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1062 Kurze wissenschaftliche Mitteilungen Kiln. Wsehr. Sputum-Tensiometrie -- ein praktikablcs Veflahrcn? E. S~t~S~ANN Laboratorium fiir Pathophysiologie und klinisehe Chemic, Institut fiir Wasser-, Boden- und Lufthygiene, Bundesgesundheitsamt, Berlin 33 Eingegangen am 6. Juni 1968 Die Nachweisverfahren physikalischer Eigensehaften des Bronchialsekretes erstrecken sich auch auf die Bestimmung seiner Oberflgchenspannung, i.e. die Sputum-Tensiometrie (NIcoLAS, 1964). In der vorliegenden Mitteilung wurde dieses Verfahren auf seine methodisehe Zuverl~ssigkeit gepraft. Zur Bestimmtmg der Oberflgchenspannsng wurde ein Tensiometer naeh LECOS~ nu No%~ (Nr. 8851, Fa. A. Kriiss, Kamburg) verwendetL Dieses Instrumeut miBt die Ober- flgehenspannung yon Fliissigkeiten vermittels Registrierung der meehanisehen Zugkraft, die erforderlieh ist, um einen auf der Fliissigkeitsoberflgehe in Sehwebe gehaltenen feinenPlatin- Iridium-Ring yon 19 mm Augendurehmesser yon dem F1/issig- keitsspiegel abzuheben. Diese Kraft wird in dyn-em -~ aus- gedriickt. Eichung des Tensiometers erfolgt mit destilliertem Wasser = 72,9 dyn. cm4. Die Ablesegenauigkeit der MeBskMa betrggt 0,1 dyn-em -~. Der apparative MeBfehler ist nieht au- gegeben. Nit dem in der vorliegenden Mitteilung verwendeten Instrument betrug die Streuung der l~{el~werte bei Bestim- mung der Oberflgcheuspannung yon Wasser weniger als 1%. Die Messungen werden in einer dem Instrument beigegebenen runden GlassehMe durchgeffihrt. Der Platinring muB der Ober- flgche der Fliissigkeit plan aufliegen and sell in die Mitre des Fliissigkeitsspiegels zu liegen kommen. Das in der vorliegenden Mitteilung tensiometriseh un~er- suehte Sputum stammte yon einem Patienten mit chronischem Bronehialasthma und erheblieher bronehialer Sekretion. Das Morgensputum dieses Patienten wurde an mehreren Tagen innerhalb yon 3--6 Std nach dem Abhusten tensiometrisch gemessen. Zwisehen dem Zeitpunkt des Abhustens und der Messung wurde das Sputum gekiihlt aufbewahrt. Im Gegen- satz zu dem Vorgehen der eingangs zitierten Arbeit erfolgten die Messungen der Oberflgehenspannung des Sputums bei Zimmertemperatur. Thermostatisch geregelte Temperatur- konstanz des Sputums auf 37 ° ist teehniseh schwierig, weil die Oberfl~ehentemperatur des Sputums infolge der ca. 17 em groBen Oberfl~che des Sputums in der Glasschale des Tensio- meters einem unvermeidliehen Temperaturgefi~lle zwisehen dem thermostatisierten 3{antel der Glasschale und dem Zen- trum der Oberflgehe des Sputums unterworfen ist. Nimmt man andererseits zur leiehteren Thermostatisierung bei gleicher Oberfliiche kleinere Sputummengen, besehleunigt die Erw~r- mung die rasche Austroeknung des Sputums (ST~ES~AN~, I964). Die tensiometrischen Messungen ergaben, in Abhgngigkeit yon der Position des Platinringes, aul~erordenfliehe Streu- ungeu der MeBwerte: wurde der Platinring der gleiehen StelJe des Sputums so aufgelagert, dab er allseitig mit der Flfissigkeit in Kontakt stand, was dureh oberflgchliehes Einsenken des ginges in die Sputumoberflgehe bewirkt wurde, with der Meg- wert yon 29 bis > 350% yon dem an derselben Stelle dutch Auflagerung des I~inges auf d~s Sputum erzielten Wert a~b. Fails die Messungen an zwei nieht mehr als 5 mm voneinander entfernten Stellen des Sputums unter oberfl~chlicher Auf- lagerung dnrehgefiihr~ wurden, wiehen die Ergebnisse zwisehen 14 und 75 % voneinander ab. An derselben Stelle bei gleicher oberflgehlieher Auflagerung des Platinringes wiederhotte Mes- sungen streuten zwischen 6 und 65%. Ein Beispiel der Meg- ergebnisse ist in der Tabelle dargestellt. Die Fes~st~llung einer erhebliehen Stremmg der tensio- metrischen NIeBwerte erklgrt sich aus den Eigenheiten des Substrates. Sputum ist in seiner makroskopisehen Beschaffen- heir heterogen und inhomogen. Diese Eigensehaft erstreckt sieh zumeist