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Vereinte Nationen Ziele für nachhaltige Entwicklung Bericht 2016

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Vereinte Nationen

Ziele für nachhaltige EntwicklungBericht 2016

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Inhalt

2 Vorwort

3 Überblick

12 Ziel 1: Keine Armut

14 Ziel 2: Kein Hunger

16 Ziel 3: Gesundheit und Wohlergehen

18 Ziel 4: Hochwertige Bildung

20 Ziel 5: Geschlechtergleichheit

22 Ziel 6: Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen

24 Ziel 7: Bezahlbare und saubere Energie

26 Ziel 8: Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum

28 Ziel 9: Industrie, Innovation und Infrastruktur

30 Ziel 10: Weniger Ungleichheiten

32 Ziel 11: Nachhaltige Städte und Gemeinden

34 Ziel 12: Nachhaltige/r Konsum und Produktion

36 Ziel 13: Maßnahmen zum Klimaschutz

38 Ziel 14: Leben unter Wasser

40 Ziel 15: Leben an Land

42 Ziel 16: Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen

44 Ziel 17: Partnerschaften zur Erreichung der Ziele

48 Niemanden zurücklassen

50 Hinweise für den Leser

51 Regionale Gruppen

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Vereinte Nationen New York 2016

Ziele für nachhaltige Entwicklung Bericht 2016

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Vorwort

Am 1. Januar 2016 begann offiziell der Prozess der Umsetzung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung, des auf 17 Zielen gründenden transformativen Aktionsplans zur Bewältigung der drängenden globalen Herausforderungen in den kommenden 15 Jahren.

Die Agenda ist ein „Fahrplan“ für die Menschen und den Planeten, der auf dem Erfolg der Millenniums-Entwicklungsziele aufbauen und einen nachhaltigen sozialen und wirtschaftlichen Fortschritt weltweit gewährleisten wird. Die Agenda hat nicht nur die Beseitigung der extremen Armut zum Ziel, sondern auch die ausgewogene Integration der drei Dimensionen der nachhaltigen Entwicklung – der wirtschaft-lichen, der sozialen und der ökologischen Dimension – in eine umfassende globale Vision.

Wichtig ist, dass wir die Umsetzung der Agenda chancen- und zielbewusst und auf der Grundlage einer genauen Standortbestimmung angehen.

Das ist das Ziel dieses Berichts. Anhand der derzeit ver-fügbaren Daten bietet er einen Überblick über die 17 Ziele und zeigt die gravierendsten Defizite und wichtigsten Herausforderungen auf.

Die neuesten Daten zeigen, dass einer von acht Menschen nach wie vor in extremer Armut lebt, nahezu 800 Millionen Menschen Hunger leiden, die Geburten von fast 25 Prozent aller Kinder unter 5 Jahren nicht registriert sind, 1,1 Milliarden Menschen ohne Elektrizität leben und mehr als 2 Milliarden Menschen von Wasserknappheit betroffen sind.

Diese Statistiken machen sichtbar, wie wichtig koordi-nierte globale Anstrengungen zur Generierung verläss-licher und aktueller Daten für systematische Folge- und Fortschrittsüberprüfungen sein werden.

Die Ziele für nachhaltige Entwicklung gelten für alle Gesellschaften. Selbst die reichsten Länder müssen noch die volle Gleichberechtigung und Selbstbestimmung der Frauen erreichen und Diskriminierung beseitigen. Um die Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen, werden alle Länder sie in ihre nationalen politischen Strategien und Pläne einbauen müssen

Dieser erste Bericht ist ein Ausgangspunkt. Mit kollektiven globalen Maßnahmen können wir die Chancen, die vor uns sind, nutzen und gemeinsam die mit der Agenda 2030 einge-gangene Verpflichtung, niemanden zurückzulassen, erfüllen.

BAN Ki-moon Generalsekretär der Vereinten Nationen

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Überblick

Dieser Bericht über die globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDG) ist eine erste Bestandsaufnahme am Anfang unseres gemeinsamen Wegs bis zum Jahr 2030. Er enthält Analysen ausgewählter Indikatoren aus dem Rahmen globaler Indikatoren, für die Daten vorliegen, als Beispiele für die Herausstellung einiger kritischer Defizite und Herausforderungen. Die Liste der von der Statistischen Kommission der Vereinten Nationen im März 2016 ver-einbarten SDG-Indikatoren wird mit der Verbesserung der Erhebungsmethoden und der Datenverfügbarkeit ebenfalls Verfeinerungen und Verbesserungen erfahren.

Jede Reise hat einen Anfangs- und Endpunkt. Die Planung die-ser Reise und die Bestimmung wichtiger Etappenziele erfor-dert zugängliche, aktuelle und verlässliche aufgeschlüsselte Daten. Die Datenerfordernisse für die globalen Indikatoren sind fast so einzigartig wie die SDG-Ziele selbst und stellen alle Länder vor eine enorme Herausforderung. Dennoch ist der hierfür erforderliche Auf- und Ausbau nationaler statis-tischer Kapazitäten ein unerlässlicher Schritt, um unseren jetzigen Standort zu bestimmen, einen Kurs für die Zukunft zu setzen und unsere gemeinsame Vision der Verwirklichung näherzubringen.

Ziel 1: Armut in allen ihren Formen und überall beenden

Ziel 1 ist der Aufruf, die Armut in allen ihren Formen, einschließlich der extremen Armut, in den nächsten 15 Jahren zu beenden. Allen Menschen, einschließlich der Ärmsten und Schwächsten, stehen ein grundlegender Lebensstandard und Sozialschutz zu.

fVon 2002 bis 2012 halbierte sich der Anteil der Weltbevölkerung unter der Armutsgrenze von 26 auf 13 Prozent. Das heißt, dass 2012 einer von acht Menschen weltweit in extremer Armut lebte. In Afrika südlich der Sahara, wo 2012 mehr als 40 Prozent der Menschen mit weniger als 1,90 Dollar pro Tag auskommen mussten, ist Armut nach wie vor weit verbreitet.

f2015 lebten weltweit 10 Prozent aller Arbeitenden und ihre Familien von weni-ger als 1,90 Dollar pro Kopf und Tag; 2000 waren es noch 28 Prozent.

fDie 15- bis 24-Jährigen leiden am ehesten unter Erwerbsarmut: 2015 leb-ten 16 Prozent aller beschäftigten Jugendlichen unter der Armutsgrenze, im Vergleich zu 9 Prozent der Erwachsenen.

fIn Ländern mit niedrigem Einkommen erhält etwa ein Fünftel der Menschen Sozialhilfe- oder Sozialschutzleistungen, während es in Ländern mit höherem mittlerem Einkommen zwei Drittel sind.

1 von 8 Menschen lebte 2012 in extremer Armut

Sozialhilfe- oder Sozialschutzleistungen

1 von 5in Ländern

mit niedrigemEinkommen

2 von 3 in Ländern mit

höherem mittleremEinkommen

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Ziele für nachhaltige Entwicklung – Bericht 2016 4

Ziel 2: Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern

Mit Ziel 2 sollen Hunger und alle Formen von Fehlernährung bis 2030 been-det und eine nachhaltige Nahrungsmittelproduktion erreicht werden. Jeder soll Zugang zu ausreichenden nahrhaften Nahrungsmitteln haben; dies erfordert eine breite Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft, eine Verdoppelung der Agrarproduktivität, mehr Investitionen und funktionierende Nahrungsmittelmärkte.

fDer Anteil der Hunger leidenden Bevölkerung sank weltweit von 15 Prozent 2000-2002 auf 11 Prozent 2014-2016. Dennoch sind fast 800 Millionen Menschen weiter ohne Zugang zu ausreichender Nahrung.

fIn Afrika südlich der Sahara litten 2015 mehr als die Hälfte aller Erwachsenen unter mäßiger oder schwerer und ein Viertel unter schwerer Ernährungsunsicherheit.

f2014 war eines von vier Kindern unter 5 Jahren – ca. 158,6 Millionen Kinder – von Wachstumshemmung betroffen.

fZwischen 2000 und 2014 stieg der Anteil der Kinder unter 5 Jahren mit Übergewicht um fast 20 Prozent. Weltweit sind etwa 41 Millionen Kinder die-ser Altersgruppe übergewichtig; fast die Hälfte von ihnen lebt in Asien.

Ziel 3: Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern

Mit Ziel 3 sollen die reproduktive Gesundheit und die Gesundheit von Müttern und Kindern verbessert, schwere übertragbare Krankheiten beendet, nichtüber-tragbare und umweltbedingte Krankheiten verringert und für alle eine Gesund-heitsversorgung und der Zugang zu sicheren, bezahlbaren und wirksamen Medikamenten und Impfstoffen gesichert werden.

fVon 1990 bis 2015 sank die weltweite Müttersterblichkeit um 44 Prozent und die Sterblichkeit von Kindern unter 5 Jahren um mehr als die Hälfte. Dennoch starben 2015 ca. 5,9 Millionen Kinder unter 5 Jahren, die meisten aus vermeid-baren Ursachen.

fDie HIV-, Malaria- und Tuberkulose-Inzidenz sank zwischen 2000 und 2015 weltweit. Dennoch gab es 2015 2,1 Millionen HIV-Neuinfizierte, und schät-zungsweise 214 Millionen Menschen erkrankten an der Malaria. Fast die Hälfte der Weltbevölkerung ist malariagefährdet, aber 2015 traten 89 Prozent aller Fälle in Afrika südlich der Sahara auf.

f2015 benutzten weltweit etwa drei Viertel aller in einer Ehe oder Partnerschaft lebenden Frauen im gebärfähigen Alter moderne Verhütungsmethoden.

f2012 waren bei fast zwei Dritteln der Menschen unter 70 Jahren, die an nich-tübertragbaren Krankheiten starben, Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen die Ursache

Von 1990 bis 2015 sankdie Sterblichkeit vonKindern unter 5 Jahrenum mehr als die Hälfte

2015 traten 89 Prozentaller Fälle von Malariain Afrika südlichder Sahara auf89%

91

43

8

Todesfälle je 1.000 Lebendgeburten

20151990

15%

11%Weltbevölkerung, die Hunger leidet, sank von 15 auf 11 Prozent

Noch immerhungern fast

800 Millionen

2014 war 1 von 4 Kindern unter5 Jahren wachstumsgestört

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5 Überblick

Ziel 4: Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten lebenslangen Lernens für alle fördern

Bei Ziel 4 geht es vor allem um den Erwerb grundlegender und höherer Kompetenzen, einen größeren und gleichberechtigteren Zugang zu technischer und beruflicher Aus- und Weiterbildung und höherer Bildung und die Kenntnisse, Fertigkeiten und Werte, die notwendig sind, um gut zurechtzukommen und einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten.

f2013 besuchten 59 Millionen Kinder im Grundschulalter keine Schule.

fDaten für 2008 bis 2012 aus 63 Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen zeigen, dass Kinder aus dem ärmsten Fünftel der Haushalte mehr als viermal so häufig nicht zur Schule gingen wie ihre reichsten Altersgenossen.

fDaten aus 38 entwickelten Ländern zeigen, dass in der Mehrzahl dieser Länder mindestens 75 Prozent der jungen Menschen des Lesens und/oder Rechnens zumindest minimal kundig waren; dies galt nur für 5 der 22 Entwicklungsländer, für die Daten vorlagen.

f2013 waren noch immer 757 Millionen Erwachsene (15 Jahre und älter) Analphabeten, davon zwei Drittel Frauen.

Ziel 5: Geschlechtergleichstellung erreichen und alle Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung befähigen

Zur Entfaltung des vollen Potenzials von Frauen und Mädchen ist es notwendig, alle Formen von Diskriminierung und Gewalt gegen sie, einschließlich schädli-cher Praktiken, zu beseitigen. Ziel 5 soll sicherstellen, dass sie über alle Chancen auf sexuelle und reproduktive Gesundheit und reproduktive Rechte verfügen, gebührende Anerkennung für unbezahlte Arbeit bekommen, vollen Zugang zu Produktionsressourcen erhalten und gleichberechtigt mit Männern am politi-schen, wirtschaftlichen und öffentlichen Leben teilhaben.

fVon etwa 1990 bis 2015 sank der Anteil der 20- bis 24-jährigen Frauen, die angaben, vor ihrem 18. Geburtstag geheiratet zu haben, weltweit von 32 auf 26 Prozent.

fIn 30 Ländern, in denen die Verstümmelung der weiblichen Genitalien prak-tiziert wird, hat mehr als die Hälfte der 15- bis 19-jährigen Mädchen diesen Eingriff erlebt.

fAus Befragungen in 59 Ländern im Zeitraum 2000-2014 geht hervor, dass Frauen 19 Prozent ihres Tages mit unbezahlter Arbeit verbringen; bei Männern sind es 8 Prozent.

f2016 stieg die Zahl der Frauen in Einkammerparlamenten oder Unterhäusern  auf 23 Prozent und nahm damit in den letzten zehn Jahren um 6 Prozentpunkte zu.

2013 waren757 MillionenErwachsene,zwei Dritteldavon Frauen, Analphabeten

2013 gingen59 Millionen Kinderim Grundschulalternicht zur Schule

ABC

Frauen in Parlamenten:23 Prozent in 2016

Mit unbezahlter Arbeitverbrachte Zeit pro Tag

0

10

20

19%

Frauen Männer

8%

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Ziele für nachhaltige Entwicklung – Bericht 2016 6

Ziel 6: Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle gewährleisten

Ziel 6 geht über Trinkwasser, Sanitärversorgung und Hygiene hinaus und befasst sich auch mit der Qualität und Nachhaltigkeit der Wasserressourcen. Zur Erreichung dieses für das Überleben der Menschheit und der Erde ent-scheidenden Ziels muss die internationale Kooperation erweitert und die Unterstützung der lokalen Gemeinwesen für die Verbesserung der Wasser- und Abwasserbewirtschaftung gewonnen werden.

f2015 nutzten 6,6 Milliarden Menschen, 91 Prozent der Weltbevölkerung, eine verbesserte Trinkwasserquelle gegenüber 82 Prozent im Jahr 2000. Allerdings nutzten etwa 663 Millionen Menschen noch immer unverbesserte Quellen oder Oberflächenwasser.

fVon 2000 bis 2015 stieg der Anteil der Weltbevölkerung mit verbesserter Sanitärversorgung von 59 auf 68 Prozent. Für 2,4 Milliarden Menschen gilt dies jedoch nicht. Von diesen mussten 946 Millionen weiterhin ihre Notdurft im Freien verrichten.

fWeltweit sind über 2 Milliarden Menschen von Wasserstress betroffen, und ihre Zahl soll weiter zunehmen.

fIn jeder Region der Erde werden Pläne für eine integrierte Wasserbewirt-schaftung umgesetzt.

Ziel 7: Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und moderner Energie für alle sichern

1,1 MilliardenMenschen lebten2012 ohne Strom

Zwischen 2010und 2012 stieg derEinsatz modernererneuerbarerEnergien um4 Prozent pro Jahr

Ziel 7 ist auf die Förderung eines breiteren Energiezugangs und der vermehrten Nutzung erneuerbarer Energien gerichtet, unter anderem durch eine Verstärkung der internationalen Zusammenarbeit und den Ausbau von Infrastruktur und Technologien für saubere Energie.

fDer Anteil der Weltbevölkerung mit Zugang zu Elektrizität hat stetig zuge-nommen, von 79 Prozent im Jahr 2000 auf 85 Prozent 2012. Dennoch waren 2012 noch immer 1,1 Milliarden Menschen von dieser Grundversorgung ausgeschlossen.

f2014 verwendeten etwa 3 Milliarden Menschen, über 40 Prozent der Weltbevölkerung, umweltschädliche und ungesunde Brennstoffe zum Kochen.

fDer Einsatz moderner erneuerbarer Energien nahm zwischen 2010 und 2012 rapide um jährlich 4 Prozent zu.

fDie globale Energieintensität verbesserte sich von 2000 bis 2012 um jährlich 1,3 Prozent. Etwa 68 Prozent der Energieeinsparungen zwischen 2010 und 2012 entfielen auf die Entwicklungsregionen, allen voran Ostasien.

39%

663 Millionen nutzen noch immer unverbesserte Wasserquellen

2,4 Milliarden haben keineverbesserte Sanitärversorgung

Pläne für eine integrierteWasserbewirtschaftung injeder Region der Erde

2 Milliarden sind weltweitvon Wasserstress betroffen

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7 Überblick

Ziel 8: Dauerhaftes, breitenwirksames und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle fördern

Anhaltendes, breitenwirksames und nachhaltiges Wirtschaftswachstum ist eine Voraussetzung für globalen Wohlstand. Ziel 8 hat den Zweck, Chancen auf pro-duktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle zu schaffen und gleichzeitig Zwangsarbeit, Menschenhandel und Kinderarbeit zu beseitigen.

fIn den am wenigsten entwickelten Ländern (LDC) sank das jährliche Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) pro Kopf von 4,7 Prozent im Zeitraum 2005-2009 auf 2,6 Prozent 2010-2014, weniger als die Hälfte des Ziels von 7 Prozent pro Jahr.

fVon 2005 bis 2015 erhöhte sich die Arbeitsproduktivität in den Entwicklungs-regionen, doch war der Wert für die entwickelten Regionen noch immer mehr als doppelt so hoch wie in jeder Entwicklungsregion und rund 20-mal höher als in Afrika südlich der Sahara und in Südasien.

f2015 lag die Arbeitslosenquote bei 6,7 Prozent für Frauen und 5,8 Prozent für Männer. Besonders frappierend waren die Unterschiede in Westasien und Nord-afrika, wo die Arbeitslosenquote der Frauen doppelt so hoch war wie die der Männer.

fDer Anteil der Erwachsenen mit einem Bankkonto stieg in vier Jahren um 20 Pro-zent, aber rund 2 Milliarden Menschen haben diesen wichtigen Service nicht.

Ziel 9: Eine widerstandsfähige Infrastruktur aufbauen, breitenwirksame und nachhaltige Industrialisierung fördern und Innovationen unterstützen

Ziel 9 richtet sich auf die Förderung von Infrastrukturentwicklung, Industria-lisierung und Innovation. Zu schaffen ist dies durch verstärkte internationale und inländische finanzielle, technologische und technische Unterstützung, Forschung und Innovation und erweiterten Zugang zu Informations- und Kommunikationstechnologien.

f2015 lag die Pro-Kopf-Wertschöpfung im Fertigungssektor in den LDC-Ländern unter 100 Dollar, hingegen bei fast 5.000 Dollar in den entwickelten Regionen.

fVon 2000 bis 2013 reduzierten Energieeffizienz und saubere Brennstoffe und Technologien den CO2-Ausstoß pro Wertschöpfungseinheit weltweit um 13 Prozent.

f2013 beliefen sich die globalen Investitionen in Forschung und Entwicklung (FuE) auf 1,7 Billionen US-Dollar (KKP), gegenüber 732 Milliarden Dollar 2000. In entwickelten Regionen flossen fast 2,4 Prozent des BIP in FuE, in den LDC- und den Binnenentwicklungsländern im Schnitt hingegen weniger als 0,3 Prozent.

f2015 hatte 89 Prozent der Stadtbevölkerung, aber nur 29 Prozent der Land-bevölkerung Zugang zu mobilen Breitbandnetzen der dritten Generation (3G).

Pro-Kopf-Wertschöpfung Fertigung, 2015

LDC-Länder

100 US-Dollar

EntwickelteRegionen

5.000 US-Dollar

29%

Land

89%

Stadt

Zugang zu mobilem Breitbandnetz(3G) 2015 weltweit

Anteil der Fischbestände innerhalbbiologisch nachhaltiger Grenzen

Wachstum desrealen Pro-Kopf-BIPin LDC-Ländern imJahresschnitt

4,7%

7%

2,6%2010-20142005-2009

2

4

6

8

Pariser Klimaübereinkommen 2015

In zwei Regionen ist die Arbeitslosigkeitvon Frauen 2-mal so hoch wie bei Männern

0 10 20 30

Westasien

Nordafrika

9%

20%

10%

25%

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Ziele für nachhaltige Entwicklung – Bericht 2016 8

Ziel 10: Ungleichheit in und zwischen Ländern verringern

Ziel 10 ist ein Aufruf zum Abbau der Ungleichheiten beim Einkommen sowie derjenigen aufgrund von Geschlecht, Alter, Behinderung, Rasse, Klasse, Ethnizität, Religion und Chancenzugang. Zudem zielt es auf eine sichere, geord-nete und reguläre Migration ab und befasst sich mit Fragen zur Vertretung der Entwicklungsländer bei globalen Entscheidungsprozessen und der Entwicklungshilfe.

fIn 56 von 94 Ländern, für die Daten für den Zeitraum 2007-2012 vorliegen, wuchs das Pro-Kopf-Einkommen der ärmsten 40 Prozent der Haushalte schneller als der nationale Durchschnitt.

fVon 2000 bis 2014 stieg der Anteil der Erzeugnisse aus den LDC- und den Entwicklungsländern, die zollfrei in entwickelte Länder eingeführt werden, von 70 auf 84 Prozent bzw. von 65 auf 79 Prozent.

f2015 lagen die Kosten für internationale Überweisungen im Schnitt bei 7,5 Prozent des überwiesenen Betrags, mehr als doppelt so hoch wie der Zielwert von 3 Prozent.

Ziel 11: Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig gestalten

Bei Ziel 11 gilt es, Städte und Siedlungen so zu erneuern und zu planen, dass der Zusammenhalt der Gemeinschaft und die persönliche Sicherheit sowie Innovation und Beschäftigung gefördert werden.

f2014 lebten 880 Millionen Menschen, 30 Prozent der globalen Stadtbevölkerung, in Slums; 2000 waren es noch 39 Prozent.

fIn vielen rasch anschwellenden Städten ziehen Menschen an den Stadtrand und über die Stadtgrenzen hinaus.

f2014 lebte etwa die Hälfte der globalen Stadtbevölkerung mit einer Luftverschmutzung, die mindestens um das 2,5-Fache den von der Weltgesundheitsorganisation festgelegten Sicherheitsstandard überstieg.

f2015 arbeiteten 142 Länder an nationalen städtepolitischen Maßnahmen; davon hatten 82 Länder bereits mit der Umsetzung begonnen und 23 die Überwachungs- und Evaluierungsphase erreicht.

Ziel 12: Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherstellen

Ziel 12 verfolgt den Zweck, nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster durch gezielte politische Maßnahmen und internationale Vereinbarungen betreffend den Umgang mit umweltgefährlichen Stoffen zu fördern.

f2010 betrug der Material-Fußabdruck je BIP-Einheit (Menge an eingesetzten Primärstoffen) in den entwickelten Regionen 23,6 kg je BIP-Einheit und in den Entwicklungsregionen 14,5 kg je BIP-Einheit.

fIm selben Jahr lag der Inlandsmaterialverbrauch pro Kopf in den entwickelten Regionen um 72 Prozent höher als in den Entwicklungsregionen.

fAlle VN-Mitgliedstaaten, mit sechs Ausnahmen, sind Vertragspartei mindestens eines der Übereinkommen für den Umgang mit gefährlichen Abfällen und sonstigen Chemikalien (Basel, Rotterdam oder Stockholm).

