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ZUG Samstag, 12. September 2009 / Nr. 210 23 ZENTRALSCHWEIZ NEUE LUZERNER ZEITUNG NEUE URNER ZEITUNG NEUE SCHWYZER ZEITUNG NEUE OBWALDNER ZEITUNG NEUE NIDWALDNER ZEITUNG NEUE ZUGER ZEITUNG JUDITH STAMM Die ehemalige CVP-Nationalrätin stellte ihre Biografie in Unterägeri vor. Seite 31 Zugersee Die Graugänse fressen das Schilf kahl EXPRESS Am Zugersee leben derzeit rund 90 Graugänse aus ehemaliger Zucht. Die massigen Wasservögel stehen auf der Liste der gefährdeten Tiere. «Wir müssen mit den Gänsen leben lernen.» PETER ULMANN Einst ist sie aus Gefangen- schaft geflohen, nun bedroht sie die Uferzonen am Zuger- see: Abschüsse sollen helfen. VON LUC MÜLLER Dem Zuger Schilf geht es schlecht: In den vergangenen 30 Jahren ist der Bestand um zwei Drittel geschrumpft. Verschiedene Ursachen wie die Über- düngung des Sees waren dafür verant- wortlich. Doch nun wird die Graugans zum grossen Problem – im Frühling frisst sie die zarten Pflanzentriebe kahl. Das Schilf muss ein zweites Mal austrei- ben. Dadurch ist es weniger vital und kommt so nicht mehr zum Blühen. Die Folge: Das Schilfwurzelgeflecht ist nicht mehr in der Lage, die instabilen See- kreide-Böden zu armieren. Deshalb kommt es zur Erosion des Seegrundes, und die Flachwasserzonen werden all- mählich zu Steilufern. Der Seeboden ist nun zu tief, damit das Schilf Wurzeln schlagen kann – der «Bannwald der Seeufer» bleibt an solchen Stellen für immer verschwunden. «Der Verlust von Wasser-Land-Über- gangsflächen ist aus ökologischer Sicht gravierend. Denn hier gibt es die gröss- te Artenvielfalt von Tieren und Pflan- zen», so Peter Ulmann, Leiter des kan- tonalen Amtes für Fischerei und Jagd. Er sitzt in der ämterübergreifenden Arbeitsgruppe Schilfschutz, die am Zugersee konkrete Hilfsmassnahmen plant und umsetzt. Die Umzäunung einzelner Schilfpartien hat sich als wir- kungsvollste Massnahme erwiesen: Sie schützt gegen zerstörerischen Wellen- schlag, gegen Treibgut und Vogelfrass – das haben Versuche am Nordufer (im Gebiet Choller und Brüggli) gezeigt. Doch das Problem: Eine Zäunung kos- tet mehrere zehntausend Franken, zu- dem könne und solle das ganze Schilf- ufer im Naturschutzgebiet nicht einge- zäunt werden. «Wächst der Bestand der Graugans weiter, wird es kaum möglich, adäquate Schutzmassnahmen zu er- stellen», warnt Ulmann. Gefrässiges Tier Die Verantwortlichen sind alarmiert: Die Graugans vermehrt sich fast explo- sionsartig – waren es 2005 noch 18 Exemplare, so leben nun rund 90 Tiere am Zugersee. Häufig sind diese in Zug auf der Öschwiese, in der Badi am Chamer Fussweg, im Brüggli sowie am Westufer bei Buonas anzutreffen. «Eine Graugans frisst zehnmal so viel wie ein Taucherli», rechnet Ulmann vor. Des- halb wird nun über die Erhöhung der Abschussquote diskutiert. Zwar steht die Graugans auf der Liste der ge- schützten Tiere: Verursachen Einzeltie- re übermässige Schäden, dürfen diese durch die Wildhut abgeschossen wer- den, «wie viele Tiere, ist nicht explizit geregelt. Als Verwaltungspraxis gilt – nicht mehr als 10 Prozent des Bestan- des», erläutert Ulmann. Das Jagdgesetz des Bundes gibt den Kantonen die Kompetenz. In den vergangenen vier Jahren wurden am Zugersee sieben Tiere durch den Wildhüter abgeschos- sen. «So können wir den Bestand nicht stabilisieren. Die Population wächst weiter.» Will man den Bestand wegen der verursachten Schäden massiv verringern, braucht es eine Be- willigung vom Bund. Mit Mass «Wir wollen jetzt aber nicht ein- fach wild Gänse abschiessen», betont Ulmann, «wir müssen mit den Gänsen leben lernen.» Die Schilfschutzthematik sei ein Schulbeispiel für den Interessenkonflikt im Natur- und Artenschutz. «Unsere Arbeitsgruppe plädiert für eine Bestan- desregulation auf einem Niveau, das die Schutzorganisationen mittragen.» An einer Ortsbegehung im Mai war auch Thomas Uebelhart, Präsident des Zuger Vogelschutzes, im Schilf vor Ort. «Wir sind grundsätzlich nicht gegen Abschüsse», erklärt er. Doch Graugans sei nicht gleich Graugans. Denn bei jenen am Zugersee handelt es nicht um wild geborene Graugänse, sondern um Gefangeschaftsflüchtlinge, präzisiert Uebelhart. Den Abschuss einzelner die- ser Vögel würde man tolerieren. Doch: Diese lassen sich jedoch nicht eindeutig von den wilden Tieren unterscheiden – und so stehen alle Graugänse auf der Liste der gefährdeten Tiere. Aus dem Reusstal geflohen Die Gefangenschaftsflüchtlinge sind Nachkommen von Gänsen, die in den Siebzigerjahren im Reusstal von einem Zuchtbetrieb abgehauen sind und sich in der ganzen Schweiz verbreitet haben, erklärt Christa Glauser, stellvertretende Geschäftsführerin vom Schweizer Vo- gelschutz. Im Gegensatz zu wild gebo- renen Graugänsen – die als Zugvögel nur im Winter in der Schweiz auftau- chen (am Zugersee wurden sie noch nie gesichtet) – sind die Zuchttiere sehr zutraulich und wagen sich bis an die Badestrände, wo sie alles verkoten. Der Abschuss alleine regle das Problem sowieso nicht: «Die Gänse brauchen eine alterna- tive Futter- quelle.» Am Nordufer des Zugersees – wie hier im Gebiet Brüggli – halten sich die Graugänse gerne auf. BILDER AMT FÜR FISCHEREI UND JAGD /REUTERS GEPLANTES KUNSTHAUSAREAL Perimeter Museumsbau Denkbare Erweiterung Schützenmatt- wiese Schützenmatt- wiese Sportfeld Basketball Turnhalle Schützenmatt Erschliessung CHAMERSTRASSE AABACHSTRASSE Grafik: Oliver Marx Quelle: Baudirektion Kt. Zug ZUGERSEE UG U G U U U Z UG Z U U U G G G Z G ZUG Archäologisch heikel Zug «Neues Kunsthaus soll beim Volk verankert sein» So langsam geht es ans Eingemachte. Ab heute kann die Bevölkerung ein Wörtchen mitreden. Das Kunsthaus nimmt immer konkre- tere Formen an. Wird die geplante kanto- nale Richtplananpassung vom Kantons- rat abgesegnet, ist der Bau des neuen Kunsthauses auf einem guten Weg. Nun kann erst einmal die Bevölkerung aktiv werden – im Rahmen des Mitwirkungs- verfahrens – und Vorschläge und Anre- gungen zum Bauprojekt einreichen. Aus diesem Grund bekräftigt Martin Elbel, Präsident der Stiftung Freunde Kunsthaus Zug, dass das «neue Kunst- haus beim Volk verankert sein soll». Er plant Ende Oktober eine öffentliche Veranstaltung, «um mit einem grösseren Kreis an Interessierten in einen Dialog zu treten». «Zunächst für Zuger spannend» Dies nicht nur, um die Nähe zum traditionellen Kunsthauspublikum zu suchen, sondern um aufzuzeigen, wie man ein möglichst breites Spektrum an Besuchern fürs neue Kunsthaus am See gewinnen kann. Für Elbel sind dafür nicht nur ein Café und ein Mehrzweck- saal für Musikveranstaltungen und Le- sungen im künftigen Kunsthaus baulich wünschenswert. Er will auch dafür Sorge tragen, dass für die Jugendlichen auf dem Schützenmattareal eine Lösung ge- funden werden kann. «Natürlich ist das Gelände am See auch ein wunderschö- ner Ort, und es muss deshalb für das Kunsthaus ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben werden», so der Stif- tungsratspräsident. Er versichert, dass die private Hand einen wichtigen Anteil an der Finanzierung des neuen, rund 30 Millionen Franken teuren Kunsthau- ses übernehmen will. Auch was die Liga betrifft, in der ein künftiges Museum für Bildende Kunst in Zug spielen soll, bleibt Elbel bodenständig: «Es soll zunächst für die Zuger spannend sein.» Gleichzeitig sei es vom Programm und von der bedeutenden Sammlung Kamm her wie andere mittelgrosse Museen in der Schweiz natürlich auch für ein grösseres Publikum bestimmt. Basketball beim Podium? Was das Bauvorhaben des Kunsthau- ses am See betrifft, sind laut kantonalem Richtplan bereits Leitlinien zu erkennen. Der Neubau soll entsprechend gut auf dem Schützenmattgelände platziert wer- den. Dabei wird ein Mindestabstand von 12 Metern zum Seeufer eingehalten. Zur Chamerstrasse hin zwischen 10 und 12 Meter – nach dem Abriss der Schützen- mattturnhallen. Das Kunsthaus kann di- rekt von der Chamerstrasse aus angefah- ren werden – mit Einbahnregelung Rich- tung Zug. Entlang dieser Einfahrt soll es einige wenige Betriebsparkplätze geben. Besucher mit Autos müssten bekanntlich die umliegenden öffentlichen Parkhäu- ser und Parkplätze ansteuern. Der Bas- ketballplatz für die Jugendlichen, der dem Kunsthausneubau zum Opfer fällt, könnte laut Bericht in die Anlage beim Podium 41 oder beim Bürgerasyl inte- griert werden. Eine denkbare Erweite- rung des Kunsthauses könnte nach Os- ten Richtung Rehgarten erfolgen. Das Feld von vermuteten archäologischen Funden auf der Schützenmatt, wo prä- historische Ufersiedlungen vermutet werden, wäre durch den Neubau nur am Rande berührt. Was die Finanzierung des neuen Museums anbelangt, wollen Stadt und Kanton auch eine angemesse- ne Beteiligung der Zuger Gemeinden überprüfen. WOLFGANG HOLZ HINWEIS Der Bericht zur Anpassung des Richtplans ist bis 10. November im Internet unter www.zug.ch/ raumplanung einzusehen. Die Bevölkerung kann Vorschläge einbringen und an die Adresse richten: Amt für Raumplanung, Stichwort: Richtplanan- passung Museumsstandort, Postfach, 6301 Zug

Zeitungsartikel Luc Müller

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Page 1: Zeitungsartikel Luc Müller

ZUGSSaammssttaagg,, 1122.. SSeepptteemmbbeerr 22000099 // NNrr.. 221100 23

ZENTRALSCHWEIZNEUE LUZERNER ZEITUNG NEUE URNER ZEITUNG NEUE SCHWYZER ZEITUNG NEUE OBWALDNER ZEITUNG NEUE NIDWALDNER ZEITUNG NEUE ZUGER ZEITUNG

JUDITH STAMMDie ehemalige CVP-Nationalrätinstellte ihre Biografie inUnterägeri vor. Seite 31

Zugersee

Die Graugänse fressen das Schilf kahlEXPRESS

Am Zugersee leben derzeitrund 90 Graugänse ausehemaliger Zucht.

Die massigen Wasservögelstehen auf der Liste dergefährdeten Tiere.

«Wir müssen mit denGänsen leben lernen.»

PETER ULMANN

Einst ist sie aus Gefangen-schaft geflohen, nun bedrohtsie die Uferzonen am Zuger-see: Abschüsse sollen helfen.

VON LUC MÜLLER

Dem Zuger Schilf geht es schlecht: Inden vergangenen 30 Jahren ist derBestand um zwei Drittel geschrumpft.Verschiedene Ursachen wie die Über-düngung des Sees waren dafür verant-wortlich. Doch nun wird die Grauganszum grossen Problem – im Frühlingfrisst sie die zarten Pflanzentriebe kahl.Das Schilf muss ein zweitesMal austrei-ben. Dadurch ist es weniger vital undkommt so nicht mehr zum Blühen. DieFolge: Das Schilfwurzelgeflecht ist nichtmehr in der Lage, die instabilen See-kreide-Böden zu armieren. Deshalbkommt es zur Erosion des Seegrundes,und die Flachwasserzonen werden all-mählich zu Steilufern. Der Seeboden istnun zu tief, damit das Schilf Wurzelnschlagen kann – der «Bannwald derSeeufer» bleibt an solchen Stellen fürimmer verschwunden.

«Der Verlust von Wasser-Land-Über-gangsflächen ist aus ökologischer Sichtgravierend. Denn hier gibt es die gröss-te Artenvielfalt von Tieren und Pflan-zen», so Peter Ulmann, Leiter des kan-tonalen Amtes für Fischerei und Jagd.Er sitzt in der ämterübergreifendenArbeitsgruppe Schilfschutz, die amZugersee konkrete Hilfsmassnahmen

plant und umsetzt. Die Umzäunungeinzelner Schilfpartien hat sich als wir-kungsvollste Massnahme erwiesen: Sieschützt gegen zerstörerischen Wellen-schlag, gegen Treibgut und Vogelfrass –

das haben Versuche am Nordufer (imGebiet Choller und Brüggli) gezeigt.Doch das Problem: Eine Zäunung kos-tet mehrere zehntausend Franken, zu-dem könne und solle das ganze Schilf-ufer im Naturschutzgebiet nicht einge-zäunt werden. «Wächst der Bestand derGraugansweiter, wird es kaummöglich,adäquate Schutzmassnahmen zu er-stellen», warnt Ulmann.

Gefrässiges TierDie Verantwortlichen sind alarmiert:

Die Graugans vermehrt sich fast explo-sionsartig – waren es 2005 noch 18Exemplare, so leben nun rund 90 Tieream Zugersee. Häufig sind diese in Zugauf der Öschwiese, in der Badi amChamer Fussweg, im Brüggli sowie amWestufer bei Buonas anzutreffen. «EineGraugans frisst zehnmal so viel wie einTaucherli», rechnet Ulmann vor. Des-halb wird nun über die Erhöhung derAbschussquote diskutiert. Zwar stehtdie Graugans auf der Liste der ge-schützten Tiere: Verursachen Einzeltie-re übermässige Schäden, dürfen diesedurch die Wildhut abgeschossen wer-den, «wie viele Tiere, ist nicht explizitgeregelt. Als Verwaltungspraxis gilt –

nicht mehr als 10 Prozent des Bestan-des», erläutert Ulmann. Das Jagdgesetzdes Bundes gibt den Kantonen dieKompetenz. In den vergangenen vierJahren wurden am Zugersee siebenTiere durch den Wildhüter abgeschos-sen. «So können wir den Bestand nichtstabilisieren. Die Population wächstweiter.»Will man den Bestand wegender verursachten Schäden massivverringern, braucht es eine Be-willigung vom Bund.

Mit Mass«Wir wollen jetzt

aber nicht ein-fach wild Gänseabschiessen»,betont Ulmann,«wir müssen mit den Gänsen lebenlernen.» Die Schilfschutzthematik sei einSchulbeispiel für den Interessenkonfliktim Natur- und Artenschutz. «UnsereArbeitsgruppe plädiert für eine Bestan-desregulation auf einem Niveau, das dieSchutzorganisationen mittragen.»An einer Ortsbegehung im Mai war

auch Thomas Uebelhart, Präsident desZuger Vogelschutzes, im Schilf vor Ort.«Wir sind grundsätzlich nicht gegen

Abschüsse», erklärt er. Doch Grauganssei nicht gleich Graugans. Denn beijenen am Zugersee handelt es nicht umwild geborene Graugänse, sondern umGefangeschaftsflüchtlinge, präzisiertUebelhart. Den Abschuss einzelner die-ser Vögel würde man tolerieren. Doch:Diese lassen sich jedoch nicht eindeutigvon den wilden Tieren unterscheiden –und so stehen alle Graugänse auf derListe der gefährdeten Tiere.

Aus dem Reusstal geflohenDie Gefangenschaftsflüchtlinge sind

Nachkommen von Gänsen, die in denSiebzigerjahren im Reusstal von einemZuchtbetrieb abgehauen sind und sichin der ganzen Schweiz verbreitet haben,erklärt Christa Glauser, stellvertretendeGeschäftsführerin vom Schweizer Vo-gelschutz. Im Gegensatz zu wild gebo-renen Graugänsen – die als Zugvögelnur im Winter in der Schweiz auftau-chen (am Zugersee wurden sie noch niegesichtet) – sind die Zuchttiere sehrzutraulich und wagen sich bis an dieBadestrände, wo sie alles verkoten. DerAbschuss alleine regle das Problem

sowieso nicht: «DieGänse brauchen

eine alterna-tive Futter-quelle.»

Am Nordufer des Zugersees – wie hier im Gebiet Brüggli – halten sich die Graugänse gerne auf. BILDER AMT FÜR FISCHEREI UND JAGD /REUTERS

GEPLANTES KUNSTHAUSAREAL

PerimeterMuseumsbau

DenkbareErweiterung

Schützenmatt-wiese

Schützenmatt-wiese

Sportfeld Basketball

Turnhalle Schützenmatt

Erschliessung

CHAMERSTRASSE

AABACHST

RASS

E

Grafik: Oliver MarxQuelle: Baudirektion Kt. Zug

ZUGERSEE

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Zug

«Neues Kunsthaus soll beimVolk verankert sein»So langsam geht es ansEingemachte. Ab heutekann die Bevölkerung einWörtchen mitreden.

Das Kunsthaus nimmt immer konkre-tere Formen an.Wird die geplante kanto-nale Richtplananpassung vom Kantons-rat abgesegnet, ist der Bau des neuenKunsthauses auf einem guten Weg. Nunkann erst einmal die Bevölkerung aktivwerden – im Rahmen des Mitwirkungs-verfahrens – und Vorschläge und Anre-gungen zum Bauprojekt einreichen.Aus diesem Grund bekräftigt Martin

Elbel, Präsident der Stiftung FreundeKunsthaus Zug, dass das «neue Kunst-haus beim Volk verankert sein soll». Erplant Ende Oktober eine öffentlicheVeranstaltung, «um mit einem grösserenKreis an Interessierten in einenDialog zutreten».

«Zunächst für Zuger spannend»Dies nicht nur, um die Nähe zum

traditionellen Kunsthauspublikum zusuchen, sondern um aufzuzeigen, wieman ein möglichst breites Spektrum an

Besuchern fürs neue Kunsthaus am Seegewinnen kann. Für Elbel sind dafürnicht nur ein Café und ein Mehrzweck-saal für Musikveranstaltungen und Le-sungen im künftigen Kunsthaus baulich

wünschenswert. Er will auch dafür Sorgetragen, dass für die Jugendlichen aufdem Schützenmattareal eine Lösung ge-funden werden kann. «Natürlich ist dasGelände am See auch ein wunderschö-

ner Ort, und es muss deshalb für dasKunsthaus ein Architekturwettbewerbausgeschrieben werden», so der Stif-tungsratspräsident. Er versichert, dassdie private Hand einen wichtigen Anteilan der Finanzierung des neuen, rund30 Millionen Franken teuren Kunsthau-ses übernehmen will. Auch was die Ligabetrifft, in der ein künftiges Museum fürBildende Kunst in Zug spielen soll, bleibtElbel bodenständig: «Es soll zunächst fürdie Zuger spannend sein.» Gleichzeitigsei es vom Programm und von derbedeutenden Sammlung Kamm her wieandere mittelgrosse Museen in derSchweiz natürlich auch für ein grösseresPublikum bestimmt.

Basketball beim Podium?Was das Bauvorhaben des Kunsthau-

ses am See betrifft, sind laut kantonalemRichtplan bereits Leitlinien zu erkennen.Der Neubau soll entsprechend gut aufdem Schützenmattgelände platziert wer-den. Dabei wird ein Mindestabstand von12 Metern zum Seeufer eingehalten. ZurChamerstrasse hin zwischen 10 und 12Meter – nach dem Abriss der Schützen-mattturnhallen. Das Kunsthaus kann di-rekt von der Chamerstrasse aus angefah-ren werden – mit Einbahnregelung Rich-

tung Zug. Entlang dieser Einfahrt soll eseinige wenige Betriebsparkplätze geben.Besuchermit Autosmüssten bekanntlichdie umliegenden öffentlichen Parkhäu-ser und Parkplätze ansteuern. Der Bas-ketballplatz für die Jugendlichen, derdem Kunsthausneubau zum Opfer fällt,könnte laut Bericht in die Anlage beimPodium 41 oder beim Bürgerasyl inte-griert werden. Eine denkbare Erweite-rung des Kunsthauses könnte nach Os-ten Richtung Rehgarten erfolgen. DasFeld von vermuteten archäologischenFunden auf der Schützenmatt, wo prä-historische Ufersiedlungen vermutetwerden, wäre durch den Neubau nur amRande berührt. Was die Finanzierungdes neuen Museums anbelangt, wollenStadt und Kanton auch eine angemesse-ne Beteiligung der Zuger Gemeindenüberprüfen.

WOLFGANG HOLZ

HINWEIS

Der Bericht zur Anpassung des Richtplans istbis 10. November im Internet unter www.zug.ch/raumplanung einzusehen. Die Bevölkerung kannVorschläge einbringen und an die Adresse richten:Amt für Raumplanung, Stichwort: Richtplanan-passung Museumsstandort, Postfach, 6301 Zug

Page 2: Zeitungsartikel Luc Müller

1133.. SSeepptteemmbbeerr 22000099 // NNrr.. 3377 Zentralschweiz am Sonntag 21

JUL IA HOCHUEL IJUL IA HOCHUEL ISie grub am KantonalenSie grub am KantonalenDenkmaltag vor Zuschauern.Denkmaltag vor Zuschauern.

Seite 23Seite 23

VOLKSNAHVOLKSNAHEine Bundesrätin fühlt denEine Bundesrätin fühlt denKernsern den Puls.Kernsern den Puls.

Seite 26Seite 26

BÄUMIGBÄUMIGAuf ihrem Acker in Küssnacht amAuf ihrem Acker in Küssnacht amRigi reifen leckere Äpfel.Rigi reifen leckere Äpfel.

Seite 32Seite 32

Möchte am liebsten nichts mehr hören: Arno Matter. BILD STEFAN KAISER

«Ich will einfach mehrAugenmass.»

ARNO MATTER,

OK-PRÄS IDENT

Baar

Mais um viel Lärm am Baarer Dorf-FäschtWeil sich das OK nicht analle Regeln gehalten hat,wird es nun vom Kanton zurKasse gebeten. Nicht ganzokay, findet der Präsident.

Arno Matter regt sich auf. Der OK-Präsident des Baarer Dorf-Fäschts hateine Rechnung über 600 Franken vomKanton erhalten.Weil er sich am BaarerDorffäscht nicht an die Schall- undLaserverordnung (SLV) gehalten hat.«Ich bin mir bewusst, dass ich denSchallpegel hätte kontrollieren sollen.»Denn er sei durchaus von der Gemein-de schriftlich darauf hingewiesen wor-den. Nicht die Tatsache also, dass er fürdie Lärmüberschreitung die Quittungerhält, stösst ihm sauer auf. «Im Gegen-teil, der Sachbearbeiter hat korrektgehandelt.» Aber dieWeise, wie das Amtvorgegangen ist, findet er daneben.Dass nämlich am Dorf-Fäscht über-

haupt gemessen wurde, hat er erst mitdem Schreiben – inklusive Einzah-lungsschein – des Amtes für Umwelt-

schutz vom 31. August erfahren. Darinsteht, dass am Samstag, 29. August,zwischen 22.04 und 23.04 Uhr vor einerBühne mit Live-Musik Stichprobendurchgeführt wurden. Dabei sei dergesetzliche Grenzwert von 93 dB(A)«massiv überschritten» worden. «Wenn

die Grenzwerte nicht eingehalten wer-den, gehen die Messkosten zu Lastendes jeweiligen Veranstalters», sagt PeterStofer, Abteilungsleiter Lärm des Amtesfür Umweltschutz. In diesem Fall anden OK-Präsidenten Arno Matter.

Verhältnismässig?Dieser kann eines nicht begreifen:

«Warum hat man uns oder dem Misch-pulttechniker nicht umgehend gesagt,dass der Lärmpegel zu hoch ist? Wirhätten die Lautstärke sofort zurückge-dreht. Etwas mehr gesunder Men-

schenverstand wäre manchmal ange-bracht», findet er. Bis der Durch-schnittswert einer Messung berechnetsei, sei das Konzert meist schon vorbei,erklärt Peter Stofer, dann nütze einEinschreiten nichts mehr.Wer die Laut-stärke über die erlaubten 93 db(A)aufdrehen wolle, müsse die Veranstal-tung dem Amt für Umweltschutz mel-den und bestimmte Auflagen erfüllen:

Es brauche also keine eigentliche Be-willigung. Und Stofer ergänzt: «Manmuss bedenken, dass auch Familienmit Kindern vor der Bühne standen.»Gerade Kinder und Jugendliche hättenein sehr empfindliches Gehör. PeterStofer findet darum, dass die Überwäl-zung der Kosten gerechtfertigt ist. DieVeranstalter würden die Bestimmungenkennen. Auch seien 600 Franken «abso-

lut verhältnismässig». Man hätte aucheine Verzeigung machen können, dieviel teurer würde. «Wir haben aberdavon abgesehen, weil es die ersteKontrolle bei diesem Fest war.»

Freude an der Sache leidetArno Matter geht es nicht um die 600

Franken, sondern ums Prinzip. «Wirarbeiten ehrenamtlich und ohne jegli-chen Gewinn.» Peter Stofer ist derMeinung, dass man alle Veranstaltergleich behandeln müsse – auch Non-Profit-Organisationen. Arno Mattersieht das anders. So verderbe man denLeuten, die Hunderte Stunden Fronar-beit für ein Volksfest investieren, dieFreude an der Sache. Für den OK-Präsi-denten war das Dorf-Fäscht dennocheine absolut «gfreuti Sach. Die Zusam-menarbeit unter denVereinen war top.»Auch die Gemeinde Baar hat dem OKein «Riesenkompliment» gemacht.Noch einmal betont Arno Matter:

«Ich will keine gesetzesfreie Zone, son-dern einfach mehr Augenmass.» Und:«Das nächste Mal hoffe ich, dass mitei-nander gesprochen wird, wenn es Pro-bleme gibt.» ANDRÉE STÖSSEL

2001: Im «FCL-Stübli» auf der Allmendbegann die Freundschaft. BILD PDEin Superduo:

Alex Frei undOliver Schmid.BILD STEFAN KAISER

DAS CUPSPIEL

Nur nochwenige SitzplätzeWer noch einen Sitzplatz ergatternmöchte für den Cup-Match zwi-schen dem SC Cham und dem FCBasel vom Sonntag, 20. September,um 14.30 Uhr im Zuger Hertistadi-on, sollte sich sputen. Laut Aussagevon Urs Scherer, Präsident des SCCham, läuft der Ticketvorverkaufauf Hochtouren. «Die rund 1600Sitzplätze sind so gut wie ausver-kauft – nur noch wenige sind zuhaben.» Es könnte allerdings sein,dass einige Sitzplatztickets, die nachBasel gegangen sind, noch retour-niert werden. Für die rund 4200Stehplätze gibt es noch viele Ein-trittskarten. Erwartet werden bis zu5000 Zuschauer. wh

SC Cham - FC Basel

Cup-Duell unter besten FreundenEXPRESS

Der Nati-Captain und derCo-Trainer vom SC Chamkennen sich seit Jahren.

Alex Frei und Oliver Schmidhaben sich beim FCL kennengelernt.

Sie sind dicke Kumpel. Dochnun ist Schluss mit lustig –zumindest für ein Spiel.

VON LUC MÜLLER

Zuger Kirschstängeli gegen Basler Lä-ckerli: Der Cup-Knüller zwischen dem1.-Ligisten SC Cham und dem Super-League-Vertreter FC Basel vom nächs-ten Sonntag wird ein besonderer Le-ckerbissen für alle Zuger Fussballfans(siehe Box). Undwieder einmal schreibtder Schweizer Cup seine eigene Ge-schichte – und das schon im Vorfeld.Bevor die BaslerMillionarios überhaupteinen Fuss ins Hertistadion Zug gesetzthaben, wohin der SC Cham ausweicht,weil die eigene Heimstätte Eizmoos vonder Infrastruktur her dem Spiel desJahres nicht genügt.Der Cup-Fight wird ein Duell unter

Freunden – unter zwei Super-Kumpeln.Nati-Captain und FC-Basel-Stürmer-star Alex Frei (30) duelliert sichmit Oliver Schmid (38),dem Co-Trainer desSC Cham. «Alexgehört zu meinenbesten dreiFreunden»,

verrät Schmid. «Wir telefonieren mehr-mals in der Woche. Wir sprechen überalles.»

«Immer für mich da»Der Basler Stürmer mit FCL-Vergan-

genheit gibt die Blumen sofort zurück.«In meiner Karriere habe ich schonmanche schwierige Zeit durchgemacht.Einige Kollegen haben sich dann plötz-lich weniger gemeldet. Nicht so Oliver:Er war immer für mich da.» Das Duosteht im Fanshop des FC Basel direkt imBauch des Fussball-stadions St.-Ja-

kob-Park. Der Nati-Star hat eine stressi-geWoche hinter sich: am Mittwoch derEinsatz für die Nati gegen Lettland, amDonnerstag Rückflug aus Riga und amFreitag das Abschlusstraining beim FCBasel. Von diesem ist er direkt zudiesem Fototermin geeilt – und machtfür Oli locker jeden Spass mit. Bindetsich den SC-Cham-Fanschal umsHandgelenk und witzelt mit seinemKumpel.Die beiden haben eine FCL-Vergan-

genheit, die sie zu Freunden gemachthat. Alex kam als 22-Jähriger in derSaison 1999/2000 zum FCL. Der achtJahre ältere Oliver war da schon langeweg von den Luzernen, wo er bis 1992im U-21-Team kickte. DerKontakt zu den altenFCL-Spielern brachnie ab. «So lernte ich

auch den jungen Alex Frei kennen. Wirhaben uns sofort verstanden. Wir wa-ren ab und zu im Luzerner Nachlebenunterwegs.» Seit dieser Zeit hat sich derSpitzname «Baba« etabliert, wie sichdas Duo gegenseitig nennt. Der Namestammt von Jassabenden, wobei sie denTrumpf-Buur «Baba» nennen.

Minigolf und Essen gehenNoch heute verbringen die beiden

die Freizeit zusammen. Dann steht einMinigolf-Match oder ein gutes Essenauf dem Programm – in Olivers Luzer-ner Wohnung übernachtet Alex desÖfteren: Hier kann der so richtig ab-schalten. Lachen, blödeln und gut es-sen – in der Öffentlichkeit sei dasungestört von Autogrammjägernnicht möglich, verrät Schmid.Und hat Alex nach Insider-Tipps aus dem Chamer Teamgebeten? «Nein», so Oli, «dafürhat einer meiner Spieler ge-fragt, mit welchem Spruch erAlex hässig machen könnte.»«Wir nehmen das Cup-Spielsehr ernst. Basel muss gewinnen.Ich werde top motiviert auflau-fen», so Frei. Auch die Chamerwerden alles geben. «Das ist daswichtigste Spiel der Vereins-

geschichte», so Oliver.

Page 3: Zeitungsartikel Luc Müller

DDoonnnneerrssttaagg,, 1100.. JJuullii 22000088 // NNrr.. 115588 Neue Zuger Zeitung ZUGER GEMEINDEN 23

NACHRICHTEN

Holzbrückewird gesperrt

Hünenberg – Die Holzbrücke überder Reuss zwischen Hünenberg undSins wird wegen Bauarbeiten vor-aussichtlich ab Montag, 14. Juli,während zirka drei Tagen in beidenFahrtrichtungen gesperrt. DerDurchgang für den Fussgänger- undFahrradverkehr ist gewährleistet.Dies meldet die Sicherheits- undBauabteilung im Amtsblatt. (red)

Hotel Ibis ist einNichtraucherhotelBaar – Ohne gesetzlichen Zwangwird das Hotel Ibis gegenüber demBahnhof seit dem 1. Juni rauchfreigeführt. Diese Initiative ist gemässCommuniqué der Accor Hotellerieeine Antwort auf das immer ausge-prägtere Bewusstsein der Gäste undMitarbeiter, wie schwerwiegend dieschädlichen Auswirkungen des Ta-baks auf die Gesundheit seien. (red)

HÜNENBERG

Hannes sammelt Bomio-Punkte

EXPRESS

Moderator Hannes Hugentlastet Wirte-EhepaarEsther und Renzo Bomio.

Das Fazit ist positiv:Die Gäste sind zufrieden,der Moderator unverletzt.

«Privat bin ich ein Küchen-

diktator.»

HANNES HUG, MODERATOR BEI

DRS 3

Das erste Trinkgeld – 20 Rap-pen. Hannes Hug, die DRS-3-Quasselstrippe, strahlt.Am runden Stammtisch sit-

zen die ersten hungrigen Gäste undwarten auf die belegten Brötchen. DieWanduhr zeigt 8.30 Uhr an. «Die Sand-wiches und der Kaffee sind top hier»,erklärt Roberto Masciarelli und zieht anseiner Zigarette. Hannes Hug? Kenne ernicht. Dabei wurde der Radioprofi heu-te besonders angekündigt. Statt desTagesmenüs steht sein Name draussenvor dem Eingang auf dem Stehschild.Lässig balanciert der Moderator ein-

händig ein Tablett mit Gläsern durchden Gastraum. «Wie in der Hotelfach-schule», witzelt er.

Schnupperlehre als KochRenzo Bomio, Wirt des Restaurants

Wartstein, sitzt vor einem Kaffee undbeobachtet die Szene. «Er hat Talent.Das sehe ich schon jetzt.» Was er mitdem freien Tag heute anfange? «Wirhaben uns gar keine Gedanken ge-macht. Eigentlich wollten wir langeausschlafen», fährt Ehefrau Esther da-zwischen.Hug steht in weisser Kochschürze

und mit dem Mikrofon bewaffnet ander Theke. Live-Schaltung. «Penneall’arrabbiata. Meine nächste Aufgabe»,lässt er die Hörer wissen.Szenenwechsel. In der Küche fliegt

das grosse Küchenmesser gekonntübers Schneidebrett. «Ich hab mal eineSchnupperlehre als Koch gemacht».Statt Zwiebelringe hat Hannes Würfelgezaubert. Renzo Bomio, Tessiner Froh-natur, bleibt gelassen. Was ist mitseinem freien Tag? «Meine Frau und ichgehen heute ausreiten. Dazu sind wir

schon lange nichtmehr gekommen», soder Chef.Eine 14-köpfige Gruppe hat sich zum

Essen angemeldet. 11 Uhr. Der Stress-pegel steigt. In der Küche ist Koch UlfHühnemörder auf Zack.Wurstsalat gar-niert, Menü 3 mit Salat, Extrawunschfür Tisch 46. Hannes Hugs Backen sindinzwischen rot gefärbt.

Improvisation als Stärke«Privat bin ich ein Küchendiktator»,

sagt er und streut liebevoll Rüeblistrei-fen auf die Salate. Vorgesehen ist dieseKreation nicht. «Improvisation ist mei-ne Stärke», entschuldigt sich der Mode-rator. Seine Spezialität: Salatsauce à laHug. «Sojasauce, Limette, parfümierter

Essig ...», die nächste Bestellung flattertherein.Servicekraft Nicole Guyaz schwebt

mit drei Tellern raus auf die Terrasse.30 Gäste wollen bestellen. Hannes Hugbegrüsst sie: «Von scharfen Speisen rateich ab. Ich bin heute Koch.» Für Witzebleibt keine Zeit. «Einmal Salat italie-nisch, drei Wurstsalate, zwei Pizzen.»Der Radioprofi gibt Vollgas. «Für einePause ist keine Zeit», erklärt er. Ulf istzufrieden: «Ich würde ihn als Lehrlingnehmen.» Ein Topf fällt scheppernd aufden Boden. Hug entschuldigt sich. DenGästen schmeckt das Essen. Und demWirtepaar der freie Tag. «Jetzt gehen wirausreiten», so Esther Bomio mit einemStrahlen imGesicht.

