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$gi.33'JuniHeft195521122 E. FRITZE ~lnd F. WEE3)T: Zum Wirkungsmeehanismus bakterieller Lipopolysaccharide. I. 5~3 ErhShungen im EiweiBzucker kSnnten mit den Ab- wehrreaktionen im Zusammenhang stehen. Die Be- obaehtung am Patienten Nr. ~ der Tabelle ~ weist durehaus in diese Richtung: hier trat unter der Ma- lariakur rasch eine deutliehe Zunahme der protein- gebundenen tIexosen im Blutserum auf. Zusammen]assung. 1. Erhebliche Abweichungen im Serumeiwei$- zucker gegenfiber der Norm werden nur bei patho- logischen Vorg~ngen beobachtet. Im Verlauf yon Er- krank~ngen kSmaen sieh die Wer~e bier rasch ver- ~ndern -- La unseren Bestimmungen his zu 75% des Ausgangswertes. 2. Beim Stoffwechselges~mden bMbt der Eiwei~- zucker des Gesamtserums irmerhalb yon Stunden und Tagen prak~isch konstan~. Im Abstand yon mehreren Woehen ~-arden bei Normalpersonen Sehwankungen beobachtet. Diese sind allerdings geringfiigig, sie be- trugen in unseren Versuchen h5chstens 15%. 3. Dor EiweiBzucker li~Bt sich im kurzfristigen Ver- such beim Gesunden durch die Zufuhr yon ACTH, Cortison, Insulin und Galaktose sowie durch Nahrungs- aufnahme nicht beeinflussen. Demgegenfiber fiihren Adrenalin und Glucose zu einer statistisch gesicherten leichten Erh6hung. Nach Thyroxin trat demgegenfiber eine Abnahme des Nfichternwertes ira Vergleich zum Ausgangswert auf. Diese an Stoffweehselgesunden hervorgerufenen )~nderungen erreiehen aber durchaus nicht das Ausmag, wie es imVerlauf vonErkrankungen beobachtet werden kann. Literatur. x LEHN~TZ, E.: Einfiihrung in die Chemisehe Physiologic, S. 91. Berlin: Springer 1952. -- ~ HOLT, C.v.: Klin. Wsehr. 1954, 661. - - ~ S6~E:~SE~, M., u. G. Iff~VG~D : Biochem. Z. 260, 247 (1933). - - ~ WEm'CE~.,I., u. L. OD~: Experientia (Basel) 5, 233 (1949).--5 StiDROF,H., H. KEL~'CE~ 11.1~. NCHULTE : Hoppe-Seylers Z. (im Druek).- ~ S~'DHOF, H., u. tt. KELLNEg: Hoppe-Seyler Z. (ira Druek). -- ~ SE~BEgT, F. U. Mit~rb.: Arch. of Bioehem. 18, 279 (1948). - - s SHETLA~, PtI. D. u. Mi~arb. : Cancer Research 10, 681 (1950).-- S S~DI~OF, tL, u. C. PETgOV~e:Dtsch. Arch. kiln. Mad. ~0~,, 98 (1955). -- ~oSTAGY, Z. u. Mitarb.: Ins~anbul Contrib. Clin. Sci. 1, 158 (195i). - - ~ STAGY,Z. u. Mitarb. : Bull. Fac. ivied. Instanbul 13, 277 (1950). --~ WOL]rSON, W. O. u. Mitarb.: Amer. J. Clin. Path: 18, 723 (1948). --~s ALGA,A. L.: Ann. mad. exper. et biol. Ienn. 28, 27 (1950). ZUM WIRKUNGSMECHANISYIUS BAKTERIELLER LIPOPOLYSACCHARIDE. I. ~ber einen sekund~iren endogenen Plasmafaktor mit Phagocytosewirkung. Von E. FRITZE und F. WENDT. kus der Medizinischen Univ.-Klinik GOt~ingen (Direk~or: Prof. Dr. SCHOEN). Die intravenSse Injektion sehr kleiner Dosen bakterieller Lipopolysaccharide bewirkt bei Mensch und Tier neben charakteristischen Blutbild- und Fieber- reaktionen gesteigerte Phagoey~oseaktivit/i~ der Blut- granuloeyten 4, ~. 