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ZUHÖREN. VERSTEHEN. HANDELN – CHEMIE3 IM DIALOG
„Lieferkettenmanagement, Transparenz, Ressourceneffizienz – Wie sich Nachhaltigkeit in die Praxis umsetzen lässt“ am 4. November 2015 in Berlin
TOP
Inhaltsverzeichnis
1. Eröffnung der Allianzpartner: „Drei gute Gründe für einen Dialog“...................... 2
2. Vorstellung der Themen: „3 Aufgaben, 3 Ideen“ .................................................... 5
3. Perspektive der jüngeren Generation: „3 Hoffnungen, 3 Sorgen“ ........................ 9
4. Dokumentation der Workshops .............................................................................. 13
Workshop 1: Nachhaltige Lieferketten gestalten – Gemeinsame Aktivitäten der Chemie ....... 13
Workshop 2: Nachhaltigkeit sichtbar machen – Transparenz in der Chemie .......................... 18
Workshop 3: Ressourcen effizienter nutzen – Beispiele und Perspektiven
aus der Chemie .................................................................................................. 23
Workshop 4: Soziale Nachhaltigkeit messen – Chemie3-Indikatoren in Entwicklung ............. 28
5. Querdenker-Impuls: „3 Thesen zum Weiterdenken“ ............................................ 34
6. Fazit der Allianzpartner:„3 Dinge, die wir mitnehmen“ ........................................ 35
Zuhören. Verstehen. Handeln – Chemie3 im Dialog
„Lieferkettenmanagement, Transparenz, Ressourceneffizienz – Wie sich Nachhaltigkeit in die Praxis umsetzen lässt“
1
Wie kann das Leitbild Nachhaltigkeit in der Chemie verankert werden? Um hierzu
Lösungswege aufzuzeigen, haben VCI, IG BCE und BAVC vor zwei Jahren die
Nachhaltigkeitsinitiative Chemie3 gestartet. Der Dialog mit Politik, Wissenschaft,
Wirtschaft und Zivilgesellschaft gibt uns wichtige Impulse zur Ausgestaltung der
Initiative.
Um Nachhaltigkeit im unternehmerischen Handeln der Chemieindustrie besser sichtbar zu
machen und zu stärken, hatte die Nachhaltigkeitsinitiative Chemie3 am 4. November 2015
Vertreter aus Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft zur Tagung
„Lieferkettenmanagement, Transparenz, Ressourceneffizienz – Wie sich Nachhaltigkeit in die
Praxis umsetzen lässt“ nach Berlin eingeladen. Die Veranstaltung bildete den Auftakt zur
neuen Gesprächsreihe „Zuhören. Verstehen. Handeln – Chemie3 im Dialog“.
In mehreren Workshops diskutierten die gut 130 Teilnehmer über Schlüsselthemen
nachhaltigen Wirtschaftens. Ziel der neuen Gesprächsreihe ist es, im Dialog an Lösungen zu
arbeiten. Dies gilt zum Beispiel für die Frage, wie Nachhaltigkeit in den Lieferketten verankert
werden kann – eines der Themen, um die es in den Workshops ging. Dieses Ziel, so zeigte
die Diskussion, können Unternehmen nur dann erreichen, wenn Kooperationsmöglichkeiten
genutzt werden und für alle Beteiligten ein Mehrwert entsteht.
Ähnliches gilt auch für den Anspruch, die Nachhaltigkeitsbeiträge der Branche transparent zu
machen: Ob Berichterstattung oder der Dialog mit den Stakeholdern – immer gilt, dass
Transparenz einen Nutzen für beide Seiten bieten sollte. Nur so können Stellschrauben
erkannt und Nachhaltigkeit im Unternehmen weiterentwickelt werden.
Ein anderes zentrales Thema der Chemie, mit dem sich die Teilnehmer beschäftigten, war die
Ressourceneffizienz. Unter anderem ging es im Workshop darum, wo Potenziale der Chemie
liegen, die effiziente Nutzung von Ressourcen in der eigenen Produktion und in den
Wertschöpfungsketten zu fördern.
Des Weiteren widmeten sich die Teilnehmer dem Begriff der „sozialen Nachhaltigkeit“ und
erörterten, wie Indikatoren zur Fortschrittsmessung sozialer Nachhaltigkeit entwickelt werden
können.
Zuhören. Verstehen. Handeln – Chemie3 im Dialog
„Lieferkettenmanagement, Transparenz, Ressourceneffizienz – Wie sich Nachhaltigkeit in die Praxis umsetzen lässt“
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1. Eröffnung der Allianzpartner: „Drei gute Gründe für einen Dialog“
Chemie3 hat sich zum Ziel gesetzt, Nachhaltigkeit als Leitbild in der Branche zu
verankern. Hierzu hat sich die Allianz von Unternehmen und Beschäftigten auf den Weg
gemacht. Die Veranstaltung am 4. November dient als Startschuss für eine neue
Veranstaltungsreihe, die Experten aus ganz unterschiedlichen Bereichen zu sehr
konkreten Fragen nachhaltigen Wirtschaftens zusammenbringt.
Die Vertreter der Allianzpartner Dr. Utz Tillmann, Petra Reinbold-Knape und Dr. Klaus-Peter
Stiller ordneten die Veranstaltung in die bisherigen Aktivitäten der Initiative ein und gaben
einen Ausblick auf die Zukunft: Dr. Utz Tillmann, der
Hauptgeschäftsführer des VCI, warf zu Beginn einen Blick
zurück auf die lange Tradition des Nachhaltigkeits-
engagements in der Chemie, zum Beispiel mit der seit mehr
als 20 Jahren bestehenden Initiative Responsible Care, und
verwies auf den besonderen Ansatz von Chemie3: So
würden nicht nur alle beteiligten Gruppen im Unternehmen
einbezogen, vom Mitarbeiter bis zum Management, es
würde auch die gesamte Branche – große wie kleine Unternehmen aller Sparten – involviert.
Gleichzeitig führe die Initiative von Beginn an den Dialog mit Vertretern der Politik, der
Gesellschaft, der Wissenschaft und anderen Branchen. Tillmann betonte, wie wichtig der
Dialog mit allen relevanten Stakeholdern sei. Die Auftaktveranstaltung für eine neue
Gesprächsreihe ‚Zuhören. Verstehen. Handeln – Chemie3 im Dialog‘ folge diesem Ansatz.
„Die besten Fortschritte macht man, wenn man der anderen Seite erst einmal zuhört, und
zwar offen und unvoreingenommen.“ Rückblickend auf den Start von Chemie3 vor 2,5 Jahren
stellte Tillmann zudem den ersten Chemie3-Fortschrittsbericht vor. Der Bericht sei ein Beispiel
dafür, wie ernst die Initiative die Hinweise von Stakeholdern nehme: So sei zum ersten
Branchenbericht von Chemie3 kritisch angemerkt worden, dieser sei zu werblich. Der aktuelle
Bericht konzentriere sich daher ganz auf die Fortschritte und die Aufgaben für die Zukunft. Der
Bericht steht auf der Website der Allianz (https://www.chemiehoch3.de) zum Download bereit.
Zuhören. Verstehen. Handeln – Chemie3 im Dialog
„Lieferkettenmanagement, Transparenz, Ressourceneffizienz – Wie sich Nachhaltigkeit in die Praxis umsetzen lässt“
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Petra Reinbold-Knape, Mitglied des geschäftsführenden
Hauptvorstands der IG BCE, unterstrich die Bedeutung, die
nachhaltige Entwicklung seit vielen Jahren für die IG BCE
habe, immer mit einem besonderen Blick auf die Arbeitswelt.
Sie betonte die Bedeutung eines vernetzten Blicks auf die
Wirkungszusammenhänge von wirtschaftlichen, sozialen und
ökologischen Gestaltungsfeldern für eine nachhaltige
Entwicklung. Sie wies darauf hin, dass in den Chemie3-
Leitlinien die soziale Dimension durchgehend verankert sei. Reinbold-Knape unterstrich die
besondere Bedeutung der jungen Generation für die Zukunft der Branche und für den Dialog.
Nur wer zuhöre, könne ein nachhaltiges Handeln entwickeln. Sie hob hervor, dass es uns bei
der Arbeit auch um die Ausbildung und Weiterbildung gehe. „Eigentlich geht es uns um so
etwas wie „Erwerbsbiografie-Management“ von der Ausbildung bis eben zur Frage, wie
kommt man in die Rente“. Abschließend verwies sie auf den Workshop 4: Soziale
Nachhaltigkeit messen – Chemie3-Indikatoren in der Entwicklung, in dem das Projekt der
Chemie-Sozialpartner zur Entwicklung von Fortschrittsindikatoren für die soziale Dimension
der Nachhaltigkeit vorgestellt wurde.
Zuhören. Verstehen. Handeln – Chemie3 im Dialog
„Lieferkettenmanagement, Transparenz, Ressourceneffizienz – Wie sich Nachhaltigkeit in die Praxis umsetzen lässt“
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Dr. Klaus-Peter Stiller, Hauptgeschäftsführer des BAVC,
verwies abschließend darauf, dass Chemie3 eine Initiative
sei, die zum einen nach innen wirken wolle, um die Branche
nachhaltiger zu machen, zum anderen aber auch an der
öffentlichen Debatte teilnehmen wolle, um die politischen
Rahmenbedingungen mitzugestalten. Dabei gehe es immer
um Vertrauen und Glaubwürdigkeit, denn diese seien die
Basis für ein gemeinsames Arbeiten an nachhaltiger
Entwicklung. Auch Stiller unterstrich die besondere
Bedeutung des Projektes zur Entwicklung von sozialen Fortschrittsindikatoren. „Ziele sind
immer gut, aber das Entscheidende ist, dass man hinterher auch zeigen kann, wir haben sie
erreicht“. Neben der Entwicklung von Indikatoren verwies er auf die Neuaufstellung der
gemeinsamen Bildungseinrichtung der Sozialpartner „Gesellschaft zur Information von
Betriebsräten über Umweltschutz in der chemischen Industrie“ (GIBUCI), die sich unter dem
neuen Namen „So.WIN – Sozialpartner-Werkstatt für Innovation und Nachhaltigkeit“ neu
ausgerichtet habe und nun alle Themen der Nachhaltigkeit aufgreife. Diese Zusammenarbeit,
erläuterte Stiller, würde durch die besondere Chemie-Sozialpartnerschaft ermöglicht. Die
Freiheit, diese Zusammenarbeit zu gestalten, sei daher nicht nur aus diesem Grund ein hohes
Gut, das es zu erhalten gelte. Im Sinne dieses guten, konstruktiven, aber auch kritischen
Dialogs, lud Stiller die Teilnehmer zu einer regen Teilnahme an den folgenden Diskussionen
ein.
