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Familienorientierte Frühförderung von Kindern mit Behinderung

Prof. Dr. Klaus SarimskiPädagogische Hochschule Heidelberg

Merkmale familienorientierter Frühförderung(Bailey et al., 2008; Dempsey & Keen, 2008; Sarimski et al., 2013)

• Die Eltern kennen die Fähigkeiten und individuellen Hilfebedürfnisse des Kindes.

• Sie sind in der Lage, Entwicklungsprozesse ihres Kindes erfolgreich zu unterstützen.

• Sie kommen mit den besonderen Anforderungen zurecht.

• Sie nehmen an den alltäglichen Aktivitäten ihres Umfeldes teil.

Wovon hängt Entwicklung ab?(Guralnick, 2011)

Soziale und kognitive Kompetenzen

Selbstregulationsfähigkeiten(Motivation, Emotionsregulation, exekutive

Funktionen)

Familiäre Interaktions- und Beziehungsmuster

Eltern-Kind-Interaktionen AlltagserfahrungenDialogische Kontakte Anregende UmgebungQualität der Entwicklungsförderung soziale NetzwerkeSozial-emotionale Verbundenheit familienergänzende Aktivitäten

Persönliche Ressourcen der ElternPsychische Stabilität

HaltungenBewältigungsstile

Zutrauen in eigene Kompetenz

Soziale RessourcenFinanziell

Soziale Unterstützung

Wo können wir mit Hilfen ansetzen?

• Kompetenzerwerb des Kindes • Förderung von

Selbstregulationsfähigkeiten• Unterstützung förderlicher

Interaktionen• Optimierung von

Lerngelegenheiten im Alltag• Stärkung der persönlichen

Bewältigungskräfte der Eltern• Mobilisierung materieller und

sozialer Unterstützung

Interaktions- und Alltagsbezogene Interventionen – warum ?

• Entwicklungsfortschritte in der alltäglichen Umgebung

• Entwicklungsfortschritte in kooperativen, dialogischen Eltern-Kind-Interaktionen

Frequenz von Anregungen um eine Vielfaches höher !

Forschung bei frühgeborenen Kindern:Infant Health and Development Program

(Gross et al., 1997; Berlin et al., 1998; Brooks-Gunn et al., 1992; McCormick et al., 1993; McCarton et al., 1997)

• 377/608 frühgeborene Kinder (GG 2000-2500; < 2000g) aus acht Zentren und Kontrollgruppe mit Routineversorgung

• 8- bis 14-tägige Hausbesuche zur Entwicklungsberatung und Lösung von Alltagsproblemen; Elterngruppen; Krippenfrühförderung ab dem 2. Lebensjahr (20 Std./Wo; bis 3 Jahre)

• Nachuntersuchung bis zum 8. Lebensjahr (Stanford-Binet-Intelligenztest, PPVT, CBCL)

IHDP - Anteil von Kindern mit bedeutsamer mentaler Retardierung

(IQ < 70; 3 Jahre)

0

5

10

15

20

25

30

< 1500g 1500-2000g > 2000g

IntervKontr

IHDP - Welche Rolle spielt die Qualität der Eltern-Kind-Interaktion?

• Re-Analyse von Mutter-Kind-Spielsituationen bei 116 Kindern der Interventions- und 182 Kindern der Kontrollgruppe bis zum Alter von 30 Monaten (Mahoney et al., 1998)

• 4% des beobachteten Unterschieds der Kinder im Entwicklungsstand lassen sich auf die Zugehörigkeit zur Interventionsgruppe zurückführen, 28% auf die Responsivität der Mütter im gemeinsamen Spiel

Forschung bei blinden Kleinkindern

• Dote-Kwan (1995, 1997):– 15 Kinder (20-36 Mon.), Nachuntersuchung nach 15 Monaten– Spielbeobachtung, Entwicklungsskalen– individuelle Unterschiede im Aufgreifen kindlicher

Spielinteressen und kommunikativer Signale, in der Anpassung des Sprechtempos und Pausengestaltung

signifikant größere Fortschritte im Entwicklungstest in Abhängigkeit von mütterlicher Anpassung

Forschung bei hörgeschädigten Kindern

• Pressman et al. (1999, 2000):- Sprachentwicklungsstand mit zwei Jahren- Beobachtung der Eltern-Kind-Interaktion im Spiel