9, I4. is, ~, 2s-s~, a4 Auflerdem erlei- det die Oberflaehenstruktur der Blutzellen Ver~nde- rungen, die sich in GrSl3en~nderungen ihrer negativen Oberflaehenladung ausdrficken. Diese Reizstoffreak- tionen gehorchen einem charakteristischen zeitliehen Ablanf 4,5. Die folgenden Untersuchungen sind der nahe- liegenden Yrage gewidmet, ob die Wirkung derartiger bakterieller Reizstoffe einem spezifischen direkten Angriff dieser Substanzen an der Zelle zuzuschreibenist, oder ob sie sekund~r einen endogenen Meehanismus auslSsen. Methodik. 52Kaninchen gleicher Zfichtung (Gewieh~ um 2000 g) erhalten 2,0 y Lipopolysaeeharid intravenSs injiziert. 30 rain, 1 Std, 2 Std und 4 Std nach der Reizs~offgabe warden jewefls 13 Versuchstieren und Kontrolltieren 2,0 ml Venenblut entnommen und mit 0,05 ml Heparinl5sung (2 rag) ungerinnbar gemaeht. Naeh Zentrifugierung (5 min/1500U/min) wird zcll- freies Plasm~ gewonnen. 13 gesunden l~fenschen wird Venenblut entnommen und mit Heparinl6sung (4 mg/10,0ml Blur) ungerinnbar gemacht. Unmittel- bar naeh der Bluten~nahme warden folgende Versuehe als Doppelbes~immung angesetzt: 1. 1,0 ml tteparinblut (~ensch) ohne Zusatz. 2. 1,0 ml Heparinblut (t~enseh) ~- 0,1 ml Ringer- 15sung. * Die LOsungen win'den freundlicherweise yon Herrn Prof. Dr. O. WESTP~aZ, Dr. A. WANDER,Forschungsinstitut, S~ickingen, z~r Vefffigung gestelR. 3. 1,0 ml Heparinblut (Mensch)~-0,1 ml Plasma unbehandelter Kontrolltiere. 4. 1,0 ml Heparinblut (l~fensch)÷ 0,1 ml Plasma, dermit Reizs~off behandelten Kanmchen. geder dieser Blutansatze wird mit 0,015 ml einer Suspension hitzeget5~eter S~aphylokokken (10SKein:e) gemiseht und 20rain bei 37oc unter Rotation (6 U/rain) bebriitet. In naeh Pa2PENHEI~I gefarbten Blutausstriehen wird der prozentuale Antefl der phago- cytierenden Zellen (Phagoeytosegrad) mater 400 Gra- nulocyten ermittelt. Als bakterieller Reizstoff wird eine waBrige LSsung (1,0y/ml) yon Lipopolysaechariden aus Salmonella abortus equi* benutzt is, 2L s0, al, s4 Ergebnisse. Der Zusatz yon Blu~plasma, das 1 Std nach intra- venSser Gabe yon Lipopolysaccharid gewonnen wurde, stimuliert die Phagocygosefunktion menschlieher Blut- granulocyten. Der Phagocytosegrad liegt signifikant hSher als der der Kontrollversuehe mit unbehan- deltem Blur, mit Zusatz yon Plasma unbehandelter Tiere (0,01>p>0,001) und mit Zusatz entspreehender Mengen Ringerl6sung. Blutplasma, das frfiher oder sparer, d.h. 30 rain, bzw. 2 oder 4 Std nach der Injektion des Reizstoffes gewonnen wird, hat diesen stimulierenden Effekt mcht (Abb. 1). Besprechnung der Ergebnisse. Die Injektion eines bM~teriellen Lipopolysaeeharids gibt, wie aus den Versuchen hervorgeht, dem Blur- plasma yon Kaninchen die Eigenschaft, den Phago- cytosegrad menschlichen Blutes zu erhShen. Dieses Ph~nomen ist aber nur mit Blutplasma zu erzielen, das 1 Std nach der Reizstoffgabe veto Kaninchen 34*