Material-Fußabdruckje BIP-Einheit 2010

Entwicklungs- regionen

EntwickelteRegionen

14,5 kg

23,6 kg

Zahl der Vertragsparteien der Übereinkommenüber gefährliche Abfälle und sonstige Chemikalien

183 180 155

Basel StockholmRotterdam

In 56 von 94 Ländernstieg das Pro-Kopf-Einkommen in den ärmsten Haushaltenschneller

Ärmste 40%der Haushalte

Nationaler Durchschnitt

Anteil zollfreierImporte ausLDC-Ländern indie entwickelten Länder

0 50 100

70%

84%

2000

2014

Anteil der in Slumslebenden Stadt-bevölkerung weltweit

Fast die Hälfte derglobalen Stadtbevölkerunglebt mit einer Luftver-schmutzung, diemindestens 2,5-malso hoch ist wie derempfohlene Höchstwert

2000 2014

39%

30%

0

20

40

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9 Überblick

Ziel 13: Umgehend Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen

Der Klimawandel ist die größte Einzelbedrohung für die Entwicklung; seine weit verbreiteten und noch nie dagewesenen Auswirkungen belasten unverhältnis-mäßig stark die Ärmsten und Schwächsten. Es bedarf umgehender Maßnahmen, um diese Bedrohung zu bekämpfen wie auch die Widerstandskraft bei der Bewältigung klimabedingter Gefahren und Naturkatastrophen zu stärken.

fIm April 2016 unterzeichneten 175 Mitgliedstaaten das historische Übereinkommen von Paris, das den Weg für allseitige ambitionierte Maßnahmen zur Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs auf nicht mehr als 2°C weist.

fIm Jahresdurchschnitt kamen von 2000 bis 2013 infolge von Naturkatastrophen 83.000 Menschen ums Leben und 211 Millionen waren betroffen.

f2015 gaben nur 83 Länder an, über Rechts- und/oder sonstige Vorschriften für das Management von Katastrophenrisiken zu verfügen.

Ziel 14: Ozeane, Meere und Meeresressourcen im Sinne nachhaltiger Entwicklung erhalten und nachhaltig nutzen

Dieses Ziel ist auf die Förderung der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der Meeres- und Küstenökosysteme, die Verhütung der Meeresverschmutzung und die Steigerung des wirtschaftlichen Nutzens für die LDC- und die kleinen Inselentwicklungsländer durch die nachhaltige Nutzung der Meeresressourcen gerichtet.

fMeeresressourcen sind besonders für Küstenbewohner wichtig, die 2010 37 Prozent der Weltbevölkerung ausmachten.

fDer Anteil mariner Fischbestände innerhalb biologisch nachhaltiger Grenzen sank von 1974 bis 2013 von 90 auf 69 Prozent.

f2014 standen 8,4 Prozent der nationalen Hoheitsbefugnissen unterliegenden Meeresumwelt (bis zu 200 Seemeilen vor der Küste) unter Schutz. Von 2000 bis 2016 ist der Anteil der für die biologische Vielfalt besonders wichtigen Meeresgebiete, die vollständig unter Schutz stehen, von 15 auf 19 Prozent gestiegen.

fDie fünf am stärksten durch Küsteneutrophierung gefährdeten großen Meeresökosysteme sind die Bucht von Bengalen, das Ostchinesische Meer, der Golf von Mexiko, der Nordbrasilienschelf und das Südchinesische Meer, die 2010 für eine Küstenbevölkerung von 781 Millionen Menschen Ökosystemdienstleistungen erbrachten.

Im Schnitt kamen von2000 bis 2013 durchNaturkatastrophen83.000 Menschenpro Jahr ums Lebenund 211 Millionenwaren betroffen

Pariser Klimaübereinkommen 2015

MAX2°C

0

10

20

0

10

20

Anteil der für diebiologische Vielfaltwichtigen Meeres-schutzgebiete

2000 2016

15%

19%

1974 90%

2013 69%

Anteil der Fischbestände innerhalbbiologisch nachhaltiger Grenzen

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Ziele für nachhaltige Entwicklung – Bericht 2016 10

Ziel 15: Landökosysteme schützen, wiederherstellen und ihre nachhaltige Nutzung fördern, Wälder nachhaltig bewirtschaften, Wüstenbildung bekämpfen, Bodendegradation beenden und umkehren und dem Verlust der biologischen Vielfalt ein Ende setzen

Alle auf die Schwerpunkte von Ziel 15 gerichteten Anstrengungen werden dazu beitragen, dass die Existenzgrundlagen für diejenigen, die unmittelbar auf Wälder und andere Ökosysteme angewiesen sind, erhalten bleiben, dass die biologische Vielfalt gedeiht und dass der aus diesen natürlichen Ressourcen gewonnene Nutzen auch künftigen Generationen zugutekommt.

fDer jährliche globale Nettowaldverlust sank von 7,3 Millionen Hektar in den 1990er Jahren auf 3,3 Millionen Hektar 2010-2015.

fWeltweit ist der Anteil der Land-, Binnensüßwasser- und Gebirgsflächen, die als für die biologische Vielfalt besonders wichtigen Schutzgebiete ausge-wiesen sind, von 2000 bis 2016 von 16,5 auf 19,3 Prozent bzw. von 13,8 auf 16,6 Prozent und von 18,1 auf 20,1 Prozent gestiegen.

f2015 bestand für über 23.000 Pflanzen-, Pilz- und Tierarten ein hohes Aussterberisiko. Menschliche Aktivitäten beschleunigen das Artensterben um das Tausendfache der im Laufe der Erdgeschichte normalen Rate.

fSeit 1999 wurde ein illegaler Handel mit mindestens 7.000 Tier- und Pflanzenarten in 120 Ländern aufgedeckt.

Ziel 16: Friedliche und inklusive Gesellschaften für eine nachhaltige Entwick-lung fördern, allen Menschen Zugang zur Justiz ermöglichen und leistungs-fähige, rechenschaftspflichtige und inklusive Institutionen auf allen Ebenen aufbauen

Mit Ziel 16 werden friedliche und inklusive Gesellschaften angestrebt, die auf der Achtung der Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit und guter Regierungsführung auf allen Ebenen gründen. Vielerorts halten Gewalt und bewaffnete Konflikte hartnäckig an, und zu viele Menschen sind auf zu schwache Institutionen angewiesen und sind ohne Zugang zur Justiz, zu Informationen und zu anderen Grundfreiheiten.

fZwischen 2008 und 2014 war die Tötungsrate in den Entwicklungsländern doppelt so hoch wie in den entwickelten Ländern.

f2011, auf dem Höhepunkt, waren weltweit 34 Prozent der Opfer des Menschenhandels Kinder; 2004 waren es nur 13 Prozent.

fIm Zeitraum 2012-2014 wurden weltweit 30 Prozent der inhaftierten Menschen ohne Urteil gefangen gehalten.

fWeltweit werden die Geburten von über einem Viertel der Kinder unter 5 Jahren nicht erfasst. In den LDC-Ländern wird jedes zweite Kind bis zu seinem fünften Geburtstag nicht registriert.

-7,3 MillionenHektar

1990-2000 2010-2015

-3,3 MillionenHektar

-8

-4

0

Jährlicher globalerNettowaldverlust

Über 23.000 Artensind weltweit vom Aussterben bedroht

Anteil der Kinder anden Opfern desMenschenhandels

In LDC-Ländern wird1 von 2 Kindern biszu seinem fünftenGeburtstag nichtregistriert

34%

13%

2004 2011

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11 Überblick

Sicherstellen, dass niemand zurückgelassen wird

Mit der Agenda 2030 haben die Mitgliedstaaten anerkannt, dass die Würde des Menschen von grundlegender Bedeutung ist und dass die Ziele und Zielvorgaben der Agenda für alle Nationen und Völker und für alle Teile der Gesellschaft erfüllt werden sollen. Zudem werden sie sich bemühen, diejenigen zuerst zu erreichen, die am weitesten zurückliegen. Den Worten Taten folgen zu lassen wird jedoch nicht einfach sein, da aus aufgeschlüsselten Daten hervorgeht, dass die Entwicklung weitaus nicht allen gleichermaßen zugutekommt.

f2015 war die weltweite Arbeitslosenquote bei Jugendlichen (15- bis 24-Jährige) mit 15 Prozent mehr als dreimal so hoch wie bei Erwachsenen (4,6 Prozent).

f2015 war weltweit der Anteil der von Fachpersonal betreu-ten Geburten in den reichsten 20 Prozent der Haushalte mehr als doppelt so hoch wie in den ärmsten 20 Prozent der Haushalte (89 zu 43 Prozent).

fKinder aus den ärmsten Haushalten leiden mehr als dop-pelt so häufig wie Kinder aus den reichsten Haushalten an Wachstumsstörungen.

fFast 80 Prozent der Stadtbewohner, aber nur ein Drittel der Landbevölkerung haben Zugang zu Leitungswasser.

f2014-2016 war die Unterernährung in den LDC-, Binnenentwicklungs- und kleinen Inselentwicklungsländern erheblich weiter verbreitet als in den Entwicklungsregionen insgesamt (13,6 bzw. 9,8 und 5,1 Prozentpunkte höher).

„Niemanden zurücklassen“ ist das Oberprinzip der Agenda 2030. Ohne Daten und Indikatoren für bestimmte Bevölkerungsgruppen werden die eingegangenen Verpflich-tungen jedoch nicht voll erfüllt werden können. Globale Anstrengungen zur Verbesserung der Datenverfügbarkeit und -nutzung, so auch durch eine bessere Integration von Datenquellen, sind im Gange, aber es gibt noch viel zu tun. Weltweit stehen die Statistiker bereit zur Transformation und Modernisierung ihrer Methoden, um den derzeitigen Bedarf voll zu decken und unser Versprechen gegenüber den heutigen und künftigen Generationen zu erfüllen.

WU Hongbo Untergeneralsekretär für wirtschaftliche und soziale Angelegenheiten

Ziel 17: Umsetzungsmittel stärken und die Globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung mit neuem Leben erfüllen

Die Agenda 2030 erfordert eine mit neuem Leben erfüllte und verbesserte globale Partnerschaft zur Mobilisierung aller verfügbaren Ressourcen durch Regierungen, die Zivilgesellschaft, den Privatsektor, das System der Vereinten Nationen und andere Akteure. Grundlegende Voraussetzung für gleichen Fortschritt für alle ist eine verstärkte Unterstützung für alle Entwicklungsländer.

f2015 belief sich die öffentliche Entwicklungshilfe (ODA) insgesamt auf 131,6 Milliarden US-Dollar, womit ein realer Zuwachs gegenüber 2014 um 6,9 Prozent und der höchste Stand aller Zeiten erreicht wurde.

fVon 2000 bis 2012 fiel das Verhältnis von Auslandsschuldendienst zu Exporten erheblich von 11,7 auf unter 2,7 Prozent.

f2015 hatten 29 Prozent der Menschen in den entwickelten Regionen, aber nur 7,1 Prozent in den Entwicklungsregionen und 0,5 Prozent in den LDC-Ländern einen Festnetz-Breitbandanschluss an das Internet.

fDer Anteil der Warenexporte aus den LDC-Ländern an den Gesamtexporten stieg von 2002 bis 2014 fast auf das Doppelte, war aber auch 2014 mit 1,1 Pro-zent noch sehr niedrig.

fZwischen 2006 und 2015 führten 90 Prozent aller Länder und 88 Prozent der Entwicklungsländer Volks- und Wohnungszählungen durch, die eine wichtige Quelle für essenzielle Daten sind.

Zwischen 2006und 2015 führten90 Prozent allerLänder Volks- undWohnungszählungendurch

ODA 2015 bei insgesamt131,6 Milliarden Dollar, real 6,9 Prozent mehrals 2014

2014 2015

6,9%

CENSUS

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Ziele für nachhaltige Entwicklung – Bericht 2016 12

KEINEARMUT

Die Armut wurde in einem Jahrzehnt halbiert, doch lebte 2012 weltweit noch immer ein Achtel der Menschen in extremer Armut

Die internationale Armutsgrenze liegt derzeit bei 1,90 US-Dollar pro Kopf und Tag (Kaufkraftparität von 2011). Zwischen 2002 und 2012 halbierte sich der Anteil der Weltbevölkerung unter der Armutsgrenze von 26 auf 13 Prozent. Hält die Wirtschaftswachstumsrate dieser 10 Jahre in den nächsten 15 Jahren an und kommt das Wachstum allen Einkommensgruppen gleicher-maßen zugute, dürfte der Anteil der extremen Armut bis 2030 weltweit auf 4 Prozent sinken. In Afrika süd-lich der Sahara, wo 2012 mehr als 40 Prozent der Menschen mit weniger als 1,90 Dollar pro Tag auskom-men mussten, ist Armut nach wie vor weit verbreitet.

Mit der Unterzeichnung der Agenda 2030 verpflichteten sich die Regierungen weltweit, in den kommenden 15 Jahren die Armut in allen ihren Erscheinungsformen, einschließlich der extremsten, zu beenden. Alle Menschen sollen demnach über-all einen grundlegenden Lebensstandard genießen. Dazu gehö-ren Sozialschutzleistungen für die Armen und Schwächsten und ausreichende Unterstützung, einschließlich des Zugangs zu grundlegenden Diensten, für Menschen, die durch Konflikte und Naturgefahren zu Schaden gekommen sind.

Ziel 1: Armut in allen ihren Formen und überall beenden

Entwicklungsregionen 3315

Entwickelte Regionen 1,20,1

Anteil der Bevölkerung, der von weniger als 1,90 US-Dollar pro Tag lebt ¬ 2002 und 2012 (in Prozent)

2002 2012

Anmerkung: Für Nordafrika und Westasien konnten keine regionalen Schätzwerte berechnet werden, weil die verfügbaren Daten die Bevölkerung nicht ausreichend abdeckten.

0 10 20 30 40 50 60

Welt

Lateinamerika und Karibik

Ostasien

Südostasien

Kaukasus und Zentralasien

Südasien

Ozeanien

Afrika südlich der Sahara 5743

4830

3615

3312

21

613

6

2613

43

832

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13 ZIEL 1 | Keine Armut

In Ländern mit niedrigem Einkommen erhält etwa ein Fünftel der Menschen eine Sozialschutzleistung

Armut lässt sich auch weiter senken, wenn Sozialschutzprogramme erweitert werden und Leistungen gezielt zu den Armen und Schwächsten fließen. Sozialschutzprogramme umfassen Sozialhilfeleistungen wie Bargeldtransfers, Schulspeisungen und gezielte Nahrungsmittelhilfe, aber auch Sozialversicherungs- und Arbeitsmarktprogramme wie Alters- und Invalidenrenten, Mutterschutz, Arbeitslosenversicherung, Qualifizierungsausbildung und Gehaltssubventionen. Sozialschutzsysteme erfassen nach wie vor nur einen geringen Teil der Armen, insbesondere in ärmeren Ländern. So erhält in Ländern mit niedrigem Einkommen etwa ein Fünftel der Menschen Leistungen, während es in Ländern mit höherem mittlerem Einkommen zwei Drittel sind.

Unter den Erwerbsarmen leben vor allem junge Menschen in extremer Armut

2015 lebten weltweit 10 Prozent aller Arbeitenden und ihre Familien von weniger als 1,90 Dollar pro Kopf und Tag; 2000 waren es noch 28 Prozent. Die 15- bis 24-Jährigen leiden am ehesten unter Erwerbsarmut: 2015 lebten 16 Prozent aller beschäftigten Jugendlichen unter der Armutsgrenze, im Vergleich zu 9 Prozent der Erwachsenen. Im selben Jahr waren ein Drittel aller Arbeitenden in Afrika südlich der Sahara und mehr als 18 Prozent in Südasien von Erwerbsarmut betroffen.

Anteil der Beschäftigten, die von weniger als 1,90 Dollar pro Tag leben ¬ gesamt, Jugendliche und Erwachsene ¬ 2000 und 2015 (in Prozent)

Jugendliche GesamtErwachsene

0

10

20

30

40

50

60

200

0

2015

WeltOst-asien

Nord-afrika

Südost-asien

Kaukasusund

Zentral-asien

West-asien

Latein-amerika

und Karibik

Afrikasüdlich

der Sahara

Süd-asien

200

0

2015

200

0

2015

200

0

2015

200

0

2015

200

0

2015

200

0

2015

200

0

2015

200

0

2015

Anteil der Bevölkerung, der Sozialschutzleistungen erhält ¬ neueste verfügbare Daten 2000-2014 (in Prozent)

Sozialversicherung ArbeitsmarktSozialhilfe

Länder mit höheremmittlerem Einkommen

Länder mit niedrigeremmittlerem Einkommen

Länder mit niedrigem Einkommen 15

21

45 28

4 8

2

21

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Ziele für nachhaltige Entwicklung – Bericht 2016 14

KEINHUNGER

Trotz Fortschritten hungern weltweit noch immer mehr als 790 Millionen Menschen

In den letzten 15 Jahren ist der Kampf gegen den Hunger vorangekommen. Der Anteil der Unterernährten sank welt-weit von 15 Prozent 2000-2002 auf 11 Prozent 2014-2016. Dennoch sind über 790 Millionen Menschen weiter ohne regelmäßigen Zugang zu ausreichender Nahrung. Halten die derzeitigen Trends an, wird das „Null-Hunger“-Ziel bis 2030 weitgehend verfehlt werden. Hunger besteht heute nicht mangels Nahrungsmitteln fort. In vielen Ländern geht die Ernährungsunsicherheit weiter Bevölkerungsteile vielmehr auf natürliche und vom Menschen verursachte Katastrophen oder politische Instabilität zurück. Nach vorläufigen Schätzungen aus der für 2014 und 2015 für etwa 150 Länder vorliegenden Erfahrungsskala für Ernährungsunsicherheit ist diese Unsicherheit in Afrika südlich der Sahara am häufigsten. Dort litten mehr als die Hälfte aller Erwachsenen unter mäßiger oder schwerer und ein Viertel unter schwerer Ernährungsunsicherheit. An zweiter Stelle folgt Südasien, wo rund 25 Prozent der Erwachsenen unter mäßiger oder schwerer und 12 Prozent unter schwerer Ernährungsunsicherheit litten.

Durch nachhaltige Lösungen soll Hunger in jeder Form bis 2030 beendet und die Ernährung gesichert werden. Alle Menschen sollen über genügend hochwertige Nahrung für ein gesundes Leben verfü-gen. Dazu bedarf es eines besseren Nahrungsmittelzugangs und der breiten Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft. Produktivität und Einkommen von Kleinbauern müssen durch die Förderung des gleichen Zugangs zu Land, Technologie und Märkten, nachhaltiger Systeme der Nahrungsproduktion und resilienter Agrarmethoden erhöht werden. Zudem muss in internationaler Zusammenarbeit stärker in die Steigerung der Agrarproduktionskapazitäten in Entwicklungsländern investiert werden.

Ziel 2: Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und

eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige

Landwirtschaft fördern

Zahl und Anteil der Unterernährten ¬ 2000-2002 und 2014-2016(in Millionen und Prozent)

0

5

10

15

20

25

30

35

Proz

ent

21 Mio

15 Mio

EntwicklungsregionenWelt

Entwickelte Regionen

Afrika südlich

der Sahara

204 Mio

220 Mio

Ostasien

222 Mio

145 Mio

Lateinamerika und Karibik

60 Mio

34 Mio

Kaukasus und Zentralasien

11 Mio

6 Mio

Südostasien

118 Mio

61 Mio

908 Mio

780 Mio

930 Mio

795 Mio

Nordafrika

7 Mio

4 Mio

Ozeanien

1,3 Mio

1,4 Mio

2000-2002 2014-2016

Anmerkung: Die Position der Kreise auf der Vertikalachse zeigt den Anteil der Unterernährten an der Gesamtbevölkerung, die Größe der Kreise ihre Zahl. Der Anteil der Unterernährten lag für Nordafrika und die entwickelten Regionen in beiden Zeiträumen unter 5 Prozent.

Westasien

14 Mio

19 Mio

Südasien

272 Mio

281 Mio

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15 ZIEL 2 | Kein Hunger

Der Anteil der Landwirtschaft an den Staatsausgaben bleibt zunehmend hinter ihrem Beitrag zur Wirtschaft zurück

Die Agrarproduktionskapazität hängt von öffentlichen wie privaten Inlands- und Auslandsinvestitionen ab. Die Staatsausgaben folgen derzeit einem ungünstigen Trend: Der Agrarorientierungs-Index, also das Verhältnis des Agraranteils an den Staatsausgaben zum Agraranteil am BIP, fiel in den Entwicklungsländern von 2001 bis 2013 von 0,37 auf 0,33. Dieser Trend wurde nur durch erhöhte staatliche Agrarausgaben in der Nahrungsmittelpreiskrise 2006-2008 unterbrochen. Als sich die Geber ab Mitte der 1980er Jahre stärker der Verbesserung der Regierungsführung, dem Aufbau sozialen Kapitals und der Stützung fragiler Staaten zuwandten, sank der Anteil der Agrarhilfe an der Gesamthilfe für Entwicklungsländer von 20 auf rund 8 Prozent seit Ende der 1990er Jahre.

Der Anteil übergewichtiger Kinder unter 5 Jahren ist um fast 20 Prozent gestiegen

Der Anteil der Kinder unter 5 Jahren mit Übergewicht stieg zwischen 2000 und 2014 weltweit von 5 auf 6 Prozent. Übergewicht ist ein in fast allen Regionen wachsendes Problem. In Nordafrika ist der Anteil übergewichtiger Kinder unter 5 Jahren mit 16 Prozent am höchsten, gefolgt vom Kaukasus und Zentralasien mit 12 Prozent. Weltweit sind 41 Millionen Kinder dieser Altersgruppe übergewichtig; fast die Hälfte von ihnen lebt in Asien, ein Viertel in Afrika.

1 von 4 Kindern unter 5 Jahren ist unterernährt oder wachstumsgestört

2014 waren ca. 158,6 Millionen Kinder unter 5 Jahren von Wachstumshemmung betroffen, das heißt, sie sind für ihr Alter zu klein. Chronische Unterernährung erhöht die Gefahr für Kinder, an einer einfachen Infektion zu ster-ben, erhöht die Infektionshäufigkeit und -schwere und verzögert die Genesung. Sie ist außerdem mit kognitiven Beeinträchtigungen und geringerer Leistungsfähigkeit in der Schule und bei der Arbeit verbunden. Der Anteil der Kinder mit Wachstumshemmung ist weltweit gesunken, außer in Ozeanien. Südasien erzielte von 2000 bis 2014 die größten Fortschritte, doch leben dort nach wie vor mehr wachstumsgestörte Kinder (63,9 Millionen) als anderswo. In Afrika südlich der Sahara stieg infolge des Bevölkerungswachstums die Zahl der Kinder mit Wachstumshemmung von ca. 50,1 auf 57,3 Millionen. 2014 lebten drei Viertel der Kinder mit Wachstumshemmung in Südasien oder südlich der Sahara.

