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Kleine Mitteilungen. [15. J. ~w~o Heft 1. Die Verwendbarkeit des GiftkSders beruht darauf, dab die Fliege melu-ere Tage fliegt trod in dieser Zeit Nahrung aufnimmt, ehe sie mit der Eiablage beginvt. Der KSder, das in Siidafrika erprobte Mally'sche Mittel, ist eine gesitBte ArseniklSsung, die aus etwa 8 kg Zucker, 500 g Bleiarseniat und 100 1 Wasser besteht. Beide Verfahren zusammen ktinnen mit vollem Erfolg durchgeftihrt werden, nur besteht in manchen Gegenden die Gefahr, daiS haufige schwere Regen in der Reifezeit das Spritzen unwirksam machen. Erganzt werden sie durch ein Ausrottungsverfahren, das darin besteht, daiS alle wilden Pflanzen mit anf~lligen Friichten am Boden abgeschnitten werden, um die Fruchtbildung im laufenden Jahr zu verhindern. Ebenso werden anfallige Zierpflanzen entweder vernichtet oder zurfickgeschnitten. Im AnschluiS daran wird der Boden in den verseuchten Obst- g~trten mit Dampf sterilisiert, Man hat in Florida sofort mit umfassender Untersuchung .der Pflanzungen und mit Bekamp- fungs- und Ausrottungsverfahren eingesetzt und die Nachbarstaaten haben die nStigen Einfuhr- verbote erlassen. Es sollen staatlicherseits zu- nachst mehr als 5 Mill. Dollar zur Bekampfung bewilligt sein. Die bekanntesten amerikanischen Entomologen sind zur Beratung zugezogen worden und man will zunachst die weitere Ausbreitung der Fliege verhindern und dann trotz der be- stehenden Schwierigkeiten, die z.B. der Absatz der Ernte bietet, eine vollstandige Ausrottung versuchen, woffir mehrere ,lahre notwendig sein werden. (Die neueren hier angeffihrten Angaben sind im wesentlichen folgenden Quellen entnommen: Journ. econ. entom. 17, 1924, 37 und 443; 18, 1925, 257; 22, 1929, 707. Tropical Agriculture 6, 1929~ 241 und 254.) Kleine Mitteilungen. Zwei Jahre Entomologisehes Seminar. Einige Praktikanten sind Biologen, die sp~tter im Lehdach Das Entomologische Seminar in Rosf~ck besteht ~tigsein wel~len, andere kiinftige Berufsentomologen, etzt seit zwei Jahren. Die Zah! dev Praktikanten be- und zwar tells solche, die sich fill' Pflanzenschutz speziali- Das Entomologische Seminar in Rostock. (Nach rechts schlieBt sieh ein kleiner Yersuchsgartea an.) lief sich im W.-S. 1927/28 au_f 4, im S.-S. 1928 auf 5, im W.-S. 1928/29 auf 4, im S.~ 1929 auf 5~ und auch zurzeit sind es 5, die zum Tei[ bereits promoviert sind. sieren wollen, tells ohne diese Absicht. Eine Vermehrung der Anzahl der Biologen ist wiinschenswert und soil un- gestrebt werden, urn dadurch dem mehr und mehr sich

Zwei Jahre Entomologisches Seminar

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Page 1: Zwei Jahre Entomologisches Seminar

Kleine Mitteilungen. [15. J. ~w~o Heft 1.

Die Verwendbarkeit des GiftkSders beruht darauf, dab die Fliege melu-ere Tage fliegt trod in dieser Zeit Nahrung aufnimmt, ehe sie mit der Eiablage beginvt. Der KSder, das in Siidafrika erprobte Mally'sche Mittel, ist eine gesitBte ArseniklSsung, die aus etwa 8 kg Zucker, 500 g Bleiarseniat und 100 1 Wasser besteht. Beide Verfahren zusammen ktinnen mit vollem Erfolg durchgeftihrt werden, nur besteht in manchen Gegenden die Gefahr, daiS haufige schwere Regen in der Reifezeit das Spritzen unwirksam machen. Erganzt werden sie durch ein A u s r o t t u n g s v e r f a h r e n , das darin besteht, daiS alle wilden Pflanzen mit anf~lligen Friichten am Boden abgeschnitten werden, um die Fruchtbildung im laufenden Jahr zu verhindern. Ebenso werden anfallige Zierpflanzen entweder vernichtet oder zurfickgeschnitten. Im AnschluiS daran wird der Boden in den verseuchten Obst- g~trten mit Dampf sterilisiert,

Man hat in Florida sofort mit umfassender Untersuchung .der Pflanzungen und mit Bekamp- fungs- und Ausrottungsverfahren eingesetzt und die Nachbarstaaten haben die nStigen Einfuhr- verbote erlassen. Es sollen staatlicherseits zu- nachst mehr als 5 Mill. Dollar zur Bekampfung bewilligt sein. Die bekanntesten amerikanischen Entomologen sind zur Beratung zugezogen worden und man will zunachst die weitere Ausbreitung der Fliege verhindern und dann trotz der be- stehenden Schwierigkeiten, die z.B. der Absatz der Ernte bietet, eine vollstandige Ausrottung versuchen, woffir mehrere ,lahre notwendig sein werden.