Zum Wirkungsmechanismus bakterieller Lipopolysaccharide

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$gi.33'JuniHeft195521122 E. FRITZE ~lnd F. WEE3)T: Z u m Wirkungsmeehanismus bakterieller Lipopolysaccharide. I. 5~3

ErhShungen im EiweiBzucker kSnnten mit den Ab- wehrreaktionen im Zusammenhang stehen. Die Be- obaehtung am Patienten Nr. ~ der Tabelle ~ weist durehaus in diese Richtung: hier t ra t unter der Ma- lariakur rasch eine deutliehe Zunahme der protein- gebundenen tIexosen im Blutserum auf.

Zusammen]assung. 1. Erhebliche Abweichungen im Serumeiwei$-

zucker gegenfiber der Norm werden nur b e i patho- logischen Vorg~ngen beobachtet. I m Verlauf yon Er- krank~ngen kSmaen sieh die Wer~e bier rasch ver- ~ndern - - La unseren Best immungen his zu 75% des Ausgangswertes.

2. Beim Stoffwechselges~mden b M b t der Eiwei~- zucker des Gesamtserums irmerhalb yon Stunden und Tagen prak~isch konstan~. I m Abstand yon mehreren Woehen ~-arden bei Normalpersonen Sehwankungen beobachtet . Diese sind allerdings geringfiigig, sie be- trugen in unseren Versuchen h5chstens 15%.

3. Dor EiweiBzucker li~Bt sich im kurzfristigen Ver- such beim Gesunden durch die Zufuhr yon ACTH,

Cortison, Insulin und Galaktose sowie durch Nahrungs- aufnahme nicht beeinflussen. Demgegenfiber fiihren Adrenalin und Glucose zu einer statistisch gesicherten leichten Erh6hung. Nach Thyroxin t ra t demgegenfiber eine Abnahme des Nfichternwertes ira Vergleich zum Ausgangswert auf. Diese an Stoffweehselgesunden hervorgerufenen )~nderungen erreiehen aber durchaus nicht das Ausmag, wie es imVerlauf vonErkrankungen beobachtet werden kann.

Literatur. x LEHN~TZ, E.: Einfiihrung in die Chemisehe Physiologic, S. 91. Berlin: Springer 1952. - - ~ HOLT, C.v.: Klin. Wsehr. 1954, 661. - - ~ S6~E:~SE~, M., u. G. Iff~VG~D : Biochem. Z. 260, 247 (1933). - - ~ WEm'CE~., I., u. L. OD~: Experientia (Basel) 5, 233 (1949).--5 StiDROF, H., H. KEL~'CE~ 11.1~. NCHULTE : Hoppe-Seylers Z. (im Druek) . - ~ S~'DHOF, H., u. tt. KELLNEg: Hoppe-Seyler Z. (ira Druek). - - ~ SE~BEgT, F. U. Mit~rb.: Arch. of Bioehem. 18, 279 (1948). - - s SHETLA~, PtI. D. u. Mi~arb. : Cancer Research 10, 681 (1950).-- S S~DI~OF, tL, u. C. PETgOV~e: Dtsch. Arch. kiln. Mad. ~0~,, 98 (1955). - - ~o STAGY, Z. u. Mitarb.: Ins~anbul Contrib. Clin. Sci. 1, 158 (195i). - - ~ STAGY, Z. u. Mitarb. : Bull. Fac. ivied. Instanbul 13, 277 (1950). - - ~ WOL]rSON, W. O. u. Mitarb.: Amer. J. Clin. Path: 18, 723 (1948). --~s ALGA, A. L.: Ann. mad. exper. et biol. Ienn. 28, 27 (1950).

ZUM W I R K U N G S M E C H A N I S Y I U S BAKTERIELLER L I P O P O L Y S A C C H A R I D E . I. ~ber einen sekund~iren endogenen Plasmafaktor mit Phagocytosewirkung.

Von E. FRITZE und F. WENDT.

kus der Medizinischen Univ.-Klinik GOt~ingen (Direk~or: Prof. Dr. SCHOEN).

Die intravenSse Injekt ion sehr kleiner Dosen bakterieller Lipopolysaccharide bewirkt bei Mensch und Tier neben charakteristischen Blutbild- und Fieber- reaktionen gesteigerte Phagoey~oseaktivit/i~ der Blut- granuloeyten 4, ~. 9, I4. is, ~, 2s-s~, a4 Auflerdem erlei- det die Oberflaehenstruktur der Blutzellen Ver~nde- rungen, die sich in GrSl3en~nderungen ihrer negativen Oberflaehenladung ausdrficken. Diese Reizstoffreak- tionen gehorchen einem charakteristischen zeitliehen Ablanf 4,5.