Anteil der übergewichtigen Kinder unter 5 Jahren ¬ 2000 und 2014 (in Prozent)

2000 2014

0 8 10 14 1612642

Welt

Entwicklungsregionen

Entwickelte Regionen

Südasien

Afrika südlich der Sahara

Ostasien

Südostasien

Lateinamerika und Karibik

Westasien

Ozeanien

Kaukasus und Zentralasien

Nordafrika 1216

912

59

6,57,5

7,57,0

37,4

65

4,44,5

34

910

56

56

Anmerkung: Für alle Zeiträume zwischen 2000 und 2014 wurden in den entwickelten Regionen weniger als 50 Prozent der Bevölkerung erfasst.

Anteil der Kinder unter 5 Jahren mit Wachstumshemmung ¬ 2000 und 2014(in Prozent)

2000 2014

0 10 30 40 5020

Welt

Entwicklungsregionen

Entwickelte Regionen

Ostasien

Lateinamerika und Karibik

Kaukasus und Zentralasien

Westasien

Nordafrika

Südostasien

Südasien

Afrika südlich der Sahara

Ozeanien 3839

4336

5035

3827

24

2418

1727

1517

11

2433

197

26

54

36

Agraranteil an den Staatsausgaben, Anteil der Landwirtschaft am BIP (in Prozent) und Agrarorientierungs-Index für die Welt, die Entwicklungs- und die entwickelten Regionen ¬ 2001-2003

0

2

4

6

8

10

12

Ant

eile

(in

Pro

zent

)

0,0

0,2

0,4

0,6

0,8

1,0

1,2

Agrarorientierungs-Index

Anteil der Landwirtschaft am BIP (Linksachse)Agraranteil an den Staatsausgaben (Linksachse)Agrarorientierungs-Index (Rechtsachse)

2013

200

9

200

5

200

1

Welt Entwicklungsregionen Entwickelte Regionen

2013

200

9

200

5

200

1

2013

200

9

200

5

200

1

NA

HRU

NG

SMIT

TEL

PREI

SKRI

SE

NA

HRU

NG

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PREI

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NA

HRU

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SE

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Ziele für nachhaltige Entwicklung – Bericht 2016 16

GESUNDHEIT UNDWOHLERGEHEN

Mütter- und Kindersterblichkeit ist seit 1990 stark gesunken, doch weiter zu hoch

Von 1990 bis 2015 sank die weltweite Müttersterblichkeit um 44 Prozent auf etwa 216 Todesfälle je 100.000 Lebend-geburten und verfehlte damit die Millenniums-Ziel-vorgabe und die Vorgabe der Agenda 2030 von 70 zu 100.000. Fast alle dieser Todesfälle treten ein, wenn Ressourcen fehlen, und lassen sich u. a. durch einen erweiterten Zugang zu geeigneten Diensten der sexu-ellen und reproduktiven Gesundheit vermeiden. 2015 benutzten weltweit etwa drei Viertel aller in einer Ehe oder Partnerschaft lebenden Frauen im gebärfähigen Alter moderne Verhütungsmethoden. Nur drei Viertel aller Geburten wurden von Fachpersonal betreut.

Die Sterblichkeit von Kindern unter 5 Jahren sank von 1990 bis 2015 um mehr als die Hälfte auf 43 Todesfälle je 1.000 Lebendgeburten. Damit wurde das Ziel einer Verringerung um zwei Drittel ver-fehlt. Von den 2015 ca. 5,9 Millionen Todesfällen bei Kindern unter 5 Jahren waren die meisten vermeid-bar. Die Sterblichkeit bei Kindern im Alter von 1 bis 59 Monaten sank rascher als bei Neugeborenen. Folglich hat sich deren Anteil an den Todesfällen von Kindern unter 5 Jahren erhöht (2015: 45 Prozent).

Zur Erreichung von Ziel 3 gilt es, die reproduktive Gesundheit und die Gesundheit von Müttern und Kindern zu verbessern, HIV/Aids, Malaria, Tuberkulose und vernachlässigte Tropenkrankheiten zu beenden, nichtübertragbare und umweltbedingte Krankheiten zu verringern und für alle eine Gesundheitsversorgung und den Zugang zu sicheren, bezahlbaren und wirksamen Medikamenten und Impfstoffen zu sichern. Die Staats- und Regierungschefs der Welt haben sich daher verpflichtet, Forschung und Entwicklung zu fördern, mehr in Gesundheit zu investieren und alle Länder stärker zur Abwehr von Gesundheitsgefahren zu befähigen.

Ziel 3: Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters

gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern

Müttersterblichkeitsrate weltweit ¬ 1990-2015

Sterblichkeitsraten von Neugeborenen und von Kindern unter 5 Jahren weltweit ¬ 1990-2015

0

100

200

300

400

201520102005200019951990

Tode

sfäl

le je

100

.00

0 L

eben

dgeb

urte

n

0

25

50

75

100

201520102005200019951990

Tode

sfäl

le je

1.00

0 L

eben

dgeb

urte

n

NeugeboreneUnter 5

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17 ZIEL 3 | Gesundheit und Wohlergehen

Zahl der Verkehrstoten (in Tausend) und Zahl der Fahrzeuge (in Millionen) in Ländern mit hohem, niedrigem und mittlerem Einkommen ¬ 2000-2013

0

200

400

1.000

1.200

800

600

2013201020052000

Todesfälle, Länder mit hohem Einkommen (Linksachse)

Todesfälle, Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen (Linksachse)

Fahrzeuge, Länder mit hohem Einkommen (Rechtsachse)

Fahrzeuge, Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen (Rechtsachse)

Tode

sfäl

le (

in T

ause

nd)

0

0,2

0,4

1,0

1,2

0,8

0,6

Zahl der Fahrzeuge (in M

illionen)

Anteil der vorzeitigen Todesfälle* aufgrund nichtübertragbarer Krankheiten nach Krankheit ¬ 2012 (in Prozent)

Diabetes

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Erkrankungen der Atemwege

Krebserkrankungen

Sonstige nichtübertragbare Krankheiten

4

37

27

23

8

* Vorzeitige Todesfälle sind Todesfälle von Menschen unter 70 Jahren.

Anmerkung: Aufgrund von Abrundung ergibt die Summe der Prozentanteile nicht 100.

Die Zahl der Verkehrstoten geht seit 2000 in den Hocheinkommensländern langsam zurück, steigt jedoch in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen erheblich

2013 kamen etwa 1,25 Millionen Menschen, im Schnitt 3.400 pro Tag, im Straßenverkehr ums Leben. Weitere Millionen tragen dabei jedes Jahr Verletzungen oder Behinderungen davon. Besonders gefährdet sind Kinder, Fußgänger, Radfahrer und ältere Menschen. Die Halbierung der Zahl der weltweit im Straßenverkehr Getöteten und Verletzten bis 2020 ist angesichts der drastischen Zunahme der Zahl der Fahrzeuge zwischen 2000 und 2013 um fast das Doppelte ein ambitioniertes Ziel.

Bei fast zwei Dritteln der Menschen unter 70 Jahren, die an nichtübertragbaren Krankheiten starben, waren Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen die Ursache

Nichtübertragbare Krankheiten waren 2012 weltweit für etwa 38 Millionen Todesfälle (68 Prozent aller Todesfälle) und für 52 Prozent aller vorzeitigen Todesfälle, also von Menschen unter 70 Jahren, verantwortlich. Mehr als drei Viertel dieser vorzeitigen Todesfälle waren auf Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen, Diabetes und chronische Erkrankungen der Atemwege zurückzuführen. Weltweit sank die durch diese vier Erkrankungen verursachte vorzei-tige Sterblichkeit zwischen 2000 und 2012 um 15 Prozent.

Die Inzidenz der schweren übertragbaren Krankheiten sinkt, doch jährlich infizieren sich Hunderte Millionen Menschen neu

Die HIV-, Malaria- und Tuberkulose-Inzidenz sank zwi-schen 2000 und 2015 weltweit, und Millenniumsziel 6 wurde erreicht. Zur Beendigung dieser Epidemien bedarf es jedoch stärkerer Anstrengungen. 2015 kamen welt-weit auf 1.000 HIV-negative Menschen 0,3 Neuinfizierte, deren Gesamtzahl bei etwa 2,1 Millionen lag. Die HIV-Inzidenz lag in Afrika südlich der Sahara mit 1,5 neuen Fällen je 1.000 HIV-negativer Menschen am höchsten. 2014 wurden weltweit 9,6 Millionen neue Tuberkulosefälle (133 je 100.000 Menschen) gemeldet, 58 Prozent davon in Südostasien und im Westpazifik. Fast die Hälfte der Weltbevölkerung ist malariagefährdet; 2015 lag die Inzidenz bei 91 neuen Fällen je 1.000 Gefährdeten – schätzungsweise 214 Millionen Fälle. 89 Prozent aller Malariafälle weltweit traten in Afrika südlich der Sahara auf, mit einer Inzidenzrate von 235 Fällen je 1.000 Gefährdeten.

Globale Inzidenzraten für HIV, Malaria und Tuberkulose ¬ 2000-2015

0

50

100

150

200

2015201020052000

Tuberkulose (neue Fälle je 100.000 Menschen)

Malaria (neue Fälle je 1.000 Gefährdeten)

HIV (neue Fälle je 100.000 HIV-negative Menschen)

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Ziele für nachhaltige Entwicklung – Bericht 2016 18

HOCHWERTIGEBILDUNG

Kinder, die in ländlichen Gebieten leben, arm sind oder Eltern mit geringer oder keiner Schulbildung haben, gehen häufiger nicht zur Schule

Trotz Fortschritten wurde das Millenniumsziel der allge-meinen Grundschulbildung bis 2015 insgesamt verfehlt. 2013, im letzten Jahr, für das Daten vorliegen, besuchten 59 Millionen Kinder im Grundschulalter und 65 Millionen im Sekundarschulalter, die meisten davon Mädchen, keine Schule. Daten aus den Jahren 2008 bis 2012 für 63 Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen zeigen, dass Kinder im Grundschulalter aus dem ärmsten Fünftel der Haushalte mehr als viermal so häufig nicht zur Schule gingen wie ihre reichsten Altersgenossen. Kinder, insbeson-dere Mädchen, aus Haushalten mit einem Vorstand ohne abgeschlossene Grundschulbildung gingen mehr als vier-mal so häufig nicht zur Schule wie Kinder aus Haushalten mit einem Vorstand mit Sekundar- oder höherer Bildung.

Ziel 4 soll sicherstellen, dass alle Menschen Zugang zu hochwer-tiger Bildung und Gelegenheit zu lebenslangem Lernen haben. Dabei geht es vor allem um den Erwerb grundlegender und höhe-rer Kompetenzen in allen Bildungs- und Entwicklungsstadien, einen größeren und gleichberechtigteren Zugang zu hochwer-tiger Bildung auf allen Ebenen und zu technischer und berufli-cher Aus- und Weiterbildung (TVET) sowie um die Kenntnisse, Fertigkeiten und Werte, die notwendig sind, um gut zurecht-zukommen und einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten.

Ziel 4: Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige

Bildung gewährleisten und Möglichkeiten lebenslangen

Lernens für alle fördern

Anteil der Kinder im Grundschulalter, die keine Schule besuchen, ausgewählte Länder, nach Geschlecht, Wohnort, Haushaltsvermögen und Bildungsgrad des Haushaltsvorstands ¬ 2008-2012 (in Prozent)

0 10 20 30 40 50 60 70

Haushaltsvermögen

Bildungsgrad Haushaltsvorstand

Landeswerte Median

Anmerkung: Daten beruhen auf repräsentativen Haushaltserhebungen aus 63 Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen zwischen 2008 und 2012.

Jungen7,1

Mädchen7,3

Land7,7

Stadt5,1

Reichstes Fünftel2,9

Zweitreichstes Fünftel4,2

Sekundar- oder höhere Schule3,5

Mittleres Fünftel6,4

Grundschule6,4

Zweitärmstes Fünftel8,4

Ärmstes Fünftel12,5

Weniger als Grundschule16,0

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19 ZIEL 4 | Hochwertige Bildung

Vielfältige Lernmöglichkeiten sollten sich durch das gesamte Leben ziehen

Bildung für eine nachhaltige Entwicklung und weltbür-gerliches Engagement setzen an gesamtgesellschaftlich drängenden Anforderungen an: „Miteinander leben“ und „Verhältnis zur Natur“. Sie sind wichtige Wege zu einer nachhaltigen und friedlichen Zukunft für alle.

Der gleichberechtigte Zugang zu TVET- und höheren Bildungsgängen soll ebenfalls gefördert werden. Von 2000 bis 2013 stieg die Zahl der TVET-Schüler in der oberen Sekundarstufe zwar um ein Drittel, doch sank der TVET-Anteil an der Sekundarschulbildung insge-samt von 26 auf 22 Prozent. Der tertiäre Bildungsbereich wuchs rasch: Die Zahl der Studierenden stieg weltweit in den Entwicklungsregionen um das 2- bzw. 2,5-Fache, wobei fast genauso viele Frauen wie Männer studierten. Dennoch waren 2013 weltweit noch immer 757 Millionen Erwachsene Analphabeten, davon zwei Drittel Frauen.

Über die Hälfte der 3- und 4-Jährigen in ausgewählten Ländern entwickeln sich körperlich, lernspezifisch und psychosozial altersgerecht

Die frühkindliche Entwicklung ist mehrdimensional und umfasst den körperlichen, sozialen, emotionalen und geisti-gen Aspekt des Wohlergehens des Kindes. Auch wenn sich Kinder unterschiedlich rasch und weit entwickeln, haben sie doch alle das angeborene Recht, ihr volles Potenzial zu ent-falten. In 54 der 58 Länder, für die für 2009 bis 2015 Daten vorlagen, entwickelte sich mindestens die Hälfte der 3- und 4-Jährigen in wenigstens drei der folgenden Bereiche alters-gerecht: Lese-, Schreib- und Rechenfähigkeit, körperliche Entwicklung, sozial-emotionale Entwicklung und Lernen.

Grundlegende Fertigkeiten geben jungen Menschen eine solide Basis für weiteres lebenslanges Lernen

Eine hochwertige Bildung soll zum Erwerb grundle-gender Fertigkeiten wie Lesen, Schreiben und Rechnen sowie höherer Kompetenzen führen. Mit der unteren Sekundarstufe endet oft auch die Schulpflicht. Die Schüler sollen dann in der Lage sein, sich Fachkenntnisse und -kompetenzen anzueignen, über persönliche und soziale Kompetenzen und über solide Grundlagen für weiteres lebenslanges Lernen verfügen. Daten aus 38 entwickelten Ländern zeigen, dass in der Mehrzahl dieser Länder mindestens 75 Prozent der jungen Menschen des Lesens und/oder der Mathematik zumindest mini-mal kundig waren; in den Entwicklungsregionen galt dies nur für 5 der 22 Länder, für die Daten vorlagen.

Von 2000 und 2013stieg die Zahl der TVET-Schülerin der oberen Sekundarstufeum fast ein Drittel

BERUFLICHE¬TECHNISCHE AUSBILDUNG

Der Anteil der TVET-Schüleran allen Schülern im Sekundarbereichsank von 26 auf 22 Prozent

0

25

50

2000 2013

26%22%

Anteil der 36 bis 59 Monate alten Kinder, die sich in wenigstens drei der folgenden Bereiche altersgerecht entwickeln: Lese-, Schreib- und Rechenfähigkeit, körperliche Entwicklung, sozial-emotionale Entwicklung und Lernen ¬ 2009-2015 (in Prozent)

0 20 40 60 80 100

Entwickelte Regionen (7)

Südostasien (4)Lateinamerika und Karibik (14)Kaukasus und Zentralasien (3)

Ostasien (2)Westasien (5)Nordafrika (2)

Südasien (3)Afrika südlich der Sahara (18) 60

64

71

71

75

84

84

86

91

Anmerkung: Für 2009-2015 liegen Daten für 58 Länder vor, die 18 Prozent der Weltbevölkerung

erfassen. Die Zahl der Länder, für die in jeder Region Daten vorliegen, steht in Klammern.

Anteil junger Menschen am Ende der unteren Sekundarstufe mit Mindestkenntnissen im Lesen und in Mathematik, ausgewählte Länder in Entwicklungs- und entwickelten Regionen ¬ 2012 (in Prozent)

0 20 40 60 80 100

Entw

icke

lte R

egio

nen

(38

Län

der)

Lesen81

Mathematik78

Entw

ickl

ungs

regi

onen

(22

Länd

er)

Lesen56

Mathematik47

Landeswerte Median

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Ziele für nachhaltige Entwicklung – Bericht 2016 20

GESCHLECHTER-GLEICHHEIT

Die Zahl der Kinderheiraten ist insgesamt rückläufig, aber weiter hoch, insbesondere in Südasien und in Afrika südlich der Sahara

Die Praxis der Kinderheirat geht langsam zurück. Von etwa 1990 bis 2015 sank der Anteil der 20- bis 24-jährigen Frauen, die angaben, vor ihrem 18. Geburtstag geheiratet zu haben, weltweit von 32 auf 26 Prozent. Kinderheirat ist in Südasien und in Afrika südlich der Sahara mit 44 bzw. 37 Prozent am meisten verbreitet. In diesen bei-den Regionen befinden sich auch die 10 Länder mit dem größten Anteil weltweit. Auch die Verheiratung von Mädchen unter 15 Jahren ist in Südasien mit 16 Prozent und Afrika südlich der Sahara mit 11 Prozent am meisten verbreitet. Gesellschaftliche Normen können sich jedoch ändern: Die Verheiratung von Mädchen unter 15 Jahren ist von weltweit 12 Prozent 1990 auf heute 7 Prozent zurückgegangen, ungeachtet nach wie vor bestehen-der Unterschiede in Regionen und sogar Ländern. Der rascheste Gesamtrückgang bei der Kinderheirat wurde in Nordafrika verzeichnet. Dort sank ihr Anteil in den letzten 25 Jahren um mehr als die Hälfte, von 29 auf 13 Prozent.

Damit Frauen und Mädchen ihr volles Potenzial entfalten können, müssen sie die gleichen Chancen wie Männer und Jungen haben. Dies bedeutet die Beseitigung aller Formen von Diskriminierung und Gewalt gegen sie, darunter Gewalt durch Intimpartner, sexuelle Gewalt und schädliche Praktiken wie Kinderheirat und die Verstümmelung weiblicher Genitalien. Wenn Frauen ein besserer Zugang zu bezahlter Beschäftigung, sexueller und reproduktiver Gesundheit und reprodukti-ven Rechten sowie echte Entscheidungsgewalt im öffentli-chen und privaten Raum gewährleistet werden, sorgt dies zusätzlich für eine gerechte und nachhaltige Entwicklung.

Ziel 5: Geschlechtergleichstellung erreichen und alle

Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung befähigen

Anteil der 20- bis 24-jährigen Frauen, die vor Erreichen des 15. bzw. 18. Lebensjahres verheiratet waren oder in einer Partnerschaft lebten ¬ 1990 und 2015 (in Prozent)

0

10

20

40

60

70

30

50

WeltSüdasienAfrikasüdlich

derSahara

Latein-amerika

und Karibik

OzeanienWest-asien

Südost-asien

Nord-afrika

Kaukasusund

Zentralasien

1990

2015

1990

2015

1990

2015

1990

2015

1990

2015

1990

2015

1990

2015

1990

2015

1990

2015

11 8

19

20

11

2

2020

117 7 7 79

3

19

30

16

18

28

32

26

28

2123

1925

16

21

14

2 2 2

12

Anmerkung: Die Werte für 2015 beziehen sich auf die letzten verfügbaren, zwischen 2010 und 2014 erhobenen Daten. Aufgrund von Auf- oder Abrundung ergibt die Summe der Prozentanteile in der Grafik nicht immer den Gesamtwert.

Verheiratet/in einer Partnerschaft(unter 15 Jahren)

Verheiratet/in einer Partnerschaft(zwischen 15 und 18 Jahren)

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21 ZIEL 5 | Geschlechtergleichheit

Weltweit sind nur 23 Prozent der Parlamentsabgeordneten Frauen

2016 stieg die Zahl der Frauen in Einkammerparlamenten oder Unterhäusern auf 23 Prozent. Dies stellt einen durchschnittlichen Anstieg um 0,6 Prozentpunkte pro Jahr seit 2006 dar. Diese schleppende Entwicklung kontrastiert mit den rascheren Fortschritten für Frauen in parlamentarischen Führungsämtern. Die Zahl der Parlamentspräsidentinnen stieg 2016 von 43 auf 49 (von weltweit insgesamt 273 Ämtern); im Januar 2016 waren 18 Prozent aller Parlamentspräsidenten Frauen. 

Frauen in Entwicklungsländern arbeiten viermal mehr unbezahlt als Männer

In jeder der Regionen verrichten Frauen und Mädchen den Großteil der unbezahlten Arbeit, einschließlich Betreuungsarbeit und Kochen und Putzen im Haushalt. Frauen verbringen im Schnitt 19 Prozent ihres Tages mit unbezahlter Arbeit, während es bei Männern 8 Prozent sind. Dadurch, dass sie unbezahlte Betreuungs- und Hausarbeit in Kombination mit Erwerbsarbeit leis-ten, arbeiten Frauen und Mädchen länger als Männer und Jungen und haben weniger Zeit zum Ausruhen, für sich selbst und für Lern- und andere Aktivitäten.

Trotz Fortschritten sind in 30 Ländern mehr als ein Drittel der 15- bis 19-jährigen Mädchen von der Genitalverstümmelung betroffen

Die Verstümmelung der weiblichen Genitalien verletzt die Menschenrechte von Mädchen und Frauen weltweit, insbesondere in Ländern, in denen sie eine fest verankerte soziale Norm ist. In den 30 Ländern, in denen die Praxis konzentriert ist und für die repräsentative Daten vorliegen, sind mindestens 200 Millionen Frauen beschnitten. In den letzten drei Jahrzehnten ist diese Praxis insgesamt um mehr als 25 Prozent zurückgegangen, jedoch nicht überall und in ungleichem Tempo. In den 30 Ländern hatte Mitte der 1980er Jahre die Hälfte der 15- bis 19-jährigen Mädchen diesen Eingriff erlebt; heute sind es noch über ein Drittel.

Millionen von Frauen und Mädchen sind von ver-schiedenen Formen von Gewalt betroffen –, körper-liche, sexuelle, psychologische und wirtschaftliche Gewalt, Menschenhandel und andere Formen der sexuellen Ausbeutung. Dies ist nicht nur eine schwere Verletzung der Menschenrechte, sondern hemmt auch den Entwicklungsprozess. In 52 Ländern, für die Vergleichsdaten vorliegen (darunter nur ein entwickeltes Land) erlitten im vergangenen Jahr 21 Prozent der befragten Frauen und Mädchen zwischen 15 und 49 Jahren körperli-che und/oder sexuelle Gewalt durch einen Intimpartner.

Anteil der 15- bis 19-jährigen Mädchen, die in den 30 Ländern, in denen die Genitalver- stümmelung konzentriert ist, dem Eingriff unterzogen wurden ¬ 1985-2015 (in Prozent)

Anmerkung: Die Zahlen sind nach der Bevölkerung gewichtete Durchschnitte auf der Grundlage von Vergleichsdaten aus 30 Ländern. Die Werte für 2015 beziehen sich auf die letzten verfügbaren, zwischen 2010 und 2014 erhobenen Daten.