(EAS)

prädiktive Korrelation zum Sprachentwicklungsstand mit drei Jahren (mütterliche Intrusivität)

Forschung bei sprachverzögerten Kindern

• Girolametto et al. (1996):- 25 „late talker“ im Alter von 23-35 Monaten und

Kontrollgruppe - 11-wöchentliches Elterntraining in entwicklungsförderlichen

Strategien (Hanen-Programm): - Reduzierung von Sprechtempo und Komplexität, Focus auf

„linguistic mapping“, Eingehen auf kindliche Kommunikationsansätze und Imitation des Kindes

Mehr Wörter und breiterer Wortschatz in Spontansprachprobe und Elterntagebuch

Girolametto et al. (1996)

020406080

100120140160180200

Wortschatz versch. Worte Äußerungen

vorher/Exvorher/KGnachher/exnachher/KG

Forschung bei kognitiven Behinderungen(Mahoney et al., 2005)

• 30 Kinder mit kognitiven Behinderungen (durchschn. Alter 23 Mon.)

• wöchentliche Elternberatung mit Focus auf entwicklungsförderliche Interaktionsstrategien (responsive teaching strategies)

• Transdisciplinary Play Based Assessment (TPBA), Entwicklungsinventar, Videoaufzeichnung des Spiels von Mutter und Kind (Maternal/Child Behavior Rating Scale, M/CBRS), Nachuntersuchung nach 1 Jahr

Forschung bei kognitiven Behinderungen(Mahoney et al., 2005)

00,5

11,5

22,5

33,5

4

Auf Aus Int Koop Init GM Freu

vorher nachherpositive Effekte:vor allem auf kindliche Initiative,Gemeinsame Aufmerksamkeit,Sprachentwicklung

Forschung bei kognitiven Behinderungen(Mahoney et al., 2005)

0

5

10

15

20

25

30

Objektspiel Symbolspiel expr. Sprache rez. Sprache

vorher erwartet beobachtet

Forschung bei kognitiven Behinderungen(Veränderung in kindlicher Kompetenzen in Abhängigkeit von Veränderung

der mütterlichen Responsivität; Mahoney et al., 2005)

0

0,2

0,4

0,6

0,8

1

1,2

1,4

keine Veränd mittl Veränd große Veränd

Randomisierte Kontrollgruppenstudie(Karaaslan, Diken & Mahoney, 2011)

• 19 Mütter mit Kindern mit Down-Syndrom, Autismus oder allgemeinen Entwicklungsverzögerungen (3-6 Jahre)

• Kontrollgruppenvergleich: - Elternanleitung in responsiven Interaktionsformen

(2mal wöchentlich je 90 Minuten über 4 Monate)- Förderung in außerfamiliärer

Betreuungseinrichtung (2 ½ Tage / Woche)

Randomisierte Kontrollgruppenstudie(Karaaslan, Diken & Mahoney, 2011)

Int - vorher Int - nachher KG - vorher KG - nachher0

10

20

30

40

50

60

personal-sozialSpracheKognition

Ergebnisse von Meta-Analysen(Young Kong & Carta, 2011)

• 26 Studien zu Interventionen zur Förderung responsiver Interaktionsformen:

- Autismus- Soziale Risiken- Allgemeine

Entwicklungsstörung- Down-Syndrom- Cerebralparese- Sprachentwicklungsstörung

Ergebnisse von Meta-Analysen(Young Kong & Carta, 2011)

Was bedeutet das für die Praxis?

• Bedürfnisse und Ressourcen der Familien berücksichtigen

• Prioritäten der Familie kennen• Ziele gemeinsam formulieren• Förderstrategien transparent machen• Alltagssituationen zur Förderung nutzen• Interaktionskompetenz der Eltern stärken

Was bedeutet alltagsintegrierte Entwicklungsförderung in der Praxis?