auch auf die Beschaffenheit der 0berflgche. Selbst bei speichelreichen Sputen, Welche yon einem einheitlichen Oberfl~ehe~ffilm/iberzogen sein kSnnen, ist die entseheidende Voraussetzung fiir OberfI~chenspannungs-Messungen naeh dem angegebenen Verfahren kaum je zu erffillen, ngmlieh die geo- metrisch v6tlig plane Oberflgche. Die Oberfl~i.che yon Sputum ist generell mehr oder weniger deutlieh unebeB. Dies ist durch die versehiedenartige Zusammensetzung des Sputums bedingt. Neben konsistenteren Sputumflocken fiihren aueh Luftblasen Vonder Fa. Thomae, Biberaeh a. d. RiB, zur Verfiigung gestellt. Tabelle. Beispiel der Ergebnisse der Sputum-fensiometrie. Atl- gemeines Kennzeichen des Sputums: mucgs, mit Lu/tblasen Messung iKeBbildung Megwert Nr. (dyn. em-1) 1 Platinring, Sputumoberflgehe, 32,0 zentral aufliegend 2 dieselbe Position 41,6 3 dieselbe Position 43,0 4 Platinring in Sputum oberflgch- 86,5 lich eingetaueht 5 ca. 3 mm yon 1 entfernte Posi- 56,4 tion, aufliegend 6 dieselbe Position 34,8 zu Verformungen der Oberflgehe, die meisg uuschwer erkenu- bar sind. Die Auflagerung des Platinringes auf Sputum erfolg- daher stets mehr oder weniger unvoltkommen, wobei die ein- zelnen Abschnitte des Ringes eiue sehr unterschiedliche HaL tung auf der 0berflgche haben bzw. ohne Kontakt mit der Oberflgehe bleiben k6nnen. Senkt man andererseits den Platin- ring in die Oberflgehe ein, so ist die Haftung des Ringes teil- weise Folge der Viscositiit des Sputums, welches sich um den Ring legt. Fiir die Messungen nach dem verwendeten Ver- fahren geeignete Oberfl~ehenverh~ltnisse lassen sieh daher mit Sputum nieht darstellen. Zusammen[assung. Die Bestimmung der 0berflgehen- spannung des Sputums mit der Ringmethode Bach L~CO~TE nit Noibz ist nieht praktikabel, weft diese Substanz nieht die erforderliehe Voraussetzung einer planen Oberflgche erfiillt. Es ist ferner zweifelhaft, ob Messungen mit geeigneteren Ver- fahren nicht in der t~Iehrzahl der Fglle die OberfliichenspaB- hung des dem Sputum aufliegenden Speiehels start der des BronchiMsekretes ermitteln w/irden. Summary. Measurement of surface tension of sputum according to the method of L~CO~ITE DV Not~Y (ring-method) is not practicable because sputum does not match the need of a geometricMly plain surface. Furthermore, it is doubtful whether measurements with more appropriate methods would not determine the surface tension of the supernatant saliva instead of that of the bronchial secretions. Literatur. Fi~H~E~, C., u. E. KILB: Zur Megtechnik der Ober- bzw. Grenzfl~ehenspannung. Z. Instrumentenk. 71, 36 (1963). -- NZCOLAS, R. : Kliniseh-experinmntelle Untersuehun- geu bei ehroniseher Bronchitis. Med. thorac. 21, 223 (1964). -- STRES:~A~lV, E.: Sputum-Viskositgtsmessung. Problematik and Fehlerquellen. Klin. Wsehr. 4% 1165 (1964). Priv.-Doz. Dr. E. ST~ESm~AN~ Dir. u. Prof. beim Bundesgesundheitsamt 1 Berlin 33, Correnspl. 1 Zum Mechanismus des Blutlactatansticgs nach Diuretikagaben Medizinische Universit~tsklinik Preiburg i. Br. (Komm. Direktor: Prof. Dr. J. SCmt~IST~B) J. SC~rlR~EIST~, N. K. MAN und W. HALLAV~ Eingegangen am 24. Juni 1968 Am ~enschen wurde Bach oralen Gaben verschiedener Salidiuretica ein Anstieg der Lactatkonzentrationen im ven6sen Blur beobaehtet, die trotz Weitergabe sparer zu den Ausgangswerten zuriiekkehrten [7]. Die Lactatausscheidung im Ham verhielt sieh gegensinnig. Die Reduktion der Aus- seheidung war aber zu gering, um den Laetatanstieg im Blur zu erkl~ren. Dieser wurde deshalb auf eine vermehrte Lact~t- bfldung bezogen [7]. Eine vermehrte Lactatbildung kann auf einer direkten Substanzwirkung beruhen. So fanden SC~VLTZ et M. (1966) an adrenalektomier~en und substituierten Ratten bei Gabe eines nicht diuretisch wirkenden Thiazids (Diazoxid) eine vermehrte Glykogenolyse. Ein Diuretikum kann aber auch indirekt die Laetatbildung steigern infotge vermehrter Kate-

