TECHNISCHE UNIVERSITÄT MÜNCHEN
Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am
Biederstein
(Direktor: Univ.-Prof. Dr. Dr. J. Ring)
Hautmetastasen bei Tumoren innerer Organe
Ulrike Weitz
Vollständiger Abdruck der von der Fakultät für Medizin der
Technischen Universität München zur Erlangung des akademischen
Grades eines
Doktors der Medizin
genehmigten Dissertation.
Vorsitzender: Univ.-Prof. Dr. D. Neumeier
Prüfer der Dissertation:
1. apl. Prof. Dr. W.-I. Worret
2. Univ.-Prof. Dr. M. W. Ollert
Die Dissertation wurde am 02.09.2009 bei der Technischen
Universität München eingereicht und durch die Fakultät für Medizin
am 21.10.2009 angenommen.
2
INHALTSVERZEICHNIS
Seite
1 EINLEITUNG 5-32
1.1 Vorbemerkung und Begriffsbestimmung 5
1.2 Zahlen in der Literatur 9
1.2.1 Häufigkeit und Lokalisation der Primärtumoren 9
1.2.1.1 Inzidenzen der Primärtumoren 2004 laut 19
deutschem Krebsregister
1.2.2 Häufigkeit und Lokalisation der Hautmetastasen 22
1.2.3 Alter der Patienten bei Diagnosestellung der 26
Hautmetastasen
1.2.4 Geschlechterverteilung unter den Patienten 27
1.2.5 Hautmetastasen als erstes Zeichen eines 28
Tumorleidens
1.2.6 Spezialfall „Sister Mary Joseph’s Nodule“ 29
1.3 Abgrenzung des Themas 32
2 MATERIAL UND METHODIK 33-34
2.1 Herkunft der Daten 33
2.2 Datenerfassung 33
3 ERGEBNISSE 34-50
3.1 Häufigkeit und Lokalisation der Primärtumoren 34
3.1.1 Relation zwischen Sitz des Primärtumors und 35
Lokalisation der Hautmetastase
3.2 Häufigkeit und Lokalisation der Hautmetastasen 40
3
3.2.1 Relation zwischen Lokalisation der Haut- 43
metastasen und Sitz des Primärtumors
3.3 Alter der Patienten bei Diagnosestellung der 48
Hautmetastasen
3.4 Geschlechterverteilung unter den Patienten 49
3.5 Spezialfall „Sister Mary Joseph’s Nodule“ 49
3.6 Beispiele für den zeitlichen Bezug der Diagnose 50
Hautmetastase zur Diagnose des Primärtumors
4 DISKUSSION 51-63
4.1 Häufigkeit und Lokalisation der Primärtumoren 51
4.2 Häufigkeit und Lokalisation der Hautmetastasen 55
4.3 Alter der Patienten bei Diagnosestellung der 58
Hautmetastasen
4.4 Geschlechterverteilung unter den Patienten 60
4.5 Spezialfall „Sister Mary Joseph’s Nodule“ 62
5 ZUSAMMENFASSUNG 63-64
6 TABELLEN 65-77
7 LITERATURVERZEICHNIS 78-80
8 LEBENSLAUF 81
9 DANKSAGUNG 82
4
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
SMJN Sister Mary Joseph’s Nodule
Patienten Patientinnen und Patienten, nicht auf das männliche
Geschlecht beschränkt
M Patienten männlichen Geschlechts
F Patienten weiblichen Geschlechts
G Geschlecht
Ca Karzinom
PlEpCa Plattenepithelkarzinom
Adeno Adenokarzinom
Bied Patient/in der Dermatologischen Klinik am Biederstein
5
1 EINLEITUNG
1.1 Vorbemerkung und Begriffsbestimmung
Metastasen sind Absiedlungen von einem primären Tumorherd.
Abhängig von der örtlichen Beziehung zum Primärtumor werden
diese als lokale Metastase (Nahmetastase), regionale Metastase
(innerhalb des regionalen Lymphsystems) oder Fernmetastase (durch
hämatogene Streuung) bezeichnet. Besonders herauszugreifen, da in
dieser Arbeit von besonderer Bedeutung, sind lymphogene und
hämatogene sowie Implantationsmetastasen, aber auch die Absiedlung
des Tumors per continuitatem (als eine Form der lokalen Metastase;
Nashan et al. 2009).
Lymphogene Metastasen sind Absiedlungen der Tumorzellen über die
Lymphwege in die Lymphknoten oder das angrenzende
Weichgewebe. Dadurch wird das lymphatische Gewebe von
Tumorzellen durchsetzt und der Lymphknoten vergrößert sich. Die
Entstehung von Lymphknotenmetastasen ist von der Größe des
Tumors insofern unabhängig, als auch schon sehr kleine Tumoren
Lymphknotenmetastasen bilden können (Böcker, Kleihues et al.
2001). Das Vorhandensein lymphogener Metastasen ist entscheidend
für die Therapieplanung.
Die hämatogene Metastasierung wird eingeleitet durch den Eintritt
von Tumorzellen in die Blutbahn, ein Vorgang, der auch als
Intravasation bezeichnet wird. Nach darauf folgender Extravasation,
also Austritt dieser Zellen ins umliegende Gewebe, kann es schließlich
zur Bildung einer Metastase kommen. Dieser Vorgang wird allerdings
nur von wenigen Tumorzellen überlebt, die dann die Metastase bilden.
Es gibt drei Typen der hämatogenen Metastasierung (Böcker,
Kleihues et al. 2001):
- Cava-Typ: Diese Form tritt bevorzugt auf bei Primärtumoren aus
dem Abflussbereich von V. cava inferior und superior, z.B. Tumoren
des Weichgewebes der Extremitäten, des unteren Rektums, des Kopf-
6
Hals-Bereichs, der Schilddrüse, der Nieren und der Leber. Die
Tumorzellen werden über die V. cava ins rechte Herz und
infolgedessen in die Lunge verschleppt, wo sie zur Bildung von
Lungenmetastasen führen.
- Lungenvenen-Typ: von Lungentumoren gelangen die
Tumorzellen über die Lungenvenen und den linken Ventrikel in den
großen Kreislauf und die verschiedenen Organe.
- Pfortader-Typ: Aus dem Einflussbereich der Pfortader erreichen
Tumorzellen die Leber und bilden hier Metastasen. Die
entsprechenden Primärtumoren sind beispielsweise im Pankreas und
im Magen-Darm-Trakt mit Ausnahme des unteren Rektums
lokalisiert.
Hautmetastasen (um die es in dieser Arbeit geht) finden sich vor allem
bei Karzinomen der inneren Organe; bei Sarkomen - mit Ausnahme
maligner Melanome - sind sie eher selten (Hödl and Kerl 2003). Sie
erreichen die Haut fast immer über den hämatogenen oder
lymphogenen Metastasierungsweg, doch können die Tumorzellen
auch bei chirurgischen oder diagnostischen Interventionen wie
beispielsweise Feinnadelbiopsien dorthin verschleppt werden (Hödl
and Kerl 2003; Coman, Crisan et al. 2007; Chang, Kim et al. 2008;
Liu, Lee et al. 2009). Über deren Häufigkeit findet sich ein Hinweis
bei Chang et al. (Chang, Kim et al. 2008): hier war nach
Feinnadelbiopsien, Ethanolinjektionen und perkutaner
Radiofrequenzablation bei 1182 Patienten mit hepatozellulärem
Karzinom, die sie innerhalb von 10 Jahren behandelt hatten, in 0,76%
der Fälle eine solche Metastase aufgetreten.
Die direkte Ausbreitung des Tumors in die Haut, d. h. per
continuitatem, gilt im engeren Sinne laut Hödl et al. (Hödl and Kerl
2003) nicht als Metastase, während Nashan et al. sie als eine Form der
lokalen Metastase ansehen (Nashan, Muller et al. 2009). Beim
Mammakarzinom ist häufig keine sichere Abgrenzung darüber
möglich, ob der Hautbefall eine Implantationsmetastase, eine
lymphogene oder hämatogene Metastasierung oder nur eine
Ausbreitung per continuitatem darstellt. Eine Ausbreitung per
7
continuitatem ist beim Mammakarzinom aber sehr häufig und wird
auch in dieser Arbeit als Metastase gewertet.
Typischerweise befallen die Hautmetastasen mehrere Hautschichten,
nämlich Kutis und Subkutis (Sterry and Stockfleth 2005; Rassner
2006). Es kann zur Ulzeration kommen.
In der Literatur schwanken die Angaben zur Inzidenz der
Hautmetastasen viszeraler Karzinome zwischen 0,6 und zehn Prozent
(Spencer and Helm 1987; Lookingbill, Spangler et al. 1993; McKee,
Calonje et al. 2005). Sie ist abhängig von der Ausbreitung des
Tumors, da die kutane Metastasierung im allgemeinen erst in einem
späten Stadium erfolgt. Grundsätzlich spiegelt die Inzidenz der
Hautmetastasen die Häufigkeit der Primärtumoren wider (Hödl and
Kerl 2003). So sind kutane Metastasen bei der Frau am häufigsten
Folge eines Mammakarzinoms, während beim Mann als Ursache ein
Bronchialkarzinom im Vordergrund steht (Hödl and Kerl 2003).
Tumoren, die bevorzugt in Blutgefäße einbrechen wie z.B. Karzinome
von Lunge und Nieren, werden laut Brownstein und Helwig
(Brownstein and Helwig 1972a) oft erst nach Bildung kutaner
Metastasen entdeckt. Dagegen bilden Tumoren, die bevorzugt in
Lymphgefäße einbrechen wie z.B. das Mammakarzinom oder
Plattenepithelkarzinome der Mundhöhle, oft erst in einem späten
Krankheitsstadium Hautmetastasen. Diese sind bevorzugt in der über
dem Primärtumor liegenden Haut lokalisiert.
Bei Patienten mit Hautmetastasen sind Prognose und demzufolge
Überlebenszeit im allgemeinen schlecht, sie sterben durchschnittlich
innerhalb von weniger als zwölf Monaten (Nashan, Muller et al.
2009).
Obwohl Hautmetastasen ein eher seltenes Ereignis sind, führen sie
nicht selten zur Entdeckung eines bis dahin unbekannten
Primärtumors. In der Studie von Nashan et al. (Nashan, Muller et al.
2009), in der 92 Fälle von Hautmetastasen bei Tumoren innerer
Organe in der Literatur untersucht wurden, war bei 20 Patienten die
Hautmetastase erstes Zeichen für ein noch nicht entdecktes
8
Tumorleiden. Kutane Metastasen können außerdem ein erster Hinweis
darauf sein, dass ein bereits bekannter Primärtumor rezidiviert hat.
Durch den kontinuierlichen Fortschritt der Tumortherapien könnte die
Inzidenz der Hautmetastasen steigen, da die verlängerte
Überlebenszeit der Patienten die Wahrscheinlichkeit für eine kutane
Metastasierung erhöht (Hödl and Kerl 2003).
Sonderformen der Hautmetastasen
„Sister Mary Joseph’s Nodule“
Eine Sonderform der Hautmetastase ist der „Sister Mary Joseph’s
Nodule“ (SMJN), eine kutane Metastase in der Bauchnabelregion,
deren Primärtumor meist im Bauchraum (vor allem Magen, Darm
oder Pankreas) oder kleinen Becken (Ovar) sitzt. Weitere
Ausführungen über den SMJN, beispielsweise was die
Namensgebung, Fälle in der Literatur und im hier untersuchten
Patientengut betrifft, finden sich in den Kapiteln 1.2.6, 3.5 und 4.5.
Erysipelas carcinomatosum
Als nicht seltener Sonderfall einer flächenhaften lymphogenen
Ausbreitung in der Haut mit Produktion von proinflammatorischen
Mediatoren gilt das Erysipelas carcinomatosum (Synonym:
inflammatorisches Karzinom). Es kommt fast ausschließlich beim
Mammakarzinom, in Ausnahmefällen auch beim Magen- oder
Ovarialkarzinom vor und imponiert als Erysipel-ähnliche Hautrötung
(Fritsch, Zelger et al. 2004; Herz 2005). Im Gegensatz zum (bakteriell
verursachten) Erysipel findet sich hier allerdings keine Überwärmung;
auch die Progredienz ist gering. Nach einigen Wochen wird die Haut
gelblich, hart und verdickt (Sterry and Stockfleth 2005).
Cancer en cuirasse
Eine weitere Form der Hautmanifestation ist der Cancer en cuirasse,
auch Panzerkrebs genannt, der v.a. beim Mammakarzinom auftritt. Er
beginnt mit einer fleckigen Hautrötung und kann sich schließlich bis
9
in Schulter-, Rücken- und Armpartien ausbreiten mit Verhärtung und
Anschwellung (Sterry and Stockfleth 2005).
