund eines deutlichen R/~ckgangs der Zottenzahl, die Pansenabsorptions- fl~che.

Lei t thema: Jagdausi ibung in Naturschutzgebieten

Dr. L. PieIow, Weiherweg 23a, 7813 Staufen: Jagdrechte in Schutzgebieten

Seit dem Jahre 1934, also seit dem Inkrafttreten des Reichsnaturschutzgesetzes ist unstrei- tig, daf~ durch Schutzverordnungen Rechte eingeschr~inkt werden k6nnen. Dies gilt besonders ffir das Grundeigentum, aber auch ffir alle grundstiJcksgleichen Rechte und grunds~itzlich auch ffir das Jagdrecht, das anerkannterma~en ein Ausfluf~ des Grundeigen- tums ist.

Rechtlich eingeschr~inkt waren die M6glichkeiten der Schutzverordnungen nut in dem Zeitraum yore Inkrafttreten des Grundgesetzes bis zum Erlal~ der Bundesnaturschutzge- setzes und der in seinem Rahmen ergangenen Landesnaturschutzgesetze. tn Ermangelung yon Enteignungsentsch~idigungsregelungen mut~ten die Verordnungen sich im Rahmen der Sozialpflichtigkeit des Eigentums halten; andernfalls waren sie nichtig.

Heute ist diese Unterscheidung nut ffir die Entsch~idigung yon Bedeutung, auf die Gfiltigkeit yon Schutzverordnungen wirkt sie sich nicht aus.

Wenn das Bundesverfassungsgericht sagt, dal~ die Inhaltsbestimmung des Eigentums in Korrespondenz mit dem angestrebten Gemeinwohlzweck stehen mut~ und nicht fiberm~i- f~ig belastend und damit unzumutbar sein darf, so bezieht sich das in erster Linie auf die Gesetze, die zum Erlaf~ der Schutzverordnungen erm~ichtigen. Sofern diese Gesetze eine

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278 Nachrichten

giittige Inhaltsbestimmung des Eigentums oder eines eigentumsgleichen Gesetzes enthal- ten, sind auch die abgeleiteten Verordnungen, die sich im Rahmen der Ermiichtigung halten, rechtsgfiltig. Die Mei~latte der Zumutbarkeit oder iibermiiffigen Belastung braucht nicht in jedem Einzelfall angelegt zu werden.

Grundsiitzlich k6nnen Einschfiinkungen des Jagdrechts durch alle Arten von Schutz- verordnungen vorgenommen werden. Nach Erm~ichtigungsgrundlage, Schutzzweck und Erforderlichkeit werden im allgemeinen nur die Verordnungen iiber Naturschutzgebiete, Nationalparks und Naturdenkmale in Betracht kommen.

Aus ~ 20 Bundesjagdgesetz ergeben sich keine Besonderheiten fiir das Verh~ilmis der Schutzverordnungen zum Jagdrecht. ~ 20 ist eine jagdrechtliche Vorschrift, die die Ausge- staltung der Jagdaus(ibung in Naturschutzgebieten den L~indern iibertr~igt. Das Natur- schutzrecht bleibt hiervon unber[ihrt.

Naturschutzgebiete zeichnen sich seit dem Reichsnaturschutzgesetz dadurch aus, daft in ihnen ein generelles Ver~inderungsverbot besteht. Dies rechtfertigt auch ein generelles Jagdausfibungsverbot.

Einen Konflikt zwischen Hegepflicht und Naturschutzzweck darf es nicht geben. Sofern die Hege den in ~ 1 BNatSchG genannten Zielen des Naturschutzes dient, braucht sie nicht eingeschr~inkt zu werden und darf es auch nicht.

Dr. H. Spittler: Bejagung des Niederwildes in Naturschutzgebieten Zur Erhaltung bzw. Sicherung der Lebensgemeinschaften und Lebensst~itten bedrohter Tier- und Pflanzenarten werden zunehmend Naturschutzgebiete ausgewiesen. Diese Situa- tion ist vom Grundsatz her auch aus jagdlicher Sicht zu begriif~en, da viele der in den Naturschutzgebieten geltenden Verbote dem Schutz des Wildes entgegenkommen. Trotz- dem ist die zunehmende Ausweisung von Naturschutzgebieten nicht vorbehaltlos positiv zu sehen, denn in der Regel wird darin das Jagdrecht mehr oder weniger stark eingeengt. Zwar besteht allgemein die Mal~gabe, nur das zu verbieten, was zur Erreichung des Schutzzweckes erforderlich ist, doch ist es zur Regel geworden, in Naturschutzgebieten z. B. nur noch die ,,Jagd im engeren Sinn" zuzulassen. Alle Hegemaf~nahmen, wie z. B. das Anlegen von Wildiickern, das Fiittern und Aussetzen von Wild, sind in der Regel verboten. In einigen grof~en Naturschutzgebieten, vor allem in den Gebieten mit einem hohen Wasserfl~ichenanteiI, ist dariiber hinaus auch die Jagd im engeren Sinn Einschr~in- kungen unterworfen, indem dort kiirzere Jagdzeiten f/ir bestimmte Niederwildarten gelten bzw. die Jagdausiibung auf wenige Tage limitiert oder ganz untersagt ist.

Diese Einschr~inkungen bzw. Verbote sind aus jagdlicher Sicht im Prinzip unbegriindet. Sie basieren fiberwiegend auf Unkennmis der bei uns praktizierten Jagdaus/ibung, die auf Nachhaltigkeit ausgerichtet ist. Allein von daher kann ihr St6reffekt in Naturschutzgebie- ten nicht grof~ sein. Dar/iber hinaus ist festzuhalten, daft die Gebiete, die unter Natur- schutz gestellt werden, trotz bisher dort uneingeschr~inkt geltendem Jagdrecht schutzw/ir- dig geworden bzw. geblieben sind, d.h. es haben sich dort trotz uneingeschr~inkter Jagdausfibung seltene Tiere und Pflanzen eingefunden bzw. erhalten.