0

10

20

30

40

50

60

2015201020052000199519901985

5149 48

4644

41

37

Anmerkung: Die Werte für 2015 beziehen sich auf die letzten verfügbaren, zwischen 2010 und 2014 erhobenen Daten. Aufgrund von Auf- oder Abrundung ergibt die Summe der Prozentanteile in der Grafik nicht immer den Gesamtwert.

Anteil der für unbezahlte und bezahlte Arbeit aufgewendeten Zeit, ausgewählte Länder, Frauen und Männer ¬ 2000-2014 (in Prozent an Zeit pro Tag)

0

5

10

15

20

25

30

Frauen

10

18

Männer

10

16

Frauen

10

19

Männer

21

5

Frauen

10

19

Männer

19

8

30 Länderin Entwicklungsregionen

29 Länderin entwickelten Regionen

59 Länderweltweit

Anmerkung: Die Daten beruhen auf Erhebungen, die zwischen 2000 und 2014 in 59 Ländern(30 aus Entwicklungsregionen und 29 aus entwickelten Regionen) durchgeführt wurden.

Unbezahlte Arbeit Bezahlte Arbeit

Sitzanteil der Frauen in nationalen Parlamenten (Einkammerparlamente oder Unterhäuser) ¬ 2016 (in Prozent)

0 5 10 15 20 25 30

WeltEntwicklungsregionenEntwickelte Regionen

Lateinamerika und Karibik Afrika südlich der Sahara

OstasienNordafrika

SüdostasienSüdasien

Kaukasus und ZentralasienWestasien

Ozeanien 5

13

18

18

18

22

22

24

28

26

21

23

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Ziele für nachhaltige Entwicklung – Bericht 2016 22

SAUBERES WASSERUND SANITÄR-EINRICHTUNGEN

Immer mehr Länder sind mit Wasserstress konfrontiert; über 2 Milliarden Menschen weltweit sind inzwischen davon betroffen

Eine ganzheitliche Bewirtschaftung des Wasserkreislaufs umfasst die Berücksichtigung des Grads an „Wasserstress“, berechnet als das Verhältnis des von allen großen Sektoren insgesamt entnommenen Süßwassers zu dem in einem Land oder einer Region insgesamt vorhandenen erneuer-baren Süßwasservorkommen. Gegenwärtig sind weltweit über 2 Milliarden Menschen von Wasserstress betrof-fen, und ihre Zahl soll weiter zunehmen. Wasserstress hat auf Länder in jedem Kontinent Auswirkungen, die die Nachhaltigkeit der natürlichen Ressourcen und die wirtschaftliche und soziale Entwicklung beeinträchti-gen. Zwar liegen viele Regionen unter der 25-Prozent-Schwelle, bei der physischer Wasserstress einsetzt, innerhalb von Ländern und zwischen ihnen gibt es jedoch große Unterschiede. Die Zahl der Länder mit Wasserstress stieg von 36 im Jahr 1998 auf 41 im Jahr 2011. Von diesen entnahmen 10 Länder auf der Arabischen Halbinsel und in Zentralasien und Nordafrika über 100 Prozent ihrer erneuerbaren Süßwasserressourcen.

Das Ziel 6 für nachhaltige Entwicklung geht über Trinkwasser, Sanitärversorgung und Hygiene hinaus und befasst sich auch mit der Qualität und Nachhaltigkeit der Wasserressourcen, die für das Überleben der Menschheit und ihres Planeten von entscheidender Bedeutung sind. Die Agenda 2030 anerkennt die zentrale Bedeutung der Wasserressourcen für die nachhal-tige Entwicklung und die entscheidende Rolle, die einer ver-besserten Trinkwasser- und Sanitärversorgung und Hygiene bei der Erzielung von Fortschritten in anderen Bereichen wie Gesundheit, Bildung und Armutsverringerung zukommt.

Ziel 6: Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von

Wasser und Sanitärversorgung für alle gewährleisten

Grad an Wasserstress: Süßwasserentnahme im Verhältnis zum Süßwasser-vorkommen ¬ um 2012 (in Prozent)

25 Prozent: Schwelle, bei der Wasserstress einsetzt

Nordafrika 96

Westasien 54

Kaukasus und Zentralasien 50

Südasien 48

Ostasien 20

Südostasien 8

Afrika südlich der Sahara 3

Ozeanien 0,06

Lateinamerika und Karibik 2

Entwickelte Regionen 7

Entwicklungsregionen 10

Welt 9

0 20 40 60 80 100

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23 ZIEL 6 | Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen

In Ländern jeder Region werden Pläne für eine integrierte Wasserbewirtschaftung umgesetzt, mit unterschiedlichen Fortschritten

Ein Schlüsselaspekt der nachhaltigen Wasserwirtschaft ist die integrierte Wasserbewirtschaftung (IWB), deren Umsetzung eine Folgemaßnahme zum Durchführungsplan von Johannesburg von 2002 dar-stellt. 2012 erklärten 65 Prozent der 130 Länder als Antwort auf eine IWB-Umfrage, es gebe nationale Bewirtschaftungspläne; deren vollständige Umsetzung fällt jedoch je nach Region unterschiedlich aus.

Für ein Drittel der Weltbevölkerung sind unzureichende sanitäre Einrichtungen noch immer Realität

Von 2000 bis 2015 stieg der Anteil der Weltbevölkerung mit verbesserter Sanitärversorgung von 59 auf 68 Prozent, das heißt, auf 4,9 Milliarden Menschen. Für 2,4 Milliarden Menschen gilt dies jedoch nicht, und von diesen mussten 946 Millionen weiterhin ihre Notdurft im Freien verrichten. Die unsaubere Fäkalien- und Abwasserentsorgung ist nach wie vor ein großes Risiko für die öffentliche Gesundheit und die Umwelt.

Über 90 Prozent aller Menschen nutzen verbesserte Trinkwasserquellen, aber nicht alle werden sicher bewirtschaftet

2015 nutzten 6,6 Milliarden Menschen, 91 Prozent der Weltbevölkerung, eine verbesserte Trinkwasserquelle gegenüber 82 Prozent im Jahr 2000. Etwa 663 Millionen Menschen nutzten 2015 noch immer unverbesserte Quellen oder Oberflächenwasser. Zwar liegt die Versorgung mit verbessertem Trinkwasser in allen Regionen mit Ausnahme von Afrika südlich der Sahara und Ozeanien bei 90 Prozent oder darüber, aber innerhalb von Ländern und zwischen ihnen bestehen weiter große Ungleichheiten. Außerdem werden nicht alle verbesserten Wasserquellen sicher bewirtschaftet. So wurde beispielsweise 2012 geschätzt, dass mindestens 1,8 Milliarden Menschen durch Fäkalien kontaminiertes Trinkwasser nutzten.

Entwicklungsregionen

Anteil der Länder in verschiedenen Phasen der Umsetzung nationaler Pläne für eine integrierte Wasserbewirtschaftung oder ähnlicher Vorhaben – 2012 (in Prozent)

Nicht relevant

Umsetzung begonnen

In Entwicklung

Umsetzung fortgeschritten

Entwickelt, nicht umgesetzt

Vollständig umgesetzt

Welt

Westasien

Lateinamerika und Karibik

Ozeanien

Südasien

Afrika südlich der Sahara

Südostasien

Ostasien

Kaukasus und Zentralasien

Nordafrika

0 20 40 60 80 100

Entwickelte Regionen

Anteil der Bevölkerung, der verbesserte Trinkwasserquellen nutzt – 2000 und 2015 (in Prozent)

Ozeanien

Afrika südlich der Sahara

Kaukasus und Zentralasien

Südostasien

Südasien

Nordafrika

Westasien

Lateinamerika und Karibik

Ostasien

Entwickelte Regionen

Entwicklungsregionen

Welt

56

68

89

90

93

93

95

95

96

99

89

91

53

55

83

80

81

90

87

90

81

98

79

82

2000 2015

0 20 40 60 80 100

Anteil der Bevölkerung mit verbesserter Sanitärversorgung – 2000 und 2015 (in Prozent)

Afrika südlich der Sahara

Ozeanien

Südasien

Südostasien

Ostasien

Lateinamerika und Karibik

Nordafrika

Kaukasus und Zentralasien

Westasien

Entwickelte Regionen

Entwicklungsregionen

Welt

2630

3636

3247

5972

6077

7583

8090

8394

8896

9596

5062

5968

2000 2015

0 20 40 60 80 100

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Ziele für nachhaltige Entwicklung – Bericht 2016 24

BEZAHLBARE UND SAUBERE ENERGIE

Ein zunehmender Teil der Bevölkerung hat Zugang zu Elektrizität, doch 1,1 Milliarden Menschen leben noch immer ohne Strom

Der Anteil der Weltbevölkerung mit Zugang zu Elektrizität hat stetig zugenommen, von 79 Prozent im Jahr 2000 auf 85 Prozent 2012. Die jüngsten Fortschritte sind vor allem auf eine bessere Versorgung in Südasien, Südostasien und Afrika südlich der Sahara zurückzufüh-ren. Dennoch sind noch immer 1,1 Milliarden Menschen von dieser Grundversorgung ausgeschlossen, darunter mehr als 65 Prozent der Bevölkerung Afrikas südlich der Sahara und 70 Prozent in Ozeanien. Von denen, die seit 2010 weltweit Zugang zu Elektrizität erhalten haben, sind die Allermeisten (80 Prozent) Stadtbewohner.

Ein Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher und nachhaltiger Energie ist für die Erreichung vieler Ziele für nachhaltige Entwicklung – von der Armutsbeseitigung über Fortschritte in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Wasserversorgung und Industrialisierung bis zur Abschwächung des Klimawandels – von entscheidender Bedeutung. Beim Zugang zu Energie bestehen jedoch große Unterschiede zwischen den Ländern, und die gegenwärtigen Fortschritte reichen nicht aus, um dieses Ziel zu erreichen. Verstärkte Bemühungen sind erforderlich, insbesondere bei Ländern mit großen Defiziten beim Zugang zu Energie und hohem Energieverbrauch.

Ziel 7: Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger

und moderner Energie für alle sichern

Anteil der Bevölkerung mit Zugang zu Elektrizität ¬ 2000 und 2012 (in Prozent)

2000 2012

0 20 40 60 80 100

Welt

Kaukasus und Zentralasien

Nordafrika

Ostasien

Lateinamerika und Karibik

Westasien

Südostasien

Südasien

Afrika südlich der Sahara

Ozeanien 2329

63

90

35

79

26

79

8993

97

100

96

92

93

99

99100

8579

Entwicklungsregionen 8174

Entwickelte Regionen 100100

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25 ZIEL 7 | Bezahlbare und saubere Energie

Weltwirtschaftswachstum wird vom Energieverbrauch entkoppelt, aber nicht rasch genug

Die Energieintensität – der gesamte Primärenergieverbrauch geteilt durch das BIP – zeigt an, wie viel Energie zur Produktion einer Einheit Wirtschaftsleistung aufgewandt wird. Die globale Energieintensität verbesserte sich von 2000 bis 2012 um jährlich 1,3 Prozent; sie fiel von 6,7 auf 5,7 Megajoule pro BIP-Einheit. Ein wichtiger Faktor war die Fastverdopplung des Anteils der Effizienzauflagen unterliegenden Energienutzung von 14 Prozent 2005 auf 27 Prozent 2014. Dennoch verlaufen die Fortschritte nur zwei Drittel so schnell, wie es für die Verdopplung der Energieeffizienz bis 2030 nötig wäre. Die Industrie hat am meisten zur geringeren Energieintensität beigetra-gen, dicht gefolgt vom Transportsektor. Etwa 68 Prozent der Einsparungen zwischen 2010 und 2012 entfielen auf die Entwicklungsregionen, allen voran Ostasien.

Erneuerbare Energien werden nur gering-fügig mehr genutzt, aber auf moderne erneuerbare Energien entfällt ein großer und wachsender Anteil

Der Anteil erneuerbarer Energien – aus Wasserkraft, Biobrennstoffen, Wind, Sonne, Biogas, geothermischen und marinen Quellen sowie Abfällen – am weltweiten Energieendverbrauch stieg von 2000 bis 2012 marginal von 17,4 auf 18,1 Prozent. Der Zuwachs bei modernen erneu-erbaren Energien (ohne feste Biobrennstoffe) lag jedoch zwischen 2010 und 2012 bei jährlich 4 Prozent. Erneuerbare Energien tragen immer stärker zum Elektrizitätssektor bei; moderne erneuerbare Energien steuerten 2014 60  Prozent zur gesamten neuen Stromerzeugung bei. Absolut entfiel etwa 72 Prozent des Zuwachses zwischen 2010 und 2012 beim Verbrauch aus modernen erneuerbaren Quellen auf die Entwicklungsregionen, vor allem Ostasien.

Über 40 Prozent der Weltbevölkerung verwendet noch immer umweltschädliche und ungesunde Brennstoffe zum Kochen

Von 2005 bis 2014 nahm der Anteil der Weltbevölkerung mit Zugang zu sauberen Brennstoffen und Technologien zum Kochen, wie Gas und Elektrizität, von 54 auf 58  Pro-zent zu. In einigen Regionen wie in Afrika südlich der Sahara ist die Zugangsrate weiter sehr niedrig. Die lang-samen Fortschritte seit 2010 halten bei weitem nicht mit dem Bevölkerungswachstum Schritt und beschränken sich fast ausschließlich auf städtische Gebiete. Infolgedessen ist die absolute Zahl der Menschen, die beim Kochen auf umweltschädliche Brennstoffe und Technologien ange-wiesen sind, sogar auf etwa 3 Milliarden gestiegen.

Anteil der Bevölkerung, der zum Kochen primär saubere Brennstoffe und Technologien verwendet ¬ 2005 und 2014 (in Prozent)

2005 2014

0 20 40 60 80 100

Afrika südlich der Sahara 1213

Südostasien 5333

Ozeanien 3021

Südasien 2935

Ostasien 5158

Westasien 9594

Lateinamerika und Karibik 8781

Kaukasus und Zentralasien 8188

Nordafrika 95100

Entwickelte Regionen 9998

Welt 5458

Anteil erneuerbarer Energien am gesamten Energieendverbrauch ¬ 2000, 2005, 2010 und 2012 (in Prozent)

Andere erneuerbare Energien Moderne erneuerbare Energien

0

5

10

15

20

2000 2005 2010 2012

10,2

7,2 7,3

9,7 9,4

8,4 8,8

9,3

17,4 17,017,8 18,1

Energieintensität, gemessen in Bezug auf Primärenergie und Bruttoinlandsprodukt ¬ 2000 und 2012 (Megajoule je US-Dollar KKP von 2011)

2000 2012

0 5 10 15 20

Welt

Entwicklungsregionen

Entwickelte Regionen

Nordafrika 3,73,9

Lateinamerika und Karibik 4,44,1

Südostasien 5,54,5

Westasien 4,74,9

Südasien 6,85,4

Afrika südlich der Sahara 10,47,8

Ostasien 10,08,1

Kaukasus und Zentralasien 16,79,2

Ozeanien 10,311,0

6,65,3

6,86,1

6,75,7

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Ziele für nachhaltige Entwicklung – Bericht 2016 26

MENSCHENWÜRDIGEARBEIT UND WIRTSCHAFTS-WACHSTUM

Am wenigsten entwickelte Länder brauchen mehr Wirtschaftswachstum, um 7 Prozent BIP-Wachstum zu erreichen

Im Zeitraum 2010-2014 lag das weltweite jährliche Wachstum des realen Pro-Kopf-BIP im Schnitt bei 1,6  Prozent und damit geringfügig unter der Rate für 2000-2004. Die Rate der Länder in Entwicklungsregionen war zwar mehr als dreimal so hoch wie die der entwickel-ten Regionen (4,1 zu 1,3 Prozent), lag jedoch in beiden Regionen unter ihrem historischen Durchschnittswert. Also ist noch viel zu tun, um das Ziel des dauerhaf-ten und breitenwirksamen Wirtschaftswachstums zu erreichen. Diese Herausforderung ist besonders groß für die am wenigsten entwickelten Länder, deren Pro-Kopf-Wachstum sich von 2010 bis 2014 auf durch-schnittlich 2,6 Prozent verlangsamte, weniger als die Hälfte des Ziels von mindestens 7 Prozent pro Jahr.

Dauerhaftes und breitenwirksames Wirtschaftswachstum ist eine Voraussetzung für nachhaltige Entwicklung, die zu besseren Existenzgrundlagen weltweit beitragen kann. Wirtschaftswachstum kann neue und bessere Beschäftigungschancen schaffen und mehr wirtschaftliche Sicherheit für alle bieten. Außerdem kann rasches Wachstum, insbesondere in den am wenigsten entwickelten Ländern und den Entwicklungsländern, dazu beitragen, den Lohnabstand gegenüber den entwickelten Ländern zu verringern und so die ekla-tanten Ungleichheiten zwischen Reichen und Armen zu mindern.

Ziel 8: Dauerhaftes, breitenwirksames und nachhaltiges

Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und

menschenwürdige Arbeit für alle fördern

Jährliches Durchschnittswachstum des realen Pro-Kopf-BIP ¬ 2000-2004, 2005-2009 und 2010-2014 (in Prozent)

Welt

Entwicklungsregionen

Entwickelte Regionen

Am wenigsten entwickelte Länder

Binnenentwicklungsländer

Kleine Inselentwicklungsländer

0 1 2 3 4 65

2005-2009 2010-20142000-2004

2,42,3

2,5

3,55,5

3,6

3,44,7

2,6

2.10,5

1,3

3,64,5

4,1

1,81,0

1,6

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27 ZIEL 8 | Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum

Der Anteil der Erwachsenen mit einem Bankkonto stieg zwar in vier Jahren um 20 Prozent, aber rund 2 Milliarden Menschen leben noch immer ohne diese wichtige Finanzdienstleistung

Zwischen 2011 und 2014 ist der Anteil der erwachsenen Weltbevölkerung mit einem Konto bei einem Geldinstitut oder mobilen Zahlungsdienst von 51 auf 62 Prozent ange-stiegen, was bedeutet, dass 700 Millionen Erwachsene zu Kontoinhabern geworden sind. Dennoch haben noch immer 2 Milliarden Erwachsene kein derartiges Konto. Von finanzieller Ausgrenzung sind überproportional Frauen und die Armen betroffen. Der Anteil der Frauen mit einem Konto ist um 9 Prozentpunkte niedriger als der der Männer. Hinzu kommt, dass der Anteil der Kontoinhaber in den ärmsten 40 Prozent der Haushalte um 14 Prozent niedri-ger liegt als in den reichsten 60 Prozent der Haushalte.

Frauen sind weltweit um 15 Prozent eher arbeitslos als Männer, in Nordafrika und Westasien ist jedoch der Unterschied wesentlich größer

Nach einem Höchststand von 6,6 Prozent 2009 betrug die weltweite Arbeitslosenquote 2015 6,1 Prozent. Verglichen mit anderen Regionen der Welt, wo sie im Schnitt bei 7 Prozent oder mehr lag, war die Arbeitslosigkeit in Süd-, Ost-und Südostasien mit unter 5 Prozent am niedrigsten. Weltweit sind Frauen eher arbeitslos als Männer. Besonders frappierend sind die Unterschiede in Westasien und Nordafrika, wo die Arbeitslosenquote der Frauen doppelt so hoch ist wie die der Männer.

Arbeitsproduktivität in Entwicklungs-regionen hat sich verbessert, ist aber weiter deutlich niedriger als in entwickelten Regionen

Die Arbeitsproduktivität ist in den Entwicklungsregionen, insbesondere in Asien, zwar deutlich schneller gewach-sen als in den entwickelten Regionen, erreicht aber in den ärmsten Regionen nach wie vor nur einen Bruchteil der Arbeitsproduktivität in der entwickelten Welt. So liegt sie etwa in Südasien und Afrika südlich der Sahara bei nur etwa 5 Prozent der Arbeitsproduktivität der entwi-ckelten Regionen, gemessen als Prozentsatz des BIP. Selbst Westasien, die Entwicklungsregion mit der höchs-ten Arbeitsproduktivität, erreicht nur etwa 40 Prozent der Arbeitsproduktivität der entwickelten Regionen, und diese Rate hat seit 2000 leicht abgenommen.

Arbeitsproduktivität (BIP pro Erwerbstätigen) in konstanten US-Dollar von 2005 ¬ 2005 und 2015 (in Tausend Dollar)

2005 2015

Welt

Entwickelte Regionen

Westasien

Lateinamerika und Karibik

Ostasien

Nordafrika

Kaukasus und Zentralasien

Südostasien

Ozeanien

Südasien

Afrika südlich der Sahara

0 10 20 30 40 50 60 70 80

2,52,9

2,13,53,84,9

3,65,0

3,65,8

7,58,1

4,48,9

12,013,4

25,527,2

62,768,2

16,518,5

Arbeitslosenquote nach Geschlecht ¬ 2015 (in Prozent)

Frauen Männer

0 5 10 15 20 25 30

Welt

Entwickelte Regionen

Ostasien

Südostasien

Südasien

Ozeanien

Lateinamerika und Karibik

Afrika südlich der Sahara

Kaukasus und Zentralasien

Westasien

Nordafrika 25,210,2

19,79,0

9,79,49,5

7,18,8

5,76,9

6,05,2

4,04,54,44,2

5,3

7,57,8

6,75,8

Anteil der erwachsenen Weltbevölkerung mit einem Konto bei einem Geldinstitut ¬ 2011 und 2014 (in Prozent)

51 Prozent dererwachsenen

Weltbevölkerunghat ein Konto 2,5

Milliarden ohne Konto

62 Prozent der erwachsenen

Weltbevölkerunghat ein Konto 2

Milliarden ohne Konto

20142011

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Ziele für nachhaltige Entwicklung – Bericht 2016 28

INDUSTRIE,INNOVATION UNDINFRASTUKTUR

Das unerschlossene Fertigungspotenzial der am wenigsten entwickelten Länder birgt bedeutende Wachstumschancen

Der Fertigungssektor ist ein Hauptmotor des Wirtschafts- wachstums. Ungleichheiten bei der Wertschöpfung im Fertigungssektor zeigen jedoch auf, vor welch großen Herausforderungen die am stärksten benachteiligten Länder stehen und über welches Wachstumspotenzial sie verfügen. So lag 2015 die Pro-Kopf-Wertschöpfung im Fertigungssektor in den am wenigsten entwickel-ten Ländern (LDC) unter 100 US-Dollar, hingegen bei 4.926 Dollar in den entwickelten Regionen. In den LDC-Ländern muss erheblich investiert werden, um technologischen Fortschritt und Wirtschaftswachstum zu fördern und den Anteil der Industrie am BIP zu ver-doppeln. Wie bei der Beschäftigung ist auch bei der Wertschöpfung im Fertigungssektor ein stetiger Anstieg in Entwicklungsregionen und ein geringer Rückgang in entwi-ckelten Regionen zu erkennen. Das Wachstumspotenzial bei der Beschäftigung im Fertigungssektor ist in den LDC-Ländern besonders hoch, da große Teile der Bevölkerung noch immer in Agrar- und traditionellen Sektoren arbeiten.

Ziel 9 befasst sich mit drei wichtigen Aspekten der nach-haltigen Entwicklung: Infrastruktur, Industrialisierung und Innovationen. Mit der Infrastruktur werden die materiellen Grundeinrichtungen bereitgestellt, die für Wirtschaft und Gesellschaft unerlässlich sind; die Industrialisierung ist eine Triebkraft für Wirtschaftswachstum und die Schaffung von Arbeitsplätzen und verringert so die Einkommensungleichheit; Innovationen erweitern die technologischen Fähigkeiten der Industriesektoren und führen zur Entwicklung neuer Kompetenzen.

