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Archiv f. Dermatologie u. Syphilis, Bd. 194, S. 405--~13 (1952). Aus der Universit/its-tt~utklinik Tiibingen (Direktor: Prof. Dr. H. A. GOTTRON). Zur Kenntnis der Aminos~iurenabseheidung der tIautoberfl~che. Von G. W. KORTIN~ und D. I~ITZ-LITZOW. (Eingegangen am 5. M~irz 1952.) Wie aus dem Handbuchbeitrag yon I~OT~MA~ und Sc~ zu ersehen ist, sind wir fiber die qualitative Bausteinzusammensetzung der epider- midalen Keratineiweil~e durch deren totalhydroly~ische Aufbereitung schon seit l~ngerem gut unterrichtet. Demgegenfiber fehlen ~hnliche An- gaben fiber die diesbezfigliehen Verh~ltnisse an der Hautoberfl~che fast vollst~ndig, obwohl gerade der Frage des Aminos~urenbelags bzw. der Aminos~urenabscheidung der Oberhaut in mancherlei Hinsicht, so z. B. ffir den Vorgang der Alkalineutralisation, beacht]iche Bedeutung zu- kommen dfirfte. Lediglieh ROT]~MAZq und S~LLrVA~ berichteten 1949 fiber die Feststellung yon 11 bzw. 16 verschiedenen Aminos/~uren auf der Epi- dermis yon 6 Hautgesunden. Ihr technisehes Vorgehen bestand in der Abreibung (wiping) grSBerer Oberhautbezirke mit feuehten Watte- b/~uschen, deren ansehlieBend ausgedrfickter Wassergehalt papierchro- raatographisch auf Aminos/~uren untersucht wurde. Die Aufgabe der im Folgenden zu schildernden Untersuchungen war es, an Hand eines gemischten Hautkrankengutes fiber das eventuell qualitativ differente Vorkommen von Aminos/~uren in den obersten Sehichten der/iuBeren Decke AufschluB zu gewinnen. Die K1/irung einer solchen Frage ist an der nieht isolierten Epidermis am besten dureh die Bestimmung der Aminos/~urenabseheidung im Sehweil] sowie auf Grund der Diffusion oder Dialyse solcher Substanzen aus den distalen Oberhaut- abschnitten in eine angrenzende Flfissigkeitsphase mSglieh (Badeversueh). l~Iethodik. a) Ausgangsmat¢rial: Hand und Unterarm einer nfiehternen Versuehs- person, die 24 Std vorher ein l%einigungsbad genommen hat, werden mit Leitungswasser zur Beseitigung alter SchweiBreste grfindlich abgespfilt und anschlieBend ffir 2 Std in 2 Liter kSrperwarmes destilliertes Wasser, welches sich in einer sehmalen gt~sernen Armbadewanne befindet, einge- taucht. Durch Verdampfen des Badewassers in offenen Siedeschalen his auf ein Volumen you 5 em 3 kSnnen die zu untersuchenden Substanzen angereichert werden. AnsehlieBend werden 0,01 em 3 aus dem fiberstehen- den Teil des Einengungsrfiekstandes papierchromatographisch bezfiglieh

Zur Kenntnis der Aminosäurenabscheidung der Hautoberfläche

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Page 1: Zur Kenntnis der Aminosäurenabscheidung der Hautoberfläche

Archiv f. Dermatologie u. Syphilis, Bd. 194, S. 405--~13 (1952).

Aus der Universit/its-tt~utklinik Tiibingen (Direktor: Prof. Dr. H. A. GOTTRON).

Zur Kenntnis der Aminos~iurenabseheidung der tIautoberfl~che.

Von G. W. KORTIN~ und D. I~ITZ-LITZOW.

(Eingegangen am 5. M~irz 1952.)

Wie aus dem Handbuchbeitrag yon I~OT~MA~ und S c ~ zu ersehen ist, sind wir fiber die qualitative Bausteinzusammensetzung der epider- midalen Keratineiweil~e durch deren totalhydroly~ische Aufbereitung schon seit l~ngerem gut unterrichtet. Demgegenfiber fehlen ~hnliche An- gaben fiber die diesbezfigliehen Verh~ltnisse an der Hautoberfl~che fast vollst~ndig, obwohl gerade der Frage des Aminos~urenbelags bzw. der Aminos~urenabscheidung der Oberhaut in mancherlei Hinsicht, so z. B. ffir den Vorgang der Alkalineutralisation, beacht]iche Bedeutung zu- kommen dfirfte. Lediglieh ROT]~MAZq und S~LLrVA~ berichteten 1949 fiber die Feststellung yon 11 bzw. 16 verschiedenen Aminos/~uren au f der Epi- dermis yon 6 Hautgesunden. Ihr technisehes Vorgehen bestand in der Abreibung (wiping) grSBerer Oberhautbezirke mit feuehten Watte- b/~uschen, deren ansehlieBend ausgedrfickter Wassergehalt papierchro- raatographisch auf Aminos/~uren untersucht wurde.

Die Aufgabe der im Folgenden zu schildernden Untersuchungen war es, an Hand eines gemischten Hautkrankengutes fiber das eventuell qualitativ differente Vorkommen von Aminos/~uren in den obersten Sehichten der/iuBeren Decke AufschluB zu gewinnen. Die K1/irung einer solchen Frage ist an der nieht isolierten Epidermis am besten dureh die Bestimmung der Aminos/~urenabseheidung im Sehweil] sowie auf Grund der Diffusion oder Dialyse solcher Substanzen aus den distalen Oberhaut- abschnitten in eine angrenzende Flfissigkeitsphase mSglieh (Badeversueh).

l~Iethodik.

a) Ausgangsmat¢rial: Hand und Unterarm einer nfiehternen Versuehs- person, die 24 Std vorher ein l%einigungsbad genommen hat, werden mit Leitungswasser zur Beseitigung alter SchweiBreste grfindlich abgespfilt und anschlieBend ffir 2 Std in 2 Liter kSrperwarmes destilliertes Wasser, welches sich in einer sehmalen gt~sernen Armbadewanne befindet, einge- taucht. Durch Verdampfen des Badewassers in offenen Siedeschalen his auf ein Volumen you 5 em 3 kSnnen die zu untersuchenden Substanzen angereichert werden. AnsehlieBend werden 0,01 em 3 aus dem fiberstehen- den Teil des Einengungsrfiekstandes papierchromatographisch bezfiglieh

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406 G.W. KOl~TI~G und D. NITz-LITzow:

der darin enthal tenden Aminos/~uren analysiert. - - Die gewonnenen w/~13- rigen Hautdialysate sind, wie schon YAMASAKI feststellte, gering alkalisch. Eine zus~tzliche Alkalisierung erweist sich fiir die in solchen Ext rak ten deutlich positive Ninhydrin-Reaktion als stSrend bei der Papierchromato- graphie und wurde deshalb aufgegeben. Da aber die positive Ninhydrin- Probe aueh N H 3 anzeigt und andererseits der ninhydrin-positive Schwei~ (E. A ~ D ~ A L D ~ X und H. Sc~mDT) nach B. 0TTE~CS~rI~ einen NIt3-Ge- halt yon 5,1 mg °/~aufweist,/o ist der ttinweis yon Wichtigkeit, dab die Prfifung der Ext rak te mit NESSL~Rs Reagenz negativ ausfi~llL was schon angesiehts der Fliiehtigkeit yon NH3 (vorangehendes Eindampfen!) zu erwarten ist. Die Reakt ion nach PAVL¥ wie naeh ADAMKI~WlCZ sind h/~ufig positiv.

b) Papierchromatographie: Hinsichtlich des Wesens der papierchro- matographischen Technik im allgemeinen sei besonders auf die zu- sammenfassenden Darstellungen yon t t ~ n L ~ A ~ und CRA~r~ hinge- wiesen. Die bei den vorliegenden Untersuchungen angewandte Arbeits- methodik war im einzelnen dieselbe wie bei einer vorangegangenen Mit- teilung iiber die durch Salvarsan bedingte Aminos/iurenausscheidung im H a r n (KoRTI~G und NITz-LITZOW).

Die angewandte Papiersorte war W~ATMAN Nr. 1. Als LSsungsmittel dienten: Butanol, Collidin und Phenol. Entwickelt wurde mit 0,1 ~o iger Ninhydrin-LSsung in Butanol. D:e Auswertung der Papierchromato- gramme erfolgte an Hand der gefundenen RvWerte . Diese stellen ffir eine chemische Verbindung eine weitgehend charakteristische Aussage dar und ermitteln sich als Quotient aus tier Entfernung des Stoffes yore Star tpunkt

Tabelle 1. R~-Werte der ge[undenen Aminosguren.

Lysin . . . . . . . . . . . . Asparagins~ure . . . . . . . . Glutamins£ure . . . . . . . . Histidin . . . . . . . . . . . Glykokoll . . . . . . . . . . Ornithin . . . . . . . . . . . . Arginin . . . . . . . . . . . Serin . . . . . . . . . . . . Oxyprolin . . . . . . . . . . Threonin . . . . . . . . . . . Alanin . . . . . . . . . . . . Prolin . . . . . . . . . . . . . Tyrosin . . . . . . . . . . . Tryptophan . . . . . . . . . Valin . . . . . . . . . . . . Leucin . . . . . . . . . . . .

Butanol

0,01 0,01 0,02 0,02 0,03 0,03 0,04 0,04 0,05 0,05 0,06 0,08 0,14 0,20 0,21 0,35

Collidin Phenol

0,11 0,41 0,23 0,22 0,27 0,23 0,30 0,62 0,26 0,36 0,13 0,32 0,17 0,54 0,30 0,30 0,34 0,66 0,32 0,43 0,32 0,55 0,34 0,88 0,59 0,55 0~57 0,7] 0,43 0,72 0,55 0,80

Page 3: Zur Kenntnis der Aminosäurenabscheidung der Hautoberfläche

Zur Kenntnis der AminosSurenabscheidung der HautoberflSche. 407

geteilt durch die Entfernung der LSsungsmittelfront vom Startpm~kt. Die ermittel~en Rf-Werte sind auf der Tab. 1 aufgefiihrt. Die Farbintensiti~t und GrSBe der Farbfleeken auf den Papierstreifen ist in Tab. 2 mit 1 bis 4 Kreuzen angegeben, wobei aber hervorgehoben sei, dab diese Kenn- zeiehnung lfieht als direkt proportional dem quantitativen Auftreten im Chromatogramm angesehen weiden darf, d~ das Ninhydrin mengen- maBig mit den Aminosi~uren nur bis zu einem bestimmten Grade reagiert.

Ergebnisse und Besprechung.

Bei einer Betraehtung der in Tab. 2 zusammengestellten Ergebnisse ist zuni~ehst festzuhalten, dag ffir den Ausfall derartiger Untersuchungcn das gew~hlte DiMysierungsmittel sieherlich eine bedeutsame Rolle spielt. W~hrend z. B. die Quel]ung der Keratine im Wasser eine geringe ist, l~Bt sich andererseits erwarten, dab bei der Wahl einer ionenreichen Augen- phase die Aminos~urenabgabe starker wird, wie dies bereits WO~LICH ausgefiihrt hat. An sich ist nun die bier mehr spekulafiv beriihrte Tatsache des verschieden starken Verlustes der Haut an Einzelbausteinen in Ab- h~ngigkeit yon dem jeweiligen L5sungsmittel (und auch dessen Tempt- ratur) t in yon der Klinik der Hautwasehsch£den her vertrauter Ge- dankengang.

Gewig ist aber bei der Wi~scherinnenhau~ oder dem Eczema lotricum (Einzel- heit~en bei GLAS]~n) neben der t{erausl6sung yon Aminos£uren auch die EinbuBe an wei%eren Substanzen, so z. B. ~n quellbaren Nucopo]ysacch~riden, worauf kiirzlich Wo~LlC~ hinwies, pathogenetisch "con Belong.

]~elativ unbewiesen war aber die bei unseren Untersuchungen erkenn- bare Untersehied]ichkeit der gesunden zur krankhaft ver~nderten Haut hinsichtlich des Verlustes an Aminos~uren bei Einwirkung des gleichen Dialysierungsmittels (Wasser), wie es in diesem Zusammenhang in Tab. 2 besonders die Befunde bei I-Iandekzemen, sehuppenden I)ermatosen, hyperhidrotisehen Vagotonikern (Alopeeia areata, Lupus vulgaris usw.) im Vergleich zu der Gruppe yon Hautkranken ohne Hand-Arm-Befall darlegen. Nicht ohne weiteres liigt sieh aber aus diesen Ergebnissen fol- gern, dab die Oberhaut bei gewissen Dermatosen oder hyperfunktionellen Zusti~nden (wie Hyperhidrosis) eine tats~iehlieh differente Aminosiiuren- zusammensetzung aufweist. Als Beweis kann dafiir aueh nieht gelten, dab die angestellten Extraktionsversuehe im Abstand yon 24 Std bei der- selben Versuehsperson praktiseh gleich ausfMlen. Jedoeh ist mit Hilfe der Totalhydrolyse erkennbar, dab sieh bestimmte t~eratinarten in ihrer Bau- steinzusammensetzung merklieh unterscheiden. So hat BUCJZTAL~ bereits 1913 auf den weehselnden Cystingehalt des Eukeratins hingewiesen. Des weiteren hat BLOCK 1939 die qualitativen Sehwankungen des individu- ellen Keratinaufbaus vornehmlieh mit dem weehselnden Gehalt an night- basisehen Aminosiiuren in Verbindung gebracht. Neuerdings haben dann

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408 G .W. KORTING und D. NITZ-LITZOW:

Tabelle 2. Aminosdiurenabscheidung der Hautoberfidiche bei verschiedenen Dermatosen.

I Ge- ]Yr. sehlecht Alter Diagnose Aminosiiuren

1. m. 12

2. m. 17

3. m. 27

4. w. 22

5. m. 68

6. m. 16

7. m. 65

8. m. 30

9. w. 22

10. m. 41

11. m. 55

12. w. 19

13. m. 42

14. w. 25

15. m. 50

16. w. 54

17. w. 47

18. ] m. 32

Alopeeia areata

Alopecia areata

Alopeeia areata

Acne vulgaris

Herpes simplex labialis

Perl6ehe

Lippen-Carcinom

Pedieulosis pubis

Erosio interdigit.

Uleus cruris

Uleus cruris

i Erythema exsud. multiforme (Erythemstadium)

~oxiseh. bu116s. Eryth .

bakt. Gesiehtsekz.

bakt. Beinekzem

seborrh. Ekzem des Gesieh~s

seb. Ekz. d. Ges.

endog. Beugen- ekzem

Alanin + + + +, Asparaginsr. +, Leuein +. Lysin + + + +, Prolin + + +, Serin + +, Tyrosin +

Alanin + +, Arginin + +, Asparaginsr. +, Serin + + , Threonin +, Tyrosin +, Valin +

Alanin + +, Arginin + +, Asparaginsr. +, Serin + + , Threonin +, Tyrosin +, Valin +

Alanin +, Arginin +, Asparaginsr. +, Glutaminsr. +, Histidin +, Leuein +. Lysin +, Ornithin +, Serin +, Trypto- phan +, Tyrosin +

Alanin +, Arginin + + +, Leuein +, Lysin +, Serin + + , Threonin +, T$'ro- sin (+) , V~lin + +

Alanin +, Arginin + + +, Serin +, Threonin +, Tyrosin (+), Valin +

Alanin (+), Tryptophan ( + ), Tyrosin ( + )

Arginin +, Serin +

Arginin + +, Asparaginsr. +, Leuein + +, Lysin +, Prolin +, Serin +, Trypto- phan +, Tyrosin + +, Valin + +

Alanin + + +, Arginin + + +, Aspara- ginsr: +, LyNn +, Ornithin +, Prolin + +, Threonin +, Tyrosin +, Valin +

Arginin +

Lysin +

Alanin +, Arginin +, Serin +

Alanin + +, Arginin + + +, Aspara- ginsr. + +, Serin +, Tyrosin +, Valin +

Alanin +

Page 5: Zur Kenntnis der Aminosäurenabscheidung der Hautoberfläche

Zur Kenntnis der Aminos/iure nabscheidung der Hautoberfl~ehe. 409

Ge- ' ~r. schlecht Alter

19.

20.

21.

Tabelle 2 Fort,setzuug).

Diagnose Aminos~uren

w .

m o

w .

m .

~ 3 ° . w °

i I 24. I m.

2 5 . HI.

26. m.

27. m.

28. m.

29. m.

30. m.

31. w.

32. w.

33. w.

34. m.

35. w.

52

51

28

42

hyperkerat. FuBekzem

hyperkerat. Handekzem

hyperkerat. Handekzem

dyshidrot. IIandekzem

54 hyperkerat. Handekzem

30 subakut. Gewerbe- ekz. der H~nde

22

25

35

30

31

55

77

43

25

21

64

Psoriasis vulgaris (Hand u. Arme frei)

Psoriasis vulgaris

Psoriasis vulgaris

Psoriasis vulgaris

Psoriasis vulgaris

Ichthyosis vulgaris

Lupus vulgaris d. G.

Lupus ery. subacut.

Lupus ery. subacut. (gravida)

Lupus ery. subacut.

Pemphigus vutgaris

Leucin +

Alanin +, Arginin + +, Asparaginsr. +, Leucin + + +, Lysin +, Prolin +, Se- rin + + , Tryptophan +, Tyrosin +

Alanin + +, Arginin + +, Glykokoll +, Leucin +, Prolin +, Serin + + +, Tyro- sin +, Valin +

Alanin + + +, Arginin + +, Asparaginsr. +, Glykokoll +, Histidin +, Leucin +, Lysin + + +, Prolin + +, Oxyprolin +, Threonin + +, Tyrosin +

Alanin + +, Arginin + +, Glykokoll +, Leucin +, Prolin +, Serin + + , Tyro- sin +, Valin +

Alanin + + + +, Asparaginsr. + +, Glyko- koll +, Leucin +, Lysin +, Prolin + +, Oxypro]in +, Threonin + + , Tyrosin + + +, Valin +

m

Alanin +, Arginin +, Asparaginsr. +

Alanin + +, Arginin +, Glykokoll ( + ), Leuein + + + , Prolin +, T~'osin +, Valin + +

Alanin + +, Arginin + +, Glykokoll ( + ), Leuein +, Valin + +

Alanin + +, Arginin + +, Glykokoll (+), Leuein +, Prolin +, Valin + + +

Alanin + +, Arginin + +, Glykokoll ( + ), Leuein + + + , Prolin + +, Tyrosin +, Valin + +

Alanin +, Arginin +, Glykokoll +, Leuein +, Prolin +, Serin +, Tyrosin + +, Valin + +

Arginin +, Lysin +

Alanin + +, Arginin + + +, Glutaminsr. +, Histidin +, Tyrosin +, Valin +

Arginin +, Glutaminsr. ( + ), Lysin + +

Alanin + +, Arginin + +, Glutaminsr. + + , Histidin +, Leucin +, Lysin +, Seriu +, Threonin +, Tyrosin +, Valin +

Page 6: Zur Kenntnis der Aminosäurenabscheidung der Hautoberfläche

410 G.W. KORTI~O und D. I~ITZ-LITzOW:

Tabelle 2 Fortsetzung).

Ge- mr. schlecht Alter Diaguose Aminos~uren

36. w. 62

37.

38.

39.

40.

w ,

I n ,

m .

ffl.

]ymphat. Hautleuk~mie

sog. l~etikulo- Sarkomatose

Mycosis fungoides

Morbus Kaposi

Melanosis Riehl

Alanin + +, Arginin + +, Asparaginsr. +, Glutaminsr. +, Histidin +~ Serin +, Tbreonin +, Tyrosin +, Valin +

Alanin +, Arginin +, Asparaginsr. +

Alanin + +, Arginin + +, Aspar~ginsr. + +, Glutaminsr. +, Leucin +, Lysin +, Serin + + +, Threonin +, Tryptophan +, Tyrosin +, VMin +

Al~nin (+), Asparaginsr. +, Lysin +, Ornithin +

A!anin + +, Asparaginsr. +, Glykokoll +, Lysin + + +, Ornithin +, Tyrosin +, Valin +

RATZENHOFER, SCHAUE:NSTEIN und BE~NDT besonders am Beispiel des unterschiedlichen Tyrosingehalts den abweichenden Aufbau des Normal-, Atherom- und Krebs-Keratins aufgezeigt. Was nun gerade das eben er- wahnte Tyrosin angeht, so ist dessen wechselnd starkes Vorkommen im Stratum corneum aueh in i~Iteren Untersuehungen (V~RNON und WIL- • :~SON 1935, BLOCK und BOJ~LL<G 1939) klar ersiehtlieh gewesen. Auf ]eden Fall wird Tyrosin, wie bereits aus Pigmentarbeiten bekannt ist (W]~NSE), auf die Oberhaut abgeschieden~ so da2 sein Vorkommen auf der Epidermis des Lebenden selbst, wie JACoBI zeigen konnte, mit Hilfe der l~eaktion yon PAUL¥ naehzuweisen ist. Allerdings ist. wie unsere Ex- traktionsversuche zeigen, die Tyrosinabseheidung nieht unbedingt in jedem Falle erfaBbar. Jedoeh ist im Vergleieh zu anderen Aminos~iuren das freie Vorkommen yon Tyrosin an der Hautoberflache - - es wird in dieser Hinsieht nur yon Alanin und Arginin iibertroffen - - ein sehr hau- figes. Uberraschend ist hingegen im Hinblick auf die relativ groi~e Z~hl der in solchen Hautdialysaten frei angetroffenen Aminos~uren das Fehlen yon einigen biologiseh wichtigen Verbindungen~ wiez. B. des 3, 4-Dioxy- phenyla]anins (DoPA), was insofern auffallig ist, da yon MuLz~a und SC~ALFUSS mit anderer Methodik (Pre2streifen aus Tenebrio molitor L.), ,,Farbvorstufe" auf der Oberhaut festgestellt werden konnte. Allerdings hande]t es sich bei dem 3, 4-Dioxyphenylalanin um ein~ leicht spont~n wandelfiihige Substanz, deren origini~res Vorhandensein eventuell des- ha]b mit der angewandten Methodik nieht nachzuweisen ist. Noeh be- merkenswerter erscheint in solchen wa2rigen Extrakten das Fehlen yon Cystin, dessen hoher und wesentlicher Anteil am gesamten Keratinauf- bau seit langem feststeht (vgl. P~UTZ). Hierzu ist aber zu bemerken, da~

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Zur Kenntnis der Aminos~urenabsoheidung der HautoberflAche. 411

es schon MOl~Nmz auffiel, dab durch Extrahieren mit NH3 aus dem Kerat in kein Cystin freizusetzen ist. Auch ist, wie beispielsweise SC~WARZMA~¢ mitteilt , fiir die Gewinnung yon Aminos~urenpr~paraten aus Keratin, so z. B. fiir das yon WEIC~AlZD und Jwl~A geschaffene Detoxin, welches vor- nehmlich neben Tyrosin Cystin enth~tlt, eine tiefe hydrolytisehe Zerst6rung der Hau t erforderlich. Ferner fehlt auch im Schweif3 - - selbst bei Cystin- urikern (H. B. LEwis) - - das Cystin als freie Beimengung. Vielleicht er- kl~rt sich das Fehlen von Cystin im Hautdia lysat oder im Schweift allein schon durch die Tatsache, dal~ Cystin nur zu 0,011 ~o im Wasser 15slich ist, wie fiberhaupt bei der diesbezfiglichen Beurteilung yon w~Lftrigen Extrak- ten nicht fibersehen werden darf, dab die LSslichkeit der verschiedenen Aminos~turen in Wasser eine durchaus unterschiedliche ist. Dariiber hin- aus ist im Hinblick auf die angewandte Methode zu bedenken, dab - - etwaig vorhandenes - - Cystin dutch die Papierchromatographie praktisch vollst~ndig zerstSrt wurde, aufter daft man es, worauf unter anderen HUGE:NTOBLEI~, WUNDERLY und SCH~IDEI~ hinweisen, durch oxydative ffTberfiihrung zu Cysteins~ure mittelsH202 und Alnmoniummolybdat sta- bilisiert. Dann ist schliel~lich noch bei Untersuchungen,wie den vorliegen- den, mit dem Faktor der unterschied]ichen, zum Tell unterschwelligen Ninhydrin-Empfindlichkeit best immter Aminos~iuren zu reehnen, welchen Umstand z. B. SoucI~ON besonders flit die Seltenheit der papierchromato- graphischen Darstellung yon Histidin geltend maeht.

:Die Tatsache nun, daft ein Tell der auf der Hautoberfl~tche festge- stellten Aminos-~uren auch im Schweift anzutreffen ist, - - bereits 1913 hat ten EMBDEN und T±CHAU die Aminos~Lure Serin im Schweift identifi- ziert - - fiihrt zu der ~'rage nach der Herkun/t der Jm Hautdia lysat fest- geste]!ten Aminos~uren, Wenn auch kein Zweifel d~riiber bestehen kann, dab die auf den obersten Hautschichten vorhandenen Aminos~turen wenig- stens zum Teil aus dem Schweift herriihren, ist doeh gegen e~ne ausschlieft- liche Herkunf t derselben aus dem Schweil~ einzuwenden, daft einige Aminos~Luren, die auf der Oberhaut vorkommen, im Schweift bisher, wie Tub. 3 zeigt, nicht gefunden werdenkonnten. Es mtil~te also be~ dem Vor- gang der w~ftrigen Extrakt ion mit einer LSsung yon Aminos~uren aus dem Kerat in im Gewebsinnern gerechnet werden. Aber auch die Eiweift- spuren im Schweift rtihren wohl, wie I~OTI~I~A~ ~ und SCHAAF ausfiihren (S. 231), zum grSftten Tell aus abgestoftenen Hornlamellen her. WOHN- LIC~ erSrtert diese MSglichkeit dahingehend, daft bes t immte Amino- s~uren nicht nur im Schweift vorhanden sind, sondern vielmehr dutch den SehweiB gelSst werden. Der Aminos~Lurengehalt yon Hautdialysaten wird also in erheblichem Ausmaft yon der Schweiftdriisent~tigkeit, daneben aber auch yon der jeweiligen Hautfestigkeit bzw. dem KeratinlSsungs- ~4derstand abh~ngig sein, welcher be~ gewissen Hautzust~nden mit locker gefiigter Keratinschichtung (Schuppung! )deu t l i eh herabgesetzt sein

Page 8: Zur Kenntnis der Aminosäurenabscheidung der Hautoberfläche

412 C.W. KO~TI~O und D. NITz-LI~zow:

Tabelle 3. Verzeichnis der au[ der Hautober]Idiche be]indlichen Aminos~uren.

]~igene Untersuchung (geordnet nach H~ufigkeit)

Alanin Arginin Tyrosin Valin Leucin Lysin Asparagins~ure Prolin Glykokoll Serin Threonin Tryptophan ttistidin Glutamins/~ure Ornithin Oxyprolin

I~OTHIKAN und SULLIVAN

Aminos~uren des Schweif~es (EXBDENUnd TACHAU ;

]:[IER, CORNBLEET, BERGH]~I~)

Asparagins/~ure Glutamins~ure Serin Glykokoll Alanin Citrullin Arginin Prolin Valin Tyrosin Leucin (Hydroxyprolin) (Threonin) (Lysin) (Hydroxylysin) (Ornithin)

I Serin Arginin Histidin Threonin Tyrosin Valin Leucin Isoleucin Lysin Phenylalanin Tryptophan Serin

kann. Als letzte Quelle der auf der Hautoberfl~che oder im Schweil~punkt vorhandenen Aminos~uren diirfte demnach mit Wahrscheinlichkeit das KeratineiweiB anzusprechen sein.

In mancher Hinsicht hat die Frage nach der Abstammung der Amino- sKuren auf der Hautoberfi~che eine gewisse ~hnlichkeit mit der nach der Herkunft des sauren Charakters der oberen Epidermislagen. Dieser wird bekanntlich einerseits mit der sauren t~eaktion der Hornsubstanz (S~AR- LIT und S c ~ ) bzw. mit dem Ionisationsgrad der HornschichteiweilL kSrper (MEMMESHEIMER) und zum anderen mit dem sauren S~kret der SchweiSdriisen (Sc~ADE und MA~CHIOmNI) in Beziehung gesetzt. Beide Anschauungen werden dariiber hinaus auch mit dem Alkalineutralisa- tionsverm5gen der Hau t in Verbindung gebracht, (weitere Ausffihrungen zu dieser Frage enth/£1t die Tiibinger Dissertation yon W~IH~I~i~LL~ 1951). Wenn man nun also pufferndes Agens des SchweiSes mit WOH~- LIC~ die Aminos~uren erachtet, bedeutet es schlie$lich nur einen Schritt welter zu der Auffassung yon VE~M~E~, D. Jo~G, LECSTRA (1951), da$ ftir die Alkalineutralisation der Hau t haupts~chlich die Aminos/£uren tier Hautoberfl/iche verantwortlich sind. Dieser Anschauunglassen sich unsere Befunde e ines unterschiedlichen Aminos/~urenverlustes im Badeversuch in Abh~tngigkeit yon der Hautbeschaffenheit an die Seite stellen; erk]~ren sie doch z. B. die Ab~nderung der Alkalineutralisation (nach BUI~CK- HARDT) bei manchen Hautzust/£nden einfach durch den differenten Verlust solcher Hautbezirke an Aminos/~uren, welche, wie eben erw/£hnt, nach V ~ E ~ n und Mitarbeiter fiir die Alkalineutralisation die Hauptfunk- tionstr/£ger sind.

Page 9: Zur Kenntnis der Aminosäurenabscheidung der Hautoberfläche

Zur Kenntn is der Aminos/~urenabseheidung der Hautoberfl/~che. 413

Zusammenfassung. 1. B e i 40 H a u t k r a n k e n w u r d e d ie q u a l i t a t i v e A m i n o s g u r e n a b s c h e i -

d u n g d e r E p i d e r m i s u n t e r s u c h t . M e t h o d i k : P a p i e r c h r o m a t o g r a p h i e y o n

Hautdialysaten.

2. Es konnten hierbei 16 verschiedene Aminos~iuren festges~ellt we r d e n .

3. S e h w e i l 3 s e k r e t i o n u n d l o c k e r g e s e h i e h t e t e K e r a t i n s t r u k t u r e n (z. B.

S e h u p p e n ) s e h e i n e n d ie A m i n o s / i u r e n a b s e h e i d u n g zu b e g t i n s t i g e n .

4. H e r k u n f t u n d b i o l o g i s e h e F u n k t i o n d e r A m i n o s ~ u r e n a u f d e r H a u t -

oberfl /~ehe w e r d e n e r 6 r t e r t .

Literatnr. Am)~R~IALDEN, E., u. H. Sc/f~mT: Hoppe-Seylers Z. 85, 143 (1913). - - BLocx,

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Dr. G. W . KO~TI_~O, Univ.-Hautkl inik Tfibingen.