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„Lieferkettenmanagement, Transparenz, Ressourceneffizienz – Wie sich Nachhaltigkeit in die Praxis umsetzen lässt“
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2. Vorstellung der Themen: „3 Aufgaben, 3 Ideen“
Die vier Themenpaten aus der Industrie stellten anschließend die Themen der am
Nachmittag folgenden Workshops vor und gaben erste Impulse.
Stefan Haver, Leiter des Zentralbereichs Corporate
Responsibility bei Evonik Industries AG, setzte den Impuls für
Workshop 1: Nachhaltige Lieferketten gestalten –
Gemeinsame Aktivitäten der Chemie. Er machte deutlich,
dass das professionelle Management von Lieferketten eine
Grundvoraussetzung für den unternehmerischen Erfolg
darstelle. Einkäufer, die den Grundsatz „beste Qualität zum
besten Preis“ beherzigen, würden dabei immer die drei
Dimensionen von Nachhaltigkeit berücksichtigen. Zum einen
gelte es, den ökonomischen Mehrwert im Blick zu halten. Billig sei dabei zu wenig. Haver
erläuterte, dass kurzfristige Kosteneffizienz nicht ausreiche, es gehe darum, über die
Qualitätssicherung in den Lieferketten einen langfristigen Beitrag zum Unternehmenserfolg zu
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„Lieferkettenmanagement, Transparenz, Ressourceneffizienz – Wie sich Nachhaltigkeit in die Praxis umsetzen lässt“
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leisten. Mit Blick auf den ökologischen Mehrwert geht es in seinen Augen um mehr als
Regulierung: „Was ökologisch richtig ist, muss auch ökonomisch wichtig sein.“ Steigende
Anforderungen an Transparenz und Reporting würden Unternehmen heute vor zusätzliche
Aufgaben stellen. Gleichzeitig böten sie aber auch die Chance, frühzeitig auf sich
verändernde Märkte zu reagieren. Der soziale Mehrwert eines auf Nachhaltigkeit
ausgerichteten Lieferkettenmanagements liegt für Haver im Ende des „Einzelkämpfertums“:
Die zunehmende Komplexität habe die Lieferantenbeziehungen tiefgreifend verändert: Heute
gehe es darum, strategische Partnerschaften aufzubauen, um eine gute Zusammenarbeit
entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu ermöglichen. Die Initiative Together for
Sustainability (http://www.tfs-initiative.com), mit der Chemieunternehmen eine gemeinsame
Plattform für die Gestaltung nachhaltiger Lieferketten gegründet haben, sei ein erster guter
Ansatzpunkt hierzu.
Thorsten Pinkepank, Director Corporate Sustainability
Relations bei der BASF SE, führte anschließend in den
Workshop 2: Nachhaltigkeit sichtbar machen –
Transparenz in der Chemie ein. Er betonte gleich zu Beginn,
dass Transparenz kein reiner Selbstzweck sein dürfe. Vielmehr
solle sie einen Beitrag dazu leisten, Nachhaltigkeit
voranzutreiben. Transparenz müsse immer mit einem Nutzen
auf beiden Seiten – beim Unternehmen genauso wie bei den
Stakeholdern – verbunden sein. Dieser Nutzen könne nach innen in Verfügbarkeit von Daten
für die Steuerung des Unternehmens Richtung Nachhaltigkeit liegen; nach außen sei
Transparenz die Basis für Dialog und Vertrauen. Er wies dann auf einen existierenden
Zwiespalt hin: So sei Transparenz einerseits überschätzt, da sie häufig als Ziel an sich
verstanden würde. Transparenz sei jedoch zunächst einmal ein Mittel, um Informationen
zugänglich zu machen. Mögliche Probleme würden dadurch noch nicht gelöst. Andererseits,
so Pinkepank, werde Transparenz aber auch unterschätzt, wenn sie lediglich als
Kommunikationsinstrument wahrgenommen werde. „Gute“ Transparenz könne man an der
Funktion erkennen, die sie übernimmt. Sie muss, laut Pinkepank, bedeutsam sein – für das
Unternehmen und für die Stakeholder. Die Funktion „guter“ Transparenz sei, relevantes
Wissen zur Verfügung zu stellen, also das Verstehen von Nachhaltigkeit im Unternehmen zu
Zuhören. Verstehen. Handeln – Chemie3 im Dialog
„Lieferkettenmanagement, Transparenz, Ressourceneffizienz – Wie sich Nachhaltigkeit in die Praxis umsetzen lässt“
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fördern und Handlungsoptionen zu erschließen. Auf Nachfrage nach der Rolle von
Nachhaltigkeitsberichterstattung erläuterte er den oft hohen Aufwand auf Seiten der
Unternehmen, der damit verbunden sei. Gleichzeitig dürfe Berichterstattung nicht als
Synonym für Transparenz betrachtet werden. Berichterstattung sei zunächst ein
Referenzrahmen, auf dessen Basis ein Unternehmen Transparenz herstellen könne.
Einen Einblick in den Workshop 3: Ressourcen effizienter
nutzen – Beispiele und Perspektiven aus der Chemie gab
Dr. Christof Günther, Geschäftsführer der InfraLeuna GmbH
am Beispiel von InfraLeuna, einem der größten deutschen
Chemieparks mit ca. 100 Unternehmen am Standort Leuna.
Die Unternehmen im Chemiepark arbeiten im Verbund, d.h. in
vernetzten Stoff- und Energieströmen, erläuterte Günther. Es
sei dabei die Aufgabe des Chemieparkbetreibers, bestehende
Energie- und Ressourcennutzungen möglichst effizient zu gestalten und potenzielle weitere
Synergien zu identifizieren und zu heben. Die Vernetzung in der Verbundstruktur biete die
Möglichkeit, Ressourcen über das einzelne Unternehmen hinaus zu nutzen und damit deutlich
effizienter zu werden. Im Rückblick werde deutlich, wie groß diese Potenziale seien: Mit der
Privatisierung und Restrukturierung der Leuna Werke habe sich der Output verdoppelt,
gleichzeitig seien die Emissionen auf Bruchteile (nur noch 5 % des Abwassers und 15 % der
Energie) reduziert worden. Günther stellte dar, dass die Vernetzung in der Verbundstruktur
eine Schüsselfunktion für die Nachhaltigkeit des Chemiestandorts darstelle: ökonomisch
durch mehr Wettbewerbsfähigkeit; ökologisch durch eine Entlastung der Umwelt; sozial durch
die hohe Akzeptanz in der Bevölkerung. Durch das zentrale Management der Verbundstruktur
und eine enge Zusammenarbeit mit Forschung und Wissenschaft vor Ort, würden die
Potenziale im Chemiepark kontinuierlich weiterentwickelt. Die Ressourceneffizienz werde
durch zahlreiche Projekte zur Reduzierung des Erdgasbedarfs, zur Nutzung von Abfällen, zur
Reduzierung des Wasserverbrauchs etc. fortlaufend optimiert.
Zuhören. Verstehen. Handeln – Chemie3 im Dialog
„Lieferkettenmanagement, Transparenz, Ressourceneffizienz – Wie sich Nachhaltigkeit in die Praxis umsetzen lässt“
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Für Workshop 4: Soziale Nachhaltigkeit messen –
Chemie3-Indikatoren in der Entwicklung übernahm der
Moderator des Workshops Dr. Klaus-W. West,
Geschäftsführer der Chemie-Stiftung Sozialpartner-Akademie
(CSSA), die Einführung für Frau Schönherr, die
krankheitsbedingt absagen musste. Er ging dabei auf die
Herausforderung ein, sich auf eine Definition für soziale
Nachhaltigkeit zu einigen. So gelte es, deutlich zu machen,
was soziale Interessen für Nachhaltigkeit bedeuten. Bislang würde Nachhaltigkeit oftmals eher
als reines „Öko-Thema“ definiert, weil die ökologische und auch die ökonomische Dimension
von Nachhaltigkeit „ausbuchstabiert“ seien. Das soziale Thema sei weniger selbsterklärend
und sehr subjektiv geprägt. Es sei deshalb Aufgabe der Sozialpartner, auch das Soziale
auszubuchstabieren, wenn man zu einem Gleichgewicht in Chemie3 kommen wolle, zu einer
Balance der drei Dimensionen Ökonomie, Ökologie und Soziales. Ein Unternehmen, das eine
der drei Dimensionen vernachlässige, werde nach der Einschätzung von West Probleme
bekommen: es werde entweder nicht mehr wettbewerbsfähig sein oder als Umweltsünder
dastehen oder aber als unsozial gelten. Die zweite Aufgabe der Sozialpartner im Rahmen von
Chemie3 laute, Indikatoren zur Fortschrittsmessung sozialer Nachhaltigkeit zu entwickeln.
Eng verknüpft damit sei die dritte Aufgabe: die Herstellung von Sichtbarkeit. Die Entwicklung
der Fortschrittsindikatoren sozialer Nachhaltigkeit schaffe Sichtbarkeit und Wirksamkeit.