Ziel 9: Eine widerstandsfähige Infrastruktur aufbauen,

breitenwirksame und nachhaltige Industrialisierung

fördern und Innovationen unterstützen

Pro-Kopf-Wertschöpfung Fertigung ¬ 2005 und 2015 (in konstanten US-Dollar von 2010)

2005 2015

0 1.000 2.000 3.000 4.000 5.000

Am wenigsten entwickelte Länder6298

Binnenentwicklungsländer119149

Kleine Inselentwicklungsländer1.068

1.363

Entwickelte Regionen4.710

4.926

Entwicklungsregionen552

923

Welt1.347

1.630

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29 ZIEL 9 | Industrie, Innovation und Infrastruktur

Fast 90 Prozent der Stadtbevölkerung, aber weniger als 30 Prozent der Landbevölkerung hat Zugang zu mobilen Breitbandnetzen

Technologische Fortschritte im Kommunikationssektor, expandierende Netze und fallende Preise haben die Verbreitung zellularer Mobilfunkdienste weltweit voran-getrieben. Menschen in bisher nicht vernetzten Gebieten haben Anschluss an die globale Informationsgesellschaft gefunden: 2015 wurden rund 95 Prozent der Menschen in den am wenigsten entwickelten Ländern von einem Mobilfunksignal erfasst. Der schnellere Zugang zum Internet über mobile Breitbandnetze der dritten Generation (3G) ist jedoch weniger verbreitet: nur 29 Prozent der Landbevölkerung werden erfasst. Für den Erhalt ihrer Wettbewerbsfähigkeit sind Erzeuger und Unternehmer zunehmend auf einen Internetzugang angewiesen, wes-wegen es stärkerer Bemühungen zur Ausweitung dieser Dienste auf ländliche und abgelegene Teile der Welt bedarf.

Zwar wird mehr in Forschung und Entwicklung investiert, die ärmsten Länder liegen jedoch hinten

2013 beliefen sich die globalen Investitionen in Forschung und Entwicklung (FuE) auf 1,7 Billionen US-Dollar (KKP), gegenüber 732 Milliarden Dollar 2000. Dies entspricht einem jährlichen Zuwachs von 4,6 Prozent und bedeutet, dass 2013 1,7 Prozent des globalen BIP für FuE aufgewandt wurde. Hinter diesem hohen Durchschnittswert verbergen sich jedoch große Unterschiede zwischen den Regionen: in entwickelten Regionen flossen 2013 fast 2,4 Prozent des BIP in FuE, in den am wenigsten entwickelten Ländern und Binnenentwicklungsländern hingegen weniger als 0,3 Prozent. Es bedarf dringend konzertierterer Maßnahmen, um die Forschungskapazität in diesen Ländern zu stärken.

Energieeffizienz und saubere Brennstoffe und Technologien haben den CO

2-Ausstoß

pro Wertschöpfungseinheit verringert

Da Länder zunehmend auf weniger energieintensive Industrien, sauberere Brennstoffe und Technologien und stärkere Energieeffizienzauflagen setzen, hat sich in fast allen Regionen die Kohlenstoffintensität ihres BIP verrin-gert. Der Anteil des weltweiten Energieverbrauchs, der Effizienzauflagen unterliegt, hat sich im letzten Jahrzehnt fast verdoppelt, von 14 Prozent 2005 auf 27 Prozent 2014. Durch einen umfassenderen Einsatz sauberer Technologien wird sich eher das Ziel erreichen lassen, die Infrastruktur zu modernisieren und Industrien nachzurüs-ten, um sie nachhaltig zu machen, mit einem effizienteren Ressourceneinsatz und vermehrter Nutzung sauberer und umweltverträglicher Technologien und Industrieprozesse.

CO2-Ausstoß je Wertschöpfungseinheit ¬ 2000 und 2013(in Kilogramm je konstante US-Dollar von 2010)

2000 2013

0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2

Welt

Entwicklungsregionen

Entwickelte Regionen

Lateinamerika und Karibik

Afrika südlich der Sahara

Nordafrika

Westasien

Ost-, Süd-, Südostasienund Ozeanien

Kaukasus und Zentralasien 1,020,55

0,450,41

0,290,28

0,220,23

0,270,21

0,210,19

0,370,29

0,360,34

0,380,33

Forschungs- und Entwicklungsausgaben im Verhältnis zum BIP ¬ 2005 und 2013(in Prozent)

2005 2013

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5

Am wenigsten entwickelte Länder 0,190,24

Binnenentwicklungsländer 0,240,28

Kleine Inselentwicklungsländer 0,960,98

Entwickelte Regionen 2,152,36

Entwicklungsregionen 0,791,16

Welt 1,541,70

Bevölkerungsanteil mit Zugang zu einem mobilen Breitbandnetz der dritten Generation, nach Standort und Technologie ¬ 2015 (in Prozent)

Mit 3G-Zugang Ohne 3G-Zugang

Weltbevölkerung: 7,4 Milliarden

69 Prozent derBevölkerung mit 3G

Landbevölkerung: 3,4 Milliarden

Stadtbevölkerung: 4 Milliarden

89 Prozent derStadtbevölkerung

mit 3G

29 Prozent derLandbevölkerung

mit 3G

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Ziele für nachhaltige Entwicklung – Bericht 2016 30

WENIGERUNGLEICHHEITEN

In vielen Ländern in Lateinamerika und der Karibik und in Asien nahm die Einkommensungleichheit ab

Wächst das Einkommen der Ärmsten in einem Land schneller als der nationale Durchschnitt, sinkt die Einkommensungleichheit. In 56 von 94 Ländern, für die Daten für den Zeitraum 2007-2012 vorliegen, wuchs das Pro-Kopf-Einkommen der ärmsten 40 Prozent der Haushalte schneller als der nationale Durchschnitt. Dies traf insbesondere auf Lateinamerika und die Karibik und auf Asien zu, wo die ärmsten 40 Prozent der Haushalte in 88 bzw. 67 Prozent der Länder einen Zuwachs verzeich-neten. Dieser Trend bedeutet jedoch nicht zwangsläufig mehr Wohlstand, da 9 der 56 Länder in diesem Zeitraum negative Wachstumsraten beim Einkommen aufwiesen.

Ziel 10 ist ein Aufruf zum Abbau der Ungleichheiten beim Einkommen sowie derjenigen, die aufgrund von Geschlecht, Alter, Behinderung, Rasse, Klasse, ethnischer Zugehörigkeit, Religion und Chancenzugang bestehen – sowohl in als auch zwi-schen Ländern. Die Staats- und Regierungschefs der Welt aner-kannten den positiven Beitrag der internationalen Migration zu inklusivem Wachstum und nachhaltiger Entwicklung, räumten jedoch auch ein, dass sie kohärente und umfassende Antworten erfordert. Daher verpflichteten sie sich zu internationaler Zusammenarbeit, um eine sichere, geordnete und reguläre Migration zu gewährleisten. Das Ziel befasst sich zudem mit Fragen im Zusammenhang mit der Vertretung der Entwicklungsländer bei globalen Entscheidungsprozessen und der Entwicklungshilfe.

Ziel 10: Ungleichheit in und zwischen Ländern verringern

Anteil der Länder in jeder Region, in denen das durchschnittliche jährliche Wachstum des realen Pro-Kopf-Einkommens der untersten 40 Prozent der Bevölkerung höher war als im nationalen Durchschnitt ¬ 2007-2012 (in Prozent)

0 20 40 60 80 100

Welt

Entwickelte Regionen

Lateinamerika und Karibik

Asien

Afrika 50

67

88

49

60

Anmerkung: Die Grafik beruht auf 94 Ländern mit Daten: 43 in entwickelten Regionen, 16 in Afrika, 19 in Asien und 16 in Lateinamerika und der Karibik.

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31 ZIEL 10 | Weniger Ungleichheiten

Internationale Durchschnittskosten für die Überweisung von umgerechnet200 US-Dollar als Anteil des Überweisungsbetrags – 2008-2015 (in Prozent)

0

1

2

3

4

9

10

7

6

5

8

2008 2009 2010 2011 2012 2013 20302014

3,0Zielvorgabe

9,89,5

8,89,1 9,2

8,9

8,3

7,5

2015

Anteil der aus Entwicklungs- und am wenigsten entwickelten Ländern (LDC) stammenden Erzeugnisse (ohne Rüstungsgüter und Erdöl), die in entwickelte Länder zollfrei eingeführt wurden ¬ 2000-2014 (in Prozent)

50

55

60

65

70

95

100

85

80

75

90

2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014

LDC Entwicklungsländer

Die Kosten für internationale Überweisungen sind rückläufig

Migranten tragen zu inklusivem Wachstum und nach-haltiger Entwicklung bei. Durch ihre Arbeit und ihre Überweisungen nach Hause leisten sie auch einen Beitrag zur Entwicklung ihrer Herkunfts- und Zielländer. Mit 431,6 Milliarden US-Dollar ist die Höhe der Gesamtüberweisungen in Entwicklungsländer 2015 leicht angestiegen (um 0,4 Prozent gegenüber 2014), die Kosten für diese Überweisungen sind jedoch wei-terhin hoch. Zwar fielen die Kosten von 2012 bis 2015, sie lagen 2015 im Schnitt aber immer noch bei 7,5  Prozent des überwiesenen Beitrags, mehr als doppelt so hoch wie der Zielwert von 3 Prozent.

Der Anteil der Erzeugnisse aus Entwicklungs- und am wenigsten entwickelten Ländern, die zollfrei in entwickelte Länder eingeführt werden, steigt stetig

Der Anteil der aus Entwicklungs- und am wenigs-ten entwickelten Ländern (LDC) stammenden zoll-freien Importe stieg von 2000 bis 2014 auf 79 bzw. 84 Prozent; bei den Entwicklungsländern verlief der Zuwachs jedoch rascher. Der komparative Vorteil der LDC-Länder beim zollfreien Zugang variierte je nach Produktgruppe: fast alle Agrarerzeugnisse aus LDC-Ländern (98 Prozent) waren vom Zoll der entwickelten Länder befreit, gegenüber 74 Prozent der Erzeugnisse von Entwicklungsländern. Bei Textilien und Bekleidung war der relative Vorteil der LDC-Länder sogar noch größer: bei beiden Produktgruppen lag die Rate bei etwa 70 Prozent; bei den Entwicklungsländern betrug sie 41  Prozent für Textilien und 34 Prozent für Bekleidung.

Der Beitrag der Arbeit zum BIP hat in den meisten Regionen abgenommen

Der Beitrag der Arbeit zum BIP ist in den letzten 15 Jahren ist infolge der Mechanisierung der Arbeitsprozesse und der Zunahme des Anteils des Kapitals am BIP rückläufig. In diesem Zeitraum hat der Arbeitsanteil am BIP nur in Ozeanien und in Lateinamerika und der Karibik zugenommen (2015: 48 bzw. 52 Prozent). In Ostasien stagnierte der Arbeitsanteil am BIP, liegt aber mit 61,4 Prozent weiter weltweit am höchsten. Während in den entwickelten Regionen der Arbeitsanteil am BIP von fast 58 Prozent 2000 auf gut 55 Prozent 2015 fiel, stieg er in den Entwicklungsregionen leicht von 54 auf 55 Prozent. In allen Regionen trugen stag-nierende Löhne erheblich zu diesem Ergebnis bei.

Arbeitsanteil am BIP (KKP), bestehend aus Löhnen und Sozialtransfers – 2000 und 2015 (in Prozent)

2000 2015

0 10 20 30 40 50 60 70

Welt

Entwicklungsregionen

Entwickelte Regionen

Ostasien

Lateinamerika und Karibik

Westasien

Nordafrika

Ozeanien

Afrika südlich der Sahara

Südasien 50

5047

4747,748,2

5249

49

52

53

51

6161

55

55

58

54

5755

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Ziele für nachhaltige Entwicklung – Bericht 2016 32

NACHHALTIGESTÄDTE UNDGEMEINDEN

Nach wie vor lebt fast ein Drittel der Stadtbevölkerung in den Entwicklungsregionen in Slums

2014 lebten 30 Prozent der Stadtbewohner in den Entwicklungsregionen in Slums. In Afrika südlich der Sahara war der Anteil mit 55 Prozent am höchsten. Obwohl der Anteil der Stadtbewohner, die in solchen Verhältnissen leben, im vergangenen Jahrzehnt zurückgegangen ist, lebten 2014 immer noch mehr als 880 Millionen Menschen auf der Welt in Slums. Ein abgestimmtes Vorgehen wird notwendig sein, um diese Herausforderung zu bewältigen und die Resilienz zu erhöhen, denn die Anziehungskraft der Städte auf Menschen, die mehr Chancen und ein besseres Leben suchen, bleibt bestehen.

Heute lebt mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten. Bis 2030 werden Vorhersagen zufolge 6 von 10 Menschen Stadtbewohner sein. Trotz zahlreicher Herausforderungen auf dem Gebiet der Planung bieten Städte auf vielen Ebenen wirtschaftliche Größenvorteile, insbesondere bei der Bereitstellung von Gütern, Dienstleistungen und Verkehrsmitteln. Bei solider, risikogerechter Planung und Steuerung können Städte zu Brutkästen für Innovation und Wachstum und zu Motoren für nachhaltige Entwicklung werden.

Ziel 11: Städte und Siedlungen inklusiv, sicher,

widerstandsfähig und nachhaltig gestalten

Anteil der in Slums lebenden Stadtbewohner ¬ 2000 und 2014 (in Prozent)

0 10 20 30 40 50 60 70 80

Afrika südlich der Sahara 6555

Südostasien 4027

Südasien 4631

Ostasien 3725

Westasien 2125

Lateinamerika und Karibik 2029

Ozeanien 2424

Nordafrika 2011

2000 2014

Entwicklungsregionen 3930

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33 ZIEL 11 | Nachhaltige Städte und Gemeinden

Fast drei Viertel der Länder setzen städtepolitische Maßnahmen auf nationaler Ebene um oder arbeiten darauf hin

Nationale Strategien und regionale Entwicklungspläne, die den Besonderheiten und Merkmalen städtischer Gebiete Rechnung tragen, sind für die nachhaltige Entwicklung unverzichtbar. 2015 arbeiteten 142 Länder an nationalen städtepolitischen Maßnahmen; davon hatten 82 Länder bereits mit der Umsetzung begon-nen und 23 die Überwachungs- und Evaluierungsphase erreicht. Die allermeisten dieser Maßnahmen kön-nen mit den Zielen für nachhaltige Entwicklung in Einklang gebracht und nach den Hauptthemen der Nachhaltigkeitsagenda aufgeschlüsselt werden. Sie koppeln die nationale Politik an lokale Maßnahmen.

Weltweit weisen Städte eine gefährlich hohe Luftverschmutzung auf

Luftverschmutzung stellt ein hohes Umweltrisiko für die Gesundheit dar. Man schätzt, dass die Verunreinigung der Außenluft 2012 in Städten sowie ländlichen Gebieten weltweit 3,7 Millionen frühzeitige Todesfälle verursacht hat. 2014 musste über die Hälfte der Stadtbevölkerung weltweit mit einer Luftverschmutzung leben, die mindestens um das 2,5-Fache die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) festgelegten Sicherheitsstandards überstieg. In keiner der Regionen lagen die Jahresmittelwerte der Feinstaubkonzentration unter dem von dem WHO-Höchstwert von 10 Mikrogramm pro Kubikmeter (µg/m3).

Viele Städte auf der ganzen Welt dehnen sich immer weiter aus

In vielen rasch anschwellenden Städten zieht die Bevölkerung an den Stadtrand und über die Stadtgrenzen hinaus. In vielen Regionen findet man die Zersiedelung von Städten: In Ostasien und Ozeanien war von 2000 bis 2015 der Flächenverbrauch weltweit am größ-ten, gefolgt von den entwickelten Regionen. Nur in Lateinamerika und der Karibik und in Süd- und Zentralasien nahm die Einwohnerdichte der Städte zu. Leider zeigt ein niedriger Flächenverbrauch nicht unbedingt an, dass es den Stadtbewohnern gut geht; er kann auch auf überfüllte Elendsviertel hinweisen. Eine ungeplante Ausdehnung der Städte geht mit erhöhtem CO

2-Ausstoß pro Kopf und gefährlicher Verschmutzung

einher und lässt oft die Wohnungspreise steigen. All das erschwert die nachhaltige Entwicklung.

Durchschnittliches Verhältnis des Flächenverbrauchs zum Wachstum der Bevölkerung ¬ 1990-2000 und 2000-2015, beruhend auf einer geschichteten Stichprobe aus 194 Städten

1990-2000 2000-2015

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5

Lateinamerika und Karibik 1,50,9

Afrika südlich der Sahara 1,21,3

Süd- und Zentralasien 0,940,91

Südostasien 1,41,3

Westasien und Nordafrika 1,41,5

Entwicklungsregionen 1,71,5

Ostasien und Ozeanien 2,12,0

Entwickelte Regionen 2,11,9

Welt 1,681,74

Durchschnittliches Jahresmittel der Konzentration von Feststoffpartikeln mit einem Durchmesser von 2,5 Mikrometern oder weniger in Städten (µg/m3) ¬ 2014

Anmerkung: Nur für die Mitgliedstaaten der WHO liegen Daten vor.

Von der WHO empfohlener Höchstwert für die Luftverschmutzung: 10 µg/m3

0 10 20 30 40 50 60 70 80

Welt

Entwickelte Regionen

Südasien

Nordafrika

Ostasien

Westasien

Afrika südlich der Sahara

Kaukasus und Zentralasien

Südostasien

Lateinamerika und Karibik

Ozeanien 11

19

73

45

26

31

14

64

39

60

55

Entwicklungsregionen 52

Anteil und Anzahl der Länder, die nationale städtepolitische Maßnahmen umsetzen, nach Umsetzungsphase ¬ 2015 (in Prozent)

Diagnose (7 Länder)

Formulierung (21 Länder)

Durchführbarkeit (9 Länder)

Umsetzung (82 Länder)

Überwachung und Evaluierung (23 Länder)

166

5

15

58

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Ziele für nachhaltige Entwicklung – Bericht 2016 34

NACHHALTIGE/RKONSUM UNDPRODUKTION

Mit der Industrialisierung der Entwicklungs-regionen stieg ihr Rohstoffeinsat

Der „Material-Fußabdruck“ gibt die Menge an fossilen Brennstoffen und anderen Rohstoffen an, die weltweit abgebaut und in einem bestimmten Land eingesetzt wird. Er entspricht der Menge an Primärstoffen, die ein Land zur Deckung seines Bedarfs benötigt, und lässt auf den materiellen Lebensstandard oder den Kapitalisierungsgrad einer Volkswirtschaft schließen. Von 2000 bis 2010 verringerte sich der Material-Fußabdruck im Verhältnis zum BIP in den entwickelten Regionen infolge effizi-enterer Industrieprozesse. Mit 23,6 kg pro BIP-Einheit im Jahr 2010 lag er jedoch immer noch weit über dem Wert von 14,5 kg für die Entwicklungsregionen. Mit der Industrialisierung der Entwicklungsländer stieg der Material-Fußabdruck der Regionen insgesamt über die-sen Zehnjahreszeitraum. Der Einsatz nichtmetallischer Mineralien nahm am stärksten zu – von 5,3 auf 6,9 kg pro BIP-Einheit. Diese Komponente macht beinahe die Hälfte des Material-Fußabdrucks der Entwicklungsregionen aus.

Damit Wachstum und Entwicklung nachhaltig sind, müssen der Verbrauch natürlicher Ressourcen und toxischer Stoffe sowie die Menge an erzeugten Abfällen und Schadstoffen über den gesamten Produktions- und Konsumprozess hin-weg minimiert werden. In Ziel 12 wird die Sicherstellung nachhaltigerer Konsum- und Produktionsmuster durch ver-schiedene Maßnahmen gefordert, darunter gezielte poli-tische Strategien und internationale Vereinbarungen betreffend den Umgang mit umweltgefährlichen Stoffen.

Ziel 12: Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster

sicherstellen

Material-Fußabdruck pro BIP nach Art des Rohstoffs ¬ 2000 und 2010(Kilogramm pro BIP-Einheit bei konstanten US-Dollar von 2005)

0

5

10

15

20

30

25

6,3

6,9

3,1

9,6

5,5

6,4

2,7

9,0

3,2

2,0

1,4

5,3

3,4

2,4

1,7

6,9

2000 2010 2000 2010Entwickelte Regionen Entwicklungsregionen

Material-Fußabdruck (nichtmetallische Mineralien) Material-Fußabdruck (fossile Brennstoffe)

Material-Fußabdruck (metallische Erze) Material-Fußabdruck (Biomasse)

Anmerkung: Aufgrund von Auf- oder Abrundung ergibt die Summe der Rohstoffkategorien nicht immer die Gesamtsumme.

25,9

23,6

11,8

14,5

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35 ZIEL 12 | Nachhaltige/r Konsum und Produktion

Fast alle Länder sind mindestens einer internationalen Übereinkunft über gefährliche Abfälle und andere Chemikalien beigetreten

Mit den Übereinkommen von Basel, Rotterdam und Stockholm wurden internationale Rahmenvereinbarungen für einen umweltschonenden Umgang mit gefährlichen Abfällen, Chemikalien und persistenten organischen Schadstoffen geschaffen. Fast alle Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen sind Vertragspartei mindestens eines dieser Übereinkommen. Die Zahl der Vertragsparteien ist von 2005 bis 2015 erheblich gestiegen, insbeson-dere in Afrika und Ozeanien. Derzeit zählt das Basler Übereinkommen 183, das Stockholmer Übereinkommen 180 und das Rotterdamer Übereinkommen 155 Vertrags-parteien (die Europäische Union ist Vertragspartei aller drei Übereinkommen). Der Beitritt zu diesen Übereinkommen geht mit bestimmten Verpflichtungen einher, ein-schließlich der Bestimmung eines Ansprechpartners für die Übermittlung relevanter Informationen. Alle Vertragsparteien des Basler Übereinkommens, mit einer Ausnahme, und die meisten Vertragsparteien des Rotterdamer und des Stockholmer Übereinkommens haben diese Ansprechpartner benannt. Die Zahl der Länder, die Fortschrittsberichte vorlegen, die nach dem Basler und dem Stockholmer Übereinkommen zudem verpflichtend sind, ist seit 2009-2010 jedoch gesunken.

Der Pro-Kopf-Verbrauch natürlicher Ressourcen sank in den entwickelten Regionen, stieg aber in den meisten Entwicklungsregionen an

Eine weitere Messgröße für den Materialaufwand in einem Land ist der Inlandsmaterialverbrauch (IMV), der die Menge an natürlichen Ressourcen misst, die in Wirtschaftsprozessen eingesetzt werden. Der IMV pro Kopf sank in den entwickelten Regionen leicht von 17,5 Tonnen im Jahr 2000 auf 15,3 Tonnen 2010. Er lag jedoch weiter-hin um 72 Prozent höher als in den Entwicklungsregionen (8,9 Tonnen pro Kopf). Der IMV pro Kopf stieg in diesem Zeitraum in fast allen Entwicklungsregionen, außer in Afrika südlich der Sahara, wo er relativ stabil blieb, und Ozeanien, wo er von 10,7 auf 7,7 Tonnen pro Kopf zurückging. Der drastische Anstieg des Rohstoffverbrauchs pro Kopf in Asien, insbesondere Ostasien, während dieses Zeitraums geht primär auf das hohe Industrialisierungstempo zurück.