Planung:Interessen des Kindes

Alltagsaktivitäten

Implementierung:Steigerung der Lerngelegenheiten

des KindesSteigerung der elterlichen

Responsivität

Evaluation:Kompetenz und Eigenaktivität (Kind)

Beteiligung an AlltagsaktivitätenZutrauen in die eigenen Fähigkeiten (Eltern)

Alltags- und Interaktions-/Beziehungsorientierung

Abstimmung aller kindorientierten Fördermaßnahmen auf seine individuellen Kompetenzen und Hilfebedürfnisse

Integration der Förderung in den Alltag Berücksichtigung der Bedürfnisse und Prioritäten der

Eltern

Kein additives Üben von Funktionen Keine diffuse, intuitive, von persönlichen Vorlieben

bestimmte Ganzheitlichkeit

Tagesablauf erfragen und Förderbedarf an elterlichen Prioritäten orientieren

• Aktivitäten im Alltag:- Wer ist beteiligt?- Was macht das Kind?- Wie ist seine soziale Beteiligung?- Wie ist seine Selbständigkeit?- Wie sind seine sozialen Beziehungen?- Wie zufrieden ist die Familie mit diesem Ablauf?

Tagesablauf und Förderbedarf

• Lerngelegenheiten im Alltag sichten

• Veränderungsbedarf erkennen und Entscheidung über Prioritäten treffen

• Hauptsorgen der Eltern erfragen:- „Wenn Sie abends einmal wach liegen – worüber machen Sie

sich am meisten Gedanken?“- „Wenn Sie irgendetwas in Ihrem gegenwärtigen Leben ändern

könnten (außer der Behinderung von … selbst) – was wäre das?“

Tagesablauf und Förderbedarf

• Anziehen• Frühstücken• Außer Haus gehen• Einkaufen gehen• Auf dem Spielplatz sein• Haushaltsaufgaben

erledigen• Im Garten arbeiten• Mittagessen

• „Freie Zeit“• Gemeinsam Spielen• Jemanden besuchen• Mittagsschlaf• TV schauen• Mahlzeiten vorbereiten• Im Badezimmer sein• Zu Bett gehen

Maximilian: Tagesablauf und Förderbedarf

• Interesse an der Teilhabe an praktischen Tätigkeiten – Problem: Strukturierung

• Begegnungen mit anderen Kindern – Problem: Anleitung zu sozial adäquatem Spielverhalten

• Mitteilungen von Wünschen oder Erlebnissen – Problem: verständliche und sachgerechte Ausdrucksform

• Einschlafen – Problem: häufiges Aufstehen• Eigene, selbständige Beschäftigung – Problem:

mangelnde Planung, übergroße Unruhe

Belastung der Eltern erfragen• FaBel (Ravens-Sieberer et al., 2001)• SOBEK (Krause & Petermann, 1997)• Eltern-Belastungs-Inventar (Tröster, 2011)

• Quelle (für FaBel):Sarimski, K. & Steinhausen, H.-C. (2006): Geistige Behinderung und schwere Entwicklungsstörung. KIDS-2. Hogrefe, Göttingen

Familienbelastungs-Fragebogen(FaBel; dt. Fassung der „Impact on Family Scale“)

AUFBAU:FaBel umfasst 33 Items, die in insgesamt fünf verschiedene

Bereiche unterteilt sind:• 1. Tägliche und soziale Belastung, • 2. Persönliche Belastung / Zukunftssorgen, • 3. Finanzielle Belastung, • 4. Belastung der Geschwister,• 5. Probleme bei der Bewältigung, • außerdem kann die Belastung insgesamt anhand eines „Total

Impact Scores“ berechnet werden.

Eltern-Belastungs-Inventar(EBI; Parenting Stress Index)

(Tröster, 2011)

Soziale Ressourcen erfragen: Soziale Netzwerkkarte

• Wie einleiten?• Wonach fragen?- Wer gehört dazu? - Familie, Freunde,

Nachbarschaft, informelle Netzwerke, Fachkräfte

- Wie gestaltet sich der Kontakt?- Welche Qualität hat der Kontakt?

Soziale Netzwerkkarte: Tom

(Videogestützte) Interaktionsberatung:Sehen – Verstehen - Beraten

• Welche Kompetenzen hat das Kind schon?• Bei welchen Anforderungen hat es Hilfebedarf?• Wie gehen die Eltern darauf ein (Passung)?• Was hätte man in dieser Situation anders

machen können?

Entwicklungspsychologische Beratung (Papousek, Ziegenhain)Marte-Meo (Bünder)Video-Home-Training (Kreuzer)

Warum brauchen (manche) Eltern dabei fachliche Hilfe?