Paraneoplasien
Von Hautmetastasen abzugrenzen sind Paraneoplasien, die begleitend
bei Malignomen innerer Organe auftreten. Hierbei zu unterscheiden
sind obligate und fakultative Paraneoplasien, je nachdem wie streng
sie mit diesen Tumoren assoziiert sind (obligate in über 50%,
fakultative in unter 50%). Sie sind meist gekennzeichnet durch
synchrones Auftreten mit dem Primärtumor und synchrone
Remissionen und Rezidive (Fritsch, Zelger et al. 2004). Meist ist der
Entstehungszusammenhang zwischen Malignom und Paraneoplasie
nicht geklärt. Den wenigen eindeutig als solche definierten
Paraneoplasien kommt deswegen eine besondere Rolle zu, die eine
sofortige Suche nach dem Primärtumor erforderlich macht. Beispiele
für obligate Paraneoplasien sind etwa die Acanthosis nigricans
(Assoziation v.a. mit Adenokarzinomen des Magens), der
paraneoplastische Pemphigus, die Thrombophlebitis migrans oder das
Karzinoid-Syndrom. Als fakultative Paraneoplasien hingegen gelten
zum Beispiel die Dermatomyositis oder die „Pseudoichthyose“
(Fritsch, Zelger et al. 2004).
1.2 Zahlen in der Literatur
Um in der Diskussion die Ergebnisse dieser Arbeit mit den
Ergebnissen in der Literatur vergleichen zu können, soll hier ein
Überblick über bereits veröffentlichte Daten gegeben werden.
1.2.1 Häufigkeit und Lokalisation der Primärtumoren
In den beiden grundlegenden Publikationen zum Thema
Hautmetastasen von Martin Brownstein und Elson Helwig
10
(Brownstein and Helwig 1972a; Brownstein and Helwig 1972b)
wurden 724 Fälle (M 482, F 242) mit kutanen Metastasen untersucht.
Der häufigste Primärtumor war dabei das Mammakarzinom mit 177
Fällen (M 9, F 168; 24,4% der Patienten mit Hautmetastasen), gefolgt
vom Bronchialkarzinom (126; M 117, F 9; 17,4%),
Dickdarmkarzinom (112; M 90, F 22; 15,4%), Melanom (75; M 62, F
13; 10,3%), Mundhöhlenkarzinom (59; M 57, F 2; 8,1%),
Nierenkarzinom (30; M 29, F 1; 4,1%), Magenkarzinom (29; M 28, F
1; 4,0%), von verschiedenen Sarkomen (19; M 15, F 4; 2,6%), vom
Ösophaguskarzinom (15; M 15; 2,1%), Pankreaskarzinom (15; M 12,
F 3; 2,1%), Harnblasenkarzinom (10; M 8, F 2; 1,4%),
Ovarialkarzinom (10; F 10; 1,4%), Speicheldrüsen(adeno)karzinom
(8; M 8; 1,1%), Mischzellkarzinom (7; M 6, F 1; 1,0%),
Prostatakarzinom (5; M 5; 0,7%), Plattenepithelkarzinom der Haut (5;
M 5; 0,7%), Schilddrüsenkarzinom (4; M 4; 0,6%),
Uterus(zervix)karzinom (4; F 4; 0,6%), Plattenepithelkarzinom des
Penis (3; M 3; 0,4%), Leberkarzinom (3; M 3; 0,4%),
Gallenblasenkarzinom (3; M 2, F 1; 0,4%), Dünndarmkarzinom (3; M
2, F 1; 0,4%) und schließlich dem Hodenkarzinom (2; M 2; 0,3%).
11
Primärtumor Häufigkeit M F
Mamma 177 9 168
Lunge 126 117 9
Dickdarm 112 90 22
Melanom 75 62 13
Mundhöhle 59 57 2
Niere 30 29 1
Magen 29 28 1
Sarkome 19 15 4
Ösophagus 15 15 -
Pankreas 15 12 3
Harnblase 10 8 2
Ovar 10 - 10
Weitere Lokalisationen 47 40 7
Summe 724 482 242
Tab. 1.2.1.1 Häufigkeit und Lokalisation der Primärtumoren bei
Brownstein und Helwig 1972
Die von Lookingbill im Jahr 1990 veröffentlichte Studie (Lookingbill,
Spangler et al. 1990) untersuchte die Daten von 7316 Tumorpatienten
retrospektiv. Bei 3839 (52,5%) Patienten kam es zur Metastasierung,
aber nur 367 (5,0%) Patienten bildeten Hautmetastasen. Unter den von
kutanen Metastasen betroffenen Patienten war die Aufteilung nach
Primärtumor wie folgt: Mammakarzinom (237 Fälle; 64,58%),
Lungenkarzinom (21; 5,72%), Mundhöhlenkarzinom (21; 5,72%),
Dickdarmkarzinom (18; 4,90%), Ovarialkarzinom (10; 2,72%),
Larynxkarzinom (8; 2,18%), Harnblasenkarzinom (7; 1,91%),
Nierenkarzinom (6; 1,63%), Nasennebenhöhlen- und
Endometriumkarzinom (je 4; 1,09%), Ösophaguskarzinom und
Karzinom der endokrinen Drüsen (je 3; 0,82%), Zervix- und
Pankreaskarzinom (je 2; 0,54%) sowie Leberkarzinom (1; 0,27%); der
12
Primärtumor war bei 20 Patienten (5,45%) mit Hautmetastasen nicht
bekannt. Die 426 Patienten mit Prostatakarzinom und auch die 83
Patienten mit Hodenkarzinom zeigten keine Hautmetastasen. Eine
Aufschlüsselung nach Geschlecht der Patienten erfolgte nicht.
Primärtumor Häufigkeit
Mamma 237
Lunge 21
Mundhöhle 21
Dickdarm 18
Ovar 10
Weitere Lokalisationen 40
Unbekannter Primärtumor 20
Summe 367
Tab. 1.2.1.2 Häufigkeit und Lokalisation der Primärtumoren bei
Lookingbill et al. 1990
In einer weiteren Studie von Lookingbill aus dem Jahr 1993
(Lookingbill, Spangler et al. 1993) wurden die Daten von 4020
Krebspatienten gesichtet. 420 (10,4%) dieser Patienten bildeten
Hautmetastasen, hier ergab sich folgende Verteilung der
Primärtumoren: Brust (212 Fälle; 50,48%), Melanom (77; 18,33%),
Lunge (21; 5,00%), Dickdarm und Mundhöhle (je 18; 4,29%), Ovar
(10; 2,38%), Larynx (8; 1,90%), Harnblase (7; 1,67%), Niere (6;
1,43%), Endometrium (4; 0,95%), Magen, Ösophagus,
Nasennebenhöhlen und endokrine Drüsen in je 3 Fällen (0,71%),
Zervix uteri, Pankreas und Gallenblase mit Gallengängen in je 2
Fällen (0,48%), Leber in einem Fall (0,24%). Bei 20 Patienten
(4,76%) war der Primärtumor nicht bekannt.
Zur Geschlechterverteilung wurden widersprüchliche Angaben
gemacht, so dass diese in der folgenden Tabelle nicht berücksichtigt
wird.
13
Primärtumor Häufigkeit
Mamma 212
Melanom 77
Lunge 21
Dickdarm 18
Mundhöhle 18
Ovar 10
Weitere Lokalisationen 44
Unbekannter Primärtumor 20
Summe 420
Tab. 1.2.1.3 Häufigkeit und Lokalisation der Primärtumoren bei
Lookingbill et al. 1993
In der bereits 1966 veröffentlichten Studie von Irving M. Reingold
(Reingold 1966) wurden 36 ausschließlich männliche Patienten mit
Hautmetastasen untersucht (32 davon mit multiplen Hautmetastasen).
Die zugrunde liegenden Primärtumoren waren hier am häufigsten in
Lunge (17 Fälle; 47,22%), Prostata (4; 11,11%), Dickdarm (3; 8,33%;
davon 2 im Kolon und 1 im Rektum), Magen (3; 8,33%), Niere (3;
8,33%), Harnblase (2; 5,56%), Hoden (1; 2,78%), Ösophagus (1;
2,78%) und Pankreas (1; 2,78%) lokalisiert; bei einem Patienten war
der Primärtumor nicht bekannt.
14
Primärtumor Häufigkeit M F
Lunge 17 17 -
Prostata 4 4 -
Dickdarm 3 3 -
Magen 3 3 -
Niere 3 3 -
Weitere Lokalisationen 5 5 -
Unbekannter Primärtumor 1 1 -
Summe 36 36 -
Tab. 1.2.1.4 Häufigkeit und Lokalisation der Primärtumoren bei
Reingold 1966
In einer weiteren Studie (Abrams, Spiro et al. 1950), diesmal bereits
aus dem Jahr 1950, waren 1000 Fälle von metastasierten Karzinomen
ausgewertet worden. 44, also 4,4%, zeigten eine kutane
Metastasierung. Bei 31 Patienten (70,45% der Patienten mit
Hautmetastasen) war der Primärtumor in der Mamma lokalisiert, bei
weiteren acht (18,18%) im Dickdarm, darunter drei im Rektum, zwei
im Sigmoid, zwei im Kolon transversum und einer im Caecum. Bei
zwei weiteren Patienten (4,55%) befand sich der Primärtumor im
Magen und bei je einem (2,27%) in Lunge und Ovar; bei einem
weiteren Patienten ist er aus der Publikation nicht ersichtlich. Die 34
in der Studie gelisteten Fälle mit Nierenkrebs und die 32 Fälle mit
Pankreaskarzinom zeigten keine kutane Metastasierung.
Auch in dieser Studie wurden keine Angaben zum Geschlecht der
Patienten gemacht.
15
Primärtumor Häufigkeit
Mamma 31
Dickdarm 8
Magen 2
Lunge 1
Ovar 1
Unbekannter Primärtumor 1
Summe 44
Tab. 1.2.1.5 Häufigkeit und Lokalisation der Primärtumoren bei
Abrams, Spiro et al. 1950
Eine Arbeit von Tharakaram (Tharakaram 1988) über 50 indische
Patienten mit Hautmetastasen (M 26, F 24) zeigte folgende
Häufigkeiten bezüglich der Lokalisation des Primärtumors auf:
Lungenkarzinom (10 Fälle; M 7, F 3; 20%), Mammakarzinom (10;
alle F; 20%), Ösophaguskarzinom (5; M 4, F 1; 10%),
Magenkarzinom (4; M 3, F 1; 8%; dabei in zwei Fällen SMJN),
Ovarialkarzinom (4; alle F; 8%; dabei in einem Fall SMJN), Melanom
(3; M 3; 6%), Zervixkarzinom (2; beide F; 4%; dabei in einem Fall
SMJN), Neurofibrosarkom (2; M 1, F 1; 4%), Chorionkarzinom (1; F
1; 2%), Dickdarmkarzinom (1; M 1; 2%), Ewingsarkom (1; M 1; 2%),
Gallenblasenkarzinom (1; F 1; 2%), Nasopharynxkarzinom (1; M 1;
2%), Osteosarkom (1; M 1; 2%), Parotiskarzinom (1; M 1; 2%),
Peniskarzinom (1; M 1; 2%), Zungenkarzinom (1; M 1; 2%), und
unbekannt (1; M 1; 2%).
16
Primärtumor Häufigkeit M F
Lunge 10 7 3
Mamma 10 - 10
Ösophagus 5 4 1
Magen 4 3 1
Ovar 4 - 4
Melanom 3 3 -
Weitere Lokalisationen 13 8 5
Unbekannter Primärtumor 1 1 -
Summe 50 26 24
Tab. 1.2.1.6 Häufigkeit und Lokalisation der Primärtumoren bei
Tharakaram 1988
In einer neueren Studie aus dem Jahr 2004 (Wollina, Graefe et al.
2004) wurden elf (M 4, F 7) Patienten mit kutanen Metastasen
untersucht, wobei bei drei Patienten ein Mammakarzinom (3; F 3;
27,27%), bei je zwei Patienten ein Bronchial- (2; M 2; 18,18%) bzw.
Magenkarzinom (2; M1, F1; 18,18%) und bei je einem Patienten ein
Kolon- (1; F 1; 9,09%), Nieren- (1; F 1; 9,09%), Schilddrüsen- (1; F
1; 9,09%) und Gallenblasenkarzinom (1; M 1; 9,09%) zugrunde lagen.