Die folgenden Untersuchungen sind der nahe- liegenden Yrage gewidmet, ob die Wirkung derartiger bakterieller Reizstoffe einem spezifischen direkten Angriff dieser Substanzen an der Zelle zuzuschreibenist, oder ob sie sekund~r einen endogenen Meehanismus auslSsen.

Methodik. 52Kaninchen gleicher Zfichtung (Gewieh~ u m

2000 g) erhalten 2,0 y Lipopolysaeeharid intravenSs injiziert. 30 rain, 1 Std, 2 Std und 4 Std nach der Reizs~offgabe warden jewefls 13 Versuchstieren und Kontrolltieren 2,0 ml Venenblut entnommen und mit 0,05 ml Heparinl5sung (2 rag) ungerinnbar gemaeht. Naeh Zentrifugierung (5 min/1500U/min) wird zcll- freies Plasm~ gewonnen. 13 gesunden l~fenschen wird Venenblut entnommen und mit Heparinl6sung (4 mg/10,0ml Blur) ungerinnbar gemacht. Unmittel- bar naeh der Bluten~nahme warden folgende Versuehe als Doppelbes~immung angesetzt:

1. 1,0 ml t teparinblut (~ensch) ohne Zusatz. 2. 1,0 ml Heparinblut (t~enseh) ~- 0,1 ml Ringer-

15sung.

* Die LOsungen win'den freundlicherweise yon Herrn Prof. Dr. O. WESTP~aZ, Dr. A. WANDER, Forschungsinstitut, S~ickingen, z~r Vefffigung gestelR.

3. 1,0 ml Heparinblut (Mensch)~-0,1 ml Plasma unbehandelter Kontrolltiere.

4. 1,0 ml Heparinblut (l~fensch)÷ 0,1 ml Plasma, d e r m i t Reizs~off behandelten Kanmchen.

geder dieser Blutansatze wird mit 0,015 ml einer Suspension hitzeget5~eter S~aphylokokken (10SKein:e) gemiseht und 20ra in bei 37oc unter Rotat ion (6 U/rain) bebriitet. In naeh Pa2PENHEI~I gefarbten Blutausstriehen wird der prozentuale Antefl der phago- cytierenden Zellen (Phagoeytosegrad) mater 400 Gra- nulocyten ermittelt .

Als bakterieller Reizstoff wird eine waBrige LSsung (1,0y/ml) yon Lipopolysaechariden aus Salmonella abortus equi* benu tz t is, 2L s0, al, s4

Ergebnisse. Der Zusatz yon Blu~plasma, das 1 Std nach intra-

venSser Gabe yon Lipopolysaccharid gewonnen wurde, stimuliert die Phagocygosefunktion menschlieher Blut- granulocyten. Der Phagocytosegrad liegt signifikant hSher als der der Kontrollversuehe mit unbehan- deltem Blur, mi t Zusatz yon Plasma unbehandelter Tiere (0,01>p>0,001) und mit Zusatz entspreehender Mengen Ringerl6sung. Blutplasma, das frfiher oder sparer, d .h . 30 rain, bzw. 2 oder 4 Std nach der Injektion des Reizstoffes gewonnen wird, hat diesen stimulierenden Effekt mcht (Abb. 1).

Besprechnung der Ergebnisse. Die Injektion eines bM~teriellen Lipopolysaeeharids

gibt, wie aus den Versuchen hervorgeht, dem Blur- plasma yon Kaninchen die Eigenschaft, den Phago- cytosegrad menschlichen Blutes zu erhShen. Dieses Ph~nomen ist aber nur mit Blutplasma zu erzielen, das 1 Std nach der Reizstoffgabe veto Kaninchen

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Xlinische 524 E. F~ITZS und F. We~DT: Zum Wirkungsmeehanismus bakterieller Lipopotysaceharide. I. Wochenschri f~

°C

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gewonnen wird. Zu f r i iherer oder spi~terer Zei t nach der I n j e k t i o n h a t das P l a s m a die gleiche W i r k u n g im Phagocy~oseversuch wie P l a s m a u n b e h a n d e l t e r Tiere.