LUC MÜLLER

Vom Radiostudio in die Küche: Hannes Hug (rechts) tauschte gestern das Mikrofon gegen das Küchenmesser. Renzo Bomio, Wirtdes Restaurants Wartstein, nimmt es mit Humor und freut sich über die ungewöhnliche Küchenhilfe. BILD STEFAN KAISER

Freier Tag für das WirtepaarDRS 3 «geht fremd»: In der Radio-

Sommerserie übernimmt ReporterHannes Hug einen Tag lang den Jobvon Hörern. Angemeldet haben sichauch Esther und Renzo Bomio vomRestaurant Wartstein in Hünenberg.Gestern berichtete DRS 3 live ausdem Gasthof.

Zusätzlich ein ZahnlaborZum letzten Mal Ferien hatten die

zwei vor zehn Jahren. Neben demRestaurant führt das Ehepaar in Lu-zern noch ein Labor für Zahntechnik.«Wer so viel arbeitet, hat einen freienTag verdient», erklärte Hannes Hug,weshalb dieWahl auf die Bomios fiel.Seit Januar 2007 führen Esther undRenzo Bomio das Lokal – als Querein-steiger. «Wir haben das ganze Grund-stück hier gekauft, zu dem auch dasRestaurant gehörte. Das war vorherverpachtet», so derWirt. Leider muss-te der Pächter Konkurs anmelden.Renzo Bomio beschloss mit seiner

Frau kurzerhand, das Restaurant

selbst zu führen, trotz des Labors. Im«Wartstein» finden drin bis zu 90 Per-sonen Platz, draussen ebenso. 12 Mit-arbeiter sind angestellt. uc

Liessen sich gerne einen freien Tagschmecken: Esther und Renzo Bomio.

BILD STEFAN KAISER

3488 Einsätze hat der Rettungsdienst Zugim letzten Jahr geleistet. BILD HANNA JARAY

Wussten Sies?

Im Jahr 2007 ammeisten Einsätzeany. Wir haben Sie gestern gefragt,

wie viele Einsätze der RettungsdienstZug imJahr 2007absolvierthat. VieleLösungs-vorschlä-ge sindeingegan-gen. DierichtigeAntwortlautet A:3488. Da-mit absol-vierte der

Rettungsdienst Zug 2007 mehr Einsätzeals je zuvor seit seinem Bestehen. Sosteht es im Rechenschaftsbericht 2007des Regierungsrates auf der Seite 423.

Die Gewinner der Sofortpreise sind:● Marlis undWalter Nussbaumer,Steinhausen● Familie Daniel, Allenwinden● Verena Müller-Gasser, OberkirchSie erhalten je zwei Tickets für den

Film «In the Valley of Elah» im Open-Air-Kino Zug vom Sonntag, 3. August.

Wenn Sie bei der gestrigen Frage dieAntwort nicht wussten oder das Los-glück sie nicht getroffen hat, so habenSie morgen wieder die Chance, eineFrage zu beantworten. Denn die NeueZZ stellt ihren Lesern während derSommerferien jeden zweiten Tag eineFrage aus dem Kanton Zug. Zu gewin-nen gibt es Sofort- und drei Hauptprei-se. 1. Preis: eine Digitalfotokamera imWert von 1000 Franken; 2. Preis: eineEinladung zum Anlass «Romantic Clas-sics» vom Mittwoch, 20. August, mitApéro und Galadiner für zwei Personen(inkl. Getränke) imWaldheim Risch imWert von zirka 450 Franken, 3. Preis: einJahresabonnement der «Neuen ZugerZeitung» (resp. Verlängerung des vor-handenen Abos um ein Jahr) im Wertvon 362 Franken. Alle Teilnehmer, dieeine richtige Antwort einsenden, neh-men an der Verlosung der Hauptpreiseteil.

Baar

Mieter haben sich schon gemeldetDrei Baugenossenschaftenerstellen auf der Schürmatt48 günstige Wohnungen.Aber nur, weil es dasLand im Baurecht gibt.

Noch ist die Wiese beim Schmidhofin Baar grün. Doch bis im Sommer 2010sollen dort rund 50 günstige Mietwoh-nungen entstehen. Das ist das Ziel derdrei BaarerWohnbaugenossenschaften,die zusammen mit der Gemeinde fürdas genossenschaftliche Bauprojekt ei-nen Architekturwettbwerb veranstaltethaben. Die Ergebnisse wurden gesternan der Weststrasse 3 präsentiert.Von den 24 Beiträgen hatte die Jury

das Projekt Summerred der ArchetageArchitekten, Baar, als Sieger gewählt.Glücklich nahmen Kurt Schmid undsein Partner Romain Blanc die Gratula-tionen entgegen. «Endlich hat es wiedereinmal geklappt», sagte Schmid.

Grosszügige GrünflächenArchitekt Klaus Hornberger begrün-

dete den einstimmigen Entscheid derJury so: «Die vier Gebäude mit den48 Wohnungen in unterschiedlichenGrössen fügen sich mit den Kleinbau-ten harmonisch in das bestehendeQuartier ein.» Eine verkehrsfreie Begeg-

nungszone, grosszügige Grünflächenund Freizeitbereiche für Kinder undErwachsene sowie das nachhaltige Mi-nergiekonzept und eine kostengünstigeBauweise gehörten weiter zu den Punk-ten, welche der Jury positiv aufgefallenwaren.Kurt Landis, Leiter des kantonalen

Amtes fürWohnbauförderung, erwähn-te, dass die Mieter dieser Wohnungen

Förderungsbeiträge bis 400 Frankenbeantragen könnten, sofern ihr Ein-kommen und Vermögen den Bedin-gungen entsprächen. Doch alle könn-ten die Wohnungen mieten, eineDurchmischung sei sogar gewünscht.Das letzte grössere genossenschaftli-

che Wohnbauprojekt sei in Baar vorüber 10 Jahren realisiert worden, sagtePaul Hutter, Präsident der Baugenos-

senschaft Baarburg. Als Hauptgrundnannte er das fehlende Land: «Müsstendie Genossenschaften ihre Grundstü-cke auf dem freien Markt erwerben,dann wären solche Projekte nicht reali-sierbar.» Ermöglicht hat das ProjektSchürmatt die Familie Andermatt, dieder Gemeinde das Land zu einem fairenPreis verkauft hatte. Die Gemeindestellt es nun den Genossenschaften imBaurecht zur Verfügung. Hutter ist sichbewusst: «Das Projekt ist im KantonZug nur ein kleiner Tropfen auf denheissen Stein.» Es wundert ihn nicht,dass er schon Anfragen erhalten hat.Baars Gemeindepräsident Andreas

Hotz zufolge hatte Othmar Andermatt,ehemaliger Ständerat und Baarer Ge-meindepräsident, das Land der Gemein-de mit der Auflage verkauft, es für eineTrägerschaft zu reservieren. Hotz begut-achtete die ausgestellten Modelle undergänzte: «Das Areal Schmidhof heisstneu Schüürmatt. Mir gefällt das geplan-te Siegerprojekt wegen seiner klarenStrukturen.» AlsVorteil wertet Hotz, dassder Sieger Kurt Schmid bereits die ge-nossenschaftliche Überbauung Sagen-brugg realisierte und somit über Erfah-rung verfüge. MONIKA WEGMANN

Architekturwettbewerb: 1. Summerred, ArchetageArchitekten, Baar; 2. Trio, Jego Bau AG, Hünenberg;3. Johnny, Amrein Herzig Architekten, Zug; 4.Birnenpark, Arge Glöggler Röösli Architekten, Zug.

Simon und Christian werden dereinst mehr Freunde zum Spielen haben. Vier neueWohnblocks sind auf der freien Parzelle geplant. BILD STEFAN KAISER

Page 4: Zeitungsartikel Luc Müller

IMPRESSUMRReeddaakkttiioonn NNeeuuee ZZuuggeerr ZZeeiittuunngg:: Christian Peter Meier (cpm),Chefredaktor; Nelly Keune (ny), stv. Chefredaktorin; Jürg J. Aregger(JJA), Dienstchef; Wolfgang Holz (wh), Chefreporter; Kanton/StadtZug: Marco Morosoli (mo), Ressortleiter; Yvonne Anliker (any), stv.Ressortleiterin; Karl Etter (ke); Chantal Desbiolles (cd); AndreasOppliger (opp), red. Mitarbeiter; Zuger Gemeinden: MonikaWegmann (MW), Ressortleiterin; LucMüller (uc); Andrée Stössel (ast),red. Mitarbeiterin; Freiamt: Bianca Theus (bts), red. Mitarbeiterin;Sport: Charly Keiser (kk), Leiter; Adrian Lustenberger (lua), red.Mitarbeiter; Kultur: Markus Mathis (mam); Fototeam: ChristofBorner-Keller (CB), Leiter; Werner Schelbert (WS), Stefan Kaiser (STK);Sonntagsausgabe: Sarah Kohler (sak).VVeerrllaagg:: Daniel Troxler, Leiter Verlag Zug.AAnnzzeeiiggeenn:: Markus Odermatt, Filialleiter Publicitas.RReeddaakkttiioonnsslleeiittuunngg NNeeuuee LLuuzzeerrnneerr ZZeeiittuunngg uunndd RReeggiioonnaallaauussggaa--bbeenn:: Chefredaktor: Thomas Bornhauser (ThB); Stv. Chefredaktor/überregionale Ressorts: Stefan Ragaz (az); Regionale Ressorts:Stefan Inderbitzin (sti), Gruppe Gesellschaft und Kultur: ArnoRenggli (are).RReessssoorrttlleeiitteerr:: Nachrichten: Dominik Buholzer (bu); Sven Gallinelli(sg); Politik: Raphael Prinz (pri); Markt/Wirtschaft: Inge Staub (ist);Gesellschaft und Kultur: Arno Renggli (are); Zentralschweiz: CyrilAregger (ca); Sport: Andreas Ineichen (ain); Leben: Hans Graber(hag); Dossier: Iwona Meyer-Swietlik (im); Montag: ManuelGübeli (mag); APERO: Thomas Huwyler (huwy); Zisch: RobertBachmann (bac); Fotos: Eveline Bachmann (ev).OOmmbbuuddssmmaannnn:: Dr. Andreas Z’GraggenHHeerraauussggeebbeerriinn:: Neue Luzerner Zeitung AG, Maihofstrasse 76,Luzern. Erwin Bachmann, Delegierter des Verwaltungsrates,E-Mail: [email protected]:: Jürg Weber, Geschäfts- und Verlagsleiter; Ueli Kaltenrie-der, Lesermarkt; Edi Lindegger, Anzeigenmarkt.AAddrreesssseenn uunndd TTeelleeffoonnnnuummmmeerrnn:: 6301 Zug, Bundesplatz 14,Postfach.RReeddaakkttiioonn:: Telefon 041 725 44 55, Fax 041 725 44 66, E-Mail:[email protected]. AAbboonnnneemmeennttee uunndd ZZuusstteellllddiieennsstt:: Telefon041 725 44 22, Fax 041 725 44 11. E-Mail: [email protected]:: Tel. 0900 000 399 (60 Rp./Min.).TTeecchhnniisscchhee HHeerrsstteelllluunngg:: Neue Luzerner Zeitung AG, 6002 Luzern,Maihofstr. 76, Postfach, Tel. 041 429 52 52, Fax 041 429 52 89.AAnnzzeeiiggeenn:: Publicitas AG, Bundesplatz 14, Postfach, 6304 Zug,Telefon 041 725 44 44, Fax 041 725 44 33. Agenturleiter:Markus Odermatt.Fax für Todesanzeigen an Sonn- und Feiertagen: 041 725 44 66.AAbboonnnneemmeennttsspprreeiiss:: 12 Monate Fr. 362.–/6 Monate Fr. 189.–(inkl. 2,4% MWSt).Die irgendwie geartete Verwertung von in diesem Titelabgedruckten Anzeigen oder Teilen davon, insbesondere durchEinspeisung in einen Online-Dienst, durch dazu nicht autorisierteDritte ist untersagt. Jeder Verstoss wird gerichtlich verfolgt.

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Wir freuen uns...... auf vielseitigen Lebensraum. Mit offener Parklandschaft, Hotel & Restaurant, Seniorenresidenz & Wohnungen.Ruedi Achleitner, Architekt | lic. iur. Philipp Andermatt, Rechtsanwalt | Martina Arnold, Mitgl. Bau- und Planungskommission GGR Stadt Zug | Marc Bachmann, Unternehmer, Inhaber bachmann + partner | lic. iur. Diego Benz, Rechts-

anwalt/Notar | lic. iur. Sabine Bollmann, Präsidentin Jungfreisinnige Zug | Dr. HP. Brändli, dipl. Physiker ETH | lic. iur. Peter Brändli, Rechtsanwalt | Ursi Brändli, dipl. Kinderkrankenschwester | Aldo Britschgi, Informatiker, Pilot |

Philip C. Brunner, Hotelier | lic. iur. Irène Castell-Bachmann, Kantonsrätin | Der Stadtrat von Zug | Dr. iur. Nina J. Frei, Vizepräsidentin FDP Kanton Zug | Dr. iur. Markus Frigo, Rechtsanwalt/a. Stadtrat | Simone Glarner, PR-Beraterin |

Daniel Gruber, MSc/MBA, Unternehmer | lic. iur. Daniel Grunder, Kantonsrat/Fraktionschef | Studio für Werbung & Design Walter F. Haettenschweiler, Grafiker, Maler | lic. iur. Andrea Hodel, Rechtsanwältin/Urkundsperson | lic. iur. Ste-

phan Huber, Rechtsanwalt | Dr. Karl Kobelt, PR-Berater, Mitglied GGR und BPK | Margerita Leemann, Hauswirtschaftslehrerin, Leiterin «Kochstudio» | Dr. Hajo Leutenegger, Präsident Zuger Wirtschaftskammer | Stephan M. Leuthard,

Versicherungsmakler | Christoph Luchsinger, a. Stadtpräsident | Esther Luchsinger | Dr. iur. Matthias Michel, Volkswirtschaftsdirektor | Stefan Moos, Mitglied GGR und BPK | Anja Müller, PR-Fachfrau | Viktor Naumann, Geschäftsleiter

| Urs Niederberger, Schulleiter, Primarlehrer | Adrian Risi, Unternehmer | Ivo Romer, Unternehmer, GPK Präsident | Joseph Ruckli, Präsident Gewerbeverein Stadt Zug | Dipl. Ing. ETH Kurt Rudolf | Karl Rust, Vorstandsmitglied Gewer-

beverein Stadt Zug | Sabine Sauter, Mitglied GGR Stadt Zug | lic. iur. Heini Schmid, Präsident Zug Tourismus | Etienne Schumpf, Student, Vizepräsident Jungfreisinnige Zug | Joseph Speck, Medienunternehmer | Martin Spillmann,

Präsident Bau- und Planungskommission | Roland Staerkle, Unternehmer | Beat Stocker, Architekt FH | Claudia Streuli, Betriebsökonomin FH | Dr. med. Gian Duri Töndury, Arzt |

Regula Töndury-Ruppli, Kantonsrätin | Hans-Beat Uttinger, a. Regierungsrat | lic. iur. Raffael J. Weidmann, Rechtsanwalt/Raumplaner | Christoph Wey, PR-Fachmann | lic. phil.

Mathias Wey, HR Manager | Hans Wickart, Kaufmann | Hans-Rudolf Wild, Rechtsanwalt | Judith Wild-Haas, Rechtsanwältin | lic. iur. Jost Windlin, Rechtsanwalt/Notar | Josef Wolf,

Immobilien-Treuhänder | Patrice Zumsteg, Student | Liste wird fortgesetzt. JABelvedereVielseitiger Lebensraum für Zug.JAÜberparteiliches Komitee «Belvedere JA» Postfach 1025 | 6301 Zug | Fax 041 728 71 66 | [email protected] | www.belvedere-ja.ch

26 ZUGER GEMEINDEN Neue Zuger Zeitung SSaammssttaagg,, 2233.. AAuugguusstt 22000088 // NNrr.. 119944

Neuheim

250 Tonnen Sand

für die Soccer

red. Vom Freitag, 29, bis Sonntag,31. August, finden in Neuheim das44. Grümpelturnier und gleichzeitig das6. Beach-Soccer-Turnier statt. Unter-haltung und Spass in den Festwirt-schaften sind garantiert.

Kantonaler Schülercup● Das Grümpi startet am Freitag mitdem Fyrabigplausch, an dem sichTeams von Vereinen, Firmen und freieGruppen aus dem Kanton Zug und denangrenzenden Gemeinden beteiligenkönnen.● Am Samstag wird den ganzen Taggekickt, in den Kategorien Stammtischund Mixed: Hier müssen immer zweiDamen spielen und ihre Tore zählendoppelt.● AmSonntag steht die Kategorie Openim Einsatz. Ausserdem wird der Kanto-nale Schülercup ausgetragen, für alle1. bis 6. Klassen aus dem Kanton Zug.

FerienatmosphäreAuch wenn Neuheim keinen Strand

besitzt, wird neben dem Grümpi fürSommerfeeling gesorgt: Am 29. Augustbeginnt das Strandfussballturnier. Ei-gens für das Beach-Soccer-Turnier wirddie Sand AG, Neuheim, 250 TonnenSand zu einem 20mal 30 Meter grossenSpielfeld aufschütten. Um den Spass zusteigern, wird ähnlich wie beim Eis-hockey mit 90 cm hohen Spielbandengespielt.Als Rahmenprogramm werden am

Freitag und Samstag DJs bis in diefrühen Morgenstunden mit Latino-,Rock- und Popklängen für Stimmungsorgen. Festzelt und Bar werden imStrandlook aufgebaut und sorgen einbisschen für Ferienatmosphäre

CHAMER GEMEINDEPRÄSIDENT:

«Das wollte ich nie werden»EXPRESS

Der 55-Jährige verrichtetseine politischen Aufgabenim Nebenamt.

Arbeitstage bis zu 16Stunden sind bei BrunoWerder keine Seltenheit.

Denn zusätzlich hilft erauf dem Bauernhof seinesSohnes aus.

«Geschäften und

verhandeln. Das ist

eine meiner Stärken.»

BRUNO WERDER,

GEMEINDEPRÄS IDENT CHAM

Dienstwagen, Chefsekretärinund ganz viel Ansehen. Bru-no Werder, Gemeindepräsi-dent von Cham, zerstört

mein naives Luftschloss gnadenlos.«Diktator oder König. Jemand mit sol-chen Charakterzügen kann auf diesemPosten nicht bestehen», erklärt er mir.Und der chice Dienstschlitten und dieviel zitierte weibliche rechte Hand?Werder schüttelt nur lächelnd heftigden Kopf.

Hinter den KulissenWas macht eigentlich so ein Gemein-

depräsident den ganzen lieben Taglang: delegieren, regieren, repräsentie-ren – ich versuche das Geheimnishinter den Kulissen zu erforschen undhefte mich an Chams höchsten Ge-meindepolitiker. 10 Uhr in der Verwal-tung Mandelhof. Chefbüro. BrunoWer-der erzählt von seinem politischenWerdegang. Mit 37 Jahren Wahl in denKantonsrat. Ab 1998 gewählter Gemein-derat. «Das wollte ich nie werden, habich früher immer gesagt.» Vier Jahre alsBauchef. Dann 2002 die Wahl zumGemeindepräsidenten von Cham.Bisher fehlt dem Job der Glamourfak-

tor komplett. Geistig drücke ich denKnopf auf der imaginären Gegen-sprechanlage und bestelle einen Kaffee

«wie immer. Und in den nächsten zweiStunden keine Telefonate durchstellen.Danke!»

Budget im SchnelltempoMein Tagtraum platzt. Sitzung, Sit-

zung, Mittagspause, Sitzung, Abendver-anstaltung. Der Blick in die Agenda vonBruno Werder zeigt: Der Dorfkönig istein harter Arbeiter mit grosser Sach-kompetenz. 16-stündige Arbeitstageseien keine Seltenheit. Vollgas sei ange-sagt. «Ja, zu allen Themen muss maneine Meinung haben. Entscheidend ist,die grossen Linien im Auge zu behalten.Die Detailarbeit ma-chen die Fachkräftein den Abteilungen.»Also doch: Delegie-ren heisst das Zau-berwort.Werder widerlegt

meine These durchFachwissen, das erlocker aus dem Ärmel schüttelt. NachPensum gerechnet ist er zu 25 ProzentGemeindepräsident und zu 30 ProzentFinanzchef. Der Mann kennt sich ausmit Zahlen. Im Schnelltempo führt ermich durch das Budget 2008 – ebenfallssein Aufgabenbereich. Jetzt kommt Be-wegung ins Chefbüro. Die Assistentindes Gemeindeschreibers reicht zwei

Unterschriftsmappen auf den Tisch.Der schwarze Filzstift fliegt dynamischunten rechts über die Beschlüsse. Der55-Jährige ist heute schon seit 5.15 Uhrauf den Beinen. Von Müdigkeit keineSpur. Gemeindepräsident ist er nur imNebenamt.Der Meisterbauer hilft sonst immer

auf dem Hof aus, den er dem Juniorverpachtet hat. Gestern bis 19.30 Uhran der Gemeinderatssitzung mit an-schliessendem Eröffnungsbesuch beieinemGastgeber bis 23.15 Uhr, heute inaller Frühe raus aus den Federn und imBüro zu Hause noch bis 6.45 Uhr

E-Mails beantwortetund Sitzungen vor-bereitet. Dannwar ernoch eine Stunde aufdem Feld, um Kar-toffeln zu ernten.Die nächste Sit-

zung wartet. ZumThema Baugesuch.

Zwei Vertreter einer Institution habensich angemeldet. «Geschäften und ver-handeln. Das ist eine meiner Stärken»,verrät BrunoWerder, «Festreden halten,das mach ich nicht so gerne.» Hallo,Gruezi, Sali – Werder marschiert zumSitzungssaal. «Immer freundlich seinund keine schlechte Laune zeigen. Undin hektischen Situationen cool bleiben.

Das ist wichtig.» Gelernt habe er vielvom Kommunikationsberater, der inKlausurtagung des Gemeinderates da-bei war.

Zwölf SichtmäppchenDas sei doch Landwirtschaftszone.

Am besten wäre es, wenn man denBesitzstand einfach übernehme. EineUmzonung könne Jahre dauern, gibtder Gemeindepräsident noch zu be-denken. Nebendran sitzt der Bauchefund notiert alles. 45 Minuten und einGlas Mineralwasser später ist die Sit-zung beendet. Der Bauchef übernimmtdie ganze Sache.Um 14 Uhr tagt die «Gruppe Stand-

ortmarketing». Dazu müsse er sichnoch kurz in die Akten schmeissen. Ichfläze mich derweil auf dem schwarzenLederstuhl. Der Chefsessel des Gemein-depräsidenten. Das erhabene Gefühlhält sich in Grenzen. Zwölf Sichtmäpp-chen stapeln sich vormir. «Das sind nurdie allerwichtigsten Geschäfte», sagtWerder und schiebt wuchtig die Türender zwei Aktenschränke zur Seite. Ord-ner an Ordner in Reih und Glied. Dassei der Rest, der immer wieder mal aufder Tagesordnung stehe, sagt BrunoWerder.Ich stehe auf – vor Achtung – und

verlasse den Raum. LUC MÜLLER

Chrampfer stattDorfkönig: ChamsGemeindepräsi-dent Bruno Werder.BILD DOMINIK HODEL

NEUHEIM

Sitzung an SitzungIn Neuheim, der kleinsten Gemein-de des Kantons Zug, amtet seit dem1. Januar 2007 Thomas Kessler alsGemeindepräsident. Zusätzlich ist erim Gemeinderat zuständig für denBereich Bildung. «Alles zusammenergibt das ein Pensum von 40 bis 50Prozent», so Kessler. Hauptberuflicharbeitet er in einem 70-Prozent-Pen-sum als Projektleiter Gebäudetechnikbeim Amt für Hochbauten der StadtZürich. Für alle Belange des Gemein-depräsidiums und Führung des Ge-meinderates arbeite er eng mit demGemeindeschreiber zusammen. ImBereich Bildung seien die engstenMitarbeiter der Rektor und der Mu-sikschulleiter.

Voller TerminkalenderDer Blick in die Agenda zeigt, wieein Montag bei Thomas Kessler ab-läuft:● 7.30 Uhr bis 8.30 Uhr: Bespre-chung mit dem Rektor● 8.30 Uhr bis 9.30 Uhr: Bespre-chung mit dem Gemeindeschreiber● 10 Uhr bis Mittag: Post erledigenund eventuell weitere Besprechung(zum Beispiel Anliegen von Bürgern).● 14 bis 17 Uhr: Gemeinderatssit-zung (alle zweiWochen). uc

Page 5: Zeitungsartikel Luc Müller

1155.. FFeebbrruuaarr 22000099 // NNrr.. 77 Zentralschweiz am Sonntag * 21

MICHAEL ELSENERMICHAEL ELSENERDer Hünenberger Komiker probtDer Hünenberger Komiker probtgerade sein zweites Soloprogramm.gerade sein zweites Soloprogramm.

Seite 22Seite 22

OHNE ALTERSGRENZENOHNE ALTERSGRENZENIn Steinhausen tanzten Jung undIn Steinhausen tanzten Jung undAlt am Fasnachtsball.Alt am Fasnachtsball.

Seite 23Seite 23

GEFÄHRL ICHER BERGGEFÄHRL ICHER BERGFelsstürze am Gotthard bedrohenFelsstürze am Gotthard bedrohendie Autobahnstrecke.die Autobahnstrecke.

Seite 32Seite 32

Ausländische Fahrausweise

Mit kontrollierter FahrweiseEXPRESS

177 Kontrollfahrten wurden2008 im Kanton Zugabsolviert.

15 Prozent der Lenker ausdem Ausland fallen bei derFahrt durch.

«In São Paulo herrscht eincrazy Chaos auf denüberfüllten Strassen.»

RENATA STRENGER,

BRASIL IANERIN IN ZUG

Rechts vor links: für vieleLenker aus fremden Ländernetwas Neues. Deshalb wer-den sie getestet: Nicht alledürfen später weiterfahren.

VON LUC MÜLLER

Das Auto ruckelt beim Anfahren. DerMotor wird unsanft abgewürgt. RenataStrenger (31) am Steuer lächelt leichtgequält. Seit ihrem 18. Lebensjahr fährtdie Brasilianerin schon Auto, in derMillionenmetropole São Paulo hat sietäglich vierspurige Highways bewältigt.Doch nun muss sie ihre Fahrtauglich-keit auf Schweizer Strassen unter Be-weis stellen. Denn seit knapp einemJahr wohnt sie in Zug, wo ihr Mann beieinem internationalenÖlkonzern ange-stellt ist. Sie arbeitet bei einem auslän-dischen Grosskonzern in Rotkreuz. Da-mit ihr brasilianischer Fahrausweis ineinen schweizerischen umgetauschtwird, muss sie eine Kontrollfahrt absol-vieren (siehe Box).Verkehrsexperte und Prüfer Hansrue-

diWyss auf demNebensitz beruhigt dieangespannten Nerven von Strenger mitlockerem Small Talk. Denn die 31-Jähri-

ge steht unter Druck. Sie hat nur einenVersuch: Vergeigt sie die Prüffahrt, wirdihr die Fahrerlaubnis direkt entzogen.Als Konsequenz müsste die Lenkerindie komplette Fahrausbildung von neu-em beginnen: von der Theorieprüfungbis hin zur praktischen Fahrprüfung.Prüfer Wyss gibt Richtungsanweisun-gen auf Englisch. Die Brasilianerin hältordnungsgemäss am Stopp-Schild,parkt elegant rückwärts ein und lässtder alten Dame am Fussgängerstreifenden Vortritt. Nach zwei Überholmanö-vern auf der Autobahn führt die Fahrtzurück zum Strassenverkehrsamt inSteinhausen. HansruediWyss gratuliertzur bestandenen Testfahrt.

Strenge Kontrollen in BrasilienVier Fahrstunden habe sie als 18-jäh-

rige Fahranfängerin gebraucht, um diepraktische Prüfung zu bestehen. «InSão Paulo herrscht ein crazy Chaos aufden überfüllten Strassen. Trotzdemläuft der Verkehr irgendwie recht zügig– dank dem ständigen Einsatz derAutohupe», erzählt Renata Strenger.

«Seit vergangenem Jahr gelten aberverschärfteVerkehrsvorschriften in Bra-silien. Die Kontrollen sind nun sehrstreng.» Welche Verkehrsregel in derSchweiz war ganz neu für sie? «DenRechtsvortritt habe ich nicht gekannt,der existiert in Brasilien nicht.»2008 nahmen die Prüfer des Strassen-

verkehrsamts 177 Kontrollfahrten ab:Nach Angaben von Amtsleiter MarkusFeer fielen rund 15 Prozent der auslän-dischen Lenker durch. Hansruedi Wyssnennt Gründe: «Einige fahren eherübervorsichtig und gefährden so dieübrigen Verkehrsteilnehmer.» Er habeauch schon Lenker geprüft, da sei nachwenigen Minuten klar gewesen, «diekönnen nicht richtig fahren». Pauscha-lisieren will Wyss nicht: «Kontrollfahr-tenmit Fahrern aus Indien oder Nigeriawaren problemlos, obwohl in diesenLändern ganz anders gefahren wird.»Bei Nichtbestehen stelle die Sprachbar-riere schon ein Problem dar. «Die Fah-rer suchen nach Ausflüchten und wol-len den Entscheid nicht richtig verste-hen», erzählt Wyss.

Das Recht des StärkerenKonkreter wird Roger Stoll, Präsident

des Schweizerischen Fahrlehrerverban-des Sektion Zug. In seiner Fahrschulemacht er Fahrer aus aller Herren Län-dern fit für die Schweiz. «Je grösser dasAuto, desto mehr Rechte auf der Stras-se. Diese Denkweise der russischenFahrer muss ich oft korrigieren.» Auchdie Lenker aus dem asiatischen Raumkönnten jeweils fast nicht glauben, dassVelofahrer in der Schweiz als gleichwer-tige Verkehrsteilnehmer gelten. DassFussgänger am Zebrastreifen Vortrittgeniessen: Auch das sei für viele sehrerstaunlich. «Es gibt auch Länder, woman ohne Fahrprüfung mit Geld zueinem Ausweis kommt», so Stoll.Ein Iraker mit legalem Fahrausweis

sei mit einem BMW bei ihm vorgefah-ren. Doch schnell wurde ihm klar: DerMann beherrscht sein Fahrzeug nicht.«Erst bremste er mit dem rechten Fuss,dann mit dem linken.» Nach 38 Fahr-stunden sei er reif für die Fahrprüfunggewesen. Übrigens: Auch die Schweizerstehen auf dem Prüfstand – wer sich inAmerika niederlässt, der muss ebenfallseine Kontrollfahrt absolvieren.

Erleichterung ynach bestandener Kontrollfahrt: Prüfer Hansueli Wyss und LenkerinRenata Strenger. BILD STEFAN KAISER

LÄNDER

Russen müssen,Amerikaner nichtWer einen ausländischen Fahraus-weis besitzt und sich länger als einJahr in der Schweiz aufhält, mussdiesen innerhalb eines Jahres ge-gen einen schweizerischen Fahr-ausweis umtauschen. Das bedingteine praktische Kontrollfahrt beimStrassenverkehrsamt. Ausgenom-men davon sind Menschen ausEU- und Efta-Staaten sowie ausden USA, aus Kanada, Neusee-land, Japan, Korea oder Kroatien.Ein Fahrtest wird unter anderemfür Personen aus folgenden Län-dern verlangt: Russland, Serbien,Montenegro, Kosovo, Südafrika,Indien und Indonesien. uc

«Ausweisfälschungist ein Offizialdelikt.»

MARCEL SCHLATTER ,

ZUGER POLIZE I

FÄLSCHUNGEN AUF DER SPUR

Ausweisvorlagen und der richtige RiecherUm sich für eine Kontrollfahrt an-

zumelden, müssen die ausländischenStaatsbürger ihren Fahrausweis demStrassenverkehrsamt vorlegen. Be-steht ein Verdacht, dass die Doku-mente gefälscht sind, übergibt dasStrassenverkehrsamt die Papiere zurÜberprüfung der Zuger Polizei. Aus-weise aus Krisengebieten werden injedem Fall kontrolliert.

Vier gefälschte AusweiseNach Angaben von Marcel Schlat-

ter, stellvertretender Kommunikati-onsbeauftragter der Zuger Strafverfol-gungsbehörden, wurden im vergan-genen Jahr 113 Fahrausweise unterdie Lupe genommen: Vier Dokumen-

te waren gefälscht. Zwei davonstammten aus dem Irak, jeweils einsaus Italien und der Türkei. «Bei einerAusweisfälschung handelt es sich umein Offizialdelikt», so Schlatter, «diePolizei zeigt die Personen bei derStaatsanwaltschaft an.» Das Strassen-verkehrsamt wird über die Fälschunginformiert und zieht den Ausweis ein.

Erfahrungsreiche BeamteZur Kontrolle stehen demKriminal-

technischenDienstVorlagen von Aus-weisen aus aller Welt zur Verfügung.Zudem werden Registrierungen ge-prüft. «Nicht zu unterschätzen ist dieErfahrung der Beamten», sagt MarcelSchlatter. LUC MÜLLER

Kanton Zug

Lorbeeren fürdie Homepage

any. Im Januar des vergangenenJahres hat sich der Kanton Zug aufeinem Gebiet erneuert – komplett.Zu diesem Zeitpunkt nämlich wurdeder neue Internetauftritt, der mit derGemeinde Hünenberg geteilt wird,aufgeschaltet. «Die neue Homepageist ein Meilenstein», sagte Regie-rungsrat Joachim Eder bei der Prä-sentation der neuen Website.Seither ist der Online-Auftritt lau-

fend erweitert worden. Das hat sichnun auch gelohnt. Die Technologie-Zeitschrift «anthrazit» habe das neuePortal 2009 zum ersten Mal in denKreis der 200 besten Websites derSchweiz aufgenommen, sagt UrsFuchs, Leiter der Staatskanzlei. DieZeitschrift kürt jedes Jahr die 200besten Websites der Schweiz in ver-schiedenen Sparten. In der KategorieE-Government/Kantone gehört derZuger Internetauftritt laut Mitteilungder Staatskanzlei zu den fünf besten.

Zugang für alleZudem hat die Stiftung «Zugang für

alle» der neuen Website des Kantonsper 1. Februar die Zertifikatsstufe AA+verliehen. Das ist die höchste Quali-tätsstufe, welche die schweizerischeZertifizierungsstelle für behinderten-gerechte Technologienutzung ver-gibt. Seit dem Inkrafttreten des Be-hindertengleichstellungsgesetzes imJanuar 2004 sind öffentliche Verwal-tungen verpflichtet, neue Websitesauch für behinderte Menschen bar-rierefrei anzubieten. «Mit der Frei-schaltung von www.zug.ch hat Zugdiese Forderung erfüllt», sagt Fuchs.

Zufriedenheit messenUnd Zug bleibt dran, den Internet-

auftritt laufend zu verbessern. Sokonnte, wer die Homepage vom1. Oktober 2008 bis 5. Januar 2009besucht hat, eine Online-Umfrageausfüllen. «Wer teilgenommen hat,hat an der ZeGo-Studie mitgemacht»,sagt Fuchs. Ziel der Studie ist es, dieZufriedenheit der Schweizer Bevölke-rung mit dem jeweiligen E-Govern-ment-Portal zu messen. Mit E-Go-vernment ist der Einsatz von Infor-mations- und Kommunikationstech-nik in derVerwaltung gemeint (damitbeispielsweise ein Geburtsschein perInternet bestellt werden kann). ZeGoist ein Forschungsprojekt, das vonJavier Bargas am Institut für Psycho-logie an der Universität Basel geleitetwird. «Wir erhoffen uns mit derTeilnahme Hinweise, wie wir unsereHomepage verbessern können», sagtFuchs. Vor allem durch den Vergleichmit anderen Kantonen, denn Zugführt dieUmfrage nicht alleine durch.Die Resultate von ZeGo sollen MitteApril vorliegen.ZeGo ist eine unter mehreren Stu-

dien, die von der Arbeitsgruppe Stu-dien und Umfrage der Schweizeri-schen Staatsschreiberkonferenz inAuftrag gegeben wurden. Das über-geordnete Ziel ist das gleiche wie beiZeGo: die Zufriedenheit der Bevölke-rung mit E-Government zu messen.

HINWEIS

Wer mehr über die ZeGo-Studie wissen will,findet Informationen unter www.zego-study.ch.Die Homepage des Kantons ist unterwww.zug.ch zu finden.