Inlandsmaterialverbrauch pro Kopf ¬ 2000 und 2010 (Tonnen pro Kopf)

2000 2010

0 5 10 15 20

Welt

Entwicklungregionen

Entwickelte Regionen

Afrika südlich der Sahara

Südasien

Südostasien

Ozeanien

Nordafrika

Kaukasus und Zentralasien

Lateinamerika und Karibik

Westasien

Ostasien 7,417,0

9,112,2

9,711,6

8,211,5

6,18,6

10,77,7

5,66,9

3,14,1

3,43,6

17,515,3

5,78,9

8,010,1

Anmerkung: Der Inlandsmaterialverbrauch misst die Gesamtmenge des von einer Volkswirtschaft verbrauchten Materials. Er ist definiert als die jährliche Menge an Rohmaterial, die aus dem inländischen Hoheitsgebiet entnommen wird, zuzüglich aller physischen Einfuhren und abzüglich aller physischen Ausfuhren. Er umfasst den Zwischen- und Endverbrauch bis zur Abgabe in die Umwelt.

Anteil der Vertragsparteien der internationalen multilateralen Übereinkünfte über gefährliche Abfälle und andere Chemikalien (Basler, Rotterdamer und Stockholmer Übereinkommen) ¬ 2005 und 2015 (in Prozent)

Anmerkung: Die Daten für Asien umfassen den Kaukasus und Zentralasien, Ost-, Süd-, Südost- und Westasien. Die Daten für Afrika umfassen Nordafrika und Afrika südlich der Sahara.

0

20

40

60

80

100

WeltEntwicklungs-regionen

EntwickelteRegionen

Lateinamerikaund

Karibik

AfrikaAsienOzeanien

83

4

13

4

10

84

8

13

78

36

29

21

16

11

73

28

16

52

76

10

14

27

34

30

29

36

3627

25

36

9

88

28

34

34

21

43

25 26

27

38

Ein Übereinkommen Drei ÜbereinkommenZwei Übereinkommen

200

5

2015

200

5

2015

200

5

2015

200

5

2015

200

5

2015

200

5

2015

200

5

2015

200

5

2015

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Ziele für nachhaltige Entwicklung – Bericht 2016 36

MASSNAHMEN ZUMKLIMASCHUTZ

Pariser Übereinkommen bereitet den Boden für allseitige ehrgeizige Klimamaßnahmen

Der CO2-Ausstoß steigt seit Jahrzehnten stetig und

lässt die globalen Temperaturen ansteigen. 2011 bis 2015 waren die heißesten Jahre seit Beginn der Aufzeich-nungen. Das Meereis ist auf einem historischen Tiefst-stand, und die Korallenbleiche – Resultat höherer Meeresoberflächentemperaturen – bedroht Korallenriffe weltweit. Das wegweisende Übereinkommen von Paris, das im April 2016 von 175 Mitgliedstaaten unterzeichnet wurde, ist ein Versuch, den Klimawandel abzuschwä-chen und die für eine nachhaltige, CO

2-arme Zukunft

nötigen Maßnahmen und Investitionen zu beschleuni-gen und auszubauen. Vor allem bedarf es verstärkter globaler Maßnahmen zur Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs auf nicht mehr als 2°C über dem vor-industriellen Niveau und weiterer Anstrengungen, um den Anstieg auf 1,5°C zu begrenzen. Von den Vertragsparteien wird die Angabe der „beabsichtigten national fest-gelegten Beiträge“ (engl. Abk. INDC) gefordert. Der Durchführungsstand des Übereinkommens wird alle fünf Jahre mittels einer weltweiten Bestandsaufnahme geprüft.

Der Klimawandel ist die größte einzelne Bedrohung für die Entwicklung; seine weit verbreiteten und noch nie dagewesenen Auswirkungen gehen unverhältnismäßig stark zulasten der Ärmsten und Schwächsten. Ziel 13 ruft zu umgehenden Maßnahmen auf – nicht nur, um den Klimawandel und seine Auswirkungen zu bekämp-fen, sondern auch um die Widerstandskraft bei der Bewältigung klimabedingter Gefahren und Naturkatastrophen zu stärken.

Ziel 13: Umgehend Maßnahmen zur Bekämpfung des

Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen

Vergleich der weltweiten Treibhausgasemissionen 2025 und 2030 bei Umsetzung der beabsichtigten national festgelegten Beiträge (INDC) und anderen Szenarien (GtCO2 eq/yr)

2000 2005 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050

Anmerkung: Eine detailliertere Darstellung findet sich in Abbildung 2 des aktualisierten Syntheseberichts des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimaänderungen über den Gesamteffekt der beabsichtigten national festgelegten Beiträge, 2. Mai 2016 (http://unfccc.int/focus/indc_portal/items/9240.php).

7

0

10

20

30

40

50

60

70

2010

Vor-INDC-Szenarien

Historische Emissionen

INDC

Kostenniedrigste 2°C-Szenarien

1,5°C-Szenarien

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37 ZIEL 13 | Maßnahmen zum Klimaschutz

In 83 Ländern gibt es Vorschriften für das Katastrophenrisikomanagement

Angesichts der Zunahme von Naturkatastrophen haben die Länder mit der Umsetzung nationaler und lokaler Strategien der Katastrophenvorsorge begonnen. 2015 unterzogen sich 95 Länder freiwillig einer Selbstbewertung hinsichtlich der Einführung von Rechts- und/oder sonstigen Vorschriften für das Management von Katastrophenrisiken. In 83 Ländern gab es solche Vorschriften bereits. Zur Verringerung der zugrunde liegenden Risikofaktoren für Katastrophen haben die Länder mit der Prüfung und Umsetzung mehrerer verschiedener Mechanismen begonnen, darunter Klimaanpassungsprojekte und -programme, Umweltverträglichkeitsprüfungen, inte-grierte Planung, Zahlungen für Ökosystemdienst-leistungen und Rechtsvorschriften zum Schutz ökologisch empfindlicher Gebiete.

Durch die zunehmende Häufigkeit und Intensität von Naturkatastrophen sind mehr Menschen von ihnen betroffen

Katastrophen, die durch den Klimawandel oftmals ver-schärft werden und an Häufigkeit und Intensität zuneh-men, behindern den Fortschritt hin zu einer nachhaltigen Entwicklung. Die Zahl der Betroffenen schwankt stark von Jahr zu Jahr, doch im Jahresdurchschnitt kamen von 2000 bis 2013 infolge von Naturkatastrophen 83.000  Menschen ums Leben und 211 Millionen waren betroffen.

Über 70 Prozent der Vertragsparteien des VN-Rahmenübereinkommens über Klimaänderungen haben eine Anpassungs- komponente in ihren Klimaschutzplänen

Zum 4. April 2016 hatten 189 der 197 Vertragsparteien des VN-Rahmenübereinkommens 161 national festge-legte Beiträge übermittelt (die Europäische Kommission legte einen zusammengefassten Beitrag vor). Davon enthielten 137 eine Anpassungskomponente. Manche führten die Anpassung als oberste Priorität an, weil sie die möglichen Auswirkungen des Klimawandels in einem engen Zusammenhang mit der nationalen Entwicklung, Nachhaltigkeit und Sicherheit sehen. Die Vertragsparteien bezogen praktisch alle Bereiche ihrer Wirtschaft in die Anpassungskomponente ihrer national festgelegten Beiträge ein. Höchste Priorität haben Wasser, Landwirtschaft und Gesundheit, entsprechend den größten genannten Klimagefahren: Überschwemmungen, Dürren und höhere Temperaturen. Viele Vertragsparteien nannten auch durch Vektoren oder Wasser übertragene Krankheiten als eine Gefahr, die eine Anpassung erfordern wird.

Zahl der Vertragsparteien, die in der Anpassungskomponente der INDC einen Bereich als vorrangig angaben

0 20 40 60 80 100 120

41Fischerei

49Küstenschutz

50Ernährungssicherung

51Katastrophenvorsorge

53Energie

71Forstwirtschaft

71Infrastruktur

72Ökosysteme

87Gesundheit

107Landwirtschaft

119Wasser

Gesamtzahl der Todesfälle und betroffenen Personen infolge von Naturkatastrophen weltweit ¬ 2000-2013 (in Tausend)

0

100.000

200.000

300.000

400.000

500.000

600.000

700.000

0

50

100

150

200

250

300

350

2000 2002 2004 2006 2008 2010 2013

Todesfälle gesamt (linke Achse) Betroffene gesamt (rechte Achse)

2012

Zahl der Länder mit Rechts- und/oder sonstigen Vorschriften für das Management von Katastrophenrisiken ¬ 2015

0 20 40 60 80 100

83Welt

30Afrika

18Asien

24Europa

8Lateinamerika und Karibik

3Ozeanien

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Ziele für nachhaltige Entwicklung – Bericht 2016 38

LEBEN UNTERWASSER

Der Rückgang nachhaltiger Fischbestände hat sich verlangsamt und scheint stabilisiert

Die Fischerei trägt weltweit erheblich zur Ernährungs- und Existenzsicherung und zur Wirtschaft bei. Wird jedoch keine nachhaltige Fischerei betrieben, verkleinert sich der Lebensraum von Fischen, sinkt die biologische Vielfalt und werden die Ökosysteme beschädigt, mit negativen Folgen für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung. Um zu einem gesunden Gleichgewicht zu gelangen, müssen die Fischbestände innerhalb biologisch nachhal-tiger Grenzen – also auf einem Niveau, das den größt-möglichen Dauerertrag sichert – gehalten werden. Eine Bestandsanalyse hat ergeben, dass der Anteil mariner Fischbestände innerhalb biologisch nachhaltiger Grenzen von 1974 bis 2013 von 90 auf 69 Prozent sank und sich in den letzten paar Jahren stabilisiert zu haben scheint.

Ozeane, Meere und andere Meeresressourcen sind unerlässlich für das menschliche Wohl und die soziale und wirtschaftliche Entwicklung weltweit. Ihre Erhaltung und nachhaltige Nutzung sind für die Verwirklichung der Agenda 2030 von zentraler Bedeutung, insbesondere für die kleinen Inselentwicklungsländer. Die Meeresressourcen sind besonders für Küstenbewohner wich-tig, die 2010 37 Prozent der Weltbevölkerung ausmachten. Die Ozeane sichern durch Fischerei, Tourismus und andere Sektoren Lebens- und Existenzgrundlagen und andere Vorteile. Sie tra-gen zur Regulierung des globalen Ökosystems bei, indem sie Wärme und Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre binden. Die Ozeane und Küstengebiete sind aber durch Umweltzerstörung,

Überfischung, Klimawandel und Verschmutzung äußerst gefährdet.

Ziel 14: Ozeane, Meere und Meeresressourcen im Sinne

nachhaltiger Entwicklung erhalten und nachhaltig nutzen

Anteil der Fischbestände innerhalb biologisch nachhaltiger Grenzen ¬ 1974-2013(in Prozent)

50

55

60

65

70

90

95

85

80

75

1974 1979 1984 1989 1994 1999 2004 2009 2013

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39 ZIEL 14 | Leben unter Wasser

Wichtige Meeresökosysteme, von denen über 780 Millionen Menschen leben, sind stark durch Küsteneutrophierung gefährdet

Küstenregionen sind besonders anfällig für Verschmutzung. Da Flussbecken, Meeresökosysteme und die Atmosphäre allesamt Teil hydrologischer Systeme sind, sind die Auswirkungen von Verschmutzung oft weit von ihrer Quelle entfernt zu spüren. In vielen Küstengemeinden sind Verschmutzung und Eutrophierung – ein Überschuss an Nährstoffen im Wasser, häufig aufgrund von Abwässern vom Land, der zu dichtem Pflanzen- und Algenwachstum und zum Tod von Tieren durch Sauerstoffmangel führt – entscheidende Ursachen für schädliche Veränderungen. Laut einer 2016 vorgenommenen vergleichenden Bewertung im Rahmen des Programms zur Bewertung grenzüberschreitender Gewässer sind die fünf am stärksten durch Küsteneutrophierung gefährdeten großen Meeresökosysteme die Bucht von Bengalen, das Ostchinesische Meer, der Golf von Mexiko, der Nordbrasilienschelf und das Südchinesische Meer, die 2010 für eine Küstenbevölkerung von 781 Millionen Menschen Ökosystemdienstleistungen erbrachten.

Seit 2000 hat sich die Küsten- und Meeresschutzfläche vervierfacht

Der Schutz biodiverser Meeresgebiete ist für den Erhalt der marinen biologischen Vielfalt und Ökosystemdienstleistungen unerlässlich. 2014 standen 8,4 Prozent der nationalen Hoheitsbefugnissen unter-liegenden Meeresumwelt (bis zu 200 Seemeilen vor der Küste) und 0,25 Prozent der Meeresumwelt außer-halb dieser Befugnisse unter Schutz. Sowohl die entwi-ckelten als auch die Entwicklungsregionen bauten den Meeresschutz von 2000 bis 2014 aus, allerdings zu einem großen Teil durch die Einrichtung großer Schutzgebiete um einige Länder und in nicht unbedingt auf biologi-sche Vielfalt ausgerichteten Gebieten. Folglich sind die Meeresschutzgebiete nicht gleichmäßig verteilt, und die regionalen Unterschiede sind groß. In Ozeanien stieg der Anteil geschützter Meeres- und Küstengebiete von 2000 bis 2014 von 0,1 auf 7,4 Prozent – mehr als in jeder anderen Entwicklungsregion. Damit die marinen Lebensräume und Arten nicht verloren gehen, müssen diese Schutzgebiete wirksam bewirtschaftet werden und für den Erhalt der biologischen Vielfalt weltweit besonders wichtige Gebiete umfassen. Von 2000 bis 2016 ist der Anteil dieser besonders wichtigen Meeresgebiete, die vollständig unter Schutz stehen, von 15 auf 19 Prozent gestiegen.

Anteil der Küsten- und Meeresschutzgebiete ¬ 2000 und 2014 (in Prozent)

2000 2014

0 2 4 6 8 10 12 14

Südasien 0,160,24

Kaukasus und Zentralasien 0,70,7

Westasien 0,40,8

Nordafrika 0,50,9

Ostasien 0,50,9

Südostasien 0,62,3

Afrika südlich der Sahara 0,22,6

Lateinamerika und Karibik 1,63,1

Ozeanien 0,17,4

Entwickelte Regionen 4,212,4

Entwicklungsregionen 0,64,2

Welt 1,98,4

Kategorien von Indikatoren der von Nährstoffen ausgehenden Risiken für große Meeresökosysteme

Anmerkung: Die Weltkarte dient rein darstellenden Zwecken und beinhaltet keine Stellungnahme zum Rechtsstatus von Ländern oder Hoheitsgebieten oder zum Verlauf ihrer Grenzen oder Grenzlinien.

Risikostufe 2 (niedrig) Risikostufe 3 (mittel)Risikostufe 1 (sehr niedrig)

Keine DatenRisikostufe 4 (hoch) Risikostufe 5 (sehr hoch)

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Ziele für nachhaltige Entwicklung – Bericht 2016 40

LEBENAN LAND

Der Nettowaldverlust ist seit den 1990er Jahren um mehr als die Hälfte geschrumpft, hält aber weiter an

Zwischen 1990 und 2015 ist die weltweite Waldfläche von 31,7 auf 30,7 Prozent der gesamten Landmasse zurückgegangen, was hauptsächlich an der Umwandlung von Wäldern für Zwecke wie Landwirtschaft und Infrastrukturentwicklung liegt. Unterdessen sind andere Gebiete durch Aufforstung, Landschaftswiederherstellung oder natürliche Ausbreitung wieder zu Wäldern gewor-den. Infolge dieser Prozesse und Maßnahmen zur Verlangsamung der Entwaldung sank der jährliche glo-bale Nettowaldverlust von 7,3 Millionen Hektar in den 1990er Jahren auf 3,3 Millionen Hektar 2010-2015. Die Entwicklung variiert je nach Region: In Lateinamerika und der Karibik, in Afrika südlich der Sahara und in Südostasien gab es die größten Waldverluste, in Ostasien hingegen den größten Zuwachs.

Zur Bewahrung vielfältiger Lebensformen auf dem Land bedarf es gezielter Anstrengungen zum Schutz, zur Wiederherstellung und zur Förderung der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der Land- und der anderen Ökosysteme. Die konkreten Schwerpunkte von Ziel 15 sind die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder, die Beendigung und Umkehrung der Zerstörung natürlicher Lebensräume, die erfolgreiche Bekämpfung der Wüstenbildung und das Aufhalten des Verlusts der biologischen Vielfalt. Alle diese Anstrengungen zusam-mengenommen sollen sicherstellen, dass der aus Landökosystemen gewonnene Nutzen, insbesondere die Bereitstellung nachhaltiger Existenzgrundlagen, auch künftigen Generationen zugutekommt.

Ziel 15: Landökosysteme schützen, wiederherstellen und ihre

nachhaltige Nutzung fördern, Wälder nachhaltig bewirtschaften,

Wüstenbildung bekämpfen, Bodendegradation beenden und um-

kehren und dem Verlust der biologischen Vielfalt ein Ende setzen

Jährliche Nettoveränderung der Waldfläche – 1990-2000 und 2010-2015(in Tausend Hektar)

1990-2000 2010-2015

-10.000 -8.000 -6.000 -4.000 -2.000 0 2.000

Entwickelte Regionen

Ostasien

Südasien

Westasien

Nordafrika

Kaukasus und Zentralasien

Ozeanien

Afrika südlich der Sahara -3.553-2.846

Lateinamerika und Karibik -4.455-2.178

Südostasien -2.107-767

Entwicklungsregionen -8.205-4.227

Welt -7.267-3.308

3-4

16

168

10

35136

70104

1.7691.310

938919

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41 ZIEL 15 | Leben an Land

Der illegale Handel mit wildlebenden Tieren und Pflanzen ist ein globales Phänomen mit regionalen Variationen

Die Liste der international geschützten Arten wird immer länger. Gleichzeitig werden die Erhaltungsmaßnahmen durch weltweit begangene Verbrechen wie Wilderei und illegalen Tier- und Pflanzenhandel behindert. Seit 1999 gibt es Berichte über illegalen Handel mit mindestens 7.000 Tier- und Pflanzenarten in 120 Ländern. Alle Weltregionen sind von diesem Handel betroffen, sei es als Ursprungs-, Transit- oder Bestimmungsort. In Zentral-und Südamerika ist der illegale Handel mit Vögeln, in Asien und Afrika mit Säugetieren, in Europa und Nordamerika mit Reptilien und in Ozeanien mit Korallen am weitesten verbreitet.

In allen Regionen sind Arten zunehmend vom Aussterben bedroht

2015 bestand für über 23.000 Pflanzen-, Pilz- und Tierarten ein hohes Aussterberisiko. Dem Rote-Liste-Index der Weltnaturschutzunion zufolge sinkt die Zahl der Amphibien in Lateinamerika und der Karibik am schnellsten, in erster Linie aufgrund der Chytridiomykose, einer von vielen Wildtierkrankheiten, die weltweit zunehmen. Am stärks-ten ist das Aussterberisiko für Vögel und Säugetiere in Südostasien gestiegen, primär aufgrund der Umwandlung von Tieflandwäldern. Im Schnitt steigt das Aussterberisiko für Korallenarten derzeit am schnellsten, während Palmfarnarten unter den analysierten Artengruppen am schwersten bedroht sind. Der Artenschwund ist jedoch nicht unvermeidlich: In fünf kleinen Insel-entwicklungsländern (Cookinseln, Fidschi, Mauritius, Seychellen und Tonga) wurde das Aussterberisiko für Wirbeltierarten infolge von Erhaltungsmaßnahmen in den letzten Jahrzehnten abgewehrt.

Für die Biodiversität besonders wichtige Gebiete stehen zunehmend unter Schutz

2014 waren 15,2 Prozent der Land- und Süßwasserfläche der Erde Schutzgebiete, die mit dem Ziel anerkannt, ausgewiesen und bewirtschaftet werden, die Natur langfristig zu erhalten. Ein grundlegendes Maß für ihre Effektivität ist die Frage, inwieweit sie Gebiete umfassen, die für den Erhalt der weltweiten biologischen Vielfalt besonders wichtig sind. Weltweit ist der Anteil der Land-, Binnensüßwasser- und Gebirgsflächen, die als für die biologische Vielfalt besonders wichtigen Schutzgebiete ausgewiesen sind, von 2000 bis 2016 von 16,5 auf 19,3  Prozent bzw. von 13,8 auf 16,6 Prozent und von 18,1 auf 20,1 Prozent gestiegen. Der Schutz dieser Gebiete in allen drei Ökosystemen ist weltweit von entscheidender Bedeutung für den Erhalt der genetischen, der Arten- und der Ökosystemvielfalt und ihres Nutzens für die Menschen.

Anteil der für die biologische Vielfalt besonders wichtigen Gebiete, die vollständig unter Schutz stehen, nach Art des Ökosystems (Land, Binnensüßwasser und Gebirge) ¬ 2000-2016 (in Prozent)

Entwicklungsregionen WeltEntwickelte Regionen

0

10

20

30

2016

2010

200

5

200

0

2016

2010

200

5

200

0

2016

2010

200

5

200

0

Anmerkung: Die Ökosystemarten schließen sich gegenseitig nicht aus.

Land Binnensüßwasser Gebirge

Rote-Liste-Index* zum Überleben von Arten ¬ 1993-2016

* Der Rote-Liste-Index für jede Region beruht auf der gesamten Überlebenswahrscheinlichkeit (dem Kehrwert des Aussterberisikos) für alle darin vorkommenden Vögel, Säugetiere, Amphibien, Korallen und Palmfarne, gewichtet nach dem Anteil der Verteilung der einzelnen Arten innerhalb der Region. Die Werte reichen von 1,0, was besagt, dass alle Arten in der Region als nicht gefährdet eingestuft sind, bis Null, was bedeutet, dass alle Arten in der Region ausgestorben sind.

1993 2016

0,6

0,8

1,0

Welt

Entwick

lungsregionen

Entwick

elte Regionen

Kaukasu

s und Z

entralasie

n

Nordafri

ka

Westa

sien

Ozeanien

Afrika

südlic

h der Sahara

Ostasie

n

Late

inamerik

a und Karib

ik

Südostasie

n

Südasien

0,68

0,720,74 0,75 0,75

0,800,82

0,86

0,91

0,82

0,730,74

Bess

erSc

hlec

hter 0,77

0,83

0,79

0,83 0,82

0,88 0,88

0,92 0,92

0,88

0,810,82

Anmerkung: Anteil aller Fälle von Beschlagnahmen in der Datenbank für Beschlagnahmen wildlebender Tiere und Pflanzen weltweit, in der über 164.000 Beschlagnahmen aus 120 Ländern erfasst sind. Die Regionalgruppen entsprechen den standardmäßigen geografischen Regionen der Vereinten Nationen für die statistische Nutzung (M49).