1 S td nach Reizs tof fgabe is t bei K a n i n e h e n und Menschen im a l lgemeinen die K S r p e r t e m p e r a t u r noeh n ioht oder n u t wenig erhSht . ]:)as weif~e B l u t b i l d zeigt zu dieser Zei t ausgepr / ig te

%

,I Granu loey topen ie u n d

Abb. 1. Phagocy~osegrad menscblicher Blutgranulocyten. H Heparin- b lu t ohne Zusatz (n = 18); Pl Heparinblut q- Plasma unbehandelter Kaninchen (n = 13); /~g l:ieparinblu~ + Ringerl5sung (n = 13). x/~, 1, 2, ~ (Stundan) = Heparinblu~ + KaninchenI)lasma, gewonnen zu ent- sprechemlen Zeiten nach intraven0ser Injektion yon Lipopolysaccharid

(n = 13).

L y m p h o p e n i e . Die e lek t r i sche Ober f l~chen ladung der G r a n u l o e y t e n is t v e r m i n d e r t a, ~. Das A u f t r e t e n des phagoeytoseYSrdernden F a k t o r s im K a n i n e h e n p l a s m a fgl l t also ze i theh m i t de r Leukopen iephase u n d m i t Ve rgnde rungen der Zel loberf l~che z u s a m m e n (Abb. 2).

/ \ / ' " \

~oooo ~ -

~ooo~ ~ 6000

VO00 - - ~ ' - .

~2000

Abb. 2. Die l%eaktionen des weiBen Blutbildes und der KSrper temperatur nach 1,0 y/kg Lipopolysaccharid intraven6s bei Kaninchen.

KEEBY b e o b a c h t e t e die F re i se t zung eines lyso- c y m a r t i g e n F e r m e n t e s aus L e u k o c y t e n durch Ein- wi rkung bak te r i e l l e r Polysaechar ide~°- i ~. W E S T P ~ beschre ib t d ie AuslSsung charak te r i s t i sche r R, eak- t i onen des weii~en Blu tb i ldes u n d der KSrper teml0e- r a t u r m i t ee]lul~ren Abbau lo roduk ten aus H a r n yon L e u k ~ m i k e r n u n d aus P l e u r a e m p y e m e n ~s.

G R ~ T s . 7 fund, dal~ das B l u t p l a s m a y o n IGunin- ehen 30 min bis 3 S t d nach in t ravenSser Gabe b a k t e - r iel ler Po lysaccha r ide m i t wesent l ieh k i i rzerer La tenz - zei t bel ande ren X a n i n c h e n l~ieber erzeugt , als der Reizs tof f setbst. GRAI~T u n d ~hnl ieh I ~ C x E ~ C ~a, ~ k o n n t e n die gleiche W i r k u n g auch durch I n k u b a t i o n

des B lu tp l a smas bzw. des Blu tes m i t bak te r i e l l em P y r o g e n erzielen. Sic n e h m e n die E n t s t e h u n g eines sekund~ren endogenen Pyrogens aus dem Blur bzw. B l u t p l a s m a an ~. ~V~ENKIN ~ 0 - ~ und S T E I N B E R G 27

k o n n t e n aus s ter i len Exsuda t en , andere Au to ren ~, ~, ~s, ~ im P l a s m a u n d Serum bei a k u t e m Gelenk- r heuma t i smus , be i ande ren Irffekten, abe r auch bei Gesunden, S ~ L V ~ A E e~ sogar in mechanisch gesch~digter menschl icher t I a u t F a k t o r e n m i t spezifi- schen ~h'kungen auf die Funktion de r Leukocyten bzw. auf bestimmte Phasen der Entzfindung nach- weisen.

Die durch bakter ie l le Po lysaccha r ide ausgel6s ten R eakt ionen , u n t e r ande ren des Blutb i ldes , de r Granulo- cy t en funk t ion und der K 5 r p e r t e m p e r a t u r , s ind n ich t ffir diese Subs t anzen spezifisch. Diese Unsl0ezifit~t des Reizes u n d die Vielzahl de r en t s t ehenden humera l , ho rmona l und neura l ges teuer ten R e a k t i o n e n m a c h e n d i rek te W i r k u n g e n bak te r ie l l e r Reizstoffe unwahr - scheinl ich 1, ~, s, ~:, 1~

Unsere Un te r suchungen ]egen ebenfal ls die Aus- 15sung eines sekund£ren endogenen Mechanismus durch bakter ieHe Reizstoffe im Organismus nahe. Das zeit]iche Zusammen t r e i f en de r Phagocy tose - wi rkung des Blu tp ]asmas m i t de r L e u k o p e m e p h a s e und die nach L ipopo]ysacchar idgabe eh] t re tenden Anderungen der e lektr ischen Oberf l~cheneigensehaf ten der GranuIocy ten ~, ~ lassen die E n t s t e h u n g sekun- d~rer Wirks to f fe aus L e u k o e y t e n d iskut ieren .

