Methodenhandbuch
Elisabeth Reif, Ingrid Schwarz (Hg.)
Interkulturelle Kommunikation undKonfliktlösung Österreich – Slowakei
MethodenhandbuchInterkulturelle Kommunikation undKonfliktlösung Österreich – Slowakei
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Impressum
Verleger: Südwind NÖ Süd
Bahngasse 46, A-2700 Wr. Neustadt
Tel: + 43 2622 24832
www.suedwind-noesued.at
Das Methodenhandbuch konnte
dank der Unterstützung von der
Europäischen Union (INTERREG),
dem Amt der Niederösterreichischen
Landesregierung, Abteilung Umweltrecht,
und dem Amt der Niederösterreichischen
Landesregierung, Abteilung Umwelt-
wirtschaft und Raumordnungsförderung
produziert werden.
© Südwind NÖ Süd
ISBN 3–9501771–0–8
7 Elisabeth Reif
Interkulturelle Kommunikation und Konfliktlösung Österreich – Slowakei
16 Andrea Schwarz
Sprachenmemory
20 Elisabeth Reif
Rollenspiele zur Interkulturellen Kommunikation und Konfliktlösung
53 Piotr Sankowski
Wertestudie Österreich – Slowakei
80 Piotr Sankowski
Methoden zum Thema "Werte"
89 Petra Puhová
Methoden zum Thema "Familie"
94 Ingrid Schwarz
Mental Maps als Methoden für die grenzüberschreitende Bildungsarbeit
109 Andrea Schwarz
Millionenshow
145 Petra Puhová
Stadtrallye Bratislava
152 Andrea Schwarz
Stadtrallye Wien
155 Andrea Schwarz
Kreuzworträtsel
158 Andrea Juhászová, Cyril Cepissák, Milos Ondrás
Reisebürospiel
224 Piotr Sankowski, Andrea Schwarz
Fotogalerie
MethodenhandbuchInhalt
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Interkulturelle Kommunikation und Konfliktlösung 7
Im Rahmen eines Interreg Projekts von Südwind NÖ Süd mit der Slowakei in den Jahren 2001 bis 2003
hat eine grenzüberschreitende Arbeitsgruppe einen Methodenkoffer zum Thema ‚Interkulturelle
Kommunikation und Konfliktlösung Österreich – Slowakei’ entwickelt. Der Methodenkoffer ist für Insti-
tutionen oder Privatpersonen in Österreich und der Slowakei gedacht, die Kooperationen mit slowa-
kischen bzw. österreichischen Projektpartnern durchführen. Die Methoden sollen die Kommunikation
verbessern, Stereotype reflektieren und korrigieren und interkulturelle sowie Konfliktlösungskompe-
tenzen vermitteln. Beim Starttreffen des Projekts im November 2001 wurden in einem Brainstorming
die wichtigsten Kernthemen bestimmt, die zu diesem Zweck im Methodenkoffer bearbeitet werden
sollten. Im wesentlichen wurden drei Themen ausgewählt, die nach dem folgenden Kapitel
besprochen werden: Wertvorstellungen, Geschichte und wechselseitige Wahrnehmungen.
Das Problem der gemeinsamen Sprache
Wer von österreichischer Seite her Kooperationen mit der Slowakei durchführt, wird der Versuchung
kaum widerstehen können, dabei die Arbeitsprache Deutsch zu verwenden. Viele SlowakInnen, ins-
besondere im Raum Bratislava, sprechen Deutsch. Die ältere Generation kann es noch aus früheren
Zeiten, die jüngere Generation lernt es aus wirtschaftlichen Gründen, insbesondere im Tourismus-
bereich. Freilich ist auch Englisch als Fremdsprache in der Slowakei stark im Kommen. Natürlich ist es
für die österreichische Seite sehr bequem, Deutsch als Arbeitsprache zu verwenden, allerdings liegen
dabei für die interkulturelle Kommunikation auch denkbar ungünstige Voraussetzungen vor. Wenn Ko-
operationspartner aus unterschiedlichen Ländern in der Muttersprache nur eines Partners sprechen,
schafft dies von Anfang an ein asymmetrisches Verhältnis, das den slowakischen Kooperationspartner
schnell in die Rolle drängt, "sich nicht ganz so perfekt ausdrücken zu können", wie die Österreicher-
Innen in ihrer eigenen Muttersprache. Dieses asymmetrische Verhältnis kann insbesondere mit zu-
nehmender Dauer der Kooperation schleichend zur Selbstverständlichkeit werden und von österreich-
ischer Seite wird kaum mehr reflektiert, dass man sich der "Dominanzsprache" Deutsch bedient.
Diese Situation dreht die meist vorherrschenden realen Verhältnisse um: Die SlowakInnen, die sich in
Deutsch "nicht ganz so perfekt ausdrücken können" sprechen meist wesentlich mehr Sprachen als die
ÖsterreicherInnen: viele sprechen neben Slowakisch, Deutsch, Russisch und vielleicht auch noch
Ungarisch und Englisch. Bei den ÖsterreicherInnen trifft man eher wenige, die neben Englisch auch
noch eine andere Fremdsprache können. D.h. die real unterschiedliche, meist wesentlich höhere
Elisabeth ReifInterkulturelle Kommunikation undKonfliktlösung Österreich – Slowakei
interkulturelle Sprachkompetenz der SlowakInnen wird in der Kommunikation mit den österreich-
ischen Kooperationspartnern, die oft in Deutsch stattfindet, scheinbar ins Gegenteil verkehrt, die
österreichische Seite bekommt jedenfalls davon nichts mit, weil ja in ihrer Sprache gesprochen wird.
Auf die Tatsache, dass es in solchen Kooperationen eben nicht selbstverständlich ist, Deutsch zu
sprechen, kann nicht oft genug aufmerksam gemacht werden. Das beste Gegenmittel ist natürlich,
wenn sich die österreichische Seite Slowakischkenntnisse aneignet. Sich zumindest geringe
Slowakischkenntnisse anzueignen, ist erstens ein Akt der Höflichkeit und zweitens erleichtert es natür-
lich die Kommunikation in der Slowakei. Diesem Zweck dient das Sprachenmemory (Andrea Schwarz)
in diesem Handbuch. Eine weitere Möglichkeit stellt die Verwendung des Englischen dar, allerdings
kann man SlowakInnen auch dadurch vor den Kopf stoßen, wenn sie nämlich Deutsch wesentlich bess-
er können, was oft der Fall ist. Auch das Englische sollte also nur dann verwendet werden, wenn man
sich dessen vergewissert hat, dass es von den SlowakInnen besser verstanden wird als Deutsch. (Das
ist möglicherweise bei der Jugend der Fall).
Gemeinsame und unterschiedliche Wertvorstellungen
Wenn es zu interkulturellen Missverständnissen kommt, die nicht in erster Linie Sprachprobleme sind,
können sie einerseits durch wechselseitige Vorurteile, Stereotypen und verzerrte Wahrnehmungen
entstehen (siehe weiter unten), sie können aber auch in unterschiedlichen Wertorientierungen liegen.
Allerdings ist zunächst zu betonen, dass die diesbezüglichen Gemeinsamkeiten zwischen Österreich
und der Slowakei überwiegen, die meisten Interviewpartner, die von uns zu diesem Thema befragt
wurden, bemerkten nur sehr wenige Unterschiede in der Mentalität oder in den Wertorientierungen.
Außerdem spielen neben der Kultur bzw. "Staatszugehörigkeit" auch andere soziale Kriterien eine
ebenso große Rolle, wie Geschlecht, urbane/ländliche Herkunft, Alter etc., sodass die Unterschiede
zwischen den Kategorien innerhalb ein- und desselben Landes die Unterschiede zwischen unter-
schiedlichen Ländern auch übertreffen können. Z.B. sind die Unterschiede zwischen einem Bankan-
gestellten in Wien und einer Bäuerin in Oberösterreich vermutlich größer als zwischen zwei Bankange-
stellten in Wien und Bratislava. Die meisten empirischen Untersuchungen zum Thema "interkulturelle
Wertunterschiede" operieren außerdem mit statistischen Mittelwerten, d.h. sie finden z.B. dass slo-
wakische StudentInnen im Mittelwert mehr Wert auf ein glückliches Familienleben legen als österrei-
chische. Unterschiede im Mittelwertvergleich bedeutet aber eben, dass natürlich auch einzelne
slowakische Studierende darunter sind, denen ein glückliches Familienleben weniger wichtig ist als
einzelnen österreichischen Studierenden. Unterschiede in Mittelwerten lassen sich also niemals auf
Individuen übertragen. Die Ergebnisse solcher Studien sind daher nicht deterministisch "misszuver-
stehen", sie geben höchstens demographische Trends wieder, können aber Wertorientierungen von
Individuen natürlich niemals vorhersagen.
Südwind NÖ Süd hat in einer Vorstudie zu diesem Projekt eine quantitative und qualitative Vergleichs-
studie zwischen österreichischen und slowakischen StudentInnen zum Thema "Umgang mit Konflikten"
und "Wertorientierungen" gemacht (vgl. Reif 2002 a und b). Die Ergebnisse, die hier verkürzt wieder-
gegeben werden, sind als Beispiele zu verstehen und besitzen nur eine beschränkte Verallgemeiner-
barkeit.
Sowohl SlowakInnen als auch ÖsterreicherInnen bezeichneten den slowakischen Kommunikationsstil
als indirekter, höflicher und diplomatischer als den österreichischen. SlowakInnen sind bemühter,
andere nicht zu verletzen. Auch aus unserer Vergleichsstudie zum "Umgang mit Konflikten" ging hervor,
8 Elisabeth Reif
dass die slowakischen StudentInnen prinzipiell Konflikten gegenüber negativer eingestellt sind, als
die österreichischen, und auch weniger in der Öffentlichkeit kritisiert werden wollen. Aus den
Interviews ging auch hervor, dass slowakische Kinder mehr zu Gehorsam erzogen werden als öster-
reichische und auch mehr Höflichkeit und Respekt vor den Eltern zeigen. Ältere scheinen generell mehr
Autorität in der Slowakei zu besitzen. In unserer Vergleichsstudie zum "Umgang mit Konflikten"
zeigten die slowakischen StudentInnen auch eine deutlich stärkere Konfliktvermeidung gegenüber
Autoritätspersonen als die österreichischen.
Auch im Umgang mit Zeit wurde uns in den Interviews über Unterschiede berichtet. Was Termine bet-
rifft, scheint in der Slowakei mehr Bedürfnis nach Improvisation zu bestehen als in Österreich. Langes
und genaues Vorausplanen ist in der Slowakei weniger üblich als in Österreich.
Von slowakischer als auch von österreichischer Seite wurde die in der Slowakei größere Bedeutung
der Familie betont. Jede/r Slowake/in wünsche sich, zu heiraten und selbst eine Familie zu gründen.
Außereheliche Kinder und Lebensgemeinschaften sind in der Slowakei selten, in Österreich häufig.
Oft wurde im Zusammenhang mit dem Thema "Familie" die Frauenrolle in der Slowakei und in Öster-
reich thematisiert. Aus slowakischer Sicht geht in Österreich die Arbeit und die Karriere gegenüber
der Familie vor. An österreichischen Eltern, insbesondere Frauen, die ihre Kinder Babysittern über-
lassen, wurde von slowakischer Seite Kritik geübt. Slowakische Frauen seien sich der Verantwortung
gegenüber den Kindern mehr bewusst und versuchten trotz Arbeit möglichst viel Zeit mit ihnen zu ver-
bringen. Die Rolle des slowakischen Mannes wird hauptsächlich darin gesehen, die Familie zu ernähren
und zu versorgen. Aus österreichischer Sicht ist auch die Betonung eines ansehnlichen äußeren Er-
scheinungsbildes bei den slowakischen Frauen stärker ausgeprägt als bei österreichischen. "Frauen-
emanzipation" scheint in der Slowakei derzeit kein vorrangiges Thema zu sein.
Auch Unterschiede in Individualismus und Kollektivismus waren ein Thema. Aspekte eines stärkeren
Kollektivismus in der Slowakei als in Österreich tauchten nicht nur im Familienbereich auf. Auch von
ausgesprochen guten Klassengemeinschaften in der Schule wurde uns berichtet. Auch das Univer-
sitätsstudium ist viel persönlicher und nicht so anonym organisiert wie in Österreich. StudentInnen
gleicher Studienrichtungen bilden in der Slowakei Gruppen von beispielsweise 15-20 Personen, die
fünf Jahre lang gemeinsam dieselben Lehrveranstaltungen besuchen. Es entwickelt sich daher eine
ähnliche Klassengemeinschaft wie in der Schule. Aus slowakischer Sicht sind die österreichischen
StudentInnen viel einsamer. Sie hätten aber auch mehr Interesse, sich als eigene Persönlichkeiten zu
profilieren als die SlowakInnen, die mehr am Gruppenzusammenhalt interessiert seien. Zu einem ähn-
lichen Ergebnis kommt auch Piotr Sankowski in diesem Handbuch. Die Ergebnisse seiner Wertestudie
zwischen österreichischen und slowakischen Studierenden, die in diesem Buch zu finden sind, zeigen
ebenfalls eine größere Bedeutung der Familie und eine geringeres Interesse an Politik und politisch-
er Partizipation bei slowakischen Studierenden als bei den österreichischen (vgl. Sankowski in diesem
Handbuch). Sowohl unseren Ergebnissen zufolge, als auch zufolge slowakischer SoziologInnen (vgl.
Bútorová 1996) scheint die slowakische Gesellschaft eine ‚femininere’ Gesellschaft zu sein, als die
österreichische (siehe auch weiter unten).
Dem Thema gemeinsame und unterschiedliche Wertvorstellungen im Vergleich zwischen Österreich
und der Slowakei sind in diesem Handbuch auch Methoden gewidmet, die von Piotr Sankowskii
vorgestellt werden und speziell zum Thema Familie von Petra Puhová.
Interkulturelle Kommunikation und Konfliktlösung 9
In den Interviews wurden aber nicht nur Wertvorstellungen, sondern auch sogenannte ‚kritische Inter-
aktionssituationen’ ("critical incidents") erhoben. Diese bilden die Grundlage für interkulturelle
Trainings. Dabei werden in Interviews mit Informanten aus beiden Kulturen bzw. Ländern Episoden
gesammelt, in denen kritische, d.h. problematische Situationen mit einem oder mehreren Interaktions-
partnern aus dem anderen Land erlebt wurden, die als unerwartet, eigenartig oder unverständlich
gewertet wurden. Für dieses Methodenhandbuch wurden solche Situationen gesammelt, anonymi-
siert und in Rollenspiele umgearbeitet (Elisabeth Reif in diesem Handbuch). Die Rollenspiele haben
den Zweck, einerseits mögliche ‚typische’ interkulturelle Konfliktsituationen kennenzulernen, spieler-
isch wechselseitiges Verständnis zu fördern und auch Lösungsmöglichkeiten für solche Konfliktsitua-
tionen zu erarbeiten. Die Themen dieser Konfliktsituationen reichen von Umgang mit Zeit, Autorität,
Kommunikationsstil, Umgang mit Konflikten, Individualismus/Kollektivismus, Beziehungsorientierung
versus Sachorientierung bis zu ‚Freunderlwirtschaft’ und ‚Fremdenfeindlichkeit’. Alle erhobenen ‚kri-
tischen Interaktionssituationen’ beinhalten natürlich starke individuelle Komponenten der beteiligten
Subjekte. Aufgrund unserer Studienergebnisse und Kooperationserfahrungen wurden diese
Situationen von uns aber auch als mehr oder weniger ‚typisch’ eingestuft.
Wechselseitige Wahrnehmungen Österreich – Slowakei
Zu diesem Thema gibt es unterschiedliche Studien und Ergebnisse. So kommt z.B. Ivan Siptak in sein-
er Arbeit über "Unbekannte Nachbarn: Österreich – Slowakei. Wechselseitige Wahrnehmungen,
Vorurteile, Stereotypen" (Siptak 2002 in Reif/Schwarz (Hg.) 2002, S. 73-92) zu folgendem Ergebnis: Die
Österreicher assoziieren zu den Slowaken: selbstbewusst, patriarchalisch, nationalistisch, freundlich,
guter Gastgeber, Slawe, Tscheche und schön gekleidete Frauen. Die Slowaken hingegen assoziieren
zu den Österreichern: solvent, reich, gut abgesichert, extrem selbstbewusst, eingebildet, hilfsbereit,
seriös, freundlich, aber sie sehen sie auch als einfache, den Slowaken ähnliche Menschen.
In der bereits erwähnten Vorstudie zu diesem Projekt ist Ingrid Schwarz mittels der qualitativen
‚Mental Maps’– Methode und Textanalysen von Aufsätzen slowakischer StudentInnen zum Thema
"Selbst- und Fremdbild" zum Ergebnis gekommen, dass es SlowakInnen oft stört, dass die ‚Slowakei’
als Vorstellung bei vielen Menschen aus anderen Ländern offenbar (noch) nicht existiert. Andere
slowakische StudentInnen berichteten auch über Irritationen darüber, dass Fotographen, Journalisten
etc. nur bestrebt seien "Negatives" von der Slowakei zu berichten, d.h. es wird über Armut,
Obdachlosigkeit, Schmutz, Atomkraftwerke etc. berichtet, kaum aber über die wunderbare Natur, die
architektonischen Sehenswürdigkeiten, interessante historische Kapitel etc. (vgl. Schwarz 2002).
Die "Nichtexistenz" bzw. das "Nichtwissen" von ÖsterreicherInnen über die Slowakei betont auch
Christian Vielhaber vom Institut für Geographie und Regionalforschung der Universität Wien in seiner
Studie: "Die künftige Europaregion Brno-Sopron-Györ-Bratislava als Wahrnehmungsproblem"
(Vielhaber 2002). Die Defizite von Wiener Jugendlichen in der Kenntnis der größten Städte dieser
Region, in der Abschätzung der richtigen Entfernung dieser Städte sowie deren Verortung auf geo-
graphischen Landkarten wurde dabei sehr deutlich. Die Jugendlichen aus Bratislava schnitten in
diesen Fragen bedeutend besser ab. Gleichzeitig wurden aber bei den Wiener Jugendlichen nicht nur
ihre Defizite deutlich, sondern auch ihr Bestreben, ihre Wissenslücken zu füllen. Die Bereitschaft, mehr
über die zukünftige Europaregion zu erfahren, ist also groß.
Zum Thema "Selbst- und Fremdbild" wurde in unserer Studie auch mit dem Semantischen Differential
gearbeitet, einer Methode, die mittels einer Gruppe von Eigenschaftswörtern versucht, Ähnlichkeiten
10 Elisabeth Reif
bzw. Unterschiede zwischen Begriffen festzustellen (vgl. Reif 2002a in Reif/Schwarz (Hg.) 2002).
Demnach wurden die Begriffe "der Österreicher", "die Österreicherin", "der Slowake" und "die
Slowakin" zur Einstufung auf einer Skala von gegensätzlichen Eigenschaftswörtern vorgebeben. Diese
Einstufung wurde wieder von dem Österreicher, der Österreicherin, dem Slowaken und der Slowakin
getrennt vorgenommen. Dadurch wurde ein Vergleich zwischen Selbst- und Fremdbild möglich. Bei
dieser Methode geht es nicht so sehr um die Art der Eigenschaftswörter, sondern sie dient dazu, den
jeweiligen Abstand, die Distanz, also Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen den Bildern
festzustellen. Interessanterweise ist dabei herausgekommen, dass die SlowakInnen ein stärker verzer-
rtes Bild von den ÖsterreicherInnen haben als die ÖsterreicherInnen von den SlowakInnen (gemessen
am jeweiligen Selbstbild). D.h. es sollte also auch von österreichischer Seite her eine Interesse vorhan-
den sein, das ‚verzerrte’ Fremdbild, dass die slowakische Seite von ihr hat, korrigieren zu können.
Zusammenfassend lässt sich also feststellen: Es gibt den stereotypen Slowaken aus österreichischer
Sicht und den stereotypen Österreicher aus slowakischer Sicht, wobei – Siptak zufolge – das Stereotyp
der Österreicher viel positivere Eigenschaften aufweist als umgekehrt. Aber auch das Nichtwissen
über die ‚Slowakei’ von Menschen aus anderen Ländern macht den SlowakInnen zu schaffen.
Allerdings ist auch das ÖsterreicherInnenbild der SlowakInnen sehr verzerrt und entspricht
keineswegs dem Selbstbild der ÖsterreicherInnen. Die Korrektur gegenseitiger Wahrnehmungen tut
also Not; ebenso wie viel Information, um Wissenshunger und gähnende Leere auf der österreich-
ischen Seite zu füllen.
In unserem Handbuch sind einige Methoden zu diesem Thema enthalten. Ingrid Schwarz stellt mehre
Möglichkeiten dar, wie mit der Methode der Mental Maps zum Thema "Selbst- und Fremdbild" gear-
beitet werden kann – indem die in unseren Köpfen existierenden ‚kognitiven Landkarten’ vom jeweils
anderen Land zu Papier gebracht und diskutiert werden können. Auch die ‚Fotogalerie’ (Piotr
Sankowski, Andrea Schwarz), bei der Straßenphotos aus Wien und Bratislava jeweils richtig zugeord-
net werden sollen, dient der Reflexion von Stereotypen.
Das Reisebürospiel (Andrea Juhászová, Cyril Cepissák, Milos Ondrás) dient dazu, möglichst viele
Informationen über das andere Land sammeln zu können, auch die Stadtrallyes durch Wien (Andrea
Schwarz) und Bratislava (Petra Puhová) dienen diesem Zweck. Die Millionenshow (Andrea Schwarz)
eignet sich ebenfalls bestens, um das Wissen über die Slowakei bzw. Österreich zu vergrößern.
Getrennte und gemeinsame Geschichte Österreich – Slowakei
Auch die Geschichte spielt eine wichtige Rolle in der Beziehung zwischen Österreich und der Slowakei.
Meist ist dieser Einfluss, der bis in die Gegenwart hineinreicht, den Betroffenen gar nicht bewusst.
Zunächst spielt natürlich die jüngere Vergangenheit, der Eiserne Vorhang und die seit 1945 getren-
nten Welten zwischen "Ost" und "West" eine große Rolle. Deutlichster Ausdruck dieser getrennten
Wege in der jüngeren Verhangenheit sind die gravierenden Einkommensunterschiede zwischen
Österreich und der Slowakei, die sich im direkten Kontakt auch als schwer zu überwindende psychol-
ogische Grenze erweisen, durch die ein freundschaftliches Nähegefühl oft unterbunden wird.
Die unterschiedlichen politischen und wirtschaftlichen Systeme haben aber möglicherweise auch tief-
ere Spuren in den Menschen hinterlassen. So ist beispielsweise die (Tschecho-) Slowakei von (tsche-
cho)slowakischen SoziologInnen als ‚feminine’ Gesellschaft beschrieben worden. So zitiert Zora
Bútorová hierzu Polehna, der die Tschechoslowakei der späten 80-er Jahre als "feminine society"
Interkulturelle Kommunikation und Konfliktlösung 11
bezeichnete. "Er argumentierte, dass nicht nur in der weiblichen Bevölkerung die dominanten Verhal-
tensmuster, Wertstereotypien und Lebensweisen typisch ‚weiblich’1 waren. Seiner Meinung nach wur-
den Männer sozial feminisiert. In ähnlicher Weise beschrieb M. Frisová den Rückgang der maskulinen
Zivilisations-Werte. Die Slowakei ist traditionell konservativ und Jahrzehnte des Sozialismus haben sie
noch mehr von der äußeren Welt isoliert. Frauen und Männer hatten einen gemeinsamen Feind – das
Regime. Aber was noch wichtiger ist, Frauen empfanden keine Notwendigkeit für Emanzipation, weil
– auch wenn das Leben hart war und der Sozialismus sie ausbeutete und als billige Arbeitskraft
benutzte – es im Sozialismus keine prinzipiellen Werte der maskulinen Zivilisation, wie Kreativität, Mut,
Ehrgeiz und Erfolg gab. Es war nur wichtig, sich anzupassen, sich Güter zu verschaffen, dafür zu sor-
gen, dass die Kinder in die Schule aufgenommen wurden und prinzipielle Werte des Überlebens zu
teilen, die Heim und Herd beinhalteten. So endete also die stolze Leistung der klassischen maskuli-
nen Abstraktionsfähigkeit – Sozialismus: maskuline Werte gingen zurück und es entstand eine Art
‚Pseudomatriarchat’ ” (Frisová zit. von Bútorová 1996: 32f.2 ).
Auch in der erwähnten Vorstudie zu diesem Projekt von Südwind NÖ Süd haben wir mittels des
Semantischen Differentials versucht, die Fragestellung zu beantworten, ob die Slowakei eine ‚femi-
ninere’ Gesellschaft ist als Österreich. Einer ‚femininen’ Gesellschaft entspräche eine stärkere ‚femi-
nine’ Ausprägung beider Geschlechterbilder und eine stärkere Überlappung der männlichen und
weiblichen Selbstbilder, hingegen in einer ‚maskulinen’ Gesellschaft eher eine ‚maskuline’ Ausprägung
beider Geschlechterbilder aber gleichzeitig auch größere Unterschiede zwischen den männlichen und
weiblichen Selbstbildern (vgl. Reif 2002a). Und tatsächlich hat das Semantische Differential genau
diese Unterschiede aufgewiesen, sodass auch unsere Ergebnisse die These einer ‚feminineren’
slowakischen Gesellschaft stützen.
Allerdings betrachten wir es nicht als anstrebenswert, dass sich Gesellschaften mit dem Übergang zur
Marktwirtschaft auch in ‚maskuline’ Gesellschaften verwandeln, sondern sehen in den ‚feminineren’
Aspekten (möglicherweise von postkommunistischen Staaten allgemein?) eher einen Aspekt, in dem
die schon länger marktwirtschaftlich ausgerichteten Länder von den postkommunistischen auch ler-
nen können. Die unterschiedlichen politischen Bedingungen und getrennten Wege in der jüngeren
Vergangenheit von Österreich und der Slowakei könnten also – wie beschrieben – einschneidende
Wirkungen gehabt haben.
In kulturellen Kooperationen zwischen Österreich und der Slowakei wird man aber auch bald
bemerken, dass nicht nur die jüngere Vergangenheit die Beziehungen zwischen Österreich und der
Slowakei (meist unbewusst) prägt, sondern dass dieser Einfluss möglicherweise noch viel weiter
zurückgeht.
Kurze Zeit nach der Herrschaft Karls des Großen und der Eingliederung Österreichs (Mark an der
Donau) in das Frankenreich gründete Mojmir I. in Mähren und der westlichen Slowakei das Groß-
mährische Reich. Es zerfiel nicht zuletzt durch den Einfall der Magyaren (907), die bis nach Wien und
Niederösterreich vordrangen. Während Kaiser Otto I. die Magyaren besiegte und ab 955 die Baben-
berger in NÖ herrschten, wurde die Slowakei über ein Jahrtausend (907-1918) in das ungarische Reich
eingegliedert. Nach der Niederlage der Ungarn gegen die Türken 1526 kam Oberungarn (Slowakei)
12 Elisabeth Reif
1 originalübersetzt: ‘typisch für die weibliche Bevölkerung‘
2 Übersetzung aus dem Englischen – E.R.
und Westungarn als ‚königliches Ungarn’ unter die Herrschaft der Habsburger. Es kam zu einer Drei-
teilung Ungarns: im Westen und Norden die Habsburger, im Zentrum die Türken und Siebenbürgen
im Osten ein osmanischer Satellitenstaat. Nach der 2. Türkenbelagerung Wiens 1683 eroberten die
kaiserlichen Heere in den Türkenkriegen bis 1699 und 1716-18 ganz Ungarn. Dieses blieb verfas-
sungsmäßig selbständig, die Stände anerkannten 1722 die Pragmatische Sanktion. Trotzdem
kämpften die Magyaren immer wieder gegen die Habsburgerherrschaft. Schon vor Ausbruch der
Revolution von 1848 hatten sie eine eigene Regierung verlangt, die nur dem ungarischen Reichstag
verantwortlich sein sollte. Im ungarischen ‚Reformzeitalter’ wurde 1836-1840 Ungarisch zur Staats-
sprache. Während der Revolution von 1848 kämpften die Magyaren um Loslösung von der Gesamt-
monarchie, sie unterdrückten aber ihrerseits die nichtungarische Bevölkerung in der Slowakei, in
Kroatien und in Siebenbürgen, die sich daher ‚kaisertreu’ verhielten. Viele SlowakInnen suchten vor
Ausbruch der Revolution von 1848 in Wien Schutz vor Repressalien seitens der ungarischen Behörden.
Wien wurde Ende der 40-er Jahre zu einem bedeutenden slowakischen Kulturzentrum. Die
slowakische Führungsspitze um L’udovít Stúr, Michal Miloslav Hodza, Karol Kuzmány, Andrej Radlinsky,
Ján Kollár u.a. hielten ihre politischen Zusammenkünfte im Cafe Sperl ab. Sie knüpften in Wien auch
Kontakte mit Vertretern anderer slawischer Völker, um Unterstützung im Kampf gegen die ungarischen
Machthaber zu erwirken. Sie sprachen aber auch bei der Wiener Regierung vor. So wurde 1849
beispielsweise Karol Kuzmány von Kaiser Franz Josef zur Audienz empfangen und trug dort den
Vorschlag vor, die Slowakei als selbständiges Kronland im Verbande Österreichs zu konstituieren.
Auch Ján Kollár wurde 1849 von Ministerpräsident Schwarzenberg nach Wien eingeladen und wurde
beauftragt, einen Entwurf auszuarbeiten, wie das Los der SlowakInnen in ihrer Heimat erträglicher
gestaltet werden konnte. Nachdem der ungarische Aufstand mit russischer Hilfe von den kaiserlichen
Truppen niedergeschlagen wurde, entpuppten sich aber die slowakischen Hoffnungen auf Sicherung
ihrer nationalen Rechte als Illusion. Und dann kam 1867 – das Jahr des für die SlowakInnen so ent-
täuschenden "österreichisch-ungarischen Ausgleichs", in dem die Umwandlung des Kaiserstaats in
eine Doppelmonarchie vollzogen wurde. Dadurch waren zwei nominell selbständige unabhängige
Staaten gegründet worden, zwar mit gemeinsamer Außenpolitik, politischer Vertretung im Ausland,
Kriegs- und Finanzwesen (Zoll- und Währungsunion), aber mit jeweils getrennter Innenpolitik. In der
westlichen Reichshälfte führte das deutsche Element, in der östlichen das magyarische. Hatten in der
westlichen Reichshälfte zwar alle ‚Volksstämme’ das Recht auf Verwendung ihrer Sprache in Schule,
Amt und öffentlichem Leben, setzte ab 1867 für die nichtungarische Bevölkerung in Ungarn durch die
eingeleitete Magyarisierung aber eine noch stärkere Unterdrückung als bisher ein. Aus slowakischer
Sicht hatte der Kaiser die SlowakInnen verraten, denn hätten sie geahnt, dass es diesen Ausgleich
geben würde, hätten sie sich gleich mit ihren Anliegen an die Ungarn und nicht an den Kaiser
gewandt! Natürlich liegt diese Geschichte lange zurück. Trotzdem kann man sich des Gefühls nicht
erwehren, dass die Qualität der Beziehungen Österreich – Ungarn – Slowakei immer noch von dem
damals Geschehenen beeinflusst wird. Die slawischen Völker verlangten damals dieselben Rechte, die
Österreich aber nur den Ungarn zugestand. Von slowakischer Seite wird immer wieder die ‚Bevor-
zugung’ Ungarns durch die ÖsterreicherInnen (vor der Slowakei) erwähnt. So gibt es z.B. auf österre-
ichischer Seite keine Autobahn, die von Bratislava nach Wien führt, aber eine gut ausgebaute Auto-
bahn Richtung Budapest. Auch betonen die SlowakInnen, dass die ÖsterreicherInnen Ungarn als EU-
Mitglied weit mehr bevorzugen als die Slowakei. Und tatsächlich besagen die Meinungsumfragen in
Österreich, dass das stimmt. Natürlich spielt da auch der historische Name "Österreich-Ungarn" eine
Rolle, der weit mehr auf die gemeinsame Geschichte zwischen Österreich und Ungarn hinweist als
Interkulturelle Kommunikation und Konfliktlösung 13
zwischen Österreich und der Slowakei, aber dieser Name weist eben auch auf den damaligen Sieg des
Dualismus und eben nicht des ‚Trialismus’ oder Föderalismus.
Ein völlig anderer Zugang zur Geschichte besteht in einer Analyse von Straßennamen. Straßennamen
stellen eine eher unbewusste oder im Alltag nicht bewusste kollektive Erinnerung und Weitergabe von
historischen Ereignissen und Persönlichkeiten dar. Einem nur oberflächlichen Vergleich der Straßen-
namen zwischen Wien und Bratislava zufolge scheinen in Wien noch wesentlich mehr Straßen nach
der Habsburgerzeit benannt zu sein (entweder Habsburger HerrscherInnen und ihre Schriftsteller- und
Musikerzeitgenossen, Erinnerungen an die Türkenkriege und die Napoleonischen Kriege), während
die Straßen in Bratislava wesentlich stärker nach der Zeit und den Ereignissen des zweiten Weltkrieges
benannt sind (vor allem Partisanen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus). Allerdings stammt
ein großer Teil der Stadt Bratislava überhaupt erst aus der Zeit nach 1945, in der eine starke Zuwander-
ung stattfand, die den Wohnungsbau vorantrieb. Aber auch das Großmährische Reich spielt eine
gewisse Rolle in den Straßennamen Bratislavas. Interessant ist auch, dass es in Wien und Bratislava
Straßen gab und gibt, die nach den gleichen Persönlichkeiten benannt sind und dadurch sehr deut-
lich auf die gemeinsame Geschichte hinweisen. So ist beispielsweise in Wien die Donnergasse nach
dem Bildhauer Georg Raphael Donner (1693-1741) benannt, der nicht nur in Wien, sondern auch in
Bratislava seine Spuren hinterlassen hat. Auch in Bratislava gab es früher eine Donnergasse. Oder:
Dem in Pressburg geborenen Maler Ján Kupetzky (1667-1740), der zahlreiche Aufträge vom Wiener
Hof und Adel bekam, ist sowohl in Wien eine Kupetzkystraße gewidmet, als auch in Bratislava die
Straße ‚Kupeckého’. Auch für die Segnerstraße in Wien, nach dem in Pressburg geborenen Physiker
Andreas Segner (1704-1777), gab es eine Entsprechung in Bratislava. Der Hummelgasse in Wien –
benannt nach dem in Preßburg geborenen Komponisten Johann Nepomuk Hummel (1778-1837)
entspricht heute noch eine Hummelgasse in Bratislava. Ähnliches gilt für die Straßennamen benannt
nach dem Botaniker Stefan Endlicher (1804 in Pressburg - 1849) und dem Physiker Maximilian Petzval
(1807 Szeges Bela bei Levoca –1891). Entsprechend der Endlichergasse und Petzvalgasse in Wien gab
es auch solche in Bratislava. Auch eine Felbigergasse (Johann Ignaz Melchior 1724-1778), eine Maul-
pertschgasse (Franz Anton Maulpertsch 1724-1776) und eine Messerschmidtgasse (Franz Xaver
Messerschmidt 1736-1783) hat es in Bratislava gegeben ...
Dem Thema der Geschichte sind im Handbuch mehrere Methoden gewidmet, allen voran die
Millionenshow von Andrea Schwarz. Aber auch die Stadtrallyes, insbesondere die Stadtrallye
Bratislava (Petra Puhová), und die Stadtrallye Wien (Andrea Schwarz) sowie das Kreuzworträtsel
(Andrea Schwarz) vermitteln historische Kenntnisse.
Die am Anfang erwähnten drei Kernthemen, die zum Zwecke der Förderung der Kommunikation und
Kooperation bearbeitet werden sollten, sind also im Methodenkoffer auf unterschiedlichste Weise
repräsentiert. Wir hoffen, dass auch Ihnen der Umgang mit diesen unterschiedlichen Methoden Spaß
macht und wünschen Ihnen dazu viel Erfolg!
14 Elisabeth Reif
Interkulturelle Kommunikation und Konfliktlösung 15
Literatur:
Bútorová, Z. et al.: She and He in Slovakia. Gender Issues in Public Opinion. Bratislava 1996
Reif, E.: Über den Umgang mit Konflikten: Ergebnisse einer Vergleichsstudie Österreich –S lowakei. In: Reif,
E./Schwarz, I. (Hg.) 2002, S. 16-41
Reif, E.: Kulturdimensionen und Werte: Österreich – Slowakei. In: Reif, E./Schwarz, I. (Hg.) 2002, S. 210-230
Reif, E./Schwarz, I. (Hg.): Falsche Grenzen, wahre Hindernisse. Ein interdisziplinäres Projekt zum Thema
‚Interkulturelle Kommunikation’ mit der Slowakei. Wien 2002
Schwarz, I.: Über Grenzen gewaltfreie Lebenswelten schaffen. In: Reif, E./Schwarz, I. (Hg.) 2002, S. 42-72
Siptak, I. : Österreich-Slowakei: Wechselseitige Wahrnehmungen, Vorurteile, Stereotypen. In: Reif, E./Schwarz, I.
(Hg.) 2002, S. 73-92
Vielhaber, Ch.: Die künftige Europaregion Brno-Wien-Sopron-Györ-Bratislava als Wahrnehmungsproblem.
Projektbericht des Instituts für Geographie und Regionalforschung der Universität Wien. Wien 2002
Ziel: Das Ziel des Spieles ist es, einen ersten Einblick in die Fremdsprache zu bekommen, um sich bei
einem ersten Besuch auch zurecht finden zu können. So lernt man sich zu begrüßen, kann sich vorstellen
(ich bin-som), bedanken und auch schon nach etwas fragen und in einem Restaurant etwas bestellen.
Zielgruppe: Das Spiel ist für Jung und Alt gedacht.
TeilnehmerInnenzahl: 2 bis max. 10 TeilnehmerInnen
Das Sprachenmemory kann zu zweit oder auch in Gruppen (StudentInnen, SchülerInnen) gespielt wer-
den. Um eine zusätzliche Motivation zu schaffen, (damit auch weitgehend alle Gruppenmitglieder bei
der Sache bleiben) könnte man anschließend einen Vokabeltest machen, um zu sehen, welche
Gruppe sich die meisten Ausdrücke gemerkt hat.
Dauer: ca. 20 Minuten
Material: Memorykarten aus dem Methodenkoffer (Memory-Pexeso), oder man gestaltet selbst Karten
mit Hilfe der Begriffe auf den Arbeitsblättern.
Spielanleitung: Alle 52 Karten werden mit der Bildseite nach unten auf den Tisch gelegt. Ziel des
Spieles ist es, zwei gleiche Karten zu finden. Jede/r SpielerIn darf zwei Karten aufdecken. Findet man
ein richtiges Paar, darf man es behalten und noch einen Versuch starten, ansonsten sind die Bilder
wieder umzudrehen und der/die nächste SpielerIn ist an der Reihe. Wer am Ende die meisten Bild-
paare gesammelt hat, hat gewonnen!
Viel Spaß!
Spielvariation: Man kann auch versuchen, die TeilnehmerInnen erraten zu lassen, was wohl die Auf-
schrift auf dem Bild in der Fremdsprache bedeutet. Die Illustrationen bieten dabei eine Hilfestellung.
Bemerkungen: Der Begriff Paradeiser wurde gewählt, um Ähnlichkeiten zwischen dem österreichis-
chen Deutsch und dem Slowakischen zu veranschaulichen. Das Wort hundert wurde in Anspielung auf
Hundertwasser illustriert, der in der Slowakei über einen relativ hohen Bekanntheitsgrad verfügt und
der auch ursprünglich Stowasser hieß (dt. hundert-slowak. sto). Die Begriffe Frau (zena) und Mann
(muz) sollen helfen, den richtigen Weg in die Toilette zu finden. Angemerkt sei dabei, dass man aber
in der Anrede andere Wörter verwendet (Frau-pani; Herr-pan)
Andrea SchwarzSprachenmemory
16 Andrea Schwarz
Methodenblatt
Sprachenmenmory 17
Aussprachehilfe für die slowakischen Begriffe:
í, y langes i
ñ weich, wie nj
D`akujem djakujem
Pozor posor
Prepactè prepatschtje
z (zena, muz) sch (schena, musch)
nie nje
dzus wie engl. Juice
Lubim ta lubim tja
Graphische Gestaltung des Sprachenmemory im Methodenkoffer: Ingeborg Sumann
18 Sprachenmemory
Arbeitsblatt
Österreichische Begriffe
Bitte
Danke
Guten Tag
Hallo
Auf Wiedersehen
Achtung
Ich möchte ... (bestellen)
Entschuldigung
Willkommen!
Frau
Mann
ja
nein
Ich muss
Ich bin
Bier
Paradeiser
Österreich
Slowakei
Kaffee
Saft
Ich liebe dich
eins
zehn
hundert
Wo ist ...?
Arbeitsblatt
Slowakische Begriffe
Sprachenmemory 19
Prosím
D`akujem
Dobry deñ
Ahoj
Dovidenia
Pozor
Prosím si ... (objednat)
Prepactè
Vitajte!
zena
muz
áno
nie
musím
som
pivo
paradajky
Rakusko
Slovensko
kava
dzus
Lubim ta
jeden
desat
sto
Kde je ...?
20 Elisabeth Reif
Folgende Rollenspiele basieren auf den Ergebnissen der erwähnten Vorstudie eines Friedensfor-
schungsprojektes, das von Südwind NÖ Süd im Jahr 2002 durchgeführt wurde. Gegenstand des
Projektes war eine quantitative und qualitative Vergleichsstudie zwischen österreichischen und slowa-
kischen StudentInnen zum Thema "Konflikte". Einerseits wurde mit einem Fragebogen die Selbstein-
schätzung der Studierenden abgefragt, wie sie glauben, dass sie persönlich mit Konflikten umgehen.
Weiters wurden im Rahmen von qualitativen Interviews einerseits mit ÖsterreicherInnen, die längere
Zeit in der Slowakei gelebt haben und andererseits mit SlowakInnen, die längere Zeit in Österreich
gelebt haben, sogenannte "kritische Interaktionssituationen" erhoben, d.h. Episoden, in denen proble-
matische Situationen mit einem oder mehreren Interaktionspartnern aus dem anderen Land erlebt
wurden, die als unerwartet, eigenartig oder unverständlich gewertet wurden, oder konflikthaft abliefen.
Diese "kritischen Interaktionssituationen" wurden so zu Rollenspielen umgeschrieben und verändert,
dass die betreffenden Personen anonym und unerkannt bleiben können. Weiters wurde der Hand-
lungsablauf der Konfliktsituationen dahingehend geändert, dass im Rollenspiel entweder Aus-
sprachen zwischen den handelnden Personen stattfinden, oder Vermittlungsgespräche durch eigens
geschulte MediatorInnen (KonfliktvermittlerInnen). Das Ziel der Rollenspiele besteht darin, zunächst
einmal häufige bzw. einigermaßen "typische" interkulturelle Konfliktsituationen kennen zu lernen und
die kulturellen Hintergründe zu verstehen. Ein weiteres Ziel ist es, sich in den Konfliktpartner aus dem
jeweiligen anderen Land auch einfühlen zu können. Diese Empathie ist dann die Voraussetzung dafür,
dass sich beide überhaupt auf die Suche nach einer Lösung begeben können, die auch den Bedürf-
nissen beider gerecht wird.
Ergebnisse der Vergleichsstudie zum "Umgang mit Konflikten"
Den Ergebnissen unserer Vergleichsstudie zwischen österreichischen und slowakischen StudentInnen
zufolge, teilen beide eine relativ realistische Einstellung zu Konflikten, behaupten von sich selbst, eher
selten in Konflikte zu geraten und sich im Falle eines Konfliktes kompromissbereit zu verhalten.
Trotzdem ergaben sich auch einige signifikante Unterschiede: Die slowakischen StudentInnen stehen
Konflikten generell negativer gegenüber als die österreichischen und verhalten sich in ihrer Selbstein-
schätzung allgemein etwas konfliktvermeidender, gegenüber Autoritätspersonen sogar deutlich kon-
fliktvermeidender, als die österreichischen. Die slowakischen StudentInnen reagieren auch deutlich
empfindlicher auf Kritik in der Öffentlichkeit. Weltanschauliche Differenzen, die von den österreich-
Elisabeth ReifRollenspiele zu interkulturellenKonfliktsituationen: Österreich – Slowakei
ischen StudentInnen als wichtige Ursache persönlicher Konflikte genannt wurden, werden von den
slowakischen eher aus dem persönlichen Bereich herausgehalten. Die slowakischen Studierenden
messen auch Konflikten zwischen den Geschlechtern viel weniger Bedeutung zu als die österreich-
ischen.
Auf diese Ergebnisse aus unserer Stichprobe, die auf einen tendenziell unterschiedlichen Umgang mit
Konflikten deuten, kann man bei den Rollenspielen hinweisen.
Rollenanweisungen für MediatorInnen
In manchen Rollenspielen sind Rollenanweisungen für MediatorInnen enthalten. Ausbildungen in
Mediation dauern zwar im Regelfall ein bis zwei Jahre, trotzdem kann man auch darauf vertrauen, dass
Konflikte von jedem und jeder gelöst werden können, wenn die wichtigsten Grundprinzipien ver-
standen und angewendet werden. Daher macht es auch durchaus Sinn, die Rollenanweisungen für
MediatorInnen von "Laien" spielen zu lassen.
Was tun MediatorInnen? Im folgenden möchte ich einen kurzen Überblick über das in Österreich in
der Mediationsausbildung häufig gelehrte "euroamerikanische" Mediationskonzept geben (vgl. Dula-
baum 1998; Fisher/Ury/Patton 1998). Am Anfang versuchen MediatorInnen einen Grundkonsens
darüber herzustellen, wie sich die Konfliktpartner während der Mediation verhalten sollen. Wenn sie
noch zu sehr emotional aufgewühlt sind, sollte ein "Time out", eine Pause vor Beginn der Mediation
eingelegt werden. In dieser Pause können sie bspw. spazieren oder laufen gehen oder sich mit etwas
ganz anderem beschäftigen. Am Beginn der Sitzung sollten die Kommunikationsregeln festgelegt wer-
den und die Rolle des/der MediatorIn definiert werden. Die Kommunikationsregeln bedeuten, dass sich
die Konfliktpartner darauf einigen, sich gegenseitig ausreden zu lassen, den anderen nicht zu unter-
brechen und versuchen ihm/ihr wirklich zuzuhören. Auch Kränkungen und Verletzungen müssen ver-
mieden werden. Zweitens sollten sich beide Konfliktpartner auch dazu bereit erklären, die Mediation
nicht dafür zu verwenden, den eigenen "Frust loszuwerden" und "Dampf abzulassen", sondern auch
wirklich aktiv an der Suche einer möglichen Lösung mitzuwirken. Die Rolle des/der MediatorIn besteht
vor allem darin, dafür zu sorgen, dass die KonfliktpartnerInnen konstruktiv miteinander reden und ver-
handeln können. MediatorInnen sind nach diesem Konzept nicht dazu da, Lösungen für die Konflikt-
parteien zu finden, diese müssen von ihnen selbst kommen, da sie ja auch diejenigen sind, die dann
mit den Lösungen leben müssen. In diesem Punkt unterscheidet sich das "euroamerikanische" Media-
tionsmodell beispielsweise von Konfliktlösungsstrategien in anderen Kulturen. Vielerorts wird die
Rolle von "VermittlerInnen" in Konflikten so verstanden, dass sie auch Lösungen vorschlagen und in
den Vermittlungsprozess einbringen. In interkulturellen Vermittlungssituationen gilt es also auch,
diese Rollen abzuklären, was sich die Klienten von den MediatorInnen erwarten.
Nach der anfänglichen Einführung der Kommunikationsregeln und der Rollendefinitionen versucht
der/die MediatorIn abwechselnd von den Konfliktparteien die jeweilige Sichtweise des Konfliktes zu
eruieren. Er/sie wird zunächst möglicherweise unterschiedliche Wahrnehmungen des Konflikther-
ganges, des Konfliktgegenstandes und unterschiedliche Positionen zu hören bekommen. Wen es
schon über den Konflikthergang sehr unterschiedliche Sichtweisen gibt, kann man versuchen, eine
Person zu finden, der beide Konfliktparteien vertrauen und die man nach dem Konflikthergang befragen
kann. Schließlich kommt man zum Konfliktgegenstand, über den beide unterschiedliche und meistens
inkompatible Positionen vertreten. Das Herzstück der Mediation besteht darin, von den Positionen zu
Rollenspiele zur Interkulturellen Kommunikation und Konfliktlösung 21
22 Elisabeth Reif
den dahinterliegenden allgemeineren Bedürfnissen zu kommen.
Z.B.: In einer Scheidungsmediation kämpfen beide Elternteile um das Sorgerecht für ihr Kind. (Ihre je-
weiligen Positionen sind: "Ich will das Sorgerecht für meinen Sohn"). Durch die Mediation können die
dahinter liegenden Bedürfnisse und Gefühle zum Vorschein kommen: Der Vater könnte z.B. Angst
davor haben, die Beziehung zu seinem Sohn völlig zu verlieren, außerdem ist ihm wichtig, auf dessen
spätere Berufswahl Einfluss nehmen zu können etc. Für die Mutter könnte es einen noch schlimmeren
emotionalen Verlust bedeuten, wenn sie ihren Sohn nicht mehr betreuen kann, da sie das Gefühl hat,
dass sie ihm emotional näher ist als ihr Mann. Zusätzlich könnte für sie der Entzug des Sorgerechts aber
auch eine Bedrohung Ihrer Identität bedeuten und einer sozialen Stigmatisierung gleichkommen ...
Hinter den meisten Positionen kann man allen Menschen gemeinsame Bedürfnisse entdecken, wie:
Überleben, Wohlergehen, Freiheit, Identität, Sicherheit, wirtschaftliches Auskommen, Zugehörigkeit,
Anerkanntsein, Selbstbestimmung ... Zu den hinter den Positionen liegenden Bedürfnissen kommt man
am ehesten mit der Frage nach dem "warum", oder "wofür" oder auch "warum nicht". Weiters ist es
sehr wichtig, die Gefühle zu eruieren, die mit den jeweiligen Positionen verbunden sind, wie z.B. Angst,
Wut und Rache, Trauer, Demütigung, Stolz etc. Nachdem sowohl die Bedürfnisse als auch die Gefühle
der Konfliktparteien manifest geworden sind, ist es ihnen meist leichter möglich, sich in den jeweils
anderen hineinzuversetzen, z.B. durch Fragen, die den wechselseitigen Perspektivenwechsel (inkl. der
dazugehörenden Gefühle) ermöglichen.
Z.B. "Ihre Frau macht sich seit dem Unfall ernsthaft Sorgen um ihr Kind, manchmal hat sie deswegen
schlaflose Nächte. Können Sie verstehen, dass es ihr daher wichtig ist, immer zu wissen, wo ihr Kind ist?"
Ist es gelungen, dass die Konfliktparteien wechselseitig ihre Bedürfnisse anerkennen konnten, dann
ist es auch nicht mehr so schwer, gemeinsam eine Lösung zu finden. Dafür macht man ein Brainstorm-
ing, welche Lösungsmöglichkeiten den Konfliktparteien einfallen, in denen jeweils die Bedürfnisse
beider berücksichtigt sind. Zunächst sollte man möglichst viele solcher Ideen sammeln und ohne Kritik
(ist in dieser Phase nicht erlaubt) auf ein Flipchart aufschreiben lassen. Erst in einer zweiten Runde wer-
den die besseren Ideen, die von beiden gutgeheißen werden, herausgefiltert und es wird überlegt,
wie die konkrete Umsetzung einer Lösung aussehen könnte. Wenn sich die Konfliktparteien auf keine
Lösung einigen können, besteht eine andere Möglichkeit, wenigstens einen Konsens darüber zu fin-
den, nach welchen Kriterien nach einer Lösung gesucht werden soll (z.B. psychologisches Experten-
gutachten, übliche Juridikatur, Wunsch des Kindes, etc.).