Im Hinblick auf die Einhaltung der Verbote sowie im Hinblick auf die Mithilfe der J~iger beim Schutz der Naturschutzgebiete sollte Kriterium ffir zu verordnende Verbote vermehrt die Frage sein, ob eine bestimmte Aktivit~it dem Schutzzweck schadet; nicht die Frage, ob diese Aktivitiit notwendig ist oder nicht, wie es bisher iiblich ist.

Wenn dieser Grundsatz gilt, d(irften jagdliche Einschr~inkungen in Naturschutzgebie- ten iiberwiegend entfallen, denn der Nachweis, daft die Ausiibung des Jagdrechts in Naturschutzgebieten dem Schutzzweck schadet, ist bisher noch nicht erbracht worden.

Dr. M. Petrak, Arbeitskreis Wildbiologie und Jagdwissenschaft an der Justus-Liebig- Universitat, Heinrich-Buff-Ring 25, 6300 Gieflen: Wechselbeziehungen zwischen schiit- zenswerten Pflanzengemeinschaften und Rotwild am Beispiel von Wiesengesellschaften Pflanzengemeinschaften als Komponenten in Okosystemen stehen in engem funktionellen Zusammenhang zu Tieren und Menschen sowie der ihnen gemeinsamen Umwelt. Der

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Nachrichten 279

Riickgang zahlreicher Pflanzengesellschaften aus der Klassengruppe der anthropo-zooge- nen Heiden und Rasen, insbesondere aus den Ordnungen der Borstgras-Magerrasen (Nordetalia) und der Feuchtwiesen und Bachuferfluren (Molinietalia), die nach den Kriterien der Roten Liste Nordrhein-Westfalen zu den gef~ihrdeten Biotopen z~ihlen, resultiert prim~ir aus Anderungen der anthropogenen Einfliisse, d. h. vor allem Anderun- gen traditioneller Bewirtschaftungsformen einschlief~iich deren Einstellung.

Schiitzenwerte Pflanzengemeinschaften aus der Klassengruppe der anthropo-zoogenen Heiden und Rasen miissen in der Regel welter extensiv genutzt werden, wenn sie erhalten werden sollen. Dies wurde in der Vergangenheit h~iufig nicht beachtet. Zudem k6nnen Pflegepl~ine in der Regel nicht alle friiheren Einfliisse simulieren, so fehlt heute insbeson- dere die Haustierkomponente.

Untersuchungen zur Vegetation ehemals genutzter Wiesent~iier in der Nordeifel zwi- schen 1984 und 1987 haben gezeigt, dat~ bestimmte Pflanzengemeinschaften, insbesondere der Borstgras-Magerrasen, trotz Nutzungseinstellung und fehlender Pflegemaf~nahmen in den vergangenen Jahrzehnten erhalten geblieben sind. Die Analyse zeigt, dat~ den ehemals viehwirtschaftlich genutzten Fl~chen heute ein hoher Stellenwert f/~r den Rothirsch in diesem Gebiet zukomrnt, der durch seine selektive Nahrungswahl zur Stabilisierung und Erhaltung insbesondere der Triftgemeinschaften beitr~igt. Der Befund, dal~ diese Pflanzen- gemeinschaften an Orten, die dem Rotwild wegen h~iufiger St6rungen kaum zug~inglich sind, weitgehend verdr~ingt sind, belegt dies eindrucksvoll. Rotwildbe~isung verhindert vom Wasserregime des Bodens beeinfluflte Sukzessionen nicht, verz6gert jedoch den FormationswechseI zur Bewaldung erheblich und erh~ilt damit die schiitzenswerten Wie- sengesellschaften. Die Pflegeleistung des freilebenden Rothirsches steht in unmittelbarem Zusammenhang zur Beliebtheit der Pflanzengemeinschaften als Asungsfl~ichen: W~ihrend b~irwurzreiche Arnikatriften sicher erhalten bleiben, reicht die Be~isung zur Stabilisierung der Pfeifengras-Wiesen nicht aus.

Prof. Dr. J. Reichholf, Zoologische Staatssammlung Miinchen, Miinchhausenstrafle 21, 8000 Miinchen 60: Aussetzen yon Wild in Schutzgebieten - auch ein Ziel des Naturschutzes?

Das Aussetzen von Wild bezweckt in der RegeI entweder die Stiitzung eines vorhandenen Bestandes (,Aufbesserung") oder die Neubegr/indung eines Bestandes, wenn die Art im betreffenden Gebiet ausgestorben ist. Faunenfremde Arten werden gegenw~irtig nur noch in stark eingeschr~inktem Mal~e aus jagdlichen Gr/inden ausgesetzt (Fasan, Chukerhuhn z. B.).

Das Interesse richter sich dabei nicht selten auf die Schutzgebiete, well diese au/grund ihrer Naturn~ihe und eventueller Nutzungseinschr~inkungen besser geeignet zu sein schei- nen als andere Gebiete.

Die in der Bundesrepublik Deutschland vorhandenen Naturschutzgebiete machen nicht einmal 1% der Landesfliiche aus. Sie sind praktisch durchwegs (sehr) klein und mehr oder minder stark isoliert. Die wenigen grof~fl~ichigen Schutzgebiete liegen im Wattenmeer und im Hochgebirge. Die Distanzen zwischen den einzelnen Schutzgebieten sind in vielen F~illen zu groin, um ein Biotop-Verbund-System zu erm6glichen.

Naturnahe FI~ichen mit geringer Fl~ichengr6t~e und in isolierter Lage entwickeln eher eine ,,Arten-S~ittigung" als groi~e, zusammenh~ingende Fl~ichen. Werden neue Arten eingefiihrt oder die Best~inde vorhandener aufgestockt, so kann dies zu erhebtichen St6rungen im Artengleichgewicht f/~hren und sich auf andere Arten als die ~Zielart" (der die Mat~nahme galt) negativ auswirken.

