Impulse zum Islam
Der Islam ist, wie das Juden- undChristentum, eine „prophetische“ Religion, diedavon ausgeht, dass Gott sich durch denMund von Propheten offenbart, deren letzterMohammed ist.
Monotheismus
Muslime glauben an den selben Gott wie Juden und Christen:
arab. Allah = Gott.
Propheten bis Mohammed
1800 – 1400 Ibrahim, der 1. Muslim. Baut mit Hagar und Ismael in Mekka das Heiligtum der Ka‘ba
1300 – 1200 Jussuf und Mussa 1000 – 920 Dawud und Sulayman 4 v. – 30 n. Isa, Gesandter Gottes, und
Mirjam, seine Mutter Vor 570 Zeit der Unwissenheit
Mohammed
570 Geburt in Mekka 595 Ehe mit Chadidscha 610 Empfang der ersten Offenbarungen
Gottes auf dem Berg Hira, M. lebt in Mekka, Empfang weiterer Offenbarungen
622 Hidschra nach Jathrib (Medina) Jahr null für Islam, Offenbarungen in Medina
630 Mohammed zieht in Mekka ein 631 Abschiedswallfahrt nach Mekka 632 Tod Mohammeds in Medina
Gestiftete Religion
Der Islam ist eine „Stifterreligion“, insofern
Mohammed – was er nicht wollte – als sein
Stifter bezeichnet werden kann.
Offenbarung
Allah hat Mohammed den Koran offenbart, weil die Juden die ihnen geoffenbarte Thora und die Christen das ihnen geoffenbarte Neue Testament „verfälscht“ haben. Der Koran ist die letzte und endgültige Offenbarung Gottes; seine Urschrift liegt seit Anbeginn der Schöpfung im Himmel.
Arabisch als Ursprache des Korans
Der Koran wurde Mohammed auf Arabisch offenbart, daher kann er eigentlich nicht übersetzt werden.
Offenbarungen über 20 Jahre in zwei Phasen in Mekka und Medina von 610 bis 632, d.h. bis zum Tod Mohammeds
Abhängigkeiten
Wie das Christentum sich als „Überhöhung“ des Judentums versteht, so begreift der Islam sich als „Überhöhung“ des Christentums.
Winnerreligion
Während das Christentum anfänglich unterdrückt und verfolgt wurde und erst allmählich zu Erfolg kam, war der Islam von Anfang an von Erfolg begleitet.
Theokratie
Das Christentum wurde in das Römische Grossreich hineingeboren, der Islam zerstörte zwei Grossreiche (Byzantiner und Sassaniden ) und bildete in kurzer Zeit ein eigenes Grossreich, dessen Gesetzbuch der Koran wurde (egalitäre Laientheokratie).
Anspruch auf alle Lebensbereiche
Koran und Sunna (Aussprüche und Handlungen des Propheten) regeln im Islam alle Bereiche des religiösen, politischen und wirtschaftlichen Lebens. Rechtsgelehrte (nicht Priester) legen Koran und Sunna aus, so dass sie auf „neue“ Fragen Antworten geben können.
Ideal am Anfang
Das Goldene Zeitalter des Islam liegt am Anfang, in den Zeiten Mohammeds und der vier sogenannten „rechtgeleiteten Kalifen“. wo alles noch heil war. Das Ideal des Islam ist retrospektiv.
Religion der Öffentlichkeit
Der Islam ist eine Religion der Öffentlichkeit, nicht der Innerlichkeit. Er will Mensch und Welt integral erfassen und kennt dabei keine Trennung von Weltlichem und Geistlichem. Beides umfasst er als „egalitäre Theokratie“. Die Vorstellung der Demokratie ist dem Islam fremd.
Orthopraxis vor Orthodoxie
Bewusste äussere Abkehr vom Islam bedeutet Ausschluss aus der Gesellschaft, in der man lebt. So gibt es nur selten Konversion (Wechsel der Konfession). Ein Moslem darf – innerlich – alles oder auch nichts glauben (bis hin zum Atheismus), doch äusserlich muss er dem Islam gemäss leben: Orthopraxis kommt vor Orthodoxie.
Spaltungen: Sunniten und Schiiten
Unterschied zwischen den beiden Konfessionen nicht dogmatischer ( = lehrhafter), sondern politischer Natur. Mehrheit der Muslime zählt sich zu den Sunniten und bezieht sich auf die „vier recht geleiteten Kalifen“: Abu Bakr (Schwiegersohn M‘s), Umar, Uthman, Ali (Cousin M‘s). Nach Alis Ermordung (661) spalten sich Schiiten mit einem Kalifen aus der Linie Alis ab.