Eine Mediation läuft also meistens nach folgenden Schritten ab:
1) Kommunikationsregeln einführen und Rollen definieren
2) Sichtweisen und Positionen der Konfliktparteien eruieren
3) Hinter den Positionen liegende Bedürfnisse und Gefühle eruieren
4) Wechselseitiges Verständnis für jeweilige Bedürfnisse wecken
5) Gemeinsam eine Lösung finden, in der die Bedürfnisse beider berücksichtigt sind,
oder zumindest einen Konsens über die Kriterien finden, nach denen entschieden
werden soll
Rollenspiele zur Interkulturellen Kommunikation und Konfliktlösung 23
Zur Durchführung der Rollenspiele (vgl. Rainer in Rainer/Reif 1997: 13f.)
Die Rollenspiele sind in erster Linie für Erwachsene gedacht, können aber auch von Jugendlichen
gespielt werden. Insbesondere in letzterem Fall ist darauf zu achten, dass solche Spiele nicht unmittel-
bar in ‚aufgeladenen’ Situationen durchgeführt werden. Weiters ist die Einführung der Regel wichtig,
dass die Anwendung körperlicher Gewalt in jedem Falle verboten ist. Eine weitere hilfreiche Regel ist
die ‚STOPP’-Regel, die besagt, dass jeder und jede TeilnehmerIn jederzeit die Möglichkeit hat, STOPP
zu rufen und dadurch das Spiel abzubrechen, wenn er/sie sich nicht mehr wohl fühlt. Die jeweiligen
Rollen, die in den Rollenanweisungen beschrieben sind, können auch mit symbolischer Unterstützung
jeweils "an" und auch wieder sorgfältig "abgelegt" werden, beispielsweise durch das An- und Ab-
legen dazugehöriger Kleidungsstücke oder Gegenstände, oder durch pantomimisches "An- und Aus-
ziehen" der Rolle.
Bei der Durchführung der Rollenspiele ist das "Spielen" der Rollen mindestens genauso wichtig wie
die Reflexion darüber. Während das "Spielen" die Möglichkeit geben soll, die Rolle von "innen" her zu
erleben und sich einfühlen zu können, also die emotionale Komponente darstellt, ist die Reflexions-
phase dazu da, diese emotionalen Erlebnisse und das eigene Verhalten auch bewusst werden zu
lassen und die Rolle auch "verstehen" zu können. Bei der Reflexion der Konfliktrollenspiele ist auch
wichtig, zu betonen, dass mit einem Verstehen der jeweiligen Rollen nicht auch gleichzeitig ein
"Akzeptieren" des Verhaltens verbunden ist. Das "Verstehen" dient mehr der Einsicht in den allge-
mein menschlichen Anteil der jeweiligen Bedürfnisse und Gefühle, und diese Einsicht ist erst die
Voraussetzung dafür, das Verhalten einer Person zu verändern, indem eine Lösung angestrebt wird, in
der nicht das Verhalten akzeptiert, wohl aber die Bedürfnisse der betreffenden Person anerkannt und
berücksichtigt werden können.
Folgende interkulturelle Konfliktsituationen werden in den einzelnen Rollenspielen
angesprochen:
Rollenspiel 1: Korruption bzw. "Freunderlwirtschaft" versus "objektive" Benotung
Rollenanleitung Frau Mag. Siska, österreichische Lektorin für deutsche Sprache, Universität
Ves, Slowakei
Rollenanleitung Frau Dr. Petra Holciková, stellvertretende Leiterin des Germanistik-Lehrstuhls,
Universität Ves in der Slowakei
Rollenanleitung Mediatorin
Rollenspiel 2: Strukturen und Zeitpläne versus Improvisation und Erwartung
spontaner Hilfestellung
Rollenanleitung Frau Andrea Pisárová, Biologiestudentin aus Banska Bystrica, Slowakei
Rollenanleitung Frau Univ. Prof. Dr. Gertraud Hauser, Institutsvorstand des Biologieinstituts
der Universität Wien
Rollenanleitung vermittelnde Studentin, Mediatorin
24 Elisabeth Reif
Rollenspiel 3: Kindererziehung zur Selbstentfaltung versus Erziehung zu Gehorsam
und Rücksicht auf andere
Rollenanleitung Frau Dr. Isolde Seift, österreichische Teilnehmerin am Sommerkolleg in
Ves, Slowakei
Rollenanleitung Frau Mgr. Martina Fila, Slowakisch-Lehrerin am Sommerkolleg in Ves, Slowakei
Rollenspiel 4: Konfliktvermeidung versus Konfrontation
Rollenanleitung Frau Zuzana Smolka, Ordinationshilfe bei einem österreichischen Augenarzt
Rollenanleitung Herr Dr. Hönigsmann, Augenarzt in einer Ärztegemeinschaftspraxis
Rollenspiel 5: Individualismus und Selbstdarstellung versus Kollektivismus und
Bescheidenheit
Rollenanleitung Frau Martina Petrásová, slowakische Studentin auf Studienaustauschjahr in Wien
Rollenanleitung Herr Univ. Prof. Dr. Brück für Germanistik, Universität Wien
Rollenspiel 6: Beziehungsorientierung vs. Regelorientierung
Rollenanleitung Herr Kosút, Leiter des slowakisches Umweltbüros
Rollenanleitung Herr Prachner, Leiter des österreichischen Umweltbüros
Rollenspiel 7: Höflicher und gefühlskontrollierter Kommunikationsstil versus
konfrontativer, unbeherrschter Kommunikationsstil
Rollenanleitung Frau Petra Horváth, Angestellte eines österreichischen Kulturvermittlungsbüros
Rollenanleitung Herr Manfred Kaindl, Chef des österreichischen Kulturbüros
Rollenspiel 8: Ausländer- bzw. Romafeindlichkeit in unterschiedlichen sozialen Milieus
Rollenanleitung Frau Mag. Sabine Steindl, Deutsch-Lehrerin an einer slowakischen Mittelschule
Rollenanleitung Frau Mgr. Suzanna Blánarová, Englisch-Lehrerin an einer slowakischen
Mittelschule
Rollenspiel 9: Persönliches Kennenlernen versus sofortiger Vertragsabschluss
(Beziehungsorientierung versus Sach- bzw. Regelorientierung)
Rollenanleitung Herr Lasek, Leiter einer slowakischen Firma
Rollenanleitung Herr Hofmaier, Verkaufsleiter eines steirischen Papierkonzerns
Rollenanleitung Herr Berghofer und Frau Skvarová, zwei Co-MediatorInnen
Rollenspiel 10: Gruppenrollenspiel zu Kommunikations- und Verhandlungsstilen zweier
fiktiver "Kulturen"
Rollenanleitung Gruppe A (Grüne)
Rollenanleitung Gruppe B (Gelbe)
Rollenspiele zur Interkulturellen Kommunikation und Konfliktlösung 25
Ziel: Kennenlernen von "typischen" interkulturellen Konfliktsituationen, Verstehen von kulturellen Hinter-
gründen und daraus resultierenden Konfliktsituationen, Verbesserung der Konfliktlösungskompetenzen
Zielgruppe: Erwachsene und Jugendliche ab ca. 15 Jahren
TeilnehmerInnenzahl: pro Rollenspiel 2 – 4 (je nach Anzahl der Rollenanweisungen)
Dauer: Vorbereitung auf die Rollen ca. 10 Minuten, Rollenspiel ca. 20 Minuten, Reflexion pro Rollen-
spiel ca. 20 Minuten oder länger
Raum: Wenn mit einer größeren Gruppe mehrere Rollenspiele parallel gespielt werden, müssen sepa-
rate Räumlichkeiten zur Verfügung stehen.
Material: jeweilige Arbeitsblätter (Rollenanleitungen)
Spielanleitung: Vor den Rollenspielen sollte die "Gewaltverbotsregel" und die "STOPP-Regel" be-
sprochen werden (siehe Einleitung). Der Gegenstand der Rollenspiele (interkulturelle Konfliktsituationen
Österreich – Slowakei) sollte kurz erläutert werden und dann den TeilnehmerInnen für ca. 10 Minuten
die Rollenanweisungen zur Vorbereitung (Arbeitsblätter) gegeben werden. Wenn mit einer größeren
Gruppe mehrere Rollenspiele parallel gespielt werden, müssen einerseits separate Räumlichkeiten zur
Verfügung stehen, andererseits muss dafür gesorgt werden, dass für jede Rollenspielgruppe auch
genügend Zeit zur Reflexion bleibt. Die Reflexion findet am besten im Plenum statt. Jede Rollenspiel-
gruppe sollte die Möglichkeit haben, mind. 20 Minuten möglichst ungestört in einer eigenen Räum-
lichkeit (oder auch im Freien) das Rollenspiel durchzuspielen. Danach sollte für jede Gruppe ca. 20
Minuten Reflexionszeit eingeplant werden.
Reflexion: Für die Reflexionsphase sollten alle wieder ins Plenum zurückkommen. Von jeder Rollen-
spielgruppe wird den anderen zunächst kurz der Inhalt der "Konfliktsituation" geschildert. Danach
werden die TeilnehmerInnen nacheinander gefragt, wie es ihnen beim Rollenspiel gegangen ist, wie
sie die Rolle empfunden haben, ob sie sich einfühlen haben können, und ob sie den möglichen
"interkulturellen" Aspekt des Rollenspiels erkannt haben und worin dieser bestehen könnte. Dann fol-
gen Fragen über den Verlauf des Rollenspiels, ob die Herstellung wechselseitigen Verständnisses bzw.
das Finden einer gemeinsame Lösung gelungen ist, und wenn nicht, wie man das vielleicht besser
hätte erreichen können.
Methodenblatt
10 Rollenspiele zu InterkulturellenKonfliktsituationen Österreich – Slowakei
Allgemeine Information
Frau Mag. Sabine Siska aus Österreich arbeitet als Lektorin für deutsche Sprache an der Universität Ves in der
Slowakei. Sie unterrichtet unter anderem auch Frau Zuzana Kovacová, die Tochter des Informatiklehrstuhlleiters.
Nachdem Frau Kovacová schon bei zwei Prüfungen bei Frau Mag. Siska durchgefallen war, übten der
Lehrstuhlleiter und seine Stellvertreterin Druck auf Frau Mag. Siska aus, dass sie Frau Kovacová doch durch-
lassen solle. Frau Mag. Siska hatte sich schließlich darum bemüht, eine unparteiliche Mediatorin (ausgebildete
Konfliktvermittlerin) für ein Vermittlungsgespräch zwischen ihr und der Lehrstuhlleitungsstellvertreterin, Frau
Dr. Petra Holciková, zu gewinnen.
Rollenanleitung Frau Mag. Siska, österreichische Lektorin für deutsche Sprache, Universität Ves,
Slowakei
Frau Mag. Sabine Siska hat in Österreich ein Lehramtsstudium abgeschlossen und vor einigen Monaten in der
Slowakei an der Universität Ves die Stelle einer Lektorin für die deutsche Sprache angenommen. Ihr gefällt der
Unterricht sehr, die slowakischen StudentInnen sind sehr interessiert und lernwillig und auch sie selbst ist sehr
motiviert, ihnen möglichst viel beizubringen. Sie ist es gewohnt, bestehende Regeln und das Notensystem ernst
zu nehmen und ist bemüht, den StudentInnen ihre Erfolge und Misserfolge auch in ihrer Notengebung
möglichst angemessen widerzuspiegeln. Eine ihrer StudentInnen ist die Tochter des Informatiklehrstuhlleiters,
Frau Zuzana Kovacová. Ihr Vater ist auch für die Bestellung und Wartung aller Universitäts-Computer und
Netzwerke zuständig. Nachdem Frau Kovacovábei der ersten Deutschprüfung von Frau Mag. Siska ein Nicht-
Genügend bekommen hatte, erschien die Vertreterin des Lehrstuhleiters bei Frau Mag. Siska und bat sie, doch
nachsichtig zu sein, und Frau Kovacová in Deutsch nicht negativ zu benoten, da ihr Vater doch schon so viel für
die Universität getan habe und es ihm gegenüber unhöflich wäre, sie durchfallen zu lassen. Frau Mag. Siska
antwortete darauf, dass sie das nicht tun könne. Als Frau Kovacová bei der zweiten Prüfung wieder nicht
entsprach und Frau Mag. Siska ihre Arbeit wieder negativ bewertete, wurde sie zu einem Gespräch vorgeladen,
bei dem sowohl der Lehrstuhlleiter selbst als auch seine Vertreterin sie eindringlichst baten, Frau Kovacová doch
durchzulassen, da sie sonst Schwierigkeiten mit dem Dekan bekommen könnten. Frau Mag. Siska fühlte sich
zunehmend unwohl und war durch diesen Vorfall sehr irritiert. Sie befürchtete, ihr könnten gewisse Nachteile
entstehen, falls sie dem Druck nicht nachgab. Nachdem Frau Kovacová bei der dritten Deutschprüfung wieder
eine völlig ungenügende Arbeit geschrieben hatte, bemühte sich Frau Mag. Siska darum, eine unparteiliche
Mediatorin für ein Vermittlungsgespräch zwischen ihr und der Lehrstuhlleitungsstellvertreterin zu gewinnen.
26 Rollenspiele zur Interkulturellen Kommunikation und Konfliktlösung
Arbeitsblatt
Rollenspiel Nr. 1: Frau Mag. Siska
Rollenspiele zur Interkulturellen Kommunikation und Konfliktlösung 27
Arbeitsblatt
Rollenspiel Nr. 1: Frau Petra Holciková
Allgemeine Information
Frau Mag. Sabine Siska aus Österreich arbeitet als Lektorin für deutsche Sprache an der Universität Ves in der
Slowakei. Sie unterrichtet unter anderem auch Frau Zuzana Kovacová, die Tochter des Informatiklehrstuhlleiters.
Nachdem Frau Kovacová schon bei zwei Prüfungen bei Frau Mag. Siska durchgefallen war, übten der Lehrstuhl-
leiter und seine Stellvertreterin Druck auf Frau Mag. Siska aus, dass sie Frau Kovacová doch durchlassen solle.
Frau Mag. Siska hatte sich schließlich darum bemüht, eine unparteiliche Mediatorin (ausgebildete Konfliktver-
mittlerin) für ein Vermittlungsgespräch zwischen ihr und der Lehrstuhlleitungsstellvertreterin, Frau Dr. Petra
Holciková, zu gewinnen.
Rollenanleitung Frau Dr. Petra Holciková, stellvertretende Leiterin des Germanistik-Lehrstuhls,
Universität Ves in der Slowakei
Frau Dr. Petra Holciková ist schon seit 15 Jahren am Germanistik-Lehrstuhl tätig und seit einigen Jahren stell-
vertretende Lehrstuhlleiterin. Sie hat sowohl die Zeit vor als auch nach der politischen Wende von 1989 an der
Universität erlebt und sich stets für die positive Entwicklung des Lehrstuhls eingesetzt. Insbesondere die tech-
nische Ausstattung ihres Instituts liegt ihr besonders am Herzen. In der Zeit vor 1989 aber auch nachher hat sie
immer wieder erleben müssen, wie wenig sie gegenüber den staatlichen Autoritäten tun konnte. Die budget-
ären Mittel für die Universität waren immer sehr knapp und sie hatte keinerlei Möglichkeit, Einfluss auf die
Verteilung auszuüben, um die infrastrukturellen Einrichtungen zu verbessern. Seit jeher hatte sie sich daher
bemüht, ein persönliches Netz von Beziehungen aufzubauen, die für die Universität von Bedeutung sein kön-
nten und auf die man sich weit mehr verlassen konnte, als auf staatliche Hilfestellung. Daher war ihr auch sehr
an der Aufrechterhaltung der guten Beziehung zum Leiter des Informatiklehrstuhls gelegen. Er hatte dazu bei-
getragen, dass das Germanistik-Institut mehr PC-Arbeitsplätze als im Vorjahr zur Verfügung gestellt bekam und
hatte schon viele Stunden an ihrem Institut verbracht, wenn es Probleme mit dem Computernetzwerk gab. Er
erwarte sich sicherlich eine Gegenleistung, was den Universitätsabschluss seiner Tochter, Frau Zuzana Kovacová
betrifft. Nachdem Frau Kovacová bei der ersten Deutschprüfung von Frau Mag. Siska, einer neuen Lektorin aus
Österreich, ein Nicht-Genügend bekommen hatte, hat Frau Dr. Petra Holciková Frau Mag. Siska gebeten doch
nachsichtig zu sein, und Frau Kovacová in Deutsch nicht negativ zu benoten, da ihr Vater doch schon so viel für
die Universität getan habe und es ihm gegenüber unhöflich wäre, sie durchfallen zu lassen. Frau Mag. Siska
antwortete darauf, dass sie das nicht tun könne. Als Frau Kovacová bei der zweiten Prüfung wieder nicht ent-
sprach und Frau Mag. Siska ihre Arbeit wieder negativ bewertete, hat Frau Dr. Kovacová sie gemeinsam mit dem
Lehrstuhlleiter zu einem Gespräch vorgeladen, und sie nochmals eindringlichst gebeten, Frau Kovacová doch
durchzulassen, da sie sonst auch Schwierigkeiten mit dem Dekan bekommen könnten. Aber Frau Mag. Siska
schien eher nur daran interessiert zu sein, ihren eigenen Kopf durchzusetzen, als sich auch um die Anliegen des
Instituts zu kümmern. Frau Dr. Petra Holciková ist es auch persönlich ein Anliegen, sich dem Informatiklehrstuhlleiter
erkenntlich und dankbar für seine Hilfestellungen zu zeigen. Um ihre Ziele zu erreichen, sind die meisten Menschen
– wie Frau Dr. Petra Holciková – gewohnt, in ihren Beziehungen möglichst ein Gleichgewicht von gegenseitigen
Hilfestellungen aufrecht zu erhalten, um auch selbst im Notfall nicht auf sich selbst allein gestellt zu sein.
28 Rollenspiele zur Interkulturellen Kommunikation und Konfliktlösung
Arbeitsblatt
Rollenspiel Nr. 1: Rollenanleitung Mediatorin
Allgemeine Information
Frau Mag. Sabine Siska aus Österreich arbeitet als Lektorin für deutsche Sprache an der Universität Ves in der
Slowakei. Sie unterrichtet unter anderem auch Frau Zuzana Kovacová, die Tochter des Informatiklehrstuhlleiters.
Nachdem Frau Kovacová schon bei zwei Prüfungen bei Frau Mag. Siska durchgefallen war, übten der Lehrstuhl-
leiter und seine Stellvertreterin Druck auf Frau Mag. Siska aus, dass sie Frau Kovacová doch durchlassen solle.
Frau Mag. Siska hatte sich schließlich darum bemüht, eine unparteiliche Mediatorin (ausgebildete Konflikt-
vermittlerin) für ein Vermittlungsgespräch zwischen ihr und der Lehrstuhlleitungsstellvertreterin, Frau Dr. Petra
Holciková, zu gewinnen.
Rollenanleitung Mediatorin
Sie sind ausgebildete österreichische Mediatorin, spezialisiert auf Mittel- und Osteuropa. Sie wurden von Frau
Mag. Siska gebeten, im obigem Konfliktfall zu vermitteln. Sie haben Erfahrungen im Wirtschaftsmediations-
bereich und wissen auch, dass Sie als Mediatorin vor allem das Vertrauen von der slowakischen Seite – Frau
Dr. Petra Holciková – gewinnen müssen, insbesondere deshalb, weil Sie von der österreichischen Seite her
engagiert wurden. Ihre Aufgabe ist es, möglichst neutral den Konfliktfall zu analysieren, d.h. von beiden Seiten
zunächst möglichst sachliche Informationen über den Konflikthergang zu erhalten. Des weiteren versuchen Sie,
die hinter den jeweiligen Positionen liegenden Bedürfnisse, vor allem aber auch Ängste und Sorgen herauszu-
arbeiten, und dann die Konfliktparteien aufzufordern, zu versuchen, sich auch in die Position des anderen, vor
allem seine Wünsche, Ängste, Befürchtungen etc. hineinzuversetzen. Wenn dieser wechselseitige Perspektiven-
wechsel ansatzweise möglich wird, ist schon viel gewonnen. Im Idealfall können die Konfliktparteien in der
Mediation auch eine gemeinsame Lösung finden, nachdem Sie gelernt haben, sich auch in die Position des
anderen hineinzuversetzen. Ein mittelfristiges Ziel ist aber auch, dass beide den anderen einfach besser ver-
stehen können, sich weniger emotional betroffen fühlen und daher mehr Einsicht in den Konfliktfall erreichen
können.
Rollenspiele zur Interkulturellen Kommunikation und Konfliktlösung 29
Arbeitsblatt
Rollenspiel Nr. 2: Frau Andrea Pisárová
Allgemeine Information
Frau Univ. Prof. Dr. Gertraud Hauser, Institutsvorstand des Universitätsinstitutes für Biologie in Wien, hält an der
Universität gerade ein Proseminar mit ihren StudentInnen. Da klopft die Studentin Andrea Pisárová an die Tür.
Sie will nicht am Proseminar teilnehmen, sondern deutet zur Frau Prof. Hauser, dass sie nur eine Unterschrift für
ihren Stipendienantrag benötigt. Frau Prof. Hauser wird daraufhin sehr wütend, schmeißt die Studentin raus
und regt sich anschließend über die "ungezogenen StudentInnen aus dem Ostblock" auf.
Einige Zeit später findet ein von einer Studentin initiiertes Vermittlungsgespräch zur Förderung der interkul-
turellen Kommunikation statt. Die Studentin ist selbst ausgebildete Mediatorin und hat sowohl Frau Prof. Hauser
als auch Frau Pisárová gebeten, an einem solchen Vermittlungsgespräch teilzunehmen.
Rollenanleitung Frau Andrea Pisárová, Biologiestudentin aus Banska Bystrica, Slowakei
Frau Andrea Pisárová ist slowakische Staatsbürgerin. Nach einigen Semestern in der Slowakei ist sie nach Öster-
reich gekommen und studiert seit zwei Semestern Biologie an der Universität Wien. Sie kommt mit dem
Studium sehr gut voran und hat die meisten Prüfungen bereits erfolgreich absolviert. Im letzten Jahr hatte sie
auch ein Stipendium bekommen. Heuer möchte sie wieder für ein Stipendium einreichen. Neben dem
Nachweis ihres guten Studienerfolgs, den sie mit ihren Zeugnissen belegen kann, braucht sie für die
Einreichung noch die Unterschrift des Institutsvorstandes, von Frau Univ. Prof. Dr. Gertraud Hauser. Frau Prof.
Hauser hat nur einmal pro Woche Montags Sprechstunde. Da Frau Andrea Pisárová wegen der Einreichfrist
nicht mehr bis Montag warten kann und ihr einfällt, dass Frau Prof. Hauser gerade ein Proseminar abhält, klopft
sie an die Türe und bittet sie leise um eine Unterschrift für den Stipendienantrag. Frau Prof. Hauser aber regt
sich furchtbar über die Störung auf und fängt an, über die "ungezogenen StudentInnen aus dem Ostblock" zu
schimpfen. Frau Pisárová ist darüber sehr verstört. Sie hat sich eigentlich immer bemüht, zuvorkommend und
höflich zu sein – und jetzt wird sie so beschimpft! In der Slowakei ist ihr so etwas noch nie passiert.
30 Rollenspiele zur Interkulturellen Kommunikation und Konfliktlösung
Arbeitsblatt
Rollenspiel Nr. 2: Frau Univ. Prof. Dr. Gertraud Hauser
Allgemeine Information
Frau Univ. Prof. Dr. Gertraud Hauser, Institutsvorstand des Universitätsinstitutes für Biologie in Wien ab, hält an
der Universität gerade ein Proseminar mit ihren StudentInnen. Da klopft die Studentin Andrea Pisárová an die
Tür. Sie will nicht am Proseminar teilnehmen, sondern deutet zur Frau Prof. Hauser, dass sie nur eine Unterschrift
für ihren Stipendienantrag benötigt. Frau Prof. Hauser wird daraufhin sehr wütend, schmeißt die Studentin raus
und regt sich anschließend über die "ungezogenen StudentInnen aus dem Ostblock" auf.
Einige Zeit später findet ein von einer Studentin initiiertes Vermittlungsgespräch zur Förderung der interkul-
turellen Kommunikation statt. Die Studentin ist selbst ausgebildete Mediatorin und hat sowohl Frau Prof. Hauser
als auch Frau Pisárová gebeten, an einem solchen Vermittlungsgespräch teilzunehmen.
Rollenanleitung Frau Univ. Prof. Dr. Gertraud Hauser, Institutsvorstand des Biologieinstituts der
Universität Wien
Frau Univ. Prof. Dr. Gertraud Hauser ist schon seit vielen Jahren an der Universität tätig und seit vier Jahren
Vorstand des Biologieinstituts. Sie hat sich schon oft über die heutzutage übliche "Servicehaltung" der
StudentInnen geärgert. Zu ihrer eigenen Studienzeit hatte man noch Respekt vor den Universitätsprofessor-
Innen und bemühte sich als Studentin, ihnen keine Zeit zu stehlen. Seit der Einführung der Kommunikation über
Email und insbesondere seit der Einführung der Studiengebühren kommen die StudentInnen aber immer mehr
mit der Einstellung, die Universitätslehrenden müssen ihnen ein "Service" bieten, das die Universität aber nicht
wirklich leisten kann. Obwohl die Studierenden jetzt ihre Anfragen zu jeder Tag- und Nachtzeit an die Univer-
sitätslehrenden per Email richten, und Frau Prof. Hauser mehrmals in der Woche ca. eine Stunde nur zur Beant-
wortung von Studentenemails braucht – und ihr diese Zeit für ihre sonstige Tätigkeit an der Universität fehlt
und sie Überstunden machen muss – bekommt sie nicht mehr bezahlt als früher, sondern im Gegenteil – durch
einige Regierungssparpakete – weniger. Auch die Tatsache, dass Studierende heutzutage die Universitäts-
lehrenden evaluieren und dadurch auch einen gewissen Druck auf sie ausüben können, verstärkt deren "Service-
haltung". Am meisten ärgert es sie, wenn die StudentInnen auch noch außerhalb der Sprechstundenzeiten zu
ihnen auf die Universität kommen. Dass sie aber dann auch noch eine Lehrveranstaltung stören, um eine
Unterschrift zu bekommen – wie im Fall von Frau Pisárová – ist für Frau Prof. Hauser wirklich der Gipfel. Es ist
ihr auch schon ein paar Mal aufgefallen, dass z.B. polnische oder ungarische StudentInnen öfter außerhalb der
Sprechstundenzeiten zu ihr ins Zimmer kommen, als österreichische. Das ärgert sie maßlos. Sie versteht auch
nicht, warum sie es unterstützen soll, dass StudentInnen aus dem "Ostblock", die in Wien studieren, ein
Stipendium von Österreich bekommen, obwohl doch die Universitätsausbildung in ihren Heimatländern be-
kanntermaßen sehr gut ist. Sie versteht nicht, warum der Staat Österreich nicht solche dringend benötigten
Mittel den österreichischen Universitäten selbst zur Verfügung stellt
Rollenspiele zur Interkulturellen Kommunikation und Konfliktlösung 31
Arbeitsblatt
Rollenspiel Nr. 2: vermittelnde Studentin, Mediatorin
Allgemeine Information
Frau Univ. Prof. Dr. Gertraud Hauser, Institutsvorstand des Universitätsinstitutes für Biologie in Wien ab, hält an
der Universität gerade ein Proseminar mit ihren StudentInnen. Da klopft die Studentin Andrea Pisárová an die
Tür. Sie will nicht am Proseminar teilnehmen, sondern deutet zur Frau Prof. Hauser, dass sie nur eine Unterschrift
für ihren Stipendienantrag benötigt. Frau Prof. Hauser wird daraufhin sehr wütend, schmeißt die Studentin raus
und regt sich anschließend über die "ungezogenen StudentInnen aus dem Ostblock" auf.
Einige Zeit später findet ein von einer Studentin initiiertes Vermittlungsgespräch zur Förderung der interkul-
turellen Kommunikation statt. Die Studentin ist selbst ausgebildete Mediatorin und hat sowohl Frau Prof. Hauser
als auch Frau Pisárová gebeten, an einem solchen Vermittlungsgespräch teilzunehmen.
Rollenanleitung vermittelnde Studentin, Mediatorin
Sie sind Biologiestudentin und haben neben dem Studium auch eine Ausbildung zur Mediatorin gemacht.
Obiger Konfliktfall, der Ihnen von einer Kollegin berichtet wurde, hat sie insbesondere wegen dem Aspekt der
interkulturellen Kommunikation interessiert. Sie sind sicher, dass der Konflikt auch auf in der Slowakei und Öster-
reich unterschiedlichen Regeln und Gewohnheiten des Umgangs zwischen ProfessorInnen und StudentInnen
zurückzuführen ist. Insbesondere dafür wollen Sie Verständnis wecken. In der Slowakei ist es beispielsweise dur-
chaus üblich, dass StudentInnen ihre ProfessorInnen zu normalen Bürozeiten mit Fragen und Anliegen kontak-
tieren können. Paradoxerweise sind slowakische StudentInnen vielleicht sogar mehr bemüht, als österreichische,
nicht den Ärger der ProfessorInnen auf sich zu ziehen und empfinden obigen Konfliktfall daher umso verletzen-
der. Natürlich versuchen Sie als Mediatorin aber, den Konfliktfall möglichst neutral zu analysieren, d.h. von bei-
den Seiten zunächst möglichst sachliche Informationen über den Konflikthergang zu erhalten. Desweiteren ver-
suchen Sie, die hinter den jeweiligen Positionen liegenden Bedürfnisse, vor allem aber auch Gefühle wie Stress,
Belastung, Kränkung etc. herauszuarbeiten, und dann die Konfliktparteien aufzufordern, zu versuchen, sich auch
in die Position des anderen hineinzuversetzen. Wenn dieser wechselseitige Perspektivenwechsel ansatzweise
möglich wird, ist schon viel gewonnen. Im Idealfall können die Konfliktparteien in der Mediation auch eine
gemeinsame Lösung, Konfliktbeilegung etc. finden, nachdem Sie gelernt haben, sich auch in die Position des
anderen hineinzuversetzen. Ein mittelfristiges Ziel ist aber auch, wenn beide den anderen einfach besser verste-
hen können, sich weniger emotional betroffen fühlen und daher mehr Einsicht in den Konfliktfall erreichen kön-
nen.
32 Rollenspiele zur Interkulturellen Kommunikation und Konfliktlösung
Arbeitsblatt
Rollenspiel Nr. 3: Frau Dr. Isolde Seift
Allgemeine Information
Alljährlich findet an der Universität in Ves in der Slowakei ein zweiwöchiges Sommerkolleg in Form eines
Slowakisch-Basiskurses für ausländische KursteilnehmerInnen statt. Alle TeilnehmerInnen sind für die Dauer des
Kollegs in einem Studentenheim mit Vollpension untergebracht. Damit auch Mütter mit ihren Kindern an dem
Kolleg teilnehmen können, ist auch für Kinderbetreuung gesorgt. An diesem Tag findet das Eröffnungsfest des
Sommerkollegs statt. Es gibt ein feierliches mehrgängiges Abendessen und ein Musikprogramm. Die österrei-
chischen TeilnehmerInnen bilden eine kleine Gruppe von fünf erwachsenen Personen, zu ihnen gehören vier
Kinder im Alter von vier bis sechs Jahren. Die kleinen Kinder hatten schon nachmittags auf den Sofas in der
Eingangshalle geturnt. Während dem Abendessen liefen und tobten sie zwischen den Kellnern hin und her. Die
österreichischen Kinder waren deutlich lebhafter als die der anderen TeilnehmerInnen und riefen das Missfallen
der slowakischen Organisationsleitung hervor. Eine österreichische Teilnehmerin mit einem Kind, Frau Dr. Isolde
Seift, wird von einer slowakischen Lehrerin, Frau Mgr. Martina Filová daraufhin angesprochen.
Rollenanleitung Frau Dr. Isolde Seift, österreichische Teilnehmerin am Sommerkolleg in Ves, Slowakei
Frau Dr. Isolde Seift ist mit ihrem vierjährigen Sohn zum Sommerkolleg gekommen, nachdem sie ihn dazu
überredet hat, einen Teil des Sommerurlaubs mit ihr auf dem Sommerkolleg zu verbringen. Sie ist froh, dass
auch noch andere österreichische Kinder in der Gruppe sind, damit er Spielgefährten hat. Sie freut sich, wenn
sie sieht, dass er mit den anderen Kindern Spaß hat und ihre Hoffnung steigt, dass er die ganzen zwei Wochen
durchhalten wird und ihm nicht zu langweilig wird. Im allgemeinen ist sie bemüht, ihn liberal zu erziehen und
seine Persönlichkeitsentwicklung zu fördern. Es ist ihr wichtiger, dass ihr Sohn z.B. Zivilcourage lernt als
Gehorsam. Sie hat natürlich bemerkt, dass er mit den anderen Kindern herumtollt und die slowakischen Kellner
irritiert waren, fand aber dass sein Verhalten für Kinder in seinem Alter durchaus normal ist und wollte ihn aus
diesem Grund auch nicht zurechtweisen. Erst als die slowakische Lehrerin, Frau Mgr. Filová, sie direkt daraufhin
anspricht, merkt sie, dass sie ihr Kind aus slowakischer Sicht hätte zurecht weisen sollen und ihre Untätigkeit als
Respektlosigkeit interpretiert wurde. Nach einer kurzen Irritation und Missstimmung findet ein längeres
Gespräch zwischen ihr und Frau Mgr. Filová statt, bei dem beiden die unterschiedlichen Normen und Werte
bewusst werden, die sie jeweils ihren Kindern durch die Erziehung mitgeben und die im interkulturellen Kontakt
auch zu Konflikten führen können.
Rollenspiele zur Interkulturellen Kommunikation und Konfliktlösung 33
Arbeitsblatt
Rollenspiel Nr. 3: Frau Mgr. Martina Filová
Allgemeine Information
Alljährlich findet an der Universität in Ves in der Slowakei ein zweiwöchiges Sommerkolleg in Form eines
Slowakisch-Basiskurses für ausländische KursteilnehmerInnen statt. Alle TeilnehmerInnen sind für die Dauer des
Kollegs in einem Studentenheim mit Vollpension untergebracht. Damit auch Mütter mit ihren Kindern an dem
Kolleg teilnehmen können, ist auch für Kinderbetreuung gesorgt. An diesem Tag findet das Eröffnungsfest des
Sommerkollegs statt. Es gibt ein feierliches mehrgängiges Abendessen und ein Musikprogramm. Die österrei-
chischen TeilnehmerInnen bilden eine kleine Gruppe von fünf erwachsenen Personen, zu ihnen gehören vier
Kinder im Alter von vier bis sechs Jahren. Die kleinen Kinder hatten schon nachmittags auf den Sofas in der
Eingangshalle geturnt. Während dem Abendessen liefen und tobten sie zwischen den Kellnern hin und her. Die
österreichischen Kinder waren deutlich lebhafter als die der anderen TeilnehmerInnen und riefen das Missfallen
der slowakischen Organisationsleitung hervor. Eine österr. Teilnehmerin mit einem Kind, Frau Dr. Isolde Seift,
wird von einer slowakischen Lehrerin, Frau Mgr. Martina Filová daraufhin angesprochen.
Rollenanleitung Frau Mgr. Martina Filová, Slowakisch-Lehrerin am Sommerkolleg in Ves, Slowakei
Frau Mgr. Martina Filová unterrichtet jedes Jahr am Sommerkolleg Slowakisch für ausländische
KursteilnehmerInnen. Sie hat selbst einen kleinen Sohn und ist darauf bedacht, dass er sich im allgemeinen gut
benimmt und auf andere Rücksicht nimmt. Mit gemischten Gefühlen beobachtet sie die Kinder der österreichis-
chen Gruppe, die scheinbar ganz anders erzogen werden. Sie haben offensichtlich viel weniger Hemmungen
beim Spielen und Lärmen und werden von ihren Eltern noch eher darin unterstützt als gehindert. Einerseits
gefällt es ihr, weil sie darin auch die Absicht der Eltern erkennt, dass ihre Kinder selbstbewusste Persönlich-
keiten werden, die sich durchsetzen können und sich nichts gefallen lassen, andererseits ist ihr diese Erziehung
auch viel zu individualistisch ausgerichtet. Auf andere Rücksicht zu nehmen und für andere Respekt zu zeigen,
ist ihr in der Erziehung ihres eigenen Sohnes wichtiger. Sie empfindet das hemmungslose Herumtollen der
österreichischen Kinder bei der Eröffnungsveranstaltung und die Untätigkeit ihrer Eltern, die in der Slowakei zu
Besuch sind, auch als respektlos. Sie spricht Frau Dr. Isolde Seift direkt daraufhin an und nach einer kurzen
Irritation und Missstimmung findet ein längeres Gespräch zwischen ihr und Frau Dr. Seift statt, bei dem beiden
die unterschiedlichen Normen und Werte bewusst werden, die sie jeweils ihren Kindern durch die Erziehung
mitgeben und die im interkulturellen Kontakt auch zu Konflikten führen können.
34 Rollenspiele zur Interkulturellen Kommunikation und Konfliktlösung
Arbeitsblatt
Rollenspiel Nr. 3: Frau Zuzana Smolková
Allgemeine Information
Frau Zuzana Smolková aus der Slowakei arbeitet als Ordinationshilfe bei einem österreichischen Augenarzt,
Herrn Dr. Hönigsmann. Die Praxis von Dr. Hönigsmann befindet sich im Haus einer größeren Ärztepraxisgemein-
schaft. Im selben Haus befinden sich noch viele andere Ordinationen: ein Hals-, Nasen-, Ohrenarzt, eine
orthopädische und eine gynäkologische Praxis und auch eine Psychotherapeutin. Die ÄrztInnen und ihre
PraxismitarbeiterInnen verstehen sich als Mitglieder einer gemeinsamen "Alternativorganisation". Sie treffen
einander des öfteren auf der Straße und auch besonders mittags beim Gastwirt um die Ecke. Frau Smolková ist
vor allem für ihre großartigen Sprachkenntnisse bekannt, neben Slowakisch und Deutsch kann sie auch Englisch,
Polnisch und Russisch. Seit einem Monat wurde Frau Smolková schon dreimal vom Hals- Nasen- Ohrenarzt,
Herrn Dr. Harrich angesprochen, ob sie nicht in seiner Praxis als Ordinationshilfe arbeiten möchte. Er fragte sie,
was sie bei Dr. Hönigsmann verdient und machte ihr ein besseres Angebot. Frau Smolková fühlt sich aber bei
Dr. Hönigsmann sehr wohl und findet das Verhalten von Dr. Harrich eigenartig. Bei einer Geburtstagsfeier von
Dr. Hönigsmann erzählt sie ihm beiläufig davon. Er aber wird furchtbar wütend und möchte Dr. Harrich gleich
zur Rede stellen. Frau Smolková ist das Ganze aber furchtbar unangenehm und erst als sie ihn eindringlichst bit-
tet, lässt er sich davon abhalten, gleich wütend zu Dr. Harrich zu stürmen. Er betont aber immer wieder, dass
das Konsequenzen haben wird. In den nächsten Tagen bittet Frau Smolková ihn immer wieder, Herrn Dr. Harrich
nicht darauf anzusprechen und die ganze Sache zu vergessen. Sie möchte keine Konflikte verursachen und es
wäre ihr sehr unangenehm, wenn Sie Herrn Dr. Harrich danach auf der Straße oder im Gasthaus träfe und sie
wüsste dann nicht mehr, wie Sie sich verhalten sollte. Herr Dr. Hönigsmann möchte einerseits auf sie Rücksicht
nehmen, ist andererseits aber davon überzeugt, dass er auf diesen Vorfall in irgendeiner Weise reagieren muss.
In einem weiteren längeren Gespräch gelingt es beiden, ihre jeweilige Position dem anderen klar zu machen
und sie können sich schließlich auch über die weitere Vorgangsweise einigen.
Rollenanleitung Frau Smolková
Wenn Frau Smolková geahnt hätte, dass dieser Vorfall Herrn Dr. Hönigsmann so verärgert, hätte sie ihm das gar
nicht erzählt. Sie ist sich sicher, dass es für die Gemeinschaftspraxis besser ist, wenn dieser Fall nicht ange-
sprochen und Herr Dr. Harrich in dieser Angelegenheit einfach nicht so wichtig genommen wird. Sie will alles
andere als einen großen Streit provozieren und möchte, dass die ganze Sache so schnell wie möglich wieder
vergessen wird.
Rollenspiele zur Interkulturellen Kommunikation und Konfliktlösung 35
Arbeitsblatt
Rollenspiel Nr. 4: Herr Dr. Hönigsmann
Allgemeine Information
Frau Zuzana Smolková aus der Slowakei arbeitet als Ordinationshilfe bei einem österreichischen Augenarzt,
Herrn Dr. Hönigsmann. Die Praxis von Dr. Hönigsmann befindet sich im Haus einer größeren Ärztepraxisgemein-
schaft. Im selben Haus befinden sich noch viele andere Ordinationen: ein Hals-, Nasen-, Ohrenarzt, eine
orthopädische und eine gynäkologische Praxis und auch eine Psychotherapeutin. Die ÄrztInnen und ihre
PraxismitarbeiterInnen verstehen sich als Mitglieder einer gemeinsamen "Alternativorganisation". Sie treffen
einander des öfteren auf der Straße und auch besonders mittags beim Gastwirt um die Ecke. Frau Smolková ist
vor allem für ihre großartigen Sprachkenntnisse bekannt, neben Slowakisch und Deutsch kann sie auch Englisch,
Polnisch und Russisch. Seit einem Monat wurde Frau Smolková schon dreimal vom Hals- Nasen- Ohrenarzt,
Herrn Dr. Harrich angesprochen, ob sie nicht in seiner Praxis als Ordinationshilfe arbeiten möchte. Er fragt sie,
was sie bei Dr. Hönigsmann verdient und macht ihr ein besseres Angebot. Frau Smolková fühlt sich aber bei Dr.
Hönigsmann sehr wohl und findet das Verhalten von Dr. Harrich eigenartig. Bei einer Geburtstagsfeier von Dr.
Hönigsmann erzählt sie ihm beiläufig davon. Er aber wird furchtbar wütend und möchte Dr. Harrich gleich zur
Rede stellen. Frau Smolková ist das Ganze aber furchtbar unangenehm und erst als Sie ihn eindringlichst bittet,
lässt er sich davon abhalten, gleich wütend zu Dr. Harrich zu stürmen. Er betont aber immer wieder, dass das
Konsequenzen haben wird. In den nächsten Tagen bittet Frau Smolková ihn immer wieder, Herrn Dr. Harrich
nicht darauf anzusprechen und die ganze Sache zu vergessen. Sie möchte keine Konflikte verursachen und es
wäre ihr sehr unangenehm, wenn Sie Herrn Dr. Harrich danach auf der Straße oder im Gasthaus träfe und sie
wüsste dann nicht mehr, wie Sie sich verhalten sollte. Herr Dr. Hönigsmann möchte einerseits auf sie Rücksicht
nehmen, ist andererseits aber davon überzeugt, dass er auf diesen Vorfall in irgendeiner Weise reagieren muss.
In einem weiteren längeren Gespräch gelingt es beiden, ihre jeweilige Position dem anderen klar zu machen
und sie können sich schließlich auch über die weitere Vorgangsweise einigen.
Rollenanleitung Herr Dr. Hönigsmann
Herr Dr. Hönigsmann ist der Ansicht, dass dieser Vorfall unbedingt in der Ärztegemeinschaftspraxis ange-
sprochen werden muss, da für ihn das Verhalten von Herrn Dr. Harrich die gesamte Gemeinschaftspraxis ernst-
haft in Frage stellt. Seiner Meinung nach muss es für die mangelnde Loyalität bzw. für das eigentlich betriebs-
schädigendes Verhalten von Herrn Dr. Harrich Konsequenzen geben. Er bemüht sich sehr, auf Frau Smolková
Rücksicht zu nehmen, fühlt sich aber dadurch eingeschränkt, nach seinen Grundprinzipien zu handeln und in
eine passive Rolle gezwängt, die nicht zu ihm passt.
36 Rollenspiele zur Interkulturellen Kommunikation und Konfliktlösung
Arbeitsblatt
Rollenspiel Nr. 5: Frau Martina Petrásová
Allgemeine Information
Frau Martina Petrásová studiert in der Slowakei Theaterwissenschaften und Germanistik und befindet sich
derzeit im Rahmen eines Auslandsstudienjahres in Wien. Schon kurz nachdem sie an der Wiener Universität die
ersten Lehrveranstaltungen besucht hatte, musste sie auch Seminare absolvieren, in denen nur sehr wenige
TeilnehmerInnen waren und sehr viel Wert auf Diskussion gelegt wurde. Im Laufe des ersten von ihr besuchten
Seminars mit nur sechs TeilnehmerInnen hatte sie sich längere Zeit kaum an den Diskussionen in der Gruppe
beteiligt, sondern saß meistens ruhig da. Als dann in einer Stunde über "Spuren des Deutschen in den
Dialekten der österreichischen Nachbarländer" – unter anderem auch der Slowakei – diskutiert wurde, brachte
sie sich zum ersten Mal mit einem längeren und interessanten Beitrag ein. Alle hörten ihr gespannt zu und Herr
Prof. Brück, der Seminarleiter sagte darauf: "Warum haben Sie solange gewartet, wir hätten Ihren Beitrag gerne
schon zu Beginn der Diskussion gehört".
Rollenanleitung Frau Martina Petrásová
Frau Martina Petrásová fielen gleich zu Beginn Ihres Aufenthaltes an der Wiener Universität Unterschiede in
der Unterrichtsgestaltung und im Verhalten der StudentInnen im Vergleich zur Slowakei auf, an die sie sich erst
gewöhnen musste. Auf der Universität in der Slowakei ist der Zusammenhalt unter den Studierenden viel
größer, normalerweise besucht man viele Lehrveranstaltungen mit denselben StudentInnen, deren Gruppe
oft über viele Jahre relativ konstant bleibt. Die Studierenden kennen sich daher meist auch sehr gut und sind
untereinander befreundet. An der Universität Wien empfindet sie das Studium als anonym. In den großen
Lehrveranstaltungen herrscht ein "Kommen und Gehen" , man sieht immer wieder neue Leute. In den
Seminaren mit weniger TeilnehmerInnen (die es in der Slowakei kaum gibt) hatte sie im Gegensatz das Gefühl,
sich nicht mehr "verstecken" zu können. Die meisten österreichischen StudentInnen sind dabei bestrebt, sich
persönlich besonders in den Mittelpunkt zu stellen. Nicht der Gruppenzusammenhalt ist ihnen wichtig, sondern
dass sie mit Ihrer eigenen Meinung besonderes hervorstechen. Manchmal wird in den Diskussionen auch viel
Blödsinn geredet, aber die Leute scheinen sich dafür auch nicht besonders zu genieren. In der Slowakei würden
die StudentInnen eher schweigen als selbstbewusst Blödsinn zu reden. Nach dieser Stunde findet ein längeres
Gespräch zwischen ihr und Herr Prof. Brück statt, bei dem beiden die verschiedenen Normen und Werte
bewusst werden, die auch in den unterschiedlichen Unterrichtsformen und Verhalten der StudentInnen zutage
treten.
Rollenspiele zur Interkulturellen Kommunikation und Konfliktlösung 37
Arbeitsblatt
Rollenspiel Nr. 5: Herr Univ. Prof. Dr. Brück
Allgemeine Information
Frau Martina Petrásová studiert in der Slowakei Theaterwissenschaften und Germanistik und befindet sich
derzeit im Rahmen eines Auslandsstudienjahres in Wien. Schon kurz nachdem sie an der Wiener Universität die
ersten Lehrveranstaltungen besucht hatte, musste sie auch Seminare absolvieren, in denen nur sehr wenige
TeilnehmerInnen waren und sehr viel Wert auf Diskussion gelegt wurde. Im Laufe des ersten von ihr besuchten
Seminars mit nur sechs TeilnehmerInnen hatte sie sich längere Zeit kaum an den Diskussionen in der Gruppe
beteiligt, sondern saß meistens ruhig da. Als dann in einer Stunde über "Spuren des Deutschen in den
Dialekten der österreichischen Nachbarländer" – unter anderem auch der Slowakei – diskutiert wurde, brachte
sie sich zum ersten Mal mit einem längeren und interessanten Beitrag ein. Alle hörten ihr gespannt zu und Herr
Prof. Brück, der Seminarleiter sagte darauf: "Warum haben Sie solange gewartet, wir hätten Ihren Beitrag gerne
schon zu Beginn der Diskussion gehört".
Rollenanleitung Herr Univ. Prof. Dr. Brück
Herr Dr. Brück ist Prof. für Germanistik an der Universität Wien. Ihm ist schon seit einiger Zeit aufgefallen, dass
sich Frau Martina Petrásová nicht an der Diskussion in der Gruppe beteiligt. Er konnte sich aber nicht erklären,
warum, da sie noch nie mit ihm gesprochen hatte. Erst nachdem Frau Petrásová ihren längeren Beitrag zur
Diskussion gebracht hatte, wurde ihm klar, dass es nicht an mangelnden fachlichen oder sprachlichen
Kenntnissen liegen kann. Er hatte zuerst vermutet, dass sich Frau Petrásová im Ausland einsam fühlt, möchte
ihr aber nicht zu nahe treten. Diesmal hat er beschlossen, sie vorsichtig auf ihr Verhalten im Seminar hin anzus-
prechen. Es findet ein längeres Gespräch zwischen ihm und Frau Petrásová statt, bei dem beiden die ver-
schiedenen Normen und Werte bewusst werden, die auch in den unterschiedlichen Unterrichtsformen und im
Verhalten der StudentInnen zutage treten.
38 Rollenspiele zur Interkulturellen Kommunikation und Konfliktlösung
Arbeitsblatt
Rollenspiel Nr. 6: Herr Kosút
Allgemeine Information
Die Leiter eines österreichischen und eines slowakischen Umweltbüros haben sich auf einem Europäischen
Umweltkongress in Prag kennen gelernt und beschossen, gemeinsam ein grenzüberschreitendes EU-Projekt zur
Zusammenarbeit in der schulischen Umweltbildung durchzuführen. Herr Rudolf Prachner, Leiter des österreich-
ischen Umweltbüros, hatte zunächst einmal den Leiter des slowakischen Umweltbüros, Herrn Peter Kosút nach
Wien eingeladen, ihm das Umweltbüro gezeigt, ihn mit seinen Mitarbeitern bekannt gemacht und zum
Abendessen eingeladen. Danach folgte eine Gegeneinladung von Herrn Kosútfür Herrn Prachner nach
Bratislava, die noch herzlicher ausfiel. Bei mehreren Folgetreffen hatten sie sich schließlich auf ein Projekt
geeinigt, bei dem sie als Projektpartner fungierten und ihre Tätigkeiten und Aufgaben definiert hatten. Das
Projekt wurde eingereicht und schließlich auch bewilligt. Nachdem das österreichische Umweltbüro auch noch
weitere Kooperationsprojekte mit der Slowakei durchführte, stellte Herr Prachner schließlich eine slowakische
Sachbearbeiterin ein, die ab sofort auch die Kontakte zu den slowakischen Projektpartnern übernahm. Dadurch
hatte Herr Prachner nach einiger Zeit gar keinen direkten Kontakt mehr zu Herrn Kosút. Bei der
Startveranstaltung zum Projekt, bei dem Herr Kosút eingeladen war, ist dieser nicht erschienen. Für die
geplanten weiteren Projekttreffen war es jeweils äußerst schwierig, ihn telephonisch zu erreichen und er
erschien auch bei den Treffen nicht, obwohl er zugesagt hatte. Schließlich kam ein Anruf eines Büromitarbeiters
von Herrn Kosút, der mitteilte, dass das slowakische Umweltbüro die Projektpartnerschaft aufkündigen möchte.
Einige Zeit später findet ein von Herrn Prachner initiiertes Vermittlungsgespräch zwischen den Mitarbeitern des
slowakischen und österreichischen Umweltbüros mit einer ausgebildeten Mediatorin statt.