Das Aussetzen von Wild in Schutzgebieten, gleich ob aus jagdlichen oder naturschiitze- rischen Gr~inden, sollte daher sehr kritisch betrachtet und - falls iiberhaupt - nur nach gr/indlicher vorheriger Pr~ifung der 6kologischen Verhiilmisse und mit begleitender Ober- wachung der Maf~nahme vorgenommen werden. Rein jagdlich orientierte Bestandsstiit- zungen (z. B. Fasan) soltten in aller Regel in Schutzgebieten nicht vorgenommen werden.

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Dr. E. Ueckermann: Einflufl des Schalenwildes auf Naturschutzgebiete im Walde

Mehrere Fragestellungen ergeben sich. Liegt eine intakte Lebensgemeinschaft vor, ist der Einfluf~ des Schalenwildes nicht zu diskutieren, da es einer Selbstregulierung unterliegt und eine Bejagung entfallen kann. Ist eine Gemeinschaft von Pflanzen und Tieren in einem Naturschutzgebiet anzutreffen, die durch den Menschen gest6rt ist, fiir die Naturschutz- gebiete in der Bundesrepublik die Regel, ist die Zielsetzung der Unterschutzstellung zu werten (Schutz der Vegetation, Schutz der Tierwelt oder beides). Entsprechend dem Schutzzweck w~iren Folgerungen fiir die Einregulierung des Schalenwildes zu ziehen, wobei die Jagdausiibung als der nat0rliche Weg anzusehen ist. Sind Hegema~nahmen for die Vegetation, zu sch/itzende Arten bzw. das Landschaftsbild betastend, w~iren sie zu reduzieren oder zu unterlassen. Da der Jagd eine nicht unerhebliche wirtschaftliche Bedeutung zukommt, stetlt sich auch die Frage nach ihrer Sch~idlichkeit im Schutzbereich. Im RegeIfall dOrfte sie mit entsprechenden Einschr~inkungen ats unsch~idlich zu betrachten und deshalb generell zu bejahen sein.

Den wesentlichsten Einfluf~ 0bt das Schalenwild durch die Aufnahme von Pflanzentei- Ien auf den Zustand eines Naturschutzgebietes aus (Wildsch~iden). Auf Beispiele in gr6f~eren Naturschutzgebieten ist hinzuweisen, in denen eine Einregulierung des Schalen- wildes unterblieb (Nationalpark der Schweiz, Yellowstone Park in den Vereinigten Staaten, Nationalpark Killarney in Irland).

Die seit 1956 herausgestetlten Maf~nahmen zur Wildstandsbewirtschaftung beim Scha- lenwild d0rften ausreichen, um in Naturschutzgebieten ausreichende Entlastung zu brin- gen, wenn die Werte der wirtschaftlich tragbaren Wilddichte for Naturschutzgebiete beachtet oder noch unterschritten werden. Abzulehnen ist die Eliminierung ~iberschOssiger Wildzahlen in sogenannten Wintergattern.

Wildarten, die sich im Wirtschaftswald zum Tell als ProbIemwildarten erweisen, wie beispielsweise das MuffelwiId, sollten in Naturschutzgebieten besonders kritisch betrach- tet werden. Das gleiche gilt fiir urspr/inglich nicht heimische Schalenwildarten wie das Sikawild.

In Neuauflagen der Schriftenreihe der Forschungsstelle for Jagdkunde und Wildscha- denverhOtung des Landes Nordrhein-Westfalen wird die Frage der Anlage von Asungsfl~i- chen und der F/itterung des Schalenwildes in Schutzgebieten behandelt.

Leitthema: Hege des Wasserflugwildes

Dr. H. Spittler: Einregulierung cler in Nordrhein-Westfalen eingebiirgerten Graugi#zse

Als Brutvogel kommt die Graugans in Nordrhein-Westfalen erst seit rund 10 Jahren vor, und zwar aufgrund yon Einb~irgerungsversuchen der Forschungsstelle fOr Jagdkunde und Wildschadenverh0tung. Ausgangspunkt der ab 1974 erneut aufgenommenen Versuche war die Situation, datg die Graugans 1972 ats gef~ihrdete Vogelart auf der ,,Roten Liste" stand. Mit den Versuchen sollte beispielhaft demonstriert werden, daf~ es trotz allgemein schlech- ter gewordener Umweltverh~iltnisse m6glich ist, einer ge£ihrdeten Vogelart wirksam zu helfen, wenn man sie artgem~ii~ hegt bzw. wenn man spezifischen, auf die einzelne Art bezogenen Artenschutz betreibt und nicht nur ,,Biotopschutz".

Die an elf Stellen des Landes Nordrhein-Westfalen mit der Graugans durchgefOhrten Artenschutzversuche durch Brutgebietsausweitung haben in nicht mehr als zehn Jahren zu einem Brutbestand von derzeit rund 200 Brutpaaren gef~ihrt. Diese Brutpaardichte ent- spricht einem Besatz yon rund 1500 Graug~insen.

Mit dieser Anzahl ist eine Dichte erreicht, bei der es aufgrund der sozialen Lebensweise der G~inse zu lokalen Wildsch~iden kommen kann. Zur Vermeidung dieser Wildsch~iden ist daher schon seit einiger Zeit eine Reduzierung der Graug~inse angezeigt. Damit sind die o. a. Versuche der Grauganserhaltung gewisserma~en in die zweite Phase, d. h. die der arterhaltenden Einregulierung getreten.

