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16. SEPTEMBER 1928 KLINISCHE XVOCHE~NSCHRIFT. 7. JAHRGANO. Nr. 38 178 7 der L~isionsseite. Andere Untersucher wiederum, wie INGVAR und TEN CATE, nehmen eine Lokalisation der Fallrichtung in den Lobi anteriores und posteriores an. Anatomische Tatsachen weisen darauf bin, dal3 umgekehrt das Kleinhirn auch EinJlufl a.u] die Vestibulariszentren ge- winnt. IRUTTIN, 13AUER und LEIDLER, SPITZER, SPIEGEL und DAMs stellen sich vor, dab das IZleinhirn die Erregung im Vestibularisapparat henImt. Eigene Untersuchungen an der Taube haben ergeben, dab diese Auffassung durchaus richtig ist. Das IZleinhirn der Taube stellt einen regulatorischen Hemmungsapparat dar in dreifacher Hinsicht. Es reguliert einmal fiber die Lateral- und Medialkerne die yon den Labyrinthen ausgehenden Erregungen fiir die Halsdreher und Halsheber. Es reguliert ferner fiber die Lateralkerne und ihre. Verbindung mit den roten Kernen den Streckertonus der Beinmuskeln. L~tsion der Kleinhirnkerne ffihrt zu Halsverdrehung rtickenw~trts oder nach der Seite, zu Erscheinungen, die sJch als Ent- hemmung der yon den Labyrinthen auf ihre Zentren ein- wirkenden Erregungen erweisen. Durchtrennung der Klein- hirnruberbahnen ftihrt zur Stfitzreaktion. Hier scheint inir der Nachweis yon besonderer Bedeutung, dab eine Hals- verdrehung nach der Seite die TonusverhXltnisse der Beine bei Stfitzr~aktion genau in entgegengesetztem Sinne beeinflul3t wie bei normalen und labyrinthlosen Tauben. W~hrend nor- malerweise eine Halsverdrehung nach rechts dutch einen tonischen Halsreflex zu Tonuszunahme im linken und Tonus- abnahme im rechten Bein ffihrt, wird in diesem Falle bei vor- handener Stfitzreaktion gerade das rechte Bein versteift, w~ihrend dis linke an Tonus verliert. Es tritt eine tteaktion auf, die dem Fall nach der Seite entgegenarbeitet, und die man deshalb als ,,Fallhinderungsreaktion" bezeichnen kann. ZUR FRAGE DES ZUSAMMENHANGES ZWISCHEN STOFFWECHSELSTORUNGEN UND MORPHOLOGI- SCHEN VERANDERUNGEN IM RETICULO-ENDO- THELIALEN SYSTEM. Von TH. FAHR. Aus dem Pathologischen Institut (Direktor: Prof. Dr. TH. FAHR). Seitdem durch ASCI~OFF und seine Schule dis allgemeine Interesse auf die Leistungen des reticulo-endothelialen Sy- stems gelenkt wurde, bewegten sich die Arbeiten auf diesem Gebiet hauptsXchlich in zwei lRichtungen, t?;inmal versuchte man die Rolle dieser mesenchymalen Elemente bei den ver- schiedenen l nJektionen festzustellen, zweitens abet wandte sich das Interesse auch framer mehr den Beziehungen dieser Zellen zu den Sto]]wechselst6rungen des Organismus zu. Der pathologische Anatom wird ja hier, wenn er sich rein auf die 13eobachtung morphologischer Verh~iltnisse stiitzt; keine endgfiltigen Kl~irungen geben k6nnen, er bedarf hier ganz besonders der Hilfe des physiologischen Chemikers. Wie sehr abet auch bier die morphologische Forschung uns weiter zu bringen vermag, zeigen die sch6nen Untersuchungen yon L. PICK, an die ich zun~chst ankntipfen m6chte. PICK hat zunAchst das Verdienst, unsere I(enntnis einer der bier ein- schlttgigen Stoffwechselst6rungen des Morb. Gaucher er- weitert und vertieft zu haben. Um welche Art yon Stoff- wechselst6rung es sich dabei handelt, konnte freilich auch nur durch chemische Untersuchung festgestellt werden: EPSTEIN hat mit LORENZ und LIEB die klXrenden Unter- suchungen durchgeffihrt. V~'~ihrend man bis dahin mehr an eine Speicherung yon EiweiBsubstanzen in der Gaucherzelle denken mugte, handelt es sich nach den Feststellungen der genannten Autoren doch um eine St6rung des Lipoidstoff- wechsels, die zur Ablagerung yon Kerasin, eines Cerebrosids, in den fraglichen Zellen ffihrt. Die Histogenese der Gaucher- zellen dagegen klar herausgearbeitet und damit die Ab- grenzung dieser Erkrankung andern Stoffwechselst6rungen gegenfiber besser erm6glicht zu haben, ist das groBe Ver- dienst von PICK. PICK zeigte einmal fiberzeugend, dab es sich bei den Gaucherzellen um Abk6mmlinge yon Reticulum- zellen und yon bindegewebigen adventitiellen ,,ldasmato- cyt~ren" Elementen handelt, wlihrend man bis dahin zweifel- haft war, ob es sich um Abk6mmlinge der Reticulumzellen, der Endothelien oder beider Zellarten handele. Ich selbst neigte, wie andere Autoren auch, der letzteren Ansicht zu. Als weiteres mit dem eben besprochenen eng zusammen- h~ingendes Iiriterium der Gaucherzellen zeigte PICK ihre Be- ziehnngen zur H~imosiderinverteilung in der Milz. W/ihrend die Sinusendothelien reichlich Eisen speichern, tun das die Gaucherzellen gar nicht oder nur in ganz geringffigigem MaBe. PICK sieht hierin ein ,,Strukturprinzip der Gaucher- milz". Ein weiteres Verdienst yon PICK besteht darin, yon der nach GAIJCI~ER benannten Systemerkrankung eine andere StofIwechselst6rung abgegrenzt zu haben, die unter der ]3e- zeichung ,,lipoidzellige Splenohepatomegalie Typus Niemann- Pick" als selbst/indige Erkrankung sich bereits allgemeiner Anerkennung erfreut. Das pathologische Stoffwechselprodukt, das bier gespeichert wird, geh6rt, wie beim Morb. Gaucher, den Lipoiden an, ist aber yon PICK als Phosphatid (Lecithin) erkannt. I)iese Stoffwechselst6rung ist im Gegensatz zum Morb. Gaucher, der in jedem Lebensalter vorkommen kann, eine ]Erkrankung des Stiuglingsalters. Die Speicherung, die beim Morb. Gaucher an den !Reticulumzellen und Binde- gewebshistiocyten erfolgt, wird hier nicht nur im gesamten ,,retciulo-endothelialen". Apparat, sondern auch in den Elementen aller andern K6rpergewebe (in glatten und quer- gestreiften Muskelzellen, Ganglien, Glia und Schwannschen Zellen, Epithelien zahlreichster Organe, auch Knorpelzellen) bewerkstelligt. ,,Die ~berladung der Gewebe mit patholo- gisch-lipoiden Stoffwechselprodukten bedingt schwere St6- rung oder Aufhebung der Organfunktion und den frfihzeitigen Ersch6ptungstod" (PICK). Auf Grund der Ver6ffentlichungen yon PICK erwies es sich als notwendig, einen Fall, den ich im Jahre 1922 mit STAMM zusammen beschrieben und als zum Morb. Gaucher geh6rig aufgefal3t hatte, einer Revision zu unterziehen. PICK hatte schon mit Recht Bedenken gegen die Einbeziehung des Falls zum Morb. Gaucher erhoben. Ich hatte ihn dahin ge- rechnet, weil ich in Milz, Lymphdrfisen und Knochenmark Zellherde nachgewiesen hatte, die ich ffir Gaucherzellen hielt, die auf Grund der mikrochemischen Reaktionen als lipoidfrei erschienen und bei denen ich an die Speicherung einer eiweiB- artigen Substanz dachte, wie das MARCItAND U. a. auch beim ~Vlorb. Gaucher getan batten. -- Docll haben wir selbst auf Abweichungen vom gew6hnlichen Bild des Morb. Gaucher hingewiesen (kein famili/ires Auftreten, Fehlen der fraglichen Zellen in der Leber, Fehlen der charakteristischen Haut- verf~trbung, unterschiedliclies Verhalten der An/imie), Unter- schiede, die wir freilich zuniichst nicht fiir so schwerwiegend hielten, um den Fall vom Morb. Gaucher zu trennen. Nun war allerdings durch ein Versehen -- PICK bemXngelt das mit 1Recht -- unterlassen worden, die Smith-Dietrichsche lReaktion auf Phosphatid vorzunehmen. Da der Fall, wie schon erw~ihnt, Abweichungen yon dem gew6hnlichen Bild und der Verlaufsweise des Morb. Gaucher bot, so war immer- bin mit der M6glichkeit zu rechnen, dab ein Pendant zu dem Niemannschen Fall vorliegen k6nnte, bei dem ja auch erst durch PICK die Anwesenheit yon Phosphatiden festgestellt und damit neben anderem (s. oben) die Besonderheit des Falls erwiesen wurde. Die briefliche Unterhaltung und der Austausch yon Pr/iparaten, den ich fiber diesen Fall mit Herrn Kollegen PICK ffihrte, brachte uns aber zu der Uber- zeugung, dab der Fall wie vom Morb. Gaucher, so auch vom Pick-Niemannschen Typ zu trennen sei. Was zuniichst die Unterscheidung vom Morb. Gaucher anlangt, so ist neben den schon erw~ihnten Abweichungen im ganzen Krankheitsbild* an den Zellen selbst noch ein ganz auffitlliger Unterschied hinsichtlich der H~tmosiderinspeiche- rung zu konstatieren. WXhrend sie beim Morb. Gaucher nach den Untersuchungen yon PICK hier ganz oder fast v611ig fehlt, zeigen die fraglichen Zel]en in meinem Fall (Abb. I) eine ganz auff~llige Erythrophagie und Hamosiderinspeiche- rung**. Diese H~tmosiderinspeicherung erm6glicht nun aber * PICK legt dabei auch besonderen Weft auf dis ~Freibleiben der Leber in unserm Falle, w5hrend sie beim Morb. Gaucher stets aueh schon beim S~ugling mitbefallen ist. ** Von Pilzfiiden, wie in den Splenomegalien,.die yon ASKANAZY u. a. beschrieben worden sind, war nichts zu finden. 114"

Zur Frage des Zusammenhanges Zwischen Stoffwechselstörungen und Morphologischen VerÄnderungen im Reticulo-Endothelialen System

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Page 1: Zur Frage des Zusammenhanges Zwischen Stoffwechselstörungen und Morphologischen VerÄnderungen im Reticulo-Endothelialen System

16. S E P T E M B E R 1928 K L I N I S C H E X V O C H E ~ N S C H R I F T . 7. J A H R G A N O . Nr . 38 178 7

der L~isionsseite. Andere Un te r suche r wiederum, wie INGVAR und TEN CATE, nehmen eine Lokal isa t ion der Fa l l r i ch tung in den Lobi anter iores und poster iores an.

Ana tomische Ta t sachen weisen darauf bin, dal3 u m g e k e h r t das Kleinhirn auch EinJlufl a.u] die Vestibulariszentren ge- winnt. IRUTTIN, 13AUER und LEIDLER, SPITZER, SPIEGEL und DAMs stellen sich vor, dab das IZleinhirn die E r r e g u n g im Ves t ibu la r i sappara t henImt.

Eigene Un te r suchungen an der Taube haben ergeben, dab diese Auffassung durchaus r icht ig ist. Das IZleinhirn der Taube stel l t einen regula tor ischen H e m m u n g s a p p a r a t dar in dreifacher Hinsicht . Es regul ier t e inmal fiber die La tera l - und Medialkerne die yon den L a b y r i n t h e n ausgehenden Er regungen fiir die Halsdreher und Halsheber . Es regul ie r t ferner fiber die La te ra lke rne und ihre. Verb indung mi t den ro ten Kernen den S t recker tonus der Beinmuskeln . L~tsion der Kle inh i rnkerne ffihrt zu Ha l sve rd rehung rtickenw~trts oder nach der Seite, zu Erscheinungen, die sJch als E n t - h e m m u n g der yon den L a b y r i n t h e n auf ihre Zen t ren ein- wi rkenden Er regungen erweisen. Durch t r ennung der Klein- h i rn ruberbahnen ft ihrt zur Stf i tzreakt ion. Hie r scheint inir der Nachweis yon besonderer Bedeutung, dab eine Hals- ve rd r ehung nach der Seite die TonusverhXltnisse der Beine bei Stf i tzr~akt ion genau in entgegengesetztem Sinne beeinflul3t wie bei normalen und labyr in th losen Tauben. W~hrend nor- malerweise eine Ha l sve rd rehung nach rechts du tch einen tonischen Hals re f lex zu Tonuszunahme im l inken und Tonus- abnahme im rechten Bein ffihrt, wird in diesem Fal le bei vor- handener St f i tzreakt ion gerade das rechte Bein versteif t , w~ihrend d i s linke an Tonus verl ier t . Es t r i t t eine t t eak t ion auf, die dem Fal l nach der Seite en tgegenarbei te t , und die man deshalb als ,,Fallhinderungsreaktion" bezeichnen kann.

ZUR FRAGE DES ZUSAMMENHANGES ZWISCHEN STOFFWECHSELSTORUNGEN UND MORPHOLOGI- SCHEN VERANDERUNGEN IM RETICULO-ENDO-

THELIALEN SYSTEM. Von

TH. FAHR. Aus dem Pathologischen Inst i tu t (Direktor: Prof. Dr. TH. FAHR).

Sei tdem durch ASCI~OFF und seine Schule d i s a l lgemeine In teresse auf die Leis tungen des re t iculo-endothel ia len Sy- s tems gelenkt wurde, bewegten sich die Arbe i ten auf diesem Gebie t hauptsXchlich in zwei lRichtungen, t?;inmal ve r such te man die Rol le dieser mesenchymalen E l emen te bei den ver- schiedenen l nJektionen festzustellen, zweitens abe t wand te sich das Interesse auch framer mehr den Beziehungen dieser Zellen zu den Sto]]wechselst6rungen des Organismus zu. Der pathologische A n a t o m wird ja hier, wenn er sich rein auf die 13eobachtung morphologischer Verh~iltnisse sti i tzt; keine endgfil t igen Kl~irungen geben k6nnen, er bedar f hier ganz besonders der Hilfe des physiologischen Chemikers. Wie sehr abe t auch bier die morphologische Forschung uns wei te r zu br ingen vermag, zeigen die sch6nen Un te r suchungen yon L. PICK, an die ich zun~chst anknt ipfen m6chte . PICK h a t zunAchst das Verdienst , unsere I (enntn is einer der bier ein- schlttgigen Stoffwechsels t6rungen des Morb. Gaucher er- we i t e r t und ve r t i e f t zu haben. U m welche Ar t yon Stoff- wechsels t6rung es sich dabei handel t , konnte freilich auch nur durch chemische Un te r suchung festgestel l t werden: EPSTEIN ha t mi t LORENZ und LIEB die klXrenden Un te r - suchungen durchgeffihrt . V~'~ihrend m a n bis dahin mehr an eine Speicherung yon EiweiBsubstanzen in der Gaucherzel le denken mugte , hande l t es sich nach den Fes t s te l lungen der genann ten Auto ren doch um eine S t6rung des Lipoidstoff- wechsels, die zur Ablagerung yon Kerasin, eines Cerebrosids, in den fraglichen Zellen ffihrt. Die His togenese der Gaucher- zellen dagegen klar herausgearbe i te t und dami t die Ab- grenzung dieser E r k r a n k u n g andern Stoffwechsels t6rungen gegenfiber besser erm6gl icht zu haben, ist das groBe Ver- dienst von PICK. PICK zeigte e inmal fiberzeugend, dab es sich bei den Gaucherzel len u m Abk6mml inge yon Re t i cu lum- zellen und yon bindegewebigen advent i t ie l len , , ldasmato-

cy t~ ren" E lemen ten handel t , wlihrend man bis dahin zweifel- haf t war, ob es sich um Abk6mml inge d e r Ret iculumzel len , der Endo the l i en oder beider Zel lar ten handele. I ch selbst neigte, wie andere Autoren auch, der le tz teren Ans ich t zu. Als wei teres mi t dem eben besprochenen eng zusammen- h~ingendes I i r i t e r i um der Gaucherzel len zeigte PICK ihre Be- z iehnngen zur H~imosider inver te i lung in der Milz. W/ihrend die Sinusendothel ien reichlich Eisen speichern, t un das die Gaucherzel len gar n icht oder nur in ganz geringffigigem MaBe. PICK sieht hierin ein , ,S t ruk turpr inz ip der Gaucher- mi lz" . E in weiteres Verdienst yon PICK bes teh t darin, yon der nach GAIJCI~ER benann ten Sys t emerk rankung eine andere StofIwechsels t6rung abgegrenzt zu haben, die un te r der ]3e- zeichung ,,lipoidzellige Splenohepatomegal ie Typus Niemann- P i c k " als selbst/indige E r k r a n k u n g sich berei ts a l lgemeiner Anerkennung erfreut. Das pathologische Stoffwechselprodukt , das bier gespeichert wird, geh6rt, wie be im Morb. Gaucher, den Lipoiden an, is t aber yon PICK als Phospha t id (Lecithin) e rkannt . I)iese Stoffwechsels t6rung ist im Gegensatz zum Morb. Gaucher, der in j edem Lebensa l te r v o r k o m m e n kann, eine ]Erkrankung des Stiuglingsalters. Die Speicherung, die be im Morb. Gaucher an den !Reticulumzellen u n d Binde- gewebshis t iocyten erfolgt, wird hier n icht nur im gesamten , , re tc iu lo-endothel ia len" . Appara t , sondern auch in den E l e m e n t e n aller andern K6rpergewebe (in g la t ten und quer- gestreif ten Muskelzellen, Ganglien, Glia und Schwannschen Zellen, Epi the l ien zahlreichster Organe, auch Knorpelzel len) bewerkstel l igt . , ,Die ~ b e r l a d u n g der Gewebe mi t patholo- gisch-l ipoiden Stoffwechselprodukten bed ing t schwere St6- rung oder Aufhebung der Organfunkt ion und den frfihzeit igen Ersch6ptungstod" (PICK).

Auf Grund der Ver6ffent l ichungen yon PICK erwies es sich als notwendig, einen Fall , den ich im Jah re 1922 mi t STAMM zusammen beschrieben und als zum Morb. Gaucher geh6rig aufgefal3t ha t te , einer Revis ion zu unterz iehen. PICK ha t t e schon mi t Rech t Bedenken gegen die E inbez iehung des Fal ls zum Morb. Gaucher erhoben. Ich ha t t e ihn dahin ge- rechnet , weil ich in Milz, Lymphdrf i sen und K n o c h e n m a r k Zel lherde nachgewiesen hat te , die ich ffir Gaucherzel len hielt, die auf Grund der mikrochemischen Reak t ionen als l ipoidfrei erschienen und bei denen ich an die Speicherung einer eiweiB- ar t igen Substanz dachte, wie das MARCItAND U. a. auch be im ~Vlorb. Gaucher getan ba t ten . -- Docll haben wir selbst auf Abweichungen v o m gew6hnlichen Bi ld des Morb. Gaucher hingewiesen (kein famili/ires Auf t re ten , Fehlen der fraglichen Zellen in der Leber, Fehlen der charakter i s t i schen Hau t - verf~trbung, unterschiedlicl ies Verha l ten der An/imie), Un te r - schiede, die wir freilich zuniichst n ich t fiir so schwerwiegend hielten, um den Fal l v o m Morb. Gaucher zu t rennen.

Nun war allerdings durch ein Versehen -- PICK bemXngelt das mi t 1Recht -- unter lassen worden, die Smi th-Die t r ichsche lReaktion auf Phospha t id vorzunehmen. Da der Fall , wie schon erw~ihnt, Abweichungen yon dem gew6hnl ichen Bild und der Verlaufsweise des Morb. Gaucher bot, so war immer- bin mi t der M6glichkei t zu rechnen, dab ein P e n d a n t zu dem Niemannschen Fal l vorl iegen k6nnte, bei dem ja auch erst durch PICK die Anwesenhe i t yon Phospha t iden fes tgeste l l t und dami t neben anderem (s. oben) die Besonderhe i t des Fal ls erwiesen wurde. Die briefl iche U n t e r h a l t u n g und der Aus tausch yon Pr/ iparaten, den ich fiber diesen Fal l m i t He r rn Kollegen PICK ffihrte, b rachte uns aber zu der Uber- zeugung, dab der Fal l wie v o m Morb. Gaucher, so auch v o m P ick-Niemannschen Typ zu t rennen sei.

Was zuniichst die Unte r sche idung v o m Morb. Gaucher anlangt , so ist neben den schon erw~ihnten Abweichungen i m ganzen Krankhei t sb i ld* an den Zellen selbst noch ein ganz auffitlliger Unterschied hinsicht l ich der H~tmosiderinspeiche- rung z u kons ta t ie ren . WXhrend sie be im Morb. Gaucher nach den Unte r suchungen yon PICK hier ganz oder fast v611ig fehlt , zeigen die fraglichen Zel]en in me inem F a l l (Abb. I) eine ganz auff~llige Ery th rophag ie und Hamosider inspe iche- rung**. Diese H~tmosiderinspeicherung erm6gl ich t nun aber

* PICK legt dabei auch besonderen Weft auf d i s ~Freibleiben der Leber in unserm Falle, w5hrend sie beim Morb. Gaucher stets aueh schon beim S~ugling mitbefallen ist. ** Von Pilzfiiden, wie in den Splenomegalien,.die yon ASKANAZY u. a. beschrieben worden sind, war nichts zu finden.

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auch -- neben andern Momenten, wie verschiedene Ausbrei- tung und Lokalisation der fraglichen Zellen -- die Abgren- zung gegentiber dem Typ Niemann-Pick. Auch bei dieser Erkrankung fehlt die H~mosiderinspeicherung an den trag-

Abb. x. Mflz von Fall I bei schwacher VergrOBerung. Die eisenhaltigen Zellherd- chen (E) heben sich scharf aus dem iibrigen Parenchym heraus.

lichen Zellen, und unser Fall scheint demnach eine Sonder- stellung einzunehmen. Auch mit dem yon LUBARSCH jfingst mitgeteil ten Befund -- eigentiimliche leberzellartige Herde in der Milz eines i6t~gigen syphilitischen Kindes, die Lo- BARSCH als ~lbergang zwischen dem Gaucherschen und dem Niemann-Pickschen Typ auffagt -- hat der Tall wohl nichts zu tun. ]Dart ich noch einmal seine Hauptcharakterist ica herausstellen: Iclinisch: 3j/~hr. Kind mit starker An/~mie, zu- letzt nur 18 % H/imoglobin bei niedrigem F~rbeindex (o,75L hAmorrhagische Diathese, Milzschwellung, Odeme, Anasarka, rascher Verlauf. Anatomisch: Milz- und LebervergrSBerung, erhebliche An/~mie der Organe, partielle DrtisenvergrSBerung, ausgebreitete Petechien, Pachymeningitis haemorrhagica, Bron- chopneumonie, letztere als direkte Todesursache.

Wir hat ten damals schon erwogen, ob es sich um eine Jackschsche Anaemia splenica handeln m6ge. Wit hatten diese Diagnose wegen des raschen und ungtinstigen Verlaufs, der fehlenden Leukocytose und wegen des Befundes der eigen~ artigen Zellnester in Milz, Driisen und Knochenmark, die wir als Gaucherzellen ansprachen, abgelehnt. DaB es sich um Gaucherzellen handelt, kommt heute fiir mich nach einem Vergleich mit dem mir vom Herrn Kollegen PICK zur Ver- fSgung gestellten Material nicht mehr in Frage, wie ich oben schon ausgeftihrt habe. Die starke Erythrophagie und der starke H/~mosideringehalt unterscheiden die ~raglichen Ge- bilde ohne weiteres yon den Gaucherzellen, ebenso wie yon den Pick-Niemannschen; bei der Malloryf/~rbung sind sie etwas blasser als die Gaucherzellen, aber noch sehr viel dunkler als die :Niemann-Pickschen, die Struktur des Protoplasmas steht auch etwa in der Mitre zwischen den beiden andern Zellarten (GAucI~ER utid Niemann-Pick), sie ist l~ngst nicht so ausgesprochen hell, wabig, wie bei den Niemann-Pickschen Zellen, viel homogener als diese, aber doch wieder nicht so gleichm/~Big homogen wie bei den Gaucherzellen. Sie gehSren also best immt nicht einem dieser beiden Typen an, und ich bin heute wieder geneigt, mehr Gewicht auf die An/imie zu legen. Ich m6chte das um so mehr tun, als ich bei dieser Ge- legenheit darauf hinweisen kann, dab es bei schweren An- /~mien an einer Stelle des reticulo-endothelialen Systems, n/imlich im lymphatischen Portalring, such sonst zum Auf- treten eigenartiger, vielfach zu Nestern zusammentretender, groBer Zellen kommt, die zum Teil wenigstens mit der St6rung

K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 7. J A H R G A N G . Nr. 38 16. SEPTEMBER 1928

des Eisenstoffwechsels in Bezlehung zu stehen scheinen und die sonst keine Beachtung gefunden haben. Ich bin auf diese Zellen bei meinen Studien am lymphatisehen Portalring auf- merksam geworden, und ich m6chte auf diese Zellbefunde erneut hinweisen. Die Zellen gliedern sich in 2 Formen, die sich allerdings nieht immer scharf voneinander trennen lassen. Zum Tell sind die Zellen sicher retikul~ren Ursprungs und entsprechen den groBen Zellen, die ich auch sonst nicht selten im lymphatischen Portalring gefunden habe. Ich zitiere kurz, was ich im allgemeinen a. a. O. fiber diese Zellen gesagt babe.

Ich habe in IOI yon 203 F~llen einer fortlaufenden Unter- suchungsreihe, und zwar mit 3 Ausnahmen durchweg bei Individuen, die schon die 30 iiberschritten hatten, teils ver- einzelt, tells in Nestern, H~ufchen oder Str~ngen groBe epi- theloide, offenbar yore Reticulum aus sich entwickelnde Zel- len gefunden, die ich in Milz und Mesenterialdriisen durchaus vermiBt habe. In den Retroperitoneal- und Bronchialdriisen land ich sie gelegentlich, namentlich in den Bronchialdrfisen, aber nicht in gleicher Reinheit, wenn ich so sagen darf, und nicht ann~hernd in gleicher H~ufigkeit . Es handelt sich bei den Gebilden um stark hypertrophierte Reticulumzellen, ftir die man die Bezeichnung Histiocyten ( A s c H O F F , K I Y O N O )

sehr wohl anwenden kann. ]:)as Hervorgehen aus dem Reti- culum ist in frfitleren Stadien sehr deutlich zu verf61gen, man sieht an manchen Stellen die Reticulumfasern in Form kur- zer, breiter B~nder, und dazwischen setzen sich mit wachsen- der Deutlichkeit die groBen Zellen ab, die in ~lteren Stadien dann ganz v o n d e r Umgebung isoliert als selbst/~ndige Ge- bilde imponieren. Manchmal liegen diese Zellen dicht, manch- real ganz locker, so dab immer wieder Lymphocyten zwischen ihnen sichtbar werden.

Bei meinem damals untersuchten Material waren 9 F/~lle " ,yon pernizi6ser An~mie, bei denen ich die fraglichen Zellen stets -- 2 real allerdings nut ganz vereinzelt -- angetroffen babe.

Unterdessen ist mein Material an pernizi6ser An~imie auf 43 angewachsen und, ganz babe ich die fraglichen Zonen im

Abb. 2. GroBe epitheliale Reticulumzellen - - teils eisenhaltig, tells eisenfrei - - im lymphatischen Portalring bei pernizi6ser Anamie.

Portalring dabei nur 3mal vermiBt, i3mal war-der Befund an diesen Zellen allerdings sehr gering, nur bei genauester Durchsicht waren sie zu finden, in den iibrigen 27 F~llen konnten sie mtihelos nachgewiesen werden, 6ram waren sie sehr reichlich. Ich habe nun bei friiherer Gelegenheit das Auftreten dieser groBen retikul~ren Gebilde im Portalring in Beziehung zu physiologischen Zust~nden gebracht und als allm~hliche Fixierung yon Zustandsbildern gedeutet, die bei den verschiedensten Zust~nden des Gesamtorganismus an- getroffen wfirden. Immerhin muB man, wenn man die per- niziSse An/imie mit dem Gesamtmaterial vergleicht, sagen, daB die Bedingungen: die zum Au]treten dieser grofien reti-

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kuldren Zellen im lymphatischen Portalring lighten, bei der Pernieiosa h~u/iger gegeben zu sein scheinen als sonst (Abb. 2).

N o c h m e h r als diese r e t i ku l~ ren Gebi lde fa l len abe r be i de r pern iz i6sen A n ~ m i e Erythrophagen endo the l i a l e r Her - k u n f t auf, die m a n c h m a l in grol]en Mengen die S inus erfiil len, wie ich das j a a u c h bei f r f iherer Ge legenhe i t schon b e s ch r i eb en habe . Bei m e i n e n d a m a l i g e n U n t e r s u c h u n g e n h a b e ich diese E r y t h r o p h a g e n unter~7 F ~ l e n j edesmal* , 2 m a l a l l e rd ings n u r in ge r ingem MaBe, ange t ro f fen . Bei m e i n e m j e t z t au f 43 F~lle a n g e w a c h s e n e n Mate r i a l l a n d ich diese E r y t h r o p h a g i e 37real , 8 rea l f rei l ich n u t gering, 24rea l in ansehn l i chem, 5 m a l in sehr e r h e b l i c h e m u n d ganz auff~l l igem MaBe (Abb. 3).

W A h r e n d es n u n i m a l l geme inen sehr l e i ch t gelang, diese e n d o t h e l i a l e n E r y t h r o p h a g e n u n d die ep i the l i a l en R e t i c u l u m - zellen v o n e i n a n d e r zu t r e n n e n , l a n d sich doch eine A n z a h l yon F~llen, be i d e n e n das n i c h t m6gl i ch war , u n d a u c h be i d e m f rag l i chen , zur Diskuss ion s t e h e n d e n Fa l l w a r es n i c h t i m m e r l e i ch t zu sagen, ob die f rag l i chen Zellen e n d o t h e l i a l e r oder r e t i ku l~ re r N a t u r s ind. M a n c h m a l is t a n de r e n d o t h e - l ia len N a t u r de r Gebi lde ke in Zweifel, sie erffi l len d i c h t ge- d r g n g t die Sinus, h ie r h a n d e l t es s ich f a s t d u r c h w e g u m s t a r k e i senha l t ige E r y t h r o p h a g e n , d a n n a b e r wieder s i eh t man , wie a n a n d e r n Ste l len au f wei te S t r e c k e n d u r c h das A u f t r e t e n de r f rag l i chen Zellen eine Auf l6sung des Gewebes he rbe i - gef f ihr t wi rd -- m i t A u s n a h m e de r Fol l ikel - - . Die Zel len l iegen b ie r in lockerem Geffige, yon L y m p h o c y t e n d u rch s e t z t , u n d es h a n d e l t s ich h ie r n u r te i lweise u m E r y t h r o p h a g e n , g r6Bten te i l s s ind h ie r die Zel len e r y t h r o c y t e n - u n d eisenfrei , z u m Teil m e h r k o m p a k t , z u m Tell m e h r wabig, u n d bei d iesen Zel len is t es ebenso wie bei den N i e m a n n - P i c k s c h e n schwer zu sagen, ob sie endo the l i a l e r oder r e t i ku l~ re r t I e r k u n f t s ind.

W i r sehen also i m m e r h i n deu t l i che B e z i e h u n g e n zwischen d e m f rag l i chen Fa l l u n d den essent ie l len An~mien , ande re r - sei ts f re i l ich a u c h wieder sehr m a r k a n t e , trennende Momen te . S te l len wi r be ides e i n a n d e r gegenfiber .

Gemeinsam i s t b e i d e n K r a n k h e i t s b i l d e r n das A u f t r e t e n groBer p r o t o p l a s m a r e i c h e r E l e m e n t e , die sich z u m Tell deu t - l ich in endo the l i a l e unGl re t ikulAre E l e m e n t e t r e n n e n lassen, w ~ h r e n d da s a n a n d e r n Ste l len h ie r wie d o r t n i c h t m6gl ich is t . Die Zel len ne igen sehr zu E r y t h r o p h a g i e u n d Eisen- spe icherung . Dabe i l iefern die e n d o t h e l i a l e n E l e m e n t e die E r y t h r o p h a g e n , wAhrend die re t iku lAren E l e m e n t e e r y t h r o - c y t e n - u n d m e i s t eisenfrei , ge legent l ich frei l ich a u c h eisen- h a l t i g s ind ; bei d e m zur Diskuss ion s t e h e n d e n Fa l l s ind be ide Ze l l a r t en a l le rd ings viel zah l re i che r wie bei de r pe rn iz i6sen An~mie . U n t e r s c h i e d e b e s t e h e n fe rne r insofern, als bei d e m f rag l i chen Fa l l die f rag l i chen Zel len in Milz, K n o c h e n m a r k u n d Drf isen ange t ro f f en werden , w ~ h r e n d ich sie bei d e r pe rn iz i6sen AnAmie n u r i m l y m p h a t i s c h e n P o r t a l r i n g ge funden habe , fe rner sehen w i t bei der pe rn iz i6sen Ani imie ja regel- m~Big eine s t a r k e Siderosis de r Leber . Diese feh l te in u n s e r m Fal l , n u r h ie r u n d da ze ig ten s t a r k ve rg r6Ber te Kupf fe r sche S te rnze l l en bei der E i s e n r e a k t i o n eine diffuse ]31aufArbung.

E i n e k la re D e u t u n g des Fal les s che in t m i r a u c h h e u t e n o c h n i c h t m6gl ich - - a u c h die E i n b e z i e h u n g in die J a c k s c h - sche A n ~ m i e m 6 c h t e ich n a c h wie v o r (s. oben) a b l e h n e n . M a n k a n n den Fa l l n u r ganz v o r s i c h t i g u n d a l lgemein be- z e i chnen als eine mit Andmie einhergehende Sto]]wechsel- st6rung au] bislang unbelcannter Basis.

I m Ansch luB a n den eben noch e i n m a l e r 6 r t e r t e n Tal l m 6 c h t e ich n u n noch fiber e inen we i t e r en B e f u n d be r i ch t en , de r me ines E r a c h t e n s a u c h als S to f fwechse l s t6 rung zu klas- s if izieren ist, die sich yon de r eben gesch i lde r t en frei l ich wei t - g e h e n d un t e r s che ide t , a u c h ~t iologisch n i c h t so v611ig d u n k e l i s t wie diese, abe r doch wieder - - u n d das i s t de r Grund , wes- h a l b ich den Fa l l in d ie sem Z u s a m m e n h a n g a b h a n d l e - - ein V e r g l e i c h s m o m e n t m i t d e m e r s t en B e f u n d b i e t e t insofern , als es a u c h h ie r als A u s d r u c k de r S to f fwechse l s t6 rung z u m Au/treten grofler protoplasmareicher, in Herden und Nestern au]tretender, zelliger Elemente im reticulo-endothelialen Systemen gelcommen ist. I ch lasse zun~chs t e ine kurze B e s c h r e i b u n g des Fa l l e s folgen:

44jhhr. Manp, der nie ernstlich krank war bis zum Jahre 1921, wo er bei einer Munitionszerst6rung eine Nitroglyeerinblausliure-

* Die betr. Arbeit erschiea schon etwas friiher als die soeben erw~ihnte.

1789 vergiftung durchgemacht hat , leider ha t sich etwas Genaueres darflber nicht ermitteln lassen. Es ist nur bekannt , dal3 er damals ein halbes Jah r k rank war. E r h a t dann wieder gearbeitet, ist aber nie wieder so recht zu I(rAften gekommen und ha t an ]3eschwerden gelitten, die als Ischias und Rheumat ismus gedeutet wurden. Am

Abb. 3. Reichlich Erythrophagen (Er) im lymphatischen Portalring bei pernlzi6ser Anlhnie.

9. Oktober 1926 ha t er sich dann wieder krank gemeldet. Er war kurzlnftig, l i t t an Husten mi t zeitweise reichlichem Auswurf und Durchfall. Lues negiert, WaR. allerdings posifiv. Angeblich sollen bei ]3eginn der iirztlichen Beobachtung einmal Tuberkelbacillen im Sputum gefunden sein, sp~iter konnte dieser Befund nie mehr er- hoben werden. ]31utdruck 95, erhebliche Aniimie: Hgbl. 35, F~irbe- index o,46. Erythrocyten 24ooooo. 13ber der Spitze leichte D~imp- lung, hie Fieber, Abdomen meteoristisch aufgetrieben.

Im Krankenhaus wurde der Mann vom I i . III . bis 15. IV. 1927 beobachtet . Man dachte klinisch t rotz des fehlenden Fiebers an Tuberkulose, konnte aber zu keiner bes t immten Diagnose kommen.

Bei der am 16. IV. 1927 vorgenommenen Sektion (Sekt. Nr. 688]27) wurde im wesentlichen folgender Befund erhoben: 164 cm lange, 46 kg schwere Leiche. Starke allgemeine Aniimie. Schwe!lung der mesenterialen, retroperitonealen und supraclavicu- laren Lymphdrfisen. Alte, ziemiich ausgedehnte Verwachsungen an allen ser6sen H~uten (Pleura, Perikard, Peri toneum). Alte tuberkul6se Drfisenherde in den Tracheobronchial- und reehten Pulmonaldrflsen. Geringe allgemeine Arteriosklerose. 0 d e m der Dickdarmwand. Kleine Ulcera an Kehldeckel und aryepiglott ischen Fal ten (Decubitalgeschwfire). Gewisse Besonderheiten boten makroskopisch schon Milz und Lymphdrflsen. Milz: 15o g schwer, weich elastiseh, auf der Schnittfl~che dunkelgraurot. Man bemerkt bier reichlich kleinste weii31iche Fleckchen. Auch in den vergr6Ber- ten Lyrwphdri~sen s i n d makroskopisch schon stecknadelkopfgrol~e grauweiBliche Herdchen erkennbar, die eine ent lernte ~hnl ichkei t mi t Tuberkeln Zeigen, die aber, wie die mikroskopische Unter- suchung zeigt, weder mit Tuberkeln noch mi t anderen entzfindlichen GranUlomen etwas zu tun haben.

Mikroskopisch finden sich in der Milz Nester und Zfige yon groBen epithelialen Reticulumzellen. Sie sind in diesen Herdchen meist so dicht gelagert, dab die einzelnen Zellen konfiuieren. Viel- fach sind die Zellen hyalinisiert, sie fliel3en dann zu etwas gr6Beren hyalinen Herdchen zusammen, die ein bereits hyalinesflBalkenwerk erkennen lassen, zuni~chst noch einzelne Kerne enthal ten, mi t fort- schrei tendem Alter aber immer kern~rmer werden. Die Herdchen geben schwach positive Reaktion nach SMITH-DIETRICH, die Eisen- reaktion ist negativ.

Etwas anders ist das Bild an den Drilsen. Man sieht bier neben- einander zw~i Arten yon Ver~nderung (Abb. 4 und 5). Einmal sind die Drfisen dicht durchsetzt yon zahlreichen grol3en und kleinen, aus konfluiertem Fet t bestehenden, rundlichen Massen, an deren Rand zahlreiche Riesenzellen gelegen sind, die als Fremdk6rperriesen- zellen imponieren. Das Fe t t f~rbt sich mi t Sudan gelb, mi t Nilblau tells rot, tells blau, tells in Mischt6nen zwischen rot und blau. Neben diesen homogenen Fet therdchen finden sich sehr zahlreiche,

Page 4: Zur Frage des Zusammenhanges Zwischen Stoffwechselstörungen und Morphologischen VerÄnderungen im Reticulo-Endothelialen System

179o K L I N I S C H E " v V O C H E N S , C H R I F T . 7. J A H R G A N G . Nr . 3 8 16. SEPTEMBER x925

in Nestern zusammenliegende, fetthaltige Zellen retikul~rer~Natur (Abb. 6), sie geben zum Teil starke Doppelbrechung und aus- gesprochene positive Phosphotidreaktion nach SHMITH-DIETglCH. Erythrophagie wird nicht beobachtet. Eisenreaktion fiberall v6Ilig negativ. Bei diesen fetthaltigen retikul/~ren Elenlenten ist das Proto- plasma meist wabig-schaumig entsprechend dem Fettgehalt, doch sind diese vergr6Berten Reticulumzelten nicht alle ietthaltig, und

bunge enth/ilt reichlich intraalveol/~r angeordnete eisenhaltige Zellen yore Charakter der sog. Herzfehlerzellen.

Im iibrigen ergibt die mikroskopische Organuntersuchung nichts Besonderes.

Es f rag t sich nun, wie soil man diesen Befund, bei dem j a auch eigent i imliche Zellherde im re t icu lo-endothe l ia len Sys t em im Vorde rg rund des In teresses s t e h e n , deuten .

Abb. 4. Lymphdriise yon Fall 2 von reichlichen groBen Fetttropfen (Vakuolen) durchsetzt, Riesenzellen.

Abb. 5. Ausschnitt aus Abb. 4 bei stiirkerer VergrOBerung (Vakuolen und Riesenzellen).

dann erseheint das Protoplasma mehr homogen. Bei der Mallory- f~irbung erscheinen die Zellen sattblau. Die Kerne sind blab mit feiner Netzstruktur, viele Zellen enthalten mehrere Kerne. An manchen Stellen ist es zu einer deutlichen Vermehrung des fibrill~ren Stfitzgewebes gekommen.

Knoehenmark zellreich. Es finden sich reichlich myeloische Ele- mente, Knochenmarksriesenzellen, Myelocyten und Leukocyten ver- schiedener Art, dagegen fehlen die seither beschriebenen retikul~iren Elemente, sie /ehle~ auch in allen i~brige n u~tersuchten Organen.

Leber zeigt Rundzellenherde an der Glissonschen Kapsel und deut- liehesVortreten der Kupfferschen Sternzellen, sonst nichts yon Belang.

Dickdarr~ an den 6demat6sen StMlen zellig infiltriert, und zwar finder sich eine vorwiegend lymphocytare Infiltration an Mucosa und Submucosa.

Abb. 6. Lymphdr(ise von Fall 2 mit Nestern und Zfigen groBer epitheloider Reti- culumzeHen (phosphatidhaltig, eisenfrei).

I ch m6 eh t e glauben, da~3 es sich auch bei den hier beob- a ch t e t en Zel lherden u m den Ausdrpck einer Stoffwechsel- s t6 rung hande l t . V~Tie e ingangs schon erw/~hnt, kSnnen wi t Vergr6Berungen und W u c h e r u n g e n am re t icu lo-endothe l ia len Sys t em e inmal als Ausdruck einer E n t z i i n d u n g und e inmal als A u s d ru ck einer S tof fwechse l s t6 rung au f t r e t en sehen. ]3eide Vorg/inge s t ehen sich biologisch insofern nahe, als sie beide, wie das oft genug he rvo rgehoben worden ist, der Selbst- re in igung des Organismus dienen. Doch sind wi t e inmal ge- w o h n t und es ha t sich ~a auch als zweckm~Big herausgestel l t , die defens iv entzf indl ichen Vorg/~nge yon den regulator ischen, ausgle ichenden, zu Speicherungen f f ihrenden, auf Stoffwechsel- s t6 rungen b e r u h e n d e n zu t rennen . Was die ers te Gruppe an- langt , so kennen wir eine gauze Reihe yon Vorg~ingen, die, wie Tuberkulose, L u e s , L y m p h o g r a n u l o m a t o s e , Typhus usw. zum Auf t r e t en lokaler charak te r i s t i scher Zel l reakt ionen f / i h - ren. Es s ind in j f ingster Zeit eine gauze Anzahl yon Be- funden (GOLDSCHMIDT und ISAAC, PENTMANN, SCHULTZ, WERMBTER und PUHL, W-OHLW'ILL und SACHS, LETTERER, AKIBA USW.) mitgeteilt worden, die wohl auch im Prinzip dahin zu rechnen Mud, wenn auch die Fiille mit Ausnahme des yon AKIBA iitiologisch dunkel bliebell. ZumTeil standen sie, wie der Fall von GOLDSCHMIDT uud ISAAC, der yon SC~IULTZ der eine yon WOHL\VILL, der Lymphogranulomatose nahe, zum Teil wurden sie, wie bei LET'rERER U.a. als System- erkrankung aufgefaBt und als ,,Retikulosen" bei den Leuk- /imien unterzubringen gesucht, abet doch mit ]3ezugnahme auf die akuten Leuk~imien, deren infekti6se Natur sich immer wieder aufdriingt und die yon STERNBERG ja mit Nachdruck yon den wahren LeuMimien geschieden werden*. Ich will mieh auf diese Streitfragen hier nicht einlassen, sondern nur betonen, dab unser Fall offenbar nicht zu dieser Gruppe zu rechnen ist. Von Granulolnen oder den Granulomen nahe- stehenden Wucherungen, die mit Nekrosen und gr6beren Organzerst6rungen, wie sie dort gelegentlich am Knochen- system z. ]3. geschildert worden sind, ist hier keine Rede.

* Eille Sonderstellung nimmt vielleicht der jfingst yon TSCHISTOWITCH und BYKOWA mitgeteilte Fall ein, der yon den Autoren als die ,,erste'Beobachtung einer reinen, systematischen, aleuk~imischen Retikulose" aufgefaBt wird. Leichtes Fieber, da~ an i_nfekti6se Ursachen denken lieB. bestand freilich auch hier.

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~6. SEPTEMBER 1928 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 7. J A H R G A N G , N r . 3 8 1791

Es h a n d e l t s i c h h ie r u m S p e i c h e r u n g s v o r g ~ n g e , die au f S t 6 r u n g e n im Lipoids tof fwechse l h inwe i sen u n d die im P r in - zip in die zweite G r u p p e geh6ren, in die G r u p p e also, in de r a u c h die Gauchersche , die N i e m a n n - P i c k s c h e K r a n k h e i t , die L ipo idze l lenhyperp las ie , in der ein B e f u n d yon AKIBA -- be i d e m es bei e inem K i n d zur Spe i che rung e iner e iweiBar t igen S u b s t a n z in den R e t i c u l o e n d o t h e l i e n g e k o m m e n war -- in t ier schlieBlich a u c h der h ie r an e r s t e r Stelle mi tge t e i l t e Fa l l u n d s icher noch a n d e r e mehr , u n t e r g e b r a c h t werden mfissen.

Das G e m e i n s a m e all d ieser u n t e r s ich j a wieder d u r c h a u s zu t r e n n e n d e n T y p e n b e s t e h t dar in , d a b es a n den Ret icu lo- e n d o t h e l i e n zu Spe i che rungen eben de r S u b s t a n z e n k o m m t , <lie a b n o r m e n S to f fwechse lvorg~ngen im K 6 r p e r ihre E n t - s t e h u n g v e r d a n k e n u n d die n u n im r e t i cu lo -endo the l i a l en S y s t e m a b g e b a u t oder i rgendwie ffir den K 6 r p e r unsch~idlich g e m a c h t w e r d e n sollen. B e m e r k e n s w e r t s ind dabe i die Be- z i ehungen , die zwischen dieser A r t yon S to f fwechse l s t6 rungen u n d der A n a m i e zu b e s t e h e n sche inen (s. oben). Bei d e m ] e t z t e n Fa l l m 6 c h t e ich noch e i n m a l au f die K n o c h e n - m a r k s v e r X n d e r u n g e n h inweisen , die den m o r p h o l o g i s c h e n A u s d r u c k der k l in i sch j a auch h ie r s t a r k h e r v o r t r e t e n d e n An~tmie' dars te l len . Die f ibr igen B e f u n d e des Fal l s s che inen m i r ffir sein Verst~indnis weniger wicht ig . Die Herz feh le r - zel len s ind d u r c h die ch ron i sche P e r i k a r d i t i s erkl~irt; ob d ie en tz f ind l i chen V e r ~ n d e r u n g e n im D a r m in i rgendwe lche r B e z i e h u n g Zu den B e f u n d e n im r e t i cu lo -endo the l i a l en S y s t e m s t ehen , m 6 c h t e ich e ins twei len u n e n t s c h i e d e n lassen.

W e n n wir n u n also den B e f u n d als S to f fwechse l s t6 rung deu t en , so f r ag t es sich wei te rh in , ob wir e twas fiber die Ur - s ache dieser S t 6 r u n g aussagen k6nnen . Hie r s ind wir n u n v ie l l e ich t in e iner e twas glf ickl icheren Lage als in d e m e r s t en Fall . Es w~re ja n i c h t unm6gl ich , dab die Ni t rog lyce r in - b laus~iurevergi f tung, yon der in der K r a n k e n g e s c h i c h t e die Rede ist, e twas m i t den h i s to log i schen Ver~inderungen zu t u n h a t . Die Blaus~ture is t ja als S tof fwechse lg i f t b e k a n n t , sie h e m m t , w e n n sie n i c h t d u r c h L ~ h m u n g des A t e m z e n t r u m s z u m Tode ffihrt , die Oxyda t ion , doch wage ich bei d e m zu- n l i chs t ve re inze l t d a s t e h e n d e n Fa l l u n d b e i m F e h l e n phys io- log i sch-chemischer U n t e r s u c h u n g e n zu Lebze i t en des Pa - t i e n t e n kein endgfi l t iges Urte i l , zumal ja n e b e n der Blaus~ture n o c h das Ni t rog lyce r in als sch~idliches Agens angeschu ld ig t war ; v ie l le ich t b r i n g e n uns h ier T i e r ve r s uche welter , die in d ie Wege gele i te t w e r d e n sollen.

Won e iner endgf i l t igen Kl~irung de r be iden m i t g e t e i l t e n B e f u n d e k a n n also le ider noch n i c h t die Rede sein. Es b e d a r f d a z u we i t e re r ] 3eobach tungen u n d de r e i n g e h e n d e n M i t a r b e i t des phys io log i schen Chemikers .

H e u t e k 6 n n e n die b e i d e n F~lle n u r als wei tere Beispiele daff i r d ienen, wie wich t ig die Rolle der r e t i cu lo -endo the l i a l en E l e m e n t e im i n n e r e n S tof fwechse lge t r i ebe des O r g a n i s m u s i s t a n d in wie m a n n i g f a c h e r Weise diese S to f fwechse l s t6 rungen a n Ver~inderungen de r r e t i cu lo -endo the l i a l en Gebi lde a u c h m o r p h o l o g i s c h e n A u s d r u c k l inden .

L i t e r a t u r : AKIBA, Virchows Arch. 255, H. 3; 26o, H. I. -- ASKANAZY und SeHwEIZER, Schweiz. reed. Wschr. 1927, Nr 33. -- FAKIR, Virchows Arch. 246 ; 247 , H. I. ~ FAHR und STAMM, Mschr." I(inderheilk. 26; I(lin. Wschr. 1924, Nr 27. -- GOLDSCHMIDT und ISAAC, Dtsch. Arch. f. klin. Med. 138. -- LETTER~R, Frankf. Z. Path , 30. -- LUBARSCH, Pathologische Anatomie der Milz iln Handbuch yon HI~NK]~ und LUBARSCH. -- PI~NTMANN, Frankf. Z. Path. I8. -- PICK, l~lber den Morbus Gaucher usw. Berlin-Wien: Urban und Schwarzenberg 1925; ~ b e r die lipoidzellige Splenohepatomegalie, Typus Niemann-Pick als Stoffwechselerkrankung. Berlin: L. Schu- macher 1927; Virchows Arch. 254, H. 3. -- SACHS und ~ / V O H L W I L L ,

Virchows Arch. ~64, H. 3. -- SCHOLZr, WERMBTER und PUHL, Virchows Arch. 252, H. 2; 3. -- STERNBERG, Blutkrankhei ten im Handbuch -con HENKE und LUBARSCH. - - TSCHISTOWlTSCH und BYKOWA, Virchows Arch. 267, H. I.

ZUR PHARMAKOLOGIE DER DIURESE. Von

Dr. H. GREMELS. Aus dem Pharmakologischen Institut (Direktor: Prof. Dr. BORNSTEIN).

De r W i r k u n g s m e c h a n i s m u s d iu re t i s ch w i r k e n d e r Sub- . s t a n z e n is t s chon v ie l fach de r G e g e n s t a n d k l in i scher u n d

p h a r m a k o l o g i s c h e r U n t e r s u c h u n g e n gewesen. N o c h i m m e r b e s t e h t ke ine E i n h e i t l i c h k e i t in de r Auffa.ssung dieses Vor- ganges, sowohl was die Rol le de r Niere se lbs t angeh t , als a u c h h in s i ch t l i ch de r A u s t a u s c h v o r g l t n g e zwischen B l u t u n d Gewebe. Gerade die Di skuss ionen des le tz t jAhr igen P h a r m a - ko logenkongresses h a b e n gezeigt , wie ungekl~irt der A n t e i l des Z e n t r a l n e r v e n s y s t e m s , de r Gewebe des K6rpe r s u n d de r Niere se lbs t a n de r W i r k u n g de r D iu re t i ca u n d de r An t i - d iu re t i ca ist. Der G r u n d hierff i r i s t wohl in de r K o m p l e x i t i i t de r b e o b a c h t e t e n Vorg~inge zu suchen . D e s h a l b e rsch ien es wf inschenswer t , die W i r k u n g e in iger D iu re t i c a u n t e r dell ve r - e i n f a c h t e n B e d i n g u n g e n de r f ibe r lebenden , kf ins t l ich m i t B l u t d u r c h s t r 6 m t e n Niere zu u n t e r s u c h e n . Dieser U n t e r - s u c h u n g h a b e n sich frf iher t e c h n i s c h e Schwie r igke i t en en t - gegengeste l l t , die e r s t n e u e r d i n g s yon STARLING f ibe rwunden wurden . STARLING u n d ~VERNEY [Proc. roy. Soc. 97, 321 (1925) ] h a t t e n dabe i a n d e m yon i h n e n b e s c h r i e b e n e n Herz - Lungen-Nie renp r~ ipa ra t (H.L.N.-Pr~tpara t ) die d iu re t i s che W i r k u n g yon H a r n s t o f f u n d N a t r i u m s u l f a t b e o b a c h t e n k6nnen . Ff i r die Harns~iure k o n n t e ein gleiches gezeigt werden [GREMELS u n d BODO, Proc. roy. Soc. loo, 336 (1926)]. Dies wies d a r a u f hin, d a b es sehr wohl m6gl i ch war, dieses

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H 1 �84 11 20 30 ~0 50 Minuten

Kurve X. Coffeinversuch.

P r A p a r a t zur Ana lyse des W i r k u n g s m e c h a n i s m u s voi1 Di- ure t ic i s a n de r Niere se lbs t zu b e n u t z e n .

N~heres fiber die Technik der Untersuchung findet sich in der Arbeit yon STARLING und VERNEY (a. O.), ebenfalls ist auch yon uns ein Teil unserer Beobachtungen ausfflhrlich schon mitgeteil t worden [GREMELS, Arch. f. exper. Path . x3o, 61 (1928)]. Der Vorteil dieses Pr~parates liegt einerseits darin, dal3 man .fort- dauernd die Durchblu tang der Niere beobachten und n6tigenfalls beeinflussen kann, und dab man andererseits den Blutchemismus in gewissen Grenzen kons tan t ha l ten kann, so wie es bei unseren Untersuchungen der Fall war. Die Nachteile sind die Benutzung defibrinierten Blutes, das Fehlen der Hormone 'und die Funktions- herabsetzung der Niere im Verlauf des Versuches, denn man mul3 sich dartiber klar sein, dab jedes tiberlebende Organ auch ein gleich- zeitig absterbendes ist. Beriicksichtigt man diese Umst~nde in gentigendem MaBe, so lassen sich derartige Untersuchungen wohl verwerten.

C o / / e i n , T h e o b r o m i n u n d T h e o c i n , als solche oder in F o r m ih re r Doppelsa lze e inem H . L . N . - P r ~ p a r a t zugesetz t , r u f en eine ausgesp rochene Diurese he rvo r . Der C h a r a k t e r dieser Diurese geh t aus de r ob igen K u r v e ( K u r v e i) he rvo r , in der als Beispiel die Cof fe inwi rkung gegeben w o r d e n ist . Es k o m m t u n t e r de r E i n w i r k u n g dieses D i u r e t i c u m s zu e iner V e r m e h r u n g de r W a s s e r - K o c h s a l z - u n d S t i cks to f faussche i - d u n g u n d e inem p r o z e n t u a l e n A n s t i e g des Kochsa lzgeha l t e s , g le ichzei t ig sehen wir eine D u r c h b l u t u n g s s t e i g e r u n g e in t r e t en , die als ein E f fek t e iner Gef i ige rwe i t e rung bei g l e i chb l e ibendem ]31utdruck angesehen werden mul3. Diese lbe B e o b a c h t u n g k o n n t e a u c h ffir das Theoc in u n d das T h e o b r o m i n g e m a c h t werden . W i c h t i g ffir das V e r s t ~ n d n i s de r Zusammenh~inge s ind die Versuche, in d e n e n eine Gef~Berwei te rung n i c h t auf- t r i t t , wie dies de r Fa l l ist, w e n n die G e t , Be be re i t s v o r h e :