Rollenanleitung Herr Kosút, Leiter des slowakischen Umweltbüros
Für Herrn Kosút war die persönliche Kommunikation und Beziehung mit Herrn Prachner die Basis für die
Projektzusammenarbeit. Für ihn ist der Abbruch der persönlichen Beziehungen von Seiten Herrn Prachners ein
Zeichen dafür, dass dieser auch beruflich nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten wollte. Private und berufliche
Angelegenheiten sind in der Slowakei oft stärker miteinander verbunden, sodass der Wegfall der persönlichen
Beziehung das berufliche Miteinander ebenfalls gefährdet.
Rollenspiele zur Interkulturellen Kommunikation und Konfliktlösung 39
Arbeitsblatt
Rollenspiel Nr. 6: Herr Prachner
Allgemeine Information
Die Leiter eines österreichischen und eines slowakischen Umweltbüros haben sich auf einem Europäischen
Umweltkongress in Prag kennen gelernt und beschossen, gemeinsam ein grenzüberschreitendes EU-Projekt zur
Zusammenarbeit in der schulischen Umweltbildung durchzuführen. Herr Rudolf Prachner, Leiter des österreich-
ischen Umweltbüros, hatte zunächst einmal den Leiter des slowakischen Umweltbüros, Herrn Peter Kosút nach
Wien eingeladen, ihm das Umweltbüro gezeigt, ihn mit seinen Mitarbeitern bekannt gemacht und zum Abend-
essen eingeladen. Danach folgte eine Gegeneinladung von Herrn Kosút für Herrn Prachner nach Bratislava, die
noch herzlicher ausfiel. Bei mehreren Folgetreffen hatten sie sich schließlich auf ein Projekt geeinigt, bei dem
sie als Projektpartner fungierten und ihre Tätigkeiten und Aufgaben definiert hatten. Das Projekt wurde einge-
reicht und schließlich auch bewilligt. Nachdem das österreichische Umweltbüro auch noch weitere Koopera-
tionsprojekte mit der Slowakei durchführte, stellte Herr Prachner schließlich eine slowakische Sachbearbeiterin
ein. Anrufe von Herrn Kosút ließ er immer öfter von der slowakischen Sachbearbeiterin beantworten. Nach
einiger Zeit hatte Herr Prachner gar keinen Kontakt mehr zu Herrn Kosút. Bei der Startveranstaltung zum
Projekt, bei dem Herr Kosúteingeladen war, ist dieser nicht erschienen. Für die geplanten weiteren Projekt-
treffen war es jeweils äußerst schwierig, ihn telephonisch zu erreichen und er erschien auch bei den Treffen
nicht, obwohl er zugesagt hatte. Schließlich kam ein Anruf eines Büromitarbeiters von Herrn Kosút, der mitteilte,
dass das slowakische Umweltbüro die Projektpartnerschaft aufkündigen möchte. Einige Zeit später findet ein
von Herrn Prachner initiiertes Vermittlungsgespräch zwischen den Mitarbeitern des slowakischen und österreich-
ischen Umweltbüros mit einer ausgebildeten Mediatorin statt.
Rollenanleitung Herr Prachner, Leiter des österreichischen Umweltbüros
Für Herrn Prachner war der Projektvertrag mit Herrn Kosút die Basis für die Projektzusammenarbeit. Er hatte die
slowakische Sachbearbeiterin speziell für die Kontakte mit den slowakischen Projektpartnern engagiert und
wollte dadurch gerade die Kommunikation verbessern. Er hätte sich nie gedacht, dass er gerade durch seinen
Abbruch der persönlichen Beziehung zur Herrn Kosút die Projektzusammenarbeit gefährde.
40 Rollenspiele zur Interkulturellen Kommunikation und Konfliktlösung
Arbeitsblatt
Rollenspiel Nr. 7: Frau Petra Horváthová
Allgemeine Information
Frau Petra Horváthová ist Slowakin und Mitarbeiterin in einem österreichischen Kulturvermittlungsbüro. Das
Büro organisiert in erster Linie kulturelle Veranstaltungen. Neben dem Chef, Herrn Manfred Kaindl, arbeiten
noch fünf andere MitarbeiterInnen, drei Frauen und zwei Männer im Büro. Frau Horváthová versteht sich mit
ihrem Chef gut und mag ihn gerne. Sie hat ihren Platz neben ihm und kocht ihm manchmal Kaffee oder sogar
ein Mittagessen. Ihre Kollegin, die gleich nebenan sitzt, empfindet sie als ein bisschen launisch. Frau
Horváthová bemüht sich aber, zu allen freundlich und höflich zu sein. Heute Nachmittag muss irgend eine
schlechte Nachricht Herrn Kaindl erreicht haben. Nach einem Telefonanruf ist er plötzlich furchtbar wütend
geworden. Er hat im Büro herum geschrien und nur mehr Befehle erteilt. Auch zu Frau Horváthová war er sehr
unfreundlich. Am nächsten Tag, nachdem sich Herr Kaindl wieder beruhigt hatte, kommt es zu einem Gespräch
über den Vorfall mit Frau Horváthová.
Rollenanleitung Frau Petra Horváthová
Frau Petra Horváthová arbeitet seit ca. einem Jahr in dem Kulturvermittlungsbüro. Ihr gefällt die Arbeit und die
meiste Zeit fühlt sie sich neben ihrem Chef wohl. Was sie aber furchtbar stört, sind seine Wutanfälle. Er lebt für
das Büro und wenn die Veranstaltungen nicht so perfekt ablaufen, wie er es sich wünscht, wird er furchtbar
unangenehm. Frau Horváthová bemüht sich selbst aber immer, ihre Arbeit gut zu machen. Sie versteht nicht,
warum Herr Kaindl auch zu ihr unfreundlich ist – und sie sogar anschreit – wo sie doch mit diesem Vorfall über-
haupt nichts zu tun hat. Überhaupt ist sie es nicht gewohnt, dass Menschen ihre Wutanfälle einfach so raus-
lassen und sich einfach an irgendjemand abreagieren, der gerade daneben sitzt. Im Gegensatz zu ihren österrei-
chischen KollegInnen treffen die Wutanfälle ihres Chefs sie härter. Die anderen verdrehen halt wieder mal die
Augen hinter seinem Rücken und warten, bis sein Anfall vorbei ist. Aber die anderen bemühen sich auch nicht
so um die Gunst von Herrn Kaindl.
Rollenspiele zur Interkulturellen Kommunikation und Konfliktlösung 41
Arbeitsblatt
Rollenspiel Nr. 7: Frau Petra Horváthová
Allgemeine Information
Frau Petra Horváthová ist Slowakin und Mitarbeiterin in einem österreichischen Kulturvermittlungsbüro. Das
Büro organisiert in erster Linie kulturelle Veranstaltungen. Neben dem Chef, Herrn Manfred Kaindl, arbeiten
noch fünf andere MitarbeiterInnen, drei Frauen und zwei Männer im Büro. Frau Horváthová versteht sich mit
ihrem Chef gut und mag ihn gerne. Sie hat ihren Platz neben ihm und kocht ihm manchmal Kaffee oder sogar
ein Mittagessen. Ihre Kollegin, die gleich nebenan sitzt, empfindet sie als ein bisschen launisch. Frau
Horváthová bemüht sich aber, zu allen freundlich und höflich zu sein. Heute Nachmittag muss irgend eine
schlechte Nachricht Herrn Kaindl erreicht haben. Nach einem Telefonanruf ist er plötzlich furchtbar wütend
geworden. Er hat im Büro herum geschrien und nur mehr Befehle erteilt. Auch zu Frau Horváthová war er sehr
unfreundlich. Am nächsten Tag, nachdem sich Herr Kaindl wieder beruhigt hatte, kommt es zu einem Gespräch
über den Vorfall mit Frau Horváthová.
Rollenanleitung Herr Manfred Kaindl
Herr Manfred Kaindl ist im allgemeinen ein recht umgänglicher und auch freundlicher Mensch, aber seine
Wutanfälle hat er nicht unter Kontrolle. Er spuckt dann Galle und seine Wut trifft leider nicht immer die
"Schuldigen". Er hat auch gemerkt, dass sich Frau Petra Horváthová sehr bemüht und immer sehr freundlich
und zuvorkommend zu ihm ist. Aber wenn bei den Kulturveranstaltungen wieder mal etwas schief läuft, obwohl
er darauf schon so oft hingewiesen hat, dann "sieht er rot". Auch wenn es nicht direkt in der Verantwortung von
Frau Horváthová gelegen ist, müssen sich seiner Meinung nach alle MitarbeiterInnen im Büro insgesamt dafür
verantwortlich fühlen und alle sollten daran arbeiten, dass sie Veranstaltungen so reibungslos wie möglich vor
sich gehen. Da kann Frau Horváthová noch so nett zu ihnen sein, erfolgreiche Veranstaltungen sind ihm
wichtiger.
42 Rollenspiele zur Interkulturellen Kommunikation und Konfliktlösung
Arbeitsblatt
Rollenspiel Nr. 8: Frau Mag. Sabine Steindl
Allgemeine Information
Frau Mag. Sabine Steindl ist AHS-Lehrerin und unterrichtet Deutsch an einer Mittelschule in der Slowakei. Sie
pendelt wöchentlich zwischen der Slowakei und Österreich, wo sie mit ihrer Familie lebt. Sie findet ihre
Unterrichtstätigkeit in der Slowakei sehr interessant und ihr gefällt ihre Arbeit. Sie ist auch daran interessiert,
den Kontakt zu ihren slowakischen LehrerkollegInnen zu intensivieren, was aber nicht immer leicht ist. Ihre
KollegInnen haben nur sehr wenig Zeit, weil die meisten noch Zweitjobs haben, ohne die sie finanziell gar nicht
auskommen würden. Und weiters merkt Frau Mag. Steindl, dass auch Sparsamkeit für ihre KollegInnen eine
große Rolle spielt. Sie können es sich beispielsweise nicht so oft leisten, mit ihr kulturelle Veranstaltungen zu
besuchen, in die Oper zu gehen oder abends mit ihr essen zu gehen. Der Einkommensunterschied (Frau Mag.
Steindl wird von Österreich bezahlt, ihre KollegInnen bekommen slowakische Gehälter) wird immer mehr auch
zur psychologischen Grenze zwischen ihnen. Vor kurzem hatte Frau Mag. Sabine Steindl einen kleinen Streit mit
ihrer Kollegin, Frau Mgr. Zuzana Blánarová. Sie hatte wieder mal über die Roma geschimpft. Am nächsten Tag
kommt es zu einer längeren Aussprache zwischen beiden.
Rollenanleitung Frau Mag. Sabine Steindl
Die Meinung über die Roma ist für Frau Mag. Sabine Steindl auch ein interkultureller Konflikt. Immer wieder und
wieder muss sie sich auch von ihren KollegInnen, die sie gerne mag, die "Stenkereien" über die Roma anhören,
obwohl gar keine Romakinder in der Schule sind. Die Bevölkerungsgruppe als Ganze wird von den meisten ihrer
KollegInnen einfach abgelehnt. Immer heißt es, die haben viel zu viel bekommen. Nie wird versucht, objektiv zu
analysieren, warum die soziale Lage der Roma in der Slowakei so schlecht ist, das ärgert sie.
Anmerkung
Dieses Rollenspiel, das durchaus realen Konflikten entspricht, soll nicht den Eindruck erwecken, Fremden-
feindlichkeit und Rassismus wären in der Slowakei stärker vorhanden als in Österreich. Wie der Soziologe
Christoph Reinprecht schreibt, ist ethnische Intoleranz sogar in Österreich noch stärker verbreitet als in der
Slowakei (Reinprecht 2002). Diese spezielle interkulturelle Konfliktsituation ist daher auf den Sachverhalt zurück-
zuführen, dass ethnische Intoleranz in Österreich eher in spezifischen sozialen Milieus verankert ist, während sie
in der Slowakei eher in generalisierter Weise und mit nur schwachen Verbindungen zu bestimmten sozialen
Milieus vorhanden ist (ebd.). Die Irritation der österreichischen Lehrerin entsteht also vor allem dadurch, dass sie
ethnische Intoleranz speziell nicht in diesem sozialen Milieu erwartet hatte, in anderen Fällen kennt man sie ja
leider auch in Österreich zu genüge.
Rollenspiele zur Interkulturellen Kommunikation und Konfliktlösung 43
Arbeitsblatt
Rollenspiel Nr. 8: Frau Mgr. Zuzana Blánarová
Allgemeine Information
Frau Mag. Sabine Steindl ist AHS-Lehrerin und unterrichtet Deutsch an einer Mittelschule in der Slowakei. Sie
pendelt wöchentlich zwischen der Slowakei und Österreich, wo sie mit ihrer Familie lebt. Sie findet ihre
Unterrichtstätigkeit in der Slowakei sehr interessant und ihr gefällt ihre Arbeit. Sie ist auch daran interessiert,
den Kontakt zu ihren slowakischen LehrerkollegInnen zu intensivieren, was aber nicht immer leicht ist. Ihre
KollegInnen haben nur sehr wenig Zeit, weil die meisten noch Zweitjobs haben, ohne die sie finanziell gar nicht
auskommen würden. Und weiters merkt Frau Mag. Steindl, dass auch Sparsamkeit für ihre KollegInnen eine
große Rolle spielt. Sie können es sich beispielsweise nicht so oft leisten, mit ihr kulturelle Veranstaltungen zu
besuchen, in die Oper zu gehen oder abends mit ihr essen zu gehen. Der Einkommensunterschied (Frau Mag.
Steindl wird von Österreich bezahlt, ihre KollegInnen bekommen slowakische Gehälter) wird immer mehr auch
zur psychologischen Grenze zwischen ihnen. Vor kurzem hatte Frau Mag. Sabine Steindl einen kleinen Streit mit
ihrer Kollegin, Frau Mgr. Zuzana Blánarová. Sie hatte wieder mal über die Roma geschimpft. Am nächsten Tag
kommt es zu einer längeren Aussprache zwischen beiden.
Rollenanleitung Frau Mgr. Zuzana Blánarová
Frau Mgr. Zuzana Blánarová ist Englischlehrerin an derselben slowakischen Mittelschule wie Frau Mag. Sabine
Steindl. Zusätzlich gibt sie private Nachhilfestunden und arbeitet auch noch als Übersetzerin für eine
Computerfirma. Sie findet Frau Mag. Steindl sehr nett und möchte auch gerne ihre Deutschkenntnisse auf-
frischen, wenn sie sich mit ihr trifft. Im allgemeinen vermeidet sie Gespräche über Politik, aber wenn es um
Roma geht, wird sie leicht emotional. Die meisten Leute in der Slowakei haben es furchtbar schwer, genügend
Geld für den eigenen Lebensunterhalt zu verdienen. Manchmal arbeitet Frau Mgr. Blánarová sogar zwölf
Stunden am Tag. Die Roma haben sich hingegen auf Stehlen und Betteln spezialisiert. Sie kann es nicht gutheis-
sen, wenn dann auch noch diskutiert wird, wie man den Roma helfen kann.
Anmerkung
Dieses Rollenspiel, das durchaus realen Konflikten entspricht, soll nicht den Eindruck erwecken, Fremden-
feindlichkeit und Rassismus wären in der Slowakei stärker vorhanden als in Österreich. Wie der Soziologe
Christoph Reinprecht schreibt, ist ethnische Intoleranz sogar in Österreich noch stärker verbreitet als in der
Slowakei (Reinprecht 2002). Diese spezielle interkulturelle Konfliktsituation ist daher auf den Sachverhalt zurück-
zuführen, dass ethnische Intoleranz in Österreich eher in spezifischen sozialen Milieus verankert ist, während sie
in der Slowakei eher in generalisierter Weise und mit nur schwachen Verbindungen zu bestimmten sozialen
Milieus vorhanden ist (ebd.). Die Irritation der österreichischen Lehrerin entsteht also vor allem dadurch, dass sie
ethnische Intoleranz speziell nicht in diesem sozialen Milieu erwartet hatte, in anderen Fällen kennt man sie ja
leider auch in Österreich zu genüge.
44 Rollenspiele zur Interkulturellen Kommunikation und Konfliktlösung
Arbeitsblatt
Rollenspiel Nr. 93: Herr Lasek
Allgemeine Information
In diesem Fall geht es um einen Konflikt rund um einen Vertragsabschluss zwischen einem slowakischen und
einem österreichischen Unternehmen. Nach einem Konflikt zwischen Herrn Hofmaier, Verkaufsleiter eines
steirischen Papierkonzerns und Herrn Lasek, Leiter einer slowakischen Firma, wurde Herr Berghofer von Herrn
Hofmaier gebeten, zu vermitteln. Herr Berghofer ist ein österreichischer Mediator, der auf Wirtschaftsmediation
zwischen Österreich und den mittel- und osteuropäischen EU-Kandidatenländern spezialisiert ist und sein Büro
in Bratislava hat.
Rollenanleitung Herr Lasek
Herr Lasek ist Leiter eines slowakischen Unternehmens in Bratislava. Er hat heute Herrn Hofmaier erwartet, den
Verkaufsleiter eines steirischen Papierkonzerns in Bratislava. Er hat ihn persönlich noch nie gesehen. Mit dieser
Firma hatte er aber schon mit Frau Inge Lenghals einige Verhandlungen geführt, er hatte sich um einen länger-
fristigen Absatzvertrag für das steirische Unternehmen bemüht. Die Verhandlungen waren bis jetzt seiner
Meinung nach sehr gut verlaufen. Er hatte sich gut durchsetzen können, und sich auch mit Frau Lenghals auf
einer persönlichen Ebene sehr gut verstanden und ein gewisses Vertrauen aufbauen können. Er hat sich daher
nun gewundert, warum Frau Lenghals jetzt nicht mehr nach Bratislava kommt. Nachdem er nicht weiß, warum
dies der Fall ist und er Herrn Hofmaier nicht kennt, wollte er ihn zunächst einmal persönlich kennen lernen. Er ist
nicht bereit, mit einem völlig unbekannten Verhandlungspartner einen Vertrag abzuschließen. Er hat sich sehr
bemüht, dass der Aufenthalt für Herrn Hofmaier so angenehm wie möglich wird und dass ihn auch der Vorstand
seiner Firma kennen lernen kann. Er hat ihn mit seiner Assistentin vom Hotel abgeholt und ihn zum Abendessen
eingeladen. Das Abendessen war gut, die Atmosphäre sehr entspannt und die Unterhaltung sehr angeregt. Am
Abend wurden auch einige pivos und borovickas getrunken. Um auch auf seinen Gast Rücksicht zu nehmen, hat
er daher Herrn Hofmaier am nächsten Tag erst um 10 Uhr abgeholt und ist mit ihm zur Firmenbesichtigung
gefahren, danach hat er Herrn Hofmaier zum Mittagessen eingeladen. Damit auch zumindest ein
Vorstandsmitglied Herrn Hofmaier kennen lernen konnte, hat er danach eine Besprechung mit ihm angesetzt.
Um vier Uhr nachmittags ist Herr Hofmaier dann plötzlich sehr böse geworden und hat behauptet, dass man mit
ihm keine Geschäfte machen kann. Dann hat er fluchtartig die Firma in Richtung Hotel verlassen. Einige Zeit
später wurde er von Herrn Berghofer angerufen, der anbot, zwischen ihm und Herrn Hofmaier zu vermitteln.
Herr Berghofer ist ein österreichischer Mediator, der auf Wirtschaftsmediation zwischen Österreich und den mit-
tel- und osteuropäischen EU-Kandidatenländern spezialisiert ist und sein Büro in Bratislava hat.
3 Dieses Rollenspiel wurde nach einem tschechisch-österreichischen ‚critical incident’ (Episode 10 ‚Eile mit Weile’ aus Senger-
Weiss 2000: 127 f.) aufgrund ähnlicher Erfahrungen mit der Slowakei auf slowakische Verhältnisse umgeschrieben und durch
eine ‚Mediationssituation’ ergänzt.
Rollenspiele zur Interkulturellen Kommunikation und Konfliktlösung 45
Arbeitsblatt
Rollenspiel Nr. 9: Herr Hofmaier
Allgemeine Information
In diesem Fall geht es um einen Konflikt rund um einen Vertragsabschluss zwischen einem slowakischen und
einem österreichischen Unternehmen. Nach einem Konflikt zwischen Herrn Hofmaier, Verkaufsleiter eines
steirischen Papierkonzerns und Herrn Lasek, Leiter einer slowakischen Firma, wurde Herr Berghofer von Herrn
Hofmaier gebeten, zu vermitteln. Herr Berghofer ist ein österreichischer Mediator, der auf Wirtschaftsmediation
zwischen Österreich und den mittel- und osteuropäischen EU-Kandidatenländern spezialisiert ist und sein Büro
in Bratislava hat.
Rollenanleitung Herr Hofmaier
Herr Hofmaier ist Verkaufsleiter eines steirischen Papierkonzerns und ist nach Bratislava gekommen, um die
Endverhandlungen mit dem slowakischen Kunden über einen langfristigen Absatzvertrag zu führen. Er war bis
zu diesem Zeitpunkt persönlich noch nicht direkt in die Verhandlungen involviert gewesen, da diese von seiner
besten Verkäuferin, Inge Lenghals geleitet wurden. Sie ist aber nicht bevollmächtigt, Verträge in dieser
Größenordnung abzuschließen. Leider konnte sie ihn nicht nach Bratislava begleiten, sie berichtete ihm aber,
dass die Verhandlungen hart aber fair verlaufen sind und die Verträge bis auf ein paar nebensächliche Details
endverhandelt sind. Ein schneller Abschluss der Verträge war ihm daher sehr wichtig, da die benötigten
Kapazitäten im entsprechenden Zeitraum freigehalten wurden und diese sonst durch andere Aufträge genützt
werden sollten. Daher beschloss er, so lange in Bratislava zu bleiben, bis die Verträge unterschrieben waren. Er
wurde am Nachmittag vom Flughafen abgeholt und ins Hotel gebracht. Während der Fahrt telephonierte er mit
Herrn Lasek, dem Chefverhandler des slowakischen Kunden, der ihn zu einem Abendessen in der Bratislavaer
Innenstadt einlud. Da war er schon leicht verärgert, dass es an diesem Tag voraussichtlich zu keinen ernsthaften
Gesprächen mehr kommen würde, sagte aber zu. Herr Lasek holte ihn gemeinsam mit seiner Assistentin im Hotel
ab. Das Abendessen war sehr gut, die Atmosphäre entspannt und die Unterhaltung ausgesprochen lebhaft. Es
verunsicherte ihn aber immer mehr, dass über die Verhandlungen nicht gesprochen wurde und seine Versuche
in diese Richtung immer wieder abgeblockt wurden. Als er schließlich nach einigen pivos und borovickas zu
fortgeschrittener Stunde aufbrach, verabredete er sich für den nächsten Tag um halb elf in der Fabrik außerhalb
von Bratislava. Er sollte um zehn Uhr abgeholt werden. Sein Drängen, bereits um acht Uhr losfahren zu können,
wurde überhört. Als er am nächsten Tag nach einer langen Fahrt um kurz nach elf Uhr in der Fabrik eintraf, war
seine Anspannung schon sehr groß. Es folgte eine Werksbesichtigung, ein Mittagessen mit Herrn Lasek, eine
Besprechung mit einem Vorstandsmitglied und als um vier Uhr immer noch kein konkretes Wort über die Ver-
träge gesprochen worden war, platzte ihm der Kragen. Er hat Herrn Lasek vorgeworfen, dass man mit ihm keine
Geschäfte machen kann und fluchtartig die Firma in Richtung Hotel verlassen. Er wollte das Gespräch so schnell
wie möglich beenden, weil er befürchtete, seinen Ärger nicht mehr kontrollieren zu können. Außerdem hatte er
den Eindruck, dass Herr Lasek sowieso an keinen Verhandlungen mehr interessiert war. Einige Zeit später hat er
aber Herrn Berghofer angerufen, einen österreichischen Mediator, um zwischen ihm und Herrn Lasek zu vermit-
teln. Herr Berghofer ist ein österreichischer Mediator, der auf Wirtschaftsmediation zwischen Österreich und den
mittel- und osteuropäischen EU-Kandidatenländern spezialisiert ist und sein Büro in Bratislava hat.
46 Rollenspiele zur Interkulturellen Kommunikation und Konfliktlösung
Arbeitsblatt
Rollenspiel Nr. 9: MediatorInnen
Allgemeine Information
In diesem Fall geht es um einen Konflikt rund um einen Vertragsabschluss zwischen einem slowakischen und
einem österreichischen Unternehmen. Nach einem Konflikt zwischen Herrn Hofmaier, Verkaufsleiter eines
steirischen Papierkonzerns und Herrn Lasek, Leiter einer slowakischen Firma, wurde Herr Berghofer von Herrn
Hofmaier gebeten, zu vermitteln. Herr Berghofer ist ein österreichischer Mediator, der auf Wirtschaftsmediation
zwischen Österreich und den mittel- und osteuropäischen EU-Kandidatenländern spezialisiert ist und sein Büro
in Bratislava hat.
Rollenanleitung Herr Berghofer, Mediator
Herr Berghofer ist Mediator und nimmt Frau Skvarová als Co-MediatorIn mit. Sie besprechen vor der
Mediationssitzung einige Minuten ihre Rollenaufteilungen und Strategien, die sie als Mediatorenteam anwen-
den wollen.
Rollenanleitung Frau Skvarová, Co-Mediatorin
Frau Skvarová ist Mediatorin und wurde von Herrn Berghofer gebeten, diesen Fall mit ihm gemeinsam zu medi-
ieren. Sie besprechen vor der Mediationssitzung einige Minuten ihre Rollenaufteilungen und Strategien, die sie
als Mediatorenteam anwenden wollen.
Methodenblatt
Rollenspiel Nr. 10: Simulationsspiel "Gelbe und Grüne"
Rollenspiele zur Interkulturellen Kommunikation und Konfliktlösung 47
Ziel: In diesem Gruppenrollenspiel wird ein idealtypischer interkultureller Gruppenkontakt simuliert.
Gegenstand des Spiels ist eine Verhandlungssituation zwischen den "Gelben" und den "Grünen" über
den Kauf bzw. Verkauf eines Grundstücks mit einem Schloss. Ziel dieser Methode ist es, die Teilnehmer-
Innen für im Alltag nicht bewusste mögliche kulturelle Unterschiede zu sensibilisieren. Die "Gelben" und
die "Grünen" sollen aber keine real existierenden "homogenen Kulturen" darstellen, sondern die ein-
zelnen – pointiert formulierten – Gruppenmerkmale, die in den Rollenanweisungen enthalten sind,
sind bewusst willkürlich zusammengestellt.
Zielgruppe: Jede Altersgrupppe ab ca. 15 Jahren.
TeilnehmerInnenzahl: insgesamt mind. 10, max. 24, pro Gruppe mind. 5, max. 10
Dauer: ohne Videoaufnahme und -vorführung ca. 60 Minuten, mit Video entsprechend länger
Material: wenn möglich Videokamera, -kassetten und Fernsehgerät zum Abspielen
Raum: Möglichkeit zur Arbeit in zwei separaten Kleingruppen zur anfänglichen Beratung und
anschließend im gemeinsamen Plenum
Spielanleitung: Die gesamte Gruppe wird in zwei Kleingruppen (Gelbe und Grüne) eingeteilt, die sich
mittels der Rollenanweisungen (Arbeitsblätter) zunächst in separaten Räumen ca. 15 Minuten auf das
Rollenspiel vorbereiten und beraten können. In dieser Vorbereitungszeit geht es einerseits darum,
sich die jeweiligen Gewohnheiten und Merkmale der Gruppe einzuprägen, damit sie sich im Rollen-
spiel dann dementsprechend verhalten können. Weiters ist die Vorbereitungszeit dazu gedacht, eine
Strategie zu besprechen, die die Gruppe in der Verhandlung anwenden will. Die Strategie sollte den
Gruppeneigenschaften und Gewohnheiten der Gruppe entsprechen und sie bestmöglichst zum Ziel
führen.
Danach kommen alle wieder in einem gemeinsamen Raum zusammen und das Rollenspiel beginnt:
Es wird die erste Zusammenkunft zu den Verkaufsverhandlungen des Schlosses simuliert. Wenn die
Möglichkeit besteht, kann man das Simulationsspiel auf Video aufnehmen und vor der Reflexions-
phase abspielen. Je nach verfügbarer Zeit kann die Simulationsphase ca. 20 Minuten und länger
dauern.
Reflexion: Wenn die Möglichkeit zur Videoaufnahme gegeben war, kann man zu Beginn der
Reflexionsphase die Verhandlungssituation – oder Teile davon – nochmals vorspielen um direkter in
die Reflexionsphase einsteigen zu können. Folgende Fragen sollten diskutiert werden: Wie ist es den
Gruppenmitgliedern jeweils gegangen? Was haben sich die Gelben über die Grünen und die Grünen
über die Gelben gedacht? Nach Bekanntmachung der jeweiligen Rollenanweisungen: Waren die
Rollenanweisungen schwer/leicht zu befolgen? Auf welche Strategien haben sich die Gruppen
geeinigt? Waren diese erfolgreich? Wie sind die Verhandlungen verlaufen? Welche der im Simula-
tionsspiel angesprochenen Probleme könnten in realen interkulturellen Kontakten eine Rolle spielen?
Haben die RollenspielteilnehmerInnen bereits Erfahrungen gemacht, die sie an diese Situation erin-
nern? Wie könnte man damit umgehen?
Rollenspiele zur Interkulturellen Kommunikation und Konfliktlösung48
Mögliche ‚Worst Case’ Szenarien:
• Die Gelben verlieren die Geduld.
• Die Grünen sind über die Direktheit der Gelben brüskiert.
• Die Grünen kommen zu keinen Verhandlungen mehr ...
Wären solche Szenarien – wenn sie im Rollenspiel stattgefunden haben – zu verhindern gewesen?
Wenn ja, wie?
Z.B.
• Zu Beginn der Verhandlungen gegenseitige Erwartungen abklären:
Was soll heute/morgen passieren?
• Wechselseitige Interessen transparent machen: schnelles Verhandlungsergebnis versus
erstmaliges Kennenlernen, möglicherweise Kompromiss aushandeln
• Möglichleiten zum gegenseitigen Kennenlernen als auch zur Diskussion von Sachthemen
einplanen ...
• u. ä.
Quelle: Nach einer Idee in: Flechsig, K.H.: Kleines Handbuch didaktischer Modelle. Eichenzell 1995;
http://www.gwdg.de/~kflechs/iikdiaps1-98.htm, von Elisabeth Reif umgearbeitet und mit einem kon-
kreten Verhandlungsgegenstand ergänzt.
Rollenspiele zur Interkulturellen Kommunikation und Konfliktlösung 49
Arbeitsblatt
Rollenspiel Nr. 10: Gruppe A (Grüne)
Zwei Gruppen von Menschen – "Gelbe" und "Grüne" – kommen zum Zweck einer Verhandlung über den
Verkauf eines Grundstückes mit einem historischen Gebäude zusammen.
Rollenbeschreibung: Gruppe A (Grüne)
Verhandlungsgegenstand: Im Land der Grünen befindet sich ein Grundstück mit einem alten Schloss. Wenn
die Grünen Geld hätten, würden sie das Schloss renovieren lassen. Sie brauchen aber im Gegenteil selbst Geld,
daher sind sie bereit, das Schloss samt Grundstück zu verkaufen. Sie bedauern es aber prinzipiell, dass so viele
Grundstücke von reicheren Ausländern aufgekauft werden. Es ist ihnen auch nicht egal, wer das Schloss
bekommt und was damit passiert. Sie wollen eigentlich auch nicht, dass mit dem Verkauf des Schlosses an
reiche Ausländer dann noch mehr Ausländer ins Land kommen. Sie kaufen dann ganze Läden in der Umgebung
leer und spielen sich auf wie die Herren.
Gruppen-/Kulturmerkmale: Bei den Grünen ist es üblich, die Geschäftspartner zunächst einmal gründlich
kennen zu lernen. Schließlich hat man die dann ja auch auf unbestimmte Zeit als Nachbarn. Diese Phase des
Kennenlernens kann sich auch einige Zeit hinziehen. Höflichkeit ist ihnen sehr wichtig. Sie sind darauf bedacht,
andere Menschen nicht zu verletzen und erwarten sich diese Rücksicht auch von anderen. Wenn sie Ablehnung
ausdrücken wollen, versuchen sie sanfte Umschreibungen zu finden, wie "vielleicht", "wir werden sehen." Wenn
sie "ja" sagen, bedeutet das nur, dass sie verstanden haben, was ihre Verhandlungspartner gesagt haben, es
bedeutet aber nicht gleichzeitig "Zustimmung". Bei den Grünen sagen nicht alle Gruppenmitglieder laut ihre
Meinung, da es üblich ist, den Gruppensprecher reden lassen. Dass Frauen in Geschäftsdingen öffentlich mit-
reden ist völlig unüblich und gilt obendrein als unschicklich. (Falls in der Gruppe keine Männer sind, bitte
Männerrollen bzw. "den Gruppensprecher" bestimmen!)
Spielanleitung: Versuchen Sie sich die Gewohnheiten und Merkmale der Grünen einzuprägen und sich im
Rollenspiel auch dementsprechend zu verhalten. Im Rollenspiel wird die erste Zusammenkunft zu den
Verkaufsverhandlungen des Schlosses simuliert. Sie haben vor dem Rollenspiel ca. 15 Minuten Zeit, in der
Gruppe eine Strategie zu besprechen, die Sie in der Verhandlung anwenden wollen. Die Strategie sollte den
Gruppeneigenschaften und Gewohnheiten der Grünen entsprechen und sie bestmöglichst zum Ziel führen.
50 Rollenspiele zur Interkulturellen Kommunikation und Konfliktlösung
Arbeitsblatt
Rollenspiel Nr. 10: Gruppe B (Gelbe)
Zwei Gruppen von Menschen – "Gelbe" und "Grüne" – kommen zum Zweck einer Verhandlung über den
Verkauf eines Grundstückes mit einem historischen Gebäude zusammen.
Rollenbeschreibung: Gruppe B (Gelbe)
Verhandlungsgegenstand: Im Land der Grünen (Gruppe A) befindet sich ein Grundstück mit einem alten
Schloss, das Sie (die Gelben, Gruppe B) von ihnen kaufen wollen. Die Gelben sind außerordentlich kulturkundig
und versuchen schon lange, dieses kulturell sehr wertvolle Objekt im Ausland zu kaufen. Bisher haben sich die
Besitzer (die Grünen) aber immer geweigert. Inzwischen ist das Objekt immer mehr verrottet und verfallen und
ist auch schon von Obdachlosen als Unterkunft benutzt worden. Nach der Meinung der Gelben zeugt das
Verhalten der Besitzer des Gebäudes von Kulturlosigkeit, sie verstehen weder etwas davon, wie man damit
Profit machen könnte, noch von Kultur. Die Gelben möchten das Gebäude renovieren und für den Tourismus
nutzbar machen. Sie erwarten sich davon ein ausgesprochen profitables Unternehmen.
Gruppen-/Kulturmerkmale: Die Gelben sind bestrebt, rasch und direkt zur Sache zu kommen und nicht lang
um den Brei herum zu reden. Sie schätzen es, wenn andere direkt und offen ihre Meinung ausdrücken und tun
das auch selbst. Es macht Sie nervös, wenn sie nicht genau wissen, woran sie sind. "Ja" heißt bei den Gelben
ja und "nein" heißt nein. Ehrlichkeit und Direktheit sind bei ihnen hohe Werte. Bei den Gelben haben alle das
gleiche Recht, sich zu äußern und tun das auch, Männer wie Frauen.
Spielanleitung: Versuchen Sie sich die Gewohnheiten und Merkmale der Gelben einzuprägen und sich im
Rollenspiel auch dementsprechend zu verhalten. Im Rollenspiel wird die erste Zusammenkunft zu den
Verkaufsverhandlungen des Schlosses simuliert. Sie haben vor dem Rollenspiel ca. 15 Minuten Zeit, in der
Gruppe eine Strategie zu besprechen, die Sie in der Verhandlung anwenden wollen.. Die Strategie sollte den
Gruppeneigenschaften und Gewohnheiten der Gelben entsprechen und sie bestmöglichst zum Ziel führen.
Methodenblatt
Selbstbild und Fremdbild
Rollenspiele zur Interkulturellen Kommunikation und Konfliktlösung 51
Ziel: Korrektur von Wahrnehmungsverzerrungen und Verbesserung der Kommunikation bei leichten
Konflikten und Spannungen zwischen Gruppen
Zielgruppe: Erwachsene und Jugendliche ab ca. 15 Jahren
TeilnehmerInnenzahl: zwei Gruppen, je max. ca. 7 TN
Dauer: je nach Gruppengröße, 2-3 Stunden
Material: Flipchart, Papier, Filzstifte
Raum: Möglichkeit zur Arbeit in zwei separaten Kleingruppen und anschließend im gemeinsamen
Plenum
Spielanleitung: Die Konfliktparteien bilden zwei separate Kleingruppen und machen ca. 20 Minuten
lang ein Brainstorming darüber, wie sie sich selbst sehen (Autostereotyp) und wie sie die anderen (die
andere Konfliktpartei/Kleingruppe, Heterostereotyp) sehen. Die Ergebnisse zu Auto- und Hetero-
stereotyp werden auf Flipchartpapier festgehalten.
Danach kehren die Kleingruppen für ca. eine Stunde ins Plenum zurück und präsentieren jeweils der
anderen Gruppe ihre Ergebnisse zu beiden (Selbst- und Fremd-) Bildern. Anschließend können infor-
mative Fragen gestellt werden. Wie kommen sie zu dem Bild, was bedeutet ein bestimmter Ausdruck
etc.?
Anschließend ziehen sich die Kleingruppen wieder getrennt zu Beratungen zurück (ca. 30 Minuten).
Jede Gruppe versucht jetzt, Erklärungen zu finden, warum die Bilder voneinander abweichen. Inwie-
fern könnte das eigene Verhalten dazu Anlass gegeben haben, dass uns die anderen als "soundso"
erlebt haben, uns "soundso" sehen etc.?
Danach kehren die Kleingruppen nochmals ca. 30-60 Minuten ins Plenum zurück und tauschen wieder
ihre Ergebnisse aus. Im Plenum analysieren sie gemeinsam, wie sich immer noch vorhandene Diskre-
panzen in den wechselseitigen Wahrnehmungen erklären lassen. Was sind die wichtigsten Reibungs-
momente zwischen den Gruppen? Welche Konfliktgegenstände offenbaren die ärgsten Diskrepanzen?
Wenn sich zu diesen Fragen ein Konsens gebildet hat, planen die Parteien gemeinsam die nächsten
Schritte zur Konfliktlösung und Verbesserung der wechselseitigen Beziehungen.
Bemerkungen: Die Methode ist nur für leichte Spannungen und leichtere Konflikte geeignet.
Variation: Für die Bearbeitung von nationalen Stereotypen kann die Methode abgeändert verwendet
werden, indem die Gruppen im Plenum jeweils nur ihr Selbstbild darstellen und dann wieder in der
Kleingruppe die Diskrepanzen ihres Fremdbilds mit dem Selbstbild der anderen Gruppe vergleichen.
Es sollte also auf die jeweilige direkte Konfrontation mit dem Fremdbild der anderen Gruppe ver-
zichtet werden. Das ist insbesondere dann geraten, wenn in der Phase des Brainstormings über das
Fremdbild bereits stark abwertende, beleidigende oder kränkende Eigenschaften genannt werden.
Quelle: (nach Blake R./Mouton, J./Shepard H. 1964, zit. von Glasl 1999: 296f., überarbeitet von
Elisabeth Reif)
Rollenspiele zur Interkulturellen Kommunikation und Konfliktlösung52
Literatur:
Blake R./Mouton, J./Shepard H.: Managing intergroup conflict in industry. Houston 1964
Dulabaum, N. L. : Mediation: Das ABC. Weinheim 1998
Faller, K./Kerntke, W./Wackmann, M.: Konflikte selber lösen. Mediation für Schule und Jugendarbeit.
Mülheim an der Ruhr 1996
Fisher, R./Ury, W./Patton, B.: Das Harvard Konzept. Sachgerecht verhandeln – erfolgreich verhandeln.
Frankfurt 1999
Flechsig, K.H.: Kleines Handbuch didaktischer Modelle. Eichenzell 1995
Glasl, F.: Konfliktmanagement. Ein Handbuch für Führungskräfte, Beraterinnen und Berater. Stuttgart 1999
Lederach, J. P.: Preparing for Peace. Conflict Transformation Across Cultures. New York 1995
Rainer, B./Reif, E.: Du schwarz, ich weiß! 10 Module gegen Fremdenfeindllchkeit und Gewaltbereitschaft bei
Jugendlichen. Gesellschaft für bedrohte Völker, Wien 2002
Reif, E./Schwarz, I. (Hg.): Falsche Grenzen, wahre Hindernisse. Eine interdisziplinäres Friedensprojekt zum
Thema ‚Interkulturelle Kommunikation’ mit der Slowakei. Wien 2002
Reinprecht, Ch.: Zur Aktualität von ethnischem Nationalismus, Intoleranz und Demokratiefeindlichkeit in der
Slowakei und in Österreich. In: Reif/Schwarz 2002, S. 194-209
Senger-Weiss, H.P.: Culture Assimilator Training für Tschechien. Diplomarbeit am Fachhochschul-Studiengang
Internationale Wirtschaftsbeziehungen, Eisenstadt 2000
Wertestudie Österreich-Slowakei 53
Die Idee zu einer kulturell-wissenschaftlichen Untersuchung zwischen den beiden Ländern Slowakei
und Österreich ist während des Treffens der Arbeitsgruppe "Interkulturelle Kommunikation/Univer-
sitätskooperationen” entstanden, die sich zusammen mit anderen zwei Subgruppen am 13. und 14.
November 2001 zum gemeinsamen Start des Interreg-Projektes von Südwind NÖ Süd "Grenzüber-
schreitende Zusammenarbeit für Entwicklungspolitik, Klima- und Umweltschutz Slowakei – Nieder-
österreich” im Landhaus in St. Pölten getroffen hat.
Für die Vergleichsstudie wurde ein Fragebogen bezüglich Kulturstandards (Wertvorstellungen Öster-
reich-Slowakei) zusammengestellt, den jeweils Studierende aus Bratislava und Wien ausfüllten. Bei der
Studie sind jeweils ca. 100 StudentInnen aus Bratislava und Wien beteiligt gewesen.
Der Fragebogen umfasst folgende Dimensionen:
1. Autonomie – Kreativität und Konfliktfähigkeit
2. Menschlichkeit – Toleranz und Hilfsbereitschaft
3. Selbstmanagement – Disziplin und Einfühlungsvermögen
4. Attraktivität – gutes Aussehen
5. Materieller Erfolg
6. Modernität – Teilhabe an Politik und technischem Fortschritt
7. Authentizität – persönliche Denk- und Handlungsfreiheit
8. Familienorientierung – Partner, Heim und Kinder
9. Berufsorientierung – gute Ausbildung und interessanter Job
10. Materieller Erfolg
Ziel meiner Arbeit war es, die unterschiedlichen Werte von SlowakInnen und ÖsterreichInnen anhand
des ausgearbeiteten Fragebögen zu untersuchen und die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu
beschreiben. Schwerpunktthemen meines Beitrages sind vor allem die Begriffe "Kultur",
"Kulturstandards", "Werte" und schließlich "Kulturdimensionen", die der interkulturellen Kommuni-
kation zu Grunde liegen und eng miteinander im Verbindung stehen. Im folgenden ein kurzer Exkurs
über diese Begriffe:
Piotr SankowskiUnterschiedliche und gemeinsame Kultur-standards: Ergebnisse einer Vergleichsstudie"Wertvorstellungen Slowakei – Österreich"
Piotr Sankowski54
Der Begriff "Kultur" gilt wissenschaftlich fast als "undefinierbar", ist aber in unserem Zusammenhang
ebenso unvermeidlich. Besonders im Kontext der interkulturellen Öffnung zwischen der Slowakei und
Österreich, ist der Begriff "Kultur” von großer Bedeutung. Abgesehen von unzähligen Definitionen,
die wir nur in der einschlägigen Fachliteratur finden, soll Kultur – so Alexander Thomas – als ein
Orientierungssystem verstanden werden: Kultur ist " ... ein universelles, für eine Gesellschaft, Organi-
sation und Gruppe aber sehr typisches Orientierungssystem. Dieses Orientierungssystem wird aus
spezifischen Symbolen gebildet und in der jeweiligen Gesellschaft usw. tradiert. Es beeinflusst das
Wahrnehmen, Denken, Werten und Handeln aller ihrer Mitglieder und definiert somit deren Zuge-
hörigkeit zur Gesellschaft. Kultur als Orientierungssystem strukturiert ein für die sich der Gesellschaft
zugehörig fühlenden Individuen spezifisches Handlungsfeld und schafft damit die Voraussetzungen
zur Entwicklung eigenständiger Formen der Umweltbewältigung." (Thomas 1993, S. 380, zit. nach
Losche 2000, S. 16)
Das Konzept der "Kulturstandards" hat seine Wurzel in A. Thomas Verständnis von Kultur: "Das je-
weilige kulturspezifische Orientierungssystem wird bestimmt von ‘Kulturstandards’ unter die sich alle
Arten des Wahrnehmens, Denkens, Wertens und Handelns subsumieren lassen, ‘die von der Mehrheit
der Mitglieder ihrer Kultur als normal, selbstverständlich, typisch und verbindlich angesehen werden.’
(Thomas, 1993, S. 381.) Kulturstandards bestimmen Essgewohnheiten ebenso wie Arbeitsverhalten,
das politische System wie religiöse Gebräuche, Erziehungsregeln wie Sprachverhalten, sinnliche
Wahrnehmungen, wie deren verbale Definitionen, Werben um das andere Geschlecht wie
Beerdigungsrituale, Bekleidung wie Nahrungsmittel." (Losche 2000, S. 16)
Kulturstandards sind trotzdem nicht als unveränderlich zu verstehen. Der ständige gesellschaftliche
und wirtschaftliche Wandel äußert sich auch und gerade in Veränderungen der Kulturstandards.
Neben innergesellschaftlichen Veränderungen, tragen selbstverständlich auch interkulturelle Über-
schneidungen zur Veränderung von Kulturstandards bei. Das Konzept der Kulturstandards zur
Betrachtung und Unterscheidung von Kulturen sollte also – so Hinz-Rommel (1994) – nicht als
Vermittlung der ‘Länderwerte’ verstanden werden, sondern die Dimensionen kultureller Differenz
selbst bewusst machen. Wie bei jeder interkulturellen Öffnung ist es auch Ziel meiner Arbeit, nicht
die Verhaltenssicherheit der TeilnehmerInnen durch Kenntnis "der anderen" zu stärken, sondern sie
für mögliche Differenzen, die eben in der interkulturellen Begegnung nicht aufgelöst werden können,
zu sensibilisieren.
Der interkulturellen Öffnung liegt die Kenntnis zentraler Kulturstandards zugrunde: "Wenn die einan-
der begegnenden Personen über die Art der Handlungswirksamkeit zentraler Kulturstandards in der
anderen Kultur informiert sind und sich ihrer eigenen Kulturstandards bewusst sind, dann steigen die
Chancen zur Reduktion kulturbedingter Missverständnisse, ... dann steigt die Fähigkeit zum interkul-
turellen Verstehen, und es wächst die interkulturelle Handlungskompetenz." (Biechele/Leiprecht 1997,
S. 32)
Nun komme ich zum Begriff "Werte", der in der interkulturellen Kommunikation ein Schlüsselbegriff
ist. Werte sind – so G. Hofstede – polarisierende Gefühle (gut – böse; normal – anormal usw.). Sie sind
das Grundmuster, nach dem man eigene Orientierungen und Handlungen ausrichtet. In der interkul-
turellen Kommunikation sind die jeweiligen Werte und Normen der Interaktionspartner für die
Interpretationen und Handlungen der beteiligten Personen leitend. Deswegen sollte man sie reflek-
tieren und ins Bewusstsein heben. Werte sind also gewissermaßen die Grundmuster unserer
Orientierungslandkarte. Man muss sie nicht erfinden, sondern nur selbst wählen. Jedoch im Falle der
Wertestudie Österreich-Slowakei 55
interkulturellen Öffnung, in der Auseinandersetzung mit der Umwelt und den Mitmenschen, werden
die Werte von den jeweiligen InteraktionspartnerInnen weiter entwickelt. Unsere Werteskala ist unbe-
wusst in unserem Selbstbild verankert. Dazu trägt die Erziehung und das soziale Umfeld, in dem wir
aufwachsen, agieren und das wir schließlich auch mitgestalten, bei. Werte werden in einer gegebenen
Gemeinschaft respektiert, was nicht heißt, dass ständig an ihnen festgehalten wird. Man hält sie für
bedeutsam, aber es kann auch Kompromisse geben.
Ich möchte abschließend einen kurzen Überblick über die Kulturdimensionen geben, die auch in
meiner Untersuchung von Bedeutung sind. Der Kulturantropologe Edward Hall beschreibt u. a. die
Dimension Umgang mit Zeit und unterscheidet in dieser Dimension monochrone und polychrone
Kulturen. Die monochrone Kultur organisiert ihr Leben so, dass sie alles nacheinander erledigt. Die
Mitglieder der monochronen Kultur gehen in die Arbeit, arbeiten dabei sehr methodisch, halten sich
an Pläne, legen Wert auf Pünktlichkeit und wollen die Intimsphäre anderer nicht stören. In polychronen
Kulturen dagegen erledigen die Mitglieder viele Dinge gleichzeitig, pflegen sehr enge lebenslange
Beziehungen, ordnen ihre Arbeit auch mal anderen Dingen unter, gehen flexibel mit Plänen um und
sind eher unpünktlich.
Geert Hofstede, der niederländische Organisationsantropologe, beschreibt u. a. die Kollektivismus/
Individualismus-Dimension und die Maskulinität/Feminität-Dimension. In individualistischen Kulturen
– so Hofstede – wächst jeder Mensch heran, um ausschließlich für sich selbst und seine direkte Familie
zu sorgen. Die Identität ist im Individuum begründet. Die Arbeit und dementsprechende Aufgaben
haben Vorrang vor Beziehungen. In kollektivistischen Kulturen werden die Menschen in Großfamilien
hineingeboren, die sie weiterhin schützen. Ihre Identität ist im sozialen Netzwerk begründet, dem sie
angehören. Die Gruppe beherrscht das Privatleben und auch die Meinungsbildung der einzelnen. In
maskulinen Kulturen sind die Mitglieder auf Gewinn, Leistung, Durchsetzungsvermögen und Besitz-
streben orientiert, sie sind ehrgeizig und bestimmt. In femininen Gesellschaften hingegen verhalten
sie sich eher beziehungs- und kooperationsorientiert. Die Mitglieder der femininen Gesellschaft sind
eher bescheiden und kompromissfähiger.
Unterschiede in den Dimensionen
Jede Dimension beinhaltet Items (Aussagen), die mit ihrer Problematik verbunden sind. Die Namen
für die Werte-Dimensionen sind nach subjektiven Kriterien vergeben worden und sollen deshalb als
Teil der Interpretation verstanden werden. Im Fragebogen sollten die Äußerungen jeweils nach der
Wichtigkeit in eine Rangreihung gebracht werden: ist mir sehr wichtig – ist mir wichtig – ist mir egal
(bzw. keine Angabe) – ist mir nicht wichtig – ist mir überhaupt nicht wichtig. Auf Grund der enormen
Zahl der, in jeder Dimension vorhandenen Items (Aussagen), werden hier nur die wichtigsten und
interessantesten Ergebnisse für beide Länder der gesamten Umfrage beschrieben, die ganze Zusam-
menfassung der Umfrage findet man in den anschließenden Diagrammen.
In der 1. Dimension "Autonomie – Kreativität und Konfliktfähigkeit" war das Item "selbständig denken
und handeln" für beide Gruppen am wichtigsten. Die anderen Items sind für beide untersuchten
Länder auch relativ wichtig. Anhand der ersten Dimension lässt sich beobachten, wie stark der
Autonomieanspruch des Individuums in beiden Ländern ausgeprägt ist. Die Bereitschaft, selbstbe-
stimmt zu denken, Ideen, Meinungen und Standpunkte selbständig zu entwickeln und sie – wenn
Piotr Sankowski56
nötig – auch kontrovers nach außen zu vertreten, scheinen für die jungen Leute die Voraussetzung des
heutigen Lebens zu sein.
