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Yasushi Inoue Eroberungszüge Bibliothek Suhrkamp

Yasushi Inoue Eroberungszüge

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translation of poems by Inoue written in the 30` and 40`

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  • Yasushi Inoue

    Eroberungszge

    Bibliothek Suhrkamp

  • SV

    Band der Bibliothek Suhrkamp

  • Yasushi Inoue

    Eroberungszge

    GedichteMit einem Vorwort von

    Yasushi InoueAusgewhlt, aus dem

    Japanischen bertragenund mit einem Nachwort

    versehen vonSiegfried Schaarschmidt

    Suhrkamp Verlag

  • Mit einer Handschri des japanischen Gedichts Das Jagdgewehrvon Yasushi Inoue.

    Mit Anmerkungen von Siegfried Schaarschmidt.Quellenhinweise und Originaltitel am Schlu des Bandes.

    Erste Auflage der deutschsprachigen Ausgabe

    Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main Alle Rechte vorbehalten

    Druck: Nomos Verlagsgesellscha, Baden-BadenPrinted in Germany

  • Eroberungszge

  • Vorwort: Ich und das Gedicht

    Man ist Erzhler, also schreibt man keine Gedichte;man ist Lyriker, also schreibt man keine Romane. Umdennoch als der eine ein Gedicht, als der andere einenRoman zu schreiben, mte sich dort das Erzhler-Ich vorbergehend in den Lyriker, mte sich hier dasLyriker-Ich zeitweilig in den Erzhler verwandeln.Roman und Gedicht werden zwar in der gleicheninnergeistigen Geheimwerkstatt produziert; doch derdabei zu vollziehende Produktionsvorgang ist eingrundstzlich verschiedener.Da ich, wie die Dinge stehen, das Schreiben vonRomanen als meine Hauptbeschigung betreibe,mchte es demnach richtiger erscheinen, ich gbe dieLyrik auf und konzentrierte mich ausschlielich aufden Roman; dazu indessen bin ich nicht imstande.Wer die erste Berhrung mit Literatur durch dasGedicht hatte, kann sich sein Leben lang nicht losma-chen vom Gedicht. Ich empfing in jungen Jahren dieliterarische Taufe durch die Lyrik, und so werde ichbis an mein Ende unfhig bleiben, das Band zur Lyrikzu zertrennen. Als ich Romane zu schreiben begann,war ich bereits ber die Vierzig; und mgen auch dieRomane meine Hauptbeschigung sein, so ist esdoch mein Geschick, da ich, parallel dazu, zeit mei-nes Lebens Lyrik schreiben mu. Deshalb bin ich

    seit ich Romane zu schreiben begann und unvern-dert so bis heute bald der Lyriker gewesen, bald derErzhler. Habe ich von Fall zu Fall den Schalterherumgedreht.

  • Bisher habe ich fnf Lyrikbnde verffentlicht: Kita-guni (Nrdliche Provinzen, ), Chichkai (DasMittelmeer, ), Unga (Der Kanal, ), Kisetsu(Jahreszeiten, ) und Enseiro (Eroberungszge,). In diesen fnf Bnden sind ungefhr hundert-sechzig Gedichte zusammengetragen.

    Als ich das zweite Jahr zur Mittelschule * ging, zeigtemir ein Freund das kurze dreizeilige Gedicht:

    Hartklirrt ein Kieselstein.Es ist Herbst.

    Ich war voll tiefer Bewunderung. In dem Augenblick,da ich dieses Gedicht las, war die Verkettung mitLyrik hergestellt.Die Bewunderung fr dieses Gedicht bewirkte schick-salha, da ich mein Leben lang nicht loskomme vonder Lyrik, da ich bis heute jene hundertsechzig Ge-dichte schreiben mute.

    Ob meine Sachen gut sind oder schlecht, das wei ichnicht. Sie sind smtlich in meinem ureigenen Stil abge-fat. Im Nachwort zu meinem ersten LyrikbandNrdliche Provinzen schrieb ich unter anderem:Jetzt beim neuerlichen Lesen meiner Gedichte wollensie mir nicht so sehr als Lyrik erscheinen denn alskleine Kisten, in die ich das Lyrische eingesperrt habe,

    * Nach dem japanischen Vorkriegssystem folgten auf sechs Grundschuljahrefnf Jahre Mittelschule. (Anm. d. bersetzers)

  • damit es nicht entflieht. Htte ich diese Texte nichtniedergeschrieben, gewi wren sie aus meiner Handlngst ins unbekannte Irgendwo auf- und davongeflo-gen. Dank des Umstands jedoch, da sie so festgehal-ten sind, weht mir nun beim Lesen Gedicht um Ge-dicht, wie es mich einst aufgesucht, gleich einemSchatten pltzlich wieder durchs Herz; all die kleinen,geheimen Bedeutungen, die ich fr mich in den Din-gen der ueren Welt entdeckte, sie konnten nirgend-wohin entweichen, sie blieben, so habe ich das Gefhl,in den Winkeln der vermrtelten Kiste der Spracheeingeschlossen, ohne sich zu verndern. In diesemSinne sind diese Texte fr mich weniger Lyrik alsvielmehr Behltnisse zur Konservierung des Lyri-schen, sind durch einen mehr oder minder mhsamenProze erstellte Erinnerungsnotizen an das Gedicht.Freilich htten fr bloe Notizen zwei, drei Zeilengengt; doch ich habe ein Vielfaches an Worten aufge-wandt, um meinen lyrischen Gedchtnissttzen einevergleichsweise solide Festigkeit zu geben Sollte nun der Leser mit den hier versammelten kur-zen Texten dennoch etwas anfangen knnen, so wirdes sich fr ihn, wie ich glaube, um die Entdeckung desGedichts handeln. Ist doch, was in ihnen verwahrtliegt, mein einstiges lyrisches Erlebnis. Und erst dann,wenn dem Leser dieses lyrische Erlebnis aufgeht, wer-den es in Wahrheit meine Gedichte sein Jeder Lyriker bemht sich, seine lyrischen Gedankenals sprachliches Gebude auf zumauern. Das Lstigedabei ist nur, da sich dies, auer man ho auf dieKra des Genies oder aber des Zufalls, so einfach

  • nicht bewerkstelligen lt. Zwar heit es, ein Gedichtzu schreiben, sei das Gesch des angeborenen Ge-nies; tatschlich jedoch, davon bin ich berzeugt, istdiese Operation, fr die man sich in den unterstenSchichten der Psyche ein Geheimlabor eingerichtethat, die Leistung einer sehr partikulren Bega-bung Wenn sich Lyriker ber Lyrik unterhalten, gewinntman regelmig den Eindruck, da die nach Zahl deranwesenden Kpfe vllig verschiedenen Worte bezie-hungslos aneinander vorbeifliegen. Die eigenen Wortewerden von den anderen nicht verstanden; man selberist unfhig, die der anderen zu verstehen. Keines dergewechselten Worte geht dem respektiven Partner ein;jedes kehrt zu dem zurck, der es ausgesprochen hat.Dabei ist dies nicht die Schuld derer, die sich daunterhalten; vielmehr scheint es eben daran zu liegen,da das Gedicht fr jeden einzelnen ein so berausIndividuelles ist. Der Arbeitsvorgang in dem Geheim-labor, das der eine wie der andere besitzt, bleibtletztlich uneinsichtbar. Erst dann, wenn dort die bri-sante Bombe schon produziert ist, vereinigt man sichunterschiedslos in der Bewunderung ihrer Gewalt. Einsolches, meine ich, sei das Gedicht

    Diese dem Band Nrdliche Provinzen beigegebenenNotizen sind fr mich noch immer und unverndertgltig. Es besteht keine Notwendigkeit, sie auch nurim geringsten zu revidieren. Meine hundertsechzigGedichte entstanden in meinem Geheimlabor aus-schlielich nach meiner Methode.

  • Da ich als japanischer Lyriker im fernen Auslandjemanden gefunden habe, der mich versteht, erscheintmir ein unverhoes Glck. In diesem Sinne bedeutetmir der bersetzer meiner Gedichte soviel wie eineinzelner hell leuchtender Stern fern im Westen. Ichberlasse es ihm gern, aus meinen hundertsechzigGedichten auszuwhlen.Desgleichen danke ich dem Suhrkamp Verlag, derbereits meine Romane Das Jagdgewehr, Der Stier-kampf und Die Eiswand edierte, fr die Betreuungauch dieses vierten Bandes fr einen japanischenSchristeller wie mich ein seltener Glcksfall.

    Tky, im August Yasushi Inoue

  • Als an einem Abend im April

  • Pflaumenblte

    Meine glcklose Schwester in Hokkaid, hie es, seierfroren. Die Nachricht hatte mich am Abend er-reicht. Ich steckte den Dolch zu mir und ging unterden Laternen den Hang hinab. Die Straen still, keineMenschenseele; aus irgendeiner Ferne wehte san wievon Blten das Geplauder einer Tischgesellscha her-ber. Wer war der Schurke, an dem ich mich htterchen knnen? Ich setzte mich auf die eisige Erdeund starrte in den Sternhimmel hinauf. Ich war einJunge von sechzehn.

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  • Park mit kahlen Bumen

    Zwischen Ast und Ast, Schwertern gleich ineinanderverbissenem Gest, klae tief und tiefer die Schlucht.Drunten war immer kaltes Morgengrauen. Krhen-skelette blinkten hier und da, und manchmal strichprasselnd ein Eisregen darber hin. Als entfernte sich,war es dem Ohr, ein Gewirr unzhliger Schritte: soHals ber Kopf strzte, geschlagen, ausgeblutet, dieFebruar-Kompanie davon.

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  • Gescheitert

    Die Fahne am schleifenden Schweif, so kehrten wirheim.berm Dorf im fahlen Staub begann es zu dunkeln.

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  • Februar

    Meine Mutter, die Vater und mich verlassen hat, ge-stern abend wieder stand meine Mutter allein und denKopf auf der Brust im Eichwald hinterm Haus. IhrGesicht, bin ich sicher, so jung und schn wie damals,als sie uns das angetan.Frstelnd, mit einem heimlichen Blick in das Dunkelvorm Fenster dann und wann, bltterte ich in demBuch, aus dem mich Vater vorlesen lie. Und er auflangem Krankenlager, whrend er meiner Stimmelauschte, begann wie jeden Abend darber einzu-schlafen.Spter nachts, nachdem ich mich vergewissert hatte,da er schlief, kletterte ich leise aus dem Fenster. Liefich den Weg in die Schlucht hinab; und zwischen denEichen hier und da waren wei die Pflaumenbltenaufgegangen. Mutters Gestalt aber sah ich nirgends;nur ungezhlte Augen, den Mrderatem angehalten,starrten aus nchtlich kalter Tiefe zu mir herauf.

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  • Als an einem Abend im April die Kirschblten fielen

    Im letzten Zwielicht den Hang hinan die Strae warangefllt mit erregten Menschenwogen. Auch ich, wiedie Einheimischen, versuchte durch die dichtgedrng-te Menge einen Blick auf die Leiche der jungen sch-nen Frau zu werfen, die gegen Abend von irgendwemermordet worden war. Mit ihrem Tod, so lief esfreudig von Mund zu Mund, htten die vielen Skanda-le ein Ende; indessen mute ein jeder die Entseeltegesehen haben, die als einzige in der Kleinstadt imNordosten Reitkleider trug.Sie lag im Tau auf dem flachen Hgel, den Sternenzugewandt und bleich wie eine Kunstfigur. Mich, denReisenden, der ich dreiig Minuten zuvor in dieserStadt aus dem Zug gestiegen, ging das nichts an. Undmeine Augen wollten von der schneeweien Hauthinauf in den Nachthimmel schweifen; doch etwaswie ein Phosphoreszieren hielt sie fest. Am rechtenHandgelenk die Ttowierung: Gestalt eines Falters,der seufzend zu mir herbersah. Meine Initialen. Un-verkennbar. Whrend ich auf ihre blutleeren Lippenstarrte, auf ihren der kalten Nachtlu und der allge-meinen Neugier ausgesetzten Mund, begann ich hastigmein Gedchtnis an ferne, verlorene Tage zu durch-whlen. Nein, nicht einmal des Gesichts erinnerte ichmich. Und jetzt erst vor diesen jungen Lippen begriffich, wie trostlos unser Treiben, wie schal unsere Lei-denschaen sind.Ich steckte mir eine Zigarette an; ich ging, dem Ge-drnge entgegen, die Hangstrae hinab. Das Meer

  • schien nahe. Der von der Salzflut erfllte Wind wuschmir die Wangen, wehte ber die dichten, aufgewhl-ten Menschenwogen hin.