Der Internetauftritt des Kantons Zuggefällt. SCREENSHOT

Page 6: Zeitungsartikel Luc Müller

DDiieennssttaagg,, 1144.. OOkkttoobbeerr 22000088 // NNrr.. 223388 Neue Zuger Zeitung ZUGER GEMEINDEN 27

NACHRICHTEN

Geld fürKinderspielplatzOberägeri – Der Gemeinderatspricht an die Erneuerung des öf-fentlichen Kinderspielplatzes undden Einbau eines öffentlichen WCsbeim renovierten Restaurant Rateneinen einmaligen Beitrag von 70 000Franken. (red)

Kleider werdeneingesammeltCham – Im Auftrag der SoliTex wirdam Montag, 20. Oktober, ab 7 UhrHaushaltswäsche gesammelt. DieAbteilung Umwelt der GemeindeCham bittet, den Kleidersack zubeachten, der per Post verschicktwurde. Das Sammelgut ist gut sicht-bar an der Strasse abzustellen. (red)

Werkhof bietetHäckseldienst anNeuheim – Die Gemeinde bietetam Freitag, 24. Oktober, einenHäckseldienst an. Private Interes-sierte, Hausverwaltungen undLandwirte, die das Häckselgut imGarten wiederverwenden, könnensich beim Werkhof anmelden.Dies ist telefonisch bis Mittwoch,22. Oktober, Telefon 041 755 35 92,möglich. (red)

Risch-Rotkreuz

Tipps gegenErkältungred. Gesund durch denWinter? – Auf

diese Frage gibt morgen Mittwoch, 14Uhr, Saal Dorfmatt in Rotkreuz einVortrag Antwort. Der Anlass gehört zurReihe «Gesund Altern in Risch undMeierskappel», die sich regelmässig mitAltersthemen beschäftigt.Urs Rebmann aus Rotkreuz wird über

Grippe und Erkältung bei älteren Leu-ten sprechen. Schwester Theresita undSchwester Marta vom Kloster Heilig-kreuz in Cham referieren über die Weltder Hausmittel und Kräuter.Das Projekt läuft seit über drei Jahren

erfolgreich. Wie die Gemeinde Risch-Rotkreuz mitteilt, werden in Zusam-menarbeit mit den Hausärzten die teil-nehmenden über 65-Jährigen unter-stützt, gesund zu bleiben. Sie sollen solange wie möglich ein selbstständigesLeben in gewohnter Umgebung führenkönnen.

Jahrgänge 1943 eingeladenWer am Projekt teilnimmt, füllt einen

Fragebogen zu seiner Gesundheit aus.Die Personen bekommen dann einenpersönlichen Gesundheitsbericht. Zu-dem besteht die Möglichkeit, sich vonder Gesundheitsberaterin Esther Thal-mann beraten zu lassen.Ende 2008 werden nun die Personen

mit Jahrgang 1943 persönlich zur Teil-nahme am Projekt eingeladen. Werälter als 65 Jahre ist und sich nun imNachhinein noch für das Projekt an-melden möchte, kann dies jederzeittun. Kontaktperson ist Esther Thal-mann: [email protected] Telefon 041 798 18 38.

Oberägeri

Die komischsteBand der Schweizred. Da kann herzlich gelacht wer-

den: Am Samstag, 25. Oktober, machtdie Gruppe Les Trois Suisse Halt in derAula Maienmatt. Saalöffnung ist um19.30 Uhr. Ab 19 Uhr ist im Foyer dieKultur-Bar geöffnet. Der Eintritt an derAbendkasse kostet 20 Franken, Kinderzahlen 15 Franken. Reservationen kön-nen per E-Mail unter der Adresse [email protected] getätigtwerden.

Intimer Blick hinter die KulissenMit ihrem Programm The Making of

begeistert die «komischste Popband derSchweiz», so die Kritiker, das Publikummit einem intimen Blick hinter dieKulissen. Die Zuschauer erleben, wassich hinter der Bühne wirklich abspielt.Die drei geben selbstironisch Einblickin ihr Innenleben – und erzählen vomschmalen Grat zwischen Erfolg undFiasko.

ANLÄSSE

Abba imLorzensaalCham – Die unvergesslichen Hitsder schwedischen Popgruppe Abbasind am Mittwoch, 29. Oktober,20 Uhr, im Lorzensaal in einer Live-Show zu hören. Abba Gold heisst dieShow, die die Songs der Kultbandinszeniert. Tickets und Infos auf derHomepage www.dominoevent.choder bei Ticketcorner. (red)

Dekorationenzu HalloweenOberägeri – Im Pfrundhaus wird esam Dienstag, 21. Oktober, 14 bis17 Uhr, gruselig. Für einen Unkos-tenbeitrag von 3 Franken werdenkleine Halloween-Dekorationen ge-bastelt. Anmeldung bis am kom-menden Donnerstag bei Karin Bos-sard, Tel. 041 750 73 30. (red)

Cham

Mehr Platz für die GesundheitDas Reha-Zentrum Chamhat ausgebaut. Das wirdgefeiert – mit einem Tagder offenen Tür.

ast. An der Hünenbergerstrasse 2feiert das Reha-Zentrum Duijn & Por-tengen eine Neueröffnung. Nach demAbschluss der Umbauarbeiten lädtdas Team am kommenden Samstag,18. Oktober, zum Tag der offenen Türins Zentrum für Physiotherapie, Sport-rehabilitation und Fitness.

Neu auf drei StockwerkenBisher befand sich das Rehabilita-

tionszentrum im ersten und zweitenStock an der Hünenbergerstrasse. DerFitnessbereich wurde nun um 140 Qua-dratmeter erweitert. Jetzt stehen auchim Erdgeschoss medizinische Trai-

ningsgeräte für Patienten bereit. Bisanhin war dort, wie Maarten Dujinerklärt, der Tierfuttershop der ehemali-gen Tierklinik eingerichtet.

«Wir haben drei neue Behandlungs-zimmer», sagt Duijn, der das Zentrumseit Januar 2007 zusammen mit Ro-land Portengen führt. «Wir verfügenjetzt über insgesamt acht Behand-lungsräume.»

Auch ausserhalbIm Team von Roland Portengen und

Marteen Duijn arbeiten alles in allemelf Physiotherapeuten und fünf weitereMitarbeiter. Diese behandeln Patientenaber nicht nur in den eigenenTherapie-räumen, sagt Marteen Duijn: «Wir bie-ten auch Therapien in der Andreas-Klinik an.»

HINWEIS

Der Tag der offenen Tür im Reha-ZentrumCham, Hünenbergerstrasse 2, findet am Samstag,18. Oktober, von 9 bis 16 Uhr statt. Weitere Infoswww.rehazentrumcham.ch

Roland Portengen (links) und MarteenDuijn führen das Reha-Zentrum Chamseit 2007. BILD PD

Unterägeri

Im Holz lagert die GeschichteEXPRESS

In Unterägeri steht eines derbesterhaltenen Häuser ausdem Mittelalter.

Es wird momentan unterdenkmalpflegerischenGesichtspunkten saniert.

«Die Bauherrschaft hat

Freude an der Geschichte

des Hauses.»

GEORG FREY,

DENKMALPFLEGER

Das Haus Unterblackistammt aus dem Mittelalter– nun wird es als Wohnhaussaniert und bringt so einigeGeheimnisse ans Tageslicht.

VON LUC MÜLLER

Am Anfang steht ein Stück Holz. AmSchluss ergibt sich daraus die ganzeHistorie eines Gebäudes. Dazwischenist Adriano Boschetti-Maradi amWerk –der Herr der Ringe. Als Mittelalter-archäologe geht er der Bausubstanzphysisch auf den Grund: Dank dendro-chronologischer Datierung kann er be-stimmen, wann ein Baum gefällt wurde,dessen Holz im Gebäude verbaut ist.Boschetti istMitarbeiter der Kantons-

archäologie, die zusammen mit derDenkmalpflege bei der Direktion desInnern ein Amt bildet. Im Mittelalterseien Hölzer nicht lange gelagert, son-dern vorzugsweise im gleichen Jahrverbaut worden, sagt Boschetti.

Hölzer von 1350«Wir von der Denkmalpflege küm-

mern uns um die historische Kompo-nente, die Nutzungsgeschichte des Ge-bäudes», erklärt der Kantonale Denk-malpfleger Georg Frey.Und wo steht nun das älteste Gebäu-

de im Kanton Zug? «Meist ist der Kernoder ein Teil des Hauses sehr alt, nicht

das ganze Gebäude», erklärt Boschetti.Die ältesten datierten Hölzer, die ineinemHaus verbaut sind, stammen von1350 und befinden sich im Nebenge-bäude des ehemaligen RestaurantsSteinbock in Steinhausen.In der Zuger Altstadt stehen Gebäude

mit Hölzern, die auf das Jahr 1371zurückgehen. So beispielsweise dasehemalige Kornhaus, das heutige «HausMeisen» neben demKaufhaus. «In Zuggibt es sehr vieleHolzbauten aus demSpätmittelalter, dieim 14. und 15. Jahr-hundert errichtetwurden», sagt derMittelalterarchäolo-ge. Diese wurden in der Ständerbau-weise errichtet – einer Konstruktion, beider Kanthölzer ein Gerüst bilden, dasmit Bohlen ausgefacht ist.

500 Jahre alte BauernhäuserIn der Region Zug sind vor allem in

der Bergregion Bauernhäuser zu fin-den, die mehr als 500 Jahre alt sind: DasHaus Spittel in Neuheim (Hinterburg-strasse) zählt beispielsweise dazu.Diese Bauernhäuser sind als Block-

bauten errichtet: Zu Kanthölzern bear-beitete Baumstämme wurden liegendaufeinandergeschichtet.Die alten Häuser sollen nicht zu

Museen werden, sondern bewohntsein, sagt Frey. Dabei gehe es im bestenFall jedoch darum, die Geschichte des

Hauses zu bewahren, wenn dieses um-gebaut wird.

Umbau des Hauses von 1510InUnterägeri passiere dasmomentan

auf ideale Weise. «Die Bauherrschafthat Freude an der Geschichte desHauses und sie wollen möglichst vielder Bausubstanz erhalten», sagt Denk-malpflegerin Monika Twerenbold, wel-

che die Restaurie-rung begleitet.Das Haus Unter-

blacki in Wissen-schwändi sei «einesder besterhaltenenHäuser aus demMit-telalter, das saniertwerden kann», er-

zählt Adriano Boschetti-Maradi. Fastdie gesamte Holzstruktur ist aus demJahre 1510 erhalten. Zu den Prunkstü-cken des zweistöckigen Hauses gehörtdie originale Bohlenbalkendecke in derStube. Diese Decke des geschütztenHauses muss erhalten bleiben, daswurde in der Baueingabe festgelegt.Das Haus bestand früher aus einem

Wohnteil mit Stube und einem Haus-wirtschaftsteil mit Vorratskammer. DerRauch des Herdes zog nicht durcheinen Kamin ab, sondern durch eineÖffnung in der Decke.Bei der gegenwärtigen Restaurierung

wird der Anbau, der aus dem 18.Jahrhundert stammte, abgerissen unddurch einen Neubau ersetzt. Drin sindKüche und Bad geplant.

Das alte Bauernhaus wurde im 18.oder 19. Jahrhundert umgebaut. DerKüchenbereich von 1510 wurde zueinem Flur umfunktioniert und eineToilette eingebaut.

Gute ZusammenarbeitDas Haus hat die Familie Mahler-

Henggeler gekauft, die nun mit ihrendrei Kindern einzieht. «Der Umbau istspannend, immer wieder kommt etwasInteressantes zum Vorschein», sagt Ur-sulaMahler-Henggeler. ZumBeispiel 48menschliche Zähne, die in den Wan-dritzen steckten. «Die Leute haben dieZähne gesammelt. Vielleicht steckt einAberglaube dahinter. Das Motiv istnicht definitiv geklärt», so Denkmal-pfleger Frey.Das Haus sei für sie wie ein Sechser

im Lotto, sagt Ursula Mahler-Hengge-ler. Die Zusammenarbeit mit der Denk-malpflege sei sehr gut gewesen. «ImInternet haben wir recherchiert, dassum das Jahr 1900 eine Familie mit elfKindern in diesem Haus gewohnt hat.»

Begutachtet die Zähne in der Wand: Edgar (links), Ursula Mahler-Henggeler und deren Vater Alois Henggeler. Im Hintergrund ist die Bohlenbalkendecke. BILD CHRISTOF BORNER-KELLER

Page 7: Zeitungsartikel Luc Müller

ZUGSSaammssttaagg,, 1188.. OOkkttoobbeerr 22000088 // NNrr.. 224422 19

ZENTRALSCHWEIZNEUE LUZERNER ZEITUNG NEUE URNER ZEITUNG NEUE SCHWYZER ZEITUNG NEUE OBWALDNER ZEITUNG NEUE NIDWALDNER ZEITUNG NEUE ZUGER ZEITUNG

DOLFI MÜLLERZugs Stadtpräsident machtebeim Start des Oktoberfestesden Bieranstich. Seite 22

Volksinitiative in der Stadt Zug

Hochhäuser ja, aber nicht am SeeuferEXPRESS

Zwischen den Bahnlinienund dem See soll es in Zugkeine Hochhäuser geben.

Ein Leitbild gibt laut denInitianten den BauherrenPlanungssicherheit.

«Die Stadt Zug hat zwei

Heiligtümer: das Seeufer

und den Zugerberg.»

MARTIN SP ILLMANN-

PARAZZ IN I , IN IT IANT

Gebäude sollen in Zug nichtüber 25 Meter hoch sein.Die Initianten der Initiativesagen aber nicht generellNein zu weitern Hochhäusern.

VON KARL ETTER

Das Unterschriftensammeln ginggleich in einem: Gegner des Bebau-ungsplans Belvedere in Zug sammeltenUnterschriften gegen die Neuüberbau-ung des Areals des ehemaligen Kan-tonsspitals und verhinderten durchihren Abstimmungssieg die zwei Hoch-häuser in Seenähe. Zugleich erhieltensie auf die InitiativbogenUnterschriftenfür «Hochhausstandorte mit Vernunft».Gestern stellten die Initianten, unterihnen Martin Spillmann-Parazzini undCarlos Lusser, die Initiative vor, für dieder Abstimmungstermin vom 8. Febru-ar 2009 bereits vorgesehen ist.

«Die Stadt Zug hat zwei Heiligtümer:das Seeufer und den Zugerberg. ZumZugerberg schaut die Korporation,beim Seeufer tun wires», so Spillmann.«Wir sind aber keineFundis und wollennicht Hochhäusergenerell verhindern.Aber es soll nichtbald da, bald dorteines entstehen.»Und Lusser ergänzt:«Wir sind nicht ausPrinzip gegen Hoch-häuser, wir verste-hen, dass Stadt undKanton Hochhäuserwollen, doch sollnicht der ganze Kan-ton zugebaut wer-den. Eine moderneStadt soll Hochhäu-ser haben.»Wenn Räume für Hochhäu-ser ausgeschieden seien, erhöhe sichdie Planungssicherheit für Investoren.

Beide Initianten fürchten die Bebau-ungspläne, mit denen überall wiederHochhäuser möglich wären. Werden

solche von den Bür-gern bekämpft, kos-tet das Zeit, Geldund Nerven und stif-tet oft Unfrieden.

Die InitiativeDie Initiative will:

● Gebäude sollennur bis 25Meter, also7 bis 8 Geschossehoch werden.● Hochhäuser sol-len im Stadtgebietzwischen dem See-ufer und den Bahn-linien Zug–Luzernund Zug–Arth-Goldau unmöglichsein.

● Ein Leitbild definiert möglicheStandorte für Hochhäuser, ausserhalbdieser Zonen sind solche nicht erlaubt.

Den Initianten schweben Standortein der Stadt an der Achse Zug–Baar vor.»Glücklicherweise sind innerhalb dervorgesehenen Zone am See in SachenHochhäuser noch keine Todsündenpassiert», so Lusser.

Parteien zu überzeugen suchenDas Initiativkomitee umfasst etwa die

gleichen Personen wie das gegen dasBelvedere: Ausser Spillmann und Lus-ser sind es Susanne Giger Riwar, ErikaWeber-Stalder und Aleksander Cvetko-vic. Sie wollen auf die Parteien zugehenund das Anliegen erläutern und nahe-bringen. Spillmann kennt die gesetzli-chen Vorgaben anderer Städte: Zürichwill keine Hochhäuser am Seeufer. EineStudie in Basel-Stadt gleicht der ZugerHochhausstudie, die in den Richtplaneinfloss und die Seeufer von Hochbau-ten freihält, und dem kantonalemGrundsatzpapier mit dem Seeufer alsAusschlussgebiet. Im Weitern fordertdas Konzept Berns schlanke Bautenund wenig Schattenwurf.

Der Stadtrat fasst am Dienstag seineStellungnahme zur Initiative zuhandendes Gemeinderats. Für die Initiantensind drei Punkte unabdingbar: ein ver-bindliches Hochhaus-Leitbild, dieSchutzzone am Seeufer und der Aus-schluss einer späteren «Päcklipolitik».Dies wäre bloss mit Bestimmungen inBauordnung und Zonenplan möglich,die sich rasch wieder ändern lassen.

HINWEIS

www.hochhausinitiative.ch (ab 10. November);[email protected] (sofort aktiv).

Jagdsaison

«Psst, ich glaub, ich hab ein Reh gesehen»

«Jagd ist Passion.»

THOMAS, JÄGER

Sie pirschen durchs Dickichtund sind verschossen insNaturerlebnis: Vier ZugerJäger suchen den Bock.

Drei lange Hornstösse und ein Juch-zer hinterher: so das Signal, wenn derBock erlegt ist. Jäger Thomas sorgt mitseiner Vorführung für Gelächter, an-sonsten herrscht absolute Ruhe hier imWald auf dem Walchwiler Berg. Jägersind Frühaufsteher. Im Halbkreis ste-hen Klaus, derVersicherungsfachmann,Heiri, der Unternehmer für Landwirt-schaftsmaschinen, Thomas, derRechtsanwalt, und Hugo von der Poli-zei. Bewaffnet mit einem Becher damp-fendem Kaffee und einem Gipfeli. DieGewehre hängen aufgeklappt über denSchultern.Die tiefgrünen Baumwipfel zeichnen

sich vom dunkelblauenMorgenhimmelab. Ein Hauch von Naturromantik liegtüber der Szenerie.

Scharfe KontrollenDie Jagd – ein uraltes Brauchtum zur

Regulierung des Wildbestandes unddem Naturschutz verbunden? Oderdoch eher das Vergnügen privilegierterRambos? Schnellen Schrittes bewegensich die Weidmänner über den Kies-weg, ebenso schnell kommt die Ant-wort von Klaus: «Einfach das Gewehr

im Herbst rausholen und draufballern,so läuft es nicht.» Scharf geschossenwird erst nach scharfen Kontrollen undAuflagen vom Amt für Fischerei undJagd (siehe Box). «Jagd ist Passion. DerJäger hat Respekt vor dem Tier. Jägermüssen charakterstark sein», ergänztThomas.Jagdhund Sina schwänzelt vor Vor-

freude – sie wird in wenigen Minutenpfeilschnell durchs Dickicht rasen, mitder Schnauze dicht über dem sumpfi-gen Boden. Im Hochmoor Eigenriedhängen Nebelschwaden. Kuhglockendurchbrechen die Stille.

Wirbelndes HerbstlaubEin lang gezogener Hornstoss er-

klingt. Jagdleiter Thomas bahnt sicheinen Weg durch nasse Gräser undmannshohes Gestrüpp. Gelbe Herbst-blätter wirbeln durch die Luft. Schnal-zen, glucksen, kreischen: Thomas ver-sucht mit Lauten das Wild aus derReserve zu locken. Die Schuhe stecken

im Schlamm, das Herz pocht. Die Jagd-kollegen haben Position bezogen. ImVisier sind heute Rehböcke, zwei Tieredürfen nach Kontingent erlegt werden.Sina bellt. Thomas treibt den Hund an.Mit vereinten Kräften versuchen sie, dasWild aus dem Unterholz zu locken.Drei Hornstösse: Der Trieb ist abge-

blasen. «Irgendwas hat sich bewegt. Ichglaub, ich hab ein Schmalreh gesehen»,sagt Hugo. Zum Schuss ist niemandgekommen. «Von zehn Gelegenheiten,die sich zum Abschuss bieten, nimmt

man nur eine wahr. Oft schiesst mangar nicht», erklärt Klaus. Die Distanzzum Tier muss unter 35 Meter liegen,die Richtung zum Schulterblatt stim-men – «ganz viele Faktoren müssenzusammenspielen, auch die persönli-che Stimmungslage ist wichtig».

Zeit für MelancholieDie Sonne lässt das Jagdgebiet auf

demWalchwiler Berg in den schönstenFarben erleuchten. Thomas ist wiederin den Büschen und läuft die Wild-

wechsel ab: die Laufwege der Rehe. Dasplattgedrückte Gras zeigt sie an.Am Waldrand hat Hugo seinen Platz

eingenommen: auf der aufklappbarenSitzfläche seines Wanderstocks. Reheseien schnell und schlau, so Hugo.Deshalb hätten die Tiere eine Topchan-ce zu entwischen. Vor dem Ausnehmender Tiere habe er immer noch grossenRespekt.Jagdpause bei der Hütte des Skiclubs

Oberwil. Milder Sonnenschein und einCervelat aus dem Rucksack. Da wird

selbst der Jägersmann melancholisch.«Auf der Lauer hat man Zeit zum Nach-denken. Über Gott und dieWelt. Da lässtsich gut vom Beruf abschalten», sindsich die Jäger einig. Die Schrotflintenbleiben bisher stumm. «So, weiter Ka-meraden», sagt Heiri und schultert seinGewehr. Die Gruppe zieht weiter durchsGebüsch. Bald sind nur noch die Rufedes Treibers aus der Ferne zu hören.Der Juchzer wird während des gan-

zen Jagdtages nicht ertönen – und auchkein Schuss. LUC MÜLLER

Das Horn, der Hund, die Flinte und die Jäger: Hugo, Klaus, Heiri und Thomas, der die Richtung vorgibt. BILDER WERNER SCHELBERT

JAGD UND REGELN

400 Tiere dürfengeschossen werdenIm Kanton Zug wird nach demPatentsystem gejagt. Es gibt sechsJagdbezirke. Jagdberechtigt ist nur,wer im Kanton Zug den zweijährigenJagdlehrgang absolviert hat und dieJagdprüfung besteht.

Keine reine MännersacheDer Ausbildungsschwerpunkt liegtvor allem imBereich Sicherheit, Rechtund Wildkunde. Die Ausübung derJagd erfolgt nach strengen rechtli-chen Vorgaben. Das Amt für Fische-rei und Jagd ist für den Vollzugzuständig und führt mit seinen Wild-hutorganen Kontrollen durch. DerZuger Kantonale Patentjägerverein(ZKPJV) vertritt die Interessen derZuger Jäger gegenüber der Jagdver-waltung. Der Verein hat rund 300Mitglieder, rund 10 Prozent davonsind Frauen. Der ZKPJV unterhält eineNachsucheorganisation: durch dieJagd oder den Strassenverkehr ver-letzten Tieren wird nachgeforscht.Zudem sorgt er für Aus- und Weiter-bildung. Vorgaben des Bundes legendie Ziele der Jagd fest: Erhaltung derArtenvielfalt und Lebensräume(Schutz vor Wildfrass), Artenschutzund nachhaltige Nutzung der wild-lebenden Tiere.

Rehjagd vor allem im OktoberDie Jagdzeit für Hirsche (Rotwildund Damwild) lief vom 1. bis 24.September. Rehwild (Niederwild) darfimMonat Oktober und am 8. und 15.November gejagt werden. Dabei gibtes Zielvorgaben, die das Amt fürFischerei und Jagd publiziert: In densechs Jagdbezirken dürfen in diesemJahr 400 Tiere geschossen werden.Bis zum 14. Oktober wurden rund180 Tiere erlegt. Der Rehwildbestandsoll bei rund 1200 Tieren gehaltenwerden. uc

Page 8: Zeitungsartikel Luc Müller

ZUGMMiittttwwoocchh,, 1133.. AAuugguusstt 22000088 // NNrr.. 118866 21

ZENTRALSCHWEIZNEUE LUZERNER ZEITUNG NEUE URNER ZEITUNG NEUE SCHWYZER ZEITUNG NEUE OBWALDNER ZEITUNG NEUE NIDWALDNER ZEITUNG NEUE ZUGER ZEITUNG

MIRIAM DE SEPIBUSDie 23-jährige Degenfechterinaus Baar zeigt bei ihrem Sportein anderes Gesicht. Seite 24

Strafobergericht

Ein fatales Treffen am späten Abend

«Der Verteidiger geht

mit dem Zweihänder vor.»

STAATSANWALT

Ein Mann soll seine Ex-Fraugewürgt haben. Er hält sichfür unschuldig. Das versuchter bereits vor der drittenInstanz zu beweisen.

Der 50-Jährige wirkt im Gerichtssaalunscheinbar, aber er kämpft verbissen.Der Mann will seine Unschuld bewei-sen. Dafür bemüht er bereits die dritterichterliche Instanz. Zweimal ist erschon gescheitert.

Ein Polaroid-Foto als BeweisDas Strafobergericht hat gestern den

Vorfall, der sich vor drei Jahren abge-spielt hat, nun noch einmal aufgerollt.Es muss beurteilen, ob der Mann vonden beiden Vorinstanzen zu Recht we-gen einfacher Körperverletzung undDrohung verurteilt worden ist. DerVorwurf: In nächtlicher Stunde soll derBeschuldigte mitWurzeln in Kleinasienseine damalige Ehefrau gewürgt und ihrgedroht haben. Als Beweis für seinstrafbares Tun liegt ein Polaroid-Bild,

das sie selber fotografiert hat, bei denProzessakten. ImWeiteren belasten dieÄusserungen der Angegriffenen denMann. In ihrem Urteil hielt die Einzel-richterin fest: «Gemäss ihrem Bekun-den habe sie der Beschuldigte am Halsgepackt, das heisst ihren Hals vonvorne mit beiden Händen umfasst undderart zugedrückt, dass sie keine Luftmehr bekommen habe.»

Vorfall von fünf MinutenDer ganze nächtliche Angriff, so

schreibt die Einzelrichterin in ihremUrteil weiter, habe wohl gegen fünfMinuten gedauert.Zur Begründung

des Schuldspruchsgegen den Mannschreibt die Richte-rin der Vorinstanz:«Es sind keine Grün-de ersichtlich, warum die Frau ihrenEx-Ehemann zu Unrecht einer straf-rechtlichen Verfolgung hätte aussetzensollen.»Wohl gibt es Zeugen der nächtlichen

Auseinandersetzung, doch keine dieser

Auskunftspersonen hat den Vorfall invollem Umfang mitverfolgt.

Die Folgen eines Racheaktes?Und hier setzt der Verteidiger ein. Er

sagt: «Die Frau will dem Beschuldigtenschaden.» Und er glaubt an einen«Racheakt». Seine These untermauertder Rechtsvertreter des Beschuldigtenwie folgt: «Fast täglich macht die Frauihn bei seinen Kindern schlecht. Ge-meinsame Bekannte, Freunde, Nach-barn müssen schon fast täglich anhö-ren, wie schlecht und kriminell derBeschuldigte sei.»

Der Verteidiger istauch überzeugt, dassdie Frau sich dieWürgemale selberbeigebracht habe.Ihm scheint auchunwahrscheinlich,

«dass eine angeblich bis zur Atemnotgewürgte Person ihrem Peiniger nach-rennt». Der Anwalt des Beschuldigtenvergisst aber auch nicht zu sagen, dasssein Mandant seine Ehefrau bis zurTrennung vor acht Jahren immer gut

behandelt habe. Diese Tatsachen dürf-ten hingegen nicht dazu führen, dass ineinem Strafverfahren nur einer Parteigeglaubt und wichtige Beweismittel wieauch neutrale Zeugen ignoriert würden,führte der Verteidiger weiter aus.

«Zum Repertoire»Der Staatsanwalt will diese Äusserun-

gen nicht unbeantwortet lassen. Ersagt: «Der Verteidiger geht mit demZweihänder vor.» Solche Übergriffe wiederjenige, den das Strafobergericht nunnochmals beurteilen muss, gehören fürden staatlichen Anklagevertreter «zumRepertoire des Beschuldigten». Er hatauch keinen Zweifel, dass die Frau dieWahrheit gesagt hat.Der Beschuldigte bleibt aber bei sei-

nemEmpfinden: «Ich habe niemandemgedroht, ich habe mich nur verteidigt.»Auf ein eigentliches Schlusswort zumFall verzichtet er – sagt aber, dass erzeitlebens für die Menschen- wie auchdie Frauenrechte gekämpft habe. Obder dritte Anlauf Erfolg hat, weiss erbald: DasUrteil kommt per Post.

MARCO MOROSOLI

Baar

15 Prozent mehrUmsatz für Trumpfred. Nach drei Jahren mit einem

Umsatzwachstum von über 20 Prozenterhöhte die Maschinenfabrik TrumpfSchweiz den Umsatz des im Juni been-deten Geschäftsjahrs erneut. Diesmalum 15 Prozent auf 977 Millionen Fran-ken. Weitere Zahlen gibt das deutscheUnternehmen für seine Schweizer Ge-sellschaft nicht bekannt. TrumpfSchweiz profitierte im vergangenen Ge-schäftsjahr von der weltweit guten Kon-junktur, die das Exportgeschäft kräftigangekurbelt hat. Die Entwicklung imSchweizerMarkt trug ebenso zu diesemWachstum bei. Diese Steigerung isterneut auf den Erfolg in der Lasertech-nologie zurückzuführen, gibt Trumpfbekannt. Flachbettlasermaschinen undSysteme zum Laserbeschriften ver-zeichneten starke Zuwachsraten. DerAuftragseingang stieg imVergleich zumVorjahr um 7 Prozent auf 955 MillionenFranken. Im abgelaufenen Geschäfts-jahr baute Trumpf Schweiz die AnzahlArbeitsplätze wiederum aus. Am 30.Juni 2008 beschäftigten die Unterneh-men an den Standorten Baar undGrüsch insgesamt 815 Mitarbeiter (763im Vorjahr), davon 62 Lernende.

Wie aus dem Film «Der dritte Mann»: der Weg durch die Kanalisation birgt einige Abenteuer. BILD CHRISTOF BORNER-KELLER

Kanalisation

Der rutschige Abstieg in die UnterweltEXPRESS

130 000 Einwohner hängenam Abwassernetz desGewässerschutzverbandes.

Alle Gemeinden ausserNeuheim reinigen dasAbwasser in Cham.

«Ratten laufen hier nicht

rum. Aber ein totes Kalb

schwamm mir entgegen.»

HANS KRAMIS ,

GEWÄSSERSCHUTZVERBAND

Hier unten regieren ganzeigene Gesetze: die desGewässerschutzverbandes.Fehltritte werden dabeisofort bestraft.

VON LUC MÜLLER

Die Füsse werden kalt. Kontrollblick:Die Fischerstiefel sitzen. Knapp an denOberschenkeln fliesst alles vorbei, wasder Körper so täglich hergibt. An dengrünenGummistiefeln klebt inzwischenToilettenpapier. Cham unterirdisch –das war die Idee. Jetzt stehe ich mittenim Friesenchamer Stollen der Kläranla-

ge Schönau. Mit flottem Schritt watetHans Kramis, stellvertretender Betriebs-leiter des Gewässerschutzverbandes derRegion Zugersee-Küssnachtersee-Ägeri-see (GVRZ), durchden feuchten Abwas-serkanal. «Rattenlaufen hier nichtrum. Aber ein totesKalb schwamm mirmal entgegen», er-zählt Kramis, wäh-rend der Lichtkegelseiner Handlampe die Wände abtastet.

Nur keinen FehltrittGeruch? Erträglich. Standfestigkeit?

Bestens, aber was ist das unter meinemStiefel? Nur keinen Fehltritt jetzt. Alle

Gemeinden der Region, ausser Neu-heim, sind an die Abwasserhauptleitun-gen des GVRZ angeschlossen. Neuheimhat eine eigene Kläranlage. Auch Ge-

meinden aus demKanton Schwyz undLuzern reinigen ihrAbwasser in Cham.Rund 130 000 Be-

wohner hängen hieram Abwassernetz, sodie Angaben vomGewässerschutzver-

band-GeschäftsführerMario Bertschler.Der hält inzwischen mit beiden Hän-den die Leiter fest, die mitten imAbwasserkanal an der Wand angelehntsteht. Eleganter Ausstieg aus der Cha-mer Unterwelt – an den Stiefeln tropft

das Restwasser ab. «Die Arbeit ist viel-fältig. Technik, Umwelt und Biologie.Immer was Neues», sagt Kramis undlegt die Stiefel zusammen. Seit rund 30Jahren ist er dabei.

75 Kilometer langes NetzNächste Station Vereinigungsbau-

werk Hammer. Der Wagen hält nachkurzer Fahrt über den Waldweg voreinem Betonbunker. Kramis schliesstdie grosse Eisentür auf. Wassergetösedringt ans Ohr, fauliger Geruch in dieNase. Was in der Stadt Zug durch dieToilette gespült wird, fliesst nun alsFluss unter meinen Füssen. Mit grosserGeschwindigkeit.Mario Bertschler schiebt noch ein

paar Zahlen nach. 75 Kilometer lang

sind die Abwasserkanäle des Gewässer-schutzverbandes. 20 Pumpwerke und10 Regenbecken gehören ebenfalls zumInventar. Jährlich reinigt die KläranlageSchönau 19 bis 20 Millionen Kubikme-ter Abwasser.Händewaschen im nebenstehenden

Betriebshäuschen. Der Griff an dieLeiter hinunter zum Kanal hat Spurenhinterlassen. 11.04 Uhr. Obermühle-strasse im Aussengebiet von Cham. DerBoden hat mich verschluckt. Die Eisen-treppe führt ins Dunkle. Ein Blick vonden Stufen aus muss genügen – derPlatz unten im rund 5 Meter tiefenStollen ist zu eng. Mit vereinten Kräftenrücken Bertschler und Kramis denSchachtdeckel mit einem Pickel wiederan die richtige Position. Schon kurzspäter donnert ein Lastwagen drüber.

Der persönliche AbstiegDer Plan: den Untergrund der Stadt

Zug zu betreten. Drei Männer, einPickel und die Zuger Kantonalbank festim Blick. 11.32 Uhr: Alles läuft perfekt.Jeder Handgriff sitzt. An der Vorstadtfliesst der Verkehr in gewohntemRhythmus. Die Fischerstiefel sitzen.Mein persönlicher Abstieg beginnt.Eine fette Spinne flüchtet aus dem

Lichtstrahl ins nasse Dunkel. Eine zwei-te folgt ihr hektisch. An Spinnwebenvorbei führt derWeg Sprosse für Spros-se dem Abwasser entgegen. DerSchachtboden ist erreicht. Hier ist esgefährlich rutschig. Der Strassenlärmvon oben vermischt sich mit demWasserrauschen von unten. Links führtein schmalerWeg in Richtung Chamer-strasse. Der Lichtstrahl erfasst ein paarMeter des gewaltigen Schlundes. Ingebückter Haltung marschiere ich einpaar Meter dem dunkeln Nichts entge-gen. Höhe des Kanals: 1,20 Meter. DasGeräusch eines Busses ist noch dumpfzu hören. In die andere Richtung führtder Kanal bis zum Landsgemeinde-platz. Ich bin ganz unten angekommenund meinem Ziel doch so nah: Zugunterirdisch – einfach oberirdisch gut.Der Aufstieg glückt problemlos. Auf denSchreck gönne ich mir erst einmaleinen Gang zur Toilette.

Page 9: Zeitungsartikel Luc Müller

ZUGMMiittttwwoocchh,, 1100.. SSeepptteemmbbeerr 22000088 // NNrr.. 220099 21

ZENTRALSCHWEIZNEUE LUZERNER ZEITUNG NEUE URNER ZEITUNG NEUE SCHWYZER ZEITUNG NEUE OBWALDNER ZEITUNG NEUE NIDWALDNER ZEITUNG NEUE ZUGER ZEITUNG

KÄTHI LEUTWYLEREin Unwetter ist schuld, dass siedie Räume der Zuger Märlibühneschliessen muss. Seite 27

Alles andere als vonoben herab:

Barbara Ochsner,Präsidentin KlubLanger Menschen

Zürich, undMitglied Joris Kuhn.BILD DOMINIK HODEL

Klub Langer Menschen

Schon von klein auf mit Grösse gesegnet

«Nein, aber machst du

Minigolf?»

BARBARA OCHSNER,

KLUB LANGER MENSCHEN

Selbstironie und Selbst-bewusstsein sind gross beiihnen. Kleingeister entlarvensie mit Schlagfertigkeit –nur im Flugzeug hilft nichts.