In der 2. Dimension "Menschlichkeit – Toleranz und Hilfsbereitschaft" waren die Meinungen in beiden
Ländern auch sehr ähnlich verteilt. Aber die Items "Menschen die anders denken, akzeptieren",
"andere Kulturen kennenlernen" und "Vorurteile gegenüber anderen abbauen" sind meist für die
österreichischen StudentInnen bedeutender. Wertedimension 2 zeigt uns deutlich, wie stark bei den
Studierenden der Wunsch nach sozialer Integration des Individuums ausgebildet ist. Menschlichkeit
in der Moderne scheint von Kooperativität, Akzeptanz und ehrenamtlichem Engagement geprägt zu
sein. Die "Nützlichkeitssehnsucht" des Individuums für die Gemeinschaft bezieht sich hier nicht nur
darauf, etwas zur gesellschaftlichen Entwicklung beizutragen, anderen Menschen Unterstützung zu
geben und von ihnen Unterstützung zu erhalten. Sie beinhaltet auch, dass man sich für Fremdes offen
hält und anderen Menschen gegenüber tolerant bleibt. Der Thematik liegt meinens Erachtens sowohl
die interkulturelle Kommunikation als auch das gesellschaftlichen Engagement zu Grunde. Die beiden
Themenbereiche eignen sich schließlich gut für methodische Vertiefungsübungen.
Die 3. Dimension "Selbstmanagement – Disziplin und Einordnungsvermögen" war generell nicht so
wichtig, für die ÖsterreicherInnen jedoch am ehesten noch "sich im Griff haben, Selbstbeherrschung
zeigen", wobei die slowakischen StudentInnen "die Pünktlichkeit" bevorzugen. Die Dimension
Selbstmanagement ist trozdem nicht mehr so homogen, wie "Autonomie" oder "Menschlichkeit".
Man merkt hier schon deutliche Unterschiede in der Wichtigkeit zwischen den beiden Ländern. Die
dritte Dimension zeigt uns deutlich, dass die SlowakInnen eher einer femininen Gemeinschaft ähneln.
Sie legen grossen Wert auf Bescheideneit, zeigen mehr Selbstbeherrschung und passen sich leichter
an die Gesellschaft an. Noch deutlicher wird das in der 7. Dimension. Die ÖsterreicherInnen sind
dagegen eher selbstbewusst, das Individuum kann selbst bestimmen, was richtig und angemessen ist.
In der 4. Dimension "Attraktivität – gutes Aussehen" war für die österreichischen StudentInnen das
Item "das eigene Äußere" am wichtigsten, wobei für die slowakischen StudentInnen das Item
"gepflegt zu sein" eine wichtige Rolle im Leben spielt. Die beiden Items sind meiner Meinung nach
sehr ähnlich, das Item "das eigene Äußere" könnte dementsprechend auch ein Oberbegriff für die
Aussage "gepflegt sein" sein. Auf jeden Fall bringt die 4. Wertedimension zum Ausdruck, wie stark
der Attraktivitätsanspruch des Individuums sowohl in Österreich als auch in der Slowakei ausgeprägt
ist. Im Zeitalter von Ästhetisierung, Moden- und Markenbewusstsein, kommerzialisierten Angeboten
der Freizeitindustrie scheint der Aspekt der Attraktivität für die jungen Leute sehr wichtig zu sein.
In der 5. Dimension "Berufsorientierung, gute Ausbildung" und interessanter Job war die Wichtigkeit
bei den österreichischen Studierenden bei "eine vernünftige Ausbildung" und "ein Beruf, der seinen
Interessen entspricht" am höchsten. Demgegenüber war für die slowakischen Studierenden neben
"ein Beruf, der seinen Interessen entspricht" auch "einen gut bezahlten Arbeitsplatz finden" wichtig,
wobei das zweite Item nur "wichtig" zu sein scheint. In der Wertedimension 5 kann man genau nach-
vollziehen, welchen Stellenwert der Beruf im persönlichen Wertekosmos der österreichischen und der
slowakischen Studierenden einnimmt. Beruf ist heutzutage beides, sowohl Selbstverwirklichung –
"eine vernünftige Ausbildung", die eine Voraussetzung dafür sein sollte, "einen Beruf zu finden, der
eigenen Interessen entspricht" – als auch materielle Unabhängigkeit – "einen gut bezahlten Arbeits-
Wertestudie Österreich-Slowakei 57
platz, mit dem man auf eigenen Beinen steht". Es lässt sich jedoch festzustellen, dass die Österreich-
erInnen eher die Werte der individualistischen Kultur bevorzugen. Sie würden ihr soziales Umfeld
zugunsten der Arbeit eher wechseln als die SlowakInnen. Für die ÖsterreicherInnen hat der Job deut-
lich Vorrang vor der Beziehung.
In der 6. Dimension "Modernität – Teilhabe an Politik" war für die österreichischen StudentInnen "an
Wahlen teilnehmen" und "politische Zusammenhänge verstehen" das wichtigste. Das zweite Item
hängt sehr eng mit dem Item "sich für Politik interessieren" zusammen, das bei den ÖsterreicherInnen
auch ziemlich große Wichtigkeit gewonnen hat, was durchaus nachvollziehbar ist. Bei den
slowakischen Studierenden dagegen ist ein ganz anderes Bild "des politischen Engagements” zu be-
obachten. Für sie ist es relativ wichtig, sowohl "an Wahlen teilzunehmen" als auch "politische Zusam-
menhänge zu verstehen". Das Item "sich für Politik interessieren" bleibt dagegen eher unbedeutend.
Man sieht hier, dass bei den österreichischen StudentInnen im allgemeinen der Anspruch an politi-
scher Partizipation, an Teilnahme in der modernen Gesellschaft stärker ausgeprägt ist, der Wunsch
"mitreden" zu können, informiert zu sein, spielt eine wichtige Rolle im Leben. Um es etwas provokant
auszudrücken: Es deutet darauf hin, wie stark sich die einander angrenzenden Länder doch im Thema
Politik unterscheiden.
Die 7. Dimension "Familienorientierung – Partner, Heim und Kinder" zeigt sehr interessante Unter-
schiede und Gemeinsamkeiten zwischen beiden Gruppen. Hier waren die Items "in einer glücklichen
Partnerschaft leben" und "seinen Kindern einmal ein sicheres Zuhause bieten" für beide Länder am
wichtigsten. Man sollte dabei auch betonen, dass beide Gruppen das Item "einen intelligenten
Partner haben" für sehr wichtig halten. Sehr grosse Bedeutung haben bei den slowakischen Studier-
enden die Items "Kinder haben", "eine eigene Familie aufbauen, in der man sich wohl fühlt" und
"treu sein". (Die österreichischen Studierenden legen nur halb soviel Wert darauf!). Ganz unterschied-
liche Meinung haben die Gruppen beim Item "Kinder nur in der Ehe haben". Bei den österreichischen
StudentInnen hat es sehr wenig Bedeutung, im Unterschied zu den slowakischen Befragten, die sehr
grossen Wert darauf legen. Das Item "Partner der gleichen Konfession haben", hat bei den österrei-
chischen Studierenden fast keine Bedeutung. Die Unterschiede zwischen den beiden Ländern können
mit verschiedenen Faktoren zusammenhängen. Einer von denen ist die Tatsache, dass sich Österreich
eher als eine "maskuline Gesellschaft" charakterisieren lässt. Darunter versteht man u. a. dass die Ziel-
strebigkeit berufsorientiert ist. Dementsprechend widmen sowohl die österreichischen Männer als
auch die österreichischen Frauen mehr Zeit nach dem Universitätsabschluss der beruflichen Karierre.
Die Slowakei lässt sich dagegen eher als eine "feminine Gesellschaft" bezeichnen, d.h. die Bewohner
sind generell beziehungsorientiert, den grössten Wert messen sie der Familie bei.
Im Fall der 8. Dimension "Modernität – Teilhabe am technischen Fortschritt" sind die Ergebnisse ziem-
lich homogen. Es ist für beide Gruppen wichtig, "mit dem Computer umgehen zu können", wobei die
slowakischen StudentInnen ebenso grossen Wert auf "Umgang mit neuer Technik" legen. Allerdings
waren die Items "EDV-Weiterbildung" und "Ämter in wichtigen Organisationen übernehmen" für
beide Länder relativ unwichtig.
In der 9. Dimension "Authentizität – Persönliche Denk- und Handlungsfreiheit" scheint eindeutig für
beide Gruppen am allerwichtigsten zu sein, "so sein, wie man ist, sich selbst treu bleiben". An zweiter
Stelle steht das Item "tun und lassen, was man gerade will", es betrifft wiederum beide befragten
Länder. Die Aussage "den eigenen Kopf durchsetzen" ist für die slowakischen Studierenden auch von
grosser Bedeutung, wobei das den österreichischen Studierenden weit weniger wichtig ist. Zusam-
menfassend kann man feststellen, dass der persönliche Glaubwürdigkeitsanspruch des Individuums
bei beiden Ländern ziemlich stark ausgeprägt ist, z.B. in dem Wunsch, sich nicht verstellen zu müssen
und in seinen Ideen, Worten, Taten mit sich selbst identisch zu bleiben und seine persönliche Identität
zu wahren.
In der 10. Dimension "Materieller Erfolg" ist für beide Gruppen am allerwichtigsten, "vor allem Spass
haben und viel erleben". Ein interessantes Bild bieten uns die Items "Geld auf der hohen Kante haben"
und "regelmäßig feste Summen sparen". Im ersten Fall ist es eher für die österreichischen Studierenden
wichtig "Geld in vorsorgender Absicht beiseite zu legen" als "regelmäßig feste Summen zu sparen".
Demgegenüber ist es für die slowakischen Studenten wichtiger "regelmäßig Geld zu sparen"!
Eigene Werte – andere Werte
Die durchgeführte Studie zeigt deutlich, dass sich die beiden Länder nicht sehr stark unterscheiden.
Die beiden Werteskalas sind einander sehr ähnlich, obwohl an manchen Stellen (Modernität und
Familienorientierung) deutliche Unterschiede im Wertekosmos der beiden Gruppen vorkommen.
Trotz all dieser Unterschiede jenseits der beiden Kulturkreise lassen sich doch genügend Gemeinsam-
keiten herstellen. Ich denke, beide Gruppen vertreten eher universalistische Kultureigenschaften und
sind umso fähiger bei der interkulturellen Öffnung und in Konflikten zu "handeln”. Ich bin mir trotzdem
dessen bewußt, dass jeder universeller Mensch doch eigene individuelle Werte vertritt und zu pflegen
versucht. Wollen wir jedoch ein Gleichgewicht zwischen den beiden Polen erzielen, könnten wir dies
versuchen, indem wir
• über kulturelle Unterschiede nachdenken, sie aber nicht voraussetzen
• das Gegenüber einerseits als eigenständige Person wahrnehmen und ernstnehmen, die nicht nur
durch eine Kultur geprägt ist, andererseits die kulturelle Differenz aber auch nicht übersehen
• für die eigenen Werte mit Überzeugung eintreten, diese aber auch erklären können
• aus den entdeckten kulturellen Differenzen, die einen Anreiz für einen Perspektivenwechsel
darstellen, einen Dialog schaffen.
Literatur:
Biechele, M./Leiprecht, R.: Interkulturelles Lernen durch erlebte Landeskunde. EinHandbuch für Fortbildungs-
seminare mit Deutschlehrern aus mehreren Ländern. München 1997
Hinz-Rommel, W.: Interkulturelle Kompetenz. Eine neues Anforderungsprofil für die soziale Arbeit. Münster 1994
Losche, H.: Interkulturelle Kommunikation. Sammlung praktischer Spiele und Übungen. Ziel Verlag, Augsburg
2000
Thomas, A.: Kulturvergleichende Psychologie. Eine Einführung. Göttingen 1993
Piotr Sankowski58
Wertestudie Österreich-Slowakei 59
Dimension 1 "Autonomie – Kreativität und Konfliktfähigkeit"
"selbständig denken und handeln, ist mir …"
"allein auf Ideen kommen, ist mir …"
"sich von unangenehmen Dingen nicht so leicht unterkriegen lassen, ist mir …"
60 Piotr Sankowski
Dimension 1
"die eigene Meinung vertreten, auch wenn die Mehrheit anders denkt, ist mir …"
"keine Angst vor Konflikten haben, ist mir …"
"den Mut haben, nein zu sagen, ist mir …"
Wertestudie Österreich-Slowakei 61
Dimension 1
"nicht das Gefühl haben, alles akzeptieren zu müssen, ist mir …"
"wichtige Entscheidungen alleine treffen, ist mir …"
"hilfsbereit gegenüber anderen Menschen sein, ist mir …"
Dimension 2 "Menschlichkeit – Toleranz und Hilfsbereitschaft"
62 Piotr Sankowski
Dimension 2
"mit anderen teilen, etwas abgeben können, ist mir …"
"Menschen, die anders denken, akzeptieren, ist mir …"
"versuchen, andere Menschen aus ihrem Umfeld heraus zu verstehen, ist mir …"
Wertestudie Österreich-Slowakei 63
Dimension 2
"etwas für die Gesellschaft leisten, ist mir …"
"andere Kulturen kennenlernen, ist mir …"
"Vorurteile gegenüber anderen abbauen, ist mir …"
64 Piotr Sankowski
"diszipliniert sein, ist mir …"
"sich im Griff haben, Selbstbeherrschung zeigen, ist mir …"
"sich in eine Ordnung einfügen, sich anpassen können, ist mir …"
Dimension 3 "Selbstmanagement – Disziplin und Einordnungsvermögen"
Wertestudie Österreich-Slowakei 65
Dimension 3
"bescheiden sein, ist mir …"
"gründlich sein in allen Dingen, ist mir …"
"pünktlich sein, ist mir …"
66 Piotr Sankowski
"auch in 20 oder 30 Jahren noch gut aussehen, ist mir …"
"sich auch mit 30 oder 40 Jahren noch trendig anziehen können, ist mir …"
"das eigene Äußere, ist mir …"
Dimension 4 "Attraktivität – gutes Aussehen"
Wertestudie Österreich-Slowakei 67
Dimension 4
"gepflegt sein, ist mir …"
"Sport treiben, ist mir …"
"eine vernünftige Ausbildung, ist mir …"
Dimension 5 "Berufsorientierung – gute Ausbildung und interessanter Job"
68 Piotr Sankowski
"Bereitschaft umziehen, wenn es der Job erfordert, ist mir …"
"ein solider Beruf, mit dem man auf eigenen Beinen steht, ist mir …"
"ein Beruf, der seinen Interessen entspricht, ist mir …"
Dimension 5
Wertestudie Österreich-Slowakei 69
Dimension 5
"einen sicheren Arbeitsplatz finden, ist mir …"
"einen gut bezahlten Arbeitsplatz finden, ist mir …"
"sich für Politik interessieren, ist mir …"
Dimension 6 "Modernität – Teilhabe an Politik"
70 Piotr Sankowski
"politische Zusammenhänge verstehen, ist mir …"
"politischer Macht Widerstand leisten, ist mir …"
"an Wahlen teilnehmen, ist mir …"
Dimension 6
Wertestudie Österreich-Slowakei 71
Dimension 6
"sich am politischen Leben beteiligen, ist mir …"
"politische Einstellung öffentlich zeigen, ist mir …"
"in einer glücklichen Partnerschaft leben, ist mir …"
Dimension 7 "Familienorientierung – Partner, Heim und Kinder"
72 Piotr Sankowski
Dimension 7
"Kinder haben, ist mir …"
"eine eigene Familie aufbauen, in der man sich wohlfühlt, ist mir …"
"sich später ein angenehmes Zuhause schaffen, ist mir …"
Wertestudie Österreich-Slowakei 73
Dimension 7
"seinen Kindern einmal ein sicheres Zuhause bieten, ist mir …"
"treu sein, ist mir …"
"Kinder nur in der Ehe haben, ist mir …"
74 Piotr Sankowski
Dimension 7
"einen Partner der gleichen Konfession haben, ist mir …"
"einen intelligenten Partner haben, ist mir …"
"einen attraktiven Partner haben, ist mir …"
Wertestudie Österreich-Slowakei 75
Dimension 8 "Modernität – Teilnahme am technischen Fortschritt"
"mit Computer umgehen können, ist mir …"
"mit Technik umgehen können, ist mir …"
"Ämter in wichtigen Organisationen übernehmen, ist mir …"
76 Piotr Sankowski
Dimension 8
"technisch immer auf dem neusten Stand sein, gut ausgerüstet sein, ist mir …"
"EDV-Weiterbildung (Elektronische Datenverarbeitung) ist mir …"
"so sein, wie man ist/ sich selbst treu bleiben, ist mir …"
Dimension 9 "Authentizität – Persönliche Denk- und Handlungsfreiheit"
Wertestudie Österreich-Slowakei 77
"tun und lassen können, was man gerade will, ist mir …"
"frei von Verpflichtungen sein, ist mir …"
"sich nicht von den anderen beeinflussen lassen, ist mir …"
Dimension 9
78 Piotr Sankowski
Dimension 9
"den eigenen Kopf durchsetzen, ist mir …"
"immer sagen, was man denkt, ist mir …"
"Geld auf der hohen Kante haben, ist mir …"
Dimension 10 "Materieller Erfolg"
Wertestudie Österreich-Slowakei 79
"in seinem Leben einmal viel Geld verdienen, ist mir …"
"vor allem Spaß haben und viel erleben, ist mir …"
"regelmäßig feste Summen sparen, ist mir …"
Dimension 10
80 Piotr Sankowski
Wertskala
Ziel: Dieses Prioritätenspiel ermöglicht eine Aufdeckung von stereotypen Selbst- und Fremdbildern
und eine Auseinandersetzung mit den Wertvorstellungen, die wir von Menschen aus anderen Ländern
und diese von uns haben.
Zielgruppe: StudentInnen, Erwachsene
Dauer: ca. 80 Minuten
Material: Kopiervorlagen, Stifte
Raum: mindestens ein Seminarraum
Spielanleitung
Vorbereitung: Die Kopiervorlagen werden verteilt, zuerst wird alleine gearbeitet, anschließend werden
Ländergruppen gebildet (5 Minuten).
Einzelarbeit: Aufgabe an die TeilnehmerInnen: Streiche sieben der folgenden Aussagen (Kopiervor-
lage) ersatzlos und bringe die anderen fünfzehn in eine Rangfolge von 1-15! Die TeilnehmerInnen
haben dann Zeit (je nachdem, wie groß die Gruppe ist) sich mündlich über die Ergebnisse auszu-
tauschen (15 Minuten).
Gruppenarbeit: Aufgabe an die Ländergruppen:
a) Einigt Euch in Eurer Gruppe auf eine gemeinsame Rangfolge von 1-10! (15-20 Minuten)
b) Überlegt Euch, welche Punkte für die andere Gruppe am wichtigsten sind! (15 Minuten)
Plenum: Die Aussagen über die eigene Gruppe und die Mutmaßungen über die fremde Gruppe wer-
den vorgestellt und diskutiert (20 Minuten).
Quelle: Nach einer Idee von Andrea Schwarz in: Theodor-Heuss-Kolleg: Methodenhandbuch. Berlin
2001 (www.theodor-heuss-kolleg.de), überarbeitet von Piotr Sankowski.
Piotr SankowskiMethoden zum Thema "Werte"
Methodenblatt
Methoden zum Thema "Werte" 81
Worauf lege ich großen Wert?
selbständig denken und handeln
andere Kulturen kennenlernen
Vorurteile gegenüber anderen abbauen
Menschen, die anders denken, akzeptieren
Selbstbeherrschung zeigen
das eigene Äußere
eine vernünftige Ausbildung
ein Beruf, der meinen Interessen entspricht
an Wahlen teilnehmen
glückliche Partnerschaft
eigene Wohnung
Kinder nur in der Ehe
Partner der gleichen Konfession
Umgang mit Computer
Arbeit in wichtigen Organisationen
sich selbst treu bleiben
Spaß haben/viel erleben
pünktlich sein
gut bezahlter Arbeitsplatz
Interesse an Politik
verpflichtungsfrei sein
regelmäßig feste Summen sparen
Arbeitsblatt
Wertskala
82 Methoden zum Thema "Werte"
Ziel: "Kulturstandards sind Normen oder Richtlinien zur Ausführung und zur Beurteilung von Verhal-
tensweisen, die von den Mitgliedern einer Kultur geteilt und für verbindlich angesehen werden".
Diese Definition des Begriffs "Kulturstandard" klingt sehr allgemein. Unter den Mitgliedern einer
Gruppe sind die Kulturstandards meistens homogen, da sie dem Individuum natürlich vorkommen
und ihm nicht bewusst sind. Nur wenn wir Personen treffen, die sich nach anderen Kulturstandards ver-
halten, wird uns der Sachverhalt unserer Kultur bewusst. Die folgende Übung ist auf Sprichwörter, die
Ansichten und Werte einer/unserer Kultur wiedergeben, fokussiert. Sie stehen für soziale, ethische
und religiöse Denk- und Verhaltensmuster kulturellen Gruppen. Gerade deswegen eignen sie sich
gut, Missverstehen oder Auseinandersatzungen in der kulturellen Begegnung deutlich zu machen.
Zielgruppe: Jugendliche und Erwachsene von 16-25 Jahren
TeilnehmerInnenzahl: ca. 20 Personen
Dauer: 60 Minuten
Material: Papier, Stifte
Raum: mindestens ein Seminarraum
Spielanleitung
In getrennten Ländergruppen bereiten die TeilnehmerInnen eine Liste von ca. 10 Sprichwörtern vor, die
ihrer Meinung nach grundlegende Werte ihrer Kultur zum Ausdruck bringen (20 Minuten). Anschließend
werden die Listen zwischen den Gruppen ausgetauscht. Dann wird versucht, für die jeweiligen
Sprichwörter der anderen Gruppe/Kultur Entsprechungen in der eigenen Kultur zu finden und auf die
dahinter stehenden Werte zu schließen (20 Minuten). Die Gruppen finden sich dann im Plenum zusam-
men und tauschen ihre Ergebnisse aus.
Reflexion: Im Plenum werden schließlich folgende Fragen gestellt:
• Welche Werte kommen in den Sprichwörtern zum Ausdruck?
• Welche wurden richtig erkannt, bei welchen gab es Probleme? Woran lag es?
• ...
Variationen: Man kann geeignete Sprichwörter entsprechend auch als Pantomime darstellen und
ihren Sinn erraten lassen.
Anmerkung: Es kann passieren, dass die Übersetzung von Sprichwörtern Probleme bereitet. Da es
aber um die Sensibilisierung für die Zusammenhänge zwischen Sprache und Kultur geht, ist das nicht
unbedingt ein Nachteil. Es sollte versucht werden, Unklarheiten in der Diskussion zu klären. Es ist auch
empfehlenswert, sich schon vorher ein paar Sprichwörter vorzubereiten.
Quelle: Aus: Losche, Helga: Interkulturelle Kommunikation. Sammlung praktischer Spiele und Übungen,
Ziel Verlag, Augsburg 2000, S. 207, (dort nach einer Idee von Robert Kohn in: Corder, Lloyd E. & others.
1989. Proverbs: Culture and Values. S.12) überarbeitet von Piotr Sankowski.
Methodenblatt
Wörtlich genommen
Methoden zum Thema "Werte" 83
Ziel: Worte sind Kultur- und Erfahrungsträger, sie transportieren Werte und Bewertungen, Erinnerun-
gen und Erwartungen. Ziel dieser Übung ist es, unseren länderspezifischen Sprachgebrauch deutlich
zu machen. Dieses Assoziationsspiel eignet sich sehr gut, die Bedeutung von typischen Begriffen auf
der internationalen Ebene aufzudecken. Gleichzeitig werden auch Stereotype aufgedeckt.
Zielgruppe: Jugendliche, Erwachsene
TeilnehmerInnenzahl: ab 2
Dauer: 50 Minuten
Material: Papier und Stifte
Raum: mindestens ein Seminarraum
Spielanleitung
Einzelarbeit: Der Seminarleiter liest die einzelnen Begriffe der Assoziationsliste vor und lässt den Teil-
nehmerInnen jeweils kurz Zeit, um die Begriffe spontan zu ergänzen. Das kann ein Satz, ein weiteres
Wort, ein Spruch, eine Assoziation oder ein Symbol sein (15 Minuten).
selbständig hilfsbereit andere Kultur Vorurteile
pünktlich Heimat Religion diszipliniert
das Äußere Ausbildung Beruf Politik
Kinder Computer Demo Geld
treu sparsam verpflichtungsfrei Ehe
Gruppenarbeit: Es werden österreichische und slowakische (oder gemischte) Kleingruppen gebildet.
Die TeilnehmerInnen sollen ihre jeweiligen Assoziationen vergleichen und erklären. Dabei sollen fol-
gende Fragen berücksichtigt werden:
• In welchem Zusammenhang stehen die Begriffe für die TeilnehmerInnen?
• Was hat sich jede/r dabei gedacht?
• Wie schnell kamen die Assoziationen?
• Welche Begriffe waren "schwieriger" und warum?
• Hatten die PartnerInnen ähnliche Assoziationen? Woran lag das?
• Gab es auch andere Deutungen, Wertungen der Begriffe? Woran lag das?
(20 Minuten)
Plenum: Schließlich werden im Plenum die Eindrücke der jeweiligen Gruppen präsentiert (15 Minuten).
Quelle: Aus: Losche, Helga: Interkulturelle Kommunikation. Sammlung praktischer Spiele und
Übungen. Ziel Verlag, Augsburg 2000, S. 110 f. , überarbeitet von Piotr Sankowski.
Methodenblatt
Assoziationen
84 Methoden zum Thema "Werte"
Ziel:
• eigene Wertvorstellungen bewusst machen
• andere Kulturen kennen lernen
• die TeilnehmerInnen für den Begriff "Werte" sensibilisieren
• Fremdbilder aufdecken
Zielgruppe: Jugendliche von 15-18 Jahren
TeilnehmerInnenzahl: max. 20 Personen
Dauer: 60 Minuten
Raum: großer Raum mit der Möglichkeit zu Kleingruppenarbeit, optimal wäre ein Raum pro Gruppe
Material: ein großes Plakat pro Gruppe, Tapete, Filzstifte, Collagenmaterial, Scheren, Kleber
Spielanleitung
In nach Ländern getrennten Kleingruppen (3 bis 5 Personen) denken die TeilnehmerInnen darüber
nach, welche typischen Eigenschaften/Werte die SlowakInnen bzw. ÖsterreicherInnen haben. Jede
Kleingruppe erhält ausreichend Papier/Tapete, um einen lebensgroßen Personenumriss zu zeichnen.
Die Aufgabe wird den TeilnehmerInnen erklärt: Die österreichischen TeilnehmerInnen sollen in der fol-
genden Gruppenarbeitsphase das Bild vom "typischen Slowaken" bzw. von einer "typischen Slowakin"
gestalten, wiederum sollen die SlowakInnen das Bild vom "typischen Österreicher", bzw. von der "typ-
ischen Österreicherin" gestalten. Dabei kann mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gearbeitet
werden (Zeichnung, Kollage, Symbole, Comic, Schrift ... ; 45 Minuten).
Vernissage: Die Bilder werden im Plenum präsentiert. Bei der Vorstellung der Werke sollte genügend
Zeit für Rückfragen veranschlagt sein. Die anderen Gruppen sollten darauf verzichten, Bewertungen
zu äußern, da es dabei nicht um einen qualitativen Vergleich der Bilder geht (15 Minuten).
Reflexion: Abschließend soll erörtert werden, inwieweit es denn den "typischen" Slowaken/
Österreicher gibt. Dazu wichtige Diskussionsfragen:
• Wie geht es dem einzelnen mit dem entworfenen "typischen" Bild?
• Wie weit identifiziere ich mich mit dem Bild?
• Sind die Entwürfe eindeutig oder gibt es auch andere Wertungen?
• Was wird mit den einzelnen Wertungen verbunden?
• Widersprechen sich die Werte? Inwieweit?
• Welche Rolle spielen Erziehung, Kultur oder die Gesellschaft bei der Etablierung von Werten
bzw. deren Wandel?
Quelle: Aus: Losche, Helga: Interkulturelle Kommunikation. Sammlung praktischer Spiele und
Übungen. Ziel Verlag, Augsburg 2000, S. 196 f. , überarbeitet von Piotr Sankowski.
Methodenblatt
Typisch für mich – typisch für dich
Methoden zum Thema "Werte" 85
Ziel: Unser "Vorwissen" gegenüber den Anderen oder die Zuschreibung bestimmter Eigenschaften
und Verhaltensweisen verläuft meist unbewusst. Ziel der Übung ist es, die Wahrnehmung der Teil-
nehmerInnen zu sensibilisieren.
Zielgruppe: StudentInnen, Erwachsene
TeilnehmerInnenzahl: mind. 10 Personen (falls es möglich ist, die Gruppen nach Ländern trennen)
Dauer: 30 Minuten
Raum: möglichst zwei Räume
Material: Fragebögen, Stifte, Tafel/Flipchart oder Plakat
Spielanleitung
Einzelarbeit: Die TeilnehmerInnen werden in zwei Gruppen aufgeteilt und bekommen jeweils
unterschiedliche Fragebögen (Kopiervorlage). Die Bearbeitung verläuft individuell.
Plenum: Die Auswertung der "ja"/"nein" Fragen verläuft für Peter und Hans getrennt und wird auf das
Flipchart geschrieben. Das gleiche Verfahren gilt für die Beliebtheitsskala. Dann wird die Charakter-
isierung für beide vorgelesen und damit wird klar, dass beide über die gleichen Eigenschaften und
Verhaltensweisen verfügen, nur in umgekehrter Reihenfolge. Es ist dann interessant zu beobachten,
welcher von den beiden beliebter ist, vermutlich Peter, da der Satz eher mit positiven Eigenschaften
anfängt (10 Minuten).
Reflexion: Folgende Fragen können gestellt und die Themen diskutiert werden:
• Wie kommt die unterschiedliche Wertung zustande?
• Welche Bewertung haben die einzelnen Eigenschaften und Verhaltensweisen?
• Wer schätzt welche Eigenschaften und Verhaltensweisen wie hoch?
• Welche Rolle spielen bei der Bewertung unsere individuellen Werte?
• ...
(20 Minuten)
Quelle: Aus: Losche, Helga: Interkulturelle Kommunikation. Sammlung praktischer Spiele und
Übungen. Ziel Verlag, Augsburg 2000, S. 166 f., ( dort zit. nach Gudjons, Herbert: Spielbuch
Interaktionserziehung, Bad Heilbrunn, 1992, S. 66) überarbeitet von Piotr Sankowski
Methodenblatt
Peter und Hans
Peter ist intelligent – diszipliniert – treu – pünktlich – sparsam – verpflichtungsfrei – impulsiv – kritisch.
1. Würdest Du ihn gern zum Freund haben?
2. Würdest Du ihn gerne als Arbeitskollegen haben?
3. Handelt es sich um einen eher "angenehmen" oder "unangenehmen" Typ?
4. Stufe ihn auf Deiner Beliebtheitsskala ein.
1 = sehr beliebt;
2 = ziemlich beliebt;
3 = weder beliebt noch unbeliebt;
4 = ziemlich unbeliebt;
5 = sehr unbeliebt;
86 Methoden zum Thema "Werte"
Arbeitsblatt
Fragebogen Gruppe 1:
Hans ist kritisch – impulsiv – verpflichtungsfrei – sparsam – pünktlich – treu – diszipliniert – intelligent.
1. Würdest Du ihn gern zum Freund haben?
2. Würdest Du ihn gerne als Arbeitskollegen haben?
3. Handelt es sich um einen eher "angenehmen" oder "unangenehmen" Typ?
4. Stufe ihn auf Deiner Beliebtheitsskala ein.
1 = sehr beliebt;
2 = ziemlich beliebt;
3 = weder beliebt noch unbeliebt;
4 = ziemlich unbeliebt;
5 = sehr unbeliebt;
Fragebogen Gruppe 2:
Methoden zum Thema "Werte" 87
Ziel:
• Erkennen, dass Werte sowohl kollektiv als auch individuell ausgeprägt sind
• Erkennen, dass Werte weder eindeutig, widerspruchsfrei noch unveränderbar sind
• Offenheit für andere Sichtweisen, Veränderungsbereitschaft
• Bewusstwerden von Werte-Konkurrenz
Zielgruppe: StudentInnen, Erwachsene
TeilnehmerInnenzahl: mind. 20
Dauer: ca. 60 Minuten
Raum: ein Seminarraum
Material: Moderationszettel (ausreichende Zahl) und Stifte, Tafel oder Flipchart, Ortsplan vorbereiten,
zum besseren Verständnis der Geschichte
Spielanleitung:
Der Spielleiter liest die Geschichte vor (Vorlage). Alle TeilnehmerInnen bewerten anschließend das
Verhalten der fünf Personen indem sie dieses in eine Rangfolge bringen (Rang 1 = der/die "schlech-
teste") und notieren die Begründungen (10 Minuten).
Gruppenarbeit: Es werden nach Ländern getrennte Kleingruppen gebildet (4 bis 5 Personen). Die
TeilnehmerInnen tauschen sich über ihre Rangfolge aus und begründen ihre Position. Dann versucht
jede Gruppe zu einem Konsensus zu kommen, indem sie eine gemeinsame Rangfolge bestimmt. Zur
besseren Veranschaulichung verwendet man extra Karten für die Rangfolge, für die Namen und für die
Begründungen (30 Minuten).
Auswertung im Plenum: Die Gruppen kleben ihre Karten auf das Flipchart.
Fragen für die Diskussion:
• Wie stark unterschieden sich die Wertungen?
• Kam es zu einem Konsens? Wie wurde er erzielt? Was war dabei hinderlich?
• Welche allgemeinen (gesellschaftlichen, kulturellen, religiösen) Werte und Normen verbergen
sich hinter den persönlichen Wertungen?
• Welche individuellen Werte tauchen auf? Woher stammen sie?
• Wer bestimmte die Werte?
• Wer legte die Rangfolge der Werte fest?
Quelle: Aus: Losche, Helga: Interkulturelle Kommunikation. Sammlung praktischer Spiele und Übungen.
Ziel Verlag, Augsburg 2000, S. 130 f. (dort nach einer Idee gefunden in: Corder, L. E. and others: Inter-
cultural Training: An Overview, Program, and Evaluation. Springfield 1989, S.12) überarbeitet von Piotr
Sankowski.
Methodenblatt
Die Entscheidung
88 Methoden zum Thema "Werte"
Die Geschichte
"Nina ist eine junge Frau von etwa 25 Jahren. Seit einigen Monaten ist sie mit Paul verlobt. Das Problem, dem
sie sich gegenüber sieht, ist ein Fluss, der zwischen ihr und ihrem Verlobten liegt. Aber es ist nicht etwa ein
gewöhnlicher Fluss, sondern ein tiefer weiter Fluss, voll von hungrigen Krokodilen.
Nina überlegt, wie sie den Fluss überqueren kann. Ihr fällt ein Bekannter ein, der ein Boot besitzt. Nennen wir
ihn Marc. Also geht sie zu Marc und bittet ihn, sie über den Fluss zu bringen. Er antwortet: ‚In Ordnung, ich
bringe dich hinüber, wenn du die Nacht mit mir verbringst’. Schockiert über dieses Ansinnen wendet sie sich an
eine andere Bekannte, Maria, und erzählt ihr ihre Geschichte. Maria antwortet: ‚Ich verstehe dein Problem, aber
es ist Dein Problem, nicht meines’. Also beschließt Nina, zu Marc zu gehen und die Nacht mit ihm zu verbrin-
gen. Am Morgen bringt er sie über den Fluss.
Ihr Wiedersehen mit Paul ist herzlich. Doch am Abend vor der Hochzeit fühlt sich Nina gezwungen, Paul zu
sagen, wie es ihr gelang, den Fluss zu überwinden. Darauf antwortet Paul: ‚Ich würde dich nicht heiraten, auch
wenn du die letzte Frau auf der Erde wärest!’
Nun am Ende ihrer Weisheit, wendet sich Nina an Georg. Georg hört sich ihre Geschichte an und sagt: "Gut,
Nina, ich liebe dich zwar nicht... aber ich werde dich heiraten."
Und das ist Ende der Geschichte."
Arbeitsblatt
Die Entscheidung
Slowakei: niedriges Heiratsalter
• niedriges Alter der Eltern bei der Geburt des ersten Kindes
• viele ökonomisch und sozial unselbständige Familien
Österreich: großer Anteil an außerehelichen Geburten
(43% beim ersten Kind, 29,5% beim zweiten Kind)
• eine weitgehend anerkannte Lebensform stellt die nicht eheliche Lebensgemeinschaft dar
Die ÖsterreicherInnen heiraten im Durchschnitt später als die SlowakInnen. Das Durchschnittsalter der
SlowakInnen bei der ersten Heirat beträgt beim Mann 25,6 Jahre und bei der Frau 23,1 Jahre. Forschungen
zufolge sind die ÖsterreicherInnen ein bisschen vorsichtiger und schließen den Bund fürs Leben erst im
Durchschnittsalter von 29,5 Jahren beim Mann und 26,6 Jahren bei der Frau.
Die SlowakInnen "beeilen sich" auch bei der Gründung der Familie. Das erste Kind kommt meistens kurz nach
der Eheschließung. 50% der Bräute sind schon bei der Heirat schwanger und so beträgt das Durchschnittsalter
der Mütter bei der Geburt des ersten Kindes 23,6 Jahre. Interessant ist auch, dass das zweite Kind oft kurze Zeit
nach dem ersten Kind kommt. Da mehr als 85% der Kinder in der Slowakei von Müttern geboren werden, die
jünger als 30 Jahre sind, entstehen viele sehr junge Familien, die oft von den Eltern abhängig sind. In Österreich
beträgt das Durchschnittsalter der Frauen bei der Geburt des ersten Kindes wiederum 26,9 Jahre. Obwohl neun
von zehn Österreichinnen sagen, dass eine ideale Kinderzahl 2 oder 3 Kinder wären, bleiben sie meistens bei
einem Kind. Als Gründe überwiegen, dass ein Kind zuviel kostet und die Wohnung nicht dafür geeignet ist.
Während in der Slowakei die Durchschnittslänge der Ehe 10 Jahre beträgt, ist sie in Österreich 11,3 Jahre. Für
beide Länder gilt, dass die meisten Ehen innerhalb der ersten drei, vier Jahre geschieden werden.
Literatur:
Gurán, P./Filadelfiová, J.: Rodina na Slovensku v 90. rokoch, Bratislava 1998
Gurán,P., Filadelfiová J.: Hlavné demografické trendy Slovensko 1996, Bratislava 1996
Nowak V./Schipfer, R.: Familie in Zahlen, Wien 1998
Methoden zum Thema "Familie" 89
Petra PuhováMethoden zum Thema "Familie"
Arbeitsblatt
Die Familie in Österreich und in der Slowakei
90 Methoden zum Thema "Familie"
Ziel: Eine Auseinandersetzung und Diskussion über das Thema "Familie" im Vergleich zwischen
Österreich und der Slowakei zu hervorzurufen.
Zielgruppe: Jugendliche und Erwachsene
TeilnehmerInnenzahl: beliebig
Dauer: ca. 40 Minuten
Raum: großer Raum
Material: Moderationskarten und Stifte zur Markierung
Spielanleitung:
Es werden den TeilnehmerInnen Äußerungen vorgelesen. Die Aufgabe der TeilnehmerInnen besteht
darin, sich auf der am Boden vorbereiteten Skala ja–jein–nein zu platzieren und damit ihre Meinung
zu den jeweiligen Äußerungen kund zu tun. Danach werden die einzelnen TeilnehmerInnen in der
Runde angesprochen, um ihre Meinung zu begründen.
Vorbereitung: Auf dem Boden wird mit Hilfe von drei Moderationskarten eine Skala ja–jein–nein vor-
bereitet.
Fragestellung: In jeder Runde wird den TeilnehmerInnen eine Äußerung vorgelesen. Danach müssen
sie schnell – ohne zu sprechen – reagieren und sich auf der Skala positionieren. Der Leiter spricht dann
einige von ihm ausgewählte TeilnehmerInnen an, damit sie ihre Meinung begründen. Es können auch
Fragen von anderen TeilnehmerInnen gestellt werden. Dieses Verfahren wiederholt sich bei jeder
Frage. Mittels der Notizen zur "Familie in Österreich und der Slowakei" und den Ergebnissen der
Vergleichsstudie zum Thema Werte (Piotr Sankowski) kann anschließend eine Klarstellung erfolgen.
Äußerungen
• Die ÖsterreicherInnen heiraten im Durchschnitt früher als die SlowakInnen.
• Für die SlowakInnen ist es nicht wichtig, Kinder nur in der Ehe zu haben.
• Für die ÖsterreicherInnen ist es sehr wichtig, Partner der gleichen Konfession zu haben.
• In der Slowakei heiratet man meistens wegen der Schwangerschaft.
• Die meisten Eltern in Österreich sind alleinerziehend.
• Die ideale Kinderzahl für die ÖsterreicherInnen beträgt 2 bis 3 Kinder.
• Es ist für einen Österreicher nicht besonders wichtig, ein Kind zu haben.
• Ein attraktiver Partner ist für beide Länder eine der Voraussetzungen, eine gute Beziehung
zu führen.
• Es ist in beiden Länder sehr wichtig, treu in der Beziehung zu sein.
Methodenblatt
Meinungsbarometer
Methoden zum Thema "Familie" 91
Ziel: Bei dieser Übung sollen die TeilnehmerInnen angeregt werden, über die Eigenschaften einer
"idealen Familie" nachzudenken und zu diskutieren. Die TeilnehmerInnen sollen erkennen, dass es
Unterschiede gibt zwischen einer slowakischen und einer österreichischen Familie. Trotz den Unter-
schieden sollten sie aber durch die Diskussion fähig werden, zu einem gemeinsamen Bild zu kommen.
Innerhalb der Diskussion in den Kleingruppen sollen sich die TeilnehmerInnen auch mit der Familien-
situation in den beiden Ländern bekannt machen.
Zielgruppe: Jugendliche und Erwachsene
TeilnehmerInnenzahl: ca. 20
Dauer: 90 Minuten
Material: Zeitungen, Zeitschriften, Werbungen, Fotos, Stoff, große Papiere, buntes Papier,
Stifte, Scheren
Spielanleitung:
Mit Hilfe von selbst gezeichneten Plakaten soll über die Eigenschaften einer "idealen Familie" ge-
sprochen werden. Die TeilnehmerInnen erstellen in Kleingruppen Plakate, auf denen sie eine ideale
Familie visualisieren. Die entstandenen Bilder werden anschließend präsentiert und diskutiert.
Vorbereitung: Zuerst wird der ganzen Gruppe die Frage gestellt, was eine "ideale Familie" ist. Die
Antworten werden am Flipchart gesammelt. Es soll schon am Anfang auf die Vielseitigkeit des Idealen
hingewiesen werden (10 Minuten).
Arbeit in Kleingruppen: Es werden kleine, nach Ländern gemischte Gruppen mit ungefähr 4 bis 6
Personen gebildet, die sich eingehender mit dem bereits andiskutierten Thema befassen sollen. Die
Kleingruppen bekommen die Aufgabe, das Bild einer idealen Familie mit Hilfe von vorhandendem
Material darzustellen. Sie sollen auf dem Bild nicht schreiben, sondern nur Zeichnungen als Symbole
verwenden (40 Minuten).
Präsentation: Ein Teilnehmer aus jeder Gruppe soll das Bild präsentieren und dabei auch die wichtig-
sten Diskussionspunkte der Kleingruppe ansprechen (20 Minuten ).
Abschlussrunde: Das Thema wird noch einmal angesprochen. Die TeilnehmerInnen werden befragt,
ob es zwischen den slowakischen und den österreichischen Vorstellungen große Unterschiede gibt, in
welchen Punkten und ob es möglich ist, dass sich die Vorstellungen von einer idealen Familie in der
Zukunft angleichen werden. Die TeilnehmerInnen werden außerdem befragt, welchen Wert für sie die
Familie hat (20 Minuten).
Methodenblatt
Die ideale Familie
92 Methoden zum Thema "Familie"
Ziel: In der Übung sollen die TeilnehmerInnen angeregt werden, über die Lage, Probleme und
Konflikte in der Familie zu sprechen. Sie sollten sich Gedanken machen, was der Familie schadet, was
sie stark negativ beeinflusst, wodurch sie ihre Haltbarkeit verliert. Es sollen auch mögliche Länder-
unterschiede, die dabei herauskommen, besprechen werden.
Zielgruppe: Jugendliche und Erwachsene
TeilnehmerInnenzahl: ca. 15
Dauer: ca. 120 Minuten
Material: verschiedene Requisiten : Hut, Schal, Brille ...
Spielanleitung:
Die Übung verbindet eine ernste Diskussion mit spielerischen Elementen. Die TeilnehmerInnen sollen
in den Kleingruppen über die Probleme der Familien in ihren Heimatländern nachdenken und sie pan-
tomimisch darstellen. Die Gruppe wird in zwei Kleingruppen geteilt und die Kleingruppen versuchen
dann gegenseitig zu erraten, um welches Problem es sich handelt.
Präsentation der Übung und die Kleingruppenarbeit: Es werden zwei Kleingruppen gebildet mit 5 bis
7 Teilnehmern. Es ist möglich, zwei international gemischte Gruppen zu bilden, oder zwei Gruppen,
in denen jeweils nur TeilnehmerInnen aus einem Land sind. Der Leiter stellt noch im Plenum Fragen,
die die TeilnehmerInnen in den Kleingruppen diskutieren sollen und die als Stützpunkte dienen sollen.
Fragen:
• Mit welchen Problemen müssen die Familien im täglichen Leben kämpfen?
• Welche Probleme gibt es innerhalb der Familien ?
• Welche Probleme können leicht gelöst werden und welche sind unlösbar ?
• Was sind die typischen Probleme einer jungen und einer alten Familie?
Die TeilnehmerInnen bekommen die Aufgabe, in den Kleingruppen über die Probleme zu sprechen.
Nach der Diskussion sollen sie sich drei Problembereiche überlegen, die sie für die andere Gruppe
panto-mimisch darstellen (60 Minuten).
Präsentation der Ergebnisse: Die zwei Gruppen spielen wechselnd ihre drei Familienprobleme vor, die
die andere Gruppe dann zu erraten versucht. Der Leiter fragt nach den pantomimischen Vorspielen,
ob und wie man die Probleme lösen könnte (40 Minuten).
Diskussion: Es wird das Thema "Länderunterschiede" angesprochen. Gibt es Probleme, die nur für ein
Land typisch sind? (20 Minuten).
Methodenblatt
Schweigende Familienbilder
Methoden zum Thema "Familie" 93
Ziel: Es soll verdeutlicht werden, dass natürlich nicht nur kulturelle Grundlagen unser Sein und Handeln
bestimmen, sondern diese Problematik komplexer ist. So ist es möglich, dass ich als slowakische
Studentin durch meine Interessen u. ä. eher Gemeinsamkeiten mit einem österreichischen Studenten
habe als mit einem slowakischen Politiker. Neben kulturellen Determinanten spielen auch ganz per-
sönliche Elemente eine Rolle. Es geht um die Beschäftigung sowohl mit persönlichen Symbolen und
Autostereotypen als auch mit Wertvorstellungen und es wird die Frage nach Gemeinsamkeiten und
Unterschieden der TeilnehmerInnen gefragt. Außerdem ermöglicht diese Einheit ein intensiveres
Kennenlernen der TeilnehmerInnen in der Kleingruppenarbeit.
Zielgruppe: Jugendliche und Erwachsene
TeilnehmerInnenzahl: beliebig, gerade Anzahl, um Paare biden zu können
Dauer: ca. 80 Minuten
Raum: großer Raum oder mehrere kleine mit der Möglichkeit zur Kleingruppenarbeit
Material: Es werden große Blätter vorbereitet, auf denen jeweils ein Haus abgebildet ist, das in der
Mitte aufgeteilt wird.
Spielanleitung:
Ein österreichischer und ein slowakischer Student wohnen in einer Dreier-WG zusammen. Sie wollen das
leerstehende Zimmer vermieten. Nun wollen sie sich auf einen "idealen Mitbewohner" einigen.
Es werden national gemischte Paare gebildet. Jedes Paar bekommt ein Blatt mit dem abgebildeten
geteilten Haus und Stifte (ca. 5 Minuten). Die TeilnehmerInnen bekommen die Aufgabe, ihren Teil des
Blattes unter dem Motto "Mitbewohner gesucht" zu gestalten. In den ersten 20 Minuten darf nicht
gesprochen, nur nonverbal kommuniziert werden. Wichtig ist darauf hinzuweisen, dass der Grenzbe-
reich zwischen den beiden Haushälften mit Gemeinsamkeiten des gesuchten Mitbewohners gestaltet
werden soll. Nachdem die Blätter gestaltet sind, dürfen sich die Mitglieder der Wohngemeinschaft
austauschen, diskutieren und Fragen stellen (inkl. nonverbaler Phase ca. 35 Minuten).
Plenum: Jedes Paar stellt nun ihr Bild vor und erklärt es. Anschließend können Fragen gestellt wer-
den. Die Ergebnisse werden im Seminarraum ausgehängt und diskutiert (ca. 45 Minuten).
Reflexion: Folgende Punkte sollen durch den Moderator angesprochen und vertieft werden:
• Wie verlief die Kommunikation?
• Gab es dabei Probleme? Welche?
• Wo gab es bei der Gestaltung der Eigenschaften des gesuchten Mitbewohners
Gemeinsamkeiten und Unterschiede?
• War es schwierig die Grenze zu gestalten?
• Konntet ihr Euch am Ende einigen?
• Seid ihr mit dem Ergebnis zufrieden?
Methodenblatt
Internationale WG – Mitbewohner gesucht!
In allen Lebenswelten besteht ein enger Zusammenhang zwischen Lernen, Partizipation, Demokratie
und Frieden. Europa und "die Welt" verlangt nach aktiven BürgerInnen. Die aktive Weltenbürger-
Innenschaft – the global citizenship – verlangt nach Partizipation und dem Bewusstsein der Sinnhaftig-
keit der eigenen Teilhabe. Denn erst wenn Menschen sich als MitbestimmerInnen und GestalterInnen
für ihre eigene Lebenwelt erleben, wird das Gefühl von Machtlosigkeit durchbrochen.
Menschen brauchen das Gefühl, dass sie ihre zukünftigen Lebenswelten mitbestimmen können, dass
sie teilhaben an Entscheidungen und integriert sind, einen Platz in der Gesellschaft finden, Orte mit
Bedeutung und Relevanz.
Die negative Umkehr wäre Marginalisierung, Isolation durch starre undurchlässige Grenzen und Ohn-
macht, auch zu verstehen als direkter Angriff auf demokratische Grundsätze. Orte ohne Bedeutung
und Relevanz führen zum Gefühl der Stigmatisierung und Wertlosigkeit. Ausgrenzung führt in Bezug
auf identitätsprägende Bildungsprozesse zur Verschärfung von Marginalisierung und Isolation. Wenn
es durch Hindernisse und Grenzen keine Möglichkeit gibt, von den gegenseitigen Erfahrungen zu
lernen, werden Vorurteile und Klischees noch stärker verwurzelt – und zwar diesseits und jenseits der
Grenzen.
Kulturelle Bedeutungen von Grenzen befinden sich in einem sich ständig wandelnden Prozess durch
Teilhabe und Verhandlungen. Aber nicht jeder hat die gleiche Chance, gehört oder gefragt zu werden.
Deswegen sind Kompetenzen für Partizipation wichtig. Respektvolles Umgehen mit den Erfahrungen
jedes/r Einzelnen und die Vermittlung von Instrumenten und Werkzeugen, die gebraucht werden für
Verhandlungen um kulturelle Bedeutungen.
Um über Grenzen gewaltfreie Lebenswelten zu schaffen, braucht es in einem ersten Schritt aktive
GrenzgängerInnen in der Bildungsarbeit und sonst wo. Diese GrenzgängerInnen können dann die
wahren Hindernisse ausräumen.