• Irritabilität, geringere Ansprechbarkeit, Empfindlichkeit der Kinder („schwer zu beruhigen“)

• durch Sinnesbehinderung eingeschränkte Möglichkeiten im Kontakt zur Umwelt

• durch kognitive Behinderung eingeschränkte Initiative und Informationsverarbeitung im Kontakt zur Umwelt

• durch cerebrale Bewegungsstörung eingeschränkte Möglichkeiten, sich an Interaktion zu beteiligen

Worauf zielen wir beim Kind?(„Schlüsselkompetenzen“)

• Eigeninitiative („engagement“)

• Aufmerksamkeit auf gemeinsames Thema

• Ausdauer• Freude am Spiel• Kooperation • Kommunikation• Handlungsplanung• Emotionsregulation

Worauf schauen wir bei den Eltern?

• Spielbereitschaft• Balanciertes soziales Spiel (Turn-taking)• Variationsreichtum im eigenen Ausdruck (Expressivität)• Sensibilität und Responsivität für kindliche Signale und

Beiträge• Strukturierung• Angemessene Hilfen• Progressive Abstimmung auf die Zone der nächsten

Entwicklung

Passung

Identifikation von Hindernissen für das Gelingen des spielerischen Dialogs

Gemeinsame Zielbestimmungfür die spielerische Interaktion

„Ankerung“ in Momenten des Gelingens

Beratung in entwicklungs-förderlichen Strategien

im Spielund Alltag

Förderung gemeinsamer Spielaktivitäten: David

• Down-Syndrom• Erstvorstellung mit 38 Monaten

• Beratung:• Beobachten und Aufgreifen kindlicher Spiel- und

Sprachansätze• Entwicklung von Turn-Taking-Mustern• Reduzierter, auf Aufmerksamkeitsfocus

abgestimmter Sprachinput• Provokation (vor-) sprachlicher Äußerungen

Und was brauchen die Eltern noch?

Emotionale Entlastungdurch stützendes Beziehungsangebot

Auflösung von emotionalen Blockaden zwischen Eltern und Kind

Stärkung der Zuversichtin die eigene Bewältigungskompetenz

Mobilisierung sozialer Unterstützung

Emotionale Entlastung (vor allem am Anfang des Prozesses)

• Erzählen der eigenen Geschichte (Zeit für innere Verarbeitung)

• Empathische Anerkennung der besonderen Belastung

• Aussprechen von Ängsten, Schuldgefühlen, Fremd- und Selbstvorwürfen mit Überprüfung an der Realität

Auflösung von Traumata durch Diagnose

Auflösung von Traumatisierung(n = 40; 2;5 – 5;5 Jahre; Feniger-Schaal & Oppenheim, 2013)

Auflösung von emotionalen Blockaden zum Kind (vor allem am Anfang des Prozesses)

• Integration der schmerzhaften Gefühle von Enttäuschung und Trauer in die Biografie der Beziehung zum Kind

• Focussierung der Wahrnehmung auf kindliche Fähigkeiten

• Kognitive Umstrukturierung (Entwicklung von Zukunftsperspektiven)

Mobilisierung individueller Ressourcen: Tina (craniofaziale Fehlbildung)

• Traumaprävention: Gespräch über die Umstände von Geburt und Diagnosemitteilung

• Entwicklung eines Bildes von den Entwicklungsmöglichkeiten

• Wertschätzung emotionaler Bindungen

• Mobilisierung biografisch bedingter Fähigkeiten

• Stärkung der Zuversicht in die eigenen Kompetenz

Stärkung der Zuversicht in die eigene Kompetenz

• Fähigkeit, sein Verhalten zu verstehen und seinen Bedürfnissen gerecht zu werden

• Überzeugung, Einfluss auf die Entwicklung und auf den Verlauf des eigenen Lebens zu haben

• Optimistische Grundhaltung fördern• Problemlösungen eröffnen- Was hat schon einmal geholfen?- Welche Möglichkeiten habe ich noch?- Unter welchen Bedingungen gelingt das, was ich mir wünsche?• Fortschritte und Erfolge bestätigen

Soziale Unterstützung mobilisieren

• Partnerschaftliche Kommunikation über Behinderung, Zukunftsängste und Bedürfnisse fördern

• Vorhandene Ressourcen (Freunde, Nachbarn, Gemeinde) bewusst machen (Erinnerung an frühere Krisen)

• Konkrete Hilfen organisieren• Netzwerke zu anderen Eltern knüpfen

Welches Setting: Mobil ?