«Gibts die auch in 49?» Beim Schuh-kauf ist das die Standardfrage von JorisKuhn. Er lebe halt auf grossem Fuss –stehe da aber drüber. Der 29-Jährigeaus Baar beweist Humor. Seine Körper-länge von 2 Metern macht ihn zumMitglied beim Klub Langer Menschen(KLM), Sektion Zürich.Auch Barbara Ochsner, Präsidentin

des KLM Zürich, pariert Anspielungenschlagfertig. Auf die obligate Frage, obsie Basketball spiele, antwortet sie je-weils cool: «Nein, aber machst duMinigolf?» Bohrende Blicke, Getuschelhinter demRücken, staunende Kinder –die 1,94 Meter grosse Chamerin hatgelernt, damit umzugehen. «In derMasse abtauchen ist nichtmöglich. Daswürde man sich schon mal wünschen»,sagt die 32-Jährige. Das Selbstbewusst-sein hat sie von zu Hause mitbekom-men. Die Mutter sei zwar nur 1,70Meter gross, die Schwester aber auch1,82 Meter. Und die Cousinen seienebenfalls gross gewachsen. Eine über-durchschnittliche Körpergrösse war fürOchsner so ganz normal. Als 10-Jährigehaben die Eltern aber wegen ihrerGrösse den Arzt aufgesucht. MittelsRöntgenbild der Handknochen stellteder Arzt die Prognose: Das Mädchenwerde bis 1,88 Meter gross. Heutekämpft sie ab und zu mit Bein- undArmschmerzen sowie Platzproblemenim Flugzeug. Kuhn hat Schmerzen imdem Kreuz: Die Rückenwirbel sind zuschnell gewachsen.2 Meter und mehr – in Kanada nichts

Extravagantes. «Der Besuch in Überseewar ein Schlaraffenland für mich. Schu-he und Kleider in Übergrösse und erstnoch topmodisch», schwärmt Kuhn. Inder Schweiz sei alles erhältlich, aberSpezialbett, -schuhe, -kleider, das gehe

alles ins Geld. «Viele denken, Grossehaben es im Leben viel leichter alsKleine. Das stimmt definitiv nicht»,ärgert sich Kuhn. «Gstabig und unbe-weglich. Das ist das Vorurteil, das ichöfters höre», so die Vereinspräsidentin,die als Bewegungspädagogin arbeitet.

Gross und schlank als IdealUnd die Vorteile einer überdurch-

schnittlichen Körpergrösse? «DasSchönheitsideal ist schlank und gross.Nicht klein und dick», so Joris Kuhnschelmisch. Und Barbara Ochsner dop-pelt nach: «Früher im Ausgang wurdeich schon öfters von grossen Männernangesprochen.» Inzwischen ist sie

glücklich liiert: mit einem kleinerenMann. «Auch meine Partnerin müsstenicht gleich gross sein. Das spielt garkeine Rolle», erzählt Joris Kuhn. Alsgrosser Mann erlebt er auch amüsanteGeschichten. Beim Einkaufen im Su-permarkt sehe er zuoberst auf dieRegale drauf. «Meist ist es hier obensehr staubig. Ich hab mit meinemFinger schon ‹bitte putzen› in dieSchmutzschicht geschrieben.»Dem Klub können Frauen ab

1,80 Metern und Männer ab 2 Meternbeitreten. «Unser Klub ist keine Selbst-hilfegruppe. Wir, rund 200 Mitglieder,haben Fun zusammen», erklärt BarbaraOchsner. Sie geniesst jeweils den Aus-gang mit gleich Grossen. «Beim Ge-spräch höre ich alles. Mit kleinerenFreundinnen ist es schwieriger, dasGespräch findet immer tief unten statt.Bei lauter Musik verstehe ich so fastnichts», sagt sie mit einer ganz grossenPortion Selbstironie. LUC MÜLLER

HINWEIS

Wer Mitglied des KLM werden will, findet alleInfos unter: www.klm-schweiz.ch

FÖRDERUNG

So viel zahlendie Gemeinden● Zug: 300 Franken pro Quadratme-ter für thermische Solaranlagen. 1000FrankenproKilowatt zertifizierter Spit-zenleistung (peak) für netzgekoppeltefotovoltaische Solarenergieanlagen.● Baar: Je nach Art der Anlagezwischen 300 und 390 Franken proQuadratmeter für thermische Anla-gen. Für netzgekoppelte Anlagen1000 Franken pro kW peak.● Cham: Sockelbeitrag zwischen1000 und 1500 Franken sowie zwi-schen 200 und 300 Franken proQuadratmeter. Netzgekoppelte Anla-gen: 2000 Franken pro kW peak.● Steinhausen: 300 bis 390 Frankenfür thermische, 1000 Franken pro kWpeak.● Risch-Rotkreuz: keine Förderung● Hünenberg: 300 Franken proQuadratmeter, 1000 Franken pro kWpeak.● Unterägeri: Energieförderpreisdotiert mit 20 000 Franken im Jahr. Indiesem Jahr haben sich fünf Projektebeworben.● Oberägeri: Bisher keine Förderung,ist aber im Rahmen der Bewerbung umdas Label Energiestadt geplant.● Menzingen: keine Förderung● Walchwil: keine Förderung● Neuheim: keine Förderung ny

HINWEIS

Mehr Infos zur unter wwf.ch/studien

Solarenergie

Zuger bekommen wenig vom KantonEXPRESS

Bisher fördert der KantonSolaranlagen mit keinemRappen.

Dafür gibt es aber vonmehr als der Hälfte derGemeinden einen Beitrag.

«Komplizierte Bewilli-

gungsverfahren für die

Anlagen schrecken ab.»

BRUNO TRÜSSEL ,

STADTÖKOLOGE

Die Schweizer Solarbrancheboomt – verkauft wird aberfast nur ins Ausland. DerGrund: fehlende Förderung.Auch beim Kanton Zug gibtes nicht viel zu holen.

VON NELLY KEUNE

Normalerweise ist der Kanton Zug inStatistiken immer an erster Stelle zufinden – bei den Steuern oder beimEinkommen zum Beispiel. Normaler-weise. Wenn es um die Förderung vonSolaranlagen auf Ein- und Mehrfamili-enhäusern geht, rangiert der Kantonauf einem der letzten Plätze. WährendMusterkantone wie Basel fast die Hälfteeiner Solaranlage finanzieren, gibt esbeim Kanton Zug bisher nichts zuholen. Zu diesem Ergebnis kommt eineneueWWF-Studie. So knauserig sind inder Region sonst nur noch die KantoneSchwyz und Obwalden.Entsprechend steht erst auf 3 Prozent

aller Schweizer Einfamilienhausdächereine Anlage, schätzt David Stickelbergervom Fachverband Swisssolar. Das, ob-wohl eine der grossen Schweizer Solar-firmen direkt vor der Haustür in Rot-kreuz produziert. In der Schweiz wer-den laut Swisssolar rund 500 MillionenFranken mit Solartechnologie verdient,90 Prozent davon allerdings im Aus-land.Der Zuger Baudirektor Heinz Tännler

ist nicht der Meinung, dass im BereichEnergieeffizienz im Kanton allgemein

Nachholbedarf besteht: «Der Kantonverfügt über einen eher neuen Gebäu-debestand, das bedeutet auch, dass dieEnergieeffizienz hoch ist. Es gibt eineganze Liste an Aktivitäten bezüglichEnergieeffizienz – es wird also nichtwenig getan.»Es sei jedoch richtig, das der Kanton

bisher kein Geld zur Förderung vonSolaranlagen bereitstelle. «Es bewegtsich aber etwas. Im Frühjahr wurdeeine Motion der CVP betreffend Förde-rung der erneuerba-ren Energie erheb-lich erklärt. Die Bau-direktion arbeitetdiesbezüglich einenVorschlag an die Re-gierung aus.» Dafürzahlen aber schonmehr als die Hälftealler Zuger Gemein-den Förderbeiträgeaus (siehe Kasten).

Anlagen müssenbewilligt werdenLaut Bruno Trüs-

sel, Stadtökologe derStadt Zug, sei jedochdie Anschubfinan-zierung der Anlagennicht der einzig entscheidende Aspektfür die wenigen Solaranlagen auf ZugsDächern: «Komplizierte Bewilligungs-verfahren für die Anlagen schrecken dieLeute ab. Ich würde mir in Zug da eineinfacheres Vorgehen wünschen.»Während fünf Kantone bei Solaranla-gen ganz auf eine Baubewilligung ver-zichten, gilt in Zug das übliche Verfah-

ren. «Nach Bundesrecht ist auch beiSonnenkollektoren eine Baubewilli-gung erforderlich. Daran halten wiruns», sagt Baudirektor Tännler. Je nachEinschätzung der betroffenen Gemein-de könne im Einzelfall aber auch ent-schieden werden, dass eine einfacheBauanzeige genüge.

Noch nicht mustergültigBei der Umsetzung der Mustervor-

schriften der Kantone im Energiebe-reich (MuKEn) ist inZug, wie in den an-deren Zentral-schweizer Kantonen,ebenfalls noch nichtviel geschehen. DieMuKEn sieht unteranderem vor, dassnur 80 Prozent desWärmebedarfs vonNeubauten für Hei-zung undWasser mitfossilen Energien ge-deckt werden dür-fen.Laut Tännler ist

der Kanton hier aberebenfalls am Aufho-len: «Der Kantonwird einer der ersten

sein, der die neuen Mustervorschriften– die deutlich weitergehe – umsetzt. Abkommenden Jahr soll es so weit sein.»Darüber hinaus würde auch die Revisi-on des Bau- und Planungsgesetzes dieMöglichkeit bieten, Boden gutzuma-chen. «Mit der Revision soll auch derMinergiestandard für Arealbebauungenund Bebauungsplänen vorgeschrieben

werden», sagt Tännler. «An dieser Stellekönnten Vorschriften bezüglich Son-nenkollektoren einfliessen.» Das seiaber noch offen.

Mieter wollen SolarstromObwohl sich etwas bewegt im Kan-

ton, ist Zug bisher nur bei den steuerli-chen Abzugsmöglichkeiten der Anlagentop. Das, obwohl laut dem WWF einekantonale Förderung das Vertrauen indie Technologie stärken würde. Dasstreitet Tännler nicht ab: «Natürlich istdie Förderung von erneuerbarer Ener-gie nicht allein Sache der Gemeinden.Die Angebote von Kanton und Gemein-den müssen sich ergänzen, dürfen sichaber nicht konkurrenzieren.»Und längst wecken solche Anlagen

nicht nur das Interesse von Investorenund Bauherren, sondern auch die Mie-ter verlangen heute danach. Laut WWFsei das Bedürfnis nach Warmwasserdank Sonnenkollektoren bei den Mie-tern sogar grösser als bei Hausbesit-zern. In einer früheren Umfrage gaben90 Prozent an, dass sie Solarstromwollen. Zwei Drittel waren auch bereit,dafür mehr zu bezahlen.

Page 10: Zeitungsartikel Luc Müller

DDoonnnneerrssttaagg,, 2233.. OOkkttoobbeerr 22000088 // NNrr.. 224466 Neue Zuger Zeitung ZUGER GEMEINDEN 21

NACHRICHTEN

Firma wirdübernommenUnterägeri – Die Schleuniger-Gruppe, die seit einigen Monatenzur Metall Zug gehört, hat per 1. Julidie ebenfalls im Bereich Kabelma-schinen tätige Pawo Systems AG,Unterägeri, übernommen. Wie auseiner Mitteilung hervorgeht, bedeu-te der Schritt für Pawo eine früheNachfolgeregelung, für die Schleu-niger-Gruppe strategische Weiter-entwicklung. Arbeitsplätze, Firmen-standorte und der Firmenname vonPawo blieben erhalten. Die PawoAG wurde 1980 von Paul Woecke inBaar gegründet, der Umzug nachUnterägeri erfolgte 2000. (red)

460 Fahrzeugemehr als 2007Baar – In der Gemeinde Baar warenper Ende September 12 268 Perso-nenwagen, 849 Lieferwagen, 118Lastwagen, 31 Cars und Kleinbusse,1401 Motorräder, 260 Landwirt-schaftsfahrzeuge und 107 Arbeits-fahrzeuge gemeldet. Das sind lauteiner Mitteilung der Gemeinde mitallen übrigen Fahrzeugarten total16 057 Fahrzeuge und somit 460mehr als imVorjahr. Im Kanton Zugseien, so die Gemeinde, 83 702Fahrzeuge im Verkehr. (red)

IMPRESSUMRReeddaakkttiioonn NNeeuuee ZZuuggeerr ZZeeiittuunngg:: Christian Peter Meier (cpm),Chefredaktor; Nelly Keune (ny), stv. Chefredaktorin; Jürg J. Aregger(JJA), Dienstchef; Wolfgang Holz (wh), Chefreporter; Kanton/StadtZug: Yvonne Anliker (any), Ressortleiterin a. i.; Karl Etter (ke); ChantalDesbiolles (cd); Andreas Oppliger (opp), red. Mitarbeiter; ZugerGemeinden: Monika Wegmann (MW), Ressortleiterin; Luc Müller(uc); Andrée Stössel (ast), red. Mitarbeiterin; Freiamt: Bianca Theus(bts), red. Mitarbeiterin; Sport: Charly Keiser (kk), Leiter; AdrianLustenberger (lua), red. Mitarbeiter; Kultur: Markus Mathis (mam);Fototeam: Christof Borner-Keller (CB), Leiter; Werner Schelbert (WS),Stefan Kaiser (STK); Sonntagsausgabe: Sarah Kohler (sak).

VVeerrllaagg:: Daniel Troxler, Leiter Verlag Zug.

AAnnzzeeiiggeenn:: Markus Odermatt, Filialleiter Publicitas.

RReeddaakkttiioonnsslleeiittuunngg NNeeuuee LLuuzzeerrnneerr ZZeeiittuunngg uunndd RReeggiioonnaallaauussggaabbeenn::Chefredaktor: Thomas Bornhauser (ThB); Stv. Chefredaktor/überre-gionale Ressorts: Stefan Ragaz (az); Regionale Ressorts: StefanInderbitzin (sti); Sport: Andreas Ineichen (ain); Gruppe Gesellschaftund Kultur: Arno Renggli (are).

RReessssoorrttlleeiitteerr:: Nachrichten: Dominik Buholzer (bu); Sven Gallinelli(sg); Politik: Politik: Fabian Fellmann (ff); Markt/Wirtschaft: IngeStaub (ist); Gesellschaft und Kultur: Arno Renggli (are);Zentralschweiz: Cyril Aregger (ca); Sport: Andreas Ineichen (ain);Piazza: Hans Graber (hag); Dossier: Iwona Meyer-Swietlik (im);Montag: Manuel Gübeli (mag); APERO: Thomas Huwyler (huwy);Zisch: Robert Bachmann (bac); Fotos: Eveline Bachmann (ev).

OOmmbbuuddssmmaannnn::Dr.AndreasZ’Graggen,[email protected]

HHeerraauussggeebbeerriinn:: Neue Luzerner Zeitung AG, Maihofstrasse 76,Luzern. Erwin Bachmann, Delegierter des Verwaltungsrates,E-Mail: [email protected]:: Jürg Weber, Geschäfts- und Verlagsleiter; Ueli Kaltenrie-der, Lesermarkt; Bruno Hegglin, Werbemarkt; Edi Lindegger,Anzeigenmarkt.

AAddrreesssseenn uunndd TTeelleeffoonnnnuummmmeerrnn:: 6301 Zug, Bundesplatz 14,Postfach.RReeddaakkttiioonn:: Telefon 041 725 44 55, Fax 041 725 44 66, E-Mail:[email protected]. AAbboonnnneemmeennttee uunndd ZZuusstteellllddiieennsstt:: Telefon041 725 44 22, Fax 041 725 44 11. E-Mail: [email protected]:: Tel. 0900 000 399 (60 Rp./Min.).

TTeecchhnniisscchhee HHeerrsstteelllluunngg:: Neue Luzerner Zeitung AG, 6002 Luzern,Maihofstr. 76, Postfach, Tel. 041 429 52 52, Fax 041 429 52 89.

AAnnzzeeiiggeenn:: Publicitas AG, Bundesplatz 14, Postfach, 6304 Zug,Telefon 041 725 44 44, Fax 041 725 44 33. Agenturleiter:Markus Odermatt.Fax für Todesanzeigen an Sonn- und Feiertagen: 041 725 44 66.

AAbboo--PPrreeiiss:: 12 Mt. Fr. 362.–/6 Mt. Fr. 189.– (inkl. 2,4% MWSt).

Die irgendwie geartete Verwertung von in diesem Titelabgedruckten Anzeigen oder Teilen davon, insbesondere durchEinspeisung in einen Online-Dienst, durch dazu nicht autorisierteDritte ist untersagt. Jeder Verstoss wird gerichtlich verfolgt.

Cham

Sport und Spielauch am Sonntagred. Am kommenden Sonntag sind

alle Interessierten zum Projektstart von«Open Sunday Cham» – die offeneTurnhalle am Sonntag – eingeladen. Siekönnen sich in derTurnhalle Röhrlibergüber das Konzept vonMidnight-Projek-te Schweiz informieren.

Für Kinder in der PrimarstufeDer Open Sunday findet ab 26. Okto-

ber jeden Sonntag in der TurnhalleRöhrliberg statt. Hier können sich Kin-der von der 1. bis zur 6. Primarstufe beiSpiel und Sport treffen. Ziel sei es,Kinder auch während derWintermona-te am Sonntagnachmittag zu Bewegungzu motivieren und neben der Gesund-heit auch die soziale Integration zufördern, schreibt die Gemeinde. Corin-ne Sigrist ist die sportpädagogischeLeiterin der Sonntagnachmittage undAnsprechperson für Eltern und Kinder.

HINWEIS

Projektstart am Sonntag, 26. Oktober, TurnhalleRöhrliberg. Hallenöffnung ist um 13.30 Uhr. Apéroum 14.15 Uhr.

Bruno Zimmermann, Chef der gleichnamigen Sägerei, ärgert sich über die aktuellen Preise für Langholz. BILD STEFAN KAISER

Unterägeri

Der Holzpreis spaltet die Gemüter

«So bezahlen ausländische

Sägereien für Korpora-

tionsholz eigentlich

weniger als ich vor Ort.»

BRUNO ZIMMERMANN,

SÄGERE IBES ITZER

Die Grosssägerei vor Ort istunzufrieden mit der Offertefür das Holz aus dem heimi-schen Wald. Alles sei markt-gerecht, so die Antwort.

Wo gehobelt wird, da fallen Späne:Bruno Zimmermann ist einiges ge-wohnt im hart umkämpften Sägereige-schäft – doch nun hat er genug. DerBesitzer der einzigen Grosssägerei imKanton Zug ärgert sich über die Korpo-ration Unterägeri und vor allem überden Waldwirtschaftsverband des Kan-tons Zug, der die Holzpreise bestimmt.Dieser vermarktet zentral das Holz allerKorporationen im Kanton. «Seit 60 Jah-ren kaufe ich Holz der KorporationUnterägeri. Ich darf ruhig behaupten,dass ich der grösste Kunde der Korpora-tion bin», erzählt Zimmermann.Bisher habe es keine Probleme gege-

ben, doch nun seien die Verantwortli-chen beim Waldwirtschaftsverband(WV) Zug auf dem Holzweg. Dieserverkaufe grundsätzlich Trämel, auf zweibis drei Grundmasse geschnittenesHolz, und Langhölzer, ganze Baum-stämme. «Für Trämel braucht es vielmehr Arbeitsschritte, die geschnittenenHölzer müssen noch nach Länge sor-tiert werden», so Zimmermann. BeimLangholz hingegen könnten die Baum-stämme einfach hingelegt werden.

Billiger im Kanton Zürich«Obwohl viel weniger Arbeit anfällt,

ist der Preis für die Langhölzer höher alsfür Trämel», ärgert sich der Sägereibe-sitzer. 5 Franken mehr sollte Zimmer-mann anfangs zahlen, nach Verhand-lungen mit dem Waldwirtschaftsver-band seien es nun noch 3 Frankenmehr.Das sei unverständlich. Die meisten

Kunden kauften Trämel, er sei einer derwenigen, der noch Langholz brauche.«Im Kanton Zürich sind die Preise fürTrämel und Langholz gleich.» Die aus-ländischen Kunden kauften nurTrämel.«So bezahlen ausländische Sägereieneigentlichweniger für Korporationsholzals ich hier vor Ort», rechnet Zimmer-

mann vor. Er hat für dieses Jahr 1700Kubikmeter Holz beim Waldwirt-schaftsverband bestellt: davon 700 Ku-bikmeter Langholz,das er unbedingtbraucht. Denn erschneidet das Holzselbst in ganz ver-schiedene Längen.Wegen des Lang-holzpreises hat sichZimmermann direktbei der KorporationUnterägeri beschwert.«Wir konnten ihm nicht weiterhelfen.

Wir verkaufen unser Holz zentral beimWaldwirtschaftsverband», so AdrianIten, Forstchef der Korporation.

Das Preisangebot sei gut, Zimmer-mann werde nicht über den Tischgezogen, ergänzt Iten. Es sei ihm freige-

stellt, ob er das Holzzu diesem Preis kau-fe oder nicht.

NurPreisempfehlungLangholz werde

auf dem Mark zuteureren Preisen an-geboten, erklärt Rue-

di Bachmann, Geschäftsführer desWaldwirtschaftsverbandes des KantonsZug. Denn Langholz könne nur angewissen Stellen im Wald rausgeholtwerden, und zudem würden schönere

Holzpartien verwendet. Er habe Zim-mermann auf der Basis der Preise desKantons Zürich eine Offerte gemacht.Dort seien die Preise für Trämel undLangholz gleich. Es handle sich dabeiaber nur um eine Preisempfehlung.Mit 3 statt 5 Franken Mehrkosten für

das Langholz sei man Zimmermannschon sehr entgegengekommen, soBachmann. «Lässt er das Langholz ausZürich kommen, zahlt er definitivmehr.»Die Rundholzvermarktung habe die

Korporation Unterägeri an die Ge-schäftsstelle des WV Zug delegiert, wasvon der Firma Zimmermann nicht ak-zeptiert werde.

LUC MÜLLER

Das Konzept für dieSchulische

Sozialarbeit steht:Christian Bollinger,

Leiter desSozialamtes, istdafür zuständig.

BILD WERNER SCHELBERT

Hünenberg

Einsatz nicht nur bei KrisenEXPRESS

Verschiedene ZugerGemeinden haben dieSchulsozialarbeit eingeführt.

Die Gemeinde Hünenberghat im Budget 2009 dafüreinen Betrag eingesetzt.

Ab Sommer 2009 schicktHünenberg einen Sozial-arbeiter in die Schule: Ersoll auch den Eltern helfen.

INTERVIEW VON MONIKA WEGMANN

Der Gemeinderat hat den Entscheidgefällt: Ab dem Schuljahr 2009/10 wirdin Hünenberg die Schulische Sozialar-beit eingeführt. Dieser Bereich wirddem Sozialamt angegliedert.Wie Chris-tian Bollinger, Leiter der Sozialabtei-lung, sagt, wurde bereits ein Betrag indas Budget 2009 aufgenommen.

Gibt es gravierende Probleme, weil derGemeinderat die Schulische Sozialarbeiteinführen will?Christian Bollinger: Überhaupt nicht.

Die Einführung der Schulsozialarbeit isteines der Legislaturziele des Gemeinde-rates bis 2010. Das Sozialamt hat vor-gängig einen Bericht erarbeitet. Darinwird aufgezeigt, wie Probleme gelöstwerden können und wie die Erfahrun-gen mit der Schulischen Sozialarbeit inden anderen Gemeinden sind.

Wenn in Hünenberg die Welt noch heilist, warum braucht es dann die Schuli-sche Sozialarbeit?Bollinger: Unser Ziel ist die Verbesse-

rung der sozialen Dienstleistungen fürKinder, Jugendliche und Familien. DieSozialarbeit kommt meist dann zumEinsatz, wenn es Krisen gibt. Ich verste-he sie aber ebenso als Beitrag zurVerbesserung des Zusammenlebens. Inder Schule stellt sie eine Chance dar,präventiv zu arbeiten.

Wieso will sich die Schule um die Famili-en kümmern?Bollinger: Der Fokus der Schulischen

Sozialarbeit richtet sich nicht nur auf

den einzelnen Schüler oder die Gruppe.In einer Umfrage ist zum Ausdruckgekommen, dass auch Familien einbe-zogen werden sollten. Beispielsweisebei Verwahrlosung oder wenn ein Kindunter strengen Eltern leidet. Liegen dieProbleme im sozialen Bereich, mussman mit den Eltern reden.

Probleme mit Kindern in der Schulewerden normalerweise von den Lehrernselber gelöst?Bollinger: Bis jetzt ist dies so abgelau-

fen. Zum Teil hat die Lehrperson denschulischen Heilpädagogen oder beigröberen Problemen die Vormund-

schaft eingeschaltet. Der SchulischeSozialarbeiter kann näher mit Lehrernund Kindern zusammenarbeiten.Durch seine Anwesenheit im Schulhauswerden die Lehrpersonen gestärkt unddie Früherkennung wird verbessert.

Und wo liegen die Grenzen der Schuli-schen Sozialarbeit?Bollinger: Sie kann die vormund-

schaftlichen Behörden nicht ersetzenund keine Wunder bewirken. Doch siekann dazu beitragen, schwierige Situa-tionen im Schulhaus besser zu meis-tern.

Welches Pensum wird die Stelle bean-spruchen?Bollinger: Da im Schulhaus Eichmatt

Kinder aus Cham und Hünenberg zu-sammentreffen, ist hier ein Pensum von40 Prozent vorgesehen. Cham hat bereitsdie Schulische Sozialarbeit eingeführt.Für die übrigen Hünenberger Schulhäu-ser kommen noch 20 Prozent dazu.

Wie sind die Erfahrungen in den übrigenGemeinden?Bollinger: Grundsätzlich positiv. Neu-

heim, Walchwil und Hünenberg habenbis jetzt aber noch kein Angebot. InMenzingen ist jetzt ein Pilotprojektgestartet. In Steinhausen existiert dieSchulische Sozialarbeit schon längerund ist voll ausgelastet.

Die Schule muss immer mehr Erzie-hungsarbeit leisten, für die eigentlichdie Eltern zuständig wären.Bollinger: Die heutige Welt ist kom-

pliziert. Von daher sollten auch dieSchulen und Institutionen den Nach-wuchs auf die Aufgaben in der Gesell-schaft vorbereiten. Natürlich ist dieErziehung eigentlich eine Aufgabe derFamilie. Aber scheinbar können nichtalle Familie dies gewährleisten. DieSchulische Sozialarbeit kann hier einenBeitrag leisten, damit die Kinder ihrenWeg finden. Wir machen das vor allemfür die Jugend.

Page 11: Zeitungsartikel Luc Müller

ZUGMMoonnttaagg,, 22.. FFeebbrruuaarr 22000099 // NNrr.. 2266 23

ZENTRALSCHWEIZNEUE LUZERNER ZEITUNG NEUE URNER ZEITUNG NEUE SCHWYZER ZEITUNG NEUE OBWALDNER ZEITUNG NEUE NIDWALDNER ZEITUNG NEUE ZUGER ZEITUNG

PETER SCHÖNAm Samstag hat er das Zepterübernommen. Für ein Jahr ist er nunFaschallminister. Seite 27

Bezirksgericht Zürich

«Er rammte mir das Knie mit Wucht ins Gesicht»

«Er hat das

mit Absicht getan.»

KEVIN STE INMANN,

EHEMALIGER WASSERBALLER

Ein Basler brach einem ZugerWasserballspieler die Nase.Letzterer zog daraus dieKonsequenzen.

«Er ist ein grosses Talent gewesen, hatnun aber aufgehört», bedauert MarkusSuter, Trainer derWasserball Nationalli-ga-B-Mannschaft des SchwimmclubsZug, den Abgang seines ehemaligenSpielers Kevin Steinmann. «Er sagtemir, das Richten seiner Nase sei somühsam, dass er sich das nicht nocheinmal antun wolle.»Doch was hat das Ende von Stein-

manns Karriere mit seiner Verletzungzu tun? «Wasserball ist in der Regel sehrfair, und es gibt kaum gravierendeVerletzungen», sagt Suter. Dies ganz imGegensatz zu vielen anderen Mann-schaftssportarten. Doch auch im Was-

serball sind die Sportler nicht vor Ver-letzungen gefeit. Vor allem die Nase seiexponiert, ergänzt der Trainer.

Absichtliche TätlichkeitUnd genau dieser Körperteil stand

im Zentrum der Geschehnisse am12. November 2006 in Leimbach beider U 19-Begegnung zwischen demSchwimmclub Zug und demSchwimmverein beider Basel. «DerGegner hat mit der Hand meinen Kopfgepackt, und dann rammte er mir dasKnie mit voller Wucht ins Gesicht. DieFolge war ein gebrochenes Nasen-bein», schildert Kevin Steinmann dieSituation.Die Basler seien immer aggressiver

geworden, weil sie gegen das vermeint-lich schwache Zug in Rückstand gera-ten seien, erinnern sich Steinmann wieSuter. Ob gar der Basler Trainer einenseiner Spieler auf Steinmann gehetzthabe, mit dem Auftrag, ihn «aus dem

Spiel zu nehmen», sei durchaus wahr-scheinlich, so Suter. «Denn Kevin wareiner der Besten aufdem Feld.» Er habedie Tat jedoch nichtgesehen, denn sie seiabseits des Spielge-schehens passiert.«Ich habe dem Ballnachgeschaut», stelltder Trainer klar.

FreispruchDas Bezirksgericht

Zürich hat nun aberden Basler Spielerfreigesprochen. DerAngeklagte beteuer-te seine Unschuldund erklärte, er habeseinen Gegner nichtmit Absicht, sondern bei einem Zwei-kampf um den Ball verletzt. Steinmannist jedoch mit dem Urteil nicht zufrie-

den. «Meinem Bruder, der auch mit-spielte, drohte der Täter ebenfalls und

sagte ihm: Wenn Dunicht ruhig bist,dann mache ich dasauch mit dir.» FürSteinmann ist des-halb klar: «Er hat dasmit Absicht getan,und der Ball war so-wieso weit weg.» EinGrund also, um inRevision zu gehen?Fehlanzeige: «Ichziehe es nicht wei-ter», resigniert Stein-mann. Sein Anwaltsähe nur eine gerin-ge Siegchance, da esim Amateursport,fernab der Kameras,

meist keine hieb- und stichfesten Be-weise gäbe, «um solche Brutalos» zuüberführen.

Ist alsoWasserball gar nicht so unge-fährlich? «Doch es ist», erklärt Suter:«Beim Wasserball hat es bislang welt-weit nur einen einzigen Todesfall gege-ben», erklärt der Betriebsleiter desWas-ser Sport Centers Leimbach. Grund seieine Halskette gewesen, die die Hals-schlagader durchtrennt habe. Seit demVorfall sei Schmuck im Wasserball re-glementarisch verboten. Der Vorfall inLeimbach sei zudem nur ein Einzelfall.«Mir fällt allerdings auf, dass gewisseSpieler schon häufiger Gewalt anwen-den als andere, halt so wie im normalenLeben», fügt Markus Suter an.Er hofft weiterhin, dass Steinmann

zum Wasserball zurückkehren wird.«Nein, die Chancen sind sehr gering»,sagt dieser jedoch. Er habe genug. «Ichwerde mir in diesem Jahr in einerweiteren Operation das Loch in derNasenscheidewand korrigieren lassenmüssen.»

CHARLY KE ISER

Leinenpflicht

Im Detail liegt der Hund begrabenEXPRESS

In den Gemeinden ist derLeinenzwang unterschiedlichgeregelt.

Der Kanton macht nurAussagen zu Massnahmenin Naturschutzgebieten.

Der Kanton lässt die Gemein-den bezüglich Hunderegelun-gen an der langen Leine –was diese nicht schätzen.

VON LUC MÜLLER

Seit dem 1. Januar wissen die Hunde-besitzer in Hünenberg ganz genau,wann sie ihren vierbeinigen Liebling andie Leine nehmen müssen: «In öffentli-chen Lokalen und auf öffentlichen An-lagen sowie in Naturschutzgebieten.»So steht es neu im redigiertenHundere-glement. Zudem dürfen Hunde wäh-rend der Vegetationszeit in landwirt-schaftlichen Kulturen nicht laufenge-lassen werden.Ursprünglich sollte die Leinenpflicht

auch bei Dunkelheit und in Wälderngelten (siehe Box), doch der Regie-rungsrat hat diese beiden Punkte beider Genehmigung des revidierten Hü-

nenberger Reglements 2008 gekippt. Imgültigen Hunderegelwerk der Gemein-de Risch aus dem Jahre 1982 ist jedochexplizit aufgeführt, dass die Vierbeinerin der Nacht und in Wäldern an derLeine zu führen sind.

Gemeinden warten auf KantonEin Blick in die Reglemente der Zuger

Gemeinden macht also klar: Ein allge-mein gültiges Gesetz bezüglich Leinen-pflicht fehlt. So existiert beispielsweisein Unterägeri kein Hundereglement.In öffentlichen Anlagen sind die Tiereaber an der Leinen zu führen, was einPassus aus dem Reglement über dieBenutzung von öffentlichen Anlagenund Gebäuden ausweist.Wieder anders sieht es in der Ge-

meinde Oberägeri aus: Seit 1992 be-steht ein Hundereglement. Ein Leinen-zwang ist darin nicht festgeschrieben.Geregelt ist jedoch, dass bissige Hundean der Leine zu führen sind, was aufAnzeige hin geprüft und allenfalls aus-

geführt wird. In der Stadt Zug gibt esauch kein Reglement für dieVierbeiner.Die Badeverordnung sagt hingegen klaraus, dass zu offiziellen Badeplätzen wiebeispielsweise dem Brüggli keine Tieremitgenommen werden dürfen. Zudemverlangt die Verordnung über denSchutz von öffentlichen Anlagen, dassdie Hunde hier an der Leine zu führensind.Die Gemeinde Menzingen kennt

ebenfalls kein Hundereglement undkeinen Leinenzwang. Gemeinde-schreiber Peter Bugmann bringt aufden Punkt, was viele Gemeinden den-ken: «Wir warten auf eine allgemein-gültige Regelung von Seiten des Kan-tons. Es macht keinen Sinn, dass jedeGemeinde selbst ein Hundereglementerarbeitet.»

Regelung für NaturschutzgebietDer Kanton schreibt im Gesetz über

den Natur- und Landschaftsschutz vor,dass die Einwohnergemeinden für Na-

turschutzgebiete von lokaler Bedeu-tung Schutzmassnahmen treffen kön-nen. Die Gemeinden sprechen deshalbin diesen Gebieten einen Leinenzwangaus. Für die Einhaltung derVorschriftenist die Zuger Polizei verantwortlich.Weiterführende Regelungen bestehennach Angaben von Paul Schmuki, Ge-neralsekretär der Direktion des Innern,auf Kantonsebene aber nicht.

Neuer SachkundenachweisAuch auf Bundesebene gibt es kein

Gesetz, das den Leinenzwang verbind-lich regelt. Die revidierte Tierschutzver-ordnung stellt jedoch Anforderungenan neue Hundehalter. Seit September2008 müssen Personen, die sich erst-mals einen Hund anschaffen, einenSachkundenachweis ablegen.«Wir warten zuerst ab, wie sich die

neuen Bundesregelungen für Hunde-halter auswirken. Wir schauen, welcheResultate die Vorschriften für die Hun-dekurse bringen», sagt Schmuki. Vorher

würden im Kanton keine neuen Rege-lungen ausgearbeitet.Ab April werden solche Hundekurse

beispielsweise bei Agility Team undHundeschule in Niederwil angeboten.«Einen allgemeinen Leinenzwang lehneich ab. Das ist keine artgerechte Hal-tung», erklärt Lingg, der die Hunde-schule seit über zehn Jahren leitet. Auföffentlichen Plätzen oder in Strassen-nähe sei es aber vernünftig, den Hundanzuleinen – auch zum Schutz desHundes.

In den Gemeinden des Kantons Zug gibt es verschiedene Regelungen bezüglich Leinenpflicht für Hunde. BILD FABIENNE ARNET

HÜNENBERG

Zwei Anzeigenseit dem 1. JanuarDas Hundereglement der Gemein-de Hünenberg kam am 18. Juni 2007wegen einer Teilrevision vor die Ge-meindeversammlung. Dabei stimmteder Souverän einem Antrag zu, derden Leinenzwang umfassend regelnsollte. Gegen die Entscheidung derGemeindeversammlung wurde Be-schwerde beim Regierungsrat einge-reicht. Weil der Beschwerdeführerjedoch die erforderlichen Vorkostenfür den Antrag nicht bezahlt hat, tratder Regierungsrat gar nicht erst aufdie Beschwerde ein.