Räumliche und soziale Grenzen zwischen Orten und Nicht-Orten
Durch Grenzen können Nicht-Orte entstehen. Nicht-Orte sind Räume des Unterlassens, in denen
soziale Verankerung bewusst nicht stattfindet. In Nicht-Orten gibt es keine soziales Netzwerk. Es geht
immer um Macht über und Verfügbarkeit von Räumen, die zur didaktisch relevanten Strukturierung
Ingrid SchwarzMental Maps als Methoden für die grenzüberschreitende Bildungsarbeit
94 Ingrid Schwarz
Mental Maps 95
von Orten und Nicht-Orten führt. Sobald Menschen ihre eigenen, ganz persönlichen sozialräumlichen
Strukturierungen reflektieren, kann es gelingen, diese Reflexionen von einer "lokalen", selbst
erlebten, auf eine übergeordnete, "globale" Ebene zu bringen.
Politische Bildungsarbeit kann daraus den Auftrag einer Grenzüberschreitung ableiten, d.h. mit
Menschen ihre Struktur von Orten und Nicht-Orten reflektieren und neue Dimensionen des Möglichen
aufzeigen. Dieser didaktische Ansatz von Orten und Nichtorten ist geeignet, um Absolutheit und Regel-
haftigkeit zu hinterfragen. Grenzen einer sozialräumlichen Differenzierung können dabei reflektiert
werden und Menschen können ihre alltäglichen räumlichen und sozialen Grenzen aufspüren und ent-
decken.
• Ab wann erfahren und erleben Menschen Orte diesseits und jenseits von Grenzen als wichtig und
identitätsstiftend?
Mental Mapping
Mental Mapping ist eine Methode, um Orte sichtbar zu machen. LehrerInnen und StudienleiterInnen
von Bildungsorganisationen in der Slowakei und in Österreich erarbeiteten ihre Mental Maps. Diese
Methode ermöglicht, immaterielle Gedanken und Ideen auf eine Karte zu bringen. Sie zeigen Lebens-
räume von Menschen und deren Bewertungen.
Mental Maps sind eine Form, Informationen über die räumliche Umwelt zu sammeln, zu ordnen, zu
speichern, abzurufen und zu verarbeiten. Es ist die Art und Weise, wie wir uns mit der Welt um uns
herum auseinandersetzen und wie wir sie verstehen. Gezeichnet wurden diese Mental Maps im
Rahmen eines Workshops eines Interreg-Arbeitstreffens mit dem Titel "Vom Netzwerk zum Bündnis"
in St. Pölten. Die TeilnehmerInnen waren StudentInnen, LehrerInnen und StudienleiterInnen von österr-
eichischen und slowakischen Universitäten und Pädagogischen Instituten.
Wie schaffen wir Orientierung in der Bildungsarbeit, sodass "über Grenzen gewaltfreie Lebens-
welten" entstehen können?
Die Ergebnisse von Mental Maps haben direkte Auswirkungen auf die Ausgangsbasis für grenzüber-
schreitende Lern-Orte. Denn aufgrund bisheriger Erfahrungen wird in der sozialgeographischen
Forschung davon ausgegangen, dass grenzüberschreitende Verflechtungen umso intensiver sind, je
besser die regionalen Kenntnisse sind und je positiver die Einstellung zum Nachbarland ist.
Zur Entstehung von neuen Lern-Orten
Mit der Erzählung der eignen "Geschichte von Orten" legen Menschen ihren Zugang zu Raum offen
und zeigen einen Teil ihrer räumlichen Identität, eröffnen dabei aber auch Perspektiven und Möglich-
keiten einer erweiterten räumlichen Aneignung für andere. Wenn Menschen einen gemeinsamen –
grenzüberschreitenden – Bildungsprozess eingehen, teilen sie diese gemeinsame Erfahrung und
erlangen dadurch einen Teil gemeinsamer Identität, die sie in ihre individuelle "Lebens-Bildungs-
Geschichte" einbringen. Je öfter Menschen solche Erfahrungen machen, umso mehr erweitert sich
auch ihr Zugang zu Orten, ihre Offenheit und Teilhabe und ihre Weltsicht.
96 Ingrid Schwarz
Perspektivische Ergebnisse
Diese vorliegenden Ergebnisse und Zugänge sind erste Grundlagen für ein didaktischen Konzept der
"Orte und Nicht-Orte" für politische Bildungsarbeit und ein Konzept für "Bildungsarbeit über Grenzen".
Die Ergebnisse sind auch ein Beitrag für eine Offenlegung der Bedeutungskonstellationen für Inter-
kulturelles Lernen, denn "lokale" alltägliche und persönlich erfahrbare sozialräumliche Strukturierun-
gen sind auf eine "globale" Erfahrungsebene übertragbar.
Ein interkultureller Dialog über Grenzen "für gewaltfreie Lebenswelten"?
Sowohl das Funktionieren, wie auch die weitere Entwicklung eines Interkulturellen Dialogs wird von
dem Integrationsprozess bestimmt, wie er zwischen den verschiedenen Gruppen von Teilnehmer-
Innen stattfindet. Das heißt, dass grenzüberschreitende Zusammenarbeit nicht nur formal zwischen-
staatliche Rahmenbedingungen braucht, wenn diese auch eine Grundvoraussetzung bilden. Die
konkrete grenzüberschreitende Arbeit bewegt sich im Spannungsfeld von staatlicher Voraussetzun-
gen und konkreter Behauptung. Denn die Einstellungsmuster für "Kooperation" oder "Nicht-
Kooperation" stehen für Erfolg oder Misserfolg von Zusammenarbeit. Und auch bei den Bildern in
den Köpfen ist es entscheidend, ob Mental Maps von "Orten" oder "Nicht-Orten" geprägt sind.
Mental Maps 97
Beispiele von Mental Maps
Abb. 1: Österreich
Abb. 2: Slowakei
98 Ingrid Schwarz
Methode: Mental Maps
Frage nach wichtigen Orten/Räumen jeweils jenseits der Grenze Österreich-Slowakei
Diskussionsgrundlage für die Gruppe/Klassenverband:
• Welche Räume sind für mich wichtig?
• Welche Räume sind für mich nutzbar?
• Welche Räume brauchen wir um "Über Grenzen gewaltfreie Lebenswelten schaffen" zu können?
Methode/Aufgabenstellung:
• Zeichnen von Mental Maps mit den TeilnehmerInnen
• Fragestellungen, Reflexionsprozess und gemeinsame Interpretation der Ergebnisse
• Diskussion in der Gruppe
• Vertiefung Selbstbild/Fremdbild – Grenze
• Welche Bilder/Karten haben die TeilnehmerInnen im Kopf von wichtigen Orten des jeweils
anderen Landes (Österreich/Slowakei), slowakische TeilnehmerInnen zeichnen ihre wichtige Orte
von Österreich in Form einer Karte, österreichische TeilnehmerInnen zeichnen ihre wichtigen Orte
der Slowakei in Form einer Karte
Methode: Arbeiten mit Texten
• Empirische Reflexionen zu Grenzen
• Artikel der StudentInnen zu Selbst- und Fremdbilder
Methode/Aufgabenstellung:
• Schreiben von Texten zu Selbst- und Fremdbildern Österreich/Slowakei
• Texte als Diskussionsgrundlage, Herausfiltern der Unterschiede von Selbst und Fremdbildern
• Was bedeutet ein starker Unterschied von Fremd- und Selbstbild für den Einzelnen?
• Entwicklung von Lösungsstrategien in der Gruppe, wie es zu einer Annäherung von Selbst- und
Fremdbildern kommen könnte. Welche Möglichkeiten gibt es dafür?
Methodenblatt
Grenze/Konflikt
Methodenblatt
Fremdbilder/Selbstbilder
Mental Maps 99
Beispiele von Texten slowakischer StudentInnen: Wie sehen uns "die anderen"? Sehen uns "die anderen"?
Nach einem Workshop zum Thema "Fremd- und Selbstbild", schrieben StudentInnen von der Philo-
sophischen Fakultät der Universität Nitra ihre Reflexionen zum Thema "Fremdbild" über die Slowakei.
"Ein kleines Getriebe unter der Tatra,
ein winziges Stück der Erde,
das dir unter den Zähnen erzählt,
und du fühlst dich so klein,
ein kleiner Punkt in der Endlosigkeit,
ein mutloses Körnchen im Gestein,
st die Slowakei. Heute und ewig."
(Autorin Silvia Kucerková, zitiert von der Studentin Jana Kucharová)
Viele Themenbereiche wiederholen sich in allen der insgesamt 31 Berichte und stellen Grundaus-
sagen zum Thema "Fremdbild – Selbstbild" von den Studierenden dar, die diese Arbeiten verfasst
haben. Zum einen ist es ein Grundtenor, dass die Slowakei in Europa kaum oder gar nicht bekannt ist.
Viele Studierende erzählen von Erlebnissen im Ausland, wo sie damit konfrontiert waren, dass man das
Land aus dem sie kommen, gar nicht kennt, mit der ehemaligen Tschechoslowakei in Verbindung
gebracht wird, oder mit Slowenien verwechselt wird. In vielen Berichten wird diese Tatsache mit
Enttäuschung und Irritation zur Kenntnis genommen. Das heißt, die Wahrnehmung der Slowakei wird
in den erlebten und erfahrenen Fremdbildern der Studierenden als sehr unzureichend und als Defizit
geschildert.
Eine Studentin schreibt zum Thema "Fremdbild-Selbstbild": "Und als Slowakin bin ich nationalbe-
wusst und ich bin auch stolz darauf, dass ich in diesem Land lebe. Von unserem Land wissen viele
Länder nicht. Viele von ihnen wissen nicht, wo die Slowakei liegt, sie wissen auch nicht, dass wir schon
seit Jahren ein selbstständiger Staat sind. Als ich mich mit einem Deutschen traf und ihm sagte, dass
ich in der Slowakei wohne, war seine Reaktion ‚Ach Prag! Ja, weiß ich schon!’ Sie meinten, dass wir
noch die Tschechoslowakei sind. Und nicht nur Deutsche, auch andere wissen es nicht. Viele Leute ver-
wechseln die Slowakei mit Slowenien. Aber das ist nicht dasselbe. Das sind zwei andere Staaten."
Das Gefühl, sehr stolz auf das eigene Land zu sein, spiegelt sich in den Berichten genauso wieder wie
die als unrichtig beurteilten Fremdbilder über das Land. In einigen Berichten der Studierenden wer-
den Fremdbilder mit Unmut aber auch mit Ungeduld zur Kenntnis genommen. Denn für sie steht ihr
Selbstbild – ein grundsätzlich positiver Zugang zu ihrem Land, trotzdem auch viele Probleme aufge-
listet werden – einer mangelhaften Wahrnehmung gegenüber. Und diese mangelhafte Wahrnehmung
wurde von den Studierenden auch in den unmittelbaren Nachbarländern – wie Polen, Ungarn, Öster-
reich und in weiterer Folge auch Deutschland erlebt. In einer 1999 erschienen Arbeit zum Thema
"Österreich-Slowakei, gegenseitige Wahrnehmungen, Vorurteile und Stereotypen" wird die Des-
informiertheit und das Desinteresse von österreichischer Seite bestätigt (Siptak 1999: 7), der Autor
100 Ingrid Schwarz
geht sogar soweit, von vehementen Informationsmängeln und gewissen Vorurteilen historischer und
zeitgeschichtlicher Prägung zu sprechen (Siptak 1999: 21). In anderen Publikationen wird wiederum
von psychologischer und emotionaler Ferne in den Köpfen der Bevölkerung gesprochen, die
bedeutet, "dass der jeweilige Nachbar mit seinen Problemen, seinen Wertmaßstäben, seinen
Wünschen, Hoffnungen und Ängsten nicht entsprechend wahrgenommen wird" (Vielhaber 2002: 5).
Gavalcikova Jana: "... wenn man einige Leute in Frankreich oder in Italien nach der Slowakei fragt,
meistens sagen sie, ob wir Slowenien meinen. Mit ist es schon mehrmals passiert. Ich war in Frankreich
und wollte eine Briefmarke für die Slowakei kaufen. Der Verkäufer hat das Wort gar nicht gekannt und
hat mich gefragt, ob das überhaupt in Europa liegt. Ich war sehr enttäuscht darüber".
Dieses Unsichtbarsein in der Wahrnehmung des Anderen wird, wie schon erwähnt, mit Enttäuschung
zu Kenntnis genommen. Denn diese Nicht-Wahrnehmung schließt ein, dass die Slowakei im Bild des
Gegenübers, der dieses Land nicht einordnen kann, auch keine Relevanz hat. Dieses Nicht-Wissen
bedeutet letztendlich ein "Bild im Kopf" des Gegenübers, ohne Verortungsmöglichkeit der Slowakei.
Hier zeigt sich eine mentale Wahrnehmungsgrenze (vgl. Pribersky 2000: 3f.), die letztendlich aus-
schließend ist. Denn ohne Wahrnehmung des anderen Lebensraumes besteht auch keine Relevanz,
keine Bedeutung. Dass diese Tatsache von den Studierenden als verletzend erlebt wird, spiegelt sich
in den Berichten wider.
Eine Studentin stellt resignierend fest: "Was ist die Antwort auf die Frage: Wie sehen uns die anderen?
Gar nicht! Sie kennen uns nicht! Wir müssen alles erklären, wie es war und wie es jetzt ist". In den
wenigen Sätzen wird deutlich, dass es als anstrengend und mühsam empfunden wird, gegen diese
Nicht-Wahrnehmung und gegen das Nicht-Wissen zu agieren. Es zeigt auch die Notwendigkeit eines
hohen Kommunikationsaufwandes, denn alles muss erklärt werden. Fast klingt Resignation mit, gegen
diese Form des Isolationismus (vgl. Novosad 1992: 26).
Eine Studentin schreibt: "Aber zum Beispiel die Österreicher wissen sehr gut, was "Slovakia" ist. Wir
sind für sie ein kleines postkommunistisches Staatchen, das gerne den westlichen hochentwickelten
Ländern eines Tages gleich wäre, was natürlich eine Utopie ist. Außerdem sind wir für sie gefährlich,
weil wir so ‚frech’ sind, dass wir uns erlaubt haben, ein Kernkraftwerk zu bauen und zwar ohne sie
vorher zu fragen. Sowieso sind wir uninteressant für sie, sogar auch unsere Hohe Tatra, die die
Touristen anziehen könnte, ist nichts gegenüber ihren Alpen ... Jetzt fällt mir ein Paradoxon ein. Auch
wenn die Slowakei ganz im Herzen Europas liegt, trotzdem der geographische Mittelpunkt von
Europa in Kremnica festgestellt wurde, gehört unser Land für jeden Ausländer nach Osteuropa. Also
für sie befindet sich Mitteleuropa im Osten, was in der Praxis bedeutet, dass es Mitteleuropa nicht
gibt."
Und weiter: "Also die Politik teilt Europa nicht in Süd- und Nordeuropa, sondern für sie gibt es nur
zwei Möglichkeiten und zwar entweder Westeuropa oder Osteuropa, andere Möglichkeiten gibt es
nicht. Und alles was zu Osteuropa gehört, also auch die Slowakei, ist arm, sozialistisch-kommunistisch,
geldlos, zurückgeblieben, mit schwacher Infrastruktur und können als billige Arbeitskräfte ausgenützt
werden. Vielleicht kommt einmal der Tag, an dem sie uns als einen normalen autonomen Staat betra-
chten werden."
Eine weitere Fremdwahrnehmung, die von einigen Studierenden beschrieben wird, ist das Bild eines
weniger entwickelten Staates. Es folgt eine Beschäftigung mit den Fragen des eigenen Staates, der in
der Fremdwahrnehmung an die Peripherie gedrängt wird. Der slowakische Philosoph Frantisek
Mental Maps 101
Novosad spricht in diesem Zusammenhang von einer "Gesellschaft an der Peripherie", die immer
wieder gezwungen ist, ihre allgemeine Lage zu reflektieren, immer wieder die eigene Geschichte zu
bearbeiten und nach dem Sinn der eigenen Existenz zu fragen. Frantisek Novosad stellt auch die
Frage, wie das Faktum, an der Peripherie zu sein, interpretiert werden soll. Es ist die Frage "ob man
dieses Faktum als Zurückgebliebenheit interpretieren muss, oder als Ausdruck eines Spezifikums, als
Ausdruck der Tatsache, dass die gegebene Nation andere Wege geht" (Novosad 1992: 30).
Heyaver Lucia: "Man sieht uns so, wie wir uns präsentieren. Oder wie wir uns präsentieren lassen. Ich
könnte eine Menge von Beispielen nennen, aber ich denke, dass auch eines ausreichen wird. Ein
amerikanischer Fotograph bot sich an, die Slowakei zu fotographieren. Er hat viele Fotos gemacht,
man dachte sich, dass es die schönsten Plätze der Welt sein werden. Falsch. Arme, Kranke und Ob-
dachlose und alles was schlecht ist, war auf den Fotos. Wie soll man sich fühlen, wenn man so gese-
hen wird. Es ist kein Wunder, wenn niemand uns besuchen möchte. Niemand will ein Land, das nichts
zu bieten hat, sehen. Ob es nicht genug gewesen wäre, die Zigeuner fühlen sich in der Slowakei auch
nicht wohl. Man respektiert sie nicht, sie haben keine oder nur ganz kleine Rechte. So werden wir als
undemokratisch gesehen. ‚Es muss aber schrecklich aussehen, wenn schon die Zigeuner weg wollen’,
habe ich von der Deutschen gehört. Da habe ich mich schrecklich gefühlt, als wäre alles nur meine
Schuld."
Die starke Kluft zwischen Fremd- und Selbstbild kommt in diesem Bericht zum Ausdruck. Erwartet
wurde die fotographische Dokumentation der schönsten Plätze der Welt und das Resultat waren
Bilder von Armut und Krankheit. Die Darstellung und Präsenz von marginalisierten Gruppen als reprä-
sentative Fotos von der Slowakei ist für die Studentin mit Stigmatisierung und negativen Gefühlen ver-
bunden. Die Studentin drückt ihre Angst aus, weiter isoliert zu werden, "wenn niemand uns besuchen
möchte". Ein starker Kontaktwille, also Gastfreundschaft und Offenheit, steht einem Fremdbild
gegenüber, das Ausgrenzung und Isolation fördert. Wenn das Fremdbild und das Selbstbild so stark
auseinander klaffen, führt das natürlich zu Frustration und kann auch Rückzug bedeuten. Denn der
Aufwand, das Fremdbild zu korrigieren, zu verändern, auch dem Selbstbild anzunähern ist mit einem
hohen Kommunikationsaufwand verbunden, wie gesagt, "alles muss erklärt werden". Die Gefahr, sich
antizipatorisch zu verhalten (vgl. Goffmann 1992: 27) und das kollektive Stigma anzunehmen oder auch
defensiv darauf zu regieren, ist durchaus vorhanden.
Lilla Buková: "Die Slowakei ist in der ganzen Welt dafür ‚bekannt’, dass immer wieder Probleme auf-
tauchen, die mit den Minderheiten zusammenhängen. Sie fühlen sich diskriminiert, z. B. viele Roma
fuhren nach Belgien und Finnland, weil sie dort auf ein besseres Leben hoffen. Deshalb müssen jetzt
die Slowaken nicht nur den Reisepass, sondern auch das Visum haben, wenn sie in diese Staaten
fahren wollen. Das finden die Fremden ganz lächerlich, weil die Westeuropäer brauchen weder
Reisepass noch Visum, wenn sie über die Grenze fahren."
Das Stigma der Ausgrenzung, nicht der Kerngruppe anzugehören, äußert sich auch symbolisch. In
mehreren Berichten der Studierenden wurde die Visumpflicht erwähnt, die slowakische Staatsbürger-
Innen brauchen, um in europäische Länder einreisen zu dürfen, andererseits steht dieser restriktiven
Reisebürokratie eine nahezu ungehinderte Reisemöglichkeit der BürgerInnen innerhalb der Europäi-
schen Union gegenüber. Das Gefühl des Ausgegrenztseins wird dadurch verstärkt.
102 Ingrid Schwarz
Eine Studentin berichtet: "Ein anderes Erlebnis hatte ich in Deutschland als ich in eine Familie kam
und mich duschen wollte. Es war sehr lustig, als alle mit mir gingen und mir zeigten, was man mit dem
Wasserhahn macht und wie man die Dusche einschaltet. Die wussten nicht, dass wir auch Walkman,
Discman oder Mikrowelle kennen. Manche Vorurteile, die sie hatten, sind nach diesem Besuch ver-
schwunden. Zum Beispiel, dass wir nur in Hochhäusern wohnen und in den Städten keine grünen
Flächen haben."
Eine Studentin beschreibt enttäuscht: "Ein unangenehmes Erlebnis hatte ich in Italien. Wir wollten
einkaufen gehen und an der Tür wurde geschrieben: "Slowaken, stehlt nicht! Wir sehen alles." Mit
diesem Satz war ich sehr überzeugt und auch enttäuscht ... In jedem Land leben die guten und die
schlechten Menschen, aber man sollte das Volk nicht nach den schlechten beurteilen". In ihrem
Bericht erzählt die Studentin davon, wie sie mit einem negativen Stigma kollektiv konfrontiert wurde
und wie sie mit dieser kollektiven Rollenzuweisung umgegangen ist. Sie verwehrt sich gegen die
Etikettierung und auch gegen die Zuschreibungen, die ausschließlich negativ waren, und fordert mehr
Differenzierung.
Eine Studentin zur politischen Situation: "Und noch etwas zur Politik, na ja. Es wird gesagt, dass die
Slowakei eine demokratische Republik ist. Vielleicht! Es war einmal gut, dann schlecht und jetzt hof-
fentlich wird es wieder besser. Die alte Regierung – die Meciar-Ära – ich glaube, ihn kennt man über-
all in Europa, er wollte das wir alles allein schaffen, wir brauchen niemanden dazu, dass wir einmal
groß rauskommen. Er hat viel versprochen und nichts gehalten".
Jana Kucharová: "In der letzten Zeit entwickelt sich die Slowakei. Weil sie ein junger Staat ist, gerät
sie jetzt in eine sehr komplizierte politische und gesellschaftliche Situation. Die nur zehn Jahre
dauernde Demokratie in der Slowakei benötigt viel Energie und Verantwortlichkeit nicht nur der
Politiker, sondern aller Einwohner dieses Landes. Leider gibt es hier keine politische Stabilität, es gibt
viele Probleme sowohl in der Koalition als auch in der Opposition. Die Regierung der Slowakischen
Republik löst die Probleme des Landes nur sehr langsam, was für die Slowaken schlecht ist. Auch sie
müssen deswegen jeden Tag mit Schwierigkeiten leben. Sie haben keine Sicherheit, ob sie zum
Beispiel morgen ihre Arbeit nicht verlieren. Ihre Geldtaschen sind fast leer. Aber alle hoffen, dass die
Zukunft – die Slowakei in der Europäischen Union – allen bessere Bedingungen bringt."
Und weiter: "‚Die Slowakei?’ sagt vielleicht jeder Ausländer, das ist doch das Land im Herzen Europas’.
Die slowakische Republik liegt auf der Kreuzung der Wege, die von Westeuropa nach Osteuropa
führen. Und ihre schöne Natur! Die Hohe und Niedere Tatra, die slowakische Paradiese, Kleine und
Weisse Karpaten – das sind nur einige der schönsten Gebirge dieses herrlichen Landes. Und dazu
gehören auch malerische historische Städte und Städtchen, Dörfer und Dörfchen wie zum Beispiel die
Hauptstadt Bratislava, die heute ein Zentrum der Slowakei ist, dann die historischen Städte Nitra,
Levoca, Trnava und ihre Kirchen, Martin, das Dorf Terchová, das mit dem Leben unseres Helden Juraj
Jánosík verbunden ist, Cicmany – ein Dörfchen mit der Volksarchitektur und viele, viele andere. Zu der
Schönheit und Attraktivität der Slowakei tragen auch ihre faszinierenden Höhlen, Burgen, Schlosser
und Kirchen bei, die auf jedem Schritt zu bewundern sind.
Für das Land unter der Hohen Tatra ist nicht nur die schöne Natur typisch, sondern auch Kultur,
Bräuche, Feste und Gewohnheiten. Die slowakische Küche kann von den Menschen auf der ganzen
Welt nur gelobt werden. Unser Nationalgericht – Brimsennockerl – hat bis jetzt vielleicht jedem
Besucher unseres Landes geschmeckt".
Mental Maps 103
Viele Studierende beschreiben eingehend die positiven Seiten ihres Landes, die mehr in die Fremd-
wahrnehmung rücken sollte. Die Schönheit der Natur, die zahlreichen touristischen Angebote und die
Freundlichkeit der Menschen wird vielfach hervorgehoben und betont. Die in vielen Berichten erwähn-
te geographische Position im "Herzen Europas" kann auch als Ausdruck dessen betrachtet werden,
dass diese Positionierung auch sozial und gesellschaftlich angestrebt wird.
Jan Pancuha: "Man könnte sagen, dass die heutige Slowakei nur mit der Politik lebt, die schon in fast
alle Bereiche des Lebens von einem durchschnittlichen Menschen eingedrungen ist. Diese Situation
hängt am meisten mit der ökonomischen Realität vieler Slowaken zusammen, für welche das Wort
Arbeitslosigkeit kein Fremdwort ist. Die Bürger der Slowakei sind aber meistens sehr arbeitstüchtig,
und darum hoffe ich, dass in einigen Jahren nicht so viel über Politik, sondern über den Sport, zum
Beispiel über das Eishockey gesprochen wird, weil unsere paar Eishockeyspieler uns einen besseren
Namen im Ausland machen, als ein Haufen Politiker. Wir konnten schon immer auf unsere Sportler
sehr stolz sein, die uns, ..., auf internationalen Sportveranstaltungen auf der ganzen Welt repräsentiert
haben".
Und weiter: "Aber in der Slowakei finden sich nicht nur negative Seiten ... Viele von uns lieben unser
Land, unsere Natur. Am meisten sind wir stolz auf unser Großgebirge Tatra, die auch als ‚kleinstes
Großgebirge der Welt’ bezeichnet wird. Aber die Tatra ist nicht die einzige Attraktion der Slowakei.
Es befinden sich hier auch altbekannte Burgen und Schlösser, die fast alles heilenden Kurorte,
geheimnisvolle aber interessante Höhlen, geräumige Wasserflächen, die zur Erholung dienen, und
viele weitere Urlaubs- oder Reiseziele, nicht nur für hier Geborene. Ich denke, dass was aus der
Slowakei in 10 oder 20 Jahren wird, lässt sich schwer sagen, aber wenn wir alle zusammen hart arbei-
ten werden, wir die Slowakei eines Tages konkurrenzfähig zu den anderen Ländern im vereinigten
Europa".
Barbara Halmesová: "Die Menschen hier gelten als sehr freundlich, offen und gastfreundlich und die
Mädchen gehören zu den schönsten der Welt. Die Küche ist auch ausgezeichnet und die originellen
slowakischen Handarbeiten werden in der ganzen Welt geschätzt. Die Bildungsebene der Slowaken
ist bekanntlich eine der höchsten und es gibt hier auch sehr viele talentierte Menschen, wie Künstler,
Sportler oder Erfinder, leider aber nützt es dem Land nur wenig. Denn es ist sehr schwierig, sich hier
durchzusetzen, und deshalb versuchen viele begabte Menschen ihr Glück lieber im Ausland. Ich finde
das sehr schade, aber allein kann ich nur wenig dagegen tun. Erst wenn wir alle – damit meine ich alle
Slowaken – tun werden, was wir können, bessert sich vielleicht die ungünstige Situation, und es wird
sich hier leichter leben."
Protagonisten für eine positive Identitätsfindung der Slowakei werden immer wieder genannt, ob
SportlerInnen, die das Fremdbild der Slowakei aufwerten, oder die Traditionen und die gute Küche,
vieles wird als Beitrag zur Verstärkung eines besseren Fremdbildes gewertet. Offenheit und Gast-
freundschaft werden in den Berichten als Indiz dafür gewertet, in verstärkten Kontakt mit anderen
Menschen, mit Fremden, mit Gästen zu kommen, die ihr Fremdbild korrigieren, verbessern oder über-
haupt erst ihr Bild von der Slowakei bekommen können.
Der Wunsch nach mehr positiven Aspekten der Wahrnehmung, beziehungsweise mehr Differenzier-
ung in der Wahrnehmung der Lebensrealität in der Slowakei, ist in sämtlichen Berichten erkennbar. Es
geht aber auch um den Wunsch, "weiße Flecken" (Vielhaber 2002: 39) auszumerzen, denn erst mit der
104 Ingrid Schwarz
Wahrnehmung eines Landes beginnt die Auseinandersetzung damit. Je stärker die Auseinandersetzung
damit wird, desto differenzierter kann auch das Bild in den Köpfen der Menschen werden. Eine Nicht-
Wahrnehmung kann oft als viel verletzender empfunden werden, als eine negative Wahrnehmung.
Interessante Forschungsergebnisse bringt in diesem Zusammenhang eine Studie von Christian
Vielhaber vom Institut für Geographie der Universität Wien "Die künftige Europaregion Brno-Wien-
Sopron-Györ-Bratislava als Wahrnehmungsproblem. Eine Impulsanalyse zur Einschätzung und Wahr-
nehmung von 10-14jährigen in Wien und Bratislava". Die Studie weist für die Wiener Befragungs-
gruppe "eklatant, eingeschränkte Wahrnehmungsreichweiten, leere oder entleerte mentale Land-
karten, in welchen sogar unmittelbare (slowakische) Nachbarschaftsregionen keinen Platz haben" auf.
Oberflächlich betrachtet müsste man annehmen, es besteht kein Interesse und keine nachhaltige
Lebensraumperspektive von Wiener Jugendlichen an den benachbarten Grenzregionen.
Aber in qualitativen Interviews äußerten die ausführlicher befragten Wiener Jugendlichen ihre "per-
sönliche Betroffenheit in Bezug auf ihre Defizite und was besonders bemerkenswert war, sie boten teil-
weise eigenständige Problemlösungen an: ‚Warum erfahren wir nichts über Menschen, mit denen wir
bald Tür an Tür leben werden, wieso erzählt uns niemand, wie es den jungen Menschen dort geht,
warum können wir nicht einmal hinfahren und uns selbst ein Bild machen’ " (Vielhaber 2002: 38).
Wegweiser und Puzzles
Die Bildungswege in Europa können wir auch über Kunstausstellungen finden. Über das sorgfältige
Vorbereiten, für die Kunst und für die Versammlung. Hier können Bildungsgeschichten erzählt werden,
auch in Form von Utopien. Jeder ist auf der Suche, egal ob GestalterIn oder BetrachterIn, eine euro-
päische Frage mit Tradition, die Suche nach gewaltfreien Lebenswelten. Durch eine Zeichnung, ein
Bild, eine Skulptur, einen Text ...
Es können Antworten gefunden werden, durch Kunst und erlebte Versammlungskultur. Als Teil der
Versammlung, selbst behutsam geleitet werden zu politischer Bildung, durch Wegweiser und Puzzles,
von LernpartnerInnen über Grenzen. Die Tür zum eigenen Arbeiten und Leben wurde weit geöffnet,
eine Teilhabe möglich, und ein Lernen zum Erleben.
Methode/Aufgabenstellung:
• Organisation einer Kunstausstellung (Kunst in der Schule, Offene Ateliers ...)
• Bildungsorte schaffen
• Persönliche Reflexionen zu "Grenze und gewaltfreie Lebenswelten" von KünstlerInnen und
BetrachterInnen
• Diskussionen, Aufsätze, Dialog mit BesucherInnen
Methodenblatt
Gewaltfreie Lebenswelten und Kunst
Mental Maps 105
Eine Ausstellung als Ort der politischen Bildung. Wo, bitte, ist hier der Eingang ins Paradies?
Menschen stehen vor Bildern und sprechen über ihre Sehnsüchte, sie erkunden Wege ins Paradies, ob labyrin-
thisch oder spiralenförmig. Sie bekunden ihren Wunsch nach einem guten Leben, und dass wir bei Begegnungen
was tun müssen, für unser Wohlbefinden. Kant spricht von einer "selbstverschuldeten" Unmündigkeit. Das Paradies
in Bruchstücken, letztendlich ein Augenblick. Das Politische daran ist der Bewusstseinsprozess, der abhängig ist
von der Wachheit. Der Preis für das Paradies, wachsam sein und viel tun müssen. Und dann ist es vielleicht doch
ein Zustand und nicht ein Ort – der politischen Bildung.
Eine Gruppe von Menschen, umgeben von Bildern, Skulpturen und Objekten. Der Raum ist groß, erhaben, hell.
Früher Stadl, jetzt Atelier. Jedes Kunstwerk hat seinen besonderen Platz, Bilder von Freundinnen, Geschichten
über das Paradies, versteckt, überlegt, durchdacht. Was ist das Paradies der Künstlerin, der Gastgeberin. Ge-
schichten über die gelungene Eröffnung der Ausstellung, das gemeinsame Essen und Trinken, die Zeit der langen
Vorbereitungen, viele Ideen umgesetzt, gemeinsam, von einer Dorfbewohnerin paradiesische Schlüssel gebacken,
für jede/n AusstellungsbesucherIn, zum Kosten und Schmecken. Nachdenkraum, Nachspüren dem Thema. Die
Zeit des Studienzirkels, vertraute Menschen, eine vertraute Atmosphäre, ein Ort für die Bildung des Politischen.
Jedes Jahresthema begleitet durch einen Studienzirkel, ein Jahr lang ein Thema. Der Höhepunkt eine Ausstellung
und ein Buch, als Almanach. Zum Lesen und Schauen.
Der Stadl als Ort des Wissens, zum Wohlfühlen, ein Ort innerer und äußerer Ausgewogenheit. Hier lässt es sich
frei reden, ohne Angst vor Blamage, ein geschützter Raum. Und was hat Wohlergehen mit Wissen zu tun? Wissen
vermittelt Sicherheit und Zusammenhänge. Wissen entängstigt.
Der Stadl als Ort des Wissens für das Zusammenkommen der Menschen, ein Versammlungsort zum Austausch von
Haltungen und zum Austausch in einem Selber.
Aus: Merkwürdige Welten – Versammlungskulturen in politischen Bildungsprozessen, unveröffentlichtes Text-
manuskript von Ingrid Schwarz
Exkurs
106 Ingrid Schwarz
Methode: Mental Maps
• Welche Räume brauchen wir für die grenzüberschreitende Netzwerkarbeit um "Über Grenzen
gewaltfreie Lebenswelten schaffen" zu können? Methode/Aufgabenstellung:
LehrerInnen, StudentInnen und StudienleiterInnen erarbeiten Mental Maps über mögliche utopische
Orte der Bildung. Eine methodische Grundorientierung erfolgt hierbei bei der "Zukunftswerkstatt" von
Robert Jungk, bei der es darum geht, utopische Lösungen zu finden, darüber zu "spinnen" und sie
"sehen ohne Schere im Kopf". In einem weiteren Schritt sollen anhand der Mental Maps Hindernisse
für eine Realisierung in der Gruppe besichtigt, geprüft und sortiert werden, und ein Vorschlag für den
Alltag erarbeitet werden und Resonanz erzeugt werden (vgl. Rhode-Jüchtern 1955, S. 123). Raum und
diverse Nutzungsansprüche bzw. Verfügbarkeiten für Bildungsarbeit sollen überprüft werden.
Methode/Aufgabenstellung:
• TeilnehmerInnen zeichnen Utopische Landkarten ihrer Vision von Lern-Orten, für einen grenz-
überschreitenden, interkulturellen Dialog
• Reflexion in Form eines Gruppengespräches anhand der Landkarten jeder/s Einzelnen
Weitere Methodenanwendungen:
• "Nach 10 Jahren ..." SchülerInnen zeichnen eine Karte für ein gemeinsames Europa. Ein faires,
kooperatives und demokratisches Zusammenleben zwischen ÖsterreicherInnen und SlowakInnen.
Was gehört abgeschafft, was gehört gemacht? Präsentation und Erarbeitung der Ergebnisse in
der Gruppe
Methodenblatt
Mental Maps und Zukunftswerkstätten
Mental Maps 107
Methode: Mental Maps
Strategien gegen Ausgrenzung, "Fremdsein" und Globales Lernen: Räume des Vertrautseins.
Methodenbeispiel aus "Merkwürdige Welten, Versammlungskulturen in politischen Bildungs-
prozessen", Textmanuskript von Ingrid Schwarz:
For some of us, it leads to a further reflection of using Mental Maps in our personal field. Liisa Koronen
(KSL Civic Association for Adult Learning, Finland) was working with Mental Maps in KSL with im-
migrant women.
Liisa Learning Dairy: "Last week I did an experiment with Mental Maps when I met a study circle of
nine women, eight of them immigrants. They had asked to meet me as a Finish psychologist. For an
introduction to my talk, I asked them to draw
1) their own picture drawn simultaneously with two hands which is one of the things I usually do for an
introduction, and
2) where they felt inhibited by barriers of any kind, and
3) where they felt free of barriers.
On the basis of the maps we then had a discussion on the meaning of safety, legitimate participation
in a group and acceptance of individual differences.Ma (Liisas) interpretation of the situation: Mental
Maps helped the group to get acquainted ith their individual differences in a soft way, because draw-
ings are tacitly communicative on more levels than just words. It made a good ground for the cons-
cious analysis via discussion.” (Liisas learning Dairy, 2001, unveröffentlichtes Manuskript)
Methodenblatt
Strategien gegen Ausgrenzung
108 Ingrid Schwarz
Literatur:
Goffmann E.: Stigma. Über Techniken der Bewältigung beschädigter Identität. Frankfurt 1992
Novosad, F.: Die Erfahrung der Peripherie. In: Marcelli, M./ Waldschütz, E.: Jenseits der Grenzen, S. 29 – 32. Wien
1992
Pribersky, A.: Die Österreichische West-Ost-Grenze. Qualitative Rekonstruktion der "mentalen" Grenzziehung
seit 1989. Projektbericht des Österreichischen Ost- und Südosteuropa-Institutes, Abteilung Sozialwissenschaften.
Wien 2000
Reif, E./Schwarz, I. (Hg.): Falsche Grenzen, wahre Hindernisse. Ein interdisziplinäres Friedensprojekt zum Thema
"Interkulturelle Kommunikation" mit der Slowakei. Mandelbaum Verlag, Edition Südwind, Wien 2002.
Rhode-Jüchtern, T.: Raum als Text. Perspektiven einer Konstruktiven Erdkunde. Materialien zur Didaktik der
Geographie und Wirtschaftskunde, Bd. 11, Hg: Vielhaber, Ch./ Wohlschlägl, H., Institut für Geographie, Universität
Wien. Wien 1995
Siptak, I. : Österreich-Slowakei: Wechselseitige Wahrnehmungen, Vorurteile, Stereotypen. Diplomarbeit, Graz
1999
Vielhaber, Ch.: Die künftige Europaregion Brno – Wien – Sopron – Györ – Bratislava als Wahrnehmungsproblem.
Eine Impulsanalyse zur Einschätzung der Wahrnehmung von 10 – 14jährigen in Wien und Bratislava. Projekt-
bericht. Wien 2002
Millionenshow 109
Ziel: In diesem Spiel sollen Kenntisse über die Geschichte des jeweils anderen Landes erworben werden,
um ein besseres Kennenlernen und Verstehen zu ermöglichen.
Zielgruppe: junge Erwachsene
TeilnehmerInnenzahl: unbegrenzt
Dauer: ca. 60 Minuten
Spielanleitung: Nach dem Zufallsprinzip (Geburtstag, Größe, etc.) wird eine/r aus der Gruppe aus-
gewählt. Diesem/r werden zehn Fragen mit steigendem Schwierigkeitsgrad gestellt. Es stehen für
jeden Schwierigkeitsgrad zwei Fragen zur Verfügung, d.h. man kann das Spiel auch zwei Mal spielen
oder es auch auf 20 Fragen ausdehnen. Dem/der KandidatIn stehen bei der Beantwortung der Fragen
jeweils drei Antwortmöglichkeiten zur Auswahl. Entscheidet er/sie sich für die richtige Antwort, kann
er/sie weiter spielen, bei einer falschen Antwort scheidet er/sie aus und ein/e neue/r KanditatIn
kommt zum Zug. Der/die Kandidatin hat jedoch die Möglichkeit, auf drei verschiedene Joker zurückzu-
greifen, um sich bei der Beantwortung der Fragen helfen zu lassen, wobei jeder Joker nur einmal ver-
wendet werden darf:
Joker 1: alle Anwesenden können befragt werden
Joker 2: eine/r der Anwesenden kann befragt werden
Joker 3: Besonders für Schulklassen gedacht: Etwas abseits der Gruppe wird auf einem Tisch eine
Reihe von Hintergrundinformationen zu den Fragen aufgelegt. Es wird im Vorhinein eine Reihenfolge
festgelegt (z.B. alphabetisch), nach der alle drei Minuten jemand aus der Gruppe bei diesem Tisch
Platz nimmt und sich Kenntnisse aneignen kann, die er/sie später als Publikumsjoker gebrauchen
kann. Er/sie kann aber vom Kandidaten/von der Kandidatin auch direkt um Hilfe gebeten werden.
Reflexion: Die Fragen wurden mit dem Ziel ausgewählt, einen Überblick über wichtige Persönlich-
keiten, Epochen und Ereignisse in der Geschichte Österreichs und der Slowakei zu geben. Oftmals
können die TeilnehmerInnen durch geschicktes Kombinieren auf die richtige Antwort kommen, daher
eignet es sich vor allem für Schulklassen. Zu den Antworten gibt es jeweils zusätzliche Informationen,
die besprochen werden können. Man kann auch am Ende des Spiels noch einige Joker genauer
besprechen und diskutieren.
Fragen: Inwiefern hat die Geschichte des eigenen Landes Einfluss auf jede/n BürgerIn?
Wo gibt es Gemeinsamkeiten/Unterschiede in der Geschichte Österreichs und der Geschichte der
Slowakei?
Andrea SchwarzMillionenshow
Methodenblatt
110 Millionenshow Slowakei
Schwierigkeitsgrad I Die Hohe Tatra ist
1. ein Gewässer
2. ein Gebirge
3. ein Bundesland der Slowakei
4. eine berühmte Burg in der Slowakei
Schwierigkeitsgrad I Was heißt DANKE auf Slowakisch?
1. Thank you
2. Spoosiba
3. D`jakujem
4. Merci
Schwierigkeitsgrad II Wie viele Einwohner hat Bratislava?
1. ca. 20 000
2. ca. 450 000
3. ca. 2 Millionen
4. ca. 9 Millionen
Schwierigkeitsgrad II Wie viele Einwohner hat die Slowakei?
1. 39 Millionen
2. 8 Millionen
3. 51,3 Millionen
4. 5,4 Millionen
Schwierigkeitsgrad III Wie lautet der slowakische Name für Wien?
1. Vienna
2. Becs
3. Vieden
4. Vienne
Schwierigkeitsgrad III Welches Land grenzt nicht an die Slowakei?
1. Polen
2. Ukraine
3. Rumänien
4. Ungarn
Arbeitsblatt
Millionenshowfragen zur Slowakei
Millionenshow Slowakei 111
Schwierigkeitsgrad IV Von welchem Volk wurden die Slowaken ein Jahrtausend lang beherrscht?
1. Ungarn
2. Österreicher
3. Polen
4. Ukrainer
Schwierigkeitsgrad IV Mit welchem Volk bildeten die Slowaken von 1945-1992 einen Staat?
1. Tschechen
2. Ungarn
3. Russen
4. Ruthenen
Schwierigkeitsgrad V Wer christianisierte das Gebiet der heutigen Slowakei?
1. Konstantin I.
2. die Mönche Kyrill und Method
3. Apostel Paulus
4. Kaiser Nero
Schwierigkeitsgrad V Wer löste durch den Anschlag von 95 Thesen an die Schlosskirche zu
Wittenberg 1517 die religiöse Bewegung der Reformation aus?
1. Martin Luther
2. Johannes Calvin
3. Jan Hus
4. Ulrich Zwingli
Schwierigkeitsgrad VI Wie heißt der slowakische Nationalheld, der die Reichen bestahl um es den
Armen zu geben?
1. Robin Hood
2. Juraj Janosík
3. Michael Kohlhaas
4. Andreas Hofer
Schwierigkeitsgrad VI Wer gilt als Erfinder der ältesten slawischen Schrift, der kyrillischen Schrift?
1. Scribo
2. Bischof Wulfila
3. Karl der Große
4. Konstantinos
Arbeitsblatt
Millionenshowfragen
112 Millionenshow Slowakei
Schwierigkeitsgrad VII Wo wurden von 1531 bis 1848 die ungarischen Könige gekrönt?
1. in Wien
2. in Budapest
3. in Brünn
4. in Bratislava
Schwierigkeitsgrad VII In welcher Sportdisziplin gewannen die Slowaken 2002 die Weltmeisterschaft?
1. Fußball
2. Golf
3. Eiskunstlauf
4. Eishockey
Schwierigkeitsgrad VIII Wie hieß das Großmährische Reich im Original?
1. Grande Moravia
2. Big Moravia
3. Magna Moravia
4. Velká Morava
Schwierigkeitsgrad VIII Gegen welche Herrschaftsform richtete sich der Slowakische
Nationalaufstand,
nach dem auch ein Platz in Bratislava benannt ist?
1. Nationalsozialistische Diktatur
2. Russischer Sozialismus
3. Amerikanischer Imperialismus
4. Herrschaft der Wirtschaftskapitäne
Schwierigkeitsgrad IX Wer gründete das Großmährische Reich (800-907)?
1. Mojmir I.
2. Rudolf von Habsburg
3. Ottokar von Böhmen
4. Karl der Große
Schwierigkeitsgrad IX Für welche Sehenswürdigkeiten ist die Slowakei berühmt?
1. Lehmkirchen
2. Holzkirchen
3. Stahlkirchen
4. rote Kirchen
Arbeitsblatt
Millionenshowfragen
Millionenshow Slowakei 113
Schwierigkeitsgrad X Wann feiern die Slowaken ihren Nationalfeiertag?
1. 1. September – Tag der slowakischen Verfassung
2. 5. Juli – Tag der Missionare Cyrill und Method
3. 8. Mai – Ende des 2. Weltkriegs, Tag des Sieges über den Faschismus
4. 1. Januar – Tag der Gründung der Slowakischen Republik
Schwierigkeitsgrad X Welcher slowakischer Politiker trug neben Tomás G. Masaryk und Edvard Benes
zur Gründung der Tschecho-Slowakischen Republik 1918 bei?
1. Rudolf Schuster
2. Vladimir Meciar
3. Milan Rastislav Stefánik
4. Alexander Dubcek
Arbeitsblatt
Millionenshowfragen
114 Millionenshow Slowakei
Schwierigkeitsgrad I Die Hohe Tatra ist
1. ein Gewässer
2. ein Gebirge
3. ein Bundesland der Slowakei
4. eine berühmte Burg in der Slowakei
Schwierigkeitsgrad I Was heißt DANKE auf Slowakisch?
1. Thank you – englisch
2. Spoosiba – russisch
3. D`jakujem
4. Merci – französisch
Schwierigkeitsgrad II Wie viele Einwohner hat Bratislava?
1. ca. 20 000 – z.B. Wr. Neustadt
2. ca. 450 000
3. ca. 2 Millionen – z.B. Budapest
4. ca. 9 Millionen – z.B. Moskau
Schwierigkeitsgrad II Wie viele Einwohner hat die Slowakei?
1. 39 Millionen – z.B. Polen (Nachbarland der Slowakei)
2. 8 Millionen – z.B. Österreich (Nachbarland der Slowakei)
3. 51,3 Millionen – z.B. Ukraine (Nachbarland der Slowakei)
4. 5,4 Millionen
Schwierigkeitsgrad III Wie lautet der slowakische Name für Wien?
1. Vienna – englisch
2. Becs – ungarisch
3. Vieden
4. Vienne – französisch
Schwierigkeitsgrad III Welches Land grenzt nicht an die Slowakei?
1. Polen
2. Ukraine
3. Rumänien
4. Ungarn
Arbeitsblatt
Lösungen und Zusatzinformationen
Millionenshow Slowakei 115
Schwierigkeitsgrad IV Von welchem Volk wurden die Slowaken ein Jahrtausend lang beherrscht?
1. Ungarn – 907-1918 (Zerfall der Habsburgermonarchie)
2. Österreicher – andere Nachbarländer
3. Polen – andere Nachbarländer
4. Ukrainer – andere Nachbarländer
Schwierigkeitsgrad IV Mit welchem Volk bildeten die Slowaken von 1945-1992 einen Staat?
1. Tschechen
2. Ungarn
3. Russen
4. Ruthenen
Schwierigkeitsgrad V Wer christianisierte das Gebiet der heutigen Slowakei?
1. Konstantin I. hat im 4. Jhd. das Christentum als Religion anerkannt
(313 Toleranzedikt).
2. Die Mönche Kyrill und Method missionierten von Byzanz kommend im
Großmährischen Reich (9. Jhd.).
3. Apostel Paulus (gest. um 60 n. Chr.) hieß vor seiner Bekehrung Saul. Er unter-
nahm Missionsreisen nach Zypern, Kleinasien, Makedonien und Griechenland.
4. Kaiser Nero veranlasste nach einem Brand die erste große Christenverfolgung
in Rom (64 n.Chr.)
Schwierigkeitsgrad V Wer löste durch den Anschlag von 95 Thesen an die Schlosskirche zu
Wittenberg 1517 die religiöse Bewegung der Reformation aus?
1. Martin Luther lebte 1483-1546. Die Ideen der Reformation fanden auch
in der Slowakei großen Anklang.
2. Johannes Calvin war Schweizer, er lebte 1509-1564. Die Ungarn waren zu
dieser Zeit vorwiegend Calvinisten.
3. Jan Hus ist ein tschechischer Nationalheld, der die Verweltlichung der Kirche
bekämpfte. Er lebte 1370-1415.
4. Ulrich Zwingli lebte 1484-1531. Neben Calvin Gründer der reformierten Kirche.
Arbeitsblatt
Lösungen und Zusatzinformationen
116 Millionenshow Slowakei
Schwierigkeitsgrad VI Wie heißt der slowakische Nationalheld, der die Reichen bestahl um es den
Armen zu geben?
1. Robin Hood ist ein legendärer edler Räuber vieler englischer Volksbücher.
Es ist kein historisches Vorbild nachgewiesen.
2. Juraj Janosík lebte 1688-1713. Er wurde hingerichtet.
3. Michael Kohlhaas – Nach dem Kaufmann `Hans Kohlhase aus Kölln` bei Berlin
(ca. 1500-1540), der aus verletztem Gerechtigkeitsgefühl hingerichtet wurde,
ist eine Novelle von Heinrich von Kleist benannt.
4. Andreas Hofer (1767-1810) trat an die Spitze der Volkserhebung 1809. Er
wurde an die Franzosen verraten.
Schwierigkeitsgrad VI Wer gilt als Erfinder der ältesten slawischen Schrift, der kyrillischen Schrift?
1. Scribo heißt "ich schreibe" auf lateinisch.
2. Bischof Wulfila war ein westgotischer Bischof. Er übersetzte die Bibel
ins Gotische.
3. Karl der Große Während der sogenannten "karolingischen Renaissance"
wurde auch die "karolingische Minuskel" eingeführt.
4. Konstantinos Kyrill (eigentlich Konstantinos) und Method missionierten
von Byzanz kommend im Großmährischen Reich (9. Jhd.) und hinterließen
eine slawische Liturgie und dem Slawischen angepasste griechische
Schriftzeichen. Daraus entstand die kyrillische Schrift.
Schwierigkeitsgrad VII Wo wurden von 1531 bis 1848 die ungarischen Könige gekrönt?
1. in Wien
2. in Budapest
3. in Brünn
4. in Bratislava – Wegen der Türkengefahr übersiedelten die königlichen
Behörden 1531 von Ofen nach Bratislava und blieben bis 1783. Der
Reichstag tagte noch bis 1848 hier. Zehn Könige und eine Königin (Maria
Theresia) wurden zwischen 1563 und 1830 im Martins-Dom gekrönt.
Schwierigkeitsgrad VII In welcher Sportdisziplin gewannen die Slowaken 2002 die Weltmeisterschaft?
1. Fußball
2. Golf
3. Eiskunstlauf
4. Eishockey – 2002 gewannen die Slowaken gegen Russland die
Weltmeisterschaft in Eishockey.