Andere Konfessionen
Aleviten: Verehren Ali und lehnen die 5 Säulen ab
Wahhabiten: Beziehen sich als Sunniten auf einen „Reformer“ Wahhab aus dem 18. Jahrhundert: Radikalismus und „Puritanismus“
Sufismus: Mystische Bewegung, Derwische, z.B. Rumi um 1200 in Konya
Einheit in der Vielfalt
Die Umma ( = Gemeinschaft aller Muslime und Muslimas der Welt) umspannt alle „Konfessionen“ des Islam und bildet die Einheit in der Vielzahl der islamischen Glaubensformen.
Fünf Säulen (arkan)
Die Fünf Säulen werden weltweit von der ganzen Umma praktiziert: Glaubensbekenntnis, Beten, Almosen, Fasten, Wallfahrt nach Mekka.
Die Fünf Säulen bilden das einigende Band im Islam.
Gebet (salat)
Das 5 x tägliche rituelle Gebet hat Vorrang vor etwaigem persönlichem Gebet.
Armensteuer und Hadsch
2 ½ - 10% Armensteuer (zakat) sind gesetzlich vorgeschrieben (Almosen).
Der Hadsch (Pilgerfahrt) geht auf einen vorislamischen Kult zurück; Mohammed hat diesen islamisiert und integriert (Ibrahim baute dort den Altar, auf dem Isaak fast geopfert wurde).
Mohammed = normaler Mensch
Die Kalifen waren nicht Stellvertreter Gottes, sondern Nachfolger des Propheten, der selber keine göttliche Qualität besitzt.
Mohammed war ein normaler Mensch, der von Allah als Träger der Offenbarung auserwählt wurde, mehr nicht.
Keine Erbsünde
Die koranische Schöpfungsgeschichte ist der alttestamentlichen ähnlich, kennt aber keine Erbsünde als Folge des Sündenfalls von Adam (analog im Judentum). Der Mensch braucht daher auch keinen Erlöser. Statt Christus ist am Kreuz ein anderer, ihm ähnlich, gestorben.
Iblis, der Teufel
Das Böse hat keine Eigenmacht im Islam. Der Satan hat keine Macht, solange der Mensch ihm keine solche einräumt. Weil Iblis (Satan) sich nicht vor dem Menschen beugte, kann er – obwohl Gott ungehorsam und darum aus dem Himmel gefallen - als der radikalste Monotheist bezeichnet werden (Rehabilitierung des Iblis im Sufismus)
Prädestination und freier Wille
Es gibt einerseits die Vorstellung von der absoluten Prädestination: alles, was geschieht, ist von Gott vorausgesehen und gewollt.
Anderseits gibt es die Vorstellung vom „freien Willen“ des Menschen, der sich das Gute oder Böse aneignen kann oder auch nicht. Beide Vorstellungen sind ineinander verschränkt.
Hoffnung am Anfang
Der Islam ruht in der Vergangenheit und strebt nicht nach fernen Idealen, sondern sucht nach dem sinnvollen und geregeltem Leben in der Gegenwart. Wenn die Gegenwart sich verdüstert, geht der Blick – im Gegensatz zum Christentum – nicht nach vorne (Hoffnung auf Erlösung ...), sondern in die grosse Vergangenheit zurück.
Mission
Der Islam erweitert sich durch Mission.
Moslem / Muslima wird, wer – in Anwesenheit zweier Zeugen – dreimal das Glaubensbekenntnis spricht.
Buchwerdung Gottes
Das Christentum verehrt eine Person, der Islam verehrt ein Buch.
Der Koran ist das Wort Gottes, nicht Mohammeds.
Koran als einziges Wunder
Mohammed vollbrachte keine Wunder. Er war ein fehlbarer Mensch.
Das einzige Wunder ist der Koran
(Sure 29: Genügt es denn nicht, dass wir die Schrift auf dich herab sandten?).
Sprache als Verbindendes in der Umma
Der Koran hat in manchem eine ähnliche Stellung wie die Lutherbibel. Wie jene die deutsche Sprache schuf, so schuf dieser das Hocharabisch, das alle arabischen Dialekte eint und verbindet.
Gottesnähe
Nur im Koran tritt Gott dem Menschen unmittelbar gegenüber.
Absolute Transzendenz Gottes
Der Islam nimmt es mit der Transzendenz Gottes sehr ernst. Gott kommt nicht auf die Erde herab, sondern teilt einem Menschen seinen endgültigen Willen mit.
Monotheismus radikal
Der kompromisslose Monotheismus ist der Kern und Stolz des Islam.