• Vorteile:- Familiennähe- organisatorische

Erleichterung für Eltern- Entgegenkommen und

Wertschätzung- Einblick in den Alltag der

Familie und das Lebensumfeld des Kindes

• Mögliche Probleme:- Gleichgültigkeit - Absagen, „Kindermädchenrolle“,

Addition zu anderen Therapieterminen

- Arbeiten und Gast sein- Unterbrechungen durch Besucher,

Telefonate, Wünsche anderer Familienmitglieder, andere Arbeiten; elterliche Ängste vor Eindringen in ihre Privatsphäre

- ungünstige Rahmenbedingungen

- Raum, Ruhe der Mutter, Wachheit des Kindes

Welches Setting: Ambulant?

• Günstigere Räumlichkeiten• Verfügbarkeit vielfältiger Materialien• leichtere Gelegenheit zur kollegialen Kooperation• Möglichkeit zur Bildung von Kleingruppen (z.B. zur

Vorbereitung auf den Kindergarten)• Möglichkeit zur Bildung von Elterngruppen• geringerer organisatorischer Aufwand (Fahrzeiten)

Herausforderung: Koordination der Fördermaßnahmen

• Rolle des Kinderarztes ?

• Rolle der Frühförder-Fachkraft ?- Transdiziplinäres Konzept- Interdisziplinäre Teamvernetzung- Vermittlung sozialrechtlicher Hilfen

Familiensystem, Eltern-Kind-Interaktionen und kindliche Entwicklung

(Trivette, Dunst & Hamby, 2010)

• Meta-Analyse auf der Basis von 8 Studien• 910 Kinder mit unterschiedlichen Entwicklungsstörungen• Strukturgleichungsmodelle zur Analyse von Zusammenhängen von:- Qualität der Unterstützung- Familienorientierten Hilfen- Stärkung des Vertrauens in eigene Fähigkeiten- Psychischem Wohlbefinden- Familienbeziehungen- Eltern-Kind-Interaktionen

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• 125 Eltern von Kindern mit- (drohender) geistiger Behinderung (n=66)- Hörschädigung (n=37)- Sehschädigung (n=22)

• Mittleres Alter der Kinder: 30.9 Monate• Alter bei Beginn der Förderung: 11.2 Monate• Regelmäßige Förderung durch FF-Stelle (mehrheitlich

einmal pro Woche; zu Hause)

Elternbefragung(Sarimski, Hintermair & Lang, 2012)

51

Alltag Zukunftssorgen Finanzen Partnerschaft0

0.5

1

1.5

2

2.5

GBHörenSehen

Familienbelastung

52

Zufriedenheit mit der Qualität der Frühförderung(„ziemlich/sehr“; %)

Umfang Förderung Qualität Förderung Umfang Fam.-Unt. Qualität Fam.-Unt.0

102030405060708090

100

53

Spielen

Sprache

Selbständigkeit

Verhalten

Essen

Schlafen

0 20 40 60 80 100 120 140

nicht nötig ausreichend nicht ausreichend

Hilfen zur Förderung im Alltag(n = 125)

54

Diagnoseverarbeitung

Elterngruppe

finanzielle Hilfen

familienentl. Dienste

Behörden/Kr.-Kassen

0 20 40 60 80 100 120 140

nicht nötig ausreichend nicht ausreichend

Unterstützung der familiären Bewältigungskräfte(n = 125)

55

Was sagen die Fachkräfte dazu?(Sarimski, Hintermair & Lang, 2013)

44 leitfaden-gestützte Interviews

• Beruflicher Hintergrund:

• 26 Sonderpädagogen• 11 Sozial- oder

Heilpädagogen• 4 Psychologen• 1 Ergotherapeut• 2 Erzieher mit

Zusatzausbildung

• Arbeitsplatz:• 14 Interdisziplinäre

Frühförderstellen• 10 Frühförderstellen für

sehbehinderte oder blinde Kinder

• 11 Frühförderstellen für hörgeschädigte Kinder

• 9 Frühförderstellen für Kinder mit geistiger Behinderung

56

Einstellungen zur familienorientierten Arbeit

• Ich habe nicht das Bild, da kommt einmal die Woche der Profi und macht alles ganz toll und geht wieder, sondern es geht für mich auch darum, Eltern zu stärken und Eltern etwas zu vermitteln von dem, was ich sehe, damit sie es können.