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Theoretisch gibt es mehrere Methoden, wie diese Einregulierung vorgenommen werden kann. Sie reichen vom Anstechen der Eier bis zum Vergiften der Erwachsenen. Als die unter dem 6kologischen Aspekt beste Reduzierungsmethode mut~ jedoch die Bejagung angesehen werden, da hierbei einmal gleichm~iffig in alle Altersstufen eingegriffen wird, und well damit gleichzeitig ein Zerstreuungseffekt verbunden ist. Abgesehen davon stellt die Bejagung auch diejenige Methode dar, die den geringsten Arbeits- und Kostenaufwand erfordert.

Seit acht Jahren wird daher in sechs Bereichen des Landes diese Art der Graugansredu- zierung versuchsweise praktiziert. Insgesamt sind bisher auf diese Weise 825 Graug~inse erlegt worden. Dies bedeutet de facto eine Einregulierung um fund 1500 St/ick. Die achtj~ihrige Bejagung hat also zu einer Reduzierung der Grauganspopulation um 50 % gef/ihrt. Dieses Ergebnis beweist, dat~ die Bejagung von Tierpopulationen, die sich in der Progradation befinden, einen deutlichen Einregulierungseffekt hat.

Die Tatsache, dai~ die Graugans inzwischen an rund zehn neuen WasserfI~ichen im Land Nordrhein-Westfalen siedelt und dort briitet, d~rfte ebenfalls prim~ir auf die Bejagung zur/ickzufiihren sein und nicht etwa auf einen Poputationsiiberdruck an den Aussetzungs- stellen. Der erhoffte Zerstreuungseffekt ist mithin ebenfalls erreicht worden.

Die bisherigen Bejagungsversucbe haben weiterhin gezeigt, dai~ es mit dieser Methode jederzeit m6glich ist, das Vorkommen der Graugans wieder auszul6schen, wenn man sie aus ideologischen oder tiergeographischen Griinden nicht mehr haben will.

Dr. G. Vauk und H. A. Bruns, Inselstation Helgoland des Instituts fiir Vogelforschung, Vogelwarte, 2192 Helgoland: Entwicklung der Graugans(Anser anser)-Population in Nie- dersachsen unter besonderer Beriicksichtigung des Diimmer Sees/Niedersachsen

In Niedersachsen erlosch das Brutvorkommen der Graugans Ende des letzten Jahrhun- derts. Nach Wiederansiedlungsversuchen, besonders in den 60er Jahren, wuchs der Graugansbestand auf heute 250-300 Brutpaare.

Am Beispiel des Diimmers ist die Entwicklung eines lokalen Brut- und Rastbestandes seit Beginn der Einb/irgerung darzustelten. Mit dem Anwachsen der Population kam es am D/immer zu Sch~iden auf landwirtschaftlichen Nutzfl~ichen. Um solche Sch~iden zu verrin- gem, wurde f~r die Graugans 1981 erstmats eine Jagdzeit vom 1. bis 31. August und 1. November bis 15. Januar eingerichtet.

Am Diimmer bevorzugen die Graug~inse zur _Asung Grfinlandfliichen in einem Radius von 2-3 km vom See entfernt. Hieraus ergibt sich eine M6glichkeit zur Schadensverminde- rung dutch die Schaffung von AsungsfI~ichen und Ruhezonen zur Ablenkung der G~inse von den Nutzfl~ichen.

Kritisch zu diskutieren sind die M6glichkeiten einer schonenden Bejagung. Auf Gef~ihrdungen der nieders~ichsischen Graugansbest~inde durch das Entstehen yon lokalen Uberpopulationen in Parks, durch Selbstdomestikation und die Bildung von Bastardpopu- lationen mit ausgesetzten exotischen G~insearten ist hinzuweisen.

Prof. Dr. W. Stichmann, Universiti~t Dortmund, FB 12/Biologie, 4600 Dortmund." Zur Entwicklung der Graureiherkolonien in Nordrhein-Westfalen

Der Graureiher geh6rt heute in den weitesten Teilen des Landes Nordrhein-Westfalen wieder zu den Vogelarten, die Wanderer, Heimat- und Naturfreunde kennen und denen sie ziemlich regelm~iffig begegnen k6nnen. Der Graureiher gilt als Zier und als erlebnishaft erfahrbarer Bestandteil der Landschaft.

Die Zunahme der Art, die st~rkere Verbreitung aut~erhalb der Brutzeit und die Neugr/~ndung von Kolonien sind zun~ichst Folgen der ganzj~ihrigen Schonzeit (seit dem I2.3. 1974), sodann aber auch der Verringerung der Fluchtdistanz und der Ausweitung des Nahrungsangebotes. Die geringere Fluchtdistanz erlaubt dem nicht mehr vom Men- schen verfolgten Graureiher den Nahrungserwerb auch in Erholungsgebieten und in der Nachbarschaft von Siedlungen. Zu einer Ausweitung des Nahrungsangebotes haben die

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Verbesserung der Wasserqualit~it mancher Flief~gewiisser, die Anlage von Fischteichen und nicht zuletzt auch die Kleingew~isseraktionen in Nordrhein-Westfalen beigetragen. Insge- samt ist eine sfiirkere Streuung der Graureiher iiber weite Teile des Landes bei gleichzeiti- ger Verringerung der Konzentration an einigen friiher sehr stark frequentierten Gew~issern festzustellen.

Die Zahl der Kolonien stieg von 21 wiihrend des Tiefststandes der Reiherpopulation in der Mitre der 60er Jahre iiber 23 im Jahre 1974 auf 34 in diesem Jahr (1987). Die neuen Kolonien entstanden vorzugsweise in zuvor kotoniefreien Naturr~iumen.