Zuhören. Verstehen. Handeln – Chemie3 im Dialog
„Lieferkettenmanagement, Transparenz, Ressourceneffizienz – Wie sich Nachhaltigkeit in die Praxis umsetzen lässt“
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3. Perspektive der jüngeren Generation: „3 Hoffnungen, 3 Sorgen“
Nachhaltige Entwicklung ist ein gesellschaftlicher Transformationsprozess, der nur
dann gelingen kann, wenn sich alle Akteure miteinander vernetzen, voneinander lernen
und gemeinsam neue Lösungen entwickeln. Chemie3 ist daher nicht nur eine
gemeinsame Initiative von Unternehmen und Beschäftigten der Chemie, alle Ideen und
Aktivitäten von Chemie3 wurden von Beginn an mit den Stakeholdern diskutiert. Für die
Partner von Chemie3 war und ist es wichtig, die Erwartungen an die Chemiebranche
besser kennenzulernen und gemeinsam über die möglichen Beiträge der Chemie zu
einer nachhaltigen Entwicklung zu diskutieren. Seit 2014 gehört auch der gezielte
Austausch mit der jungen Generation zum Dialog von Chemie3.
Vorgeschaltet zur Fachtagung fand am 3. November 2015 in Berlin ein Workshop mit jungen
Interessierten und Engagierten aus Verbänden, Netzwerken, Wissenschaft, Politik sowie mit
jungen Beschäftigten aus der Chemie statt, in dem gemeinsam über Herausforderungen und
Lösungsansätze auf dem Weg zu einer nachhaltigen Wirtschaft diskutiert wurde. Die
Nachhaltigkeitsinitiative der Chemie bot dabei einen konkreten Rahmen mit Beispielen aus
der Praxis und einem großen Interesse, die Erwartungen und Ideen der jungen Generation
besser kennenzulernen. Die Teilnehmer des Jugendworkshops erarbeiteten ihren inhaltlichen
Input für die Fachveranstaltung des folgenden Tages.
Zuhören. Verstehen. Handeln – Chemie3 im Dialog
„Lieferkettenmanagement, Transparenz, Ressourceneffizienz – Wie sich Nachhaltigkeit in die Praxis umsetzen lässt“
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Die Teilnehmer des Workshops waren eingeladen, ihren Impuls mit den Expertinnen und
Experten aus der Chemie, der Politik, der Gesellschaft und der Wissenschaft im Rahmen
einer Panel-Diskussion und in den Fachworkshops zu teilen. Dazu wurden aus der Gruppe
vier Vertreter nominiert: Jasmin Burgermeister (Jugenddelegierte zu den UN-Konferenzen
zu Nachhaltiger Entwicklung), Maximilian Höß (Vorsitzender der Jugend- und
Auszubildendenvertretung bei Roche Diagnostics Penzberg), Ines Pyko (SNEEP - student
network for ethics in economics and practice) und Steve Waitschat (JungChemikerForum).
Jasmin Burgermeister betonte in ihrem Statement den
universellen Charakter der Nachhaltigkeit, der auch in den
jüngst von der Staatengemeinschaft verabschiedeten
Sustainable Development Goals (SDGs) unterstrichen werde.
Sie forderte von der Industrie, Nachhaltigkeit auf allen Ebenen,
in allen Prozessen und Bereichen zu verankern, nicht nur in den
Nachhaltigkeitsabteilungen. Zu oft fehle ihr die Glaubwürdigkeit,
Hochglanzbroschüren zu „Modethemen“ wie bspw. Klima
wirken wie Greenwashing auf sie.
Auch Maximilian Höß betonte die Notwendigkeit, alle
Mitarbeiter innerhalb eines Unternehmens mitzunehmen. Allen
Beschäftigten müsse zielgruppengerecht und verständlich
erklärt werden, was Nachhaltigkeit für sie und für ihren Bereich
bedeute. In Bezug auf die Initiative Chemie3 forderte er die
Allianzpartner auf, keine Alibidiskussionen mit Vertretern der
jüngeren Generation zu führen, sondern diese langfristig und
ernsthaft einzubinden.
Ines Pyko kritisierte, dass die Leitlinien von Chemie3 sehr abstrakt und schwer greifbar seien.
Sie forderte von der Initiative, Mut zu zeigen und
voranzuggehen, also ambitionierte und konkrete Ziele zu
formulieren und nach außen zu tragen. Außerdem wies sie auf
die Verantwortung der Unternehmen entlang des gesamten
Lebenszyklus und auch entlang der gesamten Lieferkette der
Produkte hin, auch der Umgang mit Chemikalien in
Zuhören. Verstehen. Handeln – Chemie3 im Dialog
„Lieferkettenmanagement, Transparenz, Ressourceneffizienz – Wie sich Nachhaltigkeit in die Praxis umsetzen lässt“
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Drittländern dürfe nicht vergessen werden. Gleiches gelte für die Berücksichtigung von
Rebound-Effekten und Zielkonflikten.
Steve Waitschat unterstrich das große Interesse, das in der
chemischen Wissenschaft an Nachhaltigkeit bestehe,
machte aber auch klar, dass das Thema noch nicht im
Zentrum der wissenschaftlichen Debatte angekommen sei.
Aus seiner Sicht sei es daher zentral, dass die Wissenschaft
aktiv in die Initiative Chemie3 einbezogen werde, zumal die
Initiative für sich reklamiere, die Chemie in Deutschland
widerzuspiegeln. Weiterhin verwies er auf das große
Potential von KMU, denn diese hätten es oft leichter, Dinge
umzusetzen, weil sie schneller agieren könnten. Es müsse deshalb ein Ziel von Chemie3 sein,
gerade kleinen Unternehmen einen besseren Zugang zu Nachhaltigkeitsthemen zu
ermöglichen und eine Kultur des gegenseitigen Lernens zwischen großen und kleinen
Unternehmen zu schaffen.
Anschließend wurden die Themenpaten zu den Jugendvertretern auf die Bühne
gebeten, um gemeinsam mit den jungen Experten über ihre Erwartungen an die
chemische Industrie zu diskutieren.
Stefan Haver griff den Vorwurf des Greenwashing auf und betonte, dass Unternehmen bei
dem Thema sehr zurückhaltend agieren würden, da ihnen die Gefahr bewusst sei. Mit den
vermeintlichen Modethemen seien zudem Verpflichtungen verbunden, welche Unternehmen
fordern würden. Außerdem gäbe es aufmerksame NGOs als Watch Dogs. Ines Pyko
erwiderte, dass Modethemen oft einfacher zu adressieren seien, Unternehmen jedoch auch
komplexere Themen angehen und kommunizieren müssen.
Thorsten Pinkepank unterstützte die Forderung nach mehr Mut, auch beim Thema
Kommunikation. So diene es der Glaubwürdigkeit, auch Grenzen, Herausforderungen und
Nichterreichtes einzugestehen. Zudem betonte er, dass Nachhaltigkeit kein Thema sei,
sondern ein Paradigma: alles Handeln sollte sich danach ausrichten. Jasmin Burgermeister
ergänzte noch ihre Zweifel an der aktuell laufenden Entwicklung von Indikatoren: Es sei
fraglich, ob es sinnvoll sei, dass die Branche selbst die Indikatoren entwickle, an denen sie
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„Lieferkettenmanagement, Transparenz, Ressourceneffizienz – Wie sich Nachhaltigkeit in die Praxis umsetzen lässt“
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sich messen lassen wolle. Hier gehe es doch um Vergleichbarkeit und um Transparenz und
Nachvollziehbarkeit für die Stakeholder. Pinkepank wies darauf hin, dass Indikatoren nicht
der zentrale Punkt seien. Nicht alles, was zähle, sei auch zählbar. Nachhaltigkeit habe
vielmehr etwas mit Haltung zu tun.
Klaus West griff den Wunsch nach einem kontinuierlichen Dialog mit den Jugendvertretern
auf und betonte, dass mit Rechten auch Pflichten kommen. Maximilian Höß bestätigte dies
und verwies darauf, dass die junge Generation auch bereit sei zu einem verbindlichen
Engagement.
Aus dem Publikum kam die Frage, ob Nachhaltigkeit den Verbraucher mehr Geld kosten
würde. Christof Günther erwiderte, dass ökonomischer und ökologischer Mehrwert immer
Hand in Hand gehen würden, Nachhaltigkeit würde in diesem Sinne Geld sparen. Stefan
Haver ergänzte, dass es zwar vielfach zu Anlaufkosten käme, betonte aber, dass dies ein
Anreiz sei, Verfahren günstiger zu machen und sich dies am Markt regeln würde.
Die Frage aus dem Plenum, ob es für die Jugendvertreter von Relevanz bei der Auswahl
eines Arbeitgebers sei, wie nachhaltig das Unternehmen agiere, bejahten alle Vertreter der
jungen Generation. Thorsten Pinkepank verwies ergänzend auf eine Studie zum Thema
Employer Branding, die ergeben habe, dass Nachhaltigkeit unter den ersten zwei Plätzen bei
den Auswahlkriterien für die Stellensuche lag – in China und Indien, nicht in Europa.
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4. Dokumentation der Workshops
Workshop 1: Nachhaltige Lieferketten gestalten – Gemeinsame Aktivitäten der Chemie
Themenpate: Stefan Haver
Head of Corporate Responsibility, Evonik Industries AG
Impulsgeber/innen: RDir. Dr. Malte Hauschild
Referat VC3 Auslandsinvestitionen/Nationale Kontaktstelle OECD-Leitsätze für Multinationale Unternehmen, Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi)
Franziska Killiches
Arbeitsbereich Bergbau und Nachhaltigkeit, Sektorvorhaben Rohstoffe und Entwicklung, Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR)
Thomas Udesen
Global Head of Procurement, Bayer HealthCare AG
Michael Windfuhr
Stellv. Direktor, Deutsches Institut für Menschenrechte e. V. (DIMR)
Romina Laumann
Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH
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Vertreter/innen der jüngeren Generation:
Jasmin Burgermeister
UN-Jugenddelegierte für Nachhaltige Entwicklung (Deutscher Bundesjugendring)
Sabine Fortmann
Bayer Health Care
Ines Pyko
SNEEP student network for ethics in economics and practice
Marius Trapp
Corporate Citizenship/Strategy, BASF SE
Nathalie Wenker
SNEEP student network for ethics in economics and practice
Moderator: Henning Banthien IFOK GmbH
Leitfragen / Erwartungen Themenpate
Der Workshop beschäftigte sich mit den Fragen, was Lieferkettenmanagement leisten kann
und was die Erwartungen an ein nachhaltiges Lieferkettenmanagement sind. Was sind die
Herausforderungen für Unternehmen und welche Ideen und Verfahren können helfen,
Lieferketten nachhaltig zu gestalten?
