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30G Zusammensetzung u. medic. Wirksamkeit des Chinoidins. Zusammensetzung und medicinische Wirksamkeit des Chinoidins. Professor v o n L i e b i g erwahnt in seiner Abhandlung iiber das Chinoidin, wie die bisherige Un ewissheit iiber die Zusammensbtzung dieses Korpers der 8rund gewesen, wesshalb viele Aerzte Bedenken trugen, sich rles Chinoi- dins als Arzneimittel zu bedienen. Gewiss Jeder wird diesem Urtheile beipilichten, und unserm grossen Chemi- ker aufrichtig Dank wissen, dass er uns Licht verbreitet hat uber einen Korper, den wir eigentlich nur dem Namen nach kannten. - Henr und D e l o n d r e fanden in den in dem Chinoidin einen Gehalt an Chinin und Cinchonin, hegleitet .von einem harzahnlichen Kor er, von dem sie glaubten, dass er nur die Krystallisirbar E eit dieser organi- schen Bascn verhindere. v. Lie b i g liess sich mehrere Proben des Chinoidins von Mainz, Frankfurt, Coblenz und Hamburg kommen, welche theils unregelmassige Massen, theils viereckige Tafeln von brauner und schwarzbrauner Farbe bildeten. In der warmen Hand wurde es weich und biegsam, liess sich aber in der Kalte leicht pulvern, wobei es, wie das Chinin, sehr stark elektrisch wurde. In kaltem Wasser war es unloslich, in heissem ein wenig loslich und ertheilte 1etzterem.einen stark und rein bittern Geschmack; in 2 Thei- len Weingeist losten sich alle Proben vollkommen auf, und die Losung wurde durch Wasser in harzahnlichen Plocken gefallt. Ebenfalls loste sich das Chinoidin ohne Ruck- stand in sehr verdunnten Mineralsluren, so wie in den mei- sten organischen Sauren, welche durch eine hinreichende Menge der Substanz vollstiindig neutralisirt wurden. Koh- lensaure Alkalien und Ammoniak schluaen das Chinoidin aus diesen Losungen wieder nieder; sckittelte man dann aber die Flussigkeit wiederholt mil ihrem gleichen Volu- men Aether, so verschwand der Niederschlag wieder bis auf einen hochst unbedeutenden schwarzen Ruckstand. Die atherische Losung hinterlasst nach dem Verdunsten das Chinoidin mit allen seincn fruheren Eigenschaften. Dass das Chinoidin seiner ganzen Masse nach aos einern organischen Alkali besteht, geht noch daraus hervor, dass es sich beim Erwarmen mil einer schwefelsauren Kupfer- oxydliisung unter Abscheidung des Kupferoxyds vollstan- dig auflost. Es giebt kein Aarz oder keine den Harzen ahnliche Materie, der diese Eigenschaft zukommt. Von Chinin oder Mutterlaugen des schwe 7 elsauren Chinins, so wie G e i g e r

Zusammensetzung und medicinische Wirksamkeit des Chinoidins

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30G Zusammensetzung u. medic. Wirksamkeit des Chinoidins.

Zusammensetzung und medicinische Wirksamkeit des Chinoidins.

Professor v o n L i e b i g erwahnt in seiner Abhandlung iiber das Chinoidin, wie die bisherige Un ewissheit iiber die Zusammensbtzung dieses Korpers der 8rund gewesen, wesshalb viele Aerzte Bedenken trugen, sich rles Chinoi- dins als Arzneimittel zu bedienen. Gewiss Jeder wird diesem Urtheile beipilichten, und unserm grossen Chemi- ker aufrichtig Dank wissen, dass er uns Licht verbreitet hat uber einen Korper, den wir eigentlich nur dem Namen nach kannten. - H e n r und D e l o n d r e fanden in den

in dem Chinoidin einen Gehalt an Chinin und Cinchonin, hegleitet .von einem harzahnlichen Kor er, von dem sie glaubten, dass er nur die Krystallisirbar E eit dieser organi- schen Bascn verhindere.