Primärtumor Häufigkeit M F
Mamma 3 - 3
Lunge 2 2 -
Magen 2 1 1
Weitere Lokalisationen 4 1 3
Summe 11 4 7
Tab. 1.2.1.7 Häufigkeit und Lokalisation der Primärtumoren bei
Wollina, Graefe et al. 2004
17
Moll und Moll (Moll and Moll 2005) veröffentlichten im Jahr 2005
eine Arbeit über Hautmetastasen; hiernach liegt in ca. 2/3 aller Fälle
als Primärtumor ein Mammakarzinom zugrunde, gefolgt bei beiden
Geschlechtern von Lungen (v.a. Adeno-)- und Dickdarmkarzinomen,
malignem Melanom, Tumoren des Kopf-Hals-Bereichs, Nierenzell-
und Magenkarzinomen. Bei den weiblichen Patienten spielt zudem
das Ovarialkarzinom eine größere Rolle.
Nach Moll und Moll werden mehr als 60% der Hautmetastasen von
Adenokarzinomen verursacht; bei den Frauen sind dies v.a.
Mammakarzinome, bei Patienten beiderlei Geschlechts dann Lungen-,
kolorektale und Magenkarzinome. Das Ovarialkarzinom metastasiert
selten, das Prostatakarzinom sehr selten in die Haut. Auch klarzellige
Karzinome wie das Nierenzellkarzinom bilden relativ häufig kutane
Metastasen. Plattenepithelkarzinome der Lunge metastasieren im
Vergleich zu den pulmonalen Adenokarzinomen selten in die Haut,
obwohl diese in der Lunge häufiger vorkommen. Metastasen von
Plattenepithelkarziomen stammen deshalb eher von Tumoren im
Mund, Rachen, Kehlkopf, Ösophagus und der Zervix uteri.
Schließlich gibt es noch kutane Metastasen kleinzelliger
Bronchialkarzinome und des malignen Melanoms. Die Autoren dieses
Artikels vertreten im Gegensatz zu beispielsweise Abrams et al.
(Abrams, Spiro et al. 1950) nicht die weit verbreitete Meinung, dass
das Auftreten kutaner Metastasen mit der Inzidenz der zugrunde
liegenden Primärtumoren korreliert.
In der Metaanalyse von Krathen et al. (Krathen, Orengo et al. 2003)
wurde versucht, bei den insgesamt neun ausgewerteten Studien die
Fälle herauszunehmen, in denen als Primärtumor ein Lymphom,
malignes Melanom oder eine Leukämie zugrunde lagen. Übrig blieben
20380 Patienten, von denen wiederum 1080 (5,3%) Hautmetastasen
aufwiesen. Mit der höchsten Inzidenz war dabei als Primärtumor das
Mammakarzinom vertreten (457 Fälle mit kutanen Metastasen;
42,31%), gefolgt von Lungen- (89; 8,24%), kolorektalem (54; 5,00%),
Ovarial- (26; 2,41%), Harnblasen- (21; 1,94%) und Nierenkarzinom
18
(18; 1,67%). Das Prostatakarzinom, das (s. Kapitel 1.2.1.1) eine sehr
hohe Inzidenz hat, wies dagegen nur in 0,7% der Fälle Hautmetastasen
auf.
Primärtumor Häufigkeit
Mamma 457
Lunge 89
Dickdarm 54
Ovar 26
Harnblase 21
Niere 18
Weitere Lokalisationen 415
Summe 1080
Tab. 1.2.1.8 Häufigkeit und Lokalisation der Primärtumoren bei
Krathen, Orengo et al. 2003
In der Publikation von Nashan et al. (Nashan, Muller et al. 2009),
einer Zusammenfassung von 92 Fallstudien der in den letzten sechs
Jahren in der Literatur veröffentlichten Fälle von Hautmetastasen,
werden folgende Primärtumoren genannt: Schilddrüse (12; M 6, F 6;
13,04%), Niere (9; M 2, F 7; 9,78%), Pharynx/Larynx (8; M 6, F 2;
8,70%), Magen (8; M 6, F 2; 8,70%) und Dickdarm (8; M 6, F 2;
8,70%) in je 8 Fällen, Mamma (7; F 7; 7,61%), Pleura (5; M 5;
5,43%) und Harnblase (5; M 4, F 1; 5,43%) in je 5 Fällen, Lunge (4;
M 3, F 1; 4,35%), Gallenblase (4; M 2, F 2; 4,35%) und Ovar (4; F 4;
4,35%) in je 4 Fällen, Leber (3; M 2, F 1; 3,26%), Prostata (3; M 3;
3,26%) und Uteruskorpus (3; F 3; 3,26%) in je 3 Fällen, Pankreas (2;
M 2; 2,17%), Zervix uteri (2; F 2; 2,17%) und Vulva (2; F 2; 2,17%)
in je 2 Fällen und Ösophagus (1; M 1; 1,09%), Hoden (1; M 1; 1,09%)
und Parotis (1; F 1; 1,09%) in je einem Fall.
19
Primärtumor Häufigkeit M F
Schilddrüse 12 6 6
Niere 9 2 7
Pharynx/Larynx 8 6 2
Magen 8 6 2
Dickdarm 8 6 2
Mamma 7 - 7
Weitere Lokalisationen 40 23 17
Summe 92 49 43
Tab. 1.2.1.9 Häufigkeit und Lokalisation der Primärtumoren bei
Nashan et al. 2009
Insgesamt machten die Autoren der zuletzt genannten
Veröffentlichung darauf aufmerksam, dass sich seit den späten
sechziger Jahren die Häufigkeit der Karzinome mit Hautmetastasen
verschoben hat: waren es früher eher Mamma-, Magen- und
Lungenkarzinome (Abrams, Spiro et al. 1950), so sind es jetzt
Mamma-, Dickdarm- und Lungenkrebs. Gleichzeitig stieg die
Inzidenz kutaner Metastasen von 2,7 auf bis zu 10% an. Letzteres
führen Poole und Fenske (Poole and Fenske 1993) auf die steigenden
Krebsraten und längeren Überlebensraten bei der Diagnose Krebs
zurück, was die Bildung kutaner Metastasen fördert.
1.2.1.1 Inzidenzen der Primärtumoren 2004 laut deutschem
Krebsregister
Nach einer im Jahr 2008 vom Robert-Koch-Institut (www.rki.de) und
der Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland
(www.krebsgesellschaft.de) veröffentlichten Schätzung waren im Jahr
2004 wie schon in den Jahren zuvor die Krebsneuerkrankungen
20
folgendermaßen verteilt: Männer waren am häufigsten am
Prostatakarzinom erkrankt, Frauen am Mammakarzinom. Bei beiden
Geschlechtern standen Dickdarm- und Lungenkrebs an zweiter bzw.
dritter Stelle. Während die Plätze vier bis sechs bei den Männern
bösartige Tumoren der Harnblase, des Magens und der Niere
einnahmen, waren es bei den Frauen Uterus-, Ovarial- und
Magenkrebs.
Im Patientengut der Dermatologischen Klinik am Biederstein und der
Gemeinschaftspraxis Pathologie in Starnberg waren die
Primärtumoren nicht in derselben Häufigkeit vertreten wie in der
Studie des deutschen Krebsregisters, doch auch hier waren die meisten
Patienten hauptsächlich von den fünf häufigsten Primärtumoren
betroffen: Männer besonders von Darm-, Lungen- und Nierenkrebs,
Frauen dagegen von Mamma- und Ovarialkarzinomen.
21
Krebsneuerkrankungen Männer in Deutschland
(Deutsche Krebsgesellschaft 2008)
Position Krebsart 2004 2002
1 Prostatakrebs 58.570 48.650
2 Darmkrebs 37.250 35.600
3 Lungenkrebs 32.850 32.550
4 Harnblasenkrebs 21.410 18.850
5 Magenkrebs 11.000 11.200
6 Nierenkrebs 10.750 10.300
7 Krebs von Mundhöhle und Rachen
7.620 7.800
8 Non-Hodgkin Lymphome 6.780 5.850
9 Malignes Melanom der Haut 6.520 6.000
10 Pankreaskrebs 6.320 6.050
11 Leukämien 4.810 5.500
12 Hodenkrebs 4.750 4.350
13 Speiseröhrenkrebs 3.880 3.700
14 Kehlkopfkrebs 2.990 2.800
15 Schilddrüsenkrebs 1.520 1.300
16 Morbus Hodgkin 1.040 900
Summe aller jährlichen Krebsneuerkrankungen
230.500 218.250
22
Krebsneuerkrankungen Frauen in Deutschland
(Deutsche Krebsgesellschaft 2008)
Position Krebsart 2004 2002
1 Brustkrebs 57.230 55.150
2 Darmkrebs 36.000 35.800
3 Lungenkrebs 13.190 12.450
4 Gebärmutterkörperkrebs 11.700 11.350
5 Krebskr. der Ovarien u. Adnexe
9.660 9.950
6 Malignes Melanom der Haut 8.380 7.700
7 Magenkrebs 7.780 8.250
8 Harnblasenkrebs 7.340 7.100
9 Pankreaskrebs 6.620 6.600
10 Nierenkrebs 6.500 6.400
11 Gebärmutterhalskrebs 6.190 6.500
12 Non-Hodgkin Lymphome 6.070 6.250
13 Leukämien 4.300 4.750
14 Schilddrüsenkrebs 3.540 2.800
15 Krebs von Mundhöhle und
Rachen 2.780 2.600
16 Speiseröhrenkrebs 1.050 1.050
17 Morbus Hodgkin 940 850
18 Kehlkopfkrebs 390 450
Summe aller jährlichen Krebsneuerkrankungen
206.000 206.000
1.2.2 Häufigkeit und Lokalisation der Hautmetastasen
Die Angaben in der Literatur bezüglich der Häufigkeit kutaner
Metastasen bei Tumoren innerer Organe variiert stark. Das hängt zum
23
Teil davon ab, nach welchen Kriterien die Metastasen erfasst wurden.
In einer Studie von Spencer et al. (Spencer and Helm 1987) zum
Beispiel wird berichtet, dass Hautmetastasen bei 0,7% bis 9% aller
Krebspatienten festgestellt werden. Zu diesem Thema gibt es
außerdem zwei große retrospektive Studien von Lookingbill et al.
(Lookingbill, Spangler et al. 1990; Lookingbill, Spangler et al. 1993):
die erste umfasste 7316 Krebspatienten, von denen 5% eine kutane
Metastasierung aufwiesen. Dagegen waren in der drei Jahre später
veröffentlichten Studie mit 4020 Patienten 420 von Hautmetastasen
betroffen, also mehr als 10%. Brenner et al. (Brenner, Tamir et al.
2001) halten die Zahl der Hautmetastasen der ersten Studie mit
lediglich 5% kutaner Metastasierung für zu niedrig geschätzt, hierfür
gibt es ihrer Meinung nach verschiedene Gründe: neben einer
fehlerhaften Erkennung und Erfassung der Metastasen wird eine
deutliche Verzögerung zwischen Diagnose des Primärtumors und
Erkennen der Hautmetastasen angenommen.
Über die Lokalisation der Hautmetastasen wurde bei Abrams, Spiro et
al. (Abrams, Spiro et al. 1950) keine Angabe gemacht.
In der Publikation von Reingold (Reingold 1966), in der 36 Patienten
mit kutanen Metastasen vorgestellt wurden (32 davon mit multiplen
Hautmetastasen), waren die Primärtumoren v.a. in Lunge,
Gastrointestinal- und Urogenitaltrakt lokalisiert. Diese Karzinome
metastasierten bevorzugt in Brust (22), Abdomen (16), Extremitäten
(11; Arme 4, Beine 1, Oberschenkel 5, Großzehe 1), Rücken (7),
Schädel (6) und Lippen (1); in einem Fall ist der Ort der Metastase
nicht bekannt. Während die Lungentumoren kutane Metastasen v.a.
im Brustbereich bildeten (15 Fälle), taten dies die Karzinome des
Gastrointestinal- und Urogenitaltrakts v.a. im Bereich des Abdomens
(7 bzw. 6 Fälle). Auch wurde über eine Umbilikalmetastase (SMJN)
beim Pankreaskarzinom berichtet.
In den beiden Veröffentlichungen von Brownstein und Helwig aus
dem Jahr 1972 (Brownstein and Helwig 1972a; Brownstein and
Helwig 1972b) wurden 724 Fälle kutaner Metastasierung vorgestellt;
bei etwa ¾ der 482 untersuchten Männer bildeten sich die Metastasen
24
v.a. im Bereich von Abdomen (22,0%), vorderer Brustwand (18,0%),
Nacken (15,6%) und Kopf (13,1%), bei etwa ¾ der 242 untersuchten
Frauen dagegen an vorderer Brustwand (57,9%) und Abdomen
(16,5%). Die übrigen Männer hatten Hautmetastasen an – in
absteigender Häufigkeit – Becken, Rücken, oberen und unteren
Extremitäten, die Frauen dagegen an Rücken, oberen Extremitäten,
Kopf, Nacken, Becken und unteren Extremitäten. Die Autoren stellten
auch fest, dass die Wahrscheinlichkeit von Hautmetastasen nicht mit
dem Anteil der betroffenen Haut an der Gesamtoberfläche korreliert.