Impulsvorträge
Romina Laumann, GIZ, machte in ihrem Impulsvortrag deutlich, dass sich die Bedingungen,
wie Unternehmen Geschäfte machen, geändert haben und dass es nicht mehr ausreichend
sei, innerhalb des eigenen Unternehmens für die Einhaltung gewisser Regeln und Standards
zu sorgen. Man müsse vielmehr über das eigene Unternehmen und die eigene Industrie
hinausblicken. Gemeinsame Initiativen, wie z. B. Together for Sustainability (TfS), begrüßte
sie ausdrücklich und betonte, dass Audits in der Lieferkette sehr wichtig und hilfreich seien,
aber nicht ausreichend, um Bedingungen zu verbessern. Viel notwendiger sei technische
Beratung: Lieferanten müssen wissen, wie sie was verbessern können und vor allem auch
warum.
Franziska Killiches von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe betonte in
ihrem Impulsstatement, dass beim Rohstoffeinkauf alle drei Dimensionen kritisch sein können.
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Da der Rohstoffbezug über viele Zwischenstufen verlaufe, sei ein gutes
Lieferkettenmanagement extrem wichtig. Sie merkte an, dass sich der Staat zunehmend für
dieses Thema interessiere, dass es immer höher auf der politischen Agenda stehe. Beim
Umgang mit Konfliktrohstoffen komme vor allem kleinen und mittleren Unternehmen (KMU)
eine wichtige Rolle zu: das Gros der Unternehmen in der Lieferkette seien KMUs, die meist
über nur knappe finanzielle und personelle Ressourcen verfügen. Dies zeige auch eine eben
erschienene Studie der Bundesanstalt. Die Studie mache außerdem deutlich, dass allen
Akteuren, auch dem Staat, eine wichtige Rolle bei der Unterstützung von KMUs zukomme,
insbesondere was Informations-, Beratungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten angehe. Es
müssen realistische Anforderungen in gesellschaftlichem und rechtlichem Rahmen gestellt
werden.
Auch Dr. Malte Hauschild, BMWi, bestätigte in seinem Impuls, dass das Thema politisch
aktuell hoch aufgehängt sei, vor allem durch die Verabschiedung konkreter
Umsetzungsschritte für Arbeits-, Sozial- und Umweltstandards in globalen Lieferketten beim
G7-Gipfel in Elmau Anfang Juni 2015. Die G7-Staaten verpflichteten sich darin, Maßnahmen
zu ergreifen, die zur Förderung besserer Arbeitsbedingungen führen, indem die Transparenz
erhöht (insbesondere Transparenz bei Siegeln und durch Multi-Stakeholder-Initiativen), das
Erkennen und die Prävention von Risiken gefördert und Beschwerdemechanismen gestärkt
würden. Am Beispiel des Brandes in einer Textilfabrik in Bangladesch verdeutlichte Hauschild
die Rolle der Nationalen Kontaktstelle für die OECD-Leitsätze für Multinationale Unternehmen:
die Stelle gehe Beschwerden und Hinweisen auf Verstöße gegen die Leitsätze nach und prüfe
im Moment, ob die Unternehmen in diesem Fall ihrer allgemeinen Sorgfaltspflicht genüge
getan haben.
Michael Windfuhr vom Deutschen Institut für Menschenrechte erläuterte in seinem
Impulsstatement den Nationalen Aktionsplan „Wirtschaft und Menschenrechte“, der das Ziel
verfolge, die Leitprinzipien der Vereinten Nationen für Wirtschaft und Menschenrechte
umzusetzen. Diese formulieren menschenrechtliche Pflichten von Staaten und zeigen die
Verantwortung von Unternehmen in globalen Wertschöpfungs- und Lieferketten auf. Im
Moment finden dazu Expertenanhörungen statt, das Deutsche Institut für Menschrechte
unterstütze die Regierung bei der Umsetzung.
Thomas Udesen, Bayer, betonte in seinem Impuls, dass der Einkauf heute schon lange nicht
mehr nur preisgetrieben sei. Bei der Entscheidungsfindung würden auch ökologische und
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„Lieferkettenmanagement, Transparenz, Ressourceneffizienz – Wie sich Nachhaltigkeit in die Praxis umsetzen lässt“
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soziale Aspekte berücksichtigt. Die Vergangenheit habe gezeigt, dass Firmen, die
Nachhaltigkeit lange ignoriert hätten, am Ende dafür zahlen mussten. Bei Bayer spiele der
Verhaltenskodex für Lieferanten eine wichtige Rolle, um Lieferantenbeziehungen
entsprechend der eigenen Nachhaltigkeitsstandards zu gestalten. Den im Kodex formulierten
Grundsätzen zuzustimmen, sei die Grundlage jeder Geschäftsbeziehung.
Diskussion In der anschließenden Diskussion erörterten die Teilnehmer zunächst die Frage, wie
Nachhaltigkeitskriterien in der Lieferkette überprüfbar sein können beziehungsweise wie man
diese sicherstellen kann. Einig waren sich die Teilnehmer darin, dass die Initiative Together
for Sustainability (TfS) sinnvoll sei und dabei helfe, ein Nachhaltigkeitsbewusstsein bei
Zulieferern zu schaffen. Udesen betonte, dass die Audits mit anschließendem Aktionsplan
dabei helfen, Umwelt- und Sozialstandards auch bei Lieferanten zu verankern, die den
hiesigen Standards noch nicht vollständig entsprechen. Aber auch Due Diligence Prüfungen
im Vorfeld zu Lieferantenbeziehungen seien unabdingbar. Grundlage dafür sei allerdings ein
gemeinsames Verständnis von Käufer und Lieferant darüber, was „nachhaltig“ sei. Daher sei
es wichtig, den Zulieferern die Anforderungen mit eindeutigen Beschreibungen verständlich zu
machen.
Aber trotz zahlreicher Initiativen und vieler Bemühungen stoßen auch Unternehmen immer
wieder an Grenzen ihrer Einflussmöglichkeit, so die Erfahrungen aus der Praxis. Laumann
mahnte an, dass Unternehmen aufpassen müssen, sich nicht in den politischen
Aufgabenbereich zu begeben. Große Unternehmen hätten zwar die Möglichkeit, durch ihre
Marktmacht Standards zu verlangen, Entwicklungspolitik sei aber weiterhin eine staatliche
Aufgabe. Dagegen widersprachen die Vertreter der Jugend: Entwicklungszusammenarbeit sei
nicht nur Aufgabe des Staates, sondern liege auch in der Verantwortung von Unternehmen.
Einen „Gap zwischen Staat und Wirtschaft“ gebe es so nicht, betonten sie.
Auch wurde die Frage erörtert, ob freiwillige Initiativen wirklich zielführend seien oder ob
gesetzliche Regelungen nicht verbindlicher wären. Regulierungen können helfen,
Nachhaltigkeit in den Lieferbeziehungen zu verankern, meinte Hauschild. Die Gefahr, dass
nicht intendierte Effekte entstehen und Unternehmen sich aus einzelnen Regionen
zurückziehen, ohne dass sich die Lage vor Ort verbessert, sei jedoch groß. Als Beispiel dafür
Zuhören. Verstehen. Handeln – Chemie3 im Dialog
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nannte er die amerikanische Gesetzgebung zu Konfliktmineralien aus dem Kongo, die es
Unternehmen verbiete, Rohstoffe aus dieser Region zu beziehen. Eine Besserung der Lage
im Konfliktgebiet sei damit bisher nicht erreicht worden. Viel wichtiger sei es, freiwillige und
damit flexible Lösungen zu finden, um gemeinsam auf einem partnerschaftlichen Weg Ziele zu
erreichen. Den größten Hebel für mehr Nachhaltigkeit beim Rohstoffeinkauf sieht Killiches bei
den Hüttenwerken und Rohstoffbörsen. Diese seien neuralgische Punkte für eine nachhaltige
Rohstoffgewinnung. Nur mit gemeinsamen Konzepten und Initiativen, die diese Hebelpunkte
gezielt in den Blick nehmen, könne es gelingen, den Rohstoffeinkauf nachhaltig zu gestalten.
Generell müsse man „out of the box“ denken und kreativer sein, welche Stellen noch Einfluss
haben und eine Veränderung hervorrufen könnten.
Konsens erzielten die Teilnehmer darin, dass ein erfolgreiches Lieferkettenmanagement ein
hohes Maß an Offenheit und Kreativität verlangt. Experten betonten, dass es eine
hundertprozentige Sicherheit im Einkauf nicht geben könne. Ein Lieferantenmanagement
verfolge immer einen prozess- und risikoorientierten Ansatz. Es sei aber enorm, was in
verschiedenen Bereichen bisher schon geleistet werde.
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Workshop 2: Nachhaltigkeit sichtbar machen – Transparenz in der Chemie
Themenpate: Thorsten Pinkepank
Director Corporate Sustainability Relations, BASF SE
Impulsgeber/innen: Dr. Eike Messow
Leiter Nachhaltigkeit, Sto SE & Co. KGaA
Annette Schmidt-Räntsch
Referat G I 5 Wirtschaft, Innovation, Beschäftigung, nachhaltige Unternehmensführung, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB)
Eick von Ruschkowski
Leiter Fachbereich Naturschutz und Umweltpolitik, Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)
Volker Weber
Vorstand Forum Nachhaltige Geldanlagen
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Vertreter/innen der jüngeren Generation:
Michael Porschen
Leiter der Abteilung Junge Generation der IG BCE
Johanna Schwarz
Deutsche Model United Nations „One World. One Future. Once Chance“
Loreen Wachsmuth
SNEEP student network for ethics in economics and practice, Vorstand
Steve Waitschat
JungChemikerForum der GDCh, Vorstand
Moderatorin: Dr. Margit Aufterbeck
IFOK GmbH
Leitfragen / Erwartungen Themenpate
Der Workshop beschäftigte sich mit den Fragen, wozu braucht man Transparenz und wann
bietet sie einen Nutzen für Unternehmen und für Stakeholder. Gibt es „gute“ und „schlechte“
Transparenz? Und was zeichnet gute Transparenz aus? Was kann Berichterstattung leisten,
um unternehmerische Nachhaltigkeit zu fördern und welche Funktion hat sie als Beitrag zur
Transparenz?