Zumindest in Westfalen, weitgehend abet auch in Nordrhein, hat der Graureiher inzwischen nahezu s~imtliche Regionen besiedelt, die der Art w~ihrend der Aufzucht der Jungen das n6tige Nahrungsangebot gew~ihrleisten. In das Rheinische Schiefergebirge breiteten sich die Reiher zun~ichst nur z6gernd aus. Inzwischen ist im westf~ilischen S(iderbergland - ganz im Gegensatz zur Eifel - ein deutlicher Siedlungsschub erfolgt. Die Unterl~iufe der Fliisse hingegen werden - wohl wegen der immer noch starken Verschmut- zung (Fischarmut, Triibung) - weiterhin auffallend gemieden. Die Verbreitung der Grau- reiherkolonie in Nordrhein-Westfalen wird st~indig iiberwacht. Die Ergebnisse der Bestandserhebungen finden zunehmend Interesse, da der Graureiher nach Beendigung des Jagddrucks die Rolle eines sensiblen Bioindikators zu iibernehmen verspricht.

Ein unbegrenztes Anwachsen des Graureiherbestands ist nicht zu erwarten, da das Nahrungsangebot und zum Tell erhebliche Winterverluste Grenzen setzen. In Westfalen scheint friiher, und deutlicher als im Rheinland, die Kapazit~itsgrenze erreicht worden zu sein. Seit 1982/83 ist bier kein weiteres Anwachsen des Brutbestands mehr zu verzeichnen. Nach den strengen Wintern 1985/86 und 1986/87 ging die Zahl der Graureiherbrutpaare in Westfalen sogar um fast 20 Prozent - genau von ca. 920 Paare 1983 auf 750 Paare 1987 - zuriick.

Insgesamt kann der Bestand des Graureihers in Nordrhein-Westfaten als gefestigt betrachtet werden. Dat~ zu dieser erfreulichen Entwicklung der m. W. von den J~igern strikt befolgte Schutz beigetragen hat, sei mit drei Zahlen belegt: in der Zeit der st~irksten Gef~ihrdung des Graureihers in Nordrhein-Westfalen (Mitre der 60er Jahre) br~iteten hier noch ca. 280 Paare; durch schrittweise Verbesserung des Schutzes erholte sich der Reiherbestand bis 1974 (Erla~ einer ganzjiihrigen Schonzeit) und z~ihlte zu dieser Zeit bereits ca. 490 Brutpaare; gegenw~irtig ist mit ca. 1200 Brutpaaren zu rechnen. Ob sich der Bestand in dieser H6he halten wird, h~ingt vorrangig vonder Entwicklung der Wasserqua- lit~it, der Sicherung st6rungsarmer Uferstrecken und dem Schutz der Brutkolonien ab. Der Anlage besonderer Reiher-Nahrungsteiche und einer Winterfiitterung der Reiher bedarf es nicht.

Dr. J. Eylert: Lebensraum, Hegemaflnahmen und Entenstrecke in Nordrhein-Westfalen.

Im Unterschied zu den Niederwildarten Hase, Kaninchen, Fasan und Rebhuhn stieg die Stockentenstrecke bis in die j/ingste Vergangenheit stetig an. In der Mehrzahl der Bundes- l~inder erreichte sie ihr Maximum im Jagdjahr 1983/84. Die Stockente z~ihlt zu den wichtigsten Flugwildarten in der Bundesrepublik Deutschland. Nach einem vergleichs- weise starken Streckenr/ickgang im Jagdjahr 1984/85 wird aber zunehmend auf schiidi- gende Einfliisse und Gef~ihrdungen des Stockentenbesatzes hingewiesen. Als m6gliche Ursachen werden unter anderem die Witterung zur Aufzuchtzeit, vermehrtes Auftreten von Botulismus sowie eine Oberbejagung der Enten diskutiert.

Die Forschungsstelle f(ir Jagdkunde und Wildschadenverhiitung des Landes Nord- rhein-Westfalen ffihrte ffir die Jagdjahre 1982/83 bis 1984/85 Untersuchungen zur Einf~ih- rung einer 6kologisch ausgerichteten Jagdstatistik durch. Repriisentativ f~ir die naturr~ium- lichen und jagdlichen Gegebenheiten in diesem Bundesland wurden aus sechs Kreisen fiber die Revierinhaber unter anderem Grunddaten zum Lebensraum des Wildes, zum Wildbe- stand und zu Hegemal~nahmen erhoben. Es wird angestrebt, zun~ichst anhand dieses Datenmaterials und unter Einschluf~ der amtlichen Streckenstatistik, insbesondere ffir das

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Land Nordrhein-Westfalen, die Einsichten in die Lebensraumverh~ilmisse der Stockente und ihre jagdliche Nutzung zu vertiefen. An dieser Stelle wird fiber erste Ergebnisse berichtet.

Die Entenstrecke pro Fl~icheneinheit ist innerhalb der Bundesrepublik Deutschland in Nordrhein-Westfalen iiberdurchschnittlich hoch. Der Vergleich der sechs Kreise zeigt in diesem Bundesland erhebliche regionale Unterschiede. Die Streckenwerte weichen bis ca. um den Faktor 10 voneinander ab. Mittelgebirgslagen weisen einen h6heren Waldanteil und relativ niedrige Entenstrecken auf. Die drei Flachlandgebiete sind gleichermaflen gering bewaldet. Innerhalb dieser Gruppe ist eine auffiillige Streuung der Werte von relativ niedriger bis hin zu sehr hoher Strecke festzustellen. Die quantitative Erfassung der stehenden und fliel~enden Gew~isser ergibt keinen Bezug zur Entenstrecke. Es zeichnet sich ein Trend ab, wonach dort, wo h6here Strecken erzielt werden, mehr gef/~ttert wird.