57

• Wir sind eigentlich diejenigen, die Anstöße geben. Das Wesentliche läuft in den Familien. Wir stärken die Eltern häufig dann auch in ihren Fähigkeiten, von denen sie manchmal noch nicht mal ahnen, dass sie die haben. Und halt absolut selbstbestimmt. Nicht wir bestimmen, was mit dem Kind passiert, sondern die Eltern bestimmen. Und wir unterstützen sie dabei nur. Und selbst die Unterstützung wird darauf angeglichen, was die Familie braucht, also da hat man kein Rezept.

Einstellungen zur familienorientierten Arbeit

58

Spannungsfeld Kindförderung - Familienberatung

• Auf der einen Seite freut es mich, wenn die Menschen das Vertrauen in mich setzen und ihre ganz persönlichen Geschichten erzählen, und auf der anderen Seite ist es natürlich so wie gesagt, es ist absolut nicht Auftrag der Frühförderung. Und da steht man im Grunde auch immer auf so einer Kipplinie. Ich hab einfach gemerkt, dass ich doch deutlich gelernt habe, mich abzugrenzen.

59

Focus: InteraktionsberatungIch habe selten das Frühförderkind einzeln, sondernich berate die Eltern und leite sie mit Marte-Meo an. Und mache eigentlich in den seltenstenFällen Frühförderung klassisch. … Also ich arbeite gar nicht isoliert, weil ich persönlich der Überzeugung bin, diese 45 Min.bringen weniger als das, was ich bewirken kann, wenn ich die Eltern anleite, es selbst zu tun. Und das ist ja auch der große Slogan von Marte-Meo „Zur eigenen Kraft verhelfen“ und soarbeite ich auch in der Praxis.

60

Was Zusammenhänge zeigt unsere Elternbefragung?(Pfadanalyse)

Qualität der FF

Zutrauen in die eigene Kompetenz

Familiäre Belastung

SozialeUnterstützung

Verhaltensproblemedes Kindes

Kompetenzendes Kindes

Gesundheitszustanddes Kindes

Was sagt die Forschung: Familiensystem, Eltern-Kind-Interaktionen und kindliche Entwicklung

(Trivette, Dunst & Hamby, 2010)

Qualität der fachlichen

Unterstützung

Familien-orientierte

Interventionen

Zutrauen ineigene

Fähigkeiten

Familien-merkmale:

BildungSchicht Behinderung

Psychische Stabilität

Eltern

Eltern-Kind-Interaktionen

KindlicheEntwicklung

70***

.33*

.16

.27

.78***

.06*

.26***

.12***

-.18*

-.33***

.18***

Familiensystem, Eltern-Kind-Interaktionen und kindliche Entwicklung

(Trivette, Dunst & Hamby, 2010)

• Elterliches Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten hängt in hohem Maße von Qualität der fachlichen Hilfen und familienorientierten Interventionen ab.

• Psychische Stabilität der Eltern hängt von persönlichen Ressourcen und familienorientierten Interventionen ab.

• Psychische Stabilität der Eltern und familiäre Ressourcen bestimmen die Eltern-Kind-Interaktionen.

• Psychische Stabilität der Eltern und Eltern-Kind-Interaktionen haben einen ebenso bedeutsamen Einfluss auf die kindliche Entwicklung wie die Behinderung selbst.

Erfolg familienorientierter Frühförderung(Bailey et al., 2008; Dempsey & Keen, 2008; Sarimski et al., 2013)

• Die Eltern kennen die Fähigkeiten und individuellen Hilfebedürfnisse des Kindes.

• Sie sind in der Lage, Entwicklungsprozesse ihres Kindes erfolgreich zu unterstützen.

• Sie kommen mit den besonderen Anforderungen zurecht.

• Sie nehmen an den alltäglichen Aktivitäten ihres Umfeldes teil.

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Vielen Dank für IhreVielen Dank für IhreAufmerksamkeit!Aufmerksamkeit!


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