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Das Unsichtbare sichtbar machen Dr. Ulrike Behrens Kiel, 7. Mai 2011 Zusammenfassung / Skript zur AG 3/24 - mit Quellenangaben - Facetten des Zuhörens Schall als physikalisches Phänomen Hören als physiologischer Prozess Zuhören als psychologischer Prozess Zuhörverhalten als soziale Kommunikation Akustisches als Quelle für Informationen Zuhörkompetenz als Textverstehen - und mehr! gezieltes Zuhören als Akt gerichteter Aufmerksamkeit Klangerleben als sinnliche Wahrnehmung Zuhören als Mittel und als Gegenstand des Sprachlernens Weghören als Fähigkeit?

Zusammenfassung / Skript zur AG 3/24 - mit Quellenangaben der... · 2020. 4. 15. · Das Unsichtbare sichtbar machen Dr. Ulrike Behrens Kiel, 7. Mai 2011 Zusammenfassung / Skript

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Das Unsichtbare sichtbar machenDr. Ulrike Behrens Kiel, 7. Mai 2011

Zusammenfassung / Skriptzur AG 3/24

- mit Quellenangaben -

Facetten des ZuhörensSchall als physikalisches Phänomen

Hören als physiologischer Prozess

Zuhören als psychologischer Prozess

Zuhörverhalten als soziale Kommunikation

Akustisches als Quelle für Informationen

Zuhörkompetenz als Textverstehen - und mehr!

gezieltes Zuhören als Akt gerichteter Aufmerksamkeit

Klangerleben als sinnliche Wahrnehmung

Zuhören als Mittel und als Gegenstand des Sprachlernens

Weghören als Fähigkeit?

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Typisch für‘s Zuhören:Prozess nicht beobachtbar

permanent offener Kanal

Zuhören als psychische Selektionsleistung

unsegmentierter Lautstrom

Segmentierung als aktiver Prozess

vergängliches Signal - keine identische Wiederholbarkeit

Verstehen/Deutung (und ggf. Planung/Produktion) in Echtzeit

folglich hohe Belastung des Arbeitsgedächtnisses

Wie schaffen Sie das alles bloß?

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Entlastung des Arbeitsspeichers durch...

lebenslange Übung

„Clustern“: sinngemäßes, nicht wörtliches Erinnern

Fehler- bzw. Unschärfetoleranz

Steuerung durch Interesse

Zuhörerwartungen: Hypothesen bilden, prüfen, verwerfen

Situationsmodelle

flexiblen Einsatz von Verstehensstrategien

Hörerwartungen, Vorwissen, Situationsmodell (Skript/Schema)

Betonung, Mimik, KörpersprachePhoneme, „Wörter“, Sätze

Prozess des Zuhörenstop-down? Hörerwartungen, Vorwissen,

Situationsmodell (Skript/Schema)

Betonung, Mimik, KörpersprachePhoneme, „Wörter“, Sätze

Verstehen =(Re-) Konstruktion

von Sinn

bottom-up?

interaktiv, unsystematisch

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MündlichkeitMündlichkeit = ursprüngliche Erscheinungsform von Sprache (anthropologisch und ontologisch)

Typisch für mündliches Kommunizieren: regelmäßiger Sprecher-/Hörerwechsel

Sprecher und Hörer agieren in einemgemeinsamen Wahrnehmungs-raum (Sprechzeit-Raum)

(Nur) in diesem Sprechzeit-Raum sind Ausdrücke wie „ich“, „dort“, „jetzt“ unmittelbar verständlich.

Zum Vergleich: Schriftlichkeit

Zerdehnung der Kommunikation durch Einschub eines (dauerhaften) Mediums

! kein gemeinsamer Sprechzeit-Raum

! zeitlicher, räumlicher, sozialer Kontext muss expliziert werden

! Konsequenzen für sprachliche und kommunikative Strukturen

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„Im ganzen Satz“

Mit der Ausbreitung von Schriftkultur werden Standards der Schriftlichkeit zu Standards der Sprache generell erhoben.

Besonders in der Schule: Dominanz der Schrift-Grammatik auch in der Mündlichkeit.

