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VI. Aus dem pharmakologischen Institut zu Marburg. Zur Frage naeh der Bildung yon Zucker aus Fett. Von Dr. Otto T,oewi, Privatdocont und Assistont dos Institutos. M in k o w s k i l) fand bei fleischgeftltterten und hungernden Hun- den nach Exstirpation des Pankrcas, dass auf l g Stiekstoff im Harn~ die 6,2 g zersctztcm Eiweiss entsprechen, ca. 2,8 g Zucker ausge- sehieden werden. Sp~tter fand Lusk 2), dass mit Phlorhizin behandelte Hunde entsprechend 1 g N im Ham 3,75 g Zueker ausseheiden. Nun sind sowohl bei schwer diabetischen Menschen (Rumpf3), Rosen- q v i s t '), M o h r ~), L tit hje G), als auch bei phlorhizinvergifteten, fett- gefiitterten Hunden (Rumpf~) und seine Sehtller) s) noeh viel bShere Werthe fur das Verh~tltniss D:N im Ham gefunden worden. Des- halb nahm man an, dass in diesen F~tllen ausser Eiweiss auch Fett zur Zuekerbildung herangezogen werde. Bei dieser Sachlage scbeint es geboten, die Grundlagen der Bereehnung genau zu prtifen. Die Prtifung hat sich auf folgende Punkte zu erstrecken 1) ist der yon Lusk aufgestellte Factor constant, 2) ist die ErhShung des Factors unter allen Umst~tnden durch Zuekermehrbildung bedingt oder kommt sic aueh durch eine Retention yon Stiekstoff zustande d. h. ist die Stiekstoffausfuhr ein zuverliissiges iVlaass des Eiweissumsatzes. 1) Arch. f. exp. Pathol, u. Pharmak. Bd. 31. S, 85. 1893. 2) Americ. Journ. of Physiol. V. 1. 1898. 3) Berl. klin. Wochenschr. 1899. S. 185. 4) Ebendtt. 1899. S. 612. 5) Ebenda. 190t. •r. 36. 6) Zeitschr. f. klin. Mod. 1901. 7) Dtsch. reed. Wochensehr. 1900. 2qr. 40. 8) Hartogh und Schumm, Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmak. Bd. 45. S. 11. 1900.

Zur Frage nach der Bildung von Zucker aus Fett

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VI.

Aus dem pharmakologischen Institut zu Marburg.

Zur Frage naeh der Bi ldung yon Zucker aus Fett.

Von

Dr. Ot to T,oewi, Privatdocont und Assistont dos Institutos.

M in k o w s k i l) fand bei fleischgeftltterten und hungernden Hun- den nach Exstirpation des Pankrcas, dass auf l g Stiekstoff im Harn~ die 6,2 g zersctztcm Eiweiss entsprechen, ca. 2,8 g Zucker ausge- sehieden werden. Sp~tter fand L u s k 2), dass mit Phlorhizin behandelte Hunde entsprechend 1 g N im Ham 3,75 g Zueker ausseheiden. Nun sind sowohl bei schwer diabetischen Menschen (Rumpf3), R o s e n - q v i s t '), M o h r ~), L tit h j e G), als auch bei phlorhizinvergifteten, fett- gefiitterten Hunden (Rumpf~) und seine Sehtller) s) noeh viel bShere Werthe fur das Verh~tltniss D : N im Ham gefunden worden. Des- halb nahm man an, dass in diesen F~tllen ausser Eiweiss auch Fett zur Zuekerbildung herangezogen werde. Bei dieser Sachlage scbeint es geboten, die Grundlagen der Bereehnung genau zu prtifen. Die Prtifung hat sich auf folgende Punkte zu erstrecken

1) ist der yon L u s k aufgestellte Factor constant, 2) ist die ErhShung des Factors unter allen Umst~tnden durch

Zuekermehrbildung bedingt oder kommt sic aueh durch eine Retention yon Stiekstoff zustande d. h. ist die Stiekstoffausfuhr ein zuverliissiges iVlaass des Eiweissumsatzes.

1) Arch. f. exp. Pathol, u . Pharmak. Bd. 31. S, 85. 1893. 2) Americ. Journ. of Physiol. V. 1. 1898. 3) Berl. klin. Wochenschr. 1899. S. 185. 4) Ebendtt . 1899. S. 612. 5) Ebenda . 190t. •r. 36. 6) Zeitschr. f. klin. Mod. 1901. 7) Dtsch. reed. Wochensehr. 1900. 2qr. 40. 8) H a r t o g h und S c h u m m , Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmak. Bd. 45.

S. 11. 1900.

Zur Frage nach der Bildung yon Zucker aus Fett. 69

Was zunachst die Berechnung der absoluten Gr5sse des Factors D : N angeht, so daft man, wie schon Cromer1) hcrvorhob, nicht den ganzen Harnstickstoff in Rechnung ziehen, da dieser lediglich zu ca. 85--90 Proc. aus dem allcia ftlr die Bcrechnung der GrSsse des Eiweissumsatzes in Betracht kommenden Harnstoffstickstoff be- steht, wiihrend die Bcdeutung des Restes hiefilr noch unsieher ist. Bei BerUcksichtignng dieser Thatsache erhSht sich tier Factor nicht unbetr~tchtlich. Schen wir abcr einmal hiervon gan'z ab, so ist doch iestzustcllen, dass nach neueren Erfahrungen der yon L u s k aufge- stelltc Factor keineswegs'so constant ist, wie es Anfangs schicn.

Zunachst betriigt er beim Kaninchen unter denselben Verh~ilt- nissen wic beim Hund nur 2,82). Entwedcr ist also der Mechanismus des Phlorhizindiabctes beim Kaninchen ein andrer als beim Hund, :

TABELLE.

Autor Versuch Anzahl Tage N D D:N Gewieht Nahrung Methode

Lusk 3)

Ialsey 4)

,oewi ~)

1 (S. 395) 1 (S. 395) 2 (S. 397) 2 (S. 397) 3 (S. 399) 5 (S. 4O2) 5 (S. 402) 6 (S. 403) I (S. 105)

II (S. 106) III (S. 106) IV(S. 106) VI (S. 106)

VIU) (S. 106) IX s) (S. 108)

V (S. 107) I.

II.

III.

IV.

]2 (7.--8. Juni 1.9. Juni

3. (8-10 Miirz 5.(11-15.Miirz 4{18.20.22.24 2 (24. 25. II

I (26. II)

6 (2--7) 2 (3--4. 9 lO

3 (8--1o) 2 (2--3) 2 (3--4) 2 (2--3) 2 (2--5) 2 (2--3) 3 (2--4) 2 (3--4) 4 (4--7)

3 (2--4)

16,3 20,5 18,2 18,3 11,9 13,8 21,8

[1,7--18,6 11,1 6,5 8,3

12,7 7,4 7,5 6,5

13,7 24,5 31,7 19,l

12,6

6l 73,1 65,3 69,3[ 45,4 47,6 74,9

29,4-74~ 31,9 21,l 35,1 37,2 23,7 30,7 26,2 45,9 93 98

68,8 46,3

3,75 3,57 3,6 3,8 3,9 3,45 3,55

2,7-4,1 2~88 3,1 4,2 2,95 3,24 4,14 4,0 3,4 3,83 3,05

3,6

3,7

24,1 kg

21,4 18,7 25,8 12,8

36,7 10,0 4,8

14,0 10,0 5,5 ?

15

17 21,l

~ kg ders. d. schwer

I 17,15

Hunger 300 g F1. Hunger

300 g F1.

Hunger 5O0 g F1. Hunger

500 ~ ! F1.

Hunger

Allihn

Lehmann

Polar.

1) Zeitschr. f. Biol. Bd. 37. S, 59. 1899. 2) Ebenda. Bd. 36. S. 82. 1898. 3) Americ. journ, of physiology. Vol. I. S. 395. 1898. 4) Sitzgsber. d. Marb. Gese]lsch. z. Bef. d. Ges. Nat. 1899. Nr. 5. 5) Ds. Arch. Bd. 47; 1901. 6) Der Hund schied Eiweiss aus. 7) S. II. 8) s. Iv.

70 VI. LoEwi

oder die Zuekerbildung folgt ganz anderen Gesetzen; his diesc Frage cntschieden ist, ist es jedenfalls willktirlieh, gerade den grSsseren Factor einer Bereehnung zu Grunde zu legen. Aber aueh beim Hunde selbst unterliegt die GrSsse des Factors nieht gcringen Schwan- kungen, wie aus der Tabellc (S. 69) ersichtlich ist.

Eine Erklitrung ftlr die mitanter sogar bei demselbcn Thier zu versehiedenen Zeiten wechselnde GrSsse des Factors stcht aus und damit, wie mir scheint, auch die Berechtigung, einen beliebigen hcrauszugreifen und als Unterlage ftir weitere Schltlsse zu be- nutzen.

Gehen wir nun zur PrUflmg der zweiten oben pHicisirten Frage tiber! Bisher hat man stillschweigend angenommen, dass eine Er- hShung des Factors nur durch Zuckermehrbildung nicht aber dutch Stickstoffretention, die ja denselben Erfolg haben muss, bedingt sei. Man hat vorausgesetzt, dass die Stickstoffausscheidung unter allen Umst,~tndcn tier Eiweisszcrsetzung parallel 1/~uft. Andernfalls mtisste man annehmen, dass nur tier Theil des Eiweisses, der zu Kohlehydrat wird, zur Ausseheidung gelange, w/thrend tin andrer, stickstoff- haltiger, im KSrper zurUckbleibe. An diese MSgliehkeit bat man wohl gedacht, sic aber a priori zurttckgewiesen, da N nut in Form yon Eiweiss retinirt werden kSnne. Demgegentlber sei an die An- schauung P f l t i g e r s yon der Rolle des Eiweisses bei der Muskel- arbeit erinnert, wobei ein Antheil desselben der Zersetzung an- heimfalle, wiihrend ein stickstoffreieher zurtickbleibe; die An- nahme, dass Stiekstoff unter allen Umst~tnden nur in Form von Eiweiss zurtickgehalten wird, ist eben so wenig bewiesen wie alas Gegentheil.

Wir mtissen uns davon lossagen, aus der Stiekstoffausseheidung allein auf Ansatz bez. Zersetzung yon ,Eiweiss" schlechthin zu schliessen. Frtiher ging man hierin noah weiter und sah in dcr Stickstoffausscheidung einen Maassstab Ftir Zersetzung von ,Fleisch". Dass dies nicht angeht, haben Untcrsuchungen tiber den Stoffwechsel bei Gicht ergeben, wobei das KSrpergewicht mit der Stickstoffretention keineswegs ansteigt. Eine soeben erschienene Arbeit von V o g t 1) brachte denn aueh den Nachweis, dass die N-Retention bei der Gieht nieht yon ciner Phosphorretention beglcitet ist. Dass abet tier im Ham erscheinende Stickstoff aueh nieht immer far die Zer- setzung yon ,Eiweiss" charakteristisch ist, oder doeh dafiir, dass dies nun in allen seinen Theilen ftir den KSrper unbrauehbar ge-

1) Dtschs. Arch. f. klin. Med. 1901.

Zur Frage nach der Bildung yon Zucker aus Fett. 71

worden ist, zeigt evident eine wiehtige Untersuehung yon J a cq u e t und S v e ns o n ~) ~ die feststellten, dass naeh Thyreoidea-Ftltterung die Sehwefelsaureausfuhr der Stiekstoffausseheidung nicht pa- rallel verlttuft. Aueh das Absinken des respiratorischen Quotienten unter 017 im chronisehen Hunger beweist, dass e i n T b e i l des zer- setzten Eiweissmolektiles im Organismus zurtickbleibt. In demselben Sinne scheint mir der Befund verwerthbar~ wonach der respiratorisehe Quotient beim pankreaslosen Thief nieht absinkt, ~)

All diese Angaben beziehen sich auf das versehiedene Schieksul von Antheilen des Eiweissmolektiles unter mehr oder weniger patho- logisehen Verhifltnissen. Ob aueh in der Norm solche Retentionen vorkommen, ist ebenso sehwer zu beweisen wie zu widerlegen. Sie brauehen sich an der Stiekstoffbilanz nieht zu markiren, denn sie kSnnen einen stickstoffreichen Antheil des Eiweisses betreffen~ alas aus der Zersetzung yon KSrpersubstanz stammt. Da es in hohem Maasse unwahrscheinlich ist, dass dieses in loco gleich zu End- producten abgebaut wird, 3) mtissen wir annehmen, dass es sich etwa wie eireulirendes Eiweiss verhiilt. Mit der MSglichkeit, dass es als ganzes Molektil oder theilweise wieder an anderen Stellen Ver- wendung findet~ mtissen wir rechnen, seitdem Mi e s e h e r 4) die Stoff- wanderung beim Laehs als physiologisches Vorkommniss naohge- wiesen hat.

Daftlr dass auch bei l~Iensehen in tier ~.,~orm 5) Stiekstoffansatz trotz gleichbleibender Zufuhr erfolgen kann~ spricht folgende gelegentlieh yon mir gemaehte Beobachtung: Ieh brachte reich mit einer bestimmten Kost ins Stiekstoffgleichgewieht. Als ieh nun einen Theii des Kosteiweisses (Fleisch) dutch eine dessen Stiekstoffgehalt entspreehende Menge yon andrem Eiweiss (Casein) ersetzte~ hielt ieh am ersten Tag 2 g Stiekstoff zurliek~ am zweiten 1,5 g u. s. f. Erst am letzten Tag der ftinft~gigen Periode kam ich wieder ins ~-Gleichgewicht. Dasselbe wiederholte sieh~ als ich wieder zum Fleiseh zuriiekkehrte. Dass ein solehes Verhalten llbrigens nicht Regel ist~ beweist eine grosse Reihe von Untersuehungen mit gleieher oder tthnlicher Anordnung~ wobei diese Retention nieht beobaehtet wurde.

Die Kontrolle des ~-Stoffweehsels durch den der Salze wird wahrseheinlieh in dieser Frage noch manohe Aufkli~rung bringen.

1) Zeitsehr. f. kiln. Med. Bd. 41. Heft 5 u. 6. 1901. 2) Wein t raud u. Laves, Zeitsehr. f. phys. Chemie. Bd. 19. S. 269. 1894.

Vgl. auch Minkowski, Ergebnisse der Pathologie. I. S. 69. 1896. 3) S. a. Fr iedr ieh Miiller, Volkmann's Vortr~ge. Nr. 272. S. 17. 1900. 4) Arbeiten. Leipzig. 1897. 5) 8. a. Jacque t u. St~helin, Arch. f. exp. Path. u. Pharm. Bd. 46. 1901.

72 VI. LoEw~

Nun war mir in einem anderw~trts~)publicirten Versuch auf- gefallen, dass bei einem phlorhizinvergifteten Thier wiihrend langerer Zeit bei starken Schwankungen in der N-husfuhr die absolute GrSsse der Zuckerausfuhr sehr constant blieb, sodass sich der Gedanke, dass der N die Ursache der Sehwankungea des Verhaltnisses D : N sei, unwillkUrlieh aufdr~tngte. Diese Beobachtung veranlasste mich zur Aufnahme yon Versuehen tiber den Einfluss yon Fettftitterung auf die Zuekerausscheidung im Phlorhizindiabetes, da R u m p f (l. c.) and seine Sehiiler in Untersuchungen tiber den gleiehen Gegenstand ein enorm hohes VerhStltniss zwischen D : N gefunden hatten, woraus sic, wie bereits erwithnt, den Sehluss zogen, dass das Fett Material ftir die Zuckerbildung liefere. Es schien mir nun wtinsehenswerth, zu prlifen, ob nicht auch unter diesen Umstanden eine Stickstoff- retention vorliege, die das Ansteigen des Factors D : N erklare. Die citirte Untersuchung l~sst diese MSgliehkeit nieht entscheidea, da sic nicht dartiber belehrt, wieviel Zucker ohne Fettfiitterung zur Ausseheidung gelangt w~tre. Dazu kommt, dass die yon H a r t o g h und S e h u m m benutztea Riesenhunde trotz Phlorhizines eine so winzige Ausscheidung von ~ zeigen, dass diese eigentlich mehr der Erklarung bedarf als die des Zuckers. Betreffs dieser scheint es mir tibrigens sehr bedeutsam zu sein, dass sie trotz enormer Fettfiitterung annahernd gerade so gross ist, wie die bei den viel kleineren Hungerhunden L usks (s. vorige Tabelle).

Da, wie die beiden folgenden Schemata zeigen, eine ErhShung des Factors D : N auf doppelte Art zu Stande kommen kann, muss man, am entscheiden zu kSnnen, ob Ansteigeu der Zucker-oder Ab-

�9 Zucker x. 2,8

" Stickstoff f - - I 5

fall der Stiekstoffansseheidung die ErhShung des Factors bedingt, Verh~ltnisse setzen, unter denen man die GrSsse der absoluten

Ausscheidungen eiaigermaassen beherrschen kann. Aus diesem Grunde ordnete ich den Yersuch so an, dass ich ein phlorhizinbe- handeltes Thier erst bei constanter Fleischnahrung beliess, dann Fett zulegte. An dem Verhalten tier N-Ausfuhr nach Fettzulage war dana zu schen, ob Fett verbrannt oder umgesetzt wurde. Im Uebrigen war die Versuehsanordnung dieselbe wie die in den frtiherea Versuehen beschriebene.

5) Ds. Arch. Bd. 47. S. 62. 1901.

Zur Frage nach der Bildung yon Zucker aus Fett. 73

V e r s u c h 1. Jagdhund, 8,4 kg schwer. 3 real t~glicb Phlorhizin.

Tag 1900

10. X. 11. 12. 13 .~ 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25.

N.

21,84 16,85 15,88

2~/22 25,97 25,20 21,99 21,28 21,91 17,50 21,84

13,08 10,22 9,72 12,15

Zucker

Pol. Red.

65,5 68,3 42,1 43,9 51,3 53,1

64_o 56,9 59,8 52,3 53,7 39,8 43,4 48,4 49,9 48,8 52,7 42,1 45,4 64,4 66,8

34,8 36,3 34,3 37,0 34,1 37,0 37,2 39,2

D : N

3,0 2,5 ' 3,2

2,1 1,8 2,3 2,2 2,4 2,9

9.,6 3,4 3,5 3,0

Phlor- hizin

g Fut ter

250 F1. HUnger

250 FI.

Bemerkungen

-~- 30g Glucose -{- 125 g F o r t

~ 150 g l~ett 2 0 0 g ~ ' e t t 150 g ~ e t t

Der Einfluss der Fettzulage ist evident. Die Stiekstoffausfahr sinkt bei dem in starker Eiweisszersetzung begriffenen Thier fast auf die H~ilfte ab. Es wurde also naeh den giiltigen Anschauungen reiehlieh ,Eiweiss" gespart. Dass dem aber nieht so ist, seheint mir aus dem Verhalten der Zuckerausseheidung hervorzugehen. Sic sinkt unter dem Einfluss der Fettzulage zwar auch, aber in viel geringerm Maass als der N, sodass z. B. am letzten Tag bei 12,17 g N 37729 D ersehienen, w~hrend am Tag" 17. bei 21,99 g N 39,8 g D ersehienen~ also bei Absinken des N bis fast auf die Hitlfte ist an diesem Tag die Zuekerausseheidung" fast auf ihrer frtlheren HShe geblieben, sodass D : N yon 1,8 auf 3,0 stieg.

W$ire ,Eiweiss" gespart worden 7 daan hatte die Zuckeraus- seheidung in demselben VerhMtniss wie die des N abnehmen mtissen. Da dies aber nieht der Fail ist, so mtissen wir die MSglichkeit in Betraeht ziehen~ dass die sog. ,Eiweissersparniss" dutch Fett in der Hauptsache nur e inen B e s t a n d t h e i l des Eiweisses und zwar einen N-reiehen betrifft. In diesem Fall wiire also der ausgesehiedene N kein Indicator fur die GrSsse des Eiweissumsatzes und die ErhShung des Factors w~tre nieht dureh verminderte Zuckerbildung sondern dureh N-Retention zu Stande gekommen.

Man kSante nun einwenden, dass der tiber das frtihere Ver- h~ltniss hinaus ausgesehiedne Zueker nieht aus Eiweiss stammt, dessen einer Antheil zurtickblieb, sondern aus zersetztem Fett.

74 VI. LoEw~

Demgegeniiber muss es aber als merkwtirdig gerade soviel Zueker aus Fett stammen sollte, frUhere Zuckerstand annithernd erreicht wurde. geht dies aus den folgenden Versueheu hervor.

erscheinen, dass dass zufftllig der

Noch deutlieher

V e r s u c h 2.

Weibl icher Sch~ferhund. 3 mal titglich 1~5 g Phlorhizin, am 23. VI. 3~5 g.

bTahrung: 3 real t~iglich alle 8 Stunden 250 g Fleisch~ 10 g Fett. Wasser ad libitum.

Harn alle 8 Stunden mittelst Katheters entnommen.

Datum ~ . . . . . Wasser- Harn- ~ 2 ~ ~ L*ewlola~ "7~ N LUCKer J ~:,L'~ ~ . Bemerkungen 1901 ~ " aumaame menge

21. VI.

22. VI.

23. VI.

7,59 1) 6,86

6,86 1 6,44 2 5 , 5 4 3 6,84 i 7,06 2 6,69 3 8,18

30,42 26,9l 26,9l 26,52

23,42 24,18 24,18 24,96 28,86

4,0 3,9 3,9 4,1 4,4 3,5 3,4 3,8 3,6

21,6

21,5

22,0

50 210 210

75 450 150 225 210 275

360 330 330 350 300 + 4 O O g F e t t 320 300 315 425

V e r s u c h 3. Derselbe Hund wie oben. Dieselbe Versuchsanordnung.

g u c k e r ~ Datum "~ ~ ' ~ o Bemerkungen 19o1 "~ • D : N "~ ~ ~

Polar. Red.3} } ~ ~

23: V.

24. V.

25. V.

1 [ 9,91 9,74 9,18

i 8,68 " 9,60

8,20 4) 6,1

35,8 32,4 25,7 30,9 29,6 34,6 28,9 30,2 16,4 18,0 30,4 30,9

27,0 28,5

3,6 2,7 3,l 3,3 1,9 3,7

4,4

23,15 - - 50

200 23,10 17550

23,4 I 250 170

420 360 330 330 280 370 360

Phloretin

+ 3 7 0 g F o t t

In beiden Versuchen blieb trotz Sinkens der bl-Ausfuhr naeh Fettzulage die Zuckerausscheidung fast ebenso hoeh wie vorher, so- dass das Verhiiltniss D : ~ beide Male und entsprechend wie im Versuch 1 den hSehsten Werth der ganzen Reihe erreichte. Wir

1) 2. u. 3. Periode gemeinsam analysirt. 2) Polarisation. 3) Allihn. 4) Der Versuch musste aus ~tusseren Gri]nden abgebrochen werden.

Zur Frage nach der Bildung yon Zucker aus Fett 75

kSnnen deshalb ohne KUnstelei nieht annehmen, dass aus Fett Zueker gebildet wurde. Ganz einwandfi'ei scheint mir dies aber der folgende Versueh darzuthun. Dabei liess ich einen Hund l~tngere Zeit hungern und leg.te dann el'st Fett zu. Dies bewirkt~ wie be- kannt, in diesem Fall keine ~N-Ersparniss, wird abet sieher yon dem hungernden 0rganismus zersetzt. Entsteht nun bei der Fettzer- setzung Zucker, so muss sich dies an der Ausseheidung deutlieh zeigen.

V e r s u c h 4. Derselbe Hund. Dieselbe Versuehsanordnung. H u n g e r .

Datum Z. D : N Gewicht Bemerkungen

5. VI.

6. VI.

7. VI.

8. VI.

9. VI.

10. VI.

P. N

1 3,36} 2 4,20}11,59 3 4,03] 1 3,~'5] 2 3,36}10,47 3 3,36] 1 4,06 / 2 3,72~11,35 3 3,53] l 3,49 / 2 3,14~9,66 3 3,04} 1 2,55| 2 2,77}8,30

2,98| 3,15/ 3,29}9,66

3 3,22]

17,55~ 22,23158,1 l 18,33~

5,2 5,3 4,6

23,45

22,95

22,65

22,25

22,0

21,55

3 X 1,5 Phlorh.

1Nach Fettzulage ist die Zuckerausseheidung eher etwas gefallen als gestiegen. 1) Dieser Versuch seheint mir kaum anders zu deuten, als dass aus Fett kein Zncker gebildet wird.

1) Dass hier im Gegensatz zu den beiden friiheren Versuchen das zugelegte Fett total zersetzt wurde, erglebt sich iibrigens aueh bei einem Vergleich der Gewichts- bestimmungen, die bei dem den ganzen Tag regungslos sitzenden und gleiehmi~ssig Wasser aufnehmenden Thief mit l~echt zu Sehltissen herangezogen werden dt~rfen.

V e r s u e h 2. V e r s u c h 3. V e r s u c h 4. 2l. YI. 21,6 250 g Fleisch 19. V. 24,3 250 g Fleisch 3. YI. 24,2 Hunger

-{- 10 g Fett -~- 10 g Fe t t 22. 21,5 ~ 20. 2470 ~ 4. 23,8 23. 22,0 400 g Fett 21. 23,6 ~ 5. 23,45

22. 23,2 ~ 6. 22,95 23. 23,15 ~ 7. 22,65 24. 23,1 ~ $. 22,25 - 25. 23,4 370 g Fett 9. 22,0 25Og Fett

10. 21,55 Hunger In Versuch 2 und 3 erfahr das geni~hrte Thier nach Fettzulage Gewichts-

zunahme uud zwar die eiuzige in der Reihe, in Versuch 4 nahm es trotz Fet t welter ab.

17,55| 14,04}45,63 14,04] 16,77| 15,99}47,97 15,21] 14,43 /

13,26}40,95 13,26] 10,53] 11,16~32,61 10,92) 10,92 ] 10,53~32,37 10,92|

4,6 4,1 .4~1 4,2 4,2 4,3 4,1 4,2 4,2 4,l 4,0 3,9 3,4 3,2 3,3

250 g l~ett

3 X 2,5 Phlorh.

76 u Lo~wi, Zur Frage nach der Bildung yon Zucker aus Fett.

Sind die m i t g e t h e i l t e n Y e r s u e h e auch noch z u w e n i g z a h l r e i e h und die A u s s o h l ~ g e in V e r s u c h 3 und 4 zu ge r ing , als dass wir b e r e i t s SehlUsse yon a b s o l n t e r G i l t i gke i t z i e h e n dt i r f ten , so ze igen sie doch~ dass wir m i n d e s t e n s mit d e r M S g l i e h k e i t zu reehnen h a b e n , dass die v e r s e h i e d e n e n B e s t a n d t h e i l e des E i w e i s s e s bei dessert Z e r s e t z u n g v e r s e h i e d e n e W a g e e i n s e h l a g e n k S n n e n , ins- b e s o n d e r e , dass ein N - h a l t i g e r A n t h e i l r e t i n i r t w e r d e a kann , w,~threud ein a n d r e r , n~tmlieh der k o h l e h y d r a t - h a l t i g e ode r in K o h l e h y d r a t t i b e r g e h e n d e a n d e r s a r t i g e V e r w e n d u n g findet~ sei es nun, dass er wie h ie r ausge- soh i eden , oder~ wie P f l l i g e r wil l , v e r b r a n n t wird.

Uebe r den Modus der s o g e n a n n t e n , E i w e i s s e r - sparn i ss" l e r n e n wir da r a us : dass das F e t t ers t w i r k t , wenn das E i w e i s s b e r e i t s g e s p a l t e n ist, sonst k S n n t e u w i r n ioh t e i n e n T h e i l davon , ni imlieh d a s K o h l e h y d r a t ~ im Haru f inden.

F t i r unsre b e s o n d r e F r a g e s t e l l u n g ist geze ig t , dass die S t i c k s t o f f a u s f u h r n ieh t u n t e r a l l an Umst i inden dem S t i e k s t o f f u m s a t z p a r a l l e l geht , wi r also nioht be. r e e h t i g t sind, l e d i g l i e h aus e i n e r E r h S h u n g d e s F a c t o r s D:51 a u f e ine N[ehrb i ldung yon Z u c k e r zu sehl iessen . Vie lmehr mtlssen wi r an die MSg l i ehke i t e iner S t iek- s t o f f r e t e n t i o n de nke n . Aueh sonst haben s ieh k e i n e r l e i A n h a l t s p u n k t e fiir die A n n a h m e e ine r B i l dung yon Z u c k e r aus F e t t e r g e b e n .