Tharakaram (Tharakaram 1988) beschreibt 50 Fälle mit kutaner
Metastasierung. Bevorzugte Lokalisationen der Metastasen waren hier
Brust (21 Fälle), Abdomen (13), Rücken und Kopf (je 12), untere
Extremität (9), obere Extremität (8), Nacken (5) und Perineum (2).
Auch hier metastasierten Mammakarzinome v.a. an die vordere
Brustwand, Lungenkrebs dagegen an Rücken und Brust; auffällig war
außerdem, dass alle 4 Fälle von Ovarialkarzinomen ausschließlich an
die Haut des Abdomens metastasierten.
Hautmetastasen traten bei 367 von 7316 Tumorpatienten, also in 5%
der Fälle, in der 1990 publizierten Studie von Lookingbill et al.
(Lookingbill, Spangler et al. 1990) auf, die Lokalisation der
Metastasen wird allerdings nicht genannt. Erstes Zeichen eines
Tumorleidens war die Hautmetastase bei 59 Patienten (0,8% aller
Tumorpatienten bzw. 16,1% der Patienten mit Hautmetastasen). In der
drei Jahre später veröffentlichten Publikation derselben
Autorengruppe (Lookingbill, Spangler et al. 1993) wurden 4020
Krebspatienten untersucht, davon litten 420 (10%) unter
Hautmetastasen. In 306 Fällen waren die kutanen Metastasen erstes
Zeichen einer Metastasierung des bekannten Tumorleidens. Mit
eingeschlossen in die Studie waren maligne Melanome (77 Patienten),
die zusammen mit den Mammakarzinomen (212 Patienten) die
meisten Primärtumoren ausmachten. Die durchschnittliche
Überlebensdauer nach Entdeckung der Hautmetastasen variierte
zwischen einem und 34 Monaten. Die Mehrzahl der Metastasen traten
in der Nachbarschaft der Primärtumoren auf (Brustwand bei Lungen-
25
und Brustkrebs, Abdomen bei Darm-, Ovarial- und
Blasenkarzinomen, Umbilikus bei intraabdominellen Tumoren), in
39% der Fälle waren die Metastasen jedoch an vom Primärtumor
entfernten Stellen zu finden, besonders beim Melanom und bei
Karzinomen der Lunge und Brust. Nierenzellkarzinome bildeten
bevorzugt Hautmetastasen im Kopfbereich.
Krathen et al. (Krathen, Orengo et al. 2003) berichtete über 7 Studien
mit insgesamt 1080 Fällen kutaner Metastasierung bei 20380
Patienten (5,3%). Prädilektionsstellen der Hautmetastasen waren hier
Brust (28,4%), Abdomen (20,2%), Extremitäten (12%), Nacken
(11%), Rücken (11%), Kopf (7%), Becken (6%) und Gesicht (5%).
Bei Wollina et al (Wollina, Graefe et al. 2004) wurden lediglich 11
Fälle mit kutanen Metastasen vorgestellt; bevorzugte Lokalisation der
Hautmetastasen waren bei diesen Patienten Kopf und Stamm.
Laut Moll und Moll (Moll and Moll 2005) metastasieren Malignome
eher selten, nämlich nur in 2 bis 5% der Fälle, in die Haut. Es gibt
Prädilektionsstellen für Hautmetastasen, abhängig vom Primärtumor:
beim Mammakarzinom ist dies die Haut im Rumpfbereich, beim
kolorektalen Karzinom im Abdomen-, Nabel-, Gesicht-Hals-Bereich
und am behaarten Kopf, beim Magenkarzinom am Stamm, beim
Prostatakarzinom am unteren Abdomen und behaarten Kopf, bei
Nierenzellkarzinomen und Plattenepithelkarzinomen des Kopf-Hals-
Bereichs die Haut an Kopf und Hals, bei kleinzelligen
Bronchialkarzinomen der Körperstamm und bei abdominellen
Tumoren (z.B. Ovarialkarzinom) die Nabelregion. Die Kopfhaut ist
Lokalisation von 13% aller Hautmetastasen, was vermutlich auf ihre
gute Vaskularisierung zurückzuführen ist. Zudem begründete Krathen
dies mit der Wärme und der geringen Mobilität dieser Region
(Krathen, Orengo et al. 2003). Zu beachten sind auch Metastasen im
Narbenbereich nach Operationen, Interventionen und
Drainageeinlagen. Metastasen von Adenokarzinomen der Lunge, aber
auch von Nierenzellkarzinomen sind oft erstes Zeichen eines
Tumorleidens.
26
In der Publikation von Nashan et al. (Nashan, Muller et al. 2009)
wurden 92 Fälle mit Hautmetastasen aus der Literatur der letzten 6
Jahre untersucht. Hierbei wurde - wie bereits in anderen Studien zuvor
- festgestellt, dass die Primärtumoren bestimmte Metastasierungsorte
bevorzugen: das Mammakarzinom die Brustregion (nicht nur durch
direkte Tumorausbreitung, sondern auch durch lymphatische
Ausbreitung zu begründen) und im Gesicht besonders Augenlid und
Nase, Prostatakarzinome die suprapubische Region, gastrointestinale
und urogenitale Tumoren das Abdomen, Nierenzellkarzinome den
Oberkörper, aber auch – wie Ösophagus-, Magen-, Kolon-,
Gallenblasen- und Lungentumoren – den behaarten Kopf, Nacken und
das Gesicht.
1.2.3 Alter der Patienten bei Diagnosestellung der Hautmetastasen
In einer der bereits zitierten und viel beachteten Studien von
Brownstein und Helwig (Brownstein and Helwig 1972b) waren die
Patienten nach Alter (unter bzw. über 40 Jahre) und Geschlecht
aufgeteilt.
Von den insgesamt 482 Männern waren die 84 jüngeren (unter 40
Jahren) vor allem von Melanomen (37%), Dickdarm- (16%) und
Lungenkarzinomen (10%) betroffen, von den übrigen 398 Männern
(Alter ≥ 40 Jahre) hatten 27% ein Lungen-, 19% ein Dickdarm-, 13%
ein Mundhöhlenkarzinom und 8% ein malignes Melanom.
Brownstein und Helwig hatten außerdem 242 Frauen untersucht. Von
den 52 Frauen unter 40 Jahren war als Primärtumor meist ein
Mammakarzinom (59%), Melanom (15%), Ovarial- (6%) oder
Dickdarmkarzinom (6%) festgestellt worden. Die 190 älteren
Patientinnen (≥ 40 Jahre) wiesen am häufigsten ein Mammakarzinom
(72%) als Primärtumor auf, gefolgt von Dickdarm- (10%), Lungen-
(4%) und Ovarialkarzinom (3%) oder Melanom (3%).
Weder Irving M. Reingold (Reingold 1966) noch Abrams, Spiro und
Goldstein (Abrams, Spiro et al. 1950) oder Lookingbill et al.
27
(Lookingbill, Spangler et al. 1990; Lookingbill, Spangler et al. 1993)
äußern sich in ihren Studien zum Alter der Patienten bei
Diagnosestellung der Hautmetastasen; und auch bei Tharakaram
(Tharakaram 1988) wird darauf nicht eingegangen.
Bei Wollina et al. (Wollina, Graefe et al. 2004) liegt das
Durchschnittsalter der Patienten bei 68 Jahren, wobei die untersuchten
Männer mit durchschnittlich 59 Jahren und 9 Monaten deutlich jünger
waren als die Frauen (72 Jahre und gut 10 Monate).
1.2.4 Geschlechterverteilung unter den Patienten
In den Publikationen von Brownstein und Helwig (Brownstein and
Helwig 1972a; Brownstein and Helwig 1972b) war die
Geschlechterverteilung bei den 724 Patienten wie folgt: 482 Männer
(66,57%) und 242 Frauen (33,43%), also ein Verhältnis von etwa 2:1.
Hier wurden als Primärtumoren bei den Männern in 24% ein Lungen-,
in 19% ein Dickdarmkarzinom, in 13% ein Melanom, in 12% ein
Mundhöhlen-, in 6% ein Nieren- und in weiteren 6% ein
Magenkarzinom festgestellt. Bei den Frauen sah die Verteilung
folgendermaßen aus: Mammakarzinom 69%, Dickdarmkarzinom 9%,
Melanom 5%, Ovar- und Lungenkarzinom zu je 4%.
Alle 36 bei Reingold (Reingold 1966) aufgelisteten Patienten sind
Männer, bei Tharakaram (Tharakaram 1988) hingegen ist die
Geschlechterverteilung mit 26 männlichen und 24 weiblichen
Patienten, bei Nashan et al (Nashan, Muller et al. 2009) mit 49
Männern und 43 Frauen fast ausgeglichen.
In den Studien von Abrams et al. (Abrams, Spiro et al. 1950),
Krathen, Orengo et al. (Krathen, Orengo et al. 2003) und Lookingbill
et al. (Lookingbill, Spangler et al. 1990) gibt es keine Aufschlüsselung
der untersuchten Patienten nach Geschlecht.
In der Publikation von Lookingbill et al. aus dem Jahr 1993
(Lookingbill, Spangler et al. 1993) gibt es unterschiedliche Aussagen
bezüglich der Geschlechterverteilung unter den Patienten
28
(Abweichung zwischen Tabelle I und II), insgesamt sind jedoch etwa
dreimal so viele Frauen wie Männer gelistet.
Wollina et al. (Wollina, Graefe et al. 2004) untersuchten die Fälle von
elf Patienten, vier davon waren männlich, sieben weiblich.
1.2.5 Hautmetastasen als erstes Zeichen eines Tumorleidens
Brenner und Kollegen (Brenner, Tamir et al. 2001) vergleichen die
Daten der zweiten Studie Lookingbills (Lookingbill, Spangler et al.
1993) mit denen der Studien von Brownstein und Helwig (Brownstein
and Helwig 1972a; Brownstein and Helwig 1972b) hinsichtlich
Hautmetastasen als erstem Zeichen einer Tumorerkrankung. Diese
treten nach Lookingbill besonders häufig (34%) beim Malignen
Melanom auf, das bei Brownstein und Helwig dagegen in diesem
Zusammenhang als Primärtumor gar nicht erwähnt wird. An zweiter
Stelle steht das Mammakarzinom, bei dem bei Lookingbill in 24%, in
der Vergleichsstudie von Brownstein und Helwig jedoch nur in 3%
der Fälle kutane Metastasen der erste Hinweis auf ein Tumorleiden
sind. Lokalisationen des Primärtumors, von denen aus sich häufig als
erstes Zeichen für eine Malignität Hautmetastasen bilden, sind bei
Lookingbill neben der Brust auch Nasennebenhöhlen (13%), oberer
Gastrointestinaltrakt (12%) und Mundhöhle (10%). Bei Brownstein
und Helwig werden diese jedoch nicht einmal genannt. Die
Primärtumoren finden sich in ihrer Studie am häufigsten in Lunge
(60%, Lookingbill 1%), Niere (53%, Lookingbill 2%) und Ovar (40%,
Lookingbill 1%).
Bei Nashan et al. (Nashan, Muller et al. 2009) sind in 20%, also bei 20
der 92 aus Fallstudien zusammengetragenen Fälle, die Hautmetastasen
erstes Zeichen eines Tumorleidens. Allerdings wurden in dieser
Publikation lediglich Arbeiten berücksichtigt, die als besondere Fälle
in den letzten sechs Jahre veröffentlicht wurden; der
Bevölkerungsquerschnitt wird dadurch nicht abgebildet.
29
1.2.6 Spezialfall „Sister Mary Joseph’s Nodule“
Ein Spezialfall für die Lokalisation einer Hautmetastase ist der “Sister
Mary Joseph’s Nodule” (SMJN). In der Literatur gibt es
unterschiedliche Aussagen, wie es zu diesem Namen gekommen sein
soll. Einige Autoren behaupten, diese umbilikale Metastase sei nach
Sister Mary Joseph (1856-1939), der ersten chirurgischen Assistentin
von Dr. W. J. Mayo, benannt, da sie als Erste die prognostische
Signifikanz dieser Läsionen erkannt hatte (Dubreuil, Dompmartin et
al. 1998). Laut Powell et al. (Powell, Cooper et al. 1984) stammt der
Name aber von Sir Hamilton Bailey in Erinnerung an den Direktor des
Saint Marys Hospital in Rochester, Minnesota.