Aktuell: Gegenbewegung durch neue Medien/ Medienverbünde, aber auch sprachdidaktische Forschung

Sprache der Nähe - Sprache der Distanz

KonzeptionKonzeption

gesprochen (mündlich)

geschrieben (schriftlich)

Medium

phonisch z.B.: Telefonat, „Klönschnack“

z.B.: Lesung, vorbereitete Rede,

Hörbuch...Medium

grafisch z.B.: Chat, SMS, schnelle E-Mail...

z.B.: Roman, Kochrezept,

Geschäftsbrief

Theaterstück?persönlicher Brief?Radiomoderation?

Quelle: Peter Koch & Wulf Oesterreicher (1985) Romanistisches Jahrbuch 36, S. 15-43

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Im Bereich Zuhören steht nicht der Erwerb von neuen Kompetenzen

im Mittelpunkt, sondern das Verstehen und das Kultivieren

vorhandener Kompetenzen.

Wahl eines angemessenen Registers/schneller Registerwechsel

Eine gewisse Skepsis dem eigenen Verstehen gegenüber (Stichwort: Re-Konstruktion von Bedeutung)

Bewusste Offenheit für Unerwartetes/Überraschendes

Reflexion des eigenen Zuhörverhaltens

Kritischer Umgang mit Hypothesen und Erwartungen

Fazit: (Unterrichts-) Ziele für ein „kultiviertes Zuhören“

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Sprechen und Zuhören in den Bildungsstandards

Die Schülerinnen und Schüler bewältigen kommunikative Situationen in persönlichen, beruflichen und öffentlichen Zusammenhängen situationsangemessen und adressatengerecht.

Sie benutzen die Standardsprache. Sie achten auf gelingende Kommunikation und damit auch auf die Wirkung ihres sprachlichen Handelns. Sie verfügen über eine Gesprächskultur, die von aufmerksamem Zuhören und respektvollem Gesprächsverhalten geprägt ist.

Quelle: KMK-Bildungsstandards MSA, S. 8/ HS, S. 9

Aus den Bildungsstandards zum „Sprechen und Zuhören“

„verstehend zuhören“:

Gesprächsbeiträge anderer verfolgen und aufnehmen,

wesentliche Aussagen aus umfangreichen gesprochenen Texten verstehen, diese Informa-tionen sichern und wiedergeben,

Aufmerksamkeit für verbale und nonverbale Äußerungen (z. B. Stimmführung, Körpersprache) entwickeln.

Quelle: KMK-Bildungsstandards MSA, S. 10/ HS, S. 11

wesentliche Informationen verstehen, wiedergeben und kritisch hinterfragen

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Herzlichen Dank fürs Zuhören

Dr. Ulrike [email protected]

Audiomaterial

Philadelphiabrücke: www.mucforum.de/showthread.php/9927-Ansagensignal

Songverhörer: www.youtube.com/watch?v=YCg1AY-JwJg

Flugzeuggespräch: www.youtube.com/watchv=Dv_Ib1I5l6M

Ideen zum Verhören: Axel Hacke: „Handbücher des Verhörens“: (Der weiße Neger Wumbaba; ...kehrt zurück; Wumbabas Vermächtnis).

Literatur

It was found that the *eel was...:

Warren & Warren 1970, zit. nach Imhof, M.  (2003). Zuhören. Psychologische Aspekte auditiver Informationsverarbeitung. Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht.

Konzeptionelle vs. mediale Mündlichkeit/

Schriftlichkeit: Koch, P./Oesterreicher, W. (1994): Schriftlichkeit und Sprache. In: Günther&Ludwig (Hg.): Schrift und Schriftlichkeit (HSK 10.) Berlin: de Gruyter, Bd. 1, S. 587-604.

Zuhören pränatal (zusammenfassend): Hennon, E. u.a. (2000). Die besondere Reise vom Fötus zum spracherwerbenden Kind. In: Grimm (Hg.). Sprachentwicklung. Göttingen: Hogrefe, S. 41-103.

Imhof, M. (2004). Zuhören und Instruktion. Münster: Waxmann.

vgl. auch Quellen- und Literaturlisten im Handout

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