Zum Mechanismus des Blutlactatanstiegs nach Diuretikagaben

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Page 1: Zum Mechanismus des Blutlactatanstiegs nach Diuretikagaben

1062 Kurze wissenschaftliche Mitteilungen Kiln. Wsehr.

Sputum-Tensiometrie - - ein praktikablcs Veflahrcn?

E. S~t~S~ANN Laboratorium fiir Pathophysiologie und klinisehe Chemic,

Institut fiir Wasser-, Boden- und Lufthygiene, Bundesgesundheitsamt, Berlin 33

Eingegangen am 6. Juni 1968

Die Nachweisverfahren physikalischer Eigensehaften des Bronchialsekretes erstrecken sich auch auf die Bestimmung seiner Oberflgchenspannung, i.e. die Sputum-Tensiometrie (NIcoLAS, 1964). In der vorliegenden Mitteilung wurde dieses Verfahren auf seine methodisehe Zuverl~ssigkeit gepraft.

Zur Bestimmtmg der Oberflgchenspannsng wurde ein Tensiometer naeh LECOS~ nu No%~ (Nr. 8851, Fa. A. Kriiss, Kamburg) verwendetL Dieses Instrumeut miBt die Ober- flgehenspannung yon Fliissigkeiten vermittels Registrierung der meehanisehen Zugkraft, die erforderlieh ist, um einen auf der Fliissigkeitsoberflgehe in Sehwebe gehaltenen feinenPlatin- Iridium-Ring yon 19 mm Augendurehmesser yon dem F1/issig- keitsspiegel abzuheben. Diese Kraft wird in dyn-em -~ aus- gedriickt. Eichung des Tensiometers erfolgt mit destilliertem Wasser = 72,9 dyn. cm 4. Die Ablesegenauigkeit der MeBskMa betrggt 0,1 dyn-em -~. Der apparative MeBfehler ist nieht au- gegeben. Nit dem in der vorliegenden Mitteilung verwendeten Instrument betrug die Streuung der l~{el~werte bei Bestim- mung der Oberflgcheuspannung yon Wasser weniger als 1%. Die Messungen werden in einer dem Instrument beigegebenen runden GlassehMe durchgeffihrt. Der Platinring muB der Ober- flgche der Fliissigkeit plan aufliegen and sell in die Mitre des Fliissigkeitsspiegels zu liegen kommen.

Das in der vorliegenden Mitteilung tensiometriseh un~er- suehte Sputum stammte yon einem Patienten mit chronischem Bronehialasthma und erheblieher bronehialer Sekretion. Das Morgensputum dieses Patienten wurde an mehreren Tagen innerhalb yon 3--6 Std nach dem Abhusten tensiometrisch gemessen. Zwisehen dem Zeitpunkt des Abhustens und der Messung wurde das Sputum gekiihlt aufbewahrt. Im Gegen- satz zu dem Vorgehen der eingangs zitierten Arbeit erfolgten die Messungen der Oberflgehenspannung des Sputums bei Zimmertemperatur. Thermostatisch geregelte Temperatur- konstanz des Sputums auf 37 ° ist teehniseh schwierig, weil die Oberfl~ehentemperatur des Sputums infolge der ca. 17 em groBen Oberfl~che des Sputums in der Glasschale des Tensio- meters einem unvermeidliehen Temperaturgefi~lle zwisehen dem thermostatisierten 3{antel der Glasschale und dem Zen- trum der Oberflgehe des Sputums unterworfen ist. Nimmt man andererseits zur leiehteren Thermostatisierung bei gleicher Oberfliiche kleinere Sputummengen, besehleunigt die Erw~r- mung die rasche Austroeknung des Sputums (ST~ES~AN~, I964).