Impulsvorträge
Dr. Eike Messow, Sto, betonte in seinem Impuls, dass Transparenz eng mit dem Bedürfnis
nach Vertrauen und Glaubwürdigkeit verbunden sei. Transparenz solle zum einen der Gefahr
entgegenwirken, mit Nachhaltigkeit Green-Washing zu betreiben. Zum anderen solle
Nachhaltigkeit in Unternehmen als Grundlage für eine „gute“ Entscheidung dienen. Bereits die
Diskussion über Green-Washing zeige, dass nicht genügend Vertrauen in der Gesellschaft
vorhanden sei und dass Vertrauen bereits missbraucht wurde. Hinter dem Bedürfnis nach
Vertrauen und Glaubwürdigkeit stecke auch der Wunsch, ein guter Mensch oder auch ein
guter Staat oder eine gute Organisation zu sein. Wer nachhaltig handle, möchte also „gut und
richtig“ agieren. Ein weiteres Motiv nach Transparenz bestehe darin, Gewissheit zu haben, um
sich beispielsweise gegen gesundheitliche Folgen schützen zu können. Mit den Informationen
fangen jedoch die Herausforderungen für die Unternehmen an. Denn es gebe drei
Interessengruppen, die einen unterschiedlichen Wissensstand haben: 1. Jemand möchte sich
Zuhören. Verstehen. Handeln – Chemie3 im Dialog
„Lieferkettenmanagement, Transparenz, Ressourceneffizienz – Wie sich Nachhaltigkeit in die Praxis umsetzen lässt“
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ein eigenes Bild über ein Produkt oder eine Sachlage machen. 2. Es werden Informationen
benötigt, die an eine dritte Partei zur Weiterverarbeitung und Bewertung weitergereicht
werden, wie zum Beispiel durch Umweltlabel. 3. Hier geht es beispielsweise um Behörden, die
prüfen, ob Unternehmen gesetzliche Anforderungen einhalten. Für diese drei Zielgruppen
müssen die Informationen unterschiedlich aufbereitet werden.
In seinem Impulsvortrag erläuterte Volker Weber, Forum Nachhaltige Geldanlagen, die
Bedeutung von Transparenz als eine Grundlage für eine vernünftige Bewertung von
Unternehmen. Hierfür seien zwingend Nachhaltigkeitsdaten notwendig. Diese seien jedoch
schwierig zu messen, auch wenn es bereits über 800 unterschiedliche Nachhaltigkeitskriterien
gebe. Seiner Auffassung nach gehörten beispielsweise auch Angaben zur Motivation von
Mitarbeitern, Fluktuation von Beschäftigten oder der Umgang mit dem Thema „Gender“ zu
solchen Kriterien dazu. Für Investoren seien darüber hinaus Informationen über nachhaltiges
Handeln in der Lieferkette von großer Bedeutung. Ebenso spiele das
Reputationsmanagement in den Betrieben eine immer wichtigere Rolle für die Bewertung von
Unternehmen. Die verabschiedete EU-Richtlinie zur Erhöhung der Unternehmenstransparenz
in Sozial- und Umweltbelangen sei eine wichtige Hilfe, um an Firmendaten heranzukommen.
Start-up-Unternehmen empfahl Weber, schon bei der Gründungsphase nachhaltiges Handeln
mit zu bedenken und dies im Laufe der Firmenentwicklung dann weiter auszubauen.
Eick von Ruschkowski, NABU, machte in seinem Impulsstatement zunächst deutlich, dass
auch der NABU unter Nachhaltigkeit eine Balance von ökonomischen, ökologischen und
sozialen Aspekten verstehe. Allerdings konzentriere sich die Organisation vor allem auf die
Umweltaspekte. Dabei komme es darauf an, wie die Leitlinien formuliert seien und wie sie in
der Praxis tatsächlich umgesetzt würden. Eine Berichterstattung über Corporate Social
Responsibility (CSR) könne helfen, Transparenz zu schaffen. Dazu dürfen die Unternehmen
aber nicht nur über Schönwetter-Themen informieren, sondern sie müssen konkret Aussagen
auf Basis „harter“ Indikatoren treffen. Ebenso wichtig wie die Berichterstattung seien auch
Governance-Strukturen in den Unternehmen. Hierbei sei es wesentlich, wo das
Nachhaltigkeitsmanagement in den Betrieben organisatorisch verankert sei. Auch, ob
nachhaltiges Handeln in die Entlohnung des Managements einfließe, sei von Bedeutung.
Über die politischen Vorgaben einer nachhaltigen Entwicklung sprach Annette Schmidt-
Räntsch, BMUB. Sie betonte, dass Unternehmen zurzeit nur rudimentär über soziale Aspekte
berichten würden. So hätten nur etwa 2.500 Betriebe von über 42.000 großen Unternehmen in
Zuhören. Verstehen. Handeln – Chemie3 im Dialog
„Lieferkettenmanagement, Transparenz, Ressourceneffizienz – Wie sich Nachhaltigkeit in die Praxis umsetzen lässt“
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der EU über CSR berichtet. Bei der Umweltberichterstattung nach EMAS sehe es besser aus.
Hier hätten allein in Deutschland 1.900 Betriebe solche Berichte vorgelegt und damit den
ökologischen Aspekt von Nachhaltigkeit abgedeckt. Diese Form der Berichterstattung helfe
den Betrieben, da sie beispielsweise auch im Ordnungsrecht anerkannt seien. Bis Ende 2016
wolle die Bundesregierung jetzt die neue EU-Richtlinie zur CSR-Berichterstattung umsetzen.
Diese Richtlinie legt neue Berichtspflichten für große Unternehmen von öffentlichem Interesse
fest, d.h. insbesondere für börsennotierte Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten. Sie
müssen in ihren Lageberichten künftig stärker als bisher auf wesentliche nichtfinanzielle
Aspekte der Unternehmenstätigkeit eingehen. Diese Angaben müssen – wie auch die
Lageberichte – veröffentlicht werden. Über die schon heute notwendigen Angaben zu Umwelt-
und Arbeitnehmerbelangen würden künftig auch Angaben zu den vom Unternehmen
verfolgten Konzepten zur Korruptionsbekämpfung, zur Achtung der Menschenrechte und zu
weiteren sozialen Belangen erwartet.
Diskussion
In der Diskussion waren sich die Teilnehmer einig, dass Transparenz zur Förderung von
Nachhaltigkeit beitragen kann. Dabei seien jedoch die verschiedenen Zielgruppen und ihr
jeweiliger Wissensstand zu berücksichtigen. Die Informationen müssen daher in einem
unterschiedlichen Detaillierungsgrad in Bezug auf Fakten und Daten aufbereitet sowie an die
Sprache der jeweiligen Zielgruppe angepasst werden. Mit Blick auf die große Datenflut sei es
zudem notwendig, die relevanten und wesentlichen Daten herauszufiltern und sich dann auf
die Faktoren zu konzentrieren, bei denen der größte Veränderungsbedarf bestehe.
Gleichzeitig müsse man aber auch auf Vollständigkeit achten. Seien diese Voraussetzungen
erfüllt, könne eine „gute“ Transparenz gelingen, die sowohl dem Unternehmen als auch den
Stakeholdern nutze. Dazu gehöre aber auch, dass die Unternehmensführung selbst zur
Transparenz beitrage. Die Diskussionsteilnehmer betonten weiter, dass es wichtig sei, dass
die Betriebe freiwillige Transparenz schaffen. Dafür müssen sie zunächst die Daten intern
analysieren und bewerten.
Übereinstimmend empfahlen die Teilnehmer, dass man besser von einer nachhaltigen
Entwicklung sprechen solle als von Nachhaltigkeit. Denn es handele sich letztendlich um
einen Prozess, der ständig vorangetrieben werden müsse. Konsens erzielten die Teilnehmer
ebenfalls darin, dass Unternehmen mit Hilfe von Transparenz Akzeptanz schaffen können.
Zuhören. Verstehen. Handeln – Chemie3 im Dialog
„Lieferkettenmanagement, Transparenz, Ressourceneffizienz – Wie sich Nachhaltigkeit in die Praxis umsetzen lässt“
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Denn nur so könne man die „license to operate“ sicherstellen und damit die
Wettbewerbsfähigkeit der Industrie vorantreiben.
Zuhören. Verstehen. Handeln – Chemie3 im Dialog
„Lieferkettenmanagement, Transparenz, Ressourceneffizienz – Wie sich Nachhaltigkeit in die Praxis umsetzen lässt“
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Workshop 3: Ressourcen effizienter nutzen – Beispiele und Perspektiven aus der Chemie
Themenpate: Dr. Christof Günther
Geschäftsführer InfraLeuna GmbH
Impulsgeber/innen: RDir. Dr. Harald Bajorat
Leiter Referat WR III 1 Nationale und grundsätzliche Angelegenheiten der Ressourceneffizienz, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB)
Dr. Andreas Kicherer
Director Sustainability Strategy, BASF SE
Dr.-Ing. Katja Saulich
Wissenschaftliche Mitarbeiterin, VDI Zentrum Ressourceneffizienz GmbH (VDI ZRE)
Alois Vedder
Leiter Fachbereich Politik, World Wide Fund For Nature (WWF) Deutschland
Zuhören. Verstehen. Handeln – Chemie3 im Dialog
„Lieferkettenmanagement, Transparenz, Ressourceneffizienz – Wie sich Nachhaltigkeit in die Praxis umsetzen lässt“
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Vertreter/innen der jüngeren Generation:
Michael Linden
JungChemikerForum der GDCh
Andreas Link
BUNDjugend, Bundesvorstand
Christian Schaumberg
JungChemikerForum der GDCh
Johannes Wunderlich
JungChemikerForum der GDCh
Moderatorin: Martina Richwien
IFOK GmbH
Leitfragen / Erwartungen Themenpate
Der Workshop beschäftigte sich mit den Fragen, welche Wege die Chemie bei der Energie-
und Ressourceneffizienz bisher verfolgt hat und was bereits erreicht wurde. Wo liegen die
Potenziale der Chemie, die effiziente Nutzung von Ressourcen in der eigenen Produktion und
in den Wertschöpfungsketten zu fördern? Welche innovativen Strategien brauchen wir für die
Zukunft, um Stoffströme im Sinne der Nachhaltigkeit zu steuern?