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  • Der Truppentransporter

    Hinter der frhwinterlichen Meerenge kam ein spterMond herauf. Wellen, spitz wie Klingen, die enggedrngt die schwarze See bedeckten; manchmal, zwi-schen ihnen hervor, sphten furchtsame Quallenaugennach dem Nachtgestirn. Da zog mit abgedunkeltenLichtern ein Truppentransporter vorbei. Vorsichtig,wie um keinen der Mnner, mit denen er randvollbeladen war, zu verschtten.Wann werden wir ausgeschi und wo? Ach, daswute niemand. Und als sie den Leuchtturm, letztesLicht des Vaterlandes, steuerbords in der Ferne ver-schwinden sahen, kletterten wie auf stumme Verabre-dung die Soldaten in den Schiffsrumpf hinab, um ineinen tiefen Schlaf zu fallen. Genau um diese Stundegeschah es, da auf der Flut umher unzhlige Knospenerblhten und allmhlich eine wundersame Helle dasrtselhae Schiff umdrngte wie beim Tempelfest.

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  • Dem Freund

    Warum nur, und es lag so nahe,verfiel ich nicht lngst darauf:heimzukehrenins besiegte Land der Vterblieb dir kein anderer Weg

    auer da du ber den Grund der Meerenge kamst.

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  • Augen

    Es mu gewesen sein, als ich sieben war. Da ich einesklaren, strmischen Frhlingstages, whrend mich ir-gendwer von hinten umfate, im Winkel des Gartensin den aufgelassenen Brunnen sah, in den eckigenSchacht, der abwrts in die Tiefe strzte: bemoostes,altes Steingemuer, wuchernde Farne, schauderndeisige Lu; und drunten auf dem Grund stand reglosund wie ein rostiger Spiegel das Wasser. Heute weiich: da zum erstenmal beschlich mich etwas, das vielesin meinem Leben bestimmte.Wre jene eine Sekunde eines Frhlingstages des Kin-des nicht gewesen und nicht der Blick hinab in die mitkalten Mrderaugen aufgefllte Dsternis in der Erde,

    womglich htte ich, zwanzig Jahre alt, dem Freunddie Stirn gespalten, oder ich wre mit fnfundzwanzigin der Kolonne der Ideologen marschiert, htte viel-leicht mit dreiig mich fr die Liebe geopfert, mitfnfunddreiig vor Verzweiflung den Strom des Un-abnderlichen berquert oder aber mir mit vierzig inunserer Stadt einen Namen gemacht.Doch es ist anders gekommen. Einmal nur im nrdli-chen China am Yung-ting, dem Ewig-Unwandelba-ren, als auf seinen Wellen unirdisch wei die Sonneflammte, berfiel mich der Rausch des Kampfes, derdas Leben fr nichts erachtet; sonst bin ich in allemtrge geblieben und immer der unbeteiligte Augen-zeuge.

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  • Das Jagdgewehr

    Womit er sich, ein Mann in mittleren Jahren, dasStirnrunzeln der Leute im Dorf eingehandelt hatte, ichwei es nicht; dabei war selbst mir, dem Knaben, dasble Gerede zu Ohren gekommen, mit dem man ihnverfolgte.Einmal an einem Wintermorgen sah ich ihn mit umge-schnalltem Patronengurt, vom Jagdgewehr eine tiefeFalte in der Kordsamtjacke, aufwrts steigen zumAmagi-Berg: wie er mit seinen Stiefeln durch dasGewirr der Eisnadeln stape, wie er das Gestrppber dem Pfad mit ruhiger Hand zerteilte.Das war vor ber zwanzig Jahren, und lange schon ister tot; aber der Anblick seines Rckens damals stehtmir, wenn ich die Lider schliee, noch immer vorAugen. Was wohl trieb ihn dazu, sich mit dem blan-ken, dem tdlichen Stahlrohr zu wappnen? Ja, wie oseither geschieht es, da ich im Gewhl der Grostadtpltzlich dahinschreiten mchte wie jener Jger: ge-mchlich, wortlos, ungerhrt Da mir ist, als wredies das funkelnd polierte Jagdgewehr: Gefhl derSchwere, das einen Mann in mittleren Jahren, hat ererst den Blick ins weie Flubett des Lebens getan, bistief in Leib und Seele hinein durchdringt.

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  • Am Strand

    Eine Horde Mittelschler aus der Umgebung und eineandere aus der Stadt, offenbar auf Sommerfahrt hierdrauen, zogen aneinander vorbei. Die abendlichenGste hatten den Strand lngst verlassen. Zeit, in dervon der schwarzen See her das Rollen der Wogenpltzlich lauter erklang. Weil sie aneinander vorbeige-zogen, und aus keinem anderen Grunde, gerieten dieJungen ins Handgemenge; die Schlacht begann. Ah,welch prachtvolle Rcksichtslosigkeit! Im fahlenLicht der Strandlaternen wurden die Grtel ge-schwungen, flogen die Mtzen, hagelte es Kieselstei-ne. Drei der Schatten stolperten, doch sprangen siewieder auf. Da blitzte etwas unendlich Kostbares wieSternenstaub ber die Szene hin, und das eine Rudelder rauflustigen Wlfe trabte in verwirrter Formationin den Kiefernwald davon. Das Ganze war eine Sachevon nicht einmal drei Minuten gewesen. Aus jugendli-chem bermut entfachte Lohe, Streit um nichts, frnichts. Und der Strand fiel zurck in die vorige Stille.Eine immer tiefer werdende Wehmut kam ber mich.Nie zuvor hatte ich so wild die Eifersucht auf die ferneJugend empfunden wie in jener Nacht.

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  • Ein Menschenlehen

    Whrend ich in dem Buche blttere (es ist Die Ent-stehung der Erde des Doktor M.), versuche ich demKind leicht falich zu erklren:Zunchst veranschlagten die Physiker, die bei ihrerBerechnung von der inneren Erdwrme ausgingen, dieGeschichte unseres Planeten auf zwanzig bis vierzigMillionen Jahre. Spter kamen die Geologen aufgrunddes Salzgehalts der Meere auf siebenundachtzig undnach der eorie von der Bildung der Sedimentgestei-ne gar auf dreihundertdreiig Millionen Jahre. Inneuerer Zeit jedoch erklrten Wissenschaler: wiedurch Radioaktivitt zu beweisen, sei das frhesteGestein der Erde zwischen vierhundert Millionen undeins Komma sechs Milliarden Jahre alt. Und heute inder Zeit der Atomenergie werden sich, denke ich mir,zum Geheimnis des Erdalters noch weit mrchenhaf-tere Zahlen ergeben. Dabei hat die Geschichtemenschlicher Aktivitt kaum ber fnf- und keinedreitausend Jahre die Geschichte des japanischen Vol-kes. Ein Menschenleben whret, sagt man, fnfzigJahre. Vater wurde vor vierzig Jahren geboren, und duhast noch nicht einmal die Dreizehn voll Da pltzlich sind mir weiterzureden die Worte abhan-den gekommen, da ich verstumme. Hat mich dieLiebe zum Leben mit einer so unschuldigen Klarheitgepackt wie nie zuvor.

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  • Juni

    Je blasser des Meeres Blue wird, desto tiefer die Bluedes Himmels.Auf der Strae lockt ein blaues Kostm. Als ich ihmfolge, ist es ins Blau der Berge verschwunden.Juni. Truppe Blau beim Stellungswechsel. Um dieKolonnen zu durchqueren, mu ich verreisen.

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  • Oktoberlied

    Fern im Sden ein Korallenriff brtet fr den zwei-undzwanzigsten Taifun des Jahres den Nachwuchsaus.Um ihn nchstens aus den Rohren seiner Kalkgescht-ze nordwrts abzufeuern.Solange wird der Mond auf Japans Inseln scheinen.Geht es tiefer in den Herbst mit jedem Jahr, undirgendwo ein Knabe schreibt die Zeichen: Be-schei-den-heit.

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  • Ende des Sommers

    Der Taifun mochte unterwegs geplatzt sein wie einLuballon. Jedenfalls begann von Sd nach Nord einemerkliche Khle auf die Halbinsel einzuflieen.Vielleicht da deshalb die drei Zugvogelschwrme denKamm der Berge streien; da sich, was immer Wolkewar, in Bewegung setzte. Schlielich kam, als esringsum dunkelte, zum erstenmal in diesem Jahr mitklarem Gesicht der Mond herauf, und die MillionenZikaden brachen aus in ein wildes Geschrill.An diesem Abend oben am Amagi-Berg ist meinjngerer Vetter, dem ich nie begegnet war, in derGrube einer Gtterzeit-Zeder zu Tode gestrzt. Umgenau zu sein: zwischen neun Uhr vierzig und zehn.Ein unberechenbarer Zufall, gewi; und dennochhatte das Ganze etwas seltsam Bestimmtes.

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  • Vor Tagesanbruch

  • Sommerwolken

    In einem kleinen Fischernest nahe beim Isthmus vonKorinth warfen die Gste auf der Terrasse des Restau-rants pltzlich die Kpfe zurck und starrten in denHimmel. Ein englisches Paar, offensichtlich auf Hoch-zeitsreise, zwei ltere Eheleute aus Frankreich, einjunger Spanier mit vergrbeltem Gesicht und wir Ja-paner: alle die Augen nach oben gerichtet. Zuletzthatten sich auch die jungen Griechen angeschlossen.Keiner wute, weshalb er in den Himmel starrte.Angestrengt sah man hinauf, wechselte dann undwann einen Blick miteinander, um danach wieder inden Himmel zu starren. Natrlich begriffen wir eben-sowenig. Machten es wie die anderen und warteten.Darauf, da in einem Winkel dieses hellenischen Him-mels, in dem sich die ersten weien Sommerwolkentrmten, der Diskus eines in Wahrheit unbekanntenfliegenden Objekts erschiene.

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  • Vergngungspark in Los Angeles

    Am Pazifik berm Strand lag der groe Vergngungs-park. Achterbahn und Karussells und fliegende Gon-deln: alles in wilden Kurven kreisend; pausenlos vonmorgens neun bis elf in der Nacht das Juchzen undKreischen und Brllen von der Hhe der Klippe her.Und kam der Abend und auf der Bhne des nrrischenTreibens gingen die vielen tausend Lichter an, so wichwie auf Signal die Flut zurck, fielen auf der Sandbankunter der Klippe Schwrme von Seevgeln ein. InGrppchen zu zweit oder dritt behutsam ber dennassen, schwarzen Sand zu laufen. Innezuhalten nachfnf, sechs kurzen Schritten und weiterzutrippeln.Fanden die Dinge ber der Klippe und unter derKlippe ins Gleichgewicht. In der stillen Zone im Rk-ken der Tollheit und hier allein konnten die Vgelwandeln wie trauernde Hinterbliebene.

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  • Kanton

    Das Hotel heit Groes Dach der allumfassendenLiebe. Ich wohne in dem unregelmigen Eckzimmerim neunten Stock. In der ersten Nacht nach der An-kun, bei einer Temperatur von achtunddreiig Grad(obwohl wir erst Ende Juni haben), tat ich kein Augezu. Sprang jede Stunde einmal aus dem Bett, lief unterdie Dusche und schaute aus dem offenen Fensterhinunter auf den Perlflu, der zu Fen des Hotelsvorbertreibt. Sah, wie der Spiegel des gelblich trbenGewssers vom Schein des Vollmonds silbern funkel-te, wie mit aufgesteckten roten Lichtern groe undkleine Schiffe ohne Zahl unablssig in Bewegung wa-ren: die mit vollbesetzten, dreigeschossigen Fahrgast-dampfer, die Ruderboote, die Segelschiffe undDschunken, die Khne mit Gemse, mit Holz.Und pltzlich wute ich: es gibt, um vor einem Selbst-mord den Abschiedsbrief zu schreiben, keinen besse-ren Ort als dieses Hotel. Hier an der Mndung desFlusses, im unbekmmert die Tage und Nchte durch-ziehenden Getriebe wre das Sterben eines Menschen,wre der Sinn seines Sterbens, kaum gedacht, auchschon in nichts zerfallen. Mein Tod geschhe nebendem Tod einer jungen Schnen, die vor zweitausendJahren aus dem Leben ging, und stnde zugleich ineiner Reihe mit dem Tod eines Greises, der sich einesTages in abermals zweitausend Jahren die Pistole andie Schlfe setzt.