Die tensiometrischen Messungen ergaben, in Abhgngigkeit yon der Position des Platinringes, aul~erordenfliehe Streu- ungeu der MeBwerte: wurde der Platinring der gleiehen StelJe des Sputums so aufgelagert, dab er allseitig mit der Flfissigkeit in Kontakt stand, was dureh oberflgchliehes Einsenken des ginges in die Sputumoberflgehe bewirkt wurde, with der Meg- wert yon 29 bis > 350% yon dem an derselben Stelle dutch Auflagerung des I~inges auf d~s Sputum erzielten Wert a~b. Fails die Messungen an zwei nieht mehr als 5 mm voneinander entfernten Stellen des Sputums unter oberfl~chlicher Auf- lagerung dnrehgefiihr~ wurden, wiehen die Ergebnisse zwisehen 14 und 75 % voneinander ab. An derselben Stelle bei gleicher oberflgehlieher Auflagerung des Platinringes wiederhotte Mes- sungen streuten zwischen 6 und 65%. Ein Beispiel der Meg- ergebnisse ist in der Tabelle dargestellt.

Die Fes~st~llung einer erhebliehen Stremmg der tensio- metrischen NIeBwerte erklgrt sich aus den Eigenheiten des Substrates. Sputum ist in seiner makroskopisehen Beschaffen- heir heterogen und inhomogen. Diese Eigensehaft erstreckt sieh zumeist auch auf die Beschaffenheit der 0berflgche. Selbst bei speichelreichen Sputen, Welche yon einem einheitlichen Oberfl~ehe~ffilm/iberzogen sein kSnnen, ist die entseheidende Voraussetzung fiir OberfI~chenspannungs-Messungen naeh dem angegebenen Verfahren kaum je zu erffillen, ngmlieh die geo- metrisch v6tlig plane Oberflgche. Die Oberfl~i.che yon Sputum ist generell mehr oder weniger deutlieh unebeB. Dies ist durch die versehiedenartige Zusammensetzung des Sputums bedingt. Neben konsistenteren Sputumflocken fiihren aueh Luftblasen

Vonder Fa. Thomae, Biberaeh a. d. RiB, zur Verfiigung gestellt.

Tabelle. Beispiel der Ergebnisse der Sputum-fensiometrie. Atl- gemeines Kennzeichen des Sputums: mucgs, mit Lu/tblasen

Messung iKeBbildung Megwert Nr. (dyn. em -1)

1 Platinring, Sputumoberflgehe, 32,0 zentral aufliegend

2 dieselbe Position 41,6

3 dieselbe Position 43,0

4 Platinring in Sputum oberflgch- 86,5 lich eingetaueht

5 ca. 3 mm y o n 1 entfernte Posi- 56,4 tion, aufliegend

6 dieselbe Position 34,8

zu Verformungen der Oberflgehe, die meisg uuschwer erkenu- bar sind. Die Auflagerung des Platinringes auf Sputum erfolg- daher stets mehr oder weniger unvoltkommen, wobei die ein- zelnen Abschnitte des Ringes eiue sehr unterschiedliche HaL tung auf der 0berflgche haben bzw. ohne Kontakt mit der Oberflgehe bleiben k6nnen. Senkt man andererseits den Platin- ring in die Oberflgehe ein, so ist die Haftung des Ringes teil- weise Folge der Viscositiit des Sputums, welches sich um den Ring legt. Fiir die Messungen nach dem verwendeten Ver- fahren geeignete Oberfl~ehenverh~ltnisse lassen sieh daher mit Sputum nieht darstellen.