Impulsvorträge
Dr. Harald Bajorat, BMUB, schilderte in seinem Vortrag die Entwicklung im Umgang mit dem
Thema Ressourceneffizienz auf europäischer und nationaler politischer Ebene. Den Beginn
datierte er ins Jahr 2008, als die weltweite Verknappung der Rohstoffbasis erstmals ins
Bewusstsein gerückt sei. Drei Jahre später habe die Europäische Union sieben „Leitinitiativen
für ein ressourcenschonendes Europa“ und im vorigen Jahr einen „Aktionsplan
Ressourceneffizienz“ verabschiedet. Bei den Themen Abfallverordnung, Öko-Design-
Richtlinie und Berichterstattungspflicht für Unternehmen tue sich eine Menge. Die
Bundesregierung habe 2012 ein deutsches Ressourceneffizienzprogramm beschlossen, das
alle vier Jahre überarbeitet werde. Derzeit geschehe dies zum ersten Mal. Es beruhe
allerdings überwiegend auf dem Prinzip der Freiwilligkeit. Der Chemiebranche bescheinigte
Bajorat, schon viel getan zu haben. Allerdings würde es gerne gesehen, wenn der
Rohstoffverbrauch auch absolut sinken würde.
Zuhören. Verstehen. Handeln – Chemie3 im Dialog
„Lieferkettenmanagement, Transparenz, Ressourceneffizienz – Wie sich Nachhaltigkeit in die Praxis umsetzen lässt“
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Das „Umwelt- und Nachhaltigkeitsgewissen der BASF“, so wurde Dr. Andreas Kicherer
vorgestellt. Eine gute und eine nicht ganz so gute Nachricht eröffneten seinen Vortrag:
Ressourceneffizienz spiele in der Chemie schon immer eine wichtige Rolle. Bei effizienten
Verbundproduktionen werde z.B. der Reststoff des einen Verfahrens als Rohstoff für das
nächste verwendet, soweit die gute. Andererseits immer noch 880.000 Tonnen Abfall jährlich.
Rohstoffe und Energie, und damit auch Kosten zu sparen, bleibe also ein Anliegen, nicht nur
in den eigenen Herstellungsverfahren. Die Frage sei auch, ob unsere Produkte den Kunden
helfen, Ressourcen einzusparen. Kicherer nannte als Beispiele Klebstoffe mit erhöhter
Haftwirkung, Farben, die bei einmaligem Streichen bereits vollständig decken, Tenside, die
bei 40 Grad dieselbe Waschleistung erzielen wie andere bei 100, Autolacke, die nur noch
zwei statt drei Brennvorgänge erfordern. „Doing more with less“, laute das Prinzip. Derzeit
machen solche Produkte 12 Prozent des Branchenumsatzes aus.
Dr.-Ing. Katja Saulich ist beim VDI zuständig für die Themen Innovation und
Ressourceneffizienz. Wie kleinere und mittlere Unternehmen mit dieser Herausforderung
umgehen, lautete ihre Ausgangsfrage. Die Antwort, neuerdings in einer Studie des VDI
nachzulesen: Sie benötigen Förderung und Unterstützung von außen, um Einsparpotentiale
zu erkennen und zu realisieren. Dem Handlungsdruck, Kosten zu senken und
Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, seien KMU in mindestens gleichem Maße ausgesetzt wie
Konzerne. Anders als diese verfügen sie aber über geringere eigene Kapazitäten. Eine Rolle
spielen auch psychologische Innovationshemmnisse wie die Scheu vor Risiken und Kosten,
die mit Eingriffen in vermeintlich bewährte Prozesse einhergehen. Oft fehle es am
innerbetrieblichen Informations- und Erfahrungsaustausch. Nicht zuletzt fange
Ressourceneffizienz im Kleinen an. Es seien die einzelnen Mitarbeiter, die sensibilisiert
werden müssen.
Der Planet habe die Grenzen seiner Belastbarkeit erreicht, warnte Alois Vedder vom WWF
Deutschland. Bevölkerungswachstum und Entwicklungsdruck in den Ländern des Südens
lassen die Rohstoffvorräte wie auch die Aufnahmefähigkeit der Biosphäre für Emissionen
immer knapper werden. Wenn die Industrie nicht schnell und aus eigener Initiative umsteuere,
seien radikale Eingriffe der Politik zu erwarten, die zum Problem für ganze Branchen werden
können. Das Schicksal der Stromkonzerne in der Energiewende sei ein warnendes Exempel.
Die Chemie habe zwar viel geleistet, um Rohstoffe einzusparen, der Produktionszuwachs
lasse den Ressourcenverbrauch dennoch weiter steigen. Auf Dauer werde man ohne
Zuhören. Verstehen. Handeln – Chemie3 im Dialog
„Lieferkettenmanagement, Transparenz, Ressourceneffizienz – Wie sich Nachhaltigkeit in die Praxis umsetzen lässt“
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verbindliche Obergrenzen, die Rationierung von Rohstoffen also, nicht auskommen. Dafür
müsse die Politik einen verlässlichen Rahmen setzen. Wer in diesem Prozess vorangehe,
werde zu den Gewinnern, wer sich querlege, zu den Verlierern zählen.
Diskussion
Trotz der Erfolge bei der Ressourceneffizienz fallen jährlich immer noch 880.000 Tonnen
Abfall an. Ist es machbar, dass der Rohstoffverbrauch auch absolut sinkt? Das war die Frage
für die Teilnehmer einer Arbeitsgruppe unter dem Titel „Ressourcen effizienter nutzen“. Und
es war Themenpate Christof Günther, der das Dilemma auf den Punkt brachte: Recycling
funktioniere, wenn es wirtschaftlicher sei als Abfall. Wenn Recycling teurer sei, gehe es nur
mit Zwang. Der Markt müsse nachhaltige Produktion honorieren, sonst helfe allein eine
entsprechende Gesetzgebung.
Da mochten sich die Zuhörer an die Worte Vedders vom World Wide Fund For Nature (WWF)
Deutschland erinnern, einer der vier Impulsgeber, der die Industrie gewarnt hatte: Es sei
unabdingbar, externe, also bisher der Umwelt angelastete, Kosten zu internalisieren. Je
später und zögerlicher die Unternehmen sich auf dieses Erfordernis einer nachhaltigen
Wirtschaftsweise einstellen, umso weniger marktwirtschaftlich werde der Prozess ablaufen.
Wie viel Markt, wie viel Staat, das waren die Pole, zwischen denen sich die Diskussion zwei
Stunden lang bewegte und dabei eine Vielzahl von Themen streifte: die Motivation der
Mitarbeiter in den Betrieben, das Verhalten der Verbraucher, die Lage auf den
Rohstoffmärkten, absehbare Ressourcenknappheit.
Für eine Industrie mit dem Anspruch, nachhaltig zu wirtschaften, fängt das Problem schon mit
der Frage an, wie sie an Rohstoffe gelangt, die unter ethisch und ökologisch akzeptablen
Bedingungen statt zum Beispiel in kongolesischen Minen durch Kinderarbeit unter Aufsicht
bewaffneter Rebellen gewonnen werden. Was eine einzelne Branche hier bewegen könne,
hieß es, hänge von ihrer Marktmacht ab. So sei die Chemie der weltweit größte Einkäufer von
Palmöl ebenso wie von Konfliktmineralien aus Krisenländern, wohingegen ihr Anteil am
Erdölverbrauch unter zehn Prozent liege.
Dass ein schonender Umgang mit Ressourcen im Kleinen beginne, beim einzelnen
Beschäftigten, betonte Saulich. Der Knackpunkt sei der Mitarbeiter, der Energie spare oder
nicht. Wie bringe man den eigenen Mitarbeiter zum Bewusstsein, dass er Teil in einem großen
Zuhören. Verstehen. Handeln – Chemie3 im Dialog
„Lieferkettenmanagement, Transparenz, Ressourceneffizienz – Wie sich Nachhaltigkeit in die Praxis umsetzen lässt“
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Räderwerk sei? Eine Unternehmensphilosophie der Nachhaltigkeit müsse über verschiedene
Ebenen heruntergebrochen werden. Dass hier noch manches im Argen liege, war weitgehend
unbestritten. Wie abzuhelfen sei, eine offene Frage. Durch Prämien? Immaterielle Anreize?
Wichtig sei, dass die obere Ebene mitmache und Mitarbeiter, die sich mit Ideen einbringen,
Wertschätzung erfahren.
Für offene Fragen sorgt auch das Verbraucherverhalten. Ist der Handel bereit, für nachhaltig
produzierte Waren mehr zu zahlen? Oder regiert das Geiz-ist-geil-Prinzip? Welche Rolle
komme dem Konsumenten zu? Laut Bajorat sei es ganz schwierig, mit den Verbrauchern ins
Geschäft zu kommen, und sei es nur mit der Empfehlung, sich wärmer anzuziehen, um zu
Hause die Heizung herunterdrehen zu können.
Hilft also nur mehr staatliche Regulierung? Sie habe jedenfalls in der Vergangenheit schon in
manchen Fällen einer zögerlichen Industrie auf die Sprünge geholfen, merkten mehrere
Teilnehmer an. Man könne die Probleme nicht mit Appellen regeln, meinte etwa der WWF-
Mann Vedder. Oft müssen Rahmenbedingungen gesetzt werden, um unglaubliche
Innovationen auszulösen.
