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Werte sichtbar machen: Zahlungsbereitschaft, Reisekosten- und
Immobilienpreismethode
Jürgen MeyerhoffTU Berlin
Total Economic Value alsAusgangspunkt• Total Economic Value (TEV) zeigt, dass nicht nur
nutzungsabhängige Werte für Veränderungen in Natur und Landschaft bestehen
• Auch nutzungsunabhängige Werte können wichtiger Bestanteil sein (Zahlungsbereitschaft der Nicht-Nutzer)
• Nicht alle Bewertungsmethoden können nutzungsunabhängige Werte erfassen, d.h. nutzungsunabhängige Werte können nicht aus beobachtbarem Verhalten abgeleitet werden
• Nicht alle Bestandteile des TEV können separat bewertet werden, es bestehen Abhängigkeiten und Überschneidungen
TEV und Bewertungsmethoden
Source: DTLR (2002): Economic Valuation with Stated Preference Techniques. Summary Guide
Reisekostenmethode
• Idee: Aufwendungen geben Hinweis auf die untere Höhe der Zahlungsbereitschaft für eine bestimmte Naturqualität– Ausgaben für Fahrt (Benzin, Fahrkarte, Eintritt, etc.)– Zwei Ansatzpunkte:
• Anzahl Besuche (traditionelle Methode)• Auswahl (Choice) des Zielortes aus Alternativen
– Problem der Zurechenbarkeit (multi purpose trip)– Problem der (Reise-) Zeitbewertung– Datengewinnung – wirklich beobachtet?
Befragung zu „Naturreisen“Teil eines BfN geförderten Projektes am FG Landschaftsökonomie
• Idee ist, Landschafts-ausstattung und Besuche in Beziehung zu setzen
• Daten werden in einem GIS zusammengeführt
Reisekostenmethode
• Stand der Anwendung in Deutschland– nur wenige empirische Arbeiten– Einige Studien im Bereich Walderholung Mitte
der 1990er, z.B. Elsasser, Löwenstein– Zwei neuere Arbeiten zu wassergebundenem
Tourismus (-> Projekt GLOWA Elbe): Grossmann (2010), Lienhoop/Ansmann(2011)
– keine Choice-basierten Studien (RandomUtility Theory)
Immobilienpreismethode
• Idee: Preise für Immobilien erlaubenRückschlüsse auf Wertschätzung fürUmweltqualität– Eigenschaften eines Gutes bestimmen
Wertschätzung (hier z.B. Anzahl Zimmer, qm, Nähezum Wald, etc.)
– Eher für städtisches Grün geignet?– Zurechenbarkeit?– z.T. erheblicher Aufwand für Datenbeschaffung– Wie gut funktionieren die Immobilienmärkte?
Anwendung in Deutschland
• Meines Wissens eine Studie:• Dietwald Gruehn (2010) - Bedeutung von
Freiraumen und Grunflachen in deutschen Groß-und Mittelstadten fur den Wert von Grundstu ckenund Immobilien
• „Durch die Analyse von Marktdaten wurde versucht, die am Markt zu beobachtende Variation der Immobilienpreise und Bodenwerte auf bestimmte Einflussfaktoren (Gru nversorgung, Lage, Zentralitat) zuruckzufuhren“
• Keine explizite ökonomische Bewertung im Sinne maximaler Zahlungsbereitschaften
Kontingente BewertungEin Beispiel für eine direkte Methode
Erweiterung von Überflutungsflächen entlang der Elbe
Direkte Methoden
Mit Hilfe von Interviews wird ein hypothetischer Markt errichtet und dessen Bedingungen festgelegt•Vor- und Nachteile:
– es können beide, nutzungsabhängige und nutzungsunabhängige Werte erhoben werden,
– es können zukünftige Entwicklungen/Zustände bewertet werden.
– hypothetische Zahlungsbereitschaft „Wie viel wären Sie bereit zu zahlen wenn …“
– hoher Aufwand (Achtung: bisher vor allem Forschung!)