Keine Anzeige bisherIm revidierten Hundereglement hatder Regierungsrat den Leinenzwangbei Dunkelheit und in Wäldern nichtgenehmigt. «Waldgebiete liegen all-gemein nicht in der Zuständigkeit vonGemeinden, deshalb hat der Regie-rungsrat die Regelung ausgenom-men», erklärt Paul Schmuki, General-sekretär der Direktion des Innern.Nach einer Güterabwägung habe derRegierungsrat zudem den Leinen-zwang bei Dunkelheit als unverhält-nismässig beurteilt.Seit dem 1. Januar gab es zweiAnzeigen wegen freilaufender Hundeim Hünenberger Naturschutzgebietim Reussspitz, wie GemeinderätinRenate Huwyler (Sicherheitsvorstehe-rin) erklärt. Sporadisch macht dieZuger Polizei hier Kontrollgänge indemGebiet. uc

Page 12: Zeitungsartikel Luc Müller

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28 ZUGER GEMEINDEN Neue Zuger Zeitung SSaammssttaagg,, 1144.. NNoovveemmbbeerr 22000099 // NNrr.. 226644

ANLÄSSE

WanderungUnterägeri – Die Senioren-Wander-gruppe Ägerital trifft sich am 18. No-vember, 13 Uhr, bei der ZVB-Halte-stelle für die Wanderung von Rot-kreuz nach Hünenberg. (red)

NACHRICHTEN

Raiffeisenbankmit neuer Leiterin

Walchwil –Die Ge-schäftsstel-le der Raiff-eisenbankZug inWalchwilhat jetztein neu zu-

sammengesetztes Team. AngelaLanker (Bild) ist die neue Ge-schäftsstellenleiterin. Laut Mit-teilung kennt sie das Bankge-schäft von Grund auf. Sie war inden letzten elf Jahren in führen-der Position für Raiffeisen tätig.Angela Lanker wird unterstütztvon André Tamai, seit siebenJahren Kundenberater, undMathias Weber, Berater mitSpezialkenntnis Anlagen. (red)

Risch-Rotkreuz

Der gesamte Vorstand gibt aufEXPRESS

Seit der ausserordentlichenGeneralversammlung ist derVorstand neu konstituiert.

Interimspräsident ist PhilippC. Brunner, Vizepräsidentder SVP Kanton Zug.

«Mein Ziel ist es,einen Nachfolgerzu finden.»

PHILIPP C. BRUNNER,

INTERIMSPRÄSIDENT

Bei der SVP Risch-Rotkreuzendet der schwelende Streitin einen Eklat. Nun will derZuger Philipp C. Brunner fürRuhe sorgen. Ob das gelingt,hängt nicht nur von ihm ab.

VON MONIKA WEGMANN

An der ausserordentlichenGeneralver-sammlung der SVP Risch-Rotkreuz vomMittwoch hat nicht nur der gesamteVorstand das Handtuch geworfen. Auchder Wahlleiter und die beiden Revisorentraten im Verlaufe des Abends zurück.«Sie alle haben die Nase voll», sagt VreniAlthaus, die bisherige Aktuarin.

Streit um die ProzesskostenDer Streit ist eine Folge des misslun-

genen Parteiausschlusses von FerdiBrunner. Ihn hatte die Partei im Märzvor die Tür gestellt, musste ihn jedochnach einem Gang durch die Instanzenper Vergleich wieder aufnehmen (siehe«Neue Zuger Zeitung» vom 3. Oktober).Am Mittwoch nun entbrannte eine Dis-kussion um die Frage, wer die dadurchentstandenen Kosten bezahlen soll.Während sich die Mitglieder laut Alt-haus bei der Abstimmung dafür ausge-

sprochen haben, dass diese die Partei-kasse übernehme, habe Ferdi Brunnerden ehemaligen Präsidenten Franz Zop-pi zur Kasse bitten wollen. Althaus:«Brunner hat bereits wieder mit weite-ren Gerichtsklagen gedroht.» Was dengesamten Vorstand – nach dem Ärgerder letzten Monate – dazu animiert

habe, die Ämter per sofort niederzule-gen. «Wir können nicht mehr, dasmacht uns kaputt», sagt Althaus, nochimmer mit spürbarem Frust.Ferdi Brunner habe daraufhin selber

Vorschläge für einen neuen Vorstandgebracht: Marc Schmid, AntoinetteGnos-Horat, Bernadette Schwerzmann– und sich selber. Zu ihnen stiess dann

noch Thomas Eberhard. Laut Althaushaben die vier aber nicht das absoluteMehr, sondern nur das einfache Mehrerreicht, da es viele Enthaltungen gab.«Ferdi Brunner wurde nicht gewählt.»Um Ruhe in die schwierige Situation zubringen, erklärte sich der anwesendeVizepräsident der kantonalen SVP, Phi-lip C. Brunner, bereit, interimistisch dasPräsidium zu übernehmen.

Will Ruhe in die Sache bringen«Man muss die Sache nicht dramati-

sieren», versucht der neue Präsident zuberuhigen. «Die Leute haben verschie-dene Meinungen und sich ineinanderverbissen. Ich will mit Bedacht und demnötigen Fingerspitzengefühl Ruhe in dieSache bringen», so der Zuger. Der Vor-stand werde sich in den nächsten Tagenintern konstituieren, die nächsten Par-teianlässe organisieren und später dieWeichen für die Wahlen 2010 stellen.«Als Kantonal-Vize fühle ich mich

verpflichtet, bei der Behebung der in-ternen Blockaden zu helfen. Aber ichsehe meinen Einsatz hier interimis-tisch. Mein Ziel ist es, einen Nachfolgerzu finden», sagt Philip C. Brunner.Zudem sei es wichtig, das Schiff nichtzu versenken; schliesslich habe derbisherige Vorstand viel Arbeit geleistetund einiges erreicht. Gewisse Änderun-gen im Vorstand könnte es vielleicht

Anfang Jahr geben, wenn die General-versammlung der Ortspartei stattfinde.

Nichtwahl akzeptiertFerdi Brunner hat seine Nichtwahl

akzeptiert. «Aber vom Vorstand bin ichmasslos enttäuscht, dass er alles hinge-schmissen hat.» Dabei verhehlt ernicht, dass es an sich schon sein Zielgewesen sei, auf einen anderen Vor-stand hinzuwirken. «Ja, ich wollte vonunserer Seite drei Personen und ausdem anderen Lager zwei Personen indenVorstand bringen», gibt Ferdi Brun-ner zu. Schliesslich sei das sein gutesRecht und seine Pflicht, für Ordnung zusorgen. Wegen gewisser Vorkommnissesei er vorbereitet an die Versammlunggegangen. «Ich bin nach wie vor zurPartei gestanden.» Ferdi Brunner glaubtnicht, dass die Partei jetzt Schadenleidet. «Die SVP ist stark genug.»

STEINHAUSEN

Zuger Audienz bei der Schönheitskönigin

So. Ich bin als Nächster dran. ImHintergrund wischt die Reini-gungskraft nochmals schnelldurch. Vor mir setzt eine junge

Mutter noch ihre Kleine auf den Schossder schönsten Frau der Schweiz. Nunstehe ich vor Linda Fäh. Der Blonden,die so brav und bieder sein soll – wie dieBoulevardpresse getitelt hat. Den Kau-gummi für den guten Atem habe ichnoch schnell runtergeschluckt. Ich bintop vorbereitet – mein Notizblock istvoll mit Fragen. Hinter mir drängeltbereits der nächste Fan – seine Handy-kamera hat er auf die Miss gerichtet.Die sitzt auf einem gläsernen Thron

im Einkaufscenter Zugerland in Stein-hausen.Weisse Jacke, schlichtesT-Shirt.Rote Hose und flaches Schuhwerk. Vonüppigem Glamour keine Spur. «Waswissen Sie von Zug», frage ich die St.Gallerin, die gestern Werbung machte

für einen kalorienarmen Schokodrinkder Migros. «Den Zugersee. Ich war daschon mit meinem Freund spazieren»,sagt die Miss. Und lächelt. Was ichgleich für eine Nachfrage nutze. «GibtIhnen die ewige Lächlerei nicht auf dieNerven?» Nein, nein, erklärt sie. Hintermir hat sich inzwischen eine längereSchlange gebildet, trotzdem bleibt diePR-Managerin gelassen. «Die Frau, diehinter Ihnen ansteht, muss gleich zurArbeit, könne Sie sie schnell vorlassen?»Ich bin ganz Gentleman und kommedemWunsch nach.

Jeden Tag SchokoladeZweite Gesprächsrunde. «Ich habe

Verwandte in Baar», verrät die amtie-rende Schweizer Schönheitskönigin.«Ich war aber noch nie bei ihnen aufBesuch, denn sie sind entfernt ver-wandt», doppelt sie noch nach. «Léger.

Für einen Genuss ohne Reue.» So heisstder Slogan des Produktes, das LindaFäh vertritt. Was ist mit Burger oderSchokolade? «Seit ich Miss bin, esse ichjeden Tag ein Stück Schoggi», gestehtdie Blondine. Und auch auf Fast Foodverzichte sie nicht.«Dass ich nicht einfach die Langweili-

ge bin» – diese Aussagen der Medienmöchte sie gerne revidieren. «Oderfinden Sie, ich bin langweilig?» Nein,nein – sage ich. Und mir schiesst dieneuste Beldona-Kampagne der Missdurch den Kopf. Verführung aus 1001Nacht: So setzt der Unterwäscheher-steller seine neuste Weihnachtskollek-tion ins Szene, welche die St. Gallerinan ihrem Körper präsentiert.Gleich mal einhaken – mit einer

politischen Frage dazu. «Was halten Sievon der Minarett-Initiative?» KleinePause. Ein Blitz erhellt ihr Gesicht. Eine

weibliche Bewunderin hat Fäh ins Vi-sier genommen. Zwei weitere Fotoap-parate klicken. «Zu dieser Initiativehabe ich keineMeinung», antwortet sie.Am Abstimmungswochenende habe siewahrscheinlich einen Auftritt irgendwo.

Ganz natürlichIch verabschiede mich. «Und wo ist

das Krönchen», fragt ein Knirps seineMutter, die sichmit vollem Einkaufswa-gen in die Schlange einreiht. «Sie ist inNatur so schön wie auf den Plakaten»,schwärmt eine 21-Jährige, die für ihrenKollegen ein Autogramm ergattert hat –selbst habe sich dieser nicht getraut.Die Zuger Sympathien sind der Miss

sicher. «Sie ist so natürlich. Sie trägtnicht mal hochhackige Schuhe, das isttoll», schwärmt eine Mittvierzigerinund trägt zwei Autogrammkarten fürihreTöchter nachHause. LUC MÜLLER

Lächeln, schreiben, Charmeoffensive: Die amtierende Miss Schweiz, Linda Fäh, besuchte gestern das Zugerland in Steinhausen. BILD STEFAN KAISER

Baar

Insider aufdem RäbethronKurz nach 19 Uhr kam es am

traditionellen Martinimöhli zumHöhepunkt des Abends, als derObmann der Ehrengilde, Erich Hug,den neuen Räbevater ankündigte.Ohne Fanfaren, aber mit leichtemBammel, wie der designierte Räbeva-ter sagte, betraten Martin und San-dra Neese-Hörning das «Maienries-li», wo sie mit einem herzlichenApplaus begrüsst wurden und allenSpekulationen ein Ende bereiteten.Anscheinend hatte eine Bemerkung,die der Obmann am 11. 11. zurPerson des neuen Oberhauptesmachte, imVorfeld zu wildenVermu-tungen geführt. Sein Hinweis, dass essich beim Neuen «nicht um einenErsten» handle, genügte, um dieGerüchteküche in Gang zu setzen.

Mit der Fasnacht verbundenOb es nun der erste oder zweite

Martin ist, dürfte weniger von Belangsein als die Tatsache, dass mit Martinund Sandra Neese zwei erprobteFasnächtler ins hohe Amt berufenwurden. Als langjähriger Lakai undverdientes Vorstandsmitglied derFasnachtsgesellschaft weiss der de-signierte Räbevater genau, was ihnerwartet. Dabei kam er, wie er selbersagte, rein zufällig zur Fasnacht. AlsStudent sei er vor 25 Jahren kurzfris-tig für seinen Studienkollegen Andre-as Hotz als Zeremonius eingesprun-gen, was ihm so gut gefallen habe,dass er sieben Jahre als Lakai mit-machte. In diesem Zeitraum bekamdie Fasnacht für ihn eine ganz beson-dere Bedeutung: Er lernte nämlichseine zukünftige Frau kennen, die alsEhrendame im Einsatz stand.Trotz oder vielleicht gerade wegen

des Insiderwissens der beiden muss-ten die Verantwortlichen dem Ver-nehmen nach einige Überzeugungs-arbeit leisten, um sie für das Amt zugewinnen. Mit den beiden Buben imAlter von neun und zwölf Jahrendürften die Neeses eine geradezuideale Räbefamilie abgeben. Undmitihrem Motto «d Räbefasnacht ischs Zähni» machen sie deutlich, dasssie die neue Aufgabe mit viel Enthu-siasmus in Angriff nehmen.

HANSRUEDI HÜRL IMANN

Räbe-Nachwuchs: Martin undSandra Neese-Hörning. BILD CB

Page 13: Zeitungsartikel Luc Müller

ZUGSSaammssttaagg,, 1122.. JJuullii 22000088 // NNrr.. 116600 25

ZENTRALSCHWEIZNEUE LUZERNER ZEITUNG NEUE URNER ZEITUNG NEUE SCHWYZER ZEITUNG NEUE OBWALDNER ZEITUNG NEUE NIDWALDNER ZEITUNG NEUE ZUGER ZEITUNG

HANS HILDEBRANDDer Zuger Unternehmer bohrtedas grösste Loch zur Gewinnungvon Erdwärme. Seite 27

Geständiger Deutscher

Mörder warf Rotkreuzerin in den RheinEXPRESS

In Ostdeutschlanderdrosselte am 29. Juni einVorbestrafter zwei Personen.

Ob er auch die vermissteRotkreuzerin umgebrachthat, ist noch unklar.

«Im Moment besteht keine

Absicht auf eine neue

Suchaktion nach der ver-

missten Rotkreuzerin.»

BARBARA REIFLER VON DER

ZUGER STAATSANWALTSCHAFT

Der verhaftete ArbeitsloseGabor Sprungk gesteht denDoppelmord von Mansfeld.Vermutlich hat er auch dieseit über einem Jahr ver-misste Rotkreuzerin getötet.

VON JÜRG J. AREGGER

Seit dem 23. Juni 2007 wird inRotkreuz Maria K. (47) vermisst. Derwegen Doppelmords gesuchte Deut-sche Gabor Torsten Sprungk (36) ge-stand diese WocheStaatsanwalt RolandSchwyter, ihrenLeichnam bereits am23. Juni bei Diepold-sau SG in den Rheingeworfen zu haben.Dies gab gesternBarbara Reifler, stell-vertretende Medien-verantwortliche der Zuger Strafverfol-gungsbehörden, bekannt. Ergänzendsagte Staatsanwalt Hendrik Weber inHalle gegenüber mehreren Medien,Sprungk habe «die Leiche in eine

Wolldecke gewickelt in den Rhein ge-worfen».Ende 2007 suchten auf Anordnung

von Schwyter Spezialisten des Deut-schen Roten Kreuzes aus Hannover miteiner Hundestaffel, die für das Auffin-den von Leichen imWasser trainiert ist,den Rhein ab. Sie taten dies von Die-poldsau bis zur Bodenseemündung aufeiner Länge von 17 Kilometern – ergeb-nislos. Als Ausgangsort wurde Diepold-sau gewählt, weil dort das Handy dervermissten Mutter geortet wurde.

Fast aussichtslose Suche«Im Moment besteht keine Absicht

auf eine neue Such-aktion nach der ver-missten Rotkreuze-rin», führte gesternBarbara Reifler wei-ter aus. WennSprungk die Leichetatsächlich in Die-poldsau in denRhein geworfen ha-

be, sei wahrscheinlich, dass diese in-zwischen in den Bodensee gelangt sei.Und die Suche dort sei vergleichbar mitder Suche nach einer Stecknadel imHeuhaufen. Im Übrigen verweigerten

die Untersuchungsbehörden gesternweitere Angaben zum VerschwindenvonMaria K. und zu einemTatmotiv. Inder Medienmitteilung heisst es dazunur: «Nach ersten Befragungen liegenernsthafte Hinweise und Aussagen von

S. vor, dass er mit ihrem gewaltsamenTod in Zusammenhang steht.»

Doppelmord gestandenIm Beisein der drei Kriminalbeamten

aus Halle, die wie berichtet am Diens-tag nach Zug gereist waren, gab GaborTorsten Sprungk zu, in Mansfeldden Doppelmord an der 76-jährigenRentnerin und dem 64-jährigen Be-reitschaftsarzt begangen zu haben.Sprungk hat die beiden erdrosselt. DieZuger und deutschen Polizisten werte-ten auch den gestohlenen Mercedesdes ermordeten Arztes nach Spurenaus. «Es ist vorgesehen, das Auto denHinterbliebenen zu übergeben», führteBarbara Reifler zur Frage aus, was mitdem Auto passiert.

VORSTRAFEN

Verurteilt wegenVergewaltigung● Eine lange kriminelle Vorgeschichteweist Gabor Torsten Sprungk auf.Eine wegen Vergewaltigung 1996durch das Landgericht Halle in imBundesland Sachsen-Anhalt ausge-sprochene elfjährige Haftstrafe wur-de 1998 auf acht Jahre reduziert.● ImDezember2007erhielt derMannwegen Fahrens ohne Erlaubnis in dreiFällen vierMonaten Haft unbedingt.● Am 2. April 2008 wurde er vomLandgericht Halle wegen Fahrensohne Ausweis, Erwerbs und Besitzesvon Kinderpornografie, EC-Karten-Betrugs (er hatte in Deutschland dieEC-Karte der vermissten RotkreuzerinK. eingesetzt) und Diebstahls vonSchusswaffen zu zwei Jahren undsieben Monaten verurteilt.● Freigesprochen wurde Sprungk imApril von der Anklage, die Scheuneseiner Eltern angezündet und einenSchaden von 400 000 Euro verur-sacht zu haben. Deshalb wurde ervorübergehend freigelassen. J JA

Vor Staatsanwalt Roland Schwytergestand der verhaftete Ostdeutsche denDoppelmord. BILD MARTIN HEIMANN

BAAR

Die sympathische Rasselbande aus dem 7. Stock

«Nicht das Geld, sondern

der Respekt für die Gross-

familie fehlt.»

LULJETA BOROVA, MUTTER

VON FÜNF KINDERN

Vjollca (8) grinst und zeigt ihreZahnlücken. Ihre SchwesterBesa (5) schreit «cheese» undzappelt wild mit den Füssen.

Die Älteste, Merlana (12), will erst garnicht, und das Nesthäkchen Besime (4)weint. Albiana (10) aber setzt sichgekonnt in Pose. Fototermin bei derfünfköpfigen Familie Borova – der ganznormaleWahnsinn. Mittendrin sitzt dienervenstarke Mutter Luljeta. Trotz desganzen Rummels bleibt sie gelassen.«Die Leute schauen einem schon

schief anmit so vielen Kindern», erzähltdie 29-Jährige. Seit zwei Jahren ist dieallein erziehende Mutter wegen einesRückenleidens auf Sozialhilfe angewie-sen. Früher hat sie im Verkauf gearbei-

tet – und noch die Kinder betreut.«Mein Chef war verständnisvoll», sagtsie und legt liebevoll den Arm um ihreKleinste. Die hat «Spitzeblaatere» undgibt sich ganz tapfer.

Mit 12 Koffernin die FerienDie Familie wohnt

in Baar im 7. Stockeines Wohnblockes.Sozialhilfe, allein er-ziehend, fünf Kinder:Eine Mischung, die auch bei den Nach-barn öfters für Vorurteile sorgt. «Istetwas im Haus kaputt, wird zuerst malbei uns nachgefragt.» Besime schlepptihren kleinen Reisekoffer an. «Ich hab

schon gepackt», erzählt sie vorwitzig.Für ein paar Tagen geht sie zu einemFreund. Und was ist mit Familienferien?Im vergangenen Jahr seien sie alle im

Tessin gewesen: mit12 Koffern waren sieunterwegs.Vieles gibt es im

Haushalt in fünf-oder zehnfacher Aus-führung: Schwimm-sachen, Schulmateri-al, Schuhe und Klei-

der. «Die Waschmaschine läuft täglichbis zu dreimal», verrät die Mutter.Das alles geht ins Geld: Ende Monat

kann es eng werden. Fastfood, Taschen-geld,Videospiele – Extrawünsche liegen

nicht drin. Am schlimmsten ist Weih-nachten. «DasindDiskussionenmitdenKindern vorprogrammiert, dienatürlichdasselbewie ihre Freundinnenwollen.»

Freier Tag erwünschtDer Wunsch der Mutter ist beschei-

den: einen freien Tag ganz für sich.Normalerweise halten die Kinder ihrMami von 6 bis 21 Uhr auf Trab. «Esgeht nicht ums fehlende Geld. Wasfehlt, ist der Respekt für die Arbeit, dieich für die Grossfamilie leiste», ärgertsich Luljeta Borova, die mazedonischeWurzeln hat. Die Kinder sind alle in derSchweiz geboren.Trotz materiellem Verzicht: Die Mäd-

chenbande hält zusammen. Auf das

Leben in einer Grossfamilie möchtekeine verzichten. «Viele meiner Freun-de sind Einzelkinder. Ich habe gerne soviele Schwestern», so die Älteste, die inder 4,5-Zimmer-Wohnung wie ihreMutter ein eigenes Zimmer hat. «Dorthabe ich aber keine Ruhe. Immerkommt eine rein.» Die andern vierSchwestern teilen sich einen Raum,zwei Hochbetten stehen drin. «Wirspielen viel zusammen. Und wenn esÄrger gibt, halten wir zusammen»,plaudert Vjollca und hüpft aufs Bett.Besa weint und will auch was erzählen:«Wir spielen immer alle zusammen Eilemit Weile.»

Keine Geheimnisse möglichDie Wohnung ist tipptopp aufge-

räumt. Die Kinder müssen im Haushaltanpacken. «Die Küche putzen, die Tel-ler in die Abwaschmaschine räumenund den Tisch sauber machen. Das istin dieser Woche meine Arbeit», soAlbiana.Nur manchmal funktioniert das Zu-

sammenspiel innerhalb der Mädchen-bande nicht: Wenn die Mutter einGeheimnis nicht erfahren soll. DieKleinste verplappert sich gern.Zum Abschied geben die fünf artig

die Hände: Albina, die Ruhige. Vjollca,die «Schnurritante». Besa, der Sturkopf.Besime, derWirbelsturm. UndMerlana,die Selbstkritische. So charakterisiertdie Mutter «ihre Schätze». Merlanafeiert heute Samstag übrigens ihren12. Geburtstag. Geschenke sind er-wünscht. Am besten ganz viele. Übereinen iPod würde sie sich am meistenfreuen.

LUC MÜLLER

Ein verschworener Haufen (von links nach rechts): Geburtstagskind Merlana, Nesthäkchen Besime, Mutter Luljeta Borova, Vjollca, Besa und Albiana. BILD CHRISTOF BORNER-KELLER

SOMMERSERIE

Leben in Zug

Im Kanton Zug wohnen die unter-schiedlichsten Familien. Wir porträ-tieren in den nächsten Wochen jedenSamstag eine von ihnen.

BBoonnuuss:: Alle Artikel zur Serie unter

wwwwww..zziisscchh..cchh//bboonnuuss

Page 14: Zeitungsartikel Luc Müller

SSaammssttaagg,, 66.. DDeezzeemmbbeerr 22000088 // NNrr.. 228833 Neue Zuger Zeitung KANTON/STADT ZUG 21

Also, dann wollenwir mal ...

SEITENBLICK

Luc Müller überSchreibstau

So, ganz ruhig bleiben. Mann,Mann, Mann, Mann – okay,

okay, okay. Dann wollen wir mal.Gut, vier Zeilen sind gefüllt. Toll. Ichbin dabeieieieieieiei. Gibt das einen

Sinn? So nun aber zum Punkt. OhneAbschweifungen auf den Kern kom-men.

So kurz mal zur Toilette. (Auf demWeg zurück habe ich gleich nochvier Büros gesaugt und alle Büro-klammern nach Grösse geordnet.)Jetzt aber. Also. Wo ist eigentlich aufder Tastatur das Eurozeichen? Egal.Zeilen sind Geld, jetzt nur nichtssinnlos verbraten. Wenn Fliegenhinter Fliegen fliegen, fliegen Flie-gen hinter Fliegen ... Nein, nein,nein. Das muss doch noch mehrkommen. Zug: Im Zuge der zügigenZuchtverordnung zahlen Zehntau-sende Z...

Vielleicht mehr was in Richtungweihnächtliche Besinnlichkeit? Oderdoch zu den Perimeterbeiträgen, diedas Strassenreglement vorsieht? Sojetz hab ichs: Liebe Zuger Gemein-den, vielen Dank für die Zusam-menarbeit in diesem Jahr. Und bisauf bald – denn Themen gibt es beieuch noch wie Sand am Meer.

Alternative Fraktion

Winiger löstFähndrich ab

any. RosemarieFähndrich (Stein-hausen) gibt ihrAmt als Fraktions-chefin der Alterna-tiven im Kantons-rat nach sechs Jah-ren ab. Sie konzen-triert sich künftig

auf ihre berufliche Tätigkeit im bil-dungs- und entwicklungspolitischenUmfeld eines Hilfswerks. ErwinaWini-ger (Cham, Bild) vormalige Kantons-ratpräsidentin, übernimmt ab sofort.Sie wolle dafür einstehen, dass dieFraktion weiterhin «eine konsequente,links-grüne Politik verfolgt». Für dasAmt des Vizefraktionschefs ist StefanGisler (Zug) vorgesehen.

Zuger Kantonsspital

«Schritt in die richtige Richtung»EXPRESS

Die Parlamentarier sind sichsicher, dass die Exekutiveobjektiv argumentiert hat.

Alle gehen davon aus, dassSantésuisse den Entscheidbeanstanden wird.

«Ich werde den Verdacht

nicht los, dass hier auf

einem hohen Niveau

geklagt wird.»

STEPHAN SCHLE ISS ,

PRÄSIDENT SVP KANTON ZUG

Der Entscheid der Regierungzur Fallpauschale wird vonden Parteien begrüsst.Sie warnen jedoch vorzu viel Optimismus.

VON YVONNE ANLIKER

Die Wirren um die Freistellung desehemaligen Spitalchefs Robert Bisig derletztenWochen liessen fast einen ande-ren Konflikt in Vergessenheit geraten,den das Zuger Kantonsspital seit rundzwei Jahren austrägt: den Streit mitSantésuisse, dem Branchenverband derKrankenversicherer, um die Fallkosten-pauschale, auch Baserate genannt. DieBaserate entspricht dem Durch-schnittspreis pro Fall in einem Spital.

Beruhigung erhofftAm Donnerstag nun hat die Regie-

rung in dieser Sache einen Entscheidgefällt. Sie erhöht rückwirkend ab 1. Ja-nuar 2008 die Baserate (Neue ZZ vongestern). Damit habe sie ein Zeichen imStreit zwischen dem Spital und Santé-suisse gesetzt, ein Zeichen für dasPersonal, sagt Gesundheitsdirektor Joa-chim Eder.Die Zuger Parteien begrüssen den

Entscheid der Regierung. Für DanielGrunder (Baar), FDP-Fraktionschef, istes ein «weiser Entscheid, der beidenStreitparteien gerecht wird». Er erhofftsich eine Beruhigung der Situation im

Spital. «Es ist ein Schritt in die richtigeRichtung. Die Regierung hat Powerbewiesen», ergänzt die Alternative Kan-tonsrätin Vroni Straub (Zug). «Der Ge-samtarbeitsvertragist nicht mehr ge-fährdet.» Straub er-gänzt aber: «Im Mo-ment.»

VerantwortungSie ist nicht die

Einzige, die davonausgeht, dass sichSantésuisse ans Bun-desverwaltungsge-richt wenden wird.«Deshalb steht dieRegierung weiter inder Verantwortung»,so Straub. Denn einneues Spital machenoch keinen Patien-ten gesund, deshalbmüsse weiterhin fürdas Personal gesorgtwerden. «Beispielsweise mit einemTeuerungsausgleich.» Ob dieser ausge-richtet werden kann, konnte am Don-nerstag Daniel Staffelbach, Spitalchefad interim, nicht versprechen. Es seiauch fraglich, ob eine Reallohnerhö-hung möglich sei, so Staffelbach.

Folgen seien vertretbarDer Entscheid der Regierung hat

nicht nur Folgen für das Personal –sowohl die Steuer- als auch die Prämi-enzahler müssen tiefer in die Tasche

greifen. Für 2008 rechnet der Kantonmit einer Mehrbelastung von 700 000Franken, die Prämien steigen pro Kopfund Jahr um 6 bis 7 Franken.

«Der Kanton kannsich die Mehrkostensicher leisten», sagtMarkus Jans (Cham),Fraktionschef der SP.Die Auswirkungenauf die Prämien kön-ne Zug zudem überdie Prämienverbilli-gungen steuern.Für Daniel Grund-

er ist es schlicht «einvertretbarer Ent-scheid» – trotz Mehr-kosten. Auch CVP-FraktionschefMartinPfister (Baar) kannsich hinter die Regie-rung stellen. «Ich be-grüsse die vertrau-ensbildende Mass-nahme», sagt er.

Aber: «Gleichzeitig muss auch die Re-gierung darauf achten, dass die Ge-sundheitskosten nicht immer weiteransteigen.»

Hoffen auf eine ErklärungAuch Stephan Schleiss (Steinhausen),

Präsident der SVP Kanton Zug, will diefinanziellen Auswirkungen durch dieerhöhte Baserate differenzierter kom-mentieren. «Die Frage ist, wo sich dasZuger Kantonsspital im nationalen Ver-gleich befindet?» Ob es überhaupt über

eine kompetitive Kostenstruktur verfü-ge? «Ich werde den Verdacht nicht los,dass hier auf einem hohen Niveaugeklagt wird», sagt Schleiss. Und: «Icherhoffe mir am Donnerstag Klärung zusolchen Fragen.» Dann tagt nämlich derKantonsrat und der Regierungsrat willan dieser Sitzung all die Interpellatio-nen beantworten, die nach dem Ab-gang von Robert Bisig eingereicht wor-den sind.

Objektiv? Ja, aberDass der Entscheid der Regierung

objektiv ausgefallen sei, obwohl derKanton über 90 Prozent der Spitalaktienhält, glauben alle Parteien. «Die Exeku-tive kann sich eine subjektive Haltunggar nicht leisten, sonst wäre sie vorBundesverwaltungsgericht kaumglaubhaft und würde sicherlich verlie-ren», sagt Grunder. Dieses Argumentunterstützt auch Jans. Er gibt jedoch zubedenken, «dass die Regierung sicher-lich auch wegen der Wirren um RobertBisig unter Druck und Zugzwang ge-standen ist».

Schlägt auch ungewohnte Töne an: der Gospelchor Zug bei seinem Auftritt in der Kantonsschule in Zug. BILD ALEXANDRA WEY

Gospelchor Zug

Rock und Pop aus GospelkehlenMit Beatbox im Gepäck: DerGospelchor Zug interpretiertKlassiker neu und lässt auchdas Publikum mitsingen.

«Wir sind nicht die Beatles», gibtChorleiter Bertrand Gröger zu, «trotz-dem hat der Gospelchor Zug einenSchritt Richtung Rock und Pop getan.»Das fünfte Programm «Gonna Sing»unter Grögers Leitung, der den Chorseit 2004 dirigiert, schert also für einmalaus dem Gospelschema aus.Und beginnt das Konzert in der Aula

der Kantonsschule Zug mit dem Beat-les-Klassiker «Sgt. Pepper’s Lonely

Hearts Club Band» in einer Version, dieverblüfft. Ein federnder Rhythmustreibt das Pingpong-Spiel zwischenMänner- und Frauenstimmen an.

Unsentimental, aber rührendEs blieb nicht die einzige Überra-

schung an diesem Abend: Zu «GonnaSing» kommt der Beatboxer JulianKnörzer auf die Bühne, dessen originel-le Geräuschkulisse locker ein Schlag-zeug ersetzen konnte. Auch sein spiele-risches Duell mit Saxofonist Beat Bürgibegeistert.Neben rhythmisch ausgefeilten Stü-

cken finden auch langsame wie «Youraise me up» Platz, in einer gänzlichunsentimentalen, vokal vielschichtigen

Interpretation, die trotzdem rührt.

Perfekter MixDas professionelle Niveau des Chors

wird vom Publikum sehr geschätzt, «diefarbige Lichtshow, die Kleidung, alleshatte einen roten Faden», meint Chris-tian Meyer.Hervorragende Solisten wie Christof

Tschudi und Sandra Meyer singen ihreParts mit Herz und wunderbar weichenStimmen, aber auch der Chor hatjederzeit ein perfektes Timing, klareStimmen und sogar wenn nur gesummtwird, kann es einem kalt den Rückenrunterlaufen.Besucher Rolf Häusler gefällt das

Programm sehr gut: «Ein perfekter Mix

aus peppigen und langsamen Stücken.»Damit passt er genau in die Zielgruppe,denn OK-Leiter Kurt Brunke erklärt:«Wir wollen mit Hits aus den 60ern und70ern ein junges Publikum anspre-chen.» Aber nicht nur das Programm,auch der spürbare Enthusiasmus beimmithopsenden Dirigenten wird ge-schätzt, besonders, dass das Publikumkurz vor der Pause auchmitsingen darf.

JUL IA HÄCKI

HINWEIS

Heute, 6. Dezember, 20 Uhr, KantonsschuleZug; 7. Dezember, 17 Uhr, Heinrichsaal,Hünenberg; 13. Dezember, 19.30 Uhr,Mehrzweckhalle Bützenen, Sissach/B; 14.Dezember Klinik am Zugersee in Oberwil.Infos und Tickets: www.gospelchor.ch

Page 15: Zeitungsartikel Luc Müller

ZUGSSaammssttaagg,, 1133.. SSeepptteemmbbeerr 22000088 // NNrr.. 221122 19

ZENTRALSCHWEIZNEUE LUZERNER ZEITUNG NEUE URNER ZEITUNG NEUE SCHWYZER ZEITUNG NEUE OBWALDNER ZEITUNG NEUE NIDWALDNER ZEITUNG NEUE ZUGER ZEITUNG

ELSI LIMEin Geschenk der Zugerin gab denAusschlag für eine Initiative, vonder Hungrige profitieren. Seite 20

Die Stadt profitiert dreifachLEITARTIKEL

Yvonne AnlikerzumBebauungsplanBelvedere

[email protected]

Ein neues Hotel, eine Senio-renresidenz und zwei Hoch-häuser mit Wohnungen: die-se Bauten sollen auf dem

alten Areal des Zuger Kantonsspitalsentstehen. Deshalb werden die Stadt-zuger am 28. September über denBebauungsplan Belvedere abstim-men.

Jede der geplanten Bauten versprichteinen Mehrnutzen für die Stadt –auch die zwei Hochhäuser. Denngerade sie sind Ausdruck einer Bau-philosophie, für die sich sowohl derStadtrat als auch der Grosse Gemein-derat ausgesprochen haben: In Zugsoll verdichtet gebaut werden. Keineandere Bauweise berücksichtigt dieseAusrichtung so stark wie hohe Gebäu-de. Wenn mit dem raren Gut Bodenalso wirklich sparsam umgegangenwerden soll, reicht es nicht, nur fünf-stöckige Häuser zu realisieren, wie eseinige Belvedere-Gegner behaupten.Sondern, dann braucht es den Mut,wirklich in die Höhe zu gehen.

Zudem entstehen in den zwei Hoch-häusern 60 neue Wohnungen. Wernun sagt, dass diese für einen Teil der

Zuger Bevölkerung nicht erschwinglichsein wird, hat Recht. Doch auch imoberen Segment hat es in der Stadt undim Kanton Zug zu wenig Wohnraum.Die 60 neuen Miet- und Eigentums-wohnungen werden also den Druck aufandere Immobilien abschwächen kön-nen. Ausserdem wäre es vermessen, andieser Lage die Realisierung von günsti-gemWohnraum zu fordern.

Ein grosses Bedürfnis abdecken wirdauch das Hotel mit integriertem Res-taurant und Wellness-Bereich. Dieselangfristige Hotelbetten-Aufstockungbraucht Zug dringend, um touristischund für weltweit tätige Unternehmenattraktiv zu bleiben. Zudem ist die Lagein Zugs Süden für ein erstklassiges

Hotel ideal. Auf den im Stadtzentrumgeplanten Erweiterungsbau des Park-hotels langfristig zu setzen, ist insofernnicht geschickt, weil dieser möglicher-weise um das Jahr 2025 für den Bau desStadttunnels weichen muss.