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  • Der Himmelsaltar

    Drauen in der Ebene von Hopei ein seltsam aufge-trmter Bau. Von weitem erschien er klein wie einPunkt, aber riesig, als wir ihn erreichten: drei kreis-runde, flache Marmorterrassen aufeinandergesetzt,jede mit einer Brstung aus gleichem Marmor und vonden vier Himmelsrichtungen her ber neunstufigeTreppen zu ersteigen. Die oberste habe, hie es, einenDurchmesser von sechsundsiebzig, die unterste vonhundertsechsundsiebzig Fu.Einst hatte hier der Souvern der Groen Erde dieErstlinge der Fnf Frchte dem Himmel dargebracht;war, mit anderen Worten, der Herrscher des Reichesdem Himmelsfrsten begegnet. Und wie die Kaisergetan, erklomm ich die weien Stufen Schritt umSchritt, trat in die Mitte des Altars. Vor mir auf derunendlichen Ebene wogte ppig das Sommergras; Ku-muluswolken trieben fern im Nordwesten ber denHorizont. Vom Ritual in jenen vergangenen Tagenwute ich nichts; doch eines begriff ich pltzlich.Wann immer ein Fhlender auf diesen Altar gestiegen,hatte sich der Himmelsfrst hinabgebeugt und ihmzugeflstert: So stehst du nun hier oben, o du Einsa-mer, und schon zeugt nichts mehr von Leben an dirauer Wollust und Mord.

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  • Die sterbende Sonne

    Wie es heit, war es bei den Hsiung-nu Brauch,inmitten der Steppe eine schier unglaublich tiefeGrube von an die hundert Fu anzulegen, den Totendarin zu bestatten, ihm ein gettetes Kamel mitzuge-ben und dessen Blut ber dem Grab auszugieen. Baldhatte das Gras die Stelle berwuchert und unkenntlichgemacht; doch wenn im Jahr darauf die Angehrigenmit ihren Kamelen ber die Steppe zogen und dieTiere witterten das Blut ihres Artgenossen und erho-ben ein Klagegeschrei, wurde an diesem Platz einAltar errichtet und dem Toten geopfert.Eine Geschichte nach meinem Geschmack. So htteich mich bei den alten Hsiung-nu-Nomaden aufgeho-ben gefhlt. In ihrer Vorstellung hie die SteppeSchale der Welt, hie die hinter ihr untergehendeSonne Sterbende Sonne. Und der Schnee, der sichfallend auf der Steppe hue, war der Besiegte Schnee.

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  • Indus

    Da man im Stromgebiet des Indus eine riesige Stadtaus der Vorzeit ausgegraben, dazu eine Unmengeeleganter wie schlichter Zeugnisse einer hochentwik-kelten Frhkultur, auch da diese Kultur bei einemHochwasser ber Nacht vom Erdboden verschwand,

    dergleichen mute nicht eben verwundern.Eines indessen erschreckte: da unter der Stadt einevllig gleiche zweite Stadt zum Vorschein kam.Marktplatz unter Marktplatz. Speicher unter Speicher.Trinkwasserbrunnen unter Trinkwasserbrunnen. Aufdie versunkene Stadt, wie man Kekse aufeinander-schichtet, hatten die frhen Indus-Leute im selbenSchema die neue Stadt gesetzt.Und nicht allein mir verursachte das, wie ich meine,Unbehagen. War doch im Augenblick, da man diedoppelte Stadt entdeckte, der Begriff vom Verfallgreiarer geworden als je zuvor. War so doch scho-nungslos die Wahrheit offenbart, wie unausweichlichseit den frhen Indus-Leuten die Menschheit auf ihrenUntergang zugetrieben; wie sie damals schon undohne mildernde Umstnde zum Tode verurteilt gewe-sen. Dieser Indus-Strom ist schlammig gelb in seinemOberlauf; auf den mittleren Abschnitten frbt er sichrot wie von Rost, um glitzernd wie die schuppigeHaut der Fische ins Meer zu flieen.

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  • Das Hochhaus

    Vom Hochhaus herab die drunten Schulter an Schul-ter wandelnden Paare zu beobachten, ist ein Vergn-gen. Die jungen Paare flstern sich Worte zrtlicherLiebe zu. Anders wrden sie sich kaum so aneinanderdrngen. Die lteren legen einen kleinen Abstand zwi-schen sich, doch ihre Herzen sind voll gegenseitigerBesorgnis. Das sieht man aus ihrer Art zu gehen.Besonders schn an einem Regenabend. Dann umge-ben sie den Fu des Hochhauses wie die Blumen aufeiner Rabatte. Hier und da ein Gesicht aufgereckt, umnach dem Zug der Wolken zu schauen. Und alleinnerlich betroffen. Als fiele der Regen nach demMae ihrer tiefen Schuld.Von diesem Hochhaus ist neulich ein junger Mann ge-sprungen. Die Zeitungen schrieben von Selbstmord ausVerzweiflung, was indessen eine absurde Falschmel-dung war. Ich wei sehr gut: Der junge Mann hatte, umdie Erwartungen der kleinen Leute da drunten nicht zuenttuschen, nur so getan, als strze er wie ein Stein.

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  • In einem Fischerdorf

    Einst soll es hier einen Metallgieer mit dem altehr-wrdigen Familiennamen Dingvogt gegeben haben;geblieben ist an der zerbrochenen, spinnwebber-sponnenen Glastr des verlassenen Hauses nur dieserName. Nebenan der Barbier Zur aufgehenden Sonnehat vor zwei, drei Monaten das Gewerbe gewechseltund ging aufs Schiff. Das sind die beiden einzigenHuser, die an der Landstrae stehen.Die zwanzig, dreiig Fischerhtten, von Mauern auskleinen Steinen umschlossen, von Bambusstaketen ge-gen den Wind geschtzt, drngen sich am Ufer mitseinem schmalen Sandstrand stumm aneinander. Un-ter der Klippe am Ende des Dorfes zwei DutzendGrber, ber deren Steinstelen der Gischt von denWogen stiebt und die das Meer bei der wilden Gefr-igkeit der Brandung bald verschlungen habenwird.Das Herrliche in diesem weltentlegenen Dorf ist derSonnenuntergang. Dann auf einmal sind die Huser,das Meer, die Leute wie purpurn lodernde Blten.Und die Stelen auf den Grbern auch. Das ist derreinste Pomp. Eine Rte, um loszuheulen. Wirklichstimmen um diese Stunde die Mwenschwrme einKlagegeschrei an, als wren sie toll geworden. Tanzenunter Gejammer und Flgelzucken auf und nieder.

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  • Die Mumie

    Sowie ich an jenem Morgen ankam in der kleinenStadt im Nordosten, ging ich zum Tempel, um dortdie Mumie zu sehen. In dem zum Innengarten geff-neten, zehn Matten groen Empfangsraum war dieMumie, nachdem ihr die jungen Wissenschaler dieKrone abgenommen und sie befreit hatten von allenGewndern, nackt in einen Sessel gehoben worden.Im Nhertreten erwies ich der sonderbaren Gestaltmeine Reverenz. Es war dies im wahrsten Sinne, vonAngesicht zu Angesicht, die Begegnung mit einemMenschen, der vor zwei Jahrhunderten gelebt.Ich berlegte mir erste Worte, ihn anzureden. Undnacheinander versuchten meine Lippen: Heiliger!Meister! Du meiner Vorvter Bruder! Du Zeit! DuTod! Du durch den Strom geflter Stamm! Doch vonder Mumie kam keine Erwiderung. Ich forschte nachanderen Worten. Und es formte mein Mund: Oh, derdu ich bist! Ich selbst! Oh, erstarren machende Tu-schung! Da wenigstens hob die Mumie um eine winzi-ge Spur die Brauen oder das, was davon zurckgeblie-ben war, kaum mehr als zwei kleine Narben.

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  • Vor Tagesanbruch

    Als ich den Deckel vom frischen Tintenfa schraube,breitet sich vor mir die blauschwarze Tiefsee aus. ImVergleich zu ihr wollen mir Pazifik und IndischerOzean winzig erscheinen. Wie der Arzt vor einemGehirneingriff ziehe ich einen sauberen weien Kittelber, wasche mir die Hnde in Lysol und mache michan die Operation, ein Stck Tiefsee herauszuschneidenund in ein kleines zylindrisches Gef zu bringen.Da setzt in der Tiefsee eine neue Strmung ein. Wal-herden, Schwrme von Kraken, von fliegenden Fi-schen drngen durch den Kanal von S. hinunter in denMeeresgraben K. Gleich darauf beginnt mit gurgeln-dem Gerusch die Flut in Wirbeln aufzuschieen.Und ber das Meer, das sich allmhlich auf einemniedrigeren Wasserstand einpegelt, fahren Panzer-kreuzer unbekannter Nationalitt.Bald wird der Morgen grauen.

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  • Der junge Mann

    Der junge Mann fuhr in eine Stadt im Nordosten, diedafr bekannt ist, da es eines Fhnwinds wegenhufig zu ausgedehnten Brnden kommt. Es war umdie Zeit, da vor den Obstlden die groen, reifenGranatpfel liegen. Der junge Mann blieb dort zweiTage, hoffend auf einen blutrot lodernden Himmel;doch nichts geschah.Der junge Mann wechselte mit dem Nachtzug hinberan die Japan-See, In eine fr ihre Luspiegelungenberhmte Stadt. Der Ort war durchlrmt von Fest-tagstrubel, rauh ging das drauen am Ende der Gassensichtbare Meer. Der junge Mann verbrachte auch hierzwei Tage. Holztrmmer trieben auf den Wellen; imHimmel darber tat sich nichts, was ungewhnlichgewesen wre.Am dritten Tag stieg der junge Mann auf einer Halb-insel auf einem kleinen, namenlosen Bahnhof aus. Erschritt eine von steinernen Mauern eingefate, vonFischgeruch erfllte Strae dahin und erreichte dieKlippe. Vor ihm ffnete sich das Meer, stand ein zumSeufzen schner Abendhimmel. Das war berauschen-der als jede Feuersbrunst, war wunderbarer als jedeFata Morgana, auf die er gewartet hatte. Und sosprang er, der junge Mann. Ohne zu wissen: dieKlippe war in jener Gegend dafr bekannt, da vonihr schon viele ins Meer gesprungen waren.

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  • Guadalquivir

    An dem Tag, als wir Sevilla verlieen, stahl ich mir dieZeit, rasch noch an den die Stadt im Nordwestendurchflieenden Guadalquivir zu fahren. Sind dochBerichte berliefert, in denen es heit, jener vor drei-hundert Jahren von Sendai nach Rom entsandte japa-nische Samurai sei, nachdem er in Sdspanien an Landgegangen, diesen Flu heraufgezogen. Die Wasser wa-ren von blutigem Rot. Auf einer Bank im schmalenPark lngs des Flusses hielt sich in der nahendenAbenddmmerung ein junges Paar eng umschlungenund tauschte wilde Ksse; eine dicke Alte auf derBank daneben schob sich, Brocken fr Brocken,Weibrot in den Mund.Wenn ich je auf der Reise durch Europa all die Lustund Trauer des Fahrenden sprte, so in der Abend-stunde, als ich am Ufer dieses Flusses stand. In meinerJugend hatte ich bei dem Namen Rokuemon Haseku-ra, aus den wenigen Zeilen im Geschichtsbuch berihn, etwas Fremdes empfunden, das mir unannehmbarerschienen war. Deutlich entsann ich mich, wie ich injenen fernen Tagen knirschend dagegen angewtethatte. Erst jetzt zerfiel mein nebelhaer Unglaube ausso vielen Jahren in nichts. Erst hier, ber die rotenWasser des Guadalquivir gestellt, besa der japanischeSendung das dem Frommen eigene bleiche Antlitz undhinter sich den langen Schatten.