Zusammen/assung. Die in t ravenSse Gabe bak- ter iel ter L ipopo lysaccha r ide aus Sa lmonel la abo r tu s equi f i ihr t nach 1 S t d zu ausgepr~gte r Granu locy to - penie und L y m p h o p e n i e und zu v e r m i n d e r t e r La- dung der Granu locy ten . Zur gleichen Zeit , n i ch t a b e t frf iher oder l~ngere Zei t nach der !n j ek t ion , h a t das B ]u tp l a sma der Versuchst iere die E igenschaf t , d ie P h a g o c y t o s e a k t i v i t ~ t menschl ieher B l u t g r a n u l o c y t e n in v i t ro zu steigern. Als U r s a c h e dieses Phi~nomens wi rd e in sekund~rer endogener F a k t o r u n d dessen H e r k u n f t aus L e u k o c y t e n d i sku t i e r t .

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DIE WIRKUNG VON ADENYLVERBINDUNGEN AUF DIE DURCHBLUTUNG DES RUHENDEN S K E L E T M U S K E L S DES MENSCHEN.

V o n

gA~s HESS. Aus der l~edizinischen Poliklinik der Universit~t Miinchen (Direktor: Prof. Dr. reed. W~TEl~ Sm~Z).

Die Forschungen der Ietzten Jahrzehnte haben die fundamentale Bedeutnng des Adenylsauresystems fiir die verschiedenen Lebensvorgange immer dentlicher gemacht. Die rapid anwachsende Literatur darfiber ist jfingst in einer Monographie yon I-IEt~BRAND und JAEGE~ ~ fibersichtlich zusammengestellt worden. Ffir unsere Fragestellung interessiert zun~chst nnd vor allem, dab gewisse Adenylverbindungen eine gefi~B- erweiternde Wirkung haben. Dies wurde yon D~v~Y nnd SZE~T-GY6]~G¥I (1929) * entdeckt nnd in der Folge in einer Reihe yon physiotogisehen nnd klhfi- schen Arbeiten besta~igt.

]~IGLEI¢ 3, ~ L E I S C H nnd SIBUL 4, SCHOE D E L 5, F L E I S C I t

und WEGER s, FLmSCH und DO~ESJOZ v haben darauf hingewiesen, dab die gefaBerweiternde Wirkung yon Muskeladenylsi~ure (AMP) nnd Adenosintriphosphor- sgure (ATP) bei der Entstehung der reaktiven t typer- £mie und bei der vermehrten Durehblutnng arbeiten- der Organe eine wesentliehe Rolle spielen. FLEISC~ und )/Iitarbeiter ~,~ fanden in Durchstr6mungsver- suehen an der Hinterextremitat des Hundes, dab die gefaBerweiternde Wirkung yon ATP etwa 140mat starker ist als die der entsprechenden Molarkonzen- trat ion yon AMP. SC~OEDE~ s dagegen schlieBt ans seinen Untersuehungen am Hund, da,l~ Adenosin, AMP and ATP in aquimolekularen Dosen gleieh wirksam auf die Durchblutung des Skeletmuskels seien. Alle diese KSrper fiihrten zu einer Steigernng der Muskeldurehblutung nm 100--170 %. Die Durch- blutnngssteigernng hielt in allen Fallen nur wenige MLnuten fiber die Daner der intraarterielIen Infusion an und ging dann jeweils rasch auf den Ausgangs- weft zurfick. DIET~IC~ und SC~WlEGX s konnten mit HiJ~e der REI~schen Stromuhr nachweisen, dab 10 mg AMP intramuskular beim t tnnd zu einer we- sentliehen nnd ]anganhaltenden Steigerung tier Coro- nardnrchblutung fiihren. Unmittelbar nach der In- jektion stieg die Durchblntnng allmgh]ich an und erreiehte erst nach 1 Std ihren Ausgangswert wieder. AuI Grund dieser experimentellen Arbeiten wurden AMP and ATP in die Therapie tier Angina peetoris eingefiihrt (DzET]~IC~ und SCRWIEGXS). Nach 1-his 3maliger intramnsknlarer Verabreichung yon 20 mg AMP konnte ansnahmslos eine Bessernng der Be- schwerden erzielt werden. ZIPF s und ZIPF und GIESE ~° beobachteten am Frosch, Xaninchen nnd Meersehweinchen eine erhebliehe Capfllarerweiterung dureh AMP und klinischerseits wnrde yon XORAC~ n, T m E ~ A ~ ~ nnd RIC]~]~ ~ eine gfinstige Beeinflussnng peripherer Durchb]utungsst6rnngen durch AMP per- oral und parenteral gesehen. In systematischen Naeh- untersuehungen der Mayo-Clinic ~*~s konnten die Er-