Dr. Walburga Lutz: Biotopgestaltung an Wasserfl;~'chen - dargestellt am Beispiel von zwei Pilotprojekten

Dort, wo heute Eingriffe in die Landschaft im allgemeinen Interesse notwendig scheinen, wird versucht, ~iber Ersatzbiotope Ausgleich zu schaffen. Ersatzbiotope sind auch die zahlreichen k~instlich geschaffenen Gewiisser, die aus landschafts~isthetischer Sicht in der Regel ausreichend eingegriint werden. Hinsichtlich der Ausgestaltung des Lebensraumes Rir Wasserwild verbleiben noch eine Reihe von M6glichkeiten. Dariiber hinaus sind weitere Maf~nahmen notwendig, wenn gezielt die Ansiedlung verschiedener Arten gef6r- dert werden soll und Wasserwildhege auch zur legalen Nutzung der Bes~itze betrieben werden m6chte. Am Beispiel des ~Lehrgew~issers Brand ", einer alten, nicht rekultivierten Tongrube aus den Jahren 1935-i940, sind die M6glichkeiten der Lebensraumgestaltung aufzuzeigen: Ufergestaltung, B6schungsbe.festigung, Asungs- und Deckungsbereiche, k/insfliche Inseln, Nisthilfen.

Am Beispiel der ,,Werner Teiche", ehemalige Kohleabsetzbecken der Zeche Robert Muser, die ffir 2,6 Millionen seitens der Stadt Bochum im Erholungsgebiet Olbachtal fiir die Naherholung saniert wurden, k6nnen die durch Mitsprache aller beteiligten Interessen- vertreter begrenzten M6glichkeiten der Durchffihrung von Maf~nahmen veranschaulicht werden.

Lei t thema: Verluste durch den Straf~enverkehr und Futtersch~idigungen

Dipl.-Ing. F. Schober, Forschungsinstitut fiir Wilcltierkunde der Veterini~'rmedizinischen Universit;~t Wien, Savoyenstr. 1, A-1160 Wien: Wirkung akustischer Wildwarngeriite fiir Kraftfahrzeuge

Um Wildvertuste im Straflenverkehr bzw. Verkehrsun£itle mit Wildeinwirkung zu vermei- den, wurden in den letzten Jahren vermehrt Versuche mit akustischen Witdwarnger/iten an Kraftfahrzeugen unternommen. Solche Geriite sind in Form yon Wildwarnpfeifen (durch Fahrtwind angeregte akustische Resonatoren) und Wildwarnh6rer (aus der Fahrzeugbatte- rie versorgte elektronische Schallgeber) auf dem Markt.

Alle im Handel erh~iltlichen Ger~ite erheben den Anspruch, durch die Abstrahlung von Schallwellen, die ffir den Menschen aufgrund ihrer hohen Frequenz nicht oder nur kaum h6rbar sind, Wildtiere yon der Straf~e fernzubalten und zur F|ucht zu veranlassen.

Anhand h6rphysiologischer Daten und theoretischer Oberlegungen 181~t sich zeigen, dat~ man bei Anwendung dieser Methode an physikalische Grenzen st6t~t.

Aus den yon Wildwarnpfeifen abgegebenen Schallpegeln und Frequenzspektren kann man erkennen, daf~ diesen schon allein aus physikalischen Grfinden keine unfaiiverh/,itende Wirkung zugeschrieben werden kann.

Bei Wildwarnh6rnern wurde in Freilandversuchen festgestetlt, dab diese ffir Rot- und Rehwild sowie fiir Hasen prinzipiell h6rbar sind. Vom fahrenden Fahrzeug aus konnte

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allerdings in keinem einzigen Fall eine eindeutige positive Wirkung beobachtet werden. Eine in einzelnen F~illen bzw. Situationen m6glicherweise vorhandene positive Wirkung liet~e sich nur mit gr6t~tem Aufwand statistisch nachweisen. Diese ist jedoch unwahr- scheinlich und ein verbreiteter Einsatz von Wildwarnh6rnern w/irde sich, falls (iberhaupt, dann nur geringf/~gig auf die Unfallstatistik auswirken.

Die Erkenntnisse aus den Versuchen an Kraftfahrzeugen lassen sich nur zum Tell auf station~ire akustische Tierscheuchen (zum Schutz land- und forstwirtschaftlicher Kulturen sowie zur Nagetiervertreibung) iibertragen.

Ing. grad. F. Graumann: Ergebnisse weiterer Versuche mit Wildwarnreflektoren

1981 wurden von der Forschungsstelle fiir Jagdkunde und Wildschadenverhiitung des Landes Nordrhein-Westfalen fiinf Versuchsstrecken mit Bosch-Wildschutzspiegeln und WEGU-Wildwarnreflektoren eingerichtet. Eine Strecke mui~te aufgegeben werden, dafiir wurden 1986 zwei weitere angelegt. Es liegen nunmehr Ergebnisse fiir vier Strecken mit sechsj~ihriger Beobachtungszeit und fiir drei Strecken mit geringerer vor.

Die Teststrecken sind 1,0 bis 5,8 km lang. Der Abstand der Leitpfosten, an denen die Reflektoren angebracht sind, betr~igt durchschnittlich 40-50 m, bei den neu angelegten Strecken 25 m. Die Vorinformationen fiber Wildunf~ille gehen auf 2 bis 15 Jahre zuriick.

An zwei Strecken sind die Unfatlzahlen um 80 bzw. 46 % zur/ickgegangen. Bei der zweiten Strecke muf~ aber davon ausgegangen werden, daf~ der Wildbestand zuriickgegan- gen ist. Um 6 und 7 % sind die Unfallzahlen an den beiden niichsten Strecken gestiegen. Auch die beiden Strecken, die his jetzt nut ein Jahr im Versuch waren, hatten Unfallerh6- hungen von 70 und 137 %. Hier trat noch nicht der Anfangserfolg auf, der bei den iibrigen Strecken meistens im ersten Jahr nach Anbringung der Reflektoren zu verzeichnen war.