Auch die Seniorenresidenzmit den 14Pflegezimmern entspricht einem Be-dürfnis. Es ist selbstverständlich, dassauch weniger bemittelte Senioren inZugWohnraum und Pflegeplätze benö-tigen. Dafür nun aber ein ausgereiftesProjekt den Bach hinunterzuschicken,ist nicht klug. Denn es gibt keinerleiGarantie, dass auf dem Areal anstellevon Belvedere ein Pflegeheim einge-richtet werden könnte. Die alten Ge-bäude eignen sich auf den ersten Blickzwar gut, um ein solches zu realisieren.Doch ein Grossteil der Bauten ist maro-de, und eine Sanierung lohnt sich lautExperten nicht.

Noch wichtiger ist: Das Land gehörtnicht der Stadt, sondern dem Kanton.Dieser hat nach dem Ja der Stimmbür-ger im November 2003 zu einem Spital-neubau in Baar klar gesagt, dass er dienun ungenutzte Liegenschaft in derStadt zu marktgerechten Bedingungen

verkaufen will. Das Angebot der zweiBelvedere-Investoren Olle Larssonund Alfred Müller für das Areal liegtbei 34 Millionen Franken – ein fairer,aber durchschnittlicher Preis. Müssteihn jedoch die Stadt bezahlen, wäreauf dem Areal kaum ein öffentlichesPflegeheim möglich – ausser, Zugnähme in Kauf, grosse Abschreibun-gen zu machen. Im Klartext: JedesPflegebett an dieser Lage käme ex-trem teuer zu stehen.

Es ist auch utopisch zu glauben, einsolches Heim wäre von heute aufmorgen erstellt. Der Zeitfaktor darfnicht unterschätzt werden. Umso we-niger, als längst nicht klar ist, ob derKanton das Land der Stadt verkaufenwill.

Ein Ja zu Belvedere heisst jedochnicht, dass es nicht schnelle Lösun-gen für den Pflegebettennotstand inder Stadt Zug braucht. Doch diesesProblem ist anders anzugehen –notfalls mit einer Zwischenlösung.Denn ein Nein zu Belvedere schafftkeinen einzigen Pflegeplatz, aberprovoziert ein jahrelanges Provisori-um an bester Lage.

NACHGEFRAGT

beiRobert Lussi,Naturforscher,Zug

Wer zahlt fürWaldameisen?Der Zuger Robert Lussi sieht denBestand der Waldameisen imSchweizer Mittelland gefährdet. Der76-jährige Naturkundler macht sichstark für den Schutz der Waldamei-sen. Seit zwei Jahren bietet erWald-ameisenseminare im bündneri-schen Castasegna an.

Robert Lussi, weshalb braucht es einWaldameisenseminar?Robert Lussi: Waldameisen sind

wichtig für den Schutz des Waldesund für die Erhaltung seines ökolo-gischen Gleichgewichts. Die Amei-senvölker ernähren sich von Schäd-lingen wie Borkenkäfern oder Ze-cken. In Wäldern mit genügendWaldameisen kann der Bestand derSchädlinge tief gehalten werden.

Wird denn heute zu wenig für dieWaldameisen getan?Lussi: Nicht unbedingt, aber oft-

mals fehlt ganz einfach das Wissen.Leider ist die Waldameise bei derheutigen Ausbildung von Försternund Wildhütern völlig vergessen ge-gangen.DasnotwendigeWissenwol-len wir den Waldfachleuten vermit-teln. Viele meinen es gut mit denWaldameisen, machen dann aberdas Falsche. Man kann nicht einfacheinen Ameisenhaufen umsiedelnund glauben, damit sei es getan.

Geplant ist einWaldameisenseminarausschliesslich für ZentralschweizerFörster und Wildhüter.Lussi: Richtig, denn gerade hier

herrscht ein grosser Nachholbedarf.An den bisherigen Seminaren hat-ten wir zwar einige Förster aus derZentralschweiz, vor allem aus demKanton Zug, den ich in dieser Bezie-hung als Vorzeigekanton bezeich-nen möchte. Doch es braucht über-all gut ausgebildete Fachleute. Ohnediese werden wir bald keine Wald-ameisen mehr haben.

Wannwird das Seminar stattfinden?Lussi: Geplant ist es für die kom-

mendenHerbstferien. Die Räumlich-keiten in Castasegna sind bereitsreserviert. Ob wir es aber auchdurchführen können, ist leider nochungewiss, denn uns fehlen die not-wendigen finanziellen Mittel. Bisherverfügten wir über Stiftungsgelder,dieses Geld ist nahezu aufgebraucht.

Und wer soll für das Waldameisen-seminar bezahlen?Lussi: EineMöglichkeit sind gros-

se Unternehmen wie zum BeispielVersicherungen. Vielfach sind dieFörster aber auch Angestellte vonKorporationen. Es wäre wünschens-wert, wenn auch diese einen Beitragan die Seminare leisten würden.

ERNST Z IMMERL I

Familienhilfe

Dubioser VerkäuferJJA. Erneut ist in der Stadt Zug ein

Mann unterwegs, der angeblich für dieFamilienhilfe des Kantons Zug kleineOrchideen verkauft. Der Mann trat amDonnerstagnachmittag an der Ägeri-strasse und gestern Vormittag an derBahnhofstrasse in Zug in Erscheinung.Gestern rückte die Zuger Polizei aus,konnte ihn aber nicht antreffen.Die Familienhilfe hatte bereits im

Frühjahr mitgeteilt, dass dieser Verkäu-fer nicht in ihrem Auftrag unterwegs sei.Eine Geschäftsfrau erinnerte sich daranund kaufte ihm diesmal nichts ab. Lautihren Angaben ist der Mann über 50Jahre alt, trug eine Brille, Jeans, einkarriertes Hemd und Birkenstocksanda-len. Im Frühjahr wies er sich aus undstellte für die Blumen eineQuittung aus.

Im Schäfli in Neuheim: Hier werden noch Wahrheiten aufgetischt. BILD STEFAN KAISER

Stammtische

Hier wird fast alles aufgetischt

«Mit dem Züri-Dialäkt

chasch dänn grad

abfaare.»

THOMAS ,

STAMMTISCH IM «SCHÄFL I»

Hinhocken, zuhören, trinken,ausrufen, nachbestellen,lachen, blödeln, diskutieren.In der Runde ist vor allemeines wichtig.

«Ein Grosses!», «Zwei!», «Drei!»,«Vier!» – für den Flüssigkeitshaushalt istwieder gesorgt. Ist mein Bierglas halbvoll oder halb leer? Für tiefschürfendephilosophische Gedankengänge bleibtmir keine Zeit. «Oft könnt ihr nicht malUnterägeri von Oberägeri unterschei-den», sagt Hans, und Ivo doppelt nach:«Auch Namen schreibt ihr immer wie-der falsch.» Ich halte mein Glas fest undrufe: «Prost!» Gibt es noch Stammtischein der Region? Die Antwort auf dieFrage, die wir uns im Büro gestellthaben, ist eindeutig: Ja! Im Restaurant

Bären in Oberägeri ist das Beieinander-sitzen noch eine Institution.

Korporationswahlen als ThemaUnd die heissen Politthemen der

Woche? «Die Korporationswahlen. Dar-über wird diskutiert», rückt Franz raus.Sind es nun sechsoder acht Kandida-ten, die sich für diefünf Posten als Kor-porationsrat wählenlassen wollen? «Je-denfalls ist es besser,dass es eine Auswahlgibt, als dass alle ein-fach so reinrutschen», findet Ivo, undTury nickt anerkennend.In die Korporation kommeman übri-

gens nicht so einfach hinein, sagt Ivo.Sie schon, bei der Heirat, sagt er noch,und seine Freundin Nicole lacht. Mor-gartenschiessen, Chilbi und die 100.

Alösler Fasnacht im nächsten Jahr –Themen, die mal gross ins Blatt gehör-ten. Wirtin Margrith Giglio weiss, dassdie Gäste den Stammtisch schätzen.«Deshalb gibt es ihn bei uns noch ganzbewusst», sagt sie und trägt ein paarBiere an den Tisch. Die Kirchturmuhr

zeigt inzwischen18.40 Uhr.

Frotzeleien zurBegrüssung«Mit dem Züri-

Dialäkt chasch dänngrad abfaare.» Ge-lächter. Die Stamm-

tischrecherche hat mich nach Neuheimgeführt. Zur Begrüssung am rundenTisch beim Restaurant Schäfli gibt eserst mal ein paar Frotzeleien. Die wei-chen schnell Neugierde. Wo wohnst du,bist du zum ersten Mal in Neuheim,warum bringt ihr nicht mehr Regional-

sport? «Ohne Stammtisch hat das Lebenkeinen Wert, das kannst du aufschrei-ben», erklärt Bruno vergnügt. Und Bri-gitta findet, dass einer der Vorteile vonNeuheim sei, dassman sich noch kenne.Thomas, Ur-Neuheimer, liebt an seinemDorf die Ruhe. «Wir haben keine Durch-gangsstrasse», erklärt er, während einTöff laut vorbeiknattert.Die geköpften Bierflaschen werden

abgeräumt, «die beste Serviertochterder Welt» bringt frischen Gerstensaft.«Die Akzeptanz am Stammtisch istgross», erläutert Bruno, «hier kann sichjeder hinhocken.» Der EVZ habe wiederalt ausgesehen, ärgert sich Thomas.«Bei uns geht es friedlich zu, darumhaben wir keinen Polizeiposten», soHans. Politik? Heute ist eher KönigFussball das Thema. Noch weiss andiesem Abend keiner, dass die Nati mit0:1 im Rückstand liegt. Ein Fernseherläuft nicht, dafür das Bier. LUC MÜLLER

Page 16: Zeitungsartikel Luc Müller

19SSoonnnnttaagg,, 1166.. JJaannuuaarr 22001111 // NNrr.. 33 Zentralschweiz am Sonntag

antoneKSo einfach hats der Taschendieb

«Als Jugendlicherwar ich selbst alsTaschendieb aktiv.»

CHRISTOPHE AMBRE,

TR ICKKÜNSTLER

ZUG Vorsicht Taschendiebe!

Wie raffiniert und schnell

sie arbeiten, demonstriert

ein Profi.

LUC MÜ[email protected]

Die junge Frau hat absolut nichtsbemerkt – ihr Portemonnaie ist längstweg. Christophe Ambre hält es in sei-nen Händen. Der Trickdiebkünstler mitfranzösischem Akzent hat ganze Arbeitgeleistet: Er hat sein Gegenüber char-mant in ein Gespräch verwickelt undauf dem Restauranttischchen einenStadtplan ausgebreitet. Ambre hatte dieDamenhandtasche längst im Fokus.

Zuger Polizei dabei

Im Auftrag unserer Zeitung ist Christo-phe Ambre heute in der Stadt Zugunterwegs, um Passanten zu bestehlenund ihnen vor Augen zu führen, wieleicht man zum Opfer werden kann,

wenn man nicht vorsichtig ist (sieheBox). Die Aktion wird von Joe Müller,Präventionsbeauftragter der Zuger Poli-zei, begleitet – er versorgt die Bestohle-nen nach Aufklärung der Tat mit einemFlyer voller Tipps.«Ich bin erstaunt, wie unauffällig er

das gemacht hat», erklärt die 35-Jährige,während sie ihre eben entwendete Geld-börse mit einem Lächeln wieder ver-staut. «Ab jetzt werde ich den Reissver-schluss der Tasche immer schliessen.»Im Einkaufszentrum Herti hat Ambre

sein nächstes Opfer imBlick. Eine ältereDame ruht sich auf der Sitzbank aus.Ihre Einkaufstasche hat sie neben sichhingestellt. Der 38-jährige Franzose, derin ganz Europa als Trickdieb in TV-

Shows auftritt und in Deutschland auchPolizisten schult, hat die Finger bereitsin der Tasche. Er zieht ein Zigaretten-päckchen hervor und schaut in denGeldbeutel. Den lässt er aber zurück,«denn es waren keine Noten drin», wieAmbre sagt. «Haben Sie eine Zigaret-te?», fragt der Franzose. Die Frau findetihre Glimmstängel nicht – Ambre gibtsie ihr zurück. «Ich bin baff», so dieBestohlene.

Trick mit den fliegenden Münzen

Christophe Ambre ist in Paris aufge-wachsen. «Als Jugendlicher war ich selbstals Taschendieb aktiv», gesteht er miteinem Lächeln. «30 Prozent ist Technik,der Rest Psychologie. Ich erkenne, wel-che Personen sich bestehlen lassen.»Ambre treibt es nun auf die Spitze – er

weist sein Opfer darauf hin, dass er ihmnun ein paar Gegenstände entwendenwird. Ein 55-Jähriger lässt sich auf dasExperiment ein. Ambre lenkt ihn miteinem Münzentrick ab und nestelt ander Armbanduhr. Der Mann hält siebewusst fest – Sekunden später ist erunkonzentriert. Die Uhr im Wert von500 Franken baumelt zwischen denFingern von Ambre. «Ich begreif dasnicht», erklärt der Beklaute, «ich habe

mich gewehrt, aber die Uhr ist weg.» Dienächsten Opfer sind zwei Damen. Mar-lies Inauer (61) ist ihre rund 1500Franken teure Uhr los, auch das Porte-monnaie ist weg. Ambre gibt ihr alleszurück. Susanne Odermatt (55) hat keinZigarettenetui mehr. «Das ging blitz-schnell», so ihr Kommentar. Inauerwurde am Bahnhof Zug schon bestoh-len. «Einer half mir den Koffer in denZug zu tragen. Nach dem Einsteigenfehlten Flugtickets und Geld.»Zum Schluss demonstriert Ambre ei-

nen gängigen Trick: Sein Kollege wirftein paar Geldstücke direkt vor die Füsseder erstaunten Opfer – diese sind abge-lenkt, Ambre packt die Handtasche.Innerhalb von zwei Stunden hat Chris-tophe Ambre locker zehn Opfer gefun-den. Dabei waren die Bedingungen hierim Metalli gegen 14 Uhr für den Trick-dieb nicht optimal. «Am besten ist es,wenn viele Personen zusammenstehenund ein Gedränge herrscht.» Bei einemgleichenTest im Zürcher Hauptbahnhofhatte er innerhalb einer Stunde rund20 000 Franken erbeutet.

HINWEIS

Christophe Ambre lässt sich buchen.Infos unter www.taschendieb.ch

Christophe Ambre demonstriert in der Zuger Metalli sein Können.Bilder Stefan Kaiser

Die Polizei rätZUG uc. Die Zuger Polizei erklärt, wieman sich vor Taschendieben schüt-zen kann:● Geld, Schecks, Kreditkarten undAusweise immer in verschiedenenInnentaschen und möglichst dichtam Körper tragen.● Hand-, Umhänge- und Einkaufs-taschen verschlossen tragen.● Seien Sie aufmerksam, wenn Siejemand anrempelt.● Den Geldbeutel nicht oben in dieEinkaufstasche legen.● Handtaschen und Kleidungsstü-cke mit Portemonnaies und Wert-sachen in öffentlichen Lokalennicht an Stuhllehnen hängen.● Achten Sie beim Anprobieren vonKleidern auf Ihre Wertsachen.● Nichts unbeaufsichtigt lassen.

Zum Thema Sicherheit steht dieZuger Polizei gern mit Rat und Tatzur Seite. Melden Sie sich unter041 728 41 41 oder informierenSie sich unterwww.zugerpolizei.ch

NACHGEFRAGT

Joe Müller,Präventionsbeauf-tragter Zuger Polizei

Wo sind dieTaschendiebe aktiv?Welche Erfahrungen gibt es in Zug mitTaschendieben?

Joe Müller: Meist sind diese ban-denmässig organisiert. Oft sind zweiTäter gleichzeitig unterwegs: Der einelenkt die Leute ab, greift zu und gibtdie Beute blitzschnell seinemKompli-

zen weiter, der sich direkt vom Tatortentfernt.

An welchen Orten langen die Täter mitVorliebe zu?Müller: Dort, wo sich viele Menschen

aufhalten und wo ein Gedrängeherrscht. Die klassischen Orte sind derBahnhof, Restaurants, Bars, das Metalli

oder andere grosse Einkaufszentren.2009 gab es im Kanton Zug 187 Anzei-gen wegen Taschendiebstählen.

Gibt es spezielle Zeiten, in der Taschen-diebe unterwegs sind?Müller: In den Stosszeiten: am Mor-

gen, über den Mittag und am Abend.Dann werden gerne Passagiere be-stohlen, die schnell in den Zug einstei-gen oder ihn verlassen. Auch in derWeihnachtszeit sind viele Leute in derStadt. Wir verstärken dann die Pa-trouillen, die gezielt auf Taschendiebeachten. Erkennen wir, dass Diebeaktiv sind, verstärken wir auch unterdem Jahr unsere Anstrengungen. Seidies durch uniformierte Präventions-patrouillen oder durch zivile Fahnder.

Was wird meistens geklaut?Müller: Beliebt sind Portemonnaies

undHandys. Oft stehenDiebe auch inder Nähe von den Geldautomatenund beobachten jemanden bei derEingabe des Pincodes. Sie klauen dasPortemonnaie mit der Bankkarte drinund heben dann viel Geld ab.

LUC MÜLLER

Neuer Laden fürSozialhilfebezügerBAAR Noch vor Ende letzten Jahreswollte die Caritas im Kanton einenLaden für Sozialhilfebezüger und fi-nanziell Benachteiligte eröffnen.Nun hat es doch ein wenig längergedauert, aber: Am 1. Februar öffnetder Markt in Baar. Dieser Standort,sagt Projektleiter Tom Giger, ist nichtzufällig gewählt. «Ein Caritas-Marktsoll grundsätzlich an Standorten auf-gebaut werden, wo auch die Kundenerreichbar sind.» Eine Analyse imVorfeld habe ergeben, dass die meis-ten der Kunden einen Laden in derRegion Baar aufsuchen würden.«Zentral an der Bahnhofstrasse 8ahaben wir nun ein geeignetes Laden-lokal gefunden, das uns zu sehrfairen Bedingungen zur Verfügungsteht», so Giger. Die Caritas zieht alsoins neue Bahnhofsgebäude ein.

Standortfrage brauchte Zeit

Rund 100 000 Franken an Startkapi-tal investiert die Caritas jeweils füreinen neuen Markt – und sie stelltdas Betriebskapital für vier Jahre.Danach sollte ein Standort selbsttra-gend sein.Dass es länger als geplant gedauert

hat, einen Standort in Baar zu finden,sei auf die Kosten zurückzuführen.«Der Preis für einen zahlbaren Stand-ort war massgebend.» Auch in Zugsind Caritas-Kunden armutsbetroffe-ne Personen und Familien, die mitdem Existenzminimumoder wenigerleben müssen. Giger: «Weil wir dieangebotene Ware möglichst kosten-günstig abgeben, sind wir auf eineInfrastruktur angewiesen, die tragba-re Kosten aufweist.» Daher arbeitenimMarkt meist Freiwillige und Enga-gierte aus der Region. Diese habeman erst ansprechen undmotivierenwollen, sagt Giger. «Zuerst musstendiese Faktoren stimmen, das warwichtig.»Die lokalen Partner sind inzwi-

schen gefunden. Dazu zählen diekatholischen Kirchgemeinden Baarund Steinhausen – und mit ihnenauch 35 Freiwillige, die im MarktBaar arbeiten werden. «Sie werdennun auf ihre Tätigkeiten vorberei-tet.»

KulturLegi oder Sol ID nötig

Im Betriebskonzept werden nichtnur die Öffnungszeiten – von Diens-tag bis Samstag –, die Bedienung, dieWarenpflege und -beschaffung gere-gelt, sondern auch die Zielgruppedefiniert. Denn: Ohne Einkaufsbe-rechtigung darf man im Caritas-Markt nicht einkaufen. Diese mussvorgängig bei den lokalen Sozial-und Beratungsstellen beantragt wer-den. Als Einkaufskarte werden imLaden die KulturLegi und die ZugerSol ID anerkannt. Dafür sind diePreise der Markenartikel durch-schnittlich um 40 Prozent tiefer alsbei den Grossverteilern. Zudem sol-len beim ersten Einkauf ab dem 1.Februar alle Kunden einenGutscheinüber 10 Franken erhalten. «Armuts-betroffene Menschen erhalten da-durch etwas mehr finanziellen Spiel-raum in ihrem Alltag», erklärt TomGiger. CHANTAL DESBIOLLES

[email protected]

Nach Verzögerungendoch noch eröffnet:Caritas Markt in Baar.

Bild Werner Schelbert

Page 17: Zeitungsartikel Luc Müller

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DDoonnnneerrssttaagg,, 1122.. FFeebbrruuaarr 22000099 // NNrr.. 3355 Neue Zuger Zeitung ZUGER GEMEINDEN 19

LESERAKTION

Ihre altenFasnachtsfotos

● Während der Fasnachtstage, vomSchmutzigen Donnerstag, 19. Febru-ar, bis Güdelzischtig, 24. Februar,startet die «Neue Zuger Zeitung» eineLeseraktion.● Wie haben Sie früher die Fasnachtgefeiert? An welchen Bällen warenSie allein oder mit Freunden aktiv,undwelches Kostümhaben Sie getra-gen? Befinden sich solche Schnapp-schüsse aus den Sechziger- bis Achtzi-gerjahren in Ihrem Fotoalbum oder ineiner Kiste? Oder haben Sie bereitswelche in elektronischer Form?● Wir suchen nostalgische Erinnerun-gen an Ihre lustigsten Stunden. Dieschönsten Fasnachtsbilder unsererLeser werden ausgewählt und zwi-schen dem 19. bis 24. Februar aufunseren Fasnachtssonderseiten veröf-fentlicht.● Einsendeschluss ist am Montag,16. Februar. Nach den Fasnachtsta-gen erhalten Sie die eingesandtenFotos garantiert zurück.UUnnsseerree AAddrreessssee::Redaktion «Neue Zuger Zeitung»,Postfach, 6301 Zug.

GRATULATIONEN

98. Geburtstag.Baar – Bei guter Gesundheit undgeistiger Frische feierte gestern Jose-fina Hubli im Altersheim Martins-park in Baar den 98. Geburtstag unddamit ein hohes Wiegenfest. Wirgratulieren und wünschen ihr nach-träglich nur das Allerbeste und dasssie in ihrer geliebten Umgebungnoch viele kleine Spaziergänge ma-chen kann.

NACHRICHTEN

NeueGewerbeflächenHünenberg – Nachdem die AlfredMüller AG im Sommer 2008 daserste Gebäude des neuen Gewerbe-zentrums Rothus-Bösch in Betriebgenommen hat, wird sie in einemzweiten Bau weitere 2770 Quadrat-meter Fläche zur Verfügung stellen.Die Räume können gemäss demUnternehmen gemietet oder ge-kauft werden. Das GewerbegebietBösch in Hünenberg (Bild) wird inden kommenden Jahren noch etwasweiterwachsen. (red)

Cham

Raser mit 190Sachen unterwegsred. Ein 31-jähriger Japaner war

gestern trotz Schneefalls um 9 Uhrmorgens auf der A 4 mit 190 Stunden-kilometern unterwegs. In Cham fielder Raser einem zivilen Polizeifahr-zeug auf. Die Polizisten nahmen dieVerfolgung auf, wobei die Nachfahr-messung teilweise Spitzengeschwin-digkeiten von über 190 Stundenkilo-metern ergab.Die Verfolgung musste aber wegen

der prekären Witterungsverhältnisseund des regenVerkehrs aus Sicherheits-gründen abgebrochen werden.

In Brunnen gestelltNach Angaben von Marcel Schlatter,

stellvertretendem Kommunikations-beauftragten der Zuger Strafverfol-gungsbehörden, konnte der Raser mitUnterstützung der KantonspolizeiSchwyz schliesslich am Autobahnendein Brunnen angehalten werden. DerLenker wird sich vor der Staatsanwalt-schaft des Kantons Zug verantwortenmüssen. In der Schweiz darf er aufunbestimmte Zeit kein Auto mehrlenken. Zur Sicherheit musste er einBussendepot von 2000 Franken direktbezahlen.

Die neue Swisspor-Fassade präsentiert sich in Dunkelblau. BILD STEFAN KAISER

Steinhausen

Aussen ist so gut wie alles fertigDie Gemeinde hat eine neue«landmark». Sie ist vorallem blau. Dunkelblau.

Wie ein grosser, blauer Legoklotz liegtder gewaltige Neubau den Swisspor-Fir-ma in der Senke verschneiter Hügel.«Ende April legen wir mit der Produktionlos», verrät Firmenchef Bernhard Alp-staeg. Während an dem neuen Gebäudeaussen schon fast alles fertig ist – unteranderem ist die Dachbegrünung nochnicht abgeschlossen –, montieren Arbei-ter im Inneren der im Mai 2007 abge-brannten Dämmstofffabrik die neuenMaschinen. «Sie kosten 15 MillionenFranken», verrät Alpstaeg. Im Herbst solldie neue Fabrik offiziell eingeweiht wer-den. 70Mitarbeiter kehren dann an ihrenArbeitsplatz in Steinhausen zurück. Siehaben übergangsweise an anderen

Swisspor-Standorten gearbeitet. Eskommt sogar zu Neueinstellungen.«Denn nicht alle wollen wieder hierher»,so Alpstaeg. Der eine oder andere hättein derWestschweiz eine Partnerin gefun-

den. Der Firmenpatron schätzt sichglücklich, dass der Kelch der Finanz- undWirtschaftskrise bisher an seinemUnter-nehmen vorbeigegangen sei. «Wir sindsolide finanziert.» WOLFGANG HOLZ

Alles im Blick: Streckenwärter Beat Amstad auf seinem Kontollgang kurz nach dem Tunneleingang bei Baar-Litti. BILD STEFAN KAISER

Baar

Der Mann mit dem Tunnelblick

EXPRESS

Der SBB-Streckenläuferdurchquert den Albistunneleinmal pro Woche.

Täglich ist er bis zu 14Kilometer auf verschiedenenGleisstrecken unterwegs.

«Früher kamen einem ab

und zu Ratten entgegen.»

BEAT AMSTAD,

SBB -STRECKENWÄRTER

Bei seinem Lauf bleiben nurseine privaten Gedanken aufder Strecke – alles andereentfernt oder notiert BeatAmstad ganz akribisch.

VON LUC MÜLLER

Der Puls steigt. Mit 120 Stundenkilo-metern rast der Schnellzug kurz vordem Gesichtsfeld durch – in der Sicher-heitsnische wartet Streckenwärter BeatAmstad seelenruhig die Durchfahrt ab.Noch lange zieht der Luftstrom nach.Einmal in der Woche marschiert ermitten auf den Gleisen durch denAlbis-Zugtunnel. Von Litti bei Baar bisSihlbrugg sind das rund 3,5 Kilometer.

Angekratzte SchieneEine Helmlampe spendet Licht, mit

einer Handlampe leuchtet der 58-Jähri-ge gleichzeitig die Gleise ab. Im Tunnelnimmt der Luftzug zu. Das sichereAnzeichen: Der nächste Zug rollt an.Albert Iten (38), Technischer Assis-

tent, warnt per Hornstössen. Er istheute ausnahmsweise als Begleiter da-bei. Alle 50 Meter sind in der Tunnel-wand Nischen eingebracht – Iten und

Amstad warten darin, bis der Interregiogeräuschvoll durchgezogen ist. Im Nor-malfall fahren pro Stunde acht Zügedurch den Tunnel, dessen Grundsub-stanz mehr als 112 Jahre alt ist. «Ichkenne viele, die nie hier durchlaufenwürden. Dieser Job in der Dunkelheitist nicht für jedermann», sagt Amstadund bückt sich über die Gleise. Hier istdie Schienenoberfläche angekratzt. DerStreckenwärter macht eine Notiz inseinem Streckenbuch.«Früher kamen einem ab und zu

Ratten entgegen, doch seit der Sanie-rung 1984 sind Tiere im Tunnel selten.Einen toten Hund habe ich auch schonentdeckt.» Amstadist täglich alleine aufden Strecken in derRegion Zug und ei-nem Teil des Kan-tons Aargau für Kon-trollgänge unter-wegs. Pro Tag läuft erbis zu 14 Kilometer ab – bei Wind,Regen oder Sonnenschein.

5 Meter breitDer nächste Zug zischt durch den

rund 5 Meter breiten und 5,6 Meterhohen Tunnel. «Da war ein Rattern zuhören«, analysiert der Streckenläufer.Ein Kontrollblick auf das Gleisstück: Die

Oberseite ist leicht einseitig abgefahren– für den Laien nicht zu sehen. DieLichtkegel tasten die dunklen Tunnel-wände ab. Auch auf die Fahrleitungenmuss er ein Auge werfen.

Neuer Cisalpino auf ProbefahrtAmstad verlangsamt seine Schritte.

In der beleuchteten Kilometeranzeigeist eine Glühbirne auszuwechseln.«Nein, für private Gedanken bleibt kei-ne Zeit. Ich muss meinen Blick überallhaben.» Das automatischeWarnsystemschlägt an. Gelbe Lichter blinken. Dienächste Zugsdurchfahrt. Der neue Cis-alpino auf Probefahrt.

Die Gleisstreckebesteht aus mehre-ren rund 108 Meterlangen Gleissträn-gen, die zusammen-geschweisst werden.«Auf solche Schweiss-verbindungen achte

ich besonders. Diese hier ist angeris-sen», erklärt der 58-Jährige, während erdas Stück mit Kreide markiert.Ein Schulterblick zurück: DerTunnel-

eingang in Richtung Baar hat sich zumkleinen weissen Punkt verengt. Inzwi-schen ist der Kanton Zürich erreicht,wie die Kilometertafel an der schmut-zig-dunklen Wand ausweist. Schwelle

für Schwelle taucht kurz im Licht aufund verschwindet langsam wieder inder Dunkelheit. Unter den Füssenknirscht der Gleisschotter.

Schmerzende AugenBeat Amstad ist wieder fündig gewor-

den. Auf der Schienenoberfläche isteine hauchdünne Einkerbung zu sehen.In einer der Nischen lagert ein rotesPlastikteil. «Das lag kürzlich neben demGleis. Das stammt vermutlich von ei-nem Zug», so die Analyse des Strecken-läufers.Das sprichwörtliche Licht am Ende

des Tunnels ist zu sehen. Noch eineleichte Kurve, dann ist Sihlbrugg er-reicht. Die Augen schmerzen kurz we-gen der Helligkeit. Draussen tanzen dieSchneeflocken. Zwei Stunden zuvor inBaar-Litti fiel noch kein Schnee.

Page 18: Zeitungsartikel Luc Müller

WeitereAuskünfte

ZUG UM ZUG

Christian PeterMeier

Am Anfang war ein sperrigerSatz: «Wegen unterschiedli-

cher Auffassungen in Bezug aufdie Unternehmensphilosophie,die Neuausrichtung des ZugerKantonsspitals am Markt undderen Umsetzungstempo habender Verwaltungsrat und RobertBisig entschieden, dass RobertBisig sein Amt als CEO zur Verfü-gung stellt.» Und fett über dieserMitteilung stand: Ausser dieserMedienmitteilung werden keineweiteren Auskünfte erteilt.

Diese Aufforderung zum Nach-haken ist genau elf Tage alt. Seitherhat unsere Zeitung das Drama

um die Absetzung des beliebtenSpitalchefs in mehreren Akten er-zählt. Süffig und korrekt. Weil dieunmittelbar betroffenen Personennichts wussten, nichts sagten odernicht sprechen durften, haben wirandere verlässliche Informantenaufgespürt. Mit dem Resultat, dassam (vorläufigen) Schluss der Ge-schichte die üblichen Quellen wie-der munter sprudeln. Und auchder Direktbetroffene reden darf(siehe eine Seite weiter vorne).

Da hüpft das Herz des Journalis-ten! Denn dieser «Fall» illustriertzwei Tatsachen – eigentlich Bin-senwahrheiten, die aber trotzdemoft ignoriert werden:

Erstens: Schweigen ist nicht Gold,sondern schlecht. Wenigstensdann, wenn brennende Fragen imRaum stehen. Wer schweigt, lässtandere reden.

Zweitens:Wir Medien sind tat-sächlich nicht nur Informations-quellen für unsere Konsumenten,sondern – mit den gleichen Konsu-menten im Rücken – auch eineKontrollinstanz.

Welche Entwicklung wird dieseGeschichte noch nehmen? Nun,Robert Bisig dürfte dank seinesunbestrittenen Leistungsausweiseseinen neuen Job als Führungskraftfinden. Falls nicht, kann er seineRegierungsratsrente beanspruchen.Aus dem Verwaltungsrat werdensich wohl noch weitere Personenverabschieden – freiwillig odernicht. Sollte am Schluss keiner vonder alten Garde übrig bleiben, wür-de das nicht gross erstaunen.

Und auf dem politischen Parkett?Dort werden womöglich die Alter-nativen einen Triumph feiern. Sieerwägen eine Volksinitiative zurRückumwandlung der Kantonsspi-tal AG in eine öffentlich-rechtlicheInstitution. Vor zehn Jahren habensie sich vergeblich gegen die Priva-tisierung gewehrt. Zurzeit haltensie ein ungleich besseres Blatt inden Händen.

24 ZUGER LEUTE * Zentralschweiz am Sonntag 3300.. NNoovveemmbbeerr 22000088 // NNrr.. 1133

Arbeiten im Bahnhof: Werner Klein (links),Elisabeth Hehn und Kurt Hürlimann.

Freuen sich über die Aufwertung des Zuger Bahnhofs: Hans Marti, Andreas Kaufmannund Andreas Bossard (von links). BILDER CHARLY KEISER

BAHNHOF ZUG: LANCIERUNG RAIL CITY UND 5-JAHR-JUBILÄUM

Champions League, Champagnerlaune, Charmeoffensive«Mit 5200 Gebäuden und 6 Milliar-

den Franken Ertragswert sind wirnicht die kleinste Immobilienfirma»,

sagt Remo Zberg,der Leiter Bewirt-schaftung SBB Im-mobilien, bei seinerRede zur LancierungRail City Zug. «Das istder schönste Bahn-hof der Schweiz», be-kennt Rail-City-Lei-ter Kurt Hürlimann:«Zumindest bis der

neue Aarauer Bahnhof fertig ist.»Die Ernennung zu einem der acht

Rail Citys kommentiert StadtpräsidentDolfi Müller so: «Wer schafft es schon,in nur fünf Jahren in die ChampionsLeague der Schweizer Bahnhöfe auf-

zusteigen.»HansMarti, Leiter Kontakt-stelle Wirtschaft, ist begeistert: «Ichfinde es sensationell, dass unsere Stadtmit nur gerade 23 000 Einwohnerneinen Top-acht-Bahnhof hat.» Das seieine weitere Auszeichnung für Zug. «Ichbin natürlich stolz», gibt Stadtrat An-dreas Bossard zu. Für ihn sei deröffentliche Verkehr ein Schlüsselgebietseines Departements.Freude am «Aufstieg» zeigt auch der

Leiter des SBB-Rechenzentrums, Andre-as Kaufmann: «Seit der Einführungsteigern wir unseren Umsatz überpro-portional.» Werner Klein wohnt in Lu-zern und seine Freundin in Zürich: «DerBahnhof Zug ist der beste Arbeitsplatz,den ich mir wünschen kann», sagt derVerwaltungsrat einer Vermögensgesell-schaft. Elisabeth Hehn wohnt seit acht

Jahren inWalchwil und arbeitet auch inder Zuger Rail City: «Im Zuger Bahnhofgibt es eine ‹Trading Community›, dieihresgleichen sucht – und zwar welt-weit.» CHARLY KE ISER

Trotzt der Kälte:Christine Rüegger.BILD FABIENNE ARENT

Velokurierin

Sie strampelt sich gerne ab

EXPRESS

Seit acht Jahren ist sie alsVelokurierin in der RegionZug unterwegs.

Täglich legt sie auf ihremFahrrad bis zu 60 Kilometerzurück.

«Sobald ich auf dem Velositze, ist mir egal, welchesWetter herrscht.»

CHRIST INE RÜEGGER,

VELOKUR IER IN

Der Lohn für die Fahrt durchRegen oder Schnee sind einetrainierte Muskulatur undbegeisterte Kommentare.