Zusammen[assung. Die Bestimmung der 0berflgehen- spannung des Sputums mit der Ringmethode Bach L~CO~TE nit Noibz ist nieht praktikabel, weft diese Substanz nieht die erforderliehe Voraussetzung einer planen Oberflgche erfiillt. Es ist ferner zweifelhaft, ob Messungen mit geeigneteren Ver- fahren nicht in der t~Iehrzahl der Fglle die OberfliichenspaB- hung des dem Sputum aufliegenden Speiehels start der des BronchiMsekretes ermitteln w/irden.

Summary. Measurement of surface tension of sputum according to the method of L~CO~ITE DV Not~Y (ring-method) is not practicable because sputum does not match the need of a geometricMly plain surface. Furthermore, it is doubtful whether measurements with more appropriate methods would not determine the surface tension of the supernatant saliva instead of that of the bronchial secretions.

Literatur. Fi~H~E~, C., u. E. KILB: Zur Megtechnik der Ober- bzw. Grenzfl~ehenspannung. Z. Instrumentenk. 71, 36 (1963). - - NZCOLAS, R. : Kliniseh-experinmntelle Untersuehun- geu bei ehroniseher Bronchitis. Med. thorac. 21, 223 (1964). - - STRES:~A~lV, E.: Sputum-Viskositgtsmessung. Problematik and Fehlerquellen. Klin. Wsehr. 4% 1165 (1964).

Priv.-Doz. Dr. E. ST~ESm~AN~ Dir. u. Prof. beim Bundesgesundheitsamt 1 Berlin 33, Correnspl. 1

Zum Mechanismus des Blutlactatansticgs nach Diuretikagaben

Medizinische Universit~tsklinik Preiburg i. Br. (Komm. Direktor: Prof. Dr. J. SCmt~IST~B)

J. SC~rlR~EIST~, N. K. MAN und W. HALLAV~

Eingegangen am 24. Juni 1968

Am ~enschen wurde Bach oralen Gaben verschiedener Salidiuretica ein Anstieg der Lactatkonzentrationen im ven6sen Blur beobaehtet, die trotz Weitergabe sparer zu den Ausgangswerten zuriiekkehrten [7]. Die Lactatausscheidung im Ham verhielt sieh gegensinnig. Die Reduktion der Aus- seheidung war aber zu gering, um den Laetatanstieg im Blur zu erkl~ren. Dieser wurde deshalb auf eine vermehrte Lact~t- bfldung bezogen [7].

Eine vermehrte Lactatbildung kann auf einer direkten Substanzwirkung beruhen. So fanden SC~VLTZ et M. (1966) an adrenalektomier~en und substituierten Ratten bei Gabe eines nicht diuretisch wirkenden Thiazids (Diazoxid) eine vermehrte Glykogenolyse. Ein Diuretikum kann aber auch indirekt die Laetatbildung steigern infotge vermehrter Kate-

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46. Jg., He/t. 19, 1968 Kurze wissenschaftliche Mitteilungen 1063

eholaminfreisetzung, wie diese z.B. dureh Ab- nahme des Plasmavolumens stimuliert wird [1,4]. Unsere im Folgenden gezeigten Unter- suehungen am Menschen spreehen fiir diese indirekge Wirkung des Salidiuretikum Furosemid auf die Lactatbildung.

Methodilc Die Untersuchungen wurden an gesunden

Probanden durehgeffihrt, welehe normale Kost erhielten. Die Harnsammlung (24 Std) wurde mittels ~berprfifung der Kreatininausseheidung kontroltiert ~md die endogene Kreatinin- clearance (CKr) bestimmt. Nach 2 Kontrolb tagen erhielten je 5 Probanden fiber den Tag verteilt 2real 20 mg Furosemid (Lasix®) und 4real 0,25 mg Dihydroergotamin (Hydergin®) sublingual (Abb. 1 B) oder sie erhielten anstelle van Dihydroergotamin vormittags 250 ml Dex- tran (Macrodex®, 10%ig, sMzfrei) infundiert (Abb. 1 C). In dieser Gruppe wurde regetmggig der Hgmatokritwert und bei 3 Probanden das Plasmavolumen mit Cr~-markierten Erythro- eyten bestimmt. Die BIuten~nahmen erfolg~en morgens nfichtern aus einer tmgestauten Az-m- vene mi~ heparinisierter Spritze. Lactat wurde mit Lactatdehydrogenase und DPN bestimmt [5]. Die ~iit.telwerte mit Standardabweichung yam Mittelwe~ (.~ ± S 2) wurden bereehnet.