(Die neueren hier angeffihrten Angaben sind im wesentlichen folgenden Quellen entnommen: Journ. econ. entom. 17, 1924, 37 und 443; 18, 1925, 257; 22, 1929, 707. Tropical Agriculture 6, 1929~ 241 und 254.)

Kleine Mitteilungen. Zwei Jahre Entomologisehes Seminar. Einige Praktikanten sind Biologen, die sp~tter im Lehdach

Das Entomologische Seminar in Rosf~ck besteht ~tigsein wel~len, andere kiinftige Berufsentomologen, etzt seit zwei Jahren. Die Zah! dev Praktikanten be- und zwar tells solche, die sich fill' Pflanzenschutz speziali-

Das Entomologische Seminar in Rostock. (Nach rechts schlieBt sieh ein kleiner Yersuchsgartea an.)

lief sich im W.-S. 1927/28 au_f 4, im S.-S. 1928 auf 5, im W.-S. 1928/29 auf 4, im S.~ 1929 auf 5~ und auch zurzeit sind es 5, die zum Tei[ bereits promoviert sind.

sieren wollen, tells ohne diese Absicht. Eine Vermehrung der Anzahl der Biologen ist wiinschenswert und soil un- gestrebt werden, urn dadurch dem mehr und mehr sich

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fiihlbar maehenden Mang~l an Nachwu(.hs yon solehen Spezialisten etwas entgegenzuarbeiten, die neben ihrem anderweitigen Beruf bestimmte Insektengruppen be- arbeiten. Dagegen ist eine Vermehrang der Anzahl der- jenigen, die sich ganz der Entomologie widmen wollen. aus naheliegenden Grtinden offenbar nieht angebraeht. - - Zu den Pl'aktikanten kommen diejenigen Smdenten hinzu~ die sieh als Vorlesungsh6rer und Exkm~ionsteil- nehmer entomologiseh vervollkommnen und znm Tell sp/~ter am Praktikum teilnehmen wel'den.

Der Unterrieht hat naeh anfiingliehem Experimentieren festere Formen angenommen. Es wird versucht, die rein rezeptive Arbeit miSgliehst auf ein Jahr zu be- sehriinken ; weitere Vervollkommnung erfolgt dann; wiihrend tier Praktikant eine wissensehaftliche Unter- suehung in Angriff nimmt, wie es die meisten tun, um zu promovieren. Besonderes Gewieht wird auf die Aus- hi|dung in allgemeiner Okologie (physiologiseh und bio- ziinotlsch) gelegt, und naeh und naeh werden besondere Einrichtungen daftir geschaffen. An dem Ausbau der Sammlungen wird st/tndig gearbeitet, doeh ist daa Tempo dm'eh den Mangel an |lilfskraften bedingt.

Im Sommersemester finden unter Leitung des Ordi- narius alle 8--14 Tage Ausfltige stat L die sieh nieht selten fiber mehrere Tage erstrecken. In den Osterferien erfolgte eine Reise mit 10 Studenten nach Lesina (Adria). - - Dazu kommen die Besiehtigungen praktiseher Art; und zwar bisher folgende: 1. Simulienplage~ 2. Kiefern- spannerkalamitN, "3. Begiftung des Kiefernspanners. 4. Fahrbare Gartenspritze im 6ebraneh, 5. Vemuchs- garten der Landwirtschaft.skammer (Gartenseh~dlinge,) 6. (;radation der Kohlschabe, 7. Seldenhaspelei. Weitere Exkumionen dieser Art wurden yon der Pflanzenscllutz- Abteilung der Landwirtsehaftlichen Vemuchsstation ver- mlstaltet. Fth' den Herbst 1930 sind Kmue ftir Sehul- mKnner in Aussicht genommen. Die im Seminar im (;ange befindliehen Untersuchtmgen hetreffen, soweit es solehe yon Doktorandelt sind, Themen ;tub versehiedensten 6ebieten der Entomologie; im ttbrigen sind in grog- ziigiger Weise epidemiologische Arbeiten in Angriff ge- nommen wonten, die d~u'eh mehrere Jahre laufen mfissen. i l s Untersuehungsobjekte dienen dabei haupN/tchlieh Kiefernspmmer~ Kohlweigling mid Parasiten. abe,' auch noeh mehrere andere Formen.