folge mit AMP peroral und parenteral bei Claudicatio intermittens bestatigt werden. Als Zeichen ffir den Erfolg wurde eine Verlgngerung der ,,Claudication- time", also der Gehzeit bis zum Auftreten der ersten Beschwerden angesehen. Sp~ter sah Xo]~xE n gute Wirkung yon AMP peroral bei Patienten mit Endan- giitis obliterans und obliterierenden GeIaBstderosen. In jfingster Zeit berichten DUBOlS-FEg~I~E and DvcoM~u~s, DV~OIS-FE~m~E ~9 nnd LAWrEnCE und Mitarbeiter 2° Gfinstiges fiber die Behandlung der Endangiitis obliterans mit ATP.

Alle diese Untersuehungen stfitzen sich auf sub- jektive Angaben der Patienten. Bei Durchblutungs- gestSrten sind solche aber yon besonders zweifelhaftem Wert, well die Kranken in gesteigertem MaBe yon psychischen Einflfissen und Verandenmgen der Witte- rungsverhaltnisse abhangig sin& Objektive Unter- suchungen fiber den Einfiu$ yon AdenyIverbindungen auf die Mnskeldurchblutnng beim Menschen liegen, soweit wir die Literatur fiberblicken, noch nicht vet.

Wir haben die Wirkung yon Adenosin (ADN), Adenosinmonophosphorsaure (AMP = MAP = Ade- nylsaure = Muske]adeny]s~ure) nnd Adenosintriphos- phorsaure (ATP) auf die Ruhedurchblutung der Wa- denmnsknlatur bei Gesunden nnd Patienten mit obliterierenden Gefal3erkrankungen (Endangiitis obli- terans und obliterierende Gefal~sklerose) untersucht*. Die Diagnose war in allen Fallen oscillographisch und in zweifelhaften Fallen arteriographisch gesichert.

Untersuchungsmethode. Der arterielle Bluteinstrom in die Wade wurde

quantitativ bestimmt nach der yon ABRA~SON 21, GRANT und PEARSON 2~ eingefiihrten nnd yon BA~- C]~OFT** und Mitarbeitern 2s weiterentwickelten Venen- stauungsplethysmogratohie. Zur Messnng der Volum- anderungen der Wade wnrde der yon HESS ~4 modi- fizierte Plethysmograph verwendet. Aus der Ge- sehwindigkeit der Volumzunahme der Wade naeh ven6ser Stauung am Obersehenkel laBt sieh der axterielle BlutzufluB errechnen und wird in eroS/100 cm s Gewebe/min angegeben.

Die Arbeiten der vorgenannten Autoren und eigene Untersuchungen haben ergeben, dal~ damit vorwiegend die BlutdurchstrSmung der hluskulatur erfaBt, wird. Mess~mgen im Abstand yon je 30 see geben ein hin- reichend genaues Bild tier DurchblutungsgrSBe in

* Ffir die wertvolle Mi~arbeit bei diesen Untersuchnngen bin ich ~r~ulein cand. reed. U. EICHHO~ nnd Frgulein can(l, reed. H. SCH}[ELZE~ ZU Dank verpflichtet.

** Herrn Prof. t t . BA:RORO]~, Direktor des Physiologischen Institutes. St. Thoma's Hospital l~iedical School, London, der reich liebenswiirdiger- weise pem6nlich mi~ seiner Ylethode vertrau~ gemach~ hat, danke ich an dicser Stelle sehr herzlich.