Der erste Fall einer Nabelmetastase ist bereits 1864 erwähnt; in den
Jahren 1960 bis 1995 wurden in der englischen und französischen
Literatur insgesamt 368 Fälle publiziert (Dubreuil, Dompmartin et al.
1998). In den Veröffentlichungen dieser Jahre wird als Primärtumor
meist ein Adenokarzinom des Magens genannt, gefolgt von
Karzinomen des Rektums, Kolons und Dünndarms, gynäkologischen
Tumoren und Pankreaskarzinomen (Dubreuil, Dompmartin et al.
1998). Bei Nashan et al. (Nashan, Muller et al. 2009) wurden 2 Fälle
mit Umbilikalmetastasen beschrieben, einmal in Zusammenhang mit
einem Ovarial- und einmal mit einem Prostatakarzinom.
Wie bei anderen Formen kutaner Metastasierung kann das Auftreten
einer Umbilikalmetastase erstes Symptom für einen Tumor innerer
Organe oder aber Indikator für das Wiederauftreten eines bereits
bekannten Karzinoms sein.
Metastasierungswege beim Sister Mary Joseph’s Nodule
Auch beim SMJN werden verschiedene Metastasierungswege
diskutiert, wobei die direkte Ausbreitung vom vorderen Peritoneum
am häufigsten vorzukommen scheint. Denkbar wären auch eine
lymphatische (von axillären, inguinalen oder paraaortalen
30
Lymphknoten über die Hautvenen) oder venöse (über laterale Thorax-
und Brustvenen und das Portalvenensystem) Verschleppung
(Dubreuil, Dompmartin et al. 1998) sowie eine Streuung der
Tumorzellen über Ligamente embryologischen Ursprungs, etwa das
Ligamentum falciforme mit dem Ligamentum teres hepatis
(obliterierter Rest der V. umbilicalis), den Urachus, die
Umbilikalarterien oder das Meckel-Divertikel (Powell, Cooper et al.
1984). Zudem können freie Tumorzellen gelegentlich auch in eine
Umbilikalhernie implantiert oder iatrogen im Rahmen einer
Laparoskopie in die Haut verschleppt werden (Powell, Cooper et al.
1984; Dubreuil, Dompmartin et al. 1998).
Bis zur Publikation „Tumors of the Umbilicus“ von W. Steck und E.
Helwig (Steck and Helwig 1965) wurde nur über 79 Fälle von
Umbilikalmetastasen berichtet. In der darin veröffentlichten Studie
wurden von 112 Fällen gut- und bösartiger Umbilikaltumoren 40
Nabelmetastasen diagnostiziert, wobei in 18 Fällen die Metastase
erster Hinweis auf das Vorliegen eines malignen Geschehens war. Bei
36 Patienten handelte es sich bei der Metastase histologisch um ein
Adenokarzinom. Der Ort des Primärtumors ließ sich bei 31 Patienten
bestimmen; besonders häufig waren Magen (11 Fälle), Pankreas (6),
Kolon und Rektum (4) und Ovar (3) betroffen. Im Durchschnitt traten
die Metastasen elf Monate vor dem Tod der Patienten auf.
In der Publikation von Barrow (Barrow 1966) wurden die bis dahin
veröffentlichten Fälle in der Literatur sowie Fälle aus dem eigenen
Patientengut zusammengefasst. Hier ergab sich bei insgesamt 199
Umbilikalmetastasen folgende Verteilung der Primärtumoren: 29%
unbekannt, 25% Magen-, 12,4% Ovarial-, 10% Dickdarm- und 7,4%
Pankreas-Karzinom. In weniger als 4% der Fälle ging die Metastase
von Tumoren der Gallenblase, des Uterus, der Leber, des
Endometriums, des Dünndarms, der Eileiter, des Appendix, der
Zervix, des Penis, der Prostata, der Brust oder der Nieren aus.
Eine weitere Studie wurde von Powell et al 1984 veröffentlicht
(Powell, Cooper et al. 1984), die 85 Patienten im Alter von
durchschnittlich 61 Jahren mit Umbilikalmetastasen untersucht hatten.
31
In nur 21 Fällen konnte histopathologisch der Ursprung der
Metastasen festgestellt werden. Bei 12 Patienten war der SMJN erstes
Zeichen für das Vorliegen eines Tumors, 45 Patienten entwickelten
innerhalb der ersten zwölf Monate nach Diagnose des Primärtumors
eine Nabelmetastase. Auch hier konnte bei der Mehrzahl der Patienten
(79 Fälle) histologisch ein Adenokarzinom nachgewiesen werden.
Eine zusammenfassende Studie aller in der englischen und
französischen Fachpresse veröffentlichten 368 Fälle zwischen 1960
und 1995 (Dubreuil, Dompmartin et al. 1998) kommt zu folgenden
Ergebnissen:
- Primärtumor ist meist ein Adenokarzinom des Magens (96 der 368
Fälle), gefolgt von Karzinomen des Rektums, Kolons und
Dünndarms (74 Fälle), gynäkologischen Tumoren (z.B. Ovar mit
59 Fällen) und Pankreaskarzinomen (37 Fälle).
- 176 der 368 Patienten waren Frauen, 121 waren Männer und bei
71 Fällen war das Geschlecht nicht bekannt.
- Bei Männern konnten besonders Adenokarzinome des Magens
und Plattenepithelkarzinome von Lunge und Penis, bei Frauen vor
allem Adenokarzinome des Ovars und Plattenepithelkarzinome der
Zervix als Primärtumoren ausgemacht werden.
- In 152 der 368 Fälle wurde die Nabelmetastase vor dem
Primärtumor diagnostiziert; in 97 Fällen war sie sogar einziges
Merkmal, das auf die Existenz einer Malignität hinwies.
- In 88 Fällen wurden die umbilikalen Metastasen erst nach
Therapiebeginn des Primärtumors diagnostiziert, bei einem Viertel
waren sie bereits Hinweis auf ein Rezidiv.
- Die durchschnittliche Zeitspanne zwischen Therapiebeginn und
Auftreten der Nabelmetastase betrug 22 Monate (Zeitspanne
zwischen einem Monat und zehn Jahren), besonders
gynäkologische Tumoren metastasierten spät.
- Insgesamt ließ sich auch hier feststellen, dass das Auftreten von
Umbilikalmetastasen für eine fortgeschrittene Metastasierung und
eine schlechte Gesamtprognose (durchschnittliche Überlebenszeit
elf Monate) spricht.
32
- Ein langfristiges Überleben nach Diagnosestellung einer
Nabelmetastase ist in der Regel nur bei Vorliegen einer solitären
Metastase möglich.
Differenzialdiagnosen bei Nabelmetastasen
Wichtige Differenzialdiagnosen der Nabelmetastasen sind
Endometriose, primäre Umbilikalkarzinome oder gutartige
Umbilikaltumoren wie zum Beispiel Naevi, Papillome, Granulome
und Zysten. Sie sollten zur Diagnostik oder bei chronischer
Entzündung entfernt werden. In einem Artikel von M. Barrow aus
dem Jahr 1966 (Barrow 1966) werden die bis dahin in der Literatur
genannten Fälle von Umbilikaltumoren, insgesamt 667, diskutiert. In
38% der Fälle handelte es sich um benigne Tumoren, in 32% der Fälle
um eine Endometriose; lediglich 30% der Tumoren waren demnach
Nabelmetastasen.
Das Durchschnittsalter der Patienten war laut Steck und Helwig bei
bösartigen Umbilikaltumoren mit 57 Jahren wesentlich höher als bei
den gutartigen (27 Jahre).
1.3 Abgrenzung des Themas
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, histologisch gesicherte
Hautmetastasen aus dem Fallarchiv einer Hautklinik und aus dem
Befundarchiv einer großen Einsendepraxis für Pathologie hinsichtlich
Alter und Geschlecht der Patienten, Primärtumor und Lokalisation der
Metastasen zu untersuchen.
33
2 MATERIAL UND METHODIK
2.1 Herkunft der Daten
In der Gemeinschaftspraxis Pathologie in Starnberg wurden alle
1.023.251 histologischen Befunde der Jahre 1989 bis 2006 nach dem
internen Diagnoseschlüssel 2315 (Karzinom der Haut) mittels des
Statistikprogramms der Praxissoftware ermittelt. War dieser Schlüssel
noch mit anderen Tumor-Diagnoseziffern (z.B. 1115 – Tumor des
Darms) kombiniert, so wurden diese histologischen Befunde
ausgedruckt und überprüft, ob tatsächlich eine Hautmetastase im
Befund beschrieben wurde. Zu diesen Patienten wurden zusätzlich alle
relevanten Vor- und Nachbefunde ermittelt und ausgedruckt. Das
Untersuchungsmaterial der Gemeinschaftspraxis Pathologie in
Starnberg stammt überwiegend aus Krankenhäusern in Oberbayern
und Praxen in Oberbayern und München.
Zudem wurden aus der histologischen Abteilung der
Dermatologischen Klinik am Biederstein alle Fälle von
Hautmetastasen der Jahre 1988 bis 2006 von Herrn Professor Dr. med.
Wolf-Ingo Worret zusammengestellt und ebenso erfasst.
Um die eigenen Daten zu ergänzen, wurden für diese Arbeit Daten des
Tumorregisters München zu Hilfe genommen.
2.2 Datenerfassung
In ein Excel-Arbeitsblatt (Kapitel 6) sind zuerst die aus den klinischen
und histologischen Unterlagen gewonnenen Basisdaten übertragen
worden, die aus dem histologischen Archiv des Klinikums am
Biederstein und dem elektronischen Archiv der Gemeinschaftspraxis
Pathologie übernommen worden sind. Aus den so ermittelten Fällen
wurden folgende Daten in eine Excel-Datei übertragen: Initialen,
Geschlecht (M/F), Geburtsdatum, Alter bei Diagnose der
34
Hautmetastase, Lokalisation der Hautmetastase, histologische
Differenzierung der Hautmetastase, interne Nummer des
einsendenden Arztes und Lokalisation des Primärtumors. Dabei waren
die klinischen Angaben insbesondere zur Lokalisation der
Hautmetastase und des Primärtumors nicht immer vollständig.
3 ERGEBNISSE
Aus dem Patientengut der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und
Allergologie am Biederstein sind 37 Hautmetastasen bei 28 Patienten
(aus den Jahren 1988 bis 2006), aus dem elektronischen Befundarchiv
der Pathologie Starnberg (aus den Jahren 1989 bis 2006) 354
Hautmetastasen bei 275 Patienten ermittelt worden, insgesamt also
391 Hautmetastasen bei 303 Patienten. Bei 55 Patienten wurden
Hautmetasen an mehreren Lokalisationen gefunden: bei 40 Patienten
an zwei Lokalisationen, bei neun Patienten an drei, bei drei Patienten
an vier und bei zwei Patienten an fünf Lokalisationen; eine Patientin
hatte sogar 14 Metastasen an unterschiedlichen Stellen der Haut. Jede
Hautmetastase wurde in dieser Arbeit als ein Fall gerechnet. Daraus
ergibt sich, dass 391 Fälle von Hautmetastasen mit jeweils einem
zugeordneten Primärtumor in Kapitel 6 aufgelistet werden.
3.1 Häufigkeit und Lokalisation der Primärtumoren
Bei den 391 ermittelten Hautmetastasen ergaben sich folgende
Häufungen in Bezug auf den Sitz des Primärtumors: Mamma in 254
Fällen (M 2, F 252), Dickdarm bei 31 Patienten (M 23, F 8), gefolgt
von Lunge (20 Fälle; M 15, F 5), Ovar (19 Fälle; F 19) und Niere (12
Fälle; M 11, F 1). Folgende Lokalisationen des Primärtumors kamen
eher selten vor (Häufigkeit in Klammern) und sind in der Tabelle als
„weitere Lokalisationen“ aufgeführt: Uteruskorpus (5; F 5),
35
Ösophagus (4; M 4), Schilddrüse (4; M 1, F 3), Anus (2; F 2),
Hypopharynx (2; M 2), Larynx (2; M 2), Pankreas (2; M 2),
Gallengang (1; F 1), Magen (1; M 1), Papilla Vateri (1; M 1), Parotis
(1; M 1), Pharynx (1; M 1), Prostata (1; M 1), Tonsillen (1; M 1),
Zervix uteri (1; F 1). Bei 26 Patienten (M 10; F 16) ließ sich kein
Primärtumor bestimmen. Metastasen maligner Melanome wurden in
dieser Arbeit nicht berücksichtigt.