v. L i e b i g liess sich mehrere Proben des Chinoidins von Mainz, Frankfurt, Coblenz und Hamburg kommen, welche theils unregelmassige Massen, theils viereckige Tafeln von brauner und schwarzbrauner Farbe bildeten. In der warmen Hand wurde es weich und biegsam, liess sich aber in der Kalte leicht pulvern, wobei es, wie das Chinin, sehr stark elektrisch wurde. In kaltem Wasser war es unloslich, in heissem ein wenig loslich und ertheilte 1etzterem.einen stark und rein bittern Geschmack; in 2 Thei- len Weingeist losten sich alle Proben vollkommen auf, und die Losung wurde durch Wasser in harzahnlichen Plocken gefallt. Ebenfalls loste sich das Chinoidin ohne Ruck- stand in sehr verdunnten Mineralsluren, so wie in den mei- sten organischen Sauren, welche durch eine hinreichende Menge der Substanz vollstiindig neutralisirt wurden. Koh- lensaure Alkalien und Ammoniak schluaen das Chinoidin aus diesen Losungen wieder nieder; sckittelte man dann aber die Flussigkeit wiederholt mil ihrem gleichen Volu- men Aether, so verschwand der Niederschlag wieder bis auf einen hochst unbedeutenden schwarzen Ruckstand. Die atherische Losung hinterlasst nach dem Verdunsten das Chinoidin mit allen seincn fruheren Eigenschaften. Dass das Chinoidin seiner ganzen Masse nach aos einern organischen Alkali besteht, geht noch daraus hervor, dass es sich beim Erwarmen mil einer schwefelsauren Kupfer- oxydliisung unter Abscheidung des Kupferoxyds vollstan- dig auflost.

Es giebt kein Aarz oder keine den Harzen ahnliche Materie, der diese Eigenschaft zukommt. Von Chinin oder

Mutterlaugen des schwe 7 elsauren Chinins, so wie G e i g e r

Zusammensetzung u. medic. Wirlcsamksit des Chinoidins. 307

Cinchonin liessen sich darin nur Spuren nnchweisen. Die Chinoidinsalze werden durch Gerbsaure gefallt; Platin- chlorid erzeugt in der salzsauren Losung einen gelben, darn Chininplatinsalae vollkommen gleichen Niederschlag.

Zu den Analysen wurde das aus der erwahnten athe- rischen Losung erhaltene, oder der Niederschlag benutzt, den man aus dcr Auflosung des rohen Chinoidins in schwe- felsaurem Ku feroxyd nach dcr Entfernung des Kupfers

Platindoppelsalz wurde aus der salzsauren Losung des nach einer dieser Methoden gereinigtcn Chinoidins mittelst Plaiinchlorids dargestellt. - Nach den Kohlenstoff-, Was- serstoff- und Stickstoff-Bestimmungen hat sich ergeben:

Kohlenstoff.. .... 73,49 - 73,14 - 74,33 Wnsserstoff ..... 7,69 - 7,64 - 7,57 Stickstoff... ..... 8,79 - 8,79 - 8,79 (Mittel von

2 Versuchen.)

durch Schwe P elwasserstoflmit einem Alkali erhielt. - Das

Nach der Formel C10H*2N02 enthalt das Chinin: Kohlenstoff.. .... 7433 Wasserstoff ...... 737 .

Das Chinoidinplatinsalz ergab in 100 Theilen : Kohlenstoff, . . , . . 32,44 Wasserstoff.. .... 3,86 Platin .......... 26,33 - 26,32 - 26,45.

Das Chinin latinsalz enthalt nacli der Formel CI€I,C* OH' '"02

Kohlenstoff.. .... 32,38 Wasserstoff.. .... 3,53 Platin .......... 26,83

Es geht also aus allen Versuchen hervor, dass das Chinoidin mil dem Chinin identisch ist, dass beide gleicho Zusarnmensetzung und gleiches Atomgewicht haben, und dass ersteres zu dem letzteren in Phnlicher Beziehung steht, wie der unkrystallisirbare Zucker zu dem krystalli- sirbaren. Die Zersetzungsproducte sind ebenfalls 'diesel- ben, und man erhalt durch Destillation des Chinoidins mit starker Kalilauge eine vollkommen so grosse Menge Chi- nole'ins, als durch gleicho Behandlung des Chinins.