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  • Frhlingsnotizen fr einen Toten

  • Frhlingsnotizen fr einen Toten

    Schnee war herabgewirbelt, hatte innegehalten, undfr eine Weile rieselte es Frhlingssonne. Dann kehrteder Winter wieder, funkelte wieder sein Wei. Gleich-wohl, zwar ein wenig ratlos, begannen pltzlich diejungen Grser zu treiben. Trieb das junge Gras, unddu erhobst dich verwirrt von deinem Platz.An jenem Abend fegte ein Frhlingssturm vorber.Sein Gejaule hallte noch lange nach, bis es dnnerwurde und schlielich verstummte. Als spter derWind schon nicht mehr zu hren war, glaubtest du, esmsse etwas geschehen. Doch nichts geschah, und alsoverschwandest du selber.

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  • Das Donnern der Brandung

    So alt wie mein Vater mchte ich einmal werden. Sagteder Ortsvorsteher. Ich wute nicht, wie alt sein Vatergeworden war; doch gab ich ihm recht. Nach einerhalben Stunde hatte ich meinen Besuch beendet, undals ich aus dem Gemeindeamt trat, war da, in diekleine Bucht gebaut, die Mole, und drben hinter derMole dehnte sich frhlingsrauh die See.Schade, aber mit der Menschheit wird es nun wohlnichts mehr; am Ende bringt sie sich selber um. Sagte,die Haut vom Salzwind gegerbt, die Hnde wie Krei-selschnecken, der alte Fischer. Das war, als wir hinterder Pension, wo die Klippe abfiel, den blutrot schw-renden Abendhimmel betrachteten. Und auch denWorten dieses einfachen Propheten stimmte ich zu.Ich blieb drei Nachte in dem Dorf am Meer. Undwachte ich auf um Mitternacht, so hrte ich, alswrden die Trommeln geschlagen, das Donnern derBrandung. Nichts von Melancholie. Ein festlich heite-res Gedrhn. Manchmal im gleichen Takt, manchmal

    wollte es den Ohren scheinen im rollenden Gegen-einander.

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  • Verbotene Zone

    Mitten durch die Halbinsel lngs des achtunddreiig-sten Breitengrades ist ein Streifen gelegt. Vier Kilome-ter breit; ber Ebenen, durch Tler sich schlngelndvom Gelben Meer bis zur Japan-See. Da sind Restevon Drfern, aber kein Rauch von Herdfeuern steigtauf; die Felder vergrasen, die Rudel der Tiere, dieSchwrme der Vgel nehmen zu mit jedem Tag. Undnicht nur sie; auch der Geister der Toten werden esimmer mehr.Quer nach Panmunjon hinber zerteilt eine gepfla-sterte Strae diese Steppenzone von Menschenhand.Und der Wagen, wie von Alptrumen geqult, jagt mithundertvierzig Stundenkilometern durch die staubigbleiche, unirdische Szenerie. Zwischen den drrenHalmen der Grser blhen Forsythien und wilde Aza-leen, hocken verstreut die toten Seelen. Noch dasGeflirr der Sonne darber ist wie von Gespenstern.

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  • Die Steine im Pei-lin

    Am Abhang des Obasute-Berges stehen Gedenksteinedie Menge. Schon bei Tage, mehr aber noch nachtsund vor allem in hellen Vollmondnchten steigt vonihnen ein unertrglicher Geruch auf wie von frischemBlut. In China mit den Inschrientafeln auf demTai-shan ist es das gleiche. Schauder erregend sichvorzustellen, Tler und Hgel wren wahllos mit die-sen Steinen, gemeielten menschlichen Schreien, be-setzt. Schlielich verfiel, um ihr Aufstellen in freierNatur zu verhindern, irgendwer auf den Gedanken,sie in einer besonderen Halle zu sammeln. So entstanddas Pei-lin in der Stadt Sian.Indessen blieb es bei dem Unertrglichen auch imPei-lin. Es mu daher, was jeden Augenblick aufflie-gen knnte wie ein Nebel, auf dem Antlitz des Steinsfestgehalten und hingerichtet werden. Und betritt mandas Gebude des Pei-lin, so sind dort die Arbeiteremsig dabei, Abreibungen von den Inschrien zunehmen; und das Klopfen ihrer Tampons auf demGestein unterdessen ist von einem Wohlklang wie dasrauschende Gesirr der Zikaden. Von einem Wohl-klang wie selten ein Gerusch.

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  • Das Gewitter

    Die Tchter aus Verbindungen zwischen Weien undeingeborenen Kanaken sind die schnsten. Im idealenFalle gehrt ein Achtel chinesisches Blut dazu. Erklr-te der italienische Saxophonist, ein Mann in mittlerenJahren. Um die Richtigkeit seiner eorie zu bewei-sen, schlenderte er mit mir durch die Stadt, und wirsahen uns unter den Mdchen um. Wirklich besasolch Mischblut aus Europer und Kanake die edel-sten Gesichter mit feingezeichneten Augenbrauen;war dann noch China im Spiele (unklar freilich, ob mitgenau einem Achtel), machte eine Spur von Trauer sieum so saner.Unterwegs berraschte uns ein Wolkenbruch, undna bis auf die Haut rannten wir ber die Straen.Diesen ganzen Abend, von Donnerschlgen begleitet,peitschte der Regen die kleine Pazifikinsel. Mit dersel-ben Exaktheit wie die richtige Mischung der Schnenwar auch das Gewitter nach der von uns behauptetenlsterlichen Gleichung zusammengesetzt.

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  • Des Meisters Ohren

    Meister Sat hatte groe Ohren. Wenn man ihm ge-genbersa, versperrten sie einem regelrecht den Weg.Die blichen Menschenohren, Stimmen und Geru-sche zu unterscheiden, schienen das nicht zu sein.Eher verkrperter Wille und Ausdruck der Verwei-sung. Gleichsam zwei alte, rostrote Hellebarden, aus-gegrabene Schilde. Nachts, nachdem der Meister ge-storben war, hob ich das weie Tuch, auf das Antlitzdes Toten zu schaun; und allein diese Ohren, strengerals je, schienen mir lebendig. Sorgsam whlte ich dieWorte, die ich sprach. Und Wort um Wort wurden sieangenommen, blieb keines zurck.Im Krematorium zu Ochiai, ich hatte erwartet, derMeister wrde wie ein museales Reptilienskelett ausden Flammen tauchen, kamen schlielich, rot leuch-tend, die zerstckten Knchelchen hervor. DasLeuchten whrte einen Augenblick und verlosch. Ichsuchte des Meisters Ohren. Fate mit den langenStbchen etwas, das ich dafr hielt. Da langte auchDaigaku Horiguchi mit seinen Stbchen danach. Eswaren kleine, wie Plattmuscheln geformte Scheiben.Zwei rosige Muschelschalen, die unter leisem Klingenin die Urne fielen. So verschwanden Meister SatsOhren aus dieser Welt.

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  • Herbstanfang

    Als ich mich morgens vom Lager erhob, strich etwaswie der Schatten eines Vogels ber mein Herz. Be-deckte mein Herz fr eine Sekunde und verschwand.War es ein Lichtes, ein Dunkles, ein Heies, einKaltes? Ich wute es nicht. Etwas wie der Schatteneines Vogels, und lie mich den ganzen Tag nichtlos.Abends auf meinem Spaziergang bemerkte ich einenkleinen Tmpel, der berwuchert war von dichtemGras. Ich warf einen Blick hinein und horte ein leisesTropfen. Doch da ich wartete, da ich es deutlichervernhme, wiederholte es sich nicht mehr.Ich schlief diese Nacht zwischen dem leisen Tropfenund dem, was dem Schatten eines Vogels glich. Vonnicht erklrbaren Dingen blieb ich umstellt dieseNacht. Dabei besa mein Schlaf die immer vom Un-verbrgten gehtete Stille.

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  • Schnee

    Zwischen Rippe und Rippe liegt meine Wetterstation.Auf dem Dreieckdach des spielzeuggroen Huschensflattert die weie Fahne, kreist der Windmesser,schwenkt die Radarantenne. In einem abgelegenenKellerraum registriert der Zeitschreiber mit spitzerNadel die Schmerzstrme, die durch die Rippen schie-en. Nachts zu spter Stunde klettere ich in den Kellerhinunter und beobachte das Auf und Ab der Nadel. Inder Regel ergeben die Schmerzstrme eine san ge-wellte Kurve; aber manchmal verwirren sich die Wel-len, beschreibt die Nadel einen gewaltigen Sprung.Dann fngt es drauen zu schneien an. Und ich in demHuschen zwischen Rippe und Rippe bekomme zutun. Ich drehe in der Tr den Schlssel herum, und dieOhren gespannt auf das Gerusch gerichtet, mit demder Schnee herniederschwebt, mache ich mich an dieeinsame Aufgabe, sein Geriesel auf Millimeterpapierzu notieren.

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  • Die Chrysantheme

    Vergangenen Herbst bat man mich um ein Schrizei-chen von meiner Hand, um es im Grundstein eines inder City errichteten Hochhauses zu verwahren. Damitder Stein in hundert Jahren wieder geffnet werde. Ichschrieb das Zeichen fr Chrysantheme. Stellte mir vor,da auf den Tag nach hundert Jahren der Du derBlume aus der solange verschlossenen Kassette brcheund ber die Erde schsse.Die Grundsteinfeier erfolgte im stillen Licht der No-vembersonne. Die Versammelten, alle im Cutaway,bezogen vor dem ringsum gespannten rot und weienVorhang Posten. Und whrend ich mich zwischen siedrngte, sah ich, wie die nach meinem Zeichen gegos-sene Kupferplatte in einem kleinen Kasten aus Stuckverschwand. Nein, das hatte nichts mit dem Anbrin-gen einer Zeitbombe zu tun; das war ein weihevollesBegrbnis.Beim Diner in der noch frischen Festhalle im fnenStock wechselte ich mit dem feisten Herrn, der derDirektor war, die Becher. Und mit der Schamlosigkeitdes Schurken, der ein Stck seiner Seele verschacherthat, go ich den Reis wein hinunter, betrank ich mich.

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  • Bei Rckkehr von der Reise

    ppig blhten, als ich nach einem Monat wiederkamvon der Reise, auf den Beeten hinten im Garten dieRosen. Die Bltenbltter geffnet, die roten und dieweien, saen sie auf langen Stengeln wie schlafver-wirrt. Natrlich hatten sie Pflege gehabt, und dennochschien das ein verwilderter Garten. Auf einmal waralle Erinnerung an die Reise von mir abgefallen. Tiefertrat ich zwischen die Rosenbeete und lauschte, weilmir war, als hrte ich, ich wei nicht woher, einGepltscher wie von den Wassern eines Sees.

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  • Die Rutschbahn

    In der Ecke des Turnhofs die Rutschbahn, danebenmit lastend ppigem Laub der Malvenbaum. Heuteam freien Tag ist von den Kindern nichts zu sehen.Verlassen stehen Rutschbahn und Malvenbaum da.Und beginnt im Hof der Sand zu tnzeln, in der Eckebei der Rutschbahn bleibt es still.Soo mein Blick auf die verlorene Leere fllt, ber-kommt mich die Lust hineinzutreten. Aber noch tatich es nie. Schlielich ist uns Erwachsenen einmal nurim Leben dieser Schritt erlaubt.Ich jedenfalls will mir solch kostbares Anrecht er-halten.