Primärtumor Häufigkeit M F
Mamma 254 2 252
Dickdarm 31 23 8
Lunge 20 15 5
Ovar 19 - 19
Niere 12 11 1
Weitere Lokalisationen 29 17 12
Unbekannter Primärtumor 26 10 16
Summe 391 78 313
Tab. 3.1 Häufigkeit und Lokalisation der Primärtumoren
3.1.1 Relation zwischen Sitz des Primärtumors und Lokalisation der
Hautmetastase
3.1.1.1 Mammakarzinom
Die 254 Patienten (M 2, F 252) mit Mammakarzinom zeigten
unterschiedliche Orte der Hautmetastasierung, wobei besonders
Mamma (73; M 1, F 72), Brust (59; F 59), Axilla (29; M 1, F 28),
Kopf und Rücken (je 14; je F 14) betroffen waren. Weniger häufig
streute der Brustkrebs in die Haut von Bauch (5; F 5), Schulter (5; F
5), Nacken (4; F 4), Arm (3; F 3), Leiste (2; F 2), Bein (1; F 1) und
Hals (1; F 1). In 44 Fällen (F 44) lag keine Angabe zur Lokalisation
vor.
36
Primärtumor Hautmetastasen Häufigkeit
Mamma (254) Mamma 73 (M 1, F 72)
Brust 59 (F 59)
Axilla 29 (M 1, F 28)
Kopf 14 (F 14)
Rücken 14 (F 14)
Bauch 5 (F 5)
Schulter 5 (F 5)
Nacken 4 (F 4)
Arm 3 (F 3)
Leiste 2 (F 2)
Bein 1 (F 1)
Hals 1 (F 1)
Nicht angegeben 44 (F 44)
Tab. 3.1.1.1 Hautmetastasen bei Primärtumor Mammakarzinom
3.1.1.2 Dickdarmkarzinom
Bei dem mit 31 Fällen (M 23, F 8) am zweithäufigsten zugrunde
liegenden Primärtumor, dem Dickdarmkarzinom, waren die
Hautmetastasen folgendermaßen lokalisiert: Bauch (11; M 6, F 5),
Nabel (7; M 6, F 1), Perineum (3; M 3), Rücken (2; M 2), Brust (1; M
1), Kopf (1; M 1), Labie (1; F 1) und Leiste (1; M 1). In vier Fällen
(M 3, F 1) war die Lokalisation nicht bekannt.
37
Primärtumor Hautmetastasen Häufigkeit
Dickdarm (31) Bauch 11 (M 6, F 5)
Nabel 7 (M 6, F 1)
Perineum 3 (M 3)
Rücken 2 (M 2)
Brust 1 (M 1)
Kopf 1 (M 1)
Labie 1 (F 1)
Leiste 1 (M 1)
Nicht angegeben 4 (M 3, F 1)
Tab. 3.1.1.2 Hautmetastasen bei Primärtumor Dickdarmkarzinom
3.1.1.3 Bronchialkarzinom
Beim Bronchialkarzinom (20 Fälle, M 15, F 5) fanden sich die
Hautmetastasen an Kopf (7; M 7), Brust (2; M 1, F 1), Hals (2; M 1, F
1), Arm (1; M 1), Bauch (1; F 1), Nacken (1; M 1), Rücken (1; M 1),
Schulter (1; M 1) bzw. Gluteus (1; F 1). In 3 Fällen (M 2, F 1) war die
Lokalisation nicht angegeben.
38
Primärtumor Hautmetastasen Häufigkeit
Bronchial (20) Kopf 7 (M 7)
Brust 2 (M 1, F 1)
Hals 2 (M 1, F 1)
Arm 1 (M 1)
Bauch 1 (F 1)
Nacken 1 (M 1)
Rücken 1 (M 1)
Schulter 1 (M 1)
Gluteus 1 (F 1)
Nicht angegeben 3 (M 2, F 1)
Tab. 3.1.1.3 Hautmetastasen bei Primärtumor Bronchialkarzinom
3.1.1.4 Ovarialkarzinom
Das Ovarialkarzinom (19 Fälle; F 19) metastasierte besonders häufig
in den Bauch (8) und den Nabel (6); Brust, Hüfte und Leiste waren
nur je einmal betroffen. In zwei Fällen war die Lokalisation der
Hautmetastasen nicht festzustellen.
Primärtumor Hautmetastasen Häufigkeit
Ovar (19) Bauch 8 (F 8)
Nabel 6 (F 6)
Brust 1 (F 1)
Hüfte 1 (F 1)
Leiste 1 (F 1)
Nicht angegeben 2 (F 2)
Tab. 3.1.1.4 Hautmetastasen bei Primärtumor Ovarialkarzinom
3.1.1.5 Nierenzellkarzinom
Beim Nierenzellkarzinom, mit 12 Fällen (M 11, F 1) der am
fünfthäufigsten zugrunde liegende Primärtumor, gestaltete sich die
39
Verteilung der Hautmetastasen folgendermaßen: Brust (M 2) und
Kopf (M 2) in je zwei Fällen, Bauch (M 1), Gluteus (F 1), Hals (M 1),
Rücken (M 1) und Schulter (M 1) in je einem Fall. Bei drei Patienten
(M 3) war die Lokalisation der Hautmetastase nicht angegeben.
Primärtumor Hautmetastasen Häufigkeit
Niere (12) Brust 2 (M 2)
Kopf 2 (M 2)
Bauch 1 (M 1)
Gluteus 1 (F 1)
Hals 1 (M 1)
Rücken 1 (M 1)
Schulter 1 (M 1)
Nicht angegeben 3 (M 3)
Tab. 3.1.1.5 Hautmetastasen bei Primärtumor Nierenzellkarzinom
3.1.1.6 Weitere Primärtumor-Lokalisationen
Das Uteruskarzinom war insgesamt fünfmal (F 5) als Primärtumor
vertreten, Metastasen fanden sich zweimal im Bereich der Leiste (F 2)
und je einmal an Bauch (F 1) und Brust (F 1); auch bei diesem
Primärtumor wurde bei einer Patientin (F 1) die Lokalisation der
Hautmetastase nicht angegeben.
In vier Fällen lag der ursächliche Primärtumor im Ösophagus (M 4).
Hier konnten als Metastasenorte in der Haut gesichert werden: Brust
in 2 Fällen (M 2), Bein (M 1) und Hals (M 1) in je einem Fall.
Beim Schilddrüsenkarzinom, ebenfalls in vier Fällen (M 1, F 3) als
Primärtumor registriert, wurde die Hautmetastase in zwei Fällen am
Kopf (F 2) und einmal im Brustbereich (M 1) ausfindig gemacht,
während im vierten Fall (F 1) der Ort der Metastase nicht bestimmt
werden konnte.
Die folgenden Primärtumoren traten nur selten auf, die Lokalisation
der Metastasen wird in Klammern dahinter genannt: Anus (2; F 2;
Labie, Leiste), Hypopharynx (2; M 2; Hals, Kopf), Larynx (2; M 2;
40
Kopf, unbekannt), Pankreas (2; M 2; Bauch, Nabel), Gallengang (1; F
1; unbekannt), Magen (1; M 1; Nabel), Papille (1; M 1; Hals), Parotis
(1; M 1; Brust), Pharynx (1; M 1; Rücken), Prostata (1; M 1; Bein),
Tonsillen (1; M 1; Hals) und Zervix uteri (1; F 1; Bein).
3.1.1.7 Unbekannter Primärtumor
In 26 Fällen (M 10; F 16) ließ sich kein zugrunde liegender
Primärtumor bestimmen. Die Hautmetastasen wurden bei 23 Patienten
festgestellt im Bereich von Kopf (8; M 3, F 5), Bauch (4; M 2, F 2),
Nabel (3; M 1, F 2), Brust (2; F 2), Hals (2; M 2), Leiste (2; F 2), Bein
(1; M 1) und Mamma (1; F 1). Bei drei Patienten (M 1, F 2) war die
Lokalisation der Metastase nicht bekannt.
Primärtumor Hautmetastasen Häufigkeit
Unbekannt (26) Kopf 8 (M 3, F 5)
Bauch 4 (M 2, F 2)
Nabel 3 (M 1, F 2)
Brust 2 (F 2)
Hals 2 (M 2)
Leiste 2 (F 2)
Bein 1 (M 1)
Mamma 1 (F 1)
Nicht angegeben 3 (M 1, F 2)
Tab. 3.1.1.7 Hautmetastasen bei unbekanntem Primärtumor
3.2 Häufigkeit und Lokalisation der Hautmetastasen
Bei den insgesamt 391 Hautmetastasen fanden sich die meisten im
Bereich von Mamma (74 Fälle) und Brust (72 Fälle), gefolgt von Kopf
(36), Bauch (32), Axilla (29), Rücken (19), Nabel (18), Hals (10),
Leiste (9), Schulter (7), Bein (5), Nacken (5), Arm (4), Perineum (3),
41
Gluteus (2), Labie (2) und Hüfte (1). In 63 Fällen war die Lokalisation
der Hautmetastase nicht bekannt.
Hautmetastase Häufigkeit M F
Mamma 74 1 73
Brust 72 8 64
Kopf 36 15 21
Bauch 32 10 22
Axilla 29 - 29
Rücken 19 5 14
Nabel 18 9 9
Hals 10 8 2
Leiste 9 1 8
Schulter 7 2 5
Weitere Lokalisationen 22 8 14
Unbekannter Ort der
Hautmetastase
63 11 52
Summe 391 78 313
Tab. 3.2 Häufigkeit und Lokalisation der Hautmetastasen
42
Abb. 3.2 Lokalisation der Hautmetastasen der fünf häufigsten
Primärtumoren. Eingetragen wurden nur die Lokalisationen, an denen
mindestens zwei Metastasen aufgetreten waren
43
3.2.1 Relation zwischen Lokalisation der Hautmetastasen und Sitz des
Primärtumors
3.2.1.1 Hautmetastasen im Bereich der Mamma
Im vorliegenden Patientengut war die Mamma mit 74 Fällen (M 1, F
73) die häufigste Lokalisation der Hautmetastasen, die alle – bis auf
einen nicht bestimmbaren Sitz des Primärtumors (F 1) –
ausschließlich das Mammakarzinom als Ursprungstumor aufwiesen.
Hautmetastase Primärtumor Häufigkeit
Mamma (74) Mamma 73 (M 1, F 72)
Unbekannt 1 (F 1)
Tab. 3.2.1.1 Primärtumoren bei Hautmetastasen im Bereich der
Mamma
3.2.1.2 Hautmetastasen im Bereich der Brust
Fast ebenso häufig (72 Patienten; M 8, F 64) fanden sich
Hautmetastasen an der Brust. Auch hier lag als Primärtumor in den
meisten Fällen ein Mammakarzinom vor (59 Fälle; F 59), außerdem in
je zwei Fällen ein Bronchial- (M 1, F 1), Nieren- (M 2) und
Ösophaguskarzinom (M 2) sowie je einmal ein Dickdarm- (M 1),
Ovarial- (F 1), Parotis- (M 1), Schilddrüsen- (M 1) und
Uteruskarzinom (F 1). In zwei Fällen (F 2) ließ sich kein Primärtumor
eruieren.
44
Hautmetastase Primärtumor Häufigkeit
Brust (72) Mamma 59 (F 59)
Lunge 2 (M 1, F 1)
Nieren 2 (M 2)
Ösophagus 2 (M 2)
Dickdarm 1 (M 1)
Ovar 1 (F 1)
Parotis 1 (M 1)
Schilddrüse 1 (M 1)
Uterus 1 (F 1)
Unbekannt 2 (F 2)
Tab. 3.2.1.2 Primärtumoren bei Hautmetastasen im Bereich der Brust
3.2.1.3 Hautmetastasen im Kopfbereich
Bei den 36 Fällen (M 15, F 21), in denen der Kopf als Ort der
Hautmetastase bestimmt werden konnte, ließen sich folgende
Primärtumor-Lokalisationen feststellen: Mamma (14; F 14), Bronchial
(7; M 7), Niere (2; M 2), Schilddrüse (2; F 2), Dickdarm (1; M 1),
Hypopharynx (1; M 1), Larynx (1; M 1). In acht Fällen (M 3, F 5)
konnte kein Ursprungstumor festgestellt werden.
45
Hautmetastase Primärtumor Häufigkeit
Kopf (36) Mamma 14 (F 14)
Lunge 7 (M 7)
Niere 2 (M 2)
Schilddrüse 2 (F 2)
Dickdarm 1 (M 1)
Hypopharynx 1 (M 1)
Larynx 1 (M 1)
Unbekannt 8 (M 3, F 5)
Tab. 3.2.1.3 Primärtumoren bei Hautmetastasen im Kopfbereich
3.2.1.4 Hautmetastasen im Bauchbereich
Bei 32 Patienten (M 10, F 22) hatten sich die Metastasen in der
Bauchhaut gebildet. Als Primärtumoren wurden Karzinome in
Dickdarm (11; M 6, F 5), Ovar (8; F 8), Mamma (5; F 5), Bronchien
(1; F 1), Niere (1; M 1), Pankreas (1; M 1) und Uterus (1; F 1), in vier
Fällen (M 2, F 2) wurde dagegen kein Primärtumor ermittelt.