Ergebnis Im Gegensat~z zu dem van uns frfiher mit-

geteilten Befund [7] eines Anstiegs van Blut- lactat bei Abnahme der Lactatausscheidung im H a m (Abb. 1 B) naeh oraler Gabe van Furo- semid, Hycb:ochlorothiazid oder Chlorthalidon kam es unter Furosemid-Dihydroergotamin nicht zu einer Anderung der Laetatkonzentration im venSsen Blur und nur zu einer geringen, flfiehti- gen Abnahme der Lactatausscheidung (Abb. 1 B). Die CKr blieb konstant. Unter Furosemid und Dextraninfusionen - - zur Verhinderung einer Abnahme des Plasnlavolumens - - nahm das Blu~Iaetat zunBehst um - - I 5 % ab, und die Laetatausseheidung stieg am ersten Versuchstag an (Abb. 1 C). Die C); r stieg im Mittel u m + 13 % an. Der H~matokritwert und das Plasmavolumen blieben unvergnde~. Der Diuresezuwachs war bei den 3 Versuchsbedingungen gleieh stark.

A

%

+60

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c +2o 1

,~ - 2 0 J

e- :<

C

Dis]cussion In der Initialphase einer diuretisehen Thera-

pie kommt es zu einer Abnahme des Plasma- volumens [2, 3] and der extracellul~ren Flfissig- keit [2, 6]. Diese Abnahme stimuliert das adre- nerge System [1, 4] zu vermehrter Katecholamin- freisetzung. Adrenalin wiederum steigert durch Aktivierung der Adenylcyclase die Glykogenolyse im 3{uskel mi tde r Folge einer vermehrten Lactatbildung. Da angenommen werden kann, dag untez' der Gabe van Furosemid mit Dihydro- ergotamin der bekannte volumenreduzierende Effekt dieses SMidiuretikmns erhalten blieb, weist der fehlende Lactat- aastieg im Blur auf eine indirekte, dureh das adl-energe System vermittelte - - und dureh Dihydroergotamin blockier- bare - - Wirkung van Furosemid auf die Lactatbildung hin. Diese Deutung wird gestfitzt dutch den fehlenden Anstieg des Bh~tlaetats aueh dann, wenn unter Furosemid dutch Plasmaexpander eine Reduktion des Plasmavolumens ver- hindert wird (Abb. 1C). Der sp~tere Rfickgang des Blur- lactates zu den Kontrollwerten (Abb. 1 A) weist auf eine Normalisierung des Plasmavolumens trotz weiterer Einnahme des Salidiuretikums hin, wie frfiher schon beschrieben wurde [3].

Da der Mechanismus der renalen Lactatausscheidung im einzelnen noch nicht gekl~rt ist, lassen sich die ]~nderungen der Lactatausscheidung unter den verschiedenen Versuchs- bedingungen nieht bekannten Einzelvorg~ngen zuordnen. Es ist aber wahrseheinlich, dab diese A_nderungen nicht auf einer direkten renalen Wirkung van Furosemid beruhen, well es unter der Wirkung dieser Substanz sowohl zu einer Ab- als

I Furosemid /,Omg oral n=5 I Kon'crotLe ,

t i

U x V . ' : . / Loc[£1t ~, { j ~

Furosemid 40mg oral Dihydroergotamin lmg n=5

Furosemid 4.0rng oral 1'1=5 Dextran 10 °/o 250mr Inf.

+6°1 '4', / j _ \,,

+riO 4 ," ', UxV. ,/ ",~ LaCtOt2

+20 4 ," C.. ' , c

-20 -j I ~ Lven.Btut Plasmavotumen 3410 mt/kg I 3/.,t 0 m t /kg Haematokrfl: x45,& % ~ 4.&,4 %

{

I . . 1. 2. 3. . 5.

Kontrotttag i Versuchstag

Abb. 1 A--C. Die ~nderungen van Blutlaetat und dessen renaler Ausschei- dung. A Unter Furoscmid [nach S C m R ~ I s T ~ et al., Kiln. Wschr. 45, 1219 (1967)]. B Unter Furosemid und Dihydroergotamin. C Unter Furosemid und Dextran-Infusion (s. Methodik). CKr endogene Kreatininclearance. U × V- Laetat == renale Laetatausseheidung. Dargestellt sind die Mittelwerte mit

den Standardabweichungen der Mittelwerto (2:[: $2)

auch Zunahme der Lactatausscheidung kam (Abb. 1 A bzw. C). Da die Diuresesteigerung unter Furosemid-Dextran nieht stgrker war als unter Furosemid allein oder in Kombination mit Dihydroergotamin, beruhte die inital gesteigerte Laetat- ausscheidung (Abb. 1 C) nicht auf einer verBnderten Diurese.