Urn das Chinoidin auf seine Reinheit zu prufen, liist man es in verdiinnter Siiure, Alkohol oder Aether auf; findet eine vollige Auflosung in diesen drei Fliissi keiten statt, so ist es als rein zu betrachten. Zuweilen fornrnt im Handel die zur Trockne ein edampfie Motterlauge des

dig in Wasser zu einer dunkelbraunen Flussigkeib auf, aus

+ CIg t in 100 Theilen:

schwefelsauren Chinoidins vor ; % ieses lost sich unvollstan-

308 Darstellung v. Cyangas. Bereitung d. milch. Eisenoxyduls.

der man jedoch durch Zusatz von Ammoniak ein reines Chinoidin erhalten kann.

Aus den Erfahrungen, die man bis jetzt aus der An- wenduna des Chinoidins geschopft hat, geht hervor, dass 1 Pfd. chinoidin, welches circa 12 Gulden kostet, densel- ben Wirkungswerth hat, als 1 Pfund schwefelsaures Chi- nin. - Der eheime Sanitatsrath Dr. N a t o r p in Berlin wendct bei dechselfiebern folgende Composition an : Rec. Tinct. Chinoidin. Unc. 1 . Acid. Halleri Dr. 1 . Aq. menlh. p ip . winos. Unc.3. M. D. S. Bei eintagigen Fiebern beim Ein- tritt des Schweisses alle Stunden 1 Theelijffel; hei drei- tagigen alle zwei Stunden, und bei viertiigigen alle drei Stunden 1 Theeloffel voll. Bleibt das Fieber weg, so nimmt man Abends und Morgens 4 Theeloffel, bis die Aussicht auf Recidive getilgt ist. (Annal. d. Chem. u Pharm. Bd.58. p . 318-356.) HZ.

Angebliche Darstelluiig von Cyangas. H a r z e n - M i i l l e r hat das von K o l b (Juhrb.f.prakt.

Phurrn. Bd. X. p . 311) angegebene Verfahren, Cyangas zu bereiten, naher gepruft und gefunden, dass dasselbe ganz unbrauchbar ist. - Erhitzt man namlich, wie K o l b an- giebt, ein Gemisch aus 1 At. Kaliumeisenc aniir, 1 At.

so erhalt man : Kohlensaure, Kohlenoxyd, Stickgas, Blau- saure, blausaures und kohlensaures Ammoniak. Der ge- gluhte Ruckstand loste sich theilweise im Wasser. Die Losung reagirte alkalisch und entwickelte auf Zusatz von Sauren eine betrachltiche Menge Schwefelwasserstoff; ein Beweis, dass auch der Sauerstoff des Kalis und der Schwefelsaure zur Oxydation des Kohlenstoffs des Cyans verwendet worden war. - Entwassertes Blutlaugensalz giebt im Wesentlichen dieselben Producte.

Hieraus erklart sich nun, warum K o 1 b beim Einleiten des vermeintlichen Cyangases in Eisenvitriollosung einen braunen, durch Salzsaure blau werdenden Niederschlag erhielt. Cyangas bringt, wenn es rein ist, in Eisenoxydul- salzen gar keine Fallung hervor. (Annal. der Chem. und Pharm. Bd. 58. p . 102;) Hz.

Bereitung des milcbsaureii Eiseiioxyduls.

Manganhyperoxyd und 2 At. doppeltschwefe Y saurem Kali,

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Priiher war die directe Einwirkung der Milchsaure auf fein gefeiltes Eisen vorgeschlagen. L e p a g e schlagt dagegen eine andere Methode vor, und namentlich sind