Hautmetastase Primärtumor Häufigkeit
Bauch (32) Dickdarm 11 (M 6, F 5)
Ovar 8 (F 8)
Mamma 5 (F 5)
Lunge 1 (F 1)
Niere 1 (M 1)
Pankreas 1 (M 1)
Uterus 1 (F 1)
Unbekannt 4 (M 2, F 2)
Tab. 3.2.1.4 Primärtumoren bei Hautmetastasen im Bauchbereich
3.2.1.5 Hautmetastasen im Bereich der Axilla
46
Die 29 Patienten (F 29) mit Hautmetastasen in der Axilla-Region
hatten als Ursprungstumor alle ein Mammakarzinom.
Hautmetastase Primärtumor Häufigkeit
Axilla (29) Mamma 29 (F 29)
Tab. 3.2.1.5 Primärtumoren bei Hautmetastasen im Bereich der Axilla
3.2.1.6 Hautmetastasen im Bereich des Rückens
Bei 19 Patienten (M 5; F 14) waren die Metastasen im Bereich des
Rückens lokalisiert; die entsprechenden Primärtumoren fanden sich in
der Mamma (14; F 14), dem Dickdarm (2; M 2), den Bronchien (1; M
1), der Niere (1; M 1) und dem Pharynx (1; M 1).
3.2.1.7 Hautmetastasen im Bereich des Nabels
Die 18 Nabelmetastasen (M 9; F 9), auf deren Spezialstellung in
Kapitel 3.5 und im Diskussionsteil noch näher eingegangen wird,
zeigten als Ursprungskarzinome Tumoren in Dickdarm (7; M 6, F 1),
Ovar (6; F 6), Magen (1; M 1) und Pankreas (1; M 1), in drei Fällen
(M 1, F 2) ließ sich der Primärtumor nicht eruieren.
3.2.1.8 Hautmetastasen im Halsbereich
Bei den in zehn Fällen (M 8, F 2) am Hals lokalisierten kutanen
Metastasen konnten als Primärtumoren Karzinome der Bronchien (2;
M 1, F 1), des Hypopharynx (1; M 1), der Mamma (1; F 1), der Niere
(1; M 1), des Ösophagus (1; M 1), der Papilla Vateri (1; M 1) und der
Tonsillen (1; M 1) bestimmt werden, in zwei Fällen (M 2) war keine
Tumorbestimmung möglich.
3.2.1.9 Hautmetastasen in der Leiste
Als Primärtumoren der neun (M 1, F 8) in der Leiste lokalisierten
Hautmetastasen wurden Karzinome in der Mamma (2; F 2), im Uterus
(2; F 2), im Anus (1; F 1), im Dickdarm (1; M 1) und im Ovar (1; F 1)
47
festgestellt, in zwei Fällen (F 2) konnte der primäre Tumor nicht
nachträglich identifiziert werden.
3.2.1.10 Hautmetastasen im Schulterbereich
Bei den sieben (M 2, F 5) in den Schulterbereich gestreuten Tumoren
handelte es sich um Karzinome der Mamma (5; F 5), Bronchien (1; M
1) und Niere (1; M 1).
3.2.1.11 Seltene Hautmetastasenlokalisationen
Die folgenden Metastasenlokalisationen traten nur selten auf. Ihre
Lokalisationen sowie die der Primärtumoren werden in Klammern
angegeben: Bein (5; M 3, F 2; Mamma (F), Ösophagus (M), Prostata
(M), Zervix uteri (F), unbekannt (M)), Nacken (5; M 1, F 4; Mamma
(4; F 4), Bronchien (M)), Arm (4; M 1, F 3; Mamma (3; F 3),
Bronchien (M)), Perineum (3; M 3; Dickdarm (3; M 3)), Gluteus (2; F
2; Niere, Bronchien), Labie (2; F 2; Anus, Dickdarm) und Hüfte (1; F
1; Ovar).
3.2.1.12 Hautmetastasen unbekannter Lokalisation
In 63 Fällen (M 11, F 52) ließ sich die Lokalisation der kutanen
Metastasen im Nachhinein nicht bestimmen, in diesen Fällen
verteilten sich die Primärtumoren wie folgt: Mamma (44; M 1, F 43),
Dickdarm (4; M 3, F 1), Bronchien (3; M 2, F 1), Niere (3; M 3), Ovar
(2; F 2), Gallengang (1; F 1), Larynx (1; M 1), Schilddrüse (1; F 1)
und Uterus (1; F 1); bei drei Patienten (M 1, F 2) war auch kein Sitz
des Ursprungstumors feststellbar.
48
Hautmetastase Primärtumor Häufigkeit
Nicht angegeben
(63)
Mamma 44 (M 1, F 43)
Dickdarm 4 (M 3, F 1)
Bronchien 3 (M 2, F 1)
Niere 3 (M 3)
Ovar 2 (F 2)
Gallengang 1 (F 1)
Larynx 1 (M 1)
Schilddrüse 1 (F 1)
Uterus 1 (F 1)
Unbekannt 3 (M 1, F 2)
Tab. 3.2.1.12 Hautmetastasen unbekannter Lokalisation mit zugrunde
liegenden Primärtumoren
3.3 Alter der Patienten bei Diagnosestellung der Hautmetastasen
Bei allen 391 Patienten konnte der Diagnosezeitpunkt herausgefunden
werden, so dass sich daraus das Alter dieser Patienten bei
Diagnosestellung der Hautmetastasen berechnen ließ. Das
Durchschnittsalter der weiblichen Patienten lag bei 68,22 Jahren mit
einem Medianwert von 68 Jahren. Damit waren die Frauen bei
Diagnosestellung etwas älter als die männlichen Patienten, die ein
Durchschnittsalter von 66,36 Jahren mit einem Medianwert von 64
Jahren aufwiesen. Das Durchschnittsalter aller Patienten betrug 67,85
Jahre, der Medianwert lag bei 68 Jahren. Die mit 26 Jahren jüngste
Patientin, Frau SB, geb. 23.03.1966, litt an einem Mammakarzinom
mit Ausbildung eines M. Paget der Mamille; auch die mit 98 Jahren
älteste Patientin, Frau RE, geb. 03.11.1906, wies einen Primärtumor in
der Brust auf.
49
3.4 Geschlechterverteilung unter den Patienten
Insgesamt gesehen traten Hautmetastasen bei Frauen deutlich häufiger
auf als bei Männern. So waren von den 391 Patienten 313, also
80,05%, weiblichen Geschlechts, während nur 78 männliche Patienten
(19,95%) betroffen waren.
Geschlechterverteilung bezüglich Lokalisation des Primärtumors
Während bei den Frauen als Primärtumor am häufigsten ein
Mammakarzinom (252 Fälle) und, mit 19 Fällen weit weniger häufig,
ein Ovarialkarzinom gefunden wurde, spielte bei den Männern neben
dem Dickdarmkarzinom (23 Fälle: Kolon (13), Rektum (7) und Sigma
(2)) besonders das Bronchialkarzinom (15 Fälle) und das
Nierenzellkarzinom (11 Fälle) eine entscheidende Rolle. Besonders zu
erwähnen seien hier außerdem die beiden männlichen Patienten mit
Mammakarzinom.
Geschlechterverteilung bezüglich Lokalisation der Hautmetastase
Auch bei der Lokalisation der Hautmetastasen konnten
geschlechtsspezifische Häufungen festgestellt werden. Während bei
den Frauen vor allem Mamma (73) und Brust (64), Axilla (29), Bauch
(22), Kopf (21) und Rücken (14) betroffen waren, fanden sich die
Hautmetastasen bei den männlichen Patienten besonders im Bereich
von Kopf (15), Bauch (10), Nabel (9), Brust (8), Hals (8) und Rücken
(5).
3.5 Spezialfall „Sister Mary Joseph’s Nodule“
Die auch unter dem Namen „Sister Mary Joseph’s Nodule“ bekannten
Nabelmetastasen wurden bei 18 Patienten (M 9, F 9) gefunden. Die
zugrunde liegenden Primärtumoren waren Dickdarmkarzinome (7
50
Fälle, davon 4 im Kolon- und 2 im Sigmabereich, eins ohne genauere
Angabe der Lokalisation; M 6, F 1), gefolgt von bösartigen Tumoren
an Ovar (6; F 6), Magen (1; M 1) und Pankreas (1; M 1); in drei
Fällen (M 1, F 2) konnte kein Primärtumor festgestellt werden.
3.6 Beispiele für den zeitlichen Bezug der Diagnose Hautmetastase
zur Diagnose des Primärtumors
Wie bereits in der Einleitung erwähnt, geht die Entdeckung einer
Hautmetastase gelegentlich der Diagnosestellung des eigentlichen
Primärtumors voraus. Ebenso kann eine Hautmetastase erster Hinweis
auf das Rezidiv eines bereits bekannten Primärtumors sein.
Dazu drei Patientenbeispiele:
1. Patient EP, männlich, geb. 11.01.1916. Zum Zeitpunkt der
Diagnosestellung der Hautmetastasen an Kopf und Nacken im März
1997 war noch kein zugrunde liegender Tumor bekannt. Drei Monate
später wurde bei dem Patienten ein Bronchialkarzinom festgestellt.
2. Patient DA, männlich, geb. 03.10.1940. Bei ihm wurde erst im Juli
1999, einen Monat nach Sicherung der Hautmetastase an der rechten
Halsseite, ein Ösophaguskarzinom diagnostiziert.
Dass eine Hautmetastase auch als Hinweis auf ein Rezidiv eines
bereits bekannten Primärtumors dienen kann, zeigt das dritte Beispiel:
3. Patientin KH, weiblich, geb. 14.07.1920, bei der bereits 1983 ein
Mammakarzinom festgestellt worden war. Im Jahr 1990, also sieben
Jahre später, wurde dann anhand einer Hautmetastase am Rücken ein
Tumorrezidiv aufgedeckt.
51
4 DISKUSSION
4.1 Häufigkeit und Lokalisation der Primärtumoren
Wie in der Literatur beschrieben (Schwartz 1995; Hödl and Kerl
2003), ist auch in dieser Arbeit eine deutliche Häufung der
Primärtumoren, die Hautmetastasen gebildet haben, in Abhängigkeit
von der Inzidenz dieser Tumoren zu verzeichnen. Die Karzinome der
inneren Organe, die auch sonst gehäuft auftraten, bildeten
mehrheitlich die kutanen Metastasen. Eine Ausnahme stellt hier das
Prostatakarzinom dar, das bei den Männern mit der höchsten
Neuerkrankungsrate auftritt: so ist die Inzidenz in Deutschland von
40.670 im Jahr 2000 auf 58.570 im Jahr 2004 gestiegen. Wenn auch
die Häufigkeiten in dieser Arbeit nicht die Zahlen der
Krebsneuerkrankungen in Deutschland in den letzten Jahren genau
widerspiegeln, so sind doch die häufigsten Krebsformen beider
Geschlechter auch bei den Patienten der Dermatologischen Klinik am
Biederstein und der Gemeinschaftspraxis für Pathologie in Starnberg
zu verzeichnen. Da der Prostatakrebs nur selten Hautmetastasen bildet
(Moll and Moll 2005), konnte auch in das Patientengut dieser Arbeit
lediglich ein Patient mit Prostatakrebs und kutanen Metastasen
aufgenommen werden. Bei den Frauen hingegen, die bevorzugt an
einem Mammakarzinom erkranken, spiegelt dies die vorliegende
Arbeit entsprechend wider; das liegt allerdings auch daran, dass das
Mammakarzinom oft per continuitatem in die Haut metastasiert.
Darm- und Lungenkrebs, bei beiden Geschlechtern an Platz 2 und 3
der Krebsneuerkrankungsliste von 2004 des deutschen Krebsregisters,
sind in der vorliegenden Arbeit bei Männern und Frauen häufig
vertreten, bei den männlichen Patienten belegen diese Primärtumoren
sogar die ersten beiden Plätze, bei den Patientinnen den dritten und
vierten Rang.