Bei 138 mit Datum und Uhrzeit gemeldeten Wildunf~illen stellte sich heraus, daf~ 27 % bei Tageslicht und 73 % bei Dunkelheit eintraten. Rein theoretisch h~tten letztere durch die Reflektoren ausgeschaltet werden k6nnen, doch in der Praxis spielen noch viele negative Faktoren eine Rolle, die verhindern, daf~ die Reflektoren zu jeder Zeit optimal wirken k6nnen. In den Wintermonaten fallen die Spiegel sehr oft durch Schmutz, Schnee oder Rauhreif aus. Auch Diebst~ihle und Zerst6rungen sind zu beklagen. Das unerl~it~liche Freihauen der Strat~enr~inder, besonders in der Vegetationszeit, ist nicht immer gew~/hrlei- stet. Grenzen Felder mit Getreide oder Mais bis an den Straf~enrand, sind Reflektoren zwangsliiufig l~ingere Zeit wirkungslos.

Die weitere Auswertung yon Versuchsstrecken best~itigte die friihere, seitens der Forschungsstetle (OLBr¢ICH 1984) getroffene Aussage, daf~ reflektierende Materialien nur begrenzt eine Alternative zu Schutzz~iunen und wegen der starken natiirlichen Schwan- kung der Verlustraten statistische Absicherungen erschwert sin&

Doz. Dr. Frieda Tataruch, Forschungsinstitut fiir Wildtierkunde der Veterindrmedizini- schen Universit;~'t Wien, Savoyenstr. t, A-1160 Wien: Rehwildverluste durch Aufnahme yon Raps

Seit Mitte Dezember 1986 kam es in Osterreich zu Rehwildverlusten in Rapsanbaugebie- ten. Vor ihrem Tod zeigten die Tiere auff~illige Verhaltensst6rungen, sie verloren die Scheu vor dem Menschen und zeigten keine Reaktion auf optische und akustische Reize. In den Pansen der mit solchen Symptomen verstorbenen Rehe wurden bis zu 95 % Rapsbl~itter nachgewiesen. Dadurch konnte bewiesen werden, daf~ die verst~irkte Aufnahme yon Raps, im speziellen 00-Raps, die Ursache fiir die aufgetretenen Verluste war.

Durch verschiedenste biochemische Analysen konnte das Krankheitsgeschehen exakt festgestellt werden: Durch den sehr hohen Rohproteingehalt und geringen Rohfaser- und Strukturanteil kommt es zu schweren Verdauungsst6rungen, u. a. zu schaumiger G~irung und Tympanie, die in akuten F~illen bereits t6dlich sein k6nnen. Zus~itzlich verursacht ein weiterer Inhaltsstoff des Rapses, n~imlich S-Methylcysteinsulfoxid, eine h~imolytische An~imie, die ebenfalls zum Tod der Tiere fiihrt.

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Pathologisch-anatomisch zeigte sich die Muskulatur extrem bIutarm. Daneben fiel eine hochgradige Gelbsucht auf, welter wurden Entz~indungen des Labmagen-Darmtraktes und eine starke Blutf(ille der Innenorgane und des Gehirnes festgestellt. Der Herzmuskel war mitunter krankhaft ver~indert. Die feingeweblichen Untersuchungen zeigten eine hochgradige Pigmentspeicherung in Leber, Milz und vor aiIem in den Nieren, die auch Anzeichen von Degeneration hatten. Im Gehirn konnte in einigen F~illen neben einem C)dem auch Nekroseherde (abgestorbene Zellen) gefunden werden, die offenbar die Ursache der aufgetretenen Verhaltens- und Sinnesst6rungen sind.

Bei jenen Tieren, die die Intoxikationen fiberlebten (kaum 15 Prozent), kam es nach etwa 4-6 Wochen zu einer sichtlichen Erholung, das Blutbild normalisierte sich und auch die gest6rten Sinneswahrnehmungen, z. B. das Sehverm6gen oder der Geh6rsinn, wurden nach mehreren Wochen allm~hlich wiedergewonnen.

Dr. Walburga Lutz: Abga'nge bei Hasen und Rehen nach Bedsung yon O0-Raps in Nordrhein- Westfalen

Pressemitteilungen fiber Hasensterben in Hessen und Bayern sowie fiber Rehsterben in Osterreich nach Aufnahme von Raps der 00-Sorten waren Anlal~, die Situation f/ir Nordrhein-Westfalen zu iiberpriifen. Das Ackerland umfaf~t 1 089 637 ha. 1986 (Ernte 1987) betrug die Rapsanbaufl~iche des Landes unter Berfcksichtigung des gesch~itzten Zwischenfruchtanbaus insgesamt ca. 32 000 ha, die/iberwiegend im westf~ilischen Landes- teit gelegen ist. Der Anteil der 00-Sorten lag bei 40 % mit regionalen Unterschieden von 20 % bis zu 60 %. Der Samen der 00-Sorten ist erucas~iure- und glucosinoIatarm bzw. -frei. Dadurch erfolgt eine stiirkere Be~isung durch Wild als bei den friiher angebauten Rapssorten. Der ,,Rapskoller" der Rehe wird in der Literatur bereits vor Einf~ihrung der Neuziichtungen beschrieben.

Die Jahresstrecke im Jagdjahr 1986/87 betrug fiir Rehwild 76 603, davon 23 054 Fallwitd und for Hasen 221 133. Gegenfber den Vorjahren ergibt sich ffir keine der beiden Wildarten ein bemerkenswerter R~ickgang. Auch konnte ffir das Jagdjahr 1986/87 kein Nachweis Ober geh~iufte Abg~inge gefiihrt werden. Aufgrund der Pressemitteitungen kam es zu verst~irkten Einsendungen von Fallwild an die vier staatl. Veterin~iruntersuchungs~im- ter des Landes. Unter 220 Befunden f(ir Rehwild (im Vorjahr 148 Einsendungen) konnte kein Nachweis f/.ir ~iberm~iffige Aufnahme von Raps als Todesursache geffhrt werden. Zwei F~ilte mit ungekl~irter Todesursache, drei F~ille mit zentralnerv6sen St6rungen und ein Fail mit Vergiftungsverdacht k6nnten m6glicherweise in Verbindung mit Raps gebracht werden. Unter den 124 Befunden fiir Hasen (im Vorjahr 54 Einsendungen) weisen 12 F~ille Lebersch~iden aus, die in Zusammenhang mit der Aufnahme von Raps stehen k6nnten. In vier F~illen bestand eine akute LeberscMdigung. Somit konnte fiir Nordrhein-Wesffalen weder der Beweis erbracht werden, dab die Aufnahme von Raps die Todesursache von Rehen oder Hasen gewesen ist, noch dab sie es in den genannten F~illen nicht gewesen ist.