Arbeitsblatt
Lösungen und Zusatzinformationen
Millionenshow Slowakei 117
Schwierigkeitsgrad VIII Wie hieß das Großmährische Reich im Original?
1. Grande Moravia – französisch
2. Big Moravia – englisch
3. Magna Moravia – lateinisch. Auf dem heutigen Gebiet der Slowakei war
im Mittelalter Latein die vorherrschende Gelehrtensprache.
4. Velká Morava – slowakisch
Schwierigkeitsgrad VIII Gegen welche Herrschaftsform richtete sich der Slowakische
Nationalaufstand, nach dem auch ein Platz in Bratislava benannt ist?
1. Nationalsozialistische Diktatur – 1944
2. Russischer Sozialismus
3. Amerikanischer Imperialismus
4. Herrschaft der Wirtschaftskapitäne
Schwierigkeitsgrad IX Wer gründete das Großmährische Reich (800-907)?
1. Mojmir I. gründete das Großmährische Reich.
Es ist wichtig für die slowakische Identität, im Mittelalter Teil eines
mächtigen Staates gewesen zu sein. Das Großmährische Reich ist auch
für die Tschechen wichtig und für die tschechoslowakischen Ideologen ist
es eine Frühform der Vereinigung zwischen Tschechen und Slowaken.
2. Rudolf von Habsburg begründete mit der Schlacht bei Dürnkrut die Herrschaft
der Habsburger auf dem heutigen Gebiet Österreichs.
3. Ottokar von Böhmen wurde von Rudolf I. von Habsburg in der Schlacht bei
Dürnkrut im Marchfeld geschlagen und getötet.
4. Karl der Große lebte 747-814.
Schwierigkeitsgrad IX Für welche Sehenswürdigkeiten ist die Slowakei berühmt?
1. Lehmkirchen
2. Holzkirchen – Im Zuge der Gegenreformation erlaubte Leopold I. den
Protestanten Kirchen zu bauen, aber sie mussten aus Holz sein. Man
kann sie heute in der Ostslowakei bewundern. Es gibt keine Metallnägel
und auch keine Glockentürme.
3. Stahlkirchen
4. rote Kirchen
Arbeitsblatt
Lösungen und Zusatzinformationen
118 Millionenshow Slowakei
Schwierigkeitsgrad X Wann feiern die Slowaken ihren Nationalfeiertag?
1. 1. September – Tag der slowakischen Verfassung
2. 5. Juli – Tag der Missionare Cyrill und Method. Der 5. Juli ist der Tag der
Missionare Cyrill und Method, die die Slowaken christianisierten. Er ist auch
in der Tschechischen Republik ein Feiertag.
3. 8. Mai – Ende des 2. Weltkriegs, Tag des Sieges über den Faschismus
Der 8. Mai ist in der Slowakei, der Tschechischen Republik und in Frankreich ein
Feiertag.
4. 1. Januar – Tag der Gründung der Slowakischen Republik – 1.1.1993
Schwierigkeitsgrad X Welcher slowakischer Politiker trug neben Tomás G. Masaryk und Edvard Benes
zur Gründung der Tschecho-Slowakischen Republik 1918 bei?
1. Rudolf Schuster
2. Vladimir Meciar
3. Milan Rastislav Stefánik – (1880–1919) kam bei einem Flugzeugunglück ums
Leben. Schon 1915 wurde in Paris das Ausländische Aktionskomitee
gegründet. Es gab dann einen "Nationalrat Böhmischer und Slowakischer
Länder". Als die Provisorische Regierung der Tschecho-Slowakei in Paris
gegründet wurde, übernahm Stefánik das Amt des Kriegsministers.
4. Alexander Dubcek war Träger und Symbol des durch die militärische Intervention
von Staaten des Warschauer Pakts im August 1968 gewaltsam unterbundenen
tschechoslowakischen Reformkommunismus.
Arbeitsblatt
Lösungen und Zusatzinformationen
Arbeitsblatt
Joker Millionenshow Slowakei
119Millionenshow Slowakei
Kyrill und Method waren Glaubensboten, die auf die Bitte des Fürsten
Rastislav im Jahre 863 aus Byzanz in das Großmährische Reich kamen.
Kyrill – genannt auch Philosoph – war einer der gelehrtesten Männer auf
dem Kaiserhof. Er stammte aus Solun, deren Umgebung von vielen
Slawen bewohnt war, deswegen beherrschte er als hervorragender
Philologe den dortigen Dialekt. Kyrill stellte schon in Zarihrad für die
Slawen eine besondere Schrift zusammen und begann die unentbehrlich-
sten religiösen Texte in die Sprache der Slawen unter Rastislav zu über-
setzen. Die liturgischen Bücher wurden aus dem Griechischen und
Lateinischen, ausgewählte Texte der Heiligen Schrift und die Haupttexte
des kirchlichen und römischen Rechts in die damalige slowakische
Sprache übersetzt.
Ihre Bildnisse finden wir auch auf den Fünfzigkronenbanknoten.
Fünfzigkronenbanknote
120 Millionenshow Slowakei
Juraj Jánosík war ein Räuber, der die Reichen beraubte und die Armen beschenkte. Eines Tages kehrte er von
seinen Studien heim, um die Ferien zu Hause zu verbringen. Als er in sein Elternhaus eintrat, wurde er von den
Nachbarn aufgefordert, zu seinem Vater aufs Feld zu gehen, wo dieser Frondienst leistete. Dort wurde sein
Vater von einem wütenden Gutsbesitzer gepeitscht. Jánosík riss ihm zwar die Peitsche aus der Hand, seinem
Vater aber konnte er nicht mehr helfen. Der Junge schwor, den Tod seines Vaters zu rächen.
Jánosík wurde zum Albtraum örtlicher Adeliger. Kein Schloss war imstande, den Attacken seiner Räuberbande
Widerstand zu leisten. Er schien unbesiegbar zu sein. Niemand wusste, worin das Geheimnis seiner Macht
steckte. Wahrscheinlich hätte er bis in die heutigen Tage geraubt, wenn es kein junges Mädchen und keinen
großen Verrat gegeben hätte. Der Feind missbrauchte das reinste Gefühl der jungen Leute. Den Gendarmen
gelang es, Jánosík in die Dorfkneipe hinauszulocken, wo ihm ein altes Weib Erbsen unter die Beine streute.
Jánosík glitt aus und die Gendarmen entrissen ihm seinen verzierten Gürtel – der Legende nach – die Quelle
seiner Wundermacht.
Die historischen Aufzeichnungen besagen aber, dass Juraj Jánosík der Sohn des Untertanen Martin Jánosík aus
Terchova war. In der Zeit seiner Jugend brach der letzte Aufstand der ungarischen Adeligen gegen die Macht
der Habsburger aus. Jánosík war begeistert von den Idealen des Aufstandes und ließ sich zu den Kuruzen-
soldaten anwerben. Im August 1708 erlitt die Kuruzenarmee in der Schlacht bei Trencín eine Niederlage. Die
Soldaten des Kaisers nahmen 400 Aufständische gefangen. Darunter war auch Juraj Jánosík. Mit Versprechen
und Drohungen wurden die Gefangenen zum Armeedienst auf der Seite des Kaisers gezwungen. Jánosík wurde
auf das Schloss in Bytca geschickt, wo er zur Bewachungsgarnison gehörte. Zu dieser Zeit wurde dort auch ein
Mann aus Predmiera gefangengehalten, mit dem sich Jánosík anfreundete und der ihm zur Flucht verhalf. Im
Jahre 1710 entließ General Ebergéni Jánosík nach einer Bittschrift seines Vaters aus dem Militärdienst. Nach
seiner Rückkehr traf sich Jánosík im Winter geheim mit dem Räuber Tomás Uhorcík. Im September 1711 legte
Jánosík den Räuberschwur ab und wurde bald Räuberkapitän. Uhorcík heiratete und ging nach Klenovec, wo er
unter dem Namen Martin Mravec lebte.
Das "Räubern" von Jánosík dauerte nur eineinhalb Jahre. Der größte Teil fiel in die Sommerzeit und Herbstzeit
des Jahres 1712, als er mit seinen Gesellen die meisten Überfälle ausführte. Er beraubte den Baron Pavol Révay,
die Gräfin von Schardon, den Junker Ladislav Zmeskal, den Tuchhändler aus Zilina Ján Sipos, den Goldschmied
Ján Skalka u. a. Ende Februar oder März des Jahres 1713 kamen vielleicht dreißig Büttel aus Liptov unter der
Leitung des Junkers Andreánsky nach Klenovec, wo sich Jánosík bei seinem Freund Uhorcík aufhielt. In der
Nacht umstellten sie das Haus von Uhorcík und fingen Jánosík und Uhorcík. Das Gericht über Juraj Jánosík
wurde in Sväty Mikulás abgehalten. Am zweiten Tag des Gerichts wurde Jánosík beim Verhör gefoltert. Nach
dem Verhör forderte der Staatsanwalt in der Anklage die Todesstrafe für Jánosík. Der Verteidiger machte auf die
mildernden Umstände aufmerksam, auf das junge Alter, auf die Tatsache, dass er niemanden getötet oder ver-
letzt hatte. Dann hat das Gericht das Todesurteil verkündet. Die Hinrichtung des jungen fünfundzwanzigjährigen
Jánosík wurde noch am Vorabend des 17. März 1713 auf dem Hinrichtungsplatz in Sväty Mikulás vollgezogen.
Arbeitsblatt
Joker
Arbeitsblatt
Joker
121Millionenshow Slowakei
Die Slowakei gewann 2002 die Welmeisterschaft im Eishockey und fuhr
so mit einer goldenen Medaille und mit dem Weltmeistertitel nach
Hause. Auf dem Bild links ist der Schütze des entscheidenden Tores
Peter Bondra in dem Finalespiel gegen Russland zu sehen, das 4:3 für
die Slowakei endete. Auf dem Bild rechts sieht man die glückliche
Mannschaft, die noch Monate danach von der Bevölkerung gefeiert
wurde.
Peter Bondra … … und seine Mannschaft
Peter Bondra …
Arbeitsblatt
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122 Millionenshow Slowakei
Die Mappe des Großmährischen Reiches (Magna Moravia)
Arbeitsblatt
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123Millionenshow Slowakei
Die ersten zwei Herrscher des Großmährischen Reiches: Mojmir 836 – 846 … auf einem 5000 Kronenschein
Rastislav 846 – 870
Arbeitsblatt
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124 Millionenshow Slowakei
Die Slowakei ist reich an Wäldern und bringt heilsame Erholung für jeden
Menschen. Im Osten und Norden des Landes bietet sie den Ausflüglern
und Besuchern auch weiteres Vergnügen. Wir finden dort Sehenswürdig-
keiten von zarter Schönheit, zerstreut in den Dörfern, die Juwelen der
Volksarchitektur – die Holzkirchen. Im Kontrast zu den bekannten Kathe-
dralen der berühmten Architekten aus Stein, Gold und Marmor, bieten
sie Einfachkeit, das Talent der Zimmerleute und Bauarbeiter.
Die Holzkirchen wurden schon im 12. und 13. Jh. in den Gebirgsregionen
bei der Gründung von Siedlungen gebaut. Viele ursprünglich hölzerne
Kirchen wurden nach und nach abgerissen oder in gemauerte Kirchen
umgebaut, oft nach den Bränden oder Tatarenüberfällen. Aus dieser Zeit
sind keine Holzkirchen erhalten. Aus dem 16. bis 19.Jh. haben sich aber
etwa siebzig Kirchen erhalten. Die Holzkirchen repräsentieren meister-
hafte Werke von anonymen slowakischen Baumeistern. Sie stehen meis-
tens auf kleinen Hügeln umgegeben von Grün. Rund um sie herum
stehen Friedhöfe und das gesamte Areal ist mit einer Holz- oder
Steinmauer umzäunt. Viele von ihnen haben ein Holzeingangstor mit
einem Türmchen. Ihre Architektur ist beeinflusst von der Gotik, der
Renaissance und dem Klassizismus. Die älteste Holzkirche aus dem Jahr
1593 befindet sich in Hervatov.
Die bedeutensten Holzkirchen sind geschützte nationale Kulturdenk-
mäler. Viele von den Holzkirchen dienen bis heute ihrem Zweck – es
finden in ihnen Gottesdienste statt. Andere sind nur noch
Ausstellungsstücke.
Die slowakischen Holzkirchen …
… sind nationale Kulturdenkmäler.
Arbeitsblatt
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Millionenshow Slowakei 125
Milan Rastislav Stefánik wurde 1880 in Kosariská geboren. Als Vierund-
zwanzigjähriger ging er in seine zweite Heimat nach Frankreich, wo er
auch später die Staatsbürgerschaft erlangte. Trotz seiner Welten-
bummlerei hat Stefánik nicht aufgehört, sich als Slowake zu fühlen.
Da er in Frankreich die Menschen aus den höheren Kreisen kannte, führte
er auch die Politiker T. G. Masaryk und Eduard Benes in diese Kreise ein,
mit denen er dann im Februar des Jahres 1916 in Paris den tschecho-
slowakischen Nationalrat gründete, das höchste Organ der tschecho-
slowakischen Widerstandsbewegung. Der Vorsitzende des Nationalrats
wurde T. G. Masaryk, der Vizevorsitzende M. R. Stefánik und E. Benes der
Sekretär. Nach dem Krieg ist der Traum eines gemeinsamen Landes in
Erfüllung gegangen und T. G. Masaryk wurde sein Präsident.
Milan Rastislav Stefánik sollte nach der Ankunft im Heimatland die
Funktion des Kriegsministers in der tschechoslowakischen Regierung
übernehmen. Sein Flugzeug ist aber bei der Landung in Ivanka pri Dunaji
plötzlich abgestürzt. Milan Rastislav Stefánik kam dabei gemeinsam mit
zwei italienischen Piloten und einem Mechaniker ums Leben.
Rastislav Stefánik
Arbeitsblatt
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126 Millionenshow Slowakei
Länder der Donaumonarchie 1914
Millionenshow Österreich 127
Schwierigkeitsgrad I Die Alpen sind ein
1. Gewässer
2. Gebirge
3. Bundesland Österreichs
4. Volk, das früher Österreich besiedelte
Schwierigkeitsgrad I Wie sagt man in Österreich zu "Tomate"?
1. Fisolen
2. Ribisel
3. Paradeiser
4. Marille
Schwierigkeitsgrad II Wie viele Einwohner hat Wien?
1. ca. 20 000
2. ca. 450 000
3. ca. 1,6 Millionen
4. ca. 9 Millionen
Schwierigkeitsgrad II Wie viele Einwohner hat Österreich?
1. 78 000
2. 8 Millionen
3. 82 Millionen
4. 5,4 Millionen
Schwierigkeitsgrad III Ab 1867 gab es die Doppelmonarchie.
Welches Land war neben Österreich namensgebend?
1. Tschechien
2. Rumänien
3. Ungarn
4. Slowakei
Schwierigkeitsgrad III Welches Land grenzt nicht an Österreich?
1. Schweiz
2. Italien
3. Kroatien
4. Slowenien
Arbeitsblatt
Millionenshowfragen zu Österreich
128 Millionenshow Österreich
Schwierigkeitsgrad IV Welcher berühmte Musiker saß angeblich auf dem Schoß von Maria
Theresia?
1. Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
2. Ludwig van Beethoven (1770-1827)
3. Joseph Haydn (1732-1809)
4. Franz Liszt (1811-1886)
Schwierigkeitsgrad IV Welches Ereignis gilt als Auslöser des Ersten Weltkriegs?
1. Attentat in Sarajewo auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand
2. Ehekrise von Franz Josef I und Elisabeth
3. Anschluss Österreichs an das deutsche Reich
4. ein Gewitter
Schwierigkeitsgrad V Wer förderte durch seine Bibelübersetzung die Entwicklung der
deutschen Sprache?
1. Martin Luther
2. Johannes Calvin
3. Jan Hus
4. Ulrich Zwingli
Schwierigkeitsgrad V Von welchem Volk gibt es viele Legenden, da es Wien 1683 belagerte
und Kriege bis ins 18. Jahrhundert geführt wurden?
1. Perser
2. Serben
3. Türken
4. Schweizer
Schwierigkeitsgrad VI Welcher dieser Künstler ist kein geborener Österreicher?
1. Falco
2. Arnold Schwarzenegger
3. Friedensreich Hundertwasser
4. Andy Warhol
Schwierigkeitsgrad VI Wie viele katholische Feiertage werden in Österreich gefeiert?
1. keiner
2. 24
3. 9
4. einer
Arbeitsblatt
Millionenshowfragen
Millionenshow Österreich 129
Schwierigkeitsgrad VII Welches Land besiegten die Österreicher bei der Fussballweltmeisterschaft
1978 3:2?
1. Vereinigte Staaten
2. Sowjetunion
3. Deutschland
4. Argentinien
Schwierigkeitsgrad VII Wann feiern die Österreicher ihren Nationalfeiertag?
1. 1. Mai
2. 15.5. – Unterzeichnung des Staatsvertrages 1955
3. 10.10. – Volksabstimmung 1920
4. 26.10. – Neutralitätsgesetz wird in der Verfassung verankert
Schwierigkeitsgrad VIII Wer gilt als Gründer der Habsburgerherrschaft auf dem heutigen
Gebiet Österreichs?
1. Mojmir I.
2. Rudolf von Habsburg
3. Ottokar von Böhmen
4. Karl der Große
Schwierigkeitsgrad VIII Was bedeutet die Devise AEIOU von Friedrich III? Er selbst notierte
mehrere Erklärungen. Eine davon lautet ...
1. Alte Eseln irren ohne Übung.
2. Agnes, Elisabeth, Ilse, Olga, Ursula – meine liebsten Frauen.
3. Angst, Ehrfurcht, Irrsinn ordnen Ungehorsam.
4. Alles Erdreich ist Österreich untertan.
Schwierigkeitsgrad IX In der Moskauer Deklaration von 1943 wurde festgehalten, ...
1. dass Österreich als erstes Land der Aggressionspolitik Hitlers zum Opfer
gefallen ist.
2. dass Österreichs Widerstandskämpfer besonders aktiv sind.
3. dass Hitler kein Österreicher ist.
4. dass Österreich nach dem Krieg neutral sein soll.
Arbeitsblatt
Millionenshowfragen
130 Millionenshow Österreich
Schwierigkeitsgrad IX Was passierte in der so genannten "Reichskristallnacht" vom 9.
auf den 10.11.1938?
1. alle jüdischen Einrichtungen in Wien wurden zerstört.
2. große Demonstration gegen die NSDAP
3. Attentat auf Hitler
4. Bürgerkrieg in Österreich
Schwierigkeitsgrad X Welche Adelsfamilie herrschte als Markgrafen der Bayerischen Ostmark
auf dem heutigen Gebiet Österreichs von 976 bis 1246?
1. Babenberger
2. Habsburger
3. Luxemburger
4. Hohenzollern
Schwierigkeitsgrad X Wie hieß der letzte Kaiser von Österreich?
1. Otto von Habsburg
2. Joseph II. (1765-90)
3. Karl der Große
4. Karl I.
Arbeitsblatt
Millionenshowfragen
Millionenshow Österreich 131
Schwierigkeitsgrad I Die Alpen sind ein
1. Gewässer
2. Gebirge
3. Bundesland Österreichs
4. Volk, das früher Österreich besiedelte
Schwierigkeitsgrad I Wie sagt man in Österreich zu `Tomate`?
1. Fisolen – grüne Bohnen
2. Ribisel – Johannisbeeren
3. Paradeiser – Diese Worte wurden nebst anderen in dem Vertrag mit der
Europäischen Union festgeschrieben, damit sie die gleiche Rechtswirkung
haben wie die entsprechenden bundesdeutschen Begriffe.
4. Marille – Aprikose
Schwierigkeitsgrad II Wie viele Einwohner hat Wien?
1. ca. 20 000
2. ca. 450 000 – z.B. Bratislava
3. ca. 1,6 Millionen
4. ca. 9 Millionen – z.B. Moskau
Schwierigkeitsgrad II Wie viele Einwohner hat Österreich?
1. 78 000 – Luxemburg (Nachbarland Österreichs)
2. 8 Millionen
3. 82 Millionen – Deutschland (Nachbarland Österreichs)
4. 5,4 Millionen – Slowakei (Nachbarland Österreichs)
Schwierigkeitsgrad III Ab 1867 gab es die Doppelmonarchie.
Welches Land war neben Österreich namensgebend?
1. Tschechien
2. Rumänien
3. Ungarn – Das Ausgleichsgesetz schuf zwei gleichberechtigte Reichsteile.
Es erfolgte eine gemeinsame Außen-, Finanz- und Heerespolitik.
Dem ungarischen Adel war dadurch auch die Vorherrschaft über die
transleithanische Reichshälfte gesichert.
4. Slowakei
Arbeitsblatt
Lösungen und Zusatzinformationen
132 Millionenshow Österreich
Schwierigkeitsgrad III Welches Land grenzt nicht an Österreich?
1. Schweiz
2. Italien
3. Kroatien
4. Slowenien
Schwierigkeitsgrad IV Welcher berühmte Musiker saß angeblich auf dem Schoß von Maria
Theresia?
1. Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791)
2. Ludwig van Beethoven (1770–1827) – Ist in Bonn geboren, aber da er in Wien
gestorben ist, denken viele Österreicher, dass er Österreicher gewesen sei.
Man sagt immer wieder in Österreich, dass die "klugen" Österreicher es
geschafft haben, aus Beethoven einen Österreicher zu machen und aus Hitler
einen Deutschen.
3. Joseph Haydn (1732–1809) war österreichischer Komponist.
4. Franz Liszt (1811–1886) war ungarischer Komponist.
Schwierigkeitsgrad IV Welches Ereignis gilt als Auslöser des Ersten Weltkriegs?
1. Attentat in Sarajewo auf den österreichischen Thronfolger Franz
Ferdinand – 28. Juni 1914
2. Ehekrise von Franz Josef I und Elisabeth – Elisabeth lebte von 1838 bis 1898.
Sie wurde ermordet.
3. Anschluss Österreichs an das deutsche Reich – 1934
4. ein Gewitter
Schwierigkeitsgrad V Wer förderte durch seine Bibelübersetzung die Entwicklung der
deutschen Sprache?
1. Martin Luther lebte 1483–1546. Die Ideen der Reformation fanden auch
in Österreich großen Anklang.
2. Johannes Calvin war Schweizer, er lebte 1509-1564. Die Ungarn waren zu
dieser Zeit vorwiegend Calvinisten.
3. Jan Hus ist ein tschechischer Nationalheld, der die Verweltlichung der Kirche
bekämpfte. Er lebte 1370-1415.
4. Ulrich Zwingli lebte 1484-1531. Er war neben Calvin Gründer der reformierten
Kirche.
Arbeitsblatt
Lösungen und Zusatzinformationen
Millionenshow Österreich 133
Schwierigkeitsgrad V Von welchem Volk gibt es viele Legenden, da es Wien 1683 belagerte
und Kriege bis ins 18. Jahrhundert geführt wurden?
1. Perser
2. Serben
3. Türken
4. Schweizer
Schwierigkeitsgrad VI Welcher dieser Künstler ist kein geborener Österreicher?
1. Falco
2. Arnold Schwarzenegger
3. Friedensreich Hundertwasser
4. Andy Warhol – Die Eltern von Andy Warhol stammen aus der Slowakei.
Schwierigkeitsgrad VI Wie viele katholische Feiertage werden in Österreich gefeiert?
1. keiner
2. 24
3. 9 – Die katholischen Feiertage in Österreich sind: 6.1. Hl. 3 Könige;
Ostermontag; Christi Himmelfahrt (an einem Donnerstag im Mai);
Pfingstmontag; Fronleichnam (an einem Donnerstag im Juni); 15.8. Mariä
Himmelfahrt; 8.12. Mariä Empfängnis; 25.12. Christtag; 26.12. Stefanitag
4. einer
Schwierigkeitsgrad VII Welches Land besiegten die Österreicher bei der Fussballweltmeisterschaft
1978 3:2?
1. Vereinigte Staaten
2. Sowjetunion
3. Deutschland – Dieses Ereignis gilt als sehr wichtig für die österreichische
Identitätsfindung, da dies ein Sieg über den "großen Bruder" bedeutete.
4. Argentinien
Schwierigkeitsgrad VII Wann feiern die Österreicher ihren Nationalfeiertag?
1. 1. Mai – Tag der Arbeit
2. 15.5. – Unterzeichnung des Staatsvertrages 1955 – kein Feiertag
3. 10.10. – Volksabstimmung 1920 – Der 10.10. ist ein Feiertag im Bundesland
Kärnten. Es wird der Volksabstimmung 1920 gedacht, bei dem über die
Zugehörigkeit des südlichen Teils zu Österreich bzw. Slowenien entschieden
wurde. Jedes Bundesland hat noch seinen eigenen Landesfeiertag.
4. 26.10. – Neutralitätsgesetz wird in der Verfassung verankert
Arbeitsblatt
Lösungen und Zusatzinformationen
134 Millionenshow Österreich
Schwierigkeitsgrad VIII Wer gilt als Gründer der Habsburgerherrschaft auf dem heutigen
Gebiet Österreichs?
1. Mojmir I. war der Begründer des Großmährischen Reichs.
2. Rudolf von Habsburg begründete mit der Schlacht bei Dürnkrut 1278 die
Herrschaft der Habsburger auf dem heutigen Gebiet Österreichs.
3. Ottokar von Böhmen wurde von Rudolf I. von Habsburg in der Schlacht bei
Dürnkrut im Marchfeld geschlagen und getötet.
4. Karl der Große lebte 747–814.
Schwierigkeitsgrad VIII Was bedeutet die Devise AEIOU von Friedrich III? Er selbst notierte
mehrere Erklärungen. Eine davon lautet ...
1. Alte Eseln irren ohne Übung.
2. Agnes, Elisabeth, Ilse, Olga, Ursula – meine liebsten Frauen.
3. Angst, Ehrfurcht, Irrsinn ordnen Ungehorsam.
4. Alles Erdreich ist Österreich untertan.
Schwierigkeitsgrad IX In der Moskauer Deklaration von 1943 wurde festgehalten, ...
1. dass Österreich als erstes Land der Aggressionspolitik Hitlers zum Opfer
gefallen ist. Das trug dazu bei, dass man sich in Österreich lange Zeit
nicht mit seiner Rolle im Nationalsozialismus beschäftigte. Erst in den
80er Jahren begann man sich intensiv mit dieser Problematik öffentlich
auseinanderzusetzen
2. dass Österreichs Widerstandskämpfer besonders aktiv sind. Etwa 30 000
Menschen starben als Gegner des Nazi Regimes eines gewaltsamen Todes.
3. dass Hitler kein Österreicher ist. Hitler ist am 20.4. 1889 in Oberösterreich
(Braunau) geboren. Er lebte bis 1912 in Wien und ging dann nach München.
4. dass Österreich nach dem Krieg neutral sein soll. Österreichs Neutralität
wurde im Staatsvertrag von 1955 festgelegt.
Schwierigkeitsgrad IX Was passierte in der so genannten "Reichskristallnacht" vom 9.
auf den 10.11.1938?
1. alle jüdischen Einrichtungen in Wien wurden zerstört.
2. große Demonstration gegen die NSDAP
3. Attentat auf Hitler – 20. Juli 1944
4. Bürgerkrieg in Österreich – 1927
Arbeitsblatt
Lösungen und Zusatzinformationen
Millionenshow Österreich 135
Schwierigkeitsgrad X Welche Adelsfamilie herrschte als Markgrafen der Bayerischen Ostmark
auf dem heutigen Gebiet Österreichs von 976 bis 1246?
1. Babenberger – Der letzte Babenberger war Friedrich II. der Streitbare.
Er fiel 1246 in einer Schlacht an der Leitha. Leopold V. war der
berühmteste Babenberger und gründete mit dem Lösegeld für Richard
Löwenherz Wiener Neustadt als Festung gegen Ungarn.
2. Habsburger – Sie herrschten von 1278 (Schlacht bei Dürnkrut; Rudolf I. von
Habsburg) bis 1918 als die österreichische Monarchie zusammenbrach.
3. Luxemburger – Die Luxemburger stellten zwischen 1308 und 1437 meist die
Römischen Könige/Kaiser. 1867 wurde Luxemburg für neutral und selbst-
ständig erklärt.
4. Hohenzollern – Die Hohenzollern regierten von 1871-1918 das deutsche Reich
(Wilhelm I., Friedrich III., Wilhelm II.).
Schwierigkeitsgrad X Wie hieß der letzte Kaiser von Österreich?
1. Otto von Habsburg
2. Joseph II. (1765-90)
3. Karl der Große
4. Karl I. lebte 1887–1922. Er verlor 1918 den Thron.
Arbeitsblatt
Lösungen und Zusatzinformationen
Arbeitsblatt
Joker Millionenshow Österreich
136 Millionenshow Österreich
Protokoll Nr.10
Über die Verwendung spezifisch österreichischer Ausdrücke
der deutschen Sprache im Rahmen der Europäischen Union
Im Rahmen der Europäischen Union gilt folgendes:
1. Die in der österreichischen Rechtsordnung enthaltenen und im Anhang zu diesem Protokoll aufgelisteten
spezifisch österreichischen Ausdrücke der deutschen Sprache haben den gleichen Status und dürfen mit der
gleichen Rechtswirkung verwendet werden wie die in Deutschland verwendeten entsprechenden Ausdrücke,
die im Anhang angeführt sind.
2. In der deutschen Sprachfassung neuer Rechtsakte werden die im Anhang genannten spezifisch österrei-
chischen Ausdrücke den in Deutschland verwendeten entsprechenden Ausdrücken in geeigneter Form hinzu-
gefügt
Österreich Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften
Beiried Roastbeef
Eierschwammerl Pfifferlinge
Erdäpfel Kartoffeln
Faschiertes Hackfleisch
Fisolen Grüne Bohnen
Grammeln Grieben
Hüferl Hüfte
Karfiol Blumenkohl
Kohlsprossen Rosenkohl
Kren Meerrettich
Lungenbraten Filet
Marillen Aprikosen
Melanzani Aubergine
Nuß Kugel
Obers Sahne
Paradeiser Tomaten
Powidl Pflaumenmus
Ribisel Johannisbeeren
Rostbraten Hochrippe
Schlögel Keule
Topfen Quark
Vogerlsalat Feldsalat
Weichseln Sauerkirschen
Arbeitsblatt
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Millionenshow Österreich 137
Slowakei
ab 6. Jhd erste slawische Stämme auf dem Gebiet
der heutigen Slowakei
800–900 Großmährisches Reich
907–1918 Teil des ungarischen Reichs
(Oberungarn)
1526 Niederlage der Ungarn gegen die Türken;
Oberungarn und Westungarn als "königliches
Ungarn" unter der Herrschaft Habsburgs
1645 Friede von Linz bestätigt Religionsfreiheit
1683-1699 Rückeroberung Ungarns (Türkenkriege)
Forderung der slowakischen Nation
Erklärung der Souveränität der Slowakei
Beginn der Magyarisierung Oberungarns
Das slowakische Gebiet bleibt von direkten
Kriegseinwirkungen weitgehend verschont
Ausrufung der Tschechoslowakischen Republik
Münchner Abkommen- Autonomie der Slowakei
wird vereinbart
August 1944 Slowakischer Nationalaufstand
Wiederherstellung der Tschechoslowakischen Rep.
1948 unter kommunistischer Herrschaft
1993 Unabhängigkeit
2004 EU-Beitritt ?
Österreich
976 Babenberger werden Markgrafen der Bay-
rischen Ostmark (996 wird die Ostmark in einer
Urkunde als "Ostarrichi" bezeichnet)
1278 Rudolf I. v. Habsburg besiegte Ottokar II
Premysl
15./16. Jhd. allmähliche Vergrößerung des
Habsburgerreiches durch erfogreiche Heiratspolitik
1529 1. Türkenbelagerung Wiens
1618 Ausbruch des 30jährigen Kriegs in Böhmen
1648 Westfälischer Friede (Schwächung des Hauses
Habsburg)
1683 2. Türkenbelagerung Wiens Beginn des
"Großen Türkenkriegs" – Rückeroberung Ungarns
1806 Franz II legt die röm. dt. Kaiserkrone nieder
1805 Friede von Pressburg mit Napoleon I, Öster-
reich tritt die Vorlande, Tirol und Dalmatien ab
Revolution in Wien (Aufstände in Prag, Italien und
Ungarn werden niedergeworfen)
Ausgleich mit Ungarn, Doppelmonarchie
Österreich-Ungarn
Ermordung des österreichischen Thronfolgers in
Sarajewo; Kriegserklärung an Serbien
Ende der Habsburgermonarchie
Anschluss Österreichs an das deutsche Reich
Republik Österreich
1955 Staatsvertrag (Vereinbarung über Neutralität)
1995 EU-Beitritt
1848
1867
1914
1918
1938
1945
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138 Millionenshow Österreich
1978 Hans Krankl nach dem 3:2 gegen
Deutschland in Cordoba
1956 Der erfolgreichste Sportler der
VII. Olympischen Winterspiele in
Cortina d’Ampezzo/Italien ist der
20jährige österreichische Skiläufer Toni
Sailer. Er gewinnt die Goldmedaillen in
den alpinen Bewerben – mit Zeitvor-
sprüngen zwischen 3,5 und 6,2
Sekunden. Zweiter im Abfahrtslauf ist
Landsmann Anderl Molterer.
Arbeitsblatt
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Millionenshow Österreich 139
Der Ursprung der Habsburger
Graf Rudolf von Habsburg leitete seinen Stamm von alten Vorfahren aus der Stadt Rom ab. Als nämlich einst-
mals zwei Brüder wegen Ermordung eines römischen Edlen aus der Stadt verbannt wurden, gab ihr Vater, ein
Römer von hohem Adel, jedem von ihnen eine unermessliche Summe Geldes und befahl ihnen, in abgelegene
Gegenden zu ziehen. Sie gingen nach Oberdeutschland; der ältere war darauf bedacht, Güter und Burgen
anzukaufen, der jüngere aber suchte sich recht viele Vasallen zu verschaffen.
Als nun der Vater nach einigen Jahren seine Söhne besuchte und sah, was der ältere angekauft hatte, lobte er
dessen Klugheit; als er aber den jüngeren fragte, was er getan hätte, antwortete dieser, er habe alles in einer
einzigen Burg niedergelegt. Und nachdem er die Menge seiner Vasallen und deren Söhne, aufs beste
bewaffnet, auf den Berg beschieden hatte, wo die Burg Habsburg stand, führte er seinen Vater dahin und
versicherte ihm, diese Schar wehrbarer Männer, die mit ihren männlichen Nachkommen alle seine getreuen
Vasallen vorstellten, was diese auch bestätigten, sei seine Burg. Als das der Vater sah, freute er sich seines
hohen adligen Sinnes und wies ihm einen großen Schatz an. Von diesen Brüdern stammen alle späteren
Habsburger ab.
Quelle: Grandaur, G., Die Chronik des Mathias von Neuenburg, Leipzig 1912, S. 3 aus: Leander Petzoldt,
Sagen aus Wien, München 1993, S. 13
Kaiser Rudolfs Großmut
Rudolfs Gerechtigkeit wurde zum Sprichwort, seine Zeitgenossen nannten ihn das lebendige Gesetz. Nicht
minder groß war seine Herzensgüte und Leutseligkeit. Einst schaute der Kaiser Bogenschützen zu, welche sich
übten. Einer davon schoß so unvorsichtig und ungeschickt, dass er Rudolf schwer verwundete. Man begehrte,
dass er dem Menschen die Hand abhauen lasse, er aber erwiderte scherzend: "Das hättet ihr tun sollen, bevor
er mich getroffen hat, jetzt lasst ihn frei, und ermahnt ihn, in Zukunft vorsichtiger zu sein."
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140 Millionenshow Österreich
Moskauer Deklaration
Unterzeichnung durch die Außenminister von Großbritannien (A. Eden), USA (C. Hull) und der UdSSR (W.M.
Molotow), Oktober 1943. Anläßlich der Moskauer Außenministerkonferenz vom 19.-30. 10. 1943 verfassten die
Außenminister von Großbritannien (A. Eden), USA (C. Hull) und UdSSR (W. M. Molotow) eine Erklärung über Ö.:
Als 1. Land, das der Angriffspolitik Hitlers zum Opfer gefallen sei, solle Ö. von dt. Herrschaft befreit werden. Ö.
wurde an seine Mitverantwortung für die Teilnahme am Krieg erinnert. Das franz. Komitee der Nationalen
Befreiung schloß sich am 16. 11. 1943 dieser Deklaration an.
Dokument 1: The Moscow Declaration on Austria, 30 October 1943
The Government of the United Kingdom, the Soviet Union and the United States of America are agreed that
Austria, the first free country to fall victim to Hitlerite aggression, shall be liberated from German domination.
They regard the annexation imposed upon Austria by Germany on March 15, 1938 as null and void. They con-
sider themselves in no way bound by any changes effected in Austria since that date. They declare that they
wish to see reestablished a free and independant Austria, and thereby to open the way for the Austrian people
themselves, to find that political and economic security which is the only basis for lasting peace. Austria is
reminded, however, that she has a responsibility which she cannot evade for participation in the war on the side
of Hitlerite Germany, and that in the final settlement account will inevitably be taken of her own contribution to
her liberation. Robert H. Keyserlingk, Austria in World War II, Kingston - Montreal 1988, S. 207 f.
Dokument 2: No Austrian State Continuity, 6 January 1944 (OSS draft)
The major problems are the establishment of a new state and the creation of favorable conditions for the devel-
opment of a specific Austrian national consciousness. ... Because the Anschluss had integrated completely the
Austrian political structure into the Third Reich, Austria had ceased to exist as a legal and administrative unit in
February 1938 [sic], a fact acknowledged by the foreign powers. There exists therefore no legal continuity
between the old Austrian Republic and the new state to be established. This conclusion is not only required by
a correct legal construction of the historic event, but it recommends itself also for political considerations. Any
other construction would lead to the thorny problem of which Austrian constitution should be deemed valid [...]
Robert H. Keyserlingk, Austria in World War II, Kingston - Montreal 1988, S. 210.
Dokument 3: Austrian Nationalism, 23 April 1944 (PWE directive)
Summary: This study brings up to date the P.W.E. paper "Opinion and Morale in Austria" dated 6 Jan 1943, the
findings of which are confirmed. Austria is not to be regarded as a mere part of Germany, but also not as an
ordinary satellite or occupied country. The difference may be expressed by saying that the Austrian has a local
patriotism even stronger than that of a Bavarian, but no real national feeling in the British, French or even
Bavarian sense. Genuine desire for local autonomy is probably almost universal; the Anschluss is unpopular,
even among Austrian Nazis, because it proved to involve unexpected domination by "Prussians". Desire for
national independence, though present, is probably less deep-seated. It is due partly to the association of
Anschluss with war, which followed in the next year, leading to the association of Austrian independence with
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Millionenshow Österreich 141
conditions of peace. It is considerably encouraged by the belief that an independent Austria would receive
more favourable treatment from the victorious Allies than a part of Germany. Many intelligent Austrians do not
believe that Austria is capable of permanent independent existence. Continued attachment to a democratic
Germany is favoured particularly by the parties of the Left. Attachment to Bavaria on the side or the states of
the Danube basin on the other is favoured (1) by advocates of a revived Habsburg empire and (2) by those who
believe that the Allies would forbid a continuation of the Anschluss. Many dislike the prospect of attachment to
the Danubian states on any terms implying the equality of German-speaking with non-German peoples.
The natural "softness" of the Austrian character and the weakness of the patriotic motive for unreasoning hope
combine to produce greater pessimism regarding Germany's chances in the war in Austria than in Germany
proper. There seems also to be much more active opposition to the Nazi regime in Austria, to which the authori-
ties replied during 1943 with a policy of mass executions. But it is possible that this opposition is largely ineffec-
tive. In the first place, Austrians are more disposed to talk than to act. In the second place, the opposition is
divided against itself regarding the objectives to be aimed at.
Robert H. Keyserlingk, Austria in World War II, Kingston - Montreal 1988, S. 210 f.
Dokument 4: Austria within a Federation, 11 January 1945 (U.S. State Department)
This review is based on previous memo (PWC 218, 217 A) of 8 June 1944, which was reviewed by the joint Chiefs
of Staff and approved by the President. ... Independence alone, however, would not be an adequate basis for
Austria's future. The continuation of the revived state will depend on a solution of its political and economic
relations with its neighbours. [This may consist of special economic relations, political federation] or even a
merger of sovereignties, provided that such an arrangement is approved by the parties concerned and is
acceptable to the international organization.
Robert H. Keyserlingk, Austria in World War II, Kingston - Montreal 1988, S. 212.
Quelle: Robert H. Keyserlingk, 1. November 1943: Die Moskauer Deklaration - Die Alliierten, Österreich und
der Zweite Weltkrieg, in: M. Gehler/ R. Steininger (Hrsg). Österreich im 20. Jahrhundert. Ein Studienbuch in zwei
Bänden. Vom Zweiten Weltkrieg bis zur Gegenwart (Böhlau-Studien-Bücher. Grundlagen des Studiums), Wien –
Köln – Weimar 1997, S. 34 - 36.
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142 Millionenshow Österreich
Wie Leopold von Babenberg Markgraf von der Ostmark wurde
Kaiser Otto I. war ein großer Liebhaber der Jagd, scheute keinerlei Gefahren und eilte oft im Eifer der
Verfolgung des Wildes seinen Jagdgesellen voraus. Einst hatten seine Hunde eine kräftige Bärin aufgespürt,
die sich erschrocken in den Wald flüchtete. Kaiser Otto stürmte ihr so rasch nach, dass ihm nur Leopold von
Babenberg zu folgen vermochte. Als die Bärin keinen Ausweg fand, wendete sie sich plötzlich gegen den
Kaiser, der ihr schon nahe gekommen war und drohte ihn anzugreifen. Otto griff nach seiner Armbrust, spannte
jedoch in der Eile den Bogen so straff, dass er zerbrach. In dieser höchsten Gefahr eilte Leopold herbei und
reichte dem Kaiser seinen Bogen, womit er das wütende Tier durch einen wohlgezielten Schuss erlegte. Hierauf
sprach der Kaiser zu Leopold, indem er ihm den zerbrochenen Bogen übergab: "Wenn du einst von mir eine
Gnade erbitten willst, so bringe mir diesen Bogen; er soll dein Fürsprecher sein!". Wenige Jahre nach diesem
Ereignis besiegte Kaiser Otto in einem schweren Kampfe das wilde Reitervolk der Magyaren und errichtete an
der Ostgrenze seines Landes zum Schütze gegen die Hinfalle derselben eine Markgrafschaft, die von ihrer Lage
Ostmark genannte wurde. Ottos Nachfolger war dessen Sohn Otto II. Als bald nach seinem Regierungsantritte
der Markgraf in der Ostmark starb, eitle Leopold von Babenberg an das Hoflager des Kaisers und bat ihn um
das herrenlose Land, indem er den zerbrochenen Bogen an den Stufen des Thrones niederlegte. Otto II.
gedachte des Versprechens seines Vaters und erhob Leopold zum Markgrafen der Ostmark. Er ist der
Stammvater vieler ausgezeichneter Fürsten.
Quelle: Carl Calliano, Niederösterreichischer Sagenschatz, Wien 1924, Band II, S. 18
Arbeitsblatt
Joker
Millionenshow Österreich 143
Karl I.
Karl wurde als Sohn von Erzherzog Otto und Maria Josefa von Sachsen geboren.
Er wurde von seiner Mutter in Abwesenheit seines lebenslustigen Vaters sorgfältig erzogen und studierte am
Schottengymnasium.
1905 begann er seine militärische Laufbahn bei der Kavallerie.
Im Jahr 1911 heiratete er Zita von Bourbon-Parma. Bereits ein Jahr später kam der erste Sohn Otto zur Welt.
Das Paar nahm seinen Wohnsitz in Schloss Hetzendorf.
Nach der Ermordung des Erzherzogs Franz Ferdinand, seines Onkels, stieg Karl zum Thronfolger auf, wurde
aber weitgehend von der Politik ferngehalten. Im Ersten Weltkrieg stand er in Italien und Ostgalizien an der
Front. Schon 1916 sah er die Notwendigkeit eines Kompromissfriedens und unterbreitete seine Vorschläge in
Wien.
Der Tod Kaiser Franz Josephs 1916 machte ihn zum Herrscher über ein sterbendes Imperium. Trotzdem
bemühte sich Karl, dieses Habsburgerreich zu retten. Sein Hauptanliegen war es, den Frieden wieder-
herzustellen, was ihm aber trotz intensiver Bemühungen nicht gelang.
Am 11.11.1918 unterzeichnete Kaiser Karl seinen Rücktritt, verzichtete aber nicht auf seine Thronrechte.
Seine Versuche, die Herrschaft wiederzuerlangen, scheiterten, und die kaiserliche Familie musste ins Exil,
zuerst in die Schweiz, schließlich in die Verbannung nach Madeira. Die ärmlichen Lebensverhältnisse und
seine starke seelische Erschöpfung hatten Karls Gesundheit angegriffen, er starb mit 35 Jahren an einer
Grippe. Der letzte österreichische Kaiser ist in der Wallfahrtskirche Nossa Senhora do Monte bei Funchal
bestattet.
144 Millionenshow Österreich
Arbeitsblatt
Joker
Länder der Donaumonarchie 1914
Ziele: Bei dieser Übung sollen SchülerInnen die Stadt besser kennenlernen, auf eine Art und Weise,
die sie nicht so schnell vergessen wie einen üblichen Stadtrundgang. Durch die Aufgaben und Zusatz-
informationen, die die SchülerInnen bekommen (wie z.B. Sagen) sollen sie auch eine Beziehung zu der
Stadt aufbauen.
Zielgruppe: SchülerInnen, junge Erwachsene
TeilnehmerInnenzahl: unbeschränkt. Die Schüler werden in Kleingruppen zu 3 – 5 Personen aufgeteilt.
Dauer: 2 – 3 Stunden
Material: Stadtpläne von Bratislava und Arbeitsblätter
Spielanleitung:
Mit Hilfe von ernsten und lustigen Aufgaben sollen SchülerInnen auf eigene Faust die Stadt entdeck-
en. Alle TeilnehmerInnen sollten kleine Stadtpäne von Bratislava bei sich haben, damit sie leichter die
genannten Plätze finden. Ort und Zeit des Treffpunkts am Ende sollen vor Beginn der Rallye genannt
werden und eine Nottelefonnummer, die sie in dem Fall, dass sie sich verlaufen, anrufen können.
Anschließend werden sie mit den Aufgabenblättern in Kleingruppen durch die Stadt geschickt und
bekommen bei jedem Ort bestimmte Aufgaben gestellt. Die Stadtrallye beginnt beim Michaelertor,
von dem sie entweder losgehen oder das sie gleich am Anfang als erste Aufgabe finden sollen. Die
richtigen Lösungen der Aufgaben werden nach der Rallye verraten.
Lösungen:
1. Waffenmuseum
2. 57 km
3. Internetcafe, ein Stockwerk
4. Mozart
5. Istropolitana
6. das Rathaus
7. kann sich verändern
8. kann sich verändern
9. ein Mann mit einem Hut
und ein Mann im Kanal
10. kann sich verändern
11. Schach
12. 4 Brücken, die Brücke auf dem Bild
heißt Novy most oder Most SNP
13. vergoldete heilige Stephanskrone
14. kann sich verändern
15. Hund – pes, Haus – dom,
Auf Wiedersehen – dovidenia,
Bitte – prosim, Stadt – mesto
16. 37
Petra PuhováStadtraellye Bratislava
Stadtraellye Bratislava 145
Methodenblatt
Arbeitsblatt
Stadtraellye Bratislava
146 Stadtraellye Bratislava
1. Das Michaelertor auf der Michalská Straße / Michalská ulica / war früher ein Teil der Befestigung, die
um die Stadt herum existierte. In jeder Jahreszeit gingen durch dieses Tor Händler und Handwerker, die
zu den verschiedenen Märkten kamen. Wozu benutzt man aber dieses Tor heute?
Als die Stadtverwaltung auf dem Turm des Michaelertors Zifferblätter
anbringen wollte, hat sie alle Stadtteile dafür um finanzielle Hilfe
gebeten. Alle Stadtteile außer dem jüdischen Stadtteil haben Hilfe
versprochen und Geld gegeben. Da die Jüden keine finanzielle
Unterstützung gaben, wurden auf dem Turm nur drei Zifferblätter
befestigt und erst Jahrzehnte später wurde auch in Richtung der
Jüdischen Gasse ein Zifferblatt angebracht.
2. Im Durchgang unter dem Michaelertor befindet sich ein Kreis,
wo man die Entfernungen zu verschiedenen Städten findet. Eure
Aufgabe ist herauszufinden, wie weit Wien entfernt liegt.
3. Wenn man dann rechts in die schmale Bastová Straße / Bastová ulica / abbiegt, findet man etwa
zwanzig Meter weiter auf der linken Seite das Österreichinstitut. Was befindet sich in dem Gebäude des
Österreichinstituts links, wenn man hineinkommt? Wieviele Stockwerke hat das Haus ?
Die Bastrova Straße ist die schmalste Straße in der Altstadt.
4. Wenn man zum Michaelertor zurückgeht und die Michalska Straße hinuntergeht, kommt man auf die
Venturska Straße / Venturska ulica /, wo sich die Österreichische Botschaft befindet. Wie man in den
Geschichtsbüchern und auf der Tafel, die an dem Gebäude hängt, liest, hat dort ein bekannter Musiker
ein Konzert gegeben. Wer war das ?
Manche Historiker meinen aber, dass dieser Musiker damals nur als Begleitperson seines Vaters in Bratislava
war und selbst überhaupt nicht gespielt hat.
Arbeitsblatt
Stadtraellye Bratislava
Stadtraellye Bratislava 147
5. Gegenüber der österreichischen Botschaft befindet sich das
Gebäude der ersten Universität Ungarns. Sie wurde im Jahr 1465
von Matthias Korvinus gegründet und 1491 nach seinem Tod
geschlossen. Wie hieß diese Universität? Hinweis: "An der Tafel
steht der Name!"
In der Übersetzung aus dem Lateinischem bedeutet der Name der
Universität "Stadt an der Donau".
6. Auf dem Bild befindet sich ein Haus mit einem Turm. Früher
gehörte dieses Haus zu den wichtigen Häusern der Stadt In dem
Turm befand sich das erste Gefängnis in Bratislava und da dort vor
allem Leute saßen, die Schulden hatten, hieß der Turm "Turm der
Schuldner". Findet heraus, welches Haus es ist und sucht es auf!
Als Hinweis kann euch dienen: Napoleon steht auf dem Platz,
dessen linke Hand führt euch zum Haus!
In einer der Sagen über Bratislava steht, dass die Glocke, die sich in dem Turm befindet, einen sehr traurigen
und tiefen Klang hat. Wenn man sie näher betrachtet, findet man dort auch einen kleinen Diamant. In der Sage
steht, dass der Glockenmeister eine sehr schöne Frau hatte, die er über alles liebte. Da dieser Glockenmeister
sehr geschickt war, ließ der Bürgermeister bei ihm eine Glocke für den Turm anfertigen und die beiden Männer
wurden sehr gute Freunde. Der Bürgermeister besuchte ihn auch zu Hause und verliebte sich in seine schöne
Frau. Die zwei wurden später Geliebte und als es der Glockenmeister bemerkte lud er den "falschen Freund"
in seine Werkstatt. In einem Moment als der Bürgermeister nicht aufpasste, warf ihn der betrogene traurige
Mann in die Masse hinein, die für die Glocke bereitet war. Der Diamant in der Glocke ist der Ring von dem
Bürgermeister und der tiefe und traurige Klang ist seine Trauer, die er bei dem Fall verspürte.
Arbeitsblatt
Stadtraellye Bratislava
148 Stadtraellye Bratislava
7. Wieviel kostet der Wiener Kaffee / Viedenské káva / in dem Cafe Roland auf dem Hauptplatz /
Hlavné námestie / ?
Zu den berühmten Persönlichkeiten von Bratislava gehört auch Johann Wolfgang von Kempelen. Er war Hofrat,
Mechaniker und Erfinder des Schachautomaten – dessen Kopie sehr lange in diesem Cafe ausgestellt war – der
Sprechmaschine und des Neptunbrunnes im Schloss Schönbrunn. Die Sage über den Schachautomaten besagt,
dass dieses Gerät nicht nur Schach spielen konnte, sondern auch alle möglichen Fragen beantworten konnte.