Zuhören. Verstehen. Handeln – Chemie3 im Dialog
„Lieferkettenmanagement, Transparenz, Ressourceneffizienz – Wie sich Nachhaltigkeit in die Praxis umsetzen lässt“
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Workshop 4: Soziale Nachhaltigkeit messen – Chemie3-Indikatoren in Entwicklung
Themenpatin: Ida Schönherr (erkrankt ausgefallen)
Impulsgeber: Dr. Martin von Broock
Vorsitzender des Vereinsvorstands und Mitglied des Stiftungsvorstands, Wittenberg-Zentrum für Globale Ethik (WZGE) e. V.
Dr. Torsten Christen
Referat VI b 3: CSR — Gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen, Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS)
Prof. Dr. Dennis Lotter
Studiendekan Sustainable Marketing & Leadership (M.A.) Idstein, Hochschule Fresenius gGmbH
Dr. Jochen Wilkens
Hauptgeschäftsführer ChemieNord – Arbeitgeberverband für die Chemische Industrie in Norddeutschland e. V.
Vertreter/innen der jüngeren Generation:
Maximilian Höß Vorsitzender der Jugend- und Auszubildendenvertretung bei Roche Diagnostics Penzberg
Christian Moog
Vorsitzender der Gesamt-Jugend- und Auszubildendenvertretung der Bayer AG
Zuhören. Verstehen. Handeln – Chemie3 im Dialog
„Lieferkettenmanagement, Transparenz, Ressourceneffizienz – Wie sich Nachhaltigkeit in die Praxis umsetzen lässt“
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Daniel Schubert
Arbeitgeberverband HessenChemie
Moderator: Dr. Klaus-W. West
Geschäftsführer, Chemie-Stiftung Sozialpartner-Akademie (CSSA)
Leitfragen / Erwartungen Themenpate
Der Workshop beschäftigte sich mit der Frage, wie man sich dem Begriff „soziale
Nachhaltigkeit“ nähern könne. Wie werden die Indikatoren zur Fortschrittsmessung sozialer
Nachhaltigkeit entwickelt? Was erwarten wir von der Entwicklung der Fortschrittsindikatoren
sozialer Nachhaltigkeit?
Da Ida Schönherr, die Themenpatin, krankheitsbedingt abwesend war, übernahm der
Moderator Dr. Klaus-W. West die kurze Einführung. Er betonte, dass man die drei
Dimensionen der Nachhaltigkeit nicht trennen könne. Außerdem warnte er davor, bei sozialer
Nachhaltigkeit immer nur die Kosten in den Blick zu nehmen. So gebe es bspw. Studien, die
eine Korrelation von Führungskräfteverhalten und Krankenstand zeigen; durch ein
nachhaltiges Management könne man also auch Kosten sparen. Ergänzend fügte er hinzu,
dass die zu entwickelnden Indikatoren nicht nur technisch seien, sondern auch eine starke
kommunikative Funktion haben.
Impulsvorträge
Dr. Martin von Broock, WZGE, definierte Nachhaltigkeit als den Wunsch aus Sicht eines
Akteurs, künftige Handlungsbedingungen positiv zu beeinflussen. Ein Bekenntnis zu
Nachhaltigkeit erfordere drei Voraussetzungen: (1) eine klare Kommunikation, was man
darunter versteht, (2) das Aufzeigen von Herausforderungen und (3) die Definition von
Schritten, wie man mit diesen umgeht. Die soziale Dimension von Nachhaltigkeit beziehe sich
nach seinem Verständnis auf Teilhabe, Solidarität und Fairness. Gleichzeitig betonte er, dass
jede Messung immer auch auf eine Einbettung in den Kontext angewiesen sei. Das Problem
unserer Zeit sei aber, komplexe Herausforderungen auf möglichst einfache Messungen
herunterzubrechen. Ein unerwünschter Nebeneffekt sei, dass nur das gemacht werde, was
gemessen werden könne.
Zuhören. Verstehen. Handeln – Chemie3 im Dialog
„Lieferkettenmanagement, Transparenz, Ressourceneffizienz – Wie sich Nachhaltigkeit in die Praxis umsetzen lässt“
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Prof. Dr. Dennis Lotter, Hochschule Fresenius, beschrieb als Projektberater den Prozess der
Entwicklung der Fortschrittsindikatoren. Bislang gebe es keine allgemein akzeptierte Definition
von sozialer Nachhaltigkeit. Deshalb müsse es das Ziel sein, einen Dialog zum
Grundverständnis sozialer Nachhaltigkeit zu führen. Kriterien des Prozesses seien: (1)
Vollständigkeit = alle Themen in den Betrieben der Branche und relevante Themen aus den
Chemie3-Leitlinien identifizieren, (2) Glaubwürdigkeit = moderierter Prozess mit allen
Interessengruppen und Sozialpartnern; Berücksichtigung der Anforderungen der
Stakeholder/Gesellschaft an die Branche, (3) Anschlussfähigkeit zur internationalen
Sichtweise, (4) Wesentlichkeit = nicht Quantität, sondern Qualität und (5) Transparenz im
Vorgehen und in den Entscheidungsstrukturen = Steuerungskreis, Expertenrat (als
Schnittstelle nach außen, besetzt mit Wissenschaftlern und Praktikern) und Projektbeirat (für
politische Leitplanken). Das Ziel seien klare, erläuterte Indikatoren, die in Steckbriefen
aufgearbeitet werden.
Dr. Jochen Wilkens, AGV Norddeutschland, stellte in seinem Impuls die Besonderheit der
Allianz heraus: Chemie³ sei die einzige substanzielle Nachhaltigkeitsinitiative auf
Branchenebene weltweit, an der auch die Sozialpartner beteiligt seien. Die Branche wolle
Vorreiter sein und setze den Gleichklang von guter Arbeit und guten Gewinnen als
Selbstverständnis voraus. Die Sozialpartner begegnen sich auf Augenhöhe. Soziale
Nachhaltigkeit sei wichtig, um Mitarbeiter zu binden. Gleichzeitig merkte er an, dass
Nachhaltigkeit häufig noch stark ökologisch fokussiert sei, auch in den Unternehmerköpfen.
Dr. Torsten Christen, BMAS, nannte zunächst die zunehmenden Versuche, sich jenseits von
gesetzlicher Regulierung zu verständigen, z.B. über das Textilbündnis. Er ordnete die These
von Wilkens in den Zusammenhang der internationalen Nachhaltigkeitsdebatte ein und
betonte, dass das Thema soziale Nachhaltigkeit hier mittlerweile große Aufmerksamkeit habe:
zuletzt bei der G7-Präsidentschaft, aber auch durch die OECD-Leitsätze für multinationale
Unternehmen und die UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte. Gleichzeitig
betonte er, dass „echte“ Messbarkeit begrenzt sei. Er stellte vor allem Fragen an das Projekt:
Wie sich die Indikatoren zum Thema Compliance verhalten und wie soft oder hart das, was
man vereinbaren möchte, werden würde? Welche Rechte und Pflichten sich ergeben und ob
man die Punkte im Unternehmen als Betriebsrat einfordern könne? Letztlich sei Nachhaltigkeit
aber eine kulturelle Frage, die man nicht erzwingen könne. Deshalb sollte es das Ziel der
Zuhören. Verstehen. Handeln – Chemie3 im Dialog
„Lieferkettenmanagement, Transparenz, Ressourceneffizienz – Wie sich Nachhaltigkeit in die Praxis umsetzen lässt“
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Initiative sein, möglichst viele Akteure einzubinden und auch konfliktive Diskussionen
zuzulassen.
Zuhören. Verstehen. Handeln – Chemie3 im Dialog
„Lieferkettenmanagement, Transparenz, Ressourceneffizienz – Wie sich Nachhaltigkeit in die Praxis umsetzen lässt“
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Diskussion
Ein kontrovers diskutierter Aspekt war die Bestimmung der Kriterien für den Prozess der
Entwicklung der Fortschrittsindikatoren. Am Beispiel der Wesentlichkeit wurde kritisiert, dass
diese nicht nur von der Branche selbst festgelegt werden dürfe, sondern von externen
Stakeholdern zumindest kritisch hinterfragt werden müsse. Sonst drohe ein zu einseitiger
Blick auf Geschäftsinteressen. Dem wurde entgegensetzt, dass im Entwicklungsprozess die
identifizierten Themen an die (externen) Stakeholder im Expertenkreis gespiegelt werden und
außerdem eine Befragung innerhalb der Branche stattfinde. Ergänzend wurde angemerkt,
dass letzten Endes Wesentlichkeit ohnehin ein gesellschaftlicher Aushandlungsprozess sei
und folglich eine politische Entscheidung, was sich durchsetze. Insgesamt wurde aber
gefordert, den Prozess der Kriterien-Entwicklung möglichst transparent und greifbar zu
machen (Benchmarks, Governance etc.).
Auch die Schwierigkeiten bei der konkreten Definition wurden erörtert. So warnte ein
Teilnehmer vor der Gefahr, entweder zu abstrakt zu bleiben oder zwar konkret zu werden,
aber auf Kosten von Redundanz (z.B. soziale Nachhaltigkeit mit CSR oder ISO 9001 oder den
ILO-Kernarbeitsnormen gleichzusetzen). Ein anderer Teilnehmer ergänzte, dass viele
Themen tatsächlich schon besetzt und gelebte Alltagspraxis seien, z.B. im Rahmen der ISO-
Qualitätsnormen. So sei Weiterbildung ein klassisches ISO 9001-Thema, das regelmäßig
geprüft werde.
Daran schloss sich eine Debatte um die Messbarkeit an. Es wurde kritisch angemerkt, dass
nicht alles, was an Nachhaltigkeitsbemühungen messbar ist, auch nachhaltig sei. So lasse
sich Weiterbildung zwar gut belegen und messen (z.B. über absolvierte
Weiterbildungsstunden). Sie wird aber erst nachhaltig, wenn man von der Teilnahme an der
Maßnahme zum eigentlichen Lernen komme, d.h. wenn am Ende echte Kompetenz stehe.
