Aktuelle Situation der Versorgung chronischer Schmerzpatienten
Dr. O. Funken Allgemeinmedizin
Naturheilverfahren
Sportmedizin
Akupunktur
Rheinbach
Epidemiologie
Mehr als die Hälfte aller Erwachsenen leidet im Verlauf 1 Woche an Schmerzen in mindestens einer Körperregion. Bei etwa 5 bis 10 der Bevölkerung erreichen diese Schmerzen eine hohe Stärke und sind mit relevanten Einschränkungen im Alltag verbunden.
Neben Kopfschmerzen nehmen die muskuloskelettalen Schmerzen insbesondere Rückenschmerzen eine führende Position ein.
Quelle: Bundesgesundheitssurvey (1998)
Epidemiologie
Ca. 7-8 Mio Menschen leiden Schätzungen zufolge an behandlungsbedürftigen chronischen Schmerzstörungen.
Quelle Kröner-Herwig&Hoefert (1999)
Ca 25% akute Schmerzen
Ca 25% chron. Schmerzen
Ca 11% mit chron. Schmerzen die aber nicht primär Anlass waren
Quelle:Willweber-Strumpf et al. (2000)
Schmerz ist ein Massenproblem
Der akute Schmerz ist nicht das Problem
Der chronifizierte Schmerz hat viele Gesichter
Eine unidirektionale Antwort ist nicht möglich
Verbrauch starker Schmerzmittel 1993-2001 im internationalen Vergleich
Verbrauchte Kilogramm pro Million Einwohner
Chronifizierung des Schmerzes
Der Schmerz löst einen Lernprozess aus
„Konditionierung“
Im Verlauf der Konditionierung lösen immer geringere Reize immer stärkeren und anhaltenderen Schmerz aus.
Die Beeinträchtigung des Betroffenen und der Aufwand für die Behandlung steigen stark an.
Selbstbehandlung
Behandlung in der Hausarztpraxis
Medikamenten-verordnung
Heilmittel-verordnung
Muskelverspannungen Wärme, Mobilisierung, Einreibungen, Bäder
R e f l e x b e h a n d l u n g e n , insbes. Quaddelungen
S p i n a l a n s e t z e n d e Muskelrelaxantien
G g f . K M T, W ä r m e /Kältetherapie
Schmerzen durch Fehl- oder Überlastung discoligamentärer Strukturen Kurzzeitig körperliche Schonung
TLA, Infiltration schmerz-hafter Strukturen
NSAR und Analgetika einschließlich Opioide
KG
Gelenkfunktionsstörungen, segmentale Bewegungsstörungen B e w e g u n g s ü b u n g e n , Meidung von Fehlhaltung
C h i r o t h e r a p i e , Mobilisationstechniken, TLA an Wirbelgelenken
Ggf. Schmerztherapie Manuelle Therapie, KG
Muskelverkürzungen Dehnungsbehandlung nach Anleitung
Dehnung, Anleitung zur Selbstdehnung
- KG Muskeldehnung nach JANDA
Gewebeverquellungen, -verhärtungen, Verkürzung elastischer und kontraktiler Strukturen W ä r m e , B e w e g u n g , Einreibung, Bäder
T L A i n M y e g e l o s e n , Sehnen-, Bänderansätzen
Ggf. Schmerztherapie KMT, BGM, SM, UWM
Muskuläre Dysbalance KG, körperliche Arbeit, Sport, Alltagsbewegung
Beratung
- KG, Rückenschule
Therapieoptionen bei Schmerzen im Bewegungsapparat
Psychische Komorbitität bei chron. Schmerz
40% Depressive Störungen
25% Angsterkrankungen
20% Persönlichkeitsstörungen
5% Posttraumatische Belastungsstörungen
Quelle: UrnauerH.A. (2005) Psychologische Diagnostik bei chr. Schmerzen Tagung Erkner
Problemlösekraft ist Qualitätsmerkmal der Hausarztpraxis
Ursachensuche vor symptomatischer Schmerztherapie
Eskalation der Diagnostik und Therapie bis zur Problemlösung
Therapiezielbestimmung und –vereinbarung mit dem Patienten
Notwendigkeit, Wirksamkeit und Nebenwirkungen immer wieder hinterfragen.
Und alles bei ständiger Erreichbarkeit einschließlich der Hausbesuchstätigkeit.
Mögliches Versorgungsmodell
Die meisten chronischen Schmerzpatienten werden in der hausärztlichen Versorgung betreut.
Bei nicht ausreichender Symptomkontrolle oder pflegerischen bzw. psycho-sozialen Problemen Einbindung des Schmerztherapeuten (ST) durch den Hausarzt
Beratung durch ST zur Symptomkontrolle und/oder Umstellung der bisherigen medikamentösen Therapie
Abstimmung mit Blick auf das weiteres Procedere (zusätzliche Unterstützungsangebote)
Anforderungen an den Hausarzt in HzV-Verträgen
Haus- oder fachärztliche Versorgung im Netzwerk Schnittstellendefinition §73c
Strukturierte Hausärztliche Fortbildung IhF
Regelmäßige Teilnahme an Qualitätszirkeln §73b Fallkonferenzen
Wissenstransfer
Networking
VERAH ( Versorgungsassistentin in der Hausarztpraxis)
Zusammenfassend
Das bisherige Versorgungssystem ist nicht auf die Versorgung von chronifizierten Schmerzpatienten ausgerichtet
Das Massenproblem von ca. 8 Mio. Patienten kann nur durch eine Vorortversorgung durch Hausärzte gelöst werden. Andere Modelle sind nicht finanzierbar.
Die Strukturierte hausärztliche Fortbildung ist notwendiger Bestandteil
Der Aufbau von Kooperationsstrukturen ist im bisherigen System der Versorgungsvergütung nicht angelegt.
Der Gesetzgeber hat die § 73b und 73 c geschaffen als möglichen Lösungsansatz des Versorgungsproblems
Zusammenfassung