3
332 Rempel: Zur Verwendung von Ammoniak-Normallaugen. r Zeitschrift für Langewandte Chemie. Aus den Versuchen geht klar hervor, dass Unterschiede beim Einstellen von Ammoniaknormallaugen auf Normalsäuren, gleichviel in welcher Weise man titrirt, und ob man Lackmus oder Methylorange als In- dicator anwendet, nicht auftreten, sobald man nur dafür sorgt, dass keine Ammoniak- verluste eintreten können. Schnelle Titration der Ammoniaklösung und die Anwendung eines entsprechenden Kolbens mit nicht zu weiter Öffnung schützen schon hinreichend vor Verflüchtigung von Ammoniak. Wenn man einen Erlenmeyer'schen Kolben von 200 cc Inhalt mit 20 cc Halbnormal-Ammo- niak eine Stunde stehen lässt und dann titrirt, so braucht man zur Sättigung noch immer 9,8 bis 9,9 cc Normalsäure. Im Anschlüsse hieran sei es mir ge- stattet, folgende Verhaltungsmaassregeln für die Anwendung von Ammoniaknormallaugen zu geben: 1. Man wende nie stärkere Ammoniak- lösungen an als höchstens halbnor- male. Je verdünnter man die Lösung wählen kann, desto sicherer wird man mit ihr arbeiten. 2. Man titrire stets so, dass man die Ammoniaklösung aus einer Bürette der sauren, in einem geeigneten Kol- ben befindlichen Flüssigkeit zutröpfelt. 3. Man schüttle die in Flaschen aufbe- wahrte Ammoniaklösung vor Gebrauch stets um. 4. Man bewahre die Ammoniaknormal- lösungenin wohlverschlossenen Flaschen auf, aus welchen sie (bei Vermeidung langer Gummischlauchverbindungen) in Büretten übergeführt werden können, ohne mit der Äussenluft in Berührung zu kommen. Allen Anforderungen entspricht am meisten der Knöfler- sehe Titrirapparat 2), den ich als be- sonders geeignet empfehle. 5. Man titrire mit Ammoniaklösungen nie heisse Flüssigkeiten. Ist man in der Lage, gewissenhaft alle diese Vorsichtsmaassregeln zu beobachten, so hat man in den Ammoniaknormallaugen Titrirflüssigkeiten, welche sich vor den Nor- mal- Kali- und Natronlaugen durch leichtere Bereitungsweise und bequemere Handhabung auszeichnen, ohne ihnen in Genauigkeit der Titrationen nachzustehen. 2) Ein dem Knöfler'schen ganz ähnlicher Apparat wurde bereits früher von Fr. Larssen beschrieben. (Z. anal. 1887 S. 333.) Zur Kenntniss des Natriumcarbonates. Von Dr. Richard Kissling. Das Natriumcarbonat wird in der Alka- limetrie noch immer vielfach als Urmaass zur Ermittelung des Wirkungswerthes der Säurelösungen benutzt, wiewohl die Einstel- lung der Alkalilösungen mittels des sog. Kaliumtetraoxalats, KHC2 O4. H2 C 2 Ot. 2 H2 0, dessen Eeinheit ja durch einfaches Glühen und Wägen des erhaltenen Kaliumcarbonates jederzeit leicht zu prüfen ist, weit bequemer erscheint. Ich habe, um sicher zu gehen, den Wirkungswerth meiner alkalimetrischen Lösungen häufig sowohl mit Natriumcarbonat, als auch mit Kaliumtetraoxalat ermittelt, bin dabei aber wiederholt durch erhebliche, nicht ohne weiteres erklärliche Differenzen sehr unliebsam überrascht worden, und zwar •wurde der Wirkungswerth mittels Kalium- tetraoxalat stets höher gefunden, als mit Natriumcarbonat. Dieser Sachverhalt legte die Vermuthung nahe, dass das Natriumcar- bonat natriumhydrathaltig sei, trotzdem es von mir durch Erhitzen von Natrium bicar- bonic. puriss. bereitet worden Avar; und diese Vermuthung hat sich denn auch be- stätigt. So viel mir bekannt, wird das zu dem in Rede stehenden Zweck zu verwendende Natriumcarbonat, um es völlig wasserfrei zu machen, meistens schwach geglüht oder doch im Platintiegel über freier Flamme er- hitzt. Fresenius schreibt bei der Ge- wichtsbestimmung des Natriums als Carbo- nat gradezu massiges Glühen vor und sagt, dass das wasserfreie Natriumcarbonat „bei massigem Glühen bis zum beginnenden Schmelzen kaum, bei längerem Schmelzen aber erheblich an Gewicht abnehme". Ich bin nun bei meinen diesbezüglichen Versuchen zu folgenden Ergebnissen gelangt. Das als Ausgangsmaterial benutzte Mono- natriumearbonat besass folgende Zusammen- setzung: halbgeb. Kohlensäureanh 24,0 Proc. Wasser 11,6 - Natriumcarbonat 64,4 Der Formel NaHCO3 entspricht folgende procentische Zusammensetzung: halbgeb. Kohlensäureanh 2G,175 Proc. Wasser 10,711 - Natriumcarbonat 63,114 Von diesem Mononatriumcarbonat, wel- ches weder beim Stehen in staubfreier Zim- merluft, noch beim längeren Verweilen in

Zur Kenntniss des Natriumcarbonates

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Zur Kenntniss des Natriumcarbonates

332 Rempel: Zur Verwendung von Ammoniak-Normallaugen. r Zeitschrift fürLangewandte Chemie.

Aus den Versuchen geht klar hervor,dass Unterschiede beim Einstellen vonAmmoniaknormallaugen auf Normalsäuren,gleichviel in welcher Weise man titrirt, undob man Lackmus oder Methylorange als In-dicator anwendet, nicht auftreten, sobaldman nur dafür sorgt, dass keine Ammoniak-verluste eintreten können. Schnelle Titrationder Ammoniaklösung und die Anwendungeines entsprechenden Kolbens mit nicht zuweiter Öffnung schützen schon hinreichendvor Verflüchtigung von Ammoniak. Wennman einen Erlenmeyer 'schen Kolben von200 cc Inhalt mit 20 cc Halbnormal-Ammo-niak eine Stunde stehen lässt und danntitrirt, so braucht man zur Sättigung nochimmer 9,8 bis 9,9 cc Normalsäure.

Im Anschlüsse hieran sei es mir ge-stattet, folgende Verhaltungsmaassregeln fürdie Anwendung von Ammoniaknormallaugenzu geben:

1. Man wende nie stärkere Ammoniak-lösungen an als höchstens halbnor-male. Je verdünnter man die Lösungwählen kann, desto sicherer wird manmit ihr arbeiten.

2. Man titrire stets so, dass man dieAmmoniaklösung aus einer Büretteder sauren, in einem geeigneten Kol-ben befindlichen Flüssigkeit zutröpfelt.

3. Man schüttle die in Flaschen aufbe-wahrte Ammoniaklösung vor Gebrauchstets um.

4. Man bewahre die Ammoniaknormal-lösungenin wohlverschlossenen Flaschenauf, aus welchen sie (bei Vermeidunglanger Gummischlauchverbindungen) inBüretten übergeführt werden können,ohne mit der Äussenluft in Berührungzu kommen. Allen Anforderungenentspricht am meisten der Knöfler-sehe Titrirapparat2), den ich als be-sonders geeignet empfehle.

5. Man titrire mit Ammoniaklösungen nieheisse Flüssigkeiten.

Ist man in der Lage, gewissenhaft allediese Vorsichtsmaassregeln zu beobachten, sohat man in den AmmoniaknormallaugenTitrirflüssigkeiten, welche sich vor den Nor-mal- Kali- und Natronlaugen durch leichtereBereitungsweise und bequemere Handhabungauszeichnen, ohne ihnen in Genauigkeit derTitrationen nachzustehen.

2) Ein dem Knöfler'schen ganz ähnlicherApparat wurde bereits früher von Fr. Larssenbeschrieben. (Z. anal. 1887 S. 333.)

Zur Kenntniss des Natriumcarbonates.

Von

Dr. Richard Kissling.

Das Natriumcarbonat wird in der Alka-limetrie noch immer vielfach als Urmaasszur Ermittelung des Wirkungswerthes derSäurelösungen benutzt, wiewohl die Einstel-lung der Alkalilösungen mittels des sog.Kaliumtetraoxalats,

KHC2 O4. H2 C2 Ot. 2 H2 0,dessen Eeinheit ja durch einfaches Glühenund Wägen des erhaltenen Kaliumcarbonatesjederzeit leicht zu prüfen ist, weit bequemererscheint. Ich habe, um sicher zu gehen,den Wirkungswerth meiner alkalimetrischenLösungen häufig sowohl mit Natriumcarbonat,als auch mit Kaliumtetraoxalat ermittelt,bin dabei aber wiederholt durch erhebliche,nicht ohne weiteres erklärliche Differenzensehr unliebsam überrascht worden, und zwar•wurde der Wirkungswerth mittels Kalium-tetraoxalat stets höher gefunden, als mitNatriumcarbonat. Dieser Sachverhalt legtedie Vermuthung nahe, dass das Natriumcar-bonat natriumhydrathaltig sei, trotzdem esvon mir durch Erhitzen von Natrium bicar-bonic. puriss. bereitet worden Avar; unddiese Vermuthung hat sich denn auch be-stätigt.

So viel mir bekannt, wird das zu demin Rede stehenden Zweck zu verwendendeNatriumcarbonat, um es völlig wasserfreizu machen, meistens schwach geglüht oderdoch im Platintiegel über freier Flamme er-hitzt. Fresenius schreibt bei der Ge-wichtsbestimmung des Natriums als Carbo-nat gradezu massiges Glühen vor und sagt,dass das wasserfreie Natriumcarbonat „beimassigem Glühen bis zum beginnendenSchmelzen kaum, bei längerem Schmelzenaber erheblich an Gewicht abnehme".

Ich bin nun bei meinen diesbezüglichenVersuchen zu folgenden Ergebnissen gelangt.Das als Ausgangsmaterial benutzte Mono-natriumearbonat besass folgende Zusammen-setzung:halbgeb. Kohlensäureanh 24,0 Proc.Wasser 11,6 -Natriumcarbonat 64,4

Der Formel NaHCO3 entspricht folgendeprocentische Zusammensetzung:halbgeb. Kohlensäureanh 2G,175 Proc.Wasser 10,711 -Natriumcarbonat 63,114

Von diesem Mononatriumcarbonat, wel-ches weder beim Stehen in staubfreier Zim-merluft, noch beim längeren Verweilen in

Page 2: Zur Kenntniss des Natriumcarbonates

Jahrgang 1889. "INo. 12. 15. Juni 1889.J Kissling: Zur Kenntniss des Natriumcarbonales. 333

von Wasserdampf und Kohlensäure völligbefreiter Luft eine Gewichtsabnahme erfuhr,wurden nun 6,170 g im Uhrglase einer lang-sam ansteigenden Erhitzung im Trocken-schranke unterworfen. Bis 60° fand keine,bis 70° eine nur sehr geringe Gewichtsver-minderung statt. Bei der Erhitzung auf90° war die Gewichtsabnahme schon sehrerheblich, und durch weitere Steigerung derTemperatur auf 125° Hess sich sämmtlichehalbgebundene Kohlensäure austreiben. Eshinterblieben 3,982 g = 64,54 Proc. Dasso erhaltene Natriumcarbonat, welches sichals völlig frei von Natriumhydrat erwies,wurde nun auf 200° erhitzt, wobei es je-doch keine weitere Gewichtsabnahme erfuhr.Als jedoch schliesslich die Temperatur aufetwa 400° gesteigert wurde, fand eine Ge-wichtsverminderung um 0,02 g = 0,33 Proc.statt, und der nun noch 64,21 Proc. vomangewandten Mononatriumcarbonat betra-gende erheblich zusammengesinterte Rück-stand gab mit Chlorammonium haltigerQuecksilberjodid - Jodkalium - Lösung eineziemlich starke Natriumhydrat-Reaction.

Entsprechende Ergebnisse wurden beimErhitzen des Mononatriumcarbonates im Pla-tintiegel erhalten, wie folgende Zusammen-stellung derselben ersehen lässt.

Die Gewichtsabnahmen betrugen in Proc.:1. Beim Erhitzen des Tiegels im Trocken-

schrank auf 150°a) 35,5 b) 35,G c) 35,68 d) 35,63.

Die Rückstände gaben keine Natriumhydrat-Reaction.2. Beim Erhitzen des Tiegels in der Weise,

dass derselbe in einen geräumigen Porzellantiegelgestellt und dieser letztere der vollen Flamme desMuencke'schen Brenners ausgesetzt wurde, wobeistarke Sinterung des Tiegelinhalts eintrat

a) 35,7 b) 35,8 c) 35,95 d) 35,9.Die Rückst, gaben deutliche Natriumhydrat-Reaction.

3. Beim directen Erhitzen des Platintiegels inder Flamme des Muencke'schen Brenners, wobeider Tiegeliahalt leichtflüssig wurde.

a) — b) — c) 36,20 d) 36,27.Die Rückstünde gaben starkeNatriumhydrat-Reaction.

Wie aus den vorstehenden Versuchenersichtlich, gibt das Mononatriumcarbonatschon bei einer Temperatur von 120 bis130° die sog. halbgebundene Kohlensäurenebst dem meistens vorhandenen überschüs-sigen Wasser vollständig ab. Das rück-ständige Natriumcarbonat aber verliert schonbei etwa 400° etwas Kohlensäure; beimSchmelzen desselben findet eine erheblicheBildung von Natriumoxyd statt.

W. Di t tmar , welcher über das Verhal-ten der Alkalicarbonate bei hohen Tempe-raturen eingehende Versuche angestellt hat,macht den Vorschlag (J. Ch. Ind. 7 S. 730),

das zur Titereinstellung zu benutzende Na-triumcarbonat im Kohlensäurestrom zuschmelzen, da hierdurch die Bildung vonNatriumoxyd vermieden werde. Den obenmitgetheilten Ergebnissen zufolge und nachmeinen vergleichenden titrimetrischen Ver-suchen mit Kaliumtetraoxalat einerseits unddem in der angegebenen Weise hergestelltenNatriumcarbonat andrerseits genügt es, dasMononatriumcarbonat einfach im Trocken-kasten auf 150° zu erhitzen, um das Wasserund die halbgebundene Kohlensäure voll-ständig auszutreiben.

Es sei hier noch darauf hingewiesen,dass es den Anschein hat, als entsprechebei höheren Temperaturen einem bestimmtenHitzegrad auch ein bestimmter Gehalt desNatriurncarbonats an Natriumoxyd. Erhitztman z. B. das auf 150° erwärmte Natrium-carbonat wesentlich höher, so dass Sinterungeintritt, so wird alsbald eine geringe MengeKohlensäure ausgetrieben, und es findet als-dann, sofern die Temperatur keine Steige-rung erfährt, auch bei lange fortgesetztemErhitzen keine weitere Gewichtsverminderungmehr statt. Das gleiche Verhalten zeigtsich beim Schmelzen des Natriumcarbonates,wenn nur dafür gesorgt wird, dass keineDämpfe von Natriumcarbonat oder -Hydrataus dem Tiegel entweichen. Beschränktman die Erhitzung möglichst auf den unte-ren Theil des Platintiegels, so findet amRande und besonders am Deckel vollstän-dige Condensation der Natrondämpfe statt.

Im Anschluss an das Vorige möchte ichnoch einige Bemerkungen machen über dasvon Dobbin (S. 75 d. Z.) empfohlene Rea-gens auf Alkalihydrat in Gegenwart vonAlkalicarbonaten, welches auch mir guteDienste geleistet hat. Doch bedürfen dieAngaben Dobbin ' s in manchen Punktender Berichtigung uud Ergänzung. DieLösung des Doppelsalzes Kaliumquecksilber-jodid Hg J2 . 2 K J gibt bekanntlich nurdann mit Ammoniak oder Ammoniaksalzeneinen Niederschlag von Mercuraminjodür,wenn überschüssiges Alkalihydrat vorhandenist. Schon Dobbin hat darauf aufmerksamgemacht, dass in einer mit Chlorammoniumversetzten Kaliumquecksilberjodidlösungdurch Natronhydrat nicht eher ein bleiben-der Niederschlag hervorgerufen wird, als biseine dem vorhandenen Chlorammon äquiva-lente Menge desselben zugesetzt worden ist.Von Natriumhydrat freies Natriumcarbonatgibt unter diesen Bedingungen überhauptkeinen Niederschlag. Es würde sich alsoauf dieses Verhalten eine sehr einfachemaassanalytische Methode zur Bestimmungvon Alkalihydrat neben Alkalicarbonat grün-

Page 3: Zur Kenntniss des Natriumcarbonates

334 Kissling: Zur Kenntniss des Natriumcarbonates. r Zeitschrift fürLangewandte Chemie.

den lassen, und in der That lässt die Schärfeder Reaction nichts zu wünschen übrig, wennviel Alkalihydrat neben wenig Carbonat vor-handen ist. Befindet sich dagegen das Al-kalicarbonat im Überschuss, so fallen dieBestimmungen ungenau aus, da in diesemFalle die Reaction schon eintritt, ehe diedem vorhandenen Chlorammon äquivalenteMenge Alkalihydrat zugesetzt worden ist,wie die folgenden Versuchsergebnisse erken-nen lassen:

Bei Verwendung von je 100 oc einer verdünn-ten (2g Hg J2 . 2KJ im / enthaltenden) Kaliumqueck-silberjodidlösung erforderten 10 cc Chlorammonium-lösung (enthaltend 0,3547 g NH4 Ci) im Mittel 10,0ccNatronlösung (enthaltend 20,58 g Na2 O im /)

und zwar a) 10,10 cc Natronlösungb) 10,00 -c) 10,00 -d) 9,95 -

% e) 10,00 -Unter gleichen Verhältnissen erforderten 10 cc

Chlorammoniumlösungbei Zusatz von 0,15 g Natriumcarb. 10 cc Natronl.