Andererseits können Themen über gewisse Kennzahlen aber auch besser auf
Managementebene gehoben und so eine „Schwammigkeit“ bei Aktionen vermieden werden.
Schlussendlich wurde die Umsetzung diskutiert. Dabei wurde die Bedeutung der
Unternehmenskultur als wichtiger Faktor für eine erfolgreiche Integration von Nachhaltigkeit in
die Unternehmensprozesse benannt. Diese beinhalte eine Offenheit neuen Ideen gegenüber,
eine Förderung von Lernprozessen und eine Kultur, die auch Scheitern zulasse.
Zuhören. Verstehen. Handeln – Chemie3 im Dialog
„Lieferkettenmanagement, Transparenz, Ressourceneffizienz – Wie sich Nachhaltigkeit in die Praxis umsetzen lässt“
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In diesem Zusammenhang wurde auch die Ansprache und Einbindung aller Mitarbeiter
genannt. Wichtig sei jeweils eine zielgruppenspezifische Ansprache. Die Mitarbeiter als
wichtigste Ressource eines Unternehmens müssen ermutigt werden, sich einzubringen.
Außerdem sei eine Akzeptanz des Themas nur zu gewährleisten, wenn die Mitarbeiter sich
nicht benachteiligt fühlen; gute Arbeit bilde die Grundvoraussetzung, sich für übergeordnete
Themen zu interessieren und zu engagieren.
Reinbold-Knape zog stellvertretend für Schönherr ein Fazit: Sie betonte, dass es wichtig sei,
die Promotorenaufgabe der Betriebsräte und auch der Jugend- und Auszubildenden-Vertreter
zu stärken bzw. stärker wahrzunehmen. Wilkens betonte, dass Arbeitnehmer und Arbeitgeber
als Botschafter des Themas noch besser zusammengebracht und der Austausch weiter
vertieft werden sollte. Christen gab für den Prozess die Frage nach Benchmarks und die
Frage nach der Governance, also der Einbindung externer Dritter, mit. Von Broock forderte
die Projektverantwortlichen auf, die Erwartungen, die ausgelöst wurden, zu berücksichtigen
und Lotter nahm das Bedürfnis nach mehr Partizipation als Hausaufgabe mit.
Zuhören. Verstehen. Handeln – Chemie3 im Dialog
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5. Querdenker-Impuls: „3 Thesen zum Weiterdenken“
Im Anschluss an die Workshops griff der
„Querdenker“ Ralf Fücks noch einmal die Heraus-
forderungen nachhaltigen Wirtschaftens unter dem
Motto „3 Thesen zum Weiterdenken“ auf.
Er nannte als entscheidenden Faktor für die Integration
von Nachhaltigkeit die Kultur in Unternehmen,
besonders die Offenheit und den Umgang mit Fehlern.
Nachhaltigkeit müsse in diese Unternehmenskultur verankert sein, sonst fehle die
Glaubwürdigkeit nach innen und nach außen. Nachhaltigkeit dürfe dabei nicht nur Kosmetik
sein. Vielmehr sei eine völlig andere Produktionsweise notwendig. Er nannte fünf konkrete
Ziele für eine nachhaltige Wirtschaftsweise:
1. Mittel- bis langfristig angelegte CO2-Reduktion – also den Wechsel der
Rohstoffbasis der Industrie, weg von fossilen Rohstoffen und von Lebensmitteln
als Energieträger, hin zu Abfällen;
2. Ressourcen- und Energieeffizienz – hierfür bringe die Chemie, die bereits in
Kaskadenprozessen arbeite, die besten Voraussetzungen mit;
3. Zero Waste – also die abfallfreie Produktion. Dies beinhalte neue
Geschäftsmodelle und die Verantwortung für den gesamten Lebenszyklus der
Produkte, inklusive der Wiederverwertung;
4. Entgiftung – also die Substitution durch inhärent wiederverwertbare Produkte;
5. Globale Standards – also keine Doppelstandards zwischen Standorten in Europa
und in Entwicklungsländern, d.h. einheitliche Sicherheits- und Umweltstandards
für die gesamte Lieferkette, einschließlich der Zulieferer und ein unabhängiges
Monitoring.
Auch wenn all diese Aspekte mit Kosten verbunden seien, würden sich diese auf lange Sicht
amortisieren. Abschließend stellte er die These auf, dass mittelfristig die Unternehmen am
besten überleben, die sich dem Wandel stellen, anstatt sich ihm zu verweigern.
Zuhören. Verstehen. Handeln – Chemie3 im Dialog
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6. Fazit der Allianzpartner:„3 Dinge, die wir mitnehmen“
Nachhaltigkeit lebt von einer guten Dialogkultur, innovativen Ideen und greifbaren
Erfolgen. Chemie3 bietet einen Rahmen, um die richtigen Fragen zu stellen und
gemeinsam nach Lösungen zu suchen.
In ihrem gemeinsamen Fazit fassten die Allianzpartner die Hausaufgaben, die sie aus den
Workshops mitgenommen hatten, zusammen. Petra Reinbold-Knape würdigte zunächst den
Beitrag der Jugendvertreter/innen zum Erfolg der Veranstaltung. Sie hätten der Industrie den
Spiegel vorgehalten. Als besonders wichtig für eine Integration von Nachhaltigkeit wertete sie
eine offene Diskussionskultur; Nachhaltigkeit dürfe nicht von oben verordnet werden, sondern
die Mitarbeiter müssen mitgenommen werden. Soziale Nachhaltigkeit messbar zu machen,
sei ein langfristiger Prozess, den sie weiter mit Nachdruck verfolgen und begleiten werde.
Dr. Eckhard Koch bezeichnete Lieferkettenmanagement als ein sehr wichtiges, aber auch
sehr komplexes Thema. Er habe in WS 1 große Zustimmung zu Together for Sustainability
wahrgenommen, aber auch einige Herausforderungen, darunter die Rahmenbedingungen im
Zusammenhang mit internationalen Lieferketten und die Einbindung von KMU. Beim Thema
Ressourceneffizienz aus WS 3 habe sich viel getan, aber es seien noch Potentiale zu heben,
z.B. über die verbesserte Einbindung von Mitarbeitern auf Produktionsebene. Außerdem
müsse die Rolle der Verbraucher noch genauer betrachtet werden. Insgesamt sei die Chemie
Zuhören. Verstehen. Handeln – Chemie3 im Dialog
„Lieferkettenmanagement, Transparenz, Ressourceneffizienz – Wie sich Nachhaltigkeit in die Praxis umsetzen lässt“
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ein elementarer Bestandteil, wenn man zu einer nachhaltigen Gesellschaft kommen möchte.
Dr. Klaus-Peter Stiller resümierte die Bedeutung von Transparenz, intern für eine bessere
Steuerung sowie extern für die Erzeugung von Vertrauen. Gute Transparenz sei eine, die
zielgruppenspezifisch aufgebaut sei, mit zielgruppenspezifischer Kommunikation. Es gehe
dabei nicht um verschiedene Wahrheiten, sondern darum, den jeweiligen Stakeholdern das
offen darzulegen, was für sie von Interesse sei.
Zuhören. Verstehen. Handeln – Chemie3 im Dialog
„Lieferkettenmanagement, Transparenz, Ressourceneffizienz – Wie sich Nachhaltigkeit in die Praxis umsetzen lässt“
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Mit der gemeinsamen Initiative Chemie3 von VCI, IG BCE und BAVC arbeitet erstmals eine
ganze Branche daran, Nachhaltigkeit als Leitbild zu verankern. Nachhaltigkeit wird als
Verpflichtung gegenüber den jetzigen und künftigen Generationen verstanden – und als
Zukunftsstrategie, in der wirtschaftlicher Erfolg mit sozialer Gerechtigkeit und ökologischer
Verantwortung verknüpft ist.
Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) vertritt die wirtschaftspolitischen Interessen von
über 1.650 deutschen Chemieunternehmen und deutschen Tochterunternehmen
ausländischer Konzerne gegenüber Politik, Behörden, anderen Bereichen der Wirtschaft, der
Wissenschaft und den Medien. Der VCI steht für mehr als 90 Prozent der deutschen Chemie.
Die Branche setzte 2014 knapp 191 Milliarden Euro um und beschäftigte etwa 444.800
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) vertritt die Interessen ihrer
680.000 Mitglieder. Die Gewerkschaft deckt Berufe in den Branchen Bergbau, Chemie, Gas,
Glas, Kautschuk, Keramik, Kunststoffe, Leder, Mineralöl, Papier, Sanierung/Entsorgung,
Steinkohle und Wasserwirtschaft ab. Unabhängig von politischen Parteien und anderen
gesellschaftlichen Institutionen sucht die IG BCE die kritisch-konstruktive Auseinandersetzung
mit den Arbeitgebern, Politikern und der Regierung.
Der Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) ist der tarif- und sozialpolitische
Spitzenverband der chemischen und pharmazeutischen Industrie sowie großer Teile der
Kautschuk-Industrie und der kunststoffverarbeitenden Industrie. Er vertritt die Interessen
seiner zehn regionalen Mitgliedsverbände mit 1.900 Unternehmen und 550.000 Beschäftigten
gegenüber Gewerkschaften, Politik und Öffentlichkeit.
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Ansprechpartner
Verband der Chemischen Industrie e.V. (VCI):
Dr. Martina Ludwig
Mainzer Landstraße 55
60329 Frankfurt
Telefon: +49 (69) 2556-1369
Fax: +49 (69) 2556-1612
IG Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE):
Christian Hülsmeier
Königsworther Platz 6
30167 Hannover
Telefon: +49 (511) 76 31-6 98
Fax: +49 (511) 7 00 08 91
Bundesarbeitgeberverband Chemie e.V. (BAVC):
Sebastian Kautzky
Abraham-Lincoln-Straße 24
65189 Wiesbaden
Telefon: +49 (611) 77881-61
Fax: +49 (611) 77881-23
E-Mail: kontakt(at)chemiehoch3.de