Bisher ist weiterhin nicht bekannt, ob und zu welchen Anteilen die grfinen Pflanzenteile des 00-Rapses Glucosinolate enthalten. Die Forschungsstelle hat deshalb in Versuchsrevie- ren auf Wild~isungsfl~ichen sowohl in Rheinlan&Pfalz als auch in Nordrhein-Westfalen verschiedene Soften 00-Raps und den alten Futterraps Akela ausgebracht, um sowohl die Annahme durch das Wild vergleichsweise zu testen als auch um den Glucosinolatgehalt der jungen Pflanzen bestimmen zu lassen.

In Regionen, in denen die Rapsfetder 20-50 ha und gr6f~er sind, w~re zu raten, auf kleinen Wild~isungsfl~ichen eine Ausgleichs~isung anzubieten, um einer zu einseitigen Ern~ihrung des Wildes entgegenzuwirken.

Dr. E. Ueckermann: Futterschadigungen des Schalenwildes durch unsachgemaJ~e Fiitterung

lAber Jahrzehnte erfolgt in der Forschungsstelle die Auswertung der eigenen und der in den staatlichen Veterin~iruntersuchungs~imtern des Landes Nordrhein-Westfalen Arnsberg, Detmold, Krefeld und M/inster durchgef/.ihrten Fatlwitduntersuchungen. Dabei wird der

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Versuch unternommen, die Todesursache nach den Befunden zu ermitteln. Abg~inge als Folge einer unsachgem~ii~en Fiitterung haben danach einen nicht unerheblichen Anteil. Ffir die Jagdjahre 1954/55 bis 1986/87 lag der Anteit der Futtersch~idigungen an den Fallwildbe- funden wie nachstehend vermerkt.

Wildart Rehwild Rorwild Damwild Sikawild Muffelwild Schwarzwild

insgesamt 4.151 81 148 19 29 231 untersucht davon Futter- 217 1 13 1 2 3 sch~idigungen Prozentwert 5,2 1,2 8,8 5,3 6,9 1,3

Mit 12,7 % der Todesursachen der im Jagdjahr 1986/87 untersuchten Rehe lag die Futterschiidlichkeit besonders hoch, sie wurde nur noch von den Magen- und Darment- zfindungen fibertroffen.

H/iufigster Befund ist die Pansenfibersiiuerung infolge einseitiger Aufnahme kohlen- hydratreicher Futtermittel wie Mais, Weizen und Hafer. Labmagenentzfindungen, Dis- bakterie und Enterotox~imie, als Folge des massiven Auftretens von Clostridium perfrin- gens, werden beobachtet. In neuerer Zeit werden als Folge einer sfiirkeren Aufnahme von Maissilage Todesf~ille durch Clostridium perfringens vermutet, wobei eine nicht einwand- freie Silage als Grund angenommen wird.

Dringend ist zu empfehlen, einseitige Trockenfuttergaben, speziell die ausschliet~liche Erniihrung des Wildes im Winter durch Verffitterung von Mais, Weizen oder Haler, zu vermeiden.

Auf die Ausfiihrungen in der 3. Auflage des Heftes 5 der Schriftenreihe der Forschungs- stelle ,,Die F/5.tterung des Schalenwildes" wird verwiesen. E. UECKERMANN

Prof. Dr . Dr . h.c. Lindner vers torben

Am 17. November 1987 verliel~ uns nach langer schwerer Krankheit Professor Dr. Dr. h.c. KURT LmDNER kurz vor der Vollendung seines 81. Lebensjahres. Der Tod des grot~en Jagdhistorikers, dessen Leben und Wirken zuletzt aus Antatg seines 80. Geburtstages in Heft 4/1986 der Zeitschrift ffir Jagdwissenschaft gewiirdigt wurde erRillt uns mit grof~er Trauer und hinteri~ii~t im Kreis der Jagdwissenschaftler der Bundesrepubtik Deutschland und auch Rir die Zeitschrift ffir Jagdwissenschaft eine nicht zu schlief~ende Lficke. Frau Dozent Dr. SIGRID SCHWENK, die Professor LINDNER besonders nahestand, wird in Heft 1/1988 die Wfirdigung des Verstorbenen vornehmen.

ERHARD UECKERMANN FRIEDRICH GEORGI RUDOLF GEORGI

Dr. Ellenberg Leiter des Fachgebiets ,,Wild und Jagd/Skologie" in der Bundes- forschungsanstalt ffir Forst- und Holzwirtschaft in Hamburg

Am 22. September 1987 wurde Dr. HERMANN ELLENBERG mit der Leitung des Fachgebiets ,,Wild und Jagd6kologie" im Institut f/ir Weltforstwirtschaft der Bundesforschungsanstalt ffir Forst- und Holzwirtschaft betraut, die bis dahin Dr. KALCHREUTER oblag. Wir freuen uns, dal~ der yon HERIBERT KALCHREUTER zun/ichst in der Bundesforschungsanstalt ffir Landschafts6kologie und Naturschutz in Bad Godesberg und sp~iter in der Bundesfor- schungsanstalt in Hamburg eingerichtete Arbeitsbereich yon ELLENBERG, der sich stets