Dr. sc. nat. ETH Felix KellerE-Mail: [email protected]
Wirksamkeit des entdeckenden erlebnisorientierten Outdoor-Unterrichts Gemeinschaftsprojekt mit:
– PH Thurgau
– ETI/Academia Engiadina
Dank
An das Forschungsteam:– Ursina Kerle, Bigna Sutter und Leci Flepp (PHGR)– Christina Colberg, Vinzenz Morger und Andy Imhof (PHTG)
Unterstützung im Vorversuch durch die Teilnehmerinnen des Kurses Nachqualifikation für Handarbeit- und Hauswirtschaftslehrerinnen in Mensch und Umwelt
– Eveline Bronnenhuber, Brida Camenisch, Annette Casanova, Susanne Hunger-Zoller, Sandra Minni-Booch, Karin Näf-Gujer, Noemi Negretti Cutkov, Mirta Tuscano-Denicolà, Monika Zgraggen
Dank an die Anwesenden für die Diskussionsbeiträge
Inhalt Einleitung
– Persönliche Motivation– Begriffe:
– Erlebnisorientierter Outdoor Unterricht– Gestaltungskompetenzen– Umweltverständnis von Jugendlichen
Problemanalyse– Bisherige Untersuchungen– Das integrierte Handlungsmodell– Vorversuch
Hypothesen
Schlussfolgerungen
Persönliche Motivation
Nachhaltige Wirkungen von Exkursionen an der Höheren Fachschule für Tourismus Graubünden und in der Erwachsenenbildung
50 Klimaweg-Exkursionen mit unterschiedlichen Erfahrungen
Hohe Nachfrage an Outdoor-Dienstleistungen im Tourismus
Praxisnähe, ein wichtiges Thema in der Umweltlehre
GEOPARC
Klimaerlebnispfad
Virtueller Klimaweg
EducETH (ab2008):Virtueller Klimaweg
Erlebnisorientierter Outdoor Unterricht
Unter entdeckendem erlebnisorientiertem Outdoorunterricht bezeichnen wir in unserem Vorprojekt Lehr-Lern-Aktivitäten in einer konstruktivistisch orientierten Lernumgebung im Freien
– Natürliche Umwelt und Kulturlandschaft– Erlebnis als Zusammenspiel von Spannung, Authentizität,
Ästhetik, Unterrichtsexperiment– Lehr-Lernaktivitäten auf der kognitiven, affektiven wie auch auf
der methodischen Ebene – Verzicht auf Erlebnisorientierung mit unerwünschtem
Unterhaltungscharakter
Gestaltungskompetenzen
Unter Gestaltungskompetenz wird der Erwerb von Fähig- und Fertigkeiten verstanden, die den Lernenden die nachhaltige Gestaltung ihrer Zukunft ermöglichen (De Haan und Harenberg 1999)
– Anspruchsvolle Aufgabe für Lehrpersonen, den Erwerb dieser Gestaltungskompetenz auf allen Altersstufen zu fördern
– Ausserschulische Lernorte spielen eine zentrale Rolle– Orte oder Institutionen, an denen institutionalisiertes Lernen
stattfindet (Betrieb, Lernwerkstatt, Studio etc.)
Zum Begriff der Gestaltungskompetenz
Kognitive Ebene(Wissen)
Affektive Ebene(Werte, Haltungen,
Motivation)
MethodischeEbene
Vier Leitgedanken zum Umweltverständnis von Jugendlichen (1) (nach Brämer, 2006)
1. Natur-Distanz: Alltägliches Umweltwissen von Kindern und Jugendlichen ist in hohem Masse lücken- und fehlerhaft– Abnehmendes Interesse an natürlichen Zusammenhängen
– Abnehmender Bedarf an Naturnähe und Natürlichkeit
– Natur erscheint langweilig
2. Bambi-Syndrom: Kinder und Jugendliche messen der Natur hohen Wert zu Natur erscheint überaus wichtig, gut, schön und harmonisch Natur ist aber auch verletzlich, bedroht und hilfsbedürftig Wunsch, Natur zu schützen, sauber zu halten, nicht zu stören und ihr
zu helfen
Vier Leitgedanken zum Umweltverständnis von Jugendlichen (2) (nach Brämer, 2006)
3. Wirtschafts-Tabu: Dass unser materieller Lebensstil die Umwelt ausbeutet ist den meisten jungen Menschen nicht annähernd bewusst Zusammenhang zwischen intensiver Naturnutzung und Herstellung von
Konsumprodukten interessiert kaum
4. Nachhaltigkeits-Falle: Die Forderung nach einem nachhaltigen Umgang mit der Natur begreifen Kinder und Jugendliche als moralisches Gebot nach Art des Bambi-Syndroms
„Tiere nicht ärgern“ „Weniger Müll in den Wald werfen“ „Nicht so viel im Wald spielen“ „Nichts kaputt machen“ „Keine Tiere und Pflanzen töten“, etc.