Anteil der Beschlagnahmen nach taxonomischer Klasse ¬ 1999-2015 (in Prozent)

0

20

40

60

80

100

EuropaAsienNord-amerika

AfrikaZentral-und

Südamerika

Australienund

Neuseeland

Korallen KnochenfischeReptilien Säugetiere SonstigeVögel

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Ziele für nachhaltige Entwicklung – Bericht 2016 42

FRIEDEN,GERECHTIGKEITUND STARKEINSTITUTIONEN

Tötungsrate variiert regional stark

2014 wurde die Zahl der Opfer vorsätzlicher Tötung je 100.000 Menschen weltweit auf 4,6 bis 6,8 geschätzt. In den Entwicklungsregionen war die Tötungsrate allerdings doppelt so hoch wie in den entwickelten Ländern und in Lateinamerika und der Karibik viermal so hoch wie im Weltdurchschnitt.

Kern der Agenda 2030 ist die Notwendigkeit, friedliche und inklusive Gesellschaften zu fördern, die auf der Achtung der Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit und transparenten, leis-tungsfähigen und rechenschaftspflichtigen Institutionen gründen. Einige Regionen haben in den letzten Jahrzehnten mehr Frieden und Sicherheit auf Dauer erreicht. Aber vielerorts halten Gewalt und bewaffnete Konflikte hartnäckig an, und zu viele Menschen werden von schwachen Institutionen unzureichend unterstützt und sind ohne Zugang zur Justiz, zu Informationen und zu ande-ren Grundfreiheiten. Es laufen Anstrengungen, nationale und internationale Institutionen leistungsfähiger, inklusiver und trans-parenter zu machen. In mehr als der Hälfte aller Länder gibt es international anerkannte Menschenrechtsinstitutionen. Aber noch immer bestehen erhebliche Probleme, etwa ein Mangel an Daten über Gewalt gegen Kinder und andere schwache Gruppen, den Zugang zur Justiz und den öffentlichen Zugang zu Informationen.

Ziel 16: Friedliche und inklusive Gesellschaften für eine nach-

haltige Entwicklung fördern, allen Menschen Zugang zur

Justiz ermöglichen und leistungsfähige, rechenschaftspflich-

tige und inklusive Institutionen auf allen Ebenen aufbauen

Zahl der Opfer vorsätzlicher Tötung je 100.000 Menschen ¬ 2014 oder aktuellstes Jahr

0 5 10 15 20 25 30

Lateinamerika und Karibik Afrika südlich der Sahara

OzeanienWestasien

Kaukasus und Zentralasien Südasien

Südostasien Nordafrika

Ostasien

EntwicklungsregionenWelt

22,5

9,5

8,2

5,0

3,9

3,7

2,9

2,4

0,9

5,9

5,3

Punktschätzung Intervall

Entwickelte Regionen 2,7

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43 ZIEL 16 | Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen

Geburtenregistrierung ist der erste Schritt zur Anerkennung vor dem Recht, doch jedem vierten Kind ist dieses Grundrecht verwehrt

Die Registrierung Neugeborener ist der erste Schritt zu ihrer Anerkennung vor dem Recht und zur Sicherung individueller Rechte und des Zugangs zur Justiz und zu Sozialdiensten. Weltweit werden jedoch die Geburten von über einem Viertel der Kinder unter 5 Jahren nicht erfasst. In Afrika südlich der Sahara sind es mehr als die Hälfte (54 Prozent). In den am wenigsten entwickelten Ländern wird jedes zweite Kind bis zu seinem fünften Geburtstag nicht registriert. Weltweit werden Kinder in städtischen Gebieten mit 1,5-mal höherer Wahr-scheinlichkeit registriert als Kinder auf dem Land. Und in den meisten Regionen sind die Registrierungsraten bei den reichsten 20 Prozent der Bevölkerung am höchsten.

30 Prozent der Gefangenen weltweit, davon zwei Drittel in Entwicklungsländern, werden ohne Urteil festgehalten

In den letzten zehn Jahren sank der Anteil der inhaf-tierten Menschen, die nicht wegen eines Verbrechens verurteilt wurden, weltweit nur geringfügig – von 32  Pro-zent aller Inhaftierten im Zeitraum 2003-2005 auf 30 Prozent 2012-2014. In den Entwicklungsregionen war dieser Anteil im Schnitt höher als in den entwickelten Regionen. Am höchsten war er in Südasien, wo trotz der jüngsten Fortschritte im Zeitraum 2012-2014 noch zwei von drei Gefangenen ohne Urteil festgehalten wurden. In Lateinamerika und der Karibik, der Region mit dem zweithöchsten Wert, blieb dieser Anteil in den letzten zehn Jahren mit 43 Prozent praktisch unverändert.

Nahezu 30 Prozent der Opfer von Menschen-handel weltweit sind Kinder, mehrheitlich Mädchen

Gewalt gegen Kinder besteht fort, darunter in Form von Menschenhandel und sexueller Gewalt. Der Anteil der Mädchen und Jungen an den Opfern des Menschenhandels war 2011 mit 21 bzw. 13 Prozent der aufgedeckten Fälle weltweit am höchsten. Mädchen droht häufig sexuelle Ausbeutung, eine Zwangsheirat und/oder Zwangsdienstbarkeit. Untererfassung und fehlende vergleichbare Daten erschweren die Ermittlung des vollen Ausmaßes sexueller Gewalt gegen Kinder. Daten aus 31  Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen zeigen an, dass bis zu 16 Prozent der 18- bis 29-jährigen Frauen vor dem 18. Lebensjahr erstmals sexuelle Gewalt erlebt haben.

Anteil der ohne Urteil Inhaftierten an den Gefangenen insgesamt ¬ 2003-2005und 2012-2014 (in Prozent)

0 10 20 30 40 50 60 70 80

Welt

Entwicklungsregionen

Entwickelte Regionen

Kaukasus und Zentralasien

Westasien

Ostasien

Nordafrika

Südostasien

Ozeanien

Afrika südlich der Sahara

Lateinamerika und Karibik

Südasien

2003-2005 2012-2014

7564

4346

43

4035

33

3245

42

31

54

29

16

2318

21

29

1949

4232

30

Anteil der Kinder unter den bekannten Opfern des Menschenhandels weltweit, nach Geschlecht ¬ 2004-2014 (in Prozent)

Mädchen Jungen

0

5

10

15

20

25

30

35

2014(vorläufig)

2011200920062004

3

10

9

13

10

17

13

21 21

8

Geschätzter Anteil der Kinder unter 5 Jahren, deren Geburt registriert wurde ¬ 2010-2015 (in Prozent)

0 20 40 60 80 100

Welt

Entwickelte Regionen

Nordafrika

Lateinamerika und Karibik

Westasien

Südostasien

Südasien

Afrika südlich der Sahara 46

63

79

85

94

99

100

71

Anmerkung: Die Schätzungen beruhen auf Daten aus 144 Ländern, die 92 Prozent aller Kinder unter 5 Jahren weltweit erfassen. Für Ostasien, Ozeanien und den Kaukasus und Zentral- asien lagen nicht genügend Daten vor, um regionale Schätzwerte zu errechnen.

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Ziele für nachhaltige Entwicklung – Bericht 2016 44

PARTNERSCHAFTENZUR ERREICHUNGDER ZIELE

Öffentliche Entwicklungshilfe wächst weiter, stagniert aber für die ärmsten Länder

2015 belief sich die öffentliche Entwicklungshilfe aus den Ländern, die dem Ausschuss für Entwicklungshilfe (DAC) der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) angehören, insgesamt auf 131,6 Milliarden US-Dollar. Unter Berücksichtigung von Inflation und gestiegenem Dollarkurs 2015 betrug der reale Zuwachs gegenüber 2014 6,9 Prozent und erreichte damit den höchsten Stand aller Zeiten. Der Anteil der öffentlichen Entwicklungshilfe der DAC-Länder an ihrem Bruttonationaleinkommen (BNE) lag wie schon 2014 insgesamt bei 0,3 Prozent. Der Zuwachs war primär auf höhere Ausgaben für Flüchtlinge zurückzuführen. Ohne diese Kosten stieg die Hilfe immerhin noch um 1,7  Prozent. 2015 erreichten sieben Länder die Zielvorgabe von 0,7  Prozent des BNE für die öffentliche Entwicklungshilfe: Dänemark, Luxemburg, die Niederlande, Norwegen, Schweden, die Vereinigten Arabischen Emirate und das Vereinigte Königreich Großbritannien und Nordirland.

Zur Erreichung der ambitionierten Zielvorgaben der Agenda 2030 bedarf es einer mit neuem Leben erfüllten und verbesserten globalen Partnerschaft zwischen Regierungen, Zivilgesellschaft, Privatsektor, dem System der Vereinten Nationen und anderen Akteuren und ihrer Mobilisierung aller verfügbaren Ressourcen. Die Erfüllung der Zielvorgaben, einschließlich der Beschaffung der erforderlichen Mittel, ist für die Verwirklichung der Agenda ebenso entscheidend wie die volle Umsetzung der Aktionsagenda von Addis Abeba. Eine grundlegende Voraussetzung für gleichen Fortschritt für alle ist die Verstärkung der Unterstützung für die Entwicklungsländer, insbesondere die am wenigsten entwickelten Länder, die Binnen-entwicklungsländer und die kleinen Inselentwicklungsländer.

Ziel 17: Umsetzungsmittel stärken und die Globale

Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung mit neuem

Leben erfüllen

Öffentliche Netto-Entwicklungshilfe (ODA) aus OECD/DAC-Ländern (in Milliarden konstanter Dollar von 2014) und ihr Anteil am Bruttonationaleinkommen (BNE) der Geber (in Prozent) ¬ 2000-2015

0

40

80

120

160

2015(vorläufig)

201220092006200320000,00

0,09

0,18

0,26

0,35

Mill

iard

en k

onst

ante

r U

S-D

olla

r vo

n 20

14

OD

A/BN

E

ODA/BNA (rechte Achse)

ODA für am wenigsten entwickelte Länder/BNE (rechte Achse)

ODA gesamt (linke Achse)

TODA gesamt für am wenigsten entwickelte Länder (linke Achse)

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45 ZIEL 17 | Partnerschaften zur Erreichung der Ziele

Schnelle Internetverbindungen sind für die allermeisten Menschen in den am wenigsten entwickelten Ländern unerreichbar

Dass Festnetz-Breitbandanschlüsse für weite Teile der Bevölkerung in den Entwicklungsregionen uner-schwinglich und unerreichbar sind, zeigt, wie groß die digitale Spaltung beim Zugang zu schnellen, leis-tungsfähigen Internetdiensten ist. 2015 hatten 29 Prozent der Menschen in den entwickelten Regionen, aber nur 7,1 Prozent in den Entwicklungsregionen und 0,5  Prozent in den am wenigsten entwickelten Ländern Zugang zu Festnetz-Breitbanddiensten. Zudem lagen die Anschlussgeschwindigkeiten in den entwickelten Regionen in der Regel bei über 10 Megabit pro Sekunde, in den meisten Entwicklungsregionen dagegen bei höchs-tens 2 Megabit pro Sekunde. Ähnlich ist die Situation beim Internetzugang: Zwar gab es in den letzten zehn Jahren einen erheblichen Zuwachs, doch hatte 2015 nur ein Drittel der Bevölkerung in den Entwicklungsländern und ein Zehntel der Menschen in den am wenigs-ten entwickelten Ländern, dagegen 80 Prozent der Bevölkerung in den entwickelten Ländern Zugang. Auch zwischen den Geschlechtern tut sich eine große digi-tale Kluft auf: Weltweit lag die Internetnutzungsrate bei Frauen um rund 11 Prozent niedriger als bei Männern.

Schuldendienstlast ging von 2000 bis 2012 deutlich zurück

In fast allen Entwicklungsregionen lag das Verhältnis von Auslandsschuldendienst zu Exporten 2012 unter 6 Prozent und damit erheblich niedriger als 2000. Zu dieser Verbesserung trugen gestiegene Exporteinnahmen, ein besseres Schuldenmanagement und attraktive Darlehenskonditionen auf den internationalen Märkten bei. Der wichtigste Faktor für die ärmsten Länder war jedoch die Entschuldung: 36 der 39 Länder, die im Rahmen der Initiative für hochverschuldete arme Länder förder-würdig sind, schlossen den Prozess ab und erhielten von öffentlichen Gläubigern Schuldenerleichterungen in Höhe von rund 136 Milliarden Dollar.

Verhältnis von Schuldendienst zu Gesamtexporten von Gütern und Dienstleistungen ¬ 2000 und 2012 (in Prozent)

2000 2012

0 5 10 15 20

Kleine Inselentwicklungsländer

Binnenentwicklungsländer

Am wenigsten entwickelte Länder

Entwicklungsregionen

Ostasien

Ozeanien

Kaukasus und Zentralasien

Südostasien

Afrika südlich der Sahara

Nordafrika

Südasien

Westasien

Lateinamerika und Karibik 19,86,5

18,65,7

15,4

15,04,4

9,24,4

3,86,4

2,38,6

2,16,0

1,54,9

11,72,6

12,85,4

8,53,0

9,47,0

0,4

Festnetz-Breitband-Internetanschlüsse je 100 Einwohner ¬ 2010 und 2015

2010 2015

0 5 10 15 20 25 30

Welt

Entwickelte Regionen

Entwicklungsregionen

Am wenigsten entwickelte Länder0,1

0,5

4,1

7,1

23,5

29,0

7,6

10,8

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Ziele für nachhaltige Entwicklung – Bericht 2016 46

Zölle auf Agrarprodukte aus den am wenigsten entwickelten Ländern sinken, bleiben aber bei Bekleidung und Textilien hoch

Die von den entwickelten Ländern erhobenen Durchschnittszölle auf Einfuhren aus den am wenigs-ten entwickelten Ländern gingen bis 2005 für alle Produktgruppen stetig zurück. Danach sank der Durchschnittszoll für Agrarprodukte weiter auf unter 1  Prozent 2014. Die Zölle auf Exporte von Bekleidung und Textilwaren aus den am wenigsten entwickelten Ländern sind nach wie vor hoch, weil große asiatische Exporteure von bestimmten Präferenzzöllen ausgeschlossen sind.

In vielen Ländern müssen nationale statistische Pläne aktualisiert werden

Ein nationaler statistischer Plan ist der Schlüssel zur Stärkung des Statistiksystems eines Landes. Die Anforderungen für die Indikatoren für die Millenniums-Entwicklungsziele haben erheblich zur Stärkung sta-tistischer Pläne und Systeme beigetragen. Die Zahl der Länder mit einem nationalen statistischen Plan stieg zwischen 2010 und 2015 in einigen Regionen und Ländergruppen, einschließlich der am wenigsten ent-wickelten Länder und der Binnenentwicklungsländer. Viele haben jedoch noch keinen Plan. Die Gesamtzahl der kleinen Inselentwicklungsländer mit einem statis-tischen Plan fiel in diesem Zeitraum mit dem Ablauf einiger bestehender Pläne sogar von neun auf sieben.

Durchschnittszölle der entwickelten Länder auf wichtige Exporte der am wenigsten entwickelten Länder ¬ 2000, 2005, 2010 und 2014 (in Prozent)

0

1

2

3

4

5

6

7

8

2014201020052000

3,6

7,8

4,1

3,0

6,4

3,2

1,0

6,7

3,2

0,9

6,5

3,2

Bekleidung TextilienAgrarprodukte

Zahl der Länder mit einem nationalen statistischen Plan ¬ 2010 und 2015

0

10

20

30

40

50

60

21

31

2010

17

31

2015Am wenigsten entwickelte Länder

16

13

20

8

2010 2015Binnenentwicklungsländer

15

9 7

17

2010 2015Kleine

Inselentwicklungsländer

Länder mit aktivem PlanLänder ohne Plan

Anteil der Entwicklungsländer am Welt-export nimmt deutlich zu, ist aber bei den am wenigsten entwickelten Ländern weiter gering

Der Anteil der Warenexporte aus den am wenigsten entwickelten Ländern an den weltweiten Warenexporten stieg von 2002 bis 2014 fast auf das Doppelte, war aber auch 2014 mit 1,1 Prozent noch sehr niedrig. 2014 stiegen die Warenexporte der Entwicklungsregionen insgesamt um nahezu 40 Prozent auf knapp 45 Prozent der weltweiten Exporte. Demgegenüber machten die Dienstleistungsexporte aus den Entwicklungsregionen nur einen Anteil von 30 Prozent der Gesamtexporte aus. Treibende Kraft des Exportwachstums in diesem Zeitraum war ein kräftiger Preisanstieg bei Brennstoffen, Erzen und Metallen infolge einer hohen Nachfrage in den Entwicklungsländern, vor allem China.

Anteil der Entwicklungsregionen und der am wenigsten entwickelten Länder an den weltweiten Waren- und Dienstleistungsexporten ¬ 2000-2014 (in Prozent)

0

10

20

30

40

50

2014201020052000

0,0

0,4

0,8

1,2

2014201020052000

Entwicklungsregionen

Am wenigsten entwickelte Länder

31,9

36,3

42,144,6

23,1 23,4

27,929,9

0,56

0,45

0,78

0,46

0,62

1,06

0,77

1,08

Warenexporte Dienstleistungsexporte

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47 ZIEL 17 | Partnerschaften zur Erreichung der Ziele

2013 erhielten die am wenigsten entwickelten Länder über 80 Prozent der für den Aufbau von Statistikkapazitäten vorgesehenen öffentlichen Entwicklungshilfe

Von 2010 bis 2013 sank die finanzielle Unterstützung für den Aufbau nationaler Statistikkapazitäten um 14 Prozent von 379 auf 325 Millionen Dollar, verdrei-fachte sich jedoch für die am wenigsten entwickelten Länder auf 265 Millionen Dollar. 82 Prozent der gesam-ten Unterstützung für diesen Zweck entfiel damit auf die am wenigsten entwickelten Länder. Von dieser Verlagerung der Finanzierungsprioritäten profitierten Südostasien, Westasien und Afrika südlich der Sahara am meisten. Zwar wird zusehends erkannt, wie wich-tig die Statistik für eine empirisch fundierte Politik und die Entwicklung ist, aber der Anteil der für Statistik vorgesehenen Hilfe stagnierte bei 0,3 Prozent.

Die Registrierung von Todesfällen, eine wesentliche Datenquelle für Gesundheits-indikatoren der nachhaltigen Entwicklung, ist keineswegs allgemeine Praxis

Für 2010 bis 2014 lagen aus 145 von 230 Ländern und Hoheitsgebieten Daten über die Registrierung von Todesfällen vor. 128 von ihnen verfügten über zu min-destens 75 Prozent vollständige Daten. Am wenigsten verbreitet ist die Registrierung von Todesfällen in Afrika und Asien. Angaben zu Todesfällen sind, vor allem wenn sie vollständig und aufgeschlüsselt sind, eine wesent-liche Voraussetzung für die Erstellung einiger grund-legender Gesundheitsstatistiken und -indikatoren.

Nicht alle Länder führen Volks- und Wohnungszählungen durch

Volks- und Wohnungszählungen sind eine wichtige Quelle aufgeschlüsselter Daten, die für die Formulierung, Umsetzung und Überwachung entwicklungspoli-tischer Maßnahmen gebraucht werden. Zwischen 2006 und 2015 führten 96 Prozent der Länder in den entwickelten Regionen mindestens eine Volks- und Wohnungszählung durch. In den Entwicklungsregionen insgesamt lag der Anteil bei 88 Prozent, in Südasien bei 67 Prozent und in Westasien bei 69 Prozent.

Gesamte für den Aufbau von Statistikkapazitäten in Entwicklungsregionen bestimmte öffentliche Entwicklungshilfe ¬ 2010 und 2013 (in Millionen US-Dollar)

2010 2013

0 50 100 150 200 250 300

Am wenigsten entwickelte Länder

Afrika südlich der Sahara

Südasien

Südostasien

Westasien

Lateinamerika und Karibik

Kaukasus und Zentralasien

Ozeanien

Ostasien

Nordafrika 2,50,21,3

0,32,9

1,110,4

6,9102,5

31,8

7,97,8

58,814,4

124,780,1

75,1120,6

81,3264,7

Kleine Inselentwicklungsländer 6,64,1

Binnenentwicklungsländer 53,799,8

Anteil der Länder, die zwischen 2006 und 2015 mindestens eine Volks- und Wohnungszählung durchführten (in Prozent)

0 20 40 60 80 100

Welt

Entwicklungsregionen

Entwickelte Regionen

Ozeanien

Ostasien

Südostasien

Lateinamerika und Karibik

Kaukasus und Zentralasien

Afrika südlich der Sahara

Nordafrika

Westasien

Südasien 67

69

83

86

88

91

100

100

100

96

88

90

Zahl der Länder, deren Daten über die Registrierung von Todesfällen zu mindestens 75 Prozent vollständig sind ¬ 2010-2014

0 10 20 30 40 50 60

Afrika 9

Ozeanien 10

Asien 24

Lateinamerika und Karibik 29

Entwickelte Regionen 56

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Ziele für nachhaltige Entwicklung – Bericht 2016 48

Das Risiko, Mordopfer oder -verdächtiger zu werden, ist für junge Männer am höchsten

Junge Menschen sind bei den direkten und indirek-ten Opfern von Gewalt überrepräsentiert. Bei rund 200.000  Tötungsdelikten pro Jahr und damit 43  Prozent aller Tötungen weltweit sind 10- bis 29-Jährige betrof-fen. Junge Männer werden am häufigsten Opfer von Tötungsdelikten und bei weitem am häufigsten eines Tötungsdelikts verdächtigt. Kinder zählen zu den am meisten vom Menschenhandel Betroffenen und sind in mehreren Regionen mehrheitlich die Opfer.

Junge Menschen stehen auch vor anderen großen Herausforderungen. 2015 lag die weltweite Arbeitslosenquote bei den 15- bis 24-Jährigen bei 15  Prozent, mehr als dreimal so hoch wie bei Erwachsenen (4,6 Prozent). In Nordafrika waren Jugendliche zu 46  Prozent arbeitslos, in Westasien zu 31 Prozent.

Mit der Verpflichtung zur Umsetzung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung haben die Mitgliedstaaten aner-kannt, dass die Würde des Menschen von grundlegen-der Bedeutung ist und dass die Ziele und Zielvorgaben der Agenda für alle Nationen und Völker und für alle Teile der Gesellschaft erfüllt werden sollen. Zudem sind sie bemüht, die-jenigen zuerst zu erreichen, die am weitesten zurückliegen.

Um sicherzustellen, dass diese Verpflichtungen in wirksames Handeln umgesetzt werden, ist ein präzises Verständnis der Zielgruppen erforderlich. Aufgeschlüsselte Daten, die benötigt werden, um allen verwundbaren Gruppen – Kindern, Jugendlichen, Menschen mit Behinderungen, Menschen mit HIV, älteren Menschen, indigenen Völkern, Flüchtlingen, Binnenvertriebenen und Migranten – gerecht zu werden, sind jedoch rar. Nur wenige der derzeit verwendeten Indikatoren geben etwa Aufschluss über die besondere Situation von Migranten, Flüchtlingen, älteren Menschen, Menschen mit Behinderungen, Minderheiten und indigenen Völkern.