VON LUC MÜLLER

Wer nicht unbedingt muss, schwingtsich bei dieser Hundskälte nicht aufsVelo. Klamme Finger, tropfende Naseund eisige Ohren – nein danke. Christi-ne Rüegger hingegen scheint der Ge-danke zu erwärmen, dass sie gleich fürdie nächsten sieben Stunden in diePedale treten darf. Die Velokurierinstrahlt übers ganze Gesicht. «Sobald ichauf dem Fahrrad sitze, ist mir egal,welches Wetter herrscht. Ich bin dannin meinem Element», schwärmt diegebürtige Chamerin. «In meinem Jobkann ich Beruf und Sport verbinden.Das ist ideal.» In einem kleinen Büro ander Zuger Neugasse hat die FirmaVelokurier Luzern eine Aussenstelle: 15Angestellte führen Aufträge per Draht-esel aus, als Filialleiterin ist Rüegger fürdie Koordination zuständig.

Je länger, desto besserIn einem Teilpensum ist sie zudem

als Lehrerin tätig – natürlich unterrich-tet sie Sport. «Ach Du Arme, als Lehre-rin hast du ja immer Ferien», sei diespöttische Standardbemerkung, «erzählich aber, dass ich Velokurierin bin, sindalle durchwegs begeistert.» Täglichstrampelt die 26-Jährige bis zu 60Kilometer ab. Formvollendete Beineund ein knackiger Po sind die Beloh-nung, «die Muskulatur hat sich verän-dert, und ich habe mehr Appetit»,verrät sie. Mit auf dem Rücken ge-schnalltem Rucksack schlängelt sie sichdrei Mal die Woche durch die engenGassen der Altstadt. Spurtet mit 40Stundenkilometern nach Baar oderCham und erklimmt «kurze, aber hefti-ge» Steigungen am Zugerberg. «Je län-ger eine Fahrt dauert, desto besser.Dann komm ich erst richtig inSchwung.»Nein, Muskelkater habe sie nach

einem Arbeitstag auf dem Velo nichtmehr. Das letzte Mal hätten die Beineso richtig geschmerzt, als sie mit einemmit 60 Kilogramm beladenen Anhängernach Sihlbrugg gefahren sei. Ein Kundehatte 20 Päckchen mit Flyern geordert.«Velofahren ist wie eine Sucht. Auch inder Freizeit setze ich mich noch gerneauf den Sattel.» Dokumente für An-waltskanzleien oder Behörden, Blut-proben sowie Röntgenbilder für Ärzteund Spitäler, ein Hörgerät zur Reini-gung oder Sandwiches für die Mittags-pause in den Büros – die Kurieretransportieren fast alles. Meistens ken-nen sie den Inhalt jedoch nicht.

Über die Kühlerhaube geflogenWarum lassen Kunden überhaupt per

Velokurier transportieren? «Gerade inder Stadt sind wir brutal schnell.» KeinTransportmittel könne da bezüglichWendigkeit und Tempo konkurrieren.«Ich halte mich aber immer an die

Verkehrsregeln», sagt sie mit einemAugenzwinkern und schiebt ein erfri-schendes Lachen nach.Wenn sie schonmal durch die Fussgängerzone radle,dann mit allergrösster Vorsicht. Proble-matisch seien eher die Autofahrer –

«viele setzen keinen Blinker beim Ab-biegen oder vergessen den Blick in denRückspiegel.» Seit acht Jahren ist die26-Jährige nun schon per Velo unter-wegs. «Über die Kühlerhaube hat esmich geschleudert. Der Wagen hat mirklar die Vorfahrt genommen.» Mit Prel-lungen und einem demolierten Rad seiihr bisher einzigerUnfall aber glimpf-lich ausgegangen.Das Rad müssen

die Kuriere selbststellen. Deshalbfährt Christine Rüeg-ger kein einzigartigesTopmodell, sondernein gelbes Citybike mit 24 Gängen. DasRad müsse vor allem robust sein, vomRennrad sei sie weggekommen. «Neue

Reifen habe ich mir gegönnt. Der SuperMarathon Plus ist besonders strapazier-fähig.»

Nur dünne HandschuheNoch kurze Zeit, dann beginnt ihre

Schicht. Thermounterwäsche. Ein di-ckeres Fahrradleibchen. Eine dünne

orangefarbene Jacke,eine zweite drüber.«Ich achte eher da-rauf, dass ich nichtschwitze. Beim Fah-ren bekomme ichgenug warm.» DieFinger sind nur mitdünnen Handschu-

hen bedeckt, «ich muss ja die Sendun-gen quittieren und so öfters zum Kugel-schreiber greifen. Da kann ich keine

dicke Fingerlinge gebrauchen.» Jetztnoch den Fahrradhelm montieren unddie Sonnenbrille aufsetzen. Schon ent-schwindet Christine Rüegger demZugersee entlang. Die wenigen EntenamUfer hocken ganz dicht aneinander-gekuschelt – eine bissige Kälte hat dieSeepromenade fest im Griff.

Page 19: Zeitungsartikel Luc Müller

ZÜricHSee-ZeitUnG beZirk meiLenMontag, 20. juni 2011 ZÜricHSee 5

Die gute Laune istihr wichtigstes Instrument

Luc MüLLer

Die Krawatten sind gelockert, dieobersten Hemdenknöpfe geöffnet –gleich folgt der genussvolle Biss in dieSt. Galler Olma-Bratwurst. «Kann ichnoch Senf dazu haben?», frotzelt Kla-rinettist Stephan Schudel (50). Die Be-dienung im Festzelt zeigt sich schlag-fertig und meint mit einem Lächeln:«Ach, die Zürcher sind wieder einmalfrech.» Genau diese Geselligkeit undFröhlichkeit liebe er am Musikverein(MV) Herrliberg, ergänzt Nino Wrede(20), der seit 2008 dabei ist und Fagottspielt. «Musik machen steht zwar auchbei uns im Vordergrund, aber wir sindnicht so verbissen und ernst», sagt dasjüngste Vereinsmitglied.

Zu wenig Show gemacht

Trotz Dauerregen ist die Laune an die-sem Samstag prächtig. Die Herrliber-ger haben ihren Auftritt am Eid-genössischen Musikfestival – gemässden Organisatoren das grösste Musik-fest der Welt – bereits hinter sich. MitFilmmusik («How to train you dra-gon»), einem Stück aus dem Musical«West Side Story», und der Komposi-tion «Flashing winds» waren die Zür-cher angereist. 74,6: So die Wertungder Jury, die maximal 100 Punkte ver-geben kann. «Enttäuschung schwingtmit», gesteht Stephan Schudel, der seit32 Jahren im Verein musiziert. «Dieanderen Bands haben viel stärker aufShoweinlagen gesetzt», so seine ersteAnalyse, «das hat mehr Punkte ge-bracht.» Und Wrede doppelt nach:«Unser Verein spielt in der KategorieUnterhaltungsmusik. Mit unseren Stü-cken haben wir eher Konzertmusikdargeboten, das war vielleicht ein Pro-blem.» Die nächste Runde Bier wirdbestellt. Die Anspannung ist verflogen.Vor rund drei Stunden sah das nochganz anders aus.

Herzklopfen und Nervosität

Rückblick. 13.51 Uhr: Der grosseMoment steht kurz bevor. Fast zweiMonate intensives Proben liegt hinterden Musikern. Nun machen sie sichauf den Weg zur Aula-Bühne: Klari-nettistin Gaby Streiff (49) «mit Herz-klopfen und einem Kribbeln imBauch», Tubaspieler Urs Farrér (45)

mit «Anspannung, die ich aber brau-che, um gut zu spielen» und WernerSteiger (Waldhorn) mit «schrecklicherNervosität». 14.10 Uhr: Das Saxo-phon-Solo kommt sauber daher, dieTrommeleinlage begeistert. Nach rund20 Minuten ist alles vorbei.

«Wir haben schwierige Stücke ge-spielt», bilanziert Dirigent Bircher,«wir sind an die oberste Grenze unse-res Könnens gegangen. Ich bin zufrie-den mit unserer Leistung.» Ein paarPunkte mehr habe er sich schon er-hofft, so Hanspeter Bircher (45), derin Chur wohnt und seit vier Jahren denMV Herrliberg musikalisch leitet. InSt. Gallen hatte er einen seiner letzten

grossen Auftritte, nun zieht er sich zu-rück. Auf September sucht der Herrli-berger Verein deshalb einen neuenMusikchef.

23 Musiker spielen im MV Herrli-berg – in St. Gallen war das Orchester36-köpfig. «Um jede Stimme zu beset-zen, haben wir Musiker von den Nach-barvereinen dazugeholt», so Bircher.So auch Werner Steiger, der sonst fürden MV Uetikon ins Waldhorn bläst:«Heute waren wir fast eine vereinigteZürichseemusik.»

Der Nachwuchs fehlt

Seit 50 Jahren ist Hermann SchattMusiker: ImMai wurde er zum Kanto-

nalen Ehrenveteran gekürt. Fünf Malwar er schon an einem «Eidgenös-sischen» dabei, das alle fünf Jahrestattfindet. «Mit der Akustik im Saalbin ich heute nicht gut zurecht gekom-men.» Dem MV Herrliberg ist derEuphoniumspieler seit seinem 16. Le-bensjahr treu: «Dass man gemeinsametwas unternimmt, das ist der TrumpfamVereinsleben.» Jedoch wollten sichimmer weniger Junge an einen Vereinbinden, erklärt Präsidentin Vreni Klei-ner, die Klarinette spielt: «Früher wa-ren wir viel mehr Mitglieder.» An einMusikfest kann sich Schatt noch guterinnern: «Ein paar Kollegen machtenab, dass sie vom ‹Eidgenössischen› inLuzern nach Herrliberg laufen, wennsie einen Goldkranz erspielen», er-zählt der Hornspieler, «das kam dannauch so. Eine Woche später haben siedas Versprechen eingelöst.»

Zufrieden mit Schlussresultat

Rudolf Huber (66, Tenorhorn) spieltseit 52 Jahren beim MV Herrlibergund ist somit das dienstälteste Mit-glied. Was hat sich in den vergangenenJahrzehnten alles geändert? «Das‹Eidgenössische› wird immer mehr zueiner Sportveranstaltung, früher warder Ehrgeiz noch nicht so stark. Manfreute sich einfach, dabei zu sein.»

Dabei sein ist alles: Das galt amEnde auch für den MV Herrliberg. Inseiner Stärkeklasse «Unterhaltungs-musik Mittelstufe Harmonie» beleg-ten die Musiker in ihrer Gruppe unteracht Teilnehmern den siebten Platz.Das Fazit von Es-Bass-TubaspielerUrs Farrér: «Wir waren in St. Gallennicht schlechter als in den Proben. Eshat alles so geklappt, wie wir es woll-ten. Deshalb ist unsere Truppe mitihrer Leistung zufrieden.»

HerrLiberG / St. GALLen.Mit Witz, Fröhlichkeit und

einem anspruchsvollem Reper-

toire hat der Musikverein Herr-

liberg am Samstag das Aben-

teuer Eidgenössisches Musikfest

in St. Gallen bestritten.

Diese drei Herrliberger spielen die grössten und die kleinsten instrumente (von links): tubaspieler othmar Hobbi, Piccolospielerin

brigitte meier und Urs Farrér mit es-bass-tuba. Bilder: Luc Müller

Lassen sich nach getaner Arbeit die St. Galler olma-bratwurst schmecken (von links): Sandro baer, Gerda Wrede, monica

Vretscha und Vreni kleiner.

SVP befürwortetalle Geschäfte

HombrecHtikon. Die SVP

stimmt der Jahresrechnung

2010 zu und sagt Ja zum Projek-

tierungskredit für die Sanierung

des Gemeindehauses.

An der Parteiversammlung der SVPHombrechtikon präsentierte Finanz-vorsteherin Jeannette Honegger (SVP)die Jahresrechnung der Politischen Ge-meinde 2010. Dank höherer Steuerein-nahmen habe man die Rechnung imPositiven abschneiden können, sagtedie Gemeinderätin in ihrem Referat.Etwasmehr Sorge bereite ihr allerdingsdie Zukunft. «Die finanzielle Situationist für Hombrechtikon ungewiss», be-gründete sie. Der Finanzausgleich seiim vergangenen Jahr noch kein Themagewesen, werde aber entscheidend indie diesjährige Budgetierung einflies-sen. Dazu käme die neue Pflegefinan-zierung und nicht zuletzt auch die Ver-änderungen im Spital Männedorf. «Wirwerden auch dieses Jahr wieder knappkalkulieren müssen.» Die SVP Hom-brechtikon beschloss anschliessend andas Referat, die Jahresrechnung 2010anzunehmen, wie die Partei in ihrerMitteilung schreibt.

In Container ausgelagert

Danach befasste sich die SVP mit demzweiten Geschäft auf der Traktanden-liste der Gemeindeversammlung. DasGemeindehaus, ein Bau aus dem Jahr1961, «platze aus allen Nähten», sagteTino Ponato (SVP), RessortvorsteherHochbau und Liegenschaften, an derParteiversammlung. Es sei zu einerZeit gebaut worden, als Hombrech-tikon eine Einwohnerzahl von rund3500 Personen hatte. «Die Bevölke-rung hat sich seither mehr als verdop-pelt», sagte Ponato. Seinen Erläute-rungen zufolge herrscht Sanierungsbe-darf am 50-jährigen Gebäude. Zudemwerden dringend mehr Räumlichkei-ten benötigt. Aufgrund des Platzman-gels arbeite man beispielsweise beiden Abteilungen Tiefbau und Werkeseit Anfang 2011 in gemieteten Con-tainern, und in der ganzen Gemeinde-verwaltung gäbe es nur noch ein einzi-ges Sitzungszimmer.

Mit einem geschätzten Gesamtkre-dit von 2,6 Millionen Franken, wolleman das Hauptgebäude auf eine Wei-se aufstocken, welche die Bedürfnissean Büroräumlichkeiten für die nächs-ten 15 bis 20 Jahre abdecken würde,sagte Ponato.

Wie die Partei mitteilt, liessen sichdie Mitglieder von Tino Ponatos Dar-stellung überzeugen und fassten ein-stimmig die Ja-Parole für den Projek-tierungskredit in der Höhe von 230 000Franken, der für das Bauvorhaben be-nötigt wird.

Gastreferent des Abends war SVP-Kantonsrat Claudio Zanetti. Der Zol-liker, der für einen Sitz im Nationalratkandidiert, berichtete über den Drangder Politiker, die seiner Meinung nach«stets neue und oft unnötige Gesetzeverabschieden und den Bürger bevor-munden». (zsz)

Eine Rechnung undviele Informationen

Uetikon. Die Gemeindeversamm-lung von heute Abend im Riedstegsaalweist nur ein Geschäft auf: die Jahres-rechnung der Gemeinde. Sie fällt posi-tiv aus. Budgetiert war nämlich einMi-nus von 0,64 Millionen Franken. Tat-sächlich schloss Uetikon mit einemPlus von 0,54 Mio. ab.

Mehr zu reden geben dürfte daherder zweite Teil des Abend. Der Ge-meinderat informiert über drei wich-tige Projekte. Dazu gehören die Um-gestaltung desVerkehrsknotens Klein-dorf, die Busverbindung Bahnhof–Bin-ziger und das Projekt WärmeverbundZentrum. Die Gemeindeversammlungfindet um 20 statt. (di)

Page 20: Zeitungsartikel Luc Müller

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Musste sich noch nicht von seiner Familie und seinem Stofftier (dem «weissen Wolf») verabschieden: Georgy Pachomov. Vater Alexander Pachomov, Tochter Elisaveta, Mutter Nina und die Dolmetscherin Zarina Tadjibaeva

spendeten ihm Kraft während seiner Zeit in der Schweiz (von links). Bild: Sabine Rock

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Page 21: Zeitungsartikel Luc Müller

Statt Benzin kommt Sand in den TankFrankfurter Professor entdeckt Silizium als neuen Energieträger - Anwendung in der Praxis eines Tages denkbar

Sand steht im Gegensatz zu fossilen Brennstoffen nahezu unbegrenzt zur Verfügung.

UNSEREM MlTARBEITER

Luc MÜLLER

• Abgefüllt in einem kleinen Plastik-fläschchen liegt ein unscheinbaresschwarzes Pulver auf dem Tisch, dasdie Energieprobleme der Zukunft lö-sen könnte. Norbert Auner, Professoram Institut für Anorganische Chemieder Universität Frankfurt am Main,nimmt das kleine Döschen in dieHand. Silizium heißt der Stoff, der alsEnergieträger ungeahnte Vorteile mitsich bringen könnte. Und dabei ist die-ses Element aus Wüsten- oder Seesandherzustellen, denn der enhält Quarz,eine Verbindung aus Silizium und Sau-erstoff.

Auners Idee klingt bestechend: Erhat ein Verfahren entwickelt, aus demRohstoff Sand, der nahezu unbegrenztzur Verfügung steht, Energie zu produ-zieren, ohne dabei wie heute noch üb-lich auf Kohle. Erdöl oder Erdgas zu-rückzugreifen. Diese fossilen Rohstof-fe basieren auf Kohlenstoff, bei ihrerVerbrennung entsteht nicht nur dasTreibhausgas Kohlendioxid, sie wer-den auch in absehbarer Zeit nichtmehr zu Verfügung stehen. Erneuerba-re Energien wie Solarthermik, Biomas-se und Wasserkraft allein können denEnergiebedarf noch nicht decken.„Der Energieträger der Zukunft ist si-cher Wasserstoff. Doch auch bei sei-

ner Erzeugung werden fossile Brenn-stoffe benötigt", so Auner. Außerdemsei die Speicherung aufwändig undder Transport nicht ohne Risiko.

Bei Auners Modell ist sowohl Aus-gangs- als auch Endpunkt schlichterSand. Mit Energie aus regenerativenQuellen und durch chemische Prozes-se wird dem Sand der Sauerstoff entzo-gen. Das so gewonnene Silizium spei-chert die zur Trennung eingesetzteEnergie, wird somit zum Energieträ-ger, der auch gefahrlos transportiertwerden kann.

Wertvolle Nebenprodukte

Wird das Silizium verbrannt, also mitSauerstoff wieder zu Siliziumdioxid,also zu reinem Sand, umgewandelt,setzt es 75 Prozent der eingesetztenEnergie wieder frei. Es entstehen zu-dem wertvolle Nebenprodukte. So lie-fert die Verbrennung mit Sauerstoffeben den hochwertigen Sand. Wirdstatt dessen Stickstoff eingesetzt, ent-steht Siliziumnitrid, ein keramischesMaterial, das zu Ammoniak weiterver-arbeitet werden kann. Dieser liefertzum Beispiel den Grundstoff für dieDüngemittelindustrie und kann mit-tels Elektrolyse zerlegt werden, wobeidann Wasserstoff entsteht. Das Interes-sante für die Industrie: Diese Prozesselaufen nach Auners Verfahren schon

bei Temperaturen zwischen 150 und700 Grad Celsius ab.

Ein Brodeln im Lagertank

Dass Silizium auf diese Art reagiert,ist eigentlich nichts Neues. Bisher wa-ren aber hohe Temperaturen nötig,um diese Reaktion in Gang zu setzen.Erst Auner ist es gelungen, den Stoffschon bei niedrigen Temperaturen zurReaktion zu bringen. Diese Erkenntnisbrachte 1998 ein Vorfall beim Silikon-Hersteller Wacker in Burghausen. Ineinem Lagertank hatte Silizium, einerder Grundstoffe bei der Herstellungvon Silikonen, begonnen zu brodeln.Im Tank befand sich neben Siliziumauch Kupferoxidstaub. Rasch zugefüg-ter Stickstoff konnte diese Reaktionnicht wie üblich „ersticken". Ganz imGegenteil, er förderte die Verbren-nung sogar.

Somit kann - zumindest im Labor -aus Silizium. Luft und Stickstoff Ener-gie produziert werden, die neben Was-serstoff und Ammoniak auch wertvol-le Werkstoffe als Nebenprodukte lie-fert und kein Kohlendioxid freisetzt.Mit Hilfe von Silizium kann direkt vorOrt Wasserstoff gewonnen werden,der für Kraftwerke oder Brennstoffzel-len eingesetzt werden kann.

Wird Silizium mit Wasser ver-mischt, bildet sich bereits bei Raum-

temperatur ohne Zusätze WasserstotTund Sand. „Die Produktionsroute mitWasser haben wir erst vor rund zweiJahren entdeckt", sagt Auner. Der Wis-senschaftler hält diesen Weg für dasbedeutende Ergebnis: „Denn jetzt lässtsich bereits über zwei Stufen aus SandWasserstoff herstellen." Die Herstel-lung von Silizium ist bisher im Groß-verfahren noch abhängig von Kohlen-stoff.

Nun geht es darum, das Verfahrenfür die Industrie reif zu machen. MitVertretern der Industrie laufen Gesprä-che, so Auner. Musteranlagen im Groß-format gibt es jedoch noch keine.Doch die Experten interessieren sichfür die Idee des Frankfurter Chemi-kers. Auch der Silikon-Hersteller Wa-cker betreibt intensive Forschungen indiese Richtung, wie ein Unterneh-menssprecher sagt. Bisher ist zur Pro-duktion von Silikonen, die aus demGrundstoff Silizium entstehen, nochgiftiges Chlor nötig. Gerade die Er-kenntnis, dass Silizium mit Stickstoffschon bei niedrigen Temperaturen ver-brennt, eröffne nun neue Wege in derSilikonherstellung. Einige Produkti-onsschritte könnten wohl zukünftigeingespart werden, so der Sprecher.

Sand als Treibstoff

Auch für die Autoindustrie könnte das

Energiemodell des Frankfurter Profes-sors von Nutzen sein, wenn Fahrzeugemit aus Silizium gewonnenem Wasser-stoff betrieben werden können. DanielHerbst vom Institut für Kraftfahrzeug-bau der Universität Karlsruhe hat imvergangenen Jahr das Silizium-Modellvon Auner genauer unter die Lupe ge-nommen. Versuche mit Fahrzeugen,die mit Wasserstoff betriebenen Bren-stoffzellen fahren, haben gezeigt, soHerbst, dass Silizium ein optimalerEnergiespeicher sei und eines Tagesdurchaus Benzin ersetzen könnte. Mo-mentan seien die Versuchsfahrzeuge,die in einem Reformer direkt im Mo-tor das Silizium in Wasserstoff umwan-deln wegen des aufwändigen Aufbausdes Motors noch zu schwer. HerbstsFazit: „Damit ist die Wasserstofferzeu-gung mit Hilfe von Silizium für denSerieneinsatz in Pkw noch nicht geeig-net." Jedoch stelle sie in Verbindungmit Brennstoffzellen eine sicher hand-habbare gewichts- und kostengünstigeAlternative zu Battenesystemen dar.

In Europa werde es wohl nicht ren-tabel sein, 50 Auner. Silizium in dennötigen Großmengen herzustellen, dafür riesige Windparks oder Solaranla-gen zu wenig freie Landfläche zur Ver-fügung stehe. Doch die Technologiekönne in Regionen exportiert werden,in denen „Sand und Sonne im Über-fluss existieren".

Page 22: Zeitungsartikel Luc Müller

Neue Vorschriften der US-Börsenaufsicht reichen bis in die PfalzBASF und Industrieverband wehren sich - Chefs börsennotierter Unternehmen müssen bei US-Aufsichtsbehörde Eid auf Bilanzen leisten

VON UNSEREM REDAKTIONSMITGLIEDLuc MÜLLER

• LUDWIGSHAFEN. Deutsche Un-ternehmen, die an der New YorkerBörse und bei Nasdaq gelistet sind,wehren sich gegen neue Vorschriftender US-Börsenaufsicht SEC, die seitAnfang August gelten. Sie sehen Ge-fängnisstrafen bei Bilanzfälschungenund die Ermittlung bei deutschenWirtschaftsprüfern vor. Der Bundes-verband der Deutschen Industrie willnun für die betroffenen Firmen beider SEC Ausnahmeregelungen aus-handeln.

Als ein an der New Yorker Börse no-tiertes Unternehmen ist auch der Lud-wigshafener Chemiekonzern BASFvon den neuen Auflagen der Securitiesand Exchange Commission (SEC), derAufsichtsbehörde für Wertpapierge-schäfte in den USA, betroffen. Insge-samt sind 24 deutsche Firmen vomneuen US-Börsenrecht berührt, nebender BASF auch Siemens, Daimler-Chrysler und die Deutsche Bank. „Un-sere Rechtsabteilung hat das neue US-Recht geprüft. Wir möchten nun, dassfür deutsche Firmen Ausnahmen ge-macht werden", sagte ein Sprecherder Münchner Siemens AG.

Der Bundesverband der DeutschenIndustrie (BDI) hat sich mit den betrof-fenen deutschen Firmen zusammenge-

setzt, um sich im Vorgehen gegen dieUS-Vorschriften abzustimmen. „Wirhaben uns mit einer Erklärung direktan die SEC gewendet, um Ausnahme-regelungen zu erreichen", sagte PeterWiesner, Rechtsexperte des BDI inBrüssel auf Anfrage. „Das deutscheSystem bietet gleichwertige Sicher-heit. Wir halten es deshalb nicht fürnotwendig, dass deutschen Firmen die-selben Vorschriften auferlegt werdenwie US-Unternehmen", so die Forde-rung. „Die verantwortlichen Mitglie-der des Vorstands von Daimler-Chrys-ler unterschreiben bereits Erklärun-gen an die Wirtschaftsprüfer, undnach deutschem Recht ist der Vor-stand für den Jahresabschluss verant-wortlich", so diev Auskunft bei Daim-ler-Chrysler in Stuttgart.

Die neue Vorschrift mit dem Na-men Sarbanes-Oxley Act betrifft Rech-nungslegung und Bilanzprüfung, wo-bei die SEC mehr Kontrollrechte beieuropäischen Firmen erhalten hat.Das neue Gesetz bestraft Bilanzfäl-schungen und die Vernichtung von Ge-schäftsunterlagen härter: Es drohenbis zu 20 Jahren Haft. Bis gesternmussten deutsche Vorstände bei derSEC eine eidesstattliche Erklärung ab-legen, dass ihre Firmen-Bilanzen kor-rekt erstellt wurden. Bei Verstößenhaften die Vorstandschefs. „Diese Ga-rantieerklärung birgt Gefahren. Eskann immer mal vorkommen, dass

Deutsche Unternehmen wie die BASF, deren Aktien an der New Yorker Börse gehandelt werden, müssen sich neu-en Regeln beugen. —FOTO-. IMO

ein Prüfer unabsichtlich einen Fehlermacht", sagte BDI-Rechtsexperte Wies-ner.

In deutschen Firmen wird die inter-ne Bilanzprüfung durch die zuständi-gen Aufsichtsräte vorgenommen. We-gen der geltenden Mitbestimmungsind dort auch Arbeitnehmer vertre-ten. Nach amerikanischem Verständ-nis sind diese aber nicht unabhängig

genug: Das US-Recht will nun deut-sche AGs zwingen, die Betriebsräteumzubauen. Die SEC hat neu dasRecht, europäische Wirtschaftsprüferzu kontrollieren und von ihnen Infor-mationen zu verlangen. Dies gilt auchfür Tochterfirmen von amerikani-schen Konzernen in Europa. „Die neu-en US-Vorschriften sind grundsätzlichnicht mit deutschem Recht zu verein-

baren", so Wiesner. „Die Stoßrichtungdes Gesetzes ist eigentlich gut. Da-durch soll das Vertrauen der Öffent-lichkeit in die Kapitalmärkte zurückge-wonnen werden", so ein Experte vomInstitut der Wirtschaftsprüfer (IDW)in Düsseldorf. Doch das Gesetz greifeschwerwiegend in die geltende deut-sche Wirtschaftsprüfung ein. Einesder Hauptprobleme: In Deutschland

sind Wirtschaftsprüfer gesetzlich aneine Verschwiegenheitspflicht gebun-den. Ein Rechtsexperte des IDW sagtdazu: „Informationen dürfen nur andas geprüfte Unternehmen weitergege-ben werden und nicht an Dritte." DasUS-Bilanzrecht sehe nun vor, dass Fir-men an der New Yorker Börse und derTechnologiebörse Nasdaq nur noch no-tiert würden, wenn sie zustimmten, In-formationen von Wirtschaftsprüfernan die SEC weiterzugeben.

In Deutschland hat die Bundesregie-rung zu Jahresbeginn eine neue Quali-tätskontrolle für Wirtschaftsprüfer ein-geführt. Und auf Vorschlag der Regie-rungskommission Deutscher Corpora-te Governance Kodex gab es bereits Ge-setzesänderungen. „So ist die Rech-nungslegung bei Konzernabschlüssenverschärft worden", sagte der IDW-Ex-perte.

Deutsche Unternehmen müssengrundsätzlich nach deutschem Han-delsgesetzbuch (HGB) bilanzieren.Die Bilanz kann aber auch nach IAS(International Accounting Standards)oder den US-Regeln GAAP (GenerallyAccepted Accounting Principles) er-stellt werden. Für Unternehmen ander US-Börse sind Bilanzen nachGAAP Pflicht. Ab dem Jahr 2005 müs-sen alle börsennotierte EU-Firmenihre Bilanz nach den IAS erstellen.Dies soll Bilanzen transparenter ma-chen. ;—Kommentar

Page 23: Zeitungsartikel Luc Müller

Verwandeln Computerspiele Menschen in Killer?So einfach ist es nicht: Verschiedene Faktoren müssen zusammenkommen - Experten warnen aber: Spiele bauen Hemmungen ab

VON UNSEREM REDAKTIONSMITGLIEDLuc MÜLLER

• Computerspiele, die Gewalt zeigen, sindnicht die alleinige Ursache dafür, dass Ju-gendliche gewalttätig werden. Soweit sindsich die Fachleute einig. Gewalt verherrli-chende Spiele könnten aber Totungshem-mungen abbauen, schränken viele Expertenein. Deshalb prüft die Bundesprüfstelle fürjugendgefährdende Schriften (BPjS), ob dasvom Erfurter Amokläufer bevorzugte Com-puterspiel „Counterstrike" zumindest in derradikaleren US-Version nicht mehr an Ju-gendliche verkauft werden darf.

„Bevor ein Computerspiel auf denMarkt kommt, lassen Firmen bei unsfreiwillig prüfen, ob das Produkt nichtJugendschutzbestimmungen verletzt",erzählt der Leiter der Unterhaltungs-software Selbstkontrolle (USK), Klaus-Peter Gerstenberger. In „Counterstri-ke" (zu deutsch: Gegenschlag) be-kämpfen sich Polizisten und Terror-gruppen. Das Urteil der USK: Die deut-sche Version ist geeignet für 16-Jähri-ge, die amerikanische Version für18 Jährige.

Mit der USK, einem gemeinnützi-ger Träger der Jugendhilfe, arbeitetauch der Verband der Unterhaltungs-software Deutschland (VUD) zusam-men. Die Kennzeichnungen der USKhaben indes keine rechtliche Wirkung- sie dienen vielmehr als Empfehlungfür die Konsumenten. Bisher ist keindurch die USK gekennzeichneter Titeldurch ein Urteil verboten worden.

Am 16. Mai nimmt nun aber dieBundesprüfstelle für jugendgefährden-de Schriften (BPjS), die auch im Beiratder USK sitzt, in einem Indizierungs-verfahren die amerikanische Versionvon „Counterstrike" unter die Lupe.Diese Version ist seit rund zweiein-halb Jahren auf dem Markt. Dass diesgeschieht, liegt nach Angaben derBPjS-Vorsitzenden Elke Monssen-Eng-berding daran, dass die Jugendbehör-de von Bochum bereits Ende vergange-nen Jahres eine Überprüfung der US-Version gefordert habe.

„Wenn das Spiel auf den Index

kommt, dann darf es an Ju-gendliche bis 18 Jahren nichtmehr verkauft werden. Zudemwären Werbung und der Ver-kauf über Versandhandel un-tersagt", sagt Monssen-Engber-ding. Ganz vom Markt kämedas Produkt nur, wenn dieStrafvollzugsbehörde wegendes Paragrafen 131 „Gewaltdar-stellung" des Strafgesetzbu-ches ein Verbot ausspräche.

In der US-Version von„Counterstrike", das der Erfur-ter Robert Steinhäuser mit Vor-liebe spielte, sind nach einem

Schuss mit Maus und Tastatur an dengetroffenen Spielfiguren Einschusslö-cher zu sehen. Zudem spritzt Blut, wieRedakteur Christian Stephan von derFachzeitschrift „PC-Magazin" erklärt.Ansonsten, so sagt er, gebe es keinewesentlichen Unterschiede zwischender US-Version und der deutschenAusgabe. Wirkliches Schießverhalten,so meint er, „kann an diesem Spielnicht geübt werden, auch wenn dieGrafik sehr realistisch ist".

Keine Studien bekannt

Die Vertreiberfirma von „Counterstri-ke", Sierra Entertainment Deutsch-land, verneint auf ihrer Internetseite,dass sich ein unmittelbarer Zusam-menhang zwischen Gewalt in Compu-terspielen und Gewalt in der Wirklich-keit nachweisen ließe. Zumindest sei-en ihr keine entsprechenden Studienbekannt.

Eine Studie, wie die Präsentationvon Computerspielen auf die Benutzerwirkt, hat indes die Fachhochschulefür Pädagogik in Köln im Februar abge-schlossen. Wie ein Spieler den Inhalteines Spiels wahrnehme und deute,sei abhängig von seinen „realen Le-benserfahrungen" und „seinen Bezügen zu anderen Medien", lautet ein Fa-zit der Studie. In ihr haben 80 Spielerim Alter zwischen 16 und 37 Jahrenacht Computerspiele getestet, anschlie-ßend wurden sie von Sozialpädagogenzu ihren Gefühlen befragt. Zuvor hat-

Blick auf die Welt durchs Zielfernrohr: Aus dieser Perspektive heraus läuft das Computerspiel „Counterstrike". Der19jährige Amokläufer, der Ende April in einem Erfurter Gymnasium 16 Menschen tötete und sich anschließendselbst richtete, soll begeisterter „Counterstrikeu-Spieler gewesen sein. — FOTO DDP

ten die Probanden über ihre Lebenssi-tuation Auskunft gegeben.

„Hin Computerspiel alleine ist nichtUrsache für Gewalt", behauptet HeikeEsser, die als wissenschaftliche Mitar-beiterin an der Kölner-Studie beteiligtwar. Nicht jeder der „Counterstrike"spiele, werde automatisch zum Killer.„Verschiedene Persönlichkeitsfaktorensind von Bedeutung", sagt Esser.

Demgegenüber bemängelt Elke Ost-bomk-Fischer von der Gesellschaft fürwissenschaftliche Gesprächspsycho-therapie, die zudem selbst Dozentin

an der Fachhochschule für Pädagogikin Köln ist, dass derartige Untersu-chungen „nicht langfristig angelegtsind". Solche Studien würden nur dieunmittelbare Reaktion der Probandenerfassen. Das aber „kann beispielswei-se für Eltern irreführend sein", weilsich angestaute Gefühle unter Umstän-den erst später Bahn brächen. „DieSpiele sind so konstruiert, dass sie Ju-gendliche fesseln und das löten undZerstören als Spaß empfunden wer-den", kritisiert Ostbomk-Fischer. Siefühlten dazu, „dass Tötungshemmun-

gen abgebaut werden". Erst das Zusammenspiel der Faktoren „längerfris-tige Disposition der Persönlichkeit",„Auslöser" und „tyrannische Gelegenheit" führe jedoch zum Ausbruch vongroßer Gewalt.

Beim Amoklauf in Erfurt sei es zumAufeinandertreffen der drei Faktorengekommen. Die „tyrannische Gelegenheit" habe sich darin gezeigt, dass derAmokläufer sich überlegen fühlte undsich in der Schule als einer öffentlichen Einrichtung frei bewegen konnte, ohne zunächst gestoppt zu werden

Page 24: Zeitungsartikel Luc Müller

ORTSTERMIN

Zum tödlichen Kissen fehlt noch der TäterIn der Asservatenkammer der Staatsanwaltschaft Frankenthal lagern 4000 Gegenstände

VON UNSEREM REDAKTIONSMITGLIEDLuc MÜLLER

• Aus dem fein säuberlich verpack-ten Bündel ragt ein Gewehrlauf. Da-neben liegen zwei Äxte. GottfriedHeil, Leiter der Asservatenkammerder Staatsanwaltschaft beim Landge-richt Frankenthal, deutet auf einenunscheinbaren grünen Plastikbot-tich. „Darin wollte jemand in einemSäurebad eine Leiche entsorgen".