Demnach blockiert das Bambi-Syndrom das Nachhaltigkeitsverständnis
Inhalt Einleitung
– Persönliche Motivation– Begriffe:
– Erlebnisorientierter Outdoor Unterricht– Gestaltungskompetenzen – Umweltverständnis von Jugendlichen
Problemanalyse– Bisherige Untersuchungen– Das integrierte Handlungsmodell– Vorversuch
Hypothesen
Schlussfolgerungen
Bisherige Untersuchungen
Howie (1974) :– Unterricht im Klassenzimmer schloss auf der kognitiven Skala
am besten ab– Gestaltungskompetenzen wurden nicht untersucht
Crompton und Sellar (1981):– Outdoor Unterricht fördert die positive affektive Entwicklung
(positive affective development)
Ewert, Place, and Sibthorp (2004):– Frühe Umwelterfahrungen haben positive Auswirkungen auf
das spätere Umweltverhalten
Farmer, Knapp und Benton (2007):– Positive Auswirkungen bezüglich nachhaltiger Umweltbildung
Bedrohungs-wahrnehmung
Verantwortungs-Zuschreibung
Soziale Bedürfnisse
MotivationKompetenz-Erwartung
Ergebnis-Erwartung
Instrumentalitäts-Erwartung
Intention Sozialer Kontext
Ressourcen
Selbstkontroll-techniken
Volition
Die Bildung einer Handlungsmotivation kann auch durch
die Handlungsmöglich-keiten (Intentionen) beeinflusst werden.
Die Bildung einer Intention kann auch
durch die Realisierungs-
chancen (Volitionen) beeinflusst werden.
Das integrierte Handlungsmodell(nach Rost et al. 2001)
Versuchsanordnung von Rost et al. (2001)
Fragebogenstudie
Untersuchungsdesign– 6 Monate nach Fragebogenvergabe
– Aufruf zur Beteiligung an Umweltaktionen– Misserfolg da magere Beteiligung von 42 Schülern
– Handlungsabsichten und Umsetzung– Erste Befragung: Formulieren von Handlungsabsichten für das
kommende Jahr– Zweite Befragung 1 Jahr danach: Konfrontation mit
Handlungsabsichten
Versuchsanordnung (2)
Erster Fragebogen (1302 Teilnehmer)– Variablen der Motivationsphase– Variablen der Intentionsbildung– Handlungsvorsatz
Zweiter Fragebogen (1165 Teilnehmer)– Variablen der Intentionsbildung– Realisierung der Handlungsvorsätze– Variablen der Volitionsphase– Soziale Bedürfnisse
855 Teilnemer nahmen an beiden Befragungen teil
Durchgeführte Handlungen
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Umwelt
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Peer Familie schwierig äusserer Kontext Quelle: Rost et al. 2001
Handlungsmodell als Baustein für denOutdoor-Unterricht
Volition
Intention
MotivationWohlfühlen
Erlebnis
Lernen
Dimensionen von Wellness (nach Lanz-Kaufmann, 2002)
Gesundheitszustand der Harmonie von Körper, Geist und Seele
Bestimmende Elemente:– Körperliche Fitness– Gesunde Ernährung– Entspannung (Zeit Wellness)– Geistige Aktivität
Erlebnisbereitschaft vorhanden
Lernen
Erlebnis
Wohlfühlen
Erlebnis als Voraussetzung des Outdoor Unterrichtes
Aktive Beteiligung Passive Beteiligung
EintauchenNach: Pine & Gilmore 2000
Aufnahme
Ästhetik Realitätsflucht
Unterhaltung Bildung
Lernbereitschaft vorhanden
Lernen
Erlebnis
Wohlfühlen
Vorversuch
Intervention EOU am ALOim Permafrost am Piz Corvatsch
3
Lernkontrolle und Messinstrument
Lernkontrolle– Kognitive Ebene
Messinstrument Prototyp (PHTG)
– Semantisches DifferentialMessinstrument Vorversuch
Outdoordiaktik
Nun möchten wir gerne wissen, wie du den Unterricht zum Thema Mensch und
Umwelt im Allgemeinen findest. Bitte mach auf jeder Zeile ein Kreuz.