Sehr viele Bücher beschäftigen sich mit dem Thema des denkenden Automaten und in Spanien und Holland
gibt es auch Lustspiele darüber. In einer alten Sage steht geschrieben, dass Kempelen dieses Gerät eigentlich
gebaut hat, um seinen polnischen Freund aus Russland über die Grenze zu schmuggeln. Sein Freund hat im
Krieg beide Beine verloren. Der sowieso kleinwüchsige Mann war ein sehr guter Schachspieler und Kempelen
machte mit ihm eine Reise durch Russland. Die Zarin Katarina II. hat über dieses Wunderwerk auch gehört und
wollte es sehen und behalten. Nachdem sie eine Schachpartie verloren hatte, sagte ihr Kempelen aber, dass der
Automat nur bei seiner Anwesenheit funktionierte und er ihn deswegen auch nicht verkaufte. Leider ist der
Automat Ende der 40-er Jahre in Amerika ein Opfer des Feuers geworden und so kann man jetzt nicht mit
Sicherheit sagen, ob es ein Wunderwerk war oder Betrug.
8. Auf dem Hauptplatz /Hlavne namestie/ befindet sich der Rolandbrunnen, den Maximilian II. 1572
bauen ließ. Oben auf dem Turm soll die Gestalt des Ritters Roland stehen. Versucht den Brunnen zu
zeichnen!
Auch über diesen Brunnen findet man eine Sage. Sie besagt, dass sich der Ritter in der Silvesternacht dreht und
wenn das zwei Verliebte sehen, werden sie viel Gück in der Liebe haben.
Arbeitsblatt
Stadtraellye Bratislava
Stadtraellye Bratislava 149
9. Wenn man die Straße Rybarska brana Richtung Hviezdoslavplatz / Hviezdoslavovo námestie /
entlanggeht, sieht man interessante Skulpturen. Was stellen sie dar ?
Die Skulptur, die man als erste sieht, soll einen Mann darstellen, der in Bratislava durch sein ständiges
Spazierengehen bekannt war. Er beschenkte junge Frauen mit Schokolade, war immer sehr schick gekleidet und
grüßte alle Menschen. Er sagte über sich, dass er ein Adeliger sei, aber in Wahrheit ließ er sich alles von einer
älteren Dame bezahlen.
10. Auf dem Hviezdoslavplatz / Hviezdoslavovo námestie / steht
stolz die Opern- und Ballettbühne des Slowakischen National-
theaters. Sie wurde 1884 – 1886 nach den Plänen von Fellner und
Helmer erbaut. Vor dem Theater steht der Ganymedbrunnen von
Viktor Tilgner. Zwei Aufgaben warten hier auf Euch:
• Welche Aufführungen finden in diesem Monat statt? Nennt mindestens fünf:
• Welche Tiere findet man auf dem Brunnen?
Arbeitsblatt
Stadtraellye Bratislava
150 Stadtraellye Bratislava
11. Welches Spiel kann man auf dem Hviezdoslavplatz / Hviezdoslavovo námestie / spielen?
Suche in der Mitte!
12. Wenn man schon auf dem Hviezdoslavplatz / Hviezdoslavovo
námestie / steht, ist man nicht weit von der Donau entfernt. Man
braucht nur bis zum Ende des Hviezdoslavplatzes / Hviezdoslavovo
námestie / zu gehen und dann sieht man sie schon. Und da man von
dort alles so schön sehen kann, lautet die Frage: Wieviele Brücken
gibt es in Bratislava über die Donau? Wie heißt die Brücke auf dem
Bild?
13. In den Straßen der Altstadt kann man im Boden unter den Füßen kleine goldene Kronen finden.
Diese Kronen zeichnen den Weg, den ein gekrönter König an dem Tag seiner Krönung ging. Wenn ihr
die kleinen Kronen verfolgt, kommt ihr zum Dom des Heiligen Martin, wo in den Jahren 1563 – 1830,
als Bratislava die Hauptstadt war, 19 Könige und Königinnen gekrönt wurden. Was befindet sich ganz
oben auf dem Turm ?
Erst ab dem 13. Jahrhundert hat diese Kirche ihren Platz hier unten in der Stadt gefunden. Sie wurde von der
Burg als eine Propsteikirche verlegt, weil die Könige und Burgherren Angst hatten, dass sich zwischen den
Leuten, die zur Predigt gingen, auch Räuber versteckten.
Arbeitsblatt
Stadtraellye Bratislava
Stadtraellye Bratislava 151
14. Wenn man schon in so einer schönen Stadt ist, will man natürlich auch einkaufen. Die größte
Einkaufstraße in der Stadt ist die Obchodna Straße / Obchodna ulica /, die ihr mit dem Stadtplan leicht
findet. Nennt mindestens zehn Geschäfte, die sich dort befinden:
15. Diese Aufgabe ist sicher die schwierigste: Findet heraus, wie man auf Slowakisch die Wörter:
"Hund", "Haus", "Auf Wiedersehen", "Bitte" und "Stadt" sagt. Hinweis: Vielleicht kann man Euch in
einer Buchhandlung helfen!
16. Der Präsidentenpalast ist die letzte Haltestelle des Stadtrund-
ganges. Er befindet sich auf dem Hodzovoplatz / Hodzovo námestie
/ unweit von der Obchodná Straße / Obchodná ulica /. Man kann
in die Postová Straße / Postová ulica / abbiegen, in den Fußgänger-
tunnel hineingehen und den ersten Ausgang rechts nehmen. Wenn
ihr schon von dem Palast steht, zählt die Masten des Zaunes vor
dem Palast!
Es lohnt sich, den Palast in der Weihnachtszeit anzuschauen, wenn er mit tausenden von Lichtern geschmückt ist.
Arbeitsblatt
Stadtraellye Wien
152 Stadtraellye Wien
1) Wer schuf den Rathausmann?
2) Wie heißt die Wiener Universität und wieso?
3) Wer war der erste Rektor der Wiener Universität?
4) Was wurde 1995/96 am Judenplatz freigelegt?
5) Wie heißt das ehemalige Wohnhaus Mozarts und wann wohnte er dort?
(Domgasse und Schulerstraße)
6) Welcher österreichische Komponist wohnte in der Schönlaterngasse 7a?
7) Welche Werke Grillparzers werden am Grillparzer–Denkmal im Volksgarten auf den Reliefs
dargestellt?
8) Wer waren die Architekten der Staatsoper?
9) Was spielt man heute im Burgtheater?
Arbeitsblatt
Stadtraellye Wien
Stadtraellye Wien 153
10) Welche Personen flankieren das Denkmal der Maria Theresia?
11) In welchem Jahr wurde das Goethe Denkmal errichtet?
12) Welche mythischen Gestalten befinden sich im Belvedere-Garten?
(zwischen Oberen und Unterem Belvedere)
13) Was befindet sich heute im Unteren Belvedere?
Arbeitsblatt
Lösungen
154 Stadtraellye Wien
1) 1882 Alexander Nehr
2) Alma mater Rudolphina
3) Albertus Riegennstorff (1365 – 1377)
4) Or-Sarua Synagoge 13. Jhd. – 1421
5) Figarohaus (1784 – 1787)
6) Robert Schumann
7) Die Ahnfrau, König Ottokars Glück und Ende, Der Traum ein Leben, Sappho, Medea,
Des Meeres und der Liebe Wellen.
8) August Siccardsburg und Eduard van der Nüll
9)
10) Daunitz, van Swieten, Liechtenstein, Haugwitz (stehend), Daun, Traun, Laudon, Kevenhüller (zu Pferd)
11) 1900
12) Sphingen
13) Barockmuseum
Ziel: Ziel des Kreuzworträtsels ist es, die Spuren einiger berühmter Slowaken in Wien bewusst zu
machen, aber auch "Nichtspuren" wie bei Bernolak, der außerhalb der Slowakei kaum Bedeutung hat,
da er sich mit der slowakischen Sprache beschäftigte.
Zielgruppe: vor allem StudentInnen
Andrea SchwarzKreuzworträtsel
Kreuzworträtsel 155
Methoden-/Arbeitsblatt
Slowakische Spuren in Wien und anderswo!
4
2 6
7
3 8
9
1
5
Arbeitsblatt
Rätselfragen
156 Kreuzworträtsel
1) Er ist ein berühmter amerikanischer Popart Künstler, der meinte, jedem Menschen sollten 15 Minuten
Ruhm vergönnt sein. Seine Eltern stammten aus der Slowakei. Sein Vorname ist Andy.
2) Er schuf die erste slowakische Grammatik und Rechtschreibung, denn Joseph II wollte, dass alle
Bewohner des Reichs in ihrer Muttersprache eine Schulbildung erhalten. Er lebte von 1762-1813.
Sein Vorname ist Anton. [Der erste Teil seines Namens lautet wie die Hauptstadt der Schweiz.]
3) Er lebte 1815-1865 und kodifizierte die slowakische Sprache. Sein Vorname ist L`udovít.
[Obwohl sein Nachname darauf hinweisen könnte, ist nicht überliefert, dass er besonders eigensinnig
oder dickköpfig gewesen wäre.]
4) Er ist in Pressburg geboren und war ein Schüler von Mozart. Sowohl in Bratislava als auch in Wien ist
diesem Komponisten eine Straße gewidmet. [Sein Name erinnert an eine Bienenart.]
5) Er ist ein Porträtmaler des 18. Jahrhunderts. Im 22. Bezirk ist ihm eine Gasse gewidmet.
In Bratislava ist die Straße `Kupeckého` nach ihm benannt. Wie heißt diese Straße in Wien?
6) Eine Gedenktafel in der Singerstraße 3 erinnert an einen slowakischen Humanisten.
Er heißt Johannes Sambucus (16. Jhd.).
7) Er ist ein Bildhauer und berühmt für seine Charakterköpfe. Er lebte viele Jahre in Pressburg.
Seine Vornamen sind Franz Xaver. [Gabel und Löffel bilden nicht den ersten Teil seines Namens.]
8) Eine Büste von ihm steht im Arkadenhof der Wiener Universität.
Er war Professor für slawische Archäologie an der Wiener Universität.
9) Er ist in der Ostslowakei geboren und war ein Ingenieur und Mathematiker.
Er lebte von 1807-1891 und hieß mit Vornamen Joseph.
Arbeitsblatt
Lösung
Kreuzworträtsel 157
H
U
M
B M Z
E E S M
S T U R K O L L A R E
N M S
O B S
W A R H O L P O E
A E K R
K U P E T Z K Y G A S S E
Z C
V H
A M
L I
D
T
Ziel: Das Ziel des Spieles ist es, Informationen über Land und Leute zu vermitteln, das Interesse der
Kinder für das Land zu wecken und schließlich zu gegenseitigem Verständnis und zur Verbesserung
der Beziehungen zwischen slowakischen und österreichischen Kindern und Jugendlichen beizutragen.
Die Aufgabe der Kinder ist es, eine Gruppenreise für ihre MitschülerInnen vorzubereiten und sie zu
prä-sentieren. So werden die Informationen nicht nur trocken vermittelt, sondern fördern die Aktivität,
Phantasie und Kreativität der Kinder. Sie müssen ihre Entscheidung und Wahl begründen können.
Wir konnten für das Reisebürospiel nur wenige Orte, Sehenswürdigkeiten und Inhalte auswählen, die
uns am interessantesten vorkamen. Es sollen Räume und Inhalte vermittelt werden, die den Kindern
helfen, Bilder und Vorstellungen über das andere Land zu bilden.
Das Spiel ist auch sehr gut für den Fremdsprachenunterricht geeignet, indem nicht nur Realien und
Landesinformationen vermittelt und verarbeitet werden, sondern sie sollen auch diskutiert werden
und dadurch sollen Lesen und Sprechen gefördert werden.
Das Spiel kann in späteren Phasen nachgearbeitet werden, indem die Kinder z.B. im Rahmen einer
Hausaufgabe nach weiteren Informationen zu bestimmten Themen suchen und sie ihren Mitschüler-
Innen dann zur Verfügung stellen.
Zielgruppe: Kinder im Alter von 8-12 Jahren
Das Spiel wird in zwei Sprachen (Deutsch und Slowakisch) ausgefertigt und ist somit in slowakischen
und österreichischen (deutschsprachigen) oder gemischten Kindergruppen einsetzbar.
Spielanleitung:
Die Gruppenarbeit der Kinder verfolgt folgende konkrete Ziele:
1. Erstellung eines Werbeplakats für eine 5-tägige Reise durch das jeweilige Land
2. Vorbereitung eines Fragenquiz mit Wissensfragen über das jeweilige Land
3. Präsentation des Werbeplakats
4. Diskussion in der Großgruppe über die Orte, die besucht werden sollten
Cyril Cepissák, Andrea Juhászová, Milos OndrásReisebürospiel
158 Cyril Cepissák, Andrea Juhászová, Milos Ondrás
Methodenblatt
Reisebürospiel 159
Phasen:
Phase 1 (10 Min.) Die Gruppe wird in 2-3 Kleingruppen geteilt. Jede Gruppe erhält Informationsmaterial
über das Land (siehe die folgenden Informationsblätter ‚Slowakei’ oder ‚Österreich’), Landkarten,
Fotos, Stifte, Klebstoff, Flipcharts, Ansichtskarten, Werbeprospekte etc.
Die Materialien werden kurz gesichtet und die interessantesten Reiseziele ausgesucht.
Phase 2 (20 Min.) Detaillierte Auseinandersetzung mit den ausgewählten Informationsblättern, Bear-
beitung der Inhalte, Suche und Auswahl der Bilder.
Phase 3 (30 Min.) Vorbereitung des Materials für das Werbeplakat, Gestaltung des Plakats.
Phase 4 (5 Min.) Gestaltung der Quizfragen
Phase 5 (20 Min.) Präsentation in Gruppen
Arbeitsblatt
Andy Warhol – Das Museum moderner Kunst
160 Informationsblätter Slowakei
Eine europäische Rarität im
wahrsten Sinne des Wortes ist das
Museum der modernen Kunst der
Familie Warhol in Medzilaborce in
der Ostslowakei.
Andy Warhol (1928-1987), der
Hauptvertreter einer Kunstbeweg-
ung, die unter dem Namen Pop-
Art bekannt ist, wurde in Pittsburg
als Sohn der slowakischen
Einwanderer Andrej und Julia
Warhol, aus dem Dorf Miková,
unweit von Medzilaborce stam-
mend, geboren.
Das Museum entstand im Jahre
1991. Die Sammlung besteht vor
allem aus seinen Kunstwerken.
Außer den drei Dauerexpositionen
können die Besucher auch einen
Videofilm über das Leben und das
Werk von Andy Warhol sehen.
Arbeitsblatt
Informationsblätter Slowakei 161
Nach dem Studium der Ge-
brauchsgrafik in Pittsburgh ging
Andy Warhol nach New York, wo
er bald zu dem erfolgreichsten
Illustrator New Yorks wurde. In den
60-er Jahren begann er mit dem
Malen alltäglicher Artikel aus
Massenproduktionen wie den
Campbell Suppendosen und den
Coca Cola Flaschen.
Das Wesentliche an Warhols Kunst
bestand darin, den Unterschied
zwischen den Schönen Künsten
und der kommerziellen
Gebrauchskunst aufzuheben.
Andy Warhol wählte Massenpro-
dukte nicht nur als Gegenstand
seiner Kunst, sondern er wollte
seine Kunstwerke selbst wie
Massenprodukte vervielfältigen.
Er gründete die sog. Factory
(1962). Das war ein Kunststudio in
dem es ziemlich chaotisch zuging
und wo er sog. Kunstarbeiter vor-
wiegend Poster und Grafiken her-
stellen lies – aber auch andere
Dinge, wie Schuhe, die Warhol
selbst entworfen hatte.
Die Factory diente auch als
Filmstudio. Warhol machte über
300 experimentelle Untergrund-
filme – zumeist recht bizarr und
einige auch ziemlich porno-
graphisch. Sein erster Film nannte
sich "Schlaf" und zeigte 6 Stunden
nichts anderes als einen
schlafenden Mann.
Im Juli 1968 schoss eine Frau Andy
Warhol zwei oder dreimal in die
Brust. Nach diesem Attentat war
Andy schwer verletzt und entkam
nur knapp dem Tod. Warhol
erholte sich niemals völlig von
seinen Wunden und musste für
den Rest seines Lebens ein Korsett
um die Hüfte tragen. Er machte in
seiner Kunst eine Wendung.
Er verbrachte jetzt die meiste Zeit
damit, Portraits der Reichen und
Schönen seiner Zeit anzufertigen,
wie von Mick Jagger, Michael
Jackson oder Brigitte Bardot.
Arbeitsblatt
Banská Stiavnica (Schemnitz)
162 Informationsblätter Slowakei
Banská Stiavnica gehörte schon
immer zu den bedeutendsten
europäischen Bergbaustädten.
Gefördert wurden hier Gold,
Silber, Kupfer, Zink und Blei.
Im 18. Jh. wurde es zum Sitz der
ersten Berghochschule der Welt –
der Berg- und Forstakademie.
Sie wurde 1760 von Maria Theresia
gestiftet.
Zu den Wahrzeichen der Stadt
zählen die wunderbare Pestsäule
mit der Statuengruppe der heili-
gen Dreifaltigkeit, das Alte Schloss
(die ehemalige Wachfestung
gegen die Türken) und das im
Renaissancestil erbaute Neue
Schloss. Die Attraktion der Stadt
ist das Bergbaumuseum in der
Natur.
Schemnitz und die technischen
Bergbauwerke in der Umgebung
wurden im Jahre 1993 in das
Verzeichnis der Weltkultur – und
Naturerbe der UNESCO
aufgenommen.
Das alte Schloss, Pestsäule und
Wappen von Banská Stiavnica
Arbeitsblatt
Bergbaumuseum
Informationsblätter Slowakei 163
Das Museum befindet sich 1 km
süd-westlich vom Zentrum der
Stadt Banská Stiavnica auf dem
Weg zur Gemeinde Stiavnica
Bane. Die Exposition besteht aus
einem oberirdischen und einem
unterirdischem Teil. Da entstand
wohl die einzige Sammlung von
Fördergerüsten und den dazuge-
hörigen Maschinenhäusern und
Fördermaschinen Europas.
Die Oberflächenexposition bilden:
• die Bergbaubetriebsgebäude
aus dem 19. Jahrhundert
• die Eichwerkstatt
• die Fördertürme
• das Spritzenhaus
• die Schmiedewerkstatt
• die Kompressorstation
• die Remise der
Bergbaulokomotiven die
Antimonexposition etc.
Unterhalb des Geländes liegt ein
Stollen mit dem unterirdischen
Museumsbereich. Daneben liegen
weitere Bereiche des Freilicht-
museums u. a. mit Pferdegöpel
und Lokremise. Hier sind Muster-
stücke manueller und maschineller
Förderung, die Erzförderungs- und
Transporteinrichtungen, unterirdis-
che Pferdegápel, die Entwässer-
ungs- und Zapfeinrichtungen u.ä
zu sehen.
Öffnungszeiten: Mai – September
Oberflächenexpositur und
Stollen "Bartolomej"
Arbeitsblatt
Bardejov (Bartfeld)
164 Informationsblätter Slowakei
Bardejov liegt im Norden der
Ostslowakei und ist die am besten
erhaltene gotische Stadt der
Slowakei. Ihren Gipfelpunkt des
Ruhmes und des Reichtums errei-
chte sie im 15. Jh., als hier der
Handel und die Handwerke auf-
blühten.
Dominierend auf dem rechtecki-
gen, von drei Seiten von gotischen
Bürgerhäusern umgebenen Haupt-
platz, sind die gotische St. Ägidius
Pfarrkirche aus dem 15. Jh. und
das Gebäude des ehemaligen
Rathauses der Stadt.
Am Interieur der Kirche beein-
druckt besonders der Hauptaltar
des Hl. Ägidius und elf spätgot-
ische Flügelaltare.
Das Gebäude des ehemaligen
Rathauses aus dem 16. Jh, in dem
die äußerst wertvolle und in der
Slowakei größte Ikonensammlung
unterbracht ist, ist ein einzigartiges
Bauwerk, an dem sich Elemente
der Frührenaissance mit der aus-
klingenden Gotik verbinden. Die
Stadtbefestigung mit Basteien
gehört zu den am besten erhalt-
enen mittelalterlichen Befesti-
gungen in der Slowakei.
Hauptplatz mit ehemaligem Rathaus
und St. Ägidius Kirche
Arbeitsblatt
Bojnice
Informationsblätter Slowakei 165
Das Kleinod von Bojnice ist zweif-
fellos ein Märchenschloss. Umge-
baut wurde es nach dem Vorbild
der französischen romantischen
Burgen. Die typische Silhouette
der romantischen mittelalterlichen
Burg unterstreichen die spitzen
Dächer.
Das Schloss ist umgeben von einer
ausgedehnten Parkanlage, die die
wirkungsvolle Kulisse vollendet.
Vor dem Schlossberg wächst auch
die bekannte 600-jährige Linde
mit einem Umfang von 12,5 m.
Kinder besuchen im Schlosspark
am liebsten den Zoologischen
Garten, der zu den schönsten der
Slowakei gehört. In der Nähe des
Schlosses befindet sich auch das
Thermalbad Cajka mit den
warmen Heilquellen.
In dem nahen Amphitheater
finden Auftritte der mittelalter-
lichen Fechter statt. Die Falknerei-
vorführungen von Falknerkunst –
die Schönheit und Klugheit der
Falken, stellen die Falkner in
ihren typischen Kostümen vor.
Schloss Bojnice
Falknereivorführung
Arbeitsblatt
Schloss Bojnice
166 Informationsblätter Slowakei
Wenn du gerne vor Angst zitterst,
darfst du das Festival der Geister
und Gespenster nicht versäu-
men!!! Das Festival findet alljähr-
lich in den ersten zwei Maiwochen
in der Burg statt.
Nachtführung mit Geistern:
Beginn: täglich um 22:00 Uhr
Dauer: 1,5 Std.
Das Festival der
Geister und Gespenster
Schloss Bojnice
Arbeitsblatt
Zoo Bojnice
Informationsblätter Slowakei 167
Bei dieser Gelegenheit lohnt
es sich auch, den ältesten Zoologischen
Garten der Slowakei zu besichtigen.
Arbeitsblatt
Bratislava (Pressburg)
168 Informationsblätter Slowakei
Die Bratislavaer Burg mit ihrer
charakteristischen Gestalt des
"umgekippten Tisches" ist das
Symbol der reichen Geschichte
der Stadt. Sie wurde mehrmals
umgebaut, aber die klassische
vierflügelige Form bewahrte sie
bis in die heutige Zeit. Sie wurde
zum Krönungssitz der ungarischen
Könige. Später (1751-1768) diente
sie als kaiserliche Residenz.
Unterhalb der Burg befindet sich
der bekannte St. Martins Dom,
eines der architektonischen
Symbole von Bratislava. Durch die
schmalen mittelalterlichen Gassen
kann man zum Michaeler Tor kom-
men. Das Tor ist das einzige bis
heute erhalten gebliebene Tor der
Stadtbefestigung.
Dominierend auf dem Hauptplatz,
dem Zentrum des mittelalterlichen
Lebens der Stadt und der regen
historischen Ereignisse von
Bratislava, ist das Gebäude des
Alten Rathauses. Der nahe
liegende Primatialpalast ist das
schönste klassizistische Bau-
denkmal in der Slowakei.
Bratislava ist eine moderne Stadt,
in der regelmäßig verschiedene
weltbekannte kulturelle Veranstal-
tungen stattfinden. Alle zwei Jahre
im September treffen sich in
Bratislava die Freunde der Kunst
für Kinder in der Austellung der
Buchillustrationen BIB – Bienalle
der Illustration Bratislava. Die
Ausstellung ist mit dem Wett-
bewerb der Zeichentrickfilme BAB
– Bienale der Animation Bratislava
und vielen anderen Begleitver-
anstaltungen verbunden.
Michaeler Tor
Donauschiff, im Hintergrund die
Bratislavaer Burg
Arbeitsblatt
Bryndzové halusky
Informationsblätter Slowakei 169
Zutaten:
750 g Kartoffel, 250 g feines Mehl;
250 g Brimsen,
100 g geräucherter Speck, 1 EL
Butter, Salz.
Zubereitung:
Kartoffel schälen, reiben und
salzen. Mit Mehl gut zu einem Teig
vermengen, Teig in kleine Stücke
schneiden und in kochendes
Wasser einlegen. Wenn die
Nockerl auf der Wasseroberfläche
schwimmen, mit einem Sieb her-
ausheben und in eine angewärmte
Schüssel legen, Schicht für Schicht
mit Brimsen vermischen. Dann den
in Butter angebratenen Speck
über die Nockerl leeren. Sofort
servieren.
Brimsennockerln
Arbeitsblatt
Danubiana Meulensteen Art Museum
170 Informationsblätter Slowakei
Knapp 15 km südlich von Bratis-
lava, auf einer Halbinsel inmitten
des mächtigen Donaustroms, liegt
das am 9. September 2000 er-
öffnete Kunstmuseum Danubiana.
Die Lage im Grenzbereich dreier
Staaten der Slowakei, Österreichs
und Ungarns – vor allem aber der
zu dem modernen Gebäude einen
reizvollen Kontrast bildende
Wasserspiegel, der Himmel und
die unendlichen Uferdämme.
schaffen ein ungewöhnliches
Ensemble. Zum Museum gehört
auch ein neu angelegter Park, wo
Kunstwerke vor dem Hintergrund
einer Kulisse aus viel Grün, Wasser
und fernem Stadtpanorama
präsentiert werden.
Hier findet man ein großes Mu-
seum moderner Kunst mit exklu-
siven Ausstellungen heimischer
und weltbekannter Künstler, eine
Verkaufsgalerie für Gegenwart-
kunst, ein audiovisuelles Zentrum
und einen Vortragssaal. Das alles
wird von einem Artshop ergänzt,
wo man Souvenirs, Ansichtskarten
und Publikationen kaufen kann. In
dem gemütlichen Artcafé genießt
man nicht nur den schmackhaften
Kaffee, sondern auch die maleri-
sche Umgebung.
Lage:
Danubiana – Meulensteen Art
Museum, Cunovo – Vodné dielo
Autobuslinie Nr. 91 (Bratislava –
Cunovo)
Öffnungszeiten:
Di – So: 10.00 – 18.00 Uhr
Danubiana – Meulensteen Art Museum
Informationsblätter Slowakei 171
Arbeitsblatt
Die slowakische Küche
Man sagt, dass die Liebe durch
den Magen geht. Wenn es auch
Dich betrifft, wird Dich die Slo-
wakei sicherlich nicht enttäuschen.
Viele Restaurants in der Slowakei
bieten eine reiche Auswahl an
Gerichten der europäischen
Gastronomie an. Die slowakische
Nationalspeise sind Brimsen-
nockerln. Der Nockerlteig wird aus
Kartoffeln, Mehl und Eiern ge-
macht und mit dem speziellen
Brimsen (auch Liptauer Käse
genannt nach ihrem Ursprung aus
der Region Liptov) und mit wenig
Speck serviert. Die Nockerln wer-
den oft auch mit Topfen, Rahm,
Käse, Eiern oder Sauerkraut
zubereitet.
Neben internationalen Gerichten
werden in den Restaurants auch
manch landestypische Spezialität,
wie leckere Fisch-, Fleisch- und
Geflügelgerichte und diverse
Mehlspeisen angeboten. Der
Einfluss angrenzender Länder,
insbesondere Ungarns, ist in der
slowakischen Küche deutlich
spürbar. Es wird zumeist herzhaft
zubereitet. Mit Knoblauch und
scharfen Gewürzen wird nicht ges-
part. Das Frühstück in Jugend-
häusern besteht aus Kaffee oder
Tee, Milch, Brot oder Brötchen,
Butter, Marmelade und etwas
Wurst und Käse. Speck sollten wir
natürlich nie vergessen.
Da in der Slowakei die Senn-
wirtschaft verbreitet war, bereitete
man verschiedene Milchspezial-
itäten zu: Topfen, Brimsen, Rahm,
Butter und Käse. Man hat schon
immer viel Frischmilch und Sauer-
milch getrunken. Die Sauermilch
wird üblicherweise auch zu den
Brimsennockerl serviert. Spezielle
slowakische Schafkäsesorten sind
ostiepky, korbáciky, parenice.
Einer großen Beliebtheit erfreuen
sich pirohy – in Öl gebratene
Teigtaschen mit Topfen, Nuss,
Mohn oder Fleisch gefüllt.
Beliebte Desserts sind koláce
(Kolatschen) mit Nuss-, Topfen-
oder Mohnfüllung, ebenfalls ver-
schiedene Torten und Kuchen.
Kofola heißt die slowakische
Antwort auf Pepsi und Coca Cola.
Dieses koffeinhaltige, alkoholfreie
Getränk wird in fast allen Kneipen
neben Bier gleich von Fass ange-
boten. Es ist erfrischend und
schmeckt gut! Lasst Euch überzeu-
gen … Koliba & Salas – so heißen
die traditionellen Holzhütten, wo
man das Essen auf slowakische Art
genießen kann. Zum Trinken wird
hier oft zincica angeboten – eine
spezielle Art von Buttermilch aus
Schafskäse. In den Kneipen und
Lokalen werden neben gutem
pivo (Bier) und víno (Wein) auch
typische Schnäpse wie slivovica,
borovcka und rum serviert.
Slowakische Käsesorten
172 Informationsblätter Slowakei
Auf beiden Ufern führt der
Donauradweg von Wien nach
Hainburg
Linke Flussseite (abwärts) bis
Hainburg
Von der Donauinsel aus wird auf
die linke Seite der Neuen Donau
gewechselt. Kurz vor dem Ende
der Donauinsel ist der Radweg
dann nach links begeschildert. Er
verlässt den Fluss und führt durch
die Lobau, zunächst an Öltanks
vorbei und dann durch Auwald.
Schließlich wird die B49 erreicht,
die über die Donaubrücke nach
Bad Deutsch-Altenburg führt. Von
hier aus ist es nicht mehr weit bis
Hainburg an der Donau.
Arbeitsblatt
Donauradweg Wien – Hainburg – Bratislava
Arbeitsblatt
Donauradweg Wien – Hainburg – Bratislava
Informationsblätter Slowakei 173
Rechte Flussseite (abwärts)
Auf der Donauinsel oder am recht-
en Donauufer kann man bis zum
Kraftwerk Freudenau fahren. Ab
dort gibt es noch weniger be-
fahrene Straßen bis Mannswörth,
doch wenn man diesen Ort ver-
lässt, gelangt man bald beim
Flughafen Schwechat auf die
Bundesstraße B9. Sie hat relativ
viel Verkehr, aber auch einen
guten Oberflächenbelag. Über
Fischamend, Maria Ellend und
Petronell-Carnuntum (römische
Ruinen) geht es nach Bad
Deutsch-Altenburg und von
dort weiter nach Hainburg.
Der Fahrradweg von Hainburg
nach Bratislava ist ausgeschildert.
Bis zum Grenzübergang führt er
parallel zur Bundesstraße B9. Für
die Einreise in die Slowakei ist ein
Reisepass erforderlich (Ostern
2000). Hinter der Grenze wird nach
links abgebogen, der Weg bis in
die Innenstadt von Bratislava ist
auch dort gut beschildert.
Entfernungen:
Wien (Reichsbrücke) – Hainburg
= 45 km (links), 47 km (rechts)
Hainburg – Bratislava = 14 km
174 Informationsblätter Slowakei
Arbeitsblatt
Slowakei Eishockey Weltmeister 2003
Drei Weltmeister im All-Star-
Team – Bondra bester Schütze
Mit den Stürmern Miroslav Satan
und Peter Bondra sowie Ver-
teidiger Richard Lintner sind drei
Spieler vom Weltmeister Slowakei
in das All-Star-Team der Eishockey-
Weltmeisterschaft in Schweden
gewahlt worden.
Erfolgreichster Angriffsspieler
wurde, wie schon bei der Welt-
meisterschaft 2000 in St. Peters-
burg, Miroslav Satan mit 13
Punkten (5 Tore/8 Assists) vor dem
Schweden Kristian Huselius mit
elf (5/6) und Bondra mit neun
Punkten (7/2).
Fans feiern Torschützenkönig:
"Satan ist unser Gott"
Fast 30.000 Menschen bereiteten
dem neuen Eishockey-Weltmeister
Slowakei nach der WM 2002 in
Bratislava einen euphorischen
Empfang. Der Hauptplatz war ein
Meer aus rot-weiß-blauen Fahnen,
mit "Satan ist unser Gott" wurde
Kapitän Miroslav Satan umjubelt.
Die neuen National-Helden, die
im Finale in Göteborg Russland
mit 4:3 besiegt hatten, bedankten
sich bei der Menge mit einer
Champagnerdusche.
Informationsblätter Slowakei 175
Arbeitsblatt
Die Freiheitshöle Demänovská
Lage:
Nízke Tatry, Kreis Liptovsky
Mikulás, Bezirk Zilina
Länge der Besichtigungstrasse:
A - 1145 m, B - 2150 m
Besichtigungsdauer:
A - 60 Min., B - 100 Min.
Betriebszeit:
1.1.-15.11. a 15.12.-31.12.
Adresse:
032 51 Demänovská Dolina
Die Freiheitshöhle befindet sich
auf dem Gebiet des Nationalparks
Niedere Tatra. Sie wird zu den
zehn schönsten Höhlen Europas
gezählt. Im Karstgebiet rund um
das Demänová Tal wurden schon
30 Höhlen entdeckt, unter ihnen
ist die Demänovská Höhle die
größte. Die Höhle wurde durch ein
trockenes Schlammloch vom Bach
Demänovka im Jahre 1921 ent-
deckt.
Von ihrer Gesamtlänge von 7007 m
sind 1800 m den Besuchern zu-
gänglich. Verschiedenste Tropf-
steinformen schmücken die Höhle:
der Rosensaal mit Sinterablager-
ungen, welche wie Wasserrosen
geformt sind, die Höhenperlen –
kugelförmige Ablagerungen in
kleinen unterirdischen Seen, ein
sechs Meter hoher "Wasserfall”
aus Tropfstein, ein 40 m tiefer
Abgrund. Durch die Höhle strömt
der unterirdische Fluss Demän-
ovka. In der Höhle leben vier
Fledermausarten.
Seit 1993 werden in der Höhle
speläoklimatische Kuren gemacht.
176 Informationsblätter Slowakei
Arbeitsblatt
Die Eishöhle Demänovská
Einen Bestandteil des Karstge-
bietes im Demänová Tal bildet
auch die Eishöhle von Demänová.
Die bei der Entdeckung der Höhle
gefundenen Knochen wurden als
Drachenknochen beurteilt, davon
entstand auch der ursprüngliche
Höhlenname – Dracia jaskyna –
Drachenhöhle. Spätere Unter-
suchungen bewiesen, dass es sich
um Bärenknochen handelt.
Lage: Nízke Tatry, Kreis Liptovsky
Mikulás, Bezirk Zilina
Länge der Besichtigungstrasse:
850 m
Besichtigungsdauer: 45 Min.
Betriebszeit: 15.5. – 30.9.
Adresse: 031 01 Liptovsky
Mikulás
Die Eishöhle Demänovská befind-
et sich auf der rechten Seite des
Demänová Tales. Das Eis finden
wir in den unteren Etagen der
Höhle. Nach dem Eingang steigen
wir in 40 bis 50 m Tiefe hinunter.
Die Speläotherapie versucht
Atemwegserkrankungen durch
Kuren in der staubarmen Luft von
Höhlen und Bergwerken zu be-
handeln. Die Art und Weise der
Behandlung ist sehr einfach. Die
Patienten halten sich täglich zwei
Stunden über einen Zeitraum von
mindestens drei Wochen zu Liege-
kuren in den unterirdischen
Höhlen auf.
Die unterirdische staub- und
pollenfreie Luft, die relativ hohe
Luftfeuchtigkeit und eine konstant
niedrige Temperatur wirken anti-
allergisch, entzündungshemmend,
schleim- und krampflösend und
beruhigend. Der Gebrauch von
Medi-kamenten lässt sich häufig
reduzieren.
Informationsblätter Slowakei 177
Arbeitsblatt
Höhlen in der Slowakei
178 Informationsblätter Slowakei
Arbeitsblatt
Vysoké Tatry – Die hohe Tatra
In vielen Liedern wird die Slowakei
als Land zwischen Donau und
Tatra dargestellt. Der bekannteste
Teil von der Tatra ist die Hohe
Tatra. Sie erreicht die höchsten
Höhen in der Slowakei (hier liegt
auch der höchste Berg der
Slowakei – die Gerlachspitze,
2654 m). Die höchsten Teile des
Gebirges wurden durch Gletscher
geformt und bieten heute ein
wunderschönes Bild mit Gletscher-
tälern, Gletscherbecken, Berg-
seen, Wasserfällen und Spitzen.
Im Hinblick auf die ungewöhnliche
Konzentration von Naturschön-
heiten wird die Tatra als auch
"Miniaturalpen" bezeichnet. Auf
der kleinen Fläche befindet sich
außer Gletschern fast alles, was
auch die Alpen bieten. Die
Besucher der Hohen Tatra sind
nicht nur von den idealen Be-
dingungen für Skilaufen, Hoch-
gebirgstouristik und Bergsteigen,
sondern auch von der einzigar-
tigen Fauna (Gemse, Adler,
Murmeltier, Luchs, Bär)
und Flora beeindruckt.
Hohe Tatra
Informationsblätter Slowakei 179
Arbeitsblatt
Kriván – ein Symbol der Slowakei
Ähnlich wie die Griechen ihren
Olymp, die Japaner ihren Fujijama
und die Schweizer ihr Matterhorn
haben, haben auch die Slowaken
ihren heiligen Berg. Er ist nach
seinem schiefen Gipfel benannt
und wirkt besonders von der
Liptauer Seite aus sehr majes-
tätisch. Der Kriván gehört nicht zu
den 25 höchsten Gipfeln der
Slowakei (er ist nur 2494 m hoch),
aber seit langer Zeit zieht seine
magische Silhouette und sein
Anblick Dichter, Schriftsteller,
Maler und andere Künstler an. Seit
jeher lockt der Berg Goldgräber,
Geologen, Botaniker, Touristen,
sogar Könige hat er schon ange-
lockt. Der gewaltige, sagenum-
wobene Gipfel des Kriván wurde
im Laufe der Zeit zum Symbol des
slowakischen Nationalbewusst-
seins. Schon im Jahre 1841 fand
unter Führung der slowakischen
Patrioten und Aufklärer L’udovít
Stúr und Jozef Miloslav Hurban
die "nationale Wanderung" auf
den Kriván statt. Die Tradition der
Besteigung des Kriván ist bis heute
ein nationales Ereignis geblieben.
Alljährlich besteigen Tausende von
Touristen den "heiligsten" Berg.
Die größte Belohnung für die
aufgewendete Mühe ist das her-
rliche Panorama des Gebirgs-
landes und der phantastische
Rundblick, besonders auf die
Spitzen der Niederen Tatra und
des Gebirges Malá Fatra.
Kriván
180 Informationsblätter Slowakei
Arbeitsblatt
Kremnica (Kremnitz)
gehören die ursprünglich gotis-
chen, später im Renaissancestil
ausgestatteten Bürgerhäuser,
das Rathaus, die Kirche und das
Kloster der Franziskaner.
An das goldene Zeitalter des
Bergbaus und der Münzprägung
in Kremnitz errinert das Objekt der
ältesten Münzanstalt der Welt, die
Berghäuser, der Klopfturm und die
Ausstellung des Museums der
Münzen und Medaillen.
Kremnica wurde in der Vergangen-
heit besonders durch die Münz-
prägung – die goldenen Florene
(anerkanntes europäisches Zahl-
ungsmittel im 14. bis 16. Jh), die
als Kremnitzer Dukaten bekannt
sind, berühmt. Im befestigtem his-
torischen Stadtkern dominiert die
Stadtburg mit der gotischen
Pfarrkirche der Hl. Katharina aus
dem 15. Jh. Zu den kulturhis-
torischen Denkmälern der Stadt
Museum der Münzen und
Medaillen Kremnica
Öffnungszeiten:
täglich 9.00 – 15.00
Anschrift: Stefánikovo nám. 11/21,
967 01 Kremnica
www.nbs.sk/MMM
Informationsblätter Slowakei 181
Arbeitsblatt
Orgelfestival "Kremnitzer Burgorgel"
Alljährlich findet im Juli in der
St. Katharina Kathedrale das
Internationale Orgelfestival
"Kremnitzer Burgorgel" statt.
Es ist das größte und bedeutend-
ste Orgelfestival in der Slowakei.
Am Festival nehmen jährlich
bekannte Persönlichkeiten teil,
z.B. der Organist Peter Planyavsky
aus dem Wiener Stephansdom,
John Scott – der Hauptorganist
aus der St. Paul´s Kathedrale in
London, Ludwig Lusser aus der
Wiener Schottenkirche und
andere.
St. Katharina Kathedrale
182 Informationsblätter Slowakei
Arbeitsblatt
Levoca (Leutschau)
Die römisch – katholische Pfarr-
kirche des Hl. Jacob in Levoca
(Leutschau) gehört zu den am
meisten besuchten Sakralbauten
der Slowakei. Ihre Inneneinricht-
ung ist ein einzigartiges Museum
der mittelalterlichen Sakralkunst.
Die Blicke aller Besucher werden
besonders von dem spätgotischen
Hauptaltar des Hl. Jakob, der mit
seiner Höhe von 18,6 m der höch-
ste seiner Art auf der Welt ist,
angezogen.
Er wurde aus Lindenholz in der
Werkstatt des Meisters Pavol aus
Leutschau in den Jahren 1507 bis
1517 angefertigt. Die Ausmaße
der Altarflügel sind 6 x 4 m. Die
drei monumental wirkenden
Hauptplastiken des Altars in Über-
lebensgröße stellen die Jungfrau
Maria mit dem Kind, den hl. Jakob
und den hl. Evangelisten Johannes
dar. Der Altar stellt wirklich eine
außerordentliche Schnitzarbeit dar. Hauptaltar des Hl. Jacob
Das gotische Rathaus
Informationsblätter Slowakei 183
Arbeitsblatt
Region Orava
Was hat diese Region zu bieten?
Hier findet man eine wunder-
schöne saubere Natur und eine
Menge von Kulturdenkmälern.
Hier gibt es unbegrenzte Möglich-
keiten zum Wandern, Radfahren,
Reiten, Bergsteigen, für die ver-
schiedensten Wassersportarten
wie Yachting und Windsurfing aber
auch Schwimmen, Fischen, Jagen,
und im Winter natürlich Ski- und
Lang-laufen und alle mit dem
Schnee zusammenhängenden
Freuden – an Schnee mangelt es
hier nämlich nie...
Wie ist das alles in so einer
winzig kleinen Region möglich?
Die Ostgrenze dieser Region
bildet der Bergteil der Westlichen
Tatra - Roháce. Roháce hält man
für den schönsten Teil der West-
lichen Tatra. Auf den Wander-
ungen begleiten uns oft die festen
Bewohner der Berge – die Gämse.
Einer der schönsten Wanderwege
führt uns an dem Roháce-Wasser-
fall vorbei zu den Bergseen in
Roháce.
184 Informationsblätter Slowakei
Arbeitsblatt
Freilichtmuseum des Oravaer Dorfes
In dem Museum wurden typische
Objekte der Volksarchitektur aus
der ganzen Region gesammelt:
eine Wassermühle, Holzsäge und
zahlreiche Bauernhäuser. Im Mu-
seum dominiert die spätgotische
Holzkirche der Hl. Elisabeth.
Anschrift:
Zuberec – Brestová
027 32 Zuberec
Tel.: 043/5395 149
Tel.: 043/539 510
Fax: 043/5395 359
Öffnungszeiten:
Juli, August täglich von
8.00 bis 18.00 Uhr
Juni, September täglich von
8.00 bis 17.00 Uhr
In den andreren Monaten:
täglich außer Montag von
8.00 bis 16.00 Uhr
Spezialangebote:
Sommer: An Sonntagen werden
Vorträge und Führungen veranstal-
tet zu unterschiedlichen Themen
mit Schwerpunkt auf bestimmte
Bereiche der Volkskultur
Winter: Betlehemspiele,
Nachtführungen mit Musik,
thematische Ausstellungen
Alte Holzhäuser
Informationsblätter Slowakei 185
Arbeitsblatt
Oravaer Burg
Zu den bekanntesten historischen
Denkmälern gehört die Oravaer
Burg. Im Jahre 1800 wurde die
Burg von einem riesigen Brand
vernichtet und nachdem es kein
Wasser zur Verfügung gab, um
das Feuer zu löschen, dauerte
der Brand zwei Wochen lang.
Wenn man die Region besucht,
darf man sich den Besuch der
Holzkirchen in Lestiny, Istebné und
Tvrdosín nicht entgehen lassen.
Oravaer Burg
Holzkirche in Tvrdosín
Arbeitsblatt
Floßfahrt am Fluss Orava
186 Informationsblätter Slowakei
Über die Region fliesst einer der
saubersten Flüsse der Slowakei –
der Fluss Orava. An seinem
oberen Ende wurde vor Jahren der
Stausee Orava angelegt, der uns
Möglichkeiten für alle Wasser-
sportarten bietet.
Eine relativ junge Attraktion in
Orava sind die Floßfahrten. Auf
dem Fluss Orava schwimmen die
Flöße der "Flotille von Podbiel´".
Unter dem Kommando "eines
Admirals" erlebst Du ein Abent-
euer. Du kannst auch etwas über
die Vergangenheit der Flößer von
Orava erfahren. Die Standart-
schiffung dauert etwa 2 Stunden.
Das Dorf Podbiel´ darf man auch
nicht versäumen: hier ist bis heute
der größte Komplex von
Holzhäusern mit ihrer typischen
Architektur erhalten geblieben.
Stausee Orava
Holzhäuser in Podbiel´
Arbeitsblatt
Schiffahrt Wien – Bratislava
Informationsblätter Slowakei 187
Fahrplan 9.4. – 30.4. 1.5. – 31.5. 1.6. – 7.9. 10.9. – 26.10.
Mi – So Mi – So Täglich Mi – So
Wien 09:00 09:30 09:30 09:00
Bratislava 10:30 11:00 11:00 10:30
Bratislava 17:00 17:30 17:30 16:00
Wien 18:45 19:15 19:15 17:45
Fahrpreise Einfach: EUR 21,- Hin & Retour: EUR 32,-
Kinder von 6 – 15 Jahre 50 % Ermäßigung.
Fahrradtransport: EUR 6,- (einfach) / EUR 9,- (hin-und retour)
Bei Gruppen ist jede 21. Person gratis!
Abfahrt DDSG Schiffahrtszentrum
Wien/Reichsbrücke, 1020 Wien, Handelskai 265 (U1 Vorgartenstraße)
Tagesausflug • Tragflügelboot Wien - Bratislava - Wien
"Historisches Bratislava" • geführter Stadtrundgang durch die Altstadt
• 4-gängiges Mittagessen
• Nachmittag zur freien Verfügung
Arbeitsblatt
Slowakei – ein Wintersportparadies
188 Informationsblätter Slowakei
Dank seiner Einzigartigkeit wurde
Vlkolínec in das Verzeichnis des
Weltkulturerbes im Rahmen der
UNESCO eingetragen.
Vlkolínec ist einzigartiges Dorf.
Es liegt südlich von der Stadt
Ruzomberok.
Beiderseitig eines winkelzügigen
steilen Dorfweges stehen die Dorf-
häuser. Als Baumaterial wurde vor
allem Holz benüzt. Die Balken-
wände haben steinerne Mauer-
stützen, die äußere Seite der Haus-
wände ist verputzt und getüncht.
Das Dach ist aus Holzschindeln.
Das Haus ist in drei Räume geteilt.
Eingangsraum ist in der Mitte des
Hauses, gegen der Eingangstür
stand der Küchenherd. In Richtung
zur Dorfstraße war die Wohn –
besser gesagt – Schlafstube (Tags-
über verlief das Bauernleben im
Dreieck – Küche, Hof, Feld), in
Richtung zum Hof war die Kammer.
Der offene Küchenherd heizte
zugleich den Backofen, der in die
Stube überging. In der Dorfmitte
ist ein Glockenturm und ein Brun-
nen, Kartoffelgruben sind hinten
den Scheunen, Heuscheunen ste-
hen auf den Wiesen. Der Dorf-
name geht auf die alten Verpflich-
tungen zurück: die Bewohner
sorgten für den guten Zustand der
Wolfgruben, die die Menschen in
der Stadt vor den Wölfen schützen
sollten. Schwere Lebensbeding-
ungen führten zur Auswanderung
der Bewohner.
Arbeitsblatt
Vlkolínec
Informationsblätter Slowakei 189
Arbeitsblatt
Volksfest in Vychodná
190 Informationsblätter Slowakei
Das attraktivste Volksfestival in der
Slowakei ist die internationale
Schau der Lieder und Tänze be-
kannt unter dem Namen Volks-
festival in Vychodná. Das Festival
gehört zur internationalen Organi-
sation der Volksfestivals C.I.O.F.F
und zählt zu den besten Veran-
staltungen der traditionellen und
authentischen Volkskultur in der
Welt.
Das Festival findet alljährlich am
ersten Juli-Wochenende im
Amphiteater der Gemeinde statt.
Die Atmosphäre dieses Festivals
wird noch durch die Holzskulp-
turen und mehrere regelmäßige
Ausstellungen in der Umgebung
des Amphiteaters verstärkt. Sie
sind das Werk von Volkskünstlern
und stellen eine Beziehung zur
Landschaft und zum Leben der
Bauern und Almhirten her. Die
Holzskulpturen ziehen die Auf-
merksamkeit der Betrachter vor
allem wegen ihrer präzisen
Ausarbeitung an.
Arbeitsblatt
Die Region Spis (Zips)
Informationsblätter Slowakei 191
Die Zipser Burg gehört zu den
größten Burgkomplexen Mittel-
europas und ist die größte Burg-
ruine in der Slowakei. Sie liegt
oberhalb der Gemeinde Spisske
Podhradie auf einem Travertin-
felsen. Die strategische Bedeutung
des Burghügels beruhte in der
Vergangenheit in den Naturgege-
benheiten, als auch in der Lage
ganz in der Nähe der alten euro-
päischen Handelsstraße, die einst
vom Süden zum Baltikum führte.
Die Zipser Burg wurde an der
Wende des 11. und 12. Jh. erbaut
und im Laufe der folgenden
Jahrhunderte mehrmals umge-
baut. Nach einem Brand im Jahr
1780 stand sie fast zweihundert
Jahre lang in Ruinen. 1970 begann
ihre komplette Renovierung.
Heute ist sie ein nationales
Kulturdenkmal.
Ausgestellt werden die Samm-
lungen aus der Archäologie-
forschung, die Musterstücke der
Waffen, der Foltereinrichtungen
und der Sakralkunst. Zwei Räume
sind der urzeitlichen Besiedlung
der Burg und dem Anfang der
Burggeschichte gewidmet.
Öffnungszeiten:
von Mai bis Oktober jeden Tag
von 9 bis 18 Uhr
Die Burg Spissky hrad, die Ge-
meinde Spisské Podhradie, das
Zipser Kapitel sowie die Kirche des
Hl. Geistes in Zehra zählen seit
Dezember 1993 zum UNESCO-
Weltkulturerbe. Außerdem stehen
alle genannten Lokalitäten auf der
sog. Gotischen Straße, die durch
die Gebiete mit den wertvollsten
historischen Denkmälern der
Regionen Zips und Gemer führ.
Zipser Burg
Arbeitsblatt
Das Zipser Kapitel
192 Informationsblätter Slowakei
Gegenüber der Zipser Burg
erstreckt sich die Kirchenstadt
Spisska Kapitula – das Zipser
Kapitel. Es war einst Sitz der
Probstei, während der Herrschaft
der Kaiserin Maria Theresia wurde
hier das selbständige Zipser
Bistum gegründet. Unter den
Kirchengebäuden dominiert die
mächtige romanisch-gotische
St.Martin-Kathedrale. Gegenüber
der Kathedrale stehen das
Bischofspalais und das
Priesterseminar.