Seit fünf Jahren katalogisiert undverwaltet der Justizbeamte Heil Ge-genstände, die in Zusammenhangmit einer Straftat stehen. „Der Jobmacht mir Spaß. Es kommt keineRoutine auf. Heute geht es umRauschgift, morgen um Betrug", sagtGottfried Heil. Die oft unheimlichenGeschichten, die hinter all den aufbe-wahrten Messern, Waffen undSchlagstöcken stecken, ließen ihn in-zwischen kalt. Auch an blutver-schmierte Kleider, die im Originalzu-stand zu verwahren sind, hat er sichgewöhnt. Ein Fall habe sich abertrotzdem in sein Gedächtnis einge-brannt. „In Grünstadt verstarb vorein paar Jahren ein Baby in einemWäschekorb. Als der Korb hier gela-gert wurde, bekam ich doch ein mul-miges Gefühl", erinnert sich der Lei-ter der Asservatenkammer.

Gottfried Heil steuert auf ein wei-teres Regal zu. Er wirft einen kurzenBlick auf einen der rosafarbenen Zet-tel, die er an alle asservierten Objek-te geheftet hat. Er zieht ein Kissenhervor, nimmt es aus der Plastikfolie.„1988 wurde damit jemand ermor-det. Bis heute ist der Täter nochnicht gefunden", erzählt er. Momen-tan lagern in der Asservatenkammerder Staatsanwaltschaft rund 4000 Ge-genstände.•»' Neben Computern, auf denen Kin-derpornos gefunden wurden, stapeln«sich auch Waschmaschinen, Stereo-anlagen und Haschischpfeifen. Au-tos würden außerhalb, unter ande-rem bei Abschleppuntcrnehmen, um-

Wie hinter diesem Gewehr und den zwei Äxten steckt hinter allem in der Asservatenkammer eine Geschichte vonVerbrechen und Betrug. FOTO: BOLTE

tergestellt. „An einem Tatort sicherge-stellte Geldsummen werden hier imTresor eingeschlossen." Werden Dro-gen asserviert, würden diese genau ab-gemessen. Nach Ablauf eines Verfah-rens werden sie in der Verbrennungs-anlage in Ludwigshafen vernichtet.

Gottfried Heil schließt die schwereKellertür hinter sich. Der Raum, dermit Kameras überwacht wird, ist nunelektronisch gesichert. „Alle drei Mo-nate werden Asservate, die nach Ab-schluss eines Falles nicht mehr ge-braucht werden, verbrannt", sagt erauf dem Weg zu seinem Büro. Die zuasservierenden Gegenstände beschrif-tet Heil mit dem Aktenzeichen des ent-

sprechenden Falles. Zudem bekom-men die Asservate von ihm eine fort-laufende Nummerierung. Nach Jahres-zahl ordnet er die Objekte dann in denRegalen der zwei Asservatenkam-mern.

Bevor Äxte oder Einbruchswerk-zeug hierher kommen, werden vomLandeskriminalamt die Spuren daraufgesichert. „Nach einer Straftat stelltdie Polizei auch kleinste Gegenständesicher. Der zuständige Dezernent ei-nes Verfahrens entscheidet, welcheObjekte aufbewahrt werden", so Lo-thar Liebig, Leitender Oberstaatsan-walt in Frankenthal. Die Asservate die-nen beim Prozess als Beweisstücke.

Dabei würden auch schon mal vonder Gerichtsmedizin konservierteLeichenstücke vorgeführt.

„Nach Abschluss eines Verfahrenskann es sein, dass beschlagnahmteComputer oder Handys hier von derStaatsanwaltschaft weiter benutztwerden", sagt Liebig. Andere Gegen-stände werden im Landgericht regel-mäßig an die Öffentlichkeit verstei-gert. Der Erlös fließe in die Staatskas-sen.

Gottfried Heil verabschiedet sichschnell. Die Arbeit ruft. „Heute wer-den elf Kartons zur Asservierung an-geliefert", sagt er und hetzt durchden Flur.

Page 25: Zeitungsartikel Luc Müller

Ein Leben ganz weit obenDer Weiler Juf in der Schweiz gilt als höchstgelegene ganzjährig bewohnte Siedlung Europas - Der Ort ist beliebtes Ziel von Tagesausflüglern

• Der Finger wandert auf der Land-karte über das dicht besiedelte Mittel-land, überfliegt die Voralpen undschlängelt sich vorbei an dreitausendMeter hohen Berggipfeln in ein nurnoch grau schattiertes Hochtal hineinund bleibt zuhinterst beim Weiler Jufstehen. Das Dörfchen auf 2126 MeternOber dem Meeresspiegel im SchweizerKanton Graubünden gilt als die höchst-gelegene ganzjährig bewohnte Sied-lung Europas.

Zwei Bauernbetriebe, ein Kiosk mitSouvenirladen und Poststelle, ein Gast-haus und 20 klarte Wohnhäuser bil-den die karge Infrastruktur. Ansons-ten türmen sich um die rund 30 Ein-wohner Bergmassive wie das Wengen-hom (2883 Meter), das Gletscherhorn(3107 Meter) oder der Stallerberg(2579 Meter).

Trotzdem; Wild-romantische Vor-stellungen von einem Leben in völh-ger Abgeschiedenheit von Wintern, indenen alles in Schneemassen versinkt,rückt Markus Menn zurecht. Er arbei-

Hoch in den Bergen, aber mit regelmäßiger Busverbindung zum Rest derWelt: Der 30-Einwohner-Ort Juf. -FOTO ZIAWU

tet hier oben als Poststellenleiter, Post-bote und Ladenbesitzer und vermietetFerienwohnungen. „Vor allem das Wet-ter nimmt man auf über 2000 Meterintensiver wahr. Wenn der Wind so

richtig auffrischt, spürt man das ganzanders als im Tal. Aber sonst leben wirnicht fernab von der Welt"

Mit dem Auto ist das Dörfchen über»die asphaltierte, breite und wintersi-

chere Kantonsstraße", wie der Touris-musverein in seiner Broschüre wirbt,von Zürich aus in rund zweieinhalbStunden zu erreichen. Von der Kan-tonshauptstadt Chur schlangelt sichtäglich siebenmal ein Bus, das so ge-nannte Postauto, in Richtung Juf.

An einen äußerst schneereichenWinter erinnert sich Sybille Luzi vomörtlichen Verkehrsverein aber noch ge-nau. 1974 mussten nach mehreren La-winen einige ältere Einwohner ausge-flogen werden. Und per Hubschrau-ber wurde Brot für die herangeschafft,die den Schneemassen weiter trotz-ten.

Postbote Menn ist in Juf aufgewach-sen und hat dann zehn Jahre in Zürichgearbeitet. „Doch es hat mich wiederin die Berge gezogen. Die Ruhe hieroben ist unbezahlbar", schwärmt er.Die Ruhe suchen auch immer mehrTouristen: „Im Sommer tummeln sichmehr Besucher als Einwohner hieroben." Das Dörfchen hat sich daraufeingerichtet. Rund zehn Betten stehenfür Gäste bereit Nach Angaben vonSybille Luzi kommen auch immermehr Skifahrer. Rund zwei Kilometer

von Juf entfernt gibt es zwei Skilifte.Zu Jufs 30 Bewohnern gehören

auch zwei Familien mit insgesamt vierKindern. Zur Schule gehen sie in Cres-ta, dem Hauptort des Averstals. Hierstehen auch die einzige Kirche sowiedie Gemeindeverwaltung und ein gro-ßer Supermarkt. Oberhalb von Crestaliegt Platta. Mit 2132 Metern über demMeeresspiegel liegt der Weiler nochhöher als Juf. Aber ganzjährig be-wohnt ist er nicht

Konkurrenz aus Italien

Ganz unangefochten trägt Juf den Ti-tel der hochstgelegenen ganzjährig be-wohnten Siedlung Europas trotzdemnicht Auch Trepalle, ein zur italieni-schen Gemeinde Livigno gehörenderWeiler, beansprucht diese Besonder-heit für sich. Trepalle, so lässt das Ver-kehrsbüro Livigno verlauten, erstre-cke sich sogar bis auf eine Höhe von2210 Metern. Aber Die Kirche von Tre-palle liegt auf 2096 Metern über demMeer.

Das sei entscheidend für die Höhen-angabe, wie sie auf der Landkarte ver-

zeichnete werde, erklärt Martin Gurt-ner vom schweizerischen Bundesamtfür Landestopographie in Bern. Die of-fiziell in Karten eingezeichneten Hö-hen würden dem Dorf- oder Siedlungs-zentrum entsprechen - also dem Bahn-hof, einer Kirche oder Hauptkreuzun-gen. Das Zentrum von Juf liegt auf2126 Metern über dem Meer, also deut-lich höher als der Messpunkt bei derKirche von Trepalle. Deshalb dürfe Jufsicher weiterhin zu Recht als höchstge-legene, ganzjährig bewohnte Siedlunggelten, schrieb Gurtner in der Grau-bündner Zeitschrift „Terra Grischu-na".

Markus Menn von der Poststelle Jufberichtet, dass die besondere Lage deskleinen Weilers viele Tagesausflügleranlockt „Die Touristen lassen sich zurErinnerung oft Briefmarken mit demPoststempel von Juf abstempeln."Nein, einen Sonderstempel habe ernicht, daran habe er noch gar nichtgedacht Ein Schild mit der Aufschrift„Höchstgelegene Siedlung Europas*am Dorfeingang gibt es auch nicht.Aber „Das wäre aber eine gute Idee",findet Menn.

Tomaten, Mozzarella, Schinken - mehr nichtIn Zürich steht die einzige Pizza-Fachschule außerhalb Italiens - Expansionspläne und Kontakte in Richtung Deutschland

VON UNSEREN MITARBEITER

Luc Müller

• Auf den ersten Blick scheinen alleItalien-Klischees bestätigt An derWand hängt ein großes Poster mit denKickerhelden des AC Mailand in Jubel-posen, daneben prangt ein Schal desFußballvereins. Und Cosimo Bruno,Inhaber der Pizzafachschule Zürich,parliert gestenreich bei einem Espres-so mit zwei Kollegen. Doch wenn esum seine Pizza-Schule geht, ist nichtsvom sprichwörtlich liebenswerten ita-lienischen Schlendrian zu spüren.

„Der Pizzaiolo (Pizzabäcker) war bis-her eine fast folkloristische Figur, diezwar phantasievoll und geschicktagierte, aber meist nicht über fundier-te Fachkenntnisse verfügte. Da wurdeviel improvisiert", sagt Cosimo mit

ernster Stimme. In seiner Pizza-Fach-schule, die einzige offizielle Fachschu-le für Pizzabäcker außerhalb von Ita-lien, kann sich jeder alle wichtigenGrundkenntnisse aneignen.

Der Lehrplan vermittelt die Herstel-lung von verschiedenen Pizzateigen,Kenntnisse über Zutaten und Wein so-wie Maschinenkunde und Buchfüh-rung. Wie eine originale Pizza zuberei-tete werden muss, gibt unter anderemdas europäische Institut für die italie-nische Pizza in Straßburg vor, vondem die Pizza-Fachschule Zürich indiesem Jahr den Titel „Alta scuola diQualita" (Hohe Schule der Qualität) be-kam. Zudem arbeitet Bruno mit demItalienischen Kochverband (FIC) zu-sammen.

Den Weg in Brunos Schule findenLeute, die bereits im Gastgewerbe ar-

beiten und sich hier weiterbilden.Aber auch Schulabgänger, die eine Be-rufsausbildung zum Pizzabäcker ma-chen, drücken hier die Schulbank,oder Menschen, die vorher in einerganz anderen Branche gearbeitet ha-ben. Vermittelt werden sie vom örtli-chen Arbeitsvermittlungscenter(RAV). Nach Angaben des Schulleitersstellen die 34- bis 44-Jährigen die größ-te Gruppe.

Vom Bauarbeiter zum Pizza-Lehrer

Er selbst sei 1979 als Bauarbeiter indie Schweiz nach Luzern gekommen,erzählt Cosimo Bruno, während er ei-nen Pizzateig vorbereitet 1995 habe erdann für eine Beraterfirma in der Gas-tronomiebranche gearbeitet. »Ich habeschnell gemerkt dass für eine profes-

sionelle Pizzabäcker-Ausbildung imdeutschsprachigen Raum eine Markt-lücke besteht." In Mailand ließ er sich1995 zunächst selbst zum Pizzabäckerausbilden, im Jahr 2000 machte er zu-sätzlich die Ausbildung zum Kurslei-ter für Pizzaioli.

Der Einsteiger-Kurs für einen Pizza-10I0 dauert etwa drei Wochen und kos-tet rund 2500 Pranken (zirka 1500Euro). Zur Ausbildung gehört auchein mehrwöchiges Praktikum, dasnach Kursende in einer Pizzeria absol-viert wird. In den Kantonen Tessinund Graubünden wird das Diplom,das jeder Pizzaiolo zum Abschluss desKurses erhält, bereits offiziell aner-kannt

„Über 90 Prozent unserer Schülerhaben nach ihrem Abschluss eine Stel-le gefunden", erklärt Cosimo Bruno

nicht ohne Stolz. „Ich bin glücklich,dass ich schon manchem Arbeitslosenwieder eine Perspektive geben konn-te", fügt der Pizza-Chef an. Nach Endedes Lehrgangs bei Bruno kann ein Piz-zabäcker bis zu 3500 Schweizer Pran-ken (rund 2100 Euro) brutto im Monatverdienen.

In der Schweiz gebe es rund 2700Restaurants und Pizzerien, die monat-lich bis zu 25 neue Pizzabäcker su-chen, so der Schulleiter. Nun versuchtBruno auch in Deutschland mit einerweiteren Pizza-Fachschule Fuß zu fas-sen. Zum Hotel- und Gaststättenver-band (Dehoga) Baden-Württemberghat er schon Kontakt

Während er von seinen Expansions-plänen erzählt, schiebt Bruno einenfertigen Pizzateig in den Ofen. Nachwenigen Minuten serviert er kleine

Pizzen, bestrichen mit einer dickenSchokoladensauce. .Das ist der Trenddieses Jahres. Die Dessertpizza, die inItalien schon länger auf der Speisekar-te steht", verrät der Meister.

Bruno hat klare Vorstellungen, wieeine Pizza schmecken muss: „PizzaHawai gibt es bei mir nicht Früchteund Mozzarella vertragen sich nicht"Tomaten, Mozzarella und Vorder- oderKochschinken - mehr brauche es ei-gentlich nicht „Ganz wichtig: Die Piz-za nicht mit Belag überladen. Dasschmeckt nicht", sagt Bruno noch.

Sonntags ist der Meisterbäckermeist nicht zu erreichen. Da spielenselbst Pizzateigkugeln keine Rolle.Dann hat Bruno in Mailand auf der Tri-büne nur Augen für die Lederkugelauf dem Rasen, der seine Lieblingevom AC Mailand hinterher jagen.

Page 26: Zeitungsartikel Luc Müller

DIE RHEINPFALZ - NR. 166 LEBEN HEUTE SAMSTAG, 20. JULI 2002

Im Land der Heidi wird nicht spontan gelachtWie ein Schweizer seine Nachbarn Deutschland und Österreich sieht - eine Beschreibung ganz ohne Klischees, versteht sich

Luc Müller

> Mein Gott, hab ich's gut. Ich bin un-glaublich reich, bin für mein Lebengern ein Arbeitstier (immer schon um7 Uhr sitze ich im Büro) und immertop organisiert. So weiß es zumindestdie Boulevard-Zeitung „Bild", die kürz-lich den Lesern fachkundig erklärte,warum die Schweizer so spießig sind.

Aber gleichzeitig ist nicht alles sorosig, denn ich führe ein ängstlichesLeben. „Der Schweizer hat immer vorirgendetwas Angst, und er ist nicht

Herz ist rein", so „Bild". Was mich be-sonders auszeichnet: Ich hasse Sinnen-freuden (es könnte ja jemand Anstoßdaran nehmen) und ich bin penibelauf Sauberkeit bedacht (ich lasse kei-nen Krümel Staub liegen). Das Autowird selbstverständlich jede Wochegründlichst gewaschen. Und wenn ich

spontanes Lachen auf offener Straße,

Sauberkeit geht über alles

Am wohlsten ist es mir unter Gleichge-

seinesgleichen zusammensitzt. Auchh Angst vor Ausländern - das

hat „Bild" sehr gut erkannt - und da-rum bin ich so froh, dass sich mein

Heimatland noch nicht dem Joch derEU unterworfen hat. Noch kurz waszu den Eidgenossinnen. „Sauberkeitgeht ihr über alles. Ihr Reich ist Kü-che, Kinder und gelegentlich die Kir-che", lese ich in „Bild". Besser kannman es nicht ausdrücken.

Man kann uns Schweizer liebenoder hassen, aber die Schweiz sollteman auf jeden Fall immer ernst neh-men. Das weiß auch die „FrankfurterRundschau"; „Der Schweizer ist alsGegner nicht zu unterschätzen. Undsolange es ihm gelingt, seinen Geßler-Hut auf die Spitzen der höchsten Bau-

me und renommiertesten In-stitute (in Frankfurt) zu pflanzen, müs-sen wir ihn wohl oder übel grüßen."Recht so.

Wir Schweizer sind nun einmal „cle-ver und geschäftstüchtig." Aber dasliegt uns seit jeher im Blut. Nicht ver-gebens haben unsere Ur-Väter aufdem „Rütli", der Wiege der Schweiz,den Eid zur Unabhängigkeit geschwo-ren. Noch heute singen wir am Natio-nalfeiertag am 1. August bei Bratwurstund Bier voller Inbrunst; „Trittst imMorgenrot (daher, Seh ich dich imStrahlenmeer, Dich, du Hocherhabe-

nerf Herrlicher! Wenn der Alpenfirnsich rötet, Betet, freie Schweizer, be-tet! Eure fromme Seele ahntGott im hehren Vaterland,Gott, den Herrn, im heh-ren Vaterland."

Doch nun ist ge-nug über unsSchweizer ge-sagt. Lieber einBlick zu den„Schwaben",

Schwei-zer unse-

ben. Mit seinem fetten Mercedes ver-;ht er zur Skisaison anzureisenund verursacht natürlich schon

den ersten Kurven zur Pass-straße einen Stau, weil er

halt in den Bergen doch' guter Au-

„Ach wie nett,in der Schweizhabe ich auchschon Urlaubmacht. So ein TollesLand, und die Leute sindso freundlich", höre ich oft.Was für ein Gegensatz. „MachPlatz, ich bin Deutscher!" Als ell-bögelnder Aufschneider wird der Deut-sche in der Schweiz gerne beschrie-

ße Socken trägt,ist schon fast ein

Klassiker. Aber esgeht ja noch dicker.

Mit großer Selbstver-ständlichkeit wird im Italie-

nisch sprechenden Tessin nurauf Hochdeutsch bestellt. So ist es

halt: eine Fremdsprache spricht.dasVolk des Fußball Vize-Weltmeisters

(die Schweizer haben tief aufgeatmet,dass diese Elf nicht den Titel geholthat) ja sowieso nicht.

Und immer diese Schlagermusik.Am liebsten startet der Deutsche dazunatürlich eine „Polonaise-Blankenai-seu oder schunkelt vor einem frisch ge-zapften Bier mit seinem Sitznachbarn.Dazu verdrückt er seinen geliebtenSaumagen oder ein Eisbein. Ein positi-ver Zug des Deutschen: Er ist fast sofleißig wie der Schweizer und die Be-amten können ganz schön penibelsein. Respekt!

Ganz anders als die Österreicher.Machen immer gern auf Kunst beflis-sen. Und was heißt schon „WienerSchmäh". Das ist einfach derenschlampige Art, die sie mit einemHandkuss zu überspielen versuchen«Doch ist der „Ösi" im Innern sowiesonur am „Heurigen" interessiert undschwärmt in weinseliger Stimmungüber die „ach so tolle Kaiserin Sissi".

„Mozartkugel" und Stephansdom

Dabei ist Wien doch auch nur Provinz.Ein Stephansdom und das Burgtheatermachen noch lange keine Weltstadtaus. „Kaiserschmarren" und „Mozart-kugeln" machen sowieso nur dick.Aber was soll's, die Österreicher kön-nen den Schweizern ja eh nicht dasWasser reichen. Man hat ja gesehen,was passiert, wenn die da drüben malgroße Politik machen wollen. Schonist ganz Europa verärgert und boykot-tiert die Alpenrepublik. Die „Ösis"sind halt ein bisschen verschlafen undnicht so richtig intelligent. Gut, Skifah-ren können sie noch so halb. Aber inder Abfahrt geht's ja eh nur bergab.Wenn man den ganzen Tag im Kaffee-

. haus rumsitzt, dann kann ja nichts zuStande kommen.

Eigentlich haben wir nichts gegendie Österreicher, die sind ja schließ-lich auch ein Bergvolk - das verbin-det. Eher schon ein bisschen MitleidDie „Ösis" können machen, was siewollen: Sie bleiben immer ein biss-chen hinterwäldlerisch und linkisch.Aber das kann ja auch ganz nett sein.

Übrigens noch etwas: Es wurde jaoft gespöttelt darüber, dass die Schwei-zer schon wieder nicht an der Fußball-weltmeisterschaft teilgenommen ha-ben. Es ist aber nur ein böses Gerücht,dass die Schweizer Fußballnational-mannschaft in Südkorea und Japannicht mitgespielt hat, weil die Mehr-heit der Schweizer Bürger bei einerVolksabstimmung dazu Nein gesagthat.

KLISCHEES UNDVORURTEILE

Wer mit Klischees um sich wirft, wiees in dem Hauptartikel auf der linkenSeite geschieht, muss diese richtigeinzuordnen wissen, Klischees wer-den hier in übersteigender der Formverwendet, sodass sie sich zwar ander Grenze zur Boshaftigkeit bewe-gen, aber dennoch als Neckerei zuverstehen sind. Und das Spiel wirdvon den Schweizern, Deutschen undÖsterreichern auch so verstanden,denn die wissen selbst um das, Bild,das von ihnen überzeichnet verbrei-tet wird. Auf humorvolle und selbst-ironische Art nehmen sich denn die„Schwaben1*, die „Ösis" oder „Kuh-schweizer" auch gerne mal selber aufdie Schippe und schlüpfen in Rollen,die sämtliche Klischees bedienen.Die Übersteigerung kennzeichnet dieKlischees in dem Sinne, dass dieseals plump und lächerlich erscheinenund so ihre Ernsthaftigkeit verlieren.

Gefährlich wird es dann, wenn Kli-schees plötzlich in Vorurteile um-schlagen. „Als Vorurteile erscheinen

kannte menschliche Wertvorstellun-gen verstoßen, nämlich gegen dieNormen", definiert die Vorurteilsfor-schung, im wesentlichen die Psycho-logie, Sozialpsychologie, und die So-ziologie (in: Information zur politi-schen Bildung Nummer 271/2001).So verletzten Vorurteile die Rationali-tätsnorm durch vorschnelles Urtei-len ohne genauere Kenntnis des Sach-verhaltes, durch starres, dogmati-sches Festhalten an Fehlurteilen, in-dem triftige Gegenargumente nichtanerkannt werden.

Die Forschung hat gezeigt, dass„keine Übereinstimmung zwischender Realität und unserer subjektivenWahrnehmung besteht oder beste-hen muss", wie der Soziologe WernerBergmann in seinem Artikel „Wassind Vorurteile?" erklärt, {in: Informa-tionen zur politischen Bildung, Num-mer 271/2001), „Zahlreiche Faktorenwie unsere Interessen, Erfahrungen,Bedürfnisse und Motive bestimmenmit, was und wie wir etwas (selektiv)wahrnehmen", schreibt Bergmannweiten Im Alltag würden Vorurteilemeist sowieso nicht durch persönli-che Erfahrungen oder Konflikte mitMitgliedern einer andern Gruppe ent-stehen.

Die Lernpsychologie und die Sozia-isationstheorie nehmen an, dass vor-handene soziale Wertungen gegen-über andere Gruppen von der Fami-lie, Freunden, der Schule und heuteprimär durch die Massenmedien ver-mittelt werden, (uc)

Warum der Österreicher zwei Mal rückwärts fährtWitze verbreiten mit Vorliebe Klischees - Die Schweizer können nicht mal schnell genug Schnecken sammeln und die Ostfriesen keine Essiggurken essen

• Eine unerschöpfliche Quelle vonKlischees bilden Witze. Im deutsch-sprachigen Raum ist denn auch schonhinlänglich bekannt, dass die Ostfrie-sen dümmlich sind, die Österreicherein bisschen hinterwäldlerisch und dieSchweizer ganz schön langsam.

die Ostfriesen zur Zielscheibe vonAnekdoten, wobei immer der linki-

sche Bauer vom hohen Norden darge-stellt wird: „Warum essen die Ostfriesenkeine Essiggurken? Weil sie mit demKopf nicht ms Glas reinkommen."

Dümmliche Ostfriesen

Gern wird in den Witzen das bäuerli-che Umfeld Ostfrieslands durch denKakao gezogen: „Warum tragen Ostfrie-sinnen beim Melken Kopftücher? Damitman sie von den Kühen unterscheiden

Auch der Spruch „Wit bringt manDen Ostfriesen Bellen bei? Indem man

sagt; ,Da hinten gibt es Freibier!" Wo-

rauf der Ostfriese antwortet: „Wou, wou,

wou?" lebt von der Anspielung aufden Dialekt, der für viele ländlich undbäuerisch klingt. Am häufigsten wirdder Ostfriese einfach als doof darge-stellt (..Zwei lassen sich als Astronautenanheuern: „Wohin fliegen wir eigent-lich?", fragt der eine, „Zur Sonne", ant-

wortet der andere, „Du spinnst, das istviel zu heiß." „Am Tag schon, aber wirfliegen ja nachts.") oder als beschränkt("Ein Ostfriese geht in ein Restaurantund sagt: „Ich möchte etwas essen, wasich bisher noch nie gehabt habe." Da-

Gängiges Klischee: Alle Österrei-cher lieben die "Sissi" — FOTO: KEYSTONE

rauf der Wirt: „Nehmen Sie dochHirn!").

Ähnliche Berühmtheit haben die„Österreicher-Witze" erlangt. Die Be-wohner der Alpenrepublik gelten eben-falls als trottelig: „Zwei Österreichernach der Fahrprüfung. „Bist durchkim-ma?" „Na!" ..Warum ned?" „Vorm Krei-sei is io gstonden," „ja und?" „Bin iholt dreißig Mol im Kreis gfoan." „Hostdi verzöhlt?" Eine weitere Kostprobe

dazu: „Österreich startet ein neues For-schungsprojekt. Spitzenwissenschaßlerder Alpenrepublik wollen herausfinden,wohin das Licht geht, wenn man es aus-schaltet. Die Wissenschaftler befindensich alle in einem fensterlosen Raum.Sie zählen bis zehn. Dann wird dasLicht ausgeschaltet. Alle beginnen fieber-haft zu suchen. Plötzlich kommt einerangerannt und ruft: „Ich hab's. ImKühlschrank isses."

In den Witzen treten auch gerne Ös-terreicher und Schweizer gemeinsamauf, wobei je nach Staatsangehörigkeitder eine dem andern geistig klar über-legen ist: „Ein österreichischer Busfah-rer kommt rückwärts an die schweizeri-sche Grenze gefahren. Fragt der Schwei-zer: „Warum fahren Sie rückwärts?"„Weil ich gleich in ein Bergdorf in derSchweiz fahren muss und dort obennicht wenden kann, aber heute Abendvorwärts runterfahren möchte.u Abendskommt der Ösi wieder rückwärts an dieSchweizer Grenze gefahren. Der Schwei-zer nWas ist los, warumfahren Sie wie-der rückwärts?" Darauf der Ösi: „Ichkonnte oben doch wenden!"

Sogar auf höchster politischer Ebe-ne verhalten sich die Österreicherdümmlich: „Der österreichische Regie-rungschef besucht den Schweizer Bun-despräsidenten, um sich über all die Ös-terreicher-Witze zu beschweren, dieman sich in der Schweiz erzählt,"Man könnte auf die Idee kommen,alle Österreicher seien dumm", sagt er.„Du solltest das nicht so ernst nehmen",antwortet sein Schweizer Amtskollege,„Es gibt ja auch bei uns dumme Schwei-

zer. Ich beweise es Dir gleich." Der Bun-despräsident geht zu seinem Chauffeurund sagt: „Fahren Sie zu mir nach Hau-se und sehen Sie nach, ob ich dort bin."Der Chauffeur fährt sofort los. „Der istwirklich strohdumm", sagt der österrei-chische Regierungschef „Es wäre dochviel einfacher gewesen, Sie vom Telefonaus anzurufen."

Ein weiteres Besispiel dazu: »EinBerner und ein Österreicher wollen sichumbringen und stürzen sich gleichzeitigvom Berner Münster. Wer kommt zu-erst untern an? Der Bemer, der Österrei-cher hat sich verflogen,"

Langsame Schweizer

Die Witze über die Schweizer drehensich oft um ihre Langsamkeit: „EinSchweizer und ein Deutscher gehen inden Wald um Schnecken zu sammeln,

einiger Zeit treffen sie sich wiederund der Deutsche hat den Korb voll mitSchnecken, der Korb des Schweizers hin-gegen ist vollkommen leer Der Deutschefragt ihn: „Sag mal, warum hast Dudenn keine einzige gefunden? Hier hates doch viele Schnecken!" Sagt derSchweizer: „ja, Schnecken hat es schonviele. Aber immer, wenn ich eine aufrie-ben wollte ... husch, husch war sie weg,"

Gern wird in den Witzen auch überden Reichtum der Schweizer gespöt-telt: „Ein Mann will in Zürich Geld ein-legen. „Wie viel wollen Sie einzahlen?"Flüstert der Mann: „Drei Millionen."„Sie können ruhig laut sprechen. In derSchweiz ist Armut keine Schande", be-ruhigt der Bankangestellte, (uc)

So stellt man sich Deutschland vor: Biertrinkende Menschen in zünftigenTrachten, die mit Begeisterung Blasmusik hören. -FOTO: KUN

Page 27: Zeitungsartikel Luc Müller

Oh du fröhliche, oh du schräge WeihnachtszeitAls Straßenmusiker in der Fußgängerzone - Nach einer knappen Stunde 16 Euro in der Kappe

VON UNSEREM REDAKTIONSMITGLIEDLuc MÜLLER

• Ist das jetzt c oder doch eis? Ichgebe mich gelassen und überbrückedie Passage mit einer eigenwilligenImprovisation. Eine ältere Damekramt in ihrem Geldbeutel. 50 Centfliegen in die Baseball-Mütze, die aufmeinem Saxofon-Koffer liegt. Ich set-ze kurz das Mundstück ab und blätte-re im Notenheft „Die schönsten Weih-nachtslieder in sehr leichten Bearbei-tungen". Jetzt laufe es wohl schon einbisschen besser, spricht mich einMann an. Die Töne seien nun saube-rer. In der Bahnhofstraße, wo ichmich leicht versteckt in Höhe Stadt-sparkasse postiert habe, zieht es unan-genehm. Die Fingerspitzen sindleicht unterkühlt. Jetzt gebe ich Gas.Mit geschlossenen Augen mache icheinen auf abgebrühten Jazz-Musiker.Das hohe C klingt hölzern, quietschtleicht. Einer dick-eingehüllten Frauauf dem Weg zum Markt gefällt estrotzdem. 1 Euro kommt dazu.

Ich schlage „Stille Nacht, HeiligeNacht" im Notenheft auf. Zum Glückkein Kreuz und kein B. Irgendwie hatdas bei dem Typen in den U-Bahnge-wölben von London besser geklun-gen, denke ich mir so nebenbei. Die-ser Meinung ist auch der ältere Herr,der nur leicht mit dem Kopf schüttelt.„Wo kann man den abstellen, ist jagrausam", sagt er zu unserem Foto-grafen, wie ich später erfahre.

Dafür kann ich soeben eine Fraumit Kinderwagen beeindrucken. IhrKleiner lächelt. Ich werfe der Muttereinen coolen Blick zu. Schließlich binich Saxofonspieler. Prompt spiele ichein D statt F. Oh du fröhliche, oh duschräge Weihnachtszeit, habe ich so-eben gespielt. „Stellen Sie sich dochweiter nach vorne, da hat letzte Wo-che auch schon einer gestanden", gibtmir ein Gemüsehändler einen Tipp.Er legt noch eine Münze in meineKappe. Kleine Pause ist angesagt. Ichreibe meine Hände.

Vor allem ältere Leute würdigten den musikalischen Einsatz, indem sie eineMünze in die Kappe warfen. —FOTOBOLTE

Eigentlich hab ich Last auf einenGlühwein. Doch die Kunst geht vor.Ich packe mein „Real Book der JazzStandards" aus. Der Klassiker unterden Musikern. Das macht doch was

her. „Summer time" überblättere ich.Ich entscheide mich für „Misty" vonErroll Garner. Das Mundstück sitzt,der Trageriemen ist gerichtet. MeinGott, bringe ich das Stück gefühlvoll

rüber, denke ich mir noch. Schonsteht ein älterer Zuhörer da undschaut kritisch auf das Notenblatt.„Jetzt stimmt es wieder", sagt er miteinem Lächeln und zieht davon.

Ich steige wieder auf die Weih-nachtslieder um. Die bringen mehrGewinn ein. „Oh du fröhliche, oh duselige" zum Fünften.

Zwei Damen gesetzteren Alters set-zen ihre Einkaufstaschen ab. Wiederklimpert es in der Mütze. Ich reißemich zusammen. Drei junge Mädelsmit Handtäschchen schlendern Armin Arm Richtung Marktplatz. Jetztzählt nur Gefühl. Der rechte Mittelfin-ger scheint aber das E nicht zu fin-den. Doch noch geschafft. Der kompli-zierte Lauf über vier Töne ist bewäl-tigt. Die Damen aber nicht überwäl-tigt davon. Kein Geld, kein Blick. Mei-ne Zuhörerschaft hat sich endgültigdefiniert. Rüstige Rentnerinnen mitgepflegtem Halstuch und braunenWintermänteln. Die wissen wohlnoch, wie hart es nach dem Kriegwar, als keiner etwas hatte. Und vieleauf der Straße standen.

Ich setze langsam zum finalen Hö-hepunkt an. Nochmals „Stille Nacht,heilige Nacht" als Zugabe, die eigent-lich keiner gewünscht hat. Die Fingersind nun endgültig vor Kälte erstarrtund meine Nase läuft. Ich packe zu-sammen. Aus dem soeben abmontier-ten Saxofonhals tropft der Speichel he-raus. Eine knappe Stunde hat meinAuftritt gedauert. Beifallsstürme blie-ben aus.

Ich habe mir fest vorgenommen,mehr zu üben. Schließlich habe ichden Typen aus London noch nicht ver-gessen. Dem werd ich's noch zeigen,denk ich mir und trotte mit meinemNotenständer davon.

Das eingespielte Geld in Höhe von16,10 Euro habe ich übrigens für denkrebskranken Labinut aus dem Koso-vo gespendet, der in der Uni-Klinik inHeidelberg liegt und dessen Eltern im-mer noch Geld für seine Behandlungbrauchen.

Page 28: Zeitungsartikel Luc Müller

© ÎÎÎ «À-ÌÅÄÈÀ». 2006-2010 ã. Âñå ïðàâà çàùèùåíû.Ãàçåòà îòïå÷àòàíà â èçäàòåëüñòâå «Îèëà-ïðèíò». | Ïðè èñïîëüçîâàíèè ïóáëèêàöèè ãàçåòû ññûëêà íà ãàçåòó è àâòîðà îáÿçàòåëüíà. | Ãàçåòà ïå÷àòàåòñÿ ïðè òåõíè÷åñêîé ïîääåðæêå îôèñà ÎÁÑÅ â Äóøàíáå

Ð Å Ä À Ê ÖÈ ßÃëàâíûé ðåäàêòîð:Çàôàð ÀÁÄÓËËÀÅÂ

Âñå ðóêîïèñè, ôîòîñíèìêè è êîððåñïîíäåíöèÿ, ïðèñëàííûå â ðåäàêöèþ áåç çàêàçà íå âîçâðàùàþòñÿ è íå ðåöåíçèðóþòñÿ.Òî÷êè çðåíèÿ ðåäàêöèè è àâòîðîâ íå âñåãäà ñîâïàäàþò. Îòâåòñòâåííîñòü çà ïîäáîð, òî÷íîñòü ôàêòîâ, öèòàò è äàííûõ íåñóò àâòîðû ïóáëèêàöèè.Ïóáëèêàöèè, ïîìå÷åííûå çíàêîì ® ïóáëèêóþòñÿ íà ïðàâàõ ðåêëàìû.

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Ó×ÐÅÄÈÒÅËÜ: ÎÎÎ “À-ÌÅÄÈÀ” | Ðåã.íîìåð 003-1102 Ìèíþñòà ÐÒ | Íàø àäðåñ: 734018, Äóøàíáå, ïð. Ñ.Øåðîçè, 16 (ÃÆÊ), 2 ýòàæ | Òåë.: 227-10-84, 227-14-44 | Å-mail: [email protected]| Íàø ñàéò: www.avesta.tj

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