Mohammed war nach einer Überlieferung versucht, drei mekkanische Göttinen (Al-lat, Uzza und Manat) als Töchter Allahs anzuerkennen ( Salman Rushdie = satanische Verse); verwarf aber diesen Gedanken später total.
Vorwürfe an Christentum
Der Islam wandte sich – im Blick auf das Christentum – gegen die Trinitätslehre ( = Tritheismus) und gegen andere Dogmen, welche in seinen Augen gegen den Monotheismus verstiessen.
Verfälschungsvorwurf
Die christlichen Kerndogmen gelten den Muslimen als „unchristlich“, weil sie die Lehre des Propheten Isa (Jesus) verfälschen (Paulus, Kirchenväter, Versöhnungslehre ....).
Reinigung
Der Islam versteht sich so, dass er das Christentum von allem „Unchristlichem“ reinigen würde.
Kompliziertheit als Strafe
Strafe für die Verfälschung der Lehre Jesu (Isa) ist die Kompliziertheit der christlichen Theologie. Es gibt für Muslime keine Mysterien in der Religion. Alles, was der Mensch wissen und glauben kann, ist rational und klar. Gott selber rückt freilich in weite Ferne: Er wird zum Geheimnis. Islamische Theologie hat nie etwas über sein „Innenleben“ ausgesagt. Er trägt zwar 99 Namen, deren erster „der Barmherzige“ lautet, doch im unbekannten 100. Namen ist sein ewiges Mysterium aufgehoben. Man erkennt ihn nur in seinem Wirken.
Naturgesetze und Wunder
Die von uns so genannten „Naturgesetze“ sind – muslimisch verstanden – „Gewohnheiten Gottes“. So genannte „Wunder“ sind „Änderungen der Gewohnheiten Gottes“. Gott ist der Grund und die Ursache von allem.
Einbahnstrasse
Der Mensch kann von sich aus keinen Kontakt zu Gott aufnehmen. Der Islam kennt keine Sakramente, keine Kultbilder, keine Kirchenmusik als Wege zu Gott. Allah erweist – auf einer Art „Einbahnstrasse“ - den Menschen Barmherzigkeit und Gnade, und das ist die Weise, wie Menschen ihn erfahren können.
Der 1. und wichtigste Name Gottes
Ar-Rahman, der Barmherzige, ist der Gottesname, mit dem jede Sure beginnt.
Allah = ungezeugt + zeugt nicht
Ein Muslim wird Gott nie als „Vater“ anreden, weil Gott keinen Sohn hat (Abgrenzung gegenüber Christentum).
Direkt vor Gott
Ein Muslim steht allein vor Gott, ohne jeden Mittler, aber nicht als Individuum, sondern als Mitglied seiner Gemeinde (Umma). Das gibt ihm Zuversicht und Stärke, auch wenn er immer wieder „sündigt“ und so auch Angst hat vor zeitlichen Höllenstrafen: am Ende wird er ins Paradies eingehen, mit Leib und Seele, als ganzer Mensch, und als solcher wird er Gott – nicht dauernd ( = christlich) – sondern punktuell von Angesicht zu Angesicht begegnen.
Ergebung in Gottes Willen
Was den Muslim „rechtfertigt“, ist allein sein Bekenntnis, seine Zugehörigkeit zur Umma, sein Zeugnis mit ihr und für sie, das alles ist „Ergebung in den Willen Allahs“ – Islam, und der Rest ist Seiner Barmherzigkeit anheim gestellt.
114 Suras
Der Koran umfasst 114 Kapitel (Suren), welche in Verse (Ayat) gegliedert sind. Die Offenbarung begann in einer Höhle bei Mekka um 610 und setzte sich bis zum Tod des Propheten, 632, fort.
Al Fâtiha = 1. Sure
Im Namen Gottes, des Allerbarmenden und Barmherzigen. Bi-smi llāhi r-rahmāni r-rahīm Das Lob gebührt Gott, dem Herrn aller Welt, Al-hamdu li llāhi rabbi l-'ālamīn dem Allerbarmenden und Barmherzigen, Ar-rahmāni r-rahīm dem Herrscher am Tag des Gerichts. āliki yaumi d-dīn Dir dienen wir und Dich bitten wir um Hilfe. yyāka na'budu wa-iyyāka nasta'īn Führe uns den geraden Weg, hdinā s-sirāta l-mustaqīm den Weg derer, denen Du Gnade schenkst, denen nicht gezürnt wird und die nicht irregehen! irāta l-ladhīna an'amta 'alayhim ghayri l-maghdūbi 'alayhim wa-lā d-dāllīn Amen amin
Al Fatiha: die Eröffnende, vergleichbar mit dem christl. Unservater