Aber bereits aus den heute vorliegenden begrenzten Daten geht klar hervor, dass die Entwicklung nicht allen gleicherma-ßen zugutekommt. Die folgenden Beispiele zeigen, wie nach Alter, Geschlecht, Einkommen und Wohnort aufgeschlüs-selte Daten erhebliche Unterschiede sichtbar machen.

Niemanden zurücklassen

Opfer und Täter bei Tötungsdelikten je 100.000 Menschen ¬ 2014*

Frauen (66 Länder)Männer (66 Länder)

0-17 30-4418-24 45-5925-29

02468

1012141618

20

Männer (36 Länder) Frauen (36 Länder)

0-14 45-5915-29 60+30-44

60+

* Die Angaben beziehen sich auf 2014 oder das letzte Jahr, für das Daten vorliegen.

Opfer von Tötungsdelikten je 100.000 Menschen nach Alter

Täter bei Tötungsdelikten je 100.000 Menschen nach Alter

0,6

11,6 11,3

5,43,7 3,0 2,5 3,30,5 1,2

1,4

18,5

13,0

6,4

2,81,5

0,11,6 1,4

0,10,40,9

02468

1012141618

20

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49 Niemanden zurücklassen

In den am wenigsten entwickelten Ländern ist Unterernährung doppelt so häufig wie in den Entwicklungsregionen insgesamt

Auch bei den Gruppen von Ländern in besonderen Situationen bestehen Ungleichheiten fort. So ist die Unterernährung in den am wenigsten entwickelten Ländern, den Binnenentwicklungsländern und den kleinen Inselentwicklungsländern erheblich weiter verbreitet als in den Entwicklungsregionen insgesamt.

Menschen in ländlichen Gebieten sind bei vielen Gesundheitsleistungen benachteiligt

In ländlichen und entlegenen Gebieten ist die Gesundheitsversorgung in der Regel schwächer als in den Städten. So werden über 90 Prozent der Geburten in städtischen, aber nur 72 Prozent in ländlichen Gebieten von medizinischem Fachpersonal betreut. Ein ähnliches Muster zeigt sich bei der Familienplanung: Über 70 Prozent der Stadt-, aber nur 60 Prozent der Landbewohner geben an, dass ihr Bedarf mit modernen Methoden gedeckt ist. Verbesserte Trinkwasserquellen und sanitäre Einrichtungen sind in Städten ebenfalls weiter verbreitet als auf dem Land. Noch ausgeprägter sind die Unterschiede beim Leitungswasser: 79 Prozent der Stadtbewohner, aber nur ein Drittel der Landbevölkerung verfügen über einen eigenen Wasserleitungsanschluss.

In jeder Entwicklungsregion werden die ärmsten Frauen bei der Entbindung am seltensten von Fachpersonal betreut

In Südasien und Afrika südlich der Sahara wird weniger als ein Drittel der Geburten in den ärmsten 20 Prozent der Haushalte von medizinischem Fachpersonal betreut, in den reichsten 20 Prozent der Haushalte dagegen mehr als 80 Prozent der Geburten. Weltweit war 2015 der Anteil der von Fachpersonal betreuten Geburten in den reichsten 20 Prozent der Haushalte mehr als doppelt so hoch wie in den ärmsten 20 Prozent der Haushalte (89 zu 43 Prozent).

Hohe Einkommensungleichheit wirkt sich auch auf andere Aspekte der nachhaltigen Entwicklung aus. Anhand von Daten aus 63 Entwicklungsländern für 2008-2012 gehen Kinder aus den ärmsten Haushalten fast viermal häufiger nicht zur Schule als Kinder aus den reichsten Haushalten. Eine Analyse von 87 Ländern mit Daten für 2005-2014 ergibt, dass Kinder aus den ärmsten Haus-halten mehr als doppelt so häufig wie Kinder aus den reichsten Haushalten an Wachstumsstörungen leiden.

Unterernährung in ausgewählten Ländergruppen ¬ 2014-2016 (in Prozent)

0 5 10 15 20 25 30

Welt

Entwicklungsregionen

Kleine Inselentwicklungsländer

Binnenentwicklungsländer

Am wenigsten entwickelte Länder 27

23

18

13

11

Anteil der von Fachpersonal betreuten Geburten in den ärmsten und reichsten20 Prozent der Haushalte, nach Region ¬ 2000, 2010 oder 2015 (in Prozent)

200

0

2015

200

0

2015

200

0

2015

200

0

2010

200

0

2010

200

0

2015

200

0

2010

Süd-asien

Afrikasüdlich der

SaharaNord-afrika Karibik

Südost-asien

West-asien

Kaukasusund

Zentralasien

60

82

10

25

76

85

2230

9698

50

78

8388

5053

91

98

54

62

92 93

59

68

9599

81

91

0

20

40

60

80

100

Reichste 20 Prozent Ärmste 20 Prozent Arm-Reich-Gefälle

200

0

2015

Welt

80

89

33

43

Geburten mit Fachpersonal, Familienplanung mit modernen Methoden, Bevölkerung mit verbesserter Trinkwasserquelle und Sanitärversorgung, nach städtischen und ländlichen Gebieten ¬ 2015* (in Prozent)

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100Land Stadt

Geburtenmit Fachpersonal

(85 Länder)

Land Stadt

Familienplanungmit modernen

Methoden (61 Länder)

Land Stadt

Bevölkerungmit verbesserter

Trinkwasserquelle(180 Länder)

Land Stadt

Bevölkerungmit verbesserter

Sanitärversorgung(179 Länder)

72

91

60

71

92

98

81

89

Nationale Werte Median Quartilsabstände

* 2015 oder das letzte Jahr, für das Daten vorliegen.

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Ziele für nachhaltige Entwicklung – Bericht 2016 50

Hinweise für den Leser

Rahmen globaler Indikatoren zur Weiterverfolgung und Überprüfung der Ziele für nachhaltige Entwicklung

Die vorgelegten Informationen beruhen auf den zuletzt verfügba-ren Daten (Mai 2016) zu ausgewählten Indikatoren des Rahmens globaler Indikatoren für die Ziele für nachhaltige Entwicklung. Für sie liegen genügend Daten vor, um einen regionalen und globalen Überblick zu geben. Der Rahmen globaler Indikatoren1 wurde von der Interinstitutionellen und Sachverständigengruppe über die Indikatoren für die Ziele für nachhaltige Entwicklung erarbeitet und auf der 47. Tagung der Statistischen Kommission der Vereinten Nationen im März 2016 als praktischer Ausgangspunkt verein-bart. Die Indikatoren dienen zur Überprüfung der Fortschritte

auf globaler Ebene. Mit der Auswahl der Indikatoren in diesem Bericht soll keine Gewichtung der Zielvorgaben vorgenommen werden, da alle Ziele und Zielvorgaben gleich wichtig sind und mit den geeigneten Indikatoren angegangen werden müssen.

Die Zusammensetzung der Regionen und Subregionen in diesem Bericht baut auf dem geografischen Unterteilungsschema der Vereinten Nationen auf, wobei einige Änderungen erforderlich waren, um, soweit mög-lich, sinnvoll analysierbare Ländergruppen zu bilden.2

Datenquellen und Grundlagen dieser Analyse

Die Werte für die meisten Indikatoren in diesem Bericht stellen regionale und/oder subregionale Aggregate dar. Sie errechnen sich in der Regel aus dem gewichteten Mittel der Länderdaten, wobei der Gewichtungsfaktor die Referenzpopulation ist. Ihnen liegen nationale Daten zugrunde, die von internationalen Stellen aufgrund ihres jeweiligen Mandats und ihrer speziellen Sachkompetenz aus nationalen Statistiksystemen zusammengestellt wer-den. Die in das internationale Statistiksystem einfließenden nationalen Daten werden häufig zum Zweck der internatio-nalen Vergleichbarkeit angepasst und, wo sie nicht vorliegen, geschätzt. Gemäß dem Beschluss der Statistischen Kommission und Resolution 2006/6 des Wirtschafts- und Sozialrats der Vereinten Nationen sind die für die Zusammenstellung der globalen Indikatoren verwendeten Schätzungen in voller

Abstimmung mit den nationalen Statistikämtern vorzunehmen. Die VN-Statistikabteilung führt eine Datenbank zu diesem Bericht mit den verfügbaren globalen, regionalen und Länderdaten und den Metadaten für die Indikatoren für die Nachhaltigkeitsziele, die unter http://unstats.un.org/sdgs zu finden ist.

Zwar erleichtern die vorgelegten Aggregate die Fortschrittsverfolgung, doch kann die Situation einzel-ner Länder in einer bestimmten Region erheblich von den Durchschnittswerten abweichen. Die Vorlage von Aggregaten für alle Regionen verdeckt außerdem eine andere Realität: den Mangel an geeigneten Daten zur Bewertung nationaler Trends, als Informationsgrundlage für die Entwicklungspolitik und zur Überwachung ihrer Umsetzung in vielen Teilen der Welt.

Verbesserung der Datenqualität und -verfügbarkeit

Hochwertige Daten sind Voraussetzung dafür, dass Regierungen, internationale Organisationen, die Zivilgesellschaft, der Privatsektor und die Allgemeinheit fundierte Entscheidungen treffen und eine genaue Überprüfung der Umsetzung der Agenda 2030 sicherstellen können. Für die Fortschrittsverfolgung bei den Nachhaltigkeitszielen müssen einzigartige Mengen von Daten und statistischen Angaben auf subnationaler, nationaler, regionaler und globaler Ebene erhoben, verarbeitet, analysiert und verbreitet werden – die, die aus offiziellen Statistiksystemen stammen, ebenso wie die neuen und innovativen Datenquellen.

Viele nationale Statistiksysteme stehen in dieser Hinsicht vor ernsten Problemen, was dazu führt, dass präzise und aktu-elle Informationen über bestimmte Aspekte des Lebens von

Menschen unbekannt sind, zahlreiche Gruppen und Personen „unsichtbar“ bleiben und viele Entwicklungsprobleme noch immer unzureichend verstanden werden. In Resolution 70/1 erkannten die Mitgliedstaaten die entscheidende Rolle einer besseren Datenerhebung und eines verstärk-ten Kapazitätsaufbaus an und verpflichteten sich, dem Defizit im Bereich der Datenerhebung abzuhelfen.

Wo möglich, soll sich die globale Überwachung auf vergleichbare und standardisierte nationale Daten stützen, die über bewährte Mechanismen der Berichterstattung aus den Ländern in das internationale Statistiksystem einfließen. Diese Mechanismen können durch die Stärkung der Koordinierungsfunktion natio-naler Statistikämter und/oder anderer nationaler Institutionen

1 Die vollständige Liste der Indikatoren findet sich in Anhang IV des Berichts der Interinstitutionellen und Sachverständigengruppe über die Indikatoren für die Ziele für nachhaltige Entwicklung (E/CN.3/2016/2/Rev.1), http://unstats.un.org/unsd/statcom/47th-session/ documents/2016-2-IAEG-SDGs-Rev1-E.pdf.

2 Die Zusammensetzung dieser Subregionen geht aus dem nächsten Abschnitt „Regionale Gruppen“ hervor.

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Regionale Gruppen

Entwickelte RegionenNordafrikaAfrika südlich der SaharaSüdostasienOstasienSüdasienWestasienKaukasus und ZentralasienOzeanienLateinamerika und Karibik

In diesem Bericht werden Daten für die Welt insgesamt sowie für verschiedene Ländergruppen vorgelegt. Die Ländergruppen sind unterteilt in die „Entwicklungs-“ und die „entwickelten“ Regionen.3 Die Entwicklungsregionen werden ihrerseits weiter in die aus der Karte ersichtlichen Subregionen untergliedert. Diese regionalen Gruppen bauen auf dem geografischen Unterteilungsschema der Vereinten Nationen auf, wobei einige Änderungen erforderlich waren, um, soweit möglich, sinnvoll analysierbare Ländergruppen zu bilden. Eine vollständige Liste der Länder jeder Region und Subregion findet sich unter http://unstats.un.org/sdgs.

Mit den in dieser Veröffentlichung verwendeten Bezeichnungen und vorgelegten Materialien wird vom Sekretariat der Vereinten Nationen weder zum Rechtsstatus von Ländern, Hoheitsgebieten, Städten oder Gebieten oder ihrer Behörden noch zum Verlauf ihrer Grenzen Stellung genommen

3 Da im System der Vereinten Nationen keine gängige Norm für die Unterteilung in „Entwicklungs-“ und „entwickelte“ Länder oder Gebiete besteht, erfolgt diese Unterscheidung hier lediglich zum Zweck der statistischen Analyse.

verbessert werden. Um Datenlücken zu schließen und die interna-tionale Vergleichbarkeit zu verbessern, müssen die Länder inter-national vereinbarte Standards einführen, und die internationale Statistikgemeinschaft muss eng mit Entwicklungspartnern und anderen Interessenträgern zusammenarbeiten, um die nationalen Statistikkapazitäten zu stärken und die Berichtsmechanismen zu verbessern. Den internationalen und regionalen Organisationen und den regionalen Mechanismen kommt dabei eine wichtige Rolle zu.

Damit diese globalen Initiativen erfolgreich sind, müssen Kapazitäten aufgebaut und Ressourcen mobilisiert werden. Neue Datenquellen und Technologien für die Datenerhebung und die Integration verschiedener Datenquellen sind zu erkunden, auch im Rahmen von Partnerschaften mit der Zivilgesellschaft, dem Privatsektor und den Hochschulen. Besonders wichtig für die Erstellung zahlreicher Indikatoren ist die Integration von Geoinformationen und -statistiken.

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Ziele für nachhaltige Entwicklung – Bericht 2016 52

Fotos:

Deckblatt © UNICEF/Yarim Shamsan

Seite 12 © Weltbank/Stanislas Fradelizi

Seite 14 © UNICEF/Jiro Ose

Seite 16 © UNDP Picture This/Jean-François Mousseau

Seite 18 © UNICEF/Giacomo Pirozzi

Seite 20 © UNICEF/Susan Markisz

Seite 22 © Weltbank/Allison Kwesell

Seite 24 © Tomasz Juszczak

Seite 26 © Weltbank/Jonathan Ernst

Seite 28 © Weltbank/Gerardo Pesantez

Seite 30 © UNICEF/Ash Gilbertson

Seite 32 © UNICEF/Olivier Asselin

Seite 34 © UNMIT/Martine Perret

Seite 36 © UN Photo/Mark Garten

Seite 38 © Weltbank/Curt Carnemark

Seite 40 © Tomasz Juszczak

Seite 42 © UNICEF/Jan Grarup

Seite 44 © UNICEF/Josh Estey

Seite 48 © Weltbank/Simone D. McCourtie

Das Schaubild auf Seite 36 stammt aus der Szenarien-Datenbank des Fünften Sachstandsberichts der Zwischenstaatlichen

Sachverständigengruppe über Klimaänderungen (Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen).

Karte: Die Karte auf Seite 39 stammt aus dem Programm zur Bewertung grenzüberschreitender Gewässer (Globale

Umweltfazilität/Umweltprogramm der Vereinten Nationen/Zwischenstaatliche Ozeanographische Kommission-UNESCO).

Symbole: Die Symbole auf den Seiten 3 bis 11 und auf Seite 19 stammen von thenounproject.com unter einer NounPro-Lizenz.

Gestaltung: Gruppe Grafikdesign/Hauptabteilung Presse und Information der Vereinten Nationen (DPI)

Zusätzliche Arbeiten in Gestaltung, Grafikdesign, Satz und Lektorat: Sektion Manuskriptvorbereitung und Korrekturlesen der

Hauptabteilung Generalversammlung und Konferenzmanagement (DGACM)

Redaktion: Lois Jensen

Übersetzung: Deutscher Übersetzungsdienst, Vereinte Nationen, New York

Copyright © 2016 Vereinte Nationen

Alle Rechte weltweit vorbehalten

Anträge auf auszugsweise Reproduktion oder auf Vervielfältigung sind an das Copyright Clearing Center

(http://www.copyright.com) zu richten.

Alle sonstigen Fragen betreffend Rechte und Lizenzen, einschließlich Nebenrechten, sind zu richten an:

United Nations Publications, 300 East 42nd Street, New York, NY, 10017, Vereinigte Staaten von Amerika.

E-Mail: [email protected]; Website: http://www.un.org/publications

Veröffentlichung der Vereinten Nationen, herausgegeben von der Hauptabteilung Wirtschaftliche und Soziale Angelegenheiten (DESA)

Page 55: Ziele für nachhaltige Entwicklung Bericht 2016 - un.org Bericht 2016.pdf · Um die Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen, werden alle Länder sie ... BAN Ki-moon Generalsekretär

Dieser Bericht beruht auf einem Stammdatensatz, der von der Hauptabteilung Wirtschaftliche und Soziale Angelegenheiten des Sekretariats der Vereinten Nationen mit Beiträgen zahlreicher internationaler und regionaler Organisationen gemäß Ziffer 83 der Resolution 70/1 der Generalversammlung erstellt wurde, um die Fortschritte bei den Zielen für nachhaltige Entwicklung jährlich zu bewerten. Die internationalen und regionalen Organisationen, die zu dem Bericht beigetragen haben, sind nachstehend aufgeführt. Weitere Beiträge stammen von Statistikern einzelner Länder und von Sachverständigen aus Zivilgesellschaft und Wissenschaft.

ABTEILUNG MEERESANGELEGENHEITEN UND SEERECHT DER VEREINTEN NATIONEN

ALLIANZ DER KLEINEN INSELSTAATEN

AMT DES HOHEN FLÜCHTLINGSKOMMISSARS DER VEREINTEN NATIONENAMT DES HOHEN KOMMISSARS DER VEREINTEN NATIONEN FÜR MENSCHENRECHTEBEVÖLKERUNGSFONDS DER VEREINTEN NATIONEN BÜRO DER VEREINTEN NATIONEN DES SONDERBEAUFTRAGTEN DES GENERALSEKRETÄRS FÜR GEWALT GEGEN KINDERBÜRO DER VEREINTEN NATIONEN FÜR DIE VERRINGERUNG DES KATASTROPHENRISIKOSBÜRO DER VEREINTEN NATIONEN FÜR DROGEN- UND VERBRECHENSBEKÄMPFUNGBÜRO DER VEREINTEN NATIONEN FÜR RECHTSSTAATLICHKEIT UND SICHERHEITSINSTITUTIONEN BÜRO DER VEREINTEN NATIONEN ZUR UNTERSTÜTZUNG DER FRIEDENSKONSOLIDIERUNGBÜRO DES GESANDTEN DES GENERALSEKRETÄRS DER VEREINTEN NATIONEN FÜR DIE JUGENDBÜRO DES HOHEN BEAUFTRAGTEN DER VEREINTEN NATIONEN FÜR DIE AM WENIGSTEN

ENTWICKELTEN LÄNDER, BINNENENTWICKLUNGSLÄNDER UND KLEINEN INSELENTWICKLUNGSLÄNDERDIENST DER VEREINTEN NATIONEN FÜR ANTIMINENPROGRAMMEEINHEIT DER VEREINTEN NATIONEN FÜR GLEICHSTELLUNG UND ERMÄCHTIGUNG DER FRAUEN / UN-FRAUEN

ENTWICKLUNGSPROGRAMM DER VEREINTEN NATIONENERNÄHRUNGS- UND LANDWIRTSCHAFTSORGANISATION DER VEREINTEN NATIONENGEMEINSAMES PROGRAMM DER VEREINTEN NATIONEN FÜR HIV/AIDSHANDELS- UND ENTWICKLUNGSKONFERENZ DER VEREINTEN NATIONENHAUPTABTEILUNG WIRTSCHAFTLICHE UND SOZIALE ANGELEGENHEITEN DER VEREINTEN NATIONENINTERNATIONALE ARBEITSORGANISATIONINTERNATIONALE ENERGIE-AGENTURINTERNATIONALE FERNMELDEUNIONINTERNATIONALE ORGANISATION FÜR ERNEUERBARE ENERGIENINTERNATIONALE STRATEGIE ZUR KATASTROPHENVORSORGE DER VEREINTEN NATIONENINTERNATIONALE UNION FÜR DIE ERHALTUNG DER NATURINTERNATIONALE ZIVILLUFTFAHRT-ORGANISATIONINTERNATIONALER WÄHRUNGSFONDSINTERNATIONALES HANDELSZENTRUMINTERPARLAMENTARISCHE UNIONKAPITALENTWICKLUNGSFONDS DER VEREINTEN NATIONENKINDERHILFSWERK DER VEREINTEN NATIONENNACHHALTIGE ENERGIE FÜR ALLEORGANISATION DER VEREINTEN NATIONEN FÜR ERZIEHUNG, WISSENSCHAFT UND KULTURORGANISATION DER VEREINTEN NATIONEN FÜR INDUSTRIELLE ENTWICKLUNGORGANISATION FÜR WIRTSCHAFTLICHE ZUSAMMENARBEIT UND ENTWICKLUNGPROGRAMM DER VEREINTEN NATIONEN FÜR MENSCHLICHE SIEDLUNGENRAHMENÜBEREINKOMMEN DER VEREINTEN NATIONEN ÜBER KLIMAÄNDERUNGENSEKRETARIAT DES ÜBEREINKOMMENS ÜBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALTSTATISTISCHE PARTNERSCHAFT ZUR FÖRDERUNG DER ENTWICKLUNG IM 21. JAHRHUNDERT / PARIS21ÜBEREINKOMMEN DER VEREINTEN NATIONEN ZUR BEKÄMPFUNG DER WÜSTENBILDUNGUMWELTPROGRAMM DER VEREINTEN NATIONENUN-ENERGIEUN-OZEANEUN-WASSERWELTBANKWELTGESUNDHEITSORGANISATIONWELTHANDELSORGANISATIONWELTORGANISATION FÜR TOURISMUSWIRTSCHAFTS- UND SOZIALKOMMISSION FÜR ASIEN UND DEN PAZIFIKWIRTSCHAFTS- UND SOZIALKOMMISSION FÜR WESTASIENWIRTSCHAFTSKOMMISSION FÜR AFRIKAWIRTSCHAFTSKOMMISSION FÜR EUROPAWIRTSCHAFTSKOMMISSION FÜR LATEINAMERIKA UND DIE KARIBIK

Zusatzinformationen auf Englisch: Website der VN-Statistikabteilung für die Ziele für nachhaltige Entwicklung unter unstats.un.org/sdgs/.

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Die neue Agenda ist ein Versprechen führender Politiker an alle Menschen. Sie ist eine universelle, integrierte und transformative Vision für eine bessere Welt, eine Agenda für die Menschen und für die Beendigung der Armut in allen ihren Formen. Eine Agenda für die Erde, unsere gemeinsame Heimat. Eine Agenda für geteilten Wohlstand, Frieden und Partnerschaft für alle. Sie bringt die Dringlichkeit des Klimaschutzes zum Ausdruck. Sie beruht auf der Gleichberechtigung der Geschlechter und der Achtung der Rechte aller Menschen. Vor allem ist sie das Gelöbnis, dass niemand zurückgelassen wird.

— VN-Generalsekretär BAN Ki-moon

ZIELE FÜR NACHHALTIGEENTWICKLUNG