Der gelbmarkierte Lehrweg, der
durch die Zipser Burg führt, geht
weiter in die nur etwa 5 km entfer-
nte Gemeinde Zehra, für die es
auch die deutsche Benennung
Schigra gibt. Die kleine Gemeinde
abseits der Hauptstraße wurde
durch die Kirche des Hl. Geistes
berühmt.
Die weiße Kirche auf einem Hügel
fällt schon aus der Ferne durch
ihren zwiebelförmigen Turm auf.
Das Wertvollste ist jedoch im
Innenraum verborgen: schöne
Flügelaltäre und unikate Wand-
malereien aus dem 13. bis 15. Jh.
Die Fresken, die als die schönsten
in der Slowakei gelten, wurden
erst in den 50er Jahren des 20. Jh.
freigelegt.
Zipser Kapitel Zehra
Arbeitsblatt
Das Slowakische Paradies
Informationsblätter Slowakei 193
Das "Slowakische Paradies" liegt
im nördlichsten Teil des flächen-
mäßig größten Gebirges der
Slowakei, des "Slowakischen
Erzgebirges". Seine bewaldeten
Berge bieten auf den ersten Blick
keine Besonderheiten, doch wirk-
lich nur auf den ersten Blick.
Wer hier mal Urlaub vom stressi-
gen Alltag gemacht hat und sich
für die Natur interessiert, kennt
sie, die schäumenden Wasserfälle
mit ihren Leitern und Stiegen, die
Schluchten und Klammen mit ihrer
Welt der Schatten und die ruhigen
Wanderwege zwischen Wäldern
und Wiesen. Hier können wir nur
einen kleinen Einblick in die
Schönheiten dieses "Paradieses"
geben, denn mit Worten und
Bildern läßt es sich nur unzurei-
chend beschreiben!
Das Slowakische Paradies ist ein
einzigartiges Karstgebiet mit
vielen romantischen Schluchten,
Wasserfällen, bizarren Felsge-
birgen und interessanten Höhlen.
Empfehlenswert ist ein wunder-
schöner Wanderweg, der an den
Wasserfällen vorbeiführt. Die
ganze Zeit klettern wir "über" dem
Bach auf eisernen und hölzernen
Leitern, helfen uns mit Seilen und
Ketten in den Felsen, um nicht
abzustürzen – erfahre ein
Abendteuer!
Ausgangspunnkt für unsere
Wanderung: Hrabusice
Zipser Burg
194
Arbeitsblatt
Legenden
Informationsblätter Slowakei
Brunnen der Liebe
(Trencín)
Die Trencíner Burg ist in slowakischen Sagen mit
einer Geschichte über die Große Liebe berühmt.
Die schöne Fatima ist in Gefangenschaft des
Burgherrn Zápolsky geraten. Ihr Geliebter, der
Türke Omar, bemühte sich, sie mit unermess-
lichem Reichtum freizukaufen. Aber der Burgherr
lehnte alle seine Schätze ab und versprach Omar,
die Gefangene dann freizugeben, wenn er ihm
einen Brunnen ausgräbt. Der tapfere Türke grub
mehr als drei Jahre, bis er in dem Felsen Wasser
fand. Dann konnte er seine Geliebte heimführen.
Margita und Besná
(Strecno)
Nicht weit von den romantischen Ruinen der Burg
Strecno erheben sich über dem Bett des Flusses
Waag zwei Felsen – Margita und Besná. Eine alte
Sage erzählt über die Liebe der Schlosserin von
Strecno und ihrer Stieftochter zu einem hübschen
Falkner Mato. Da es der Stiefmutter nicht einmal
mit Hexerei gelang, die Gunst des jungen Falkners
zu gewinnen, stieß sie ihre Rivalin von dem steilen
Felsen in den Fluss hinunter. Aber die Gewissens-
bisse ließen sie nicht ruhig schlafen. In Sinnesver-
wirrung stürzte sie sich in den Fluss Waag. Der
Felsen, von dem sie Margita stieß, wird bis heute
Margita und der gegenüberstehende Felsen nach
der Schlosserin Schlosserin Besná genannt.
Kremnitzer Pfauen (Kremnitzer Stadtburg)
Rom wurde angeblich von Gänsen gerettet,
Kremnitz von Pfauen. Leute, die vor den Tataren
flohen, nahmen Zuflucht in den Schanzwerken
und befestigten Städten. Kremnitz war einer von
solchen Zufluchtsorten, aber ebenso auch Ziel der
Stürme der Tataren, da die städtischen Mauern
nicht nur Schutz, sondern auch einen großen
Reichtum verbargen. Unter den Glücklichen, die
es in diesen Zufluchtsort schafften, war auch
Marina mit ihrem kleinen Hund und mit Pfauen.
Und gerade ihre Pfauen erweckten mit ihrem
Gekreische die schlafenden Wachen auf den
Schanzmauern, die zu guter letzt doch den
Sturm des Tatarenkhans und seinen Kriegern
standhielten.
Bebeks Almhütten (Krásna Hôrka)
Eine Legende erzählt, dass ein armer Hirt Bebek
der hier Schafe hütete, einen Schatz fand. Er über-
gab ihn dem König, und der erlaubte ihm, als
Belohnung Almhütten für seine Söhne nach seiner
Vorstellung zu bauen. Der Schäfermeister Bebek
erbaute für seine sieben Söhne anstatt Almhütten
sieben schöne Burgen. Die erste und schönste
von ihnen war die Burg Krásna Hôrka.
195
Arbeitsblatt
Legenden
Informationsblätter Slowakei
Burgfrau von Cachtice
(Cachtice)
Am Ende des 16. Jahrhunderts lebte in der Burg
die Cachticer Burgfrau – Elisabeth von Báthory die
traurige Berühmtheit erlangte. Sie ermordete in
mehr als einem Vierteljahrhundert über sechs-
hundert junge Mädchen. Um eigene Schönheit
und Jugend zu bewahren, badete sie in ihrem
Blut. Der Gerechtigkeit entging sie dennoch nicht
– sie wurde in einem kleinen Zimmer in der Burg
eingemauert, wo sie vier Jahre verbrachte. Jedoch
Cachtice und die Umgebung hatten nicht einmal
nach ihrem Tod eine Ruhe. Die an der Burg vor-
beigehenden Leute sahen sie oft über den Burg-
hügel irren oder in einer Feuerkutsche auf der
Burgstraße rasen. Öfters aber sahen sie die jam-
mernden, zu Tode gefolterten Mädchen.
Die Ruten vom König Svätopluk
(Die Burg vin Nitra)
Als der großmährische Herrscher Svätopluk fühlte,
dass seine letzte Stunde nahte, rief er seine drei
Söhne zu seinem Sterbebett. Jedem von ihnen
gab er eine Haselrute und befahl ihnen, sie zu
knicken. Es gelang den Söhnen leicht, den Wunsch
des Vaters zu erfüllen. Dann gab er ihnen ein
Bündel aus drei Ruten und verlangte dasselbe von
ihnen. Aber keiner schaffte es. Sie bemühten sich
darum erfolglos, das Rutenbündel konnten sie
nicht einmal biegen. Mit dem letzten väterlichen
Segen erteilte der König seinen Söhnen einen Rat:
"Wenn ihr zusammen haltet, wie die Ruten, kann
euch kein Feind besiegen". Leider folgten die
Söhne dem klugen Rat nicht und für das Groß-
mährische Reich brachen schlechte Zeiten herein.
Arbeitsblatt
Arnold Schwarzenegger
196 Informationsblätter Österreich
Arnold Schwarzenegger gehört
heute zu den größten Stars in
Hollywood. Der gebürtige Steirer
begann seine Karriere als
Profisportler, bevor er sich 1975
ganz dem Film verschrieb.
Arnold Schwarzenegger
Museum
In den Fitnessclub "Fitness-
Paradies" im neuen "Arnold
Schwarzenegger Stadion" in
Liebenau-Graz wurde ein kleines
Museum für den berühmten stei-
rischen Bodybuilder integriert.
Neben den alten Trainingsgeräten,
auf denen die "steirische Eiche"
seine Karriere begann, sind rund
150 Fotos zu sehen, die seine
Kinderzeit und Jugend sowie
seinen beruflichen Werdegang bis
zum Filmschauspieler dokumen-
tieren. Gehe zurück zu den
Anfängen des jungen Arnold
Schwarzenegger. Finde die Ge-
heimnisse, die ihn zum Erfolg
gebracht haben.
Adresse:
Stadionplatz 1
A-8041 Graz
Öffnungszeiten:
Mo - Fr 5.45 - 24.00 Uhr
Sa, So u. Fei 10.00 - 21.00 Uhr
Arbeitsblatt
Eisriesenwelt – die größte Eishöhle der Welt
Informationsblätter Österreich 197
Man kann Eispaläste von kristall-
klarer Schönheit besuchen und
auch an heißen Sommertagen in
eine winterliche Eiswelt ein-
tauchen. Schon von weitem sieht
man das gewaltige Höhlenportal
von 20 m Breite und 18 m Höhe.
Das gesamte Höhlensystem er-
streckt sich auf einer Länge von
über 42 km, wobei der erste, ca.
1 km lange Teil mit riesigen Eis-
gebilden ausgestattet ist. Dieser
Teil entspricht auch dem der
Öffentlichkeit zugänglichen Teil
der Schauhöhle. Im Inneren der
Höhle herrscht während der
Sommermonate eine Durch-
schnittstemperatur von ca. 0° C.
Wie kommt man zur Eishöhle?
Vom Markt Werfen, rund 40 km
südlich von Salzburg, führt eine ca.
5 km lange, asphaltierte Zufahrts-
straße zum Eisriesenwelt-Parkplatz.
Nach ca. 15 Minuten Gehzeit er-
reicht man die Seilbahnstation, in
1.076 m Höhe, wo sich auch eine
kleine Rasthütte befindet. Mit der
Seilbahn überwindet man ca. 500
Höhenmeter und gelangt so zum
Berggasthof. Von dort ist bereits
das Höhlenportal sichtbar, das
man in weiteren 15 Minuten
Fußmarsch erreicht.
Arbeitsblatt
Graz
198 Informationsblätter Österreich
Die Altstadt von Graz ist eine der
schönsten in Europa und wurde
von der UNESCO zum Weltkultur-
erbe ernannt. Im Jahr 2003 wird
Graz zu "Kulturhauptstadt
Europas".
Der Berg mitten in der Stadt
Der grüne Schlossberg erhebt sich
473 m hoch über die einzigartige
rote Grazer Ziegeldachlandschaft.
Einst trug er eine Festung, von
deren massiver Anlage jedoch nur
noch wenig erhalten ist. Reste
existieren heute als wunderschön
restaurierte Freilichtbühne. Es gibt
mehrere mögliche Anstiege. Die
gemütlichste Variante ist die
Schlossbergbahn.
Ein Höhepunkt jeder Schlossberg-
führung und ein Wahrzeichen der
Stadt Graz ist der Uhrturm. Sein
Herz schlägt seit 1712 für Graz
immer noch mit dem Original-
uhrwerk und einer der ältesten
Glocken des Landes (1382).
Hier küssen sich viele Grazer zum
ersten Mal.
Burg und Doppelwendeltreppe
In der imposanten Burg können
Sie die berühmte spätgotische
Doppelwendeltreppe von 1499
bestaunen. Sehenswert: Wenn die
Sonne hineinscheint, leuchtet ihr
Sandstein in vielen Farben.
Dom und Mausoleum
Sie bilden mit Burg, Schauspiel-
haus und alter Jesuitenuniversität
die sogenannte "Grazer Stadt-
krone". Tipp: Dom unbedingt von
innen ansehen!
Schlossberg Dom Grazer Glockenspiel
Arbeitsblatt
Hermann Maier
Informationsblätter Österreich 199
Hermann Maier erblickte am 7.
Dezember 1972 in Altenmarkt das
Licht der Welt. Seitdem lebt er in
Flachau, etwa 70 km südlich der
Stadt Salzburg. Bereits mit fünf
Jahren fing seine Vorliebe fürs
Schifahren an. Die Salzburger
Sportwelt bot ihm das ideale
Umfeld. Vor allem ist es sein Vater,
der in ihm die Leidenschaft für
den Rennsport weckte. Skisport
stand in der Familie Maier auf
dem Tagesplan. Schon früh wurde
Hermann in die Skischule des
Vaters integriert.
Nach der Volksschulzeit bot sich
ein Wechsel in die Skihauptschule
und nachher in die Skihandels-
schule Schladming an.
Vorzeitiges Ende der Karriere?
Schon im ersten Schuljahr verei-
telten Wachstumsstörungen die
erträumte Karriere. Im Alter von 15
Jahren entschied sich Hermann für
den Beruf des Maurers. Nachdem
die Wachstumsstörungen über-
wunden waren, kehrte Hermann
auf die Skipisten zurück und ver-
suchte seine Karriere als Renn-
läufer fortzusetzen. Im Sommer
arbeitete er als Maurer, während
er im Winter in der familienei-
genen Skischule tätig ist.
Kampf gegen Windmühlen?
Anfangs blieb Hermanns Einsatz
unbelohnt. Die Entdeckung erfolg-
te im Jänner 1996. In Hermanns
Heimatgemeinde Flachau fand
ein Weltcup Riesenslalom statt –
mit Hermann als Vorläufer. Eine
inoffizielle Zeitnehmung bestätigte
die Topform des "Nobody". Ab
diesem Zeitpunkt startete er im
Europacup und geann bald in
Garmisch Partenkirchen sein
erstes Weltcuprennen.
Hermann "Herminator" Maier
Mit unglaublichem Siegeswillen
ging der Skistar in der Abfahrt ins
Rennen und liefert den Sturz des
Jahrhunderts, dessen Bild später
um die Welt gehen sollte. In
Anlehnung an seinen Landsmann
Arnold Schwarzenegger (Termi-
nator) nennt man ihn von nun an
den "Herminator". Zum Glück
überstand er seinen Crash unver-
letzt und gewann nur 3 Tage
danach Gold im Super-G. Zwei
Tage später folgte Gold im Riesen-
slalom. Hermann dominierte die
folgenden Saisonen und wurde
zum absoluten Star im Weltcup-
zirkus.
Der "Herminator"
Arbeitsblatt
Die Hofburg
200 Informationsblätter Österreich
Ursprünglich war die Hofburg eine
mittelalterliche Burg. Mit der Zu-
nahme der Macht der Habsburger
und der Vergrößerung ihres Herr-
schaftsgebietes wurde sie zur
prachtvollen Residenz und zum
administrativem Zentrum der
Monarchie ausgebaut.
In der Hofburg befindet sich heute
der Amtssitz des Bundespräsiden-
ten. Die Kaiserappartements und
die Silberkammer in der Wiener
Hofburg gehören zu den meistbe-
suchten Stätten österreichischer
Geschichte. Von der ehemaligen
Residenz der Habsburger sind
heute noch die 22 Amts- und
Wohnräume von Kaiser Franz
Joseph I. und Kaiserin Elisabeth
(Sissi) zu besichtigen. Die ehema-
lige Hofsilber- und Tafelkammer
ist ein beeindruckendes Museum,
in dem unter anderem Porzellan-,
Glas- und Silberservice gezeigt wer-
den, die zur Gestaltunf der kaiser-
lichen Tafel verwendet wurden.
In einem Teil der Hofburg befindet
sich die Österreichische National-
bibliothek mit ihren zahllosen
Schätzen. Sie zählt mehr als 2,5
Millionen gedruckte Bücher!
Sehr wertvoll ist die Gutenberg-
bibel aus dem 15. Jh. Dazu kom-
men viele Handschriften und Texte
in verschiedenen Sprachen auf
Papyrus, Pergament, Holz, Wachs
und sogar Tierknochen.
Reiterdenkmal vor der Hofburg Nationalbibliothek
Arbeitsblatt
Kinderführung in der Hofburg
Informationsblätter Österreich 201
Kaiserin Elisabeth und das
Leben in der Hofburg
In der Hofburg besuchst Du die
Wohnung Kaiser Franz Josephs
und Kaiserin Elisabeths. Bei der
Kinderführung erfährst Du vieles
über die Schönheitsgeheimnisse
und Hobbys der berühmten "Sissi".
Du kannst sogar das Badezimmer
der Kaiserin besichtigen und
kaiserliche Kleider anprobieren!
Termine:
Samstag, Sonntag, Feiertag um
10.30 Uhr und um 14.30 Uhr
Das Rosenzimmer "Sissi"
Arbeitsblatt
Das Hundertwasserhaus
202 Informationsblätter Österreich
Friedensreich Hundertwasser
(1928 – 2000) ist ein weltbekannter
österreichischer Maler, Grafiker,
Architekt und Ökologe, der für ein
Leben in Harmonie mit der Natur
kämpfte. Er setzte sich in seinen
Werken und Aktionen für Frieden,
Freude und Schönheit ein und für
das Wohlergehen der Menschen.
So kämpfte er z.B. für das Recht
der Gestaltung des eigenen Wohn-
raumes und gegen vorbestimmte
Lebensweisen.
Er wollte den Menschen wieder in
Einklang mit der Natur bringen. Im
Laufe seines Schaffens entdeckte
und lebte er die fünf "Häute" des
Menschen: Hundertwasser sprach
oft von den drei Häuten des
Menschen, von drei Schichten, die
ihn umgeben, ihn schützen und
gedeihen lassen. Das ist zum
einen seine natürliche Haut, dann
seine Kleidung und darüber sein
Haus. Später fügte Hundertwasser
diesen drei Häuten zwei weitere
hinzu: die familiäre Haut und die
globale Haut.
Das ungewöhnliche Hundertwas-
serhaus mit 50 Wohnungen ist
eines der meistbesuchten Sehens-
würdigkeiten von Wien. Es ist ein
Wohnkomplex mit unterschied-
lichen Fenstern, Zwiebeltürmen,
kleinen Balkonen und teilweise
sogar welligen Fußböden und
schiefen Wänden. Die Dach-
gärten sind mit Bäumen bewach-
sen und als Baumaterial wurde vor
allem Holz, Keramik, Glas und
Ziegeln verwendet.
"Es ist alles da, um glücklich
auf Erden zu sein – wir haben
Schnee und jeden Tag einen
neuen Morgen, wir haben Bäume
und Regen, Hoffnung und Träume,
wir sind reich." Hundertwasser
1981 in München
Das Hunderwasserhaus in Wien Kirche in Bärnbach
Friedensreich Hundertwasser
Arbeitsblatt
Innsbruck und seine Feriendörfer
Informationsblätter Österreich 203
Das Goldene Dachl Die Innenstadt
Innsbruck und seine 15 Feriendör-
fer bieten ein vielfältiges Angebot
für Sport, Erholung und Kultur. Die
Region um die Alpenmetropole ist
berühmt für die majestätische
Schönheit ihrer Berge und das
harmonische Nebeneinander von
alter Tradition und der Vitalität
einer modernen Stadt.
Das "Goldene Dachl" in der
Innsbrucker Altstadt
Innsbrucks berühmtes Wahr-
zeichen liegt mitten in der goti-
schen Altstadt, einem der schön-
sten und besterhaltensten mittel-
alterlichen Stadtkerne Österreichs.
Die ehemalige Hauptstraße der
Residenzstadt Innsbruck – die
heutige Herzog-Friedrich-Straße –
führt zum Wahrzeichen von
Innsbruck, dem "Goldenen
Dachl". Kaiser Maximilian baute
den Prunkerker an die ehemalige
Residenz Herzog Friedrichs IV.
anlässlich seiner Hochzeit mit
Bianca Maria Sforza von Mailand
an. Mit 2.738 vergoldeten Kupfer-
schindeln kennzeichnete er das
damalige Zentrum Europas.
Beeindruckende Bauwerke, Kunst-
werke und Kulturveranstaltungen
locken den Besucher in eine Stadt
und 15 Dörfer in den Tiroler
Bergen – und doch sind Folklore
und Blasmusik nur ein kleiner
Teil des kulturellen Programms.
Der Tanzsommer Innsbruck, die
Innsbrucker Festwochen und die
Veranstaltungen im Rahmen des
Innsbrucker Advents sind nur
einige wenige Beispiele für die
Vielfalt des Angebots.
Dem sportlichen Erbe als Ort
zweier Olympischer Spiele 1964
und 1976 entsprechend bietet die
Region eine Vielzahl an Winter-
und Sommersportmöglichkeiten in
den Bergen um Innsbruck. So reiht
sich die Skiregion Innsbruck mit
der Olympia SkiWorld in die
besten Wintersportzentren der
Alpen ein. Weltweit einzigartig
ist das kostenlose Bergwander-
programm im Sommer mit einer
Auswahl von 40 verschiedenen
Routen.
Arbeitsblatt
Das Winterpanorama von Innsbruck
204 Informationsblätter Österreich
Die OLYMPIA SKIWORLD INNS-
BRUCK ist ein Paradies für Ski-
fahrer, Snowboarder und Lang-
läufer und bietet alles: Sanftes für
Anfänger, Steiles für Fortgeschrit-
tene, Extremes für Profis, Gemüt-
liches für Familien, Spaßiges für
Kinder, Schneesicherheit und
Gratis-Skibus während der ganzen
Saison. Das bestens ausgebaute
Skilift- und Bergbahnennetz
erschließt in 6 Skiregionen mit 190
Liftanlagen über 525 Kilometer
perfekt präparierte Pisten, zahlrei-
che Tourenrouten und Tiefschnee-
hänge. Aber auch Nichtskifahrer
kommen in Innsbruck und seinen
Feriendörfern voll auf ihre Kosten.
Ein ausgedehntes Netz an ge-
räumten Winterwanderwegen,
großartige Rodelmöglichkeiten,
das Olympia-Eisstadion und
mehrere Eislaufplätze sowie
zahlreiche Hallenschwimmbäder
und Saunen stehen zur Verfügung
für all jene, die den Winter auch
abseits der Pisten genießen
wollen.
Arbeitsblatt
Nationalpark Hohe Tauern
Informationsblätter Österreich 205
Der "Nationalpark Hohe Tauern"
erstreckt sich über die Länder
Kärnten, Salzburg und Tirol. Die
Grundfläche des Nationalparks
umfaßt 1.800 km2 und besteht
aus einer Kern- und einer
Außenzone.
Die Außenzone, eine von Berg-
bauern gepflegte naturnahe
Kulturlandschaft, fasziniert durch
blumenbunte Almen und Berg-
wiesen. Sie ist auch der Lebens-
raum von Steinbock, Weißkopf-
geier und dem Bartgeier. Die
"Umbalfälle" und "Krimmler
Wasserfälle" bestimmen das
Landschaftsbild. In der Kernzone
findet der Besucher eine gran-
diose Berglandschaft mit stillen
Bergseen und imposanten
Gletschern.
Der Nationalpark "Hohe Tauern"
hat europaweit ökologischen
Vorbildcharakter.
… das größte Schutzgebiet
Mitteleuropas
Arbeitsblatt
Großglockner Hochalpenstraße
206 Informationsblätter Österreich
Die Großglockner Hochalpen-
strasse, auch bekannt als die
Großglocknerstrasse, ist eine
Panoramastraße und halbiert den
österreichischen Nationalpark
"Hohe Tauern" vom Norden bis
zum Süden. Es ist eine Fahrt in eine
Welt aus Fels und Eis, durch duf-
tende Bergwälder und blühende
Almwiesen mit der wunder-
schönsten Aussicht. Über eine
Million Gäste jährlich zählt die
Großglockner Hochalpenstraße
und ist somit nach Schloss
Schönbrunn die meistbesuchte
Touristenattraktion Österreichs.
Mit dem Motorrad, dem Auto oder
dem Bus können wir direkt in den
Nationalpark Hohe Tauern fahren,
zum Fuß des Großglockners
(3798m), dem höchsten Berg
Österreichs.
Entlang der Glocknerstrasse gibt
es zahlreiche Schaupulte, sechs
Lehrwege und zwei Informations-
zentren. Die Strasse ist befahrbar
von Mai bis September.
Streckenlänge: 35 Kilometer.
Höhenunterschied: fast 2000 Meter
Arbeitsblatt
Krimmler Wasserfälle
Informationsblätter Österreich 207
Ihre Höhe beträgt 380 Meter und
erstreckt sich über drei Stufen.
Entlang der Fälle führt ein gut aus-
gebauter Aussichtsweg. Es ist ein
Paradies für Wanderer und
Bergsteiger.
Wasser erleben!
Die faszinierende Attraktion für Alt
und Jung. Erleben Sie, was unser
Wasser kann. Sie werden staunen!
Wasser ist unser Lebenselixier, das
über sensationelle Fähigkeiten
verfügt. Wasser kann Wunder
wirken und Wasser kann diese
Wunder sichtbar machen. In der
WasserWunderWelt erleben Sie
Erstaunliches, Einzigartiges und
noch nie Gesehenes. Lassen Sie
sich überraschen von der wunder-
baren Welt, die uns das Wasser
erschließt, und entdecken Sie, was
in jedem Tropfen Wasser steckt.
Besuchen Sie:
Haus des Wassers – Aqua-Park –
Multivisionskino
.
Der höchste Wasserfall Europas
Arbeitsblatt
Das Naturhistorische Museum
208 Informationsblätter Österreich
Das Naturhistorische Museum ist
eines der bedeutendsten Museen
der Welt. Es beherbergt heute
über 20 Millionen Objekte. Das
Gebäude, Figuren- und Gemälde-
schmuck, Mobiliar und die kost-
baren Ausstellungsstücke sind
weitgehend im Originalzustand
erhalten und macht so das Mu-
seum als Museum des Museums
auch zu einer kulturhistorischen
Kostbarkeit, wie sie heute schon
eine Ausnahme ist.
Berühmte und unersetzbare Expo-
nate, etwa die 25.000 Jahre alte
Venus von Willendorf, die vor über
200 Jahren ausgestorbene Stell-
ersche Seekuh, riesige Saurier-
skelette und vieles mehr zählen
zu den Höhepunkten eines Rund-
ganges durch 39 weiträumige
Schausäle.
In der großen Mineraliensammlung
befindet sich neben vielen Edel-
steinen auch ein 117 kg schwerer
Riesentopas.
Für angehende große und kleine
ForscherInnen gibt es eine Vielzahl
von Programmen:
Führungen mit Arbeitsblättern
In der Schausammlung werden
Führungen zu verschiedenen
Schwerpunkten angeboten:
• Abenteuer Regenwald
• Affen
• Afrika
• Die Dinosaurier und ihre
Zeitgenossen
• Eine Reise in die Vergangenheit
• Allerlei rund ums Ei
• Rätselhafte Skelette
• Edelsteine und viele andere
Geburtstag im Museum
Bei einem Rundgang durch das
Museum könnt Ihr viel Interes-
santes über Tiere, Pflanzen,
Mineralien oder den Menschen
erfahren. Nach einer anschließen-
den Jause geht es weiter mit
Spielen, Malen, Basteln und
Forschen. Die Jause könnt ihr
selber mitbringen (Tischtuch,
Geschirr und Besteck gibt es bei
uns) oder beim Café Nautilus im
Museum bestellen
Arbeitsblatt
Österreichische Küche
Informationsblätter Österreich 209
Öfters wird eigentlich nur der
Begriff der "Wiener Küche" ver-
wendet. Tatsächlich handelt es sich
dabei jedoch keineswegs um eine
Stadt-, sondern um eine Vielvölk-
erküche mit Einflüssen aus allen
Ländern der Monarchie.
Als klassische Gerichte gelten
unter anderem:
• Rindsuppen mit zahlreichen
Einlagen (Schöberln, Frittaten,
Leberknödel usw.)
• Wiener Schnitzel
• Schnittlauchsauce und Dillrahm-
fisolen
• Gulasch
• Schweinsbraten bzw. Geselchtes
mit Sauerkraut und Knödeln
• Schinkenfleckerln sowie
• Brat- und Backhühner.
Eine Sonderstellung nimmt die
Wiener Mehlspeisküche ein, die
neben türkisch-ungarischen Ein-
flüssen (Strudel) vor allem in enger
Wechselwirkung mit der böhmi-
schen Küche entstanden ist. Zu
der typischen warmen Mehlspeis-
küche gehören:
• Powidltascherln
• Kaiserschmarren
• Germknödel und Marillenknödel
Berühmt ist auch die Wiener Kon-
ditorkunst mit ihren berühmten
• Torten (Sacher, Dobos, Linzer,
Esterházy und andere)
• Backwaren (Faschingskrapfen,
Gugelhupf, Punschkrapferl usw.)
und
• Bonbons (Mozartkugel)
Die Tradition des Wiener Kaffee-
hauses geht bis zur Zeit der
Türkenkriege zurück. Hierher
kommt man nicht nur zum Kaffee-
trinken, sondern auch zum Lesen,
Nachdenken und Plaudern.
Kaffee wird in vielen Variationen
getrunken, z.B. als Verlängerter
(mit kalter Milch im Kännchen),
Wiener Melange (mit Milch-
schaum), Grosser und Kleiner
Brauner (Espresso mit Milch) und
Capuccino (meist mit Schlagsahne
serviert).
Weitere typische Getränke:
• Bier
• Wein
• Sturm (sich in Gärung befind-
licher Saft aus gekelterten
Trauben)
• Most (Apfel- oder Birnenwein
ohne Alkohol)
Arbeitsblatt
Red Bull
210 Informationsblätter Österreich
Seit 1984 gibt es das Red Bull-
Headquarter in Fuschl am See
nahe Salzburg.
1992 landete Red Bull im ersten
Auslandsmarkt, in Ungarn. Mittler-
weile versorgt Red Bull über 70
Länder mit Energie. Pro Jahr
werden über eine Milliarde Dosen
Red Bull in 70 Ländern konsumiert.
Verantwortlich für den großen
Erfolg des weltweiten Energy
Drinks Nummer 1 sind die 1500
Mitarbeiter der Red Bull GmbH.
Red Bull ist kein Soft Drink,
sondern ein Energy Drink. Red
Bull wurde für Zeiten erhöhten
Energiebedarfs entwickelt, es
verbessert Ausdauer, Wachsam-
keit, Konzentrations- und Re-
aktionsfähigkeit – kurz: Red Bull
belebt Körper und Geist.
Arbeitsblatt
Safaripark Gänsendorf
Informationsblätter Österreich 211
Der Safaripark Gänserndorf in
Niederösterreich bietet in der
grössten Freianlage Mitteleuropas
ein Naturerlebnis der besonderen
Art: Auf der rund 6 Kilometer lan-
gen Fahrt mit dem eigenen PKW
begegnet man Affen (Achtung:
Fenster geschlossen halten!),
Antilopen, Gnus, Kamelen, Lamas,
Zebras, Elefanten, Giraffen, Löwen,
Tigern, Geiern und anderen in
freier Wildbahn lebenden Tieren.
Geführte Nachtsafaris gegen
Voranmeldung, Shows und
Kinderprogramm im angrenzenden
Abenteuerpark: Papageien-Revue,
indischer Tempel mit Tigern
(darunter auch ein weißer Tiger),
Streichelzoo, Abenteuerspielplatz,
Trampolin, Kamel- und Ponyreiten.
Arbeitsblatt
Salzburg
212 Informationsblätter Österreich
Eine wunderschöne Kulturstadt
unter den Alpen ist die Hauptstadt
des Bundeslandes Salzburg. Ihre
Umgebung, sowie die Stadt selbst
bieten den Touristen ein großes
Angebot an Sehenswürdigkeiten.
Eine Begegnung mit der Mozart-
stadt ist immer ein ganz beson-
deres Erlebnis! Ein Spaziergang
durch Salzburgs alte Gassen,
Mozarts Geburtshaus oder Wohn-
haus besuchen, den Zauber seiner
Musik genießen, ein Blick vom
blühenden Mirabellgarten hinauf
zur Festung Hohensalzburg – auf
Schritt und Tritt ein Fest für alle
Sinne!
Festung Hohensalzburg
Europas größte vollständig erhal-
tene Burganlage aus dem 11. Jahr-
hundert thront als Wahrzeichen
über den Türmen Salzburgs und
bietet einen herrlichen Ausblick
auf die Stadt und die umgebende
Bergwelt. Täglich werden Führ-
ungen angeboten durch die ein-
zigartigen Fürstenzimmer im
Festungsmuseum.
Seit 1892 ist die Festung durch
eine Stadtseilbahn erreichbar.
Mozart Geburtshaus
In diesem Haus wurde am 27.
Jänner 1756 Wolfgang Amadeus
Mozart geboren. Die Wohnung
der Familie mit Dokumenten,
Bildern und Instrumenten von W.
A. Mozart ist heute ein Museum
der Familie Mozart.
W. A. Mozart verbrachte eine
Kindheit, die uns heute in vieler
Hinsicht fremd ist: Alles war
anders, der Haushalt, die Möbel,
die Kleidung, die Autoritäten und
die Aufgaben von Buben und
Mädchen, von Mann und Frau.
Das lag einerseits daran, dass ganz
andere Leute mit anderen Vor-
stellungen das Land Salzburg
regierten und an vielem anderen
mehr, andererseits an der ganz
besonderen Situation des kleinen
Wolfgang: Er machte z.B. große
und vor allem lange Reisen, er traf
auf Adelige und Könige, er lernte
(fast) alles von seinem Vater, und
nicht wie viele Kinder damals
schon und alle heute, in der
Schule. Dies wird anhand der ver-
schiedenartigen Exponate in einer
dialogischen Führung besprochen
und erarbeitet.
Dauer: 60 Min.
Festung Hohensalzburg ... ... Wolfgang Amadeus Mozart und das Geburtshaus in der Getreidegasse
Arbeitsblatt
Salzburger Festspiele
Informationsblätter Österreich 213
Das wohl bedeutendste sakrale
Bauwerk der Stadt und zugleich
geistlicher Mittelpunkt, ist der
Salzburger Dom. Mit seiner präch-
tigen Fassade und der mächtigen
Kuppel präsentiert er sich als ein-
drucksvoller Monumentalbau des
Frühbarocks diesseits der Alpen.
Zu den Kostbarkeiten des Salz-
burger Domes gehören neben
dem Taufbecken, in dem bereits
Wolfgang Amadeus Mozart
getauft wurde, auch die pracht-
volle Hauptorgel, umgeben von
musizierenden Engeln, sowie die
prächtigen Domtore. Wolfgang
Amadeus Mozart hat in seiner
Eigenschaft als Hoforganist und
Konzertmeister zahlreiche unver-
gängliche Werke der Kirchenmusik
für Salzburg geschaffen.
Als das größte und bedeutendste
Festival der Welt sind die Salz-
burger Festspiele oft bezeichnet
worden. Jährlich zieht es alle welt-
bekannten Dirigenten, Regisseure,
Sänger, Schauspieler und Vir-
tuosen an. In 75 Jahren entwickel-
ten sich die Salzburger Festspiele
zu einem sehr großen und interna-
tional anerkannten Theaterbetrieb.
In den letzten Julitagen und im
ganzen August gibt es ca. 170
Veranstaltungen mit ca. 220.000
Eintrittskarten. Neben den großen
klassischen Opern und Theater-
stücken werden alljährlich auch
die bedeutenden Werke unseres
Jahrhunderts vorgestellt. Auch auf
dem Konzertsektor wird das be-
deutende Erbe dem wichtigen
zeitgenössischen Schaffen
gegenübergestellt.
Salzburger Dom
Arbeitsblatt
Schloss Schönbrunn
214 Informationsblätter Österreich
Schloss Schönbrunn war die
Sommerresidenz der Habsburger
Kaiserfamilie. Seit dem 16. Jahr-
hundert war das Schloss mit dem
wunderschönen Park im Besitz der
Habsburger. Zunächst wurde nur
ein kleineres Jagdschloss gebaut.
Erst gegen Ende des 17. Jahrhun-
derts begann man mit dem Bau
des heutigen Schlosses.
Der überwiegende Teil wurde
dann unter Maria Theresia zur
Mitte des 18. Jahrhundert er-
richtet. Prominente Bewohner von
Schloss Schönbrunn waren unter
anderem Kaiser Franz Joseph und
Kaiserin Elisabeth (Sissi). Im Alter
von 6 Jahren gab hier Wolfgang
Amadeus Mozart sein erstes
Wiener Konzert.
Mit seinen 1441 Zimmern wirkt das
Schloss Schönbrunn einfach riesig.
Die Prunkräume des Schlosses
sind für Sie das ganze Jahr ge-
öffnet. Man kann zwischen ver-
schiedenen Besichtigungsvarianten
im Schloss Schönbrunn wählen:
Imperial Tour (22 Prunkräume,
Dauer ca. 35 Minuten), Grand Tour
(40 Prunkräume, Dauer ca. 50
Minuten), Kinder Tour (Dauer ca.
1,5 Stunden), Schulklassen Tour
(Dauer ca. 1 Stunde), Sonder- und
Abendführungen (auf Anfrage)
Zu sehen sind z.B. das Arbeits-
zimmer von Kaiser Franz Joseph I.,
das Toilettezimmer der Kaiserin
Elisabeth, das Nussholzzimmer,
Schlafbett und Sterbezimmer
Kaiser Franz Josephs I., Zimmer
der Maria Antoinette, Chinesische
Kabinette und viele andere.
Zeit nehmen sollte man sich für
einen ausgiebigen Spaziergang
durch den Schlosspark von Schön-
brunn. Außer den kunstvoll ver-
zierten Blumenbeeten, den zurecht
gestutzten Bäumen und Hecken
sowie den hindurch führenden
Alleen, findet man eine Römische
Ruine, einen Botanischen Garten,
mehrere schöne Brunnen und das
imponierend verglaste Palmenhaus
mit vielen exotischen Pflanzen.
Außerhalb der ehemaligen Wohn-
räume des Schlosses Schönbrunn
kann man zudem die Wagenburg
mit den kaiserlichen Kutschen und
Wagen besichtigen.
Außenansicht mit Gartenanlage und der prachtvolle Spiegelsaal des
Habsburger Schlosses.
Arbeitsblatt
Tiergarten Schönbrunn
Informationsblätter Österreich 215
Schließlich befindet sich auf der
Schlossanlage von Schönbrunn
auch ein Tierpark. Er stammt berei-
ts aus dem 18. Jahrhundert und ist
damit der älteste, bis heute funk-
tionierende ZOO der Welt, der
heute noch rund 750 Tiere
beherbergt.
Arbeitsblatt
Spanische Hofreitschule
216 Informationsblätter Österreich
Die Spanische Hofreitschule ist die
älteste und letzte Reitschule der
Welt, in der klassische Reitkunst
in reiner Form gepflegt wird. Ihr
Name leitet sich davon her, dass
an diesem Institut bei seiner
Gründung im Jahre 1572 Pferde
spanischer Herkunft verwendet
wurden.
Der Lipizzaner gilt als die älteste
Kulturpferderasse Europas. Diese
Pferde verdanken ihren Namen
dem Dorf Lipizza im heutigen
Slowenien, in dessen Nähe 1580
das einstige Hofgestüt mit spani-
schem Pferdematerial gegründet
wurde.
Die herrliche Reitbahn – die
Winterreitschule in der Wiener
Hofburg, in der die Bereiter der
Spanischen Hofreitschule die
Pferde ausbilden und ihre Vor-
führungen geben, ließ Kaiser Karl
VI. in den Jahren 1729 bis 1735
von Josef Emanuel Fischer von
Erlach erbauen.
Interessant ist die Farbe der
Pferde: zur Welt kommt das
Fohlen stets dunkel oder schwarz-
braun und erlangt sein weißes
Kleid erst relativ spät mit
4 – 10 Jahren.
Adresse:
Spanische Hofreitschule Wien,
Michaelerplatz 1, A-1010 Wien
Klassische Reitkunst in Wien
Arbeitsblatt
Stephansdom
Informationsblätter Österreich 217
Der Stephansdom ist nicht nur das
Wahrzeichen von Wien, sondern
auch das bedeutendste gotische
Bauwerk in ganz Österreich. Der
Bau des Doms erfolgte in mehr-
eren Bauabschnitten und dauerte
vom 12. bis zum 14. Jahrhundert.
Der südliche Turm des Domes
erreicht eine Höhe von fast 137
Metern. Über eine Turmtreppe
gelangt man bis in rund 70 Meter
Höhe. Von dort hat man eine
phantastische Aussicht auf die
gesamte Innenstadt von Wien.
In den Katakomben des Domes,
die man ebenfalls besichtigen
kann, befinden sich unter anderem
mehrere Sarkophage und Urnen
mit Eingeweiden der Habsburger.
Der Wiener Stephansdom ist –
neben seiner kulturellen Bedeu-
tung – natürlich auch Kirche. An
jedem Wochentag werden sieben,
an jedem Sonntag zehn Gottes-
dienste gefeiert. Besonders zu den
hohen Feiertagen (Ostern, Pfing-
sten, Weihnachten etc.) wird die
Kirche "Stephansdom" von vielen
Kirchgängern besucht. Gottes-
dienste werden oft live im Fern-
sehen übertragen.
Ein besonderes Erlebnis ist ein
Konzert im Stephansdom.
Neben der Kathedrale am
Stephansplatz befindet sich ein
Fiakerstandplatz. Von dort aus ist
es möglich, eine Fiakerrundfahrt
durch die Stadt zu unternehmen.
Der gotische Stephansdom
Fiakerstandplatz vor dem Heldenplatz
(Blick auf das Rathaus)
Arbeitsblatt
Legende vom Zahnwehherrgott
218 Informationsblätter Österreich
Der sogenannte "Zahnwehherr-
gott", die Abbildung eines
Schmerzensmannes, ist im
Stephansdom zweimal vertreten:
das Original befindet sich an der
Westwand der Nordturmhalle und
eine Kopie an der Außenseite des
Mittelchores.
Die Legende erzählt, dass der
Zahnwehherrgott aufgrund seines
leidenden Ausdrucks von jungen,
betrunkenen Männern verspottet
wurde. Sie waren der Meinung, die
Figur hätte starke Zahnschmerzen
und banden ihr ein Tuch um. Bald
darauf hatten sie selbst große
Zahnschmerzen und kehrten zum
Tatort zurück. Sie leisteten Abbitte
und bald waren ihre Schmerzen
verschwunden.
Arbeitsblatt
Wachau
Informationsblätter Österreich 219
Was haben die Pyramiden von
Gizeh, die Chinesische Mauer, das
Taj Mahal in Indien, das Schloss
Schönbrunn, die "Ghega – Bahn"
über den Semmering und die
Wachau – die Landschaft am welt-
berühmten Donaustrom gemein-
sam? Sie alle gehören zum
Weltkulturerbe!
Dieser kurze Abschnitt der Donau
– 36 km von insgesamt 2800 km –
ist einmalig. Die vielfältige Land-
schaftsstruktur, die zahlreichen
bedeutenden Kulturdenkmale und
kleinstädtischen Ensembles
machen die Wachau zu einer
historischen Kulturlandschaft von
herausragendem universellen
Wert. Natürliche Landschaftsfor-
mationen (wie etwa das Donautal,
die Auwälder und schroffe Felsen)
und vom Menschen gestaltete
Elemente (wie zum Beispiel die
Weinbauterrassen, typische Ort-
schaften, Stifte, Burgen, Ruinen)
ergänzen einander in harmonischer
Weise.
Mit ihrem Anteil am warmen,
trockenen, pannonischen Klima ist
die Wachau eine der bedeutend-
sten Weinbauregionen Österrei-
chs, und der Wein ist es, der die
Landschaft seit Jahrhunderten
prägt.
Heute ist die Wachau Höhepunkt
einer Urlaubsreise entlang der
Donau, ob mit dem Rad entlang
des berühmten Donauradwegs,
mit dem Schiff oder dem Auto.
Arbeitsblatt
Stift Melk
220 Informationsblätter Österreich
Seit mehr als 1000 Jahren ist Melk
ein geistliches und kulturelles
Zentrum des Landes. Schon seit
dem 12. Jahrhundert ist eine
Schule mit dem Kloster verbunden
und in der Bibliothek wurden
wertvolle Handschriften gesam-
melt und angefertigt.
Das neue Stiftsmuseum
In den Kaiserzimmern ist derzeit
das modernste Stiftsmuseum
Österreichs untergebracht.
Das Thema der Ausstellung ist:
"Unterwegs vom Gestern ins
Heute – Stift Melk in Geschichte
und Gegenwart".
Das große Kulturensemble Europas Bibliothek und Außenansicht
Arbeitsblatt
Krems
Informationsblätter Österreich 221
diese in einer Simandlbruder-
schaft zusammenschließen. Diese
Bruderschaft war natürlich nur
eine Scherzvereinigung, um einen
Grund zum gemeinsamen Aus-
gehen zu haben.
Eine der Sagen berichtet folgen-
des: Am Beginn des 30-jährigen
Krieges kamen die böhmischen
Truppen 1618 bis vor Krems. In
höchster Not griffen die Kremser
Frauen zu den Waffen und ver-
teidigten die Stadtmauern ohne
Männer so heldenmütig, dass der
Feind die Belagerung aufgab. Als
die davongelaufenen Männer in
die Stadt zurückkehrten, mussten
sie von ihren heldenmütigen
Frauen zahllose Spötteleien
erdulden.
Krems zählt zu den ältesten
Städten des Landes und wurde
995 erstmals urkundlich genannt.
Hier begegnet man der mehr als
tausendjährigen Geschichte auf
Schritt und Tritt - auf Straßen und
Plätzen, in alten Klöstern und
Kirchen, Bürgerhäusern und
Wehrbauten. Ein Spaziergang
durch Krems lohnt sich immer.
Und danach laden Stadtcafés,
Restaurants und Heurige zum
Genießen ein.
In der Stadt Krems spielt die Figur
des "Simandl" eine besondere
Rolle. Mit diesem Begriff wird im
österreichischen Sprachgebrauch
ein Pantoffelheld bezeichnet.
Angeblich gewannen die Kremser
Frauen eine derartige Dominanz
über ihre Ehemänner, dass sich
In Erinnerung an die Simandl-
Tradition wurde 1929 ein Denkmal
errichtet. Es zeigt den Ehemann
kniend vor seiner Ehefrau, die er
um die Herausgabe des Haus-
torschlüssels bittet, um ausgehen
zu können.
Steinertor Dreifaltigkeitssäule Pulverturm
Arbeitsblatt
Stift Göttweig
222 Informationsblätter Österreich
Das Benediktinerstift Göttweig
liegt in 449 m Seehöhe am öst-
lichen Rand des weltberühmten
Donautales der Wachau, südlich
der Stadt Krems an der Donau.
Das "Österreichische Monte-
cassino" wurde 1083 vom hl.
Altmann, Bischof von Passau,
gegründet und 1094 den
Benediktinern übergeben.
Die besonderen Sehenswürdig-
keiten sind das Museum im
Kaisertrakt, die Kaiserstiege, die
Fürsten- und Kaiserzimmer sowie
die Stiftskirche mit Krypta und
Kreuzgang.
Das “österreichische Montecassino“
Arbeitsblatt
Wiener Prater
Informationsblätter Österreich 223
Der Prater ist ein großes Areal mit
weitläufigen Wiesen und Wäldern.
Früher war dies das königliche
Jagdrevier, heute bietet der Grüne
Prater Erholung für jedermann.
Man kann spazieren gehen oder
auch Rad fahren.
Das Wiener Riesenrad mit seinen
15 roten Gondeln ist ein Wahr-
zeichen Wiens und ein Symbol für
den weltberühmten Wiener Prater,
bildet mit seiner weithin sicht-
baren Silhouette einen beson-
deren Anziehungspunkt für alle
Wien-Besucher. Es dreht sich seit
mehr als 100 Jahren über Wien
und bietet einen einmaligen
Ausblick auf die Stadt an der
Donau.
Der am meisten besuchte Teil des
Pratergeländes ist der Volksprater,
ein Vergnügungspark aus dem
19. Jahrhundert. Da gibt es ver-
schiedene Vergnügungsbetriebe,
zahlreiche Karusselle, Bahnen,
aber auch Cafés und Tanzlokale,
sowie Sportanlagen (Tennis,
Schwimmbad, Golfplatz, Stadion
u.a.)
Riesendrad und Hochschaubahn
Ziel: Das Spiel dient als Anlass zu einer Diskussion über Vorurteile und Stereotypen. Der Blick auf das
"Eigene" und das "Fremde" wird geschärft. Es eignet sich insbesondere auch für StudentInnengruppen
nach einem Besuch im jeweiligen anderen Land, da die Tendenz besteht, vor allem Unterschiede zu
thematisieren. Anhand der Fotos kann auf die Gemeinsamkeiten bzw. Ähnlichkeiten verwiesen werden.
Als Alternative könnte man in der eigenen Stadt Ähnlichkeiten vor Ort suchen.
Zielgruppe: StudentInnen, Erwachsene
TeilnehmerInnenzahl: unbegrenzt
Dauer: 90 Minuten
Spielanleitung:
Die TeilnehmerInnen werden in Gruppen zu je vier Personen geteilt. Jede Kleingruppe bekommt Fotos
und soll entscheiden, ob die Fotos in Österreich (Wien) oder in der Slowakei (Bratislava) gemacht wurden
und ihre Entscheidung begründen. Dazu bekommen die Gruppen ca. 20 Minuten Zeit. Nachher werden
die Ergebnisse im Plenum präsentiert und diskutiert.
Reflexion: Folgende Fragen sollen eine Reflexion über Vorurteile und Stereotypen in Gang bringen:
• Warum wurden bestimmte Fotos der jeweiligen Stadt zugeordnet?
• Welche Kriterien wurden für die Zuordnung gewählt?
• Welche Annahmen hat man/frau über die Stadt?
• Woher kommen die Annahmen?
• Welche Annahmen gibt es über die Menschen, Einstellungen, Lebensweise etc.?
Spielvariante: Vor dem Treffen einer österreichischen und einer slowakischen StudentInnengruppe
kann die Aufgabe an die TeilnehmerInnen gestellt werden, jeweils ein Landschaftsfoto, ein Stadtfoto und
ein Foto einer Person zu machen. Die Fotos werden anschließend gesammelt und sortiert in Land-
schaftsfotos, Stadtfotos und Personenfotos. Gemischte Gruppen von ÖsterreicherInnen und Slowak-
Innen versuchen dann, die Fotos einem Land zuzuordnen. Man könnte diese Fotos auch weiter ver-
wenden, z.B. um eine Broschüre über das Leben in Österreich und der Slowakei zu erstellen.
Piotr Sankowski, Andrea SchwarzFotogalerie
224 Fotogalerie
Methodenblatt
Fotogalerie 225
1. Stephansdom, Wien
2. Innenstadt, Bratislava
3. schmiedeeisernes Tor, Bratislava
4. Innenstadt, Bratislava
5. Innenstadt, Wien
6. Innenstadt, Wien
7. Innenstadt, Bratislava
8. Innenstadt, Bratislava
9. Innenstadt, Wien
10. Innenstadt, Bratislava
11. Innenstadt, Bratislava
12. Stephansplatz, Innenstadt Wien
13. Blick von der Burg auf den Martinsdom,
Bratislava
14. Blaue Kirche, Bratislava
15. Rennbahnwegsiedlung, Wien
16. Präsidentenpalast, Bratislava
17. Großfeldsiedlung, Wien
18. Oper, Bratislava
19. Innenstadt, Bratislava
20. Rennbahnwegsiedlung, Wien
21. Bürogebäude, Bratislava
22. Großfeldsiedlung, Wien
23. Blick auf Bratislava
24. Weltladen, Innenstadt Wien
25. Bürogebäude Bratislava
26. Weltladen, Innenstadt Wien
27. Häuserfront, Bratislava
28. Weltladen, Innenstadt Wien
29. Straßenbild, Bratislava
30. Haus in Bratislava
31. Bratislava
32. Wien
33. Wien
34. Bratislava
35. Bratislava
36. altes Fabriksgebäude, Bratislava
37. Straßenbild, Wien
38. Wien
39. Wien
40. Häuserfront, Wien
41. Häuserfront, Bratislava
42. Ehemalige Putzerei und Färberei, Bratislava
43. Häuserfront, Wien
44. Haus der Fa. Bang und Olufsen, Bratislava
45. Häuserfront, Bratislava
46. An der Donau mit Blick auf die
Nordbahnbrücke, Wien
47. Novy Most (Neue Brücke) über die Donau,
Bratislava
48. Auf der Novy Most, Bratislava
49. Blick auf die Burg, Bratislava
Arbeitsblatt
Auflösung
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