Zusammen]assung. An gesunden Probanden wird gezeigt, dab der Lactatanstieg im Blur unter oraler Einnahme van Furosemid dutch kombinierte Einnahme mit Dihydro- ergotamin oder mit Hilfe van Dexbran-Infusionen verhindert werden kann. Hieraus wird gefolgert, dab der Lactatanstieg auf einer vermehrten Laetatbildung infolge Stimnlierung des adrenergen Systems dutch eine Abnahme des Plasmavolumens beruht. Die Anderung der Laetatausscheidung kann wahr- seheinlich nicht auf eine direkt renale Furosemidwirkung zurfickgeffihrt werden.

Summary• In normal volunteer subjects, the lactacidemia produced by oral administration of Furosemide is abolished when the latter is given in combination with Dihydl.o- ergotamine or Dextraninfusion. Thus the rise of blood lactate resulted from an increased lactate production which is due to a sympathoadrenal discharge, stimulated by a Furosemide induced plasma-volume depletion. Changes in urine lactate excretion probably are not due to a direct action of the drug on the kidney.

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1064 Kurze wissenschaftliche Mitteilungen Klin. Wschr.

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Prof. Dr. G. SCHIRMEISTER Dr. N. K. MAN Dr. W. H ~ v E ~ ivied. Univ.-Klinik 7800 Freibug i. Br. Hugstetter Str, 55

Vergleieh zweier Teststreiien zur semiquantitativen Blutzuekerbestimmung

g. H. HOFFMANN, H. LIEB:~3RI~EISTER und H. DAWEKE 2. Medizinische Klinik und Poliklinik

der UniversitSt Diisseldorf (Direktor: Prof. Dr. reed. K. OBE~DISSE)

Eingegangen am 15. Juli 1968

In Fortfiihrung frfiherer Untersuehungen mit dem neuen Teststre~fen zur semiquantitativen Blutzuckerbestimmung, H~mo-Glucotest@ ~ [3], lag es nahe, einen Vergleich mit dem bereits im Handel befindliehen Blutzuekerstreifen, Dextro- stix@ ~, durehzufiihren. Aul~erdem erschien es wesentlich, die Abh/~ngigkeit der Ergebnisse yon I-I/imo-Glueotest@ yon der Erfahrung des jeweiligen Untersuchers zu priifen.

Fingerbeere oder dem Ohri~ppchen verwandt. Als objektiver Vergleich dienten die Blutzuekerbestimmungen naeh tIoFr- ~A~¢~ [5], modifiziert naeh GgADY und L ~ A ~ im Auto- analyzer [2]. Hiefffir ergab die Qualit~tskontrolle einen Variationskoeffizienten yon 2,88% und einen Mittelwert yon ~: 2,53 rag- % a.

Es wurden 249 Blutzuekerbestimmungen miteinander ver- gliehen. Die Versuehe wurden aussehlieBlieh an Diabetike1~ durehgeffihrt, tells aus der Diabetiker-Ambutanz, tells aus der Spezialstation fiir Diabetiker. Bei beiden Teststreifenmethoden wurde ein Punktsch~tzen in Abst~nden yon 10 rag-% vor- genommen, um eine statistisehe Auswertung und einen sta- tistischen Vergleich der Verfahren durchfiihren zu k6nnen. Bei dieser Auswertung wurden a]le Werte, die sowohl bei der Schgtzung als aueh bei der Messung auBerhalb der jeweiligen Teststreifenbereiche Iagen, nieht verwendet. Das bedeutet, da$ ffir Dextrostix @alle Werte, die < 40 rag-% bzw. > 200 rag-% gesch~tzt wurden, und ffir Hgmo-Glucotest@ alle X¥erte, die

loo-

9C

80

70-

60-

50-

40-

30-

20-

10-

Hctemo-Glukotest (~) (n = 230)

/ //://:

16 2'0 3o 40 s'o 6"0 7o 'Io Abweichung

Abb. 1. Vergleieh der kumulativen H~ufigkeit der prozentualen Abweiehung yon der BZ-Bestimmung naeh HOFFmAnN et al.

fiir BZ-Teststreifen

Methode Der tti~mo-Glueotest-Streifen besteht aus einer Kunst-

stoffolie, auf die an einem Ende ein Glueoseoxydase/Peroxy- dase-Gemisch und ein Indicatorgemisch aufgetragen sind. Der Arbeitsvorsehrift entsprechend wurde auf den Testbezirk I Tropfen Blur aufgetragen, der nach 1 rain mit einem Zell- stofftupfer abgewiseht wurde. Nach weiteren 2 rain w i lde die Farbe des Testbezirks mit einer yon tier Firma mitgelieferten Skala vergliehen. Diese Farbskala enthatt 4 FaxbtSne, die yon sandfarben bis blaugrfin reiehen und die Blutzuekerwerte zwischen 60 und 240 rag-% in Abst/~nden yon jeweils 60 rag-% repriisentieren. Es lies sieh noeh je ein Bereich unter 60 und fiber 240 rag- % abgrenzen.

Der Dextrostix-Streifen besteht aus Cellulose und arbeitet naeh demselben Prinzip wie H~mo-Glucotest@. Auch bei dem Dextrostix-Streifen wurde 1 Tropfen Vollhlut atff den im- pr~gnierten Teit des Streifens aufgetragen, iNaeh 1 rain wurde der Tropfen jedoch der VorsehrEt entspreehend mit Aqua dest. abgespfilt. Sofort danaeh warde die entstandene Farbe mit einer Skala verglichen. Diese Skala enthi~lt 6 Farbt6ne yon graublau bis dunkelblau, denen die Blutzuckerwerte yon 40, 65, 90, 130, 150 und 200 rag- % entsprechen. Zusi~tzlich wurde bei diesem Streifen ein Bereieh fiber 200 rag- % eingefiihrt. Ffir beide ]~[ethoden wurde ausschtieBlich Capillarblut aus der

1 It~mo-Glucotest® der Fa. C. F. Boehringer & Soehne Gmbtt, Mannheim.

2 Dextrostix@ der Fa. Ames-Company. Vertrieb ffir die Bundcsrepublik Deutschland: E. Merck, Darmstadt.

< 60 mg- % bzw. > 240 mg- % eingestuft wurden - - bei ~ber- einstimmung mit den Ergebnissen durch den Autoanalyzer - - nicht berfieksichtigt wurden. Solche Wertpaare allerdings, bei denen der gesehiitzte Wert auBerhalb der auf der jeweiligen Skala angegebenen Bereiehsbreite eingestuft wurde, der ge- messene Wert jedoeh in diesen Bereich fiel, wurden in die statistisehe Auswertung einbezogen. So wurden ffir Dextro- stix@ 228 Wertepaare und ffir H~imo-Glucotest@ 230 Wert- paare verwendet.

Die beiden Teststreifenmethoden wurden nieht gleich- zeitig an dem jeweiligen Patienten erprobt, weft in jedem Falle hierbei das zuerst erzielte Ergebnis den Prfifer bei der Beur- teilung des anderen Teststreifens beeinfluBt h~tte. Es wurde such darauf verziehtet, 2 Prfifer einzusetzen, die gleichzeitig je einen Teststreifen zu bem'teilen hgtten, da bei diesen sub- jektiven Methoden doeh individuelle Unterschiede nicht aus- zuseMieten sind. Start dessen wurden zuni~chst 249 Versuehe mit dem Dextrostix@-Streifen durchgeffihrt. Daraufhin wur- den die gemessenen Werte so abgerundet, da6 Gruppen in Abst~nden yon 10 rag- % entstanden. Genanso wurde bei den Autoanalyzerwerten einer Versuchsreihe yon H/imo-Gluco- test@ verfahren, die 1166 Wertepaare umfaflt [4], und yon demselben Prfifer durchgeffihrt wurde. Hieraus wurden, be- ginnend mit Versuch Nr. 1, diejenigen Zehnergruppen aus- gew~hlt, die nach Anzahl und HShe denjenigen der Dextrostix- l%eihe entspraehen.

a Frau Doz. Dr. A. E]~GLItARDT sind wir ffir die Dureh- fiihrung der Qualit~tskontrolle zu Dank verpfliehtet.