Zum Vergleich mit den Zahlen in der Literatur eignen sich am besten
die Untersuchungen von Brownstein und Helwig aus dem Jahr 1972
52
(Brownstein and Helwig 1972a; Brownstein and Helwig 1972b), die
von den Studienbedingungen am meisten der hier vorliegenden Arbeit
entsprechen. Das Patientengut wurde bei ihnen ähnlich dem
Patientengut der vorliegenden Arbeit aus den Daten eines
pathologischen Instituts gewonnen; nur Fälle mit histologisch
gesicherten Hautmetastasen, deren Lokalisation bekannt war, wurden
in die Studie aufgenommen. In besagten Arbeiten wurden 724 Fälle
untersucht. Die Primärtumoren, die am häufigsten Hautmetastasen
bildeten, waren das Mamma-, Bronchial- und Dickdarmkarzinom,
wobei das Mammakarzinom mit 24,4% an erster Stelle stand. Das
deckt sich sowohl mit den Ergebnissen dieser Arbeit als auch mit den
Krebsinzidenzen des Jahres 2004. Auch in der großen retrospektiven
Studie von Lookingbill et al. aus dem Jahr 1990 (Lookingbill,
Spangler et al. 1990), in der 7316 Patienten, davon 367 mit kutanen
Metastasen untersucht wurden, spiegelt sich diese Verteilung wider,
Mammakarzinom, Lungenkrebs (der sich mit dem
Mundhöhlenkarzinom den zweiten Platz teilt) und Dickdarmkrebs
nehmen darin die ersten Plätze ein. In der drei Jahre später
veröffentlichten Studie von Lookingbill (Lookingbill, Spangler et al.
1993), in die 420 (von insgesamt 4020) Krebspatienten mit kutanen
Metastasen eingeschlossen waren, ergab sich ein ähnliches Bild: das
Mammakarzinom war mit Abstand am häufigsten als Primärtumor
vertreten, nämlich zehnmal so häufig wie der Lungenkrebs, der nach
dem Melanom am dritthäufigsten auftrat, gefolgt von Dickdarm-,
Mundhöhlen- und Ovarialkarzinomen.
Die Patienten der Publikation von Lookingbill et al. 1990 wurden
durch Recherche im Datenarchiv der Jahre 1976 bis 1985 des Milton
S. Hershey Medical Centers gewonnen. Patienten mit metastasiertem
Tumorleiden, die Hautmetastasen gebildet hatten, wurden in die
Studie aufgenommen. 1993 wurden von den Autoren nach dem
gleichen Prinzip die Daten dieser Jahre der Tumor Registry des
Pennsylvania State University College of Medicine ermittelt.
Von Reingold (Reingold 1966) wurden die Autopsieberichte von 2300
Patienten mit bösartigen Tumoren der inneren Organe zwischen 1950
53
und 1964 durchgesehen. Bei 32 Patienten waren Hautmetastasen
entdeckt worden. Da hier lediglich männliche Patienten untersucht
und dazu nur wenige Fälle (36) gefunden wurden, lässt sich diese
Studie nur bedingt zum Vergleich heranziehen. In dieser Publikation
ist jedoch nach dem Lungenkarzinom das Prostatakarzinom am
zweithäufigsten und somit häufiger als der Darmkrebs als
Primärtumor verteten. Dies entspricht also, obwohl die Studie aus dem
Jahr 1966 stammt, mehr als die anderen Arbeiten den neuesten
Krebsinzidenzen.
Auch bei Abrams, Spiro et al. (Abrams, Spiro et al. 1950) aus dem
Jahr 1950 war die Zahl der von Hautmetastasen betroffenen Patienten
mit 44 relativ gering. Hier wurden ebenfalls als zugrunde liegende
Primärtumoren vor allem das Mammakarzinom, aber auch
Dickdarmtumoren, Magentumoren (2 Fälle) und in je einem Fall ein
Lungen- bzw. Ovarialkarzinom aufgelistet.
In der Studie von Wollina aus dem Jahr 2004 (Wollina, Graefe et al.
2004) spiegelten sich ebenfalls bei den 11 untersuchten Patienten die
Inzidenzen des Krebsregisters aus dem Jahr 2004 wider: Das
Mammakarzinom war auch hier am häufigsten Ursache der
Hautmetastasen, gefolgt von Bronchial-, Magen- und Kolonkarzinom,
das ebenso häufig wie das Nieren- (und Schilddrüsen-)karzinom
vorkam.
Tharakaram (Tharakaram 1988) berichtete in seiner Arbeit im Jahr
1988 lediglich von indischen Patienten. Von den 50 Patienten waren
gleich viele an Mamma- und Lungenkarzinomen erkrankt, wobei nur
Frauen vom Mammakarzinom und überwiegend Männer von
Lungenkrebs betroffen waren. Auch Magen-, Ovarial- sowie
Uteruszervixkarzinom waren häufige Primärtumoren, was den
Neuerkrankungsraten in Deutschland entspricht. Häufiger als bei den
in dieser Doktorarbeit vorgestellten Patienten, nämlich in 10 Prozent
der Fälle, litten die Patienten unter einem kutan metastasierten
Ösophaguskarzinom.
Die Daten der Studie von Nashan et al. (Nashan, Muller et al. 2009)
lassen sich nur bedingt mit den Daten dieser Arbeit vergleichen, da die
54
Autoren 92 Fälle kutaner Metastasierung ausschließlich aus
Fallstudien der letzten sechs Jahre zusammengetragen haben. In
diesen Studien wird naturgemäß über eher ungewöhnliche Fälle
berichtet. So sind überdurchschnittlich häufig Patienten von seltenen
Tumoren betroffen, während nur über sieben Fälle von
Mammakarzinomen, acht Fälle von Dickdarmkrebs und vier Fälle von
Lungentumoren berichtet wird. Diese Tumoren aber metastasieren am
häufigsten in die Haut - das haben Studien wie die von Brownstein
und Helwig (Brownstein and Helwig 1972a), Tharakaram
(Tharakaram 1988) oder Lookingbill (Lookingbill, Spangler et al.
1990) und auch die eigene Arbeit ergeben. Dagegen sind 12 Fälle mit
dem Primärtumor Schilddrüsenkarzinom in die Studie aufgenommen
worden, das in der Liste des deutschen Krebsregisters an 14. bzw. 15.
Stelle der Krebsinzidenzen steht. Sehr häufig, nämlich in 20 von 92
Fällen, ist die Hautmetastase hier auch erstes Zeichen für ein
Tumorleiden. Auch das lässt sich gut durch die Auswahl der Fälle
erklären, da in Fallstudien oft interessante Fälle veröffentlicht werden
wie etwa solche von Patienten, die mit einer unklaren Hautläsion
vorstellig werden und bei denen erst dann die Tumorsuche beginnt.
Moll und Moll (Moll and Moll 2005) sind hingegen der Ansicht, dass
die Tumorinzidenzen nicht mit dem Auftreten von Hautmetastasen
korrelieren. Doch auch hier spiegeln sich die Zahlen der
Krebsneuerkrankungen in den Häufigkeiten der Metastasenbildung
wider mit Ausnahme des Prostatakarzinoms, das, wie bereits erwähnt,
nur selten kutan metastasiert. Der häufigste Primärtumor ist auch bei
Moll das Mammakarzinom der Frau, gefolgt von Lungen- und
Dickdarmkrebs, malignem Melanom, Tumoren des Kopf-Hals-
Bereichs, Nierenzell- und Magenkarzinomen sowie - bei der Frau -
vom Ovarialkarzinom.
Die Metaanalyse von Krathen et al. (Krathen, Orengo et al. 2003), in
die 1080 Patienten mit Hautmetastasen eingeschlossen waren, ergibt
ebenfalls, dass das Mammakarzinom am häufigsten in die Haut
metastasiert, auch hier gefolgt von Lungen- und
Dickdarmkarzinomen, Nieren-, Ovarial- und Harnblasentumoren.
55
Ebenso zeigte sich hier, dass das Prostatakarzinom nur sehr selten,
nämlich nur in 0,7 Prozent der Fälle, kutane Metastasen bildete.
4.2 Häufigkeit und Lokalisation der Hautmetastasen
Die häufigste Lokalisation für Hautmetastasen war beim vorliegenden
Patientengut die Mamma, die in 74 der insgesamt 391 Fälle (18,9%)
von kutanen Metastasen betroffen war; Primärtumor war hier - mit
Ausnahme eines Falls, in dem kein Primärtumor bekannt war - ein
Mammakarzinom. Mit 72 Fällen war die Brust (oder vordere
Thoraxwand) fast ebenso häufig betroffen; auch für diese
Hautmetastasen war bis auf wenige Ausnahmen das Mammakarzinom
ursächlich. Außerdem erwiesen sich Kopf, Axilla, Rücken, Schulter,
Nacken und Arm als Prädilektionsstellen für Metastasen eines
Mammakarzinoms. Bevorzugte Lokalisationen der Hautmetastasen
aller Tumoren waren - abgesehen von der Brust - Kopf (36 Fälle),
Bauch (32), Axilla (29), Rücken (19), Nabel (18), Hals (10), Leiste (9)
und Schulter (7); Bein und Nacken war je fünfmal, der Arm viermal,
das Perineum dreimal, Gluteus und Labie zweimal sowie die Hüfte
einmal betroffen. In 63 Fällen war keine Lokalisation der
Hautmetastase angegeben.
Insgesamt galt, dass sich die kutanen Metastasen meist in der Nähe
des Primärtumors bildeten, nämlich an Mamma, Brust, Axilla und
Rücken beim Mammakarzinom, Brust, Kopf, Hals, Rücken und
Schulter beim Bronchialkarzinom, Bauch, Nabel, Perineum, Rücken
und Leiste beim Dickdarmkrebs oder Bauch und Nabel beim
Ovarialkarzinom.
Ähnliche Entdeckungen machten bereits sämtliche Autoren der zuvor
zitierten Studien:
- Bei Reingold (Reingold 1966) zeigte sich als bevorzugte
Lokalisation der kutanen Metastasen bei Lungentumoren die
Brust, bei Karzinomen des Gastrointestinal- und Urogenitaltrakts
das Abdomen.
56
- Beim Patientengut von Brownstein und Helwig (Brownstein and
Helwig 1972a; Brownstein and Helwig 1972b) ergaben sich die
gleichen Prädilektionsstellen: Mammakarzinome metastasierten
zur Brust (132 von 168 Fällen), in den Kopf-Hals-Bereich und zu
Rücken und Abdomen, Dickdarmkarzinome zu Abdomen, Rücken
und Brust, Lungentumoren zu Brust, Rücken, in den Kopf-Hals-
Bereich und zum Abdomen, Nierenkarzinome zum Abdomen und
in den Bereich von Kopf und Hals und Ovarialkarzinome zum
Abdomen. Insgesamt waren die meisten Hautmetastasen an Brust,
Abdomen, Rücken und im Kopf-Hals-Bereich lokalisiert.
- Auch Tharakaram (Tharakaram 1988) bestätigte dies in seiner
Studie. Wie seine Daten zeigten, bildete das Mammakarzinom
Hautmetastasen v.a. an der vorderen Brustwand, das
Lungenkarzinom an Brust und Rücken, und das Ovarialkarzinom
ausschließlich am Abdomen. Brust, Abdomen, Rücken, Kopf und
Extremitäten waren in seiner Arbeit bevorzugte
Metastasierungsorte aller Tumoren.
- Während in der 1990 von Lookingbill et al. (Lookingbill, Spangler
et al. 1990) veröffentlichten Untersuchung keine Lokalisation der
Metastasen genannt wird, enthält die Publikation von 1993
entsprechende Angaben. Demnach bildeten die Primärtumoren
meist in der benachbarten Haut ihre Metastasen, also
beispielsweise ein Lungen- oder Mammakarzinom in der
Brustwand, Darm-, Ovarial- und Harnblasenkarzinome am
Abdomen, intraabdominelle Tumoren im Bauchnabel. In 39% der
Fälle waren die Metastasen jedoch in entfernteren Hautbereichen
festgestellt worden. Dies traf insbesondere für das maligne
Melanom, Lungenkrebs, Mammakarzinom sowie das
Nierenzellkarzinom zu, das häufig am Kopf Metastasen bildete.
- In der Metaanalyse von Krathen (Krathen, Orengo et al. 2003)
zeigte sich, dass in erster Linie Brust, Abdomen, Kopf-Hals-
Bereich, Extremitäten und Rücken die Entstehungsorte für kutane
Metastasen waren, bei den elf Fällen in der Studie von Wollina
waren es vor allem Kopf und Stamm.
57
- Auch Moll und Moll (Moll and Moll 2005) fanden heraus, dass es
vom Primärtumor abhängige Prädilektionsstellen für
Hautmetastasen gibt. So war auch hier die Haut am Rumpf beim
Mammakarzinom, Abdomen und Nabelbereich beim
Dickdarmkarzinom, Stamm beim Magenkarzinom, unteres
Abdomen sowie behaarter Kopf beim selten kutan
metastasierenden Prostatakarzinom, Kopf-Hals-Bereich beim
Nierenzellkarzinom oder die Nabelregion bei abdom