Unterricht zum Thema Mensch und Umwelt
interessant langweilig
ernsthaft lustig
lehrreich informativ
einschläfernd spannend
unterhaltsam humorlos
schwierig leicht
trocken frisch
kurzweilig eintönig
blöd toll
Nun eine andere Frage: Was kann man tun, um die Umwelt zu schützen? Was kommt dir in den Sinn? ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ _________________________________________________________________
Leistungsmessung Permafrost Outdoor
Datum: Klasse: Ort/Schule: Name: 1. Erkläre den Begriff Permafrost! Als Permafrost bezeichnet man Untergrund, welcher während mindestens einem Jahr Temperaturen unter 0°C aufweist. => 3 Punkte
Folgende Variante:
2. a)Welche Basistemperatur herscht im Permafrostgebiet? oft Null Grad bis minus vier Grad!? =>1 Punkt b) Welche Basistemperatur erwartest du ausserhalb des Permafrostgebietes? über Null Grad!? =>1Punkt
2.2. a) Wo im Alpenraum gibt es Permafrost?
b) Höhe (generell oberhalb der Waldgrenze) =>1 Punkt
2.3. Wo im Alpenraum erwartest du eher Permafrost! Unterstreiche je einen der beiden Begriffe!
Sonnenlage – Schattenlage Steiles Gebiet – flaches Gebiet Windiges Gelände – Windgeschütztes Gelände Über 2700m – unterhalb 2000m =>2 Punkte
3. Zeichne das Permafrostgebiet ein und male es blau an!
+3° C +3°C +3°C +2°C +1°C +1°C 0°C -2°C -2°C -3°C
+3°C +2.5°C +2°C +1°C +1°C 0°C 0°C -2°C -1.5°C -2°C
+3°C +2°C +1.5°C +1°C 0°C -1°C -1.5°C -1.5°C -1°C -1°C
+3°C +2°C +1.5°C +1°C -1.5°C -1°C -1°C -1°C 0°C +1°C
+3°C +2°C +1.5°C +1°C -1.5°C -1°C -1°C 0°C +1°C +1.5°C
+2°C +1.5°C 0°C -1.5°C -1°C -1°C +1°C +1°C +1.5°C +2°C
+1°C +1°C 0°C -1°C -1°C -1.5°C -1°C 0°C +1°C +1.5°C
+1°C 0°C -1°C 0°C 0°C -1°C 0°C +1°C +1°C +2°C
=>3 Punkte
Ablauf Vorversuch
24.Nov.07: Theoretische Grundlagen Versuchsteilnehmer
26. Jan. 08: Einführung BTS-Methode auf Parpaner Rothorn
heute
Hypothese
Entdeckender erlebnisorientierter Outdoor Unterricht ist bezüglich der Entwicklung von Gestaltungskompetenzen dem Unterricht im Klassenzimmer überlegen
Abhängige Variablen
Kognitive Ebene
Affektive Ebene Methodische Ebene
Kontroll-variablen
Unabhängige Variablen
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Entdeckender, erlebnisorientierter Outdoor Unterricht
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Entdeckender, erlebnisorientierter Unterricht im Schulzimmer
S-E-EO
Darbietender Unterricht im Schul-zimmer
S-D
Abhängige Variablen
Kognitive Ebene Affektive Ebene Methodische Ebene
Kontroll-variablen
Unabhängige Variablen
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Annahme (Hypothese) kein Unterschied Wird beim Outdoor Unterricht verringert
wird bei Er-lebnisorien-tierung stär-ker vergrös-sert, als bei S-D.
Was wird gemessen? Effektivität und Effizienz werden jeweils bestimmt
Gestaltungskompetenz und Variablen
CW
CFBS
EO / W / M
ND/WT
Schlussfolgerungen Unsere Vorstellung für den Outdoor Unterricht basiert auf dem
integrierten Handlungsmodell nach Rost et al. (2001)
– Motivation, Intention werden zu Wohlfühlen und Erlebnisbereitschaft. Diese wirken als Katalysatoren in einer konstruktivistischen Lernumgebung im Freien (Volition)
Durchgeführter Vorversuch zeigt erste Erkenntnisse
Gestaltungskompetenz lässt sich aus den abhängigen Variablen (Curriculäres Wissen, Natur-Distanz, Bambi Syndrom, Nachhaltigkeitsfalle und Curriculare Fertigkeiten) beschreiben
Ich hoffe, dass wir gemeinsam den Outdoor Unterricht als attraktive Herausforderung wahrnehmen dürfen
Kritik und Diskussion
Moderation: Dr. L. Flepp, Leiter Abteilung Forschung
1. Hinterfagen des Begriffes Outdoor Unterricht
2. Fragen und Bemerkungen zur Analyse des Umfeldes
und der Problemanalyse
3. Fragen zu den Hypothesen
Motivationstypen ohne linearer Zusammenhang zwischen Motivation und Intention
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2.0
3.0
4.0
5.0
6.0
7.0
direkt-mittel (27%) direkt-hoch (11.2%) indirekt (10.1%)
Motivationsphase Intentionsphase
Direkte Handlungen Indirekte Handlungen
Quelle: Rost et al. 2001
Handlungskontexte
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Peer Familie schwierig äusserer Kontext Quelle: Rost et al. 2001
Bisherige Untersuchungen (1)
Howie (1974) :– 438 Schüler (10 J.) der 5. Klasse, George’s Country, Maryland,
public elementary schools– 4 Experimentalgruppen:
– Unterricht im Klassenzimmer– Unterricht im Freien– Unterricht im Klassenzimmer und im Freien– Kontrollgruppe (ohne Programm)
Unterricht im Klassenzimmer schloss auf der kognitiven Skala am besten ab
Gestaltungskompetenzen wurden nicht untersucht
Bisherige Untersuchungen (2)
Crompton und Sellar (1981):– Durchführung verschiedener Outdoor Programme– Mehrere Untersuchungen zu:
– Selbstkonzept– Sozialisierung– Haltung gegenüber „out-of-doors“ als Lernumgebung
Outdoor Unterricht fördert die positive affektive Entwicklung (positive affective development)
Bisherige Untersuchungen (3)
Ewert, Place, and Sibthorp (2004):– Untersuchung des Effektes einer frühen Auseinandersetzung
mit der Natur im Kindesalter auf das spätere Umweltverhalten– Fragebogen an 576 erwachsene Studenten zu ihrem
Umweltverhalten und zu Umwelterfahrungen („Outdoor expierences“) im Kindesalter
Diese Studie konnte zeigen, dass frühe Umwelterfahrungen positive Auswirkungen auf das spätere Umweltverhalten haben
Bisherige Untersuchungen (4)
Farmer, Knapp und Benton (2007):– Langzeitstudie im Bereich Umweltbildung– Langzeiteffekt einer „environmental education“ (Umweltbildung)
im Smoky Mountains National Park: – 1. Phase: Umwelt verstehen– 2. Phase: Ökologisches Wissen aufbauen– 3. Phase: Verständnis als selbstbestimmendes Individuum im
Umweltbereich zu verstehen)
– Interviews mit 15 Schüler 1 Jahr später
Positive Auswirkungen bezüglich nachhaltiger Umweltbildung
Fünfter Leitgedanken zum Umweltverständnis von Jugendlichen (3) (nach Brämer, 2006)
5. Weltbild-Parzellierung: Das Umweltbild junger Menschen zerfällt in weitgehend nicht zusammenhängende Parzellen. Zwischen Kenntnissen und Bekenntnissen,
Umwelterfahrungen und -einstellungen, Naturmoral und Freizeitvorlieben existieren nahezu keine Korrelationen