- 0,30- - 9,7 -- 0,40 - - 9,2 -- 0,60 - - 9,2 - -- 1,00 - - 8,8 - -- 1,00 - - 8,7 - -

Hiernach kann man also geringe MengenAlkalihydrat neben viel Alkalicarbonat mit-tels der im Vorstehenden besprochenen Me-thode nicht quantitativ bestimmen.

Schliesslich sei noch bemerkt, dass esbei der qualitativen Prüfung auf Alkalihy-drat zweckmässiger ist, der Kaliumqueck-silberjodidlösung eine Spur Ammoniak zu-zusetzen, als nach Dobb in eine Spur Chlor-ammonium hinziizufügen. Sind grössere Men-gen freies Ammoniak vorhanden, so erhältman natürlich auch mit Alkalicarbonat einenNiederschlag von Mercuraminjodür, da als-dann eine Umsetzung von Ammoniak undAlkalicarbonat in Ammoncarbonat und Al-kalihydrat, wenn auch in geringem Umfangeerfolgt. Übrigens ist es auch nicht rathsam,die Kaliumquecksilberjodidlösung so zu be-reiten, dass man, wie Dobbin angibt, zuder Quecksilberchloridlösung Jodkaliumlösungfügt, bis der Niederschlag grade wieder ge-löst ist, sondern man verfährt richtiger um-gekehrt, tröpfelt also von der ersteren Lösungzur letzteren, bis ein bleibender Niederschlagentsteht und giesst von diesem ab oder fil-trirt. Es darf nämlich auch kein Jodka-lium im Überschuss vorhanden sein, dadieses gleichfalls lösend auf Mercuraminjodürwirkt.

Über das Palmkernöl und dessenZusammensetzung.

Von

Eduard Valenta.

Die Samen von Elae'is guineensis undElae'is melanococca, aus deren gelbemFruchtfleische das Palmöl gewonnen wird,enthalten die verschieden gestalteten braunen,häufig geäderten Kerne, welche beim Pressenoder Ausziehen mit den gebräuchlichen Ex-tractionsmitteln das heute vielfach in derSeifenindustrie verwendete P a l m k e r n ö lliefern. In früheren Zeiten wurden dieKerne ganz weggeworfen, später gewannendie Neger der Mombattuländer daraus einsehr unreines öliges Fett, indem sie dieSamenschalen zerschlugen, die Kerne inirdene Krüge füllten, welche sie in die Erdeeingruben und darüber ein Feuer anmachten,wodurch ein Theil des Fettes ausgeschmol-zen wurde1). Später wurden die Samen nachEuropa gebracht und hier in zahlreichengrossen, eigens zu diesem Zwecke einge-richteten Fabriken verarbeitet. Heute ver-schifft man nur mehr die reinen Palmkerne.Die Olgewinnung geschieht durch Vermählenund Pressen oder Extrahiren des so erhal-tenen Palmkernmehles. Die Ölkuchen, wiesie beim Pressen gewonnen werden, enthaltennoch etwa 10 Proc. Fett; dieselben werdenhäufig noch dem Extractionsverfahren unter-worfen, wodurch ihr Fettgehalt auf 1 Proc.herabgedrückt wird. Das entölte Palmkern-mehl enthält bedeutende Mengen von Pro-teinstoffen , die Asche Phosphorsäure undKali. Die Palmkerne zeigen je nach derAbstammung einen sehr verschiedenen Ölge-halt; derselbe schwankt nach den AngabenSchädler ' s je nach der Herkunft der Kernezwischen 40 und 62 Proc. Aber selbst beiKernen gleicher Herkunft finden Schwan-kungen im Ölgehalte statt, — so wurdenvon mir vor mehreren Jahren 2 Partien so-genannter Sherbrokerne untersucht, derenÖlgehalt 43 bis 48 Proc. betrug.

Das rohe Palmkernöl wird häufig, da esbeträchtliche Mengen von Eiweissstoffen undPflanzenschleim enthält, einem Reinigungspro-cesse unterzogen, wobei man ein gelblich ge-färbtes, frisch nicht unangenehm riechendesProduct erhält, welches eine schmalzartigeConsistenz besitzt und in seinem Verhaltengegen Alkalien u. s. w. vielfach an Cocosnussölerinnert, dem es auch in der Zusammen-setzung, wie wir später sehen werden, nahe

Siehe J. Wiesner, Rohstofflehre.