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  • Prexistenzen

    Das vorige Leben verbrachte ich in einem Dorf amFlu. In meiner Jugend zogen die Schiffe dicht ge-drngt hinauf und hinab; in meinen spten Jahrenfreilich lag alles darnieder, und der Landesteg war denKindern zum Spielplatz geworden Erzhlte derBesucher, ohne sich im geringsten hervorzutun. SeineAugen leuchteten ein wenig strker; aber nach Wahn-sinn sah das nicht aus.Als er gegangen war, versank ich fr den Rest desTages ins Grbeln, forschte auch ich nach meinemvorigen Leben. Gegen Abend kam ein Hagelschauer;spter schwebte der rote Mond herauf. Endlich umMitternacht bei dem Gedanken, es msse, wovon derBesucher gesprochen, vordem mein eigenes Lebengewesen sein, fhlte ich mich befreit. Und zwischendem kalten weien Glitzern eines dmmernden Flus-ses treibend, schlief ich im Sommerhaus die letzteNacht.

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  • Der Mongole

    Auf dem Marktplatz in Samarkand drngten sich lr-mend Mnner und Frauen des unterschiedlichstenBlutgemischs. Ich befragte meinen Begleiter, einenjungen usbekischen Dozenten, und Wort fr Wort imWeitergehen notierte ich mir, was er sagte: Dies einAraber mit mongolischem Blut. Da ein Mischling ausUsbeke und Tadschike. Die Frauen dort tadschikischeTurkmenen. Jenes eine Gruppe von Irano-Tataren mitleicht tibetischem Einschlag Auf halbem Wege gabich mein Vorhaben auf. Ich hatte begriffen: das fhrtins uferlose. Nein, um ehrlich zu sein: ich verzichteteauf meine Notizen, weil wir auf einen grogewachse-nen, reinbltigen Mongolen gestoen waren. EinenMann mit geschorenem Schdel, in langschigenStiefeln, der wie ein Knguruh sein Kind auf demBauch hngen hatte in einem weien Tuch. Und ob-wohl seine Riesengestalt nicht dazu passen wollte,

    nur er, wie er mit eingezogenen Schultern undtraurig dastand, schien mir einsam zu sein.

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  • Die Stadt in der Wste

    Dem Grabstein des Eroberers, so las ich einst in einemBuch, habe man die Worte eingemeielt: Du warst derSchatten des Gottes auf Erden. Als ich hinkam in dasLand in der Wste, klang dies weder nach bertrei-bung noch nach Schmeichelei. Es schien sogar hchstzweifelha, ob damit ein Lob gemeint. Offengestan-den halte ich dafr, es war eine magische Formel.Gebannt durch diese Worte schl der Eroberer derWste noch heute; auch diese Stadt, die nie mehrdavon losgekommen. Man stelle sich, um das zu be-greifen, in das Getriebe des Basars, auf dem die ver-schiedenen Vlkerschaen gegeneinander brllen.

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  • Der Kanal

    In Yangchou am Stadtrand sind hier und da Teile desalten Kanals zwischen dem Huang-ho und demYangtze-Strom erhalten. Doch keiner, der an dieseUfer tritt, glaubt an einen Kanal. Das ist ein Flu!Dabei besitzt er das merkwrdig Melancholische, dasimmer knstliche Wasserlufe haben. So wie die Kai-sergrber, die nur der Archologe von natrlichenHgeln zu unterscheiden vermag. Bis sich Menschen-werk nach unendlich langer Zeit in ein Stck Naturverwandelt, sendet es unerklrlich woher diedunklen Strahlungen irgendwelcher Energien aus.

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  • Die Quellen des Huang-ho

    Nach westlichem Kalender im Jahre erging vonKubilai, dem ersten Kaiser der Yuan, Befehl an Tu-shih, er mge den Ursprung des Huang-ho erkunden.Tu-shih nach seiner Rckkehr vermeldete: Es sindihrer mehr als hundert Quellen, so verstreut, dakeiner sie erstrmen kann; steht man auf hohem Bergeund schaut auf sie hin, erscheinen sie wie die gleien-den Reihen der Gestirne. Hierauf gesttzt, erhieltensie die Bezeichnung Meer der Sterne.Im Jahre zur Zeit des Kaisers Kao-tsung unter-nahm, abermals auf allerhchsten Befehl, A-ta-mi ei-nen erneuten Vorsto zum Ursprung des Flusses. Under beteuerte: Sdwestlich des Meers der Sterne erhebtsich ein riesiges Felsplateau und bildet ber hoherSteilwand den Teich des Himmels; dort in dem Teichsteigt sprudelnd die Quelle auf, um dann, sich teilend,hundert Wege zu nehmen. So hie die von A-ta-mierreichte Quelle Fels des Nrdlichen Drachen.Und was wre heute in der Volksrepublik von denQuellen zu berichten? Aus dem Flugzeug gesehen, istder nach Norden ziehende Huang-ho eine gelbe, ro-stige Kette, die gleichsam das Alphabet aneinander-reiht. Woran sie aufgehngt, ob am Meer der Sterneoder am Fels des Nrdlichen Drachen, das ist nichtauszumachen; mit Sicherheit hingegen lt sich sovielsagen: die Kette wird von einem gewaltigen Schlogehalten, von einer unheimlichen Stille.

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  • Einmal eines Tages

  • Das Dorf am Baikal-See

    Am Ufer des Baikal-Sees stehe eine Kirche, in der maneine Ikone des Patriarchen Nikolai verwahre. Heit esin einem alten Bericht. Zum Festtag des Heiligenversammle sich dort die Menge aus nah und fern,Tausende von Mnnern und Frauen, Um die Ikone zusehen, fuhr ich in das Dorf mit Namen Nikola: eineSiedlung von dreiig, vierzig Husern, dicht um dieAngara-Mndung gedrngt, die Hle am Flu, dieHle am See. Die Angara ist eben vier Meter tief;doch wo sie in den See eintritt, geht es jh hinab auftausend Meter. Beide, Flu wie See, die die Huser desDorfes spiegelten, lieen das alles ein wenig fremderscheinen. Nein, die Ikone war nicht mehr da, auchnicht die Kirche, in der sie gestanden. Da sich aber,Ende Dezember, die Enten des ganzen Sees gerade inihren Gewssern trafen, da er nur hier nicht zufror,darauf waren die alten Mnner des Dorfes stolz. Sieselbst Greise mit weien Brten in ihren schmalenGesichtern wie auf den Bildern der fromme Nikolausvon Myra.

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  • Notizen unterwegs

    Bei Zwischenhalt des Zuges auf freiem Felde hinaus-gesprungen, mitten unter spiegelblank polierte Pft-zen. Erdschollen, groe und kleine, wild durcheinan-dergeworfen wie Steingerll; jede mit einem BschelGras obenauf. Und zwischen Scholle und Scholle dasWasser, in dem sich die Wolken malen. Wir schreibenMai; aber Sibirien ist kalt wie im tiefsten Winter.Dabei hat es eben jetzt seinen Frhling. Vielleichtberhaupt sieht so der eigentliche Frhling aus Die zwei Stunden bis zur Station Iman damit ver-bracht, da ich durchs Fenster des Abteils auf die inder aschenen Landscha verstreuten, immergleichenPftzen starrte.

    Im Baikal-Museum die ausgestopen Exemplare derhier im Swasser lebenden Robben betrachtet:Nachkommen jener trgen Tiere, die, als sich vorundenklichen Zeiten der See vom Polarmeer schied,nicht mehr hatten flchten knnen und gebliebenwaren. hnlich offenbar, wie sich Vlkerschaen zer-streuen. Sollen doch Teile von Kstenstmmen heutegelegentlich auch in den Bergen siedeln. Phnomenewie Visionen oder sogenannte Halluzinationen mgli-cherweise nicht ganz ohne Beziehung hierzu.

    In der Wstenstadt Aschchabad einen groen knstli-chen See besucht.Von einer Insel hie es, da sich auf ihr zu ZeitenTausende von Zugvgeln versammeln; Tanker glitten

  • ber das Wasser; die sandigen Ufer bildeten lebhabevlkerte Badestrnde. Halbnackte junge Mnnerlieen den Plattenspieler laufen; der Eisverkufer spa-zierte am Saum der Wellen hin; allenthalben lagenblonde Mdchen, die Sonnenbrille auf der Nase, rck-lings ausgestreckt. Wenn du einen Ausdruck dafrsuchst: Glck war selten so unvermischt wie hier.

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  • Das Meerleuchten

    Ich war, vom Schwimmen mde, aus der nchtlichdsteren Flut getreten, da hatte mich pltzlich dasMeerleuchten erfat. Hatte sich wie ein streifiger Vor-hang aus Licht auf mich geworfen, um Tropfen frTropfen an mir herabzurinnen.Nur dies und nichts sonst war geschehen. Und doch:noch jetzt, nach all den Jahrzehnten, will es mir nichtaus dem Gedchtnis. Macht, fast zu beharrlich, daich mich wieder und wieder erinnern mu. Vielleichtweil damals wie nie danach in meinem Leben Schwer-mut und Ergebung so ohne Rest in eines verschmol-zen waren. Ich hatte, von leuchtenden Tropfen um-hllt, am Strand gestanden. Und es hatte sich mir amStrand in jener Nacht das unverwechselbare Siegel derJugend aufgedrckt.

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  • Sptsommer

    Aus den Sommerhusern, an die der Rumungsbefehlergangen ist, ziehen die Leute der Reihe nach aus. DieZahl der Huser, die verriegelt und zugenagelt daste-hen im Birkenwald, wchst mit jedem Tag. Zwarhaben die leeren Huser keine Lichter mehr, dafrfinden sie wieder zu sich. Schon beginnt in dem vonMenschen verlassenen Wald ein Geflster zwischenHaus und Haus.Bald kommt der soundsovielte Taifun und wscht diesommerlang betriebene Ladenstrae mit Seife und Be-sen, um zum Schlu sein Desinfektionsmittel darber-zusprhen. Da wird der Himmel abgerissen wie einAbreikalender, Und die klare Blue spannt sich berdie ausgehungerte Goldrauschsiedlung.Der Maler und der Philosoph, die noch keinen Ru-mungsbefehl haben, sprechen an einer kleinen Wege-kreuzung im Wald mit betrbten Mienen von Patrio-tismus oder aber vom Auswandern. Einige halsband-geschmckte, streunende Hunde behalten jedenfallsdie beiden verdchtigen Subjekte scharf im Auge.

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  • Tage der Verzagtheit

    Tage, da es nichts zu schreiben gibt. Schrieb einer ineinem Gedicht, Schreibe auch ich auf das leere Manu-skriptpapier: Tage, in denen ich nichts zu schreibenhabe.Damals acht Tage lang sah ich durchs Fenster desZuges nur weie Stmme und dichtes, grnes Laub.Birkendschungel, so weit das Auge reichte. Jetzt fnfMonate danach im November stell ich mir vor flltauf die kahlen Birkenwlder Sibiriens der Schnee.Unaurlich jeden Tag und in dieser Stunde. EinBild, das mir Mut macht wie kein anderes.Ich schreibe: Tage, in denen ich nichts zu schreibenhabe. Und da schneit es und schneit auf das Papier.

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  • Einmal eines Tages

    Ich werfe die Bcher beiseite und laufe hinaus in dieStadt. Die Straen sind halb unter Sand begraben, derRauch von den Herdfeuern ist lngst erstickt. In einemenschenleere Schenke trete ich ein, warte, da dieAbendrte kommt. Da ber den Dchern der ver-deten Hochhuser der Mond erscheint.Es kommt keine Abendrte, kein Mond geht auf. DieNacht fllt herab wie ein Regen. Ich laufe von Ecke zuEcke. Gewissenha im rechten Winkel biege ich in diewie dem Zucken von Fledermausflgeln angepatenGassen ein. Im ersten Bezirk begegne ich meinemtoten Vater; im vierten Bezirk gehen meine lebendenShne an mir vorbei. In diesem Augenblick geschiehtes, da meine Ohren zuerst jene seltsam gefrbteMusik vernehmen. Das Gerusch, mit dem der Spiegeldes Meeres rings um die Stadt allmhlich zu sinkenbeginnt.

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  • Mrz

    In Nara an der alten Tempelhalle wirbeln die riesigenFackelbrnde kalt durch die Nacht.Schrg vor dem Schreibtischfenster der kleine Pflau-menbaum hat weie Blten aufgesteckt.Ein berhmter Romanist ist gestorben. Aus dem, waser in jungen Tagen bersetzte, erfuhr ich zum erstenMal von einem Dichter namens Mallarme. Ich, der ichnoch jnger war als jener Romanist.Auf dem Expo-Gelnde am Tag vor der Erffnungs-feier tanzt ber dem groen Schwebedach der Schneewie Entendaunen.Um in fernen Meeren den Fischschwrmen nachzuja-gen, nehme ich die Harpune zur Hand und gehe aufReisen. Morgens bei Tagesanbruch in meinenTrumen.

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  • Archologisch

    Wir fragten im Zentrum sakas verschiedene Leutenach dem Platz, an dem man den Naniwa-Palast aus-gegraben hatte. Schlielich meinte einer: Da drbensei ein Schwimmbad im Bau, sonst werde in dieserGegend nirgends gebuddelt. Tatschlich war, wasSchwimmbad werden sollte, der Standort des altenKaiserpalasts, den wir suchten.

    Ursprnglich hatte hier das Volk gewohnt. Dochim siebenten Jahrhundert war das Viertel abgebrochenund mit Erdreich aufgeschttet worden, um daraufden Naniwa-Palast des Kaisers Ktoku zu errichten.Unglcklicherweise fiel dieser einer Feuersbrunst zumOpfer, und erst fr Kaiser Shmu entstand an dergleichen Stelle wieder ein Palast. Indessen sollte aucher ein Raub der Flammen werden. Spter folgten Malum Mal Gebude, unbekannt welcher Art, zuletzt dieKaserne des Achten Regiments, die bei den Luan-griffen niederbrannte.Die Schlsse, die der zufllig anwesende junge Ar-chologe aus Fundamentschwellen, Grbenresten,Pfeilerlchern, Erdaufschttungen und aus den imSand erkennbaren Brandspuren zog, leuchtetendurchaus ein; aber whrend der Abend dunkelte undes stieg ein blasser Frhlingsmond herauf, leuchteteuns noch weit deutlicher ein, da dieser historischePlatz zu einem Schwimmbad wurde. Gleichmig vonallen Seiten umschlo der Lrm der Grostadt dieGrube; auf die sdstliche Ecke zu hatte sich vonfernen Neonlichtern eine Wasserlache zwischen den

  • archologischen Resten rot verfrbt. Wir setzten unsan den Beckenrand. Als warteten wir auf die pnktlichbeginnenden Schwimmwettkmpfe.

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  • Basis

    Um die Stelle, an der sie die Basis des alten Palastsausgegraben, ist ein Seil gespannt, liegt auf der Erde,der schwarzen, ein einzelner flacher Stein. Die Rnderder Grube sind von gelben Rapsfeldern verdeckt; imWabern der Sonne darber tanzen die Falter.Und man kann hinkommen, wann man will, immerstehen einige und schauen ber das Seil. Nur diesereine flache Stein, was gbe es da zu bewundern?Aber natrlich hat die Welt das noch nicht gesehen:Stilleben mit einem Meteoriten, der umgekehrt, ausder Erde auf die Erde, gefallen ist. Deshalb auch, dadie Rapsfelder hier und die Falter und das Wabern derSonne fremder wirken. Und die Leute, wenn sie nachHause gehen, haben das Gefhl, irgendwie wre derFrhling dies Jahr nicht so wie sonst.

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  • Elegie

    Nachdem du gestorben am fnen Tag blies einSturm, der im Garten von der Buche die letztenBltter ri. Nachdem du gestorben im Monat daraufbebte mit leichtem Schwanken die Erde. Nachdem dugestorben am neununddreiigsten Tag begann es zuschneien. Und als der nchste Tag auf den Abend kam,fiel abermals Schnee. Und wieder am nchsten Tagschien vom Morgen an die stille Wintersonne, um ineiner Abendrte unterzugehen, wie sie selten ist. Jen-seits der weien Flecken Schnees, die im Garten lagen,standen Schwarz an Schwarz die Bume, und zwi-schen ihrer schwarzen Reihe schien ein rotbeglnzterHimmel hervor, als htte ihn wer mit zerstoenenFlammen bestreut. Als ich, im Korbstuhl auf derVeranda, das vor mir sah, da zum ersten Mal konnteich glauben: du bist nicht mehr in dieser Welt. Da zumersten Mal auch hrte ich: aus dem in Trauer gekleide-ten Abend die Glocke, die wieder und wieder erklangum deinetwillen.

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  • Frhlingsanfang

    Seit dem Tag, an dem es geschneit, sind sieben Tagevergangen. Im Garten in den schattigen Winkeln dieReste des Schnees, hartnckig und zuletzt wie Seifen-schaum, schwanden an diesem Nachmittag. Auf dienoch nasse, schwarze Erde fllt die stille Winter-sonne.Die bittere Erinnerung auch, die an dem Tag, an demes geschneit, mich pltzlich berfiel: Stck fr Stckin sich zusammensinkend, hielten sich ihre Spuren ineinem Winkel meines Herzens, um heute, zuletzt wieSeifenschaum, in der stillen Wintersonne zu ver-gehen.Wie der Schnee so schwand die Erinnerung; wie dieErinnerung so verging der Schnee. Runde hundert-siebzig Stunden der Himmel oben und die Erde unten;siebenmal der gemchliche Wechsel von Tag zuNacht, von Nacht zu Tag, den mein Inneres mitvoll-zog. Und der Kalender rckt auf Frhlingsanfang.

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  • Mai

    Den Tisch ans Fenster gerckt, sa ich und sah hinabauf den Wildbach und seine steigenden Fluten. Dr-ben der Berg, vom Mairegen gepeitschtes Gebsch.Von tagelangen Gssen durchnt die grnen Buckelaus jungem Laub, aus frischem Laub, die Kra auch,die aus ihnen drngte. Mir schien, ich htte so ansolchem Ort schon einmal dagesessen. Schon einmal,wars in diesem, wars in einem ndern Leben, Aug inAuge dem Abhang gegenber, auf dem die bleichenFeuer der Verschwrung brannten.Ich hatte gemeint, ich htte zu schreiben, und mich anden Tisch gesetzt; und htte doch wissen mssen: esgab jetzt nichts zu schreiben fr mich. In diesemMonat, in dem ich geboren.Des Wildbachs Tosen klang wie das Getrommel vorder Schlacht.

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  • Im Morgengrauen

    Einmal jeden Tag um diese Stunde ist es tot, das Meer.Seinen Leichnam zu betrachten, schlag ich mich durchden vom Nachttau nassen Kiefernwald. Um meineFe noch das Dunkel. Such ich an den Wurzelknol-len der schlafverwirrten Strandbaumwolle Halt. Strzich hinab zum Ufer, das in den letzten Zgen liegt. Anden Htten die Schilfgrasmatten sind hochgerollt, dieBoote fort. Dahinter, blauschwarz hingestreckt, derRiesenleib des Meeres. Lu am Horizont der ersteFrhschein um, den reglos stillen Toten zu bedecken.Ich gehe ber Tang und Muscheln, die die Brandungausgespien. Und auch die Brandung ist dahin. Einmaljeden Tag um diese Stunde, in der der Morgen graut,ein totes Meer.

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  • Der Tmpel

    Ah, ich wollte, es wre wie lang zurck an jenem Tagder wilde Sommer wieder. Was war das fr ein Som-mertag! Ich lief den vergrasten Pfad an der Klippehinab. Rot wie Blut blhten talwrts die Nirvana-Blu-men, vom Berg her fiel wie ein Regenschauer dasGeschrill der Zikaden. Da sprang ich mitten hindurch.Lebendig in der steil aus Mittag sengenden Sonne nurich und mir voraus der Schwrm der Libellen. ImDorf die Leute lagen, wie sie umgesunken waren,reglos in ihren Husern. Und ich hastete, mich drun-ten in den Bach zu strzen, wo er, eingerahmt vonFarn und Felsen, einen winzigen Tmpel staute wieein Tintenfa.

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  • Die azurene Blue

    Durch Birkenwald und Lrchendickicht ziehen sicheine Menge Wege. Manche beschreiben eine Parabel,andere laufen in Wellenlinien dahin. Einige auch knik-ken rechtwinklig ab, oder sie machen kehrt und ver-schwinden im Irgendwo. Da gibt es die Hunderoute,da gibt es den Kinderpfad. Einer ist der Spazierwegdes alten Philosophen und einer mein Spazierweg. Anden vielen Punkten, an denen sich Krmmung mitKrmmung schneidet, sto ich auf Hunde, treffe aufKinder, oder ich begegne dem alten Philosophen. Voneinem Weg indessen, durch den der Herbstwind blst,wei ich nicht, wer ihn benutzt. Und einmal jeden Tagbleibe ich stehen, wo dieser Weg den meinen kreuzt.Um nur dann zu hren, wie Blatt um Blatt vomHimmel gerissen wird. Wie allmhlich die azureneBlue entsteht.

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  • Nachglanz

  • Drei lyrische emen

    Weie Spitze, die ein riesiges, tielaues Tuch bor-diert Das Meer.

    Zwischen die tausend Kiefernstmme eingeschnitten:tausend Brocken See. In jungen Jahren pflegte ichmich so zu nhren, da ich tglich einen davon ver-schlang.

    Am Ufer des mit trbgelber Flut gefllten Yangtze-Stromes wuschen die Mdchen ihre Krge, da sierote Hnde bekamen. Ich wollte, ich schriebe ansolchem Platz, auf solche Weise meine Zeichen.

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  • Der Alte im Turban

    Irgendwo in der Steppe sa mit untergeschlagenenBeinen ein Alter im Turban und meditierte. Als eraufsah, fragte ich ihn: Worauf zielt dein Gebet? DerAlte erwiderte: Auf das Nicht-Denken; wenn du ver-stehst, was ich meine. Und weiter fragte ich: Wieknnte einer ins Reich des Nicht-Denkens gelangen?Darauf der Alte: Halte die Zunge im Munde, auf dadu nichts berhrst.Unterwegs im fremden Land, auf dem Bettrand sit-zend morgens im Hotel, machte ich einmal das Expe-riment. Bald schlssen mich flackernde Flammen ein,oder der Nordwind umwirbelte mich mit Geheul, eineisiger Regen strich ber mich hin. Jetzt war ichFud-my, jetzt Han-shan oder Shih-te.Ich ffnete die Augen; ich war entschlossen, fr im-mer zu desertieren. Sprang vom Bett und ri dasFenster auf. Da schlief im Morgendmmern die W-ste, durch die ich mehr als einen Monat gezogen; auchder Basar, auf dem ich heute den letzten Edelstein inMnze wechseln wrde, lag noch im Schlaf. Indessenschwebte mir das Gesicht des Alten im Turban herauf.Ein einsames Gesicht. Gesicht eines Mannes, der fah-nenflchtig war seit Jahrzehnten.

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  • Trkische Wstenfahrt

    Wann immer wir aus dem Busfenster sahen, fern amRand der Ebene standen die Windhosen wie umge-stlpte Trichter. Ein im Sden wie im Norden vonWirbelwinden eingerahmter Wstenstrich, durch denwir auf Tagesausflug waren.Schlielich brach die Nacht herein. Da wurde dieEbene zum Meer, der Bus zum Dampfer, der rotge-sichtige Fahrer zum Kapitn. Und nachdem ein blei-cher Mond aufgegangen war, flackerten von jenenStellen, an denen tagsber die Windhosen gestanden,Fischerfeuer herber.Ich zckte mein Taschenbuch. In ausgefallener Ora-kelschri notierte ich: In der Ferne das Geheul derWlfe In Wahrheit waren es keine Wlfe, hatte nur irgendwoeine Dampfsirene gejault.

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  • Pfeilspitzsteine

    Kleine Steine, wie Pfeilspitzen geformte, Stein umStein, bohren sich aus dem Sand der Wste. Kaumeinen Fu hoch die grten, die kleinsten vier, fnfZoll, Totensteine der Turk-Nomaden. Ohne Unter-schied fr Erwachsene und Kinder, fr Mnner undFrauen, fr Esel und Kamele. Gemeinsam unter klei-nen Pfeilspitzsteinen liegend: die beim Auruch ausdem Leben gebliebenen Gebeine der miteinander le-bendig Gewesenen. Mittags, von der grellen Sonnebergssen, haben diese Pfeilspitzgruppen eine eigeneStrenge. Den Stolz der Toten jetzt, die vordem dieLebenden waren.

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  • Nachglanz

    Wie am Ende eines Tages der Abend kommt Mute ich pltzlich denken. Das war, als wir eine vomNachglanz der sinkenden Sonne rot lodernde Lehm-httensiedlung passierten. So wie am Ende eines Tagesder Abend kommt, wird mein Leben seinen Abendhaben. In der menschenleeren Strae flammten dieEsel auf, an der menschenleeren Kreuzung die Kame-le. Dann fuhr der Wagen wieder durch Wste. Undauch die Wste loderte rot.

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  • Eroberungszge

    Ich wanderte die Strae, ber die die Heere Alexan-ders gezogen. Ich wanderte die Strae, ber die diemongolischen Teufel geritten. Ich wanderte Straen inWstenstrichen, wo auer Kamelgras kein Halm ge-deiht. Einmal traf ich auf eine Herde von zweihundertHippies. Sie kamen aus Afghanistan und wollten, wiesie sagten, ber Pakistan hinein nach Indien, httenNepal zum Ziel. Sie glichen einem groen Heuschrek-kenschwarm.In Nepal gebe es Wildgemse die Menge; da brauch-ten sie nicht zu hungern. Auch sei es, meinte einHeuschreck, in sdlichen Gegenden warm genug, umim Freien zu schlafen. Seine Kleine indessen ri einePackung Kaugummi auf die hatte sie dem persischenZllner aus der Tasche geklaut und schob sich einenzwischen die Zhne.Da wute ich: dieser hollndischen Hippie-Herdeknnte ich meine Enkelin anvertraun. Sie ist neun undmir das Liebste auf der Welt.

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  • Unerlaubte Grabungen

    Am selben Tag schon, an dem der Himmelssohn denron bestieg, machte sich die Bande der Plndererdaran, einen geheimen Stollen zu jener Stelle vorzu-treiben, von der anzunehmen war, da dereinst dieserKaiser dort bestattet wrde. Natrlich eine Geschich-te aus dem alten China. Und eine erfundene Geschich-te, gewi; aber ich mag sie. Soo ich mich ihrererinnere, fhle ich wieder Mut. Denke: auch du soll-test zu graben beginnen. Auf etwas zu, das die Stilleder Toten hat und die schimmernde Pracht einerKrone. Das zum Beispiel der sinkenden Sonne gleichtdaheim berm Dorf an einem Abend, fnfzig undeinige Jahre, nachdem du gestorben.

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  • Abschiedsgesnge

    Viele Dichter schrieben ihren Abschiedsgesang undstarben. Andere wiederum meinten, sie gedchtennicht leichtfertig vom Tod zu schreiben. Auch dies imGrunde ein Abschiedsgesang. Du, Freund N., hastnichts dergleichen hinterlassen. Dafr wagtest du, be-vor du starbst, die Reise nach Pakistan. Begannst inPeshawar, dem einstigen Sommersitz der Kushan-K-nige, suchtest in Gandhara und Taxila die buddhisti-schen Relikte auf und drunten im Indus-Tal die Rui-nen fnausend Jahre alter Stdte, um schlielichnach Afghanistan hinein den Khaibar-Pa zu ber-schreiten, von dem herab soo die Teufelshordengekommen. Fuhrst, um deine Fahrt zu beschreiben;doch zu schreiben, blieb dir keine Zeit. Und jetzt willes scheinen, die ungestme Reise selber sei dein Ab-schiedsgesang gewesen. Du hast, du schrecklichSchchterner, kein Wort des Abschieds an dein Lebenzu sagen gewut, auer da du untertauchtest in diede Landscha der Ruinen, in die sich alles dortverwandelt.

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  • Der verwilderte Garten

    Am Ziel der Reise, ich hatte einen kleinen Aufsatz zuschreiben, fhrte man mich in ein Landhaus am Fueines Hgels. Wessen Landhaus es war, das wute ichnicht; doch es schien, als stnde es sonst leer, und derGarten war ber und ber verwildert. Ich setzte michan den Tisch, den man mir mitten ins Zimmer gerckt.Sah, wie vor mir im Garten das Hortensiengestrppblalila Blten in die lastende Lu der Regenzeit hielt;hrte, wie die Pflaumen- und Aprikosenbume zubeiden Seiten die am Ast gereien Frchte fallenlieen. Dies also die Folge der irdischen Gravitation:lotrecht strzend, in jeder Minute eine, schlugen dieschweren Frchte auf den Boden. Ich verlor die Lust,meinen Aufsatz zu schreiben. Ich rckte auf die Ve-randa hinaus. Benommen sa ich vor dem Gerusch,mit dem die Frchte fielen. Sa so vielleicht demirgendwo im Dickicht verborgenen Herrn des Gartensgegenber.

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  • Am Kap

    Ich stand am Kap ber der Klippe, gegen die dieWinterwogen des Pazifik schlugen. Welle rollte aufWelle heran, an der Erdachse rttelnd, dann selberberstend, auseinanderfallend; und war doch dasWilde, das Groe nicht, das mich in jungen Jahrenkrperlich mitgerissen. Grnblaue dnis bis weit hin-aus. Damals hatte ich mein Gesicht dem zugewandt,das donnernd auf mich eingestrmt; jetzt hingegenbegriff ich die kleine, verschmte Geste, mit der unterQualen die Flut drunten wich. Nichts mehr von derHalluzination, ich she jenseits dieses Meeres in derFerne Amerika liegen. Unheimlich, nicht wahr?

    meinte der Mann, der mich fhrte. Ja, unheimlich, sagte auch ich. Dabei war, was mir wirklich unheim-lich erschien: da ich mich whrend der hier verbrach-ten Viertelstunde und vor einem kreisenden Weihen-paar als Zeugen so eifrig gerade darum bemhte, eineJugend zu revidieren.

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  • Der Eremitenberg

    Wenn ich zu whlen htte unter den vielen Bergen derUnsterblichen, die Tessai gemalt, ich wrde mich frdie Gefilde weisen Entzckens entscheiden. Sie lie-gen auf mchtig getrmtem Felsengebirge. Von derSteilwand strzt der Wasserfall; es eilt der Bach berdie glatte Haut der Steine. Pavillons und Klausen sindauf die Klippen gesetzt; hier und da erheben sicheinige Bume. Von Menschen nirgends eine Spur, undnur das Meer ist zu hren, wie es den Saum derriesigen Felsenbhne wscht. Sich vorzustellen, esschiene der Mond auf diese unbewohnte, letzte Uto-pia, welch grenzenlose Einsamkeit! Als wre so dasReich der Toten. Tessai aber, seines Alters siebenund-achtzig Jahre, malte den Eremitenberg, um keinemsonst den Zutritt zu gestatten. Um unbemerkt in tieferNacht, vom Mondlicht bergssen, selber in ihn ein-zutreten.

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  • Das neue Jahr

    Am Neujahrstag im Klassenzimmer schrieb der Leh-rer an die Tafel: Das neue Jahr. Wahrhaig, dies wardas neue Jahr. Neu das Gesicht des Lehrers, neu dieGesichter der Schler. Auch der blaue Himmel, derdurch die Fenster blinkte, auch der Schulhof, der inder hellen Sonne lag, und selbst auf den Pftzen imSchulhof das Eis, neu war, was immer das Auge sah.Das Schultor, die Strae dahinter, die Leute aus demDorf, die ber die Strae gingen, alles war neu.Seither ist kein so neues Jahr mehr gekommen. Nurda die Erinnerung an das Klassenzimmer jenes Kind-heitstages ferner rckte mit jedem Jahr und kleinerwurde, dabei schrfer, wie auf einem der frhenGogh-Pastelle.

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  • Reisen

    Jedesmal wenn das Jahr beginnt, plane ich eineReise.Neunzehnhundertsechsundsiebzig nach Peshawar:Sommerresidenz der Kushan-Knige,Stadt der Granatpfel,Burgplatz, an dem Alexander Siesta hielt.Dort im Hotel am Hgelhangwill ich im Larvengekringel unentwirrbarer Zeichendem anderen Ich in Tky den Scheidungsbriefschreiben.

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  • Anhang

  • Nachwort des bersetzers

    Moderne japanische Lyrik als Sonderform neben den tradi-tionellen Gattungen entstand vor ber einem dreiviertelJahrhundert aus der Begegnung mit westlicher Lyrik. Sieverzichtete auf die herkmmliche Silbenzhlung, sie durch-brach die Einengung auf die kurze Form; kennzeichnendwurde die freirhythmische Zeile. Andererseits kam auch nunkein Pathos auf. In einer der Prosa nahe benachbartenSprache blieb man beim konkreten Bild, bei der konkretenSituation, die auf ein erlebtes und nacherlebbares Erkennenhin zu ffnen war. So gesehen, hat der westliche Einfluweniger Neues bewirkt als vielmehr fr lngst Gebtes diegeme Struktur initiiert: denn schon Ende des . Jahrhun-derts bei Matsuo Bash etwa in seinem Oku no hosomi-chi (Auf schmalen Wegen in den hohen Norden) ge-schah hnliches. Dort sind inmitten einer tagebuchartigen,leicht stilisierten Prosa die siebzehnsilbigen Haiku-Kurzge-dichte nichts anderes als Leuchtmarken des dem Wandererbuchstblich aulitzenden lyrischen Augenblicks.Dieses Nebeneinander von Lyrik und Prosa ist fr den auf der Insel Hokkaid geborenen Yasushi Inoue in einemweiteren Sinne bestimmend gewesen. Lesern seiner Erzh-lung Das Jagdgewehr, die ihn neben zwei weiteren Titeln(Der Stierkampf und Die Eiswand) bei uns bekannt gemachthat, wird aufgefallen sein, da sich im vorliegenden Band eingleichnamiges Gedicht befindet und da dies mit dem in derRahmenhandlung am Anfang der Erzhlung stehenden Ge-dicht nahezu identisch ist. Tatschlich erschien das hierbersetzte Gedicht erstmals im Oktober in der Zeit-schri Shibunka, whrend die Erzhlung mit dem dortdas ema anschlagenden und leicht abgewandelten Gedichtein Jahr spter in der Oktober-Nummer der Zeitschri

  • Bungakukai publiziert wurde. Mit anderen Worten: daseine Handlung nur andeutende Gedicht von wuchs sichzu der Erzhlung von aus; die zunchst lediglich alsMann mit dem Jagdgewehr vorgestellte Figur erhielt ihreabgerundete Geschichte. Diese bei Inoue nicht auf DasJagdgewehr beschrnkte Verfahrensweise lt sich an derEntstehung einer ganzen Reihe von Erzhlungen vor allemin den spten vierziger und frhen fnfziger Jahren beob-achten. Es war dies die Zeit, in der er (Als ich Romane zuschreiben begann, war ich bereits ber die Vierzig) zumgroen Romancier wurde.Inoues Weg bis zu diesem Punkt war alles andere als geradli-nig. Das gilt fr das Biographische wie fr den literarischenWerdegang. Nach einer Kindheit, die er auf einem Dorf inden Bergen sdlich Tkys bei der Gromutter verlebte,statt bei den Versetzungen seines Vaters, eines Militrarztes,von Ort zu Ort wechseln zu mssen, nach Mittelschuljah-ren, die er, nicht eben der Fleiigste, auf den verschiedenstenSchulen zubrachte, geriet er so spt auf die damalige gymna-siale Prparandenschule, da er nach der ersten Klasse zumWehrdienst eingezogen wurde mit einer beim Jd gebro-chenen Rippe allerdings, deretwegen man ihn bereits nachvier Monaten wieder entlie. Mit dreiundzwanzig schlie-lich zum Studium zugelassen, zunchst im sdwestlichenFukuoka, ein Jahr spter dann in Kyto, brauchte er aber-mals weit ber die normale Zeit, bevor er, inzwischen schonverheiratet, seine Abschluarbeit ber die Lyrik PaulValrys vorlegte. Hierauf trat er in die Redaktion der sakaMainichi-shimbun ein und war dort, abgesehen von einemerneuten, diesmal wegen einer Erkrankung an Beriberi abge-brochenen militrischen Zwischenspiel als Artillerist inNordchina ( / ), bis im Kulturressort ttig. Wh-rend jener Jahre auf der Prparandenschule verffentlichteer seine ersten Gedichte in einer Gruppenzeitschri; als

  • Student gewann er den Erzhlerwettbewerb einer Wo-chenzeitung, arbeitete ab fr das Skriptbro einerFilmgesellscha, verfate einen Kriminalroman, ein imShimbashi-eater in Tky uraufgefhrtes Bhnenstckund erhielt fr einen Roman der Taish-bungaku(wir wrden von einer Literatur fr den allgemeinen Lesersprechen) einen hochdotierten Preis.Vor diesem Hintergrund, den journalistischen einbezogen,mu die Geburt des eigentlich literarischen Autors Inoueunmittelbar nach Kriegsende gesehen werden. Sie vollzogsich an einem Mann in mittleren Jahren, der den Blick insweie Flubett des Lebens (Das Jagdgewehr) bereits hintersich hatte. Die durch zwei Jahrzehnte klar gehaltene undsich stetig sublimierende Lyrik speicherte den Fundus anErfahrenem und Erlebtem, aus dem sich schpfen lie.Sollte damit die Aufgabe des Gedichts erfllt gewesen sein?Keineswegs. Gerade unser Band, der zu drei Vierteln sptereGedichte enthlt, beweist die erstaunliche Konsequenz, mitder Inoue die Lyrik fortgefhrt hat. Gleichsam im Stil einesspeichernden Fahrtenbuches auf den zur Materialsammlungimmer hufiger unternommenen Reisen im Lande selbst,dann nach Europa, Amerika, in die Sowjetunion, vor allemaber in den Vorderen und Mittleren Orient, nach Indien,West- und Innerasien und wieder und wieder nach China.Bisher war dem deutschen Leser von der Ernte solcherReisen sie fllt einen groen Teil der zuletzt veranstalteten bndigen Gesamtausgabe seiner Romaneund Erzhlungen nichts bekannt; immerhin wird die hiervorgelegte Auswahl aus der in der Hauptsache dabei ent-standenen Lyrik eine erste Vorstellung von dieser Seite desAutors vermitteln. Unterwegs auf den Straen Alexanderskommt uns Yasushi Inoue von der anderen Welthle herentgegen.

  • Inoue schrieb auerdem eine Reihe von Reisebchern meistkulturhistorischen Inhalts sowie zahlreiche Essays ber Pro-bleme der Kunst und sthetik. Er erhielt nahezu alle wichti-gen literarischen Preise, ist seit Mitglied der Japani-schen Akademie der Knste und wurde mit der Kultur-Medaille, der hchsten Ehrung des Landes, ausgezeichnet.Nach dem Tode Yasunari Kawabatas im Jahre wuchsihm die Rolle des Groen Alten in der literarischen WeltJapans zu.

    Siegfried Schaarschmidt

  • Anmerkungen

    Seite : AugenYung-ting, Flu in Nordchina; mndet bei Tientsin ins Gelbe Meer.Im japanischen Original dieses Gedichts stehen fr Strom desUnabnderlichen, hier im allgemeinen Sinne, dieselben Schrizei-chen, die dann als geographischer Name Yung-ting-Flu (d. i. derEwig-Unwandelbare) verwendet werden.

    Seite : Das JagdgewehrAmagi-Berg, erloschenes Vulkanmassiv auf der Izu-Halbinsel sd-lich Tkys.

    Seite : Ende des SommersGtterzeit-Zedern, uralte Zedernstmme, die, unter Vulkanascheoder im Wasser liegend, als Material vor allem fr kunsthandwerk-liche Arbeiten gesucht werden.

    Seite : Der HimmelsaltarDer marmorne Himmelstempel in der Ebene von Hopei (bei Pe-king) wurde vom dritten Ming-Kaiser Yung-lo errichtet. Infrhester Zeit dre es sich um einen Erdhgel gehandelt haben.

    bzw. chin. Fu entsprechen etwa bzw. m. Die FnfFrchte sind Weizen, Reis, Bohnen, Hirse und Kolbenhirse.

    Seite : Die sterbende SonneDie Hsiung-nu, wohl mit den spteren Hunnen identisch, siedeltenzwischen Baikal-See und dem Tarim-Becken, wo sie im . Jahrhun-dert v. Chr. ein erstes Reich bildeten.

    Seite : Die MumieZehn Matten (aus Reisstroh bestehende, mit einem Binsengeflechtabgedeckte Bodenmatten, die festliegende Einheit in der traditionel-len japanischen Wohnarchitektur) ergeben einen Raum von etwa, auf , m.

  • Seite : GuadalquivirRokuemon Hasekura (), Gefolgsmann des in Sendai inNordostjapan residierenden Lehnsfrsten Masamune Date, reiste indessen Aurag ber Mexiko nach Spanien und Rom, umHandelsbeziehungen anzuknpfen. In Madrid empfing er die Taufe,in Rom wurde er von Papst Paul V. empfangen. Seine politischeMission blieb erfolglos.

    Seite : Die Steine im Pei-linPei-lin, chin.; wrtlich: Wald der Gedenksteine. Obasute-Bergin der jap. Prfektur Nagano; nach der Legende soll, von seinerFrau gedrngt, ein Mann die eigene Mutter auf diesem Berg ausge-setzt (oba-sute, Aussetzung der Alten) und spter beim Vollmondseine Untat beklagt haben. Tai-shan, einer der (heiligen) FnfBerge Chinas. Abreibungen werden angefertigt, indem man berSteininschrien (nach berhmten Schreibmeistern) ein angefeuchte-tes Papier spannt und dieses mit einem Tuschetampon beklop; dasErgebnis ist ein Negativ der Inschri.

    Seite : Des Meisters OhrenHaruo Sat (), Lyriker und Erzhler. Daigaku Horigu-chi (geb. ), Lyriker. Ochiai gehrt zum Tkyer StadtbezirkShinjuku. Nach einer Kremation ist es Brauch, da Angehrigeund Freunde mit langen Eisenstbchen (geformt wie die jap. E-stbchen) die berreste in die Urne fllen.

    Seite : Notizen unterwegsIman, Stadt in Ostsibirien. Aschchabad, Hauptstadt der Turkme-nischen SSR; heute durch den Turkmenischen Kanal mit demKaspischen Meer verbunden.

    Seite : MrzIn Nara ( kaiserliche Residenzstadt) werden Mitte Mrz beieiner nchtlichen Reinigungszeremonie mehrere Meter lange Bam-busfackeln vor einem Gebude des Tdaiji-Tempels geschwenkt.

  • Seite : ArchologischNaniwa war die alte Siedlung am Platz der spteren Stadt saka undwhrend der Regierungszeit des Kaisers Ktoku () Resi-denz; Kaiser Shmu () residierte hier interimistisch in denJahren und .

    Seite : Der TmpelNirvana-Blume, Lycoris radiata: ein Zwiebelgewchs, das in Japanim Sptsommer blht und die Tagundnachtgleiche (jap. Higan, d. i.Nirvana) ankndigt.

    Seite : Der Alte im TurbanFud-my (sanskr. Acala), der Unbewegliche, buddh. der Ver-tilger allen bels; wird von Flammen umgeben dargestellt. Han-shan, Shih-te, wandernde Dichter-Mnche im China der Tang-Zeit(); Lebensdaten unbekannt.

    Seite : Der EremitenbergTessai Tomioka (), Tuschmaler; das Bild Gefilde desweisen Entzckens entstand im Jahre .

  • Quellenhinweise

    Die Gedichte aus dem Kapitel Als an einem Abend im April sinddem erschienenen Gedichtband Kitaguni (Nrdliche Provin-zen) entnommen.

    Die Gedichte aus dem Kapitel Vor Tagesanbruch sind dem erschienenen Gedichtband Chichkai (Das Mittelmeer) ent-nommen.

    Die Gedichte aus dem Kapitel Frhlingsnotizen fr einen Totensind dem erschienenen Gedichtband Unga (Der Kanal) ent-nommen.

    Die Gedichte aus dem Kapitel Einmal eines Tages sind dem erschienenen Gedichtband Kisetsu (Jahreszeiten) entnommen.

    Die Gedichte aus dem Kapitel Nachglanz sind dem erschie-nenen Gedichtband Enseiro (Eroberungszge) entnommen.

  • Inhalt

    (Die Jahreszahl zum Gedicht verweist auf die Erstverffentlichung)

    Vorwort: Ich und das Gedicht

    Als an einem Abend im April Pflaumenblte () Park mit kahlen Bumen () Gescheitert () Februar () Als an einem Abend im April die Kirschblten

    fielen () Der Truppentransporter () Dem Freund () Augen () Das Jagdgewehr () Am Strand () Ein Menschenleben () Juni () Oktoberlied () Ende des Sommers ()

    Vor Tagesanbruch Sommerwolken () Vergngungspark in Los Angeles () Kanton () Der Himmelsaltar () Die sterbende Sonne () Indus ()

  • Das Hochhaus () In einem Fischerdorf () Die Mumie ( Vor Tagesanbruch () Der junge Mann () Guadalquivir ()

    Frhlingsnotizen fr einen Toten Frhlingsnotizen fr einen Toten () Das Donnern der Brandung () Verbotene Zone () Die Steine im Pei-lin () Das Gewitter () Des Meisters Ohren () Herbstanfang () Schnee () Die Chrysantheme () Bei Rckkehr von der Reise () Die Rutschbahn () Prexistenzen () Der Mongole () Die Stadt in der Wste () Der Kanal () Die Quellen des Huang-ho ()

    Einmal eines Tages Das Dorf am Baikal-See () Notizen unterwegs () Das Meerleuchten () Sptsommer ()

  • Tage der Verzagtheit () Einmal eines Tages () Mrz () Archologisch () Basis () Elegie () Frhlingsanfang () Mai () Im Morgengrauen () Der Tmpel () Die azurene Blue ()

    Nachglanz Drei lyrische emen () Der Alte im Turban () Trkische Wstenfahrt () Pfeilspitzsteine () Nachglanz () Eroberungszge () Unerlaubte Grabungen () Abschiedsgesnge () Der verwilderte Garten () Am Kap () Der Eremitenberg ()

    Das neue Jahr () Reisen ()

    Anhang Nachwort Anmerkungen Quellenhinweise

  • Ein Menschenleben whret, sagt man, fnfzig Jahre. Vaterwurde vor vierzig Jahren geboren, und du hast noch nichteinmal die Dreizehn voll

    EroberungszgeVorwort: Ich und das GedichtAls an einem Abend im AprilPflaumenbltePark mit kahlen BumenGescheitertFebruarAls an einem Abend im April die Kirschblten fielenDer TruppentransporterDem FreundAugenDas JagdgewehrAm StrandEin MenschenlehenJuniOktoberliedEnde des Sommers

    Vor TagesanbruchSommerwolkenVergngungspark in Los AngelesKantonDer HimmelsaltarDie sterbende SonneIndusDas HochhausIn einem FischerdorfDie MumieVor TagesanbruchDer junge MannGuadalquivir

    Frhlingsnotizen fr einen TotenFrhlingsnotizen fr einen TotenDas Donnern der BrandungVerbotene ZoneDie Steine im Pei-linDas GewitterDes Meisters OhrenHerbstanfangSchneeDie ChrysanthemeBei Rckkehr von der ReisePrexistenzenDer MongoleDie Stadt in der WsteDer KanalDie Quellen des Huang-ho

    Einmal eines TagesDas Dorf am Baikal-SeeNotizen unterwegsDas MeerleuchtenSptsommerTage der VerzagtheitEinmal eines TagesMrzArchologischBasisElegieFrhlingsanfangMaiIm MorgengrauenDer TmpelDie azurene Blue

    NachglanzDrei lyrische ThemenDer Alte im TurbanTrkische WstenfahrtPfeilspitzsteineNachglanzEroberungszgeUnerlaubte GrabungenAbschiedsgesngeDer verwilderte GartenAm KapDer EremitenbergDas neue JahrReisen

    AnhangNachwort des bersetzersAnmerkungenQuellenhinweiseInhalt