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262 Lunge: Zur Denaturirung d«i Spiritu«. r ZaltMhrift fdr[angewandt« Chemie.
Zur Denaturirung des Spiritus.
Von
Q. Lunge.
Meine kurze thatsächliche Berichtigung(S. 71 d. Z.) einer irrigen Angabe über dasin der Schweiz amtlich eingeführte Denatu-rirungsmittel für Spiritus, welche Angabe ineiner längeren Abhandlung der Herren A. W.v. Hofmanu, G. Krämer und L. Löwen-herz enthalten war, hat diese Herren zueinigen Anfragen an mich veranlagst (Chem.Ind. 1890 S. 119), deren wichtigste aufeinem Missverständniss beruht. Die genanntenVerfasser hatten behauptet, dass die Schweizdas bis dahin gebrauchte Rohbenzol aufgege-ben und durch „das Pyridingemisch" ersetzthabe. Sie konnten unter diesem Ausdrucke,•wie ich früher darlegte, nur das Gemisch ausHolzgeis t und Pyridinbasen verstehen, undich erklärte nun, nach amtlicher Quelle undunter ausdrücklicher Ermächtigung derselben,dass dem nicht so sei. Ich fügte hinzu,dass das von der eidgenössischen Alkohol-verwaltung gegenwärtig angewandte Denatu-rirungsmittel keinen Holz'geist enthalte,und dass auch keine Rede von Einführungdesselben sei. Dass dieses Denaturirungs-mittel auch keine Pyr id inbasen enthalte,habe ich nirgends gesagt und ist daher dieBeweisführung der obengenannten drei Herrendafür, dass man TOD Seiten der eidgenössi-schen Alkoholverwaltung grössere Mengenvon Pyridinbasen bezogen habe, in keinerBeziehung eine Widerlegung meiner kleinenMittheilung, die eben durchaus begründet ist.
Die drei genannten Herren wünschen dasDatum zu wissen, an •welchem die schweize-rische Commission das in Deutschland ein-geführte Denaturirungsmittel verworfen habe.Es geschah dies im Juni 1888. Sie wünschenferner zu wissen, ob man in der Schweizschon vor oder erst nach der Veröffentlichungihrer Aufsätze von der Verwendung des Pyri-dins Abstand genommen habe. Hierauf istzu antworten, dass jman sowohl vor wie nachVeröffentlichung des Aufsatzes jener Herrenin der Chem. Ind. 1889 S. 521 Pyridinhasenversuchsweise als einen der Bestandteiledes Denaturirungsmittels angewendet hat unddies meines Wissens noch jetzt, wenn auchnur provisorisch thut. Endlich -wünschen siezu wissen, ob das von der Commission em-pfohlene Steinkohlentheeröl pyridinhaltig oderpyridinfrei sei. Die Antwort ist, dass dasvon uns empfohlene Öl pyridinfrei ist, imGegensatz zu dem vorher und auch nochseither angewendeten Rohbenzol. Genauere
Angaben bin ich leider nicht in der Lagezu machen, da eine Veröffentlichung unsererim Auftrage der Behörden angestellten Ar-beiten bisher noch nicht gestattet worden ist.
Ich muss um Verzeihung bitten, dass ichdiese, ein grösseres Publikum kaum in-teressirenden und wohl mehr in einen Brief-wechsel gehörigen Auskünfte an dieser Stellegebe, kann aber nicht gut anders, da diedrei genannten Herren es vorgezogen haben,jene Anfragen an ebeuso öffentlicher Stelle,in der „Chem. Ind.", an mich zu richten.
Zürich, 7. April 1890.
Zur Kenntniss des Natriumcarbonats.
Von
Dr. Richard Kissling.
In dieser Zeitschrift (1889 S. 323) habeich die Ergebnisse einiger Versuche überdas Verhalten des Natriumcarbonats beihöherer Temperatur veröffentlicht. Weiterediesbezügliche Untersuchungen veranlassenmich nun, jener Mittheilun noch einige er-gänzende und berichtigende Bemerkungennachzufügen.
Die von mir auf Grund der früherenVersuche aufgestellte Behauptung, dass dasNatriumcarbonat schon bei einer Temperaturvon etwa 400° nicht unerhebliche MengenKohlensäure abgebe, ist zunächst dabin zuberichtigen, dass diese Kohleusäureabgabebei völlig reinem Natriumcarbonat eine we-sentlich geringere ist, als früher angegebenwurde. Das zu den ersten Versuchen be-nutzte Mononatriumcarbonat ist ohne Zweifelnicht rein gewesen, und die verunreinigen-den Stoffe (vielleicht Thonerde) haben dievermehrte Kohlensäureabgabe verursacht.Leider stand mir nichts mehr davon zuGebote, uin den Sachverhalt klarzustellen.
Ich habe nun verschiedene andere Mono-und Dinatriumcarbonate auf ihr Verhaltenbei höheren Wärmegraden untersucht unddabei die in folgender Zusammenstellungenthaltenen Ergebnisse gewonnen: Die Zah-len unter I stellen die Gewichtsabnahme(in Procenten der angewandten Substanz)dar, welche beim Erhitzen im Trocken-schrank auf 150° eintrat; die Zahlen unterII geben die Grosse der Gewichtsabnahmean, welche die Proben bei stärkerem Erhit-zen (und zwar in der Weise, dass der dieSubstanz enthaltende Platiutiegel in einenPorzellantiegel gestellt und letzterer der
J»hrg»ng 1880. 1Mo. a. 1. Mal 1890. J Klollng: Zur Kennte!« de« Natriumcarbonatf. 263
vollen Flamme des Bunsenbrenners ausge-setzt wurde) erfahren hat; diese Zahlensind procentisch auf die durch Erhitzen bei150° erhaltene Trockensubstanzmenge be-rechnet. Die beim Schmelzen der Salzeeintretende Gewichtsabnahme, ebenfalls pro-centisch auf die bei 150° getrocknete Sub-stanzmenge berechnet, geben die unter IIIaufgeführten Zahlen wieder.
