Begleitseminar zum Praxissemester
Marc vom Endt
5. August 2015 | Seite 1
Dr. Sportwiss. Christopher Zitzmann
Institut für Gesundheits-, Ernährungs- und Sportwissenschaften
Abteilung Sportwissenschaft
Trendsportart Kitesurfing
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Trendsportart Kitesurfing
(Möglichkeiten und Gefahren)
Trendsportart Kitesurfing
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Inhalt
1. Historische Entwicklung
2. Ausrüstung
3. Kitesurfing als Wettkampfsport
4. Kitesurfing – ein gefährlicher Sport?
5. Aspekte der Sicherheit
6. Literatur
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Thema:
Historische Entwicklung
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Kitesurfing
„Natur erleben“
„Risikosportart“
„Faszination vom Fliegen“
„spektakulärster Trendsport seit Jahren“
„50 km/h schnell“
„10m hohe Sprünge“
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Historische Entwicklung
� lenkbare Drachen sind seit etwa 1000 Jahren aus dem fernöstlichen
Raum bekannt
� ca. 1830: in Europa stand wahrscheinlich
George Pocock Pate für das Kitesurfen
(ließ seine Wägen von Drachen statt von Pferden
ziehen)
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Historische Entwicklung
� in den späten 1980er Jahren erste Versuche, Kites mit Kanus, Ski,
Wasserski und Rollerskates zu kombinieren
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Historische Entwicklung
� Durchbruch gelang mit der Erfindung des WIPIKA (Wind Powered
Inflatable Kite Aircraft) der Gebrüder Legaignoux
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Ein vielseitiger SportEin vielseitiger SportEin vielseitiger Sport
� im Wasser
� an Land
� auf dem Schnee/Eis
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Herkunft des Kitesurfers
Kitesurfer kommen meist aus bewegungsverwandten Sportarten:
� Windsurfer
� Wellenreiter
� Wakeboarder
� Snowboarder
� Gleitschirmflieger, Buggypiloten
� Skateboarder
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So funktioniert`s
Um sich über das Wasser ziehen zu lassen, muss der Kite stets in
einem dreidimensionalen Windfenster fliegen.
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Thema:
Ausrüstung
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Ausrüstung
Tubekite (mit aufblasbaren
� Kite Schläuchen)
Softkite (Matten mit
Luftkammern)
� Kitebar
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Ausrüstung
direktional
� Board
bidirektional (Twintips)
� Trapez (Sitz- oder Hüfttrapez)
� Neoprenanzug (Kälteschutz)
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Thema:
Kitesurfing als Wettkampfsport
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Kitesurfing-Wettkämpfe
� Freestyle
Fahrer gegen Fahrer zeigen im K.O.-System ihre besten Tricks
(Rotationen, unhooked, Handlepasses)
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Kitesurfing-Wettkämpfe
� Waveriding
Fahrer gegen Fahrer reiten möglichst stylisch die (größten) Wellen ab
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Kitesurfing-Wettkämpfe
� Race
in mehreren Rennen wird auf einem
Dreieckskurs der schnellste Fahrer
ermittelt
� Boardercross- Kursrennen mit Start von Land und
Überqueren von Hindernissen
- als olympische Disziplin im Gespräch
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Kitesurfing-Wettkämpfe
� Speed
- Weltrekord auf 500 m-Strecke liegt bei 105 km/h
- schneller ist nur das Segelboot „Vestas Sailrocket“ (121 km/h)
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Thema:
Kitesurfing – ein gefährlicher Sport?
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Kitesurfing – ein gefährlicher Sport?
Gefahrensituationen beim Kitesurfing:
� messerscharfe Leinen (Reißfestigkeit von 400 kg)
� Kiter kann hart auf dem Wasser aufprallen
� durch drehenden und auffrischenden Wind kann plötzlich unerwarteter
Zug im Kite entstehen
� Kiter kann unkontrolliert aufs Land gezogen werden
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Erste Ergebnisse zur Verletzungscharakteristik
Kristen/Körner (2001) untersuchten über ein Jahr:
� 30 österreichische Freizeit-Kitesurfer
� 18 Profi-Kitesurfer
Verletzungen entstanden vornehmlich durch:
� ungeübtes Hantieren/Verheddern mit den Leinen
� harte Landungen auf dem Wasser und an Land
� hohe und ruckartige Zugbelastung des Kites
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Einzelfälle
Die schwersten Verletzungen traten bei unkontrolliertem Sturz auf das
Land (Strand, Klippen, Felder, Häuser) auf:
� Milzruptur (auf Klippen geschleudert)
� Querschnittlähmung (auf Feld gestürzt)
� Knochenbrüche/Schädelfraktur
(gegen Haus geschleudert)
Kristen/Körner (2001)
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Weiterführende Ergebnisse
1. bundesweit angelegten Umfrage mittels Fragebogen über das Kitemagazin