Jena
LenzenWittenberge
Rühstädt
Sandau
Magdeburg
Wittenberg
Berlin
RogätzHavel
Stepenitz
Spree
Parthe
MuldeUnstrut
Dessau
Halle
Erfurt
HamburgGeesthacht
Bleckede
Stör
Leipzig
Mulde
Mulde
Saale
Das Einzugsgebiet der Elbe- Deutscher Teil -Kartengrundlage: BfG, FZJ
Dresden
BMBF-Forschungsprogramm Elbe-Ökologie
Research priorities
Ecology of theflowing water
Ecology of the flood plains
Land use in the catchment are
-> Projects recommended management actions to promote sustainable development in river basin
Maßnahmen entlang der Elbe 500
Hamburg
Magdeburg
Leipzig
Dresden
Neu Darchau
Wittenberge
Havelberg
Tangermünde
Barby Wittenberg
Torgau
Dessau
400
300
200
N
10 km
100
S a x o n y -
A n h a l t
Brandenburg
S a x o n y
Morphological inundation areaActive inundation area
200 German Elbe-River KilometreBorder of the Biosphere Reserve
Sandau
Rogätz
Locations for potential dike shifting
• Deichrückverlegung um 15.000 ha Überflutungsflächen zu gewinnen
• Extensivierung der Landwirtschaft auf neuen und gegebenen Überflutungsflächen(bis zu 40.000 ha)
NUTZUNGEN
Öko
logi
e
Charakteristika z.B. Größe, Lage, Substrate, Spezies, Wassertiefe, pH-
Wert, Niederschlag
Struktur z.B. Biomasse, Boden /
Sediment, Profil, Flora- und Faunagesellschaften
Prozesse z.B. Photosynthese,
biogeochemischer Kreislauf, Zersetzung, Sukzession
Güter z.B. Landwirtschaft, Holzertrag, Fischerei, Wasserversorgung,
Erholung
Leistungen z.B. Hochwasserschutz, Grund-
wasserneubildung, Nährstoffretention, Erhalt von Biodiversität
FUNKTIONEN
Schn
ittst
elle
zw
isch
en
Öko
logi
e un
d Ö
kono
mie
WERTE
Gesamte nutzungs-abhängige Werte
Direkte Nutzungswerte
Indirekte Nutzungswerte
Nutzungsun-abhängige Werte
Gesamte nutzungs-unabhängige Werte
Ökonomischer Gesamtwert Monetäre
Bewertung
Gesamter Wert des Ökosystems
Primärer Wert des Ökosystems
Öko
nom
ie
Ökologische Leistungen und ökonomische Bewertung
Quelle: in Anlehnung an Turner et al. (2000:12)
Kontingente Bewertung -> Schutz biologischer Vielfalt
Ersatzkostenmethode -> Nährstoffretention
Design des hypothetischen Marktes I
Grundgesamtheit Bevölkerung der Flusseinzugsgebiete Elbe, Weser und Rhein über 18 Jahre
Ziehung der dreistufiges VerfahrenStichprobe 1) Ortgrößenklasse
2) Random Walk3) Schwedenschlüssel
Interviewart persönliches Interview vor Ort (face-to-face) Dauer durchschnittlich 30 Minuten Informationen 1 Karte über Elberegion, 1 Schautafel mit Bildern
über die Stromlandschaft Elbe, 1 Schautafel zurErläuterung der Maßnahmen an der Elbe,Informationstexte während Interview vorgelesen
Design des hypothetischen Marktes II
Abfrage der 1. Frage nach grundsätzlicher ZB
Zahlungsbereitschaft 2. wenn „Ja“ dann Frage nach Höhe der ZB
Zahlungsinstrument monatliche Abgabe vorgeschlagen, bei Ablehnung freie Auswahl
Zahlungsmodus Euro pro Person und Monat bei Abgabe Zahlungsempfänger Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe Frageform offene Frage mit Zahlkarte Anreizmechanismus Provision Point MechanismWohlfahrtsmaß Kompensierende Variation (maximale WTP)
Karte 1: Elbe und Auen
Karte 2: Gefährdete Arten und Biotope
Karte 3:Maßnahmen an der Elbe
1.300 Interviews,davon-> 700 Elbe-> 300 Weser-> 300 Rhein
Verteilung derSample Points in der Flussein-zugsgebieten
Anteil der Nutzer und Nicht-Nutzer
• Nutzer sind definiert als Personen, die vor dem Interview schon einmal an der Elbe selbst waren
• Anteile in der Stichprobe– Nutzer 66,3%– Nicht-Nutzer 33,7% 0
102030405060708090
100
in %
Elbe Weser Rhein
Nutzer Nicht-Nutzer
Anzahl zahlungsbereiter Personen
• 22,2 % (N = 289) der Befragten sind zahlungsbereit
• 77,8 % (N = 1.015) sind nicht zahlungsbereit 0
102030405060708090
Beide Nutzer Nicht-Nutzer
in %
Ja Nein
Mittlere Zahlungsbereitschaft in€/Jahr/Person nach Nutzer-Status
14,8 17,97,5
0 €2 €4 €6 €8 €
10 €12 €14 €16 €18 €
Beide Nutzer Nicht-Nutzer
Modell für statistische Auswertung
individuelle Zahlungs-
bereitschaft
gegenüber Umwelt generell (+) gegenüber Maßnahmen an der Elbe (+) gegenüber Bewertung mit Geld (-)
Nutzer (+) Geplante Besuche (+) Wissen über ökologische Situation
an der Elbe (+) Distanz zur Elbe (-)Angler (+)
Nettohaushaltseinkommen (+) Personen pro Haushalt (-)Alter (-)
Spenden für Naturschutz (+)
Einstellung
Vergangenes Verhalten
Ökonomische Merkmale
Landschafts-bezogene Merkmale
Ökonometrische Auswertung –Two-Part Model
1. Binäres Logit Model -> ZB(ja/nein)
Pr(yi=1|xi) = exp(α + ßx)/1 + exp(α + ßx),mit y(ja) = 1, d.h. befragte Person zahlungsbereit
2. Lineare Regression (OLS)Höhe der geäußerten ZahlungsbereitschaftWTP = α + ßx + εi wenn y = 1
1) Logistic regression (yes/no)variables coef. odds
ratio s.e. z-value
CONSTANT -6.410 -12. 06 **
AGE -0.012 0.988 0.073 3.80 *USER 0.798 2.222 0.228 3.49 **ANGLER 1.107 3.026 0.444 2.49 *PLAVIS1+2 0.407 1.503 0.176 2.32 *DIST 0.122 1.001 0.050 2.42 *ATT 0.253 1.288 0.031 8.11 **ATMON 0.556 1.744 0.068 8.08 **PD 1.214 3.367 0.189 6.42 **n = 1.259, Χ2 (6) = 352.10, p < 0.01, McFad-R2 = 0.27, adj. McFad-R2 = 0.25
*p < 0.05, **p<0.01
2) OLS regression (open ended)
variables coef. s.e. t-value
CONSTANT 2.565 0.620 4.14 **
INCOME 0.245 0.097 2.51 *
PLAVIS1+2 0.349 0.156 2.24 *
DIST 0.119 0.043 2.75 **
GEA -0.039 0.018 -2.13 *
ATT 0.111 0.031 3.56 **
N = 258; F(5, 262) = 7.48 **, R2 = 0,13; adj. R2 = 0,11
*p < 0.05, **p<0.01
Mittlere Zahlungsbereitschaftin € pro Person und Jahr
Protestantworten ausgeschlossen
Ja Nein
unkorrigierter Mittelwert 11,95 14,78
Embedding-Effekte korrigiert 9,25 11,49
zusätzlich getrimmter Mittelwert (Ausreißer) 5,00 6,25
Hochrechnung der Zahlungsbereitschaft in Mio. €
Bevölkerung der drei Flusseinzugsgebiete
Protestantworten ausgeschlossen
Ja Nein
einmalig 69 85 korrigiert um Embedding-Effekt jährlich 183 227
einmalig 45 57 zusätzlich um 2,5 % getrimmter Mittelwert jährlich 108 137
niedrigster Wert 153 Mio. €
höchster Wert 312 Mio. €
Direkte Methoden (CVM & CE)• Stand der Anwendung in Deutschland:
– Umfragebasierte Methoden am häufigsten angewendet in Deutschland
– Meyerhoff/Elsasser (2007) zählen 79 Studien für deutschsprachigen Raum
– Heute vielleicht 10 bis 15 Studien mehr in Deutschland
– Fast alle Studien als Teil von Forschung entstanden –von BMBF-Projekten bis einzelner Dissertation,
• d.h., eher hohe methodische Vielfalt• sehr unterschiedliche Qualitäten • sehr unterschiedliche Umweltveränderungen bewertet
The End