Handelsbezeichnung i TI Trrder Saite. ' 1P m-
Natrium bicarboDic. a) 36,82 0^23 0,95puriss. incrust.
b) 36,83 0,27 1,05iNatrium bicarbonic. a) 36,84 0,10 1,04
puriss. pulv.b) 36,84 0.11 0,79
Natrium oarbonic. pnrias. — 0,03 0,71Natrium carbonic. sicc.
pulv. puriss. pro analysi — 0,05 0,86(K. Merck).
Wie man sieht, ist der Gewichtsverlust,welchen reines Natriumcarbonat beim Er-hitzen bis zur Sinterung nach dem obenangegebenen Verfahren erleidet, sehr gering.Man wäre versucht, anzunehmen, dass essich hier nicht um eine Abgabe von Koh-lensäure, sondern -vielmehr von Spuren hart-näckig zurückgehaltenen Wassers handele,wenn nicht das gesinterte Salz eine zwarschwache, aber deutliche Reaction auf Al-kalihydrat mit dem Dobbin'scben Reagens(ammoniakhaltiges Kaliumquecksilberjodid)gäbe, •während das bei 150° getrocknete Na-triumcarbonat nicht reagirt.
Bei dieser Gelegenheit sei ein Zweck-massiges Verfahren zur Bereitung jenesReagens angegeben: Man mischt eine Lösungvon etwa 5 g Kaliumjcdid mit einer Lesung•von Quecksilberchlorid, bis eben ein blei-bender Niederschlag entstellt, Ton welchemabfiltrirt wird. Hierauf gibt man l g Am-moniumchlorid hinzu und versetzt dann vor-sichtig mit soviel einer verdünnten Natron-lauge, bis abermals ein bleibender Nieder-schlag entsteht. Die von diesem abfiltrirteLösuDg wird zum Liter verdünnt. Bei derPrüfung auf etwa vorhandene Spuren vonAlkalihydrat verfährt man am zweckmässig-sten in der Weise, dass man die betreffendeSubstanz auf ein Uhrgläschen schüttet undmit der wie angegeben bereiteten Lösungübergiesst. Bei Anwesenheit der geringstenSpuren Alkalihydrat tritt Gelbfärbung ein.
Beim längeren Schmelzen des Natriuni-carbonats finden eigentümliche Gewichts-schwankungen statt, -welche den Eindruckerwecken, als fände ein in der Abgabe undAufnahme von Kohlensäure bestehendesOscilliren um eine Gleichgewichtslage statt.Die folgenden Zahlen (Milligramme, •+- =
Zunahme, — = Abnahme seit der erstenWägung des geschmolzenen Natriumcarbo-nats) geben ein Bild dieser Schwankungen:Angew.:a)6,641g b) 6,364g c) 3,930g d) 8,001 g
+ 2 ^5 +~6 +4+ 2,6 +1 —4 —3+ 3,5 +4 +7 4-3_2 -3 -4 -7— 6 ±0 +3 + 4+ 4 4-3 -l+ 4 +1— 2— 4+ 3— 3
Schliesslich will ich nicht unerwähntlassen, dass das reinste Natriumcarbonat,welches mir zu Gebote stand, das Natriumcarbon. sicc. pulv. puriss. (pro analysi) vonE. Merck in Darmstadt zwar nur aus Na-trium, Kohlensäure und Wasser bestand,aber nicht der Formel Na, CO3 -+- H, 0 ent-sprechend zusammengesetzt war. Das Salzerlitt beim Erhitzen auf 150° einen Ge-wichtsverlust von 15,39 Proc., während dieobige Formel einen Wassergehalt von nur14,51 Proc. verlangt. Es zeigte sich nun,dass das Salz bei 150° 0,63 Proc. Kohlen-säure und 14,76 Proc. Wasser verliert, dem-nach als ein Bicarbonat haltiges Natrium-carbonat anzusprechen ist.
Jedenfalls geht aus den vorstehendenUntersuchungen hervor, dass man bei derVerwendung des Natriumcarbonats als Grund-lage für Gehaltsermittelung der Maassflüs-sigkeit leicht Irrthümern ausgesetzt ist, unddass es daher zweckmässiger erscheint, sichzu diesem Zwecke des Kaliumtetraoxalateszu bedienen.
Brennstoffe, Feuerungen
Gasöfen mit f r e ie r Flamiaenentfa l -tung. Fr. S iemens beglückt das Journ.f. Gasbel. 1890 S. 220 mit einer „zweitenAbwehr", in welcher er sich wegwerfendüber wissenschaftliche Behandlung der Feue-rungen ausspricht, sonst aber die thatsäch-lichen Verhältnisse möglichst zu verdunkelnsucht. Dieses zwingt mich, den Streitpunktnoch einmal kurz hervorzuheben:
Siemens stellte zur B e g r ü n d u n g derPa ten t fäh igke i t seiner Ofen mit grossenVerbrennungsräumeu die Hypothese der „freienFlammenentfaltung" auf, indem er behaup-tete (vgl. d. Z. 1889, 12), die brennendenGasgemische dürften nicht mit festen Kör-