Die Herren Kollegen werden dringend gebeten, dem Entomologisehen Seminar stets Mitteilung zu machen, wenn geeignete Assistenten-Stellungen vakant sind oder neu eingeriehtet werden. K. F r i e d e r i c h s.

An Publikationen arts dem Seminar sind el~chienen oder im Druek:

1929. M e y e r , P. F., Untersuchungen tiber die Auf- nahme pilanzlieher Farbstoffe in den Kiirper ~'on Lepidopterenlarven (vorl/tufige Mitt.). - - Sitzungs- berieht u. Abhandlungen Natarforseh. Gesellseh. I~ostoek~ 3. Fo*ge, Bd. 2, 12 S (yon der Philos. Fakultiit preisgekNnt).

19:/0. F r i e d e r i e h s ~ K. u. S t e i n e r : P., Lieht und In- sektenentwieklung (el~te .Mitt.). Zentralbl. Bakter. Parasitenkunde, Bd. 79.

Kleine Mitteihmgen.

1930. F r i e d e r i c h s . K. u. S t e i n e r : t'., (~ber Naeh- wirkung der Begiftung des Kiefernspanners.

Etwas vonr KohlweiBling (Pieris brassieae L.).

Der Kohlweigling hat bekanntlich zwei Generationem die e~te aus iiberwinternden Puppen hervorgegangen fliegt im Mai und Juni, die zweite im Juli. Die aus den yon ihr abgelegten Eiel~ entstehenden Raupen fressen bis zum Herbst also etwa bis 3_nfang Oktober, tun dann zur Verpuppung zu sc|u'eiten. Die Puppe ttber- wintert und liefel~ im kommenden Friihjallr den Falter.

Im Sonlmer 1928 flogen in meinem Garten ver- h~ltnismi~gig wenig Weiglinge, auch emchienen sie, wic mirschien, reiehiich sp/it, sodag die l~aupen libel" die normale Verpuppuugszeit hinaus auf den Kohll)flanzen sagen. Sie waren zuriickgeblieben im Wachstum. Schlieg- lich. als die meisten schon abgelese n und get6tet waren, kanl mir der Gedanke man k6nnte feststellen was aus ihnen wfirde.

Seehzehn dreiviertehvtichsige Raupen, 2~5 und 3 em lang, sagen noeh Ende November auf meinem I~osen- kohl. Ihre Lebensgesehiehte ist folgende:

25.11. 1928: Die Raupen werden in drei Zuehtkasten verteilt, je fttnf, fttnf und seehs Stfick. In jedem Kasten steht in einem Blmnen- topf eine Kohlpflanze.

29.11. 1928: Kasten 1 mit seehs Raupen blieb im Freien auf dem Balkon stehen, Kasten 2 mit fiinf Raupen wird fi'ostfrei im Hause aufgestell L Kasten 3 mit fiinf l~aupen wird in das ge- heizte Zimmer gebraeht.

2.12. 1928: Kasten 1. Baupen sitzen auf den K,hl- bliittern, Kasten 2. Raupen am Kohl, Kasten 3, eine der Raupen spinnt eine flache Seheibe, dieses tun sie bekanntliell, wenn sie krank sind.

3.12. 1928: Kasten 1, Raupen fi'essen stark, viel Kot am Boden, die L~inge der Raupen hat zu- g e n o l n n l e l l ,

Kasten 2~ die Raupen fressen. Kasten 3, eine Raupe sitzt ruhig an einer senkreehten Wand~ 2 haben auf dem ttolz gespomlen und sitzen auf dem Gespinst, eine 1Raupe hat sieh am Kastendeekel ver- puppt, eine Ilaupe hat Parasiten (Micro- gaster 91omeratus L.) entlassen, die sich in ihren gelben Kokon eingesponnen haben.

5.12. 1928: Kasten 1, drei Raupen fi'essen~ eine Raupe tot am Boden, zwei Raupen seheinbar ~'ank. Kasten 2, vier Raupen sitzen an den W/inden des Zwingers, die fiinfte frifit, Kasten 3, die Puppe am Kastendeekel; alle anderen Raupen haben Parasiten ent- lassen.

14.12. 1928: Kasten 1~ zwei Raupen sitzen am Blat L zwei am Blattstengel, eine an der Wand, eine liegt am Boden~