(Zitzmann 2005):
� 282 Leser (32 Frauen und 250 Männer) nahmen teil
� 94 Einsteiger und 188 Fortgeschrittene
� insgesamt 434 Verletzungen ausgewertet
2. weltweit angelegte Internetumfrage mittels Fragebogen
(Kwiatkowski 2009):
� 143 Personen (11 Frauen und 132 Männer)
� vom Einsteiger bis Profi vertreten
� insgesamt 74 Verletzungen ausgewertet
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Verletzungsarten
Zitzmann (2005)
Schnitt-/ Schürfwunde
37%
Prellung 29%
Verstauchung 7%
Fraktur6%
Platzwunde 6%Verrenkung
4%
Bänderriss 4%
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Verletzungslokalisation
Kopf (10%)
Rumpf (7%)
Hand (9%) Fuß (30%)
Bein/Knie (22%)
Zitzmann (2005)
Schulter/Arme (17%)
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Zitzmann (2005)
Verletzungsursache
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Zitzmann (2005)
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Einsteiger Fortgeschrittene Frauen
an Land auf dem Wasser
Verletzungssituation
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Ein Indiz für die Schwere der Verletzung ist die Behandlungsdauer bzw. die
Kite-(Sport)pause:
nicht behandlungsbedürftig: 34%
Versorgung durch Laien: 24%
ambulante Versorgung: 28%
stationäre Behandlung: 8%
stationär mit Operation: 5%
� in 47% aller Fälle war eine mehrtägige bis mehrwöchige Zwangspause notwendig
� 12% aller Verletzten mussten mehr als einen Monat pausieren
(Zitzmann 2005, Kwiatkowski 2009)
Schwere der Verletzung
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Verletzungshäufigkeit affiner Sportarten im Vergleich:
� Kitesurfen 1,0 – 6,8 Verletzungen/1000 Stunden
� Windsurfen 1,3 “
� Snowboarden 2,5 “
� Wakeboarden 2,5 “
zum Vergleich:
� Fußball 16,9 “
� Eishockey 78,4 “
(Nickel et al. 2004, Gosheger et al. 2001, Dohjima 2001, Carson 2004)
Verletzungen im Vergleich
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US-amerikanischer Unfallforscher Jossi dokumentiert seit 2000
Kiteunfälle:
� in 10 Jahren weltweit 96 Todesfälle
� zu 50% sind gefährliche Sturmböen Ursache der tödlichen Unfälle
(Jossi 2011)
Langzeitstudie
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Todesopfer beim Kitesurfing
� 2002: in Zingst/Ostsee verstirbt die 26jährige dtsch. Meisterin Silke Gorldt
während eines Wettkampfes (gegen einen Zaun an Land geprallt)
� 2010: 24jähriger Deutscher verunfallt in Südfrankreich (von einer Windböe
erfasst und gegen ein Haus geschleudert)
� 2009: ital. Kitesurflehrer stirbt westlich von Rom (von einer Windböe gegen
ein Haus geschleudert)
� 2015: 55jähriger Deutscher stirbt in Südfrankreich (von einer Windböe
erfasst und aus 10 m Höhe auf den Strand gestürzt)
� 2015: 52jähriger Neustädter ertrinkt vor Pelzerhaken/Ostsee (verlor beiablandigem Wind und 8° kaltem Wasser vermutlich die Kontrolle)
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� Verletzungshäufigkeit scheint unabhängig vom Könnensniveau
(Literaturlage uneinheitlich)
� je unerfahrener die Kiter, desto häufiger verletzen sie sich an Land
(Sturz aufs Land)
� Frauen verletzen sich deutlich seltener!
� Kiter unterschätzen oft widrige Wetterverhältnisse (Sturm, böigen Wind)
� Kiter überschätzen oft eigene Fähigkeiten
Resumee
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Thema:
Aspekte der Sicherheit
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Ratschläge zur Unfallvermeidung
� Übungen zum Starten und Landen sowie Flugübungen sollten von
Beginn an in seichtem Wasser durchgeführt werden
� Helm verwenden bzw. Helmpflicht einführen
� Prallwesten und Neoprenschuhe vermindern die Gefahr von Prellungen
an Rumpf und Füßen sowie Schnittverletzungen
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yy
FFiirrsstt
� ausreichend Platz an Land und auf dem Wasser
(2 Leinenlängen Abstand = 50 m)
� geeignete Kitegröße wählen
� Ausweichregeln beachten
� geeignetes Übungsrevier wählen
(hüfttiefes Stehrevier ohne Hindernisse; fernab von Badezonen und Surfern)
� Nicht bei böigem und ablandigem Wind kiten!
� Kitesurfen niemals autodidaktisch erlernen!
Safety First
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rraattuurr
� Kloos, G./Beckmann, T./Fuhrmann, S. (2009). Kite College. Vom
Einsteiger zum Könner. Verlag Kite&Learn. Hersching.
� Kristen, K./Körner, K. (2001). Kitesurfing – Surfen mit Lenkdrachen:
Präsentation und Risikoeinschätzung einer neuen Trendsportart. In:
Sportorthopädie & Sporttraumatologie; 17: 253-259.
� Kwiatkowski, A. (2009). Unfall- und Präventionsmechanismen beim
Kitesurfen unter Wettkampf- und Freizeitbedingungen. Dissertation.
Universität Hamburg.
Foliensatz unter: www.uni-flensburg.de/sport
Literatur
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Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit...